«  1  »

 

Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 97

 

Worum geht’s? Damit Sie alle auch, die Sie vielleicht zum ersten Mal heute hier davon hören, wissen, worum‘s geht: Es geht um ein wichtiges Theater der freien Szene, das seinen Standort verloren hat. Das brut Theater musste aus dem Künstlerhaus raus. Die Geschichte ist vielen hier bekannt. Wir reden seit November 2019 darüber. Eine neue Heimat ist gefunden, St. Marx ab 2024, bis dahin am Nordwestbahnhofgelände. Alles in Ordnung? Ja? Gut, hat nur so geklungen, dass wer jetzt..., gut. Eine neue Heimat ist gefunden, St. Marx ab 2024. Bis dahin sind sie am Nordwestbahngelände, ist keine leichte Suche in dieser Stadt nach freiem Platz, aber eine gute Lösung und wir stimmen dieser Förderung natürlich zu.

 

Und weil wir neulich im Kulturausschuss darüber gesprochen haben und Sie, Frau Stadträtin, darüber heute wieder gesprochen haben, wie wichtig die Raumfrage in dieser Stadt ist, die Notwendigkeit von Proberäumen in dieser Stadt, in diesem Fall gibt es einen neuen Standort. Auch diese Räume werden schon gemischt genutzt. Die Wiener Festwochen haben dort einen Spiel- und Probeort, das WUK hat ein Ausweichquartier, und eben das brut. Und die sind weiter auf der Suche nach Raum für künstlerischen Traum. Vielleicht darf ich Sie da auf eine Idee bringen oder Sie ermutigen, diese Idee weiterzuführen. Wie schön wäre es, wenn wir in dieser Stadt dafür leerstehende Geschäftslokale nutzen. Es gibt leider viel zu viele davon, manche in der Verantwortung der Stadt Wien. Und weil es heute hier auch schon gefallen ist bei der Diskussion zum Thema Kunst im öffentlichen Raum: Ja, findet ja auch im Gemeindebau statt. Aktuell sind es 298 Lokale in Gemeindebauten der Stadt Wien, die leerstehen. Das sind viele kreative Quadratmeter.

 

Sie sprechen ja bei Ihren Ankerzentren, Frau Stadträtin, immer davon, dass es den Menschen Halt gibt, Orientierung gibt. Ja, bitte auch den Künstlern und Künstlerinnen. Das wäre ein wichtiger Beitrag für die Dezentralisierung und Verbreiterung des Kunst- und Kulturangebots für die Wiener und Wienerinnen. Also gebt Künstlern und Künstlerinnen mehr Raum mitten unter uns.

 

Aber ich habe noch eine Idee für Sie. Wir sind auf der Suche nach freiem Raum für künstlerischen Traum. Wie schön wäre es, wenn es zum Beispiel ein fertig saniertes Theater gäbe mit einer großen Bühne, mit einem großen Zuschauerraum, mit ganz vielen kleinen Räumen, ein riesiges Gebäude, das mit der U-Bahn noch dazu super erreichbar ist, das bis September leersteht, das man für Konzerte, Präsentationen, Filmdrehs, Pressekonferenzen, Empfänge und Proben nutzen könnte. Wir haben so ein Haus mitten in Wien, das Raimund Theater. Vielleicht haben Sie es nicht gewusst, aber es wurde 18 Monate lang saniert. Dennoch haben die Vereinigten Bühnen in dieser Zeit die gesamte Fördersumme von 40 Millionen seitens der Stadt Wien bezogen, die Sanierungskosten in Höhe von 12,76 Millionen noch dazu zusätzlich, in Ordnung. Aber das Haus stand leer und die Kulturförderung ist weiter geflossen. Jetzt wissen wir, dass die Katzen seit heute in dieser Stadt wieder los sind, „Cats“ wieder im Ronacher. Wir warten auf die Landung des Hubschraubers von „Miss Saigon“ im Raimund Theater bis September. Das Haus muss fertig sein, am 28. Jänner war die Wiedereröffnung geplant. Es wurde nicht wegen Bauverzögerung oder weil man eben nach fertigem Bauen noch Baumängel beheben muss, verschoben, sondern Corona-bedingt auf den Herbst. Und bis dann? Jetzt, wo die Theater wieder offen haben, versteht doch wirklich keiner, dass das Raimund Theater nun insgesamt neun Monate ungenutzt bleibt. Die Vereinigten Bühnen haben hier die Möglichkeit, sich mit anderen Wiener Künstlern solidarisch zu zeigen und diesen die Räumlichkeiten des Raimund Theaters für Proben und Aufführungen zur Verfügung zu stellen. Sperrt die Türen für die Künstler und Künstlerinnen auf in dieser Stadt! Diese Maßnahme ist gerade vor dem Hintergrund der stetigen Suche, wie Sie es immer wieder richtig betonen, nach mehr und größeren Proberäumlichkeiten für freischaffende Künstler und Künstlerinnen bitter notwendig. Und der Raum ist vorhanden. Ich stelle daher den Antrag zur Öffnung des Raimund Theaters und lade zur Diskussion darüber ein. Danke für die Aufmerksamkeit.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Desinfektion. Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Berner. Sobald desinfiziert ist, erteile ich es ihr.

 

14.33.17

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zuschauer und Zuschauerinnen online!

 

Das Nordwest für brut ist gut, könnte man sagen, aber das Nordwest ist auch für viele andere gut. Hier zeigt sich, was ein kooperatives Probehaus können kann: Es ist gleichzeitig Aufführungsraum und Werkstatt und Workshop-Raum und Atelier und spartenübergreifend für KünstlerInnen aus allen Bereichen. Kurz gesagt, es ist ein Beispiel für etwas, was die Szene sich seit Langem wünscht. Der einzige Wermutstropfen ist, dass das Nordwest nur für temporäre Zeit genutzt werden kann, das heißt, in drei Jahren müssen leider die Künstlerinnen und Künstler den Raum wieder verlassen, weil das Haus dann geschliffen wird. Und damit wird wohl auch ein Teil des Netzwerkes sterben, das sich zu dieser Zeit dann dort entwickelt hat. Das ist ein Problem, das wir kennen. Das ist immer wieder bei der temporären Nutzung so, dass eine Szene, die sich an einem Ort etabliert hat, die einen Ort lieb gewonnen hat, dort auch gerne länger bleiben würde. Und meistens ist das Publikum auch da und hat den auch schon akzeptiert. Das macht es nicht einfach, solche Orte wieder los zu werden. Ich aber werde mich trotz dieser Schwierigkeiten weiter für Leerstand und Zwischennutzung einsetzen, weil Zwischennutzung sinnvoll ist. Weil die Zwischennutzung trotz aller Traurigkeit beim Abschied unbekannte Gebäude zum Leben erwecken kann und damit die Stadt zum Pulsieren bringt, oft an sehr dezentralen Stellen, an Stellen, die vorher noch nicht so viel Interventionen der Kultur gehabt haben.

 

Ich freue mich, wenn Wien es in Zukunft noch intensiver angeht, die Leerstände in Gebäuden im Besitz der Stadt Wien besser und einfacher zu öffnen. Mit der Leerstandsagentur ist da ein Anfang gemacht worden, aber es braucht mehr. Da muss ich meinem Kollegen Eppinger recht geben. Es braucht günstigere Mieten für Zwi

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular