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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 26.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 45 von 99

 

Wir haben auch das Fachkonzept für den öffentlichen Raum verhandelt und jetzt am Schluss die Smart City, die mir immer schon ein ganz, ganz besonderes Anliegen war. Ich darf kurz nur über mich selber reden: Als ich 1998 in die Politik gekommen bin, habe ich mir gedacht, ich möchte, dass Wien eine Nachhaltigkeitsstrategie hat und dass wir uns sozusagen der nachhaltigen Entwicklung verschreiben. Ich habe es vor zwei Tagen im Rechnungsabschluss gesagt, im Sinne, dass die Natur unsere Basis ist, auf der wir Menschen erst Gesellschaft entwickeln können und in Folge dann erst Wirtschaft entwickeln können. Das Primat sind sozusagen die Natur und unsere Umwelt.

 

Damals haben wir gehabt, glaube ich, einen Strategieplan für Wien, so um 2000, den noch Kollege Görg gemacht hat, das war keine wirkliche Nachhaltigkeitsstrategie. Jetzt, 20 Jahre später, haben wir eine Nachhaltigkeitsstrategie, wir werden sie heute auch hier beschließen. Das ist die Strategie, wie sich unsere Stadt dynamisch in Richtung nachhaltiger, lebenswerter, umweltbezogener und menschbezogener Stadt weiterentwickeln wird, weiter ausrollen wird. Dafür danke ich dir auch, dass du hier so mutig hineingegangen bist und die Smart City auch so weit aufgespannt hast, dass sie zu einer wirklichen Nachhaltigkeitsstrategie geworden ist.

 

Ich habe es schon angesprochen, wir waren nicht immer einer Meinung, ich glaube, die Bevölkerung war auch nicht immer glücklich mit deiner Politik, es hat ja da unterschiedliche Zugänge gegeben. Ich komme ja - ich wohne am LiDo links der Donau - aus einem Stadtrandbezirk, und da haben sich viele über die Mariahilfer Straße aufgeregt. Wir haben da viele Diskussionen gehabt, und ich habe die Leute dann immer gefragt: Wann warst du das letzte Mal dort? Und sie haben gesagt: Ja, vor Jahren, aber das ist eine Schweinerei. Man hat sich über das Symbol dieser Politik sehr aufgeregt. Dafür, muss ich sagen, ziehe ich auch meinen Hut vor dir, dass du dieses Rückgrat hattest, oft gegen den scharfen politischen Wind, gegen den scharfen medialen Wind stehen zu bleiben und deine Idee und deine Vision weiter zu verfolgen, Schritt für Schritt und auch umzusetzen.

 

Ich glaube, es wird vielleicht bei manchen Projekten Jahre dauern, oft ist ja immer der Historiker der Prophet, der alles weiß, weil er zurückschauen kann. Es wird vielleicht Jahre dauern und vielleicht Jahrzehnte in der Rückschau, wie man deine Politik dann wirklich bewerten wird und bewerten wird können. Das wird man heute oft durch diese Brille sehen, wenn wir in dieser Bubble - wie du das nennst -, wenn wir in dieser Blase drinnenstecken, tut man sich oft schwer. Deswegen gehe ich auch gar nicht auf meine Vorrednerin ein, weil ich glaube, das ist verlorene Mühe. Wir sind ja schon über 50, da darf man schon eine Altersmilde haben, um nicht auf alles eingehen zu müssen. Aber das wird man in der Zukunft bewerten.

 

Aber wie ich dann noch länger nachgedacht habe, zuerst war das Dornröschen, das wachgeküsst werden musste, dann ist mir der Kleine Prinz eingefallen, die Begegnung mit dem Fuchs, wo man sich langsam annähert und dann auch Vertrauen gewinnt. Ich glaube, das sollte in der Politik viel öfter sein. Ich glaube, einer der wichtigsten Rohstoffe der Politik ist das Vertrauen, Vertrauen, Loyalität, dass man sich verlassen kann.

 

Ich kann mich erinnern, wir waren in Montreal und waren miteinander essen, mit Rüdiger, Rüdiger war auch mit. Wir haben gut gegessen. Aber das war einer der wesentlichsten Punkte für die Vertrauensbildung zwischen uns bei unserer Arbeit. Wir konnten offen einen Abend lang reden, uns kennen lernen, Beziehung aufbauen, Vertrauen aufbauen. Ich glaube, das ist das Wesentlichste, wie man gut miteinander zusammenarbeiten kann, egal, über welche Parteigrenzen hinweg. Ich würde es jedem empfehlen, sich manchmal auch privat zusammenzusetzen, ein Achterl zu trinken oder ein Glas Wasser, um es ganz politisch korrekt auszudrücken, ein Hochquellwasser zu trinken und einen Abend einmal miteinander zu plaudern, denn das ist die Basis auch für zukünftige Arbeit, wenn man dann eben über eine Smart City diskutiert oder über irgendeine Flächenwidmung, wo man sich dann einfach auf kurzem Weg anrufen kann und sagt: Du, liebe Maria, da fehlt mir diese Idee, ein menschliches Maß, schauen wir uns das noch einmal an, geht das?

 

Das war mit dir möglich, dafür danke ich dir auch, denn das ist sozusagen deine Handschlagqualität, die du mir gegenüber und unserer Fraktion gegenüber in vielen Punkten gezeigt hast. Danke, Maria!

 

Das Dritte, was mir eingefallen ist, wie ich so nachgedacht habe über diese Rede heute, ist ein Gedicht von Erika Pluhar, das ich sozusagen kurz nur in einem Auszug zitieren möchte, weil es für mich - vielleicht passt es für dich gar nicht - zu dir passt. Es ist ein Auszug aus dem Gedicht Trotzdem. Dieser Auszug beginnt: „Schau dir den Baum vor deinem Fenster an, seine Blätter im Regen, seine Blätter im Licht, wie er aufrecht steht, wie ein Wort und nicht schweigen will. Trotzdem kämpfen wir, trotzdem glauben wir, trotzdem lieben wir. Trotzdem.“

 

Das hat mich sehr an diese Haltung erinnert, wie du gehst und stehst. Für diese aufrechte Haltung, muss ich sagen, habe ich dich immer sehr, sehr gemocht. Für deine Handschlagqualität, die in der Zusammenarbeit auch immer von politischem Pragmatismus und Konsenssuche getragen war, danke ich dir. Für die vielen gemeinsamen rot-grünen Projekte bin ich stolz, dass wir die gemacht haben und dass ich dabei sein konnte. Es macht mich wirklich stolz, in dieser Stadt so zu leben. Du hast diese Stadt so hervorgehoben. Ich bin zwar nur ein Binnenmigrant und bin auch invasiv nach Wien gekommen, nach Ottakring zuerst, aber wie mich diese Stadt aufgenommen hat, und wie gerne ich hier lebe und nie mehr woanders leben möchte, das verbindet uns, in unterschiedlicher Intensität natürlich.

 

Auf diese Projekte bin ich stolz. Ich möchte sozusagen dann auch noch anknüpfen. Ich möchte mich auch bei dir bedanken für diese Projekte und für diese Zusammenarbeit für unsere Fraktion im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss, für unsere Mitarbeiter, auch meine Klubmitarbeiter, die sozusagen mit deinem Büro

 

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