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Gemeinderat, 48. Sitzung vom 27.02.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 98 von 100

 

das schon 17.000 Mal da herinnen von oben nach unten und wieder zurück gesagt: Es hat nichts mit dem Donauinselfest und auch nichts mit dem Stadtfest zu tun gehabt. Das war der eine Punkt.

 

Wie es um die Finanzierung gegangen ist, haben wir dann allerdings schon gesagt: So groß ist die ÖVP nicht mehr. Im Gegensatz zur WienWoche - ja, das stimmt, beim Donauinselfest werden SPÖ-Luftballons verteilt. Die SPÖ geniert sich auch nicht dafür, dass es ihr großes Fest ist. Das Stadtfest - da geniert sich die ÖVP nicht dafür - ist ihr Fest. Bei der WienWoche gibt es keine grünen Logos. Es gibt keine grünen Luftballons. Es gibt keine GRÜNEN ... Nein, es ist nicht das Fest der GRÜNEN! Wir inserieren nicht im Programm. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Die WienWoche ist, und deshalb habe auch ich als Kultursprecher, als ich es dann von Klaus-Werner Lobo übernommen habe und so, wie es Kollege Baxant gesagt hat, eine Bereicherung des Kulturprogramms. Also bewusst kein grüner Verein, der sozusagen durch den Vorstand und durch GRÜNE repräsentiert wird. Da sitzt kein grüner - also ich weiß nicht, ob die Leute Grün wählen, das weiß ich nicht - Funktionär/keine grüne Funktionärin da drinnen. In diesem Vorstand sitzen Künstler und Künstlerinnen, ArchitektInnen, die in ganz Wien, nein, die in Österreich angesehen sind und die bislang eine Vielzahl an Preisen bekommen haben. Ich finde es super, dass dieser Vorstand ehrenamtlich ist - ich weiß, das ist etwas, was heutzutage nicht mehr so gang und gäbe ist, vollkommen ehrenamtlich tätig zu sein - und versucht, das ist schon genannt worden, alle drei Jahre auch mit dem Wechsel der Programmleitung - der Intendanz würde man bei anderen Festivals sagen - in einer wirklich geordneten nachvollziehbaren Art und Weise mit Ausschreibung über die Bühne gehen zu lassen.

 

Und da komme ich auch gerne zum Budget. Das ist ja seit Jahren im Großen und Ganzen in der Größenordnung von 450.000 EUR gleich geblieben. Man findet auch im Gegensatz zu manch anderen Vereinen auf der Homepage der WienWoche den Vorstand, man findet die Intendanz, man findet Jahresberichte, man findet Budgetberichte. Und ja, aus dem ist relativ leicht herauszulesen, für den Verwaltungssachaufwand und für den Verwaltungspersonalaufwand zusammengenommen für ein Jahr Arbeit ungefähr, ich rechne es geschwind zusammen, sind es 130.000 EUR. Ja, für ein Jahr Arbeit, Verwaltung und Personal, das muss man aber schon dazusagen! Der Personalaufwand alleine ist 70.000 EUR. Entschuldigung, um das rührt manch anderer nicht einmal mehr einen Finger. Und wenn ich mir anschaue, wie in der Nationalbank Jobs mit 300.000 EUR vergeben werden - sorry, Leute, dann überlegt‘s bitte einmal wirklich, was an Kunst und Kultur in Wien geschaffen wird und unter welchen Voraussetzungen das oft genug erfolgt! Man muss ja nicht inhaltlich einer Meinung sein. Aber man muss nicht so tun, dass ein Festival, das manchmal 14 Tage, manchmal 10 Tage dauert, wo es eine Vielzahl von Auftritten und Performances gibt, mit 450.000 EUR überfinanziert wäre! Da kann sich niemand eine goldene Nase verdienen! Das, was wir im Kulturbereich momentan versuchen, ist, sicherzustellen, dass alle Menschen, die im Kulturbereich arbeiten, zumindest anständig bezahlt werden. Das ist doch hoffentlich auch in Ihrem Interesse. Davon sind wir weit entfernt, bei einer Vielzahl von Festivals wirklich weit entfernt, bei den freien Gruppen schon gar nicht, und selbst bei den durch die Stadt Wien geförderten Theater. Der Kollege Ebinger kennt doch die Situation der Kulturschaffenden in Wien und weiß, dass die nicht so rosig ist und dass wirklich jeder von uns ein Vielfaches dessen verdient, wovon im Großen und Ganzen 95 Prozent aller Kulturschaffenden in Wien träumen, das irgendwann einmal haben zu können. Das heißt, zu glauben, ich finde das wirklich … Ganz kurz, bei den Verwaltungssachen ist die Miete drinnen. Das sind so Sachen, die wir einfach machen. Für den künstlerischen Personalaufwand und für den künstlerischen Sachaufwand stehen ungefähr zwei Drittel der Summe zur Verfügung. Ich finde, von der Ebene muss sich meines Erachtens die WienWoche tatsächlich nichts vorwerfen lassen.

 

Über die anderen Punkte aber, weil zum Beispiel der Rechnungshofbericht gekommen ist. Der Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2015 hat auf die erste Periode Bezug genommen. Selbstverständlich haben sowohl der Vorstand als auch das darauffolgende Leitungsteam darauf reagiert und es werden fristgerecht die Abrechnungen gemacht, und so weiter.

 

Jetzt komme ich zum Inhaltlichen. Ja, da kann es tatsächlich sein, und das kann ich aus Ihrer politischen Überlegung heraus nachvollziehen, dass sozusagen das Motto 2018 über „Grenzen, Schleichwege und Gemeingut“ oder 2017 über „Dolcefarniente“ nicht unbedingt die Themen sind, wo ich glaube, dass sich die ÖVP und auch die Freiheitlichen künstlerisch damit auseinandersetzen wollen. Aber es hat doch im Vorjahr ganz tolle Sachen in der Nordbahnhalle gegeben. Ich weiß nicht, ob irgendjemand von Ihnen dort war. Und ich mag das auch überhaupt nicht als Vorwurf oder als Shaming nehmen. Aber man muss sich die Sachen doch angesehen haben, um darüber sprechen zu können. Und ja, mir hat auch nicht alles gefallen und ich finde auch nicht alles super. Aber das ist auch nicht mein Anspruch an Kunst und Kultur. Und das ist hoffentlich von niemandem der Anspruch, dass alles gefallen muss und alles super sein muss. Es soll bewegen und es soll, wie der Kollege Ebinger bei der WienWoche meint, auch aufregen. Und ich hoffe, dass das Jahr 2019 mit dem Motto „bitches & witches“ aufregt, wobei ich nicht ganz verstanden habe, warum Sie sich darüber lustig gemacht haben. Weil auf der einen Seite aufzuschreien, zu Recht aufzuschreien über die Situation der Frauenmorde, die es gibt und dass es ein unhaltbarer Zustand ist. Aber sich über eine künstlerische Auseinandersetzung, über Hintergründe, über Geschlechterverhältnisse, über Rollenverhältnisse, und auch weil Sie es angesprochen haben und die heilige Dreifaltigkeit aus Kolonialismus, Sklavenhandel und Hexenverbrennung vorgelesen haben - na, gehen wir doch einmal 200 Jahre zurück in die präkapitalistische Zeit. Was hat denn der Sklavenhandel eigentlich verändert? Unglaublich viel, sonst wäre der Kapitalismus

 

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