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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 01.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 49 von 96

 

Da mich Kollege Juraczka gerade so fragend anschaut: Also ich finde, dass sich auch im inneren Kern etwas verändern kann. Wir als Generation sollten durchaus noch etwas hinterlassen und sollten nicht sagen, Wien muss in 1.000 Jahren noch immer genauso aussehen wie jetzt, jede Schraube ist gleich drinnen. Man hat es ja schon oft gesehen, und ich erwähne das immer so gerne, wenn ich Richtung ÖVP schaue: Wenn es nach eurem Willen gelaufen wäre, würde diese Stadt ganz anders ausschauen. Ihr wart ja gegen viele Dinge, und das ist gar nicht lange her. Ihr wart gegen eine U-Bahn, gegen eine Donauinsel. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wir waren auch gegen Zwentendorf!) Viele von uns waren auch gegen Zwentendorf, aber das hätte die Stadt doch sehr verändert. Sie waren auch gegen ein Haas-Haus. Ich bin selten dort, aber wenn ich heute ins Haas-Haus gehe, sehe ich sehr wohl Vertreter von ÖVP und FPÖ dort sitzen. Ihnen geht es sehr gut dort, die freuen sich über das Ganze.

 

Wenn ich noch einmal zur ÖVP schauen darf: Ich weiß, dass Sie von Anfang an für dieses Projekt waren, alle Ihre Kollegen und Kolleginnen im 3. Bezirk waren sogar für die erste Phase, die wir hatten. Das war nämlich wirklich noch das Hochhaus, und das war, bevor wir darüber gesprochen haben, dass wir da eine Redimensionalisierung vornehmen. Da waren alle dafür und da hat es keine ... (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich habe in einer Rede gesagt, dass die Höhe wurscht ist! Es geht um die Erhaltung des Kulturerbes!) - Ja, uns geht es auch um die Erhaltung des Kulturerbes, aber so wie jetzt diskutiert worden ist, muss ich sagen, vor Jahren hat das bei der ÖVP anders geklungen. Dann ist das Mediale dazugekommen und dementsprechend stehen wir jetzt vor der Diskussion: UNSECO-Weltkulturerbe - Ja oder Nein.

 

Weil es vom Kollegen Blümel angesprochen worden ist: Ja, Dresden hat den Weltkulturerbe-Status 2009 verloren. Was Sie im Zusammenhang mit diesem Verlust angesprochen haben: Es hat sich um das Elbtal gehandelt. Da von Seiten der ÖVP auch das Argument gekommen ist, was das nicht für wirtschaftliche Folgen für die Stadt Wien haben würde, wenn wir den Weltkulturerbe-Status verlieren sollten, wovon ich nicht ausgehe, ich habe mir das angeschaut: Dresden hat seit dieser Zeit, nämlich seit 2009 1 Million mehr Nächtigungen und 307.000 Auslandsgäste mehr. Daher lasse ich dieses Argument erst mal nicht gelten. Das soll nicht heißen, dass ich den Weltkulturerbe-Status verlieren will, ich will da nur bei Tatsachen bleiben.

 

Ja, stimmt, das Projekt im Zusammenhang mit dem Kölner Dom habe ich mir auch genau angesehen. Da ist das Projekt überhaupt abgesagt worden. Wir hingegen haben uns darauf geeinigt, dass wir unser Projekt verändern werden. Ich habe mir dann die von der UNESCO geführte Rote Liste des gefährdeten Welterbes angeschaut. Wissen Sie, was da noch alles draufsteht? Da steht die Klagemauer drauf, und noch ärger: Es steht die Altstadt von Jerusalem drauf, und zwar seit 1982.

 

Jetzt komme ich zu dem Punkt, dass man vielleicht auch einmal mit der UNESCO diskutieren sollte, dass man sagen sollte, uns wäre die Innenstadt als Weltkulturerbe lieber als der gesamte Bereich, weil sich dort noch etwas entwickeln lässt. Können wir da diskutieren, dass wir das gemeinsam schaffen, das neu zu definieren, oder muss man auf einer Roten Liste seit 1982 stehen? (Zwischenruf von GR Armin Blind.) Da hinterfrage ich auch die UNESCO und jene Mitarbeiter, die da etwas auf eine Rote Liste setzen und dann keine Konsequenzen gesetzt haben.

 

Was mir lieber wäre, ist, dass wir das UNESCO-Weltkulturerbe auch marketingtechnisch ein bisschen mehr verwenden. Also ich persönlich komme viel herum. Ich habe noch nie irgendwo gelesen, Wien ist UNESCO-Weltkulturerbe. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ob Sie das vor der Diskussion wirklich oft erwähnt haben. Worum ich Sie ersuchen würde: Wir sollten viel mehr stolz darauf sein, dass wir OSZE-Sitz sind, dass wir die OPEC hier haben, und was wirklich ein großer Aufruf an alle Kollegen und Kolleginnen ist: Dass wir UNO-Sitz sind. Das ist nämlich nicht in Stein gemeißelt. Egal, wo ich jetzt hinkomme - ich war in New York, und ich war erst vor wenigen Tagen in Sarajevo -, wenn unser Engagement bezüglich der UNO nicht intensiver wird, dann verlieren wir etwas, das wirklich essentiell für diese Stadt ist, nämlich den UNO-Sitz. Wir sollten viel mehr stolz darauf sein, dass wir UNO-Sitz sind. Das ist mir wesentlich wichtiger als die Tatsache, dass wir den Weltkulturerbe-Status haben, den ich aber genauso verteidigen werde. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Birgit Hebein.)

 

Ich persönlich bin für eine zeitgemäße Modernisierung - das haben Sie schon gehört. Das fängt auch bei diesem Haus hier an. Also ich hätte mir beim Umbau des Wiener Rathauses auch gewünscht, dass irgendetwas vielleicht bleibt, das von uns ist. Viele von uns waren vielleicht schon im Reichstagsgebäude in Berlin. Ich glaube, niemand würde dort hingehen, wenn nicht die Kuppel drauf wäre. Vielleicht fällt auch uns noch ein, wie wir unsere historischen Gebäude so verändern, dass sie vielleicht neue Magneten werden und dass wir etwas hinterlassen können. Das habe ich vorhin gemeint. Vielleicht versteht man jetzt besser, was ich mit „Modernisierung“ meine. (GR Dominik Nepp: Ein Glasdach!)

 

Was ich mir als Landstraßer gewünscht hätte - und da schaue ich alle meine Kollegen aus dem 3. Bezirk an -: Hätten wir die gleiche Emotion gehabt, als es um den ORF gegangen ist, dann hätten wir vielleicht etwas geschafft, das dem 3. Bezirk viel mehr gebracht hätte. Jetzt haben wir dort nämlich ein Bauloch, und wir haben medienpolitisch dort sehr, sehr viel vergeben. Ich bin für das Projekt am Heumarkt deshalb, weil ich darin für die Bewohnerinnen und Bewohner der Landstraße sehr viel Positives sehe und die Chance nicht missen möchte, dass wir dort eine Freizeitmöglichkeit und eine Modernität in den 3. Bezirk bekommen, die wir derzeit nicht haben und die wir ohne das Projekt nicht bekommen würden.

 

„Österreich“ schreibt heute vom „Catchen am Heumarkt“. Das ist natürlich historisch, dort wurde gecatcht. Was mir in dieser Diskussion aber aufgefallen ist - und wir reden da jetzt schon sehr lange -: Was die Opposition

 

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