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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 89 von 101

 

Lebenserwartung ist der Anteil an Altersarmut, Arbeitslosigkeit und Kinderarmut. Dort, wo es viel davon gibt, ist die Lebenserwartung geringer. Armut macht krank, das wissen wir, aber wir müssen natürlich daraus jetzt auch die Schlüsse ziehen.

 

Es ist nicht so, dass Reiche länger leben, das wäre ein Euphemismus, also eine Beschönigung, sondern man muss es ganz klar darstellen. Es ist so, dass arme Menschen früher sterben und es gibt die These, dass das Lebensalter zu 25 Prozent vererbt ist, 10 Prozent macht vielleicht die Kindheit aus und 65 Prozent die Lebensumstände und der Lebensstil im Erwachsenenalter. Rauchen, ungesunde Ernährung, zu viel Alkohol und zu wenig Bewegung führen zu schweren Erkrankungen, das ist unbestritten.

 

Eine große Bedeutung haben aber auch die Arbeitsbedingungen und die Wohnverhältnisse. Wer wenig Wirkmacht und wenig Selbstbestimmung hat, der leidet eher unter ungesundem Stress. Es gibt ja auch den guten Stress, den Eustress. Was ich jetzt für mich in Anspruch nehme: Der Stress, den ich habe, ist ein Eustress, weil ich mich wertgeschätzt fühle, sowohl in meinem Beruf als auch in meiner Tätigkeit in der Politik. Das ist ein guter Stress, der mir gesundheitlich wahrscheinlich nicht schaden wird.

 

Wer in einer lauten Umgebung wohnt, bekommt eher Bluthochdruck. An der genetischen Ausstattung kann man nichts ändern. Die hat man, die kriegt man mit, aber alle anderen Faktoren können und müssen beeinflusst werden. Die soziale Krankenversicherung, sie wurde heute schon erwähnt, und die öffentliche Gesundheitsversorgung sind die Basis. Zusätzlich muss jedoch alles getan werden, um Krankheiten vorzubeugen, sie gar nicht erst zu kriegen und dazu gehören die Gratisimpfungen, das Kinderimpfprogramm - als Beispiel die Grippeimpfung - auf unsere Initiative jetzt gratis, und es wird ja auch die Covid-19-Impfung gratis sein.

 

Gesunde Ernährung, viel Bewegung, ausreichend Schlaf und Verzicht auf Rauchen: Eine gesunde Lebensführung kann wirklich viele Krankheiten verhindern. Wir brauchen aber auch Unterstützung, wir brauchen zum Beispiel die Wiener Gesundheitsförderung und das Frauengesundheitsprogramm. Ich danke meiner Kollegin Greco, dass sie diesen Bereich schon sehr ausführlich behandelt hat. - Ich stimme mit Ihnen 100 Prozent überein: Um die Wichtigkeit der Frauengesundheit zu betonen, muss weiter in diesem Sinne gearbeitet werden.

 

Im Rahmen dieser beiden Einrichtungen, nämlich der Wiener Gesundheitsförderung und der Frauengesundheit, wurden und werden unzählige Kampagnen und Projekte durchgeführt, niederschwellig, das ist auch ganz wichtig. Für arme Menschen muss es niederschwellig sein, zielgruppenorientiert und natürlich evaluiert, damit wir treffsicherer werden. Ich möchte - und ich habe nur mehr vier Minuten Zeit - kurz auf ein paar Vorhaben eingehen, die auch im nächsten Jahr dann intensiviert werden.

 

Zum Beispiel der Wiener Zahnpass: Das ist der Versuch, bei den Kindern aus Bezirken mit einem hohen Kariesanteil - das sind der 5. und der 15. Bezirk, das waren die Pilotbezirke - einen Zahnpass einzuführen, also ein Wettbewerb unter den einzelnen Klassen in den Volksschulen, wer mehr Kinder zusammenbringt, die zum Zahnarzt gehen.

 

Das wird abgestempelt, das ist aber nicht das Einzige. Es geht ja darum, bei den Kindern auch ein Bewusstsein zu schaffen, warum die Vorsorgeuntersuchung bei den Zähnen und warum auch eine bestimmte Ernährung und der Verzicht auf Süßgetränke für die Zähne gut wären. Ich habe selbst bei der Überreichung eines solchen Preises für eine Klasse erlebt, wie die Kinder von dem, was sie da gelernt haben, begeistert waren, weil sie das spielerisch gelernt haben. Etwas von oben herab zu dozieren, das ist in der Gesundheitsförderung nicht sinnvoll und meiner Meinung nach auch sonst nicht.

 

Ich glaube, man muss das auch positiv bewerten, dass hier so viele teilgenommen haben, und dieses Projekt wird natürlich fortgesetzt und wahrscheinlich auch auf weitere Bezirke ausgedehnt. Was mich auch freut, ist, dass wir im 15. Bezirk durch die Unterstützung der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten, damals Beate Wimmer-Puchinger, schon vor zehn Jahren eine Bezirksgesundheitskonferenz installiert haben, ein Gremium, in dem wir uns mit den Magistratsabteilungen vernetzen, mit dem Stadtschulrat, mit den Kindergärten und wo wir viele Projekte entwickelt haben.

 

Auf unsere Initiative gibt es schon lange die Wasserschulen: nur mehr Wasser trinken in den Volksschulen im 15. Bezirk. Es gab auch ein Zahngesundheitsprogramm, das wir damals mit der Wiener Gebietskrankenkasse aufgesetzt haben. Frau Kollegin Korosec, ohne viele Papiere zu schreiben, wir haben nämlich gar keine Papiere geschrieben, wir haben es einfach gemacht.

 

Mit der Unterstützung der KindergartenleiterInnen sind alle Vorschulkinder als Ausflug einfach ins Zahngesundheitszentrum gegangen und wurden dort untersucht. Die Eltern haben dann eine Benachrichtigung bekommen und das Projekt wurde evaluiert, es war treffsicher - weil die meisten dann zur Behandlung mit ihren Eltern dort hingegangen sind -, und es war erfolgreich. Das sind die wichtigen Projekte.

 

Ich kann leider auf Grund meiner Redezeit nicht viel Weiteres berichten. Ich möchte mich bedanken, dass der Sport von Kollegen Arsenovic schon ausführlich behandelt wurde. Dem ist nichts hinzuzufügen, das ist ein großer Wurf, der hier gemacht wurde. Ich freue mich - auch Sport ist Gesundheitsförderung, Bewegung ist gesund -, dass das gelungen ist, dass das hier jetzt bereits im nächsten Jahr mit einem riesigen Geldbetrag angegangen wird und dass in den Sport investiert wird.

 

Ich möchte schon noch erwähnen, das ist mir wichtig: Um lange gesund zu leben, kann man sein Verhalten ändern und soll man sein Verhalten ändern. Viel wichtiger aber und zusätzlich ist es notwendig, dass die Lebensverhältnisse vieler Menschen verbessert werden müssen, nämlich der ärmeren Menschen in unserer Gesellschaft.

 

Die Wiener Sozialdemokratie arbeitet seit 100 Jahren für Chancengleichheit aller Menschen, für gute Wohnverhältnisse und für Arbeitsbedingungen, die würdevoll

 

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