«  1  »

 

Gemeinderat, 55. Sitzung vom 26.09.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 95

 

ist analog dem Grazer Sportgutschein, ein Modell, das es seit einem Jahr gibt, das sehr gut angenommen wird.

 

Da wird Kindern der 4. Klasse Volksschule ein Gutschein ausgegeben, mit dem können sie ein Jahr lang in einem Sportverein, der mit der Initiative kooperiert, gratis trainieren. Das hat zahlreiche Vorteile, nicht nur, dass Kinder neue Sportarten ausprobieren können, teilweise auch Randsportarten, sondern auch, dass sich Sportvereine neues Publikum heranziehen können. Unserer Meinung nach ist das eine sehr, sehr, gute und eigentlich auch sehr einfache und kostengünstige Möglichkeit. Ich weiß nicht ganz genau, woran es scheitert, aber ich kann nur noch einmal plädieren: Wenn es an der Zeit ist - wir werden den Antrag sicher noch einmal einbringen -, schauen Sie sich das genau an, der Wiener Sportgutschein ist eine sehr, sehr gute Möglichkeit. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: So, nun darf ich Frau GRin Mag. Berner heraufbitten. Sie haben das Wort.

 

11.35.34

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Besser zwei Mal als kein Mal zum Podium zu kommen. Wie fange ich an? Ich fange mit einem Outing an.

 

Ich habe drei Kinder, alle drei sind in öffentlichen Schulen, in ganz unterschiedlichen öffentlichen Schulen, alle drei sind sehr zufrieden mit den öffentlichen Schulen. Es gibt zum Teil hohen Migrationsanteil in den Schulen, es ist aber kein Problem, weil die lehrenden Personen und die Schülerinnen und Schüler gemeinsam und zusammen arbeiten. Genau dafür soll eine öffentliche Schule auch sein, dass wir alle zusammenkommen, egal, woher wir kommen, egal, was unser Bildungshintergrund ist, egal, was die Eltern oder die Großeltern gelernt haben, da sollen wir gemeinsam lernen und uns gemeinsam auf die Zukunft vorbereiten. Das gelingt in Wiener Schulen sehr gut, von der Volksschule bis zur HTL und auch in vielen Gymnasien und in den meisten NMS.

 

Das will ich auch zur Sprache sagen: Wir alle müssen uns leider damit auseinandersetzen, eine Stadt ist ein globaler Ort, wir werden immer viele Personen haben, die mit unterschiedlichen Sprachen in diese Stadt kommen, die hier ein paar Jahre leben und vielleicht dann auch wieder weggehen. Das ist einfach ein Zukunftsthema. Wenn Begüterte ihre Kinder ins Lycée oder in die internationale Schule bringen, ist es kein Problem, dass keines der Kinder oder nur wenige Kinder am Anfang die Sprachen Französisch oder Englisch so können, dass sie dem Unterricht folgen können. Nach einem Jahr können das alle. Warum soll das plötzlich in einer deutschsprachigen Volksschule ein Problem sein? Ich sehe das nicht.

 

Ich glaube schon, dass unsere Lehrpersonen zusätzlich Unterstützung brauchen, ich glaube, dass es gut wäre, dass zumindest in jeder Volksschulklasse mindestens zwei Lehrpersonen sind, die auch Kindern, die langsamer sind oder Sprachschwierigkeiten haben, helfen. Das scheitert aber oft auch an Bundesmitteln, das möchte ich auch in Richtung der ehemaligen türiks-blauen Bundesregierung sagen. Liebe FPÖ, Sie sind es, die seit Jahren das öffentliche Schulsystem schlechtreden, und jetzt glauben es die Leute auch. Dennoch gibt es viele, die zum Glück trotzdem ihre Kinder in die öffentlichen Schulen geben, und Wiens öffentliche Schulen sind zum sehr großen Teil sehr gut.

 

Selbst Frau Wiesinger ist übrigens für eine gemeinsame Schule, wie auch die GRÜNEN, die glauben, wir glauben, dass viele Probleme damit gelöst werden können, dass Kinder von 6 bis 14 gemeinsam unterrichtet werden. Dann gibt es weniger Teilung der Kinder. Wenn Sie bestimmte Kinder aussortieren, wie das die neue Bildungsoffensive der ehemaligen türkis-blauen Regierung will, wird schon in der 3. Volksschule entschieden, also über Kinder in der 3. Volksschulklasse, ob sie Gymnasiumreife und damit eine bestimmte Bildungsbiographie haben können oder nicht. Das ist eine Katastrophe, und da wollen wir ansetzen. Es braucht eine gemeinsame Schule der Kinder mindestens bis 14 und eine Bildungsgarantie bis 18. Alle Menschen müssen bis 18 die Chance haben, weiterzulernen und auch öffentlich unterrichtet zu werden. Das ist ein Ziel der GRÜNEN.

 

Was wünsche ich mir noch? Ich wünsche mir vieles, ein weiteres Thema ist, was übrigens, wie wir schon gehört haben, auch Frau Wiesinger möchte: Ethik für alle. Das wäre eine zweite Möglichkeit, dass alle zusammenkommen, dass sich alle moralisch auf gemeinsame Themen einigen, auf gemeinsamen Umgang miteinander, auf gemeinsamen Umgang mit Themen wie Freundschaft und Ausgrenzung. Das könnten wir in einem Ethikunterricht für alle Kinder machen, in dem alle gemeinsam lernen, ohne dass die Klasse aufgeteilt wird.

 

Ich habe noch ein bisschen Zeit, deshalb gehe ich darauf ein, dass natürlich nicht alles nur rosig ist. Wir wissen das auch und hätten deshalb gerne mehr präventive Arbeit, sprich, noch mehr Schulsozialarbeit. Die SchulsozialarbeiterInnen wurden auch vom Bund gekürzt, aktiv gekürzt. Es ist notwendig, dass die gerade im städtischen Umfeld da sind, dass sie präventiv arbeiten, dass sie Probleme sehen, bevor die Dramen zu groß werden, dass sie mit den Kindern im persönlichen Gespräch oder auch in der Gruppe arbeiten können. Wenn wir nicht genug von ihnen haben, werden wir in den Schulen Probleme haben, das lässt sich ablesen, da brauchen wir nicht weiter darüber reden.

 

Ein drittes, mir wichtiges Thema, ist die Demokratisierung in der Schule, mehr Mitbestimmung für die SchülerInnen. Die SchülerInnen sollen die Möglichkeit haben, nicht nur beim Unterrichtsschwerpunkt mitzubestimmen, sondern auch zu lernen, sich ihre eigene Meinung zu bilden und die auch nach außen zu vertreten. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle sehr bedanken, nicht nur bei der Bildungsdirektion, sondern auch bei der Ministerin, dass die Kinder und Jugendlichen jetzt am Earth Strike, also am Freitag teilnehmen können. Das halte ich für eine wichtige Bedingung, dass sich alle Kinder und Jugendlichen zu den Themen, die sie betreffen, öffentlich äußern dürfen.

 

Zum Schluss bleibt mir zu sagen: Kein Kind zurück lassen! - Schön, dass wir da alle einer Meinung sind. Herzlichen Dank! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular