Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 42. Sitzung vom 27. September 2018 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-806405-2018-KVP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-805972-2018-KFP/GM) S. 6 Redner zur Geschäftsordnung: GR Anton Mahdalik S. 10 3. Anfrage (FSP-423451-2018-KSP/GM) S. 13 4. Anfrage (FSP-806256-2018-KNE/GM) S. 14 5. Anfrage (FSP-806491-2018-KVP/GM) S. 16 3. AST-799224-2018-KNE/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Von Wiener Wohnen bis zu den Parksheriffs - Wien braucht endlich effiziente Anti-Korruptions- Maßnahmen!" Rednerinnen bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, MA S. 18 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 20 GR David Ellensohn S. 20 GR Anton Mahdalik S. 21 GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS S. 22 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 23 GR Dr. Wolfgang Ulm S. 24 GRin Birgit Hebein S. 24 StR Maximilian Krauss S. 25 GR Ing. Christian Meidlinger S. 26 4. Ordnungsruf an GR Christoph Wiederkehr, MA S. 19 5. Mitteilung des Einlaufs S. 27 6. Mandatsverzicht von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES; Angelobung von Thomas Weber als Gemeinderat S. 27 7. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 28 8. Umstellung der Tagesordnung S. 28 9. 557734-2018; MDLTG, P 1: Wahl von zwei Schriftführerinnen und einem Schriftführer; Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes in den Vorstand der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien (KFA) Abstimmung S. 28 10. Begrüßung der Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker S. 39 11. 524138-2018-GGS; MD, P 25: Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes betreffend Stadt Wien - Projekt Neubau Krankenhaus Nord Berichterstatter GR Christian Deutsch S. 28 Rednerinnen bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, MA S. 28 GRin Ingrid Korosec S. 30 GR David Ellensohn S. 31 GR Anton Mahdalik S. 34 GR Peter Florianschütz S. 34 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 37 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 39 GRin Birgit Hebein S. 40 GR Dr. Günter Koderhold S. 42 GR Kurt Wagner S. 45 GR Georg Fürnkranz S. 47 GR Wolfgang Seidl S. 49 GR Leo Kohlbauer S. 51 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 51 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 52 Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker S. 52 Berichterstatter GR Christian Deutsch S. 54 Abstimmung S. 54 12. 696057-2018-GKU; MA 7, P 18: Basis.Kultur.Wien - Wiener Volksbildungswerk; "Shift II" und "Shift III"; Umwidmung nicht verbrauchter Mittel Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 57 Rednerinnen bzw. Redner: GR Thomas Weber S. 57 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 58 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 60 GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 61 Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 61 Abstimmung S. 61 13. 586219-2018-GKU; MA 7, P 23: Projektförderungen im Bereich Wissenschaft; 2. Rahmenbetrag Abstimmung S. 62 14. 692367-2018-GWS; MA 69, P 35: Verkauf der Liegenschaft EZ 1941, Grundstück Nr. 283/13, KatG Stadlau 695852-2018-GWS; MA 69, P 36: Verkauf der Liegenschaft EZ 5646, Grundstück Nr. 242/3, KatG Eßling 696406-2018-GWS; MA 69, P 37: Verkauf der Liegenschaft EZ 6517, KatG Aspern 704531-2018-GWS; MA 69, P 39: Verkauf der Liegenschaft EZ 1940, Grundstück Nr. 283/12, KatG Stadlau 710680-2018-GWS; MA 69, P 40: Verkauf der Liegenschaft EZ 3504, Grundstück Nr. 601/121, KatG Aspern 710771-2018-GWS; MA 69, P 41: Verkauf der Liegenschaft EZ 6274, Grundstück Nr. 601/61, KatG Aspern Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 62 Redner: GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz S. 62 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 63 Abstimmung S. 63 15. 671032-2018-GWS; MA 50, P 42: Kapitaltransferzahlung an Wiener Wohnen zum Ankauf von fünf Liegenschaften Abstimmung S. 64 16. 695840-2018-GIF; MA 17, P 2: Österreichische Kinderfreunde; Subvention Berichterstatter GR Christian Hursky S. 64 Rednerinnen: GRin Elisabeth Schmidt S. 64 GRin Safak Akcay S. 65 Berichterstatter GR Christian Hursky S. 65 Abstimmung S. 65 17. 708563-2018-GIF; MA 10, P 3: Katholischer Familienverband der Erzdiözese Wien (KFVW), "Oma-Dienst"; einmalige Förderung Berichterstatter GR Heinz Vettermann S. 65 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Barbara Huemer S. 66 GR Armin Blind (zur Geschäftsordnung) S. 68 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 69 GRin Sabine Schwarz S. 69 GRin Elisabeth Schmidt S. 70 GR Christoph Wiederkehr, MA S. 70 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 71 GRin Mag. Barbara Huemer S. 72 GRin Birgit Hebein S. 72 GRin Martina Ludwig-Faymann S. 73 Berichterstatter GR Heinz Vettermann S. 74 Abstimmung S. 74 18. 659818-2018-GIF; MA 13, P 4: Verein zur Förderung der Musikschule Wien; Subvention Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 74 Redner: GR Armin Blind S. 74 GR Heinz Vettermann S. 75 Abstimmung S. 76 19. 681641-2018-GIF; MA 56, P 6: 1) Dachgeschoßausbauten der Volksschule und Neuen Mittelschule in 16., Landsteinergasse 4/Wiesberggasse 7 2) Übernahme von Projektmanagementleistungen durch die WIP - Wiener Infrastruktur Projekt GmbH Abstimmung S. 76 20. 711860-2018-GIF; MA 56, P 7: Gründung der gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung "BiM - Bildung im Mittelpunkt GmbH" Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 77 Rednerin bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, MA S. 77 GRin Sabine Schwarz S. 77 GR David Ellensohn S. 78 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 78 GR Heinz Vettermann S. 79 Abstimmung S. 80 21. 711275-2018-GFW; MA 5, P 10: Weiterführung der Ausschreibung "e- commerce Wien" Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 80 Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 80 Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 82 Abstimmung S. 82 22. 707620-2018-GFW; MA 5, P 12: 7. GR-Subventionsliste 2018 Berichterstatterin GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 83 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 83 GR Heinz Vettermann S. 84 Abstimmung S. 84 23. 617234-2018-GSK; MA 21, P 27: Plan Nr. 8216: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 21., KatG Floridsdorf Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer S. 84 Redner: GR Mag. Christoph Chorherr S. 84 GR Michael Niegl S. 85 Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer S. 87 Abstimmung S. 87 24. 616767-2018-GSK; MA 21, P 29: Plan Nr. 8245: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 2., KatG Leopoldstadt Abstimmung S. 87 25. 573313-2018-GSK; MA 21, P 30: Plan Nr. 8268: Verhängung einer zeitlich begrenzten Bausperre in 15., KatG Sechshaus Berichterstatter GR Christian Oxonitsch S. 87 Redner: GR Karl Baron S. 87 GR Mag. Manfred Juraczka S. 88 Berichterstatter GR Christian Oxonitsch S. 89 Abstimmung S. 89 26. 616700-2018-GSK; MA 21, P 31: Plan Nr. 7427E: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 16., KatG Ottakring Berichterstatter GR Christian Oxonitsch S. 90 Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 90 Berichterstatter GR Christian Oxonitsch S. 90 Abstimmung S. 91 27. 399823-2018-GSK; MA 28, P 34: Vorhaben Hauptstraße B 14, 19., Heiligenstädter Hangbrücke, Neubau Stützmauer Berichterstatter GR Erich Valentin S. 91 Rednerin: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 91 Berichterstatter GR Erich Valentin S. 92 Abstimmung S. 92 (Beginn um 9.01 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen! Recht herzlich willkommen zur 42. Sitzung des Wiener Gemeinderates! Ich darf alle bitten, die Plätze einzunehmen. Die Sitzung des Gemeinderates ist eröffnet. Entschuldigt sind: Frau VBgm.in Mag. Vassilakou, sie ist auf Dienstreise, GR Baxant ist erkrankt, GRin Meinhard- Schiebel ist dienstlich verhindert, GRin Mörk ist krank, GR Mag. Dr. Wansch ist dienstlich verhindert. GRin Mag. Hungerländer von 10.15 Uhr bis 11.15 Uhr dienstlich verhindert, GRin Schubert ab 19 Uhr dienstlich verhindert, GRin Schwarz von 10.15 Uhr bis 11.15 Uhr dienstlich verhindert, GR Woller von 11 Uhr bis 14 Uhr dienstlich verhindert, GRin Frühmesser bis 13.30 Uhr verhindert. Bevor wir zur Fragestunde kommen, darf ich bitten, dass auch zu meiner rechten Seite der Schriftführer oder die Schriftführerin den Dienst antritt. (GRin Dr. Jennifer Kickert nimmt Platz.) Danke schön. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-806405-2018-KVP/GM) wurde von Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. Die Anfrage betrifft die Nachnutzung des Areals der Wiener Trabrennbahn Krieau. (Laut Ausgabe des "profil" vom 6. August 2018 nahmen Sie persönlich an Gesprächen teil, in welchen Projekte für eine Nachnutzung des Areals der Trabrennbahn Krieau erörtert wurden. Welche Projekte wurden in dieser Besprechung konkret vorgestellt bzw. diskutiert?) Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Ich bitte um Beantwortung. Bgm Dr. Michael Ludwig: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hoher Gemeinderat! Sehr geschätzte Frau Klubvorsitzende Olischar! Sie haben sich in dieser Anfrage erkundigt, welche Rolle ich bei einem Treffen mit Projektentwicklern zum Thema Krieau gespielt habe. Dieses Treffen hat richtigerweise am 30. März 2016 stattgefunden, und die Projektwerber haben mir dabei ihr Bauvorhaben präsentiert. Es war ein Bauvorhaben im Rahmen der Viertel-Zwei-Entwicklung und sie haben sich bei diesem Termin vor allem auf jene Punkte konzentriert, die bereits realisiert worden sind beziehungsweise auch auf den Abschnitt Westkurve und den Bereich Krieau-Promenade und den Stella-Klein-Löw- Weg, also jene Bereiche, die bereits entwickelt worden sind. Bei diesem Gespräch habe ich deutlich darauf hingewiesen, dass das Bundesdenkmalamt in diesem Zusammenhang bei der städtebaulichen Entwicklung auch eine große Rolle spielt, und die Projektwerber haben mir ihre Überlegungen zur schrittweisen weiteren Projektumsetzung dargelegt. Demzufolge wurden im Rahmen eines kooperativen Planungsverfahrens in den Jahren 2013 und 2014 mögliche städtebauliche Entwicklungsvarianten bearbeitet und auch mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt. Letztlich haben mir die Projektanten auch die Visionen auf Verbauung des Infields mit einer Visualisierung vorgestellt, und ich habe bei diesem Gespräch darauf hingewiesen, dass hier neben der Flächenwidmung ganz besonders der Denkmalschutz sowie der Sportstättenschutz zu berücksichtigen sind und dass all diese Punkte nicht bei mir im Wohnbauressort liegen. Weiters habe ich die Projektanten darauf hingewiesen, dass mir die Zukunft des Wiener Trabrennvereins ein besonderes Anliegen ist und dass der Trabrennsport in Wien erhalten bleiben soll. Sie wissen, es hat auch schon Gespräche gegeben, den Trabrennverein in Wien mit anderen Einrichtungen in verschiedenen Bundesländern zusammenzulegen. Ich habe in diesem Gespräch deutlich gemacht, dass der Trabrennverein auch in Zukunft die Möglichkeit haben soll, dort tätig zu sein, dass das aber natürlich auch eine Entscheidung des Vereins ist, der autonom agiert. Neben der Tatsache, dass mir laufend Projekte aus den verschiedensten Bereichen präsentiert wurden, möchte ich an dieser Stelle auch festhalten, dass alleine der Umstand, dass jemand ein Projekt vorstellt, nicht automatisch dazu führt, dass ein Projekt auch umgesetzt wird. Natürlich haben Projektanten ein starkes Interesse daran, ihre Vorstellungen zu präsentieren, und wir in der Stadt haben umgekehrt Interesse daran, die Möglichkeit zu haben, zu wissen, welchen Wissensstand Projektanten an die Öffentlichkeit, an die Medien und an die Bevölkerung, herantragen. Im Übrigen möchte ich zum eigentlichen Inhalt Ihrer Frage, nämlich der Nutzung und Verwertung der Trabrennbahn Krieau, ausführen, dass die Stadt Wien auf Basis eines entsprechenden Beschlusses des Gemeinderates im September 2004 den betreffenden Optionsvertrag mit der LSE Liegenschaftsstrukturentwicklungs GmbH abgeschlossen hat. Vertragsgegenstand war dabei unter anderem auch die Trabrennbahn. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, wird das Gebiet derzeit weiterentwickelt. So wurden im Bereich der Westkurve rund 200 Wohneinheiten im Rondo, 90 Mikrowohneinheiten mit dem Titel "Studio Zwei" und 430 Appartements für studentisches Wohnen unter dem Titel "Milestone" bereits realisiert. Im Bereich der Stallungen sind in etwa 500 Wohneinheiten geplant. Naturgemäß sind hierbei stets die Bestimmungen des Denkmalschutzes und des Sportstättenschutzgesetzes zu beachten. Das ist den Projektanten von mir auch bei diesem Treffen ganz deutlich vermittelt worden. In diesem Zusammenhang möchte ich auch betonen, dass mir der Erhalt der Sportflächen in der Stadt insgesamt sehr wichtig und ein großes Anliegen ist und ich auch in diesem Rahmen schon mitgeteilt habe, dass ich in Kooperation mit den beiden zuständigen Stadträten Peter Hacker und Peter Hanke über die Zukunft der Sportstätten in Wien ein entsprechendes Konzept entwickeln möchte. Von daher war das ein für mich interessanter Termin, aus dem ich persönlich in meiner damaligen Funktion als Wohnbaustadtrat auch keine weiteren Verpflichtungen abgeleitet habe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN, Herr GR Mag. Chorherr, bitte. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Vielleicht nur ergänzend - und dann meine Frage an Sie, Herr Bürgermeister -: Nicht bei diesem Gespräch, aber bei ähnlichen Gesprächen wurde hinsichtlich der Flächenwidmung - Sie haben richtig darauf verwiesen, dass auch die Flächenwidmung hier einbezogen ist - von politischer Seite aus eindeutig klar gemacht, dass an eine Verbauung des Infields in keiner Weise zu denken ist. Das sage ich nur der Klarheit wegen. Ich würde mir diese Klarheit auch von anderen Fraktionen erwarten. Meine Frage ist dahin gehend, ob Sie, Herr Bürgermeister, Informationen darüber haben und ob Ihnen in Ihrer Rolle als Bürgermeister, der vielleicht Informationen hat - nicht im Zuge der Vollziehung -, bekannt ist, weil jetzt groß darüber diskutiert wird, ob der Trabrennverein bleibt oder geht - es ist längst bekannt, dass im Zuge der längst vereinbarten Verbauung im Nordbereich Ersatzstallungen vom Investor einzurichten sind, die auch in der Flächenwidmung vorgesehen sind -, ob diese Ersatzstallungen, die im Südbereich auf dem Parkplatz neben den Tribünen errichtet werden sollen, im Interesse des Trabrennvereins sind oder nicht. In der Tat gehen ja demnächst die Stallungen oder ein Großteil der Stallungen verloren. Haben Sie da Informationen vom Trabrennverein? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Herr Gemeinderat, Danke für diese Ergänzung. Ich habe das vielleicht zu wenig betont, daher ist diese Ergänzung völlig richtig. Das Infield selbst, also die Trabrennbahn, ist von all diesen Entwicklungen nicht betroffen. Meines Wissens gibt es auch von Seiten der Stadtplanung zumindest in absehbarer Zeit überhaupt kein Interesse, im Infield eine Entwicklung vorzunehmen oder eine Umwidmung, die zu einer Entwicklung führt. Daher Danke für diese Ergänzung, dass man das auch ausspricht. Ich habe das fast als selbstverständlich angenommen, aber es ist schon richtig, man muss das auch deutlich sagen. Wir wollen dem Verein dort die Möglichkeit geben, sich auch in Zukunft zu entwickeln. Sie haben einen Bestandsvertrag, und jeder Entwickler, der dort weitere Schritte am Gelände setzen möchte, wo es einen Bestandsvertrag des Vereins gibt, muss das in enger Kooperation mit dem Verein machen. Ich halte das prinzipiell für eine sinnvolle Überlegung, dass gemeinsam mit dem Verein überlegt wird, wie die bereits sehr abgelebten Stallungen beispielsweise durch moderne, neue Stallungen ersetzt werden, die auch für die Pferde, die dort tätig sind, ein entsprechend positives Umfeld gewährleisten. Die alte Situation war nicht nur für die Pferde, sondern auch für die Sportler, die dort tätig sind, nicht mehr nach dem neuesten Stand und adäquat. Von daher weiß ich, dass der Verein starkes Interesse daran hat, diese Möglichkeit der Entwicklung zu nutzen, um auch im Sinne des Vereins eine Modernisierung, auch eine Verbesserung des Trabrennsports herbeizuführen. Es wird natürlich an allen liegen, dass man den Trabrennsport stärker popularisiert, denn ein Problem hat diese Sportart, wie manche andere auch, es ist eine Frage, inwieweit die Öffentlichkeit durch Teilnahme mitwirkt, dass dieser Sport nicht in Vergessenheit gerät. Von daher kann ich nur alle dazu einladen, öfter zu den Veranstaltungen zu kommen, damit der Verein auch das Gefühl hat, dass er in der Bevölkerung wahrgenommen wird und dass die Aktivitäten, die dort stattfinden, entsprechende Unterstützung finden. In der Tat werden dort immer weniger Veranstaltungen mit weniger Publikum durchgeführt. Ich betrachte die Entwicklung der letzten Jahre auch aus diesem Blickwinkel. Dort ist ein völlig neuer, moderner, sehr attraktiver Standort in unserer Stadt entstanden. Noch besser als zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto erlebt man dieses Stadtviertel, wenn man mit der U2 durch diesen Stadtteil fährt und sieht, was da in den letzten Jahren positiv entstanden ist. Daher freue ich mich sehr, dass der nächste Schritt entlang der U2 mit der heutigen Beschlusslage im Gemeinderat eingeleitet wird, nämlich dass dort ein Schulstandort entwickelt wird, der auch das Wohngebiet, die dortigen Arbeitsmöglichkeiten mit einem wichtigen Bildungsstandort abrundet, und das in enger Kooperation mit dem dort befindlichen Trabrennverein. Von daher gebe ich Ihnen, Herr Gemeinderat, recht, das kann nur gemeinsam mit dem Verein geschehen, und meines Wissens sind alle Schritte mit den Entscheidungsträgern des Vereins akkordiert. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf alle im Saal bitten, die Diskussionen abzustellen, wir sind in der Fragestunde und der Herr Bürgermeister ist am Wort. Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ, Herr GR Seidl, bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ich muss ehrlich gestehen, es freut mich, was ich höre. Ich muss aber auch ehrlich gestehen, dass ich einige Dinge, die Sie jetzt gesagt haben, zum ersten Mal so klar und deutlich gehört habe, nämlich dass Sie sich dafür einsetzen, dass an diesem Standort weiterhin Pferderennen stattfinden können, Trabrennen stattfinden können. Es freut mich auch zu hören, dass Sie sich dafür einsetzen werden, dass die Stallungen erneuert werden, denn ich weiß, wie diese derzeit aussehen, ich bin hie und da, zwei, drei Mal im Jahr auch dort vor Ort. Ja, und das ist der Grund, warum ich auf Grund Ihrer Antworten jetzt einmal keine Frage habe. - Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Ich möchte Ihnen aber trotzdem antworten, weil ich hätte schon immer gern das letzte Wort. (Allgemeine Heiterkeit.) Ich möchte da schon unsere gemeinsame Verantwortung dafür einmahnen, durch gemeinsame Aktivitäten darauf zu schauen, dass der Trabrennsport auch an diesem Standort attraktiv bleibt. Das wird vor allem dann geschehen, wenn durch die Teilnahme der Bevölkerung klar gemacht wird, dass das nach wie vor ein Sport ist, der auch Interesse weckt, damit der Verein entsprechende Unterstützung bekommt. Ich kann nur als Wiener Bürgermeister versichern, ich werde mich da sehr engagieren und bemühen, dass wir den Entscheidungsträgern im Verein alle Möglichkeiten bieten, diesen Standort zu sichern. Ich freue mich sehr, Herr Gemeinderat, auch von Ihnen zu hören, dass wir das gemeinsam angehen werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von NEOS, Frau GRin Mag. Emmerling, bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Vielen Dank für Ihre Antwort, die ich jedoch nur als Lippenbekenntnisse bezeichne, weil wir wissen, dass der Trabrennverein seit letzter Woche bereits eine neue Bleibe sucht und auch eine eigene Immobilienfirma gegründet hat, die Krieau Trabrennplatz Entwicklungs- und Betriebs GmbH, und dass dieser Verein auch sehr mit einem SPÖ- Netzwerk verbunden ist - deswegen die Lippenbekenntnisse. Aber zu meiner Frage: Sie meinen, auf Grund dieses stattgefundenen Termins ist nicht gesagt, dass es automatisch zu einer Verbauung kommt. Ich habe eine Anfrage an die Wohnbaustadträtin Gaál gestellt und in ihrer Antwort zum Kaufpreis über die Trabrennbahn schreibt sie mir, dass dieser erst nach Fertigstellung der Bauwerke feststeht. Da sehe ich jetzt doch eine erhebliche Diskrepanz in den Aussagen, auf der einen Seite meinen Sie, Nein, das bleibt auf jeden Fall erhalten, auch GR Chorherr hat diese Aussage getätigt, in der Anfragebeantwortung heißt es aber, ein Kaufpreis steht erst fest, wenn die Bauwerke feststehen. Was sagen Sie dazu? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Na ja, das ist nicht unüblich, das hängt ja auch damit zusammen, inwieweit ein Entwickler, ein Investor durch eine Umwidmung beispielsweise profitiert. Daher haben wir ja auch Nachnutzungsklauseln, wie wir sie auch in vielen anderen Verträgen haben. Das heißt, wenn auf Grund welcher Entwicklung auch immer ein Investor Vorteile während des Baues zieht, dann haben wir natürlich starkes Interesse, ihn auch stärker zur Kassa zu bitten, beispielsweise um mitzuwirken, die öffentlichen Leistungen mitzufinanzieren. Das ist nichts Unübliches. Ich will nur zum Trabrennverein noch etwas sagen: Das ist ein unabhängiger Verein, und ich sage ehrlich, ich kenne die Entscheidungsträger dort persönlich gar nicht, geschweige denn, dass diese mit mir in irgendeinem Netzwerk verbunden wären. Da werden immer Dinge konstruiert, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich muss ehrlich sagen, ich wüsste jetzt gar nicht, wer dort Präsident ist oder wer dort die Vorstandsmitglieder sind. Mir geht es, unabhängig davon, welche Personen das sind, um den Sport dort, um die Menschen, die sich mit dem Sport identifizieren. Daher sehe ich da kein Netzwerk, sondern es geht uns darum, und das habe ich aus den bisherigen Wortmeldungen auch gezogen, dass wir einen Verein unterstützen, der sich für eine Sportart einsetzt, die sich heute weniger Attraktivität erfreut als vielleicht vor Jahrzehnten, und dass wir uns bemühen. Wenn der Verein andere Entscheidungen über einen anderen Standort, andere Vorgangsweisen trifft, dann ist das eine Sache der Entscheidungsträger in einem unabhängigen Verein. Das können wir als Stadt dann nur zur Kenntnis nehmen. Ich kann nur meine Unterstützung bekunden, dass wir alles, was wir als Stadt tun können, machen werden, um den Verein auch in Zukunft zu unterstützen. Das Infield, die Trabrennbahn selbst, ist weder von den Entwicklungsschritten der Stadtplanung noch von anderen Ressorts betroffen. Alles Weitere obliegt den Entscheidungsträgern des Vereins. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der ÖVP, Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vielen Dank, Herr Bürgermeister, für Ihre Ausführungen! Wir haben jetzt einige Bekenntnisse Ihrerseits und auch seitens des Kollegen Chorherr gehört, dass gerade das Infield, et cetera nicht verbaut wird, beziehungsweise auch Ihr Bekenntnis gehört, sich einzusetzen, die Sportstätte zu unterstützen und zu erhalten. Meine Frage ist nun folgende: Wenn es auch von Ihrer Seite, wie ich annehme, schon frühzeitig der Wunsch war, diese Sportstätte zu erhalten und auch seitens des Investors anscheinend - das hört man zumindest öffentlich - keine unmittelbaren Planungen vorherrschen, was waren dann damals tatsächlich die Gründe seitens der Stadt, diese Grundstücke überhaupt zu verkaufen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Es handelt sich dabei um ein sehr großes Areal. Ich habe jetzt leider den Plan nicht bei der Hand, sonst würde man sehen, dass sich um das Infield herum ein sehr großes Areal befindet, das zunehmend keine Relevanz mehr für den Trabrennsport gehabt hat. Die Frage war: Lässt man ein derart großes Grundstück brach liegen, das noch dazu an einem sehr attraktiven Standort ist, erschlossen durch eine neugelegte U-Bahn, oder nutzt man diese Gelegenheit für die Entwicklung eines Stadtteils mit einer sehr hohen Wohnattraktivität, aber auch mit der Möglichkeit, mit Büros beispielsweise eine sinnvolle funktionale Durchmischung zu erreichen? Das war die Überlegung, die am Beginn dieser Entwicklung gestanden ist. Ich habe es vorhin schon erwähnt, wenn ich mit der U2 durch dieses Stadtviertel fahre, muss ich sagen, da ist uns in Wien echt etwas gelungen. Das ist ein sehr attraktives, modernes, neues Stadtviertel, wo gerade die Verbindung von Arbeitsplätzen, Wohnen und - wie ich hoffe, nach einer Entscheidung heute im Gemeinderat - auch einem Schulstandort entsteht. Wir führen einen sinnvollen, sozialen und funktionalen Mix herbei, der meiner Meinung nach für die Politik, für die Vision der Stadt Wien steht, soziale und funktionale Durchmischung in der Stadt herbeizuführen. Diese Überlegung ist am Beginn der Entwicklung gestanden, und das habe ich auch bei diesem Termin, den Sie angesprochen und aus einer periodisch erscheinenden Druckschrift zitiert haben, ganz deutlich gemacht, nämlich dass es mir wichtig ist, einen Stadtteil zu entwickeln, aber nur unter der Voraussetzung, dass der Denkmalschutz eingehalten wird und dass alle Auflagen des Sportstättengesetzes eingehalten werden. Nur unter diesen Voraussetzungen kann ich mir auch in Zukunft vorstellen, dass wir eine weitere Entwicklung vornehmen, aber ich sehe die bisherige Tätigkeit der Stadt als durchaus positiv. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Die 1. Anfrage ist damit beantwortet. Ich darf noch fürs Protokoll bekannt geben: Frau GRin Nittmann ist von 11 bis 12 Uhr entschuldigt. Die 2. Anfrage (FSP-805972-2018-KFP/GM) wurde von Frau GRin Elisabeth Schmidt gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal gerichtet. In der Anfrage geht es um einen Fall von Gewalt an einer Schule und welche Maßnahmen nun die Schulpartner mit der Stadt und mit der Polizei setzen wollen. (In einem Bericht auf krone.at vom 11. September 2018 wird in Bezug auf das Buch der Wiener Lehrerin Susanne Wiesinger auch von einem ungeheuerlichen Fall von Gewalt an einer Schule im Süden Wiens berichtet. Es wird Bildungsdirektor Heinrich Himmer folgendermaßen zitiert: "Null Toleranz gegenüber jeder Form der Gewalt. Schule lebt vom Miteinander und Respekt." Noch heuer im Herbst sollen laut Berichterstattung konkrete Maßnahmen, die mit Polizei, allen Parteien, den Schulpartnern und Vertretern der Religionsgemeinschaften erarbeitet wurden, starten. Inwieweit ist die Stadt Wien in die Umsetzung dieser Maßnahmen involviert?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Einen wunderschönen guten Morgen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte! Sehr geehrte Frau GRin Schmidt! Mir ist zuallererst einmal wichtig, eine Botschaft zu geben, die für mich, ich denke, im Grunde genommen aber auch für uns alle, im Kern von bildungspolitischen Anstrengungen und auch im Kern der Auseinandersetzungen darüber, wie wir diese Anstrengungen bestmöglich organisieren können, stehen muss. Und diese Botschaft ist: Wien darf seine Lehrerinnen und Lehrer nicht allein lassen, und Wien lässt seine Lehrerinnen und Lehrer nicht allein. Denn die Lehrerinnen und Lehrer in unserer Stadt tragen jeden Tag die Verantwortung für das Wertvollste unserer Stadt, das sind die Kinder, die in Wien leben. Ich sage bewusst, es sind unsere Kinder, denn Kinder, die in unserer Stadt geboren sind, Kinder, die in unserer Stadt aufgewachsen sind, sind unsere Kinder. Wir machen da auch keinen Unterschied zwischen Hautfarbe und Religion. Wir haben nämlich die Verantwortung für all diese Kinder, genauso wie die Lehrerinnen und Lehrer die Verantwortung für diese Kinder haben. Daraus muss ich und müssen wir ableiten, dass wir auch die Verantwortung für unsere Lehrerinnen und Lehrer haben und dafür sorgen müssen, dass ihr Arbeitsalltag einer ist, in dem sie die beste Unterstützung bekommen. Dafür braucht es zuallererst einmal eine Grundlage: Schule muss ein angstfreier Raum sein. Angstfrei muss er zuerst einmal für Kinder sein, denn wer Angst hat, kann nicht lernen, und wer Angst hat, kann nicht Freude am Lernen oder an der Schule entwickeln. Aber er muss auch, und das ist mir wichtig, angstfrei für Lehrerinnen und Lehrer sein, denn nur wenn man als Lehrerin und Lehrer selbstbewusst über die eigenen pädagogischen und erzieherischen Möglichkeiten Bescheid weiß, auch über die eigenen pädagogischen und erzieherischen Grenzen Bescheid weiß, kann man sich Hilfe holen, sich auch sicher fühlen und seinen Beruf voller Tatendrang ausüben. Daher - das ist sozusagen die zweite wichtige Botschaft für mich - bin ich allen Lehrerinnen und Lehrern, die ihre Arbeit machen, dankbar. Ich bin aber auch allen Lehrerinnen und Lehrern dankbar, die Probleme aufzeigen und nicht schweigen. Denn nur so können Probleme angegangen werden und nur so können wir gemeinsam daran arbeiten, Dinge auch besser zu machen. Lehrerinnen und Lehrer, die sich melden und sagen, es gibt Schwierigkeiten, es gibt Orte, wo man genauer hinschauen muss, haben und verdienen unsere Unterstützung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Frage ist: Worin liegt diese Unterstützung und was ist zu tun? Da gibt es einen wesentlichen Unterschied im Hinblick auf Politikzugänge. Ich bin der festen Überzeugung, es bringt keinem einzigen Kind, und es bringt keinem einzigen Lehrer oder keiner einzigen Lehrerin etwas, wenn man Konflikte zuallererst aufbläst, sie zum Beispiel ethnisch auflädt, sie dramatisiert, um dann politisches Kleingeld zu wechseln. Das ist Politik auf dem Rücken der Kinder, und Kinder können sich nicht wehren. Damit man Probleme löst, muss man hinschauen, darf sie nicht zudecken. Man muss aber dann konkret an diesen Punkten arbeiten, um sie zu lösen und darf nicht einfach nur "Feuer" schreien. Ich habe den Eindruck, dass das in der Debatte oft passiert. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie verstecken sich hinter den Kindern, das ist das Problem!) - Geht es weiter? Man kann sich dann eh zu Wort melden, jetzt in der Fragestunde nicht, aber nachher dann gerne. Es geht jetzt um die Lösung dieser Dinge. Ich komme da auch nicht umhin, eine wesentliche Sache zu sagen, die für Politik generell gelten sollte, für Bildungspolitik, aber auch auf Grund der verfassungsrechtlichen Grundlagen gelten muss: Probleme im Bildungsbereich wird man nur lösen können, wenn es ein Zusammenspiel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden als Schulerhalter gibt. Ich erwarte mir da von Bundesseite zumindest, dass nicht weiter Prügel in den Weg gelegt werden, sondern Unterstützung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) In diesem Geist der Zusammenarbeit stand und steht die Arbeit des Stadtschulrates für Wien oder der Bildungsdirektion für Wien und die Initiative von Bildungsdirektor Heinrich Himmer, der im Frühjahr unmittelbar auf die aufgezeigten Fälle von Gewalt in der Schule reagiert hat und einen Runden Tisch gegen Gewalt an den Schulen ins Leben gerufen hat. Das ist meiner Meinung nach genau der richtige Geist der Zusammenarbeit und Kooperation. Am 15. Mai hat der Runde Tisch stattgefunden. Teilgenommen haben - das ist die konkrete Antwort auf Ihre Frage, Sie müssten es aber eh auch wissen, weil Sie ja auch teilgenommen haben - mehrere Stellen der Stadt, zahlreiche Institutionen aus dem Bereich der Bildung, der Sicherheit, der Jugend, sämtliche Schulpartnerinnen und Schulpartner - also Lehrer, Schüler- und Elternvertreter -, Repräsentantinnen und Repräsentanten aller Parteien und aller Religionsgemeinschaften. Das ist mir wichtig, weil zumindest bei diesem Runden Tisch ein Geist des Miteinanders und nicht des Gegeneinanders vorherrschte. Das war das Commitment aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber, dass es einen Schulterschluss aller Akteurinnen und aller Akteure für die Bekämpfung von Gewalt braucht. Und dafür braucht es konkrete Maßnahmen. Was waren die konkreten Maßnahmen, mit denen der Runde Tisch auch den Stadtschulrat beauftragt hat und die jetzt für das zweite Treffen erarbeitet wurden? Das Thema Datenerfassung: Um die Dimension von Gewalt an Schulen auch fassbar zu machen, werden, soweit möglich, gemeinsam mit der Polizei die Gewaltdelikte an Schulen quantitativ erfasst. Ein zweites Thema waren Pflichten und Gebote: Die Diskutantinnen und Diskutanten, die Experten am Runden Tisch haben eine Sache auch noch einmal klar gezeigt, nämlich dass es darum geht, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Eltern dabei zu unterstützen, überhaupt über die Rechtsgrundlagen und über bestehende Sanktionsmöglichkeiten Bescheid zu wissen. Dies auch besonders, um das Thema einer hohen Handlungssicherheit der Lehrerinnen und Lehrer, zum Beispiel bei Themen wie Anzeigepflicht, Kontaktaufnahme der Polizei, et cetera, sicherzustellen. Nicht allein die Tatsache, dass es Sanktionen gibt, sondern die Frage, wie Lehrerinnen und Lehrer, wie wir als System damit umgehen, ist auch ein großes Thema. Ich möchte das am Beispiel der Suspendierungen sagen. Die Suspendierungen waren auch ein Thema beim Runden Tisch. Es ist eines der stärkeren Sanktionsmittel, das möchte ich schon sagen, aber es ist eben so, dass bislang Schüler, wenn Suspendierungen ausgesprochen werden, herumspazieren, wenn man so sagen will, und es aber keine verpflichtende Fallbetreuung gibt. Das ist ein Thema, zu dem gibt es einen konkreten Arbeitsauftrag an die Experten in Zusammenarbeit mit Juristen, Pädagogen, Schulpsychologen, einen Entwurf für eine neue Praxis von Suspendierungen zu erarbeiten, in welcher Betreuung in jedem einzelnen Fall einer Suspendierung, je nach konkreter Sachlage, dann eben auch stattfindet. Es ist ein Pilotprojekt an Polytechnischen Schulen vereinbart worden - auf Basis bestehender Zusammenarbeit mit der Polizei, etwa auf Basis des Projekts "Gemeinsam.Sicher", und im Geiste eines Case Managements, das ich gerade erwähnt habe. Beim nächsten Runden Tisch am 16. Oktober werden, wie vereinbart, die im Rahmen des ersten Runden Tisches sozusagen beauftragten Maßnahmen präsentiert und anschließend natürlich sofort an die Schulen weitergeleitet und sofort in die Struktur des Stadtschulrates implementiert. Wir werden als Stellen der Stadt, so wie wir auch beim Runden Tisch teilgenommen haben, selbstverständlich alles tun, um die Bildungsdirektion in diesen Maßnahmen zu unterstützen. Darüber hinaus hat die Stadt selber auch weitere Maßnahmen angekündigt. Unser Bürgermeister hat erst letzte Woche ein Maßnahmenpaket angekündigt. Der erste Schritt dazu startet am Montag mit einer ersten Maßnahme, nämlich dem Start des Soforthilfetelefons für Lehrkräfte bei Konflikten im Klassenzimmer, die Telefonnummer wird 01/5055000 sein, und Lehrerinnen und Lehrer können dort jeden Tag von 9 bis 16 Uhr anrufen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der SPÖ, Frau GRin Dr. Laschan. - Bitte schön. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Guten Morgen, sehr geehrter Herr Stadtrat! Es ist mir klar, ich erlebe das ja in Wien, dass es große Unterstützung für Schulen in schwierigeren Gegenden gibt. Ich bin Bezirksvorsitzende der SPÖ-Rudolfsheim-Fünfhaus und dort auch Gemeinderätin und weiß daher, wie wichtig verschiedene Maßnahmen in Schulen sind, in denen es mehr Kinder gibt, die nicht gut Deutsch können, die nicht so gut von ihren Eltern unterstützt werden und in denen es vor allem größere Armut gibt. Das Entscheidende ist ja, dass Kinder, die aus armen Familien kommen, benachteiligt sind und auf allen Ebenen Unterstützung brauchen. Ich habe das selbst erlebt. Ich habe einen mittlerweile 14-jährigen Sohn, der in eine Schule mit einem sehr hohen Grad an Migrationshintergrund gegangen ist, und ich habe dort erlebt, wie wunderbar das Unterstützen funktioniert und wie es auch ankommt und wie notwendig es ist. In diesem Zusammenhang würde mich schon interessieren, was die Streichung des Integrationspaketes für solche Schulen und für die Unterstützung der Kinder und Lehrer und Lehrerinnen bedeutet. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Vielen Dank für die Frage. Ich glaube, in diesem Haus ist allgemein bekannt, dass ich dafür eintrete, dass gerade Schulen - wie Sie es jetzt auch geschildert haben -, in denen die Herausforderungen größer werden, nicht über einen Kamm geschert werden. Eine Schule in Rudolfsheim-Fünfhaus oder in Innerfavoriten hat andere Rahmenbedingungen als eine Schule in Hietzing. Diese wiederum hat völlig andere Rahmenbedingungen als eine Schule in Güssing. Das ist auch nichts Böses, im Gegenteil, aber es stellt sich schon die Frage, was wir tun können, was der Staat tun kann, was die Stadt tun kann, um besonders die Schulen stärker zu unterstützen, die auch mehr Unterstützung brauchen. Das ist der Grund, warum wir für einen Chancenindex eintreten, der genau jene Schulen besser versorgt, besser unterstützt, die vor großen Herausforderungen stehen. Deshalb waren wir gerade in Wien, aber auch die anderen Ballungsräume in Österreich den Ministerinnen Hammerschmid und Heinisch-Hosek so dankbar, dass - das ist mir schon wichtig - zum ersten Mal in der bildungspolitischen Geschichte mit dem Integrationstopf Mittel nach den Gesichtspunkten: "Wo sind die Herausforderung größer? Wo müssen mehr Ressourcen hin?", verteilt wurden. Ich werde daher nicht müde, zu erwähnen, dass genau dieser Topf für Wien 300 zusätzliche Lehrkräfte für die Sprachförderung und die Integration bedeutet hat. Lehrkräfte, die jetzt an den Schulen fehlen, weil die Regierung der Meinung ist, die Herausforderungen der Integration wären nur temporär gewesen. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen oder auch nur einer einzelnen Direktorin oder einem einzelnen Direktor so sagen! Um die Frage konkret zu beantworten: Favoriten ist einer jener Bezirke, in dem sich viele Schulen mit großen Herausforderungen befinden. Die Pädagoginnen und Pädagogen leisten dort - das ist mir sehr wichtig zu sagen - zwar einen großartigen Job und arbeiten gerade dort mit wirklich großem Einsatz unter schwierigen Bedingungen, aber es ist auch so, dass es genau dort natürlich die Kolleginnen und Kollegen umso härter trifft, dass mit der Streichung des Integrationspaketes allein in Favoriten 18 Lehrstellen weggefallen sind. 18 Kolleginnen und Kollegen, die an den Schulen mehr Sprachförderung, mehr Integrationsarbeit und mehr Unterstützung fürs Lernen geboten haben. Zusätzlich waren über den Integrationstopf nur in Favoriten - wir reden von 41 in ganz Wien -, nur in Favoriten 3 Vollzeitstellen für Sozialarbeiter zur Verfügung gestellt. Spätestens mit Ablauf des Schuljahres verlieren die Schulen ihre Sozialarbeiter aus diesem Topf. Wenn sich aber die Kolleginnen und Kollegen, und das ist ihnen nicht zu verdenken, auf Grund der fehlenden Perspektive von Seiten des Bundes, dazwischen schon anderwärtig umsehen, dann ist es auch schon früher so. Im Übrigen ist die Schule von Frau Kollegin Wiesinger davon betroffen, dort fehlt sozusagen schon jetzt die Sozialarbeiterin aus dem I-Topf. Im Gegensatz dazu stehen die Stadt Wien, aber auch der Stadtschulrat zu ihrer Verantwortung für die Schulen. Wir betreiben genau dort, wo es mehr Unterstützung braucht, auch mehr Aufwand. Der Stadtschulrat für Wien stellt für die Favoritner Schulen 24 Beratungslehrinnen und Beratungslehrer bereit, die eben dabei helfen sollen, pädagogische Herausforderungen in den Griff zu kriegen. Natürlich machen wir auch mit der Förderung 2.0, also jenen Mitteln, mit denen Schulen zusätzlich für die Gratisnachhilfe unterstützt werden, nicht die Gießkanne, sondern wir setzen sie schwerpunktmäßig dort ein, wo die Herausforderungen größer sind. Auch die MAG ELF muss sich als System verstehen, das nah an den Schulen ist und die Lehrerinnen und Lehrer unterstützt. Ich möchte auch dafür eintreten, dass wir das stärker ausbauen. Um das Potenzial zu schildern, hilft vielleicht eine Zahl: Allein in der Region Süd, das sind die Bezirke 10 und 23, stehen der MAG ELF 66 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zur Verfügung. Es ist mir wichtig, dass wir, vor allem wenn der Bund auslässt, hier unterstützen können. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte das noch einmal zum Anlass nehmen, um noch einmal vielleicht an jene im Haus, die da bessere Kontakte zum Bund haben, zu appellieren, die Streichung des Integrationspaketes zurückzunehmen. Es ist gerade für die Ballungsräume in diesem Land und, ehrlich gesagt, unabhängig von irgendwelchem politischen Hickhack, für die Lehrerinnen und Lehrer an diesen Schulen eine wirkliche Zumutung. Das ist meiner Meinung nach ein doppeltes Spiel mit der Zukunft von Kindern, wenn das Unterstützungspersonal auf der einen Seite gekürzt wird und nachher die Schulen in die Medien gezerrt werden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS, Frau GRin Mag. Emmerling. - Bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank für die Beantwortung. Im Pflichtschulbereich erreichen 61 Prozent der allgemeinen Pflichtschüler und Pflichtschülerinnen in Wien ganz oder teilweise nicht die Mindeststandards in Deutsch. Wir haben da also massive Herausforderungen. Sie haben schon einige Maßnahmen aufgezählt, die Wien sehr wohl setzt, und haben natürlich darauf hingewiesen, dass es einen Zusammenschluss mit dem Bund braucht. Ich bin voll Ihrer Meinung, keine Frage, das muss Hand in Hand gehen. Trotzdem, die Bildungsmisere im Pflichtschulbereich konkret ansprechend: Welche Maßnahmen werden Sie zusätzlich noch setzen, um dieser zu entkommen? Das heißt, welche Maßnahmen, die tatsächlich in Ihrer Kompetenz als Bildungsstadtrat Wien liegen und auch mit finanziellen Mitteln der Stadt Wien bewältigt werden können, werden Sie setzen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Zuerst einmal ist mir in diesem Zusammenhang schon wichtig zu sagen - Sie haben es eh auch erwähnt -, dass es meiner Meinung nach nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Ich möchte es an dieser Stelle auch durchaus politisch sagen, vielleicht kommt man irgendwann einmal in eine entspanntere Diskussion zum Thema Bildungspolitik und kann das in Ruhe diskutieren. Es ist nicht der Weisheit letzter Schluss, dass in Österreich die Verantwortung zwischen Gemeinden, Bund und Ländern so aufgeteilt ist, wie sie aufgeteilt ist, weil es voraussetzt, dass man zusammenarbeitet. Wenn diese Zusammenarbeit schlecht funktioniert, dann ist es schlecht für die Schulen. Ich möchte das schon auch in diesem Zusammenhang sagen, und auch sagen, dass jeder dazu aufgerufen ist, seinen Teil dazu beizutragen. Wir sind als Schulerhalter zuallererst dafür verantwortlich, Schulen hinzustellen. Wir haben diese Diskussion nahezu in jedem Gemeinderat. Ich bin als Bildungsstadtrat in der interessanten Rolle - einer schönen Rolle -, dass eigentlich keine Woche vergeht, in der ich nicht in einer Bildungseinrichtung Spatenstechen, Gleichenfeier haben oder eröffnen kann. Wir haben allein in diesem kommenden Schuljahr 120 neue Schulklassen zu schaffen und schaffen das auch. Wir sanieren unsere Schulen mit 570 Millionen EUR, das ist hier im Haus auch einstimmig beschlossen worden, und unterstützen über die baulichen Herausforderungen selbstverständlich - und jetzt sind wir sozusagen im Bereich möglicher Zusammenarbeit, denn irgendwie bringt es nichts, wenn man ewig streitet - unsere Schulen in pädagogischer Hinsicht. Wenn das ein Theater wäre, dann wäre die Gemeinde für das Haus zuständig und der Bund für die Schauspielerinnen und Schauspieler. Nachdem uns aber die SchauspielerInnen und vor allen Dingen das Publikum sehr am Herzen liegen, fühlen wir uns auch verantwortlich. Daher auch der Einsatz bei der Förderung 2.0. Das ist nichts anderes, als zum Beispiel auch das Land Vorarlberg macht, indem Vorarlberg zusätzlich einzahlt und einen sogenannten Dienststellenüberzug finanziert, also zusätzliche Lehrer finanziert. Der Wiener Weg ist, dass wir das einer konkreten Sache gewidmet haben, nämlich der Förderung 2.0, also der Unterstützung der Kinder am Nachmittag beim Lernen oder dort, wo Elternhäuser auslassen. In diesem Geist machen wir auch intensive Angebote im Sommer. Wir haben das Angebot der Summer Schools in diesem Sommer getestet und werden das weiter ausbauen, damit Kinder in unserer Stadt, die zu Hause die Förderung nicht bekommen - diese sind uns ein besonderes Anliegen, denn dort liegt die große Ungerechtigkeit in der Gesellschaft, in der wir leben -, auch im Sommer unterstützt werden. Ich würde mir hier auch Schritte vom Bund wünschen. Wir haben das große Thema des Unterstützungspersonals, das vorher schon bei der Frage angesprochen wurde, 41 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter wurden gekürzt. Ich wiederhole jetzt eine Aussage, die unser Bürgermeister letzte Woche gesagt hat: Schön wäre es, wenn wir in einer Situation wären, in der alle Partner, also der Bund und Wien, einfach sagen: Reden wir darüber, was wer mehr finanzieren kann! Die Herausforderung im Ballungsraum ist groß, das sieht ja jeder. Ich bin bereit, dass wir jedes Jahr, was wir übrigens tun, mehr machen. Ich würde halt total gerne auf der Gegenseite nicht mit Kürzungen konfrontiert sein. Und wenn der Bund die 41 Sozialarbeiterstreichungen zurücknimmt, dann werden wir bereit sein, die Hälfte davon zu finanzieren. Unter diesem Geist, glaube ich, müssen auch weitere Maßnahmen gesetzt werden. Was mir auch noch wichtig ist - diesen Zugang habe ich im Stadtschulrat schon starten können und dieser wird intensiv fortgeführt -, ist, dass wir Schule für Schule für Schule an der Unterstützung arbeiten müssen, die es vor Ort braucht. Man kann nicht alles über einen Kamm scheren, deshalb auch die Gedanken zum Chancenindex. Man kann LehrerInnen an Schulen, an denen die Herausforderungen größer sind, auch besonders unterstützen. Wir werden daher intensiv daran arbeiten, dass die Unterstützungssysteme, die die Stadt darüber hinaus hat, Stichwort: MA 11, noch mehr an den Schulen ankommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP, Frau GRin Schwarz. - Bitte. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank. Guten Morgen, Herr Stadtrat! Wir haben ja bald einen Sonderlandtag, bei dem wir lang über Bildung und Streichungen und darüber, wer welche Aufgabe hat, diskutieren können. Da haben wir keine Redezeitbeschränkung, das wird lustig. Ich möchte gerne auf die Frage, die gestellt wurde, zurückkommen, und zwar, was beim Runden Tisch über Gewalt, und so weiter beschlossen worden ist. Die Sache ist, dass wir uns da sehr wohl alle einig waren, dass die Eltern mit ins Boot geholt werden müssen, denn ohne Eltern funktioniert es nicht. Wir haben auch vor Kurzem unser 8-Punkte-Programm präsentiert, wo wir gesagt haben, Eltern müssen zu Elterngesprächen nebst der Elternbildung, und so weiter verpflichtet werden. Wir haben gesagt, wenn Eltern sich nicht bereit erklären, bei diesem Elterngespräch dabei zu sein, dann muss es eine Sanktion geben, wie zum Beispiel das Einfrieren der Elternbeihilfe. Sie haben dann kurz darauf gemeinsam mit dem Herrn Bürgermeister und dem Herrn Bildungsdirektor Himmer auch Ihr Programm präsentiert und gemeint, dass diese Sanktion, nämlich das Einfrieren der Familienbeihilfe, eine zu harte Sanktion für die Kinder ist und ihr Lösungsansatz die Kindesabnahme durchs Jugendamt wäre. Das hat man so in den Medien gelesen. Ich möchte Sie jetzt fragen, ob das wirklich Ihre Meinung ist, dass die Kindesabnahme durchs Jugendamt die sanftere Sanktion im Vergleich zum Einfrieren der Elternbeihilfe ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke schön. Es steht mir an dieser Stelle keine Wertung zu, ich finde es aber schon abenteuerlich, was man alles lesen kann. Vielleicht ein Satz zum Forderungspaket der ÖVP zum Thema Schule: Ich finde, das Ganze geht schon in die richtige Richtung, Sie haben nämlich ein Forderungspaket beschlossen, bei dem 95 Prozent der Dinge, die dort stehen, entweder ins SchUG oder ins SchOG oder sonst irgendwie in die Kompetenz des Bundes fallen. Das finde ich super. Ich freue mich, dass die Wiener ÖVP hier Forderungen an die Bundes-ÖVP gestellt hat. Ein paar Beispiele: Sie sprechen von der Schulsozialarbeit, dass diese sozusagen an allen Standorten passieren muss. Dazu würde ich sagen: Einfach die Streichung des I-Topfs zurücknehmen! Die Stadt hat alleine in der Region Süd, ich habe es vorher schon gesagt, 66 Sozialarbeiter. Wir sagen aber auch mit ausgestreckter Hand: Machen wir es doch einfach gemeinsam! Rechtsschulungen zum Thema Gleichstellungen von Mädchen und Burschen war auch so ein Thema: Da hoffe ich schlicht und einfach, dass der Bund den Grundsatzerlass zur Gleichstellung von Mädchen und Burschen dringend erarbeitet. Dieser wurde ja von der Bundesregierung gestrichen. Sprachniveau C1 ist derzeit verpflichtend der Fall. Elterngespräche sind eine Sache, bei der der Bund grundsätzliche Vorgaben geben kann, so wie er es zum Beispiel bei den verpflichteten KEL-Gesprächen jetzt schon tut. Zum Thema "Eltern müssen kommen und eine Werteerklärung unterzeichnen", und wenn sie das nicht machen, müssen sie zahlen, bitte ich, ein bisschen darüber nachzudenken, ob das wirklich Sinn macht. Wenn Eltern so wie bei AGB einmal Ja sagen müssen, und wenn sie es aber dann nicht machen, gibt es eine Strafe, führt das, glaube ich persönlich, nicht zu einer Verbesserung der Situation. Jedenfalls aber führt die finanzielle Sanktion von Eltern dazu, dass gerade in diesen Familien, wo wir mehr Unterstützung brauchen, wo wir mehr hinschauen müssen, die Strafe bei den Kindern ankommt. Das ist meiner Meinung nach wirklich, wirklich, wirklich der falsche Weg. Der richtige Weg muss sein: Unterstützung für die Familien, Begleitung für die Familien. Das ist der Weg der Kinder- und Jugendhilfe, der näher an den Schulen sein muss. Es ist ein Weg, der ein ganzes Set an unterschiedlichen Maßnahmen hat, von der Beratung über die Unterstützung bei der Erziehung, über zusätzliche Schulungsangebote bis hin - und das ist schlicht und einfach Gesetzeslage bei der Kinder- und Jugendhilfe - zur Abnahme von Kindern. Wie man da herauslesen kann, dass irgendjemand sagt, dass das jetzt die Sanktion der Wahl in den Schulen ist, das ist wirklich, wirklich, wirklich abenteuerlich. Ich schlage vor: Schauen wir die Forderungen noch einmal gemeinsam durch! Viele Dinge sind sehr wichtig, etwa die Qualitätskontrollen für den Islamunterricht. Sie wissen, nach österreichischer Rechtsordnung verantwortlich für die Fachaufsicht der jeweiligen konfessionellen Lehrerinnen und Lehrer und den Unterricht dort sind die jeweiligen Glaubensgemeinschaften, für die ist das Kultusamt beim BKA zuständig, dafür zuständig ist der Herr Minister Blümel. Aber man könnte auch sagen, was ich übrigens gut finden würde: Weg von den Schulämtern, der Erzdiözese oder IGGiÖ, et cetera hin zum Bildungsministerium. - Hmm, da ist jetzt auch irgendwie ein ÖVP-Minister zuständig. Also ich wäre total dafür und hätte auch wirklich, wirklich viele Vorschläge, wie man im Schulrecht eine bessere Kontrolle des Religionsunterrichts machen kann. Wenn man übrigens findet, dass der Religionsunterricht problematisch ist, zum Beispiel der Islamunterricht, so wird es keine Lösung sein, dass man sagt, Ethikunterricht nur für die, die sich abmelden. Das ist ein bisschen zu kurz gedacht. Deshalb haben wir im Übrigen in unserem Maßnahmenpaket auch den verpflichtenden Ethikunterricht für alle gefordert. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich zur 4. Zusatzfrage komme, gibt es eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung. - Herr GR Mahdalik, bitte. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Bildungsstadtrat! Werte Damen und Herren! Wir haben uns jetzt lang und breit Maßnahmen, die sich der Herr Bildungsstadtrat im Bereich Kampf gegen die Islamisierung vorstellen kann, und viele andere Sachen angehört, Qualitätskontrollen für den Islamunterricht, eine Werteerklärung, und, und, und; lauter Maßnahmen oder Thematiken also, die schwerlich in den Bereich der Schulerhaltung fallen. (Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Kommen Sie auch zur Geschäftsordnung? - Zwischenruf bei den GRÜNEN. - GR Mag. Wolfgang Jung: Ganz ruhig!) Ganz ruhig! Ich weiß, ihr macht den Roten immer die Mauer, aber es geht da um den Kampf gegen den politischen Islam, gegen den radikalen Islam. Die FPÖ wollte das mit einem Sondergemeinderat thematisieren, dessen Titel gelautet hätte: "Wiens Lehrer schreien um Hilfe: Stopp der Ausbreitung des politischen Islams an Wiener Schulen!" Dieser Sondergemeinderat wurde mit Hilfe des willfährigen Verfassungsdienstes der Stadt Wien, der nichts anderes als ein Instrument zur Knebelung der Opposition ist ... (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist ja ungeheuerlich!) - Das ist nicht ungeheuerlich, das sind ja weisungsgebundene Beamte. (GR Armin Blind in Richtung GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Lesen Sie einmal das Gutachten, bevor Sie herausschreien!) Ich mache ja nicht den Beamten einen Vorwurf, sondern der SPÖ und den GRÜNEN, die diese Beamten missbrauchen, um die Opposition zu knebeln. Heute wird auch von der ÖVP, Gott sei Dank, ein Resolutionsantrag zugelassen, in dem es in sehr vielen Punkten der gesamten Thematik genau um diese Problematik geht, nämlich um den radikalen, um den politischen Islam an Wiens Schulen. Und besonders perfide, ich habe es fast herzig gefunden, war ein Teil der Begründung des Verfassungsdienstes, denn was ist der politische Islam oder der radikale Islam? Für mich ist das genau das Gleiche, es ist aber kein strafrechtlicher Begriff, und man hat sich darauf bezogen, dass alles, was mit dem politischen Islam zu tun hat, mit dem radikalen, über den wir jetzt die ganze Zeit reden, in den Bereich des Innenministers fällt, weil es ja um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit geht. Und wer wurde für die Definition des politischen Islam, des radikalen Islam herangezogen? - Kanzler Kurz. Es wurde sogar ein Link in die Begründung geschrieben. Da wurde aus dem ÖVP-Parteiprogramm zitiert, was der radikale Islam ist. Also ich bitte die Damen und Herren, mich zu entschuldigen, aber verarschen können wir uns selber! Es gibt nämlich keine Definition. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Dann verarscht euch selber! Das passt eh! Macht das, das könnt ihr voll! - Empörte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Macht den Roten wieder die Mauer! Wir merken hier ein Mal mehr, es wird mit zweierlei Maß gemessen. Bei der Anfrage zum Beispiel von Kollegin Laschan hat der Herr Bildungsstadtrat natürlich über diese Thematik, über den radikalen Islam gesprochen und lauter Sachen erwähnt, die nicht in den Bereich des Schulerhalters fallen, ganz und gar nicht. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Und wir merken hier erneut, und das ist die große Sauerei - da nehme ich einen Ordnungsruf in Kauf -, die Roten und die GRÜNEN machen nicht nur nichts gegen den radikalen Islam, sondern sie fördern ihn sogar mit unseren Steuergeldern. Das werdet ihr bei der nächsten Wahl bitter bereuen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Also zunächst einmal ... (Zwischenruf von StR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM.) Bitte? Gibt es eine Intervention von Ihnen, Herr Stadtrat? Sie können sich auch noch gerne zur Geschäftsordnung melden. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM schüttelt verneinend den Kopf.) - Danke. Also zunächst einmal bin ich schon ein bisschen - wie soll ich das sagen? - enttäuscht von der Dünnhäutigkeit der FPÖ. (GR Armin Blind: Was heißt Dünnhäutigkeit? Weil man einen Rechtsstaat einfordert?) Na ja, als Vorsitzender steht mir das durchaus zu, dass ich auch von Fraktionen enttäuscht bin (Zwischenrufe bei der FPÖ.), wobei ich auch zugebe, dass sich die Enttäuschung in Grenzen hält. Was den Sondergemeinderat betrifft, gibt es ein eindeutiges Gutachten vom Verfassungsdienst der Stadt Wien. Ich weise zurück, dass die Beamten willfährig im Auftrag der Stadtregierung agiert haben beziehungsweise die Beamten von der Stadtregierung missbraucht werden. Das ist ein ungeheuerlicher Vorwurf! Das ist ein ungeheuerlicher Vorwurf, der eindeutig in die Richtung geht, unsere demokratischen Strukturen hier in der Stadt zu schwächen, und daher weise ich diesen aufs Schärfste zurück. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Anton Mahdalik: Stimmt aber! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich darf festhalten, dass es bei der 2. Anfrage, die übrigens von einer Abgeordneten der FPÖ gestellt wurde (GR Armin Blind: Auf die 2. Anfrage haben wir uns nicht bezogen!), mit keinem Wort um den politischen Islam gegangen ist. Auch der Herr Stadtrat hat in seiner Beantwortung - und ich habe sehr gut aufgepasst - nicht ein einziges Mal das Wort politischer Islam in den Mund genommen, sondern in der Anfrage geht es um Gewalt an einer Schule im Süden Wiens. (GR Armin Blind: Gewalt ist keine Aufgabe der Polizei, oder?) - Wir führen hier keinen Dialog! Ich darf Sie bitten, mir zuzuhören, ich habe Ihnen auch zugehört. Die Antwort wurde der Frage nach, nämlich inwieweit die Stadt Wien in die Umsetzung dieser Maßnahmen involviert ist, sehr ausführlich und sehr genau vom Herrn Stadtrat beantwortet. Ich sehe hier also überhaupt keinen Zusammenhang, wie von Ihnen behauptet und hergestellt und konstruiert wird, um hier wieder etwas darstellen zu wollen, was einfach sicher nicht so ist. Daher unterbreche ich die Sitzung, denn das lasse ich mir von Ihnen nicht gefallen, und berufe eine Präsidiale ein. Die Sitzung ist unterbrochen. (Beifall bei den GRÜNEN.) (Unterbrechung von 9.52 bis 10.06 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf wieder alle bitten, die Plätze einzunehmen. Wir haben uns soeben in der Präsidiale über das Procedere der Einberufung von Sondergemeinderäten oder - landtagen, über Formulierungen und Ausrichtungen und auch darüber, wie wir uns gemeinsam hier im Gemeinderat bei Wortmeldungen verhalten und wie wir miteinander umgehen, ausgetauscht. Als Ergebnis dieser Präsidiale haben wir alle gelobt, dass wir gemeinsam versuchen werden, klarer und besser zu kommunizieren und auch ein bisschen disziplinierter miteinander zu kommunizieren und dass wir auch vorkommunizieren und eine Art Abstimmungsgespräch führen werden, wenn Anträge auf Sondergemeinderäte und -landtage kommen und dabei Formulierungen verwendet werden, die vielleicht ein bisschen fragwürdig sind und vielleicht dazu führen könnten, dass eine Sitzung nicht stattfinden kann. In diesem Sinne kommen wir jetzt zur Fortsetzung der 2. Anfrage. Wir sind nach wie vor bei der Anfrage von Frau GRin Elisabeth Schmidt an den Herrn Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Integration, Jugend und Personal. Unterbrochen wurde bei der 4. Zusatzfrage. Diese kommt von den GRÜNEN, und ich darf Herrn GR Ellensohn bitten, die Frage nun zu stellen. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Stadtrat, ich gehe in der Anfrage auf etwas ein, auf das sich alle verständigen können, damit wir etwas Gemeinsames haben. Da steht ein Satz drin, der Bildungsdirektor Heinrich Himmer zugeordnet wird: Null Toleranz gegenüber jeder Form der Gewalt. Schule lebt vom Miteinander und Respekt. - Ich würde das noch erweitern, das gilt nicht nur für die Schule, sondern das gilt für das gesamte Leben von uns allen. Jetzt ist natürlich auch klar, um diese Aufgaben zu bewältigen, braucht man Ressourcen, braucht man Personal. Es gibt eine Studie des IHS, des Instituts für Höhere Studien, die belegt, dass städtische Schulen bei den Personalressourcen benachteiligt sind. Mit städtischen Schulen ist nicht nur Wien gemeint, sondern das gilt auch für Linz und für Graz und für alle größeren Städte, die wir in Österreich haben, im Vergleich eben zu kleineren Dörfern. Warum kommt es zu dem Ergebnis, dass die Schulen strukturell benachteiligt sind und was könnten wir denn, wenn wir uns in dieser Frage einig wären, tun, um diesen Zustand zu verbessern? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Es stimmt, die IHS-Studie von Prof. Lassnig weist nach, und es klingt eigentlich fast absurd, dass gerade in Ballungsräumen, gerade dort, wo die Schulen besondere Herausforderungen haben, die Schüler-Lehrer-Relation höher ist als - wenn man so will - am flachen Land, aber auch deutlich höher als im österreichischen Durchschnitt. Der Befund ist an sich nicht neu, belegt nur ein Mal mehr etwas, das wir auch aus ähnlichen Befunden aus dem Nationalen Bildungsbericht kennen. Im Grunde genommen ist die Begründung dafür logisch, die Begründung für diese Schieflage sind Economies of Scale, das heißt, dass in größeren Schulen und größeren Klassen natürlich ein - unter Anführungszeichen - effizienterer Ressourceneinsatz möglich ist als in Klein- und Kleinstschulen. In Wien gibt es keine einklassigen Volksschulen, in Wien gibt es keine Schulklassen mit zehn oder weniger Kindern, auf dem Land gibt es mehrere davon. Gegenüber Linz, Graz, Innsbruck und Wien passiert dadurch eine Verteilung, die man vielleicht regionalpolitisch argumentieren kann, aber sicher nicht bildungspolitisch. Das sind Lehrerstellen, die natürlich in den Städten fehlen - Sie haben das richtig angesprochen -, in allen Städten fehlen. Zusätzlich kommt noch etwas dazu, was Wien als Bundesland ausmacht, und da wird es bildungspolitisch relevant: Es ist nämlich so, dass wachsende und dynamische Bildungsräume in den Städten durch Deckelungen bei den Zuschlägen im Finanzausgleich, also für die Ressourcenzurückstellung zusätzlich sozusagen bestraft oder benachteiligt werden. Ich bringe jetzt auf Grund der Zeit nur ein Beispiel: Es gibt einen Topf für die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25, dieser ist bei der Einführung auf eine bestimmte Anzahl von Planstellen fixiert worden. In der Zwischenzeit hat sich aber die Stadt massiv verändert, wir schaffen allein in Wien jedes Jahr 100 zusätzliche Klassen. Der Topf ist aber fixiert, und allein da fehlen 200 Planstellen. Das ist das, was ich vorhin erwähnt habe. Selbiges gilt für Zuschläge bei der Sprachförderung und beim sonderpädagogischen Betreuungsbedarf oder bei der schulischen Tagesbetreuung. Bei der Sprachförderung ist es besonders bekannt: Wien hat da ungefähr 200 Stellen, aber über 300 Deutschklassen und über 600 Deutschkurse. In einer parlamentarischen Anfrage im Frühjahr musste sogar das Bildungsministerium zugeben, dass die Ausgaben für LehrerInnen inklusive Zuschläge in Wiener Volksschulen um zirka 18 Prozent niedriger sind als in Kärnten, für die Wiener NMS sind die Ausgaben um 14 Prozent geringer als für NMS im Burgenland. Offen gestanden wissen wir es eh, man sollte es aber ein Mal mehr sagen: Die einzige Maßnahme, die dieser Schieflage entgegenwirken kann, wäre Ressourcenzuteilung nach Herausforderung, nach einem Chancenindex; man kann es auch anders nennen, wie zum Beispiel Pupil Plus in England oder Sozialindizes in Deutschland. Das wäre eine Maßnahme, auf die meiner Meinung nach die Wiener Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die LehrerInnen in anderen Ballungsräumen ein Anrecht hätten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die nächste Zusatzfrage kommt von der FPÖ, Frau GRin Elisabeth Schmidt. - Bitte. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Danke, Herr Stadtrat, für die bisherigen Ausführungen. Recht interessant ist allerdings die Tatsache, dass es in meiner Anfrage nicht um einen konkreten Fall von Gewalt an Schulen geht, sondern im Grunde genommen um die Aussage des Bildungsdirektors Himmer. Tatsache ist, dass die Gewalt an Schulen, die Eskalationen nichts Neues sind. Es stellt sich grundsätzlich auch die Frage, warum erst heuer im Frühjahr der erste Runde Tisch in dieser Hinsicht gestartet wurde. Ich gehe davon aus, dass wir nach dem 16. Oktober nähere Informationen bekommen. Sie haben eh versucht, uns jetzt schon bestmöglich zu erzählen, wie diese Maßnahmen aussehen und inwiefern Wien konkret dabei beteiligt ist. Sie haben auch gesagt, ein großes Ziel soll sein, Schule als angstfreien Raum zu sehen, dem kann ich mich anschließen. Sie haben auch gesagt, alle Wiener Schüler sind unsere Kinder, die hier geboren sind. Ich gehe sogar weiter, alle Wiener Schüler, auch die, die nicht hier geboren sind, sind unsere Kinder. Ich nehme an, Sie gehen da mit mir konform und das war möglicherweise nur ein Versprecher. Allerdings muss man dazusagen, gerade bei denen, die nicht hier geboren sind beziehungsweise deren Eltern auch einen Migrationshintergrund haben, sind ja die Probleme. Sie sind auch Integrationsstadtrat, und ich denke, ich kann diese Frage in diesem Zusammenhang schon stellen. Natürlich ist die Schule als primäre Bildungseinrichtung oder als wichtigste Bildungseinrichtung nach der Familie auch für die Erziehung und für gesellschaftliche Entwicklungen in gewisser Weise zuständig. Ich denke allerdings, man kann nicht alles auf das Schulsystem umwälzen. Sie als Integrationsstadtrat haben vorher auch erwähnt, dass die Eltern da in die Pflicht genommen werden müssen. Wie sehen Sie, nicht nur als Bildungsstadtrat, sondern konkret die Möglichkeit, Entwicklungen ... - Und seien wir uns nicht böse, das muss man erwähnen: Auch ein radikaler Islam, der in Wien Fuß gefasst hat, trägt dazu bei, dass es zu ethnischen Konflikten an Schulen kommt. Was tun Sie oder was gedenken Sie, konkret zu tun, um die Eltern beziehungsweise alle Erwachsenen da noch mehr ins Boot zu nehmen, damit deren Kinder nicht für solche Probleme sorgen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Vielleicht noch ganz kurz zum ersten Teil der Frage oder Begründung: Es stimmt, Sie sprechen von Gewalt an Schulen generell, aber auch anhand eines konkreten Falls. Ich habe heute nochmal zu dem konkreten Fall nachfragen lassen, der hier zitiert wurde, und sowohl am 11.9. als auch heute ist keinem Pflichtschulinspektor, keiner Pflichtschulinspektorin und keinem Mitglied der Schulaufsicht ein solcher Fall bekannt geworden, wie er hier zitiert und auch in der "Kronen Zeitung" behandelt wurde. Es ist mir wichtig, in dem Zusammenhang auch hier darüber zu reden: Wichtig ist, dass solche Dinge gemeldet werden. Auch wenn Sie von einem Fall sprechen, den Sie kennen, bitte ich Sie inständig, dass Sie da Ihre Verantwortung wahrnehmen und das melden. In diesem konkreten Fall ist das nie passiert, aber Sie sprechen ja vom Phänomen generell und daher ja auch die Maßnahme des Runden Tisches und die vielen Dinge, die dort vereinbart worden sind. Über das Bildungssystem hinaus - jetzt sind wir hier schon fast eine Stunde, ich könnte jetzt wirklich episch ausholen - ist natürlich die Herausforderung, eine Integrationspolitik generell zu erstellen, daran zu arbeiten, dass eine Gesellschaft nicht auseinanderfällt. Ein wesentlicher Bestandteil dafür ist, dass wir dafür sorgen müssen, dass die Leute in unserer Stadt, und Kinder sind da besonders betroffen, so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen können. Das bedeutet, einen Zugang zum Arbeitsmarkt, einen Zugang zur Sprache und auch einen Zugang, in dem Fall eben zu Schule und Bildung zu schaffen. Da haben wir leider ein gleiches Phänomen: In Österreich ist es so, dass die Gemeinden relativ unabhängig von ihrer politischen Couleur eine Sache erkannt haben, nämlich dass Integration eigentlich eher pragmatisch und nicht ideologisch als Arbeit zu begreifen ist, dass konkrete Maßnahmen auf den Boden zu bringen sind und dafür auch Geld in die Hand zu nehmen ist. Alle Gemeinden machen das. In Wien wären das die umfassenden Maßnahmen der Sprachkurse - um jetzt Ihre konkrete Frage anzusprechen -, die auch ganz besonders auf Eltern in ihrer Rolle abzielen, etwa mit dem Programm "Mama lernt Deutsch", und viele andere Dinge mehr. Auf Bundesebene haben wir genau das gleiche System wie beim Integrationspaket noch einmal in allen anderen Politikfeldern auch, wir sehen Kürzungen. Auf der einen Seite der Totalrückzug der Bundesregierung aus dem Integrationsprozess im Asylverfahren, das Integrationsjahr wird gekürzt, die AMS-Mittel werden gekürzt - so wird es nicht gehen. Insgesamt ist es so, dass ich selber auch davon überzeugt bin, dass wir als Gesellschaft mehr machen müssen, das heißt aber auch, mehr Schritte und Maßnahmen mit allen Gemeinden in dieser Stadt zu setzen. Damit, dass man von Seiten der Bundesebene aus allen Maßnahmen rausgeht, wird man in Österreich nichts besser machen, im Gegenteil. