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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 30.04.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 115

 

kann, dass ich da sozusagen eine reine Weste habe, ihr gutes Zeugnis ablegen kann. Ich glaube, die Frage des Klimaschutzes bedeutet für uns alle ein extremes Raus aus unserer Komfortzone.

 

Lieber Manfred Juraczka, du weißt, ich schätze dich sehr. Aber zu deinem heutigen Redebeitrag in Bezug darauf, wie du dir die Bildung unserer Kinder wünscht, wie du das siehst, dass Kinder lieber in die Schule gehen sollen, bevor sie sich für Demonstrationen einsetzen: (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich habe den Kollegen Himmer zitiert! Den Bildungsdirektor!) Ich wünsche mir, gerade wenn ich mir meine Tochter anschaue, eine kräftige Generation, die erwächst, die selbstermächtigt ist, die auch das Recht hat und das auch einfordert, gegen Erwachsene aufzutreten, andere Meinungen zu vertreten. (GR Klaus Handler: Und die Lehrer haben gar keine Rechte?) Ich wünsche mir, dass wir uns hier mit ihnen reiben und dass wir nicht die sind, die einfach nur sagen, weil wir länger auf der Welt sind, müssen die Jungen von uns lernen, sondern ich sehe schon bei meinem zweijährigen Kind in vielfältiger Hinsicht, wie viel ich von ihr lerne. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Somit möchte ich in einigen Punkten darauf zurückkommen oder daran anknüpfen, was meine Kollegin schon gesagt hat, was nämlich die Stadt Wien alles tut, um dieser Klimafrage in großen und in kleinen und in vielfältigsten Schritten zu begegnen. Das ist nämlich wirklich ein Weg, der durch permanente Kontinuität beschritten werden muss und nicht sozusagen, dass man immer sagt, das ist jetzt eine große Initiative und das ist jetzt eine kleine Initiative, das ist gut, das ist schlecht, sondern das ist vielfältigst. Wir haben uns das seit vielen Jahren, aber auch heuer bei unserer Klubtagung ganz extrem auf die Fahnen geschrieben, weil es uns wirklich ein Herzensanliegen ist.

 

Wenn ich hier diese zahlreichen Initiativen anschaue - ob es die Großwärmepumpe in Simmering ist, die Errichtung des Sammelspeicherbeckens, ob das der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist, der so stark in unserer Stadt voranschreitet, ob das die neuen Begrünungen, die Badestrände sind, die 3.000 Baumpflanzungen, die geschehen, die Fassadenbegrünungen, die unserer Stadt in so vielfältiger Hinsicht ein grünes Bild verleihen -, dann sieht man hier, mit wie viel Initiative gegen Hitzeinseln vorgegangen wird und wie stark und wichtig hier die Schritte all unserer Stadträtinnen und Stadträte zu diesem Thema sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Da ich eine zweijährige Tochter habe, glaube ich jetzt nicht, dass Kinderkriegen klimaschädlich ist. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Ich würde mit dem sozusagen insofern schließen, dass ich es ganz furchtbar finde, wenn man solchen Populismus hernimmt, um sich diesem Thema anzunähern und plötzlich solche - ich habe das noch nie gehört - Thesen plötzlich anfängt, in die Welt zusetzen. Wir alle sollten uns diesem Thema wirklich in einem Schulterschluss nähern, auf unterschiedlichste sachliche Argumente bauend, aber gemeinsam wissend, dass es das Klima ist, in dem sich unsere Kinder und die Generationen danach bewegen müssen, leben müssen, und wie viel wirkliche Verantwortung wir hier haben. Deswegen finde ich es auch ganz wichtig, dass wir diese Stunde oder diese eineinhalb Stunden heute hier genutzt haben, um über ein so wichtiges Thema zu diskutieren. Ich möchte mich bei allen bedanken, die in dieser Stadt dazu beitragen, dass das Klima jeden Tag besser, geschützter und fortschrittlicher wird. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet.

 

11.18.30Die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend 100 Jahre Frauenwahlrecht in Wien zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. - Bitte schön, Frau Stadträtin!

 

11.18.51

Amtsf. StRin Kathrin Gaál|: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegin!

 

Wir alle kennen Wien als Stadt mit hoher Lebensqualität, mit modernen Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, mit dem sozialen Wohnbau und mit den günstigen Öffis. Wien ist eine Stadt mit Chancen für alle.

 

Das war aber nicht immer so. Werfen wir einen Blick zurück ins Jahr 1919, dann sehen wir ein von Kriegswirren und Armut zerrüttetes Wien. Hundertausende Menschen besaßen kaum mehr als ein Bett, wenn überhaupt, und der soziale Aufstieg war de facto unmöglich.

 

Das sollte sich im Roten Wien der 20er Jahre schlagartig ändern. Gemeindebauten, Kindergärten, Volkshochschulen schufen Perspektiven und die Basis für ein menschenwürdiges Leben. Was es brauchte, waren Mut, Solidarität, Tatendrang und ganz besonders Demokratie.

 

Am kommenden Samstag, am 4. Mai 2019, ist es exakt 100 Jahre her, dass die erste freie Gemeinderatswahl stattfand, und es ist exakt 100 Jahre her, dass alle Wienerinnen auch ihre Stimme abgeben durften und selbst gewählt werden konnten. Dieses Frauenwahlrecht, meine sehr geehrten Damen und Herren, war ganz sicher kein Geschenk, ganz im Gegenteil. Österreichs Frauen haben es sich über alle Gesellschaftsschichten hinweg schwerstens erkämpft, gegen Anfeindungen und Bedrohungen von allen Seiten, über Jahrzehnte mit enormer Courage und solidarisch.

 

Der Gemeinderat konstituierte sich dann 18 Tage später, am 22. Mai 1919. 22 von 165 Abgeordneten waren Frauen, 6 aus der Christlichsozialen Partei und 16 aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Das waren Frauen mit ganz unterschiedlichen Biographien. Vertreten waren zum Beispiel eine Gewerkschafterin, eine Arbeiterin, eine Hausfrau, eine Lehrerin oder auch eine Sozialarbeiterin. Aber sie alle waren Pionierinnen, wie Adelheid Popp, die schon lange vor ihrem Einzug in den Gemeinderat ihre erste Rede hielt und dann ab 1919 als Gemeinderätin die Zukunft in unserer Stadt entscheidend mitgestaltete.

 

Die Mandatarinnen und viele ihrer Nachfolgerinnen setzten sich ab Tag 1 für Frauenrechte und für Gleichstellung ein, selbstverständlich auch für gute Arbeitsbe

 

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