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Gemeinderat, 71. Sitzung vom 29.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 93

 

Millionen, die für eindeutig parteipolitische Dinge gegeben werden.

 

Jetzt denke ich mir, unsere Stadträtin ist so authentisch, dass sie tut, was sie halt kann. Das System aber - und die SPÖ-Wien ist durchaus als System zu bezeichnen -, das Imperium, das ist vielleicht der bessere Ausdruck, hat gewisse Parameter, da kommt man halt nicht so leicht drüber. Denn wenn mir jemand erklärt, dass man ein Donauinselfest fördern muss, wo es hunderte Sponsoren gibt: Na, die Million, oder die 1,3 Millionen dann im Endeffekt, die werden die auch noch aufbringen. Oder wenn mir jemand erklärt, dass „Stadtimpuls“ notwendig ist: Wenn wir dann zum Beispiel den „Roten Teppich für junge Kunst“ fördern, können wir denen eine eigene Subvention geben. Ich weiß nicht, warum das über einen Bezirksrat oder einen früheren Bezirksvorsteher-Stellvertreter der SPÖ laufen muss.

 

Das ist, was übrigens unser neuer Festwochenintendant auch gesagt hat, als wir damals in Belgien waren. Sein erster Eindruck ist, dass in Wien sehr viel Struktur ist, also nicht die Kunst an sich, sondern übergelagert fließt viel Geld in die Struktur. Das ist nach wie vor der Fall, meine sehr geehrten Damen und Herren, und da heißt es nach wie vor, daran zu arbeiten.

 

Das WUK - ja, Kollege Aichinger, das ist eine Art von Lösung. Wir sind nicht glücklich mit dem Ganzen, aber natürlich, es ist erstmals gelungen, überhaupt einen Mietvertrag zu geben. Jahrzehntelang geht das mit einem, glaube ich, Superädifikat. Also jahrzehntelang war das nicht möglich, das ist gelungen. Volkstheater - werden wir sehen. Die Vereinigten Bühnen - das ist leider auch noch ein offenes Thema, das ist der absolute Stillstand in meinen Augen. Ich bin jetzt immerhin schon 21 Jahre hier im Gemeinderat und 21 Jahre verfolgen mich die Vereinigten Bühnen.

 

Ich glaube, 2008 haben wir von einer fundamentalen Neuausrichtung gesprochen. Da kommt nur nichts, da kommt nichts. Nicht einmal die Intendanz ändert sich wirklich, es bleibt irgendwie alles beim Alten. Nur eines, glaube ich, die VBW International hat nicht mehr diese Einnahmen, die sie früher noch durch Eigenproduktionen hatten. Dafür kaufen wir gleich „Mary Poppins“, da werden die Bühnenarbeiter mit dem Werkzeug auch gleich eingeflogen, weil das Teil des Vertrages ist, und da kann es natürlich nur ganz schwer ein positives Ergebnis geben.

 

Ich erinnere mich daran, wir haben seinerzeit ja die Subvention auf 38 Millionen gesenkt, weil die VBW International, glaube ich, 4 Millionen Gewinn gemacht hat. Wir hätten jederzeit zugestimmt, dass man möglichst viel Werbung auf der Welt macht für das, was hier produziert wird. Irgendwie hat das aber nicht so lange gehalten, denn es musste dann wieder erhöht werden. Das Programm SHIFT war jetzt nicht die Liebe zur freien Szene, sondern das war der Preis, den man dem grünen Koalitionspartner zahlen musste, damit man die Subvention wieder für einige Jahre in die Höhe schrauben darf. Nur leider, es hat sich in der Struktur nichts geändert. (Zwischenruf.) Nein, der Preis war nicht gut, weil es um 4 Millionen mehr sind, und die anderen sind aber nicht weg. Ich habe nichts gegen die freie Szene, aber es muss dieser Tanker endlich gelöst werden.

 

Es kann nicht sein, dass man in Wien für Musical Subventionen hergeben muss. Ich habe seinerzeit vorgeschlagen - jetzt hat er wirklich auf 40 Minuten umgestellt, danke, Herr Vorsitzender! -, dass wir das Raimund Theater zu einer Operettenbühne machen. Das ist in Ihren Augen vielleicht kitschig oder wie soll ich sagen, aber immerhin haben wir den Walzer erfunden, ist das in Wien erfunden worden, und immerhin kommen die Touristen hier her, um sich von mir aus so ein Mainstream anzuschauen. Das wäre etwa so, wie man eine Million Touristen durch das Belvedere durchschleust. Die schauen sich den Kuss an, zack, jeder zahlt irgendetwas und wir haben Millionen Touristen. Wir brauchen doch irgendetwas, wo wir auch Einnahmen haben, nicht nur immer zahlen. Also, das war mein Vorschlag.

 

Oder dass man das Ronacher überhaupt der Kabarettszene zur Verfügung stellt, die füllen mittlerweile die ganze Stadthalle. Da zahlen die Leute Eintritt, dass sie hineinkommen. Es war ja seinerzeit auch eine große Musicalbühne am Hauptbahnhof im Gespräch. Es war das Wien Museum am Hauptbahnhof im Gespräch, es war die Musicalbühne am Hauptbahnhof im Gespräch. Es ist leider aus nichts etwas geworden. Und weil Kollege Aichinger gesagt hat, die Donaubühne verzögert sich: Ja, das habe ich auch gelesen. Es ist allerdings immer schon eine Privatinitiative gewesen, vielleicht verzögert es sich gerade deswegen.

 

Die Initiative ist aber an sich super und zu befürworten, denn was bedeutet diese Initiative, die wir vor Jahren schon einmal diskutiert haben? Sie bedeutet, dass wir eigentlich mitten in Wien, zentral, auch an öffentliche Verkehrsmittel angebunden, eine Bühne haben, wo wir mehrere Monate das spielen können, was Wien „für den Touristen aus der Welt“ interessant macht: „Zauberflöte“, „Fledermaus“, solche Dinge, und für ungefähr 6.000 Leute, und nebenbei haben wir das ganze Jahr über diverseste Hallen und Eventlocations.

 

Das wurde meines Erachtens schon vor mehreren Jahren in den Bezirken mit allen diskutiert und ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand grundsätzlich dagegen sein sollte. Noch dazu, wenn man sich vorstellt, dass wir St. Margarethen mit 5.000 Leuten haben, dass wir Mörbisch haben. Wir sind eigentlich Kulturhauptstadt der Welt, warum haben wir das in Wien nicht? Das kostet ja nicht einmal eine Subvention, ehrlich gesagt, das erhält sich, das würde sich erhalten. Wenn die Stadt Wien beteiligt ist, würde sie sogar Einnahmen daraus lukrieren und es wäre etwas abgedeckt, was wir derzeit sonst nicht abdecken.

 

Also, ich kann nur sagen, das ist aus meiner Sicht eine sehr gute Idee. Ich dachte, es ist an irgendwelchen fehlenden Investoren gescheitert, aber ich freue mich, dass es jetzt nur verschoben wurde, aber durchaus nicht vom Tisch ist. Wir würden das jedenfalls unterstützen. Es wäre, glaube ich, auch noch die größte Wasserfläche weltweit, die für eine Bühne verwendet werden könnte. Ich glaube, es wäre eine tolle Geschichte, worauf Wien stolz sein könnte und dann kann man natürlich über das

 

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