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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 26.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 95 von 134

 

ner Nachredner zumindest mündlich noch eine Studie präsentieren. Es wäre sehr nett.

 

Das Zweite ist das Thema Nachhaltigkeit. Ich habe auch bei der letzten Gemeinderatssitzung im Mai kritisiert, dass es auf Grund der Beachvolleyball-WM weniger Beachvolleyball-Plätze in Wien geben wird als vorher, weil eben die Trainingsplätze, die Gratistrainingsplätze, die es am Georg-Danzer-Steg gab, geschliffen worden sind und es noch immer offen ist oder eigentlich jetzt, soweit ich das gehört habe, tendenziell so ist, dass diese Beachvolleyball-Plätze nicht mehr neu errichtet werden. Das heißt, wir haben nach wie vor die paradoxe Situation, dass wir in Wien eine Beachvolleyball-WM, aber trotzdem weniger Sportmöglichkeiten im Bereich Beachvolleyball haben. Das lehnen wir natürlich ab, denn das ist reine Event-Kultur (GR Dominik Nepp: Böse! Wie in Kärnten, oder?) und hat nichts mit Nachhaltigkeit für den Breitensport zu tun. (Beifall bei den NEOS.)

 

Aber nun zum allgemeinen Zustand unserer Sportstätten. Da ist es generell bei Weitem nicht so gut bestellt, wie es der Anspruch der selbsternannten Sportstadt Wien sein sollte. Wir schaffen es im Fall der Beachvolleyball-WM zwar, einen siebenstelligen Betrag für die Infrastruktur eines zehntägigen Events aufzustellen, die gleich im Anschluss wieder abgebaut wird, aber grundsätzlich sind die Sportstätten hier in Wien immer noch sehr, sehr ausbaufähig. Es fehlen beispielsweise attraktive Angebote für Hochleistungsschwimmer. Die haben überhaupt nichts, das ihnen zur Verfügung steht. Das Stadthallenbad ist zeitweise überlaufen und für Sportler wenig attraktiv. Es gibt keine Eishalle, die internationalen Standards genügt. Wir haben auch das Problem der Albert-Schultz-Halle - das war ja im Zuge der Play-offs wieder Thema in den Medien -, und wir haben in Wien kein Fußballstadion, das den Kriterien der UEFA Champions League zumindest für ein Endspiel entsprechen würde. Irgendwann aber wäre so ein Event schon auch wieder einmal ganz nett, weil das ja auch sehr viel internationale Aufmerksamkeit genießt.

 

Im Breitensport muss natürlich auch sehr, sehr viel mehr für die Sportstätten getan werden. Es muss nämlich nicht immer eine kostspielige große Anlage für große internationale Bewerbe gebaut werden, das Problem liegt auch darin, dass bereits bestehende Ressourcen meiner Meinung nach ineffizient genutzt werden. Die Turnsäle der städtischen Schulen können ja für eine moderate Gebühr durch Sportvereine über die MA 51 gemietet werden, allerdings nur von Montag bis Donnerstag von 18 bis 21 Uhr, und da sind die Säle eigentlich zu 100 Prozent ausgebucht. Der Bedarf ist aber weitaus größer als das Angebot. Zu allen anderen Zeiten, wo die Turnsäle ja auch nicht durchgehend belegt sind, wäre ja die MA 56 zuständig. Diese erfasst aber leider nicht elektronisch. Es wäre daher meiner Meinung nach sehr sinnvoll, diese Saalbelegung irgendwo zentral zu erfassen, um hier ein breites Angebot stellen zu können. Das würde, glaube ich, nicht die Welt kosten, aber würde ein sehr, sehr schönes Angebot für den Breitensport bieten, und nicht jede MA würde ihr eigenes Supperl kochen, wodurch die Sportler im Moment das Nachsehen haben.

 

Wir brauchen ein grundlegendes Umdenken in der Sportpolitik, das heißt, weniger Macht und Geld für die parteipolitisch eingefärbten Dachverbände - und zwar in ganz Österreich -, die ja bei den meisten Förderentscheidungen mitreden und den großen Teil der Gelder abgreifen. Wir brauchen eine Beseitigung dieser Doppel- und Dreifachstrukturen, bestehend aus Dachverbänden, dem ÖOC und der Bundes-Sportorganisation. Und wir brauchen mehr Flexibilität und Raum für Eigeninitiative, auch mit dem Ziel, privates Sponsoring oder Crowdfunding im österreichischen Sport aufzustellen. Hier braucht es einfach bessere Rahmenbedingungen, die noch nicht vorhanden sind.

 

Es ist auch keine Überraschung, dass das Portal „Dossier“ über die Sportförderung in Österreich titelt: „Wenn der Filz zum Gesetz wird“, denn genau das ist es im Moment. Und das neue Bundes-Sportförderungsgesetz bestätigt … (GR Christian Hursky: Die BSO vergibt keine Sportförderungen!) - Ich rede nicht von Förderung, ich rede von Dreifachstrukturen! (Neuerlicher Zwischenruf von GR Christian Hursky.) - Ich habe Ihnen jetzt zugehört. Ich habe von Dreifachstrukturen geredet. Und die BSO hat … (Weiterer Zwischenruf von GR Christian Hursky.) - Ich glaube nicht, dass das jetzt eine Fragerunde ist. Wir können das gerne bilateral klären, aber … (Weiterer Zwischenruf von GR Christian Hursky.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Meine Herren, bitte keine Doppelconférence! Das ist auch in unserer Geschäftsordnung so nicht vorgesehen.

 

GR Markus Ornig, MBA (fortsetzend): Also erstens finde ich das massiv unverschämt, aber Sie können sich gerne zu Wort melden und uns aufklären, warum die BSO keine Förderungen vergibt. Dass sie keine vergibt, weiß ich, aber ich habe von Dreifachstrukturen gesprochen.

 

Aber es ist ja gut, dass Sie hier so klugscheißen. (Heiterkeit.) - Ich nehme gerne einen Ordnungsruf dafür entgegen.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Kollege, Sie haben es ja vorweggenommen: Das geht nicht!

 

GR Markus Ornig, MBA (fortsetzend): Ich beende somit meine Rede.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich erteile Ihnen für den Ausdruck „klugscheißen“ einen Ordnungsruf. - Das halte ich jetzt nicht für etwas, worüber man sich freuen kann. (GR Mag. Wolfgang Jung: Manchmal hat er recht!)

 

Sie haben 8 Minuten Redezeit verbraucht. Das heißt, die Restredezeit der Fraktion beträgt 3 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. Die selbstgewählte Redezeit sind 10 Minuten, die Restredezeit der Fraktion 11 Minuten. Ich werde mir erlauben, gleich die 11 Minuten einzustellen. - Sie haben das Wort.

 

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