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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 27.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 48 von 78

 

dass da etwas geändert werden muss, dazu kommen, mit einem System zu arbeiten, das nicht funktioniert!

 

Genau am Beispiel der Gassergasse sehen wir, worin die Herausforderungen bestehen: Über 95 Prozent Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache, davon ein Zehntel als außerordentliche Schüler und dazu noch sehr viele Kinder mit Beeinträchtigung. Das ist ein Umfeld, wo Schulunterricht nicht gut stattfinden kann. In der Schule wurde aber genau das Richtige getan: Es wurde eine Binnendifferenzierung hergestellt, es wurden nämlich an der Schule selber unterschiedliche Gruppen kreiert - es sind eigentlich Leistungsgruppen -, um wirklich individuell zu fördern. Dieses Beispiel zeigt, dass die Idee des Teamteachings und der Neuen Mittelschule mit Inklusion um jeden Preis und Großgruppen nicht funktioniert.

 

Man braucht relativ homogene Gruppen, um auch arbeiten zu können. Das höre ich auch von ganz vielen Lehrern und Direktoren an Polytechnischen Schulen, dass nämlich auch die Leistungsgruppen, die dort bestehen, bei Weitem nicht ausreichen, weil in der letzten Leistungsgruppe teilweise Analphabeten mit Schülern zusammen sind, die schon viel mehr können, und es daher für die Lehrkräfte unmöglich ist, einen eigentlichen Fortschritt voranzubringen.

 

Hier liegen die Zukunftsfragen dieser Stadt: Neue Mittelschulen und Polytechnische Schulen, wo wir mehr investieren und womit wir uns besser auseinander setzen müssen.

 

Ein Beispiel sind auch Schulpsychologen: Natürlich wurden bereits einige angestellt, es geht in die richtige Richtung. Ich weiß aber nicht, ob es in den nächsten Monaten hilfreich sein wird, wenn Direktoren von Studierenden berichten, die ihr Schulpraktikum als Schulpsychologen an einer Problemschule machen. Vor allem ist das Kontingent noch immer extrem niedrig, und für viele Direktoren ist das zur Zeit sogar mehr Aufwand als Hilfe. Der Aufwand ist deshalb so hoch, weil der bürokratische Aufwand für Lehrerinnen und Lehrer in dieser Stadt vor allem durch die Schulverwaltungsprogramme enorm hoch ist. Hier könnte man, glaube ich, auch einiges effizienter gestalten.

 

Wir bringen einen Antrag ein, der in die Richtung geht, dass wir die frühe Trennung im Gymnasium und Neuen Mittelschulen auch nicht als sinnvoll erachten, denn diesfalls gibt es eine Vererbung des Bildungshorizonts der Eltern auf die Kinder, dem wir entgegentreten müssen, und wir wollen dem durch eine gemeinsame Schule mit eben dieser bereits geschilderten Binnendifferenzierung entgegentreten. Das ist unseres Erachtens der richtige Ansatz, nämlich innerhalb der Schule zu unterscheiden und dort die entsprechenden Gruppen zu bilden (Beifall bei den NEOS.)

 

Das ist für uns der bessere Ansatz. Es gibt nämlich auch Anträge von ÖVP und FPÖ zur Erhaltung des Gymnasiums um jeden Preis. Ich meine, hier können wir fortschrittlicher in diese Richtung gehen, um das auch in einer zukünftigen Reform im Hinblick auf größere Autonomie wirklich zur Entfaltung zu bringen. - So viel zum Bereich Bildung.

 

Mein zweites Thema ist die Integration: In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem den Bereich Radikalisierung und Deradikalisierung ansprechen, weil mich vor allem der letzte Bericht des Verfassungsschutzes wirklich stutzig gemacht hat, dass wir nämlich mittlerweile in Österreich 296 Foreign Terrorist Fighters haben, und davon vermutlich sehr viele in Wien. Diese Hochschätzung ergibt also eine sehr schockierende Zahl, damit sind wir nach Belgien auf Platz 2 pro Einwohner. Von dieser Personengruppe geht eine enorme Gefahr aus, und vor allem Wien ist diesbezüglich sehr gefährdet.

 

Deswegen müssen die Anstrengungen der Stadt Wien in diesem Bereich noch intensiviert werden. Ich weiß, dass es das Deradikalisierungsnetzwerk gibt, aber hier braucht man wirklich eine individuelle Betreuung und auch eine bessere Informationsstelle mit dem Bund. Daher werde ich einen Antrag auf Zuweisung einbringen, damit wir uns mit dieser Thematik noch genauer gemeinsam beschäftigen können.

 

Integration und Bildung sind die Zukunftsfragen dieser Stadt und gehen Hand in Hand. Diese Themen müssen gemeinsam gesehen werden, damit die Herausforderungen gelöst werden können.

 

Im Bereich der Bildung ist auch ein Antrag der FPÖ zur Sonderschule auf dem Tapet. Diesem können wir so nicht zustimmen, weil wir glauben, dass die Vision, bestmögliche Inklusion zu betreiben, gut ist. Wir glauben auch nicht, dass wir Sonderschulen in den nächsten Jahren abschaffen können, aber wir sollten versuchen, Sonderschulen zu öffnen, und zwar zu öffnen für andere Schülerinnen und Schüler. International und auch schon in Wien gibt es dafür sehr gute Beispiele, wie man diesen Prozess angehen kann, sodass wirklich jeder Schüler die gleiche Möglichkeit hat. Hier würden wir gerne diese verkehrte Inklusion erreichen und werden deshalb dem Antrag der FPÖ auch nicht zustimmen, weil wir unseren Weg als sinnvoller ansehen.

 

Von der FPÖ gibt es noch einen Antrag zur Evaluierung der Integrationsvereine im Bereich der Stadt Wien. Auch wir sehen zu wenig Strategie in der Koordinierung dieser Vereine und vor allem auch erheblichen Verbesserungsbedarf in Abstimmung mit dem Bund. Wir glauben aber nicht, dass es der richtige Schritt ist, all diese Aufgaben der Vereine in den Magistrat hineinzuholen. Ich glaube nicht, dass die städtische Verwaltung in diesem Bereich effizienter ist, als es Externe sein können. Aber natürlich ist auch die jetzige Struktur der Vereine nicht ideal. Mein Idealfall wäre eine politische Strategie, zu analysieren, was wir brauchen, nach diesem Bedarf dann auszuschreiben und so private Kooperationspartner zu finden. - Das heißt, auch diesem Antrag der FPÖ werden wir nicht zustimmen, obwohl auch wir in diesem Zusammenhang Verbesserungsbedarf sehen.

 

Das war mein Beitrag zum Bereich Integration und Bildung. Ich glaube, hier sollten wir gemeinsame Anstrengungen vollziehen, um die Stadt zukunftsfit zu machen. - Danke sehr. (Beifall bei den NEOS.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: 10 statt 15 Minuten Redezeit wurden in Anspruch genommen, somit verbleibt eine Restredezeit von 13 Minuten. Als Nächste

 

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