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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 110 von 116

 

ge Durchimpfungsrate haben, weniger als 10 Prozent. Selbst bei der Zielgruppe der Über-65-Jährigen, die doch eine Risikogruppe darstellt, haben wir nur 20 Prozent. Europaweit liegen wir bei 44 Prozent. Die WHO empfiehlt 75 Prozent. Ich würde also sagen, wir haben ein gesundheitspolitisches Problem.

 

Angesichts dieses gesundheitspolitischen Problems müssen wir uns die Frage stellen: Wie schaffen wir einen leichteren, einfacheren Zugang zur Impfung? Wenn Sie heute Grippeimpfen wollen und zu Ihrem Arzt gehen, wird Ihnen der sagen, jetzt kein Termin, jetzt geht das nicht. Das heißt, wir haben wirklich die Schwierigkeit, niederschwellig einen Zugang zu schaffen. Ich habe das in diesem Rahmen ja auch schon einmal erwähnt: Ich glaube, dass es wirklich notwendig ist, auch über neue Zugänge ernsthaft nachzudenken. Vor allem dann, wenn wir sagen, der Patient steht im Mittelpunkt, und das ist uns wirklich wichtig.

 

Einer dieser niederschwelligen Zugänge ist das Thema Impfen in der Apotheke und ich betone: Impfen nur für gesunde Erwachsene, nicht für Kinder und auch nur für Impfungen wie Grippe oder FSME. Ich weiß schon und ich vermute das aus dem Lächeln, dass in der Diskussion sofort kommen wird, dass das ein Bundesthema ist. Ja, vieles von diesen Geschichten ist ein Bundesthema, ich glaube allerdings, dass wir angehalten sind, soweit möglich, auch Modellregionen zu schaffen, wo wir sagen, wir probieren das dort aus, vielleicht auch mit den entsprechenden Verhandlungspartnern am Tisch, inklusive der Ärztekammer.

 

Ich weiß, dass die nicht happy darüber sind, aber ganz ehrlich, irgendwann kommen wir zu dem Punkt, wo ich sage, nur 9 Prozent sind durchgeimpft, und das wäre eigentlich die beste Prävention vor der Influenza. Da geht es mir dann nicht darum, zu sagen, wir öffnen die Erstversorgungsambulanzen im Spital, die haben längere Öffnungszeiten, ebenso bei den Kinderärzten, denn in Wirklichkeit haben wir andere Möglichkeiten, präventiv zu wirken. Da, denke ich, wäre es auch schon angebracht - auch vom Gesundheitsstadtrat der Stadt Wien - zu sagen: Okay, wie gehen wir das an? Wie kommen wir zu Lösungen?

 

Das ist auch etwas, was ich von Ihnen kenne oder wo Sie sagen, wir wollen eigentlich etwas konkret umsetzen. Auch mir geht es da um die konkrete Umsetzung. Der Zugang, und das ist einer meiner Anträge, zu sagen, schaffen wir doch eine solche Modellregion, schaffen wir diesen Anstoß. Wie könnte das mit dem Thema Impfen in der Apotheke ausschauen, noch einmal betont: für gesunde Erwachsene und für Impfungen wie Grippe oder FSME. Deswegen bringe ich diesen Antrag heute hier ein. (Beifall bei den NEOS.) Das ist ein Thema, Einrichtung niederschwelliger, einfacher Zugang.

 

Das zweite Thema, mit dem ich begonnen habe, ist das Thema Grippe bei Kindern. Fakt ist, dass viele KinderärztInnen, mit denen ich gesprochen habe, sagen, wir hätten eigentlich wirklich die Notwendigkeit, Grippe zu impfen, aber die Krankenkasse zahlt das nicht, denn die Krankenkasse zahlt keine Prävention, sondern es muss dann entsprechend chefärztlich bewilligt werden.

 

Jetzt kann man sagen, na gut, die 15 EUR, die diese Grippeimpfung kostet, ist nicht viel. Es gibt aber sehr wohl Eltern, die sagen, das ist mir zu viel, das bezahle ich nicht. Diese Kinder werden nicht geimpft. Ich sage, das ist ein soziales Thema, und ich wundere mich oder ich würde mich sehr wundern, wenn die SPÖ dieses Thema nicht aufgreift und sagt, eigentlich sollte kostenfreie Impfung für Kinder möglich sein. Das, finde ich, ist sozial fair und gesundheitspolitisch wichtig, daher ein zweiter Antrag von mir, eine kostenfreie Grippeimpfung für Kinder, vor allem natürlich auch für jene, bei denen es auch sozial schwierig ist, beziehungsweise für alle, die auch gefährdet sind.

 

Wir haben sehr viele Kinder mit chronischen Erkrankungen, dort muss das möglich sein. Es muss möglich sein, dass ein Kassenkinderarzt kostenfrei impfen kann, dass dieser Impfstoff kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Ich halte das für sozialpolitisch wichtig. (Beifall bei den NEOS.) Es zeigt sich nämlich auch epidemiologisch, dass gerade eine Grippeimpfung bei Kindern auch Grippe bei Erwachsenen massiv reduziert, weil das auch einen entsprechenden Herdenschutz hat. Daher wirklich mein Anliegen, liebe Stadtregierung, diesem Antrag entsprechend zuzustimmen, denn es ist ein gesundheitspolitisch und ein sozialpolitisch wichtiges Thema, Kindern eine kostenfreie Grippeimpfung zu ermöglichen. Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Danke. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meinhard-Schiebel. Ich erteile ihr das Wort.

 

20.44.31

GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kollegen und Kolleginnen hier im Gemeinderat!

 

Um noch ein paar Details zu diesem Beschlussantrag einzubringen: Natürlich treten wir für einen breiten Impfschutz ein und das nicht nur bei der Influenza, aber nicht für eine Impfpflicht, das möchte ich gleich einmal vorausschicken. Es liegt aber nicht einfach nur an den Kosten für die Impfung, also an diesen 14,20 EUR, sondern daran, dass es eine fast ideologische Streitdiskussion darum gibt, ob Impfen jetzt schadet oder ob es nützt, eine Glaubensfrage, die spaltet, aber die beiden Seiten wirklich nichts nützt.

 

Der „Standard“-Artikel, den Sie ja im Antrag zitieren, spricht schon im ersten Absatz davon, worum es wirklich geht. Nur 9 Prozent lassen sich gegen Influenza impfen und alle Kampagnen der Stadt Wien zum Thema Impfschutz haben bisher wenig Erfolg. Um wenigstens Gesundheitsberufe und das Lehrerinnen- und Lehrerpersonal zu erreichen, werden kostenlose Impfaktionen angeboten. Nicht, weil sie privilegiert sind, sondern weil sie permanent in Kontakt mit Viren sind und natürlich selbst auch nicht zu Virenträgerinnen und -trägern werden sollen. Das sind etliche Tausend Beschäftigte in Wien.

 

Was also am wichtigsten ist und wichtig bleibt: Aufklärung über den Sinn der Grippeschutzimpfung, wissen, dass man damit vor dem Influenzavirus geschützt ist, aber nicht vor einem viralen Infekt - das muss man sorgfältig auseinander halten -, und die jährlichen Impfaktionen der Magistratsabteilung 15 nützen, aber rechtzeitig

 

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