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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 01.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 96

 

ruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Das werden Ihnen alle bestätigen.

 

Wenn immer über Dresden, Köln, et cetera gesprochen wird - die Frau Stadträtin hat selbst das Beispiel Köln gebracht -, dann sage ich: Stimmt! Köln war auf der Roten Liste. Wissen Sie, warum? - Weil Köln am gegenüberliegenden Rheinufer vor dem Dom ein Hochhaus aufbauen wollte! - Damit ist es auf die Rote Liste gekommen. Was hat die Stadt getan? - Sie haben das Projekt gestoppt und nicht umgesetzt, und damit blieb der Weltkulturerbe-Status erhalten.

 

Es gibt ein Projekt in der westlichen Hemisphäre, von dem ich weiß, dass der Welterbe-Status aberkannt wurde, und das ist Dresden. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Nein! Das ist das Elbtal!)

 

Wie ist das vor sich gegangen? - Es hätte eine Brücke über diesen entsprechenden Fluss gebaut werden sollen, worauf die UNESCO gesagt hat: Wenn diese Brücke kommt, verliert Dresden den Weltkulturerbe-Status. Was ist dann geschehen? - Dresden hat darüber abgestimmt, ob man die Brücke oder den Status will, die Entscheidung fiel für die Brücke, und deswegen war der Status weg. - Sonst kenne ich kein Beispiel in der westlichen Hemisphäre dafür, dass dieser Status aberkannt wurde.

 

Mir wurde gesagt, dass die einzigen Fälle, in denen es dann keinen Status mehr gegeben hat, in Zonen auf der Erde zu finden sind, wo es Bürgerkrieg, Krieg und Zerstörung gibt, wo Terroristen Kulturstädte zerstören. Deswegen geht dort das Weltkulturerbe verloren. In Wien geht es deshalb verloren, weil Rot-Grün unehrlich mit der Planung umgeht. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehen wir uns ein wenig um in der Chronologie, wie das Ganze entstanden ist! Das beginnt im Juni 2012, als man in der Stadt gesagt hat, wir beginnen die Planung, et cetera mit dem Investor. Von diesem Beginn an hat Icomos aber gesagt, bitte aufpassen, was dort geschieht!

 

Im Februar 2013, als die Planung mit einem Hochhaus von 73 m vorgestellt wurde, haben Sie, Frau Vassilakou, noch eingeräumt, dass man mit der UNESCO noch darüber reden und dass das noch Gegenstand von Erörterungen sein wird. Die UNESCO und Icomos haben gesagt, das Höhenlimit ist auf den Status quo zu begrenzen. Man hat nicht einmal gesagt, dass dort kein Hochhaus mehr stehen darf, sondern nur, dass es nicht höher sein sollte als bisher. Im Jahr 2014 hat die Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission gesagt, dass sie auf Änderungen besteht, weil sonst die Gefahr besteht, dass das Weltkulturerbe aberkannt wird.

 

Das Ganze kann man so weiterverfolgen bis jetzt, bis 2017. Und ich kenne keine einzige Aussage von Rot-Grün, wonach sie offen sagen, wir wollen das Weltkulturerbe abschaffen. Sie nehmen aber bewusst in Kauf, dass das der Fall sein wird, und es wird tatsächlich der Fall sein.

 

Bitte machen wir uns nichts vor! Wenn dieser Flächenwidmungsplan heute durchgeht, dann kommt Österreich beziehungsweise Wien auf die Rote Liste, und dann wird die Aberkennung folgen. Das ist vollkommen klar! Es ist ein unehrlicher Weg, zu sagen: Probieren wir es einfach! Schauen wir einmal! Das ist unehrlich gegenüber dem Investor, unehrlich gegenüber der Stadt, unehrlich gegenüber dem Kulturgut. - Das kann es nicht sein! Deswegen wird es von uns keine Zustimmung geben. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Chorherr. - Bitte schön.

 

12.07.50

GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE)|: Meine Damen und Herren!

 

Nach fünf Jahren Entwicklung eines in der Tat anspruchsvollen und auch schwierigen Projektes wird heute hier eine Entscheidung getroffen werden, und weil ich in der Tat seit 2012 sehr intensiv bei diesem Projekt dabei war, möchte ich noch einige Ergänzungen bringen, ohne das zu wiederholen, was die Frau Vizebürgermeisterin hier ausführlich dargestellt hat.

 

Das Wesentliche noch einmal zusammengefasst: Welche Perspektive hat der Eislaufverein? - Ich sage noch einmal ganz bewusst dazu: Was ist die Position eines Kulturdenkmals wie des Konzerthauses, wo man von Anfang an gesagt hat, dass man sich gegenüber einem öffentlichen Raum öffnen möchte und aus öffentlichen Gründen dieses Projekt sehr unterstützt.

 

Die kooperativen Verfahren haben so begonnen - ich kann ich mich noch genau erinnern -, dass man 2012 alle Standpunkte nebeneinander gelegt und gesagt hat, wenn alle auf ihrem Standpunkt beharren, dann kann sich das zusammen schlecht ausgehen! Dann hat es ein sehr intensives Ringen gegeben, das dann zu diesem Projekt geführt hat.

 

Ich möchte jetzt ganz bewusst auf die Argumente vieler Gegnerinnen und Gegner eingehen, die ich sehr ernst nehme. - In der Tat hat uns die Urabstimmung - und auch darüber möchte ich sprechen - in eine zweifellos schwierige Situation gebracht.

 

Es gibt, wie ich glaube, in vielen Parteien Befürworter und Gegner. Das ist eben so bei Bauprojekten in Wien, und ich möchte diesbezüglich jetzt kurz in die Geschichte gehen.

 

Ich habe jetzt noch einmal nachgelesen: Um das Looshaus auf dem Michaelerplatz gab es eine heftige Auseinandersetzung. Dieses wurde dann trotz enormeren Widerstands gebaut, und heutzutage pilgern zu Recht, wie ich meine, sehr viele Touristen, aber auch Wienerinnen und Wiener dorthin. - Ich durfte erst jüngst im Looshaus an einem Seminar teilnehmen.

 

Das zweite Projekt, das ich auch schon einmal kurz erwähnt habe, war Otto Wagners Stadtmuseum auf dem Karlsplatz, gegen welches sich blitzschnell eine Bürgerinitiative unter Fürstin Pauline Metternich gegründet hat, die 6.000 Unterschriften gegen dieses Projekt gesammelt hat. Es wurde dann Druck ausgeübt, sodass dann sozusagen ein Eins-zu-eins-Modell auf dem Karlsplatz errichtet wurde, und es hat natürlich grässlich ausgeschaut, als da mitten auf dem Karlsplatz eine Mauer von 6, 7 m stand. Diese Initiative hat dann dazu geführt, dass dieses Museum nicht errichtet wurde.

 

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