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP-423451-2018-KSP/GM) wurde von Frau GRin Däger-Gregori gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Umwelt und Wiener Stadtwerke gerichtet. In der Anfrage geht es um die neue App "Sag's Wien" und welche erste Bilanz über diese App gezogen werden kann. (Im Jahr 2017 wurde der bisherige Bürgerdienst und die Gruppe "Sofortmaßnahmen" zusammengelegt und in "Stadtservice und Sofortmaßnahmen" umbenannt. Dabei wurde im Rahmen der Digitalisierungsoffensive der Stadt Wien auch eine neue App mit dem Namen "Sag's Wien" vorgestellt. Wie wird diese App von Wienerinnen und Wienern angenommen und welche Bilanz können Sie aus der Etablierung dieser App ziehen?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie wissen, die "Sag's Wien"-App ist seit 14. Februar 2017 online, und sie ist eine echte Erfolgsgeschichte. Wir können sehr schöne Zahlen vorweisen: Es haben sich mittlerweile 34.000 Menschen diese App heruntergeladen. Wir sind natürlich immer bestrebt, sie noch wesentlich weiter zu verbreiten, weil man damit einen sehr schnellen und unkomplizierten Zugang zur Stadt erreichen kann. Es geht um die rasche Behebung von Missständen, von Schäden und von Gebrechen durch einen sehr unmittelbaren und direkten Kontakt zwischen der Stadt und demjenigen, der diesen Schaden, oder was immer zu tun ist, gemeldet hat. Wir haben jetzt knapp an die 30.000 eingegangene Meldungen. Es gibt auch ein Ranking der Bezirke, Donaustadt und Floridsdorf sind Nummer 1, das hängt vermutlich aber auch damit zusammen, dass dort die meisten Menschen wohnen beziehungsweise es viele neu entstandene Siedlungen gibt, in denen es am Anfang sicher auch noch einen gewissen Bedarf gibt, Dinge zu adaptieren. Die Meldungen darüber, wo es Bedarf gibt, betreffen die Themen Beleuchtung, Straßenschilder, Grünflächen, Verunreinigungen, das sind sozusagen die Klassiker, wenn Sie so wollen. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir sagen können, dass die Reaktionszeit auf Meldungen wirklich sehr schnell ist, vom Eingang einer Meldung bis zum ersten Bearbeitungsschritt inklusive einer Rückmeldung vergehen weniger als 30 Minuten, wenn es innerhalb der Kernservicezeit von 7.30 bis 17 Uhr passiert. Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr bemüht, dass die Dinge schnell erledigt werden, also im besten Fall noch am gleichen Tag, wenn sich das irgendwie einrichten lässt. Ich glaube, das ist eine gute Voraussetzung und wird hoffentlich dazu führen, dass die Menschen, die das benutzen, das dann auch an andere weiterempfehlen. Wir haben auch einen eAward 2018 mit dieser App gewonnen und wurden mit dem eAward des Report Verlags und der Plattform Digitales Österreich des Bundeskanzleramts ausgezeichnet. Ich finde, dass das eigentlich eine sehr schöne Rückmeldung ist. Der Preis wird für herausragende Leistungen bei der Umsetzung von IT-Lösungen verliehen. Sie wissen, dass es uns auch gelungen ist, quer durch das Magistrat mit allen relevanten Abteilungen in dieser App zusammenzuarbeiten, das geht von der MA 28, über die Straßenverwaltung, Wiener Wasser, Wien Leuchtet, Wiener Stadtgärten, Wiener Gewässer, Abfallwirtschaft, MA 49, Wiener Linien, Wien Kanal, Wiener Wohnen, und so weiter. Es ist also ein sehr großer Kreis an Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die sich daran beteiligen, damit die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger schnell umgesetzt werden. Wir sind auch damit beschäftigt, die App zu verbessern, noch weiterzuentwickeln, man kann mittlerweile Rückmeldungen, Feedback geben. Ich glaube, dass im Zusammenspiel mit der Umwandlung des Bürgerdienstes zum Stadtservice mit einer wirklich schnellen und flexiblen und effizienten Eingreiftruppe, die wir da geschaffen haben, die App ein weiterer Mosaikstein ist, mit dem wir Bürgerservice in der Stadt und schnelle Reaktionszeiten großgeschrieben haben und gut umsetzen konnten. Meine Mitarbeiter haben mir noch ein paar skurrile Fälle aufgeschrieben, die ich Ihnen zur Erheiterung sehr gerne weiterleite: Wir haben Meldungen über ein Fahrrad in einer Baumkrone oder über einen Baum, der mit Kleidern und Schuhen behangen war, bekommen, und einen Safe haben wir auch gefunden, leider ohne Inhalt. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP, Frau GRin Mag. Hungerländer. - Bitte. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für Ihre Ausführungen! Meine Frage bezieht sich auf die Auflösung der MA 55, die im Zuge der Umstrukturierungen geschehen ist. Wie viele Mitarbeiter wurden damals in Frühpension geschickt und konnte für alle Mitarbeiter eine anderwärtige Verwendung innerhalb des Dienstes der Stadt Wien gefunden werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich weiß die Zahlen nicht auswendig, ich kann Ihnen aber sagen, dass es für den überwiegenden Großteil gelungen ist, Beschäftigungen im Magistrat zu finden. Das war auch unser Ziel dahinter. Ich würde sagen, dass wir 90 Prozent der Kolleginnen und Kollegen untergebracht haben und dass es nur wenige, die kurz vor der Pensionierung gestanden sind, betroffen hat, bei denen es dann nicht mehr gelungen ist, etwas Neues zu finden, also wirklich Pi mal Daumen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Zum Beispiel den Leiter!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ, Herr GR Hofbauer. - Bitte. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung der Frage. Man hat bei der Beantwortung eindeutig gemerkt, dass es eine Wohlfühlfrage für Sie ist, soll so sein. Ich gestehe, ich habe mir diese App auch am Handy installiert, und ich gestehe auch, ich nutze sie und ich finde auch gut, dass es diese App gibt. In Vorbereitung der Zusatzfrage habe ich mir diese App ein bisschen genauer angeschaut und bin zum Impressum gestoßen, ein sehr ausführliches Impressum. In diesem Impressum steht, dass zum Betrieb dieser App zwölf Lizenzen notwendig sind. Jetzt meine Frage an Sie: Können Sie beantworten, wie hoch die Kosten für die Gemeinde Wien zum Betrieb dieser Lizenzen pro Jahr sind, und gibt es Sondervereinbarungen zwischen den Lizenzvertreibern und der Gemeinde Wien in Richtung preisgünstigere Lizenzen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Es tut mir sehr leid, nachdem das über die MA 14 abgewickelt wurde, die ja nicht meine Dienststelle ist, sind wir in diesen Teil der IT-Bereitstellung nicht wirklich involviert gewesen. Wir machen, wenn Sie so wollen, den Vollzug und die Umsetzung der App. Das heißt, alles, was an Meldungen reinkommt, wird von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bearbeitet und dann nachkontrolliert, ob das tatsächlich und wie schnell umgesetzt wurde. Bedauerlicherweise kann ich Ihnen das nicht sagen, aber ich bin sicher, das wird sich herausfinden lassen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-806256-2018-KNE/GM) wurde von Herrn GR Wiederkehr gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Im Interview mit der Tageszeitung "Der STANDARD", das am 30. August 2018 publiziert wurde, sprachen Sie sich dafür aus, jene, die schon länger in Wien wohnen, u.a. dort, wo die Stadt als Arbeitgeber auftritt, zu bevorzugen. Das widerspricht der Personenverkehrsfreiheit der EU, dem Art. 7 der Bundesverfassung und wohl auch einer Reihe von weiteren österreichischen Gesetzen. Wie wollen Sie also diese Diskriminierung umsetzen?) Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Hoher Gemeinderat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Klubvorsitzender Wiederkehr! Sie beziehen sich auf ein Interview in einer Tageszeitung und auf meine Aussage, dass ich mich sehr bemühen werde, überall dort, wo die Stadt Möglichkeiten hat, Wienerinnen und Wiener am Arbeitsmarkt besonders zu berücksichtigen. - Das tun wir auch jetzt schon. Wir haben beispielsweise bei den Lehrlingen einen Anteil von 80 Prozent an jungen Menschen, die auch ihren Wohnsitz in Wien haben. Wir fühlen uns natürlich dazu verpflichtet, in der gesamten Ostregion als Wirtschaftsstandort und Motor der gesamten Wirtschaft zu dienen. Es befinden sich 35 Prozent aller Beschäftigten österreichweit in Wien, und von den insgesamt 850.000 Beschäftigten in unserer Stadt haben 25 Prozent ihren Wohnort außerhalb unserer Stadt. Wir haben also durchaus eine Verpflichtung in der gesamten Ostregion. Dessen ungeachtet habe ich in diesem Interview, und das ist auch meine generelle Meinung, gesagt, dass wir alle EU-rechtskonformen Möglichkeiten im Bereich Wirtschaft und Arbeitsmarkt überprüfen sollten, um zu schauen, dass wir vor allem den Menschen, die in unserer Stadt leben, die Möglichkeit geben, hier einen Arbeitsplatz zu finden. Wir tun das auch mit Instrumenten, die es sonst in keinem anderen Bundesland gibt. Ich denke da etwa an die Leistungen des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, dem sogenannten WAFF, den es in dieser Form nirgendwo sonst gibt und mit dem die Sozialpartner gemeinsam mit der Stadt Impulse setzen, um auch jenen Bevölkerungsgruppen, die es sonst am Arbeitsmarkt schwer hätten, eine entsprechende, auch finanzielle, organisatorische Unterstützung zu bieten. Das sind ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer, das sind beispielsweise aber auch junge Frauen, die nach der Karenz wieder in die Arbeitswelt zurückkehren. Das ist eine der besonderen Leistungen des WAFF. Ich möchte aber noch ein anderes Beispiel heranziehen, um zu zeigen, dass es natürlich auch in Ausübung einer Funktion wichtig ist, ein räumliches Naheverhältnis zu unserer Stadt zu haben. Beispielsweise macht es beim Permanenzdienst von Juristinnen und Juristen, von Technikerinnen und Technikern durchaus Sinn, dass man sehr schnell am Einsatzort sein kann, dass der Wohnort und der Arbeitsplatz beziehungsweise der Einsatzort nicht weit auseinander liegen. Wir haben das beispielsweise bei der Ausschreibung für jene Unternehmen, die im Gebrechensdienst tätig sind, so gehalten, dass wir auch in der Ausschreibung mitberücksichtigt haben, dass das Unternehmen nicht weiter als eine Stunde von der Stadt entfernt sein darf, damit eben bei einem Gebrechen, im Notfall der Einsatz unmittelbar und schnell gegeben ist. Von daher sind das zwei Dinge, die wir miteinander verbinden wollen: Unsere Gesamtverantwortung in der Ostregion auch für andere Bundesländer, für Menschen, die aus anderen Bundesländern zu uns kommen, um den sehr attraktiven Wirtschaftsstandort Wien zu nutzen, und gleichzeitig aber auch deutlich zu machen, dass wir jenen Menschen, die in unserer Stadt leben, eine entsprechende Berücksichtigung zukommen lassen wollen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Mag. Juraczka, bitte. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Herzlichen Dank für die Beantwortung der Frage. Wir reden da über ein Thema, das sehr oft verkürzt als Wien-Bonus dargestellt wurde. Ich denke, es wird sicher Möglichkeiten geben, einerseits die Wienerinnen und Wiener sozusagen zufriedenzustellen und andererseits EU- konform zu agieren. Wenn das bei Themen wie der deutschen Maut möglich war, wird das bei solchen Themen wahrscheinlich noch viel einfacher möglich sein. Mich würde aber Folgendes interessieren: Dieser Wien-Bonus, wie er genannt wird, ist ja nicht erstmals Inhalt der Debatte, wir kennen ihn ja schon vom Vormerksystem bei Wiener Wohnen, wo er schon länger implementiert wurde. Was sind die Erfahrungen dort? Wie oft kam es dort zu Veränderungen der Vormerkung auf Grund dieses Wien-Bonus? Was sind die Erfahrungen, die Sie uns da übermitteln können? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Sie haben völlig recht, diesen Wien-Bonus habe ich als Wohnbaustadtrat bei der Vergabe von Gemeinde- und geförderten Wohnungen eingeführt. Die Idee dahinter war damals, dass ich gesagt habe, wir sollten offen sein für alle Menschen, die neu zu uns in die Stadt kommen, es soll aber trotzdem eine ganz gezielte Bevorzugung für jene Menschen geben, die entweder hier geboren sind oder die vor längerer Zeit zugewandert sind. Denn ich habe auch bei der Schlüsselübergabe bemerkt, wenn ich mich bei den Mieterinnen und Mietern, die eingezogen sind, erkundigt und gefragt habe: Woher kommen Sie? Wie lange sind Sie schon in unserer Stadt?, dass es auf der einen Seite manchen gelungen ist, sehr schnell zu einer geförderten Wohnung zu kommen, weil sie eben sehr viel Zeit gehabt haben und sich auch im Bewerbungssystem eingebracht haben, und andere für ihre Kinder, Enkelkinder beispielsweise sehr lange auf eine geförderte Wohnung gewartet haben. Mir ist es darum gegangen, unterschiedliche Kriterien bei der Vergabe der Wohnungen miteinfließen zu lassen. Das sind soziale Kriterien, aber auch die Frage, die ich dann neu eingeführt habe, nämlich wie lange man schon in unserer Stadt lebt, hier in die Schule geht, hier studiert, eine Lehre macht, hier mit Familie lebt oder auch als Einzelperson wohnt. Daher habe ich dann diesen Wien-Bonus eingeführt und gesagt, wenn man 5 Jahre und länger in der Stadt lebt, soll man eine Vorrückung auf der Warteliste um 3 Monate haben, wenn man 10 Jahre und länger in der Stadt lebt, eine Vorrückung um 6 Monate, bei 15 Jahren und länger eine Vorrückung um 9 Monate. Das hat dazu geführt, dass niemand abgeschreckt worden ist oder niemand behindert worden ist, sich für eine geförderte Wohnung zu bewerben, dass es aber natürlich innerhalb der Wartelisten Veränderungen gegeben hat und dass in etwa 80 Prozent jener Menschen, die sich für eine geförderte Wohnung interessiert haben, von diesem Wien- Bonus profitiert haben. Es ist also zu einer von mir auch gezielt eingesetzten Umreihung auf der Warteliste gekommen. Zu den Ankündigungen, die ich für den Arbeitsmarkt und für die Wirtschaft gemacht habe, möchte ich ganz deutlich betonen, dass das aus meiner Sicht durchaus auch für Wiener Unternehmen gelten würde. Natürlich haben Unternehmen in unserer Stadt, in Wien, in einer Großstadt andere Bedingungen, zum Teil auch erschwerte Bedingungen, als das vielleicht Unternehmen haben, die von der Großstadt einige Kilometer entfernt sind, wo es andere Grundstückspreise, andere Rahmenbedingungen gibt. Von daher muss man versuchen, auch in der Stadt zu überlegen, wie man für jene Unternehmen, die in unserer Stadt tätig sind, durch gezielte Unterstützungsmaßnahmen wettbewerbsverzerrende Akzente, die es sonst geben würde, korrigieren kann. Ich habe das in diesem Interview auch betont, es geht mir natürlich ganz klar um EU-rechtskonforme Maßnahmen und Richtlinien, das ist für mich nicht zu verhandeln. Dennoch wird es uns mit Sicherheit gelingen, darüber nachzudenken, wie wir die Möglichkeit schaffen, Unternehmen, die es auf sich nehmen, in einer Großstadt tätig zu sein und auch die Nachteile einer Großstadt auf sich nehmen, trotzdem in Wien zu halten und gezielt zu unterstützen und zu fördern. Ich bin durchaus bereit, über alle rechtskonformen Möglichkeiten nachzudenken und entsprechende Impulse zu setzen. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag. Kasal gestellt. - Bitte schön. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Wien-Bonus klingt sehr gut, beim ersten Mal Hören würde man sich darüber freuen. Ich weiß auch nicht, ob ich das, was die Arbeitskräfte betrifft, in der Anfrage richtig verstehe, aber bedeutet es, dass eigentlich, wenn der Wien- Bonus kommt, jeder in Wien lebende Nichtösterreicher gegenüber österreichischen Staatsbürgern, die vielleicht 500 oder 1.000 m außerhalb der Landesgrenze sind, bevorzugt wird? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Die Frage ist, wie wir jenen Menschen, die bei uns in der Stadt sind, das Gefühl vermitteln können, dass sie hier leben, arbeiten und Möglichkeiten haben, ein Unternehmen zu führen. Das ist ja der springende Punkt. Da wir vorhin auf Grund der Anfrage des Herrn GR Juraczka auch über die Wohnungsvergabe gesprochen haben, will ich Sie nur daran erinnern, Herr Gemeinderat, dass im Jahr 2004 - ich glaube, Sie waren damals auch schon politisch tätig - die beiden Minister Strasser und Böhmdorfer, Innen- und Justizminister, eine EU-Richtlinie übernommen haben, der zufolge sogenannte Drittstaatsangehörige den Österreicherinnen und Österreichern gleichgesetzt worden sind. Da kann man jetzt dafür oder dagegen sein, aber man muss sich dann entscheiden, für welche Linie man eintritt. Ich sage, dass Personen, die beispielsweise aus Serbien oder aus anderen Ländern kommen, natürlich auch bei uns die gleichen Möglichkeiten vorfinden sollen wie andere Österreicherinnen und Österreicher. Ich bin überzeugt, dass das auch Ihnen sicher sehr recht sein wird, dass Menschen, die aus diesen Ländern zu uns kommen, ähnliche Bedingungen vorfinden, wenn sie in unserer Stadt am Arbeitsmarkt oder in Unternehmen tätig sind. Ich persönlich bekenne mich vor allem zum Wirtschafts- und Lebensraum Wien, zu einer Stadt, in der wir jene Menschen, die in unserer Stadt leben und etwas einbringen, auch gleich behandeln. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Wiederkehr gestellt. - Bitte. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Ich halte es für politisch sehr fragwürdig und auch gefährlich, Niederösterreicher oder auch Burgenländer am Arbeitsmarkt in Wien zu diskriminieren, denn im Endeffekt wird es darauf hinauslaufen, wenn man sagt, man bevorzugt Wiener für öffentliche Stellen. Ich halte das für fragwürdig, dass dann der Wohnort gilt und nicht mehr nur noch die Qualifikation, die eigentlich zählen sollte. Sie haben im Interview und auch jetzt wieder gesagt, dass Sie alles prüfen werden, was EU-rechtskonform ist. Ich glaube, das wird sehr schwierig, aber ungeachtet dessen, ob es rechtlich möglich ist, prüfen Sie im Bereich des Arbeitsmarktes, aber auch im Bereich der Wirtschaft. Sie haben gesagt, Sie werden prüfen, ob Wiener Unternehmen auch bevorzugt werden können. Ist es für Sie eine Option, dass die Stadt Wien in der Beschaffung von öffentlichen Gegenständen, die man zum Beispiel für die Schulen braucht, Wiener Unternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmen bevorzugen wird? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Es bleibt alles im rechtskonformen Rahmen. Das ist für mich eine der Grundvoraussetzungen. Ich betone dies nur, damit da nicht irgendwie Missverständnisse entstehen. Aber ich sage ganz offen, ich bekenne mich zur Verantwortung der gesamten Ostregion. Es arbeitet jede vierte in Niederösterreich lebende Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer in Wien, wir haben also ohnehin eine große Verantwortung für die gesamte Ostregion. Aber ich sage ganz offen: Wie viele Wienerinnen und Wiener bekommen in anderen Gemeinden, in anderen Bundesländern einen Arbeitsplatz oder Wiener Unternehmer einen Auftrag? - Im Regelfall selten, denn wie funktioniert dort die Auftragsvergabe? Da gibt es ein Unternehmen in der Ortschaft, und das bekommt den Auftrag, wenn beispielsweise die Schule saniert wird. Das ist in Wien anders. Wir sind angehalten - ich bekenne mich auch dazu -, dass wir in allen größeren Bereichen Ausschreibungen vornehmen - in manchen Bereichen sogar eine EU-weite Ausschreibung - und dass natürlich alle die Möglichkeit haben, sich daran zu beteiligen. Das heißt, die Unternehmen, die in unserer Stadt tätig sind, sind einem ganz anderen Druck ausgesetzt als Unternehmen, die ihren Standort in anderen Ländern, in anderen Städten haben. Meine Aufgabe ist es, vor allem für die Wiener Bevölkerung da zu sein, dazu bekenne ich mich. Sie sagen, es hat die Kompetenz Vorrang. - Ja, natürlich, Qualität hat Vorrang, Kompetenz hat Vorrang, aber es wird mir doch niemand erklären können, dass Wiener Unternehmen oder Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer aus Wien weniger qualifiziert sind als andere. Da stehe ich zu den Wiener Unternehmen, da stehe ich zu den Beschäftigten unserer Stadt. Und ich bin sicher, dass das die Wienerinnen und Wiener auch positiv sehen werden. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Danke. Die 5. Anfrage (FSP-806491-2018-KVP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Juraczka gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet. Nachdem die Frau Vizebürgermeisterin entschuldigt ist, wird in ihrer Vertretung der Herr Amtsf. StR Mag. Czernohorszky die Anfrage beantworten. (Seit der Präsentation der Idee im August 2014, in Wien einen modernen, zentralen Busterminal zu errichten, sind nun über vier Jahre vergangen und es ist seither nicht einmal eine Standortentscheidung getroffen, geschweige denn mit den Bauarbeiten begonnen worden. Diese Nicht-Entscheidung erscheint symptomatisch für die Handlungsfähigkeit der rot-grünen Stadtregierung. Nach dem Nein zum Standort Altes Landgut wird nun der seinerzeit nicht zu den Favoriten gezählte Standort Waldmanngründe beim Hauptbahnhof einer vertieften Prüfung unterzogen, wie Sie in einer Fragebeantwortung im Gemeinderat zu Beginn des Jahres kundtaten. Auf der Regierungsklausur der Stadtregierung Anfang August wurde wieder keine Entscheidung getroffen, Bürgermeister Dr. Ludwig forderte jedoch, dass bis Jahresende ein neues Areal fixiert werden solle. Was ist der aktuelle Stand der Standortprüfung?) Bitte schön. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Zu Ihrer Frage darf ich Folgendes berichten: Wesentliche Anforderungen an einen zentralen Busterminal sind natürlich neben einer attraktiven Anbindung an das hochrangige öffentliche Verkehrsnetz, einer raschen Anbindung auch an das hochrangige Straßennetz und einer entsprechenden Verfügbarkeit von Grundstücken eine enge Abstimmung mit der Bezirkspolitik und die Zustimmung der Busbetreiber. Wie ja allen hier im Haus bekannt ist, hat sich der Bezirk, und zwar sämtliche in der Bezirksvertretung Favoriten vertretene Parteien, auch Ihre, vehement gegen den Standort am Verteilerkreis ausgesprochen, obwohl dieser aus der vertieften Untersuchung als bestgeeigneter hervorging. Dadurch ist klar, es brauchte die Entscheidung, die die rot-grüne Stadtregierung getroffen hat, nämlich den Standort am Verteilerkreis in Favoriten auszuscheiden und die Weichen für eine zeitnahe abschließende Entscheidung zu legen. Zeitnah heißt, noch vor Jahresende. Aktuell gilt es somit, wie Sie ja auch in der Anfrage richtig schreiben, einen Standort, nämlich den Standort Waldmanngründe, vertieft zu prüfen. Das ist notwendig, um eine weitere finale Standortentscheidung zu treffen oder weitere Schritte einzuleiten. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Berger gestellt. GR Stefan Berger (FPÖ): Herr Stadtrat! Danke für die Vorlesung der Beantwortung. Nachdem der Herr Bürgermeister noch da ist, möchte ich auch gleich die Gelegenheit nutzen, um ihm zu gratulieren, dass er in dieser Frage die Linie der FPÖ hier im Gemeinderat übernommen hat und sich Gott sei Dank von der Linie der GRÜNEN gelöst hat. Ich habe vor der Sommerpause einen Beschlussantrag hier eingebracht, der im Endeffekt auch den Willen sämtlicher Parteien in der Bezirksvertretung widergespielt hat, nämlich von diesem Standort abzusehen. Ich möchte auf die Beantwortung eingehen, dass der Verteilerkreis angeblich der bestgeeignete Standort gewesen wäre. Es war in der Vergangenheit nicht möglich, Experten anzuhören oder Konzepte präsentiert zu bekommen, in denen bestätigt wird, dass eben entsprechend reibungslose Zu- und Abfahrten sowohl von Bussen als auch von einzelnen PKW oder dem Individualverkehr gegeben sein werden oder sein könnten. Ich wage jetzt trotzdem die Frage auch an Sie als nicht Ressortzuständiger: Man prüft jetzt vorrangig die Waldmanngründe, die sich im Endeffekt auch auf dem Gelände des Hauptbahnhofs befinden, und es ist so, dass der Hauptbahnhof relativ neu ist, er wurde erst im Jahr 2013 neu eröffnet. Die Waldmanngründe sind nicht allzu groß, es wird relativ schwierig sein, auch dort die entsprechende Anzahl von Stationen unterzubringen beziehungsweise den Busverkehr entsprechend handhaben zu können. Sehen Sie es rückwirkend nicht auch so, dass das eine katastrophale Fehlplanung war, dass man de facto einen neuen Hauptbahnhof hat, man Investoren das Gelände dort schmackhaft gemacht hat, wo jetzt sehr imposante Gebäude errichtet wurden, aber im Endeffekt damals schon auf einen neuen Busterminal verzichtet wurde, nicht daran gedacht wurde, und es eigentlich nachträglich gesehen eine katastrophale Fehlentscheidung war? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Nein, das sehe ich nicht so. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Emmerling gestellt. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Danke für die sehr knappe Beantwortung, wahrscheinlich wird meine auch so ausfallen. Die Waldmanngründe mit all ihren Vor- und Nachteilen werden jetzt geprüft beziehungsweise einer näheren Prüfung unterzogen. Man weiß noch nicht, was dabei herauskommt, aber es droht uns natürlich der Start dieses Prozesses aufs Neue, wenn man draufkommt, das passt auch nicht, weil es zu klein ist. Das heißt, wir haben viele Jahre vertan und werden vielleicht noch viele Jahre der Planung vor uns haben. Jetzt müsste ich noch eine Frage formulieren: Halten Sie es im Bereich des Möglichen, dass wir da quasi noch einmal zurück an den Start müssen und in Wahrheit erst in fünf Jahren über einen neuen Standort diskutieren werden? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich kann dazu zwei Sachen sagen, die sich im Grunde genommen - ich glaube, das aus Ihrer Frage herausgehört zu haben - mit Ihrer Meinung decken, und ich denke, das ist auch die Meinung aller hier im Haus vertretenen Parteien. Zuerst einmal braucht so ein Standort eine gute Abwägung unterschiedlicher Parameter. Ich habe es ja gesagt, da geht es nicht nur um die Anbindung an das Verkehrsnetz, sondern natürlich auch um die Einbindung des Bezirkes, und da gab es eine klare Meinungskundgebung, auch die meiner Fraktion, das ist ja kein Geheimnis in diesem Zusammenhang, und es braucht eben eine gute Prüfung des Standortes. Das ist derzeit der Fall bei den Waldmanngründen. Was aber für uns als Stadtregierung schon eindeutig war und deshalb auch vom Bürgermeister und der Vizebürgermeisterin gemeinsam im Zuge der Regierungsklausur verkündet wurde, ist, dass wir schnell eine Entscheidung treffen müssen und dass wir daher auch diese Standortentscheidung bis Ende des Jahres treffen möchten. Von der Geschäftsgruppe werden alle Schritte eingeleitet, damit das auch möglich ist. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag. Juraczka gestellt. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Herzlichen Dank, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der bisherigen Fragen. Wir haben uns entschlossen, diese Frage dennoch zu stellen, auch wenn die Frau Verkehrsstadträtin heute nicht da sein kann, da dieser Busbahnhof ohnedies eine Querschnittsmaterie ist, die nicht nur das Verkehrsressort, sondern viele andere Bereiche wie Tourismus, Wirtschaft, Finanzen und vieles mehr betrifft. Ich nehme zur Kenntnis, dass von Seiten des Herrn Bürgermeisters der Sozialdemokratie der ausdrückliche Wunsch ausgesprochen wurde, eben in Kooperation mit den Bezirken zu agieren. Das ist absolut vernünftig, und ich nehme es auch zur Kenntnis, wenn der 10. Bezirk da skeptisch ist. Wir haben allerdings das Problem, dass mittlerweile tagesaktuell von der SPÖ- Wieden ein Antrag in der dortigen Bezirksvertretung vorliegt, dass man nach dem Floriani-Prinzip einen Busbahnhof zwar für eine großartige Idee erachtet, aber bitte die Waldmanngründe wohl nicht ins Auge fassen möchte. Daher meine Frage an Sie als Mitglied dieser Stadtregierung: Teilen Sie meine Befürchtung, dass auf Grund dieses Floriani- Prinzips eine rasche und zeitnahe Standortfindung nicht sehr leicht möglich sein wird? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bin der Überzeugung - das habe ich bei der vorigen Zusatzfrage schon gesagt -, dass es unser gemeinsames Ziel sein muss, eben genau so etwas nicht zu verantworten, im Gegenteil, wir brauchen eine Standortentscheidung vor dem Jahresende. Das ist auch die Vorgabe der Stadtregierung. Das sind auch die Maßnahmen, die getroffen werden. Diese Maßnahmen, und das ist durchaus ein Erkenntnis der vergangenen Monate, setzen aber natürlich voraus, dass es eine Abstimmung mit den Bezirken gibt, dass es eine Abstimmung auch in Hinblick auf eine Standortprüfung gibt, auch eine Prüfung der Verfügbarkeit der Gebiete, et cetera gemacht wird. Am Ende des Tages kann es natürlich nicht so funktionieren, dass wir mit dem Floriani-Prinzip oder dem "Not in my backyard"-Prinzip eine Entscheidung treffen oder in diesem Zusammenhang vielleicht sogar nicht treffen, sondern die beste Entscheidung wird unter Einbeziehung dieser unterschiedlichen Parameter getroffen. Dafür ist auch die Stadtregierung verantwortlich und dazu steht auch die Vizebürgermeisterin. Im Fall von Favoriten war es halt schon sehr eindeutig. Es ist auch kein Geheimnis - ich stehe jetzt da als Vertreter meiner Fraktion -, dass die SPÖ den Busbahnhof an diesem Standort nicht favorisiert und daraus auch kein Geheimnis gemacht hat. Es ist aber auch so, dass alle in der Bezirksvertretung vertretenen Parteien in Favoriten diese ablehnenden Anträge im Bezirksparlament gestellt haben. Was ich schon interessant finde - entschuldige, wenn ich das jetzt so erwähne -, ist, dass es eigentlich bei der ÖVP am unklarsten ist, denn auf der einen Seite hat sich die Wirtschaftskammer bis zuletzt für den Standort am Verteilerkreis eingesetzt und gleichzeitig hat die ÖVP-Fraktion im Bezirksparlament für die ablehnenden Anträge gestimmt. Ich darf leider keine Frage stellen, sondern nur beantworten, aber die Haltung der Rathaus-ÖVP ist mir in diesem Zusammenhang unklar, aber vielleicht kann man das ja dann bilateral beantworten. (GR Mag. Manfred Juraczka: Dialog geht!) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Gut, Dialog geht, aber bitte nicht im Zuge der Fragestunde. Diese ist nämlich somit beendet. Danke für die Beantwortung. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der NEOS-Rathausklub hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Von Wiener Wohnen bis zu den Parksheriffs - Wien braucht endlich effiziente Anti-Korruptions-Maßnahmen!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß eingebracht. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Wiederkehr, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. - Sie haben das Wort. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich, meine erste Rede als NEOS-Klubvorsitzender an Sie richten zu dürfen. Ich freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit, auf eine durchaus konstruktive Zusammenarbeit mit allen Fraktionen, und ich freue mich vor allem, für eine so wunderschöne Stadt wie Wien diese Verantwortung tragen zu dürfen. (Beifall bei den NEOS.) Mir ist es wichtig, einerseits konstruktiv diese Stadt weitergestalten zu können, aber auch, sehr kritisch die Problemfelder aufzuzeigen, die es in dieser Stadt gibt. Da sehe ich einen großen Themenkomplex, der diese Stadt daran hindert, positiv voranzukommen. Dieser Themenkomplex, Freunderlwirtschaft und Korruption, sind Bereiche, die leider in dieser Stadt Fuß gefasst haben und leider auch weit verbreitet sind. Vor allem sehe ich da das Problem des mangelnden Selbstbewusstseins der Machthabenden, die diese Probleme komplett leugnen und von sich schieben. Wir haben es gestern in der Sondersitzung gesehen, in der wir über Immobilien-Deals der Stadt gesprochen haben, in der wir in vielen Beispielen aufgezeigt haben, wo rote Freunde im Bereich der Immobilien profitiert haben und wo die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zum Handkuss gekommen sind und geschädigt wurden. Aber es gab keine Selbsteinsicht, es wurde gesagt, das sind Vorzeigeprojekte. Das war wirklich eine gefährliche Drohung, denn wenn Beispiele von struktureller Korruption und Freunderlwirtschaft als Vorzeigeprojekte genannt werden, dann ist das eine Drohung für diese Stadt. (Beifall bei den NEOS.) Die jetzige Stadtregierung unter Bgm Ludwig hat gleich mit einem Akt begonnen, nämlich die ehemalige Stadträtin Brauner mit einer Position zu versorgen, über die mir selbst viele Sozialdemokraten sagen: Wir haben keine Ahnung, was die ehemalige Stadträtin in dem Bereich für Daseinsvorsorge macht, außer dass wir wissen, es ist sicher gut für ihre eigene Daseinsvorsorge. Das heißt, wenn eine Regierung damit beginnt, mit dem ersten Akt eine ehemalige Stadträtin zu versorgen, dann macht das kein gutes Bild für diese Stadt und macht mir selber auch Sorgen. (Beifall bei den NEOS.) Aber es war ja nicht nur die StRin Brauner, die versorgt worden ist, Mailath-Pokorny ist ein weiteres Beispiel. Früher wurden Versorgungsjobs für Personen geschaffen, die sich verdienstvoll gemacht haben, zur Zeit kommt es mir so vor, dass man versucht, mit Versorgungsjobs alle Personen wegzuloben, die man auch nicht mehr im Gemeinderat haben möchte. Das ist eine neue Dimension. Christian Kern, mittlerweile wahrscheinlich nicht der größte Freund der Wiener Sozialdemokratie, hatte den Spruch "Hol dir, was dir zusteht!", mir kommt vor, in dieser Stadt gilt dieser Spruch noch immer, obwohl Christian Kern Geschichte ist. Es wird wirklich darauf geschaut, wo man das Maximum herausholen kann, um auch eigene Freunde zu versorgen. (GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Das ist nicht konstruktive Oppositionsarbeit!) - Ja, in diesem Bereich ist es aber wichtig. Wenn es Missstände wie im Bereich der strukturellen Korruption oder Freunderlwirtschaft gibt, kann ich nicht konstruktiv sein, sondern muss die Probleme eindeutig aufzeigen. Und wenn Sie es politisch vorleben, dass es in Ordnung ist, solche Versorgungsjobs zu schaffen, wundert es mich nicht, dass auch auf Verwaltungsebene dieses Vorbild, Versorgungsjobs zu verschaffen und sich eigene Vorteile zu nehmen, in einzelnen Fällen gelebt wird. Die meisten Bediensteten der Stadt leisten hervorragende Arbeit und sind integer, aber wir sehen bei einzelnen Fällen, wie im Bereich Wiener Wohnen oder im Bereich der Wiener Parksheriffs, dass es Korruption auch auf Verwaltungsebene gibt. Da sehe ich schon eine Verbindung zwischen einem Vorleben auf politischer Ebene und Missständen auf Verwaltungsebene. Wir haben zwei große Korruptionsskandale, denen wir uns annehmen müssen. Es fehlt mir, dass Rot-Grün da klar Position bezieht, keine Toleranz gegenüber Korruption zulässt und auch endlich Maßnahmen setzt. Das ist der Grund, warum wir ein 5-Punkte-Paket mitbringen, um im Bereich der Antikorruption Fortschritte zu machen. (Beifall bei den NEOS.) Wir sehen im Bereich der Parkraumüberwachung der Wiener Parksheriffs, dass es ein Verfahren wegen Strafzetteln gibt, die für Bekannte, Familienangehörige annulliert worden sind. Niemand von uns zahlt gerne Strafzettel, ich glaube, den meisten Autofahrern ist es schon einmal passiert, dass sie das Auto falsch abgestellt haben, aber was nicht sein kann, ist, dass dann manche wenige sich auf Grund von Verbindungen diese Strafzettel annullieren lassen können. Das ist eine kleine Korruption, die in dieser Stadt nichts zu suchen hat. Dies vor allen Dingen, wenn man sich anschaut, dass dieser Fall dieser kleinen Korruption im Bereich der Parksheriffs immer weitergeht, das heißt, dass auch SPÖ-Bezirksräte da involviert sind oder auch Personalvertreter der FSG involviert sind. Das hat dann auch eine politische Dimension, denn wenn Abgeordnete Ihrer Fraktionen auf Bezirksebene davon wussten und mitgemacht haben und es nicht gemeldet haben, dann hat es eine Bedeutung für diese Stadt, und dem muss man nachgehen. (Beifall bei den NEOS.) Eine beteiligte Person hat sich öffentlich dazu bekannt, Stellung bezogen und auch gesagt, dass die volle Wahrheit des Skandals ist, dass nicht die kleinen Parksheriffs allein die Schuld hatten, sondern dass es - ich zitiere - "immer wieder von oben den Befehl gab, bestimmte Parkstrafen einfach zu stornieren". Das war anscheinend der Mechanismus in diesem Bereich, wenn man jemanden gekannt hat, hat man diese Strafe nicht zahlen müssen. Das ist etwas, was es in dieser Stadt nicht geben dürfte. Zweiter Fall: Wiener Wohnen. Beide Fälle verbindet, dass sich die Stadtregierung eigentlich nicht zu Wort meldet. Im Bereich der Wiener Parksheriffs sagt man, es ist allein die Aufgabe der Polizei, obwohl die Dienstverträge sehr wohl mit der Stadt sind. Bei Wiener Wohnen hört man auch schon lange nichts mehr. Bgm Ludwig hat in seiner alten Funktion vor eineinhalb Jahren ungefähr gesagt: Es ist alles dazu gesagt. - Dies, obwohl es wirklich ein großer Skandal mit Vorwürfen von Betrug, von Bestechlichkeit, von Steuerhinterziehung war. Immerhin wurden 93 Personen als Beschuldigte geführt. Der gesamte Schaden ist unklar, weil es hierzu keine öffentlichen Zahlen gibt. Ich würde mir erwarten, dass man, wenn es solche Skandale in dieser Stadt gibt, auch Bilanz zieht, was der Schaden war und was die Konsequenzen waren. Im Endeffekt wurden 32 Personen suspendiert, aber auch bewusst nicht gekündigt. Bgm Ludwig meinte, das war genug, das hat im Bereich Wiener Wohnen gereicht. Ich glaube, das war nicht genug. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns im Bereich der Korruption mehr anstrengen müssen. Dazu unser Angebot der Konstruktivität: Schauen wir, dass wir gemeinsam Initiativen setzen und Anträge annehmen, damit in Zukunft Korruption schwieriger möglich sein wird! (Beifall bei den NEOS.) Deshalb schlagen wir vor, ein umfassendes Informationsfreiheitsgesetz einzuführen. Im Koalitionsübereinkommen ist dieses ja erwähnt, seitdem hat sich kaum etwas getan. Das Wichtigste im Kampf gegen die Korruption ist, zuvor einmal die Transparenz zu schaffen, damit auch Bürgerinnen und Bürger endlich Informationen bekommen, die sie brauchen. Ein zweiter, für mich sehr wichtiger Punkt ist die Whistleblowing-Plattform. Der ehemalige Bürgermeister Häupl hat einmal in einer Fragestunde, als er gefragt worden ist, was er von Whistleblowing-Plattformen hält, gesagt, das ist ein Denunziantentum und das will er in dieser Stadt sicher nicht haben. Wir sehen, dass Whistleblowing-Plattformen in unterschiedlichsten Bereichen extrem wichtig sind und auch von Transparency International empfohlen werden, damit nämlich anonym gemeldet werden kann, wo es Korruption gab. Ich bin gespannt darauf, wie die jetzige Stadtregierung, vor allem Bgm Ludwig, zu einer solchen Whistleblowing-Plattform steht. Wir fordern weiterhin eine "Cooling off"-Phase für Politiker, sodass sie nicht sofort nach ihrer Zeit in der Politik in ein Unternehmen kommen, mit dem sie vorher verhandelt haben. Wir fordern einen weisungsfreien Vertrauensanwalt, an den man sich wenden kann und der auch an den Gemeinderat berichtet, wie es denn in diesen Korruptionsfällen der Stadt aussieht und wie sich die Stadt im Bereich der Korruptions-Rankings entwickelt. Leider haben wir in Österreich die Situation - das wurde von Amnesty International analysiert -, dass wir im internationalen Vergleich leider stagnieren, dass wir keine Fortschritte im Kampf gegen Korruption machen. Da wünsche ich mir eine Stadt, auch eine Sozialdemokratie, die selbstkritisch für ihr eigenes Versagen einsteht und Maßnahmen gegen Korruption mit uns umsetzt. In diesem wichtigen Bereich biete ich auch unsere Zusammenarbeit an. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren! Das Thema ist sicher ein heikles, ich darf aber trotzdem bitten, dass man bei seiner Wortwahl achtgibt. Der Vorwurf von struktureller Korruption an politisch Verantwortliche ist (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist ein Tatbestand der Verleumdung! - GR Armin Blind zu GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Dann zeigen Sie's an!) eine Diktion, die nicht in Ordnung ist. Dementsprechend muss ich Ihnen für den Ausdruck "strukturelle Korruption" - das ist ein strafrechtlicher Vorwurf, Herr Kollege, das geht nicht - einen Ordnungsruf erteilen. Als Nächste ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar zu Wort gemeldet. Ich darf in Erinnerung rufen, dass nunmehr die Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Das heutige Thema der Aktuellen Stunde ist ein ernstes und ein oftmals in der Stadt etwas vernachlässigtes. Wir haben es schon gestern bei unserem Sondergemeinderat zu den umstrittenen SPÖ-Immobilien-Deals immer wieder klar und deutlich gemacht und auch vor Augen geführt bekommen, dass in unserer Stadt doch einiges schiefläuft. Es geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu, und wenn man den Deckel hebt, dann stinkt es auch oftmals. Es gibt zahlreiche knietiefe Sümpfe in der Stadt, die aus unserer Sicht trockengelegt werden müssen, bei denen oft Transparenz und Kontrolle fehlen. Wir sehen bei den zahlreichen Immobilien-Deals, über die wir gestern diskutiert haben und über die teilweise bereits die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt, wie wenig Transparenz da vorhanden ist. Wir sehen es bei Wiener Wohnen, wo es aus unserer Sicht Misswirtschaft gibt und das auch vom Rechnungshof bestätigt wird. Über die illegalen Machenschaften in der MA 67 bei der Parkstrafzettelwirtschaft haben wir auch schon kurz gehört, der Sumpf wird also immer tiefer. Auch das Krankenhaus Nord steht aus unserer Sicht für eine einzige große Misswirtschaft, in der Steuergeldmillionen ohne Ausschreibung freihändig zu kuriosesten Zwecken vergeben werden und in zwielichtigen Kanälen versickern. Wir sehen also Misswirtschaft, Freunderlwirtschaft, versickernde Steuergeldmillionen - das ist leider bei Rot-Grün oftmals auf der Tagesordnung. (Beifall bei der ÖVP.) Das Erschreckende ist, hört man Ihren Wortmeldungen zu, auch im gestrigen Sondergemeinderat, dann heißt es oft, es ist alles in bester Ordnung. Wir durften es gestern wieder erleben, Rot-Grün scheut sich auch nicht davor, mit der selbstgezimmerten weißen Weste strahlend durch die Gegend zu spazieren, sich oftmals einen Deckmantel umzuhängen, zu schwören, es ist alles mit rechten Dingen zugegangen und vielleicht auch dann noch stolz darauf zu sein, wie wir gestern von einem Kollegen gehört haben, wie es in der Stadt läuft. Ich hoffe, das ist langfristig nicht Ihr Ernst, denn so kann es aus unserer Sicht nicht weitergehen. Als Bürgerin dieser Stadt erwarte ich mir Verantwortung. Ich erwarte mir, dass mit Steuergeld nach den Regeln der Wirtschaftlichkeit, der Sparsamkeit, der Effizienz umgegangen wird. Ich danke auch für diese Aktuelle Stunde, denn wenn effiziente Antikorruptionsmaßnahmen gefordert werden, dann unterstützen wird das natürlich auch in jedem Punkt. Wir unterstützen die Idee der Whistleblower, denn sie dürfen nicht dienstrechtlichen Schritten ausgesetzt sein. Ihre Aufdeckerleistung ist auch im Interesse der Stadt und des Gemeinwohls. Aber diese Stadt braucht aus unserer Sicht viel, viel mehr. Die Stadt hat aus meiner Sicht den verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld, das nicht ihres ist - und ich glaube das wird oft vergessen - verlernt. Diese Stadtregierung braucht Transparenz, braucht Kontrolle, braucht grundlegende Haushaltsgrundsätze. Diese Stadtregierung braucht ein Verständnis für Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Effizienz und das am besten mit Neuwahlen - dringend, jetzt. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Ich erteile ihm das Wort. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Niemand kann eine Freude mit Korruption haben, wenn irgendwo Geld verschwindet, sind sich natürlich zumindest verbal immer alle sehr einig. (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich glaube, die Rede kenne ich schon!) Ich bin auch stolz darauf, dass die GRÜNEN, die zwischendurch in sechs Landesregierungen vertreten waren (Ruf bei der FPÖ: Auch einmal im Nationalrat!), keinen einzigen Korruptionsfall haben, der vor Gericht mit einer Verurteilung zu einem Ende geführt wurde, im Gegensatz zu anderen Parteien. (GR Mag. Manfred Juraczka: Nur Vorerhebungen!) Ich mache jetzt sicher nicht in fünf Minuten die lange Liste, aber es sind natürlich alle gegen Korruption und bei ein paar ist es strukturell so verwoben, dass halt immer wieder einmal ein Fall hochkommt. Wir haben wahnsinnig viele Verfahren, die jetzt noch vor Gericht laufen von Schwarz-Blau I, und zwischendurch eine Serie von Verurteilungen gehabt. Ich möchte aber auf das konkrete Beispiel eingehen, weil da in der Überschrift im Text die Parkraumüberwachung steht, mit ein paar Entlassungen rund um die Parkraumüberwachung. Jetzt habe ich mir die Mühe gemacht und mit ein paar Leuten, die das arbeitenderweise machen, gesprochen. Die sagen, das Hauptproblem für sie war bis jetzt - es ist ein bisschen geändert worden -, die füllen den Zettel aus, und dann rennen ihnen die Leute nach und sagen: Ich bin vor 5 Minuten erst hingestanden, manches Mal sitzt jemand oben und beobachtet den Parkplatz für 20 Kollegen im Büro und alles Mögliche. Das wird es immer noch geben, weil es jetzt eingekürzt wurde. 30 Minuten lang darf derjenige oder diejenige, die das Mandat ausstellt, das stornieren. Am liebsten hätten die Parksheriffs, wenn sie das einfach nicht tun könnten. Bis jetzt war es so, die füllen das aus, und am nächsten Tag wird interveniert. Da wäre natürlich die Zusatzfrage: Woher weiß eigentlich jemand, der falsch parkt, wer das ausgestellt hat? Denn die Einzigen, die das wieder haben, weiß ich nicht, ist die Polizei, oder wo auch immer das hingeht. Dort muss mir ja jemand sagen, der Herr X hat Ihnen das Mandat ausgestellt, und dann kann ich den anrufen. Das ist nämlich vorgekommen. Das wäre dann günstig, wenn man das auch herausfindet, denn der Druck auf den einzelnen Parksheriff war natürlich, dass Leute bei dem intervenieren, bis er die Nerven verliert und sagt: Mein Geld ist es eh nicht, ich storniere den Quatsch, oder nicht Quatsch. Das wäre natürlich günstig, wenn man das hintanhalten könnte. Die Leute sagen nämlich selber: Für mich ist das furchtbar. Die laufen mir nach, die rufen mich an, die wissen, wer ich bin. Und den Schutz haben sie nicht. Am leichtesten wäre für die Parksheriffs, sie können es einfach nicht stornieren. Sie stellen es aus, das war es, und irgendjemand anderes wickelt es ab. Der darf nicht mehr selber stornieren können. Wenn man es präventiv haben möchte, dann hat man zumindest denen allen geholfen, die das sauber machen wollen, denn auch wer nie storniert, hat immer den Druck. Und das ist unangenehm für die Leute. Der macht ja seine Arbeit ganz normal. Wer das Personal schützen möchte, könnte - ich würde sogar glauben - diese 30 Minuten, die es jetzt gibt, noch einmal verbessern. Ich gehe auf zwei Anträge ein, die die NEOS einbringen, die "Cooling off"-Phase für Mitglieder der Stadtregierung. Ich verhehle nicht, dass ich große Sympathie für eine "Cooling off"-Phase habe. So wie es jetzt formuliert ist: Es würde eine Diskussion brauchen, was es genau heißt, was ich da nicht machen darf. Da steht einfach drinnen: alle Geschäftsbeziehungen. Zumindest für Leute, die in der Finanz tätig waren, bleibt fast gar nichts zum Arbeiten mehr übrig, und in anderen Bereichen kann das auch so weit sein, dass es fast schon auf ein komplettes Berufsverbot für ein Jahr zum Beispiel hinausläuft. Dann müssen wir wieder damit arbeiten, dass man Leute ein Jahr weiterzahlt. Dann haben wir wieder die nächste Diskussion, dass PolitikerInnen dann ein Jahr bezahlt werden, sechs Monate haben wir ohnehin schon in manchen Funktionen, in anderen drei. Insgesamt ist die Idee, eine "Cooling off"-Phase genau zu beschreiben, was das bedeutet, wie lange das halten soll. Ehrlicherweise hat das auch ein Jahr danach nicht immer die beste Optik, also dass der Herr Schröder bei der Gazprom im Nachhinein mit denen Geschäfte macht, die vorab geschlossen wurden, macht zumindest keinen schlanken Fuß. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Aber Novomatic ist okay!) So wie er vorliegt, kann ich dem nicht beitreten, erst wenn wir einmal eine fixfertige Formulierung für die "Cooling off"-Phase haben. Bei der Whistleblowing-Plattform finde ich schade, dass der ehemalige Bürgermeister das formuliert hat, wie er es halt formuliert hat. Wir werden auch keine Mehrheit für den Antrag heute haben. Ich möchte aber schon darauf eingehen, dass der Herr Assange und andere Whistleblower keine Plattform gebraucht haben, außer ihre eigene, ihr Facebook, ihre Presseaussendung, ihr Social Media, ihre Medienkontakte. Wer etwas findet und sagen möchte, findet heutzutage den Weg in die Medien relativ leicht. Und wenn ich es anonym machen möchte, schicke ich es halt anonym hin und hoffe, dass dem nachgegangen wird. Ich weiß schon, dass das eine weitergehende Idee ist, aber das Hauptproblem scheint mir bei Korruption nicht zu sein, dass Menschen, die einen Missstand finden, ihn nicht loswerden können, denn das können sie, sondern was es präventiv zu tun gibt, damit Korruption hintangehalten wird. Wie wird es bestraft, wenn wir jemand erwischen? Ist das ausreichend, oder nicht? Tatsache ist, die einen reden davon, die anderen haben Fälle in ihren eigenen Reihen und müssen einmal den eigenen Laden zusammenkehren. Für die NEOS gilt das nicht, denn da gibt es auch, genauso wie bei uns, noch keine Fälle bei ihnen, unter anderem geschuldet - na, so kann man es nicht sagen -, noch nicht lange genug am Markt zu sein. Noch nichts gemacht - gut, trotzdem gut! Die GRÜNEN sind länger am Markt, auch noch nichts gemacht. Allen anderen empfehle ich halt, sich in dem Fall dem Vorbild der NEOS und der GRÜNEN anzuschließen. - Danke (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Mahdalik. Ich erteile ihm das Wort. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Jetzt ganz gesittet. Gestern habe ich mir ja Sorge bei David Ellensohn gemacht, weil er die Hypo ausgelassen hat und die freiheitliche Kriminalitätsstatistik der letzten Jahre und Schwarz-Blau I. Das hat er eh dem Kollegen Margulies gesagt, und der hat es in seiner Wortmeldung nachgeholt. Heute ist er aber schon wieder in Normalform. Als er kurz die "Cooling off"-Phase angesprochen hat, hat Kollege Guggenbichler dann ganz richtig gefragt - da hat er nicht Stellung dazu genommen -, dass die Novomatic anscheinend ganz cool ist und da braucht man sich nicht abkühlen. Aber jetzt zur Thematik selbst: Korruption bedeutet ja nicht nur, wenn man an ein Schulprojekt großzügig spendet und dann eine maßgeschneiderte gewinnmaximierende Flächenwidmung auf dem Silbertablett überreicht bekommt, oder ein Installateurskartell im Gemeindebau, das die Mieter um Millionen prellt unter den untätigen Augen eines SPÖ-Wohnbaustadtrats, Korruption kommt auch in kleineren Fällen vor. Wir haben hier die Parksheriffs angesprochen. Ich möchte gleich von Anfang an betonen, nicht dass dann wieder ein Genosse herauskommt und sagt: Ja, die kleinen Beamten. Ihr geht auf die kleinen Beamten los! Wir gehen überhaupt nicht auf die kleinen Beamten los. Wenn sich dort wer etwas zuschulden kommen lassen hat - ich glaube, es hat schon 13 Entlassungen gegeben, 100 Beamte oder Vertragsbedienstete müssen vor der Korruptionsstaatsanwaltschaft aussagen -, dann bekommen die ohnehin ihre gerechte Strafe und büßen für ihren, vielleicht gar nicht so großen, Fehler, aber rechtens war es halt nicht, ohnehin genug. Da braucht man nicht noch nachtreten. Wir müssen schauen, ob es Hintermänner gegeben hat, ob das Ganze institutionalisiert war, ob hohe Beamte oder hohe Politiker ebenfalls davon profitiert haben. Da möchte ich jetzt gar nicht den kleinen Bezirksrat ansprechen, der hat ohnehin alles zurückgelegt und der wird seinen Fehler sicher bereuen, und Fehler machen wir alle im Leben. Also, wie gesagt, nicht auf die kleinen Beamten und Vertragsbediensteten, da zielen wir nicht darauf ab, sondern ob das Ganze System gehabt hat. Da wir aus Datenschutzgründen als Oppositionspolitiker, oder vielleicht überhaupt keiner, in die Computer der MA 67 reinsehen können, um zu sehen, von wem die Strafen gelöscht worden sind - das wird schon einen guten Grund haben -, haben die Freiheitlichen schon eine Sonderprüfung des Stadtrechnungshofes beantragt. Wir sind guten Mutes, dass der Stadtrechnungshof hier penibel aufklärt und dass wir in einigen Monaten ein Ergebnis auf dem Tisch haben, um dann noch einmal über diese Praktiken zu reden und auch schon vielleicht im Vorfeld schauen, wie man so etwas verhindern kann. Ich glaube auch nicht, dass es jetzt den Regierungsparteien angenehm ist, über so ein Thema zu diskutieren, oder dass irgendwer sagt: Ja, das war nicht so schlimm oder das war gut. Das möchte ich wirklich keinem unterstellen, aber wie man hört oder Zeitungen haben berichtet, dass auch ein hochrangiger Politiker seine Parkstrafen vor der Wohnung öfters löschen hat lassen, oder auch hochrangige Beamte, für die auch alle die Unschuldsvermutung gilt, involviert sein sollen. Da muss man dieser Sache natürlich auf den Grund gehen. Korruption ist immer abzulehnen, und ich weiß schon, wir haben uns da vielleicht - aber diese Leute sind alle schon lange nicht mehr bei uns, da braucht man nichts abstreiten - auch nicht immer in ferner Vergangenheit mit Ruhm bekleckert, aber in jeder Partei gibt es halt solche und solche. Man kann in keinen Menschen hineinsehen, aber trotzdem sollten wir alle gemeinsam, um das Ansehen der Politik, das sowieso in weiten Teilen der Bevölkerung jetzt kein extrem hohes ist, nicht noch weiter zu beschädigen, solche Sachen wirklich bis zum Letzten aufklären und schauen, dass derartige Dinge nicht mehr vorkommen, denn sonst brauchen wir uns nicht wundern, dass alle sagen, die sind alle das gleiche Pack, egal, von welcher Farbe, die bereichern sich nur, die richten es sich. Das wollen wir ja alle miteinander nicht, also bieten wir hier unsere Mitarbeit an. Wir wollen niemanden anklagen, auf niemanden zeigen, niemanden anpatzen, sondern einfach nur Aufklärung, und ich hoffe, wir schaffen das alle miteinander. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Karner-Kremser zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Mahdalik, ich hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen einmal zustimme, aber so ist es. Ich denke, Aufklärung in dieser Sache ist das Um und Auf, dafür zu sorgen, Kontrollen einzuziehen, damit das nicht mehr passiert, ist das Um und Auf. Grundsätzlich möchte ich aber sagen, überall dort, wo es Machtbefugnisse gibt, überall dort, wo es Handlungsspielräume gibt, überall dort ist auch die Verführung da. Deswegen gibt es zwei Dinge, man kann auf Mitarbeiter mit Vertrauen zugehen, und das möchte ich heute tun. Ich möchte all jenen Mitarbeitern der Stadt Wien, die sich zum aller-, aller-, allergrößten Teil nichts zuschulden kommen lassen, heute hier und jetzt für ihr Engagement danken, danken für ihren Einsatz, danken für die Tätigkeit, die sie für die Stadt Wien tun. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich glaube, es ist auch ganz wichtig, das Selbstbewusstsein zu stärken, dass es gut ist, für die Stadt zu arbeiten, dass es schön ist, für die Stadt zu arbeiten und dass man hier aufrechten Hauptes für die Stadt Wien arbeitet, und das möchte ich hier zum Ausdruck bringen. Ich danke ihnen für ihr Engagement, für ihre Tätigkeit und ich stehe hier und drücke mein Vertrauen aus, dass sie diese Tätigkeit auch korrekt durchführen. (Beifall bei der SPÖ.) All jenen, für die das nicht zutrifft, und das sind Gott sei Dank nur ganz, ganz wenige, sei gesagt, dass wir nicht zusehen werden, dass wir nicht zulassen, dass die Stadt Wien und all ihre anderen MitarbeiterInnen in Misskredit kommen und dass wir auch nicht zulassen, dass der Stadt Wien Schaden entsteht. Da heute auch Wiener Wohnen kurz angesprochen wurde, möchte ich den Moment schon nutzen und auch sagen, was im Bereich Wiener Wohnen alles geschehen ist. Wie hier ja auch schon mehrmals berichtet worden ist, hat Wiener Wohnen selbst die Malversationen aufgedeckt, hat die entsprechenden Firmen zur Anzeige gebracht. Es hat insgesamt 39 Hausdursuchungen gegeben, im eigenen Unternehmen sind die personellen Konsequenzen gezogen worden, und auch die Justiz ist mit dem entsprechenden Material versorgt worden. Es wäre schön und hier an dieser Stelle ganz wichtig, vielleicht auch im Bund weiterzugeben, dass es ganz wichtig wäre, die Justiz auch mit genügend Richtern auszustatten, damit diese Prozesse schneller vonstattengehen können und damit man auch irgendwann einmal zu einem Abschluss in dieser Sache kommt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zur lückenlosen Aufklärung ist Wiener Wohnen auch heute noch tatkräftig mit dabei, infolgedessen wurden aber unter anderem im Bereich der Leerwohnungsinstandsetzung durch Drittfirmen laufende Qualitätskontrollen eingeführt, dezentrale Strukturen wurden sukzessive aufgelöst. Mittlerweile gibt es überall ein Vier- beziehungsweise Sechsaugenprinzip, das ausgebaut wurde, das Auftragswesen wurde personell aufgestockt, und das Risiko- und Qualitätsmanagement verbessert. Die Kontrollinstanzen über das Unternehmen hinaus wurden errichtet, also zur risikoorientierten, stichprobenartigen Second-Level-Kontrolle wurde die Qualitätssichtung in der Tochterfirma Wiener Wohnen Kundenservice GesmbH eingerichtet. Eine darüber hinaus eingeführte vollelektronische Rechnungs- und Leistungsprüfung wird unter anderem in einer deutlich höheren Bauaufsicht und somit Präsenz der MitarbeiterInnen vor Ort resultieren. Wiener Wohnen hat damals unverzüglich die schärfsten zur Verfügung stehenden personal- und dienstrechtlichen Maßnahmen gegen jene MitarbeiterInnen gesetzt, die wegen des Verdachts der Bestechlichkeit Teil der Ermittlungen waren und auch immer noch sind. Ich denke, das ist wichtig, da darf man auch nicht stehen bleiben, wenn es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, dann werden die bei Wiener Wohnen auch umgesetzt. Wichtig ist es, so wie es auch schon die Vorredner gesagt haben, dass diese Form der Missachtung der Tätigkeiten nicht passieren kann. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. Emmerling zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wer kann sich noch an den Kasnudel-Michi erinnern? Es war 2015 in der Elefantenrunde vor der Wien-Wahl, als unsere ehemalige Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger den Fall eines Gastronomen beschrieben hat, der sehr gerne einen Stand am Naschmarkt mit seinen Kasnudeln gehabt hätte. - Sie nicken, ja, Sie können sich erinnern. - Sie hat ein Problem in der Stadt angesprochen, dass es nicht zählt, was man kann, sondern wen man kennt. Wenn man halt nicht verbandelt ist und nicht die richtigen Leute kennt, dann kommt man auch zu nichts, in dem Fall zu diesem Stand am Naschmarkt. Dann hat Bgm Michael Häupl gesagt: Schicken Sie den jungen Mann doch zu mir. Entlarvend und schon Sinnbild dafür, wie recht sie hatte und wie es um die Kultur in dieser Stadt diesbezüglich bestellt ist. (Beifall bei den NEOS.) Vielleicht gab diese Situation ja den Ausschlag dafür, was dann 2015 im Regierungsprogramm drinnenstand: Rot- Grün in Wien weiß, dass Offenheit und Transparenz bessere Entscheidungen ermöglichen. Eine demokratische Stadt ist transparent, eine gute Verwaltung stellt Informationen zur Verfügung. Wien hat hier eine Rolle als Vorreiterin und möchte diese ausbauen. Insofern stellt die Aufhebung des Amtsgeheimnisses als Prinzip einen weiteren Schritt in Richtung digitale Demokratie dar. - Wunderschön! Was ist seitdem passiert? - Nicht viel, wie wir schon gehört haben. (GR Mag. Josef Taucher: Beste digitale Stadt!) Es fehlt einiges, es fehlt einiges in Bezug auf das Amtsgeheimnis, auch auf die Transparenzdatenbank, auch auf ein Informationsfreiheitsgesetz. Aber nicht einmal, was die offensichtliche Freunderlwirtschaft betrifft, hält man sich in dieser Stadt zurück. Zum Beispiel beim altbekannten SPÖ-Haus- und Hofarchitekten Wimmer. Er ist beim Krankenhaus Nord gerade mit Schadenersatzzahlungen in der Höhe von mehreren Millionen Euro konfrontiert, aber ein paar Wochen später schon Vorsitzender der Jury, die die Pläne und Entwürfe für die Neugestaltung des Cobenzl bewertet. Es geht sogar so weit, dass er eine private Vernissage eröffnet, und unser Landtagspräsident und die ehemalige für das Krankenhaus Nord zuständige Stadträtin Frauenberger seine private Vernissage eröffnen. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Geh bitte! - GR Mag. Josef Taucher: Darf man sich nicht kennen?) - Ja, das scheint ganz normal zu sein, und keinerlei Gedanken machen Sie sich auch anscheinend, wenn eine ehemalige Gesundheitsstadträtin bei ihrem vormaligen größten Auftraggeber Siemens anheuert, Renate Brauner einen Job in der Daseinsvorsorge bekommt, der Kulturstadtrat, Mailath-Pokorny Rektor einer privaten Musik- und Kunst-Uni der Stadt Wien wird, oder Sandra Frauenberger jetzt wiederum die Rolle eine Geschäftsführerin im Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen einnimmt. Es tut mir leid, ich glaube, bei der Aufzählung dieser ganzen Fälle spüren Sie sich selbst nicht mehr. (Beifall bei den NEOS.) Das gibt doch wirklich kein gutes Bild! Oder widerspricht mir da jemand? Es würde mich nicht wundern, wenn Bgm Ludwig bei nächster Gelegenheit - der führt die Gepflogenheiten dieses Hauses weiter - dann sagt: Schicken Sie den jungen Mann doch zu mir. Aber auch, was die Transparenz betrifft, haben wir riesige Baustellen. Wir haben es gestern im Sondergemeinderat gehört, die Immobilien-Deals dieser Stadt sind eine Katastrophe. Das ist schon auch ein Problem für die Demokratie in dieser Stadt, denn es sind nicht nur Bürgerinnen und Bürger, die keine Auskünfte bekommen, es wird ja auch mit der Opposition so umgegangen. Fördergelder, die nicht transparent vergeben werden, nicht transparent für uns, in den Ausschüssen kommt es immer noch vor, dass wir nicht ausreichend oder alle Unterlagen bekommen, uns die Dokumentationen vorenthalten werden, zu Ausschreibungen, zu Vergaben. Aber Sie lassen die Opposition auch mit ihren Fragen und eigentlich dem Herzstück des Parlamentarismus, dem Interpellationsrecht anrennen. Da werden Fragen nicht gerne beantwortet, nicht auf konkrete Fragestellungen eingegangen, sondern Antworten einfach hingewischt. Teilweise wird eine Zweimonatsfrist nicht eingehalten. Das reicht in Einzelfällen sogar dahin, dass es bedauerlicherweise auch zu einer Verhöhnung der Fragesteller kommt, indem zum Beispiel Ulli Sima antwortet, wenn man zu der angemessene Höhe der Wassergebühren nachfragt, dass ja eine Flasche Mineralwasser Römerquelle viel teurer ist, dass das schon okay ist. Das ist eine einzige Verhöhnung! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Sie sind für die Privatisierung des Wassers eingetreten!) Oder wenn man zum Beispiel nach den Einnahmen aus den Kartenverkäufen der Wiener Festwochen fragt, beantwortet man das mit: Der gesellschaftliche Wert von Kunst lässt sich nicht in Verkaufszahlen bemessen. So funktioniert Ihre Anfragebeantwortung. Das ist eine Verhöhnung! (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Es ist mittlerweile eine Vielzahl von Fällen und Vorkommnissen, die sehr bedenklich sind, sehr bedenklich für diese Stadt, für die Kultur, die hier gelebt wird, und für die Demokratie in dieser Stadt. (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Und da müssen wir dringend handeln ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Frau Kollegin, Entschuldigung, wenn ich Sie kurz unterbreche. Ihre Redezeit ist abgelaufen. Ich weiß, das Licht blinkt nicht mehr vorne. Ich weiß nicht, ob wir das vielleicht noch richten können, aber ich darf Sie darauf hinweisen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Sie sind zu laut!) GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): Es ist dringend Zeit zu handeln. Wir werden ein Transparenz- und Antikorruptionspaket mit fünf Punkten einbringen. Wir müssen das Amtsgeheimnis abschaffen, wir brauchen eine Whistleblowing-Plattform, einen weisungsfreien Vertrauensanwalt, Transparenz- und Korruptionsbericht und eine "Cooling off"-Phase für PolitikerInnen. Und wenn Sie meinem Kollegen einen Ordnungsruf für den Ausdruck "strukturelle Korruption" geben, dann möchte ich hier schon aufklären: Erstens: wir haben anhängige Strafverfahren ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Frau Kollegin, ich darf Sie noch einmal darauf hinweisen, dass die Redezeit abgelaufen ist, und zwar jetzt schon seit einer Minute, Frau Kollegin. