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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 23.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 70 von 109

 

der TeilnehmerInnen richten. Und ich finde es ganz zentral wichtig, dass in diesen Kursen - weil immer wieder von Seiten der ÖVP angebracht wird, welche Expertise des Österreichischen Integrationsfonds dort herrscht - genau nach diesem System gearbeitet wird. Deswegen war ich etwas überrascht, dass dieses Poststück von der ÖVP offensichtlich nicht unterstützt wird. Von den anderen weiß ich eh, dass sie das nicht tun.

 

Mir ist ganz wichtig, dass alle TeilnehmerInnen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, die Möglichkeit haben, eine entsprechende Prüfung zu absolvieren, denn dann besteht auch die Möglichkeit, dass durch die Unterstützung ihrer Vielfälligkeit etwas gemacht wird.

 

Zweitens möchte ich über das Projekt sprechen, das alle, die in der Integrationsarbeit tätig sind beziehungsweise auch ein bisschen vertieft tätig sind, kennen, nämlich über die Brunnenpassage am Yppenplatz. Der Herr Stadtrat kennt das ja auch aus anderen Gründen, drücken wir es einmal so aus. Diese Brunnenpassage am Yppenplatz wurde seinerzeit gegründet von der Caritas der Erzdiözese Wien. Daher auch in diesem Zusammenhang meine Verwunderung, dass die ÖVP nicht zustimmt. Vielleicht wird aber durch die Worte des Herrn Bundeskanzlers Kurz über die Kirche deutlicher gemacht, warum die ÖVP dem nicht zustimmt.

 

Diese Brunnenpassage ist seit 2007 ein Labor transkultureller Kunst. Ich halte diese sinnvolle Nutzung der Markthalle auf dem Wiener Brunnenmarkt für eine ganz zentrale Geschichte. Jährlich gibt es dort über 400 Veranstaltungen mit transdisziplinären Programmen, Tanz, Theater, Musikformaten bis hin zu Filmen und Ausstellungen. Und das Besondere ist: Hier passiert in Kooperation und in Co-Kreationen zwischen professionellen Künstlerinnen und Künstlern und Menschen aus der Zivilgesellschaft immer wieder etwas. Es gibt eine Begegnung auf Augenhöhe in kollektiven Räumen mit dem Bekenntnis zur Diversität. Die Brunnenpassage ist wie ein künstlerischer Schmelztiegel für das Werk von Personen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Sprache und Religionen, und das wird als solche Ressource auch begriffen. Anstatt eines Defizits zeigt sich hier Integration in guter und bester Arbeit. Dahin muss sich der gesellschaftliche Diskurs bewegen. Wenn man einander kennt, versteht und folglich respektiert, dann wird man auch mit der gleichen Sprache sprechen, auch wenn die Sprachen der Menschen unterschiedlich sind.

 

Es gibt noch ein wertvolles Projekt. Frau Sima hat heute in der Früh schon über tolle Märkte gesprochen. Ein ganz zentrales Projekt der Caritas auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien ist der Stand 129. Der Stand 129, Kunst- und Kulturraum der Caritas Wien, bietet Raum für neue Begegnungen und schafft neue Zugänge zu zeitgenössischer Kunst. Das Motto „Kunst für alle“ wird dort gelebt, und der Zugang dazu soll leicht und niederschwellig sein.

 

Kunst und Kultur dürfen nicht nur für Eliten da sein. Das erleben wir leider, obwohl ich sie sehr schätze, auch bei den Wiener Festwochen. Ich war allerdings heuer ganz begeistert von der Eröffnung durch Menschen verschiedenster Kulturen und mit verschiedensten Backgrounds. Es war großartig, wie diese Menschen gemeinsam auf der Bühne gearbeitet und Respekt und Verständnis gezeigt haben. Aber - und das ist ein großes Aber - die Veranstaltungen der Wiener Festwochen sind meist nicht für alle leistbar. Sie sind in vielen Bereichen hochschwellig, und es braucht viel Vorwissen.

 

Auf dem Viktor-Adler-Markt sind hingegen die Anrainerinnen und Bewohnerinnen und die Anrainer und Bewohner gehalten, sich mit zu beteiligen. Dort können sie miteinander Kunst machen und Projekte starten, Workshops machen, egal, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Das Schöne dabei ist, dass das mitten im Marktgebiet des Viktor-Adler-Markts stattfindet und alles kostenlos ist.

 

Ich möchte mit diesem Poststück auch ein bisschen eine Brücke bauen. Darum geht es auch in einem Antrag, den ich heute hier einbringen werde, dass wir nämlich in Wien die „Initiative Seebrücke“ unterstützen. Die „Initiative Seebrücke“ ist eine Kampagne, die ursprünglich aus Deutschland stammt. 250 Städte und Kommunen, darunter durchaus größere Städte wie Berlin, Hamburg oder München - wovon eine Stadt viel größer ist als Wien, eine gleich groß ist wie Wien und eine Stadt kleiner ist als Wien -, haben sich dieser Initiative schon angeschlossen und bekennen sich dazu, ein sicherer Hafen für geflüchtete Menschen zu sein. „Sichere Häfen“ heißen geflüchtete Menschen willkommen und sind bereit, mehr Menschen aufzunehmen. „Sichere Häfen“ sprechen sich für sichere Fluchtwege und gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung aus, die es auch heute wieder in Aussendungen gegeben hat, wobei sogar jene angegriffen und angezeigt wurden, die die Menschen auf hoher See retten. „Sichere Häfen“ setzen sich aber auch für ein langfristiges Ankommen von Geflüchteten in der Gesellschaft ein und vernetzen diese miteinander.

 

Wien zeigt das schon ganz deutlich in vielen Bezirken wie etwa Josefstadt, Neubau, Mariahilf, Meidling, Alsergrund, Penzing, Floridsdorf, Favoriten, Wieden, Landstraße. All diese Bezirke haben sich dem „Sicheren Hafen“ schon angeschlossen. All diese Bezirke machen das schon, und das sind nicht nur grüne Bezirke, sondern Bezirke, die den Bezirksvorsteher/die Bezirksvorsteherin von Seiten der Sozialdemokratischen Partei stellen. Auch diesbezüglich erhoffe ich mir eine entsprechende Unterstützung, die es bis jetzt nicht gegeben hat.

 

Ich stelle also folgenden Antrag: Der Herr Amtsführende Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz wird aufgefordert, einen Arbeitskreis einzusetzen, in dem unter Beteiligung aller im Gemeinderat vertretenen Parteien Maßnahmen erarbeitet werden, die umgesetzt werden müssen, damit die Stadt Wien ein „Sicherer Hafen“ im Sinne der „Initiative Seebrücke“ sein kann. Die Stadt Wien soll in weiterer Folge zum „Sicheren Hafen“ erklärt werden, um dem Anspruch als Menschenrechtsstadt gerecht zu werden.

 

Zum Abschluss möchte ich sagen: Das bietet auch eine Chance für den Herrn Stadtrat, nicht immer nur auf die Bundesregierung zu schimpfen. Ich meine, die Verantwortlichen hier sollen etwas tun. Der Herr Stadtrat hat

 

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