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Gemeinderat, 32. Sitzung vom 25.01.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 84 von 102

 

lingenden Integration und eines friedlichen Zusammenlebens tätig zu werden und sich dafür einzusetzen, dass Asylwerbende weiterhin in privaten Unterkünften untergebracht werden können, dass Asylwerbende, die bereits privat wohnen, in ihrem Umfeld belassen werden und dass in Wien keine Massenlager errichtet werden.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.“ - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist Herr GR Hobek gemeldet. Ich erteile es Ihm.

 

18.40.24

GR Mag. Martin Hobek (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, Zuseherinnen und Zuseher!

 

In diesem Bereich, über den wir hier debattieren, gibt es sehr viel Schein und wenig Sein. Ich möchte da ein Beispiel herausgreifen, und zwar das Projekt Sophie. Ich kenne das Projekt Sophie seit Anbeginn an. Das gibt es seit 2003. Damals hat es noch Sila geheißen. Es ist für uns im 15. Bezirk damals eigentlich über Nacht passiert, dass das dort gegründet wurde. Bei uns wurde es einerseits ein bisschen als seltsam empfunden, auch von den Kollegen der Sozialdemokratie im Bezirk, dass man in einem zugesperrten Wachzimmer ein Prostitutionsbetreuungsprojekt hineingibt. Auf der anderen Seite ist bei uns damals gerade der Straßenstrich sehr ausgeufert und wir haben uns gedacht, wir haben dann die Möglichkeit, dass wir wenigstens einen direkten Zugang zu den Damen haben und da vielleicht die Eskalation einschränken können. (GRin Mag. Barbara Huemer: Zugang zu den Damen!) - Einen direkten Zugang zu den Damen, ja.

 

Jedenfalls war es dann so: Es wurden uns natürlich schöne Papiere vorgelegt, Projektbeschreibungen, und das liest sich genauso wie heute. Da war auch die Rede von Gesundheitsberatungen, beruflicher Veränderung, von allem Möglichen, es war ein unglaubliches Konglomerat. Wir haben gesagt, na gut, wie gesagt, komische Geschichte, aber vielleicht hilft’s uns ja. Dieses Projekt hat diese Bewährungsprobe nicht bestanden, hat völlig versagt. Es war dann so, dass eigentlich gar nichts passiert ist. Die Zustände im 15. Bezirk waren damals unbeschreiblich. Prostitution ist eine vielschichtige Problematik, aber der Straßenstrich ist einfach nur die Hölle. Vor allem jemand, der das als Anrainer erlebt, aber auch jemand, der kommunalpolitisch damit zu tun hat, wird mir da zustimmen. In diesen Bereichen entlang der Mariahilfer Straße, in den Nebengassen, war das eine sehr schlimme Zeit für die Frauen dort, weil sie von den Freiern belästigt wurden, es war aber auch eine sehr schlimme Zeit für die Männer, die von den Prostituierten belästigt wurden.

 

Wir haben dann eine Arbeitsgruppe gehabt mit allen Parteien und eben auch mit Sila. Da haben wir uns jede Woche getroffen unter Führung des Herrn Bezirksvorstehers, und da wurden dann die zahlreichen Missstände und Beschwerden an uns herangetragen. Da gab es so eher geringe Beschwerden wie so Sachen, dass man sich von einer Ecke zur anderen über die Kreuzung um 2 oder 3 Uhr in der Früh lautstark unterhalten hat und die Leute im Sommer mit den offenen Fenstern nicht schlafen konnten. Da gab es dann so Sachen, dass Vater, Mutter und Kind Samstag in der Früh einkaufen gingen und dann eine Dame kam, ihren Rock lüftete, mit nichts darunter, und ein offenes Angebot machte. (GRin Birgit Hebein: Arbeiten Sie jetzt Ihre Vergangenheit auf?) - Das ist ganz wichtig! Wir reden hier über Sophie, das heute Geld bekommt und das schon damals Geld bekommen hat. Es ist ganz wichtig zu vergleichen, was sich verändert hat. Also zurück zu der Situation damals: Wenn damals Autofahrer in diesen Seitengassen fuhren, kamen Damen, setzten sich auf die Motorhaube und sagten, wir gehen erst wieder runter, wenn wir uns handelseinig werden, wenn wir ins Geschäft kommen. Das ist damals sogar dem Bezirksvorsteher Walter Braun passiert.

 

Jedes Mal haben wir all diese Probleme und Ziele an SILA herangetragen und haben gesagt: Könnt ihr bitte mit den Mädchen reden, dass sie das nicht mehr tun? Dann war immer dieselbe Antwort von der Frau van Rahden: Das ist nicht unsere Aufgabe. - Das war immer die Standardantwort. Wir haben Jahre gebraucht, den Straßenstrich wegzubekommen, alles vergeblich. Es hat sich herausgestellt, dass die Damen nur dann zu Sila gehen, wenn sie Gusto auf einen Kaffee haben oder Kondome brauchen, denn dort bekommen sie sie gratis. Wir haben dann schon den Vorschlag gemacht, dort einen Kaffeeautomaten und einen Kondomautomaten aufzustellen und dass die Damen, wenn sie zur regelmäßigen Gesundheitsuntersuchung gehen Jetons bekommen, die sie für diese Automaten benutzen können. Das wäre für die öffentliche Hand billiger und genauso wirkungsvoll. Nach etlichen Jahren haben wir dann den Straßenstrich endlich wegbekommen. Wir haben ihn aber nicht wegen Sila wegbekommen, sondern trotz Sila, das muss man auch dazusagen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Jedenfalls war es dann so: 2005 hat dieses Projekt geendet. Man hat es evaluiert, wie man heute so schön sagt, und ist draufgekommen, es ist ein völliger Blödsinn, man macht es aber weiter, wie es leider so oft in dieser Stadt passiert. Nur hat man, damit das schlechte Image, das dieser Verein ausgefasst hat, ein bisschen verbessert wird, den Verein von Sila in SOPHIE umbenannt. Und Sophie gibt es heute noch. Es ist immer noch in der Oelweingasse im ehemaligen Wachzimmer. Frau van Rahden ist immer noch die Leiterin, es sind auch noch genau die schönen Papiere. Da Frau Huemer vorhin gesagt hat, wie toll die Sprachkompetenz sei: Den Fragesatz: „Kaffee, Kondome oder beides?“ kann man leicht in einem oder zwei Dutzend Sprachen lernen. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Das ist eben, wie gesagt, viel Schein, weniger Sein. Das ist alles bei dieser Geschichte. Daher werden wir natürlich auch diesmal wieder ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Florianschütz. Ich erteile es ihm

 

18.46.10

 

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