Gemeinderat, 60. Sitzung vom 25.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 100
türlich auch andere Möglichkeiten, dass man zum Beispiel die Kosten 50 zu 50 zwischen der Stadt und den Vereinen teilt. Selbst, wenn wir diese 50 zu 50-Lösung anstreben, ist es immer noch ein kleiner Betrag, verglichen mit dem, was erreicht wird. Ich glaube, es vergeht kein Tag, an dem nicht in den Medien steht, wie groß das Problem von Adipositas und Übergewicht bei Kindern ist. Es steht auch im gleichen Atemzug, dass das Wichtigste Prävention ist. Prävention ist gesundes Essen, und Prävention ist ausreichende Bewegung. Es haben leider nicht alle Kinder das Glück, dass ihre Eltern sie sportlich fördern oder zumindest darauf achten, dass sie sich bewegen. Manchmal scheitert es am elterlichen Interesse, was ich am allerschlimmsten finde. Es scheitert genauso an finanziellen Möglichkeiten oder einfach an Information. Das wäre eine Möglichkeit, mit diesem Gratissportgutschein, der aktiv zu den Kindern kommt, dem allen entgegenzuwirken, die Kinder für etwas Neues zu begeistern, ihnen die Möglichkeit zu geben, etwas Neues auszuprobieren und das Ganze mit Kosten, die sich im Rahmen halten. Die einzige Aufgabe, die die Stadtregierung zu tun hätte, wäre, mit den Vereinen in Verhandlung zu treten und dieses System auszuarbeiten. Das ist eine organisatorische Arbeit, aber, ich glaube, im Vergleich mit dem, was Sie sonst zu tun haben, relativ gering. Das heißt, sehr geringer Aufwand im Vergleich zu einem sehr großen Output. Ich bitte Sie wirklich, dass Sie diesem Wiener Sportgutschein, diese Antragsidee, endlich nähertreten! (Beifall bei der ÖVP.)
In diesem Sinne darf ich mich für die Aufmerksamkeit bedanken. Ich hoffe, Sie stehen unseren Anträgen wohlwollend gegenüber. Ich bedanke mich. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: 8 Minuten waren das. Restredezeit der ÖVP sind 2 Minuten. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Mag. Berner. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten.
GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Ich finde es super, dass jetzt am Abend trotzdem noch einige Leute da sitzen, sogar mehr als heute ganz in der Früh, muss ich sagen. Wir nehmen die politische Debatte ernst. Über das Budget haben wir heute schon viel geredet. Das Budget ist in Zahlen gegossene Gesellschaftspolitik. Man merkt es in den Redebeiträgen. Ich würde aber sagen, das Sozialbudget ist noch viel mehr. Das Sozialbudget ist nämlich in Zahlen gegossene Solidarität. An diesen Zahlen lässt sich ablesen, wie ernst es die Stadt mit Umverteilung meint. Weiters lässt sich ablesen, wie solidarisch sich Wien zeigt. Wir haben erkannt, dass nur ein sozialer Ausgleich eine Unterstützung für diejenigen ist, die nicht so viel Glück im Leben gehabt haben. Nur, wenn wir denen helfen, die dringend unsere Hilfe brauchen, können wir in Zukunft auch in einer guten Stadt leben. Die hohe Lebensqualität und die niedrige Kriminalitätsrate sind nicht zuletzt Ausdruck unser aller solidarischen Grundhaltung und unseres Bemühens, niemanden zurückzulassen.
Es ist ein Gebot der Menschlichkeit und ein Gebot der Ratio. Ich freue mich, in Wien in einer Stadt zu leben, wo ein Konsens besteht, dass wir prinzipiell Solidarität mit den Ärmsten haben wollen, dass wir rechtzeitig Hilfe geben, weil es auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll ist, vorzeitig Armut zu bekämpfen und sie nicht anwachsen zu lassen. In dieser Stadt, einer der reichsten Städte Europas, soll niemand im Winter erfrieren. Sie wissen, 1.200 Notschlafstellen und Plätze für 21 Familien stehen im Moment zur Verfügung. Zusätzlich zu den 600 Tagesplätzen und Plätzen in Tageszentren haben wir im Winter noch 145 Plätze dazu. Außerdem haben wir eine neue App eingerichtet, die die Möglichkeit hat, dass jeder Wiener und jede Wienerin seine beziehungsweise ihre Solidarität zeigen und soziale Hilfe holen können, wenn er oder sie sieht, dass jemand in Not ist. Ich halte das für eine wunderbare partizipative Möglichkeit, dass wir alle gemeinsam solidarisch sein können.
Solidarisch zu sein, heißt, jemandem, der gestolpert ist, die Hand zu reichen. Deshalb ist ein besonders guter Bereich, das zu zeigen, das Projekt Housing First, ein Projekt, das Wohnungslosen eine Möglichkeit gibt, möglichst schnell eine eigene Wohnung zu haben, auf eigenen Beinen zu stehen und natürlich am Anfang oder auch eine Zeit lang dabei sozial unterstützt zu sein. Nach einer 3-jährigen Testphase im Rahmen von neunerhaus hat sich herausgestellt, dass 98 Prozent der Personen, die so betreut waren, ihre Wohnung behalten konnten und nach 3 Jahren noch immer in der eigenen Wohnung gelebt haben. Das ist eine richtige, gute Art, um Armutsvorsorge zu machen. Inzwischen haben in Wien 1.036 Personen so ihren Weg in die Selbstständigkeit gefunden, das heißt, sind in einem Housing-First-Programm. Ich hoffe, dass wir diese Form der Wohnungslosenhilfe auch 2020 in dieser Stärke fortsetzen können. Also ich sehe es aus dem Budget, dass wir sie fortsetzen können.
Solidarität und sich in Wien aktiv einbinden, konnte man auch im sozial innovativen Topf. Über 300 Projekte sind eingereicht, die Wienerinnen und Wiener vorgeschlagen haben, um ihre Nachbarschaft zu verbessern. Eine Jury aus ExpertInnen aus der Wissenschaft, der Gemeinwohlarbeit und der Sozialarbeit hat Projekte ausgewählt. Welche da genau finanziert werden, werden Sie in den nächsten Tagen erfahren. Inzwischen wissen wir, dass es ein großes Interesse gegeben hat, dass noch mehr Leute mitmachen wollen und sich gerne auch im nächsten Jahr Projekte für die Stadt, für das gemeinsame Leben in dieser Stadt, engagieren wollen. Das halte ich für ein sehr positives Zeichen unserer Stadt.
Trotzdem waren 2018 ein Viertel der Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten in ganz Österreich Kinder und Jugendliche unter 20. In Wien waren 34 Personen bis 21 in der Mindestsicherung, also ein Drittel der Mindestsicherungsbezieher. 9 Prozent allein waren Jugendliche ohne Schulabschluss zwischen 15 und 25 Jahren. Wir haben längst erkannt, dass Armut vererbt wird, dass Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen deutlich größere Schwierigkeiten haben, die Schule oder eine Berufsausbildung zu beenden. Wir wissen weiters, dass Menschen Ziele brauchen, um ihr Leben besser in den Griff zu bekommen und auch aus der Armutsspirale aussteigen zu können. Das war der Ausgangspunkt, um neue Wege der Unterstützung zu suchen. Sie wissen es
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