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Gemeinderat, 71. Sitzung vom 29.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 84 von 93

 

Es ist unsere Kulturstadträtin, die hier nicht nur redet und das bedauert, denn das können wir alle und das tun eh alle und man sagt immer, jeder Kulturschaffende kommt erst nach seinem Tod zu Ehren und vorher ist er halt arm und alles. Also reden tun viele, Veronica Kaup-Hasler setzt konkrete Initiativen. Eine Frage jetzt an meine VorrednerInnen und an die, die nach mir noch reden: Ist es euch, ist es Ihnen auch so schwer gefallen, über die Pre-Corona-Zeit zu reden? Wir reden ja jetzt über das Jahr 2019 und es ist fast unmöglich, das Thema Corona aus dem Kopf zu bringen. Ich muss mich auch jetzt immer wieder zurückholen, musste mich auch in der Vorbereitung immer wieder zurückholen. Prekäre Arbeitsverhältnisse, die jetzt natürlich durch Corona verstärkt sind, hat es aber auch schon vor Corona, in der Pre-Corona-Zeit gegeben.

 

Eine konkrete Initiative wurde 2019 bereits mit dem Titel „Soziale Gerechtigkeit - Konkrete Strukturen“ gesetzt. Diese Initiative ist auf dem Mist der Kulturstadträtin gewachsen. Es wurden ein Fair Payment Code erarbeitet und Honoraruntergrenzen entwickelt. Honoraruntergrenzen! Das muss man sich ja vorstellen, denn es gibt ja Bereiche in der Wirtschaft, da spricht man von Honorarobergrenzen. Wir sprechen hier von Honoraruntergrenzen, also dass kein Kulturschaffender unter einem gewissen Betrag entlohnt werden soll und das ist immer noch ein sehr, sehr niedriger Betrag.

 

Wien ist ein Mal mehr Vorreiterin, auch im Bereich Kultur, wenn es darum geht, Menschen durch ihre Profession, durch ihren Job ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Wien ist aber keine Insel - das wissen wir -, es hört nicht an der Stadtgrenze auf. Dieses Modell gehört rasch auf ganz Österreich ausgerollt und gehört auch auf alle Kulturbereiche ausgerollt. Das darf jetzt bei der darstellenden Kunst nicht zu Ende sein. Mein Appell heute von hier aus: Schauen wir auf unsere Künstlerinnen und Künstler, auf die Kulturschaffenden, auf alle, die mit ihrem kreativen Einsatz unser aller Leben in dieser Stadt so bereichern!

 

Lassen Sie mich jetzt noch kurz zu den Inhalten des Theaterjahres 2019 kommen und exemplarisch einige wenige erwähnen. Es ist wirklich nur ein Auszug. Die Wiener Festwochen: Ich denke, da wurde 2019 unübersehbar ein Umbruchprozess eingeleitet. Andere Aufführungsorte, zum Beispiel über der Donau, aber auch die Ausrichtung hin zu einem noch zeitgenössischeren Ansatz deuten auf die kommenden Veränderungen der Wiener Festwochen hin.

 

Das Tanzquartier, weil es mir persönlich ganz wichtig ist: Immer mehr Menschen begeistern sich auch in Wien für den modernen Tanz. Ich möchte zwei Namen nennen, Doris Uhlich und Florentina Holzinger, die heute hier in dieser Stadt in einer Art und Weise performen, die international Anerkennung findet und die wahrscheinlich vor 25 Jahren, traue ich mich jetzt vorsichtig zu sagen, in Wien nicht denkbar gewesen ist. Das Schauspielhaus punktet als Beispiel für das KünstlerInnentheater und zeichnet sich durch Vielfalt aus.

 

Wir in Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren, investieren in renommierte Großbühnen, in mittlere und in kleine Häuser. Wir unterstützen die freie Theaterszene und damit verbunden auch innovative Formate. Wir investieren in die Kulturmetropole Wien, in die Kulturschaffenden und damit in ein gutes Leben für uns alle, für alle Menschen in dieser Stadt. Ich bedanke mich.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Die selbstgewählte Redezeit ist zehn Minuten. - Bitte schön.

 

18.59.02

GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS)|: Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Kultur- und Wissenschaftsstadträtin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Von der Kunst zur Wissenschaft, der Bogen ist eigentlich nicht so weit. Die richtige Behandlung mit der richtigen Dosis zum richtigen Zeitpunkt für den richtigen Patienten, das ist Präzisionsmedizin oder auch personalisierte Medizin. Das bedeutet für viele, dass schwere Erkrankungen nicht mehr das Ende sind, zum Beispiel sehr viele der Krebserkrankungen. Das Unheilbare wird heilbar.

 

Nein, das ist jetzt keine Rede zum Gesundheitsressort, da geht es um Wissenschaft und Forschung in Wien. 60 Millionen EUR kosten die Errichtung und der Betrieb des Zentrums für Präzisionsmedizin an der MedUni Wien, Campus AKH, 60 Millionen EUR. Ein kleiner Vergleich: Die Taxi-Gutscheine und die Gastro-Gutscheine zusammen sind auch knapp 60 Millionen EUR. Jetzt werden Sie sagen, das eine kann man ja nicht mit dem anderen vergleichen und das sind ja unterschiedliche Intentionen. Für mich hat es aber eine Symbolik. Ich habe in dieser Covid-Krise in Zeitungen keine großen Inserate zum Thema Forschung und Wissenschaft gesehen, keine ganzseitigen Inserate darüber, wie wichtig dem Standort Wien das Thema Forschung und Wissenschaft ist. Ich habe ein Schnitzel auf der Frontseite diverser Medien gesehen, aber nichts oder sagen wir, nicht viel zum Thema Forschung und Wissenschaft.

 

Es gab im Zuge dieser Krise viele Ausschreibungen, auch die Präzisionsmedizin-Ausschreibung des WWTF 2020, da gab es 82 Einreichungen für Spitzenforschung. Das ist etwas, wonach wir in dieser Stadt suchen, Spitzenforschung. Wir wollen ja gemäß all unserer Strategien zum Spitzenforschungsstandort in Europa werden, zum Innovationsstandort in Europa, wir wollen unter den Besten der Besten sein, nicht irgendwo, sondern unter den Besten der Besten. Im Zuge der Corona-Krise habe ich aber relativ wenig dazu gehört. Für diese 82 Einreichungen beim Precision Medicine Call gab es knapp 5 Millionen EUR. Da wurden dann 10 Projekte mit knapp 500.000 EUR gefördert. Das ist nicht viel. Das ist nicht viel für etwas, das Wien eigentlich vom Rest der Welt oder vom Rest Europas abheben könnte oder wofür die besten Köpfe der Welt nach Wien kommen und sagen: Wow, Wien ist der Standort, wo wir hingehen müssen, weil da sehr viel gemacht wird. - Ich finde es wirklich erstaunlich, wie viel in Wien - das muss man schon auch dazusagen - von den verschiedenen Universitäten, den verschiedenen Institutionen und Organisationen mit relativ wenig Geld gemacht wird. Der Output in diesem Bereich ist wirklich hoch, die Anerkennung der Politik für diesen Bereich ist aber bei Weitem nicht so hoch, wie er

 

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