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Gemeinderat, 44. Sitzung vom 27.11.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 76 von 100

 

diesen Menschen, diesen Mitstreitern in der Verwaltung der mir unterstellten Magistratsabteilungen 7, 8 und 9 für ihren Einsatz, ihre außerordentliche Arbeit und Leistung danken. Insbesondere gilt mein Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Finanzverwaltung, die auch wirklich in einer sehr schönen und schnellen professionellen Zusammenarbeit mit uns diesen Voranschlag entwickelt haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GR Thomas Weber.)

 

Meine Damen und Herren, ich verstehe das Ziel meiner Arbeit darin, Rahmenbedingungen für die kreative Vielfalt in unserer Stadt zu schaffen. Lassen Sie mich dazu nur kurz ausführen, was ich mit Rahmenbedingungen meine. Denn eines muss unbestritten verteidigt werden, Kunst und Wissenschaft sind essenziell für die Zivilgesellschaft. Sie sind Antriebsmotoren und Voraussetzung für Innovation. Kultur und Wissenschaft öffnen den Blick für Neues und schaffen Räume, Räume der Erfahrung, Möglichkeitsräume. Daher müssen sie sich auch in der Grundlagenforschung frei entfalten können. Sie dürfen weder ideologisch vereinnahmt noch politisch missbraucht werden. Wir brauchen alle das kritische, das unterscheidende Potenzial der Kunst, die differenzierte Sprache und den differenzierenden Blick auf gesellschaftliche Entwicklung als Korrektiv, als Ansporn, als Vis-à-vis. Es braucht daher eine Kulturpolitik, die diese Autonomie und freie Entfaltung fördert. Kunst kann nicht instrumentalisiert werden, um Probleme zu lösen, die eigentlich politisch geklärt werden müssen. Wissenschaft muss auch nicht einem vorab definierten Zweck zuarbeiten, den sie sich nicht selbst gibt. Von daher stehe ich zu einem Konzept von Kultur- und Wissenschaftspolitik, die sich vor allem die Ermöglichung und das Schaffen von gesellschaftlichen, sozialen Räumen zum Ziel setzt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GR Mag. Gerald Ebinger und GR Thomas Weber.)

 

Diese Aufgabe sehe ich heute vor allem anlässlich des von mir erstmals mitentwickelten Budgetvoranschlags darin, dafür zu sorgen, dass in der Kulturstadt Wien, in der ganzen Stadt, Kultur für alle zugänglich ist. Es geht mir in allererster Linie um die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener. Diese ist laut Studien so hoch, dass sie über 97 Prozent liegt. Dieser kulturelle Reichtum, der Wien so einzigartig macht, strahlt weiter in den internationalen Raum. Aus dem internationalen Vergleich können wir auch wirklich unser Selbstbewusstsein stärken. 80 Prozent aller Touristen geben an, dass sie wegen dieses einzigartigen kulturellen Angebots nach Wien kommen. Es geht hier aber eindeutig nicht nur um einen nach außen vermarktbaren Wirtschaftsfaktor, sondern um Kultur als unverzichtbaren Bestandteil der DNA dieser Stadt.

 

Jenseits dieser Freude ist aber auch Selbstkritik nötig. Denn wir wissen, dass sich die kulturelle Karte Wiens sehr stark im innerstädtischen Raum konzentriert und die Zufriedenheit mit dem kulturellen Angebot in den unterschiedlichen Bezirken dann doch sehr unterschiedlich hoch ist. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich unterschiedliche Stadtteile enorm verändert haben und daher anderen Entwicklungsrhythmen als viele innerstädtische Zonen unterworfen sind, die über Jahrhunderte langsam gewachsen sind. Was mir in diesem Zusammenhang deshalb ein zentrales Anliegen ist, Wien ist kein Freilichtmuseum. Auch die Museen spiegeln heute eine andere Dynamik wider. Wir leben in einer wachsenden Stadt. Die Stadt bleibt jung. So muss es auch die Politik, die wir machen, bleiben. In diesem Sinne brauchen wir frisches Geld und einen frischen Blick auf den Budgetvoranschlag der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft.

 

Worin also liegen die Hauptaufgaben der nächsten Jahre? Es gibt für mich drei Säulen, drei programmatische Linien im Budget.

 

Das Erste ist, Bestehendes abzusichern, die Analyse des Bestehenden und das Lösen des dringendsten Handlungsbedarfs. Wir starten mit der Analyse und sichern ab. Das bedeutet, dass Institutionen in ihrem Fortbestand und damit in ihrer Qualität gesichert werden.

 

Zum einen investieren wir, wie schon vorhin erzählt, mit der Sanierung und Erweiterung des Wien Museums in die Zukunft der Geschichte der Stadt, einem Ort für die Wienerinnen und Wiener, der gleichzeitig weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus strahlen wird. Dieser Umbau kommt budgetär naturgemäß noch on top zu den bereits erwähnten 7 Millionen. Die Sanierung und Erweiterung des Wien Museums wird realisiert. Wir dürfen uns wirklich freuen.

 

Dann geht es auch um die Sanierung des Volkstheaters, eine Notwendigkeit, und auch ein weiteres zentrales Anliegen. Aber ebenso erforderlich ist die Anpassung der beiden wichtigen Spielstätten und Arbeitgeber Josefstadt und Volkstheater an den Kollektivvertrag.

 

Neben den baulichen Vorhaben brauchen Institutionen, aber auch die Innovation durch personelle Besetzungen. Insofern waren und sind immer wieder schnelle und klare Entscheidungen notwendig, damit Zukunft ermöglicht werden kann. Dass ich entscheidungsfreudig bin, durfte ich nolens volens schon mehrfach unter Beweis stellen.

 

Die Ausschreibung der neuen Intendanz für das Volkstheater wird gerade vorbereitet. Im Laufe des Frühjahrs werden die Weichen für die künstlerische Zukunft gestellt sein. Der Weg dorthin ist einer, der wahrlich einer kleinen kulturpolitischen Revolution gleichkommt, weil er völlig anderen Parametern unterworfen ist. Hier gibt es einfach zunächst einmal Gespräche mit dem Volk, mit den Menschen, die sich interessieren, die irgendetwas zum Volkstheater zu sagen haben, in der Tat nicht ein Mal in der Woche, lieber Fritz Aichinger, leider nicht, sondern täglich. Außer ich bin hier, bin ich täglich im Café Eiles, höre mir wirklich viele interessante, eigenartige, seltsame, spannende Entwürfe, Ideen, Gedanken an und hole die Menschen dort ab. Es ist genau das, was Sie auch gesagt haben, hineinzuhören. Was wollen die Menschen? Was will das Publikum, unterschiedliche Akteure in der Stadt? Ich kann nur sagen, es ist wirklich auch ein berührendes Erlebnis für mich, mit welchem heißen Herzen, mit welchen heißen Ideen sozusagen und Gestaltungswillen die Menschen dort hinkommen, um mir einmal Ideen zu liefern. Daraus entwickeln sich

 

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