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Gemeinderat, 66. Sitzung vom 26.03.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 33

 

haben ja gesehen, dass wir in manchen Dingen eigentlich auch ziemlich weit vorangekommen sind.

 

Zum Kollegen Wiederkehr: Das mit der sozialen Ungerechtigkeit merkt man heute stärker. Wir diskutieren ja auch in normalen Zeiten, dass im Prinzip, nicht jetzt in der Krise, eine verschränkte Ganztagsschule günstig wäre, um diese Ungleichheiten einfach strukturell auszugleichen. Bei aller Unterstützung, und selbst wenn man allen einen Laptop mitgeben würde, kann es trotzdem sein, dass man - wenn jemand die Sprache nicht kann, das vom Wissen her nicht kann - das nicht ausgleichen kann. Man braucht da eine schulstrukturelle Maßnahme, aber Sie stimmen, glaube ich, nicht wirklich für die Summer City Camps, wie schon gesagt worden ist, nicht für die VHS-Lernstationen. Das sind ja alles Maßnahmen, die auch entsprechend Ausgleich schaffen, die wir ja schon vorgesehen haben, die aber auch jetzt durchaus passen. Einfach nur zu sagen, wir nehmen 10 Millionen, da bin ich dafür ... Ich meine, ich habe jetzt nichts dagegen, dass man auch Schülerinnen und Schüler unterstützt, individuell auch von der Stadt schaut, dass da etwas weitergeht. Man müsste jetzt ja eigentlich die Geräte beschaffen. Sie sind nachgefragt, es fragt keiner, welche Firma, wie genau, welches System, dass Eifersüchteleien ... Das einfach so über den Daumen zu brechen, würde strukturell in der Schnelligkeit einfach keinen Sinn machen.

 

Aber wie schaut es eigentlich aus, wie weit sind wir seit 2018 schon gekommen? Bauen wir das aus, der Erneuerungsprozess der IT läuft, von den 380 Schulen sind 300 schon umgestellt. Eigentlich wären wir heuer fertig, wir werden heuer auch fertig werden, sozusagen, es ist am Ende dieser Umstellungsphase, in der wir alle Schulen und alle Berufsschulen auf einen schnellen Empfang umrüsten: 100 MB pro Sekunde Internetleistung, alle Lehrkräfte haben eine eigene E-Mail-Adresse und - was sich jetzt natürlich eben entsprechend zeigt - einen virtuellen Arbeitsplatz. Wo wir aber erst mittendrin sind, ist die sogenannte Digitalisierung. Wir haben gesagt, okay, wir beginnen bei den Berufsschulen, bei den Polytechnischen Lehrgängen und bei der NMS, um den entsprechenden Ausbau voranzubringen. Wir haben aber da schon 15.000 PCs, Laptops, Thin Clients, 2.700 WLAN Asses Points.

 

Wie gesagt, der BildungsHub, der behandelt derzeit auch alle Bildungsinhalte, wir kriegen ja sehr viel Angebote, viele wollen helfen. Aber da muss es ja auch eine pädagogische Bewertung geben, man kann ja nicht alles sozusagen einfach ungeprüft ins Netz stellen, auch das muss ja pädagogisch gemacht werden. Das geschieht, dadurch haben wir ja die Beispiele.

 

Wie geht’s eben weiter? Wir versuchen, flächendeckendes WLAN und digitale Tools in die Schulen reinzubringen, mit den NMS und den Polytechnischen Lehrgängen haben wir eben begonnen, Ende 2022 wäre da der Ausbau geplant gewesen. Natürlich wird uns die Krise jetzt einen Boost geben, das ist ja ohne Frage, dass man das vielleicht etwas beschleunigt, aber das heißt, wir sind eigentlich mittendrinnen.

 

Die VHS ist äußerst niederschwellig, also es ist heute schon gesagt worden, notfalls schicken wir auch Briefe aus, zum Beispiel bei den Sprachkursen. Es gibt Leute, die haben keine Geräte. Jetzt zu sagen, das ist schlecht, nein, es wird eben schriftlich geprüft, es wird telefoniert, es wird versucht, das möglichst niederschwellig zu machen. Das alles zeigt, wir gehen das Thema offensiv an, wir sind mittendrin, wir sind so gesehen auf einem guten Weg. Wir sind natürlich zugegeben gefordert, also das, was das Thema sagt, ist unbestritten. Ich bin sicher, wir schaffen die Herausforderung, und Wien wird diese Herausforderung auch entsprechend meistern. - Vielen Dank.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: So, zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile es ihr.

 

9.41.47

GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen, heute auf der Galerie!

 

Ja, die Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, war nicht zu erwarten, aber deswegen heißt es auch, dass wir jetzt schnell handeln müssen. So sehe ich das auf jeden Fall. Wenn ich den Vorrednern jetzt gelauscht habe, dann ist das eine Thematik beziehungsweise eine Problematik, die jedem in einer gewissen Weise bewusst ist, dass wir enorme soziale Unterschiede haben, dass wir gerade im Bildungsbereich Ungleichgewichte, Ungerechtigkeiten, Chancenungerechtigkeiten in den Wiener Schulen vorfinden, die Zahlen belegen uns das. Es gibt einen hohen Prozentsatz an Schülerinnen und Schülern, die nicht ausreichend lesen, schreiben, rechnen können, wenn sie die Pflichtschule verlassen. Es gibt Eltern, die ihre Kinder nicht ausreichend unterstützen können.

 

Ich weiß, da hilft die verschränkte Ganztagesschule. Das ist ein guter Weg, den wir auch unterstützen, weil wir sagen, Kinder, die in der Schule sind, sind tendenziell gerade die - die zu Hause auf sich gestellt sind, wo Eltern vielleicht der deutschen Sprache nicht mächtig sind und denen einfach die Ressourcen fehlen, Kinder optimal zu unterstützen -, die es brauchen, besser betreut, besser unterstützt zu werden.

 

Die meisten haben jetzt schon gesagt, ja, es gehört etwas getan, gerade habe ich es auch vom Kollegen Ellensohn gehört, ja, es ist ein wichtiges Thema, wir müssten im Bildungsbereich so viel machen und wir tun auch einiges, wie es Kollege Vettermann gesagt hat. Aber gerade jetzt sind wir in einer Situation, in der wir schnell handeln müssen. Gerade jetzt sind eben digitale Endgeräte gefragt, das waren sie vorher nicht. Wir hatten die Kinder in den Schulen, wir haben die Vergewisserung oder die Gewissheit, dass sie dort zumindest in dieser Zeit gut betreut werden, auch wenn sich danach noch Unterschiede auftun. Die klaffen jetzt aber einfach auseinander.

 

Und wie dieses Thema jetzt gehandhabt wird, ist von Schule zu Schule und von Lehrer zu Lehrerin so unterschiedlich, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Ich habe Kinder an zwei verschiedenen Schulen, ich habe

 

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