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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 89 von 127

 

Verkehrsstadträtin behauptet, dass erstens einmal die Praterstraße eine Durchzugsstraße von überregionaler Bedeutung ist - Moment, das sagt sie nicht, das sagen Sie in Ihrem Antrag. Sie sagt aber „eine stark genutzte Durchzugsstraße“, und dass das nicht machbar sei, dann widerspricht das einfach den Tatsachen, weil die Stadt Wien selbst eine Studie an ein Verkehrsplanungsbüro in Auftrag gegeben hat, die ganz klar nachgewiesen hat, man kann hier im Wesentlichen folgenlos eine Spur wegnehmen, ohne dass es zu irgendwelchen Verlagerungseffekten sogar in die umliegenden Gebiete kommt. In der gleichen Studie wird sogar noch weitergegangen. Es wird gezeigt, dass, wenn man zwei Spuren wegnimmt, eine stadteinwärts, eine stadtauswärts, es zu geringen Verlagerungen ins umliegende Netz kommt, aber in allen Fällen unter 10 Prozent. Das ist ja natürlich die Richtung, in die die GRÜNEN gehen wollen und wozu wir die SPÖ in der Koalition nicht bewegen konnten, aber jetzt natürlich wieder aufs Tapet bringen. In Wirklichkeit reicht für eine zukunftsfite Praterstraße eine Spur in jede Richtung.

 

Ja, und genau deshalb darf ich einen Antrag einbringen, wo es darum geht, die Ergebnisse eines BürgerInnenbeteiligungsverfahrens auch in die Realität umzusetzen. Sie wissen alle, es geht um die klimasensible Umgestaltung der Praterstraße. Fünf Jahre lang wurde daran gearbeitet, 2019 wurde die Gestaltung ausgeschrieben, letztes Jahr wurden die Planungen vorangetrieben und in Wirklichkeit haben wir jetzt ein umsetzungsreifes Konzept. Und mir blutet wirklich das Herz, wenn ich höre, dass jetzt dieses zukunftsträchtige Konzept, das in Wirklichkeit der Standard für neue Umgestaltungen, der Standard für die Straße in der Stadt des 21. Jahrhunderts sein könnte, gestoppt wird, abgeblasen wird und man in Wirklichkeit so weiter machen will wie bis jetzt. Ich glaube, mittlerweile ist es auch schon in der breiten Bevölkerung angekommen, Sie haben es gelesen, der „Standard“ schreibt in dieser Woche: „Rot-Pink muss jetzt handeln, Lippenbekenntnisse reichen nicht aus.“

 

Worum geht‘s jetzt in diesem Projekt in der Praterstraße? Die Eckpunkte des Projektes: Es soll mehr Platz für Menschen und Bäume geben, die Verbindung von Grünräumen durch den Lückenschluss der Baumreihen. Das ist aus mehreren Gründen wichtig, einerseits, dass sich die kühle Luft verteilt, aber auch für Tiere, die ihre jeweiligen Habitate verbinden, die Verkleinerung der Kreuzungsbereiche und damit kürzere Querungen für Fußgängerinnen und Fußgänger, einer der ganz wesentlichen Punkte aus dem BürgerInnenbeteiligungsverfahren. Die BürgerInnen haben sich eine leichtere Überquerung der Praterstraße gewünscht, einen neuen Park als Grätzltreffpunkt und die großflächige Beschattung des Straßenraumes durch eine dritte Baumreihe. Und genau hier sind wir am Knackpunkt dieses ganzen Projektes, denn ohne die Reduktion einer Parkspur wird sich einfach keine dritte Baumreihe ausgehen, die, so zeigen die Untersuchungen der Planungen, um 33 Prozent mehr Beschattung und damit kühlere Luft, kühleren Asphalt und eine deutliche Reduktion des Hitzeinseleffektes bringen würde. Die Planung sieht weiters schattige Wartebereiche für die aktive Mobilität vor. Das ist genau das, was wir fördern wollen, Rad fahren, zu Fuß gehen, viel Platz und Sitzgelegenheiten im Schatten, einen Boulevardcharakter tatsächlich durchgängig verwirklichen und die Umverteilung des öffentlichen Raumes samt breiterer Radwege. Die Praterstraße ist nämlich Teil der Radlangstrecke und heute alles andere als adäquat.

 

Jetzt höre ich, die Fahrspuren sollen gleich bleiben und da frage ich mich: Woher soll dieser Platz kommen? Man kann ihn mehreren Nutzungsgruppen wegnehmen, man kann ihn dem Grünraum wegnehmen, man kann ihn den FußgängerInnen wegnehmen oder man kann ihn den AutofahrerInnen wegnehmen, vorausgesetzt, Sie wollen nicht die Gebäude abreißen. Und da möchte ich auch ganz stark appellieren: Bitte lassen Sie die Gebäude in der Praterstraße stehen! Wer heute während der Sitzung die Zeit findet, die sozialen Medien zu verfolgen - es macht ein Bild über die Verteilung des öffentlichen Raumes in der Praterstraße die Runde. Auf „wienschauen.at“ kann man das nachschauen. Hier wird gezählt, wie viele Spuren sich für den motorisierten Individualverkehr für Autos auf der Praterstraße befinden und wir haben im zur Diskussion stehenden Teil mindestens vier und bis zu sieben Spuren für Autos, sieben Spuren für die Autos! Wissen Sie, wie viele Autospuren es auf der Südautobahn zwischen Baden und Wiener Neustadt gibt? Acht! Praterstraße sieben, Südautobahn acht! Wir haben hier also abschnittsweise de facto so etwas wie eine Stadtautobahn unmittelbar durch das dichtbesiedelte Gebiet. Hier darf ich Sie dringend aufrufen, Ihren eigenen Lippenbekenntnissen zu folgen. Wir wollen CO2 reduzieren, Sie wollen das auch, bis 2030 pro Kopf um die Hälfte im Verkehr. Sie wollen bis 2040 CO2-neutral werden, wir wollen das auch. Das wird nur gehen, wenn wir die Verteilung deutlich ändern: Weg vom motorisierten Individualverkehr hin zu klimaschonender sanfter Mobilität, zum öffentlichen Verkehr, aber natürlich auch zum Radfahren und zum Zufußgehen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Herr Kollege Stark!

 

GR Kilian Stark (fortsetzend): Ja, ich komm‘ zum Ende.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Sie brauchen nicht zum Ende kommen, Sie sollten zum Akt sprechen. Der Akt ist Verein Lokale Agenda Bürgerbeteiligungsprozesse. Sie besprechen da seit ungefähr acht Minuten jetzt ein Verkehrsprojekt. Ich hab‘ Ihnen geduldig zugehört und darf Sie jetzt wieder bitten, zurückzukehren zum Akt.

 

GR Kilian Stark (fortsetzend): Danke für Ihre Geduld, Herr Vorsitzender. Ich glaub‘, der Herr Taborsky hat vorher auch zehn Minuten zum Wiental gesprochen, vielleicht. Aber wie gesagt, ich komm‘ eh schon zum Ende, weil es im Endeffekt um die Umsetzung eines BürgerInnenbeteiligungsprozesses auch geht. Nehmen Sie die Wünsche der BürgerInnen auch ernst, eine Beruhigung der Praterstraße, eine klimaverträgliche Umgestaltung, verkürzte Querungen! Und nehmen Sie nicht zuletzt auch Ihre eigenen Ankündigungen ernst! Wir sind mitten in der Klimakrise, der Hut brennt, und dieses

 

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