Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 97
seine Grundsubvention nicht angehoben worden. Das schlägt gerade auf, und es ist auch ein Ort, der hybrid ist.
Wir haben vor zwei Jahren eine Reise mit dem Kulturausschuss gemacht, und das war wirklich eine wichtige Reise, nach Paris, wo wir gesehen haben, wie die Stadt Paris mit ihrem Wachstum, mit ihrer Entwicklung umgeht, wie sie alte Häuser, Fabrikhallen, alte Krankenhäuser zu kulturellen Orten umfunktioniert. Es war auch eine wichtige Erkenntnis, dass diese Orte zumeist hybride Orte waren. Das heißt, da haben sich soziale Institutionen ebenso wiedergefunden wie Bildungseinrichtungen, wie künstlerische Ateliers, Probenräume. Es sind also lebendige, aber von vielen gesellschaftlichen Bedürfnissen sozusagen gespeiste Orte.
Ich danke auch für die plus 50 Millionen für Kultur. Ich schaue einmal, was ich machen kann. Ich denke, dass wir aber gute Initiativen gesetzt haben, wir sind ja gar nicht so weit davon entfernt. Wir haben ja diese Aufstockung bekommen und wir haben ja über 23 Millionen EUR Corona-Hilfen letztes Jahr getätigt. Wir sind also auf einem Weg und wir werden diesen Weg weitergehen. Wir werden diesen Weg auch nehmen, verstärkt in den Bezirken aufzuschlagen. Das ist ein großes Anliegen. Da geht es nicht um die Abspeisung von Bezirken, sondern wir wollen lebendige, vitale Orte schaffen, Ankerzentren nennen wir sie jetzt, als Sinnbild dafür, wie sehr ich als Österreicherin das Meer vermisse, aber es ist auch ein Sinnbild, dass kulturelle Anker einen Halt geben, eine Orientierung in den einzelnen Bezirken sind. Wir gehen sie Schritt für Schritt an, aber wir brauchen auch immer dort eine Infrastruktur, an der man weiterarbeiten kann.
Das WUK ist wahrscheinlich in diesem Sinn das älteste Ankerzentrum, das wirklich in einer Zeit, als ich noch in die Schule gegangen bin, entstanden ist. Da merkt man natürlich auch, wie stark das ein identifikatorischer Ort für eine Generation ist, die mittlerweile meine Elterngeneration auch ist, wo sich ja die Generationen nach wie vor sehr schön mischen. Daher ist es auch ein wichtiger Ort der Begegnung.
Zum Thema der Musikschulen: Wir haben ja schon einmal miteinander gesprochen. Musikschulen sind mir natürlich ein wichtiges Anliegen, sie sind nur leider überhaupt nicht in meinem Ressort. Selbst wenn wir das immer wieder in diesem Rahmen besprechen, bleibt es im Moment so: Es ist nicht der Fall, dass ich für die Musikschulen zuständig bin, sehr wohl aber für Musik. Ich werde mich auf jeden Fall nach wie vor dafür einsetzen und tue das zum Beispiel, indem wir Superar oder andere Musikorganisationen fördern, jetzt auch ganz stark.
Sie haben von Tradition gesprochen, natürlich auch die Laienchöre. Wir haben unglaublich viele Menschen, die in Laienchören engagiert sind, deswegen haben wir einen Schulterschluss mit den Kirchen gemacht, damit in den Kirchen jetzt auch neuer Raum zur Verfügung steht, damit Chöre gratis ohne großen Aufwand einfach dort zusammenkommen können und auch einen sicheren Raum vorfinden. Daran arbeiten wir also.
Wie wichtig die Raumfrage ist, kann man allein schon daran ermessen, dass wir ja schon vor Corona ein Symposium zum Thema Räume gemacht haben, weil uns dieses Thema ein wichtiges Thema ist, dass wir eben mehr Proben, mehr Laborsituationen für Künstlerinnen und Künstler in dieser Stadt schaffen wollen. Auch das ist indirekt natürlich immer auch eine Subvention und auch eine Hilfe.
Der letzte Punkt, auf den ich gerne eingehen möchte und bei dem ich ein bisschen schade finde, dass meinem Wunsch nach Zuweisung seitens der GRÜNEN nicht nachgekommen wurde, war die Frage der Kulturstrategie. Das wissen Sie alle, die mit uns sozusagen bis vor einem Jahr in einer Koalition waren, wir haben hier erste Schritte gesetzt, waren in Vorbereitung dieser Kulturstrategie. Corona ist dazwischengekommen, weil Partizipation unter Corona-Bedingungen einfach nicht möglich ist, ganz schlicht und ergreifend. Wir werden das, sobald das möglich ist, im Herbst wieder aufnehmen, und ich finde es nur schade. Eine Zuweisung hätte sozusagen ermöglicht, im Kulturausschuss einfach auch miteinander darüber zu sprechen. Dieser Möglichkeit zur Partizipation haben Sie sich selber beraubt, liebe Kollegen aus der Grünen Fraktion. Das tut mir einfach leid.
Wie Sie wissen, ich bin unkonventionell, ich rede mit Ihnen auch vor und nach dem Gemeinderat, vor und hinter den Ausschüssen. Unsere Türen sind ja immer offen für alle, die einfach auch mehr Informationen brauchen. Auch hier an die FPÖ einfach die Bitte: Kommen Sie, die Namen der Referenten sind bekannt. (Zwischenruf.) - Sie müssen nicht Bittsteller sein! Dialog ist keine Bittstellung, sondern Dialog heißt einfach, sich einmal zu informieren. Es sind so viele Tausende Akten in einer Fülle. Wir sind ja auch nicht verpflichtet. Es macht auch Sinn, die Informationen so aufzubereiten, dass sie Entscheidungsgrundlagen bieten, und das tun sie. Das ist auch mehrfach juristisch abgesegnet. Sie können sich da aber gerne auf diesen Standpunkt versteifen. Ich glaube, wir liefern ausreichend Information zur Entscheidungsgrundlage und werden das auch weiterhin so halten. Insofern wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiederhören.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke, Frau Stadträtin. Darf ich Sie noch um die Desinfektion ersuchen? Vielen Dank. - Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA: Man kann uns nicht vorwerfen, wir würden schlecht desinfizieren.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Danke, ich habe als Berichterstatter schon lange nicht mehr so viele Punkte in einer Diskussion mitgeschrieben, Punkte, die sich eigentlich alle um das Kulturverständnis der Stadt Wien drehen. In der Opposition wurde Kunst als Marke angesprochen, weitläufig wurde aber in der Debatte Kunst als Kunst und Kultur der Kulturschaffenden Wiens verstanden. Kultur in die Breite zu führen, der Ansatz Fair Pay der Frau Stadträtin, um damit auch eine faire Bezahlung und in vielen Bereichen für Lösungen zu sorgen, hat den Großteil der Debatte dominiert.
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