«  1  »

 

Gemeinderat, 21. Sitzung vom 07.04.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 98 von 112

 

die Jury. Von wem wird sie bestellt? Ebenfalls von der Stadt Wien.

 

Was macht das Kuratorium? Das Kuratorium, das von der Stadt Wien bestellt wird, legt die kulturpolitische Ausrichtung vor und setzt die Ziele fest, welche Projekte gefördert werden sollen. Wir haben das heute, glaube ich, lange genug diskutiert. Das ist genau das, was wir nicht wollen. Das ist Politagitation und Politaktivismus. Die unabhängige Jury hat dann genau diesen Politaktivismus zu vollziehen, weil sie entscheidet auf Grund dieser Vorgaben, welche Projekte förderungswürdig sind und welche nicht.

 

Solange die Förderungspolitik in der Stadt Wien so ausschaut, werden wir solchen Subventionen nicht zustimmen! - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner. Ich erteile es ihr.

 

19.25.20

GRin Katharina Schinner (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Es ist für mich immer wieder traurig und unverständlich, aber auch Realität, dass Projekte wie KÖR - Kunst im öffentlichen Raum von der FPÖ abgelehnt werden. Es handelt sich um ein Projekt, das Kunst erfolgreich und gewissenhaft vermittelt. Es gibt temporäre und permanente Kunstprojekte in der Stadt Wien. Es ist doch unser Bestreben, dass gerade zeitgenössische Kunst für jedermann, für jede Frau und für jedes Kind in dieser Stadt sichtbar und erlebbar wird, in Wahrheit so, dass man einfach am Weg zur Arbeit, am Weg in den Kindergarten, wo immer man sich auch befindet, über zeitgenössische Kunst stolpert. Das ist unser Verständnis. Das behübscht nicht nur, sondern das bildet, zeigt auf, erweitert den Horizont und macht unsere Stadt tagtäglich schöner. Dieser verantwortungsvollen Aufgabe kommt KÖR nach. Ich finde es unglaublich, die Jury hier irgendwie zu diskreditieren und in den Raum zu stellen, dass nicht komplett unabhängig gearbeitet wird! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Es wird das auf eine ganz gewissenhafte Art und Weise so getan. Ich darf KÖR schon viele Jahre begleiten.

 

Es ist halt eine Realität, dass sich die FPÖ jedes Jahr dazu entscheidet, hier nicht mitzustimmen. Ich bitte wirklich, KÖR und die vielen Projekte, die hier Jahr für Jahr passieren, zu unterstützen und mitzutragen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Stumpf. Ich erteile es ihm.

 

19.27.30

GR Michael Stumpf, BA (FPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

„Schwule Sau“: So lautete der Titel eines Kunstprojektes aus dem Jahr 2013, das aus den Fördermitteln der Kunst im öffentlichen Raum finanziert wurde. Man kann nachlesen, wenn man sich ein bisschen für dieses durchaus interessant klingende Projekt interessiert, wie die Kunst im öffentlichen Raum dies definiert. Da steht nämlich, ich zitiere: „Bezeichnungen wie ‚schwule Sau‘ oder ‚Mannweib‘, die im täglichen Sprachgebrauch abfällig und abwertend verwendet werden, wurden hier absichtlich eingesetzt. Der Künstler griff damit Judith Buttlers Theorie der Performativität des politischen Diskurses zu Hate Speech auf. Er machte sich und seinen Körper zur Ausstellungs- und Projektionsfläche und stellte sich in der Installation der Öffentlichkeit.“ Dass schon damals im Jahr 2013 viele Bürger verstört über diese Kunstinstallation waren, ist Ihnen auf Grund von Bildern wie diesem in hoher Wahrscheinlichkeit auch nachvollziehbar. (Der Redner stellt ein Bild zum von ihm angesprochenen Projekt auf das Pult.)

 

Ob eine Kunstinstallation oder ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum ästhetisch, schön oder praktikabel ist, da sind wir uns offenbar einig, sollte dennoch nicht Ziel und Auftrag von politischen Mandataren sein, dies festzustellen. Ich nehme mir aber als Mandatar, und das werde ich nicht müde, zu betonen, sehr wohl das Recht heraus, über die Höhe der Ausschüttungen von Steuergeldern in Bezug auf diverse Kunstprojekte im öffentlichen Raum eine Meinung zu haben. Diese habe ich. Ich bin nämlich felsenfest der Meinung, dass es zum Beispiel auch Orte und Plätze in Wien gibt, wo man sehr wohl hinterfragen muss und hinterfragen darf, ob dort überhaupt ein Kunstprojekt des KÖR wirklich nötig ist. Nehmen wir als Beispiel den Wiener Graben. Der Graben an sich ist ein einzigartiges Kunstwerk. Da reden wir von der Pestsäule, den wunderschönen Skulpturen, dem wunderschönen Kirchenvorplatz der Peterskirche. Ob dort oder an anderen ähnlichen geschichtsträchtigen Orten Wiens derartige permanente Kunstinstallationen, und ich rede hier von permanenten, nötig sind, meine Damen und Herren, wage ich, zu bezweifeln! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Ein anderes interessantes Projekt hieß „Projekt Notausgang“, aus dem Jahr 2015, am Maria-Theresien-Platz. Zu sehen waren, wie Sie sehen (Der Redner stellt ein Bild zu dem von ihm nunmehr angesprochenen Projekt auf das Pult.), Flaggen mit Exit-Schildern. Das Projekt beschreibt sich folgendermaßen: „Durch die Präsentation am Langen Tag der Flucht und die aktuellen Debatten um Flüchtlinge, Asyl und Migration stand die Arbeit per se in einem politischen Kontext.“ Offenbar stehen sehr viele geförderte Projekte der Kunst im öffentlichen Raum in einem rot-grünen politischen Kontext. Wo der künstlerische und handwerkliche Mehrwert ist, der eine derartige Fördersumme, und wir reden hier nicht von wenig Geld, wir reden von 590.000 EUR pro Jahr, also über eine halbe Million Euro, rechtfertigen soll, ist mir bei zwei im Winde flatternden Fahnen nicht wirklich nachvollziehbar! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Jetzt komme ich zu meinem absoluten Lieblingsprojekt, weil ich ein unmittelbar Betroffener bin. Ich gehe jeden Tag daran vorbei, weil ich in der Nähe wohne. Das ist ein Projekt aus dem Jahr 2009, „Warten auf Vögel IV“. (Der Redner stellt wieder ein Bild zu dem von ihm nunmehr angesprochenen Projekt auf das Pult.) Es ist in der Kundmanngasse im 3. Bezirk zu bestaunen und zu betrachten, eine permanente Installation. Diese sorgte damals, als sie errichtet wurde, für Riesenaufregung bei den Bezirksbewohnerinnen und -bewohnern selbst. Man

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular