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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 26.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 99

 

massiv zu. Das ist eine zusätzliche Belastung auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In vielen Bereichen herrscht Unklarheit, und die Folge ist, wie wir das auch bei der Mutter-Kind-Ambulanz beim Kaiser-Franz-Josef-Spital gesehen haben, dass sehr viele Ärztinnen und Ärzte von dort weggegangen und zur Vinzenz Gruppe gegangen sind. Die Situation ist also sehr wohl auch eine Frage der Unternehmenskultur vor allem im Wiener Krankenanstaltenverbund, und ich habe doch das Gefühl, dass sehr viele dieser Probleme nicht ernst genommen werden.

 

Dieser Artikel mag zwar ein spezielles Bild zeichnen, und wenn jemand von Chaos spricht, dann ist das eine Aussage, und ich will das jetzt nicht auf den gesamten Krankenanstaltenverbund übertragen. Aber die Situation ist deutlich ernster, als sie immer wieder von der Politik dargestellt wird und natürlich auch von Ihren Vorgängerinnen dargestellt wurde. Diese Kritik kam nämlich immer wieder, und es herrscht nicht das Gefühl, dass sich die Situation tatsächlich ernsthaft verbessert hat. - Das nur so als Eingangsstatement dazu.

 

Zum Thema der ZNA: In einer ZNA zu arbeiten, ist ein hochstressiger und hochverantwortungsvoller Job. Es ist natürlich wahnsinnig schwierig, entsprechendes Personal dafür zu finden, das diese Funktion auch entsprechend ausübt.

 

Ein Themenbereich, den ich auch spannend finde, passt auch zum gesamten Thema der jetzigen Hitzewelle: Das, was wir als Grippewelle im Jänner erleben, erleben wir jetzt und in Zukunft als Hitzewelle im Sommer. Das heißt, wir haben eine zusätzliche Belastung des Personals gerade in jenen Zeiten, wenn sehr viele auf Urlaub sind. Die Situation wird sich hier also verschärfen.

 

Meine Frage an Sie lautet: Wie werden Sie dieser zusätzlichen Belastung - die auf uns zukommen wird, das ist evident - sozusagen gerecht werden? Welche Vorsorgen werden Sie treffen, dass die Belastung des Personals in Zukunft nicht zunimmt?

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Auch Sie stellen mir die Vergangenheitsfrage, und ich bleibe einfach dabei: Ja. Es wird wohl eine Vergangenheit und Diskussionen gegeben haben. Aber gestatten Sie, dass ich mich echt mit der Gegenwart und der Zukunft beschäftige und daher einen Teil Ihrer Frage einfach nicht reflektieren möchte.

 

Ich glaube, man kann mir nicht unterstellen, dass ich irgendein Problem nicht wahrnehme. Man kann mir auch sicherlich nicht unterstellen, dass ich ein Problem schönrede. Es passt ganz einfach nicht zu meinem Naturell, mir etwas schönzureden. Im Gegenteil! Ich analysiere Dinge kritisch und hinterfrage sie auch. Ich stehe aber nicht an, zu sagen, dass es auch Dinge gibt, die ich großartig finde, und ich meine, die MitarbeiterInnen haben es sich einfach verdient, dass wir das betonen und nicht nur den ganzen Tag über das System jammern. Das haben sie sich nämlich nicht verdient, denn sie machen einen phantastischen Job.

 

Es gibt dazwischen auch welche, die das nicht tun, und die müssen wir herausfinden so wie in jedem großen Dienstleistungsbetrieb. Diese Leute müssen wir finden, wir müssen sie unterstützen und ihnen auch Nachhilfe und Schulungen geben. Wir müssen Personalentwicklung betreiben. Wir müssen den Mitarbeitern helfen, ihre Führungsaufgaben zu erfüllen. Und wenn sie das nicht können, dann müssen sie ihren Job wechseln, so wie das in jedem Dienstleistungssektor der Fall ist.

 

Das ist eine Kultur, da haben Sie recht, und ich stehe auch nicht an, das zuzugeben. Das sehe ich auch so. Diese Unternehmenskultur müssen wir erst entwickeln beziehungsweise ausreifen. Sie ist noch nicht in allen Teilen des Krankenanstaltenverbundes angelangt, und ich freue mich, wenn wir das miteinander zustande bringen und uns nicht nur mit der Frage beschäftigen, wie wir Demonstrierende unterstützen können, die sich ziemlich geärgert haben und wollten, dass man sie politisch unterstützt und ihnen dabei hilft, wie man Transparente schreibt.

 

Wir können hier gemeinsam Verantwortung übernehmen und sagen: Wir wollen einen gut funktionierenden Krankenanstaltenverbund haben.

 

Ich gehöre nicht zu denen, die sich etwas schönreden. Dass es im Sommer heiß ist, finde ich nicht wirklich überraschend, und das überrascht auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Krankenanstaltenverbund überhaupt nicht. Da ist seit vielen Jahren Routine drinnen. Es gibt eben im Sommer eine bestimmte Art von Notfällen, die im direkten Kontext mit der Hitze stehen, weshalb Menschen in Spitäler kommen. Das ist unter anderem auch bei einer älter werdenden Bevölkerung eine Herausforderung in den Spitälern.

 

In Wirklichkeit ist das aber nicht erst in den Spitalern eine Herausforderung, sondern das spielt in der gesamten Stadtpolitik eine Rolle. Das beginnt mit der Fragestellung, die meine Kollegin im Umweltbereich beantwortet, dass wir uns mit der Frage beschäftigen, kühle Orte in der Stadt zu schaffen, also eine gezielte Strategie zu entwickeln, wie wir die Stadt sozusagen herunterkühlen können, wobei ich mir und Ihnen jetzt erspare, die entsprechenden Maßnahmen aufzuzählen.

 

Genauso gehört es dazu, dass die mobilen Dienste der Pflege und Betreuung besondere Aufmerksamkeit auf die Frage des Wasserhaushalts und des Trinkhaushaltes ihrer Kundinnen und Kunden in der mobilen Pflegbetreuung legen. Immerhin werden 36.000 Menschen, Wienerinnen und Wiener, in ihren Wohnungen gepflegt und betreut. Das Gleiche gilt betreffend den gesamten Sektor Pflege der Stadt mit über 20.000 Menschen in verschiedensteten Arten von Pflegeeinrichtungen. Gerade in den Sommermonaten muss, ich will jetzt nicht sagen, die Kontrolle, aber besondere Aufmerksamkeit natürlich dem Trinken gelten. Außerdem bieten zum Beispiel Einrichtungen des Kuratoriums Wiener Pensionistenhäuser extra auch „Cool down“-Räume für die Nachbarinnen und Nachbarn an, die in der Umgebung der jeweiligen Häuser wohnen, weil wir in diesen Häusern bessere Klimatisierungssituationen haben als viele Menschen in ihren Wohnungen zu Hause.

 

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