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Gemeinderat, 60. Sitzung vom 25.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 84 von 100

 

sind davon andere Patienten/Patientinnen betroffen? Wie oft ist das Klinikpersonal betroffen, und Ähnliches? Da heißt es bei der Beantwortung: „Hierzu liegen keine zentralen Daten vor. Die Dokumentation etwaiger Vorfälle erfolgt in der jeweiligen Behandlungseinrichtung.“ Also das kann es ja nicht sein! Wenn ich mich jetzt ernsthaft mit diesem Themenbereich der Gewalt in Einrichtungen des Spitals- und Behandlungswesens auseinandersetze und dann habe ich nicht einmal Aufzeichnungen darüber! Hier will man nicht antworten, das wäre vielleicht unangenehm. Das wäre dann was für die Oppositionsparteien, wo sie einhaken könnten, wo man sagt: Okay, ihr wollt alle Leute auf dem Weg zur Zwei-Millionen-Stadt da haben? Aber Sie beantworten das nicht. Da muss ich sagen, da ist jetzt für diesen Bereich die Transparenz nicht gegeben, da die Frage nicht unanständig gewesen ist, sondern es war ganz einfach: Wie viele Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen der Stadt Wien sind von Gewaltattacken betroffen? Da gibt‘s eine Studie, die das prozentual ausrechnet. Da weiß man wenigstens, wie viele Leute befragt worden sind oder Antworten gegeben haben, nämlich 7.260. Und wenn ich das frage, bekomme ich keine Antwort mit dem Hinweis: Das halten wir gar nicht fest und wenn, macht das maximal die Einrichtung selbst. Ob jetzt der Sozialarbeiter oder wer auch immer niederg‘haut wird, umgestoßen wird oder Mitarbeiterinnen vielleicht sexuell Gewalt angetan wird oder Ähnliches, darüber machen wir keine Aufzeichnungen. Das ist intransparent, das wollen wir nicht. Ich hoffe, Herr Stadtrat, dass Sie das in den Griff bekommen und in Zukunft verbessern. Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: 13 Minuten Redezeit wurde vom Kollegen Haslinger verbraucht. Das bedeutet Restredezeit der FPÖ-Fraktion 25 Minuten. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Dr. Laschan. Ich stelle die Redezeit auf 9 Minuten ein. Sie haben das Wort.

 

18.45.00

GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ)|: Herzlichen Dank! Sehr geehrte Damen und Herren!!

 

Ich möchte kurz über die Vergangenheit und dann hauptsächlich über die Zukunft reden, und zwar insgesamt über die Organisierung des Wiener Gesundheitssystems. Wir haben immer wieder von Gangbetten gehört, von Wartezeiten, von langen Wartezeiten, von überfüllten Notfallambulanzen, von überfüllten Spezialambulanzen, von überfüllten normalen Ambulanzen, von entnervten Patientinnen und Patienten, und vom überlasteten Gesundheitspersonal. Die Patientinnen und Patienten rotieren durch die Gegend, zuerst zum Allgemeinmediziner. Das machen in Wirklichkeit im Notfall nicht viele. Dann zu den Fachrichtungen im niedergelassenen Bereich, meist in die Spitalsambulanz. Immer öfter fällt mir auf, dass es sehr, sehr lange dauert, bis die Patientinnen und Patienten an der richtigen Stelle gelandet sind. „Best Point of Service“ sagt man das in Amtsdeutsch oder im gesundheitsbürokratischen Gespräch. Ich würde sagen, die richtige Stelle ist dort, wo einem Menschen mit gesundheitlichen Problemen rasch, kompetent und empathisch geholfen werden kann.

 

Ein positives Beispiel ist Folgendes: Ein Mann hat Schmerzen im Bereich der Brust, ausstrahlend in die linke Schulter, in den linken Arm, ins linke Kiefergelenk, und die Frau ruft die Rettung. Die kommt rasch, nachdem geschildert wurde, wie die Schmerzsymptomatik ist. Der Patient kommt in ein Krankenhaus. Dort wird sofort eine Koronarangiographie durchgeführt und zwei Stents werden gesetzt. Es war ein Herzinfarkt, ein akuter Verschluss, er wurde geöffnet und es wurden die Stents gesetzt. Das ist ein sehr positives Beispiel, das in Wien sehr oft jeden Tag vorkommt.

 

Anderes Beispiel: Schlaganfall. Ein Mensch hat einen Schlaganfall. Das ist durch die Rettungskräfte festgestellt worden. Egal, wie lange dieser Mensch vielleicht zu Hause schon alleine liegt oder ob er in Begleitung ist, er wird in eine Stroke-Unit gebracht. Dort wird dann abgeklärt, ob es möglich ist, einen Verschluss der Hirnarterien durch eine Lyse-Therapie wieder aufzumachen. Das ist eine ganz eine hohe Qualität, ein hoher Qualitätsstandard, den wir in Wien vorhalten können und wo dann, wenn keine Lyse möglich ist, gleich auf der Schlaganfallintensivstation mit einer Akutmobilisierung begonnen wird, weil man weiß, dass es in dieser Zeit ganz knapp nachher am wichtigsten ist, dass gleich PhysiotherapeutInnen, LogopädInnen kommen, um hier doch zu erreichen, dass die Behinderung möglichst wenig ist oder vielleicht auch gar nicht auftritt. Gutes Beispiel, Best Practice. Beide Beispiele haben jetzt die Krankenhausversorgung betroffen.

 

Wenn es jedoch zu Überschneidungen der extra- und intramuralen Strukturen kommt, läuft es schon oft nicht mehr so reibungslos. Sehr viele chronisch kranke Patientinnen und Patienten sind pausenlos im Gesundheitswesen unterwegs. Ich sag‘ jetzt nur ein harmloses Beispiel, es ist nicht das übelste: Am Montag in der Diabetesambulanz in einem KAV-Spital, am Mittwoch in der Augenambulanz im Hanusch-Krankenhaus, am nächsten Montag beim Internisten oder bei der Internistin, am Dienstag in der Gefäßambulanz im Gesundheitszentrum der WGKK und am Freitag im AKH in der Neurologischen Ambulanz. Da fragt man sich schon, was dieser arme Mensch von seinem Leben in der Pension noch hat. Er ist ununterbrochen in medizinischen Belangen unterwegs, von einem Krankenhaus ins nächste, von einer Einrichtung in die nächste und weiß offenbar oft auch gar nicht, warum. Man kann das jetzt überlegen: Wie kommt das zustande? Der Patient ist im Krankenhaus aufgenommen gewesen, weil erstmals ein Diabetes diagnostiziert worden ist, ist dann nach der Entlassung in die Diabetesambulanz wiederbestellt worden. Dort wird er dann immer wiederbestellt. Dass er in die Augenambulanz im Hanusch-Krankenhaus geht, hängt damit zusammen, dass er schlecht sieht.

 

Das wird schon auch ein bissel mit dem Alter oder mit dem Zucker zusammenhängen. Da hat ihm eine Freundin gesagt, das ist eine gute Augenambulanz und hat ihm empfohlen, dort hinzugehen. Deswegen ist er dort und bleibt dort in Betreuung. Beim Internisten oder bei der Internistin ist er wegen einem Bluthochdruck, der durch den praktischen Arzt nicht mehr eingestellt werden

 

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