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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 28.09.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 102

 

ser arbeiten? Und: Wie können wir Methoden entwickeln, um dieser Gewalt auf der einen Seite zu begegnen, aber auf der anderen Seite natürlich die Frauen, die im Frauenhaus sind, gut zu begleiten?

 

Da ist ein Mal mehr eben für uns herausgekommen, dass Frauen durch all unsere Instrumente, die wir haben, und die Öffentlichkeitsarbeit, die wir machen, nicht nur in den „16 Tagen gegen Gewalt“, zunehmend sensibilisiert sind und die Kraft und den Mut haben, über sexuelle Gewalt zu sprechen, das heißt, über physische Gewalt zu sprechen. Wenn wir aber mit den Frauen arbeiten - da ist natürlich viel psychologische Arbeit notwendig -, hat sich vor dem physischen Übergriff oft auch psychische Gewalt abgespielt: Das ist Essensentzug, Runtermachen, soziale Kontakte verbieten, et cetera. Das heißt, das ist schon ein sukzessives Abwerten der Frauen, das natürlich psychisch ganz viel macht und dann natürlich letztendlich physische, somatische Äußerungen mit sich bringt.

 

Wir haben gesagt, wir möchten dieses Thema gerne in den „16 Tagen gegen Gewalt“ aufgreifen. Da geht es uns ganz stark um Sensibilisierung. Da geht es uns um das Tabubrechen und dann geht es uns aber auch noch darum, in den 16 Tagen das Thema Cybermobbing zu bearbeiten, wo es um Gewalt und Hass im Netz geht. Die Staatssekretärin und die Frauenministerin haben zu diesem Thema jetzt gerade ein Programm und auch eine Anlaufstelle für Opfer präsentiert. Wir haben in der Magistratsabteilung 57 für Mädchen eine Fibel zum Umgang mit Gewalt im Netz erstellt. Das ist ein Thema, wo es noch viel Bewusstseinsarbeit braucht, weshalb es ganz wichtig ist, dass wir es in unsere Gewaltschutzarbeit aufnehmen. Das heißt, psychische Gewalt auf der einen Seite und das Thema im Besonderen Hass im Netz, sexuelle Gewalt im Netz, Cybermobbing als ein zweites Thema, wo es viele Veranstaltungen rundherum geben wird.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage wurde zurückgezogen.

 

Die 3. Zusatzfrage kommt von den Grünen. - Frau GRin Mag. Huemer, bitte.

 

9.36.07

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Ich danke Ihnen für Ihre Informationen und auch für die ganz klare Haltung, die Sie hier zum Ausdruck gebracht haben und die, glaube ich, auch Ausdruck der rot-grünen Stadtregierung ist: Gewalt hat keinen Platz hier in dieser Stadt, wenn Sie sich gegen Frauen, gegen Kinder, gegen Mädchen richtet, wie überhaupt Gewalt keinen Platz hier haben soll. Sie haben das Stichwort Sachlichkeit erwähnt.

 

Wir haben vor Kurzem, vorige Woche, den neuen Wiener Gleichstellungsmonitor präsentiert, den Gleichstellungsmonitor 2016. In diesem Gleichstellungsmonitor gibt es auch ein Kapitel, das sich mit dem Thema Gewalt gegen Frauen beschäftigt. Wir haben ein Gleichstellungsziel, das heißt: Gewalt gegen Frauen sichtbar machen und Gewalt gegen Frauen senken. Ein ganz großes Themenfeld, wo Frauen am stärksten von Gewalt betroffen sind, ist die Gewalt in der Familie. Meine Frage an Sie ist nun: Welche neuen Informationen bietet uns der Gleichstellungsmonitor zum Thema Gewalt in der Familie gegen Frauen?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte!

 

Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Danke für diese Frage, denn eigentlich haben wir uns jetzt gerade der Frage des Diskurses gewidmet und auch eben der Frage der sexuellen Übergriffe gerade auch im öffentlichen Raum. Wir haben dann ohnehin den Bogen gespannt bis hin zu dem Thema der psychischen Gewalt, aber ein Mal mehr muss hier gesagt werden: Genauso, wie wir sagen, es darf kein Tabu sein - wir haben eine klare Haltung gegen Gewalt an Frauen, es ist eine Menschenrechtsverletzung - müssen wir schauen: Wo erfahren die Frauen am meisten Gewalt? Und das ist in den eigenen vier Wänden.

 

Es gibt immer diese Aussage: Der gefährlichste Platz für eine Frau ist das eigene Schlafzimmer. Das ist leider nach wie vor sehr aktuell und wahr. Wir haben im Gleichstellungsmonitor insgesamt 123 Indikatoren aufgestellt, anhand deren wir jetzt nach 3 Jahren - der Monitor ist jetzt zum 2. Mal erschienen und diesmal auch mit der Möglichkeit zu messen, wie es vor 3 Jahren war und wie es heute ist - einen guten Beitrag zur Versachlichung leisten können.

 

Davon bin ich sehr überzeugt. Da sehen wir eben, dass die Übergriffe, die passieren, zum großen Teil in den eigenen vier Wänden passieren, dass es oft durch den Ex-Partner oder den Partner passiert. Ich habe hier ein paar Zahlen: 2015 standen 41 Prozent der Vergewaltigungsopfer in einem Bekanntschaftsverhältnis zu den Täterinnen und Tätern, gefolgt von Familienbeziehungen mit Hausgemeinschaften. Beim Tatbestand der geschlechtlichen Nötigung sieht das auch ganz ähnlich aus. Da sind die Täter den Frauen in 51 Prozent der Fälle bekannt, weil sie Bekannte sind, weil sie in ihrem Umfeld sind. Wenn Frauen von Gewalt betroffen sind, sind in 95 Prozent der Fälle die Männer, die Gefährder, überwiegend die Partner und die Ex-Partner. Also das möchte ich noch einmal betonen: In 95 Prozent der Fälle sind die Männer, die Gefährder, überwiegend Partner oder Ex-Partner. In 84 Prozent aller Fälle, wo Gewalt in der Familie passiert, sind Frauen die Opfer und Männer die Täter. In 86 Prozent sind Frauen die Opfer vom Partner oder dem Ex-Partner.

 

Diese Gewalt in den eigenen vier Wänden zu bekämpfen, das ist unsere wirklich ganz, ganz große Aufgabe. Wir sehen auch im 24-Stunden-Frauennotruf, dass wir 2016 eine Mehrheit der telefonischen Kontakte zum Thema der psychischen Gewalt gehabt haben, wobei die psychische Gewalt meistens vom Partner, vom Bekannten oder vom Ehemann ausgegangen ist.

 

Sexualisierte Gewalt durch den Täter, Partner, Ex-partner oder Bekannten muss in unserem Hauptfokus sein, wenn wir gegen Gewalt ankämpfen. Wir müssen aber natürlich auch neue Phänomene von Gewalt dabei im Blick haben. Die psychische Gewalt habe ich heute schon mehrfach erwähnt, aber es gibt auch Formen von Gewalt wie eben Hass und Gewalt im Netz. Im Besonde

 

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