«  1  »

 

Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 43 von 97

 

Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher via Livestream!

 

Bevor ich mit meiner Rede beginne, möchte ich noch ein paar Worte an GRin Matiasek beziehungsweise Kollegin Berner richten, die uns ja immer wieder im Ausschuss als auch im Gemeinderat mitteilen, dass die Aktenlage im Kulturausschuss unzureichend ist. Ich möchte dazu nur sagen, dass in § 21 Abs. 3 Wiener Stadtverfassung vorgesehen ist, dass die Mitglieder des Gemeinderates das Recht haben, in die Geschäftsstücke Einsicht zu nehmen. Dieses Einsichtsrecht besteht somit in die Geschäftsstücke, die auf Grund der bekannt gegebenen Tagesordnung vorliegen. Diese Geschäftsstücke sind im DigiPol zum Download bereit, die können wir alle runterladen. Insofern kann man daraus ableiten, dass dem Ausschuss auch alle erforderlichen Unterlagen vorliegen und damit auch faktenbasiert entschieden werden kann.

 

Außerdem sind StRin Kaup-Hasler und natürlich auch ihr gesamtes Büro immer zur Verfügung, auch erreichbar, wenn es Fragen gibt oder wenn Unklarheiten bestehen, um Auskunft zu den in der Tagesordnung abgebildeten Akten zu geben. Ich glaube also, es kann in dem Bezug keine Rede davon sein, dass die Aktenlage unzureichend ist oder dass zu wenig Informationen vorhanden sind.

 

Ich möchte auf Postnummer 41 Bezug nehmen, und zwar auf die Förderung an die Kunst im öffentlichen Raum GmbH. Wir haben ja heute schon vieles von der KÖR gehört. Seit 2004 belebt die KÖR den öffentlichen Raum der Stadt mit permanenten und temporären künstlerischen Projekten. Beispiele dafür sind das Denkmal der Verfolgten der NS-Militärjustiz am Ballhausplatz, das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka am Albertinaplatz oder die Gestaltung zahlreicher U-Bahn-Stationen wie zum Beispiel die Westpassage am Karlsplatz durch die permanente Medienausstellung Pi, regelmäßige Interventionen Am Graben sowie auch zahlreiche Projekte quer durch alle Bezirke. Kunst muss von jedermann erlebbar werden, erlebt werden. Genau das bietet die Kunst im öffentlichen Raum, deshalb sind diese Förderungen auch so wichtig.

 

Der öffentliche Raum muss auch immer als Ort der gesellschaftspolitischen und kulturellen Auseinandersetzung verstanden werden. Wenn Künstlerinnen und Künstler in ihren Arbeiten Gesellschaftspolitisches behandeln, eröffnen sie uns allen ganz neue und auch wichtige Perspektiven.

 

Die Akzeptanz von Kunst im öffentlichen Raum hat sich erweitert und ist mittlerweile aus den stadtplanerischen Überlegungen und Projekten kaum mehr wegzudenken. Kunst wird so für alle zugänglich und erfahrbar gemacht, sie gestaltet und bereichert den öffentlichen Raum.

 

Die KÖR agiert dabei in drei wesentlichen Bereichen, in der Vergabe von Förderungen an Künstlerinnen und Künstler, in der Realisierung von Wettbewerben und in der Umsetzung von Projekten der Stadt Wien. Gerade der öffentliche Raum ist ein wichtiger Ort für gesellschaftspolitische und kulturelle Debatten. Der Auftrag ist es, Angebot zur Auseinandersetzung, Orte des Staunens und Innehaltens und des Reflektierens zu schaffen, gerade auch dort, wo es bislang keine kulturelle Handschrift gab. Kunst muss demnach aufrütteln, manchmal auch provozieren.

 

Auch 2020 hat sich trotz Corona-Pandemie sehr viel in dem Bereich getan. Ich möchte aber auch die Gelegenheit nutzen, um einige Projekte hervorzuholen, wie zum Beispiel auch eines in meinem Heimatbezirk Simmering, das mich ganz besonders freut. Letzten Sommer hat der Künstler Jan Hoeft gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen des Jugendtreffs Leberberg eine Kunstskulptur im öffentlichen Raum gestaltet. Gemeinsam mit den Kindern wurden auch Sprüche für die Skulptur im Stadtpark Leberberg erarbeitet. Der Künstler hat den Kindern die schlichte Frage gestellt: Was würdest du gerne von deinen Eltern oder von deinen FreundInnen hören? Auf diesem sogenannten Affirmation Tower befindet sich nun ein Quader, auf dessen vier Seiten jeweils ein Gesicht eines Teenagers abgebildet ist. Jede Seite repräsentiert einen anderen Gefühlszustand, wie zum Beispiel Trauer, Wut oder auch Freude. Über die Augen läuft jetzt eine LED-Laufschrift, die immer eine andere Aussage widerspiegelt, zum Beispiel Aussagen wie: Du bist stark, oder du bist schön. Gerade an Orten, wo es bislang keine oder kaum kulturelle Handschrift gab, wie im Stadtpark Leberberg, ist es besonders wichtig, die Bevölkerung einzubinden und mit dieser gemeinsam etwas Künstlerisches zu erschaffen. Das ist mit diesem Projekt wirklich gut gelungen, und es freut mich jeden Tag, dieses Kunstwerk bestaunen zu dürfen.

 

Weitere Projekte im Jahr 2020 waren zum Beispiel auch die Skulptur am Platz der Kinderrechte, die heute auch schon genannt wurde, die Neuinterpretation des Schriftzuges Haus der Begegnung, der Wettbewerb zur Erlangung eines Entwurfs für das Denkmal für Männer und Frauen, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit wurden, aber auch die künstlerische Gestaltung der Unterführung Am Tabor, die seit 14. Mai zugänglich ist. Diese neue Wandmalerei an beiden Durchgangsseiten zum Nordbahnviertel schafft Weite und Helligkeit und eröffnet den NutzerInnen der Unterführung einen aufgeräumten angstfreien Raum und eine lebendige Begegnung mit dem Kunstwerk.

 

Auch 2021 hat der KÖR viel vor, unter anderen sind folgende Schwerpunkte geplant wie zum Beispiel die Realisierung weiterer Kooperationsprojekte mit den Wiener Linien im Rahmen des Ausbaus der U-Bahn-Linien U2/U5, die Auslobung eines Wettbewerbs zur künstlerischen Gestaltung der Fahrradunterführung der Praterallee im Rahmen der Umgestaltung des Pratersterns, die Erweiterung der Öffentlichkeitsarbeit und der Vermittlungstätigkeit und auch die Umsetzung neuer Publikationen.

 

Zuletzt gab es auch einen Open Call zum Thema Klima in ausgewählten Straßenzügen Floridsdorfs. Der Klimawandel, wie wir wissen, wirkt sich nicht nur auf das Wetter, sondern auch auf das gesellschaftliche Klima aus. KÖR hat eben dann dazu eingeladen, sich mit dem Wetter von morgen im Floridsdorfer Zentrum zu beschäf

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular