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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 112 von 127

 

möglich und es herrscht dahin gehend gewissermaßen Ruhe. Aber gut, jeder, wie er möchte.

 

Zu unserem Beschlussantrag, den wir auch vorbereitet haben: Die Frau Stadträtin hat ja eine Sonderförderung für Programmkinos in Wien in der Höhe von 1 Million EUR angekündigt. Was wir dabei schade finden, ist, dass die Programmkinos in Wien bedacht werden, die ohnehin schon gefördert werden. Vielleicht kennen Sie die Metapher mit dem Geld und mit dem Vogel und dass das Geld, ohne die Metapher jetzt näher auszuführen, dann wieder dort hinkommt.

 

Wir finden das sehr schade und sind der Meinung, dass da sehr viele Chancen ausgelassen wurden, vor allem, da wir ja auch nicht wissen, wie sich die politische Entwicklung im Laufe des Jahres fortsetzen wird, inwiefern es wieder Einschränkungen geben wird. Da hat man, glaube ich, sehr viele Chancen ausgelassen, Kooperationen zu suchen, durchaus auch mit entsprechenden kommerziellen oder größeren Anbietern: Dass man vielleicht Sommerkinos macht oder ein Autokino, beispielsweise sind dahin gehend auch die Großflächenbezirke am Stadtrand absolut nicht berücksichtigt worden.

 

Es gibt ein einziges Kino im 14. Bezirk, das entsprechend bedacht wird. Das, was im Koalitionsvertrag steht, dass nämlich Kultur mehr in die Außenbezirke getragen werden soll, insbesondere in dem Bereich, ist leider Gottes nicht zu sehen. Dementsprechend haben wir einen Beschlussantrag vorbereitet, über den wir auch um sofortige Abstimmung ersuchen, eben hinsichtlich dieses Kinosonderförderungsprogramms, das entsprechend zu erweitern, auch im Sinne der gesamten Wiener Bevölkerung ist.

 

Ein letzter Punkt noch, der mir persönlich, aber durchaus auch sehr vielen Kultur- und Kunstschaffenden mittlerweile relativ sauer aufstößt: Da stellt sich der Bürgermeister hin, hält mit der Bundesregierung eine Pressekonferenz, bei der verkündet wird, dass Kulturbetriebe weiterhin geschlossen werden müssen. Das ist am Montagvormittag, und am Montagabend sitzt die Frau Kulturstadträtin dann ebenfalls beim selben Sender in einer Kultursendung, schimpft mehr oder weniger höflich auf die Bundesregierung und dass es so nicht weitergehen kann, dass die Kulturbetriebe weiterhin geschlossen sein müssen.

 

Meine Damen und Herren, vielleicht setzen Sie sich zusammen, einigen Sie sich auf eine Linie. Diese zweischneidige Linie sorgt, glaube ich, eher für Verwirrung, für Verärgerung und für Enttäuschung. Ich würde insbesondere auch die Frau Stadträtin wirklich ersuchen, dass wir umgehend zu Lösungsmöglichkeiten kommen, Kulturbetriebe wieder entsprechend aufzusperren. Ich glaube, die Kulturschaffenden, die Darsteller, und so weiter halten es fast nicht mehr aus, aber auch das Publikum wäre dafür zu haben, auch endlich wieder in die entsprechenden Institutionen gehen zu können. Ich kann nur appellieren, die Umsetzung obliegt schlichtweg Ihnen selbst. Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Dr. Samel. Ich erteile ihr das Wort.

 

21.45.36

GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen!

 

Angesichts der späten Stunde möchte ich meine Wortmeldung auch relativ kurz halten. Es geht hier um das Poststück des Vereins Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung. Dieser wurde 2001 gegründet und feiert heuer das 20-jährige Jubiläum, zu dem ich auch an dieser Stelle recht herzlich gratulieren möchte. Der Verein ist mit dem Ziel gegründet worden, Filme und Tonbänder vor der Vernichtung zu retten.

 

Die Tätigkeit des Vereins ist generell sehr vielschichtig. Einerseits hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht, filmische Dokumente aus dem Bereich kultureller politischer Entwicklung der Wiener ArbeiterInnenbewegung zu erhalten und mittels Restaurierung und wissenschaftlicher Aufarbeitung zu sichern. Anderseits produziert das Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung auch Interviews mit ZeitzeugInnen und Dokumentarfilme. Zusätzlich gibt es natürlich auch öffentliche Veranstaltungen wie zum Beispiel die Filmaufführungen im Rahmen von Veranstaltungsprogrammen, das „Kino im Gemeindebau“, wo historische Filme, aber auch Spielfilme gezeigt werden.

 

Das Veranstaltungsprogramm umfasst auch Vorträge und Buchpräsentationen. Die Anzahl der Personen, die als ZeitzeugInnen dienen können, wird von Jahr zu Jahr geringer. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Dokumente, die noch aus dieser Zeit existieren, auch gut aufbereitet und aufgearbeitet werden können. Hauptschwerpunkt der Dokumentationsarbeit ist natürlich der Bezug zur ArbeiterInnenbewegung, aber es geht nicht allein um diese, sondern auch um das generelle Alltagsleben.

 

Viele Wienerinnen und Wiener verfügen noch über alte Filme, zum Beispiel aus Erbschaften, die nur mit alten Apparaten abgespielt werden können. Apparate, die solche Umstellungen bewerkstelligen können, sind im normalen Produktionsbetrieb oft nicht mehr vorhanden. Archive sind kein notwendiges Übel, sondern systemrelevant, sie sind das kulturelle Gedächtnis. Serviceorientiert geführt, unterstützen sie Personen, die diese Sichtung für Recherchezwecke nutzen möchten. Diese wichtige Aufgabe übernimmt der Verein, dessen zentrale Aufgabe eben auch die Erhaltung und Archivierung des Filmmaterials ist.

 

Die Corona-Krise hat, wie wir alle wissen, der Digitalisierung einen gewaltigen Schub verabreicht. Auch im Verein selbst ist die Digitalisierung der Filmbestände und deren Restaurierung 2020 einen großen Schritt nach vorne gegangen. 2021 soll vor allem die Datenbank des Filmarchives weiter verbessert werden, die bei Anfragen der raschen Auffindbarkeit zu bestimmten Ereignissen oder Personen dienen soll.

 

Das Archiv des Vereines ist ebenso für Recherche öffentlich zugänglich und stellt auch Unterrichtsmaterial für Schulen zur Verfügung. Mittlerweile ist auch eine beachtliche Sammlung zusammengekommen, die einzigartigen Charakter hat. Für das Gedächtnis Wiens und die historische Identität dieser Stadt ist das Wiener Filmarchiv der ArbeiterInnenbewegung eine große Bereiche

 

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