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): ... im Bereich Semmelweis, Wiener Wohnen und Parksheriffs. Korruption bedeutet jeder Vorgang, bei dem eine Position für den eigenen Vorteil oder für den Vorteil Dritter missbraucht wird. Das gehört dringend abgestellt. - Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. Ich erteile ihm das Wort.GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr verehrte Damen und Herren! Korruption in dieser Stadt und was man dagegen unternehmen kann. Ich glaube, man kann viel mehr dagegen unternehmen, als bisher gemacht wurde. Wie ist es zu dieser Form der Korruption bei der Wiener Straßenaufsicht gekommen, und wie kommt es zu Korruption in anderen Fällen in der Stadt Wien? Ich glaube, der Hauptgrund liegt nicht darin, dass es so viele Kriminelle gibt, die sich jetzt unbedingt bereichern wollen, sondern ich glaube, dass es einen gewissen Nährboden dafür gibt, und dieser Nährboden heißt mangelndes Unrechtsbewusstsein. Man empfindet das gar nicht so schlimm, wenn man für sich oder für jemand anderen ein Strafmandat storniert. Es fehlt sehr oft an einem Unrechtsbewusstsein, weil man der Meinung ist, man hat die Macht über, die ist einem gegeben worden, und das ist in Ordnung, wenn man die auch so ausübt, wie man glaubt. Es liegt an der Unternehmenskultur. Ich darf es wirklich sagen, ich bin davon überzeugt, dass wir an der Unternehmenskultur in dieser Stadt arbeiten müssen, und da muss die Partei, da muss die Politik die richtigen Vorgaben machen. Diese Vorgaben sind erstens, zu 100 Prozent rechtlich korrekt arbeiten, von der Spitze, von der Stadtregierung an begonnen, zweitens, die Mitarbeiter alle und immer gleich behandeln, und drittens, mit gutem Beispiel vorangehen. Leider Gottes sind diese Voraussetzungen, um eine andere Unternehmenskultur in dieser Stadt zu erreichen, von der Stadtregierung natürlich nicht gegeben. Wir haben gestern sehr lange darüber gesprochen und etliche Fälle zu den Immobilien-Deals aufgezählt, wo es keine Bieterverfahren gegeben hat, obwohl es Bieterverfahren hätte geben müssen. Und es gab kein schlechtes Gewissen, aber nicht einmal den Anflug eines schlechten Gewissens, nicht einmal den Anflug eines Unrechtsbewusstseins - ganz oben, bei den Fraktionen dieser Stadtregierung. Dann ist es natürlich auch sehr schwierig, das bei allen Mitarbeitern einzufordern, und ist es auch sehr schwierig, dass da ein anderes Bewusstsein entsteht. Es entwickelt sich natürlich auch ein anderes Bewusstsein, wenn man einzelne Mitarbeiter in dieser Stadt privilegiert und andere wiederum diskriminiert. Ich meine, ich habe mich jahrelang mit dem System der Frühpensionierungen in dieser Stadt beschäftigt und mit dem System des Nebengebührenkatalogs, Belohnungssystem, Bestrafungssystem, das eigentlich nicht sein dürfte und das eigentlich auch keine richtige rechtliche Grundlage hat. Diejenigen, die sich engagieren, diejenigen, die es sich richten, dürfen bei vollen Bezügen früher in Pension gehen. Bei anderen sagt man: Das kommt gar nicht in Frage. Sei es jetzt aus gesundheitlichen oder sei es aus organisatorischen Gründen. Ein Nebengebührenkatalog, wo wir einzelne Bedienstetengruppen haben, die 17 Mal so viel Zulagen haben wie andere. Die glauben dann natürlich auch: Na ja, wir sind etwas Besonderes. Mit Augenzwinkern darf der andere mehr, mit Augenzwinkern kriegt der andere weniger. Da darf man sich natürlich auch nicht wundern. Oder die Prätorianergarde der Wiener Bediensteten, die Feuerwehr. Sehr viele machen dort sehr anständig ihren Dienst. Aber warum wird dort der Dienstpostenplan nicht eingehalten? Ich meine, das ist in einer anderen Magistratsabteilung undenkbar. Aber da ist man scheinbar etwas Besonderes, da hat uns der Stadtrechnungshof gesagt; Ja, bei den Brandinspektoren bei den einzelnen Feuerwachen haben wir auf einmal 44 Brandmeister, und 40 sind aber nur im Dienstpostenplan vorgesehen. Da werden Feuerwehrleute am 1. Mai mit Augenzwinkern dienstfrei gestellt. Man sagt, ja, ja, die dürfen schon, andere dürfen nicht. Und man geht natürlich mit ganz schlechtem Beispiel selbst voran, wenn man beim Media Quarter Marx ganz einfach einen Auftrag vergibt, weil der Herr Wala vorbeikommt und man den gut kennt, oder bei TownTown, wo man der Meinung ist, da soll einfach die Donau-Finanz als Treuhänderin für uns arbeiten. Oder Bgm Häupl fliegt im Zusammenhang mit dem Semmelweis-Areal in den Fernen Osten, um dort den Milliardär Chandler zu treffen, und man macht sich das dann schon irgendwie aus und fädelt so die Immobilien-Deals ein. Ein ganz schlechtes Beispiel ist natürlich auch StRin Brauner, man schafft einen Job, weil man jemand unterbringen will. Sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden nicht erfolgreich gegen die Korruption in dieser Stadt arbeiten können, wenn die Politik und diese Stadtregierung nicht endlich mit gutem Beispiel selbst beginnen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hebein. Ich erteile ihr das Wort. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Vielen Dank, werter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Ich glaube, wir sind uns alle einig, das vernehme ich auch den einzelnen Wortmeldungen, dass wir die Korruptionsbekämpfung sehr, sehr ernst nehmen und ernst nehmen müssen, weil sie ein Stück weit Vertrauen gibt, Vertrauen in die Politik, in Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Ich werde jetzt nicht auf die einzelnen Beispiele eingehen, die jetzt auch seit Jahren hier wiedergegeben werden, sondern lassen Sie mich den Blick ein Stück weit erweitern, indem ich erstens einmal festmache und festhalte, und das halte ich für elementar wichtig: Die Stadt Wien ist seit 2011 Mitglied der Transparency Agency Austria Chapter. Das halte ich für enorm wichtig, weil die Stadt Wien sich hier verpflichtet, alles zu tun, um Korruption zu bekämpfen, um eine verbindliche Geschäftspolitik gegen Bestechung und andere Formen der Korruption umzusetzen. Sie hat sich zu Fortbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verpflichtet, und sie hat sich verpflichtet, für jegliche Korruptionsprävention einzustehen. Ich halte diese normative Verankerung von so diversen verpflichtenden und geeigneten Kontrollchancen und Risikomanagementsysteme und Antikorruptionssysteme schon für außerordentlich wichtig. Ja, natürlich haben Sie recht, werte Opposition, das allein kann es nicht sein, wir müssen das permanent weiterentwickeln. Da gebe ich Ihnen recht. Schade finde ich, wenn man dieses sehr, sehr ernste Thema ein bisschen für Polemik benützt, denn ich denke, eine Differenzierung ist wichtig, ich denke, es ist wichtig, zu zeigen, dass die Wiener Antikorruptionsprogramme auf einem guten Weg sind. Denn woran können wir es messen? - Sie messen es auch immer wieder, wenn wir über den Stadtrechnungshof sprechen, wenn Sie und wir betonen, wie wichtig die Kontrolle ist, wie sehr und wie gut der Stadtrechnungshof funktioniert. Das ist doch eines der Mittel, um die Wirksamkeit von Antikorruptionsmaßnahmen zu überprüfen. Deswegen war es uns ja auch sehr, sehr wichtig - es ist schon angesprochen worden -, die Befugnisse des Stadtrechnungshofes 2015 zu erweitern. Ich erinnere nur an die Kontrollfunktion, an die Maßnahme, auch bei beherrschenden Stellungen hier als Stadtrechnungshof aktiv zu sein. Natürlich müssen wir es weiterentwickeln, und Rot-Grün hat vereinbart - und Sie wissen es -, dass wir hier den Stadtrechnungshof evaluieren, weitere Maßnahmen diskutieren. Ich denke zum Beispiel - was ich für sehr, sehr wichtig halte - an das Korruptionsregister, dass wir darüber im Vergabebereich diskutieren. Ich habe es schon einmal gesagt, da finde ich das, was Nordrhein-Westfalen tut, als sehr vorbildlich. Wir haben auch jetzt schon intensive Gespräche mit der SPÖ, dass es auch zukünftig Prüfansuchen von der Bevölkerung her geben soll, dass wir hier ein Quorum festmachen oder dass wir die Subventionsrichtlinien noch transparenter veröffentlichen oder über die weitere Unabhängigkeit des Stadtrechnungshofs diskutieren müssen. Werte Oppositionsparteien, ich lade Sie herzlich ein, hier konstruktiv mitzuarbeiten. Wenn es Ihnen ernst ist, dass wir die Korruption bekämpfen wollen, wenn es Ihnen ernst ist, dass wir sie in unserer Stadt erweitern wollen, dann machen Sie einfach mit. Wir diskutieren intensiv auf rot-grüner Ebene, wir sagen Ihnen zu, dass wir hier über Parteigrenzen hinweg weitere Maßnahmen diskutieren, auch die eine oder die andere, die von den NEOS heute gekommen ist. Lassen Sie mich nur noch eines ergänzen, ich möchte es Ihnen noch einmal vorlesen, denn es ist nicht ganz vollständig, was denn Korruption eigentlich ist: Korruption ist moralisch abzulehnende, auf persönlichen Vorteil gerichtetes Verhalten zum Schaden von Personen und der Allgemeinheit. Das schädigt das Ansehen des öffentlichen Dienstes und kann je nach Ausmaß zum Verfall der anerkannten Wertemaßstäbe der Gesellschaft führen. Wir wissen alle, alle hier im Raum, dass wir, wenn wir längerfristig Korruption bekämpfen wollen, uns auch an die Gesellschaft richten müssen. Das heißt, dass dieses korrupte Verhalten geächtet wird. Es ist unsere Aufgabe, die Allgemeinheit davon zu informieren. Ich halte es auch für wahnsinnig wichtig, das zur Sprache zu bringen, was gerade in unserem Land passiert. Es ist ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Frau Kollegin, auch Ihre Redezeit ist bereits abgelaufen. Ich bitte Sie um den Schlusssatz. GRin Birgit Hebein (fortsetzend): Oh, das sehe ich nicht. Ich mache das Schlusswort. Wenn Frauen missbraucht werden, die Schutz vor Gewalt suchen, und das jetzt durch das Innenministerium und irgendwelche Agenten nur mehr mit bestimmten Presseleuten kommuniziert werden darf, dann müssen wir uns die Frage stellen, ob hier nicht auch ein korruptes System geschaffen wird, in unser aller Interesse. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich darf noch einmal darauf hinweisen, dass das Lamperl vorne nicht funktioniert. Das heißt, ich darf die werten Herren und Damen Gemeinderäte bitten, dass sie selber kontrollieren, wie ihre Redezeit abläuft, denn es blinkt nicht. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr StR Krauss. Ich erteile ihm das Wort. StR Maximilian Krauss: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum letzten Satz der Frau Hebein: Das hat jetzt zwar nicht direkt etwas mit Korruption zu tun, allerdings hat es doch etwas mit Transparenz zu tun. Wenn der Innenminister jetzt sicherstellen möchte, dass zum Beispiel die Migrationshintergründe und die Hintergründe von Tatverdächtigen veröffentlicht werden und der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden, dann ist das endlich Transparenz. Dann frage ich mich, warum hier in der Vergangenheit Intransparenz gelebt wurde und warum das nicht veröffentlicht wurde. (Beifall bei der FPÖ.- GRin Birgit Hebein: Das ist ein Missbrauch!) Denn hier wurden im Sinne der Intransparenz ganz gezielt der Öffentlichkeit Informationen vorgehalten, die durchaus interessant sind und die viele Menschen in diesem Land interessieren. (GRin Birgit Hebein: Das ist demokratiegefährdend! Das ist Missbrauch!) Was Herr Ellensohn gesagt hat und oft sagt, das angebliche Kriminalitätsregister der FPÖ - da muss man schon auch einmal in die eigenen Reihen der GRÜNEN schauen, wo es ja angeblich keine Vorfälle gibt. Da gibt es zum Beispiel Ihren ehemaligen Abgeordneten, den Herrn Öllinger, der letztes Jahr erst erstinstanzlich verurteilt wurde auf Grund von Beleidigungen auf seiner Facebook-Seite. Und dann gibt es da natürlich auch Ihren ehemaligen Chef, auch ehemaligen Wiener Gemeinderat, jetzt hat er Sie ironischerweise auf Bundesebene politisch ins Aus befördert, den Herrn Pilz, der auf Grund von strafrechtlichen Vorwürfen im sexuellen Bereich sein Mandat nicht annehmen konnte, dadurch kurz nicht von der Immunität beschützt war, und in diesen wenigen Monaten gleich mehrere Verfahren gedroht haben, die er aus der Vergangenheit noch offen hatte, wegen Rufschädigung, wegen Kreditschädigung, wegen Beleidigung, et cetera. Was hat er gemacht in der Zeit, wo er nicht immun war? Was hat er gemacht? - Er hat sich bei der Gerichtsverhandlung und bei der Anhörung krankgemeldet, um dann am nächsten Tag eine Pressekonferenz abzuhalten. Das ist vielleicht das grüne Verständnis von Dingen, wie man mit der Justiz umgeht, bei den Freiheitlichen würde es das nicht geben. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Birgit Hebein: Ja, genau!) Das Thema ist allerdings ein anderes, nämlich Korruptionsskandale. Ich sage ja, die Fülle an Verdachtsmomenten im Korruptionsbereich, die sich durch die unterschiedlichen SPÖ-Ressorts in den vergangenen Jahren bis heute zieht, ist ja so dick, dass es zumindest einmal auffällig ist. Wenn wir von Wiener Wohnen hören und vom Ressort, wo auch der heutige Bürgermeister zuständig war, wo es ja auch im Bereich der MA 34 Verurteilungen gegeben hat wegen Geschenkannahme, et cetera. Oder wenn wir auch vom Bereich des Krankenhauses Nord sprechen, wo man ja in vielen Bereichen heute noch nicht sagen kann, dass es da definitiv Verurteilungen geben wird, aber wo man sehr wohl sagen kann, es ist zumindest sehr auffällig und es ist unglaubwürdig, dass jemand so dumm ist, einen Zaun um 839.000 EUR bauen zu lassen, wenn es ein Gegenangebot mit 13.000 EUR gibt. Dass hier zumindest Korruptionsmomente im Raum stehen, müssen Sie sich gefallen lassen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Dass dann in der Folge natürlich Personen - und das wurde heute schon angesprochen -, die für derartige Skandale verantwortlich sind, wie die ehemalige Stadträtin Sonja Wehsely, in Unternehmen unterkommen, die vorher aus dem Gesundheitsbereich massive Aufträge bekommen haben, wie in ihrem Fall Siemens, ist auch eine mehr als schiefe Optik, wo, glaube ich, nicht nur die Öffentlichkeit sich die Frage stellt, welche Aufträge da vergeben wurden, sondern wo sich vielleicht auch in Zukunft, wenn der U-Ausschuss abgeschlossen wurde und wenn noch mehr Informationen auf dem Tisch liegen, einmal Gerichte die Frage stellen werden, ob es hier nur Zufälle und Unpässlichkeiten gegeben hat oder ob hier nicht auch ein strafrechtliches Verhalten im Hintergrund steht. (Beifall bei der FPÖ.) Diese Politik des Versorgens zieht sich ja allerdings auch in andere Bereiche hinein. Wenn wir jetzt in der Familie bleiben, auch die Schwester, Frau Tanja Wehsely, die in einer Aussendung von Ihnen als Expertin fürs Budget und für Finanzwissenschaften genannt wurde, die allerdings als Vorsitzende des Finanzausschusses für die Rekord- und Milliardenschulden in der Stadt Wien mitverantwortlich ist, kommt ja bald sehr gut im Bereich der Volkshilfe Wien unter. Oder auch Frau Brauner - es wurde schon gesagt -, die im Bereich der Daseinsvorsorge untergebracht wird, wo es diesen Job bis jetzt ja nicht einmal gegeben hat. Oder auch ganz interessant Herr Mailath-Pokorny, der bei seinem Ausscheiden hier groß gelobt wurde und gesagt wurde, das wird der Superstar in New York. Mitnichten! In Wahrheit ist er als Rektor der Musikuniversität Wien unterkommen, und die "Krone" schreibt heute, sein politisches Erbe würde auf den Text eines Glückskeks passen. Also, von wegen, diese Dinge! (Beifall bei der FPÖ.) Zum Abschluss noch ein anderer Fall, der ehemalige Klubobmann von Ihnen, Herr Schicker, der als Experte für den Donauraum in die Wien Holding gewechselt ist - das auch ganz besonders extern und hat überhaupt nichts mit der Stadt Wien zu tun, wo man auch nicht genau gewusst hat. Ich habe mir gedacht, na ja, vielleicht macht er da etwas, er war ja auch einmal im Europaausschuss bei uns tätig, wo ich auch drinnen gesessen bin, wo er einen kurzen Vortrag, eine Präsentation gehalten hat, es war ganz nett. Ich habe mir gedacht, vielleicht kriegt er da auch eine Aufwandsentschädigung. Herausgestellt hat sich dann allerdings bei einem Gerichtsverfahren gegen mich, wo er übrigens auch in der Folge verurteilt wurde - der nächste Rote -, dass er dort auch an die 10.000 EUR im Monat verdient. Das sind die Dinge, wie Sie mit Steuergeldern umgehen, wie Sie im ausgelagerten Bereich mit Steuergeldern umgehen, und wo Sie Leute, die hier politisch versagt haben, versorgen - und das ist unredlich. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Ing. Meidlinger zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin noch etwas vom Redeschwall meines Vorredners bestürzt, denn mehr als Sprechblasen und irgendwelche dubiosen Anschuldigungen, die mit nichts zu halten sind, ist da nicht wirklich viel herausgekommen. Vielleicht sollte man mehr bei den Fakten bleiben und weniger bei "Kronen Zeitungs"-Überschriften. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das Thema der NEOS zum Thema Korruption ist ein sehr ernstes Thema, das wir auch als Sozialdemokratie sehr ernst nehmen, denn Korruption ist einfach nicht duldbar und muss dort, wo sie stattfindet, auch entsprechend abgestellt werden. Was aber unser und auch mein Eindruck ist, ist, dass die NEOS hier vor allem eines zum Zweck haben, den öffentlichen Dienst, die Daseinsvorsorge, die Unternehmungen und vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und da können Sie es noch so schön in den Anträgen formulieren - schlecht machen wollen. Dass Sie das anders meinen, glaubt Ihnen hier wirklich niemand. Wir haben heute schon von Wiener Wohnen gehört, wir haben von den Vorfällen bei Wiener Wohnen gehört, und 2012 wurde das vom Unternehmen selbst ins Rollen gebracht. Dass die Staatsanwaltschaft, die Polizei mit einem Mitarbeiter versucht, hier diesen Fall aufzuarbeiten, ist nicht ursächlich Schuld von Wiener Wohnen, sondern da muss man dort nachfragen, wo die Verantwortung liegt, nämlich bei den Bundesbehörden, dass man dort vielleicht auch einmal mehr Kolleginnen und Kollegen hingibt, damit diese langen Verfahrensdauern auch endlich abgeschlossen sind, denn es ist für alle Betroffene - für die die Unschuldsvermutung gilt, das gilt hier für alle, auch für die Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der Magistratsabteilung 67 - eine sehr belastende Situation. Beim Thema der Magistratsabteilung 67, wo ja auch schon berichtete wurde, dass 13 Kolleginnen und Kollegen befragt wurden, teilweise entlassen worden sind, gilt erstens einmal auch die Unschuldsvermutung. Es sind die Gerichte zuständig, die Staatsanwaltschaften und die Polizei zuständig, hier einmal Fakten zu erheben und dann die Verfahren abzuhalten. Aber man muss schon auch sagen, wie das System oder die Magistratsabteilung 67 und die Kurzparkzonenprüfer hier aufgestellt sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zur Dienstleistung der Polizei zugewiesen, und wenn hier auch von der ÖVP von weißer Weste gesprochen wurde, meines Wissens ist bis vor Kurzem operativ der Nationalratsabgeordnete Karl Mahrer zuständig gewesen. Ich bin gespannt, ob der auch eine weiße Weste hat, und ich bin gespannt, was der für eine Rolle in dieser Situation spielt. Denn hier einen rot-grünen Skandal daraus zu machen, ist an sich schon eine Frechheit, denn zuständig war die schwarze ÖVP, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Stadt Wien - und ich bin überrascht, dass das anscheinend noch niemandem aufgefallen ist - hat schon einiges an Antikorruptionsmaßnahmen gesetzt, und viele der Forderungen, die hier gestellt worden sind, sind bereits erfüllt. Also, es gibt hier - vielleicht zum Mitschreiben, damit wir die Anträge nicht noch einmal haben - bereits ein Antikorruptionstelefon, 82400, wo sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Externe auch anonym hinwenden können. Es gibt eine eigene E-Mailadresse in dieser Stadt, wo man sich ebenfalls anonym hinwenden kann. Wir haben die gleichen Regelungen wie im Bund. Das heißt, wir haben den Schutz von Whistleblowern in der Dienstordnung, in der Vertragsbedienstetenordnung oder auch im neuen Wiener Bedienstetengesetz. Es wird hier auch den Beschäftigten Schutz gegeben, wenn es zu Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft oder bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft kommt. Also, tun Sie nicht so, als ob es nichts gibt. Hier gibt es schon sehr, sehr vieles, und das wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch entsprechend geschätzt und auch entsprechend genutzt. (Beifall bei der SPÖ.) Wir haben ein paar Anträge liegen, ich möchte nur auf einen eingehen, zum Thema Informationsfreiheitgesetz. Hier würde ich auch einmal vorschlagen, dass der Bund auch zur Rechtssicherheit der Bevölkerung und zur Rechtssicherheit der Betroffenen einmal ein Bundesgesetz beschließt. Ich bin gespannt, wie die ÖVP dem Herrn Innenminister das Wort Informationsfreiheitsgesetz beibringt. Ich glaube, da wird es noch ein bisschen Schwierigkeiten geben, aber da bin ich guten Mutes, dass das hier auch zusammengebracht wird. Ich möchte mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, denn wenn hier auch von den NEOS so dargestellt wird, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien in hohem Ausmaß korrupt sind, dann möchte ich das schon auch ein bisschen in ein rechtes Licht rücken. Wir haben derzeit 13 Verdächtige, es gilt die Unschuldsvermutung, bei der MA 67. Wir haben derzeit 32 Verdächtige, es gilt die Unschuldsvermutung, bei Wiener Wohnen. Das sind in Summe 45, das sind 0,064 Prozent der gesamten Beschäftigten, 0,064 Prozent der gesamten Beschäftigten. Ich bin sehr dankbar, dass der Herr Vorsitzende zum Vorwurf struktureller Korruption einen Ordnungsruf erteilt hat, denn das, was hier kommuniziert wird, ist unwahr, falsch, unrichtig, und ich möchte mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre tolle Arbeit recht herzlich bedanken. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Einen Abschlusssatz noch: Herr Ulm, wenn die ÖVP auf Bundesebene immer drängt, bleiben Sie bei den Fakten, dann fordere ich das auch: Bleiben Sie bei den Fakten! Kein einziger Feuerwehrmann wird für den 1. Mai dienstfrei gestellt. Alle in der Freizeit - das tut Ihnen weh, aber es ist so. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen 17 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen zwei Anträge eingelangt und von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien vier Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben, die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Die Gemeinderäte Anton Mahdalik, Karl Baron, Wolfgang Irschik, Christian Unger, Manfred Hofbauer und Michael Niegl haben ein Ersuchen an den Stadtrechnungshof gemäß § 73e Abs. 1 der Wiener Stadtverfassung betreffend Versagen der Kontrolleinrichtungen und Stornorichtlinie der MA 67 eingebracht. Dieses Prüfersuchen wurde an den Stadtrechnungshof weitergeleitet. Meine Damen und Herren, Frau Mag. Beate Meinl-Reisinger hat mit Ablauf vom 26. September 2018 auf die Ausübung ihres Mandates im Gemeinderat verzichtet. Wir hatten gestern die Gelegenheit, sie zu verabschieden. Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 der Wiener Gemeinderatswahlordnung auf das dadurch frei gewordene Mandat den nächstgereihten Ersatzwerber auf dem Stadtwahlvorschlag der NEOS, Herrn Thomas Weber, in den Gemeinderat berufen. Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung ist das Gemeinderatsmitglied anzugeloben. Ich bitte den Schriftführer zu meiner Linken, die Gelöbnisformel zu verlesen und das neue Gemeinderatsmitglied auf meinen Aufruf hin, das Gelöbnis mit den Worten "Ich gelobe." zu leisten. Ich bitte um Verlesung der Gelöbnisformel. (Alle Mitglieder des Gemeinderates erheben sich von den Plätzen.) Schriftführerin GRin Mag. Caroline Hungerländer: "Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten." Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr GR Thomas Weber. GR Thomas Weber (NEOS): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Danke, die Angelobung ist damit vollzogen. Wir wünschen Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihre Tätigkeit als Gemeinderat der Stadt Wien. (Allgemeiner Beifall.) Die Anträge des Stadtsenates zu den Postnummern 5, 8, 9, 11, 13 bis 17, 19 bis 22, 24, 26, 28, 32, 33, 38 und 43 bis 45 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zum Beginn der Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung die erforderliche Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummer 25 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 1, 25, 18, 23, 35, 36, 37, 39, 40, 41, 42, 2, 3, 4, 6, 7, 10, 12, 27, 29, 30, 31 und 34. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Wir kommen nun zur Postnummer 1. Sie betrifft die Wahl von Schriftführern sowie die Wahl eines Mitgliedes beziehungsweise Ersatzmitgliedes in den Vorstand der KFA. Bevor wir über die vorliegenden Wahlvorschläge abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat mit Zweidrittelmehrheit nichts anderes beschließt. Ich schlage vor, diese Wahlen durch Erheben der Hand vorzunehmen. Ich bitte, wer meinem Vorschlag entgegenkommen will, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Wir kommen nun zur Wahl von Schriftführern. Durch das Ausscheiden von Frau GRin Barbara Teiber aus dem Gemeinderat ist die Funktion einer Schriftführerin nachzubesetzen. Der entsprechende Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates lautet auf GRin Däger-Gregori. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Wir gratulieren zur einstimmigen Wahl als Schriftführerin. (Allgemeiner Beifall,) GR Mag. Christoph Chorherr hat seine Funktion als Schriftführer zurückgelegt. Der entsprechende Wahlvorschlag des Grünen Klubs im Rathaus lautet auf GRin Mag. Huemer. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, ebenfalls um ein Zeichen mit der Hand. - Frau Gemeinderätin, Sie sind auch einstimmig gewählt. Gratulation zu dem Amt. GR Christoph Wiederkehr hat seine Funktion als Schriftführer zurückgelegt. Der entsprechende Wahlvorschlag des NEOS-Rathausklubs lautet auf GR Thomas Weber. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmenthaltung des zu Wählenden angenommen. Ich gratuliere auch Ihnen zur Wahl. Wir kommen nun zur Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes in den Vorstand der KFA. Barbara Teiber ist durch ihren Mandatsverzicht als Mitglied und Amtsf. StR Kathrin Gaál ist durch ihren Mandatswechsel als Ersatzmitglied aus dem Vorstand der KFA ausgeschieden. Der entsprechende Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates für die restliche Funktionsperiode des Vorstandes der KFA lautet auf GRin Däger-Gregori als Mitglied, zugeordnetes Ersatzmitglied ist GRin Ingrid Schubert und auf GR Christoph Oxonitsch als zugeordnetes Ersatzmitglieder für das Mitglied Christian Hursky. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die einstimmige Wahl fest und gratuliere auch diesen Herrschaften zur Wahl in die Ämter. Es gelangt nun Postnummer 25 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft den Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes betreffend Stadt Wien - Projekt Neubau Krankenhaus Nord. Die Frau Rechnungshofpräsidentin ist entschuldigt. Sie hat sich entschuldigt, weil sie heute eine mündliche Verhandlung vor dem Verfassungsgerichtshof hat und es sich leider nicht ausgegangen ist, dass sie zu uns gekommen ist. Sie hat sich aber ausdrücklich entschuldigt und ist in diesem Fall, wie gesagt, bei uns leider heute nicht gegenwärtig. Aber die Prüfer des Rechnungshofes sind da. Meine Damen und Herren vom Rechnungshof, ich darf Sie recht herzlich in den Hallen des Gemeinderates begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Deutsch, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Deutsch: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Kenntnisnahme des vorliegenden Berichtes. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Da diese Postnummer Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand ist, darf ich in Erinnerung rufen, dass jeder Erstredner der Fraktionen 40 Minuten Redezeit zur Verfügung hat. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. Ich erteile ihm das Wort. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Mitglieder vom Rechnungshof! Vielen Dank für den wirklich wichtigen Bericht, der uns auch sehr geholfen hat, das Krankenhaus Nord in der Umfassendheit des Projektes und auch der Fehlplanung im Projekt noch besser zu verstehen. Es ist ein wirklich ausgezeichneter Bericht, der auch für die jetzt laufende Untersuchungskommission eine wichtige Grundlage ist. Erlauben Sie mir, zu Beginn ein paar Worte zur Untersuchungskommission zu sagen, da diese natürlich auch im Kontext zum Rechnungshofbericht gesehen werden muss. Die Untersuchungskommission ist ja sehr langsam in Schwung gekommen, es hat sehr lange gedauert, einen Vorsitzenden zu finden. Wir haben sehr langsam gestartet, weil wir auch als Mitglieder in der Untersuchungskommission lange keine Akten bekommen haben. Haben wir zuerst lange keine Akten bekommen, haben wir danach schlechte Akten ausgeliefert bekommen, haben geschwärzte Akten bekommen, geweißte Akten bekommen, wo wir sehr, sehr viel, was wir eigentlich untersuchen sollen und wollen, nicht untersuchen können, weil eben die Herausgabe der Akten sehr mangelhaft ist. Wir haben natürlich einen langen Atem und gehen die Untersuchungskommission bestmöglich an, damit wir wirklich die Frage der politischen Verantwortung klären können. Wir sehen in jeder Sitzung wieder, was für ein unglaubliches Systemversagen von Seiten der Stadtpolitik und auch von Seiten des KAV im Bereich des Baus des Krankenhaus Nord da war. Das Systemversagen, das uns in jeder Sitzung wieder bewusst wird, und wie viele Fehler dann eigentlich passiert sind. Einige werde ich anhand des Krankenhaus-Nord-Rechnungshofberichts auch aufzeigen. Aber auch der Kontext zu Aktuellen Stunde ist gegeben, weil die Korruptionsstaatsanwaltschaft auch schon wegen dem Krankhaus Nord ermittelt. Hier ist es eben wichtig, Antikorruptionsmaßnahmen zu setzen, um auch, Herr Meidlinger, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Darum geht es uns ja auch: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, wenn korrupte Machenschaften stattfinden. (Beifall bei den NEOS.) Nun zum Bericht, der für uns auch deshalb so wichtig ist, weil innerhalb der Untersuchungskommission von Seiten der Sozialdemokratie noch immer die Geschichte erzählt wird: Das Krankenhaus Nord ist ja eigentlich ein Erfolgsprojekt, die Kosten sind ja eigentlich gar nicht höher, als gedacht, und der Zeitplan ist ja auch nicht so eng zu nehmen. Ja, Ihr Kollege Herr Florianschütz hat bis zur vorletzten Sitzung behauptet, dass der Kostenrahmen eigentlich nicht überschritten worden ist, sondern dass es halt eine Inflation gibt. Aber hier sehen wir ja im Rechnungshofbericht schwarz auf weiß, dass festgestellt wird, dass der geplante Kostenrahmen von 2010 von 1,017 Milliarden EUR um zumindest 272 Millionen zusätzliche Euro steigt. Das heißt, im Rechnungshofbericht ist klar ersichtlich, dass mindestens 27 Prozent Kostenüberschreitung stattfindet. Es wird auch ein Rahmen von bis zu 38 Prozent genannt. Sie haben das schwarz auf weiß, dass das Krankenhaus Nord selbst vom Planungsdatum 2010 viel zu teuer ist. Es wird vom Rechnungshof festgestellt, dass vom Programmstart an ein fehlendes Gesamtfinanzierungskonzept zu beurteilen ist. Es gab kein ganzheitliches Finanzierungskonzept, was von Beginn an Probleme verursacht hat. Vor allem dann dieses Abkommen gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank, wo der Rechnungshof feststellt, dass keine schriftlichen Vergleichsangebote eingeholt worden sind und dadurch auch die Zinslage von einem EIB-Kredit eigentlich nicht gut war. Darüber hinaus ist auch unklar, warum dann überhaupt die Tranchen des EIB-Darlehens so frühzeitig abgerufen wurden, da diese natürlich auch Zinsen abwerfen und dadurch den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern Kosten verursachen. Wir haben weitere Kritikpunkte vom Rechnungshof, die sehr grundlegende Entscheidungen betreffen. Eine grundlegende Entscheidung war, welches Grundstück genommen wird oder warum denn bei der Ausschreibung im ursprünglichen PPP-Projekt das Einbringen eines Grundstückes Voraussetzung war, weil es ja logisch ist, wenn ich in eine Ausschreibung so eine spezifische Bestimmung mitnehme, dass ein Grundstück in diesem Bezirk miteingebracht werden muss, dass es nicht sehr, sehr viele Anbieter gibt, die einfach ein Grundstück in der Größe in dem Bezirk zur Verfügung stellen können. Dadurch ist es natürlich kein Wunder, dass es auch ein ÖBB-Grundstück geworden ist, wo auch festgehalten wird, dass der Kaufpreis des Grundstücks an der oberen Grenze war, nach unseren Berechnungen immerhin 40 Prozent über den Kosten, den der Grund in dieser Lage hätte kosten dürfen. Wir sehen weiter, dass vom Rechnungshof kritisiert wird, dass es keine klare Vergabestrategie gab, nachdem das PPP-Projekt abgebrochen worden ist, sondern im Rahmen von 250 Einzelvergaben auch die Risiken nicht richtig beurteilt worden sind. Wir sehen keine durchgängige Projektorganisation beim Krankenhaus Nord, das stellt auch der Rechnungshof fest, obwohl bei so einem Großprojekt eine klare und durchgängige Projektorganisation besonders wichtig wäre, weil bei so Großprojekten immer ein Risiko besteht. Aber noch höher ist das Risiko, wenn im Laufe des Projektes Umplanungen geschehen, starke personelle Änderungen geschehen oder sich auch Vertragspartner ändern. Und das ist beim Krankenhaus Nord ja sehr zahlreich passiert. Letzter Punkt vom Rechnungshof, auf den ich hinweisen möchte, sind die aufgelisteten Baumängel von der Bauaufsicht von immerhin 8.163, die hier auch genannt worden sind. Um auch in die Zukunft zu schauen, finde ich diesen Bericht des Rechnungshofes zum Management von öffentlichen Bauprojekten sehr, sehr nützlich und auch für die Planung von zukünftigen Bauprojekten hilfreich, weil der Rechnungshofbericht ja eigentlich kein Krankenhaus-Nord-Optimierungsbericht ist. Aber er liest sich so, weil jede Empfehlung, die in diesem Bericht steht oder zumindest 90 Prozent der Empfehlungen so beim Krankenhaus Nord nicht umgesetzt worden sind. Ich werde nur ein paar exemplarisch vorlesen, was es auch für Empfehlungen für die Zukunft gibt. Als Lösungsvorschlag wird es als Erstes gebracht, dass man auch genug internes Know-how aufbaut, um die Bauherrenfunktion wahrnehmen zu können. Das war beim Krankenhaus Nord, wie wir alle wissen, sehr klar nicht der Fall. Es musste sehr viel externes Know-how eingekauft werden. Und hier die zweite Empfehlung, auch möglichst wenig externe Beratung im Rahmen des Bauprojektes einzukaufen. Beim Krankenhaus Nord war das Gegenteil der Fall. Es wurden immer mehr externe Verträge ausgestellt, immer mehr Beratungsdienstleistungen angenommen, und dadurch wurde das Projekt auch immer schwieriger umzusetzen. Wir haben als weitere Empfehlung, dass eine klare Projektorganisation von Anfang an festgesetzt wird. Das war beim Krankenhaus Nord auch nicht der Fall. Und dass Entscheidungen schnell getroffen werden. Und das, was wir bei der Untersuchungskommission durch viele Zeugen mitbekommen, ist, dass die Entscheidungen nicht getroffen worden sind, dass wichtige Entscheidungen über Monate hinweg auf der Verwaltungsebene im KAV und auch von politischer Ebene nicht bearbeitet wurden. Das heißt, langsame Entscheidungen kosten den Steuerzahler natürlich enormes Geld. Mir ist es wichtig, dass wir am Schluss der Untersuchungskommission nicht nur politische Verantwortung herausfinden, sondern auch für die Zukunft lernen. Hier ist dieser Bericht vom Rechnungshof für das zukünftige Management von öffentlichen Bauprojekten eine gute Grundlage. Ich wünsche mir auch, dass wir uns anhand dieses Berichtes auch mit Maßnahmen für die Zukunft auseinandersetzen und bringe das Antikorruptionspaket, das wir auch in der Aktuellen Stunde diskutiert haben, hier ein, weil auch im Bereich des Krankenhauses Nord Antikorruptionsmaßnahmen dringend erforderlich sind. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Herr Stadtrat! Irgendwo habe ich ihn nämlich schon gesehen. Jetzt sehe ich ihn nicht. Meine Damen und Herren vom Rechnungshof, ich freue mich, dass Sie hier sind und möchte mich auch ganz, ganz herzlich für diesen ausgezeichneten Bericht bedanken und brauche das jetzt nicht zu wiederholen. Kollege Wiederkehr hat es gesagt, er ist für uns eine unglaublich gute Stütze gerade in der Untersuchungskommission, und er bestätigt natürlich sehr viel, was wir seit Jahren ja gerade im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Nord als Opposition immer wieder festgestellt haben. Aber es wurde halt immer gemauert. Wir sind in der Regel hingestellt worden als die, die ständig kritisieren und in Unkenntnis sozusagen leben. Aber das Krankenhaus Nord, meine Damen und Herren, zieht sich ja seit Jahren durch mein politisches Dasein. In den letzten Monaten bestätigte, nein, ich muss sagen, übertraf eigentlich die Untersuchungskommission, die sehr zäh begonnen hat, das hat auch schon der Kollege gesagt, aber meine schlimmsten Befürchtungen. Wir sehen uns wirklich einem Skandal der Sonderklasse gegenüber. (Beifall bei der ÖVP.) Und dass die öffentliche Hand oft kein besonders guter Bauherr ist, das ist ja bekannt. Der Rechnungshof gab eben daher vorige Woche, glaube ich, war es, eben diese Richtlinien raus, diesen Bauleitfaden, der die schlimmsten Fehler zusammenfasst. Und auch da recht, recht herzlichen Dank für diese großartige Unterlage, wo sich eben auch herausstellt, dass das Krankenhaus Nord auf Platz 3 der meistgerügten Projekte steht. In diesem Leitfaden wurden wirklich all jene Fehler aufgezeichnet, die in Zukunft hoffentlich, hoffentlich vermieden werden. Anfang dieses Jahres erschien zu den Vorfällen rund um das Krankenhaus Nord eben dieser Bericht, wo auch unglaublich viele Fehler aufgezeigt wurden. Ich sage noch einmal, das ist eine wirklich gute Unterlage für uns. Ich betone das besonders, da ja dem Gemeinderat eigentlich laufend Informationen vorgelegt werden sollten, um ein Projekt eben dementsprechend zu begleiten. Auch das wurde vom Rechnungshof sehr klar festgestellt, dass die Abgeordneten zur Wahrnehmung ihrer Genehmigungsverantwortung eben nicht ausreichend informiert wurden. Und das ist ein demokratiepolitisches Desaster, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Vor allem ist das Krankenhaus Nord blamabel für die politisch Verantwortlichen, denn es ist nur das Symptom eines tiefsitzenden Strukturproblems, das die SPÖ in Wien zum System erhob. Dass überforderte Projektleiter eine halbe Milliarde Euro in den Sand setzten, das wäre an sich schon schlimm genug. Dass es dazu kommt, weil in der Stadtverwaltung generell Kontrollmechanismen, verbindliche Richtlinien zur Projektabwicklung und Transparenz fehlen, ist ein vernichtendes Zeugnis für die gesamte Regierung. (Beifall bei der ÖVP.) Brigitte Ederer, Mitglied des Bieterkonsortiums, damals war sie Managerin bei Siemens, gab bei den Verhandlungen an, so hat sie das gesagt, sie habe den Eindruck, dass das Know-how, ein so großes Spital zu bauen, in der Stadt fehlt. Das ist die Aussage, die sie in der Untersuchungskommission gemacht hat. Auch diese Beurteilung wäre nämlich Aufgabe der zuständigen Stadträtinnen gewesen. Also die Verantwortung kann man nicht immer bei den Managern suchen. Die sind den Stadträtinnen gegenüber verantwortlich. Aber verantwortlich für so ein Versagen ist die Politik. (Beifall bei der ÖVP.) Fehlende, späte oder falsche Entscheidungen eines überforderten Managements mit allen Konsequenzen für Terminplan und Kosten sind dann natürlich nur die logische Folge. Details dazu, Kostenexplosion, können Sie im Bericht des Rechnungshofes nachlesen, und ich bin davon überzeugt, alle von Ihnen werden diesen Rechnungshofbericht gelesen haben. Das nehme ich als selbstverständlich an, weil wir ja daraus auch für die Zukunft Konsequenzen ziehen müssen. Die Stadt versagte auf ganzer Linie, egal, ob es die Bedarfsentwicklung, das Grundstück, die Bauherrenfunktion, die Leistungsvergabe oder die Finanzierung betrifft. Die Aussagen der verschiedenen Zeugen, meine Damen und Herren, laufen alle auf dasselbe heraus: Es mangelte an Strukturen, an Vorgaben und an kompetenten Ansprechpartnern. Gebaut wird ein Krankenhaus, das leider bereits bei seiner Eröffnung veraltet sein wird. Es steht auf einem absurd großen Grundstück, das Experten als nicht optimalen Standort sehen. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Ja es ist aber so! Bitte, Sie sind ... Herr Kollege, Sie sind nicht in der Kommission! Aber Sie können es nachlesen. (Aufregung bei GRin Safak Akcay, GR Christian Hursky und GR Christian Oxonitsch.) Das wurde gesagt, und ich nehme an, das wird man ja hier sagen dürfen und das sollen auch alle wissen. (Beifall bei der ÖVP.) Die Vorgänge rund um den Ankauf spotten jeder Beschreibung, gerade, was das Grundstück betrifft. Aber ich habe das ja in meiner gestrigen Rede bereits gesagt. Die Posse, meine Damen und Herren, um das PPP-Modell ist ebenfalls sehr bemerkenswert. Man verhandelt vier Jahre mit einem Bieterkonsortium, das jedoch den Eindruck hat, und auch das hat wieder die Frau Kollegin Ederer gesagt, dass die Stimmung eher gegen dieses PPP-Modell war, und lehnt dessen Angebot von 850 Millionen EUR, das war dann das Angebot des Bieterkonsortiums, als zu hoch ab, ohne selbst, und das ist schon sehr interessant, das hat auch der Kollege Wiederkehr gesagt, einen Preis nennen zu können. Letztlich wird dann die EIB vorgeschoben, um die Verhandlungen zu beenden. Der planende Architekt Wimmer stellte der Projektabwicklung in seiner Befragung ein vernichtendes Zeugnis aus. Wimmer wörtlich: "Der Bauherr muss mit den Beteiligten gleiche Augenhöhe herstellen. Wenn ausführende Firmen weit überlegen sind, dann ist das eine verheerende Situation." Ich kann dazufügen: und teuer. Das muss man auch noch dazufügen. Gehen wir weiter. Wenn Sie nach einem Ansprechpartner suchen und keine Antworten kriegen, gehen Sie in die nächste Etage. Und wenn Sie dort auch kein Ergebnis kriegen, müssen Sie es zur Kenntnis nehmen. Zahlen, meine Damen und Herren, tut das Versagen alles der Steuerzahler. Und ein zweiter Architekt, der über ein bereits stark verzögertes Projekt sagt, es habe von Auftraggeberseite nie einen Fertigstellungsdruck gegeben - das muss man sich einmal vorstellen: Sowieso so im Verzug und da sagt ein Architekt, es hat nie vom Auftraggeber einen Fertigstellungsdruck gegeben. Diesen Architekten muss man wohl lange suchen. Externe Berater geben sich bei dem Projekt die Klinke in die Hand. Eine Statikfirma vergisst, sich zu vergewissern, dass ihre Berechnungen der ÖNORM entsprechen, und niemandem fällt das auf. Renate Brauner, damals immerhin Finanzstadträtin einer Millionenstadt, nicht einer kleinen Gemeinde, einer Millionenstadt, gibt zu Protokoll, dass ihr die Tragweite der veränderten Maastricht-Kriterien nicht bekannt waren! Also an sich eigentlich unglaublich. Die Steuerzahler berappen deswegen unnötig Zinsen, und zwar wurden vom Rechnungshof auch zwei Varianten berechnet. 30 Millionen EUR oder bis zu 45 Millionen EUR nur deshalb, weil die Frau Brauner eben die Maßnahmen, die Kriterien nicht gekannt hat. Frau Brauner fühlt sich zwar für das regelmäßige Budgetcontrolling zuständig, aber ob und wann eine Reißleine zu ziehen ist, geht sie wiederum nichts an. Wörtlich sagte sie: "Ansonsten ist es die Entscheidung des zuständigen Stadtrats. Sonst könnte die Finanz ja eh gleich alles selber machen." Eine sehr bemerkenswerte Aussage! Meine Damen und Herren, ich nehme an, das Ping-Pong-Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisung wird in der Untersuchungskommission weitergehen. Wenn man es zusammenfasst, muss man sagen: Schuld hat das System, das die SPÖ seit Jahrzehnten in dieser Stadt kultiviert. Das Krankenhaus Nord ist der Kopf eine Hydra, die sich einfach zu weit über den Sumpf erhoben hat, um noch übersehen zu werden. (Beifall bei der ÖVP und von StRin Ursula Schweiger-Stenzel.) StR Hacker wird nun mit Hilfe von Generaldirektor Wetzlinger das Krankenhaus Nord sicher zu Ende bringen, wobei ich auch hier vom Management an sich nicht verstehen kann - der Ing. Wetzlinger hat in Klagenfurt gezeigt, dass man zeitgerecht ein Krankenhaus bauen kann. Er hat gezeigt, dass die Kostensituation stimmen kann. Er ist seit 2011 in Wien im AKH und wurde jahrelang nicht eingesetzt! Also ich muss sagen, das ist etwas, was ich eigentlich nicht verstehe. Den hätte man ja gleich einbinden können, weil damals hat man ja die Probleme alle schon gekannt. 2011 war ja die Situation schon sehr prekär. Also das wundert mich. Aber ich kann mich nur wundern, weil wenn man selbst im Management tätig war, dann versteht man das eigentlich auch nicht. Herr Stadtrat, weil gesehen habe ich ihn (Amtsf. StR Peter Hacker steht hinter den Sitzreihen.), ich erwarte, dass Sie uns einen Zeit- und Kostenplan vorlegen! Ich rufe nochmals die Mahnung des Rechnungshofes in Erinnerung, dass dem Gemeinderat prinzipiell die benötigten Informationen vorzulegen sind. Das wäre zumindest ein Schritt Richtung Transparenz, denn das Lehrgeld für das politische Fehlverhalten, nämlich das System SPÖ, dieses Lehrgeld zahlen leider die Wienerinnen und Wiener. Und, Herr Stadtrat, Sie haben hier bei Ihrem ersten Auftritt, das war am 25. Mai in der Fragestunde, also gleich nach Ihrer Angelobung, ich glaube, gleich am nächsten Tag war die Fragestunde, da hat die Kollegin Schütz eine Frage gestellt und Ihre Antwort war dann: "Ein bissel bin ich jetzt überfordert," - was ja zu verstehen ist, Sie sind ja neu gekommen -, "aber rein grundsätzlich kennen Sie mich aus meiner vorigen Tätigkeit und ich habe beschlossen, es gibt keinen Grund, mich zu ändern, dafür bin ich wohl schon ein zu großer Bub. Ich bin ein Verfechter von Transparenz und Nachvollziehbarkeit." Dem, Herr Stadtrat, ist nichts hinzuzufügen, sondern handeln Sie danach! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Die Rechnungshofmitarbeiter, - präsidenten! Der Bericht des Rechnungshofes zum Krankenhaus Nord ist enorm wichtig und ist eine der meistbesprochenen Unterlagen in der Untersuchungskommission, die jetzt seit Juli läuft. Ich nehme an, dass dieser Bericht nicht nur von den Mitgliedern der Untersuchungskommission gelesen wurde, sondern zumindest auszugsweise auch von weiteren Mitgliedern des Gemeinderates. Ich möchte nur ganz am Anfang etwas zum Krankenhaus sagen: Wenn wir alle oder wenn viele von uns anfangen, ein neues Krankenhaus, in dem am Ende tausende Patienten und Patientinnen sein werden, die hoffen, dass sie die beste medizinische Versorgung bekommen, wenn wir das die ganze Zeit schlechtreden, dann liefern wir nicht gerade einen Beitrag zur Gesundheitsversorgung, weil das Krankenhaus Nord natürlich nicht ein veraltetes Krankenhaus mit dem Standard aus den 70er Jahren sein wird, sondern es wird ein nigelnagelneues Krankenhaus sein, bei dem hoffentlich alles ganz hervorragend funktioniert und wo es auf jeden Fall komplett neue Einrichtungen gibt, die qualitativ über das alles hinausgehen, was wir kennen. Ich nenne jetzt nur ein Beispiel: Das Muttermilchzentrum. Ich musste mir auch erklären lassen, was das genau ist, warum das so wichtig ist. Aber anhand dessen, es ist ein Zentrum, das es so noch nicht gibt, nicht nur in Österreich nicht, sondern da sind wir europaweit Spitze, wenn das dann im Krankenhaus Nord existiert. Das hilft vor allem den Frühchen, den sehr früh geborenen Kindern, die halt mit fünf, sechs Monaten geboren werden. Da werden neue Erkenntnisse gewonnen, die genau denen helfen. Das ist sehr wichtig, das ist innovativ, und das gibt es so in Österreich im Moment gar nicht. Das Krankenhaus Nord wird also zumindest für die Patienten und Patientinnen, die dann dort ein und aus gehen, hoffentlich fehlerfrei, so gut man arbeiten kann, funktionieren. Und die Patienten und Patientinnen werden sich dort wohlfühlen, unter anderem, auf das komme ich dann auch noch, wegen ein paar Punkten, die hier kritisch bemerkt wurden. Aber machen wir einfach zwei Punkte daraus. Das eine ist die Gesundheitsversorgung in Wien. Und das andere ist: Hat es gepasst im Ablauf? Passen die Kosten? Passt der Zeitplan? Aber das sind zwei verschiedene Geschichten, zwei verschiedene Punkte, wenn man es sich anschauen kann. Die Krankenversorgung, die Versorgung für die Patienten und Patientinnen, davon gehe ich aus, wird dort hervorragend funktionieren. Und dass das Krankenhaus Nord in Floridsdorf auf der, ich sage dann oft, anderen Seite der Donau, weil ich auf dieser Seite wohne, aber je nachdem, auf welcher Seite man wohnt, die Versorgung, das haben wir ja auch in der Untersuchungskommission, gelernt, falls wir nicht in den letzten Jahren hier hierin, das gehört dort, aber die Bettenanzahl pro EinwohnerInnen ist halt im Westen von Wien sehr, sehr viel besser im Vergleich zu den Leuten, die in Floridsdorf und in der Donaustadt wohnen. Also dass dort ein Spital gebaut wird, war ja auch kein Gegenstand des Konflikts in der Untersuchungskommission. Da sind wir uns ja einig. Wir sind uns einig, es ist schlau, ein Krankenhaus auf der Seite von der Donau zu bauen. Es ist schlau, das Krankenhaus größer zu dimensionieren, als es am Anfang war, weil am Anfang war die Idee 400 Betten. Wir sind jetzt beim doppelten Ausmaß, weil auch die Bevölkerungsentwicklung von 2004 weg natürlich sehr viel rasanter gegangen ist. Ich kann aber nicht die gesamte Untersuchungskommission für alle anderen hier zusammenfassen, das ist das eine. Das Zweite, und das ist ja der Gegenstand des Rechnungshofberichtes, ist: Was passt nicht im Ablauf? Was ist mit den Kosten? Kann man irgendetwas draus lernen? Kann man in der Zukunft was besser machen? Lange Verzögerungen des Projektverlaufes dort. Also wer nur ganz kurz Zeit zum Bericht Durchblättern hat, wird ab Seite 81 fündig, bei Störungen des Projektablaufes. Da liegt manches im eigenen Bereich und manches halt extern. Wenn eine Firma in Konkurs geht, dann hält es den Betrieb natürlich auf, vor allem, wenn man neue Ausschreibungen machen muss, aber auch unabhängig davon. Aber da ist auf zwei Seiten sehr schön aufgelistet, also wer sich kurz einlesen will, könnte da sehr schnell einen Überblick bekommen, warum es im Zeitplan zumindest bei Weitem nicht gehalten hat. Die langen Verzögerungen des Projektverlaufes, das haben wir im Rechnungshofbericht und in der Untersuchungskommission mit den Zeugen und Zeuginnen, die seit 17. Juli kommen, bis jetzt waren es, glaube ich, 16, die wir befragen konnten, beginnend mit dem Herwig Wetzlinger, der seit November 2017 Generaldirektor ist. Zuletzt den Herrn Walter Troger vom Konsortium VAMED. Und dazwischen eben 14 weitere. Ein Grund liegt offensichtlich darin, dass man sehr lange gedacht hat, man macht ein PPP-Modell, und das hat man dann irgendwann anders aufgestellt. Diese Verzögerung bei den Verhandlungen dafür hat fast vier Jahre gedauert. Das kostet Zeit, und Zeit kostet natürlich auch Geld. Das Grundstück ist wesentlich größer als es am Anfang gedacht wurde. Das wird jetzt von manchen nur kritisiert. Und da gibt es aber auch wieder zwei Blickwinkel: Braucht man das Grundstück oder nicht? Braucht man einen großen Heilgarten oder nicht? Die Diskussion hatten wir gestern auch. Kann man diesen Garten auch für die Leute aufmachen, die in Floridsdorf wohnen, dass die dort auch hineingehen? Gestern haben wir gehört, das kann nicht so ein Problem sein. Werden wir sehen. Ist das jetzt überbordend, wie es vor allem die ÖVP darstellt, wenn man für Patienten und Patientinnen einen großen Garten haben will? Ist es überbordend, dass wir dort Zweibettzimmer haben und nicht Acht- und Sechsbettzimmer? Und ich hätte gerne, dass auch in der öffentlichen Versorgung keine Achtbettzimmer sind. Ich möchte nicht, dass alle, die eine Privatversicherung haben, ich habe keine Privatversicherung, aber alle, die eine Privatversicherung haben, sind froh, wenn sie in Ein- und in Zweibettzimmern liegen. Und der Rest darf sich dann zu acht und zu sechzehnt, und ich weiß nicht, was die Vorstellung ist. Nein, die Kritik kommt ja, es ist teuer, weil es viele Räume braucht, weil unter anderem Zweibettzimmer drinnen sind. Ich finde das eine Errungenschaft des 21. Jahrhunderts, dass wir in der Lage sind, ein öffentliches Krankenhaus zu bauen, das eben über Zweibettzimmer verfügt. Insgesamt ist das Grundstück groß. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Natürlich ist da, je größer das Grundstück, desto teurer wird es, logisch, jeder Quadratmeter kostet Geld. Uns hat man jetzt in der Untersuchungskommission zumindest auch erklärt: Na ja, das Bevölkerungswachstum, also wer sich traut, eine Prognose abzugeben, wie viele Leute in 15 Jahren hier wohnen werden. Wir müssen rechnen. Aber das ist schon eine dynamische Entwicklung, die man gut im Auge behalten muss, weil vor 20 Jahren hat man geglaubt, dass die Stadt schrumpft. Das hat sich als großer Irrtum herausgestellt. Wir waren gerade mit dem Stadtrechnungshof in Dresden und Leipzig. Die haben tatsächlich eine schwere Schrumpfung hinter sich gehabt, in Leipzig von 100.000. Und plötzlich hat es wieder angezogen. Die waren auch nicht darauf vorbereitet. Also schlauerweise beobachtet man das genau. Dass wir ein vielleicht noch größeres Krankenhaus brauchen, ist dort möglich. Dass dort schon Reserveflächen sind, ist, wenn es soweit kommt, nützlich. Also ausschließlich im Minusbereich ansiedeln, dass man ein größeres Grundstück hat, würde ich nicht. Wie ist man nun zu dem Grundstück gekommen? Wie hat die Ausschreibung funktioniert? Wollte man das schon am Anfang? Hat man versucht, innerhalb der Gesetze alles zu nutzen, was möglich ist, damit auch dieser Bieter gewinnt? Das ist eine Erörterung sowohl im Rechnungshofbericht als auch in der Untersuchungskommission. Natürlich wurde durch eine Ausschreibungsbedingung, die nicht jedes Mal, sondern eher selten vorkommt, nämlich du musst das Grundstück beibringen, damit du an der Ausschreibung für den Bau teilnehmen kannst - ja natürlich schränke ich den Wettbewerb ein, weil nicht jeder ein Grundstück dabei hat. Das steht auch so drinnen. Es ist allerdings auch durch alle europäischen und österreichischen Gesetze gedeckt. Die Vorgangsweise schränkt den Wettbewerb ein. Am Ende sind ja auch nicht mehr so viele Grundstücke zur Verfügung gestanden. Der nächste Punkt, der viel Raum nimmt, ist: Nach dem Widerruf, das als PPP-Modell mit einem Konsortium zu machen, hat sich der KAV entschieden, selbst der Bauherr zu sein. Das wird nicht nur im Rechnungshofbericht kritisch beäugt, weil das Know-how zumindest nicht in ausreichendem Ausmaß, die Worte sind sogar eine Spur deutlicher im Bericht, zur Verfügung gestanden ist und sehr viele Anwaltskanzleien, 17, dann tätig waren und die neue Vergabestrategie insgesamt 250 Vergabeverfahren vorgesehen hat. Das hat vermutlich, nicht nur vermutlich, das hat nicht gerade zur Beschleunigung des ganzen Baus geführt und ist wahrscheinlich, nein, ist sicher mit ein Grund dafür, dass die ursprünglichen Zeitpläne nicht alle eingehalten werden konnten, und treibt natürlich wieder die Kosten in die Höhe. Der Verlauf von zahlreichen Störungen, den habe ich am Anfang angesprochen, die sind ja tatsächlich nicht alle im Bereich der Stadt, sondern mangelhafte Pläne, Schnittstellenprobleme bei der Bauausführung, bei der Planung schon. Wenn der Fassadenerrichter insolvent wird, dafür kann niemand innerhalb der Stadt etwas. Für die Projektsteuerung schon. Das bisherige Ergebnis der U-Kommission aufbauend und basierend auf dem Bericht des Rechnungshofes ist, dass durch das Abgehen des ursprünglichen Plans, dass man den Neubau eben nicht selber macht, offensichtlich eine Zeitverzögerung und eine finanzielle Mehrbelastung entstanden. Weil wir ja noch nicht fertig sind, noch lange nicht fertig sind mit der Untersuchungskommission, hoffe ich, dass bei den weiteren Sitzungen genauer darauf eingegangen werden kann. Bis jetzt stellt es sich jedenfalls so dar: Okay, der Zeitplan und der Kostenplan wurden auf Grund von Managementfehlern nicht eingehalten, die noch nicht eindeutig verortet sind, weil alle, die bis jetzt da waren, ja ausgesagt haben, dass es mit ihnen ganz sicher nichts zu tun hat. Ich glaube kaum, dass irgendjemand in der näheren Zukunft kommen wird und aufzeigt und sagt: Das war alles ich. Das glaube ich auch nicht. Also werden wir dann erst im Rückblick bewerten können: Wo ist der Fehler passiert, weil jetzt schaut es so aus, wie wenn bis 2010, 2011, 2012 alles im Rahmen gewesen wäre und nachher ein einzelner oder zwei einzelne Personen allein die Verantwortung für alles tragen, was nicht gepasst hat. Ob es dann ganz so einfach ist, kann ich mir nicht gut vorstellen. Aber es geht nicht darum, was ich mir vorstellen kann oder was ich glaube, sondern ich bin faktenorientiert auch beim Krankenhaus Nord. Der Bericht des Rechnungshofes ist jedenfalls sehr umfangreich, sehr nützlich. Ich bedanke mich beim Rechnungshof auch für die Arbeit und glaube, dass wir gemeinsam ... Im Wesentlichen arbeiten wir ja sehr sachlich in dieser Untersuchungskommission. Im Wesentlichen wird anständig gefragt und normalerweise sind die Zeugen und Zeuginnen immer unterschiedlich im Stil, was sie beantworten. Wir haben natürlich schon viele Erkenntnisse gewinnen können. Ich glaube auch, dass wir dort noch einiges zutage befördern können. Wer sich das anschauen möchte, die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte wissen das, die Sitzung ist jedes Mal öffentlich. Sie ist für gewöhnlich jeden zweiten Dienstag. Sie dauert von 9 Uhr in der Früh bis 4, 5, 6, 7, 8 Uhr am Abend. Es sind jedes Mal mehrere ZeugInnen. Noch vor Weihnachten kommen ZeugInnen, die wahrscheinlich alle interessieren wie die frühere Gesundheitsstadträtin. Und irgendwann kommt auch unser früherer Bürgermeister Michael Häupl. Ob er jetzt dort die allermeisten Punkte beantworten wird können, das weiß ich nicht. Aber es wird sicher ein Tag sein, an dem voll ist. Also wer an dem Tag kommen möchte, dem würde ich dann empfehlen, sehr früh zu kommen, weil der Bürgermeister neben der Auskunft, die er uns dort erteilen wird, sicher auch zu unserer Unterhaltung beitragen wird. Insgesamt geht es aber nicht um Unterhaltung, sondern es geht um das Krankenhaus Nord. Es geht darum, dass die Patienten und Patientinnen dort die beste Versorgung erhalten. Und allen, denen das am Herzen liegt, ich sage es als Abschluss noch einmal: Tun wir die zwei G'schichten auseinanderhalten: Was ist mit den Kosten? Was ist mit dem Zeitplan? Und was ist tatsächlich mit der Gesundheitsversorgung vor Ort? Weil auch in der Untersuchungskommission wurde bis jetzt nicht in erster Linie gesagt, das Krankenhaus wird furchtbar werden und da lasse ich mich nicht behandeln, sondern wir gehen, glaube ich, alle davon aus, dass ein neues Krankenhaus ein neues Krankenhaus ist und viel kann. Das würde ich mir wünschen. Nachdem es keinen Beweis für etwas anderes gibt, hätte ich gerne und würde ich mir von den Oppositionsparteien wünschen: Nicht das Krankenhaus Nord schlechtreden als Gesundheitseinrichtung! Das hilft überhaupt keinem. Ab nächstem Jahr gehen dort tausende Menschen ins Spital und wollen behandelt werden. Und irgendwann - wie hat es geheißen? - Ende Sommer, glaube ich, ist dort Vollbetrieb. Wir hoffen doch alle, dass die Ärzte, Ärztinnen und das gesamte Personal im Krankenhaus dort gute Arbeit leisten für alle Wiener und Wienerinnen und Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen, wer alles ins Spital kommt. Und wir haben die Aufgabe zu schauen: Hat man Fehler gemacht? Welche? Wie viel hat das gekostet? Und kann man das in Zukunft besser machen? Das ist ja das Allerwichtigste! Kann man daraus für weitere Projekte lernen, damit ein anderes Mal der Zeitplan und der Kostenplan halten? Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mahdalik. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Damen und Herren! Kollege Ellensohn hat Sachen erwähnt, die wir eigentlich eh alle wissen. Aber trotzdem ist es interessant, zu hören, dass die Sitzungen öffentlich sind. Stimmt natürlich auch, für uns auch eine Selbstverständlichkeit. Es bringt vielleicht nicht immer so viel, wenn sich ein Anwalt, der 3 Millionen EUR kassiert hat unter anderem für Termine am Weihnachtstag für über 10 Stunden mit seiner späteren Gemahlin, insgesamt 3 Millionen EUR eingestreift hat, und sich dann bei der Befragung an so gut wie nichts mehr, außer seinen Namen, erinnern kann. Dann bringt's nicht recht viel. Darum hält sich auch der Zuschauerandrang eventuell in engen Grenzen. Wenn dann die Abgeordneten, die in der Untersuchungskommission wirklich wertvolle Arbeit leisten - die Vorbereitungszeit von allen Fraktionen bedeuten lange Sitzungszeiten, das ist jetzt nicht das größte Vergnügen auf Gottes Erden - großteils oder zum großen Teil geweißte Akten bekommen. Also der Tippex-Verbrauch im Rathaus muss im Moment schwindelerregend sein. Dann tut man natürlich auch eher das Gegenteil, als die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen und ihr zum Durchbruch zu verhelfen. Aber dafür gibt es, Gott sei Dank, den Rechnungshof, und das Versagen von Rot und Grün ist ja amtlich. Es geht jetzt noch um die politische Verantwortung. Da möchte ich dem neuen Gesundheitsstadtrat Hacker jetzt nicht die großen Vorwürfe machen. Da sind schon andere schuld, die Wehselys, die Frauenbergers, aber auch die Häupls, die Ludwigs und sonstige Mitglieder, Amtsführende der Stadtregierung, die dieses Fiasko in den letzten Jahren entweder hauptverantwortlich quasi zu verantworten haben, oder die diesem Treiben, und das ist ein Fiasko, tatenlos zugesehen haben. Die tragen schon die Verantwortung. Was ich dem neuen Gesundheitsstadtrat heute hier auch vorwerfen oder zu bedenken geben möchte, ist: Bei seinem ersten Auftritt hier, und er mag sehr kompetent sein, das werden wir in den nächsten Monaten vielleicht noch verifizieren können oder auch nicht, je nach Ansicht und Blickwinkel, aber der erste Auftritt war aus meiner Sicht gegenüber der Opposition überaus präpotent und herablassend, als würden da lauter Idioten sitzen. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist natürlich eine subjektive Meinung. Ich weiß schon, dass meine Art auch nicht jedem passt, und das hat mir halt der Thomas Reindl in der Präsidiale auch mitgeteilt. Aber trotzdem, das ist meine Ansichtsweise, man sollte der Opposition nicht so gegenübertreten. Vielleicht können Sie sich da ein Beispiel an der Vorgängerin, der Sandra Frauenberger, nehmen. Die war aus unserer Sicht jetzt auch nicht unbedingt die Reißerin, die Koryphäe, und hat natürlich auch das schwere Erbe von der wirklich auf voller Linie versagenden Vorgängerin Wehsely übernommen. Sie hat auch nicht etwas in dieser Richtung getan, dass es besser wird, dass es schneller geht, dass es für den Steuerzahler günstiger wird. Aber sie hat zumindest immer eines gemacht: Sie hat sich die Argumente der Opposition angehört und hat quasi auf Augenhöhe und nicht herablassend, nicht präpotent, mit uns die Argumente ausgetauscht. Und so stelle ich mir einen amtsführenden Stadtrat oder eine amtsführende Stadträtin von der Art her vor und nicht von oben herab! (Beifall bei der FPÖ.- Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Ja, da komme ich eh dazu. Ich habe ja gesagt, der neue, der Peter Hacker ist nicht dafür verantwortlich zu machen. Der Misstrauensantrag fußt jetzt auch nicht darauf, dass er aus unserer Sicht präpotent agiert, obwohl er kompetent sein mag. Das ist natürlich viel zu wenig. Aber er hätte schon einige Zeit gehabt, die drängenden Probleme, die seit vielen Jahren im KAV, in den Krankenanstalten des KAV, vorliegen, überfüllte Ambulanzen, elendslange Wartezeiten auf Operationen, Gangbetten, überlastetes Personal, und, und, und, diese heißen Eisen anzufassen, Verbesserungsvorschläge zu machen und hier ins Plenum zu bringen. Das hat er nicht gemacht oder hat es vielleicht hinter den Kulissen gemacht. Das ist mir entgangen. Unser Gesundheitssprecher deutet mir, dass ich da nicht ganz falsch liege. Also die Sachen hat er nicht angegriffen. Er hat wahrscheinlich mehr das Tipp-Ex in der Hand gehabt, um die Akten zu weißen. Aber warum wir ihm heute das Misstrauen aus unserer Sicht aussprechen sollen, wird nachher unser Experte, der Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl, erläutern und die anderen Redner unserer Fraktion, die in diesen Sachen weit mehr bewandert sind als ich. Darum möchte ich auch die Wortmeldung schon beenden, mich für die Aufmerksamkeit bedanken und um einhellige Annahme des Misstrauensantrages ersuchen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Florianschütz. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Gäste aus dem Rechnungshof! Sehr geehrte Damen und Herren! Vorweg denke ich, und das eint uns in diesem Haus alle, dass der Rechnungshof eine wichtige und respektable Institution ist. Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rechnungshofes für die geleistete Arbeit und bitte Sie, das der Frau Präsidentin auch auszurichten, dass ihre Arbeit in diesem Hause von der Sozialdemokratischen Fraktion sehr geschätzt wird, nicht nur von der Sozialdemokratischen Fraktion, aber gerade auch von der Sozialdemokratischen Fraktion, weil der Rechnungshof uns ja hilft, wie soll ich sagen, Verbesserungsvorschläge für die Verwaltung dieser Stadt aufzunehmen, umzusetzen und damit das Ziel des Rechnungshofes und den Sinn des Rechnungshofes zu erfüllen, nämlich für eine bessere Verwaltung und eine effizientere Verwaltung für die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zu sorgen. Ich darf Ihnen mitteilen, dass wir es gewesen sind, die gemeinsam mit unserer Koalitionspartnerin den Bericht des Rechnungshofes als Beweismittel innerhalb der Untersuchungskommission eingeführt haben. Das soll Ihnen zeigen, dass wir die Arbeit des Rechnungshofes schätzen und dass wir die Arbeit des Rechnungshofes als Grundlage künftiger Investigationen sehen. Was ich Ihnen auch mitteilen muss, meine sehr geehrten Damen und Herren vom Rechnungshof, ist, dass das nicht alle Fraktionen so sehen. Und so bin ich damit konfrontiert, Ihnen sagen zu müssen, dass auf Grund des Misstrauens der Oppositionsparteien in diesem Hause der Versuch unternommen wird, die Expertise des Rechnungshofes zu überprüfen. Wir machen das nicht. Wir glauben Ihnen das, was Sie da herausgefunden haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Aber wenn eine Organisation hergeht, um in einem Beweisantrag nachzuprüfen, ob das, was der Rechnungshof herausgefunden und uns hier präsentiert hat, 3 Terabyte Akten - ist gleich: 500.000 A4-Seiten -, als Beweismittel in einem einzigen Antrag beantragt, und beim Hinweis, das ist ein bissel viel, das wird man nicht so leicht verarbeiten können, darauf beharrt, dass man es trotzdem unbedingt will und man alle diese Akten haben will, dann verstehe ich es nicht. Aber ich habe den Verdacht, dass in so einem Zusammenhang die Arbeit des Rechnungshofes nicht gebührend ernst genommen wird. Und, meine Damen und Herren, das finde ich bedauerlich! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zur Frage des Ernstnehmens: Es sind in dieser Debatte die ersten Rednerinnen und Redner diejenigen, die auch die Vorsitzenden ihrer Fraktionen in der Untersuchungskommission sind. Das hat eine gewisse Logik, weil das die kundigen Personen sind, die sich wöchentlich oder 14-tägig damit befassen. Es gibt allerdings eine Ausnahme, nämlich die FPÖ. Ich halte es für eigentümlich, dass alle Fraktionen als ersten Redner in dieser Debatte die Expertinnen und Experten schicken und die FPÖ einen Parteisekretär. Es beschleicht mich ... (GR Mag. Wolfgang Jung: Was für einen Parteisekretär?) Einen Klubobmann schickt ... (Aufregung bei GR Mag. Wolfgang Jung.) Einen ehemaligen Parteisekretär, dem es eigentlich in Wirklichkeit offensichtlich (Aufregung bei der FPÖ.) nur darum geht, zu skandalisieren und weniger aufzudecken. Der Hinweis, dass die Folgeredner der FPÖ die Kundigen sein werden, lässt einen Rückschluss zu, den ich Ihnen jetzt selber überlasse! (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie haben keine Chance!) Kaum weist man die FPÖ auf irgendwas hin, reagiert sie wehleidig und lautstark. Auch bezeichnend! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.- Weitere Aufregung bei der FPÖ.) Was im Rechnungshofbericht deutlich herauskommt und dafür auch in der Untersuchungskommission so diskutiert worden ist, ist, dass es sinnvoll gewesen ist, dieses Krankenhaus zu bauen. Das haben ja auch die Vorredner gesagt. Dass es eine gesundheitsversorgende Lücke schließt und dass dem Vorhaben an sich nichts Böses entgegenzustellen ist, das heißt, es geht ja nicht um die Frage, ob, sondern wie und wann man ein Krankenhaus dort errichtet. Das ist letztendlich das, mit dem sich der Rechnungshof auch auseinandergesetzt hat, und dafür bin ich ihm auch sehr dankbar, denn der Bericht des Rechnungshofes ist ausgewogen. Er berichtet auf der einen Seite von Vorschlägen, von erkannten Mängeln, die es gibt, keine Frage. (GR Mag. Wolfgang Jung: Mängel ist leicht gesagt!) Ich darf darauf hinweisen, wir selber haben ja die Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord und seinen Bau beantragt und haben daher ein großes Interesse, die Wahrheit aufzudecken. Nur machen wir das halt sachlich und seriös. Daher werden Sie von mir jetzt nicht erwarten können, das Ergebnis einer Untersuchungskommission, die noch mehrere Monate tagen wird, vorwegzunehmen. Ich halte das auch für ziemlich kühn, wenn Redner in diesem Haus jetzt bereits Ergebnisse verkünden, die wir im Grunde noch nicht wissen. Ich würde mich das nicht trauen, insbesondere weil ja noch wesentliche Vernehmungen vor uns stehen, auf die ich gespannt bin und auf die Sie, meine Damen und Herren, durchaus auch gespannt sein können. Wenn man allerdings Investigationen dieser Art mehr als Spiel sieht, um Skandalisierung zu entwickeln, dann kann man das schon so machen. Es ist ein Schaden in der Sache und diskreditiert auch ein bissel die Arbeit des Rechnungshofes, die ja sehr seriös ist und besonders eine lösungsorientierte Arbeit ist. Die Frage der Akten, dazu habe ich mich schon geäußert. Wir haben inzwischen - ich weiß jetzt nicht, wie viele, zehntausende, hunderttausende, wenn nicht Millionen Seiten Aktenmaterial angefordert wurden, die auch relativ klaglos geliefert worden sind. Und zur Frage, wie denn mit Akten umgegangen wird in der Frage von Schwärzungen, in dem konkreten Fall Weißung, oder nicht, möchte ich darauf hinweisen, dass es, was mir zumindest hinterbracht worden ist, das haben wir in der Untersuchungskommission mehrfach diskutiert, das weiß der Herr Mahdalik natürlich nicht, aber der Herr Seidl weiß es aber schon, eine Frage der Haftung ist. Da sind bestimmte Dinge zu beachten, die ich nicht beurteilen kann. Nämlich ich kann beurteilen, dass sie zu beachten sind, aber ich bin ja nicht derjenige, der weißt oder nicht weißt. Daher weise ich das auch zurück, auch im Namen meiner Fraktion. Sondern da geht eine Behörde her und verhält sich im verwaltungsrechtlichen Sinn, und auch die Untersuchungskommission ist eine Verwaltungsbehörde, gesetzeskonform. Dass es da unter Umständen Unzufriedenheiten gibt, weiß ich. Aber die Unzufriedenheiten, die in Wien rund um die Aktenlage zur Untersuchungskommission aufgetreten sind, sind ein Lercherl im Vergleich zu dem, was sich gerade auf Bundesebene abspielt, meine Damen und Herren! Das möchte ich Ihnen schon sagen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und dann, weil es mich ja persönlich betrifft, ich sag's in diesem Haus jetzt noch einmal, ich hab das in der Untersuchungskommission mehrere Zeugen gefragt, nämlich wenn man im Jahr 2008 oder 2009 die damaligen Baukosten mit 825 Millionen nimmt und dazu einen 3-prozentigen Baukostenindex evaluiert und dann einen 15- bis 30-prozentigen Risikozuschlag dazurechnet, kommt man unter Benützung eines Taschenrechners auf eine Summe von geschätzten Baukosten in der Gegend von etwa 1,3 bis 1,5 Milliarden EUR. (GR Mag. Wolfgang Jung: Na, die Rechnung!) Diese Rechnung steht so im Bericht des Rechnungshofes auf Seite 27 und 114 drinnen. So viel zum Thema. Wie ernst nehmen Sie den Rechnungshofbericht, Kollege Jung? (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Dieses Rechenbeispiel wurde übrigens von mindestens vier Zeugen - ich habe vier Zeugen gefragt und hab sie gefragt, ob diese Rechnung stimmt. Die Antwort hat vier Mal gelautet: "Ja, das ist korrekt." Da bin ich dann geneigt, das zu glauben. Das ist aber noch nicht das Ergebnis der Untersuchungskommission, meine Damen und Herren! Ich werde noch ein paar Mal fragen und gehe davon aus, dass ich noch ein paar Mal höre, die Rechnung ist in Ordnung. Das Nächste, was ganz heftig kritisiert worden ist, ist die Frage: Warum gab es keine Bauunterbrechung, nämlich auch angesichts der tatsächlichen Kosten? Auf Seite 166 sagt der Rechnungshof, dass er nach damaliger Sicht der Dinge es für sinnvoll gehalten hat, keine Bauunterbrechung zu machen. Auch das glaube ich dem Rechnungshof, meine Damen und Herren, die Opposition nicht! (GR Mag. Josef Taucher: Die glauben nur das, was für sie nützlich ist!) Aber so viel zu "Wie ernst wird der Rechnungshof genommen." Bei der Frage des PPP-Modells wurde mehrfach, und das muss man in dem Haus auch sagen, darauf hingewiesen, dass es gut gewesen wäre, und das sieht die Opposition, glaube ich, immer noch so, das PPP-Modell so zu - bei aller Kritik am PPP-Modell, das gebe ich schon zu, dass man das PPP-Modell so durchziehen sollte. Ich weise Sie aber auf folgenden Sachverhalt hin: Es gibt eine Expertise des Kontrollamtes der Stadt Wien, in der ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass dieses Verfahren nicht sinngemäß und zweckmäßig ist. Der Herr Generaldirektor Marhold hat uns bei den Vernehmungen in der Untersuchungskommission darauf hingewiesen und die Frage gestellt: "Welcher Generaldirektor und welche Politikerinnen und Politiker dieser Stadt würden ausdrücklich gegen eine Empfehlung des Kontrollamtes der Stadt Wien ein Vorhaben umsetzen?" Also ich würde es nicht machen. Der Herr Generaldirektor hat es nicht gemacht. Die Stadträtin hat es nicht gemacht. Vielleicht würden Sie das tun, dass Sie sagen, das Kontrollamt soll sich, auf gut Wienerisch, über die Häuser hau'n, die Empfehlungen sind uns völlig egal. Dann frage ich mich nur: Warum beauftragen Sie dauernd das Kontrollamt mit Überprüfungen, wenn Ihnen die Ergebnisse ja völlig wurscht sind? (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und um es nicht zu lang zu machen, weil man sich ja was für den Schluss aufheben soll: Zur Frage des Grundstücks haben viele Zeugen ausgesagt, und eine Zeugin hat, das habe ich mir gut gemerkt, gesagt, das Grundstück war alternativlos. Ja, das ist teilweise im Bericht eigentlich auch so drinnen, vielleicht mit einer Ausnahme: Wenn man ein Grundstück haben will, und da gibt es im Rechnungshof jede Menge Berichte, wie das gelaufen ist, wie das gemacht worden ist, wie das baureif gestaltet worden ist, und so weiter, und so fort, dann haben Sie im Kern zwei Möglichkeiten: Sie können sagen, Sie wollen ein Grundstück in einer Ruhelage haben, wo möglichst keine Straßenbahn vorbeifahrt, keine Schnellbahn, wo keine elektrischen Leitungen sind, wo wenig Leute gehen, keine Erschütterungen, und so weiter, und sofort. Die Lobau tät' sich empfehlen, wenn man dort bauen dürfte, meine ich. (GR Mag. Josef Taucher: Na bitte nicht!) Ich weiß eh, ich sag ja, wenn man dort bauen dürfte. Aber die Lobau würde in ihrer Lage, möglichst weit weg von allem und jedem, dieses Kriterium erfüllen. Nur, sie ist halt nicht in Floridsdorf und bei der Floridsdorfer Bevölkerung. Und wenn man Floridsdorf kennt, der Herr Kopietz schaut mich kritisch an, ich sag' eh nichts Falsches. Floridsdorf ist ein wunderbarer Bezirk, superschön, nach Favoriten wahrscheinlich einer der schönsten in ganz Wien, aber er ist ein Industriebezirk mit einer Tradition. Das muss man verstehen, das ist ein Industriebezirk mit einer Tradition. Die Zauberformel in diesem Fall lautet ja nicht, ein Grundstück zu finden, das von vornherein das optimale Grundstück ist, sondern ein optimales Grundstück zu finden, das deshalb optimal ist, weil man es baureif gestalten kann. Der Rechnungshof ist voll mit lauter Bestätigungen, dass genau das gut gelungen ist. Das Grundstück ist baureif gestaltet. Das hat der Rechnungshof überprüft. "So what?" Oder wollten Sie das Spital nicht in Floridsdorf haben, dann sagen Sie es! Was mich zu etwas anderem führt, und das steht jetzt nicht im Rechnungshofbericht, das gehört aber dazu und darum sage ich Ihnen das jetzt so: Die Kritik, die vereinigte Kritik war immer, und zwar vom ersten Tag an, wie ich mich mit der Frage befasst habe und mir mit den Vertreterinnen und Vertretern der Opposition das angeschaut habe - da war ich recht beeindruckt davon, was dort schon hingebaut worden ist -, war der Tenor: Das ist viel zu groß. Es ist viel zu weitläufig. Die Zimmer sind viel zu groß, eventuell Luxus. In diesen Zimmern soll es gerüchteweise dann, wenn sie fertig sind, Fernsehapparate geben, damit sich die Patienten einen Fernsehfilm anschauen können. Das Areal ist zu weitläufig. In diesem Areal gibt es einen Garten, damit die Patienten im Zuge der Gesundung in diesen Garten gehen können, so im Grünen halt. Das ist alles Luxus, und das alles brauchen wir nicht, und so weiter! Das ist gerade aus der Sicht einer selbsternannten sozialen Heimatpartei aus meiner Sicht problematisch! Das brauchen wir alles nicht! Ich habe das dann alles zusammengefasst: Die Opposition möchte gerne kleine Krankenhäuser mit kleinen Zimmern für kleine Leute. Und das wollen wir genau nicht! Wir hätten gerne eine optimale (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.), komfortable, kommod ausgestattete Krankenversorgung für die sogenannte allgemeine Bevölkerung dieser Stadt und nicht für die Leute, die sich mit Zusatzversicherungen das dann alles kaufen können, was wir ihnen kostenlos zur Verfügung stellen! Das ist halt sozialdemokratische Politik! Und ich sage es Ihnen wieder: Der Vergleich macht es in dem Fall sicher: Hendlställe oder ordentliche Unterbringung. Ich bin halt für die ordentliche Unterbringung, Sie sind halt für die Hendlställe! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Darüber hinaus Harry, damit du nicht so kritisch schaust, der Garten des Krankenhauses Nord wird für die Floridsdorfer Bevölkerung geöffnet sein und daher eine allgemeine Parkanlage, und ich denke, die freuen sich auch darauf. Richte Ihnen aus: Die Opposition hält das für unnötig (Aufregung bei der FPÖ.), die Floridsdorfer brauchen keinen Park. Und auch das ein bissel eine Botschaft, weil ich erlebe das jetzt so mit. Es gibt quasi eine Arbeitsgemeinschaft NEOS, ÖVP, FPÖ, nicht in allen Fällen, aber in der Untersuchungskommission ein bissel und besonders in einer Frage, nämlich: Was ist das Ziel der Arbeitsgemeinschaft NEOS, ÖVP, FPÖ? Und das hat uns der Herr Wiederkehr ja ganz klar gesagt: Unter allen Umständen zu verhindern, dass die Stadt Wien einen sozialdemokratischen Bürgermeister hat. Das ist das Programm, das einzige. So verhält sich die Opposition in dieser Frage. Das heißt, es geht nicht ums Differenzierte, sondern es geht darum, etwas zu konstruieren, um ein Argument zu haben, und das werden die NEOS vielleicht noch brauchen, und dann unter Hängen und Würgen und unter Wegfallenlassen sämtlicher Haltungen einen Kandidaten der FPÖ zum Bürgermeister dieser Stadt zu wählen! Das muss man den Leuten auch sagen in der Vorbereitung dieses Prozesses, damit man sagen kann: "Wir haben es schon immer gesagt." Das werden wir der Bevölkerung sagen. Und eines sage ich Ihnen schon: Das will die Bevölkerung in Wien nicht! Da bin ich mir ganz sicher! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das ist das eigentliche System, das hinter dem steckt, wenn man schon von Systemen redet: Mit Gewalt zu verhindern, dass etwas eintritt, was demokratisch legitimiert sein könnte, und mit allen Tricks und Schmähs daran zu arbeiten. Das ist für mich, und nicht nur für mich, eine Aufforderung, genau das zu verhindern. Es ist quasi motivierend, Kollege Wiederkehr, sich da einzusetzen, damit Ihr Plan nicht aufgeht! (Zwischenruf von GR Christoph Wiederkehr, MA.) Dazu passt ja die heutige Sitzungsstrategie. Da geht's ja nicht um einen Rechnungshofbericht alleine. Kein Zufall. Es gibt einen Neuwahlantrag und einen Misstrauensantrag des Kartells NEOS, ÖVP, FPÖ, um genau ihr Ziel, das ja definiert wurde, umzusetzen. Das wird heute scheitern (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.), das prophezeie ich Ihnen! Hören Sie, ich unterstelle Ihnen nicht ein Zehntel der Verschwörungstheorie, die Sie uns immer unterstellen, und Sie hören jetzt schon ... Das ist echt katastrophal. Was machen Sie, wenn ich Ihnen alles, was ich mir denke und beweisen kann, aufdecke? Das mache ich nicht, kommt aber noch. Ich verspreche es Ihnen. Meine Damen und Herren, noch einmal ein Danke an den Rechnungshof. Und eines möchte ich Ihnen sagen: Es ist natürlich verführerisch, wenn man da Fraktionsführer der größten Fraktion in der Untersuchungskommission ist. Ich werde Ihnen kein Fazit geben können. Die Untersuchungskommission tagt. Sie hat eine gute Grundlage, nämlich den Rechnungshofbericht. Damit kann man arbeiten. Vielen Dank für den guten Bericht! Den Rest werden wir sehen, wenn wir unseren Bericht als Untersuchungskommission abliefern. Er wird fundiert sein. Er wird differenziert sein. Er wird viele Empfehlungen beinhalten. Und er wird nichts schönreden, weil davon haben wir nichts in dieser Stadt. Aber er wird das benennen, was ist, und nicht das, was sich wer aus parteitaktischen Gründen wünscht. Darüber hinaus empfehle ich selbstverständlich die Annahme des Rechnungshofberichtes. Vielen Dank, meine Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster ist Herr Dipl.-Ing. Dr. Gara am Wort. Ich mache darauf aufmerksam, dass ab sofort die Redezeit 20 Minuten beträgt. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Das Krankenhaus Nord ist ein Symptom der Gesundheitspolitik der Stadtregierung in Wien. Mit dem Krankenhaus Nord brechen einfach sehr viele Baustellen auf, was nämlich in den letzten Jahren nicht gemacht wurde von Seiten der Stadtregierung, um ein faires, sozial verträgliches Gesundheitswesen in Wien zu schaffen. Ganz im Gegenteil zu dem - und ich finde das sehr spannend, was der Kollege Florianschütz gesagt hat -, was die SPÖ immer wieder behauptet, es ist nicht fair, was sie tun. Das Gesundheitswesen in Wien, das, was Sie tun, ist überhaupt nicht sozial! (Beifall bei den NEOS.) Ich mache das an einem Punkt fest. Kollege Ellensohn hat gesagt, ein- und Zweibettzimmer seien ihm lieber als Achtbettzimmer. Ich sage Ihnen, was mir noch lieber ist: Dass wir ausreichend qualifiziertes Gesundheitspersonal in Wien haben. (Beifall bei den NEOS.) Denn daran mangelt es, und das ist das Problem, und eines muss ich Ihnen schon sagen: Sie diskutieren hier über einen Farbfernseher im Spitalszimmer, ob es ein, zwei oder drei Betten im Spitalszimmer geben soll. Ganz ehrlich, wir hatten ja nicht einmal genug Neonatologen, um ein neugebautes Mutter-Kind-Zentrum im Kaiser-Franz- Josef-Spital zu bedienen in diesem Sommer. Es musste geschlossen werden. Auch andere Kliniken in Wien mussten geschlossen werden, weil es nicht genug Personal gibt. Also ich muss Ihnen sagen, die Personalpolitik der Stadtregierung im Gesundheitswesen in den letzten Jahren ist eine Katastrophe. (Beifall bei den NEOS und von GR Stefan Berger.) Und ganz ehrlich, worüber ich mich wirklich wundere: Wo war eigentlich die Gewerkschaft, Herr Ing. Meidlinger? Wo war die? Die hat dann nie zugehört. Die Leute stehen unter Stress. Es gibt immer mehr Menschen im Gesundheitswesen, die unter Burn-out leiden. Absurd! Im Gesundheitswesen sind eigentlich diejenigen, die anderen helfen, gesund zu werden, und Sie schaffen ein System, in dem Menschen krank werden. Wo ist da die Gewerkschaft? Wo hat da die Stadtregierung hingeschaut? Ich weiß schon, dieses Thema Krankenhaus Nord ist jetzt das Metathema, mit dem die langen Schatten geworfen werden, sodass man die anderen Probleme im Gesundheitswesen eben nicht sieht, und die halte ich für wesentlich. Da möchte ich zu ein paar Dingen, die Sie hier gesagt haben, Stellung nehmen. Also von wegen, es bildet sich hier eine Fraktion oder eine Konstellation aus NEOS, ÖVP und FPÖ! Sie versuchen, das Thema Krankenhaus Nord und diesen Rechnungshofbericht ein bisschen wahltaktisch in diese Richtung zu bringen. Da frage ich ganz ehrlich: Mit wem ist die SPÖ im Burgenland in der Koalition? Lassen Sie mich noch einmal nachdenken. Wer ist das? Die FPÖ vielleicht? Sie reden von etwas, während Sie doch im Burgenland in Koalition mit der FPÖ sind. Also bitte, die SPÖ soll hier (Beifall bei den NEOS.) selber darauf schauen, was sie macht und uns nicht bevormunden, was wir machen werden und auch nicht interpretieren. Wir haben ganz klar gesagt, worum es uns geht. Es geht uns um Unabhängigkeit, es geht uns um Transparenz und es geht uns um Klarheit. Das ist unser Anliegen. Deswegen haben wir heute, und ich finde es besonders wichtig, dieses Antikorruptionspaket eingebracht. Neben dem Rechnungshofbericht zum Krankenhaus Nord ist ja eigentlich der Rechnungshofbericht, der davor kam, spannend, und auch dafür möchte ich dem Rechnungshof danken. Das war nämlich ein Rechnungshofbericht 2017 im Mai, den wir hier auch diskutiert haben, der sich über die Organisation der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes auslässt. Und da muss ich Ihnen sagen: Was steht da drinnen? Geschätzte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ und von den GRÜNEN, bitte mal zuhören. Was steht da drinnen? Mangelnde Antikorruptionsmaßnahmen. Das sagt der Rechnungshof! Hier steht in einem Rechnungshofbericht zur Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes, es fehlen Antikorruptionsmaßnahmen, die der Größe einer solchen Organisation auch gerecht werden. Das werden sie ja nicht, denn man darf eines nicht vergessen: Wir sprechen vom Wiener Krankenanstaltenverbund, einem Unternehmen der Stadt mit nahezu 30.000 Mitarbeitern. Das ist das zweitgrößte Unternehmen Österreichs nach den ÖBB! Und was haben Sie hier? Und ich halte diesen Bericht für fast noch wesentlicher als den Bericht zum Krankenhaus Nord, weil er nämlich genau zeigt, warum das Krankenhaus Nord nur ein Symptom des Problems ist. Er zeigt ganz klar: Es gibt keine gesamthafte Risikostrategie, es gibt kein konzernweites internes Kontrollsystem, es fehlt eine gesamthafte Kapazitätsplanung für alle Projekte. Und wenn wir von allen Projekten sprechen, sprechen wir natürlich nicht nur vom Krankenhaus Nord, sondern wir sprechen von all den anderen Spitälern, die im Zuge des Spitalskonzeptes 2030 ja auch noch errichtet, saniert, erneuert werden müssen. Und ganz ehrlich, bis dato haben wir als Opposition noch nicht einmal eine Gesamtplanung der Kosten und der Projekte bekommen. Wie steht es jetzt eigentlich um das Wilhelminenspital? Das Wilhelminenspital sollte ja neu gebaut werden. Investitionsvolumen: wahrscheinlich eine knappe Milliarde Euro. Also wir sprechen von der Dimension des KH Nord. Es ist nicht klar, wie es da eigentlich weitergeht. Da gibt es viele Baustellen, so wie den Pavillon 81. Ein Pavillon, ein OP, wo eigentlich gedacht war, dass der nur temporär kommt, aber jetzt ist, was man so hört, nicht klar, ob er nicht vielleicht fix bleibt. Was wir dort machen, ist also ein Baukasten, kein zusammenhängendes Konzept. Das Wilhelminenspital ist eine große Baustelle. Hier können Sie im Sommer nicht einmal die Radiologie betreiben, weil die Kühlung für die Radiologie fehlt. Das muss man sich vorstellen! Sie stellen sich hier als Stadtregierung hin und erklären uns, was wir nicht alles schlechtreden. Ganz im Gegenteil, wir waren diejenigen, die wissen wollten - und ich kann das sagen, ich habe jedes Mal einen Antrag eingebracht, ich wollte jedes Mal wissen -: Wie steht es um das KH Nord? Was werden die Kosten sein? Wie schaut es aus mit dem Projektplan? Wie viele Anträge haben wir hier eingebracht, und wie oft haben Sie als Stadtregierung gesagt, sagen wir euch nicht, sprich, Sie haben es abgelehnt, nicht angenommen? (Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker betritt den Saal und nimmt Platz.) - Es freut mich, dass auch die Rechnungshofpräsidentin an dieser Debatte jetzt teilnimmt. - Das ist die Situation, ganz ehrlich, und Sie stellen sich hier hin und erklären uns, wir wollen Ein-, Zwei-, Drei-, Vierbettzimmer, und so weiter haben. Ganz ehrlich, Sie haben offensichtlich keine Ahnung, was Gesundheitsplanung in Wien heißt! (Beifall bei den NEOS.) Mir geht es nämlich um das Thema einer integrierten Versorgung. Natürlich, wenn es notwendig ist, brauche ich das Spitalsbett, aber das Spitalsbett ist quasi das Letzte in der Kette. Und das, was wir eigentlich haben wollen, damit wir ein sozialverträgliches Gesundheitssystem aufrechterhalten können, ist: Wir müssen es finanzieren können. Wir können das nicht finanzieren. Und Sie als Sozialdemokraten müssen eigentlich sagen: Wie schaut diese zukünftige Versorgungsstruktur aus? Nicht nur die Spitäler, da geht es um die Primärversorgung. Wie oft habe ich nachgefragt: Gibt es einen Plan zur Primärversorgung?! Nichts. Mittlerweile gibt es in Wien zwei Primärversorgungseinheiten: Eine, die eine, sage ich einmal, halberte ist, weil sie nicht diese umfassende Multidisziplinarität hat, die man bräuchte, und von der zweiten wissen wir nicht einmal, wie versorgungswirksam sie ist, das ist nämlich jene vor dem Donauspital. Es sind also viele, viele Baustellen, die sich in den letzten Jahren hier angehäuft haben, und da ist nichts passiert. Auch das Thema des Heilgartens, des Grundstücks finde ich spannend. Ich finde einen Heilgarten super - in einem Pflegeheim, dort, wo Menschen sich länger aufhalten. Aber einen Heilgarten in einem Spital, wo es ja darum geht, dass die Menschen möglichst kurz im Spital bleiben und nicht lange bleiben?! Dieser Diskussion kann man sich stellen. Ich weiß ja, dass Sie es jetzt so hinstellen müssen, sonst haben Sie keine Erklärung dafür, dass das Grundstück so groß ist. (Beifall bei den NEOS.) Da sage ich, es gibt auch andere Zugänge, andere Konzepte auch in anderen Ländern. Wir haben auch immer wieder moniert, was die Kosten des Krankenhauses Nord betrifft. Kollege Florianschütz hat jetzt wieder versucht, mit dem Rechenbeispiel zu argumentieren, dass es ja eigentlich eh nicht mehr gekostet hat, als ursprünglich geplant war, denn mit der Valorisierung, dem Risiko sind wir bei den 1,3 Milliarden EUR. Das stimmt ja nicht! Es gab eine ganz konkrete Aussage von Zeugen in der Untersuchungskommission, die explizit gesagt haben: Ja, stimmt, es war 450 Millionen EUR beziehungsweise 500 Millionen EUR zu teuer. Das können Sie in dem Protokoll nachlesen. Es stimmt nicht, dass alle Zeugen gesagt haben, dass das keine Kostenüberschreitung war. (Beifall bei NEOS, FPÖ und ÖVP.) Es stimmt nicht, weil nämlich das, was Sie als Risiko bezeichnen, ja schon von vornherein in der ersten Phase mitkalkuliert und nicht nachträglich noch daraufgelegt wird. Das heißt, diese Art von Voodoo-Zahlen mögen vielleicht andere beindrucken, mich beeindrucken sie nicht. Diese jahrelange Realitätsverweigerung der SPÖ und auch der GRÜNEN hat letztendlich zu dieser Situation geführt, in der wir jetzt sind. Wir haben das Spitalskonzept 2030, von dem eigentlich viele nicht wissen, wie es weitergeht. Ich habe schon erwähnt, hinsichtlich des Wilhelminenspitals ist nicht klar, wann wie gebaut wird und zu welchen Kosten. Dann kommt noch der zusätzliche Druck dass Sie jetzt im Otto-Wagner-Spital die Psychiatrie, und so weiter absiedeln müssen. Wie geht sich das alles aus? Ich spreche ja mit den Menschen vor Ort, und ich würde auch Ihnen empfehlen, einmal zu den Menschen vor Ort zu gehen und mit ihnen darüber zu reden, welchem Druck sie ausgesetzt sind und welche Sorgen sie haben. Das tun Sie nämlich nicht. (Zwischenrufe von GR Peter Florianschütz und GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Nein, Herr Florianschütz, das tun Sie nicht, Sie sind dort nicht vor Ort. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, wir haben gekämpft gegen die Schließung von Augenklinik und Hautambulanz am Wilhelminenspital. Ich kämpfe dafür, und ich hoffe, der Antrag wurde ja eingereicht, dass die chronische Versorgungssituation in Wien besser wird im Bereich der Schmerzambulanz. Im Ausschuss haben dem ja alle zugestimmt. Ich hoffe, dass es in diese Richtung geht. Ich hoffe auch, dass die Diabetesversorgung in Wien besser wird. Das ist das, was die Menschen berührt. Wir sind tagtäglich dort vor Ort, und das ist das, was die Stadtregierung eigentlich verabsäumt hat in den letzten Jahren! (Beifall bei NEOS und ÖVP sowie von GR Dr. Wolfgang Aigner.) Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich die Frau StRin Wehsely gefragt habe, welche Auswirkungen das Ärztearbeitszeitgesetz haben würde. Sie sagte, keine, denn die haben vorher ja auch nicht mehr gearbeitet als nachher. Keine? Wir sehen jetzt die Folgen! Gerade im Ärztebereich ist um ein Drittel zu wenig besetzt für das, was wir jetzt an Spitalskapazitäten haben. Das ist auch ein Problem beim KH Nord. Auch dort wird man Schwierigkeiten mit dem Personal haben. Es geht ja nicht nur um die Baustelle, es geht auch um den technischen Betrieb, um das Personal. Das sind alles Fakten, über die in der Untersuchungskommission noch gar nicht diskutiert wurde. Ich kann mich wirklich erinnern, ich bin hier gestanden, habe sie gefragt, und sie hat gesagt, das Ärztearbeitszeitgesetz ist überhaupt kein Problem, sie haben ja vorher auch nicht mehr gearbeitet. Aber es ist ein großes Problem, und dieser Personalmangel geht weiter, weil es auch ein großes Defizit in der Ausbildung gibt. Das heißt, das sind viele, viele Facetten. Deswegen empfehle ich Ihnen, liebe Stadtregierung: Lesen Sie auch den Rechnungshofbericht 2017/5 zur Organisation der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes! Da steht sehr viel mehr drinnen, was das Gesamtsystem betrifft, als vielleicht nur für diese Baustelle. Denn diese Baustelle ist, wie ich Ihnen schon gesagt habe, nur ein Symptom. Mir ist eine öffentliche Gesundheitsversorgung für alle Wienerinnen und Wiener extrem wichtig. Mir ist es extrem wichtig, dass die Menschen, die in diesem Gesundheitssystem arbeiten, ihre Dienste nicht ausgebrannt verlassen, dass sie nicht in Richtung Burn-out abdriften. Das ist mir wichtig, das ist uns wichtig. Dafür sind wir hier als NEOS, und dafür sind wir hier auch als Kontrollpartei, und das ist wirklich wichtig. Wir bringen hier etwas voran, wir wollen diese Transparenz, und wir werden hier hartnäckig nachfragen, nicht nur beim KH Nord, sondern bei der gesamten Entwicklung des Wiener Spitalskonzeptes 2030. Danke schön! (Beifall bei NEOS und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich darf ganz herzlich Frau Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker bei uns begrüßen. Es freut uns sehr und ehrt uns, dass Sie trotz der anderen Termine - Sie waren ja ursprünglich sogar entschuldigt - doch hier hergekommen sind und auch gerne reden möchten. Das wird am Ende der Debatte stattfinden. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Als Nächste ist Frau GRin Mag. Hungerländer zu Wort gemeldet. - Bitte. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kollegen! Ich möchte ein bisschen auf den Herrn Kollegen Florianschütz eingehen. Sie versuchen ja von Anfang an dasselbe, nämlich diesen SPÖ-Skandal so zu drehen, als wäre es kein SPÖ-Skandal. Das hat ja schon damit begonnen, dass Sie gesagt haben, wir suchen den politisch Verantwortlichen in der Untersuchungskommission, was ja falsch ist. Wir suchen das Ausmaß der politischen Verantwortung in der Untersuchungskommission, aber der politisch Verantwortliche steht ja bereits fest, und das ist die SPÖ-Wien. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie von GR Christoph Wiederkehr, MA.) Jetzt sagen Sie uns als Nächstes, es sei kein Problem des SPÖ-Systems. Ja, selbstverständlich ist es ein Problem des SPÖ-Systems, und meine Vorredner haben ja schon einige Argumentationspunkte angeführt. Ich werde mich daher auf einen Punkt konzentrieren, den ich ganz besonders interessant finde. Wir hatten jetzt bei der Untersuchungskommission schon einige Zeugen und einige Sitzungen, ein Name ist aber bisher kaum gefallen, und das ist bemerkenswerterweise jener des ehemaligen Bürgermeisters Michael Häupl. Warum ist das erstaunlich? Nun, der Bürgermeister verfügt über das sogenannte Arrogierungsrecht. Das bedeutet, er kann Geschäftsstücke "an sich ziehen" und unter seine persönliche Verantwortung stellen. Justament beim Akt des Krankenhauses Nord ist das aber nicht passiert. Auch an der Kommunikation scheint es gescheitert zu sein. Die Frau StRin Brauner hat im Jahr 2006 in einer Anfragebeantwortung mitgeteilt, dass die Kosten für das Krankenhaus Nord 450 Millionen EUR wahrscheinlich nicht übersteigen werden, wiewohl das, soweit ich weiß, bei geringerer Bettenanzahl war. Sie ist, wie gesagt, von 450 Millionen EUR ausgegangen, doch haben sich im Laufe der nächsten 10 Jahre die Skandale, das Organisationschaos und die Kostensteigerungen aneinandergereiht. Trotzdem hat der Herr Bgm Häupl dieses große und teure Bauprojekt nicht unter seine Verantwortung gezogen, was er meines Erachtens hätte tun müssen. Auch die Finanzstadträtin Brauner hätte wesentlich mehr involviert sein müssen. Sie hat uns in der Untersuchungskommission erzählt, dass es - interessanterweise trotz dieser Kostenexplosion - ihrerseits niemals Besprechungen mit der Frau StRin Wehsely gab. Die Frau StRin Brauner hat auch gesagt, es gab niemals Gespräche mit dem Bgm Häupl bezüglich des Projekts. Auch das finde ich hochinteressant, da dürfte einiges an der Kommunikation innerhalb des SPÖ-Systems nicht funktionieren. Insgesamt geht es jetzt darum, Schadensbegrenzung zu betreiben. Ich habe zwei Anträge mitgebracht. Einer betrifft das Nachnutzungskonzept der Wiener Krankenanstalten. Hier geht es darum, dass wir bis heute leider nicht in Erfahrung bringen konnten, wie sich die Stadt den lukrativen Verkauf der im Zusammenhang mit dem Bau des Krankenhauses Nord aufgelassenen Areale vorstellt. Wir fordern daher Folgendes, ich lese vor: "Der Gemeinderat spricht sich für die Offenlegung beziehungsweise Schaffung eines Nachnutzungskonzepts bezüglich der im Zuge des Krankenhauses Nord aufgelassenen Grundstücke aus. Das Nachnutzungskonzept soll in der Folge im Gemeinderatsausschuss für Soziales, Gesundheit und Sport behandelt und diskutiert werden." (Beifall bei der ÖVP.) Auch das Spitalskonzept 2030 wurde bereits angesprochen, auch wir haben dazu einen Antrag mitgebracht. Es hat sich gezeigt, besonders auf Grund der verspäteten Inbetriebnahme des Krankenhauses Nords, dass einige Stationen aufrechterhalten werden müssen, die laut Spitalskonzept bereits längst hätten geschlossen werden sollen. Bei der letzten Gemeinderatssitzung haben wir uns auch über die gestiegene Geburtenrate unterhalten, die im Spitalskonzept 2030 noch nicht enthalten ist. Wir fordern daher die Einsetzung eines Runden Tisches bezüglich einer Neuaufstellung des Spitalskonzeptes 2030, damit wir über all diese Aktualitäten mit allen Stakeholdern diskutieren können. (Beifall bei der ÖVP.) Einen Antrag habe ich noch mitgebracht, zu einem aktuellen Thema, und zwar zu der Drogeneinrichtung jedmayer in Mariahilf. Wir werden da dem FPÖ-Antrag nicht zustimmen, weil wir der Ansicht sind, dass es ein gesamtes stimmiges Konzept unter Einbeziehung aller Stakeholder geben soll. Zur Erarbeitung dieses Konzepts habe ich folgenden Antrag mitgebracht: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die Erarbeitung eines neuen stadtweiten Suchthilfekonzeptes aus, um die Situation entlang der bekannten Hot Spots und insbesondere rund um den jedmayer zu entschärfen. Der zuständige Amtsführende Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport wird ersucht, diesbezüglich einen Runden Tisch einzuberufen und gemeinsam mit Vertretern der betroffenen Bezirke, der Exekutive sowie der Sucht- und Drogenberatungseinrichtungen für die Wiener Bevölkerung und insbesondere die betroffenen Anrainer akzeptable Lösungen zu finden." (Beifall bei der ÖVP.) Ganz zum Schluss möchte ich noch ein Wort an Herrn StR Hacker richten. Ich denke, er ist da. (Amtsf. StR Peter Hacker steht im hinteren Teil des Sitzungssaals.) Er spricht nicht mehr. (GR Mag. Wolfgang Jung: Er spricht nicht mehr mit uns! - Ruf: Auftauchen!) Herr Stadtrat, vielleicht hören Sie ein wenig zu, was sich parlamentarisch hier abspielt. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich freue mich, ich freue mich jetzt sehr über Ihre Aufmerksamkeit. Ich habe Ihnen heute nämlich ein Geschenk mitgebracht. Ja, wirklich. Sie haben nämlich bei einem "Kurier"-Interview im Juli, und das war ein viel diskutiertes und viel beachtetes "Kurier"-Interview, gesagt, es gibt keine Parallelgesellschaften in Wien. Mehr noch, Sie haben gesagt, ich zitiere: "Das ist eine bewusste und sträfliche Überzeichnung" und sei "boshaft", ständig darüber zu diskutieren. Herr Stadtrat, ich habe Ihnen heute ein Buch von einer Wiener Lehrerin mitgebracht, die genau das Thema Parallelgesellschaften in Wien aus ihrer Lebenserfahrung, aus ihrer tagtäglichen beruflichen Erfahrung thematisiert. (Die Rednerin hält das Buch "Kulturkampf im Klassenzimmer. Wie der Islam die Schulen verändert. Bericht einer Lehrerin" von Susanne Wiesinger und Jan Thies in die Höhe.) Herr Stadtrat, ich habe die Hoffnung, dass Sie dieses Buch lesen und vielleicht zu einer geänderten Einstellung kommen, denn meines Erachtens ist eine realistische Situationsbeurteilung sehr, sehr hilfreich bei einem Menschen in Ihrer Position. Danke schön. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GRin Mag. Caroline Hungerländer legt das von ihr zuvor genannte Buch auf das Pult von Amtsf. StR Peter Hacker. - GR Mag. Wolfgang Jung - heiter -: Das ist unbefugte Geschenkannahme!) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste ist Frau GRin Hebein zu Wort gemeldet. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Werter Herr Vorsitzender! Geschätzte Präsidentin! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Jetzt sind wir von der Diskussion über den Rechnungshofbericht zum Krankenhaus Nord abgedriftet und, wenig überraschend, bei den Parallelgesellschaften gelandet, ich werde aber wieder zurückkehren. Vorweg möcht ich mich recht, recht herzlich bei Ihnen, Frau Rechnungshofpräsidentin, und bei Ihren Kolleginnen und Kollegen für den Bericht bedanken. Ich finde ihn sehr faszinierend, sehr aufschlussreich. Ich bin zwar nur Ersatzmitglied in der Untersuchungskommission, aber auch meine Aufgabe ist es, am Laufenden zu bleiben. Ich finde, das Wichtigste bei diesem sehr, sehr umfangreichen Bericht ist, dass wir daraus lernen und Konsequenzen für die Zukunft ziehen, denn es werden noch einige große Bauvorhaben auf die Stadt zukommen. Also herzlichen Dank einmal von meiner Seite. Ich finde es eine Spur schade, sage ich Ihnen ganz offen, sehr geehrte Damen und Herren, dass Sie das Angebot von Klubobmann David Ellensohn nicht angenommen haben, hier ein Stück weit die Diskussion zu trennen und alles zu vermischen. Einerseits geht es um den Rechnungshofbericht, um das Krankenhaus Nord. Wir haben von Rot-Grün eine Untersuchungskommission beantragt, die seit Mitte Juli tagt und intensivst arbeitet. 16 Zeugen/Zeuginnen wurden vorgeladen, und wir sehen inzwischen schon - das hat Kollege Ellensohn, sehr genau, sehr sachlich hier erzählt -, wie sehr es zu Zeitverzögerungen gekommen ist, wie das zusammenhängt mit der Kostenentwicklung, wie die Abkehr vom PPP-Modell hin zum Modell KAV als Bauträger, hin zu 250 Vergabeverfahren, was das an Zeit und natürlich auch an Geld gekostet hat, um nur ein Beispiel zu nehmen. Ich halte, und ich sage es ganz offen, diese Untersuchungskommission für enorm wichtig, und ich möchte hier an dieser Stelle mich parteiübergreifend bei allen bedanken, die hier intensiv Akten lesen, intensiv, soweit bekannt, sich hier sachlich an der Aufarbeitung beteiligen. Jetzt käme ein Applaus. (Allgemeiner Beifall. - Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sehr gut. Nein, ich meine das ganz ernst. Schauen Sie sich die Arbeit in der Untersuchungskommission an, schauen Sie sich an, was hier an Akten gelesen wird, schauen Sie sich an, hier wird alles aufgearbeitet seit 2004. Es ist enorm viel Arbeit, enorm wichtig für unsere Stadt, daher ein großes Dankeschön. Zweitens möchte ich sagen, dass hier sehr oft Dinge vermischt werden und unsere gesamte Gesundheitspolitik in Frage gestellt wird. Werte Kollegen und Kolleginnen, ich halte es wirklich für ein Stück fahrlässig, hier für so eine Verunsicherung zu sorgen. Hier geht es um das Wohl der Patienten und Patientinnen, hier geht es um eine Zukunft, um eine Gesundheitseinrichtung auf dem höchstmöglichen technischen Stand für unsere Bevölkerung. Hier herzugehen und zu sagen und von Veralterung zu sprechen, zu sagen, das wäre eh nichts wert, das halte ich, mit Verlaub, für etwas fahrlässig. Das zeigt ein bisschen auf, dass man jede Diskussion hier in diesem Raum für parteipolitisches Kalkül benützen möchte. Gerade im Gesundheitsbereich sollten Sie sich, finde ich, etwas zusammennehmen. Herr Abg. Gara! Sie haben gemeint, dass Sie sehr verwundert sind, dass man hier jetzt darüber redet, wie groß das Grundstück ist, oder dass wir hier über Ein- und Zweizimmergrößen reden, wo es doch Wichtigeres gibt. Verzeihen Sie bitte, nicht jeder und nicht jede hier in Wien können sich irgendwie privat versichern lassen. Wenn wir von der Stadt Wien hergehen und sagen, wir wollen etwas Menschenwürdiges, wir wollen auch hohe Standards haben, wir wollen, dass jeder und jede bestmögliche medizinische Versorgung haben, dann ist das ein guter Weg. Hier wird aber, muss ich ganz ehrlich sagen, ein bisschen eine ideologische Frage sichtbar. Sie haben sich hergestellt und haben gesagt: Wozu brauchen wir einen großen Garten? Wozu brauchen die Leute einen großen Garten? Die sollen ja schnellstmöglich wieder aus dem Krankenhaus raus. Bei aller Sachlichkeit, es hier zum Thema zu machen, dass zukünftig der Garten zu groß ist für die Patienten und Patientinnen! Vielleicht überlegen Sie sich noch einmal, ob Sie hier die richtigen Worte gewählt haben. Das Zweite ist - und das halte ich für doch entscheidend -: Man hat hier probiert, sachlich zu argumentieren, dass es um die Zukunft geht. Wir wissen alle nicht, wie sehr Wien wachsen wird, wie viele Betten wir brauchen werden. Dass man hier noch Flächen zur Verfügung hat, um da eventuell zubauen zu können, kann mir irgendwer sagen, was vernünftigerweise dagegensprechen soll? Auch das eine Argumentation, die ich hier sehr in Frage stelle. Das ist einmal zu diesem Bereich. Das Zweite: Frau Abg. Korosec! Sie haben hier zum wiederholten Male eingefordert, dass es genaue Informationen geben soll. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich weiß nicht, welche Informationen Sie noch brauchen. (Zwischenruf von GRin Ingrid Korosec.) Am 21. Juni gab es eine umfangreiche Pressekonferenz. Im Juni gab es eine Anfragebeantwortung dazu, wie es weitergeht mit der Entwicklung, einschließlich Kosten und konkrete Pläne. Ich darf sie Ihnen vorlesen. Und zwar hat hier der StR Hacker eindeutig klargestellt, dass das Management die Vorgabe hat, die Kosten in Höhe von 1,34 Milliarden EUR nicht zu überschreiten. Er hat dem Rechnungshofbericht entsprechend den politischen Kostenrahmen mit 1,41 Milliarden EUR begrenzt. Sie sehen in der Aussendung, und ich kann es Ihnen gerne vorlesen, jeden Schritt, der jetzt gemacht und geplant wird. Sie sehen hier: Der Vollbetrieb ist für September 2019 geplant, die Endabrechnung erfolgt 2020. Jetzt wurde vereinbart, dass es Ende September, das wird demnächst veröffentlicht, die Baufertigstellungsanzeige geben soll. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Jetzt! Was war vor einem Jahr, vor zwei Jahren?) Sie wissen es ganz genau, die Verantwortungsübertragung der Firmen, wo man noch schaut. Mängelbehebung ist vorher leichter als dann im nächsten Schritt. Sie sehen genau den nächsten Schritt, der festgehalten wird, dass das Behördenverfahren jetzt vorbereitet wird, dass die sanitätsrechtlichen Verfahren abgeschlossen werden sollen. Sie wissen, dass hier eine Krankenanstalt einfach bewilligt werden muss. Sie sehen auch ganz genau, was für die Vorbereitung jetzt geschaffen wird, die Voraussetzung für die dringendst, dringendst notwendige Kinder- und Jugendpsychiatrie, wie es mit dem Personal ist. Das heißt, Sie haben es schriftlich. Wenn Sie das ernst meinen, dass Sie gerne konkrete Informationen hätten, dann bitte ich Sie a), dass Sie die Informationen tatsächlich nützen und b), dieses Haus ernst nehmen. Im Juni gab es dazu eine dezidierte Anfragebeantwortung an die Opposition. Jetzt möchte ich noch etwas sagen, das vielleicht ein bisschen untermauern oder zumindest in Frage stellen soll, worüber wir heute überhaupt reden. Es ist von der FPÖ ein Misstrauensantrag gegenüber StR Peter Hacker eingebracht worden. Da ist zu lesen, dass die Hoffnung auf Besserung und Behebung nicht erfüllt worden ist. Ich bitte Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, nehmen Sie doch die Menschen, die jetzt zuhören, nicht so dermaßen auf den Arm! Noch bevor Peter Hacker einen Tag gearbeitet hat, noch bevor er diese Arbeit annehmen konnte, haben Sie ihm schon jegliche Unterstützung verweigert. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie haben ihn nicht zum Stadtrat nominiert, Sie haben ihm nicht einmal eine Möglichkeit gegeben, zu zeigen, was er kann. Also jetzt herzugehen, also ich weiß nicht, besser geworden ist in den letzten Wochen ... Sie machen sich lächerlich. Der zweite Punkt ist, das finde ich auch recht wichtig, Sie beklagen mangelnde Informationen. Dazu muss man sagen: Ob Sie es wollen oder nicht, die Untersuchungskommission ist nicht ein begleitendes Kontrollorgan der laufenden Arbeit eines Stadtrates, das ist so. Die Aufgaben einer Untersuchungskommission sind festgelegt. Wenn Sie das ändern wollen, dann müssen wir grundsätzlich diskutieren. Aber dieses Papier, das Sie hier einfordern und zum Anlass nehmen - da gibt es eine rechtliche Stellungnahme der Magistratsdirektion, die kennen Sie. Das heißt, wenn Sie schon herkommen und sagen, Sie stellen den StR Peter Hacker völlig in Frage, dann haben Sie wenigstens den Mumm, zu sagen, aus ideologischen Gründen, aus Prinzip, dann kennt man sich wenigstens aus. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ja, aus Prinzip lehnen Sie ja auch ab! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Denn auch in diesem Misstrauensantrag kann man genau lesen, es geht Ihnen weder um das fehlende Papier noch um das Krankenhaus Nord. Das, was Sie alles hineinverpacken, ist - Überraschung, Überraschung! - die Mindestsicherung, natürlich. Sie nehmen nicht zur Kenntnis, dass die Mindestsicherungszahlen um 10 Prozent zurückgehen. Sie nehmen nicht zur Kenntnis, dass die größte Gruppe der Menschen, die in Wien auf die Mindestsicherung angewiesen sind, die Kinder sind. Nein, gar nicht, im Gegenteil, Sie wollen die Kinder noch mehr in Armut drängen. Deswegen planen Sie jetzt massive Kürzungen in der Mindestsicherung - und das ideologisch verpackt in einem Misstrauensantrag bei einem Stadtrat, der gerade ein paar Wochen im Amt ist. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Die SPÖ hat lange gemauert!) Geh bitte, haben Sie wenigstens den Mumm, herauszugehen und ganz klar zu sagen, dass Sie hier nichts anderes vollziehen wollen als einen ideologischen Diskurs. Ich finde das schade, weil wir dadurch hier nicht ernsthaft darüber reden können, wie wir die Kontrollrechte ausweiten. Ich finde das schade, wir haben hier die Rechnungshofpräsidentin, wir könnten einen sachlichen Diskurs führen. Ich finde es schade, dass Sie mit keinem Wort darauf eingegangen sind, dass ich Ihnen vorher Ideen präsentiert habe, worüber wir reden können: Korruptionsregister, die Bevölkerung, die auch eine Möglichkeit erhalten soll, Prüfanträge zu stellen, mit keinem Wort. Ich habe Sie eingeladen: Machen wir das gemeinsam! Arbeiten wir gemeinsam an einer verbesserten Kontrolle! Arbeiten wir gemeinsam daran, dass wir aus dem Krankenhaus Nord dazulernen, denn es geht auch um Wiens Zukunft, aber nein. Schade, werte Opposition. Ich danke recht herzlich der Rechnungspräsidentin und dem Rechnungshof. Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Dr. Koderhold. Ich erteile es ihm. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Mitglieder des Rechnungshofes! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich wusste gar nicht, dass der Kollege Florianschütz ein literarisches Talent hat. Er hat da mit einer blühenden Phantasie - am Stil müssen wir noch feilen - uns Vorwürfe gemacht, die überhaupt nicht stimmen. Zunächst einmal unsere Stellungnahme zum Rechnungshofbericht: Wir begrüßen ihn natürlich, wir wollten nur einige zusätzliche Informationen. Wenn wir die Quartalsberichte der begleitenden Kontrolle einfordern, hat das überhaupt nichts mit einer Kritik am Rechnungshof zu tun. (Beifall bei der FPÖ.) Da war auch der Vorwurf bezüglich des Generalunternehmers, der 2009 vom Kontrollamt, vom damaligen Direktor und jetzigen Magistratsdirektor Hechtner kam, der sich eindeutig gegen einen Generalunternehmer ausgesprochen hat, was dann einige Jahre später vom Rechnungshof um genau 180 Grad umgedreht wurde. Also wenn der Rechnungshof, und das ist sein gutes Recht, um 180 Grad etwas anderes sagt als das Kontrollamt 2009! Ich habe den Verdacht, dass der Kollege Florianschütz den Kontrollamtsbericht von 2009 vielleicht gar nicht gelesen hat. Er wollte nämlich damals, 2018, dass nur 8 Jahre rückwirkend Unterlagen eingesehen werden konnten, und es ist unserem sehr energischen Druck zu danken, dass wir auch den Kontrollamtsbericht von 2009 bekommen haben, der ja an sich die Entscheidung, Generalunternehmer oder nicht, präjudiziert hat. Also auch hier blühende Phantasie, aber wie gesagt, am Stil müssen wir noch feilen. (Beifall bei der FPÖ.) Dann wäre das Thema Grundstückswahl. Es gab grundsätzlich eine Güterabwägung bezüglich der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Da haben sich zwei Grundstücke angeboten, das Heeresspital und die ÖBB-Werkstätte. Da es beim Heeresspital, das wahrscheinlich sehr vielen lieber gewesen wäre, keine Verfügung gab, hat man sich den ÖBB-Werkstätten zugewandt. Darüber kann man jetzt befinden, das ist eine Güterabwägung. Was wir nur ganz gerne gehabt hätten, was eigentlich verschwiegen wurde, und wir mussten da wirklich mühsam den Bericht der Firma Porr finden, kriminalistisch, war die hohe Asbestkontamination, die nirgendwo erwähnt wurde, sodass man wirklich nachrecherchieren musste, wie hoch diese Kontamination war, da sie sowohl kostenmäßig als auch zeitmäßig erhebliche Bedeutung hatte. Die letzte blühende Phantasie, die meiner Meinung nach schon sehr über das Maß des guten Geschmacks hinausgeht, ist: Wir hätten gesagt, die Zimmer wären zu groß. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Wir haben gesagt, die Waschräume sind zu klein. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie wir in die Waschräume hineingegangen sind und gesagt haben, wenn ja jemand gebrechlich oder eingeschränkt ist, kann er sich nicht umdrehen. Das haben wir gesagt, die Waschräume sind zu klein und nicht die Zimmer zu groß. (Beifall bei der FPÖ.) Ich würde den Kollegen Florianschütz höflichst bitten, wenn er schon sein literarisches Talent auslebt, den Stil vielleicht zu überdenken. Ich werde mir erlauben, bevor ich eine kleine Historie des Krankenhauses Nord beginne, die drei Problembereiche dieses Rechnungshofberichtes und der Untersuchung zu umreißen. Es geht ja nicht nur um die Entscheidungskette: Wer hat was wann falsch gemacht und warum? Ich glaube, dass wir alle relativ gut wissen, wie das passiert ist und wo die politische Verantwortung liegt. Es geht um zwei sehr wesentliche Punkte. Die eine Frage ist, wo ist das Geld hin? Das ist eine wesentliche Frage, es sind ja immerhin über 400 Millionen EUR. Um die Zeugen in diesem Bereich zu bekommen, um beispielsweise Meldepflichten, Auszahlungskontrolle, Ausmaß der Vergütung der Stehzeiten an Baufirmen, um das zu bekommen, hätte man Zeit gebraucht. Diese Zeit wollten wir, deshalb wollten wir die Untersuchungskommission später. Sie müssen irgendwie erkannt haben, dass wir nicht nur die Entscheidungskette hinterfragen, sondern auch das Problem, wo das Geld hingekommen ist. Das müssen sie irgendwie erkannt haben. Deshalb haben Sie das abgedreht, indem sie das vorzeitig terminisiert hatten. (Beifall bei der FPÖ.) Und das hat die Regierungsfraktion, die sich gerne den Heiligenschein aufsetzt, mitzuverantworten. Der dritte Punkt, der auch von Bedeutung ist: Wer ist schuld? Es besteht gegenwärtig die Tendenz, und das ist von unserem Kollegen mit dem großen literarischen Talent überhaupt nicht hervorgehoben worden, dass man die Schuld den Angestellten, den Beamten zuschiebt, so nach dem Motto, die Kleinen lässt man hängen, die Großen lässt man laufen. Das werden wir als Freiheitliche Partei aber überhaupt nicht zulassen. Das ist ein ganz ein großes Problem: Die Politik, die Stadtregierung will sich aus allem raushalten. Man will die gesamte Schuld, die gesamte Verantwortung Managern, Spitzenbeamten, und so weiter geben. Der Hauptinhalt meiner gegenwärtigen Rede beziehungsweise Wortmeldung wird sein, Ihnen zu zeigen, wie sehr die Politik von Anfang an alles gewusst hat und wie sehr sie sich geschickt und nicht sehr redlich hinter den Angestellten und Beamten versteckt hat. Beginnen wir im Bereich der Stadtpolitik. Die vorzeitige Abrufung der 225 Millionen EUR - ich nehme an, Sie haben das Hintergrundwissen - bei der Europäischen Investitionsbank. Es gab überhaupt keinen Grund, diese 225 Millionen EUR abzurufen, es sei denn, man will im Rahmen des Globalbudgets etwaige Budgetlöcher stopfen. Der Rechnungshof hat das auch entsprechend moniert. Das geht natürlich nicht von der MA 5 und schon gar nicht vom Krankenanstaltenverbund aus. Wenn Sie sich mit der Materie und den Machtstrukturen beschäftigen, werden Sie sich wundern, wie machtlos der KAV eigentlich ist. Die Finanzierung wird entweder von der MA 5 oder von der MA 24 gemacht. Das Stadtratbüro bestimmt, wo es hingeht, und der KAV bekommt die Prügel und im Grunde genommen die Verantwortung. Dass Sie da mitmachen, finde ich sehr unredlich. (Beifall bei der FPÖ.) Zum EIB-Darlehen gibt es schon einiges noch zu sagen. Warum wurde kein Zinssatz mit Revisionsklausel eingefordert? Das ist eigentlich allgemein üblich. Wir haben Finanzspezialisten, und das war kein richtiger Vertrag. An sich gibt es ja keinen richtigen Vertrag mit der EIB, das werden wir noch einfordern, das ist zu fragen. Und warum gibt es keinen Darlehenskoordinator, obwohl es eigentlich von der EIB selber eingefordert wurde? Meine Vorrednerinnen und Vorredner haben moniert, dass es keine richtige Kontrolle gab. Das ist nicht ganz richtig. Es gibt ja die externe begleitende Kontrolle. Ich werde mir erlauben, das kurz zu erklären. Sie haben ja nicht nur die Projektsteuerung, die regelmäßigen Sitzungen der Bauherrenvertretung und der örtlichen Bauaufsicht, sie haben die externe begleitende Kontrolle. Das ist eine EU-weit ausgeschriebene Prüfinstanz, die Quartalsberichte ausgibt, die wieder aus eigenen Prüfvermerken bestehen. Wenn man sich alle Quartalsberichte der begleitenden Kontrolle durchsieht, merkt man, wie sich von 2012 bis 2017 die Finanzierung und auch der Zeitplan ändern. Das ist insofern interessant, als 2015 ja ein Jahr des großen Umbruchs war. Es war das Jahr der Wahlen, es war das Jahr des Migrationsstroms, das sicher logistisch noch einige Probleme aufwerfen wird, aber es vor allem das Jahr der Wahl. In diesem Jahr 2015 wurde vorsätzlich die ernste Besorgnis der begleitenden Kontrolle übergangen und in offiziellen Meldungen des Krankenanstaltenverbundes sowohl die Kosten als auch die Termingestaltung konterkariert. An dieser Stelle möchte ich mir erlauben, dem sehr geehrten Kollegen Ellensohn, der nicht da ist (GR Mag. Josef Taucher: Doch er ist da! Dort steht er!) - ah, er ist da -, eine zusätzlich Definition des Begriffs Korruption zu liefern. Korruption ist nicht nur, wenn man Geld oder einen Posten bekommt. Korruption ist auch Missbrauch einer Vertrauensstellung, Korruption ist auch Verletzung des allgemeinen Interesses zum eigenen Vorteil. Wenn Sie vor einer Wahl als Regierungspartei Informationen unterdrücken, dann geht das durchaus in die Nähe dieses Vorwurfes. (Beifall bei der FPÖ.) Also ich würde Sie bitten, mit dem regelmäßigen Aufsetzen des Heiligenscheins etwas vorsichtiger zu sein. Sie könnten sich verbrennen. Ich komme jetzt zu den Quartalsberichten. Ich möchte Ihnen nicht jeden Quartalsbericht kursorisch vorlesen, das wäre wohl zu aufwändig, sondern bis auf das Jahr 2015 nur den 4. Quartalsbericht. 4. Quartalsbericht 2012: Da gibt es den sogenannten Management Summary. Das ist eine kurze Übersicht über Finanzierung, Termin, et cetera. Hier wird von einem Gesamtkostenziel von 825 Millionen EUR gesprochen, allerdings wird auch, das muss man fairerweise hinzusagen, darauf hingewiesen, dass einige Kosten nicht dabei sind und dass Preissteigerungen nicht angeführt wurden - das haben aber auch die Zeugen das letzte Mal gesagt. Das erklärt aber nicht die Steigerung auf 1,4 Milliarden EUR beziehungsweise 1,5 Milliarden EUR. Der 4. Quartalsbericht aus dem Jahr 2013 - das war die Zeit, wo aus Übermut, so würde ich es ausdrücken, ein funktionierendes Management in der Generaldirektion und in der Planung beim KH Nord ausgewechselt wurde, ich kann keinen anderen Grund finden als Übermut, denn einen rationalen Grund gab es nicht - haben sich die Bemerkungen der externen begleitenden Kontrolle auch auf die Insolvenz der Fassadenfirma bezogen. Dann wurde natürlich, was klar war, die Statikproblematik erwähnt. Das hängt damit zusammen, dass im Rahmen der EU-weiten Ausschreibung Stahlbetonsäulen nach einem anderen Landesstandard geliefert wurden, als es in Österreich erlaubt ist. Das hängt eher mit dem Zwang zur EU-weiten Ausschreibung zusammen und hat natürlich auch zu einer Zeitverzögerung geführt. Im Wesentlichen wurde im Rahmen der Finanz noch auf ein geordnetes Gesamtkostenziel hingewiesen beziehungsweise auf eine mögliche zusätzliche Belastung von 20 Millionen EUR. Im 4. Quartalsbericht 2014 kommt die Besorgnis schon mehr zum Tragen. Hier wird schon differenzierter auf die Probleme mit den entsprechenden Firmen, zum Beispiel mit der Fassadenfirma hingewiesen - die in Konkurs gegangene andere Fassadenfirma, die Ematec übernommen hat. Hier gibt es schon Zeichen von Zerwürfnissen zwischen der Projektsteuerung, zwischen verschiedenen Firmen. Hier gibt es auch zum ersten Mal den Hinweis darauf - ich rede jetzt vom Quartalsbericht 2014 -, dass die bauliche Fertigstellung 2017 ist und der medizinische Betrieb frühestens Ende 2017 beginnt. Jetzt kommen wir in das interessante Wahljahr 2015, wo wir sehr interessante offizielle Meldungen der Stadtregierung haben, die völlig im Widerspruch zu den Quartalsberichten stehen. Im 1. Quartalsbericht 2015 wird ein medizinischer Betrieb Mitte 2018 beschrieben, während die OTS-Meldung von einem medizinischen Betrieb ein Jahr früher ausgeht. Das heißt, hier besteht ein krasser Unterschied zwischen der Angabe, die die begleitende Kontrolle subsumiert hat, und der im Wahljahr politisch genehmen Information, die nach außen kommuniziert wurde. (GR Mag. Wolfgang Jung: Unerhört!) Den Kollegen, der sich gern den Heiligenschein aufsetzt und Mitglied der Stadtregierung ist, muss ich daher hinweisen: Hier wurden zum eigenen Vorteil und zum Schaden der Allgemeinheit Informationen vorenthalten. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt möchte ich auf das Thema Verantwortung und Wissensstand der Stadtregierung kommen. Wir wissen nachweislich, dass das Gesundheitsstadtratbüro die Quartalsberichte der begleiteten Kontrolle eingesehen hat. Alle Quartalsberichte der begleiteten Kontrolle waren im Stadtratbüro bekannt, und spätestens Ende 2014, als ein Finanzierungsbedarf von fast 120 Millionen EUR bestand, wusste auch das Finanzstadtratbüro davon. Es hat auch reagiert und hat dann Mitte 2015 aus einem anderen Topf, aus einem Wohnbautopf diesen Betrag transferiert. Das heißt, das Gesundheitsstadtratbüro wusste die ganze Zeit, wie es um Kosten und Terminisierung stand. Es war dem Gesundheitsstadtratbüro auch bekannt, dass - es war im Jahr 2014 - eine leitende Person in der Generaldirektion eigenmächtig während des Baus Pläne geändert hat. Als jemand gesagt hat: "Bitte, der ändert einen Plan während des Baus!", soll ihm die Stadträtin gesagt haben: "Lass ihn doch!" Das ist politische Verantwortung. Jeder von uns kann sich ungefähr vorstellen, was herauskommt, wie die Kosten explodieren, wenn während eines Baus Pläne geändert werden. Wenn man die Rechtfertigungsversuche der Stadtregierung sieht, hört man immer: Manager, Direktoren. Es wird überhaupt nicht erwähnt, dass das Gesundheitsstadtratbüro über alle Abläufe informiert war. Es ist auch relativ leicht zu verstehen: Wenn Sie sich so einen Bericht der begleiteten Kontrollen ansehen, so ist das sehr übersichtlich geschrieben. Sie haben vorne eine Übersicht, die geht über drei bis sieben Seiten. Je später der Jahresablauf ist, umso umfangreicher wird es. Da die Mitglieder der Stadtregierung zweifellos über eine überragende Intelligenz verfügen, nehme ich gesichert an, dass sie die Berichte der begleiteten Kontrolle eindeutig gut sehen und sehr klar interpretieren können. Und trotzdem versucht man, und das ist das Verwerfliche, die Schuld bei den Angestellten, bei den Kleinen abzuladen! (Beifall bei der FPÖ.) Die Kleinen lässt man hängen, die Großen lässt man laufen, wobei der Herr Kollege Florianschütz das in einer ungeahnten Art und Weise zu übergehen versucht, und das ist der große Skandal. Das ist ein größerer Skandal als das Krankenhaus Nord selber! (Beifall bei der FPÖ.) Deshalb ist es wichtig, dass es eine Freiheitliche Partei gibt, die solche unwürdigen Abläufe aufzeigt und beeinsprucht. Abschließend möchte ich noch etwas über die Historie des Krankenhauses Nord sagen. Es war zweifellos notwendig und sinnhaft, das Krankhaus Nord zu bauen. Es gibt und gab ein Ungleichgewicht zwischen der medizinischen Versorgung südlich und nördlich der Donau, das war ein Missverhältnis von drei zu eins. Es war auch durchaus verständlich, dass man gesagt hat, wir brauchen kein 400-Betten-Spital, sondern ein 800-Betten-Spital. Das hat man gemacht, um die Reinvestitionskosten der alten Spitäler, die mutmaßlich bei einer halben Milliarde lagen, zumindest teilweise zu senken. So gesehen war die Überlegung durchaus korrekt, und keiner hat etwas gegen das Krankenhaus Nord, auch jetzt nicht. Die Unterstellungen, wir hätten etwas gegen das Krankenhaus Nord, sind böswillig. Wir sind für ein modernes Spital, wir sind für eine gute Versorgung des nördlichen Wiens. Wir sind so entschieden für eine gute medizinische Versorgung, dass wir uns wundern, dass das einzige Schwerpunktspital des KAV, das SMZ-Ost, herabgestuft wird. Wir haben in dieser Legislaturperiode wiederholt darauf hingewiesen, dass die medizinische Versorgung im Norden Wiens nicht ausreichend ist, dass es nicht zulässig ist, das Donauspital beziehungsweise SMZ-Ost zu reduzieren. Ganz im Gegenteil, wir haben uns gesorgt um die ausreichende medizinische Versorgung von Wiens Norden. Dass das Krankenhaus Nord, wenn das läuft, ein sinnvoller, wertvoller Beitrag zur medizinischen Versorgung ist, zweifelt ja niemand an. Im Grunde genommen sind das Worthülsen. Da Ihnen die Argumente ausgehen, versuchen Sie irgendwelche untergriffigen Argumente, wir wären gegen das Krankenhaus Nord. Warum sollen wir dagegen sein? Wir haben ja sowieso zu wenig Versorgung im Norden Wiens. Sie behaupten auch, wir wären gegen den Rechnungshofbericht. Nein, überhaupt nicht! Wir wollten nur einige Zusatzinformationen, und das steht uns nicht nur zu, sondern dazu sind wir verpflichtet. Es gab den Entschluss, das Krankenhaus Nord zu bauen, dann war die Frage: Generalunternehmen - ja oder nein? Das muss man aus der Zeit verstehen. Es wurde kurz vorher ein großes Bauwerk ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Herr Dr. Koderhold, Ihre Zeit ist abgelaufen. GR Dr. Günter Koderhold (fortsetzend): Oh danke. Ich hoffe, das war nicht als Metapher gedacht. Gut. Sehr geehrter Herr Vorsitzender, ich werde das ernst nehmen. Ich bedanke mich nochmals bei den Mitgliedern des Rechnungshofes. Seien Sie gewiss, wir schätzen Ihren Bericht, und wenn wir uns zusätzlich um die begleitende Kontrolle, um die Quartalsberichte bemühen, so ist das, glaube ich, verständlich. (Beifall bei der FPÖ.) Diesen einen Satz erlauben Sie mir bitte noch: Wir sehen uns als Hüter und Beschützer der Kleinen und Arbeitnehmer im Krankenanstaltenverbund und werden nicht zulassen, dass die Stadtregierung sich abputzt und die Kleinen hängen lässt. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Wagner. Ich erteile es ihm. GR Kurt Wagner (SPÖ): Liebe Frau Präsidentin! Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Hoher Gemeinderat! Ich könnte sagen, ich habe heute ein Déjà-vu-Erlebnis, aber liebe Frau Präsidentin, es ist heute nicht das erste Mal, dass ein Misstrauensantrag eingebracht wird, aber natürlich zum Bericht des Rechnungshofes ... (GR Mag. Wolfgang Jung: Wenn Sie bitte ins Mikrofon reden würden!) Ich möchte Ihnen, meine geschätzten Damen und Herren, ein paar grundsätzliche Dinge sagen. Das Gesundheitssystem in Wien zählt zu den besten in Österreich und in Europa. Wir brauchen auch internationale Vergleiche nicht zu scheuen. Jeder, der Kongresse besucht, sich mit Ärzten unterhält, die aus dem Ausland kommen, bekommt das von dieser Seite auch eindeutig bestätigt. Wir brauchen international keinen Vergleich zu scheuen. Dass unsere Oppositionsparteien - zwar nicht alle, aber durchaus einige - immer wieder das Gesundheitssystem als Angriffsfläche gegen die komplette Stadtregierung nützen, ist nicht weiter verwunderlich: Man kann wohl in keinen anderen Bereich stärker Angst schüren als bei der eigenen Gesundheit. So ist das heute nur die Fortführung dessen, was schon sehr viele Amtsvorgänger hier erleben mussten - es wird heute einen Misstrauensantrag gegen den Amtsf. StR Peter Hacker geben. In keinem der Kritikpunkte finden sich aber nach meiner Meinung und auch nach jener meiner Fraktion und der Regierungsparteien Anhaltspunkte, die einen Misstrauensantrag auch nur im Entferntesten rechtfertigen würden. Das Gesundheits- und Sozialsystem einer großen Stadt ist notwendigerweise sehr komplex und es kann dabei immer wieder zu Problemen und Herausforderungen kommen. Aber um diese Probleme zu lösen, sind wir gewählt, dafür werden wir uns nicht nur in der Vergangenheit eingesetzt haben, sondern auch künftig einsetzen. Geschätzte Damen und Herren! Wenn man sich den Bericht des Rechnungshofes durchliest, sehr intensiv durchliest - und das machen natürlich alle Redner, ich tue es auch; liebe Frau Präsidentin, herzlichen Dank an Sie und an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! -, dann ist ein Rechnungshofbericht immer dazu da, um aus der Vergangenheit, auch aus Fehlern, zu lernen. Was ich aber für sehr zielführend erachte: Wenn man sich die Empfehlungen des Rechnungshofes anschaut und hier auch nachlesen kann, dann sieht man, dass die Stadtregierung und die Verwaltung dieser Stadt Ihre kritischen Punkte immer sehr ernst nehmen. So kann man hier auch nachlesen, dass zum Beispiel - und ich nehme das jetzt wahllos heraus - in der Schlussempfehlung Nummer 1 des Rechnungshofes natürlich die Umsetzung geplant ist, dass in der Nummer 2 die Umsetzung geplant ist. Nummer 6 zum Beispiel ist in Bearbeitung. Die Schlussempfehlung Nummer 12 ist umgesetzt, Nummer 13 ist in Bearbeitung. So kann ich da eigentlich den gesamten Rechnungshofbericht durchgehen, und Sie werden überall lesen, dass - wenn das nicht schon gemacht wurde, was Sie hier auch angeführt haben - das bearbeitet wird oder sich in Umsetzung befindet. Das ist auch gut so, meine geschätzten Damen und Herren! Tag für Tag wird in Wien Spitzenmedizin für alle geleistet. Im Krankenhaus Hietzing zum Beispiel - und das sage ich jetzt aus der Vergangenheit, weil das meine Vorredner auch gemacht haben - wurde ein neues, top-modernes Strahlentherapiegerät mit zwei Linearbeschleunigern fertiggestellt. Es wurde in Betrieb genommen. Damit erhöht sich die Kapazität bei den Strahlenpatienten in Wien um 20 Prozent. Die Wartezeiten - die ja hier auch immer angesprochen wurden - werden damit spürbar verkürzt. In der Krebsforschung ist man mit der Gründung des Vienna Cancer Center einen großen Schritt vorangekommen. Forschungskapazitäten und Erfahrungen von sechs Wiener Spitälern plus dem Allgemeinen Krankenhaus wurden zusammengeführt und gebündelt. Die Patienten profitieren jetzt von den hervorragenden Kompetenzen aller KrebsspezialistInnen, egal, in welchem Spital und in welchem Bezirk sie betreut werden und wo sie wohnen. Das Brustgesundheitszentrum Wilhelminenspital verfügt über einen längeren Zeitraum über eines der weltweit modernsten Mammographiegeräte. Das ist High-Tech-Spitzenmedizin, verbunden mit einem menschlich-komfortablen Umfeld. Im Operationsbereich des Allgemeinen Krankenhauses steht in einer herzchirurgischen Hybrid-OP eine Angiographieanlage der neuesten Generation zur Verfügung. Sie ermöglicht es, komplexe Eingriffe interdisziplinär unter optimal hochsterilen Bedingungen durchzuführen und neue Verfahren zu entwickeln. So etwas Ähnliches und in dieser Form, mit High-Tech-Medizin, werden wir dann ebenfalls in dem neuen Krankenhaus Nord diesbezüglich erleben, und das kommt den Wienerinnen und Wienern zu Gute. Meine Damen und Herren! Die Spitalsterblichkeit nach großen Herzinfarkten lag vor 2003 bei 13 bis 15 Prozent. Mit dem ständigen Ausbau der hohen Fachexpertise ist es dem Krankenanstaltenverbund und unseren Spitälern gelungen, sie in den letzten Jahren auf 3 bis 4 Prozent zu senken. Das ist ein Rückgang um zwei Drittel und damit ein voller Erfolg für die Wiener Gesundheitspolitik! Im Wilhelminenspital wurden hohe Expertisen im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde aufgebaut. Es gibt eine Reihe von Spezialambulanzen in der Kinder- und Jugendheilkunde. Bei der Behandlung von Schlaganfällen hat ebenfalls der KAV in Kooperation mit dem AKH und den Barmherzigen Brüdern neue Standards gesetzt. Internationale Studien bewiesen die Wirksamkeit dieser Methoden, und Folgeschäden konnten dadurch in vielen Fällen bei den Patientinnen und Patienten verhindert werden. Wir haben auch im Notarztsystem einiges gemacht und haben es im Prinzip modernisiert. Die Notärzte wechselten von der Berufsrettung in den Wiener Krankenanstaltenverbund, somit konnten evident Nachwuchsprobleme zumindest zu einem großen Teil gelöst werden. Außerdem wurde durch diese zusätzlichen Standorte in den Krankenhäusern das Rettungsnetz weiter verdichtet. Geschätzte Damen und Herren! Zudem kommt es bei den CT- und MRT-Untersuchungen bereits ab dem vorigen Jahr zu deutlichen Verringerungen bei den Wartezeiten. 80 Prozent der Institute in Wien erfüllen die Vorgaben: Man muss innerhalb von 10 Tagen einen CT-Termin und innerhalb von 20 Tagen einen MRT-Termin erhalten. Das Krankenhaus Nord - und davon bin ich überzeugt - wird das modernste Spital in unserem Land werden, aber darüber hinaus wahrscheinlich auch in Europa. Dass es immer wieder auch Kritik geben kann, kann man in Einzelbereichen verstehen, aber es ist überhaupt keine Rede davon, dass hier Chaos oder Ähnliches existiert. Tatsächlich hat es im Laufe der Bauzeit einige Schwierigkeiten gegeben (Heiterkeit bei GR Georg Fürnkranz.), die auch vom Rechnungshof aufgezeichnet wurden, die jedoch in sehr vielen Fällen bereits gelöst wurden. Und die, die noch zu lösen sind, werden künftig auch gelöst werden. Das Krankenhaus Nord wird damit eines der modernsten Spitäler sein. Wenn die Patientinnen und Patienten dort vor Ort behandelt werden, dann werden Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, wahrscheinlich auch Ihre Antworten bekommen: Dass nämlich die Wienerinnen und Wiener mit der Behandlung im neuen Krankenhaus Nord überdurchschnittlich zufrieden sein werden! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das Krankenhaus Nord ist in vielfacher Hinsicht ein wesentlicher Pfeiler bei der Umstrukturierung und Modernisierung der Wiener Spitalslandschaft. Dort entsteht eben das modernste Spital in Österreich, wie ich sagte, in dem pro Jahr 40.000 Menschen stationär und rund 250.000 Personen ambulant versorgt werden. Das neue Krankenhaus wird von einer komplett neuen Betriebsstruktur profitieren und so in vorbildlicher Weise höchste Effizienz und größte Qualität für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden und vereinen. Das Krankenhaus Nord wird in vielfacher Hinsicht ein innovatives Spital sein. Nur Ein- und Zweibettzimmer: Was wir und auch die Oppositionsparteien ja schon jahrzehntelang verlangt haben, wird dort tatsächlich umgesetzt! Alle mit Blick ins Grüne, großzügige Gartenflächen und Dachterrassen. Modernstes OP-Zentrum mit 16 Operationssälen, davon auch Hybrid-OP für Herz-/Gefäßchirurgie, ein Schockraum, mit direkter Anbindung an den Hubschrauberlandeplatz, und ein Rettungszentrum. Sowie ein eigenes Simulationszentrum, damit auch die Beschäftigten dort lernen können. Ich sage das noch einmal: Damit haben wir einen große Meilenstein und Beitrag zur gesamtmedizinischen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten in Wien geleistet! Geschätzte Damen und Herren! Nun zu Ihrer Rücktrittsaufforderung an den Herrn Stadtrat. Seine bisherige Bilanz, und da muss man nicht lange nachdenken, man muss nur die letzten Sitzungen auch verfolgen: Die KAV- Neuorganisation ist auf einem guten Weg, intensive Gespräche mit allen Fraktionen und involvierten Abteilungen der Stadt. Eine neue Führung mit der Generaldirektorin Kölldorfer-Leitgeb wurde bestellt. Die Entscheidung über die Gesetzesvorlage werden wir hier im Herbst noch zu tätigen haben. Die Rechnungshofempfehlung und die Ergebnisse der Taskforce zur Mindestsicherung sind bereits umgesetzt. Die Anzahl der Mindestsicherungsbezieher und der aufgewendeten Mittel - das wurde auch schon gesagt - ist rückläufig. Ein neues Sozialzentrum der MA 40 wurde erst in der Seestadt Aspern eröffnet und ist diesbezüglich sehr erfolgreich tätig. Die Verbesserung der jugendpsychiatrischen Versorgung wurde ebenfalls in Angriff genommen: seit Juli zusätzlich 15 Betten für Kinder und Jugendliche im Krankenhaus Hietzing. Eröffnung einer neonatologischen Abteilung im Krankenhaus St. Josef. Die Verlängerung von Jugendcollege und Deutschkursen für Asylwerber auch ohne Geld vom Bund. 100 weitere Wohnplätze für Wienerinnen und Wiener mit Menschen mit Behinderung, teilbetreutes Wohnen. Wenn Sie jetzt sagen, es gibt eine mangelnde Transparenz und Behinderung bei der Aufklärung im Rahmen der Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord: Der Herr Stadtrat hat vollstes Interesse an einer umfassenden Aufarbeitung der Vorgänge rund um das Krankenhaus Nord. (GR Georg Fürnkranz: Wann gibt er für uns die Akten frei?) Der Krankenanstaltenverbund stellt der Untersuchungskommission selbstverständlich alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung. (Ruf bei der FPÖ: Mit Einschränkungen!) Bis dato gibt es mehr als 15 Gigabyte an Daten mit tausenden Einzeldokumenten, die alle gelesen und analysiert werden müssen. (GR Georg Fürnkranz: Die kann man eben nicht lesen! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Der KAV hat dabei allerdings auch die rechtlichen Vorgaben der Stadtverfassung, meine Damen und Herren, sowie die Betriebs- und die Geschäftsgeheimnisse zu wahren. Der detaillierte Bericht des Krankenanstaltenverbundes an den Stadtrat zur Fertigstellung und den Kosten des Krankenhauses Nord wird der Untersuchungskommission nicht übermittelt, da er nicht zu dem zu untersuchenden Zeitraum zählt - gemäß Stadtverfassung. (GR Georg Fürnkranz: Das ist der größte Unsinn, der mir je ...) Dazu gibt es auch eine unmissverständliche Stellungnahme, geschätzte Damen und Herren - und viele von Ihnen sind ja juristisch sehr gebildet -, der Rechtsabteilung der Magistratsdirektion. Die Opposition hat dem Stadtrat schon bei der Amtseinführung ihre Stimme nicht gegeben. (GR Georg Fürnkranz: Weil er so präpotent ist!) Insofern ist ein Entzug des Vertrauens, den Sie heute wieder vorgeben, keine Überraschung für uns. Aber Sie werden verstehen, dass wir von unserer Seite nach bestem Wissen und Gewissen unseren StR Peter Hacker weiter unterstützen und diesen Misstrauensantrag natürlich ablehnen werden. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Fürnkranz. Ich erteile es ihm. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Amen. Herr Präsident! Herr Stadtrat, wenn er da ist! Meine Damen und Herren, auch auf der Besuchertribüne! Frau Rechnungshofpräsidentin! Es freut mich besonders, dass wir Sie nach Ihren Verpflichtungen beim Verfassungsgerichtshof noch hier sehen. Denn tatsächlich haben Sie mit diesem Bericht eine sehr wesentliche Grundlage für unsere Arbeit hier im Gemeinderat geliefert. Offensichtlich hat ja dieser Bericht schon in seiner Rohform dazu geführt, dass die rot-grüne Koalition gemerkt hat, dass sie aus der ganzen Geschichte nicht so leicht herauskommen wird, und präventiv einmal eine Untersuchungskommission eingerichtet hat, die dann leider Gottes, weil noch nicht das ganze Wissen vorhanden war, ein paar blinde Flecken beinhaltet. Aber ich bin trotzdem guter Dinge, dass wir da weiterkommen werden. Ich möchte deswegen auch - also, der Kollege Florianschütz hat ja heute eine Menge Unwahrheiten gesagt, aber eine möchte ich ganz entschieden zurückweisen: Wir nehmen den Rechnungshofbericht sehr ernst, meine Damen und Herren, offensichtlich viel ernster als die Koalition! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn wir die eine oder andere Unterlage, die Ihnen als Rechnungshof zur Verfügung gestanden ist, auch anschauen wollen, dann heißt das nicht, dass wir Ihre Schlussfolgerungen in Zweifel ziehen, sondern aus dem lässt sich ja eine andere Information unter Umständen auch noch herausdestillieren. Wir wollen eben in unserer Aufklärung weiter gehen, ansonsten hätte das Ganze ja keinen Sinn. Da könnte man wirklich sagen, der Rechnungshofbericht umfasst alle wesentlichen Dinge, und damit haben wir die Sache erledigt. Nein, sogar die Koalition war der Meinung, da gibt es noch Weiteres zu untersuchen. Das tun wir jetzt, und das ist auch gut so. Sie haben einen der größten Skandale der letzten Jahrzehnte hier in dieser Stadt aufgedeckt. Es handelt sich immerhin um einen Milliardenbetrag! Wenn man sich die Geschichte dieses ganzen Projektes anschaut, dann hat sich der Preis von ursprünglich geplanten knapp 400 Millionen auf 1,5 Milliarden gesteigert. Meine Damen und Herren! Wenn ich mir dann eine Rede wie gerade die vorhin vom Kollegen Wagner anhöre, dass eigentlich ohnehin alles großartig ist in dieser Stadt, dann frage ich mich: Wo lebt denn diese SPÖ? Was ist in die gefahren, dass man eine solche Situation dermaßen schönreden kann? Ich halte das wirklich für unglaublich, dass Sie nach so langer Diskussion immer noch nicht verstanden haben, was da eigentlich für ein Skandal passiert ist, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Dann noch einmal zu den Rechenkünsten des Kollegen Florianschütz: Es ist ja heute da schon ein paar Mal wiederholt worden, aber ich kann mich eines Eindrucks oder einer Assoziation nicht erwehren. Die liegt schon einige Jahrzehnte zurück, und die lautet, wenn ich mich recht erinnere, jeder, der uns mag, kriegt unser Einmaleins gelehrt: "Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt." Dann geht die Mathematik noch weiter: "Drei mal drei macht sechs, widewide wer will's von mir lernen? Alle, Groß und Klein, lad' ich zu mir ein." Meine Damen und Herren, diese Einladung nehmen wir nicht an! (Beifall bei der FPÖ.) Wir halten es mit Adam Riese statt mit Pippi Langstrumpf: Diese Berechnungen sind einfach völlig lächerlich! Ich weiß nicht, wie lange der Kollege Florianschütz diese Behauptungen noch wiederholen will. Jeder Zeuge hat ihm mittlerweile gesagt: Diese 825 Millionen waren ein Fixpreis! Um das hätte das Konsortium das Ding gebaut, und da gibt es nichts dazuzurechnen und ähnliche Dinge, denn diese Punkte sind alle schon vorher berücksichtigt. Sogar Ihre langjährige Parteifreundin Ederer hat das bestätigt, also was wollen Sie eigentlich noch an Bestätigung, dass das eine Kostenexplosion war, die nicht von vornherein abzusehen gewesen ist? Das Ganze hat natürlich einen Grund. Es gibt eine politische Verantwortung für diese Dinge, und je länger wir uns diese Sache anschauen, desto mehr kommen wir zu dem Schluss: In Wahrheit ist dieser ganze Skandal verursacht worden von diesen Damen, von den sogenannten "Good Weibs" der SPÖ! (GR Armin Blind: Eine gibt es noch!) Ich zähle auf: Sonja Wehsely - die ist quasi für alles verantwortlich, denn sie war die ganze Zeit verantwortliche Stadträtin, meine Damen und Herren! Sie hat sozusagen das Auswahlverschulden im Management zu verantworten. Alle Indizien, die wir derzeit in der Kommission haben, laufen darauf hinaus, dass es ihre Fehlentscheidungen oder Nichtentscheidungen waren, die den größten Schaden angerichtet haben. (Beifall bei der FPÖ.) Okay, sie ist jetzt nicht mehr Stadträtin. Aber sie ist dafür Siemens-Managerin, interessant! Normalerweise schickt man jemand, der dermaßen versagt, in die Wüste. Die Wüste ist relativ fruchtbar in diesem Fall, wenn ich das jetzt einmal so salopp bemerken darf. Dann haben wir da eine Finanzstadträtin, die ursprünglich sogar noch Gesundheitsstadträtin gewesen ist, also sich mit dem Ganzen relativ gut ausgekannt hat. Sie ruft Kredite ab zu einem Zeitpunkt, wo das noch überhaupt nicht notwendig ist, und verursacht dadurch Zinsschäden! Das ist nicht ihr einziges Versäumnis, aber ich nenne nur eines, so Highlight-mäßig. Und was passiert? Sie muss dann irgendwann einmal zurücktreten, wahrscheinlich aus anderen Gründen, und bekommt einen eigenen, neugeschaffenen Job in der Daseinsvorsorge. Was immer das sein soll, das hat uns bis jetzt noch keiner erklären können - aber wirklich bemerkenswert! Zuletzt noch Sandra Frauenberger: In ihrer Zeit - nur zur Erinnerung - ist diese Esoterikgeschichte passiert. Also, das ist schon auch ein sehr bemerkenswerter Punkt: Da werden Esoteriker beauftragt, um die Tauglichkeit dieses Krankenhauses auf einer völlig unwissenschaftlichen Basis zu untersuchen. Vergessen wir diese Geschichte nicht! Zu Recht musste sie wegen dieser Angelegenheit schlussendlich zurücktreten, aber auch sie fällt relativ sanft. Noch sitzt sie da bei uns herinnen, aber nicht mehr lang, haben wir jetzt aus der Zeitung erfahren: Sie wird in den Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen gehen. So nebenbei ist ja die Schwester von der StRin Wehsely auch schon auf dem Weg auf einen gut dotierten Versorgungsposten. Irgendwie hat man so den Eindruck, dass da sehr viel Steuergeld für eigentlich gescheiterte Politikerinnen ausgegeben wird. Wir finden das nicht in Ordnung, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Irgendwie scheint das alles so nach dem Silberstein-Motto "Hol dir, was dir zusteht." abzulaufen. Nur, ich sage Ihnen eines: Das steht Ihnen nicht zu, diese Stadt gehört nicht Ihnen, sondern sie gehört den Bürgern! Um deren Geld wird das alles abgespielt, und deswegen ist es uns ganz wichtig, diesen Skandal in allen seinen Details aufzuklären, meine Damen und Herren! So, und jetzt zurück zum Rechnungshof: Ja, eigentlich war es bemerkenswert. Man hätte fast denken können, als Sie diese Untersuchungskommission noch kurz vor der Fertigstellung des Rechnungshofberichts einberufen haben, dass Sie vielleicht doch in sich gegangen und jetzt an einer Aufklärung interessiert sind. Verbal haben Sie das ja immer behauptet, auch der Herr Stadtrat. Allerdings haben wir festgestellt, dass dieser Aufklärungswille beim Herrn StR Hacker relativ schnell wieder verlaufen ist. Er hat sich ja schon bei seinen ersten Auftritten hier im Haus, sage ich einmal, nicht sonderlich kooperativ mit dem Parlamentarismus in diesem Hause gezeigt. Aber als es dann um konkrete Dinge gegangen ist, war die Sache überhaupt vorbei. Denn da gibt es einen Bericht, den der KAV an den frischgebackenen Stadtrat abgeliefert hat, unter anderem eben über den aktuellen Stand, aber natürlich auch die Genesis dieses Problems im KH Nord. Selbstverständlich, wenn man einen solchen Skandal aufklären will, dann ist natürlich ein solcher Bericht von größter Bedeutung. Die Argumentation, dass sich das ja auf die Zukunft bezieht und dieser Antrag zur UK vorher schon eingebracht worden ist, ist sowas von hanebüchen! Denn ich kann ja einen Skandal von Haus aus nur nachträglich aufarbeiten. Wenn ich es vorher gemacht hätte, hätte ich ihn ja hoffentlich verhindert. Also muss ich mir nachher natürlich verschiedene Informationen verschaffen, und deswegen ist eine solche Interpretation des Datums vollkommen unzulässig. Man könnte darüber diskutieren, ob sie vielleicht zulässig ist, wenn nachher irgendwelche Aktionen gesetzt worden sind, die vielleicht noch einmal zu einem Schaden führen. Das lasse ich mir ja einreden. Aber dass man nachträgliche Informationen über vorher passierte Ereignisse unter die Geheimhaltung fallen lässt, das ist schlicht und ergreifend mangelnder Aufklärungswille, meine Damen und Herren, und das werfen wir dem StR Hacker vor. (Beifall bei der FPÖ.) Ich muss dazu sagen, irgendwie hat ja die Verweigerung diesen Bericht überhaupt erst interessant gemacht. Denn was kann eigentlich in diesem Bericht drinstehen, was man ansonsten nicht erfahren würde? Das kann eigentlich nur bedeuten, dass da noch irgendwelche Dinge drinstehen, die er uns nicht sagen will, die wahrscheinlich unangenehm sind, denn ansonsten gibt es ja keinen Grund, das geheim zu halten! Deswegen ist das besonders absurd, weil die Sozialisten uns im Rahmen der Untersuchungskommission als ersten Zeugen auch den Dr. Wetzlinger vorgeschlagen haben. Dr. Wetzlinger ist einer, der mit der Vergangenheit auch nichts zu tun hat - das hat er auch ganz klar gesagt -, sondern er hat uns erzählt, wie er das jetzt fertig machen will. Also, wieso gilt dasselbe für den Bericht nicht? Oder beim Lokalaugenschein war es dann auch ganz interessant: Da haben wir extra keine offizielle Sitzung abgehalten, sondern sind wir dort nur durchgegangen, und das Personal hatte von der KAV-Führung beziehungsweise aus dem Stadtratsbüro die Weisung, uns kritische Fragen nicht zu beantworten. Meine Damen und Herren, der Wille, etwas aufzuklären, schaut anders aus! Der ist offensichtlich beim StR Hacker überhaupt nicht vorhanden. Deswegen misstrauen wir ihm auch, weil er inzwischen in einer derart präpotenten Weise diesen mangelnden Aufklärungswillen an den Tag gelegt hat. (Beifall bei der FPÖ.) Weil ich da vorhin gehört habe, man hätte weiß ich wie viele Terabyte an Akten schon übermittelt, und die soll man halt jetzt lesen: Meine Damen und Herren, so exzessiv geschwärzte Akten wie in diesem Fall - ich könnte Ihnen da jetzt einen ganzen Berg vorlegen - haben wir überhaupt noch nie gesehen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich erinnere mich mit Schrecken an eine Besprechung mit dem Herrn Stadtrat, wo wir ihn darauf hingewiesen haben. Und dann sagt er, na ja, wissen Sie, das ist so, die angstgetriebenen Mitarbeiter müssen das schwärzen und haben riesige Angst, dass sie da irgendetwas auslassen, deswegen schwärzen sie halt vorsichtshalber alles. Herr Stadtrat, seien Sie mir nicht böse: Das Ganze ist Ihre Verantwortung! Sie liefern uns Daten, mit denen man nichts anfangen kann, und das geht einfach nicht. Außerdem: Was heißt angstgetriebene Mitarbeiter? Ich meine, auch das ist Ihre Verantwortung. (Amtsf. StR Peter Hacker: Vor Ihnen haben sie Angst!) Sie müssen den Mitarbeitern eine gewisse Sicherheit geben, dass sie nicht gleich geköpft werden, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Also, da sind wir inzwischen schon in einem sehr eigenartigen Fahrwasser angelangt, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ich fasse zusammen: Die SPÖ hat aus diesem Skandal in Wahrheit, entgegen allen Beteuerungen, gar nichts gelernt! Und der Herr StR Hacker ist um nichts besser als seine Vorgängerinnen. Der einzige Punkt ist: Er ist vielleicht ein größerer Meister der Verschleierung. Deswegen misstrauen wir ihm heute auch, und deswegen haben wir eben diesen Antrag auf Entzug des Vertrauens eingebracht. Aber ich muss eines sagen: Der Herr Stadtrat hat doch immerhin in seiner kurzen Amtszeit eine bemerkenswerte Leistung vollbracht, eine außergewöhnliche Leistung auf dem Gebiet der Vereitelung parlamentarischer Aufklärung. Ich überreiche ihm deswegen den Großen Goldenen Schwärzungsstift am Bande für dieses besondere Verdienst. Danke. (Beifall bei der FPÖ. - Der Redner geht zu den Sitzreihen der SPÖ und überreicht Amtsf. StR Peter Hacker ein Schreibwerkzeug. - GR Prof. Harry Kopietz: Den kann man in doppelter Ausfertigung dem Kickl geben! - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Den hat er vom Kickl gekriegt, ja!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Seidl. Ich erteile es ihm. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke. Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ja, ich möchte vielleicht zum Thema zurückkommen, zum Rechnungshofbericht, und möchte Ihnen, sehr geehrte Frau Präsidentin, selbstverständlich ebenfalls meinen Dank aussprechen für den wirklich hervorragenden Bericht, der ja jetzt auch Grundlage für die Untersuchungskommission ist. Ich wollte oder werde mich auch bei den Vorsitzenden der Untersuchungskommission bedanken. Es hat ja doch zwei Monate lang gedauert, bis sich dann endlich zwei Personen gefunden haben, die den Vorsitz übernehmen. Ein herzlicher Dank an Frau Dr. Rech und auch ein herzliches Dankeschön an Herrn Dr. Klackl, die ihre Aufgabe in der Untersuchungskommission wirklich ausgezeichnet machen! (Beifall bei der FPÖ.) Ich stehe aber nicht an und möchte mich auch bedanken bei jenen Mitarbeitern, die uns gerade während der Untersuchungskommission, die ja ein Jahr lang dauern wird, wirklich ganz toll servicieren. Da möchte ich drei Personen herausnehmen: Herrn Korn, Herrn Dr. Plomer und Frau Joksch, die wirklich ausgezeichnete Arbeit leisten - ein herzlicher Dank von dieser Stelle! Weil es bisher noch keiner getan hat. (Beifall bei der FPÖ.) Ich muss allerdings schon auf etwas eingehen, was Kollege Florianschütz gleich zu Beginn gesagt hat, als er ein wenig moniert hat, dass bei uns in der Reihenfolge der Redner der Klubobmann der Erste ist. Dass das für Sie jetzt so eigenartig ist, verstehe ich nicht. Bei den NEOS war es ebenfalls der Klubobmann, bei den GRÜNEN war es auch der Klubobmann, und es war halt auch bei uns der Fraktionsvorsitzende. Noch einmal, vielleicht auch zu Ihrer Information: Herr Mahdalik ist kein Parteisekretär, sondern der Fraktionsvorsitzende der FPÖ-Wien! Und das ist gut so. (Beifall bei der FPÖ.) Wie gesagt, die Rednereinteilung in unserer Fraktion machen schon noch wir selbst. Und ganz kurz vielleicht auch, Herr Florianschütz - weil ich es mir jetzt schnell angeschaut habe und weil ich es mir ja gedacht habe, möchte ich das schon auch noch los werden -: Bei allen beiden Rednern der NEOS und der ÖVP, aber auch bei den GRÜNEN waren die Redner oder sind die Redner entweder Mitglieder oder Ersatzmitglieder der U-Kommission. Bei allen vier Rednern der FPÖ ist das detto so. Bei Ihren beiden Rednern sind es nur Sie, dafür hat der Herr Kollege Wagner gesprochen, der nicht einmal Ersatzmitglied ist! Aber sich bei uns aufzuregen, dass der Fraktionsobmann als Erster redet, finde ich wirklich nur noch zum Fremdschämen. Etwas anderes fällt mir nicht ein - einfach peinlich! (Beifall bei der FPÖ.) Sehr geehrte Damen und Herren! Jetzt kommen wir dort hin, worüber ja schon einiges gesprochen wurde, zum Misstrauensantrag gegen den StR Hacker. Der StR Hacker ist jetzt seit 24. Mai 2018 in dem Amt, also seit vier Monaten und drei Tagen. Ich glaube, Sie sind jener Stadtrat, der hier mit Abstand die kürzeste Zeit herinnen war und den ersten Misstrauensantrag kassiert hat. Das muss man einmal zusammenbringen: Du beginnst im Mai als Stadtrat, dann hast du zwei Sommermonate, und im September muss die Opposition selbstverständlich - und ich gehe davon aus, auch die Regierungsfraktionen - diesem Misstrauensantrag heute zustimmen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Warum ist das so? Der StR Hacker hatte schon zu Beginn nicht unser Vertrauen bekommen; warum, das kann man heute relativ schön aufdröseln. Es werden ja Anfragen, die wir Ihnen stellen - ich habe heute wieder gelesen von einer NEOS-Anfrage, die jetzt seit drei Monaten überfällig ist -, also mittlerweile werden Anfragen anscheinend nicht einmal mehr beantwortet! Wenn sie beantwortet werden, dann ist unten de facto: Schmeck's, die Antwort kriegt ihr nicht! Das ist die Qualität, Herr Stadtrat, wie Sie antworten. Oder dann höre ich vorgestern in der Untersuchungskommission vom relativ schweigsamen Dr. Dullinger, der uns aber eines verraten hat, dass er noch im letzten Jahr einen Termin gehabt hat beim Dipl.-Ing. Wetzlinger, der ihm gesagt hat: Der Krankenanstaltenverbund verbaut in den nächsten Jahren 2 Milliarden EUR. Meine Damen und Herren, das ist eine gefährliche Drohung! Bitte, ja nicht! Denn ihr wisst ganz genau, was ihr um 2 Milliarden EUR verbauen könnt. (Beifall bei der FPÖ.) Ihr schafft es wahrscheinlich nicht einmal, eine Hundehütte um 2 Milliarden EUR zu bauen, geschweige denn ein Spital. Meine Damen und Herren! Die Arbeit in der Untersuchungskommission wird von Ihnen erschwert. Es ist heute schon gesagt worden: Es gibt einen Bericht, den der Krankenanstaltenverbund an Sie gestellt hat, der steuergeldfinanziert ist - aber den kriegt keiner! Den kriegt weder der Steuerzahler, noch kriegen ihn wir Mandatare. Na, hallo, geht's noch? Wo sind wir denn? Das sind steuergeldfinanzierte Berichte, die Sie nicht herausrücken - das kann es ja wohl nicht sein! Dann haben wir heute schon über die Unterlagen gesprochen, die geweißt werden. Jetzt haben Sie gerade ein Geschenk bekommen. Ich glaube, das war irgendetwas am Band, der Schwärzungskuli, den Sie wahrscheinlich in Zukunft brauchen werden. Im Krankenanstaltenverbund - und das ist heute auch schon gesagt worden - arbeiten mittlerweile angstgetriebene Mitarbeiter. Das haben Sie wortwörtlich gesagt! (Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, Angst vor Ihnen!) Das haben Sie wortwörtlich gesagt: Die müssen angstgetrieben arbeiten (Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, vor Ihnen!) und alles weißen und schwärzen. Wir kriegen heute einen 54-seitigen Bericht, wo genau auf 3 Seiten etwas zu lesen ist (GR Mag. Wolfgang Jung: Ist ja unerhört!): Das sind das Deckblatt und das Inhaltsverzeichnis, und der Rest ist weiß. Entschuldigung, wo sind wir denn? (GR Mag. Wolfgang Jung: Was sagen denn ...) Das ist heute die Realität in Wien. So wollen Sie aufklären? Ausgezeichnet! (Beifall bei der FPÖ. - Amtsf. StR Peter Hacker: Ich habe Ihnen angeboten, ich kann Ihnen das schicken!) Mittlerweile, nachdem die angstgetriebenen Mitarbeiter anscheinend noch eine vor den Bug bekommen haben von Ihnen, ist es ja so, dass fast alle Unterlagen geweißt sind. Also selbst das Datum wird mittlerweile geweißt. Da steht dann drüber: "Sensible Daten". (Heiterkeit bei GR Mag. Wolfgang Jung.) Meine Damen und Herren, das könnten die beiden Unworte des Jahres 2018 werden: "Sensible Daten". Das ist das, was Sie drüberschreiben, wenn es um ein Datum geht. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das sind die Dinge, mit denen wir uns heute da beschäftigen müssen. Aber kommen wir zum Krankenanstaltenverbund: Das ist das zweitgrößte Unternehmen in Wien nach dem Magistrat, dort arbeiten 30.000 Mitarbeiter. Seit vorgestern, siehe da, haben wir eine neue Führungsriege - ohne Ausschreibung! Na, wie geht denn so etwas? (Amtsf. StR Peter Hacker: Mit Ankündigung!) Mit Ankündigung - ja, ankündigen, mhm, ach ja, jetzt tun wir ankündigen! Jetzt schreiben wir nicht mehr aus, jetzt kündigen wir nur noch an. (Amtsf. StR Peter Hacker: Haben Sie nicht zugehört?) Na, sehr gut! (Beifall bei der FPÖ.) Das glaubst du ja nicht, bitte: Beim zweitgrößten Konzern der Stadt Wien, mit 30.000 Mitarbeitern, die über ein Jahr lang ohne Generaldirektion dagestanden sind, werden jetzt die neue Generaldirektorin und deren Stellvertreter angekündigt. Auszuschreiben brauchen wir ja nicht mehr. Genauso wie die Frau Frauenberger: bekommt einen neuen Top-Job, natürlich ebenfalls ohne Ausschreibung. (Amtsf. StR Peter Hacker: Sie haben nicht zugehört!) Aber ja, bei Ihnen scheint es so zu gehen. Frau Hebein hat ja sehr wohl vollkommen richtig gesagt, warum und wieso wir Ihnen heute auch das Misstrauen aussprechen: eben wegen der Mindestsicherungsmisere in Wien, sehr geehrter Herr Stadtrat! 60 Prozent aller Mindestsicherungsbezieher österreichweit kommen aus Wien. Mehr als 50 Prozent, die heute Mindestsicherung beziehen, haben keine österreichische Staatsbürgerschaft - Tendenz stark steigend! Ich habe mir da jetzt die letzten Unterlagen herausgeholt. Wir zahlen mittlerweile an 21.390 Personen Mindestsicherung aus, wo wir nicht einmal wissen, wer das ist! Da steht: Unbekannt und staatenlos. Also, Sie wissen ja selbst nicht, an wen Sie das Geld auszahlen. Wenn es dann darum geht, vielleicht könnten wir da etwas ändern - wir werden es ja ohnehin ändern -, heißt es sofort: Nein, nein, in Wien darf auf keinen Fall etwas geändert werden! Aber, Herr Stadtrat, da sind wir froh, dass es uns gibt, uns gemeinsam mit der ÖVP in der Bundesregierung, die diesen Wahnsinn für den Steuerzahler sehr wohl ändern wird. (Beifall bei der FPÖ.) Und eines verspreche ich Ihnen: Ich weiß nicht, ob Sie dann noch im Amt sind, aber wenn Sie im Amt sind, werden Sie das umsetzen, und darauf freue ich mich. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt komme ich zu den beiden Anträgen, die ich heute einbringe. Der erste Antrag ist ein Beschlussantrag, der Notfallpläne betrifft, und zwar Katastrophenschutzpläne, Brandschutzpläne und Evakuierungspläne. Denn wie man uns zugetragen hat, gibt es in Wien heute Krankenanstalten, wo diese Pläne nicht aufliegen. Die gibt es einfach nicht! Deshalb bin ich gespannt, ob Sie dem Antrag heute zustimmen. Wir fordern nämlich den Amtsführenden Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport auf, aktuelle Katastrophenschutzpläne, Brandschutzpläne und Evakuierungspläne von den vom KAV betriebenen Anstalten binnen einer Woche allen Parteien des Gemeinderates zukommen zu lassen. Meine Damen und Herren! Wir beantragen in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung. Ich bin gespannt, ob Sie dem zustimmen können. (Beifall bei der FPÖ.) Dann gibt es den Misstrauensantrag, den ich ja heute schon ein wenig erklärt habe, den auch meine Vorredner bereits erklärt haben. Da, meine Damen und Herren, beantragen wir selbstverständlich die namentliche Abstimmung. Ich glaube, meine Damen und Herren, das könnten wir heute mit 100 Prozent Zustimmung über die Bühne bringen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Ihnen, Frau Präsidentin, noch einmal herzlichen Dank für diesen tollen Bericht! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Kohlbauer. Ich erteile es ihm. GR Leo Kohlbauer (FPÖ): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Werter Vorsitzender! Werter Berichterstatter! Ich möchte jetzt noch einmal zurückkommen zu einem nicht weniger dramatischen Thema. Es betrifft noch einmal Mariahilf. Frau Kollegin Hungerländer hat heute hier bereits einen Antrag dazu eingebracht. Auch wir Freiheitliche bringen einen Antrag ein. Es handelt sich um die Suchthilfeeinrichtung jedmayer. Es ist so, dass hier Gefahr im Verzug besteht. Es ist so, dass drei Parks, zwei Kinderspielplätze, ein gesamtes Grätzel und ein großer Teil vom Bezirk Mariahilf hier völlig im Drogenchaos versinken. Es ist so, dass Hauseingänge, Hauseinfahrten verunreinigt werden mit blutigen Spritzen, mit bluten Fetzen, mit blutigen Mulltupfern und anderen Utensilien zum Drogenkonsum. Diese Spritzen, diese Fetzen liegen auf den Spielplätzen. Die Spielplätze werden als öffentliche Toilettenanstalt verwendet von den Patienten, Süchtigen, Junkies von diesem jedmayer. Es ist so, dass mir unlängst eine Mutter erzählt hat, die jeden Tag die U-Bahn-Station Gumpendorfer Straße benutzen muss, dass sie mit dem Kinderwagen sich gar nicht mehr traut, in den Lift einzusteigen, weil in dem Lift drinnen die Junkies sind, weil in dem Lift drinnen die Dealer sind, weil in dem Lift drinnen offen gedealt wird. Ein Gastronom - es sind mehrere auf mich zugekommen, aber er ist auch medial auf mich zugekommen, Sie werden es wahrscheinlich auch in den Zeitungen gelesen haben -, ein Gastronom, der einen Schanigarten besitzt, fünf Gehminuten entfernt vom jedmayer, hat uns berichtet, dass in diesem Schanigarten Drogenspritzen in den Blumentöpfen gebunkert werden, Drogen vergraben werden, er jeden Tag in der Früh diesen Schanigarten reinigen muss. Eine wirklich dramatische Situation! Des Weiteren - Sie werden es auch aus den Medien bereits wissen - ist jetzt ein Kind, ein Mädchen im Alter von sechs Jahren, im Minna-Lachs-Park - das ist einer dieser drei Parks - auf eine Spritze gestiegen und hat sich verletzt. Es ist noch nicht festgestellt, ob das Kind sich mit irgendwelchen übertragbaren Krankheiten infiziert hat. Die Problematik ist jetzt jene: Das Kind muss Untersuchungen machen - für die Eltern und für das Kind eine Höllenqual! All das nur, weil die Stadt diese Suchthilfeeinrichtung jedmayer im Bezirk direkt am Gürtel/Gumpendorfer Straße angesiedelt hat. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich muss Ihnen sagen, dieser Standort war von Anfang an falsch gewählt. Es ist einfach der falsche Standort, und das möchte Ihnen jetzt in Punkten erklären, warum. Es ist direkt bei dem Standort dahinter eine Schule, diese Schule wird jetzt noch erweitert. Die ist direkt drei Gehminuten von der Suchthilfeeinrichtung entfernt. Es sind zwei Kinderspielplätze jeweils fünf Gehminuten von dieser Suchthilfeeinrichtung entfernt. Drei Parks - ich habe es schon gesagt: Das sind der Minna-Lachs-Park, der Franz- Schwarz-Park und der Fritz-Imhoff-Park. Des Weiteren gibt es das Jugend-AMS, das ist direkt neben der Suchthilfeeinrichtung. Die Jugendlichen, die dieses AMS besuchen müssen - das sind ohnehin nicht die, die von der Gesellschaft schon bevorteilt sind -, kommen dort tagtäglich in Kontakt mit der Süchtigenszene, mit der Dealerszene und müssen dort daran vorbeigehen. Des Weiteren ist daneben das Aids-Hilfe-Haus, und wie gesagt, diese Einrichtung steht im Wohngebiet. Es wohnen dort sehr, sehr viele Menschen, die alle in Mitleidenschaft gezogen werden wegen dieser Suchthilfeeinrichtung. Im Gegensatz zum Antrag der ÖVP sind wir Freiheitliche der Meinung, dass hier Gefahr im Verzug besteht, dass diese Einrichtung umgehend geschlossen und abgesiedelt gehört: an den Stadtrand, in ein Gewerbegebiet, vielleicht auch auf ein Gelände eines Krankenhauses am Stadtrand. Denn dort kann man diese Szene besser unter Kontrolle halten. Es ist auch so, dass man auf so einem Standort einfach nicht die Bürger in Mitleidenschaft zieht in diesem Ausmaß, wie es bei mir in Mariahilf geschieht. (Beifall bei der FPÖ.) Aus dem Grund brauchen wir da auch keinen Runden Tisch mehr, das gehört einfach umgesetzt und gemacht. Gefahr ist im Verzug, aus diesem Grund bringen wir folgenden Beschlussantrag ein: "Der zuständige amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport Peter Hacker möge die Verlegung der Suchthilfeeinrichtung jedmayer in ein Gewerbegebiet am Stadtrand oder in ein Spital in die Wege leiten. In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige Abstimmung." (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Olischar. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vielen Dank, werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich möchte jetzt in meinem Redebeitrag auf den Misstrauensantrag eingehen und muss ein bisschen spoilern: Wir werden dem nicht zustimmen. Also, Kollege Seidl, es tut mir leid, dass ich da jetzt deine emotionale Rede ein bisschen enttäuschen muss. Aber wir werden stattdessen unseren schon eingebrachten Neuwahlantrag erneut einbringen, sozusagen einen Misstrauensantrag gegen die gesamte Stadtregierung. StR Hacker, seine Verhaltensweisen gegenüber der Opposition und seine inhaltlichen Zugänge sind natürlich auch zu kritisieren, das ist ganz klar. Reformschritte und Gespräche, die uns aber auch signalisiert werden, werden wir genau prüfen und dann auch beurteilen. Ja, wir sind grundsätzlich skeptisch! Wir haben das auch mit unserem Wahlverhalten bei der Angelobung im Mai zum Ausdruck gebracht. Warum nicht dem Misstrauensantrag zustimmen? Es genügt aus unserer Sicht nicht, nur quasi einem einzigen Stadtregierungsmitglied das Vertrauen zu entziehen. Was wir beobachten, zeigt, dass die gesamte Stadtregierung politisch mit ihrem Latein am Ende ist, ideenlos, und auch keine Antworten auf die zentralen Fragen und Herausforderungen für die Wienerinnen und Wiener hat. (Beifall bei der ÖVP.) Das Ergebnis der letzten Stadtregierungsklausur war kein Ergebnis, das aus unserer Sicht den Namen verdient. Wichtige Zukunftsprojekte liegen auf Eis, weil SPÖ und GRÜNE nicht an einem Strang ziehen und immer öfter öffentlich streiten. Wenn sich SPÖ und GRÜNE einig sind, dann oft leider zu Lasten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, wie der Schulden- und Gebührenanstieg und fragwürdige Immobilien-Deals auch zeigen. Vor allem zeigt dies der hier und heute diskutierte Rechnungshofbericht über den Bauskandal des Krankenhauses Nord. Seit 2010 ist diese Stadtregierung im Amt und verantwortlich für diese Misere, die uns alle schon weit über eine Milliarde kostet. Die rot-grüne Stadtregierung muss gehen - aus unserer Sicht -, es ist Zeit, Streit und Stillstand in Wien zu überwinden. Es ist Zeit für Neuwahlen, und deswegen bringen wir auch diesen Antrag ein. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Gara zum zweiten Mal. Die Restredezeit ist sechs Minuten. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Vorsitzender! Geschätzter Stadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich auch noch zum Misstrauensantrag äußern: Wir werden dem ebenfalls nicht zustimmen. Ich halte es für nicht gut, quasi alle zwei, drei, vier Monate jemanden abzulösen. Ich halte es für extrem wichtig, dass jetzt einmal hier in vielen Bereichen auch entsprechend aufgeräumt wird. Es gab die ersten Richtungen, auch die Gespräche hinsichtlich eines neuen Gesetzes für Wiener Kliniken, und so weiter, halte ich für wichtig und für gut. Wir haben immer gesagt, dass wir als NEOS hier konstruktive Oppositionspolitik auch im Sinne der Wienerinnen und Wiener machen möchten und auch machen, ähnlich eben auch im Gesundheitswesen. Ich halte es auch für wichtig zu sagen, ich habe das zuerst auch nicht erwähnt, weil da dieses Thema der, sage ich, Mehrklassenmedizin ist, auch, sage ich, die Richtung im Sinne Finanzierung aus einer Hand, damit wir tatsächlich diese Miseren, die wir letztendlich haben - unterstützen wir absolut, habe ich auch immer gesagt. Ich möchte aber noch auf einen Punkt von Kollegin Hebein zurückkommen. Ganz ehrlich, ich habe das nicht ganz verstanden, hier mir Ideologie, was das betrifft, vorzuwerfen. Ich muss ganz ehrlich sagen: Wann wachen die GRÜNEN endlich in der Gesundheitspolitik auf? Denn ich kann mich nicht erinnern, dass sie unseren Anträgen zur Transparenz im Bereich KH Nord zugestimmt haben! Ich kann mich nicht erinnern, dass sie auch dafür eingestanden sind, wo es darum ging, dass sehr viele Kassenärzteplätze bei den Kindern nicht besetzt werden können. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie Interesse gezeigt haben, dass die Augenklinik nicht geschlossen wird, und so weiter, und so fort. Also ganz im Gegenteil: Wir stehen hier für eine Gesundheitspolitik für die Wienerinnen und Wiener! Wir stehen hier für eine öffentliche Gesundheitsversorgung. Das möchte ich hier festhalten, das lasse ich mir (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein) von den GRÜNEN nicht unterstellen! (Beifall bei den NEOS.) Ich verstehe schon, dass Sie im internen Wahlkampf stehen, aber ganz ehrlich: nicht auf Kosten der Gesundheit der Wienerinnen und Wiener! Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Rednerliste ist hiermit abgearbeitet. Ich habe nun noch die Wortmeldung von Frau Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker. Ich danke nochmals, dass Sie nach der Anhörung vor dem Verfassungsgerichtshof sozusagen Zeit gefunden haben und sich die Zeit genommen haben, zu uns zu kommen. Bitte, Frau Präsidentin. Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Mitglieder des Stadtsenates! Herr Landtagspräsident! Hoher Gemeinderat! Ich möchte mich auch noch einmal entschuldigen, dass ich eben zu spät gekommen bin, jetzt, wo der Rechnungshofbericht zum Krankenhaus Nord auf der Tagesordnung stand. Aber es ging vor dem Verfassungsgerichtshof um eine andere Angelegenheit, die auch für die Stadt Wien interessant ist. Da geht es um die Frage der Prüfkompetenz des Rechnungshofes in Bezug auf den Flughafen Wien. Da gab es im Jahr 2009 eine Verfassungsgesetz-Novelle. Man wollte haben, dass der Rechnungshof eine Prüfkompetenz erhält. Es hat sich jetzt etwas verändert im Streubesitz, und jetzt ist die offene Frage, ob wir prüfzuständig sind oder nicht. Das wollen wir vor dem Verfassungsgerichtshof klären, ich bin in Erwartung. Wir werden sehen, wie der Verfassungsgerichtshof entscheidet, und dementsprechend steht es dann um die Prüfkompetenz des Rechnungshofes. Das Thema ist die Finanzkontrolle. Damit schließt sich der Bogen zum Krankenhaus Nord, zu dessen Prüfung der Rechnungshof vom Gemeinderat beauftragt wurde. Auf Grund eines Prüfungsverlangens des Wiener Gemeinderates, der FPÖ-Fraktion, haben wir Planung, Errichtung und Finanzierung des Krankenhauses Nord geprüft. Wir haben diesen Prüfbericht im Mai 2018 veröffentlicht. Grundsätzlich möchte ich auch sagen: Es handelt sich um eine Bau- und Finanzierungsprüfung, es geht in dieser Prüfung nicht um die Frage der Gesundheitspolitik im Allgemeinen. Ich freue mich als Rechnungshofpräsidentin darüber, wenn Berichte des Rechnungshofes ernst genommen werden, wenn sie die Basis bilden für Ihre Schlussfolgerungen hier im Wiener Gemeinderat und natürlich auch auf Seite der Vollziehung, sodass man eben Empfehlungen umsetzt und dann schaut und darauf achtet: Was ist fehlgelaufen? Welche Konsequenzen werden daraus gezogen? Ich möchte Ihnen nur ganz kurz skizzieren, was wir auf diesen 180 Seiten - wo ich auch meinem Prüfteam sehr danke - festgestellt haben. Der Hauptkritikpunkt bestand darin, dass wir sagen: Bei einem derart komplexen Projekt, wie es der Bau dieses Krankenhauses bedeutet, ist es notwendig, dass es eine stabile und durchgängige Projektorganisation gibt. Wir haben festgestellt, dass die Projektorganisation, die vom KAV installiert, koordiniert und gesteuert wurde, für die Herausforderungen, die dieser komplexe Spitalsbau erfordert hätte, nicht ausreichend geeignet war. Der KAV selbst hat nur ein Minimum an Leistungen übernommen. Seine Entscheidungen beruhten daher sehr oft auf Angaben und Auswertungen externer Auftragnehmer, nicht auf eigenem Know-how und Analysen. Es fehlte eben das notwendige Know-how, um die Interessen durchsetzen zu können und damit dieses Projekt sozusagen innerhalb von Kosten- und Terminvorgaben auch zur erfolgreichen Abwicklung gebracht werden konnte. Wie Sie alle wissen, war im Jahr 2006 geplant, das Projekt als PPP-Modell abzuwickeln. Es gab hier eine Besonderheit: Verknüpfung von Grundstücksbeistellung mit Vergabe der Planung und Errichtung - das haben wir als atypisch bezeichnet. Es blieb nur ein Bewerber im Verfahren, und im April 2010 hat der KAV das Verfahren für das PPP-Modell widerrufen. Durch diesen Widerruf kam es schon zu erheblichen Verzögerungen, und der letzte im Verfahren verbliebene Bewerber bot dem KAV die Kaufoption für das Grundstück an. Das wurde dann vom KAV auch genutzt. Durch den Widerruf legte der KAV eine neue Vergabestrategie für rund 250 Vergabeverfahren fest. Damit wollte der KAV den Wettbewerb verstärken und ein wirtschaftlicheres Vergabeergebnis erzielen, aber es wurden die damit einhergehenden Risiken in den Risikobeurteilungen des Planers und in der Projektsteuerung nicht entsprechend abgebildet und monetär bewertet. Viele dieser Risiken wurden in der Bauausführung schlagend und verursachten Mehrkosten. Bei der vom KAV eingerichteten Programm- und Projektorganisation kam es mehrmals zu personellen und strukturellen Änderungen. Dadurch war es eben nicht möglich, dass man selbst die Projektmanagementaufgaben umfassend wahrnehmen konnte. Grundlegende Entscheidungen des KAV zur Projektorganisation begünstigten Konflikte und Störungen des Projektablaufs. Die Beauftragung mehrerer Planer anstelle eines Generalplaners führte zu Schnittstellen- Koordinationsproblemen, und dadurch gab es eben auch eine hohe Anzahl an Leistungen, die nicht auf Basis einer ausgereiften Planung ausgeschrieben wurden. Es kam zu Leistungsabweichungen und Mehrkosten. Aufgetretene Mängel und Bauschäden waren ebenfalls eine Folge von Schwächen der Projektorganisation. Prüfstatiker, Prüfingenieure und Örtliche Bauaufsicht, die mit der Qualitätssicherung beauftragt waren, erkannten die Fehler einzelner Projektbeteiligter zu spät oder gar nicht. Zur Kostenentwicklung: Ich nehme einmal Bezug auf die Kostenschätzung oder dieses Kostenziel, das man sich im Jahr 2010 gesetzt hat. Es gab eine Preisbasis von 2008 auf Basis einer Vorentwurfsplanung des Architekten, das waren 825 Millionen EUR. Es gab Störungen, es gab Verzögerungen im Zuge der Bauabwicklung, wodurch die geplanten Kosten auf 1,3 bis 1,4 Milliarden EUR anstiegen. Überaus hoch - und das will ich hervorheben - waren die Kostensteigerungen zwischen der Hauptauftragssumme und den Prognosekosten, nämlich von 62 Millionen EUR beim Gewerk Rohbau-Baumeister. Mit 31 Prozent war der Anteil der Zusatzaufträge bedeutend. Da gibt es auch die berühmte Eventualposition Bauzaun, diese unterlag eben nicht dem Wettbewerb, weil sie nicht im Gesamtpreis der Angebotssumme berücksichtigt war. Dadurch entstanden erhebliche Mehrkosten von 826.000 EUR. Zu den Direktvergaben gab es keine internen Vorgaben, was beispielsweise die Einholung mehrerer Vergleichsanbote betraf. Auch das Vergabecontrolling war mangelhaft. Ich habe schon gesagt, es gab Störungen im Projektablauf zwischen den Projektbeteiligten. Es kam zu einer Verlängerung der Bauzeit - Zeit kostet - um rund drei Jahre mit erheblichen Mehrkosten. Es gab natürlich auch Fehleinschätzungen. Rückblickend ist das dann oft anders, aber es gab Anfang 2014 erstmals Überlegungen zu einer Bauunterbrechung, um hier noch einmal sozusagen Mängel auszubügeln. Die Örtliche Bauaufsicht schätzte die Kosten einer Bauunterbrechung auf 3 Millionen EUR pro Monat. Der KAV traf seine Entscheidung gegen den Baustopp auf Basis einer groben Abschätzung der möglichen Auswirkungen. Rückblickend sagen wir im Rechnungshofbericht, eine Bauunterbrechung wäre eine wirtschaftlich sinnvolle Option gewesen, denn die Mehrkosten hätten nur einen Bruchteil der ohne Anordnung einer Bauunterbrechung entstandenen Mehrkosten betragen. Zur Finanzierung: Das Darlehen wurde, glaube ich, in Ihrer Debatte besprochen. Durch den frühzeitigen Abruf der Resttranche gibt es einen Zinsmehraufwand von zumindest 30 Millionen EUR. Hoher Gemeinderat! Sie kennen den Bericht im Detail, ich will jetzt gar nicht näher darauf eingehen. Was ich aber sagen will und worauf ich eingehen will - und ich habe das auch an alle Entscheidungsträger, Bund, Länder, Gemeinden, geschickt -, ist: Wir haben als Rechnungshof einen Bauleitfaden herausgegeben, weil es eben bei Bauprojekten sehr oft um sehr viel Geld geht. Es geht um das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Wir haben hier Erkenntnisse aus 55 Berichten der letzten 12 Jahre zusammengefasst, weil wir immer wieder erkennen, dass es Mängel im Management öffentlicher Bauprojekte gibt. Wir haben hier Verbesserungsvorschläge zusammengestellt. Der Leitfaden orientiert sich an den Phasen eines Bauvorhabens. Diese reichen von der Projektvorbereitung, Planung, Bauabwicklung bis zur Betriebsphase. Dazu kommen Themen wie das Interne Kontrollsystem, Korruptionsprävention und Compliance, die natürlich auch für die reibungslose und einwandfreie Abwicklung eines Bauprozesses von großer Bedeutung sind. Grundsätzlich ist ein Projekt natürlich dann erfolgreich, wenn es gelingt, Kosten, Qualitäten und Termine richtig zu managen. Wir haben in diesem Leitfaden die Ausgangslage drinnen. Wir beschreiben hier Problemstellungen, die es in vielen Fällen gibt und die wir kennen. Wir haben auch Lösungsansätze herangezogen, die wir aus unseren Bauprüfberichten herausdestilliert haben. Ich darf Ihnen daher diesen Leitfaden ans Herz legen, und zwar allen Stellen, die auch in der Stadt Wien mit Bauprojekten befasst sind, nicht nur mit Krankenhausbauten, damit sich derartige Probleme wie beim Krankenhaus Nord nicht wiederholen. Wichtig ist für den Rechnungshof, dass es einen starken öffentlichen Bauherrn gibt. Denn ein Bauherr muss in der Lage sein, den sicherlich schwierigen und auch sehr komplexen Fragestellungen und Problemen, die sich im Laufe einer Bauabwicklung ergeben, wirklich gewachsen zu sein, dafür die notwendigen Ressourcen vorzuhalten und dann auch die richtigen Entscheidungen zeitgerecht zu treffen. Ich bedanke mich für die Einladung zum Gemeinderat und sage: Auf Wiedersehen! (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Präsidentin! Ich danke Ihnen für Ihre Worte an uns und auch Ihren Kollegen für die laufenden Prüfungen. Auch den Bauleitfaden, den Sie erwähnt haben, habe ich schon mit Interesse durchgeblättert, er liegt sozusagen auf meinem Lesestoß und wird auch bald gelesen. Da das heute nur einer der Rechnungshofberichte ist, wir aber wissen, dass Sie heuer schon öfters die Stadt geprüft haben, werden wir uns heuer ja noch einmal in einer Sitzung sehen. Daher: Alles Gute, recht herzlichen Dank fürs Kommen, und auch den Kolleginnen und Kollegen die besten Grüße von der Stadt Wien - danke schön! (Allgemeiner Beifall.) Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Christian Deutsch: Herr Vorsitzender! Frau Präsidentin! Der Rechnungshof überprüfte von April 2016 bis Mai 2017 die Unternehmung Wiener Krankenanstaltenverbund. Die Frau Präsidentin hat ja soeben, gerade vorhin, darauf hingewiesen, dass nicht die Gesundheitspolitik überprüft würde, sondern das Ziel der Gebarensprüfung war die Beurteilung der Auswahl des Umsetzungsmodells, der Programm- und Projektorganisation, der Wahrnehmung der Bauherrnfunktion, des Umgangs mit Projektstörungen und der Kosten- und Terminentwicklung. Als Bauherr war - und das kommt ganz klar zum Ausdruck - das Management des KAV für die Projektorganisation verantwortlich. Der KAV konnte jedoch keine stabile, durchgängige Projektorganisation gewährleisten. Auch darauf hat Frau Präsidentin Kraker hingewiesen. Diese Störungen im Projektablauf sind im Rechnungshofbericht detailliert angeführt. Damit setzt sich hier auch die von den Regierungsparteien initiierte Untersuchungskommission ausführlich auseinander. Es ist ja die Aufgabe der Untersuchungskommission, den Sachverhalt zu ermitteln und festzustellen, ob für behauptete Missstände auch eine politische Verantwortung festliegt. Abschließend darf ich mich auch noch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den Bericht bedanken, in dem zahlreiche Empfehlungen angeführt sind, die auch dazu beitragen werden, wesentliche Schlussfolgerungen für die Zukunft ziehen zu können. Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, darf ich ersuchen, diesen Bericht zur Kenntnis zu nehmen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 25. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Ein kurzer Blick in die Runde sagt mir, die Post 25 ist einstimmig angenommen. Es liegen zahlreiche Anträge vor, die ich in der Reihenfolge des Einlangens abstimmen lassen werde. Der erste Antrag, eingebracht von den GemeinderätInnen Emmerling, Gara und weiteren Gemeinderatsabgeordneten, betrifft eine Whistleblowing-Plattform der Stadt Wien. Es wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung durch ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag wurde daher abgelehnt. Beschlussantrag der Gemeinderäte Wiederkehr, Emmerling, Gara betreffend Einsetzung eines weisungsfreien Vertrauensanwalts als Benachrichtigungseinrichtung zur Korruptionsprävention. Auch diesbezüglich wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Annahme durch ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag von NEOS, eingebracht von den GemeinderätInnen Wiederkehr, Emmerling, Gara, betreffend "Cooling off"-Phase für Mitglieder der Stadtregierung. Sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung durch ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag durch NEOS, eingebracht durch die GemeinderätInnen Wiederkehr, Emmerling und Gara, betreffend Erstellung eines jährlichen Transparenz- und Korruptionsberichtes. Auch diesfalls wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung durch ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag durch NEOS, GemeinderätInnen Wiederkehr, Emmerling, Gara, betreffend Einsetzung für ein Informationsfreiheitsgesetz. Sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung durch ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP, eingebracht von den Gemeinderätinnen Korosec, Hungerländer, betreffend Nachnutzungskonzepte Wiener Krankenanstalten. Diesfalls wurde die Zuweisung an den Ausschuss der Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport verlangt. Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung erfolgt einstimmig und ist damit beschlossen. Antrag der ÖVP, eingebracht von den Gemeinderätinnen Korosec, Hungerländer, betreffend Runder Tisch Wiener Spitalskonzept 2030. Hier wurde die Zuweisung an den Ausschuss der Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport verlangt. Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird von allen Parteien unterstützt und ist daher einstimmig so beschlossen. Antrag der ÖVP, eingebracht von den GemeinderätInnen Korosec, Hungerländer und Ulm, betreffend Erarbeitung eines stadtweiten Suchthilfekonzeptes. (Auf der Galerie befindet sich eine Mutter mit Kleinkind, dessen Spielzeug zirpende Geräusche verursacht.) Vielleicht kann man die Grille abschalten! (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aha. Okay. Also noch einmal: Wir behandeln jetzt den Antrag von Korosec, Hungerländer und Ulm betreffend Erarbeitung einer stadtweiten Suchthilfekonzepts. Die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Soziales, Gesundheit und Sport wurde verlangt. Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird unterstützt von ÖVP, NEOS, FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE. (GR Anton Mahdalik: Nein! Wir haben nicht zugestimmt!) Einige haben schon zugestimmt! (GR Anton Mahdalik: Du musst auf mich schauen!) Also nochmals: Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag auf Zuweisung wird unterstützt durch ÖVP und NEOS gegen die Stimmen der FPÖ, der SPÖ und der GRÜNEN. Somit ist die Mehrheit dagegen, und die Zuweisung wurde abgelehnt. Antrag der freiheitlichen GemeinderätInnen Seidl, Koderhold, Schütz, Kops, Frühmesser, Hobek betreffend Katastrophenpläne KAV. Die sofortige Abstimmung wurde verlangt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird unterstützt von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Jetzt kommen wir zum Misstrauensantrag, eingebracht von den Gemeinderäten Mahdalik, Seidl, Koderhold, Schütz, Kops, Frühmesser, Kohlbauer, Pawkowicz und Hobek gegen den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport Peter Hacker. Diesfalls wurde namentliche Abstimmung verlangt, die wir auch so durchführen werden. Ich darf Herrn Schriftführer Spitzer bitten, mit der Verlesung zu beginnen, und ich ersuche, laut und deutlich zu antworten und im Saal leise zu sein. - Bitte. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Abrahamczik. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Aichinger Fritz. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Aichinger Michael. GR Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Aigner. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Akcay. GRin Safak Akcay (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Al-Rawi. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Amhof. GR Nikolaus Amhof (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Baron. GR Karl Baron (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Berger. GR Stefan Berger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Berger-Krotsch. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Blind. GR Armin Blind (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Chorherr. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Däger-Gregori. GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Nein Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Damnjanovic. GR Nemanja Damnjanovic, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Deutsch. GR Christian Deutsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Ebinger. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Eischer. GR Michael Eischer (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: El-Nagashi. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Florianschütz. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Frauenberger. GRin Sandra Frauenberger (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Frühmesser. GRin Lisa Frühmesser (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Fürnkranz. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Gara. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Gremel. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Guggenbichler. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Handler. GR Klaus Handler (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Hanke. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Haslinger. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Hebein. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Hobek. GR Mag. Martin Hobek (FPÖ) Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Hofbauer. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Holzmann. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Huemer. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Hungerländer. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Hursky. GR Christian Hursky (SPÖ): Nein, sicherlich nicht! Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Irschik. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Jischa. GRin Mag. Birgit Jischa (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Jung. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Karner-Kremser. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Kasal. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Koderhold. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Kohlbauer GR Leo Kohlbauer (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Kopietz. GR Prof. Harry Kopietz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Kops. GR Dietrich Kops (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Mag. Gerhard Spitzer: Weber. GR Thomas Weber (NEOS): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Korosec. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Kowarik. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Kraus. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Kubik. GR Gerhard Kubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Laschan. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Lindenmayr. GR Siegi Lindenmayr (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Ludwig-Faymann. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Mahdalik. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Maresch. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Margulies. GR Dipl.-Ing- Martin Margulies (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Matiasek. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Meidlinger. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Neumayer. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Niedermühlbichler. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Niegl. GR Michael Niegl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Nittmann. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Novak. GRin Barbara Novak, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Olischar. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Oxonitsch. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Pawkowicz. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Reindl. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Rubik. GRin Silvia Rubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Schinner. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Gerhard Schmid. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Elisabeth Schmidt. GR Elisabeth Schmidt (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Schober. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Schubert. GRin Ingrid Schubert (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Schütz. GRin Angela Schütz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Spitzer. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Stark. GR Rudolf Stark (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Straubinger. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Strobl. GR Friedrich Strobl (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Stumpf. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Stürzenbecher. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Taucher. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Ulm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Unger. GR Christian Unger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Thomas Weber: Valentin. GR Erich Valentin (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Vettermann. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Wagner. GR Kurt Wagner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Wehsely. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Wiederkehr. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Nein. Schriftführer GR Thomas Weber: Woller. GR Ernst Woller (SPÖ): Nein. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Das Ergebnis lautet: Von 95 Stimmen sind 62 Nein-Stimmen. Daher ist der Misstrauensantrag abgelehnt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir kommen nun zum Antrag der FPÖ-Gemeinderäte Kohlbauer, Haslinger, Seidl, Koderhold, Schütz, Kops, Frühmesser, Hobek betreffend Absiedlung der Drogenberatung jedmayer. Diesbezüglich wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Antragsteller selbst unterstützen den Antrag, nämlich die FPÖ gegen die Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag 12, eingebracht von den ÖVP-Gemeinderätinnen Olischar, Korosec, Hungerländer, betreffend vorzeitige Auflösung des Gemeinderates. Es wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird unterstützt von ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist daher abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subventionsumwidmung der Basis.Kultur.Wien - Wiener Volksbildungswerk über nicht verbrauchte Mittel von "Shift II". Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Schmid, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Weber. (Beifall bei NEOS und ÖVP.) GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen! Liebe Kollegen! Liebe Gäste auf der Galerie und im Livestream! Zuerst möchte ich mich bei Ihnen sehr herzlich bedanken für das herzliche Willkommen, das Sie mir heute fraktionsübergreifend entgegengebracht haben. Es ist ein besonderer Moment, wenn man im ganzen Raum hier Beifall hört! Dafür möchte ich mich, wie gesagt, bei meiner ersten Rede heute sehr herzlich bedanken. (Allgemeiner Beifall.) Ich habe schon am Montag bei meiner ersten Antrittspressekonferenz gesagt, dass mir das Thema Kulturpolitik an und für sich ein ganz großes Anliegen, also ein Herzensanliegen, ist. Kulturpolitik ist für mich nämlich wesentlich mehr als nur das Absegnen von Kulturförderungen. Mir geht es bei dem Thema Kulturpolitik generell darum, ein gemeinsames Bekenntnis zu schaffen, wohin sich Wien als Kulturmetropole entwickeln soll. Frau Stadträtin! Ich freue mich sehr, dass wir hier hoffentlich in eine gute und offene Diskussion kommen. Ich glaube, dass der Rechnungsabschluss im Juni eine gute Gelegenheit dafür sein wird, dass aber auch schon der Voranschlag im November eine gute Gelegenheit dazu bietet. Ich freue mich sehr auf unsere Gespräche und auf unsere Diskussion! Ich komme nun aber zum aktuellen Poststück. - Wir haben es schon gehört: Es handelt sich um ein Ansuchen der Basis.Kultur.Wien auf Umwidmung einer Förderung von "Shift II" zu "Shift III". Hier sind 96.000 EUR übrig geblieben, und es geht jetzt darum, diese 96.000 EUR auf Ansuchen von "Shift II" auf "Shift III" umzuwidmen. Dazu muss man sagen: Das Förderprogramm "Shift" ganz generell ist eine gute Sache. Es ist dies ein Förderprogramm, mit dem innovative Kulturprojekte mit einer Gesamtsumme von 4,5 Millionen EUR gefördert werden, hinterlegt in 3 Tranchen, "Shift I", "Shift II", "Shift III", zu jeweils 1,5 Millionen. Das Programm "Shift" selber ist auf Grund von Verhandlungen zwischen Rot-Grün entstanden. Es ging damals um eine Subventionserhöhung für die Vereinigten Bühnen Wien, und die Bedingung für die Zustimmung seitens der GRÜNEN zu einer Subventionserhöhung waren eben diese 4,5 Millionen EUR "Shift"-Förderung. Wie schon gesagt: Gegen "Shift" an sich ist nichts zu sagen. Die Förderung von innovativen spartenübergreifenden Projekten und vor allem auch die kulturelle Nahversorgung oder die Förderung der kulturellen Nahversorgung sind allgemein natürlich sehr unterstützenswerte Ziele. Obendrein - das finde ich persönlich auch sehr gut - finden wir in den Ausschreibungsunterlagen die Anmerkung, dass besonderes Augenmerk auf all jene Projekte gerichtet werden soll, die ansonsten von den Wiener Kulturinstitutionen nicht unterstützt werden können. Das Thema "Shift" werde ich auf jeden Fall in den nächsten Wochen und Monaten mitnehmen auf meiner Reise durch die Wiener Kulturszene. Ich habe ja vor, mich mit den Vertretern der Interessengemeinschaft der freien Kultur, aber auch mit den Vertretern der großen Kulturinstitutionen in den nächsten Wochen zu treffen und einfach das zu tun, was meiner Meinung nach in der Politik am wichtigsten ist, nämlich zuhören, hineinhören und schauen, welche die Themen sind, die hier in die kulturpolitische Diskussion übergeführt werden können. (Beifall bei den NEOS.) Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf das Feedback, das ich bekommen werde, speziell auch auf das Feedback, das ich zu diesem Förderprogramm "Shift" bekommen werde! Wenn man sich "Shift" und die Abwicklung von "Shift" konkret anschaut, dann sieht man aber etwas, was nicht so ganz zusammenpasst mit dem, was ich vorher schon gesagt habe, nämlich dass auch große Kulturinstitutionen Förderungen aus diesem "Shift"-Projekt bekommen haben. Für mich passt das nicht so ganz zusammen mit der eigentlichen Idee von "Shift" und dem, was ich vorher gesagt habe. Konkret meine ich, dass man in der Betrachtung vor allem einmal damit beginnen sollte, sich über die Projektabwicklung zu unterhalten. Meine Vorgängerin als Kultursprecherin, Beate Meinl-Reisinger, hat das in der Vergangenheit bereits des Öfteren getan, und ich möchte das Thema der Projektabwicklung auch noch einmal bringen. Die gesamte Projektabwicklung von "Shift" erfolgt ja über die Basis.Kultur.Wien beziehungsweise wird über die Basis.Kultur.Wien abgewickelt, wobei die Kernkompetenz zur Vergabe von Förderungen und der Projektabwicklung im Kulturbereich an sich die MA 7 hat. Es ist daher für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, warum die Abwicklung von "Shift" über eine externe Agentur beziehungsweise über eine externe Organisation durchgeführt wird und eben nicht über die Kulturabteilung der Stadt Wien! In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch die Anmerkung machen: Ich bin der Meinung, dass Förderungen für die freie Kulturszene gleich zu behandeln sind wie Förderungen in allen anderen Kulturbereichen. Wenn man sich konkret "Shift I" vornimmt und sich ansieht, was da geschehen ist, dann sieht man, dass da viele Einreichungen gekommen sind, es waren über 500. Irgendwie war man aber am Ende von "Shift I" mit den eingereichten Projekten nicht so ganz zufrieden. Man hat dann das Projekt kurzfristig auf Eis gelegt, hat evaluiert und ist dann verspätet zu "Shift II" übergegangen. Bei "Shift II" sind auf Grund der Tatsache, dass ein Projekt organisatorisch nicht abgewickelt wurde, 96.000 EUR übrig geblieben, und diese 96.000 EUR sollen nun, wie gesagt, von "Shift II" auf "Shift III" übertragen werden. Das ist an und für sich gar kein Problem, das ist ein normaler Vorgang, dem wir zustimmen würden, wenn das Geld, das hier von "Shift II" zu "Shift III" umgeschichtet werden soll, auch tatsächlich bei den Kulturschaffenden ankommen würde, denn dafür war es ja gedacht. Das ist aber nicht der Fall, weil es, wie wir jetzt hören, bei "Shift III" organisatorische Änderungen, Maßnahmen, Adaptierungen geben soll. Da werden insbesondere 25.000 EUR für Marketingmaßnahmen genannt, es werden 10.000 EUR für ein zweistufiges Juryverfahren genannt, und es werden weitere 61.000 EUR für Rückstellungen, für Betriebskosten beziehungsweise für Lohnrückstellungen genannt, weil "Shift II" und "Shift III" auf 1,5 Jahre verlängert wurden. Das heißt, das Geld, das ursprünglich für die Kulturschaffenden vorgesehen war, kommt bei den Kulturschaffenden nicht an, insbesondere diese Fortschreibung oder diese Umwidmung von 96.000 EUR kommt bei den Kulturschaffenden nicht an. Das finden wir nicht gut, und aus diesem Grund werden wir dem heute nicht zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Margulies. Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Weber! Nach Ihrer Erstrede freue ich mich schon auf die Auseinandersetzung im Kulturbereich! Ich würde Sie aber ersuchen, sich inhaltlich etwas mehr vorzubereiten und nicht einfach etwas - wer auch immer Ihnen das zusammengestellt hat - hier kurz und oberflächlich wiederzugeben und so "Shift" meines Erachtens nach nicht die entsprechende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die "Shift" verdient. Sie hatten recht: Das "Shift"-Ergebnis kommt von den Koalitionsverhandlungen, da es uns als GRÜNEN ganz besonders wichtig war, neben der Förderung für die Vereinigten Bühnen im kulturellen Bereich in Wien auch für den "Cross over"-Bereich eine Förderschiene zu etablieren, mit der mehr oder weniger ermöglicht wird, Kulturschaffenden, die in unterschiedlichsten Bereichen tätig sind, trotzdem in Wien ihre eigenen Darstellungsformen, von der Performance über Musik, Theater, Film bis zu Kooperationen, diese auch verwirklichen zu können. Ein ganz wesentliches Ziel war dabei - das möchte ich nur vorweg noch sagen -, hier tatsächlich eine Einmalförderung als Projektförderung zu etablieren, im Hinblick darauf, dass den Kulturschaffenden bewusst ist, dass das nicht etwas ist, was in Verlängerung geht, da es dafür andere Förderformen gibt. Und selbstverständlich soll dadurch auch weiterhin ermöglicht werden, dass gerade im kulturellen Bereich in Wien immer wieder neue Initiativen gestartet und gesetzt werden können. Wir haben nach "Shift I" - wie es sich meines Erachtens auch gehört - keinerlei Adaptionen vorgenommen, wir haben nach "Shift II" keine weiteren Adaptionen vorgenommen - dazu komme ich allerdings noch -, und wir werden selbstverständlich, weil das gerade im Kulturbereich sinnvoll ist, jetzt, nachdem dann hoffentlich Ende Oktober die Juryentscheidung für "Shift III" fällt und klar ist, dass das auch verwirklicht wird, das ganze Projekt einer Evaluierung unterziehen, und zwar mit dem Hintergedanken, es zu verbessern, es weiterzuentwickeln und Fehler, die gemacht wurden, nicht wieder zu machen. Ich beginne jetzt ganz kurz bei "Shift II". Einer der Kritikpunkte ist ja die Frage betreffend Wien Museum, weil das ja eine der Institutionen ist, die Sie wahrscheinlich meinen. Eine weitere Institution ist das Technische Museum, und möglicherweise eine weitere Institution war das Schauspielhaus. - Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob Sie diese von der Kooperation her meinen. Es war das Ziel von "Shift II", dass es fünf Projekte gibt, die mit etablierten Kunst- und Kulturinstitutionen zusammenarbeiten. Wir wollten einmal sehen, was geschieht, wenn man eine solche Zusammenarbeit strukturiert und fördert, und zwar insbesondere auch für dezentrale Locations. Das Technische Museum liegt ja tatsächlich nicht direkt im 1. Bezirk und auch nicht innerhalb des Gürtels. Die Kooperation mit dem Schauspielhaus brachte de facto einen Film, der in Aspern gedreht wurde. Betreffend Wien Museum, das gebe ich zu, lasse ich gerne mit mir darüber reden, ob das tatsächlich aus "Shift" zu fördern gewesen wäre oder aus einem anderen Topf. Aber ich meine, dass das Wien Museum insbesondere für den Zeitraum des Umbaus nicht alles, was bislang in der Kooperation mit Volksschulen geleistet wurde, einfach drei Jahre brachliegen lassen soll. Ich denke, das ist notwendig und sinnvoll. Aber wir werden das selbstverständlich noch in diese Richtung adaptieren. Unabhängig davon zeigt sich auch, dass die Jury, die jeweils für "Shift" bestellt wird, wirklich ohne Einfluss arbeiten kann. Das ist, finde ich, etwas Angenehmes, was schon unter Kollegen Andreas Mailath-Pokorny etabliert wurde und jetzt sicherlich fortgesetzt wird, dass es nämlich dort, wo die Stadt Wien Jurys und Beiräte einrichtet, nicht permanent Interventionen und Einmischungen gibt, sondern das Gegenteil der Fall ist. Genau deshalb macht man das ja auch! Wenn man alles besser weiß, dann braucht man keine Jury. Aber es ist gerade im Bereich der Kunst und Kultur tatsächlich etwas Absurdes, zu glauben, dass man alles besser weiß! Welche Projekte gab es denn bei "Shift II"? - Ich erlaube mir nur einen kurzen Hinweis auf etwas, was ja bei "Shift III" in der Weiterführung nach wie vor verfolgt wird: Es geht prinzipiell immer um Projekte, die an dezentralen Orten künstlerische und kulturelle Impulse setzen. Sie haben ja selbst - ich zitiere - den Begriff "kulturelle Nahversorgung" verwendet. - Darunter versteht natürlich jeder etwas anderes, sonst wäre das ja gerade im Kulturbereich absurd! Sogar unter dem Begriff Nahversorgung versteht mittlerweile, glaube ich, jeder etwas anderes. Nichtsdestoweniger bedeutet das letztendlich, gerade in Bereichen, die nicht mit Kulturinstitutionen gesegnet sind, auch etwas anzubieten, damit ein zweiter Zweck erfüllt werden kann, nämlich die Identifikation der BewohnerInnen mit ihren Lebens- und Wohnbereichen. Es ist toll, wenn das gelingt. Unter diesen Ausrichtungen muss man immer wieder versuchen, künstlerisch Tätige zu fördern und eine Verbindung von kreativ Tätigen mit lokalen Initiativen zu schaffen. Auch das ist eines der zentralen Ziele, die "Shift" verfolgt. Ich hoffe, es gelingt uns. Ich erwähne jetzt ein paar ganz tolle Projekte. - "Shift II" mit der ganzen Förderung F23 war meines Erachtens tatsächlich in den Bereich Genremix einzuordnen. Wer sich anschaut, was im F23 in den letzten beiden Jahren ein Mal mit und ein Mal ohne "Shift"-Förderung passiert ist, der kann stolz darauf sein! Und ich gebe es ganz ehrlich zu: Ich war ein bisschen unglücklich, als das F23 vom Wohnfonds de facto an Soravia zur weiteren kulturellen Nutzung übergeben wurde. Ich hoffe, dass da etwas Sinnvolles herauskommt! Momentan geht es in diese Richtung, wobei ich mich nicht traue, darüber Wetten abzuschließen. Aber ich hoffe jedenfalls, dass das F23 als Kulturraum erhalten bleibt, in dem unterschiedlichste Szenen tätig sein können und der auch vielfältigst verwendbar ist, und zwar für wirklich interessante musikalische Darstellungen, für Theaterdarstellungen und gleichzeitig auch für Kongresse, bei denen es um inhaltliche Auseinandersetzungen geht, die sich auch jenseits des Kulturbereichs auf die Gesellschaftsentwicklung, et cetera beziehen. Ja. Es wäre toll, wenn das F23 als Zentrum erhalten bleibt! Ganz toll unter den 50.000 EUR-Förderungen war zum Beispiel die Förderung des Theaterstücks "Die schweigende Mehrheit". Das, wenn ich mich recht entsinne, bei der letzten Verleihung des Preises der freien Szene auch einen Preis bekommen hat. Ganz toll ist meines Erachtens auch das "Urban Bloom Festival", das de facto immer im Frühjahr in der Nähe der Gürtelbögen und in der Umgebung stattfindet und bei dem es, glaube ich, über 15 oder 16 Veranstaltungen unter Einbeziehung aller Lokale in der Umgebung gab. Jetzt nenne ich noch eine Veranstaltung in Kooperation, die wahrscheinlich den größten auch medialen Widerhall hatte. Diese Veranstaltung war fast durchgehend ausverkauft, nämlich die Kooperation zwischen Nesterval und brut, die im Stück "Nesterval's Dirty Faust" auf dem Gellertplatz geendet hat, bei der übrigens - das erlaube ich mir, hier zu erwähnen - auch mein Kollege Peter Kraus mitgespielt hat. (Beifall von GR David Ellensohn.) Das war eine wirklich sehr erfolgreiche Produktion, die aber sehr wohl auch Probleme aufgezeigt hat, die auf anderen Ebenen entstehen, nämlich im Veranstaltungsgesetz beziehungsweise im Veranstaltungsstättengesetz. Wir wissen, dass ein Teil der Summe, die hier zur Förderung von Kunst und Kultur investiert wurde, für Umbaumaßnahmen verwendet werden musste, weil es Vorschriften von einer anderen Stelle des Magistrats gab, obwohl die Räumlichkeiten davor, glaube ich, als Schule (GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Kindergarten!) beziehungsweise als Kindergarten für eine große Menge an Leuten ausgelegt waren. - All das müssen wir uns gemeinsam anschauen und weiterentwickeln. Was wir bemerkt haben, ist, dass es uns trotzdem nicht gelungen ist, die notwendige Aufmerksamkeit auf die Trademark "Shift" zu legen. Was ist "Shift", und warum ist "Shift" für in Wien künstlerisch Tätige etwas, was für sie wichtig ist, wo sie tatsächlich Unterstützung bekommen? - Ich habe unlängst - ich bewege mich ja schon länger direkt dort in der Szene - mit Menschen aus einem kleinen Theater gesprochen. Die haben von "Shift" zum ersten Mal gehört. Und genau das sollte nicht passieren! Das bedeutet nicht, dass mehr Geld in Werbung in Form irgendeines Inserats gesteckt werden soll! Nein! Aber wir sollten "Shift" als Trademark der Stadt Wien bekannter machen! Die Menschen sollten zielgruppenspezifisch wissen, dass es "Shift" gibt, wie man da kooperiert und wie man ansucht. Auf Grund dieser Tatsache konnte ein Projekt, nämlich das Projekt des Vereins Vienna Shorts Agentur, das eigentlich ein ganz tolles Projekt in Kooperation mit den Wiener Linien gewesen wäre, leider nicht verwirklicht werden. Das Projekt Zoëtop hätte darin bestanden, an den Tunnelwänden einzelne Bilder anzubringen, die im Vorbeifahren einen Kurzfilm ergeben. Leider hat das nicht funktioniert, was ewig schade ist! Nichtsdestoweniger bleibt jetzt Geld übrig. Versuchen wir daher, dieses Geld wirklich in den Bereich Kunst und Kultur zu stecken, und zwar ganz bewusst nicht, indem wir jetzt die Schiene neu aufmachen und sagen, dass es plötzlich um 100.000 EUR mehr sind, sondern indem wir "Shift" wirklich bekannter machen. Eine der Entwicklungen aus den Überlegungen der Verbesserung von "Shift I" war, dass wir die Jury entlasten müssen. Man kann nämlich der Jury nicht Berge von Material - bis zu 500 Einreichungen - geben, sondern man muss das vorbereiten und aufarbeiten. Daher ist die Überlegung dahinter, dass man das der Basis.Kultur.Wien abgibt. Und der andere Bereich ist jener der zielgruppenorientierten Werbung. Wir werden das ganze Projekt "Shift" evaluieren. Nun noch ein letzter Satz dazu: Warum wurde ursprünglich Basis.Kultur.Wien ausgewählt? - Es ist relativ schnell gegangen. Man muss dafür natürlich auch personelle Infrastruktur schaffen. Zur Abwicklung von "Shift" war die personelle Infrastruktur zu diesem Zeitpunkt in der MA 7 nicht vorhanden. Wir werden auch das berücksichtigen. Ich bin immer für interessante Ratschläge offen, und ich höre gerne zu, gerade im Kulturbereich. Ich hoffe, wir werden das gemeinsam tun! - Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Normalerweise verhandeln wir zu dieser Jahreszeit um diese Uhrzeit mein Lieblingsthema, nämlich echo event. Aber es wurde die Förderungssumme auf 12.000 EUR reduziert, und jetzt wird die Förderung echo event nur mehr im Ausschuss behandelt und kommt nicht mehr in den Gemeinderat. Wir werden schauen, ob das bei anderen Förderungen, die von uns immer wieder kritisiert werden, auch der Fall ist, dass diese nur noch im Ausschuss behandelt werden. Aber genauso wie bei der Förderung für echo event, die von uns deshalb kritisiert wird, weil die Förderung intransparent ist und einfach nicht in der Form abläuft, wie wir uns das vorstellen, verhält es sich letztendlich auch beim Thema "Shift II". Kollege Margulies hat gemeint, er sei für alle Ratschläge offen. - Mein Ratschlag wäre einmal, die Fördervergabe transparent und unabhängig zu machen. Das wäre einmal mein erster Ratschlag. Mein Vorredner, Kollege Weber, hat das Programm "Shift" schon kurz dargestellt. Ursprünglich war das im Jahr 2014 vorerst auf drei Jahre geplant, und die Idee war, innovative, spartenübergreifende Projekte zu fördern. Es war dies ein Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. Man hat dann für die Umsetzung und Abwicklung - und genau das ist das Thema, wo wir einhaken - den Verein Basis.Kultur.Wien herangezogen. - Das ist der Punkt! Was ist denn der Verein Basis.Kultur.Wien? - Wir wissen, dass dieser alles andere als unabhängig ist, wir kennen die Parteinähe dieses Vereins. Wir wissen, dass der ehemalige Landtagspräsident Kopietz dort der Präsident ist und der halbe Vorstand aus Leuten besteht, die der SPÖ nahestehen. Wo es da also eine unabhängige Abwicklung gibt, das zeigen Sie mir einmal! Ich bin diesbezüglich auch ein bisserl der Meinung des Kollegen. Wir haben die MA 7, und die Kernkompetenz der MA 7 ist es, sich mit solchen Kulturförderungen auseinanderzusetzen. Dieser übertragen Sie das aber nicht, sondern einem roten Verein. Jetzt frage ich mich: Haben Sie kein Vertrauen zu Ihren Beamten, glauben Sie nicht, dass die in der Lage sind, sich diese Projekte anzuschauen? Oder haben Sie vielleicht zu viel Vertrauen zu Ihren Beamten, weil Sie fürchten, dass die Beamten viel unabhängiger entscheiden als eventuell der Verein Basis.Kultur.Wien? (GRin Dr. Jennifer Kickert: Es entscheidet eine Jury.) Wir hören ja auch, dass die IG Kultur große Kritik an der Vergabe über den Verein Basis.Kultur.Wien übt. Dort sagt man, dass es keine transparente und klare Kommunikation, keine fachmännische Beratung und keine nachvollziehbaren Entscheidungsprozesse gibt. Diese Abwicklung, wie sie da stattfindet, ist aus unserer Sicht ein Beispiel von Intransparenz und Freunderlwirtschaft. Ihr Vorgänger, Frau Stadträtin, hat, glaube ich, noch im Jahr 2017 erklärt: Dieses ganze Projekt wird evaluiert. - Er ist gegangen und offenbar mit ihm auch die Evaluierung! (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Drei Jahre!) Sie haben jetzt gerade angekündigt, dass das im Herbst 2018 geschieht. Er hat es im Jahr 2017 angekündigt. Da kann man sagen: Mein Gott, hat er halt! Das ist nicht so viel wert. Er hat es angekündigt, aber es kam nichts. Sie sagen, es ist im Herbst 2018. - Schauen wir einmal! Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass wir in der Kulturförderung Transparenz wollen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ihr wollt nicht, dass die Burschenschaft "Hysteria" gefördert wird?!) Frau Stadträtin! Sie haben in einem Interview und auch bei Ihrer Antrittsrede gesagt, dass Sie für Transparenz stehen. All unsere Anträge, auch in unserer letzten Sitzung, zur Änderung der Subventionsrichtlinien sind abgewiesen worden, ebenso die Anträge zur Vorlage der nicht genehmigten Förderungen, die schon im Vorfeld von der MA 7 ausgeschieden werden. Ich stelle jetzt wieder einen Antrag, und zwar stelle ich jetzt den Antrag für die Einführung einer Subventions- Transparenzdatenbank für die Bereiche Kunst und Kultur. Ich bin eigentlich sehr zuversichtlich, dass diesem Antrag alle zustimmen werden, weil ich mir auch nicht vorstellen kann, Frau Stadträtin, dass Ihre Fraktion und Ihr Koalitionspartner Ihnen so in den Rücken fällt! Sie sind genau mit dem Anspruch angetreten, Transparenz in die Kulturpolitik zu bringen, und ich ersuche daher um einhellige Zustimmung zu unserem Antrag. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Straubinger. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, Kollege Margulies hat schon sehr ausführlich zu "Shift" und zu den Veränderungen, die dort sozusagen auch immer wieder weiterentwickelt wurden und auch jetzt vor sich gehen, Stellung genommen. Zum einen möchte ich auch Kollegen Weber herzlich willkommen heißen, der - davon gehe ich aus - auch zu uns in den Kulturausschuss kommen wird. In diesem Ausschuss wird, wie ich meine, großteils - nicht zu 100 Prozent, aber doch im überwiegenden Ausmaß - sehr konstruktiv und auf einer sachlichen Ebene diskutiert. Es kommt dort selten - wie soll ich das jetzt ausdrücken? - zu einer politischen Fetzerei, wenn ich das einmal so nennen darf. Zu Basis.Kultur.Wien: Warum ist "Shift" dort angesiedelt? - Auch das ist schon gesagt worden, ich füge jetzt nur noch ergänzend hinzu: Die Stadt hat mehrere solche Konstellationen. So ist zum Beispiel auch Kunst im öffentlichen Raum an die Kunsthalle angedockt, was sich sehr gut bewährt hat. Das ist eine Win-win-Situation für beide Institutionen, denn in Wirklichkeit spart das Kosten, Infrastruktur und auch Personalkosten. Man profitiert vom Know- how des anderen, und das macht die Abwicklung um vieles leichter. Es gibt ein transparentes Verfahren, es wird nicht willkürlich entschieden, sondern es gibt eine Jury. Wenn man sich auf die Homepage der Basis.Kultur.Wien begibt, dann sieht man dort nicht nur die Jury und wer Teil dieser Jury ist, sondern man sieht dort auch die Ausschreibungskriterien, und es wird ganz genau dokumentiert, wie der ganze Prozess vonstattengeht. - Ich glaube, das ist ein wirklich sehr transparentes Verfahren! Zur Weiterentwicklung, um auch auf dieses Thema der grundsätzlichen Transparenz, das auch im Antrag der Kollegin Nittmann angesprochen wurde, einzugehen: Bei "Shift" waren es bei der ersten Einreichung über 500 Anträge, und es gab dann 30 Finalisten. Bei der zweiten Einreichung waren es über 400 Anträge, und wie viele es jetzt bei der dritten Einreichung sind, weiß ich gar nicht genau. Jedenfalls ist es aber erstens vom Handling her natürlich unmöglich, all diese Anträge zu veröffentlichen. Und zweitens ist das, glaube ich, auch nicht im Interesse der KünstlerInnen und Kulturschaffenden in dieser Stadt. Denn ehrlich gesagt: Wenn ich ein Projekt einreiche, dann möchte ich nicht, dass sich alle, wenn dieses abgelehnt wird, einerseits darüber aufregen und mokieren können und mir andererseits vielleicht auch noch die Idee geklaut wird, die ich noch weiterentwickeln muss. - Ich glaube, das wäre wirklich nicht im Interesse der Kulturschaffenden! Ich meine, es gibt genug andere Möglichkeiten, diese Transparenz herzustellen. Die Frau Stadträtin hat das ja auch angekündigt, und sie hat es nicht nur angekündigt, sondern sie lebt das jetzt auch schon. Das haben wir jetzt auch beispielsweise an den Zahlen der letzten Wiener Festwochen gesehen. Und die Frau Stadträtin lebt das auch in ihren öffentlichen Statements und ist auch offen für Anregungen und Gespräche. Es gibt auch die Möglichkeit für Nachfragen im Gemeinderatsausschuss auch an die Mitarbeiter der Kulturabteilung Letztlich gibt es am Ende beim Rechnungsabschluss immer auch einen Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsbericht, in dem nicht nur inhaltlich über das abgelaufene Jahr berichtet wird, sondern in dem auch viele Statistiken enthalten sind, die sehr gut aufbereitet sind und einen guten Überblick verschaffen. Darin ist auch jede einzelne Förderung in Summe aufgelistet, dort kann man alles sozusagen auf vielen Seiten noch einmal nachlesen. Ich glaube, es ist eine gute Methode, das so transparent zu machen. Das können wir in den vielen vorwiegend konstruktiven Gesprächen im Kulturausschuss leisten. Ich halte aber den Antrag für nicht zielführend und bitte daher um dessen Ablehnung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Argumente sind ausreichend ausgetauscht. Ich komme nur kurz zur Frage der Evaluierung: Evaluierung kann auf unterschiedlichste Art und Weise geschehen. Sie ist ein Grundprinzip aller Organisationsentwicklungsmaßnahmen und aller Projekte. Daher bin ich mir ganz sicher, dass das auch in ausreichender und ordentlicher Form geschieht. Ich bleibe bei meinem Antrag auf Zustimmung zu diesem Geschäftsstück. - Danke. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 18. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Ich erkenne Zustimmung bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und NEOS, somit mehrstimmig angenommen. Es liegt ein Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Nittmann, Ebinger, Unger, Berger, Kops und Matiasek betreffend Einführung einer Subventions-Transparenzdatenbank vor. Es wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Beschlussantrag seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich erkenne Zustimmung bei ÖVP, NEOS, FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN. Der Antrag erhält keine Mehrheit und ist somit nicht angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 23 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung eines Rahmenbetrages zur Förderung diverser Projekte im Bereich der Wissenschaft. Es ist kein Redner gemeldet. - Wir kommen daher sofort zu Abstimmung. Wer der Postnummer 23 seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, FPÖ, SPÖ und GRÜNEN gegen die ÖVP und somit mehrstimmig angenommen. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 35, 36, 37, 39, 40 und 41 der Tagesordnung - sie betreffen den Verkauf von Grundstücken an verschiedene Bauträger - zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall, darum können wir so vorgehen. Nachdem mir eine Wortmeldung vorliegt, bitte ich den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Pawkowicz. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrte Herr Gemeinderatsvorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich nutze die Gelegenheit, an dieser Debatte teilzunehmen, in der es um den Verkauf von Grundstücken für verschiedene Bauträgergrundstücke in der Bauklasse I geht. Dabei geht es um Grundstücke mit Häusern in Gegenden mit überwiegend Gärten. Sie haben es vielleicht in den letzten Tagen in den Zeitungen gelesen: Da war die Rede von sogenannten Monsterprojekten an der Alten Donau, im Hinblick auf welche sich Bürgerinitiativen gefunden haben, die sich massiv darüber beschwert haben, dass in den Erholungsbereichen rund um die Alte Donau, wo derzeit sehr viele Grünflächen bestehen, verschiedene Bauträger das tun, was ihnen rechtlich zusteht, nämlich die Bauordnung bis auf den letzten Millimeter auszunutzen, und daher scheinbar viel zu große Gebäude errichten. Scheinbar viel zu groß heißt, dass die Gebäude, um die es hier geht, natürlich durch die Bank der Bauordnung entsprechen, aber wenn man diese eben bis auf das Maximum ausnutzt, dann kommt dabei etwas sehr Großes heraus. Ich melde mich hier deswegen zu Wort, denn die aktuelle vorliegende Bauordnungs-Novelle bringt mit Sicherheit ... (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Kollege Stürzenbecher! Es mag Ihnen vielleicht noch nicht aufgefallen sein, dass in Zukunft diese sogenannten Monsterbauten, von denen derzeit in einigen Zeitungen die Rede war, vergleichsweise klein erscheinen werden gegenüber dem, was nach dieser Bauordnungs-Novelle möglich ist. Ich darf Ihnen an dieser Stelle einen Punkt heraussuchen und zur Diskussion anregen. Vielleicht lässt sich das noch entschärfen, bis es zur tatsächlichen Gesetzwerdung kommt. Es geht um den § 81 Abs. 6 dieser neuen Novelle. Da heißt es im 2. Satzteil - ich zitiere -: "Mit weiteren raumbildenden Aufbauten darf der Gebäudeumriss bis zum obersten Abschluss des Daches nur überschritten werden, wenn diese den Proportionen der Fenster der Hauptgeschoße sowie dem Maßstab des Gebäudes entsprechen und insgesamt höchstens die Hälfte der Länge der betreffenden Gebäudefront in Anspruch nehmen." - Zitat Ende. Das ist eine sehr technische Bestimmung, die auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt. Wenn man sich das durchdenkt, dann heißt das nichts anderes, als dass in Zukunft bis zur Hälfte eines Gebäudes eine Dachkonstruktion errichtet werden darf, die nicht mehr, so wie bis jetzt, im 45-Grad-Winkel ansteigt, sondern dass diese Dachkonstruktion auch senkrecht aufsteigende Wände haben kann, eben einen sogenannten raumbildenden Aufbau bis zur Hälfte des Gebäudes, und das bis zur maximalen Höhe eines Daches. Ich versuche, es ein bisschen laienhafter zu sagen, damit Sie sich vorstellen können, wovon wir reden: Die Wiener Bauordnung kennt in den sechs verschiedenen Bauklassen Gebäudehöhen. Diese Gebäudehöhen beziehen sich aber nicht auf den obersten Abschluss des Gebäudes, also sozusagen auf den Blitzableiter, sondern die Gebäudehöhen beziehen sich auf die sogenannte Traufenhöhe, und das ist das Ende von Wänden, die senkrecht aufsteigen. Wenn wir uns diesen Saal hier ansehen, dann wäre die Gebäudehöhe genau oben an der Kante, wo der Plafond anliegt. In Bauklasse I sind das 9 m. Und erst auf diese Gebäudehöhe oben drauf - das wird gerne übersehen - kommt das Dach, und dieses Dach darf nach der jetzigen Bauordnung - theoretisch - bis zu maximal 7,5 m über die Gebäudehöhe hinausragen. Das heißt, theoretisch wäre es auch in Bauklasse I möglich, auf ein 9 m hohes Gebäude noch einmal einen 7,5 m hohen Dachaufbau zu setzen, damit kommt man in Summe auf 16,5 m. Theoretisch wäre das möglich, praktisch ist das derzeit so gut wie nicht möglich, weil es eben dieses zweite Hindernis gibt, und das ist dieser 45-Grad-Winkel, den man für Dachkonstruktionen einhalten muss. Ich erspare Ihnen jetzt die Details, warum man das dann praktisch nicht erzielt. Mit dieser Neuformulierung des § 81 Abs. 6 erreichen Sie aber genau diese Maximalhöhe, weil es ... (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist erst in Begutachtung!) Herr Kollege Stürzenbecher hat gerade dazwischengerufen, dass das erst in Begutachtung ist: Genau deswegen erwähne ich es jetzt, damit wir das nicht erst im Ausschuss diskutieren. Bis dahin können Sie sich das mit Ihren Fachexperten noch anschauen! Deswegen sage ich es hier. Ich möchte darauf hinweisen. Das ist, soweit ich das gesehen habe, einigen im Begutachtungsverfahren schon aufgefallen, aber ich möchte es auch hier sicherheitshalber erwähnen. Im Zusammenhang mit diesen Bauten, die jetzt an der Alten Donau errichtet werden oder jetzt zum Verkauf stehen, würde das nach dem Begutachtungstext - er mag ja noch geändert werden! - bedeuten, dass dort in Zukunft, maximal ausgereizt, nicht nur 9 m hohe Gebäude plus Dach stehen, sondern dass man tatsächlich auf diese 9 m noch einmal eine vollständige Gebäudekonstruktion von bis zu 7,5 m oben draufstellen kann. - Das heißt, dass nach diesem jetzt vorliegenden Entwurf in Gebieten, in denen jetzt Gartenhäuser stehen, nachher Gebäude stehen können, die bis zu 16,5 m hoch sind beziehungsweise die noch einmal drei Stockwerke oberhalb des Gartenhauses draufsitzen haben. Ich möchte darauf hingewiesen haben, und nachdem es immer heißt, dass man nicht nur kritisieren, sondern auch Lösungsansätze liefern soll, darf ich Ihnen an dieser Stelle einen kleinen Lösungsansatz liefern. Herr Kollege! Sie dürfen auch gerne aufpassen! (Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich passe eh auf!) Ein möglicher Lösungsansatz: Grundsätzlich ist Nachverdichtung auch aus unserer Sicht etwas Gutes, um nicht in die grüne Wiese bauen zu müssen, sondern nach oben hin zu gehen. Ein möglicher Lösungsvorschlag, um hier eine Entschärfung vorzunehmen, wäre, dass diese Bestimmung erst ab einer höheren Bauklasse, zum Beispiel ab Bauklasse III oder einer noch höheren Bauklasse, gilt. Dann hält sich auch diese Verhältnismäßigkeit ein bisschen stärker in Grenzen. Wenn man auf ein ohnehin schon sehr hohes Haus im innerstädtischen Bereich heute noch zwei Stockwerke draufsetzt, dann wirkt das ganz anderes, als wenn Sie nach dieser neuen Bauordnung mitten in die grüne Wiese plötzlich dann in Summe sechsstöckige Gebäude hineinstellen. In demselben Zusammenhang merke ich noch etwas Wichtiges an: In derselben Bauordnungs-Novelle, die hier vorliegt, ist im Begutachtungstext nämlich auch vorgesehen, dass es in Zukunft genau in dieser Bauklasse I keine mündlichen Bauverhandlungen mehr geben soll. Das heißt, bei genau diesen Gebäuden, von denen wir heute im Zusammenhang mit den Aktenstücken reden, werden die verschiedenen privaten Bauträger, die kleine Grundstücke erwerben, in Zukunft keine mündlichen Bauverhandlungen mehr abhalten müssen, sondern das ist dann direkt ein Verfahren bei der Baupolizei. Das ist vordergründig eine Verwaltungsvereinfachung, keine Frage! Jedenfalls ist das eine Vereinfachung für den Bauträger, deutlich kundenfeindlicher ist das aber für die betroffenen Nachbarn, weil diese nicht mehr, wie bis jetzt, zu einer mündlichen Bauverhandlung geschwind aus ihrem Haus herauskommen und zum Vis-à-vis-Grundstück gehen, sondern weil diese in Zukunft während der Auflagefrist extra ins Bezirksamt oder zur Baupolizei gehen müssen, um dort Einsicht nehmen zu können. In Summe darf ich als Lösungsvorschlag anbieten, sich sowohl die Geschichte mit der mündlichen Bauverhandlung als insbesondere auch die Frage der Dachkonstruktionen noch einmal anzuschauen. Davor warne ich ausdrücklich, denn wenn diese Bauordnungs-Novelle so umgesetzt wird, wie sie derzeit vorliegt, dann werden wir in Zukunft in den Gartensiedlungsgebieten und in Gebieten mit Gartenhäusern Gebäude haben, die bis zum höchsten Abschluss bis zu 16,5 m hoch sind. Ich nenne noch einmal den Paragraphen, um den es geht: Es ist § 81 Abs. 6. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Danke schön, Herr Vorsitzender. Nachdem zum konkreten Akt keine Ergänzungen gekommen sind, sondern nur zur Bauordnungs-Novelle, die im heurigen Jahr auch hier im Gemeinderat und Landtag diskutiert, verhandelt und - wovon wir ausgehen - beschlossen werden wird, bedanken wir uns für die Hinweise, die gekommen sind. Ich möchte darauf hinweisen: Ich höre Ihnen immer zu, Herr Pawkowicz, auch wenn Sie mit dem Rücken zu mir stehen! Ich kann dann nur nicht an Ihren Lippen hängen, weil Sie ja verkehrt stehen! Ich habe aber genau zugehört und nehme zur Kenntnis, dass seitens der FPÖ-Fraktion Nachverdichtung positiv gesehen wird. Wir werden Sie bei diversen Akten, die in Zukunft kommen, daran erinnern! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Zu den vorliegenden Akten ersuche ich um Zustimmung. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Wir kommen zur Abstimmung zur Postnummer 35. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung von NEOS, ÖVP, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und somit mehrstimmig angenommen. Postnummer 36 gelangt zur Abstimmung. Wer dieser Postnummer zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Identes Stimmverhalten: SPÖ, GRÜNE, ÖVP, NEOS dafür, FPÖ dagegen, somit mehrstimmig angenommen. Postnummer 37 gelangt zur Abstimmung. Auch diesfalls bitte ich die Damen und Herren des Gemeinderates, die zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Abermals identes Abstimmungsergebnis: SPÖ, GRÜNE, ÖVP, NEOS dafür, FPÖ dagegen, sohin mehrstimmig angenommen. Postnummer 39 gelangt zur Abstimmung. Auch hier bitte ich jene, die zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ebenfalls sind SPÖ, GRÜNE, ÖVP, NEOS dafür und die FPÖ dagegen, somit mehrstimmig angenommen. Nun bringe ich Postnummer 40 zur Abstimmung. Auch in diesem Fall bitte ich jene, die zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - SPÖ, GRÜNE, ÖVP, NEOS dafür, FPÖ dagegen, sohin mehrstimmig angenommen. Schließlich bringe ich Postnummer 41 zur Abstimmung. Auch hier bitte ich jene, die zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - SPÖ, GRÜNE, ÖVP, NEOS dafür, FPÖ dagegen, sohin mehrstimmig angenommen. Das war die letzte Abstimmung. Wir kommen nunmehr zur Postnummer 42 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Kapitaltransferzahlung an die Unternehmung Wiener Wohnen zur Errichtung von Gemeindewohnungen. Es ist kein Redner gemeldet. Daher können wir sofort zur Abstimmung kommen, und ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung FPÖ, SPÖ und GRÜNE gegen ÖVP und NEOS und somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 2 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die Kinderfreunde Österreich. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Hursky, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Hursky: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schmidt. Ich erteile ihr das Wort. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Kurz und leicht erklärt: Unsere Ablehnung zur vorliegenden Projektförderung beruht darauf, dass es hier wieder einmal um eine symptomatische Art und Weise der Vergabepraxis in Wien geht. Inhaltlich geht es hier um die Vermittlung von Kinderrechten. Das ist an sich ein Thema, bei dem ich grundsätzlich der Meinung bin, dass es einen hohen Stellenwert in der Stadt haben sollte. Aber bitte nicht so! - Und darauf möchte ich eingehen. Diese Aufgabe sollte eigentlich, wie so vieles, von den entsprechenden Stellen der Stadt übernommen werden, aber nicht, wie in diesem Fall, wieder von einem SPÖ-Verein. Die Kinderfreunde gehören zu einer Unzahl von SPÖ- Vereinen oder anderen parteinahen Organisationen, die regelmäßig Aufträge von der öffentlichen Hand erhalten und auch durchführen, und finanziert wird natürlich aus den öffentlichen Töpfen. Warum führt derlei Projekte die Stadt Wien nicht selber durch? - Das ist dasselbe wie bei den Kindergärten, wo auch nicht allein die finanziellen Zuwendungen von der Stadt kommen sollten, sondern die gesamte Abwicklung. Wir sind der Meinung, die Stadt wäre die geeignetste Trägerorganisation für den öffentlichen Kindergartensektor, meine Damen und Herren! Das steht jedoch auf einem anderen Blatt. Was dieses konkrete Projekt der Kinderfreunde betrifft, stellt sich doch auch die Frage, ob das, wenn man schon glaubt, die diversen Aufgaben auslagern zu müssen, nicht grundsätzlich auch andere Vereine übernehmen könnten. Warum aber vergibt die Stadt Wien immer und immer wieder zu 100 Prozent Aufträge an parteinahe Vereine? - Das ist hier unsere Hauptkritik. Meine Damen und Herren! Sie wissen ganz genau, dass das nicht vereinzelte Zuwendungen sind, sondern dass es da ein System der Freunderlwirtschaft gibt, welches seit geraumer Zeit von der Opposition angeprangert wird. Das war auch heute wieder großes Thema und wird auch medial schon auseinandergenommen. Sie aber lassen sich nicht beirren! Das ist schon ziemlich verwerflich und, wie ich meine, auch ziemlich arrogant gegenüber der Wiener Bevölkerung! Erlauben Sie mir noch eine inhaltliche Anmerkung betreffend das folgende Aktenstück: Natürlich schützen wir die Kinder in unserer Gesellschaft! Es dürfen keinesfalls Sitten einreißen, dass Kinderrechte beschnitten werden. Allerdings ist festzuhalten, dass es bei diesem konkreten Projekt grundsätzlich begrüßenswert wäre, jenen Zuwanderern den Vorzug zu geben, die darüber Bescheid wissen und denen in ihrem Weltbild Kinderrechte genauso wichtig sind wie uns. Hier darf eine Kritik an der unkontrollierten Zuwanderung leider auch wieder nicht fehlen, meine Damen und Herren: Wie Sie sehen, sind es nicht wir, die dieses Thema immer aufs Tapet bringen, sondern diese Themen machen das erforderlich, weil wir derzeit genau jene Fehler der Vergangenheit ausbaden, die von vielen von Ihnen lange geleugnet wurden und auch noch immer geleugnet werden! (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, hier heute einen Antrag einzubringen, und zwar einen Antrag betreffend Kindererziehungszeiten. Es ist dies ein frauenpolitischer Antrag, allerdings passt er hinsichtlich Kinder und Familie ganz gut zu diesem Tagesordnungspunkt. Ich glaube, wir werden heute vielleicht auch noch kurz über das Frauenvolksbegehren reden, und das hier wäre zum Beispiel eine konkrete Maßnahme, die den Frauen wirklich weiterhelfen kann: Es geht um die Anrechnung der Kindererziehungszeiten auf die Pension, und es wäre eine wunderbare Chance für unsere wunderschöne Stadt Wien, sich hier als Familienstadt zu präsentieren und vielleicht wirklich einen Akzent setzen zu können, dass die diversesten Lebensmodelle von der Stadt unterstützt werden und wir auch dafür zur Verfügung stehen. Wir könnten damit zum Ausdruck bringen, dass uns Kinder, Familien und Frauen sehr viel wert sind! Es ist nach wie vor so, dass Frauen, die bei ihren Kindern bleiben und sich fürsorglich in den ersten Lebensjahren auf freiwilliger Basis um ihre Töchter und Söhne kümmern, pensionsrechtlich benachteiligt sind, und viele Mütter müssen ihre Entscheidung später finanziell bereuen. Ich möchte darauf hinweisen, dass derzeit die Pensionen der Frauen weit unter denen der Männer liegen, was hauptsächlich auch an diesen erwerbslosen Zeiten der Kindererziehung oder der Pflege liegt. Dabei geht es aber nicht um eine Randgruppe oder einen kleinen Teil der Bevölkerung, sondern um einen sehr großen Teil, und es geht um einen sehr großen Teil der Bevölkerung, der selbst entscheiden möchte. Ich habe hier auch Daten und Zahlen des aktuellen Familienmonitors 2018 des Familienbundes, und ich zitiere daraus: "Für 73 Prozent der Befragten ist Wahlfreiheit für Familien, ob Kinder bis zum 36. Lebensmonat in der Familie oder in einer Kinderbetreuungseinrichtung betreut werden können, wichtig beziehungsweise sehr wichtig." - Das heißt, drei Viertel der Befragten bevorzugen eine echte Wahlfreiheit. Ich zitiere weiter: "Die Zustimmung ist bei Eltern von Kindern im Alter von 0 bis 5 Jahren, die sich aktuell mit dieser Frage auseinandersetzen, noch einmal höher, nämlich 83 Prozent. Und für die Politik ergibt sich ganz klar, die Österreicherinnen" - hier sind die Frauen gemeint - "zu 79 Prozent und die Österreicher zu 68 Prozent wollen selbst entscheiden, ob sie alleine ihre Kinder betreuen oder auch externe Betreuung in Anspruch nehmen. Diese soll dann auch vielfältig sein, eben Kinderkrippe und Kindergarten, auch familiennahe Betreuungsformen wie Tagesmütter und Oma-Dienste anbieten." Meine Damen und Herren, Kinder zu haben und zu erziehen - und das ist eigentlich die Sache, die da dahintersteht -, darf sich nicht nachteilig auf die Altersversorgung auswirken. Das Zitat des Familienmonitors war, dass 83 Prozent beziehungsweise drei Viertel der Mütter und Väter beziehungsweise überhaupt der Menschen sich selbst aussuchen wollen, ob sie ... Ja, und wenn man sich dann aber dafür entscheidet, bei den Kindern zu bleiben ... (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wahlfreiheit gibt es überhaupt nur in Wien!) - Ja, ja, das mag schon sein, das mag schon sein, nur pensionsrechtlich gibt es noch eine Ungerechtigkeit. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Da sind wir nicht zuständig!) Ich möchte kurz auf diese eingehen und werde es jetzt auch nicht mehr länger vorlesen. Wenn man Kinder überlappend erzieht oder bei Zwillingen kommt die volle Anrechnung der Kindererziehungszeiten pensionsrechtlich nicht durch. Das heißt, unsere Forderung ist, dass tatsächlich pro Kind die vollen vier Jahre angerechnet werden, auch wenn sie kurz hintereinander geboren sind, auch wenn es Zwillinge sind, oder Drillinge, das heißt, pro Kind vier Jahre. Und genau darauf zielt unser heutiger Antrag ab. Wien könnte damit ein schönes Statement setzen und sagen, ja, das ist eine wunderbare Sache für alle Mütter (GRin Martina Ludwig-Faymann: Bringt das bei der eigenen Regierung ein!), übrigens auch Väter, die sich entscheiden, so lange bei den Kindern zu bleiben. Und wir sichern damit diese Benachteiligungen, die später in der Pension drohen können. Wir Freiheitlichen fordern, dass die Kindererziehungszeiten in vollem Umfang pensionsrechtlich pro Kind angerechnet werden. Und wir sind auch der Meinung, dass Mütter Großartiges leisten und auf gar keinen Fall im Alter auf die Mindestpension angewiesen sein müssen, was tatsächlich heute der Fall ist. Und unsere Aufgabe in der Politik ist es, diese diversen Entscheidungen von Familien, wie sie sich um ihre Kinder kümmern möchten, zu ermöglichen und zu unterstützen. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Genau!) Und das kann man genau damit, weil dann die junge Mutter nicht nachdenkt, welche Benachteiligungen sie in der Pension hat, sondern sie weiß, dass sie abgesichert wäre. Das wäre eine Ansage, die unserer modernen Stadt im dritten Jahrtausend entsprechen würde. Ich bitte Sie deshalb um Zustimmung zu diesem Antrag, helfen Sie mit, Wien als eine Familienstadt und eine Stadt der Kinder zu präsentieren. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Akcay. Ich erteile ihr das Wort. GRin Safak Akcay (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin irgendwie ein bisschen sprachlos, denn so viele Kindergärten gibt es ja eigentlich nur in Wien und diese Einrichtungen machen auch gute Arbeit, wie der Verein der Kinderfreunde. Nun zurück zum Poststück: Ein wichtiges Ziel unserer Stadt ist es ja auch, dass alle Kinder über ihre Rechte Bescheid wissen. Und ja, in den letzten Jahren hat hier auch eine gewisse Art der Sensibilisierung für Kinderrechte stattgefunden. Aber wenn wir uns die Lebensweisen aller Kinder anschauen, gibt es leider nach wie vor noch sehr viel zu tun. So auch natürlich bei den Kindern mit Migrationshintergrund, meine Damen und Herren. Und um die Position dieser Kinder auch in ihren Familien stärken zu können, bedarf es natürlich auch der verstärkten Bewusstseinsbildung zum Thema Kinderrechte bei den Eltern, und das natürlich auch gekoppelt damit, dass wir hier einen Pool von KinderrechtsexpertInnen mit verschiedenen Sprachen schaffen. Im Sinne davon, dass die Vermittlung von Kinderrechten auch die Vermittlung demokratischer Teilhabe ist, ersuche ich, dieses sinnvolle, nachhaltige Projekt zu unterstützen, um eben Kinderrechte verstärkt in der Gesellschaft zu verankern. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Christian Hursky: Danke, ich verzichte, sonst müsste ich den Antrag an den Herrn Gudenus weiterleiten. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Das hat jetzt keiner verstanden, Herr Kollege, aber Sie werden schon wissen, was Sie meinen. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wir schon! - Weitere Zwischenrufe.) Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 2. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Zustimmung bei SPÖ und GRÜNEN und somit gegen FPÖ, ÖVP und NEOS mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über den Beschlussantrag der FPÖ betreffend volle Pensionsanrechnung von vier Jahren Kindererziehungszeit für jedes Kind. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Beschlussantrag seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und somit keine Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 3 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Katholischen Familienverband der Erzdiözese für den Oma-Dienst. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ja, ich spreche kurz zum Oma-Dienst, um dann mit einer der zentralen und wichtigen sozialen Bewegungen, die am Montag, am 1. Oktober mit der Eintragungswoche starten wird, nämlich dem Frauenvolksbegehren fortzusetzen. Und ich denke, Oma-Dienst, Wut-Omas, das findet dort dann auch einen guten Zusammenschluss. Kurz zum Oma-Dienst: Es geht um eine einmalige Förderung für die Tätigkeit von Leihomas, die auch qualifiziert und ausgebildet werden und im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützend wirken. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist natürlich ein riesen, riesen Thema. In Wien gibt es natürlich eine ausgezeichnete und flächendeckende Kinderbetreuung, eine institutionelle Kinderbetreuung, aber auch hier - das müssen wir einfach auch ehrlich sagen - funktioniert das nicht immer ganz beziehungsweise gibt es auch Randzeiten, wo es einfach ganz hilfreich ist, jemand Dritten zur Seite zu haben. Und das ist am besten nicht einfach irgendjemand Fremder, sondern in einer kontinuierlichen Beziehung. Deshalb unterstützen wir dieses Projekt. Lassen sie mich zu der eingangs erwähnten großen und wichtigen sozialen Frage kommen, die am Montag, am 1. Oktober mit der Eintragung als Volksbegehren startet, das Frauenvolksbegehren, das Frauenvolksbegehren 2.0. Es hat bereits fast eine Viertelmillion UnterstützerInnen gefunden. Und nun geht es darum, in der Eintragungswoche diese Zahl natürlich zu erhöhen beziehungsweise das Thema, um das es wirklich geht, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in diesem Land voranzutreiben. Ich möchte Ihnen ein Zitat von Marielouise Janssen-Jurreit aus der Broschüre "Frauenwahlrecht" von Petra Unger vorlesen, die das aufgegriffen hat. Dieses Zitat lautet: "Jede Frauengeneration, die gewonnene Rechte nicht verteidigt hat und neue nicht erobern wollte, hat schon ein Stück von ihnen verloren." Dieses Frauenvolksbegehren 2.0 wurde von einer Gruppe junger Frauen, junger Feministinnen, aber auch Feministen ins Leben gerufen, weil nach dem ersten Frauenvolksbegehren - Sie erinnern sich vielleicht, 1997, 650.000 UnterstützerInnen haben es unterzeichnet - von den 11 Forderungen gerade eigentlich nur 2 als erfüllt betrachtet werden können. Das ist eine beschämende Bilanz. Beschämend auch deswegen, denn die Gleichstellung von Frauen und Männern ist in Österreich im Verfassungsrang. Wir sind dazu als Land, in den Kommunen dazu verpflichtet, alles dafür zu tun, um die Gleichstellung von Frauen und Männern zu erzielen. Und dennoch sind wir in vielen Bereichen noch weit entfernt. Heuer im Gedenkjahr mit den vielen Achtern möchte ich kurz an 1848 erinnern, als die ersten bewegten Frauen und Gruppen angefangen haben, dieses Versprechen der Französischen Revolution einzufordern, nämlich Freiheit, Gleichheit und nicht nur Brüderlichkeit, sondern Geschwisterlichkeit, Schwesterlichkeit. 1918 wurde eine der damaligen zentralen Forderungen, nämlich das Frauenstimmrecht erstverwirklicht. Das ist 70 Jahre später, eine ungeheuer lange Zeit. Von der Forderung nach verbesserten Arbeitsbedingungen, nach gleichem Lohn, nach gleichem Zugang zu Bildung wurden einige auch im Laufe der Zeit verwirklicht, aber viele Forderungen sind es bis zum heutigen Tage nicht. Mit dem Einzug der ersten Parlamentarierinnen mit kleinem "i" - acht waren es an der Zahl - gab es bereits den Kampf um die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, gab es den Kampf um ein besseres Eherecht, gab es den Kampf um gleiche Arbeitsbedingungen und gleichen Lohn. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Mein großes Beispiel, Adelheid Popp, hat 1925 im damaligen Parlament einen Antrag zur Reform des Eherechts eingebracht. Damals konnte man sich gar nicht scheiden lassen, der Mann war das Oberhaupt, und so weiter. Und erst in den 70er Jahren wurde mit der Familienrechtsreform dieses lange Ansuchen der Frauen umgesetzt. Überhaupt waren die 70er Jahre ein großes Reformjahrzent für die Frauen, für die Gleichstellung, aber auch da muss man sagen, war noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Vergewaltigung in der Ehe gab es auch damals noch, das wurde erst Ende der 80er Jahre abgeschafft. Es gibt also noch sehr viel zu tun, sehr geehrte Damen und Herren, was die Gleichstellung von Frauen und Männern betrifft, und diese junge Generation an Frauen hat sich nun ein Herz genommen und versucht, das Thema der Gleichstellung wieder zu einer Priorität zu machen, zu einer Priorität zu machen, die sie derzeit in der Bundesregierung nicht wahrnimmt. Und es ist in der Tat, meine Damen und Herren, aus meiner Sicht äußerst beschämend, dass sich kein weibliches Mitglied der Bundesregierung als Verbündete für das Frauenvolksbegehren dargeboten hat. Nein, im Gegenteil, sie haben alle gesagt, wir unterzeichnen das nicht. Und mit welcher Begründung? Die Forderungen, heißt es, seien überzogen. Ich frage Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, kann die Hälfte von Wahllisten, kann die Hälfte von Führungspositionen, kann gleicher Lohn überzogen sein? Es ist, glaube ich, einfach das ganz Normale. Wenn 50 Prozent - und die Frauen sind mehr in diesem Land, mindestens die Hälfte - fordern, überzogen wäre, würden wir sagen, 30 Prozent der Männer dürfen nur die Plätze haben. Aber um das umgekehrt zu formulieren, derzeit ist die Überzogenheit der Forderung im bestehenden System, das hier in vielerlei Hinsicht Männer strukturell, kulturell bevorzugt. Das Frauenvolksbegehren will also wachrütteln und die Anliegen für Gleichstellung, für Gleichberechtigung auf die oberste Agenda heben. Und das ist wichtig, das ist wichtig, sehr geehrte Damen und Herren. Die Frauen verdienen das, die Demokratie verdient das, dass wir Geschlechtergerechtigkeit wieder auf die Agenda ganz oben hinschreiben. Wir in der Wiener Stadtregierung wollen UnterstützerInnen sein. Wir sind UnterstützerInnen, viele von uns haben sicher schon das Frauenvolksbegehren unterschrieben. Wir werden weiter motivieren, dass Frauen und Männer in die Bezirksämter oder Gemeindeämter gehen oder die elektronische Signatur setzen für Frauenanliegen, für Gleichstellungsanliegen, denn das Recht auf Gleichwertigkeit, das Recht auf Vielfalt, das Recht auf Sicherheit sollten eigentlich ganz selbstverständliche Rechte sein. Eigentlich ist es beschämend, dass wir im 21. Jahrhundert noch immer ein Frauenvolksbegehren brauchen, aber in Anbetracht dieser Zählebigkeit der patriarchalen Strukturen ist es einfach so. Trotzdem, es geht weiter und ich fordere hier auch die moderne Männergeneration, die für Demokratie und Gleichstellung eintritt, auf, gemeinsam mit an einem Strang zu ziehen. Ich komme noch einmal auf Wien zurück. Rot-Grün, wir unterstützen das Frauenvolksbegehren, wir sind der Meinung, die Ziele des Volksbegehrens gehen absolut in die richtige Richtung. Was sind denn das für Ziele? Es geht um, Moment ... (Steigende Unruhe im Saal.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Meine Damen und Herren, ich darf ganz kurz um Aufmerksamkeit zu bitten! GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Es ist offenbar schwer für die Herren, wenn Sie ein paar Minuten zuhören ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Frau Kollegin, ich darf Sie auch ganz kurz bitten. Ich weiß nicht, ob das Thema in der Präsidiale vorangekündigt wurde oder in der Präsidiale besprochen wurde, ich war nicht dabei. GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Ich auch nicht. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Ja, sehen Sie, sind wir schon zwei. Das Geschäftsstück betrifft an und für sich den Oma-Dienst des Katholischen Familienverbands der Erzdiözese Wien. GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Ja, richtig. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Das ist das Geschäftsstück, die Frauen sind aus meiner Sicht bei einer anderen Geschäftsgruppe angesiedelt ... GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Na ja, Herr Vorsitzender ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Ich darf darauf hinweisen, dass man vielleicht auch auf das Geschäftsstück wieder Bezug nimmt. (GRin Brigit Hebein: Hat sie schon!) - Eineinhalb Minuten, und jetzt haben wir zehn Minuten. GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, danke für den Hinweis. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Also bitte, Frau Kollegin, fahren Sie fort. GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Danke für den Hinweis, ich komme gerne noch einmal zurück. Sie wissen, zwei Drittel der unbezahlten Arbeit wird von Frauen verrichtet. Das ist ein großes Anliegen des Frauenvolksbegehrens, hier Abhilfe zu schaffen, dass die unbezahlte Arbeit gerechter verteilt wird, also auch die bezahlte Arbeit gerechter verteilt wird. Und wie gesagt, es geht um Gleichstellung. Es geht um Gleichstellung im privaten Bereich, es geht um Gleichstellung in den Institutionen, es geht um Gleichstellung in der Arbeitswelt, es geht um ein Leben frei von Gewalt - also aus meiner Sicht lauter Ziele, die jemand, der sich demokratisch versteht, ungeschaut zu unterzeichnen hat und unterzeichnen will. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Das müssen Sie den Leuten schon selbst überlassen!) - Natürlich ist das so, aber es macht einen Unterschied, ob ich davon ausgehe, strukturell ist eh schon alles leiwand. Da lese ich Ihnen gerne noch ein paar Zahlen vor und dann sagen Sie mir, ob Sie das leiwand finden. (Steigende Unruhe im Saal.) Wenn die Einkommensschere aus Ihrer Sicht so gerecht ist, wie sie ist, dann stehen Sie dazu, das ist aus meiner Sicht das große Unverständnis, dass es auf Seiten der Bundesregierung keinerlei Unterstützung für diese Anliegen gibt, keinerlei Unterstützung. Und das ist ja irritierend im 21. Jahrhundert, wenn Demokraten und Demokratinnen, sofern Sie sich als solche verstehen ... Darf ich um ein bisschen mehr Aufmerksamkeit ersuchen ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: (unterbrechend): Frau Kollegin, aber ich darf Sie noch einmal auf das Geschäftsstück hinweisen und darf Sie auch bitten, zur Sache zu reden. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wir werden das dann bei anderen Themen auch so machen!) Sehen Sie, meine Damen und Herren, wir haben heute schon in der Früh die Diskussion gehabt. Es hat eine Sitzungsunterbrechung gegeben, Sie können sich erinnern, da ist es auch um die Zulässigkeit oder Nichtzulässigkeit von Sondergemeinderäten beziehungsweise auch von Themen gegangen. Also, ich darf noch einmal darauf hinweisen, das Geschäftsstück lautet Förderung an den Katholischen Familienverband der Erzdiözese Wien. - Bitte, fahren Sie fort. GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): Danke, Herr Vorsitzender. Richtig, es geht um ein Geschäftsstück und es geht darum, dass ich zu diesem Geschäftsstück einen Antrag einbringe. Einen Antrag, den wir von Rot-Grün unterstützen beziehungsweise auch um Ihre Unterstützung werben. Und wenn Sie mir, Herr Vorsitzender, jetzt nicht erlauben, diese Begründung für diesen Antrag darzulegen, so kann ich, ehrlich gesagt, nicht verstehen, wo das Problem liegt. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Dann brauchen wir keine Geschäftsordnung!) Ich finde es sehr interessant, dass das Frauenvolksbegehren, dass die Anliegen des Frauenvolksbegehrens, dass die unbezahlte Arbeit und jene, die sich dafür einsetzen, dass Arbeit gerechter bezahlt wird in diesem - heute wurde das von der Frau Präsidentin des Rechnungshofes so schön bezeichnet - Hohen Haus als Nicht-zu-Behandelndes wahrgenommen wird. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Es gibt eine eigene Geschäftsordnung!) Nichtsdestotrotz möchte ich, bevor ich zum Schluss komme, noch auf einen ganz interessanten Unterschied hinweisen. Das (ein Schriftstück in die Höhe haltend) ist der Resolutionsantrag von 1997, da haben sich die Frauensprecherinnen von SPÖ, FPÖ, ÖVP, GRÜNEN, Liberalem Forum als Antragstellerinnen eingebracht. 20 Jahre später ist es in diesem Lande offenbar nicht möglich, einen parteiübergreifenden Antrag, eine parteiübergreifende Initiative zu mehr Gleichstellung zu unterstützen. Das ist besorgniserregend, sehr geehrte Damen und Herren, und das macht auch sehr viele der Unterstützerinnen besorgt, dass frauenpolitisch hier nicht mehr an einem gemeinsamen Strang gezogen wird. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Nachdem die Gleichstellung von Frauen und Männern als demokratiepolitisches "must have" gilt, bringen wir - und ich erwähne hier meine Kollegin Nicole Berger-Krotsch, die noch sprechen wird - gemeinsam mit unseren KollegInnen einen Beschluss- und Resolutionsantrag ein, der da lautet: "Die Mitglieder des Wiener Gemeinderates begrüßen und unterstützen das Frauenvolksbegehren 2.0. Die Intentionen des Frauenvolksbegehrens gehen in die richtige und notwendige Richtung für mehr Gleichstellung von Frauen und Männern in Österreich. Auf Grund der hohen Zahlen an Unterstützerinnen, fast 250.000, ersucht der Wiener Gemeinderat die Stadträtinnen und Stadträte der Gemeinde Wien, sich mit den Forderungen des Frauenvolksbegehrens in ihren Ressorts und Wirkungsbereichen zu befassen." - Ich denke, das ist auch etwas ganz Wichtiges, dass wir uns hier auch selbst diesen Forderungen verpflichtet sehen. - Und als dritten Punkt möchte ich noch erwähnen: "Der Wiener Gemeinderat fordert auch den Nationalrat auf, das Frauenvolksbegehren umgehend in Behandlung zu nehmen und einen Maßnahmenplan zur Umsetzung der Forderungen dieser Gleichstellungsinitiative vorzulegen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." - Ich übergebe den Antrag (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Auch wenn es ein bisschen turbulent war und ganz offenbar nicht für alle einsichtig, warum dieser Antrag bei diesem Tagesordnungspunkt eingebracht wurde - ich denke, für viele war es doch sehr klar -, es geht um Frauenförderung, es geht um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, es geht um bessere Pensionen. Da reicht es nicht, nur die Anrechnungszeiten der Karenz mit einzubeziehen, sondern da geht es um grundsätzlichere Dinge. All das ist sozusagen im Frauenvolksbegehren inkludiert. Ich bedanke mich an dieser Stelle auch ganz herzlich bei all jenen, die für dieses Volksbegehren gerne rennen, die schon lange dafür gelaufen sind. Ich bedanke mich auch bei allen, die es schon unterschrieben haben, und bei denen, die es noch unterschreiben werden. Ich wünsche dem Frauenvolksbegehren, dass es sehr erfolgreich wird, dass im Sinne des Antrages im Parlament dazu schlaue Vorschläge gemacht werden und dass es keine weitere Generation an jungen Frauen in 20 Jahren braucht, die wieder ein Frauenvolksbegehren einberufen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: So, meine Damen und Herren, um jetzt noch einmal dieses Thema aufzugreifen, ich kann mich erinnern, dass es durchaus üblich ist in diesem Hause, wenn man in Form eines Beschluss- und Resolutionsantrages ein gewisses Themen ansprechen will, das jetzt nicht hundertprozentig dazu passt - ich glaube, das kann jeder hier bestätigen -, dass man das in der Präsidiale vorankündigt. Das ist an und für sich Usus bei uns im Haus. Und ich glaube, es ist auch Usus in diesem Haus, auch wenn ich bei der Präsidiale als Zweiter Vorsitzender noch nicht dabei bin, dass man das, wenn es vorangekündigt wird, auch großzügig auslegt. So wie mir das dargestellt wird, war das aber in diesem Fall nicht der Fall. (GR Birgit Hebein: Auch Ihr Pensionsantrag war ein eigener Antrag und war auch nicht dabei!) - Frau Kollegin, es war nicht mein Antrag, ich darf Sie berichtigen, und zweitens war das bei der vorigen Rednerin ein Teil ihrer Rede und nicht mehr oder weniger der gesamte Teil der Rede. Also, das möchte ich hier schon bedenken und gebe das auch den weiteren Rednern mit. Ich habe es eh zugelassen, also ich glaube, mir kann man hier keinen Vorwurf machen, oder vielleicht in der anderen Richtung kann man mir hier einen Vorwurf machen. Bevor ich jetzt dem Kollegen Blind das Wort zur Geschäftsordnung übergebe, darf ich noch jemanden bei uns auf der Galerie begrüßen. Es freut mich, den Vizekanzler der Republik Österreich, den Herr Bundesminister für Öffentlichen Dienst und Sport, Heinz-Christian Strache recht herzlich bei uns begrüßen zu dürfen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Willkommen zurück im Gemeinderat, sozusagen. - Bitte, Herr Kollege Blind. GR Armin Blind (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender, Sie haben mir ja meine Wortmeldung zur Geschäftsordnung nahezu schon aus dem Mund genommen. Frau Kollegin, ich erachte es tatsächlich, wenn, selbst nach einem Hinweis des Vorsitzenden, doch endlich zur Sache zu sprechen, mit einer gewissen Ignoranz und einer gewissen Arroganz ein Konzept einfach fortgeführt wird, mit der Begründung, es handelt sich um ein Frauenthema ... (GRin Mag. Barbara Huemer: Wer sind Sie?) - Frau Kollegin, vielleicht könnten Sie sich ein bisschen mäßigen, denn auch das ist eine Ignoranz, jemanden, der sich eigentlich ordnungsgemäß zur Geschäftsordnung gemeldet hat, einfach zu versuchen niederzuplärren. Das gehört sich nicht, Frau Kollegin. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Und zu glauben, mit genehmen Themen wie dem Frauenthema rechtsstaatliche Normen aushebeln zu können, wie die Geschäftsordnung, das gehört sich auch nicht, Frau Kollegin. Ich ersuche daher den Herrn Vorsitzenden, das auch dem Herrn Ersten Vorsitzenden auszurichten und zum Gegenstand der nächsten Präsidiale zu machen, da es tatsächlich nicht sein kann, dass in einer Sitzung, wo wir am Anfang - und Sie haben es auch schon vorweggenommen - besprochen haben, dass geschäftsordnungskonforme Anträge auf Sondersitzung der Opposition nicht zugelassen werden, dann die Regierungsparteien, die schon in der Regierung sind, die Macht in dieser Stadt haben, sich dann auch noch über demokratische Spielregeln in diesem Parlament hinwegsetzen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren, bevor wir jetzt in der Tagesordnung weitergehen - ich darf noch einmal verweisen auf meine Worte, die ich vorher gefunden habe -, darf ich natürlich noch jemanden auf der Galerie begrüßen - Entschuldigung, dass ich das vorher nicht mitgemacht habe -, den Abgeordneten zum Nationalrat, ehemaligen Vizebürgermeister der Stadt Wien, Herr Gudenus. Herzlich willkommen bei uns im Gemeinderatssitzungssaal. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch. Ich erteile das Wort. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal, auf der Galerie und vor dem Livestream! Ja, mit dem vorliegenden Akt fördern wir - wie es Kollegin Barbara Huemer richtig gesagt hat - ein individuelles Ergänzungsangebot zu den institutionalen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen neben der Familie und dem so gut gehenden Kindergarten in der Stadt. Der Fokus des Oma-Dienstes liegt auf der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der raschen und unbürokratischen Hilfe in Krisensituationen und richtet sich an Eltern, an Frauen, Männer, Familien, AlleinerzieherInnen in Wien, die eben neben einer eigenen oder institutionellen Betreuung keine weiteren Bezugs- und Betreuungspersonen in ihrem Umfeld haben. Diese Vereinbarkeitsfrage, Herr Vorsitzender, bringt mich kurz auch auf den gemeinsamen Antrag, den Rot-Grün heute durch Kollegin Barbara Huemer eingebracht, denn ich kann es auch für meine Fraktion nur mehrfach unterstützen, was sie gesagt hat: "The time is now!" Es geht jetzt darum, die Anliegen des Volksbegehrens zu unterstützen und deshalb auch hier vollste Unterstützung aus Wien. