Gemeinderat, 71. Sitzung vom 30.06.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 110
tom-Tracing. Das heißt, heutzutage schauen ja viele Menschen im Internet bei Doktor Google nach, wenn sie Kopfschmerzen haben, um sich zu fragen, was könne das sein. Ich glaube, dass es hier hilfreich wäre, wenn auch die Gesundheitspolitik Empfehlungen abgibt für solche Symptomevaluierungen, Selbsteinschätzungen. Und da gibt es auch einige Tools, die mittlerweile entwickelt wurden, die auch standardisiert sind, die auch gewissen Qualitätsansprüchen entsprechen, die über verschiedenste Chatbots Artificial Intelligence Systeme wirklich eine ganz gute Eingrenzung bieten.
Ich glaube, das sollten wir nutzen. Das wäre für mich ein Element auch einer solchen Gesundheitsplattform, eine Schnittstelle zu einem solchen Tool. Warum macht das Sinn? Weil gerade jetzt in der Frühphase, also jetzt quasi, wo wir noch nicht wissen, wie sieht die Situation im Herbst aus, wie sieht die Situation im Frühjahr aus, vor allem dann, wenn die Grippezeit kommt, dass ich die Möglichkeit habe, mal meine Symptome einzugeben, um eine Ersteinschätzung zu bekommen und diese Ersteinschätzung aber auch digital über eine solche Gesundheits-Hotline übermittelt werden kann, quasi ein elektronisches Ticket. Damit habe ich diese Information gezielt von einem Ort zum anderen Ort und hab‘ eine deutlich bessere Anamnese. Das ist das, wie ich mir eine solche Plattform vorstellen würde mit allen weiteren Schritten.
Ich hab‘ deswegen dazu auch einen Antrag eingebracht, dass sich der Wiener Gemeinderat dafür ausspricht, zu einer solchen Konzeption, Entwicklung einer, ich nenne es mal digitalen Wiener Gesundheitsplattform, also eines digitalen Wiener Gesundheitsassistenten. Eine solche digitale Plattform soll so ausgestattet sein, dass sie für die Patientin, für den Patienten eine Art Lotse in der Gesundheitslandschaft ist, ähnlich wie bei der Mobilität, bei WienMobil. Das sind die Menschen auf der einen Seite auch schon gewohnt. Ich glaube, dass jetzt die Zeit ist, diesen nächsten Schritt zu machen, zumal wir ja in Wien immer von der Digitalisierungshauptstadt sprechen und zumal das Thema iHealth eines der Prioritäten auch in der Innovationsstrategie ist. Also ich glaube, da könnten wir wirklich einen Schritt nach vorne gehen. Das hat Wien damals mit WienMobil auch geschafft, also das Vorläuferprojekt „smile“ zudem. Ich glaube, das wäre ein wirklich wichtiger Schritt, um dieses Thema iHealth auch tatsächlich auf den Boden zu bringen. Und dieses System kann wachsen, und dieses System ist auch verbunden mit anderen Services, und das ist kein Ersatz, was ELGA betrifft, et cetera. Es ist tatsächlich schon optimiert für die Wiener Gesundheitslandschaft und eine Hilfestellung für Patientinnen und Patienten, um diesem Prinzip „Digital vor ambulant vor stationär“ Folge zu leisten. Daher der Beschlussantrag.
Also noch einmal: Das geht über die Thematik von Corona hinaus. Ich sehe hier Corona als Impuls für eine solche Vernetzung, dass es auch helfen kann. Eine solche Plattform ist dann auch die Information abseits jetzt von der E-Medikation oder dem elektronischen Impfpass, auch zum Beispiel bei Impfungen zu informieren, direkt, zielgerichtet.
Und das Thema des Impfens, ich habe das hier in diesem Rahmen immer wieder erwähnt: Mir ist es wichtig, dass wir einen einfachen Zugang zum Impfen haben.
Im letzten Gemeinderat war auch ein Antrag der Stadtregierung in Richtung Flexibilisierung, Vereinfachung, Zugang des Impfens. Ich bringe hier auch noch einmal einen Antrag ein betreffend Impfen in der Apotheke. Ich weiß, das ist nicht nur ein Wiener Thema. Das ist natürlich auch auf der Bundesebene zu behandeln. Aber gerade jetzt vor der möglichen nächsten Welle im Herbst wäre es wirklich wichtig, hier konkrete Schritte zu setzen, wenn auch das Gesamtgesetz auf der Bundesebene in der Richtung noch nicht ausverhandelt ist. Aber vielleicht könnte man hier diesen Schritt in die Richtung setzen. Daher von meiner Seite noch einmal der Antrag hier, dass sich der Gemeinderat dafür ausspricht, hier den Anstoß zu geben, Wien als Modellregion für Impfen in der Apotheke natürlich nur für gesunde Erwachsene und für Impfungen wie FSME respektive Influenza.
Ein wichtiger Punkt ist auch das Thema Kollateralschaden aus der Krise. Und da gibt es schon einige Themen. Das eine Thema ist, auch durch die Angstmache in dem Fall, muss man sagen, durch die Bundesregierung, dass vor allem sehr viele ältere Menschen sich lange nicht getraut haben, zum Arzt zu gehen. Da gibt es schon sehr, sehr viele Fälle, von denen ich immer wieder höre, gerade bei chronischen Erkrankungen, diabetischer Fuß, et cetera, wo es doch zu extremen Verzögerungen gekommen ist, die für die Gesundheit nicht unbedingt förderlich sind.
Ein zweites großes Thema ist für mich der große Bedarf für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Da meine ich jetzt nicht nur die Kinderpsychiatrie, weil das ist wirklich die Spitze des Eisberges. Hier geht es mir tatsächlich um die psychologische Versorgung, und die gibt es im Kassenleistungssystem eben nicht für alle PSI-Berufe, und das ist ein großes Problem, weil hier haben wir nur sehr, sehr begrenzte Plätze. Ich weiß, das ist kein rein Wiener Thema, sondern das ist insgesamt auch ein Bundesthema und natürlich ein Thema der Gesundheitskassen, die ja jetzt sagen, wir haben wieder kein Geld. Aber alleine in Wien wird von KinderärztInnen geschätzt, dass zirka 10 Prozent, abgeleitet von den Prävalenzdaten, hier wirklich den Bedarf einer solchen psychologischen Unterstützung haben, aber hier den Zugang nicht finden respektive das privat machen müssen, und das ist sozial extrem ungerecht.
Wenn man so sieht, was alles an Gutscheinen, an Dingen ausgeteilt wird, muss ich sagen, in dem Bereich, wo wirklich auch ein Bedarf ist, da könnte die Stadt auch etwas stärker unter die Arme greifen, weil es hier wirklich um Kinder und Jugendliche geht, und das halte ich schon für einen ganz extrem wichtigen Punkt.
Ein weiteres Thema ist noch dieses Thema der Teststrategien. Hier sind mir die Schulen ein besonderes Anliegen. Warum? Ich habe es schon einmal in einer Rede im Gemeinderat erwähnt, weil wir sichergehen, sicherstellen müssen, dass die Schulen im Herbst funktionieren, auch wenn es wieder Hochlaufphasen gibt. Da ist es einfach wichtig, dass ich sehr frühzeitig Information
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