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es ist ein Schritt für mehr Gleichberechtigung, und wir sind alle gefordert. Frauen und Männer, alle gemeinsam sollen ein wichtiges Zeichen für Gleichberechtigung setzen. Und das hier von Wien im Vorfeld der Eintragungswoche gesagt: Wien ist die Stadt der Frauen. Wir haben viele Maßnahmen, viele Einrichtungen, die wir als Stadt für Frauen bereitstellen, für die Gleichberechtigung und Frauenförderung bereitstellen. Wir haben aber auch wertvolle PartnerInnen, wie hier vorliegend auch mit der Initiative durch den Familienverband, mit dem Oma-Dienst, die so wertvolle Arbeit, auch ergänzt durch unsere Maßnahmen und Einrichtungen für die Frauen in dieser Stadt setzen. Deshalb ist es und bleibt es unser Ziel in der Stadt, dass Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben sollen. Ich kann nur allen Frauen in dieser Stadt garantieren, dass die Sozialdemokratie, dass die Stadt Wien eine Garantin für ein solidarisches, gleichberechtigtes Wien sind und sein werden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich bitte Sie alle um Zustimmung des rot-grünen Antrages, aber eben auch um Zustimmung zu der Förderung des Oma-Dienstes. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich auch kurz zu Wort melden. Ich sage es Ihnen gleich, Herr Vorsitzender, ich werde mich auch zum Frauenvolksbegehren kurz äußern, wenn es Ihnen zu weit geht, sagen Sie es mir einfach. Die Sache ist, der Oma-Dienst wird jetzt hier als großartiger Punkt genommen, um über das Frauenvolksbegehren zu sprechen. Es ist ein Dienst, bei dem es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Und ich möchte nur in Erinnerung rufen, dass letztes Jahr die rot-grüne Stadtregierung diejenige war, die dem Oma-Dienst keine Förderung mehr geben wollte und somit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Sie immer noch als Frauenthema biegen, eigentlich nicht mehr unterstützen wollte. (Beifall bei der ÖVP. - GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Geh, so ein Blödsinn!) Ich lasse auch den Vorwurf nicht gelten, dass Sie herausgehen und der Bundesregierung vorwerfen, dass sie das Frauenvolksbegehren nicht unterschreiben. Das steht Ihnen nicht zu. Es ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, dieses Frauenvolksbegehren zu unterschreiben, denn dieses Frauenvolksbegehren zeichnet eine gesellschaftliche Vision. Und es steht Ihnen nicht zu, das ist eine private, persönliche Entscheidung und keine politische. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - Zwischenruf von GRin Mag. Barbara Huemer.) Wertschätzung und Respekt uns Frauen gegenüber, wir zwei sollten es eigentlich vorleben, wenn (in Richtung GRin Mag. Barbara Huemer) Sie etwas sagen möchten, melden Sie sich, kommen Sie heraus und halten Sie die Spielregeln ein. - Danke schön. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich möchte Ihnen schon sagen, was mich wirklich anzipft, ist, dass wir im Jahr 2018 immer noch darüber diskutieren, ob Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Frauenthema ist. Ich bitte Sie wirklich um eine Weiterentwicklung der Frauenpolitik, es ist kein Frauenthema, es ist ein Familienthema. Solange wir das nicht vorleben, dass es ein Familienthema wird, solange werden die Männer die Superstars sein, wenn sie mit dem Kinderwagen auf den Spielplatz gehen, solange wird es süß sein, wenn ein Mann in Karenz geht, solange wird er der Hero sein, wenn er den Geschirrspüler ausräumt. Fangen Sie an, einfach einen Schritt weiterzugehen und endlich einmal im Jahr 2018 anzukommen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Unglaublich!) Auf einen Punkt möchte ich schon noch zu sprechen kommen beim Frauenvolksbegehren. Es wird das Verbot von Stereotypen und Entfaltung beschränkender Darstellung in Text und Bild in Kinder- und Jugendmedien, insbesondere in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen gefordert. Wissen Sie, was das in der Realität bedeutet? Das bedeutet, dass das Buch von Christine Nöstlinger "Ein Mann für Mama" verboten wird. Christine Nöstlinger, eine bekennende Feministin - Schneewittchen und Dornröschen gibt es nicht mehr. (GRin Birgit Hebein: Geh bitte! - GR Mag. Rüdiger Maresch: Geh bitte!) Ich zitiere einen Ihnen bekannten Journalisten Florian Klenk, der gesagt hat, damit wären die Märchen der Gebrüder Grimm und vermutlich 80 Prozent der Kinderbücher und Disneyfilme staatsseitlich zu verbieten. Man muss das ja nicht alles gut finden, aber staatliches Verbot, das ist mit Verlaub autoritärer und versponnener Unsinn und nichts anderes als Zensur. - Dem kann ich leider nichts hinzufügen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich möchte Ihnen sagen, ein Volksbegehren ist ein Auftrag an die Politik. Und ich kann Ihnen versichern, dass sich unsere Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß dafür einsetzt, dass alle Forderungen des Frauenvolksbegehrens, die realisierbar sind und auch im Regierungsprogramm sind, umgesetzt werden. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schmidt. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Der Oma-Dienst schließt sich ja geradezu perfekt an mein voriges Thema an. Ich habe aus dem aktuellen Familienmonitor 2018 zitiert: Für mehr als drei Viertel der Befragten ist die Wahlfreiheit der Kinderbetreuung ein sehr, sehr wichtiges Thema. Dazu gehört natürlich auch die Möglichkeit, einen Oma-Dienst in Anspruch nehmen zu können. Zumal, was diese Erhebung auch hervorgebracht hat, für rund 80 Prozent der Befragten ist die Familie oder der nähere private Betreuungsumkreis der Kinder noch immer der primäre Bildungsbereich für die Kinder. Und das ist auch gut so. (Beifall bei der FPÖ.) Ich kann Ihnen nur, meine Damen und Herren von Grün und Rot, nicht abnehmen, dass Sie tatsächlich etwas für Frauen verbessern wollen. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wo verhindern wir das?) Unser Vorschlag, jedes Kindererziehungsjahr in vollem Ausmaß an die Pensionszeiten anzurechnen, verhindert, dass Frauen in der Pension in Armut geraten. Warum sagen Sie, dass das ein Nebenthema wäre oder dass es andere Themen gäbe, die wichtiger sind? Ich lese in dem Volksbegehren von einer queeren Pädagogik, die auf Gleichmacherei von Buben und Mädchen abzielt. Das hat mit vernünftiger Familienpolitik gar nichts zu tun, und schon gar nicht mit Frauenpolitik im Übrigen. (Beifall bei der FPÖ.) Auch einer Forderung nach einer 50-Prozent-Frauenquote - und Sie kennen da unsere Meinung - in Politik und Wirtschaft kann man nichts abgewinnen. Zwangsquoten verstoßen gegen jegliches liberale und demokratische Grundprinzip und sind deswegen strikt abzulehnen. Es ist nicht die Aufgabe der Steuerzahler, für die Tötung von ungeborenem Leben aufzukommen - auch das eine Forderung im gesegneten Frauenvolksbegehren. Es ist inakzeptabel, eine Forderung nach kostenlosen Abtreibungen zu verlangen. (Beifall bei der FPÖ.) Sehr geehrter Herr Vorsitzender, auch wenn ich jetzt etwas mehr als geplant zum Thema Frauenvolksbegehren rede, es ist eine Replik. Ich bitte, dass ich das noch machen kann: Es kann auf gar keinen Fall sein, meine Damen und Herren, dass hier von einer Seite bestimmt wird, was etwa schlechte und was etwa gute Frauenpolitik ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ und von den GRÜNEN, ich denke, dass wir uns dahin gehend einig sind, dass frauenpolitische Themen nach wie vor nicht ihr Ziel erreicht haben und dass es auf diesem Parkett noch sehr viel zu tun gibt. Doch verfallen Sie bitte nicht in diesen Fehler, etwa diejenigen zu bekämpfen, die genauso wie Sie für Gleichstellung und Gewaltschutz eintreten, zu verurteilen und zu diffamieren, nur weil sie ein ganz bestimmtes, mit Ideologie gespicktes Volksbegehren nicht unterstützen. Hier haben sich ein paar Aktivistinnen zusammengetan, die ihren eigenen Weg propagieren. Das muss aber nicht unbedingt immer der Weg der Allgemeinheit sein und das wissen Sie ganz genau. Ich freue mich, dass es auf Regierungsebene bereits einige Umsetzungen gibt, was ganz speziell positive Veränderungen für die Frauen bedeutet. Ich bin mir ganz, ganz sicher, dass da noch einiges Positives folgen wird. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Herr Vorsitzender! Nur zum Eingang, weil ein bisschen Gelächter von Seiten der Freiheitlichen kommt und mir ein paar hämische Worthülsen entgegengeworfen worden sind am Weg zum Rednerpult: Ich glaube, Frauenpolitik kann man auch als Mann thematisieren, Gleichstellungspolitik ist nicht nur eine Frage von Frauenseite (Beifall bei NEOS und ÖVP.), ich halte es sogar für ein sehr ernstes Thema. Aber zuerst einmal zum Oma-Dienst. Auch wir begrüßen diese Initiativen, vor allem für die Verbindung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie bietet der Oma-Dienst sicher auch ein sehr gutes Angebot an. Wir halten es als NEOS auch für sehr wichtig, dass es frauenpolitische Initiativen gibt und dass es vielfältige frauenpolitische Initiativen gibt. Dahin gehend finde ich es auch gut, dass es das Frauenvolksbegehren gibt, dass das Frauenvolksbegehren auch öffentlich diskutiert wird und Unterstützung bekommt, finde ich durchaus gut, um über dieses Thema auch zu sprechen. Ich finde es auch schön, dass wir in der österreichischen Politik seit letzter Woche wesentlich weiblicher geworden sind, mit jetzt drei weiblichen Parteichefinnen auf Bundesebene. Es ist gut, wenn auch die Politik durchmischt ist und auch wir in Richtung 50/50 kommen. Ich sehe in dem Antrag der Rot-Grünen auch einen Teil, den ich unterstützen kann, nämlich zu schauen, welche sinnvollen Maßnahmen sich aus dem Frauenvolksbegehren ableiten lassen und welche dieser Maßnahmen wir auch in Wien umsetzen können. Ich habe allerdings ein Problem damit, dass mit diesem Antrag eigentlich alles aus dem Frauenvolksbegehren unterstützt wird, denn auch, wenn ich bekennender Feminist bin und es wichtig finde, Frauenförderung zu betreiben, sind einige Punkte im Frauenvolksbegehren drinnen, die ich nicht vorbehaltslos unterstützen kann. Deswegen können wir auch leider dem rot-grünen Antrag nicht zustimmen. Es ist zum Beispiel die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche, die ökonomisch auf jeden Fall nicht sinnvoll ist, es ist die Forderung nach einer verpflichtenden Quote auch in Unternehmen, die weit in die Privatautonomie von Unternehmen hineingehen, die wir nicht mittragen können, oder es ist auch das Verbot von gewisser Art von Werbung, wo dann irgendeine Behörde, wer auch immer das ist, beurteilt, was ist eine Werbung, die noch okay ist, und welche Werbung nicht in Ordnung ist. Hier wollen wir auch keine Sittenwächterinstanz haben, die das feststellt. Letzter Punkt, der für uns sehr problematisch ist, ist die absolute Lohntransparenz auch im privaten Sektor - auch hier wieder ein Verstoß gegen die Privatautonomie gegenüber Unternehmern. Auf Grund dieser inhaltlichen Divergenzen können wir dem Antrag nicht zustimmen. Es gibt zahlreiche Personen innerhalb von NEOS, die auch das Frauenvolksbegehren unterstützen werden, hier in dieser Form können wir aber als Fraktion nicht zustimmen. Ich nehme aber das Angebot auch gerne an, sich fraktionsübergreifend zu überlegen, wie man Frauenpolitik auch im Wiener Gemeinderat einen stärkeren Fokus gibt und was für Initiativen wir auch parteiübergreifend voranbringen können. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Aigner. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Die Frau Kollegin Schwarz hat es ja schon gesagt, es ist einigermaßen frivol, dass man sich da jetzt den Oma- Dienst herauspickt, um eine allgemeine Debatte über das Frauenvolksbegehren zu machen, wo es vor Kurzem eines der seltenen Machtworte des Herrn Bürgermeisters bedurft hat, damit der Oma-Dienst überhaupt die mickrigen 20.000 EUR bekommt. Offenkundig keine SPÖ-nahe Vereinigung, die Katholische Kirche, da wollte man 20.000 EUR einsparen, und wir machen Ihnen bei jeder Subventionierung genügend Vorschläge, wo man Ihnen zeigt, wie man bei diversen, Ihnen nahestehenden Vereinen ein Vielfaches von dem ausgibt, was der Oma-Dienst kostet. Da ist ja viel ehrenamtliches Engagement dahinter, diese 20.000 EUR bekommen ja nicht die Omas, sondern das ist ja nur für die Vermittlung. In Ihren Vereinen arbeitet niemand ehrenamtlich, das sind nur Bezahlte und denen schmeißen Sie das Steuergeld nach, meine Damen und Herren. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Das Geld kriegen ja nicht die Omas, das ist nur ein Teil der administrativen Kosten. Aber wenn wir schon beim Frauenvolksbegehren sind, den Ball nehmen wir sehr gerne auf. Ich wundere mich, Frau Kollegin Huemer, warum Sie die wahren Bedrohungen der weiblichen Unabhängigkeit und Selbstständigkeit durch den Islam nicht hier erwähnt haben. Ein (ein Buch in die Höhe haltend) Buch, der Kulturkampf in unseren Klassenzimmern, wo Ihnen eine Lehrerin - und Gott sei Dank keine, die der ÖVP oder der FPÖ nahesteht, sondern die im Schulalltag in Ihren Pflichtschulen unterrichtet - zeigt, wie die weibliche Unabhängigkeit vom Islam - und ich unterlasse das Attribut politischer Islam oder islamistisch, es ist einfach der Islam - bei uns praktiziert und gehandhabt wird. (Beifall bei der FPÖ.) Wie schaut das Ganze aus? Mobbing, Kopftuchzwang, Lehrerinnen mit Kopftuch, österreichische Lehrerinnen ohne Kopftuch, denen der minimale Respekt verwehrt wird, weil eine Frau ohne Kopftuch ist ja mehr oder weniger wie Freiwild: Da haben sie kein Wort darüber verloren. Das haben sie jetzt schwarz auf weiß, was sich gerade jetzt mitten unter uns in den Schulen abspielt: Mädchen, die sich nicht schwimmen gehen trauen, die unter fadenscheinigen Begründungen nicht am Turnunterricht teilnehmen dürfen, wo die Musikerziehung untersagt wird, weil das Wichtigste für einen immer größeren Teil unserer Pflichtschüler ist, dass alles dem Koran entspricht, meine Damen und Herren. Und das nicht in irgendeiner Koranschule, sondern in den öffentlichen allgemeinbildenden Pflichtschulen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Und wenn Sie von patriarchalen Strukturen sprechen: In der Vergangenheit war das bei uns natürlich auch so. Aber reden wir doch nicht von der Vergangenheit, davon, was vor ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten war, sondern reden wir von den patriarchalen Strukturen, die wir uns importieren, wo Sie noch die Grenzen aufmachen. Und da ist dann nix mit Gleichberechtigung. Da gibt es eine ganz klare Rollenzuschreibung, da gibt es bestenfalls eineinhalb Geschlechter, nämlich die Männer und dann kommt einmal lange nichts. Und das können Sie im Straßenbild sehen, welches Rollenbild hier tradiert wird, da gibt es so gut wie keine Ausnahmen. Da haben Sie kein Wort darüber verloren, da sagt auch das Frauenvolksbegehren nichts. Da feiert man sich dafür ab, das Recht, ungeborenes Leben zu töten, wird quasi zum Menschenrecht hochstilisiert - alleine das ist ja ein Grund, dieses Frauenvolksbegehren nicht zu unterschreiben. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr. Wolfgang Ulm.) Und im Übrigen, ein Volksbegehren ist aus guten Gründen in unserer Bundesverfassung ein Element der direkten Demokratie. Da sind nicht die Parteien und nicht die Parlamente gefordert, sondern das ist eine Sache der Bürgerinnen und Bürger. Und deswegen, dass hier in einem parlamentarischen Gremium, das ja ohnehin Beschlusskompetenz hat, Resolutionen gefasst werden und gesagt wird, unterschreibt doch ein Volksbegehren, da vermengen Sie direkte und indirekte Demokratie auf eine völlig unzulässige Weise. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Sabine Schwarz.) Wir werden uns genau anschauen, wieweit der Frauenschutz und Kinderschutz dann in Wien umgesetzt wird. Und das möchte ich dann nicht hören, dass Dreijährige, Vierjährige, Fünfjährige sich freiwillig ein Kopftuch aufziehen. Ja, das schaue ich mir an, wie dann in Wien das Kopftuchverbot in den Kindergärten umgesetzt wird. Sie sind auf die Bundesregierung losgegangen. Ja, warum unterstützen Sie die Regierung nicht bei der Verschärfung des Sexualstrafrechtes, damit wir hier auch ganz klar ein Zeichen setzen, dass eben Frauen, auch wenn sie nicht nach Koranvorschriften bekleidet sind, nicht zu attackieren sind. Da hört man nichts, da haben Sie immer eher Sympathien für die Täter und die armen Täter. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Sagen Sie einmal!) - Dann unterstützen Sie die Regierung bei der Verschärfung des Sexualstrafrechtes. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr. Wolfgang Ulm.) Unterstützen Sie bitte den Innenminister bei der konsequenten Abschiebung illegaler Straftäter und machen sie keine Lichterkette, wenn jemand abgeschoben wird. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Da wollen Sie nicht mitspielen. Und dass es für Frauen in dieser Stadt und in diesem Land seit dem ungehinderten Zuzug von hunderttausenden Einwanderern aus dem arabischen Raum nicht sicherer geworden ist, das zeigt jede Statistik und das sieht man und das ist mit den Händen zu greifen. Und dagegen gibt es kein Volksbegehren, dagegen hilft nur eine konsequente Grenzsicherung, ein Rechtsstaat, auf dem man nicht herumtrampeln kann. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Aber das bestreitet eh keiner!) - Bitte? (GRin Martina Ludwig-Faymann: Das hat keiner bestritten!) - Das sind aber die echten Anliegen, so kann man etwas weiterbringen, und nicht mit irgendwelchen Forderungen aus den 70er Jahren, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. - Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Das ist eigentlich mein Geschäftsstück!) Ich bin froh, dass sich der Herr Stadtrat auch mittlerweile an der Debatte beteiligt, aber es ist nicht unsere Geschäftsgruppe, da müssen Sie zu Ihrem Koalitionspartner gehen. Die Poststücke vorher waren Wohnbau und Frauen. Jetzt könnten wir auch eine Debatte darüber führen, ob man nicht die Frauen populärer hätte präsentieren können, als Annex zum Wohnbau (Heiterkeit bei der FPÖ.), das wäre eigentlich auch eine Debatte, aber das haben ja Sie mit Ihrer Geschäftseinteilung gemacht. Aber im Endeffekt (Beifall bei der FPÖ.) wollten Sie eine Debatte haben, und jetzt haben Sie die Debatte, und da können Sie sich nicht beschweren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist zum zweiten Mal Frau GRin Huemer, Restredezeit zwei Minuten. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Ja, leider nicht mehr sehr viel Zeit, aber ich gehe noch auf ein paar Punkte ein. Thema Religionen: Es gibt einen ausgezeichneten Film, den ich Ihnen allen hier an dieser Stelle empfehlen möchte, der heißt "#Female Pleasure", das geht es um Frauen, die von fundamentalen Gruppen aus allen Religionen sexuell missbraucht, vergewaltigt wurden. Schauen Sie sich diesen Film an. Und die Debatte, wie es sie derzeit in Deutschland oder Australien in der Katholischen Kirche gibt, wie sexuelle Gewalt dort behandelt oder nicht behandelt wird, zeigt, Gewalt gegen Frauen ist überall. Es ist nicht ein einziges Religionsphänomen, sondern es ist ein Strukturphänomen, ein Strukturphänomen, das nicht mit Migration zusammenhängt, sondern mit den Verhältnissen von Mann und Frau und patriarchalen Strukturen. In Wien, sehr geehrte Damen und Herren, das lasse ich wirklich nicht auf mir und auf uns als rot-grüner Regierung sitzen, haben wir hier die beste Bilanz, was die Einkommensschere betrifft, wenngleich sie immer noch schlecht ist, aber von allen Bundesländern ist Wien hier am besten. Genauso bei der Pension, und wenn ich Pension höre, dann fällt mir sofort die Pensionsreform von Schwarz-Blau ein, die mit der Durchrechnung eine massive, aber so eine massive Verschlechterung für die Pensionen von Frauen letztendlich damals erreicht hat, dass ich es wirklich nur zynisch finde, wenn Sie hier mit Anrechnungen jetzt daherkommen, denn da gehört das Fundament wirklich geändert. Das Thema sexuelle und reproduktive Rechte ist ein Menschenrecht, das ist ein Grundrecht. Hier die Freiheit der Frauen hereinzunehmen, da sind wir wirklich noch weit entfernt. Und die Freiheit von Frauen ist dann erst auch möglich, wenn sie wirklich wählen können, und wirklich wählen heißt, bei gleichem Geld, wenn sie nicht von Gewalt bedroht sind, wenn sie nicht mit sexistischen Werbungen oder sexistischen ... Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Bitte zum Schluss kommen. GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): ... Belästigungen konfrontiert sind. Also, all diese Maßnahmen sind notwendig. Wenn Sie die Forderungen genau gelesen hätten, dann würden Sie auch sehen, dass hier die Polizei, die Institutionen, die mit Gewalt konfrontiert sind, ganz massiv auch ins Frauenvolksbegehren aufgenommen sind. Also keiner von uns würde die Partei wählen, für die er da sitzt oder für die sie da sitzt, denn 100 Prozent gibt es nirgends. Aber es gibt einfach ganz viele wesentlichen Punkte, um die geht's, und hier an einem Strang zu ziehen, das wäre eben wichtig. Und darum ist dieses Frauenvolksbegehren so wichtig. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hebein. (GR Michael Stumpf, BA: Wahlkampf ist!) GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Man kann die Diskussion nicht so stehen lassen, drei Punkte würde ich gerne festhalten. Das eine ist: Willkommen im 21. Jahrhundert, werte Opposition, mein Bauch gehört mir. Offensichtlich müssen wir Frauen jetzt wieder den Kampf führen, den wir jahrzehntelang geführt haben. Das ist der Punkt 1. Punkt 2: Denken Sie an Ihre Mütter, denken Sie an Ihre Großmütter, die jetzt alt sind oder alt werden. 2 Prozent unserer Mütter, Großmütter erhalten, wenn es nach Schwarz-Blau geht, die volle Pension, haben sich das ganze Leben nichts zuschulden kommen lassen. Die 40 Jahre sind kaum machbar für Frauen. Und der dritte Punkt, und den finde ich auch enorm heikel, wirklich enorm heikel: Sie reden hier wirklich von Gewalt, werte Oppositionsparteien. Und jetzt richte ich mich auch an die Frauen, wo zumindest eine Auseinandersetzung möglich ist, ein Austausch möglich ist: Sie von den Regierungsparteien haben zugelassen, dass im Auftrag eines Innenministers in den letzten Tagen die Frauen und auch Kinder, die Gewalterfahrungen haben, missbraucht werden für eine wirklich, wirklich schäbige Politik. Sie sind jetzt hergegangen in den letzten Tagen und haben gesagt, die Polizei soll nur mehr gewisse Sexualdelikte kommunizieren, mit bestimmten Medien. Ja, wo sind wir denn hier gelandet, meine sehr geehrten Damen und Herren? Wo sind wir gelandet? (Beifall bei den GRÜNEN.) Häusliche Gewalt soll kein Thema mehr sein. 90 Prozent häusliche Gewalt. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Nein, die 10 Prozent offen auf der Straße, wo man dazuschreibt, woher die Personen kommen, da sind wir hier gerade gelandet. (GR Armin Blind: Als Warnung an die Bevölkerung!) Hochproblematisch, hier sind unsere Rechtsstaatlichkeit, unsere Demokratie, unsere Pressefreiheit in Gefahr und Sie kommen her und reden über Gewalt und Gewaltschutz. Sie missbrauchen gerade Frauen mit Gewalterfahrung. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie missbrauchen die Geschäftsordnung!) Es ist schäbig (Beifall bei den GRÜNEN.), und insofern danke ich tatsächlich allen, die sich für das Frauenvolksbegehren engagieren. Ich finde es auch schade, von den NEOS kann ich es zwar nachvollziehen, finde es trotzdem schade, man muss nicht alle Forderungen in jedem Detail teilen. Da kann man diskutieren, aber die Intention ist die Richtige. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Mag. Wolfgang Jung: Also "schäbig" ist zulässig? Grenzwertig war die ganze Rede!) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: "Schäbig" ist ziemlich grenzwertig, aber ja. Zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Ludwig-Faymann. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich muss ehrlich gestehen, ich bin ein bisschen fassungslos. Ich hätte nicht gedacht, dass im Jahr 2018, wenn eine Kollegin hier sozusagen versucht, Werbung zu machen, motivieren möchte, das Frauenvolksbegehrung zu unterzeichnen, es zu derartigen Emotionen und anderen Ergüssen kommt. Auch wenn manche Meldung - und ich glaube, Sie wissen, was ich meine -, die hier kam, nicht ganz vielleicht hervorgedrungen ist, glaube ich, ist es wirklich geschmacklos und man sollte sich bei dem Thema überlegen - und jetzt kann man lange diskutieren -, passt das hier her oder nicht. Aber da geht es um Frauenrechte (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ihr seid unfähig!), da geht es um Gleichstellung, da geht es um Gleichberechtigung, da geht es um die Gesundheit und das Überleben von Frauen, da kann man sich schon ein bisschen zusammenreißen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich verstehe, dass Ihnen das Thema unangenehm ist, denn sonst wäre das nicht so passiert, wie es gerade passiert ist. Wir haben es ja alle miterlebt. Im Frauenvolksbegehren geht es im Übrigen auch darum, dass wir mehr Frauen in Mandaten wollen. Und ehrlich gesagt, wenn ich mir Ihre Reihen anschaue, dann ist das leider nicht der Fall, Sie haben ein paar wenige Frauen. (GR Michael Stumpf, BA: Wir haben tolle Frauen, wir sind stolz auf unsere Frauen!) Ich kann es auch den NEOS nicht ersparen, dass sie leider nur mehr eine Frau in ihren Reihen haben, was ich auch sehr, sehr bedaure, weil es mir generell um mehr Frauen aus allen Parteien in Vertretungen und um Mandate geht, weil ich auch glaube, dass damit für die Situation von Frauen mehr erreicht werden kann, als wir das heute haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wenn wir vom Oma-Dienst reden, der - irgendjemand hat es inzwischen, glaube ich, ohnedies schon richtiggestellt - hier nie eine Streichung erfahren hat, sondern auch letztes Jahr unterstützt wurde, dann ist das natürlich ein Thema, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht, wenn es um Gleichstellungspolitik geht - und auch ich würde mir wünschen, dass es in dieser Stadt irgendwann einmal nicht nur den Oma-Dienst, sondern auch den Opa- Dienst gäbe. (Beifall von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Denn, liebe Frau Kollegin Schwarz, wenn Sie hier sagen, wir sollten einen Schritt weitergehen und beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht immer nur die Frauen ansprechen: Ehrlich gesagt, die letzten 100 Jahre - mindestens - waren wir es, die immer auch darauf hingewiesen haben, dass das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine Frauenangelegenheit ist, sondern beide Elternteile betrifft. (Beifall bei der SPÖ.) Dies also nicht erst seit dem Jahr 2018, sondern wenn Sie sich all das, was wir geschrieben und gesprochen haben, aufmerksam durchlesen, dann ist klar, dass wir beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Männer ja nie außen vor gelassen haben, ganz im Gegenteil. Alle Bestrebungen unsererseits waren immer auch darauf ausgerichtet, dass auch Männer mehr mittun, mehr Möglichkeit dazu haben und ihrer Verantwortung als Väter ebenso nachkommen, wie das Mütter in ihrer Verantwortung als Mütter tun. (GRin Veronika Matiasek: In unserer Kultur ist das heute selbstverständlich! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Kollegin Schmidt, selbstverständlich in Ihrer Kultur, dass Männer sich genauso zuständig fühlen?! - Ich glaube, wir lassen das einfach so dahingestellt. Es werden sich jeder und jede seinen oder ihren eigenen Reim darauf machen. (Lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ und Gegenrufe bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Bitte um Ruhe im Saal! GRin Martina Ludwig-Faymann (fortsetzend): Kollegin Schmidt, lassen Sie mich ... (GR Armin Blind: Aber wir brauchen keine ..., die uns das vorschreibt! Da kümmern wir uns schon selber darum! Das können wir schon selber tun, keine Angst!) - Ich habe eh keine Angst, keine Angst. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und wenn Sie, Kollegin Schmidt, sagen, dass Rot-Grün - und ich nehme mir jetzt vor allem das Rot raus, denn dafür stehe und spreche ich - in den letzten Jahren und Jahrzehnten nichts für Frauen getan habe, ehrlich gesagt, das ist ja fast ein bisschen ... - ich weiß es nicht. Also Sie müssten es eigentlich besser wissen, da Sie Parlamentarierin sind. Und es waren nicht nur die Frauen, sondern in der Sozialdemokratie gab es immer auch schon Männer, die in diesem Bereich Wichtiges geleistet haben. So war es etwa Christian Broda in seiner Funktion als Justizminister, der in den 70er Jahren unter Kreisky die Familienrechtsreform, gemeinsam natürlich mit Sozialdemokratinnen wie Johanna Dohnal, in diesem Land umgesetzt und durchgesetzt hat. Und es waren in erster Linie die sozialdemokratischen Frauen, oft aber auch in Koalition und gemeinsam mit bürgerlichen und konservativen Frauen - auch in diesem Raum, im Übrigen, haben wir gemeinsam sehr viel umgesetzt -, aber in erster Linie Sozialdemokratinnen, aber auch Sozialdemokraten, immer maßgeblich jene in diesem Land, die seit 100 Jahren für Gleichstellung nicht nur gekämpft haben, sondern in diesem Bereich vieles möglich gemacht haben, was wahrscheinlich auch Ihnen, Frau Kollegin, vieles in Ihrem Leben bisher möglich gemacht hat. Das, glaube ich, kann niemand bestreiten, und darauf bin ich persönlich auch sehr, sehr stolz. Aber wir müssen aufpassen, dass es hier keine Rückschritte gibt - die es international auch schon gibt; der Backlash lässt es zu. Sie sind es, die in der Bundesregierung sitzen und Subventionen für Frauenvereine streichen, die ganz, ganz wesentlich dann sind, wenn es um Verschleppung und Zwangsheirat geht. Ich bitte Sie daher von dieser Stelle aus, das wieder zurückzunehmen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich habe schon gesagt, es wurde in diesem Raum vieles gemeinsam umgesetzt, und auch ich hatte schon die Freude, gemeinsam mit allen Parteien hier Projekte umzusetzen. Ich kann mich daran erinnern, wie wir vor 20 Jahren - es waren auch immer wieder Kolleginnen von der ÖVP darunter, wie zum Beispiel Maria Rauch-Kallat, aber auch Vertreterinnen der FPÖ, wie etwa Karin Landauer - gemeinsam, gerade auch, wenn es um Themen wie das Frauenvolksbegehren gegangen ist, an einem Strang gezogen haben, denn nur gemeinsam waren vor allem Frauen in der Geschichte und in der Vergangenheit seit 100 Jahren erfolgreich. Wir feiern ja heuer 100 Jahre Frauenwahlrecht. Ich würde mich freuen, wenn es in diesem Bereich vielleicht auch wieder ein Stück in die richtige Richtung ginge. Das Frauenvolksbegehren geht in die richtige Richtung. Ich weiß, es gibt Details, über die man lange streiten kann, aber ich glaube, in Zeiten wie diesen, auch wenn man sich international umsieht, geht es darum, dass man Signale setzt, dass man sagt, in diese Richtung wollen wir, wenn es um Gleichstellung geht, wenn es darum geht, Frauen vor Gewalt zu schützen und überhaupt Machtverhältnisse, wenn es geht, irgendwann einmal wegzubringen. Da geht es um eine gemeinsame Zielrichtung. Das Frauenvolksbegehren ist nur eine der Möglichkeiten, um in diese Richtung Signale zu setzen. Aber auch ich möchte von dieser Stelle aus dazu aufrufen und Werbung dafür machen, ab 1. Oktober zu unterzeichnen, hinzugehen und durch das Leisten einer Unterschrift eine Stimme für die Frauen abzugeben. - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Nur in aller Kürze zwei Dinge: Das eine ist ja schon gesagt worden. Der Oma-Dienst ist ja sehr positiv besprochen worden, er wurde aber auch voriges Jahr subventioniert. Es handelt sich hier also um eine durchgängige Getragenheit und Subventionierung - darauf wollte ich nur noch einmal, auch zum Aktenstück zurückkommend, besonders hinweisen. Das Zweite ist, dass mich die Herleitung hier nicht sehr überzeugt hat. Zur Debatte sage ich nichts, da muss ich mich auch nicht einmischen. Eine einzige Sache - was ja auch gesagt worden ist -: Natürlich können - und, aus meiner Sicht, sollen - auch Männer das Frauenvolksbegehren unterschreiben. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie sind Berichterstatter, Herr Kollege!) In diesem Sinn bitte ich, das Poststück und auch den Antrag zu unterstützen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 3, das ist die Förderung an den Katholischen Familienverband der Erzdiözese Wien für den Oma-Dienst. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Poststück ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegt ein Beschlussantrag der GemeinderätInnen Huemer, Ellensohn, El-Nagashi, Margulies, Kraus, Hebein, Maresch, Kickert, Chorherr, Berger-Krotsch, Ludwig-Faymann, Novak, Karner-Kremser, Vettermann, Hursky und Hanke betreffend Unterstützung des Frauenvolksbegehrens 2.0 vor. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und NEOS mehrstimmig so beschlossen. Es gelangt nunmehr Postnummer 4 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein zur Förderung der Musikschule Wien. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Marina Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Blind. - Bitte. GR Armin Blind (FPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Werte Kollegen! Wir können der Empfehlung der Berichterstatterin aus folgenden Gründen nicht folgen: Wir haben den Verein zur Förderung der Musikschule Wien, und was einem an diesem Akt auffällt und auffallen muss, sind die enormen Kosten, die mit dieser Vereinsstruktur einhergehen - enorme Kosten vielleicht nicht in absoluten Zahlen, gemessen am Gesamtbudget der Stadt Wien, aber es wird daran sehr schön dieses System SPÖ, dieses System Stadt Wien sichtbar. Wir haben eine Förderungssumme von 200.000 EUR. Wir haben, wie wir dem Akt entnehmen können, einen Gesamtaufwand des Vereins von 273.000 EUR, und wir haben einen Verwaltungsaufwand durch diesen dazwischengeschalteten Verein von etwas mehr als 79.000 EUR. - 79.000 EUR von ungefähr 273.000 EUR, das ist ein erklecklicher Anteil, der hier alleine dafür draufgeht, dass Intransparenz in einer Stadt gelebt wird, die Mitglied von Transparency International ist, meine Damen und Herren. Natürlich ist Wien die Welthauptstadt der Musik. Wien ist weltweit bekannt für seine Musik, und die Musik ist zweifelsohne ein wichtiger Magnet für den Tourismus und auch für das kulturelle Leben in Wien. Das will ich hier nicht bestreiten, sondern sogar auch noch unterstreichen. Und nicht dass man uns missversteht - denn das wird ja in diesem Haus ganz gern getan -: Selbstverständlich sind wir für die Förderung und für den Ausbau der Musikschulen. Genau aus diesem Grund aber sind wir gegen diese Vereinskonstruktion, denn es kann mir niemand erklären, dass das, was dieser Verein macht, der Magistrat nicht besser oder zumindest gleich gut machen würde. Mir kann auch niemand erklären, dass gewisse Auffälligkeiten, die sich aus diesem Akt ergeben, rein zufällig sind. Man braucht sich nur die Adresse des Vereins anzusehen und stellt fest: Wundersamerweise befindet sich an der gleichen Adresse die Musikschule Wien. Zufall? Warum trennt man hier? Das ist überhaupt nicht einzusehen. Wenn man sich den Akt dann noch ein bisschen näher anschaut, kommt man natürlich drauf, es hat eine Veränderung gegeben - außer Anpassungen im Bereich der Zahlen -: Obmann des Vereins ist jetzt nicht mehr Kollege Baxant, sondern Frau Kollegin Rubik ist Obfrau. Ich kann Sie aber beruhigen: Kollege Baxant ist jetzt Obfrau- Stellvertreter. Frau Kollegin Rubik war Obmann-Stellvertreterin und ist jetzt Obfrau. - Alles Zufälle? Wir werden uns natürlich auch anschauen - wir haben ja heute schon ein paar Mal gehört, dass es hier Probleme in der Anwendung der Geschäftsordnung gibt -, ob man sich - Kollege Baxant ist heute, glaube ich, nicht da, aber Kollegin Rubik - der Stimme enthalten wird oder ob man hier als Obfrau eines Vereins beim Beschluss der Vereinssubvention mitstimmt. Ich gehe von Letzterem aus, denn wenn das Grundprinzip lautet: "Die Stadt gehört mir!", dann ist das ja auch kein Problem. Wir würden darin ein Problem sehen. Wir würden es natürlich auch sehr ordentlich finden - und ich gehe davon aus, dass das absolute Abstimmungsergebnis darunter nicht leiden würde -, wenn sich die Vereinsobfrau an der Abstimmung nicht beteiligen würde, sondern ihre Befangenheit erklären würde, die hier meines Erachtens offenkundig ist. Aber auch in technischer Hinsicht ist der Verein höchst intransparent. Wenn man sich den Akt anschaut, sieht man zwar einen Personalaufwand im Sinne von Lohn und Lohnnebenkosten von in Summe ungefähr 66.000 EUR, man sieht aber nicht, wie viele Personen bei diesem Verein angestellt sind und was die operativ genau tun. Was man aber sieht - und da ist offensichtlich die Transparenz in einem höheren Maße gegeben -, ist bei der Musikschule Wien, wenn man auf deren Homepage geht, ein durchaus beachtlicher Personal-Pool dort. Und wiederum: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Musikschule Wien, direkt subventioniert, die Erfüllung dieser Aufgaben nicht zustande bringen würde. Also summa summarum ein typischer Fall von SPÖ-Förderungspolitik: Raus aus der Transparenz, rein in die Intransparenz! Raus aus der parlamentarischen Interpellation, rein in das System Wien! Da können wir, meine sehr geehrten Damen und Herren, selbstverständlich nicht mitmachen. (Beifall bei der FPÖ.) Auf der anderen Seite, wenn es nicht mehr so ganz darum geht, dass man einen Verein hat, wo zwei SPÖ- Gemeinderäte im Vorstand sitzen, wird das Engagement schon dünner: Seit Jahrzehnten - ich war noch Bezirksrat, als wir das für Penzing gefordert haben, es ist noch immer nicht passiert - fordern wir, dass jeder Bezirk eine Musikschule bekommt; in der Welthauptstadt der Musik wohlgemerkt, als die wir uns selber empfinden, und dies meines Erachtens ganz zu Recht. In der Welthauptstadt der Musik gibt es nicht in jedem Bezirk eine Musikschule! Obwohl die musikalische Bildung und die musikalische Erziehung gerade von Kindern und Jugendlichen auch zu einem gedeihlichen Miteinander beiträgt - außer man ist der Meinung, Musik ist haram, aber das ist jetzt nicht das Thema -, versagen Sie den Kindern in Wien genau diese Möglichkeit. Wir finden das bedauerlich, wir finden das auch falsch, und deswegen bringe ich folgenden Beschlussantrag der Gemeinderäte Blind, Aigner, Damnjanovic, Haslinger, Kohlbauer, Schmidt und Schütz ein: "Die Stadt Wien setzt sich konsequent dafür ein, dass sich die Zahl der Musikschulen kontinuierlich erhöht und die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Als Ziel wird zumindest eine Musikschule für jeden Bezirk angestrebt." (Beifall bei der FPÖ.) Ich hoffe, Sie treten diesem Antrag bei, auch wenn er von der FPÖ kommt - weil wir vorhin vom Pluralismus und vom Parlamentarismus gesprochen haben -, und überdenken, ob es wirklich notwendig ist, Vereinskonstruktionen zu wählen, oder ob es nicht besser wäre, dieses Geld in den Ausbau der Musikschulen zu stecken. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. - Bitte. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Zu den Ausführungen des Kollegen Blind und allgemein zum Verein: Dass wir schauen, dass die Musikschulen ihre Arbeit gut machen, dass ganz Wien versorgt wird, ist ja unbestritten. Wenn es da einen Ausbau geben soll, ist es auch okay. Ob es wirklich eine pro Bezirk sein muss und ob das eine gewisse Logik hat, weiß ich nicht, aber ich bin dafür, dass es eine entsprechend gute Versorgung gibt. Wir versuchen ja auch, indem wir zum Beispiel hier auch mit den Schulen, mit den normalen Volksschulen zusammenarbeiten, und, und, und, das in die Schulen zu bringen, weil man dadurch natürlich einen noch breiteren Zugang zum Singen und zu den Instrumenten schafft. - Alles in allem gibt es hier also einiges an Initiativen, die, glaube ich, auch sehr erfolgreich sind. Und zur Frage, was der Verein macht - das ist ja eine Debatte, die wir auch bei anderen Vereinen führen -: Natürlich kann man immer zwei, drei Dinge sagen. Das eine ist, dass das theoretisch andere ausgegliederte Organisationen machen könnten, es müsse kein Verein sein - gerade weil wir heute auch zum Beispiel eine GmbH gründen beziehungsweise ein Beschluss vorgeschlagen ist, das zu machen. Oder es könnte auch der Magistrat machen. - Klar, nur bedeutet das immer, dass das natürlich auch dort Geld kostet, Mannstunden, und, und, und. Es ist nicht gänzlich kostenlos. Sie sprechen da von dem großen Polster, den die Musikschule habe, aber: Diese Menschen arbeiten ja alle etwas! Daher müsste man dann vielleicht doch noch eine Person anstellen. Also so gesehen: Egal, wer es macht, es wird uns etwas kosten. Die Frage ist dann immer: Wo ist es am günstigsten? (GR Armin Blind: Genau!) Wo ist die flexibelste Methode? Und was macht dieser Verein genau? - Er unterstützt eben Musikschulen. Und daher ist es natürlich gut, in der Musikschule Wien auch zu logieren. Das ist in dem Sinn natürlich kein Zufall. Natürlich ist es auch kein Zufall, wer sich dort engagiert und wer gewählt wird - na ja, klar, warum sollte das auch ein Zufall sein? Natürlich wissen die Menschen, die dort tätig sind, was sie wollen und warum sie dort sind. Was macht der Verein? - Er unterstützt die Musikschulen zum Beispiel bei Förderwochenenden, wo Kinder gemeinsam mit den Musikschulen ein ganzes Wochenende in ihren jeweiligen Instrumenten gefördert werden. Er unterstützt Konzertauftritte - im Odeon, im MuTh, im Konzerthaus. Es gibt Kooperationen mit dem RadioKulturhaus. Die gesamte finanzielle Abwicklung wird für die Musikschulen übernommen. Das sind zum Beispiel diese ganzen Werkverträge - man muss das immer rechtzeitig schicken, man muss das Honorar zahlen, man muss sich darum kümmern, dass das überhaupt zustande kommt -, die Mieten, die Honorare und zum Beispiel auch die China-Reise des Mädchenchors der Singschule Wien. Es sind auch Sponsorenverträge geschlossen worden, durch die Mittel lukriert wurden, um das möglich zu machen. Oder es geht um den Ticketverkauf, das Theaterprojekt der Musikschule Liesing, bei dem es die Chance gibt, ein Musical mitten in Wien aufzuführen, zum Beispiel im Theater Akzent, mit acht Vorstellungen. Da geht es wieder um die Vertragsabschlüsse, die Abrechnungen, die Administration. Da gibt es auch Erlöse, die zum Beispiel wieder dem Verein zu Gute kommen, der das dann wiederum in diese Aktivitäten steckt. Das muss aber natürlich ebenfalls entsprechend budgetiert und gehandhabt werden. Es gibt weitere Aufführungen mit im Gesamten - ich fasse das jetzt zusammen - 4.000 Schülerinnen und Schülern. Es gibt prima la musica, das gemeinsam mit der MA 13 organisiert wird, wo die ganze Wettbewerbswoche mitorganisiert wird. Dieser Wettbewerb wird auf der Musik-Uni durchgeführt, und der Schluss findet dann jeweils im Konzerthaus statt. Es gibt Kooperationen, die organisiert werden - was auch jemand machen muss und was in diesem Fall der Verein macht -, mit Bösendorfer, mit Eva Lind Musik, mit dem Jungen Ensemble Hörbiger, mit dem Mozarthaus Vienna, mit der Oper Burg Gars, mit Steinway, mit radio klassik Stephansdom, und, und, und. Die Internationale Chopin-Gesellschaft kooperiert, diese organisiert wieder große Konzertreisen nach Buenos Aires, nach Den Haag. Und natürlich fallen dort nicht nur die Lohnkosten für die eigenen Mitarbeiter an, sondern auch die Kosten für die gesamte Verwaltung all dieser Aktivitäten - für den Steuerberater, für Buchhaltung, für Bürobedarf, für die Versicherung von Dozenten. Das heißt, die gesamte Förderung kommt natürlich - indem hier Arbeit von den jeweiligen Musikschulen übernommen wird und diese dadurch personell entlastet werden und diese Arbeit nicht in den einzelnen Musikschulen gemacht werden muss - auch allen Musikschulen zu Gute und damit auch entsprechend der Musikausbildung. Alles in allem glaube ich, dass die Gesamtsumme, über die wir hier reden, und diese Aktivitäten in einem guten und gesunden Verhältnis zueinander stehen und dass wir daher auch gut daran tun, für die musikalische Ausbildung in Wien diese Position heute zu beschließen, und darum ersuche ich. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 4. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Poststück ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN so angenommen. Es liegt ein Beschlussantrag der Freiheitlichen Partei hinsichtlich Musikschulen in Wien vor. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem seine Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS, FPÖ und ÖVP gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN. Das ist somit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 6 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Realisierung der Dachgeschoßausbauten zweier allgemein bildender Pflichtschulen in Wien 16. Zu Wort ist niemand gemeldet. Wir können gleich zur Abstimmung kommen, die allerdings getrennt durchgeführt wird. Wir stimmen zuerst ab über den Punkt 1: Realisierung der Dachgeschoßausbauten zweier allgemein bildender Pflichtschulen, Volksschule in Wien 16., Landsteinergasse und Neue Mittelschule in Wien 16., Wiesberggasse. Wer dem seine Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Zweitens stimmen wir darüber ab, dass der Magistrat ermächtigt wird, mit der WIP - Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, Wien 2., Messeplatz 1, vorgelegten Vertrag zur Übernahme von Projektmanagementleistungen abzuschließen. Wer dem seine Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und NEOS so angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 7 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit dem Firmennamen BiM - Bildung im Mittelpunkt GmbH. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Marina Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. - Bitte. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Bei diesem Akt muss man ein bisschen in die Vergangenheit schauen, um zu sehen, warum dies auch ablehnenswert ist. Es ging jahrelang um eine Vereinsstruktur, die fragwürdigerweise gefördert worden ist, und jetzt wird diese fragwürdige Vereinsstruktur einfach in eine fragwürdige GmbH-Struktur umgewandelt - und selbstverständlich werden wir da auch heuer nicht zustimmen. Diese Vereinsstruktur mit dem Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung gibt es seit 1995. Dieser Verein ist damals mit zirka 3,2 Millionen EUR gefördert worden, und im Laufe der Jahre hat sich das auf bis zu knapp unter 40 Millionen EUR erhöht. Diese Förderung wurde gewährt, ohne dass es eine zeitliche Befristung für die Förderung gab, noch gab es einen konkreten Subventionsbetrag - der Verein hat einfach den Bedarf anmelden können und hat die entsprechenden Mittel bekommen - und ebenso wenig einen konkreten Leistungsumfang des Vereins. Was es auch nicht gegeben hat, waren konkrete Richtlinien - zumindest für uns einsehbare Förderrichtlinien -, die für diese spezielle Struktur einzuhalten gewesen wären. Wir sehen in diesem Verein, in seiner Entstehungsgeschichte eine massive persönliche Verstrickung von vielen SPÖ-Mandataren und sehen bis heute diese Vereinsstruktur als eine extrem intransparente Struktur an, wo wir auch nicht die Möglichkeit haben, festzustellen, warum sie in dieser Form überhaupt gewählt worden ist. Man muss ja jetzt - wahrscheinlich ohnedies wegen des Druckes auch des Rechnungshofes, der ja die Nachmittagsbetreuung geprüft hat - die Vereinsstruktur in eine GmbH-Struktur ändern. Nichtsdestotrotz ist das weiterhin sehr, sehr bedenklich und fragwürdig. Dementsprechend werden wir dieser Umwandlung nicht zustimmen. Wir halten es für wesentlich sinnvoller, wenn man so wichtige Bereiche wie Schulpsychologen und Nachmittagsbetreuung entweder in städtischer Hand belässt oder als Gesamtpaket auch ausschreibt. Wir werden in diesem Fall mit dem Antrag der Freiheitlichen mitgehen, dass wir es in den städtischen Bereich eingliedern und durch Angestellte der Stadt erledigen, weil Bildung aus unserer Sicht eine hoheitliche Tätigkeit ist, die durch Bedienstete der Stadt erledigt werden sollte und nicht im Rahmen einer GmbH-Struktur. Deshalb lehnen wir den Antrag ab. (Beifall bei den NEOS und von GR Dr. Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. - Bitte. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Wie Herr Kollege Wiederkehr schon gesagt hat, geht es hier um die Umwandlung des Vereins für Kinder- und Jugendbetreuung, der zum größten Teil für die Nachmittagsbetreuung ebenso wie für die Freizeitbetreuung an Schulen zuständig ist. Im März 2017 waren rund 1.000 Betreuerinnen und Betreuer im Einsatz, und für das Jahr 2018 hat man laut Akt 20 Prozent aufgestockt, und es sind jetzt 1.400 im Einsatz. Im Jahr 2016 hatten nur 451 Betreuerinnen und Betreuer den Abschluss des Hochschullehrgangs für Freizeitpädagogik - ich komme dann auch gleich darauf zurück, warum ich das so betone. Es ist so, dass im Juni 2017 mit den Stimmen von Rot-Grün ja auch noch beschlossen wurde, dass das weitere Unterstützungspersonal, wie Schulpsychologen, bei dem Verein angestellt werden soll. Schon damals haben wir gesagt, dass wir der Meinung sind, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigentlich dem Stadtschulrat beziehungsweise der Bildungsdirektion einzugliedern wären. Es gibt heute auch einen Antrag von der FPÖ, der in die gleiche Kerbe schlägt und dem wir natürlich zustimmen werden. Wichtig ist, dass man ein Augenmerk auf die qualitätsvolle Ausbildung der Betreuerinnen und Betreuer legt, denn die Herausforderung an den Schulen wird ja immer größer und macht auch vor der Freizeitpädagogik nicht Halt. In den letzten Wochen und Tagen war das Thema "Radikalisierung an Schulen" ja immer wieder aktuell, und wir haben als ÖVP-Wien unser Programm dazu vorgestellt. Wir bringen heute einen Beschlussantrag dazu ein, mit der Bitte um Zuweisung an den Ausschuss, damit hier eine Gesprächsbasis gegeben ist und man auch darüber verhandeln kann. Ich möchte nur kurz festhalten, welche Punkte das sind: Zum einen fordern wir mehr Schulpsychologen und Schulsozialpädagogen. Wir fordern die Rechtsschulung für Mädchen, um sie darüber aufklären zu können, dass die Gleichstellung von Mann und Frau in Wien eine Selbstverständlichkeit ist. Wir fordern das Sprachniveau C1 als Mindeststandard für pädagogisches Personal. Wir fordern ein verpflichtendes Elterngespräch in Schulen und Kindergärten, und bei Nichtbefolgung durch die Eltern sagen wir, es muss auch über die Einfrierung der Familienbeihilfe diskutiert werden dürfen. Wir fordern eine Schaffung eines Anreizsystems für die Elternbildung, denn wir alle wissen - und da sind wir uns, glaube ich, auch über alle Fraktionen hinweg einig -, ohne Eltern im Boot haben die Kinder keine Chance, eine gute Bildungskarriere abzuschließen. Wir fordern Qualitätskontrollen für den Islamunterricht. Wir fordern, dass Eltern ein Bekenntnis zur Werteordnung unterschreiben, wenn sie ihre Kinder an den Schulen anmelden, und wir fordern ein klares Bekenntnis dazu, dass der Schwimmunterricht ein Teil des Turnunterrichts ist und dass Kinder, besonders die Mädchen, diesen auch nachholen müssen, wenn er versäumt wurde. Wir bringen hierzu den Antrag ein. (Beifall bei der ÖVP.) Abschließend möchte ich nur sagen: Wir werden nicht zustimmen, dass der Verein für Kinder- und Jugendbetreuung in die gemeinnützige GmbH "BiM - Bildung im Mittelpunkt" umgewandelt wird, denn wir haben schon einmal gesehen, dass so etwas nicht funktioniert, und das war bei den Volkshochschulen in Wien. Die sind ebenfalls eine gemeinnützige GmbH geworden und haben ein finanzielles Desaster. Ich bin der Meinung, wir sollten das nicht auf dem Rücken unserer Kinder riskieren. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. - Bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Fast eine verkehrte Welt: Wenn man sagt, man macht es teilweise extern mit der Stadt gemeinsam, dann sagen NEOS und ÖVP: Nein, das muss die Kommune selber machen! Das muss die Stadt selber machen, da darf sonst niemand mittun! Ich teile die Kritik von Herrn Wiederkehr betreffend den Verein. Das hat sich einfach mit der Größe, nämlich über 1.400 Beschäftigten, mittlerweile erledigt. Ich halte das nicht für den Idealzustand, und unter anderem deswegen wird es ja geändert. Er hat einen Rechnungshofbericht angesprochen, der noch nicht veröffentlicht ist, aber wir alle hören offensichtlich Ähnliches diesen betreffend. Und die schlauere Variante ist jetzt, diese gemeinnützige GesmbH zu machen, die natürlich wesentlich besser kontrolliert werden kann und eine höhere Transparenz garantiert, als ein Verein das tut. Also was den Schritt betrifft, müssten zumindest alle der Meinung sein, er geht in die richtige Richtung, vielleicht nicht für alle weit genug, aber es ist definitiv eine Verbesserung gegenüber dem Ist-Zustand. Diese neue gemeinnützige GesmbH hat ja viel mehr Aufgaben, als der Verein hatte, unter anderem zusätzlich Schulpsychologie, Administration der Sommerbetreuung und vieles andere mehr, das dem Akt zu entnehmen ist, in dem ja sehr ausführlich der Gegenstand des Unternehmens dargestellt ist - also Unterstützung von öffentlichen allgemeinen Schulen bei pädagogischen, psychosozialen, kommunikativen und organisatorischen Aufgaben und im Wesentlichen die Organisation und Durchführung von freizeitpädagogischen Betreuungsangeboten für Kinder an öffentlichen Schulen. Das ist aber noch viel länger. Es wird auch genau erklärt, warum es gemeinnützig ist. Es ist ja dem Akt alles genau zu entnehmen. Aber die Kritik habe ich jetzt nicht ganz verstanden. Jetzt sind noch zusätzliche Vorschläge eingebracht worden, was man nicht alles sonst noch tun soll an den Wiener Schulen. So zum Beispiel mehr Schulsozialarbeit - da muss ich wiederholen, was heute Vormittag schon diskutiert wurde: Die Bundesregierung streicht uns gerade 300 Lehrerstellen in Wien - von wegen Integrationspaket II -, denn Integration ist vorbei, ist nicht mehr notwendig. Die ÖVP hier kommt dann immer mit Vorschlägen, mit denen sie eigentlich sagt, die Bundesregierung macht das Falsche, soll das nicht tun, und Wien soll das alles korrigieren. Also eigentlich kritisieren Sie ja Ihre eigene Bundesregierung! - Das würde ich ja vernünftig finden, das mache ja ich auch, dass ich sage, die Bundesregierung macht das nicht richtig. Ich bin froh, dass wir hier eine Gesellschaftsform finden, die das schlauer lösen wird, als es aktuell möglich ist. Die Vereinsstruktur hat sich mit der Größe überlebt. Und das Allerallerwichtigste ist: Für das gesamte Nachmittagsangebot schaffen wir gute Arbeitsbedingungen für die FreizeitpädagogInnen und schulen wir alle, legen wir Wert auf eine entsprechende Ausbildung, damit alle Kinder in Wien, die am Nachmittag die Freizeitpädagogen und -pädagoginnen in Anspruch nehmen, tatsächlich in Wien die beste Ausbildung - denn auch das ist Teil der Ausbildung - bekommen können und sinnvolle Tage in den Wiener Schulen erleben. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner. - Bitte. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Ich kann es recht kurz machen, weil ja die Debatte ähnlich gelagert ist wie vorhin bei den Musikschulen. In der Bibel heißt es: "Seid fruchtbar und mehret euch!", und bei der Stadt Wien könnte man das im übertragenen Sinn sagen: Seid fruchtbar und gründet Vereine oder GmbHs! Ich muss jetzt schon Folgendes sagen - es steht ja auch im Akt drinnen, und ich möchte das kurz zitieren -: "Die Stadt Wien ist als gesetzliche Erhalterin der öffentlichen Pflichtschulen verpflichtet, an ganztägigen Schulformen für die Beistellung des für den Betreuungsteil erforderlichen Personals in einer Weise vorzusorgen, dass die ihnen auf Grund schulrechtlicher Vorschriften obliegenden Aufgaben durchgeführt werden können." Wir haben es hier also mit einem hoheitlichen Kernbereich zu tun, und es sind schulrechtliche Vorschriften. Die Stadt Wien ist gemäß der Bundesverfassung Schulerhalter der Pflichtschulen. Auch wenn der Betreuungsteil am Nachmittag erst in den letzten Jahrzehnten zusätzlich zum Vormittagsunterricht dazugekommen ist, sind ja inzwischen schon Jahrzehnte ins Land gezogen, und eigentlich ist nicht einzusehen, dass man diese Mitarbeiter nicht in den öffentlichen Dienst hineinnimmt - so wie die Lehrerinnen und Lehrer. Es gehört der Betreuungsteil dienstrechtlich genauso behandelt, der Vormittag genauso wie der Nachmittag. Es handelt sich ja hier um eine bedeutende Zahl von Mitarbeitern: an die 1.400 Personen. Die waren bisher in einem Verein und sollen jetzt in eine GmbH überführt werden, die zwar zu 100 Prozent der Stadt Wien gehört, aber es ist halt nicht Teil des Stellenplans, es ist nicht im öffentlichen Dienst, es gilt auch nicht das öffentliche Dienstrecht. Mich wundert schon, welches Misstrauen Sie dem eigenen Verwaltungsapparat entgegenbringen, dass man uns einredet, dass man Musikwettbewerbe nur über einen Verein organisieren kann, dass das eine Musikschule selber nicht kann, dass die Stadt Wien, der Magistrat das nicht kann oder auch die Bildungsdirektion. - Das wird ja auch noch spannend werden, da müssen wir uns auch, glaube ich, noch etwas überlegen, denn wir sind gerade in der Phase des Übergangs vom alten Landes-/Stadtschulrat zur neuen Bildungsdirektion, die ja eine Bund/Länder- Behörde, eine gemischte Behörde ist. Ich nehme einmal an, wir werden uns hier auch über das Wiener Schulgesetz noch unterhalten müssen, denn das muss ja auch adaptiert werden. Das spricht ja noch vom Kollegium des Stadtschulrates, das es von der Bundesverfassung her gar nicht mehr gibt. Ich bin gespannt, ob es dazu legistische Initiativen seitens der Landesregierung geben wird. Aber bei 1.400 Personen geht es ja im Endeffekt nicht nur um deren dienstrechtliche Stellung und Absicherung, es geht auch um die Budgetklarheit und um die Budgetwahrheit: 1.400 Menschen, die für die Stadt Wien arbeiten, scheinen nicht im Stellenplan auf. Es ist natürlich auch das Interpellationsrecht des Gemeinderates eingeschränkt, es sind die Mitwirkungsrechte eingeschränkt. Daher wird es Sie nicht verwundern, dass wir die Vereinskonstruktion sehr kritisch gesehen haben, und ich sehe jetzt keine unmittelbare Verbesserung, wenn man aus einem privatrechtlichen Verein eine GmbH macht. Das ist öffentlicher Dienst im Kernbereich! Daher stellen Kollege Blind, meine Wenigkeit und andere KollegInnen aus unserem Ausschuss eben den Antrag, dass wir anstelle der GmbH beschließen, dass die Bediensteten des Vereins in den öffentlichen Dienst beim Schulerhalter Stadt Wien übergeführt werden. Ich beantrage die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. - Bitte. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht zuerst ein paar Anmerkungen zu den Vorrednern und dann zu einigen Fakten, die das vielleicht ein bisschen besser ausleuchten, beleuchten und argumentieren. Zum Kollegen Wiederkehr möchte ich nur sagen: Ich gehe ohnedies dann darauf ein, wie der Verein zuerst gearbeitet hat und was das jetzt für ein Umfang ist, aber fragwürdig in dem Sinn war da natürlich nichts. Dass man es nicht ganz genau festgelegt hat wie bei anderen Vereinen, das liegt natürlich daran, dass während des Schuljahres immer wieder Schulen in Ganztagsschulen umgewandelt werden, sodass man die genaue Zahl nicht kennt und daher ein gewisses Ausmaß an Flexibilität braucht. Was natürlich bedeutet, dass dann immer massiv überschritten wurde oder der Bedarf an Geld sich gänzlich anders entwickelt hat als geplant. Dass es die NEOS stört, wenn ein Verein in eine GmbH umgewandelt wird, und sie es direkt im Eigenbereich haben wollen, das hätte ich eigentlich nicht erwartet. Ich gehe aber auf dieses Argument dann ohnedies noch ein, denn ich habe ja - prinzipiell - auch nichts dagegen, wenn die Kommune selbst etwas macht. In diesem Fall glaube ich aber, dass die Rechts- und Organisationsform, die wir hier vorschlagen, die durchaus beste ist, um diese Aufgabe zu erfüllen. Zur Kollegin Schwarz: Na ja, ich meine, es gibt auch andere Bundesländer, die das entsprechend so machen. In Tirol macht es eine GmbH, im sozusagen eher ÖVP-regierten Niederösterreich gibt es die Familienland GmbH - das ist, finde ich, ein origineller Titel, aber diese macht genau das, was wir hier vorhaben. Das heißt, die Idee, das über solche Organisationen auszuführen, haben anscheinend schon andere Bundesländer gehabt - und Wien wird es jetzt genauso machen wie Tirol und Niederösterreich, oder zumindest ähnlich, in einer gleichen Rechtsform, wenn man so möchte. Daher glaube ich, wir sind da in durchaus guter Gesellschaft, auch wenn die ÖVP-Wien das skeptisch sieht, vielleicht können sie die genannten Bundesländer und die GmbHs dort ja noch überzeugen. Auf die Bildungsdiskussion - wir werden sie führen - gehe ich aber heute ehrlich gesagt nicht ein. Ich sage nur, ich bin ja auch bei dem Runden Tisch gegen Gewalt, dort haben wir immer einen guten Austausch. Ich glaube, der Antrag wird ohnedies zugewiesen. Es gibt viele Argumente, die werden wir austauschen. Das allermeiste richtet sich aus meiner Sicht an den Bund, aber das soll uns ja nicht daran hindern, gemeinsam auch hier etwas Richtiges zu fordern. Zum Kollegen Aigner: Na ja, Wien ist natürlich fruchtbar, aber in diesem Fall stimmt es nicht ganz, dass wir etwas Neues gründen, sondern wir wandeln hier etwas um - ein Verein wird eine GmbH. Also ganz neu ist es nicht. Daher: Es ist ein lustiger Vergleich, aber er stimmt in dem konkreten Fall halt leider nicht, auch wenn ich die Zuschreibung als durchaus positiv sehe. Ganz allgemein muss man sagen: Alles kostet etwas! Das habe ich auch beim letzten Akt gesagt. Wenn man sagt, der Verein macht es nicht, sondern das macht die Gemeinde Wien, dann sparen wir uns das Geld für den Verein, dann ist das falsch, denn dann kostet eben das etwas, was dann in der Gemeinde, im Magistrat passiert, manches Mal vielleicht mehr, manches Mal vielleicht ein bisschen weniger. Das Geld ist aber da nicht das Einzige, sondern es gibt dann immer die Überlegung, welche Organisationsform die beste ist. Vereine können zum Beispiel schneller agieren - weil sie nicht den langen Lauf haben, indem Dinge vorgelegt werden müssen, im Ausschuss beschlossen werden müssen, und, und, und -, was für die Jugend eine gute Sache ist. Das heißt nicht, dass es billiger ist, aber auch nicht, dass es teurer ist. Ich will nur sagen: Bei einer GmbH kostet es etwas, bei einem Verein kostet es etwas, im Magistrat kostet es etwas - weil ja immer auch Mannstunden, also Personalkosten anfallen. Daher ist die Milchmädchenrechnung: "Wir geben denen nichts, dann haben wir uns das alles erspart!", ja nur dann richtig, wenn man sagt, die ganzen Leute in der eigenen Beamtenschaft hackeln nichts und haben extreme Kapazität, sodass sie das noch übernehmen könnten. Das ist aber sicher bei dem riesigen Aufgabengebiet, bei den großen Vereinen, gänzlich falsch! Daher ist, finde ich, diese Argumentation eigenartig. Richtig ist, sich zu überlegen: Na ja, gut, wo funktioniert es denn wirklich am besten? Zu dem bisherigen Verein, der jetzt eben zur GmbH "Bildung im Mittelpunkt" werden soll, muss man sagen, seine Spezialität - und der Grund, warum es auch besonders logisch ist, dass er vielleicht ab einer gewissen Größe in eine GmbH umgewandelt wird - ist, dass dort nicht hunderte Aktivitäten gemacht werden, sondern vor allem Personal, Unterstützungspersonal an Wiener Schulen gebracht wird. Denn 97 Prozent der gesamten Kosten, für die wir hier die Mittel geben, sind Personalkosten, und davon sind wieder 97 Prozent, also das allermeiste, nicht solche für den eigenen Apparat, sondern für PädagogInnen, PsychologInnen, Menschen, die in den Schulen arbeiten. Und daneben gibt es dann auch noch Ausbildung, und, und, und. Aber das ist die Hauptarbeit, und für die eignet sich ab einer gewissen Größe weniger gut ein Verein, sondern besser eine GmbH. Ich glaube, es ist im Akt auch gut ausgeführt, warum das so ist, und daher ist es auch notwendig und wird noch notwendiger werden, weil es ja einen Ausbau an ganztägigen Schulformen, an Ganztagsschulen, an Offenen Volksschulen gibt, und entsprechend wird der Bedarf steigen. Wir haben ja heute am Vormittag auch die Diskussion gehabt, dass wir vielleicht auch Sozialarbeiter, auf alle Fälle SchulpsychologInnen, sonstiges Unterstützungspersonal an die Schulen bringen wollen, und dafür braucht es ebenfalls eine rechtliche Struktur, die das kann. Und dieser Verein, dann die GmbH, kann das sicher, weil sie es ja bis jetzt gut gemacht haben und außerdem die Schulen kennen. Denn sie sind ja schon jetzt an und in den Schulen, sie machen ja dort die Arbeit. Und dementsprechend muss man sagen, die Gruppe, die es bis jetzt gut konnte, die in den Schulen bekannt ist, die auch entsprechende persönliche Kontakte hat, die soll es weiter machen, aber in der für sie richtigsten Form. Das wird eben eine Form sein, bei der es auch eine Vergabe gibt, sodass wir das auch im Sinne eines Auftrags weitervergeben. Und wie kommt der Auftrag zustande? - Natürlich indem der Stadtschulrat, dann die Bildungsdirektion, uns auch meldet: Was gibt es für einen Bedarf? Was brauchen wir da? Wie viele Schulen gibt es? Wie ist das gewachsen? - Und in dem Sinne wird das auch entsprechend abgedeckt. Das heißt, es ist ja auch eine Finanzierung von Leistungen - und nicht etwa eines eigenen Vereinslebens, ein solches gibt es dann ja ohnedies nicht mehr -, die GmbH hat ja vor allem einen durchlaufenden Posten, es handelt sich eigentlich um eine Dienstleistung, die eben auch durchaus im Eigenen entsprechend gegründet werden kann. Gerade im Lichte der aktuellen Diskussion, die auch heute am Vormittag schon gelaufen ist, über die Notwendigkeit einer stärkeren Unterstützung von Schulen ist ein gut aufgestellter Träger eigentlich besonders wichtig. Das heißt, der heutige Beschluss ist dafür ein richtiger und wichtiger Schritt, um diese Unterstützung auch rechtlich richtig und zukunftsfit zu organisieren. Dementsprechend bitte ich hier auch um Zustimmung, denn ich glaube, das ist eigentlich ein sehr, sehr wichtiger Beschluss, weil er uns möglich macht, das zukünftige Unterstützungspersonal, das wir noch umso dringender brauchen, auch entsprechend gut und richtig an die Schulen zu bringen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 7. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Poststück ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und NEOS so angenommen. Es liegen zwei Beschlussanträge vor: Erstens ein Beschlussantrag der ÖVP betreffend 8-Punkte-Programm gegen Radikalisierung im Klassenzimmer. Hier wird in formeller Hinsicht die Zuweisung an den Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal verlangt. Wer dem seine Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig angenommen. Der Antrag wird zugewiesen. Zweitens liegt ein Beschlussantrag der FPÖ betreffend Anstellung des Betreuungspersonals in Wiener Pflichtschulen beim Schulerhalter Stadt Wien vor. Hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind FPÖ, ÖVP und NEOS gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN. Dies ist somit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 10 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Ausschreibung "e- commerce Wien" sowie die Betrauung der Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien. mit der Abwicklung dieser Förderaktion. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Strobl, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. - Bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzter Herr Berichterstatter! Wir sprechen heute über eine E-Commerce-Förderung - wir als NEOS sprechen über eine E-Commerce- Förderung, denn bis jetzt hat sich noch kein Redner von den anderen Fraktionen zu Wort gemeldet. Vielleicht ändert sich das noch. Ich finde nämlich, dass wir diese Debatte durchaus hitzig führen müssten, denn es geht hier immerhin um zwar nicht sehr viel Steuergeld, aber eben doch um Steuergeld und um die Art und Weise, wie wir mit Steuergeld umgehen, und darum, dass man hier sagen muss: bis hierher und nicht weiter! Ich möchte vorab ganz kurz denjenigen von Ihnen, die nicht mit uns im Finanz- und Wirtschaftsausschuss sitzen, ein Bild geben, wie es um den E-Commerce-Bereich in Österreich im Moment so steht: Ende 2017 wurde analysiert, dass der E-Commerce-Bereich zehn Mal so schnell wächst wie der Einzelhandel. Das ist schockierend, vor allem für jeden Ladenbesitzer, da muss man natürlich etwas unternehmen, und mit dieser Förderung wollte man das ja lösen. Und die Hälfte - das ist das noch Schockierendere - kauft ihre Waren im Ausland. Nur ein Fünftel des österreichischen Einzelhandels - das heißt, jener Personen, die hier auch einen physischen Laden besitzen und nicht nur online sind - hat bereits einen Onlineshop. Wir sprechen in ganz Österreich immerhin von 40.600 Einzelhändlern. So, das ist jetzt einmal der Status quo, wie es um den Handel und um das Thema E-Commerce in Österreich bestellt ist. Ich möchte jetzt ganz kurz zurückgehen, denn die Förderung, die wir hier jetzt zu beschließen haben, ist ja Geld on top eines, meiner Meinung nach - und wir waren ja die, die am Anfang auch schon nicht zugestimmt haben -, absoluten Flops. Es ist ja 2016 so gewesen, dass die Wirtschaftsagentur, die MA 23, die Wiener Stadtwerke und der Wiener Hafen eine Studie zur Sinnhaftigkeit betreffend das Thema E-Commerce machen ließen, und da gab es durchaus spannende Ergebnisse: Erstens, es gibt extrem hohes Interesse bei den Konsumenten - ja, eh klar, ein zehn Mal so starkes Wachstum ist eine gute Erklärung. Es gibt großes Interesse bei den Unternehmen, allerdings nur, was ihren eigenen Onlineshop betrifft - das ist auch keine große Erkenntnis. Man hat auch gesagt, die öffentliche Hand sollte keine eigene Plattform betreiben - das ist gut, das unterschreibe ich auch -, die Wirtschaftskammer soll als Partner einbezogen werden - das ist passiert -, und es soll City Manager geben. Daraufhin gab es dann diverse Kooperationsverhandlungen, wie man das aufsetzt, und dann hat man gesagt: Okay, man geht auf die Plattform "shöpping", "shöpping.at" soll erweitert werden durch "wien.shöpping.at". Um deutlich zu machen, was man damals schon gewusst hat, möchte ich ganz kurz ein paar Headlines vorlesen. 2016 hat der "Kurier" geschrieben: "Shöpping: Pech-und-Pannen-Serie geht weiter." 2017 hat der "Standard" geschrieben: "Post-Marktplatz shöpping.at bisher kein großer Erfolg." 2017, und da haben wir schon die erste Förderung beschlossen, schrieb die "Presse": "Shopping bei Shöpping: Der rot-weiß-rote Irrweg der Post." Denn: 1.000 Händler waren das Ziel von "shöpping" österreichweit, wir stehen im Moment - lassen Sie mich kurz nachschauen - bei 330 Händlern aus ganz Österreich, und davon nur 78 aus Wien. Das ist schockierend - und das war eigentlich österreichweit die Lösung! Jetzt hat man gesagt, in Wien wird man das Ganze lösen, indem man hier eine Förderung ausgibt, nämlich eine Förderung für die ersten 150, die sich hier bewerben und die sagen, so, man kriegt maximal 1.000 EUR dafür, dass ich hier einen Onlineshop machen kann. - Jetzt kann ich Ihnen sagen, ein gescheiter Onlineshop kostet wesentlich mehr, aber es ist ein Beitrag. - Und man hat sich zu dieser Förderung entschlossen, und zwar für einen Förderzeitraum von 1.11.2017 bis 31.3.2018. Im letzten Ausschuss haben wir jetzt die aktuellen Zahlen mitgeteilt bekommen: Es haben sich bisher 36 Förderwerber um diese Unterstützung bemüht, und die haben auch nicht einmal alle automatisch diese Fördersumme bekommen. Das heißt, die Höhe der gewährten Förderungen liegt schon definitiv unter 36.000 EUR, wenn man das so hochrechnet, und von den 150.000 EUR, die man vorbereitet hat, wurden eben unter 36.000 ausgegeben. Also man muss sagen, meine Damen und Herren, ein großer Mann - den ich sehr groß finde - hat einmal gesagt: Das ist ein totes Pferd. - Und was wir mit dieser Förderung hier beschließen wollen, ist tatsächlich das Reiten eines toten Pferdes! - Entschuldigen Sie das Zitat von Matthias Strolz. (Beifall bei den NEOS.) Warum ist es tot? - Ich sage es Ihnen ganz offen: Das Angebot wird, und das ist ja ganz klar, hier nicht angenommen. Und das, obwohl man sich bemüht hat, sogar zwei City Manager extra für diesen Bereich einzusetzen - das ist gar nicht in der Fördersumme drinnen, das sind Personalkosten, die noch on top sind und die sicher mit über 150.000 EUR, Daumen mal Pi, zu bemessen sind, denn das sind sehr, sehr gute Fachkräfte, die wir da haben. Ich habe mir die Herren angeschaut. Die können das auch sicher. Nur, das Absurde ist: Gehen Sie einmal auf "wien.shöpping.at"! Diese City Manager findet man gar nicht, die sind nicht einmal verlinkt! Wie komme ich also jetzt als Händler zu diesen Auskunftspersonen, die extra dafür installiert wurden, hier eine Plattform zu betreiben, die keinen interessiert? - Also seien Sie mir nicht böse, diese Förderung ist einfach völliger Humbug! (Beifall bei den NEOS.) So, jetzt heißt es hier im Förderansuchen - sehr nett formuliert, wie ich finde -: "Da die Bemühungen zur Etablierung dieser Wiener Online-Plattform jedoch noch nicht abgeschlossen sind, soll das Unterstützungsangebot weitergeführt werden" - für jeweils 50.000 EUR aus dem alten Budget. Das heißt, man nimmt jetzt - wofür auch immer, diese Antwort habe ich übrigens noch nicht klar bekommen - 50.000 EUR aus dem eigenen Förderbudget heraus und steckt sie jetzt in Werbung, nehme ich an, und noch einmal 50.000 EUR sollen wir hier aus dem Gemeinderat zuschießen. Was allerdings wieder prekär ist, finde ich - und da muss ich jetzt kurz einen Schwenk machen -, ist auch die Beteiligung der Wirtschaftskammer. Und ich nehme an, die ÖVP stimmt deswegen zu. Warum die FPÖ zustimmt, kann ich mir nicht erklären, Herr Dr. Schock, ich verstehe es nicht. Aber die Wirtschaftskammer stimmt auch zu zu diesem toten Pferd. Und das Arge ist: Sie selbst haben erst vor Kurzem tatsächlich eine Aussendung gemacht beziehungsweise einen Newsletter gemacht, wo Sie eine Werbung zuließen: Wenn man sich an einer Umfrage beteiligt, gewinnt man etwas, und zwar keine "shöpping"-Gutscheine, nein, sondern Amazon-Gutscheine! - Ich wünsche der Wirtschaftskammer wirklich alles Gute dabei, ihren Händlern zu erklären, warum man hier von Seiten der Wirtschaftskammer Amazon-Gutscheine bewirbt. Viel Vergnügen! (Beifall bei den NEOS.) So, ich glaube, ich habe jetzt in epischer Breite dargelegt, warum wir hier auf keinen Fall zustimmen können. Ich denke, ich werde wohl die Meinung der Koalition nicht ändern können. Ich kann vielleicht meinen Kollegen von der Opposition empfehlen, hier nicht zuzustimmen, weil es tatsächlich tragisch ist, was für ein Flop diese eigentliche Wirtschaftsförderung ist. Ich finde das besonders schade, weil ich weiß, wie klein die Wirtschaftsförderung ist. Ich weiß, wie man sich als Unternehmer Förderungen aller Art wünscht, aber wenn, dann muss es in die richtige Richtung gehen. Und wenn es nicht funktioniert, dann muss man eben sagen: Dann lassen wir es halt gut sein. Es ist vorbei, meine Damen und Herren. Etwas anderes, was mich dieser Tage sehr beschäftigt, hat auch sehr viel mit Wirtschaft zu tun, mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt, aber auch dem Zugang für Unternehmer, die sich in Wien hier ansiedeln sollen, nämlich die Ankündigungen des Bgm Ludwig, die meiner Meinung nach in absurdester Weise gegen jede Weltoffenheit dieser Stadt sprechen, in diametralem Gegensatz dazu stehen, mit seinem "Vienna first", seinen Trump'schen Ideen, würde ich fast sagen, hier vorzugehen und zu sagen: Ja, die Wiener müssen bevorzugt werden am Arbeitsmarkt! - Wie genau das passieren soll, wissen wir nicht. Rechtlich gibt es aus meiner Sicht eigentlich überhaupt keine Möglichkeit, das irgendwie darzustellen, denn sowohl auf Bundes- als auch auf EU-Ebene ist ganz klar, dass so etwas gar nicht geht. Man will also den Zugang zum Arbeitsmarkt verändern, indem man Wienerinnen und Wiener bevorzugt. Wie genau das aussieht - wer dieser Wiener ist, wie lang er schon da ist, ob er zugezogen ist, so wie ich zum Beispiel, aus der Steiermark oder nicht -, ist nicht klar. Und dann hat er heute in der Fragestunde auch noch gesagt, das soll auch für Unternehmer gelten. - Jetzt spreche ich hier im Wiener Gemeinderat und Landtag als jemand, der Wien liebt, der nach Wien gekommen ist, weil diese Stadt so weltoffen ist, weil ich hier berufliche Chancen in meinem Bereich habe - und das soll sich jetzt ändern?! Weil ich jetzt zum Beispiel, wenn ich aus der Steiermark komme, meinen Hauptwohnsitz noch nicht drei Jahre oder fünf Jahre oder zehn Jahre - wir wissen ja noch nicht, wie lange es sein soll - hier in Wien habe, bekomme ich jetzt keine Unterstützung, wenn ich mein Unternehmen gründe, aber jemand, der ein echter Wiener ist, schon?! Was ist denn ein echter Wiener? Und das sage ich jetzt in Ihre (zur SPÖ gewandt) Richtung: Sie und die Kollegen von den GRÜNEN sagen, Sie sind weltoffen. Sie sagen: Wir sind weltoffen, Wien muss weltoffen bleiben, wir kämpfen gegen die Rechten, die die Weltoffenheit zerstören! - Dass Sie (in Richtung FPÖ) das cool finden, "Wien zuerst", das verstehe ich, aber dass Sie (in Richtung SPÖ) dem Herrn Bürgermeister hier so einfach seine Trump'schen Phantasien durchgehen lassen, das verstehe ich nicht! (Beifall bei den NEOS.) Das verstehe ich nicht, und das geht mit meinem Weltbild und mit meinem Bild von Wien nicht zusammen! Deshalb bringe ich folgenden Antrag ein: "Der Wiener Gemeinderat bekennt sich zu einem weltoffenen Wien und zu einem offenen Wiener Arbeitsmarkt. Der Wiener Gemeinderat spricht sich gegen die Diskriminierung von österreichischen sowie diesen gleichgestellten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf dem Wiener Arbeitsmarkt auf Grund ihres Wohnortes aus. Alle diesbezüglichen Bestrebungen des Bürgermeisters werden scharf verurteilt und abgelehnt." (Beifall bei den NEOS.) Meine Damen und Herren! Wie schon erwähnt: Viele Menschen kommen in unsere wunderschöne Stadt, die mit der größten Lebensqualität und der besten Lebensqualität der Welt wirbt, die mit einem offenen Ohr für Unternehmer wirbt, die hier Arbeitsplätze schaffen sollen. Ich glaube daher, dass das der völlig falsche Weg ist. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vielleicht zu beiden Punkten ein paar Anmerkungen: Zuerst zum letzten Teil, wo es um die regionale Wirtschaftsförderung - so würde ich das jetzt einmal bezeichnen - geht: Daran finde ich grundsätzlich nichts Schlechtes, dass jene Firmen, die in Wien ansässig sind, bei den Vergaben, die die Stadt Wien durchführt, auch durchaus Vorteile haben und somit diese Betriebe, die vor allem Klein- und Mittelbetriebe sind, die sehr viele Lehrlinge ausbilden, auch dementsprechend bessere Chancen haben dadurch, dass sie hier am Wirtschaftsstandort Wien tätig sind. - Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt betrifft das "shöpping". Sie wissen, da geht es um die Geschichte "Click & Collect". Es soll sozusagen gelingen, dass immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten beispielsweise im Internet nachschauen, welche Produkte es gibt, welche Firmen in Wien diese Produkte führen. Sie schauen es sich vorher im Internet an und holen es sich dann im Bezirk ab. Auch das ist eine Förderung vor allem für Kleinstbetriebe, kleine Handelsbetriebe und mittlere Handelsbetriebe. Daher ist es nicht a priori so schlecht, wie Sie es dargestellt haben. Ja, ich sag schon dazu, die Einreichungen in der ersten Zeit waren nicht das, was man sich erwartet hat. Aber deswegen gleich zu sagen, jetzt hören wir auf damit und lassen wir das, ist, glaube ich, auch der falsche Weg. Jetzt gibt's die Verlängerung. Schauen wir einmal, wie es wird. Ich hoffe, dass es besser angenommen wird und ersuche Sie um Zustimmung. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, ein Zeichen mit der Hand zu geben. - Das ist gegen die Stimmen der NEOS mehrstimmig so angenommen. Es liegt ein Beschlussantrag der NEOS vor betreffend Bekenntnis zu einem offenen Wiener Arbeitsmarkt und Verurteilung von Diskriminierung am Arbeitsmarkt auf Grund des Wohnortes. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem seine Zustimmung geben kann, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind nur die NEOS und somit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 12 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die 7. Gemeinderatssubventionsliste 2018. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Wehsely, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Danke sehr. Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Danke schön, Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen! Ich werde zu dem Förderantrag der syrisch-orthodoxen Kirche am Leopoldauer Platz ein paar Worte verlieren. Diesem Antrag werden wir natürlich zustimmen. Die orthodoxen Gemeinden in Wien sind im Wachsen begriffen. Das sehen wir in sämtlichen Bevölkerungsentwicklungsszenarien für Wien. Diese Entwicklung ist für unsere Stadt eine sehr positive und sehr erfreuliche. Aber sie hat einen wirklich dramatischen Hintergrund, nämlich die ständigen, gezielten Angriffe des IS auf Christen des Mittleren Ostens. Christen aus den Kriegsgebieten suchen in Österreich Schutz und Hilfe vor der Verfolgung, die sie auf Grund ihrer Religion erleiden müssen, und vor der Zerstörung ihrer Heimat. Ich bin sehr froh und stolz, dass wir ihnen diese Hilfe auch geben. Zudem erkennen wir, dass diese Gemeinden einen wichtigen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen in Österreich leisten. Wenn wir beim Stichwort Integration sind, ich bin Integrationssprecherin der ÖVP. Ich war in dieser Funktion schon bei einigen christlichen Gemeinden zu Gast, und ich habe dort immer dasselbe Bild gesehen, nämlich Menschen, auch wenn sie nur ganz kurz in Österreich waren, die wirklich gut Deutsch gesprochen haben und die Österreich mit großer Dankbarkeit als ihrer neuen Heimat gegenüberstanden. Ich bin von jedem einzelnen dieser Besuche sehr, sehr bereichert nach Hause gefahren, weil ich gesehen habe, wie gut Integration funktionieren kann, wenn der Wille da ist und wenn die Gemeinde dies einfordert. (Beifall bei der ÖVP.) Wir sehen auch in der gesamten Stadt die Ergebnisse dieser sehr gelungenen Integration. Das Ergebnis ist nämlich, dass es keine Probleme gibt. Es gibt keine Probleme in Schulen. Es gibt keine Probleme in Kirchen. Es gibt keine Probleme in den Gemeinden, und es gibt keine Probleme im Kontakt mit der Aufnahmegesellschaft. Vielleicht kann man sagen, dass diese Menschen mit christlichem Hintergrund, mit Migrationshintergrund, ein Vorbild für Integration sein können und wir uns da vielleicht ein paar Tipps abholen können, wie Integration funktionieren kann, warum sie dort funktioniert und an anderen Stellen leider nicht. (Beifall bei der ÖVP.) Es ist leider so, dass Christen auch, abgesehen von dem aktuellen IS-Terror, unter Verfolgung leiden. Tatsächlich ist das Christentum die meistverfolgte Religion. Die World Watchlist von Open Doors beziffert die Zahl von Verfolgten mit über 200 Millionen Christen in 50 Ländern unserer Welt. Im Iran etwa wurden ganz aktuell vier Christen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Und ich erinnere an das entsetzliche Attentat in Ägypten, es ist noch nicht lange her, es war dieses Jahr auf eine koptische Pilgergruppe. (Zwischenruf von GRin Mag. Faika El-Nagashi.) Ich höre Sie, ich höre Sie sehr schlecht. Ich spreche von asylberechtigten Menschen. Das sind asylberechtigte Menschen, die hier bleiben können und einen Willen haben, sich zu integrieren. Und der springende Punkt, Frau Kollegin, ist, dass ihre Gemeinde von ihnen erwartet, dass sie sich integrieren. Darum geht es nämlich. Es wird von der Gemeinde, von den eigenen Leuten eingefordert. Das ist der wunderschöne Aspekt, warum Integration hier funktioniert. Ich denke, daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen. Ich denke, das sollten wir behandeln. (Beifall bei der ÖVP.) Ich führe meine Rede fort. Ich finde es ein bisschen traurig, dass Sie mich bei so einem ernsten Thema unterbrechen, aber sei es drum. Wir haben über tätliche Angriffe gegen Christen gesprochen. Aber es ist auch strukturelle Diskriminierung, die vielen Christen in muslimischen Ländern widerfährt. Es ist ja so, dass Christen und Juden als sogenannte Schutzbefohlene nicht die gleichen Rechte wie ihre muslimischen Mitbürger genießen. Auch das ist eine strukturelle Diskriminierung, gegen die man auftreten müsste. Wir sprechen hier von Menschenrechtsverletzungen, die wohlweislich nicht an unserer, an Europas Grenzen Halt machen, weil auch hier bei uns werden Christen diskriminiert. Der Papst Franziskus hat das einst in etwas ironischer Weise "eine höfliche Verfolgung" genannt. Aber es geht bis zu Gewaltakten, die hier in Europa passieren. Erinnern Sie sich an die tödliche Messerattacke gegen einen Konvertiten in Deutschland? Für das Jahr 2017 hat die in Wien angesiedelte Beobachtungsstelle für Intoleranz gegen Christen der OSCD Daten über 155 Hassverbrechen gegen Christen in 18 europäischen Ländern vorgelegt. Davon ist auch Wien betroffen. Vom Islam zum Christentum konvertierte Menschen sind auch bei uns Diskriminierungen bis hin zu tätlichen Angriffen ausgesetzt. Hier geschieht die Diskriminierung nicht vor unserer Haustüre. Nein. Hier geschieht die Diskriminierung in unserer Mitte. Es ist daher schwer zu verstehen, warum sowohl die Politik als auch die europäischen Medien dieses Thema kaum aufgreifen oder sogar bewusst ignorieren. Dabei weiß ich wohl, dass Christen keiner dieser postmodernen Opferkategorien angehören und dennoch geschieht hier Unrecht. Hier gibt es Opfer und hier muss hingesehen werden. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe diesen Appell schon einmal an Sie gerichtet und ich werde es sicherlich auch in der Zukunft wieder tun: Bitte schauen Sie nicht weg! Hier geschehen Menschenrechtsverletzungen. Bitte sehen Sie, dass Christenverfolgung stattfindet. Das ist ein reales Problem. Bitte relativieren Sie dieses Problem nicht mit Ausreden! Die Aufwägung eines Problems mit einem anderen bringt uns nicht weiter. Sondern sehen Sie, was hier passiert. Und bitte erkennen Sie die Dramatik der Situation! Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Vettermann. Ich erteile es ihm. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich wollte zwei, drei Dinge einfach additiv sagen, weil ich das natürlich nicht kleinreden oder dagegen agieren möchte. Aber ich habe ein, zwei jetzt auch persönliche Erfahrungen, die das vielleicht in einem noch breiteren oder in keinem Counterpart zum Beispiel zu islamischen Gesellschaften unbedingt bringen. Denn ich war beim Runden Tisch gegen Gewalt im Stadtschulrat, wo der orthodoxe Vertreter, ich glaube, es war auch sogar ein syrisch-orthodoxer, berichtet hat, welche Schwierigkeiten sie einerseits auch mit der Integration bei den eigenen Leuten haben, weil es da um häusliche Gewalt und solche Dinge gegangen ist, wo er sehr offen gesprochen hat. Da können wir uns dann nachher austauschen, damit nicht eines gegen das andere aufgewogen wird. Aber das Interessante war, dass eben da die islamische Vertreterin nicht nur zugestimmt hat, sondern sogar das weitergegeben hat. Ich selber bin ja auch manches Mal in der Plattform aller anerkannten Kirchen- und Religionsgemeinschaften, wo die Orthodoxen sowieso einen festen Platz haben, wo es aber auch eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft gibt, die übrigens ihre Leute auch dazu auffordert, sich zu integrieren, Bildung, und, und, und. Das heißt, da funktioniert es ja. Daher ist mein Schluss, ehrlich gesagt, so wie es die Syrisch-orthodoxen machen, kann es funktionieren, so wie es die Islamische Glaubensgemeinschaft macht, kann es funktionieren. Alle diese Gruppen haben Integrationserfolge. Es gibt natürlich einzelne Gruppen, außenstehende Moscheen, radikale Vereine, und, und, und, das heißt, Einzelpersonen, wo das wesentlich schwieriger ist. Das gemeinsam zu überwinden, das ist schon eine Aufgabe, eine gesellschaftliche. Ändert aber nichts daran, um jetzt wieder zurückzukommen, dass es nämlich, weltweit betrachtet, dieses von Ihnen beschriebene Phänomen gibt. Es ist ja auch vielleicht gut, dass Sie uns darauf noch einmal extra hingewiesen haben. Und dass wir sie fördern, glaube ich, ist ja sowieso auch in Ihrem Sinne. In dem Sinn komme ich zurück. Wir nehmen das sowieso auch gemeinsam gesellschaftlich wahr, allerdings nicht die eine Integration gegen die andere ausspielen, sondern gemeinsam Integration von allen Gruppen, die guten Willens sind, entsprechend fördern. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 12, die wir getrennt vornehmen. Ich lasse die Subvention an den Wiener Seniorenbund abstimmen. Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der NEOS, mehrstimmig angenommen. Die Subvention an die Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien. Wer dieser Subvention zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von NEOS, daher auch mehrstimmig angenommen. Wer den restlichen Subventionen der Postnummer 12 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 27 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8216 im 21. Bezirk, KatG Floridsdorf. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Spitzer, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Chorherr. Ich erteile es ihm. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Meine Damen und Herren! Bei diesem Plandokument wird im Zentrum von Floridsdorf eine Schutzzone eingerichtet. Lassen Sie mich ein bissel ausholen. Diese Geschichte der Schutzzone geht eigentlich sehr lange, 120 Jahre, zurück. Was wenige wussten, und auch ich habe mich erst in das Dokument eingelesen, ist, am Ende des 19. Jahrhunderts gab es Überlegungen, dass Floridsdorf die Hauptstadt Niederösterreichs werden könnte. Das wäre eingetreten, wenn Wien eine reichsunmittelbare Stadt geworden wäre, wozu es letztendlich nicht kommen sollte. Aber Floridsdorf bereitete sich schon in den 1890er Jahren auf diese Rolle vor. Das heutige Amtshaus des 21. Bezirks, Sie kennen es alle, das vielen ein bissel überdimensioniert erscheint, wurde von 1901 bis 1903 als repräsentatives Rathaus einer selbstbewussten Großgemeinde errichtet (GR Prof. Harry Kopietz: Ist heute noch selbstbewusst.), also noch bevor es mit Jahresende 1904 zur Eingemeindung Floridsdorfs nach Wien als neuer 21. Bezirk kam. Rund um dieses Amtshaus entstanden in dieser Zeit auch andere sehr repräsentative Gebäude, das monumentale Kaufhaus Wodicka aus 1907 etwa, oder das Sild-Haus, ein 1905 vom Otto Wagner-Schüler Friedrich Dietz von Weidenberg errichtetes Jugendstilhaus, das fast jedem auffällt, der vom Spitz zur Prager Straße geht oder mit dem Auto oder mit dem Fahrrad fährt. Aber es gibt in diesem Grätzel auch noch ältere Bausubstanz, die interessant ist, ebenerdige und einstöckige Häuser an der Ostseite der Floridsdorfer Hauptstraße, deren Trakte und Höfe auf die Zeit des Vormärz zurückgehen. Einer dieser Höfe wurde später sezessionistisch ausgestaltet. Die Umgebung des Floridsdorfer Spitz am Ausgangspunkt von Brünner und Prager Straße war das einzige wirklich urbane Zentrum Floridsdorfs, das größtenteils aus kleinen Marchfelddörfern mit Feldern dazwischen und später einigen Industriebetrieben, vor allem entlang der Brünner Straße, bestand. Noch heute ist der Spitz gemeinsam mit dem später entstandenen Franz-Jonas- Platz das Bezirkszentrum. Dieses Bezirkszentrum befindet sich gerade jetzt in einer Phase des Wandels und der Entwicklung und Projekte wie der Neubau des Interspar, der Umbau des ehemaligen Woolworth-Gebäudes und die Umgestaltung des Pius-Parsch-Platzes vor der Floridsdorfer Pfarrkirche zeugen davon. Diese neuen Impulse werden nun mit der vorliegenden Widmung durch einen wichtigen Impuls ergänzt, der dazu beitragen wird, die historische Besonderheit dieser gründerzeitlich geprägten Umgebung des Spitzes zu erhalten. Die Forderung nach einer Ortsbild-Schutzzone nach § 7 der Wiener Bauordnung haben, wenn ich das hier sagen darf, die Bezirksgrünen in Floridsdorf schon vor über acht Jahren erhoben und im Bauausschuss ein detailliertes Konzept eingebracht, das auch von anderen Fraktionen positiv aufgenommen wurde. Politik braucht ihre Zeit und es hat jetzt ein bisschen gedauert. Und nicht zuletzt der 2014 erfolgte Abriss des Hopf-Hauses in der Donaufelder Straße 241, das liegt schon im 22. Bezirk, hat die Wichtigkeit dieser Maßnahme bewusst gemacht. Im Jahr 2015, Sie erinnern sich, haben wir hier im Gemeinderat eine Bausperre beschlossen, die leider für zwei gründerzeitliche Häuser in der Schwaigergasse zu spät kam. Sie wurden kurz davor abgerissen. Jetzt sind alle nötigen Schritte gesetzt. Es gab eine öffentliche Ausstellung im Haus der Begegnung in der Angerer Straße. Bei der öffentlichen Auflage gab es keine Einwendungen von Grundbesitzern, was deswegen bemerkenswert ist, da einige Gebäude in der Floridsdorfer Hauptstraße künftig eine niedrigere Bauklasse bekommen werden als bisher. Die Floridsdorfer Bezirksvertretung hat in ihrer Stellungnahme die Schaffung der Schutzzone einstimmig begrüßt. Inzwischen haben wir ja durch die zu Sommerbeginn beschlossenen neuen Bestimmungen der Bauordnung gewährleistet, dass schützenswerte Gründerzeitgebäude auch außerhalb von Schutzzonen nicht einfach mir nichts dir nichts abgerissen werden können. Die Schutzzone für das rund um den Spitz noch großteils existente Ensemble ist trotzdem ein Schritt, den wir sehr begrüßen. Damit signalisiert Wien nämlich, dass nicht nur die reichlich vorhandene gründerzeitliche Bausubstanz im Zentrum der Stadt eine Bedeutung hat, sondern auch jene Bereiche jenseits der Donau, wo Architektur der vorletzten Jahrhundertwende vergleichswese spärlich gesät ist, aber gerade deswegen umso erhaltenswerter. Deswegen freuen wir uns, dass wir das heute beschließen. Jetzt mache ich nur eine kurze Anmerkung, weil ich weiß nicht, ob Ihnen aufgefallen ist, ich bin seit 27 Jahren im Haus, ich habe noch nie eine Rede gelesen. (Allgemeine Heiterkeit.) Das ist meine erste Rede, die ich gelesen habe. Und jetzt muss ich ohne Rede einen Vater dieser Schutzzone preisen, das wäre mir sonst sehr unangenehm, das ist unser Bezirksrat Gerhard Jordan. Das ist ihm jetzt sicher unangenehm, er sitzt unten, arbeitet und hört zu. (Bezirksrat Gerhard Jordan steht hinter den Sitzreihen.) Er ist da. Also die ganzen Recherchen hat der Gerhard Jordan gemacht, danke. Es zeigt auch, und da sprechen wir zu wenig darüber und ich spreche auch zu wenig darüber, ich war nämlich nie Bezirksrat, was für wesentliche Impulse aus einem Bezirk kommen können, insbesondere wenn man ein historisch derartig gebildeter Bezirksrat wie der Gerhard Jordan ist, der uns mit diesem Vorhaben seit Jahren - wie sage ich das jetzt freundlich, Gerhard? - motiviert, diese Schutzzone einzuführen, die nicht nur Freunde in der MA 21 gehabt hat. Das darf ich auch ausrichten und mich trotzdem bei den entsprechenden Kollegen bedanken. Darum ist es mir eine Freude gewesen, diese Rede vorzutragen. Ich bedanke mich bei allen und bedanke mich insbesondere beim Gerhard Jordan für die tolle Bezirksarbeit für die Schutzzone am Floridsdorfer Spitz. Danke schön! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Niegl. Ich erteile es ihm. GR Michael Niegl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Zuhörer und Zuhörerinnen! Werte Kollegen! Danke an den Kollegen Chorherr für den wunderbaren Exkurs in die Geschichte von Floridsdorf. Ich bin sicher einer, der bekannt ist dafür, dass ich ganz, ganz selten mit den GRÜNEN einer Meinung bin. Da bin ich es aber, selbst als Floridsdorfer, das ist so. Das ist eine gute Entscheidung, die Schutzzone da im Bezirk einzurichten. Es hat auch große Zustimmung im Bezirksparlament dafür gegeben. Auch wir Freiheitliche haben dafür gestimmt. Und ja, das war eine gute Arbeit. Da sind wir auch froh, dass das umgesetzt wurde. Wir werden dem Antrag daher auch zustimmen. Aber lassen Sie mich an dieser Stelle bei dieser Gelegenheit vielleicht auch etwas sagen, was in der Stadtplanung ein bissel schiefläuft. Das von den GRÜNEN geführte Ressort der Stadtentwicklung ist nicht unbedingt durch Bürgernähe und realitätsnahe Stadtplanung bekannt - es ist halt leider mittlerweile so -, und auch nicht für Umweltbewusstsein. Insbesondere der Kollege Chorherr hat natürlich mit einer sehr unappetitlichen Affäre, nämlich der Spendenaffäre mit seinem Verein, geglänzt. Er hat auch gewisse Konsequenzen bereits gezogen. Sein Gewissen dürfte nicht ganz so rein sein, wie er es jetzt da vorgibt, lässig sitzend. Er ist bereits von seinen Vereinen zurückgetreten und hat auch seinen Rückzug aus der Politik bereits bekannt gegeben. (Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert. - Aufregung bei den GRÜNEN.) Die Tatsache ist aber schon so, dass wir (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.), ja genau, natürlich die Verantwortung des Herrn Christoph Chorherr erst in Zukunft beleuchten werden. Aber da werden wir noch sehen, was dabei rauskommt. Bleiben wir aber jetzt bei der Wiener Stadtregierung und der Verantwortung in der Stadtplanung und Flächenwidmung. Da gibt es insbesondere im Umgang mit Altlasten offenbar ein bisserl ein Problem. Da habt ihr ein Problem damit, mit Altlasten verantwortungsvoll umzugehen. Das Thema Gaswerk Leopoldau mit dem wunderbar glänzenden Namen Neu-Leopoldau, wo auch der Herr Christoph Chorherr maßgeblich beteiligt war, ist nicht unbedingt ein Vorzeigestückerl der Stadtplanung, wenn man auf kontaminiertem Gebiet Wohnbau ohne Sanierung durchführt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Herr Kollege Niegl, ich darf Sie bitten, zum Aktenstück zu sprechen. GR Michael Niegl (fortsetzend): Ja, ja, ich komm' dann schon zum Aktenstück. Es geht ja um die Stadtplanung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf Sie auch auf § 21 der Geschäftsordnung hinweisen, wo die Ansprache an den Gemeinderat und nicht an Einzelpersonen zu richten ist. Ich darf Sie bitten, das zu berücksichtigen. GR Michael Niegl (fortsetzend): Ich habe ihn ja nur genannt, ich habe ihn ja nur genannt, damit er sich nicht ignoriert vorkommt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Halten Sie sich bitte an die Geschäftsordnung. Danke. GR Michael Niegl (fortsetzend): Mach' ich, selbstverständlich, gut. Aber da ich ja einen Antrag einbringen möchte, kann ich schon zu dem Antrag sprechen, nicht? Also ich denke schon. Es wurde ja auch in der Präsidiale vereinbart. (Beifall bei der FPÖ.) Ja, oh ja, es wurde in der Präsidiale vereinbart. Wie auch immer, die Tatsache ist, es ist ruchbar geworden, dass mittlerweile auch bei einem anderen Grundstück offenbar Altlasten vorhanden sind. Das hat natürlich schon auch etwas mit der Flächenwidmung zu tun, nämlich man sollte vielleicht vorher schauen, was im Untergrund liegt. Wir haben hier Bilder vom Bauplatz Siemensstraße. (GR Michael Niegl zeigt fünf Ausdrucke.) Da sieht man Ölfässer. Da sieht man Erdreich verschmutzt mit Öl, Lackresten und ähnlichen Rückständen. Da sieht man teilweise Autowracks. Ich habe nur eines, weil es gerade so schön war, herausgepickt. Uns liegt ein umfangreiches Bildmaterial vor, aber ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf Sie noch einmal darauf aufmerksam machen, wir reden jetzt nicht über die Siemensstraße, sondern wir reden über den Kern von Floridsdorf. Das ist Gegenstand des Aktes. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) GR Michael Niegl (fortsetzend): Ja, genau, richtig, richtig. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Und dazu darf ich Sie bitten, jetzt zu kommen und darüber zu reden und nicht über die Siemensstraße, über irgendwelche Ölfässer, oder ob der Herr Chorherr in irgendwelchen Vereinen aktiv ist. (Aufregung bei der FPÖ. - Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) GR Michael Niegl (fortsetzend): Wir kommen natürlich selbstverständlich gleich zum Punkt. Ich darf dennoch dazu einen Antrag einbringen. Das wurde uns ja auch in der Präsidiale zugesichert. Es geht darum, dass ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Davon ist mir nichts bekannt, dass ich Ihnen in der Präsidiale irgendetwas zugesichert hätte. GR Michael Niegl (fortsetzend): Es wurde mir gesagt, dass das vereinbart ist. Mir nicht, ich bin ja nicht Teil der Präsidiale. Ich bringe dennoch einen Antrag zu den Siemensäckern ein und verlange logischerweise einen vorübergehenden Baustopp, dass einmal geklärt werden kann, was da in der Altlast los ist, wie viel Chemie oder ähnliche gefährliche Gegenstände da liegen. Dazu bringe ich den Antrag ein, einen Antrag auf Baustopp: "Die Vizebürgermeisterin und Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung Mag. Maria Vassilakou, wird ersucht, eine vorübergehende Bausperre im Zusammenhang mit der MA 37 auf dem Areal der Siemensäcker zu erwirken und eine umwelttechnische Überprüfung über mögliche Kontaminierungen des Untergrundes mit gefährlichen Stoffen einzuleiten, um eine Gesundheitsgefährdung für Anrainer und Arbeiter auf der Baustelle auszuschließen." (GR Prof. Harry Kopietz: Hätten Sie es früher ausgeschickt!) "In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ.) Es ist halt leider im Kern Floridsdorf Thema. Es hilft nichts, auch wenn es unangenehm ist. Ich darf in diesem Bereich gleich zum nächsten Thema kommen. Das wird euch vielleicht gar nicht so unangenehm sein. Da geht es nämlich um die Nordrandsiedlung. Auch hier ist man zum Beispiel in der Bezirksvertretung Floridsdorf übereingekommen, dass wir die Nordrandsiedlung ja schützen wollen. Nein, nein, wir sind jetzt eh schon fast konform, da geht's jetzt gar nicht um Kritik. Da geht's darum, dass wir etwas machen müssen, wo wir vielleicht eine Maßnahme treffen, die uns schützt. Jeder kennt, glaube ich, die Nordrandsiedlung und weiß, dass durch massive Grundstückskäufe von diversen Bauträgern eine Bauverdichtung stattgefunden hat. Mittlerweile ist auch die SPÖ, die Bezirks-SPÖ, dafür, eine Flächenwidmung auf diesem Areal, diesem Kleinod von Wien, im Sinne der Anrainer durchzuführen. Den Anrainern wurden auch vier verschiedene Varianten gegeben, wo sie sich entscheiden können, wie sie vorgehen wollen. Jetzt wäre es wichtig, und es wäre meine Ergänzung zu diesen wichtigen Themen, dass wir, bevor diese Flächenwidmung beschlossen und umgesetzt wird, eine vorübergehende Bausperre verhängen, damit nicht die Bauträger jetzt noch schnell Projekte umsetzen, die gegen dieses Ansinnen sind. Also wir sind schon relativ konform und ich bitte Sie daher, diesem Antrag, den ich jetzt auch hier einbringe, näherzutreten. Dies würde dann natürlich auch beweisen, wo wir stehen: "Die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen Kathrin Gaál möge sich in Zusammenhalt mit der für die Flächenwidmung zuständigen MA 22 für eine vorübergehende Bausperre auf den Plandokumenten 6889, 6889E, 6889E2 und 7279 bis zum Inkrafttreten der neuen Flächenwidmung einsetzen, um eine weitere unerwünschte Bauverdichtung zu verhindern. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Die MA 22 ist nicht zuständig für Flächenwidmung!) Da sind wir jetzt dem Ganzen schon etwas näher. Ich glaube, das sollten wir uns schon überlegen, ob wir da nicht diese Maßnahme ergreifen. Es wäre durchaus wichtig. Und, meine Damen und Herren der Wiener Stadtregierung, bitte vor allem der letzte - ich weiß schon, dass Sie vielleicht dem ersten nicht zustimmen werden. Aber beim letzten wäre es ganz wichtig, dass nicht das, was wir alle wollen, vielleicht noch im letzten Moment negativ beeinflusst wird. Damit schließe ich meine Rede. Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich habe jetzt also festgehalten, schon vorhin, dass zum Aktenstück sehr wenig gesprochen wurde, und sage auch, dass ich den letzten Antrag nicht zulassen werde, weil er sich auf die falsche Magistratsabteilung, nämlich auf die MA 22, bezieht. Die MA 22 ist für Flächenwidmungen in diesem Haus nicht zuständig. Daher lasse ich den Antrag 21, den letzten, den Sie eingebracht haben, nicht zu. Sie können ihn ja gerne bei der nächsten Sitzung wieder einbringen. (GR Prof. Harry Kopietz: Aber richtig! - GR Michael Niegl: Na schau, macht ja nichts!) Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kurz zurück zum eigentlichen Plandokument 8216. Der Kollege Chorherr hat, unterstützt durch den Kollegen Jordan, sehr gut begründet, warum wir hier hoffentlich einstimmig dieses Aktenstück beschließen. Deswegen brauche ich da nicht mehr allzu viel berichten. Zum Antrag betreffend Siemensäcker war ich am Anfang ein bissel verwirrt, weil der Antrag im Begründungstext in Wirklichkeit die Begründung für die Ablehnung des Antrags mitliefert, weil er nämlich wunderbar taxativ aufzählt, was ohnehin dort alles schon passiert ist. Ich darf das jetzt in meinem Bericht noch einmal ergänzen. Begonnen hat das Bundesverwaltungsgericht, sich dort damit zu beschäftigen. Das besagte Grundwasser betreffend hat sich die MA 37 beschäftigt und Vorschreibungen gemacht. Der Bauträger hat sich ebenfalls bereits verpflichtet, alle Maßnahmen zu setzen, damit es zu keinen Verschlechterungen für die Anrainer kommt. Zum Punkt der erwähnten Altlast hätte man vielleicht vorher in den Altlastenkataster des Bundes sehen können. Es hat ein freiwilliges hydrologisches Gutachten gegeben, das steht ja ebenfalls auch im Begründungstext, das ebenfalls besagt, dass es zu keinen Beeinträchtigungen für die Anrainer kommt. Die Umweltanwaltschaft hat dann zusätzlich noch einmal das Gutachten geprüft und ist zum selben Ergebnis gekommen. Schlussendlich hat es auch noch ein Naturschutzverfahren dazu gegeben. Also dieser Antrag würde praktisch dazu dienen, zu prüfen, ob die Prüfer richtig geprüft haben. Das könnte man in Wirklichkeit perpetuieren. Also würde ich ersuchen, diesem Antrag nicht näherzutreten. Abschließend, nachdem der Nordrandsiedlungsantrag ohnehin nicht zur Abstimmung kommt, kann ich den Kollegen Niegl aber beruhigen. Vor knapp 14 Tagen wurde ein inhaltlich nahezu identer Antrag ohnehin schon in der Bezirksvertretung beschlossen und der MA 21 übermittelt. Die hat ihn an den Bauausschuss des Bezirkes ausgearbeitet zurückgeschickt. Auch dort wurde er schon beschlossen. Dieser Antrag ist bereits zu uns unterwegs. Das heißt also, wir werden ohnehin dem Antrag der Bezirksvertretung, der übrigens einstimmig war, hier dann noch alle, so hoffe ich, positiv nähertreten. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 27. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmt, den bitte ich, die Hand zu erheben. - Das ist einstimmig angenommen. Beschlussantrag der FPÖ betreffend Bausperre Gelände am Siemensacker. Wer dem betritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird unterstützt von ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und ist daher abgelehnt. Für Postnummer 29 der Tagesordnung liegt keine Wortmeldung mehr vor. Sie betrifft das Plandokument 8245 im 2. Bezirk, KatG Leopoldstadt. Wer der Postnummer zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung ist bei SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ, ÖVP und NEOS. Daher ist die Post mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 30 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8268 im 15. Bezirk, KatG Sechshaus. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Oxonitsch, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Oxonitsch: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Baron. Ich erteile es ihm. GR Karl Baron (FPÖ): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich mache es in aller Kürze. Wir werden das Geschäftsstück ablehnen ganz einfach deswegen, weil die Schutzzonen, wo Bausperren verhängt werden, nehmen mehr oder weniger überhand. Es werden immer mehr Schutzzonen mit den dubiosesten Gründen kreiert. Es gibt Schutzzonen wie zum Beispiel in Floridsdorf, wo sie durchaus Sinn haben. Aber auf Grund der gesetzlichen Verankerung, die im Juni 2018 geschaffen wurde, also vor wenigen Monaten, ist es ja sowieso nicht mehr möglich, vorzeitig Abrisse vorzunehmen, dass man praktisch vor vollendeten Tatsachen steht. Daher ist es nicht nötig, hier die Schutzzone gleich zu kreieren. Man stelle sich vor, man hat ein Haus in einer dieser Schutzzonen, wo praktisch einzelne Häuser der Grund sind, warum man ganze Grätzel quasi mit Bausperren verhängt und die Besitzer damit wenig anfangen können. Da viele Schutzzonen auch Anrainerparkplätze haben, so sind wir beim Thema. Ich erinnere, dass die Freiheitliche Partei bereits 2015 einen Antrag eingebracht hat, wo wir gefordert haben, dass gewerbliche Fahrzeuge in Anrainerparkplätzen in Wien praktisch parken dürfen. Es macht auch durchaus Sinn. Man kann sich durchaus vorstellen, dass diese Anrainerparkplätze von Gewerbebetrieben dann genutzt werden, wenn für die Anrainer Tätigkeiten verrichtet werden. Warum sollen Installateure ihre Thermen quasi an freien Parkplätzen vorbeischleppen, die, völlig sinnlos, tagsüber eigentlich nicht genutzt werden, weil die Anrainer zur Arbeit fahren oder wo immer auch hin. Auf jeden Fall ist zu bemerken, dass Parkplätze in Anrainerzonen tagsüber wesentlich mehr zur Verfügung stehen als nachts. Darum haben wir diesen Antrag eingebracht und gefordert, und dieser Antrag wurde von der rot- grünen Stadtregierung natürlich abgelehnt. Das war 2015. In der Zwischenzeit gab es Gespräche von Wirtschaftskammerpräsident Ruck mit der VBgm.in Vassilakou, wo Einlenken signalisiert wurde. Und ziemlich zeitgleich hat der Wirtschaftssprecher oder der Wirtschaftsvertreter der Sozialdemokratischen Fraktion, der Fritz Strobl - ich sehe ihn jetzt gar nicht -, im Wirtschaftsparlament plötzlich einen gleichlautenden Antrag eingebracht, den er ein Jahr vorher noch abgelehnt hat. Also er ist offenbar biegsam oder lernfähig oder nennen wir es, wie man es will. Fakt ist, ich gehe davon aus, dass die SPÖ offenbar die Meinung geändert hat, und auf unseren Antrag, den wir damals hatten, jetzt einsteigen würde. Darum habe ich jetzt einen Antrag mitgebracht, den ich in meiner Bank vergessen hab', und ich ersuche um kurze Aufmerksamkeit. Ich komme gleich wieder. (GR Wolfgang Seidl gibt GR Karl Baron den Antrag.) Der Antrag lautet: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass Anrainerzonen in Wien für gewerbliche Fahrzeuge von 8 Uhr bis 16 Uhr keine Gültigkeit haben und dadurch auch Gewerbebetrieben in dieser Zeit zugängig sein sollten." Diesem Antrag ersuche ich zuzustimmen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Schutzzonen können durchaus zukünftige Umweltzonen werden. Deswegen haben wir schon wieder einen Kontext zum Thema. Es geht darum, dass praktisch (GR Mag. Christoph Chorherr: Um den Zusammenhang zur Schutzzone herzustellen!) hinter verschlossenen Türen bereits die nächste Schröpfaktion der Autofahrer von der rot-grünen Stadtregierung ausgearbeitet wird. Federführend natürlich wieder einmal die GRÜNEN. Es geht darum, dass Umweltzonen geschaffen werden sollen, wo Dieselfahrzeuge, die nicht die Emissionsklasse 6 erfüllen, diese Umweltzonen nicht befahren dürfen. Wenn da ein Umweltgedanke dahinterstecken würde, würde ich da noch ein bissel einen Sinn erkennen. Warum bitte schließt man gerade die Fahrzeuge von einer gewissen Umweltzone aus, die praktisch dann nichts anderes machen müssen, als diese Umweltzone zu umfahren, und dann doppelt so viele Schadstoffe, Feinstaub oder was immer ausstoßen, die der Wind dann wahrscheinlich eh wieder in die Umweltzone hineinweht. Meine Damen und Herren, das ist unlogisch und das ist auch sicher nicht der Grund, warum man das machen will. Der Grund ist ganz einfach, dass jedes Auto, das diese Emissionsklassen erfüllt, ein Pickerl kaufen wird müssen, das bis zu 30 EUR kostet, damit er praktisch in die Umweltzonen kann. (Aufregung bei GR Mag. Rüdiger Maresch.) Das ist nichts anderes als eine Geldbeschaffungsaktion und das ist nicht in Ordnung, meine Damen und Herren! Jetzt hätte ich fast ein falsches Wort verwendet. Da sitzt ein ganz ein schwieriger Vorsitzender oben. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren! Wenn Sie schon Umweltzonen einrichten wollen, dann empfehle ich Ihnen, nehmen Sie die Donauinsel. Machen Sie aus der Donauinsel eine Umweltzone. Dort wäre es längst notwendig! Dort können Erholungssuchende praktisch nur dann Erholung finden, wenn gerade Grillverbot ist, weil Brandgefahr herrscht. Hier ist es angebracht, eine sogenannte Umweltzone zu errichten! Aber bitte nicht (Aufregung bei den GRÜNEN.) in Wien! (Beifall bei der FPÖ.) Ich bringe somit folgenden Antrag ein, folgenden Beschlussantrag: "Die Amtsführende Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung wird aufgefordert, sicherzustellen, dass es zu keiner PKW-Umweltzone weder für Teile von Wien noch für das gesamte Wiener Stadtgebiet kommt. In formeller Hinsicht wird die Abstimmung beantragt." Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Mag. Juraczka. Ich erteile es ihm. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, auch ich darf zu dem eingebrachten Antrag der Kollegen der Freiheitlichen Partei replizieren und einen eigenen Antrag einbringen. Es geht um das vieldiskutierte Anrainerparken. Und ich habe durchaus Sympathien für den Antrag, den der Kollege Baron jetzt gerade eingebracht hat, nämlich die Nutzung von Anrainerparken tagsüber für kommerzielle Zwecke, also für Unternehmen. Wir haben das lange diskutiert, weil es natürlich da auch verschiedene Interessen gibt. Wir kennen die Diskussion auch in meiner Partei, ich mache da gar kein Hehl daraus, dass Bezirke natürlich das Bezirkswohl in den Vordergrund stellen, die Wirtschaftskammer natürlich unternehmerisch denkt. Wir haben dann bei diesem Antrag gesehen, dass es ja auch bei Ihnen, bei den Kollegen der Freiheitlichen Partei, einmal eine Stoßrichtung gibt, das aber noch nicht genau durchdacht ist. Es wurden ja die Zeiten, wann das Gültigkeit haben soll, noch kurzfristig verändert, und dergleichen mehr. Das hat mir eigentlich nur gezeigt, dass wir an einem Problem herumdoktern, das ja viel größer ist. Was meine ich damit? Dass Anrainerparken versucht, notdürftig zu reparieren, was im Großen falsch läuft, nämlich eine falsche Form der Parkraumbewirtschaftung. Meine Damen und Herren! Wenn ich Bezirke innerhalb des Gürtels habe wie den 7., wie den 8. Bezirk, wo ich mehr zugelassene PKWs habe als Stellplätze am öffentlichen Grund, dann kann ich mit der Parkraumbewirtschaftung agieren, dann kann ich mit Anrainerparken agieren, aber es wird nie wirklich funktionieren. (Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Ich freue mich, dass der Kollege Maresch auch wieder aufwacht bei seinem Leib- und Leben- Thema. Tatsache ist, dass wir jetzt eine historische Chance haben. Wir haben seit vier Monaten einen neuen Bürgermeister. Wir haben spätestens im Frühjahr nächsten Jahres eine neue zuständige Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin. Wir sollten da wirklich in uns gehen und darüber nachdenken, auch auf Grund der Ereignisse der letzten Tage und Wochen. Wir haben die Parkraumbewirtschaftung erweitert in Teilbereichen von Simmering. Wir haben heute eine Abstimmung in der Bezirksvertretung in Döbling, wo das natürlich auch in Richtung Parkraumbewirtschaftung in irgendeiner Form, sage ich jetzt einmal, geht. Und am Ende des Tages haben wir ein Problem, das ich schon immer prognostiziert habe. Man zahlt im eigenen Bezirk rund 100 EUR pro Jahr, um einen Parkplatz zu haben. So weit, so gut, bin ich geneigt, zu sagen. Nur, am Ende des Tages wird es dann so sein, dass man in 22 anderen Bezirken erstens einmal pro Stunde 2 EUR bezahlt und maximal 3 Stunden parken darf. Das ist etwas, was die Sozialdemokraten wohl (Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) aus finanziellen Gründen ganz interessant finden, die Zwischenrufer der Grünen Fraktion aus verkehrsideologischen Gründen. Aber ich glaube, das ist eine unredliche Einschränkung der Mobilität, wie wir sie nicht wollen, vor allem, wenn wir wissen, und das tun alle Fraktionen hier in dem Haus, dass das wahre Problem eigentlich die 300.000 einpendelnden PKW sind! Dann sollten wir jetzt eigentlich in uns gehen und überlegen, ob wir nicht Parkraumbewirtschaftung generell auf neue Beine stellen können. Einen dementsprechenden Antrag möchte ich hiermit einbringen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Unser Antrag im Wortlaut: "Der Wiener Gemeinderat betont die Verantwortung der zuständigen Wiener Stadtregierung, insbesondere der Frau Amtsführenden Stadträtin für Verkehr, ein schlüssiges, von der Bevölkerung akzeptiertes Parkraumbewirtschaftungskonzept vorzulegen und umzusetzen, das einen sinnvollen Interessensausgleich zwischen den Interessen der Bezirksbevölkerung einerseits und den Interessen der Wiener Wirtschaft ermöglicht." Das bezieht sich jetzt natürlich auf die Öffnung der Anrainerparkplätze. Ich kann Ihnen sagen, sowohl die Bezirksvorsteher des 1. und 8. Bezirkes als auch der Wirtschafskammerpräsident sind Parteifreunde von mir. Ich habe mit den dreien schon mehrfach zu dem Thema gesprochen. Ein Kompromiss wäre nicht schwer, wenn man möchte. Aber das ist wieder einmal die Frage: Wie will man Verkehrspolitik anlegen seitens der Grünen Fraktion? Meine Bitte: Gehen wir in uns. Ich glaube, man kann Opposition auch anders als mit dem Bihänder machen. Man kann sie auch mit dem Florett machen. (Heiterkeit bei GR Mag. Rüdiger Maresch.) Meine Bitte: Schauen wir uns gemeinsam an, ob ein neues System nicht ein besseres wäre. Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Christian Oxonitsch: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Für all jene, die sich eigentlich immer wieder gefragt haben: Wozu gibt es diesen Berichterstatter? Schlicht und ergreifend dafür, dass man ein bissel darüber redet, was wir jetzt eigentlich abstimmen und nicht über irgendwelche andere Themen. Zur Erläuterung: Es geht um keine Kurzparkzone, es geht um keine Anrainerparkzone, es geht um keine Umweltzone, nein, es geht um eine mögliche Schutzzone im 15. Bezirk! Also darüber haben wir jetzt diskutiert, nur falls es irgendwem abgegangen ist, wofür wir reden. Ich finde es ja interessant, dass die Freiheitlichen diesem Antrag nicht zustimmen wollen, wo ja gerade immer wieder sehr stark betont wird: Das ist ein Bezirksanliegen, das ist ein Bezirkswunsch. Gerade auch hier wird nach der Überprüfung für eine Schutzzone einem Bezirkswunsch Rechnung getragen. Wir reden nämlich auch nicht darüber, und das vielleicht auch nur zum Kollegen Baron, dass wir heute eine Schutzzone verordnen, sondern es gibt jetzt einmal eine temporäre Bausperre, damit der Flächenwidmungsplan mit dem Ziel, auch eine Schutzzone zu verordnen, dort eingerichtet werden kann. Und es geht letztendlich darum, und das war Ihnen durchaus ein Anliegen und darum verstehe ich die Nichtzustimmung eigentlich nicht, dass es auch großzügige Ausnahmen gibt. Also wenn man sich den Akt angeschaut hat und nicht mit Umweltzonen, mit Anrainerzonen, Parkzonen und Ähnlichem beschäftigt war, dann wird man feststellen können: Es gibt ja auch große Ausnahmen dafür. Daher hoffe ich, dass diesem Geschäftsstück zugestimmt wird. Die Anträge kann ich nur zur Ablehnung empfehlen. Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 30. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - NEOS, SPÖ und GRÜNE stimmen zu. Daher ist das Geschäftsstück mehrstimmig angenommen. Die drei Anträge von der FPÖ. Betreffend Parkplätze in Anrainerzonen: Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Wird unterstützt von NEOS, FPÖ gegen ÖVP, SPÖ, GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag FPÖ, Nein zur PKW-Umweltzone. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die FPÖ gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag Anrainerparkplätze für den Wirtschaftsverkehr nutzbar machen. Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS gegen FPÖ, SPÖ und GRÜNE, hat nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 31 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 7427E im 16. Bezirk, KatG Ottakring. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Oxonitsch, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Oxonitsch: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Ich erteile es ihm. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich mache es in der gebotenen Kürze, nicht zuletzt deshalb, weil ich auch nur einen Antrag einbringen möchte und wir dem Poststück unsere Zustimmung geben. Es geht in dem Poststück aber auch um einen Bezirk, der mir sehr ans Herz gewachsen ist, um meinen Nachbarbezirk, und dem Herrn Berichterstatter, wie ich weiß, noch viel mehr, nämlich um Ottakring. Ich darf mich nur wiederholen: Wenn man Opposition nicht mit dem Bihänder betreiben möchte, sondern konstruktiv, dann möchte man eigentlich im Gespräch bleiben. Wir haben in Ottakring ein Thema, wir haben dort kein Sicherheitsproblem, aber wir haben Versäumnisse und wir müssen aufpassen, dass sich eine Situation nicht weiter verschärft, nämlich Drogendelikte im Brunnenviertel und entlang der U6. Wir kennen die Thematik, die schon einmal sehr stark ausgeprägt war. Damals wurde dann durch eine Reparatur eines Gesetzes auf Bundesebene hier der Schaden begrenzt. Es gab eine Zeit lang Ruhe. Mittlerweile ist es wieder intensiver geworden. Meine Fraktion stellt daher den Antrag nach einem Sicherheitskonzept. Dieses Sicherheitskonzept beinhaltet auch ein Gespräch zwischen allen beteiligten Parteien, nämlich eine Zusammenarbeit der Polizei, der Geschäftsleute des Brunnenviertels, der Anrainerinnen und Anrainer, und auch der dort vorhandenen sozialen Einrichtungen, damit wir diesen Bezirk durchaus auch lebenswert erhalten. Ich würde mich freuen, weil ich ja weiß, dass nicht nur dem Herrn Berichterstatter Ottakring ein Anliegen ist, wenn wir hier auf breite Unterstützung bauen können. (Beifall bei der ÖVP.) Ein anderes Thema sei nur angesprochen, es hat leider gestern keinen Eingang in die Diskussion gefunden, wird uns aber hier an diesem Ort noch mehrfach, davon bin ich überzeugt, begleiten. Das ist nämlich die Situation, wie man am Wilhelminenberg mit den Möglichkeiten der dortigen Verbauung umgeht. Ich kenne die ARWAG. Ich schätze das Unternehmen. Und auch wenn der Peter Hanke heute nicht hier ist, ich weiß, die ARWAG ist durchaus ein Flaggschiff der Wien Holding und macht gute Projekte. Wenn man aber in der Gallitzinstraße in einem Bereich, wo es eigentlich nur Grünland gibt, von Bauklasse I plötzlich mit Bauklasse III über 200 Wohneinheiten dort hinknallen will, das vielleicht nur ein bisschen als Vorankündigung, weil wir gerade von Ottakring sprechen, dann wird es von der Opposition, zumindest aber von meiner Partei, ganz massiven Widerstand geben, weil so sollte man mit einem Grüngürtel nicht umgehen! Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Christian Oxonitsch: Also ich glaube, ich muss einmal den Kollegen Juraczka zu einem kleinen Rundgang durch Ottakring einladen, damit du es ein wenig kennen lernst. (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Punkt 1: Der Brunnenmarkt ist nicht ums Eck vom Flötzersteig und der Steinbruchstraße, damit wir wieder einmal über den Zusammenhang von Anträgen sprechen. Ich glaube, du kannst froh sein, dass nicht der Kollege Kowarik Vorsitz geführt hat (Heiterkeit bei GR Gerhard Kubik.), weil ich glaube, so wie beim Kollegen Baron hätte es wahrscheinlich schon die eine oder andere Ermahnung gegeben. Aber sei's drum. Ich habe mich sehr gefreut, dass der General Mahrer vor einiger Zeit sich einmal auf den Brunnenmarkt verirrt hat, der ja viele Jahre lang gerade auch für die Sicherheit in dieser Stadt (GR Mag. Dietbert Kowarik: Um welches Geschäftsstück geht es eigentlich, Herr Berichterstatter?) zuständig war, und dort seine Sicherheitssprechstunde abgehalten hat. Scheinbar ist das der Anlass dafür, dass er sich dorthin verirrt hat. Na ja, zum Antrag muss ich schon was sagen können, wenn er da liegt. Ich kann nicht als Berichterstatter nicht zu einem Antrag reden. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Es war nur eine Frage!) Ja, aber das muss ich, das ist meine Aufgabe. Das ist genau meine Aufgabe. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Es war nur eine Frage! Ich wollte es nur wissen!) Jetzt gibt's es. Wie er eigentlich wissen sollte, und ich glaube, das weiß er auch aus seiner Praxis, es gibt dort eine sehr gute Kooperation gerade mit allen angeführten Institutionen. Gerade angesichts eines tragischen Ereignisses vor einiger Zeit hat es diesen intensiven Dialog ja auch gegeben. Ich erinnere auch daran, dass, wie du richtig darauf hingewiesen hast, die Gesetzesänderung auf Bundesebene ja nicht zuletzt deshalb stattgefunden hat, weil es ein starkes Drängen auch des Bezirks gab. Dieses von einem schwarzen Innenminister zu verantwortende rechtliche Dilemma wieder zu beseitigen, das ist gelungen. Ich glaube daher, man kann dem Antrag zustimmen, weil es ist tatsächlich etwas verlangt, dem der Bezirk eigentlich sehr intensiv nachkommt und diese Kooperation auch immer wieder stattfindet. Ich möchte aber auch gleichzeitig anmerken, der Flötzersteig ist auch nicht unmittelbar in der Gallitzinstraße. Aber auch hierzu muss ich natürlich ein bisschen Stellung nehmen. Tatsache ist, wenn du dort hingehst - wie du zu Bauklasse I kommst, weiß ich nicht. Es ist genau anrainend an dieses Grundstück die "Häuser zum Leben"- Einrichtung in der Ottakringer Straße. Dort ist, glaube ich, Bauklasse III oder IV sogar, das ist direkt anrainend. Es sind die Häuser auf der anderen Seite der Erdbrustgasse nicht Bauklasse I, sondern II und III. (GR Prof. Harry Kopietz: Er kennt sich dort aus!) Also wie du draufkommst, dass dort Bauklasse I ist, weiß ich nicht. Du warst scheinbar noch nicht dort. Daher mache ich den Vorschlag: Treffen wir uns am Wochenende, schau dir einmal Ottakring an, lerne den Brunnenmarkt kennen, lerne den Flötzersteig kennen, um den es hier geht. Erfreulicherweise gibt es die Zustimmung dazu. Und lerne auch die Gallitzinstraße und den Wilhelminenberg kennen. Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 31. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erteilen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, daher mehrstimmig so angenommen. Antrag der ÖVP betreffend Sicherheitskonzept für das Brunnenviertel. Hier wurde die Zuweisung an den Ausschuss der Geschäftsgruppe - ja welche? - verlangt. Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung ist durch ÖVP, NEOS und FPÖ unterstützt gegen die Stimme der SPÖ und der GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Daher ist der Antrag abgelehnt. Es gelangt Postnummer 34 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Neubau der Stützmauer Heiligenstädter Hangbrücke in Wien 19. Ich darf den Berichterstatter, Herrn GR Valentin, bitten, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Erich Valentin: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, es geht in diesem Poststück um die Heiligenstädter Hangbrücke, so wird sie genannt. Das wusste ich gar nicht, obwohl ich sie gut kenne, weil ich gleich in der Nähe wohne. Wien hat ja mehr Brücken als Venedig. Ich weiß nicht, wer das wusste. Das fand ich sehr interessant, als ich das herausgefunden habe. 826 Brücken werden von der Stadt verwaltet. Viele davon wurden in den 40er bis 60er Jahren gebaut, sind dementsprechend am Ende ihrer Lebensdauer und müssen saniert werden. So auch diese Heiligenstädter Hangbrücke, die neu gebaut werden muss. Wir stimmen dem natürlich zu, weil wir glauben, das ist etwas ganz Wichtiges. Wir wollen sicher keine Situation oder Katastrophe erleben, wie sie in Genua passiert ist. Wir geben aber hier eines zu bedenken oder möchten darauf aufmerksam machen, dass hier 3,4 Millionen EUR allein für die Planungsleistungen ausgegeben werden, Planungsleistungen für den Abbruch eines Brückentragwerkes, Neubau einer Stützmauer, Trassierung einer Straße. Im Endeffekt machen die Planungsleistungen nur 5 bis 10 Prozent der gesamten Neubaukosten aus. (Beifall bei den NEOS.) Ich war eigentlich noch beim Fact-finding, aber vielen Dank. Das macht aber nichts, weil das ist eine Brückensanierung immer wert, überhaupt keine Frage. Darauf will ich gar nicht hinaus. Ich will nur zu bedenken geben, dass diese Höhe dieser Planungsleistungen, also diese rund 3,4 Millionen EUR, etwa so hoch sind wie das Gesamtbudget für den Radverkehr in dieser Stadt in einem Jahr. Das sind geschätzt, nämlich im Jahr 2016, man kann es ganz genau nicht sagen, 4 Millionen EUR. Wenn man sich die Relationen so vergleicht, dann ist das eigentlich für eine Stadt wie Wien richtig, richtig, richtig wenig. Das merkt man auch, wenn man im Wiener Verkehr unterwegs ist. Egal wie, man hat teilweise, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, lebensgefährliche Umstände, weil man einfach nur Mehrzweckstreifen aufpinselt, die nicht sicher sind, und weil einfach auch kein Geld da ist. Man hat auch zu wenige Abstellplätze, sichere Abstellplätze. Ich glaube, die sind ganz wesentlich, wenn man Menschen dazu bringen will, aufs Rad umzusteigen. Da freut es mich, dass es jetzt eigentlich ein Bekenntnis von allen Parteien dazu gibt, auch in diesem Haus, weil auch die Bundesregierung ja gesagt hat, dass sie den Radverkehr verdoppeln will. Das ist, glaube ich, eine gute Gelegenheit, wieder darüber zu diskutieren und zu sagen: Was ist es uns wirklich wert, auch bei den Investitionen dieser Stadt, weil die werden wir auf Gemeindeebene brauchen, auch auf Stadtebene, um dementsprechende Maßnahmen umzusetzen, um hier den Modal-Split weiter zu erhöhen. Und das hat jetzt auch Fraktionen wie die ÖVP und die FPÖ erreicht. Das freut mich besonders, weil mittlerweile anscheinend jeder erkennt, dass jeder Radfahrer, der am Rad sitzt, einer weniger im Auto bedeutet, und deswegen für jeden verbliebenen Autofahrer einer weniger, der einen Stau verursacht. Das ist eine schöne Geschichte, die für alle einfach gut ist. Jetzt könnte man applaudieren. (Heiterkeit bei GR Mag. Rüdiger Maresch. - Beifall bei NEOS und GRÜNEN.) Aber auch Wien möchte im Umweltverbund seinen Modal-Split bis 2025 auf 80 Prozent erhöhen. Dazu müssen wir eben diese Maßnahmen setzen. Wir bringen heute einen Antrag ein, ein Paket zur Verbesserung der Radinfrastruktur in Wien. Wir glauben, es gab in letzter Zeit oder in der Vergangenheit viel zu wenige Investitionen. Wir brauchen dringend, dringend mehr. Wir sind hier wirklich Schlusslicht, wenn wir uns andere europäische Städte ansehen. Das geht so nicht weiter. Der Antrag kommt auf Zuweisung. Ich hoffe auf breite Zustimmung, damit wir diskutieren können, was in so einem Paket drinnen sein kann. Wir wollen hier nichts vorgeben. Ich habe aber einige Vorschläge gemacht, zum Beispiel natürlich eine ausreichende Budgetierung. Dann hätten wir gerne ein extra ausgewiesenes Radbudget im Rechnungsvoranschlag, damit wir auch monitoren können: Was ist passiert in einem Jahr? Welche Maßnahmen haben gewirkt und welche weniger? Wo können wir mehr investieren? Wir brauchen sichere Radabstellplätze, vor allem an den Verkehrsknotenpunkten, an den U-Bahn-Haltestellen. Da ist es besonders notwendig. Fahrradabstellplätze müssen auch gut erreichbar sein, auch in den Schul-, Büro-, Geschäftsgebäuden, und sofort. (GR Mag. Josef Taucher: Wir stimmen eh zu!) Da sind einige Vorschläge drinnen. Ich freue mich auf die Zustimmung zu diesem Antrag und auf die weiteren Diskussionen. Ich hoffe wirklich auf gemeinschaftliches und fraktionsübergreifendes weiteres Tun in dieser Sache. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Erich Valentin: Also nachdem grundsätzlich die Zustimmung auch seitens der Rednerin erfolgt ist, was den Antrag betrifft, hätte sie nicht so lange zu reden brauchen. Wir waren eh schon sehr überzeugt, der Kollege Maresch und ich. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Aber was anderes vorweg: Ich glaube, dieser Antrag ist deshalb, und ich bin deshalb dankbar dafür, Kollegin Emmerling, dass Sie das gesagt haben, es ist schon ein Unterschied und deshalb sinnvoll, dass Brückenerhaltung und Infrastruktur im Gegensatz zu Italien in der Hand der Öffentlichkeit verbleibt, und dass es nicht ein privater Komplex ist, der auf Gewinnmaximierung schaut. Da sind wir einer Meinung. Wir sind auch einer Meinung, dass der Antrag, der auf Zuweisung gestellt ist, dass wir uns da anschauen, wie wir den Radverkehr durch Abstellanlagen fördern, dass wir uns das im Ausschuss genau anschauen wollen. Deshalb die Empfehlung, dem Antrag, der Zuweisung die Mehrheit, die Zustimmung zu geben. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 34. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig zugestimmt. Beim Beschlussantrag von NEOS betreffend Finanzierung der Radinfrastruktur verbessern wird die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer dem zustimmt, der Zuweisung, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung erfolgt einstimmig. Damit sind wir am Ende der Tagesordnung. Ich wünsche einen schönen Abend und schließe die Sitzung. (Schluss um 19.01 Uhr.) Gemeinderat, 20. WP 27. September 2018 42. Sitzung / 2