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Gemeinderat, 12. Sitzung vom 28.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 76 von 106

 

Freunden erleben, gehen raus aus der Wohnung, gehen zu dem Theater, das Sie seit vielen Jahren im Grätzl kennen, und es hat zugesperrt. Stellen Sie sich vor, Sie wollen in das andere gehen, wo Sie auch vor ein paar Jahren schon einmal waren, und das hat auch zugesperrt. Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einem der großen Häuser, weil viel mehr wäre nicht mehr über, und die Karten kosten auf einmal das Fünffache. Dann drehen wir die Zeit ein bisschen zurück, kommen ins Jahr 2020, sehen auf einmal Investitionen in der Höhe von rund 290 Millionen EUR und einen Rettungsschirm, der ab Tag 1 über die Kulturschaffenden und ihre Einrichtungen gespannt worden ist. Werte Kolleginnen und Kollegen, werte Zuseherinnen und Zuseher, Sie können weiter in das Theater um die Ecke gehen.

 

Ich glaube auch, dass wir wieder ein bisschen Stimmung in dieser Debatte brauchen, denn eines ist ganz klar: Im letzten Jahr haben wir alles dafür getan, nämlich von Minute 1, von Tag 1 an, um die Kultureinrichtungen, die Kulturschaffenden zu unterstützen und innerhalb von kürzester Zeit das Kulturbudget um 30 Millionen erhöht. Alleine im Theaterbereich sind es zusätzliche 8 Millionen EUR gewesen, die wir - die große Bühne, die Mittelbühne bis zur freien Szene - nutzen konnten. Frau Kollegin Sachslehner, Sie haben dieses Wort G‘schichterl in Ihren Reden schon mehrfach überstrapaziert und Sie können sich wahrscheinlich erinnern, was ich Ihnen zu dem Wort G‘schichterl schon einmal gesagt habe. Von G‘schichterln alleine leben die Kulturschaffenden nicht. Wir nehmen Geld in die Hand und wir haben einen Riesenvorteil, unsere Kulturstadträtin kommt selbst aus der Szene, kommt aus der Kultur und wusste vom Tag 1, was notwendig ist, um einen Rettungsschirm über die Kulturlandschaft aufzuspannen.

 

Neben dem Geld, was wir in die Hand genommen haben, ist es aber etwas Zweites, es ist nämlich der Wille zum Handeln und vor allem der Wille zum Machen. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der ÖVP, ich kann es mir nicht verkneifen, es ist eben nicht diese Ankündigungs- und Pressekonferenzpolitik, sondern es geht darum, wirklich etwas zu machen. Das unterscheidet uns halt ein wenig, vielleicht liegt es auch daran, dass die ÖVP im Bund vielleicht die Kultur nicht haben wollte oder Ihnen in Wien sichtlich das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler für Kulturpolitik fehlt. Das ist bei uns eine Spur anders, und wir sind stolz darauf. Unsere Entscheidung war vom Tag 1 ganz klar, die Vielfalt dieser Stadt zu sichern, dass Wien weiter Kulturhauptstadt im Herzen Europas bleibt.

 

Da sind vier wichtige Entscheidungen zu Beginn gestanden: Das Erste war, die Einrichtungen weiter zu bezahlen, um die laufenden Kosten und bereits angefallene Kosten decken zu können. Das Zweite war, momentan notwendige Sanierungen und Instandhaltungen, laufende Investitionen in die Substanz der Häuser weiter zu finanzieren. Da geht es genau um diese kleinsten Theater, die ich vorhin angesprochen habe.

 

Das Dritte: Eigentlich waren es zwei Wien-weite Gipfel mit Expertinnen und Experten aus Kultur und Gesundheit, wo natürlich auch das Theater eine zentrale Rolle hatte, wo es darum ging, dass endlich Corona-sichere Konzepte umgesetzt werden können. Man hat manchmal das Gefühl gehabt, während in Schuhgeschäften eine Rabattschlacht, von Bundesseite beklatscht, stattgefunden hat, sind wir die Einzigen gewesen, die mit Kulturschaffenden daran gearbeitet haben, Corona-sichere Konzepte umzusetzen. Das Vierte: die Arbeitsstipendien, die in Wien umgesetzt worden sind. Es freut mich, dass Kollegin Huemer, glaube ich, oder Kollegin Berger von den Grünen das vorhin schon sehr intensiv angesprochen hat. 6 Millionen EUR und 350 dieser Arbeitsstipendien sind alleine in das Theater, in vorhandene Projekte und Menschen geflossen, einfach, um das Mindeste zu machen, das geht: Für die Leute da zu sein und ihre Leistung trotz Pandemie abzugelten.

 

Warum ist uns das wichtig? Ist es jetzt rein die wirtschaftliche Umwegrentabilität? - Wir sind in der Finanzdebatte, wir sind im Rechnungsabschluss, wir haben natürlich heute schon über Wirtschaft und über Tourismus gesprochen, und ich kann Ihnen die Frage selbstverständlich gleich wieder beantworten. Natürlich geht es nicht nur darum. Es ist noch etwas anderes, was uns antreibt, und das ist wunderschön im Kulturbericht, den Sie alle vorliegen haben, niedergeschrieben: Kunst und Kultur sind unverzichtbare Güter für eine Gesellschaft.

 

Es geht nicht nur immer um das Verwertbare im klassischen Sinn des Kapitalismus, sondern es geht auch um das, was vielleicht nicht verwertbar ist, freien Eintritt hat oder einfach nur beliebig und vergänglich ist. Was hätten viele von uns die Wochen während der Lockdowns ohne Bücher, ohne Filme, ohne Aufzeichnungen von Theateraufführungen gemacht? - Ich habe mir Aufführungen aus den 90er Jahren angeschaut, ich hätte nie geglaubt, dass ich die noch einmal hernehme. Was hätten wir ohne Musik gemacht? - Diese Stadt wäre furchtbar still gewesen. Und führen wir uns das vor Augen, vor allem wissentlich, heute führen wir die Debatte zum Rechnungsabschluss, morgen geht es um die Budgetverhandlungen. Gerade in schwierigen Zeiten geht es darum, Dank zu sagen, und dieser Dank ist auch mit einer Bitte verbunden: Liebe Kulturschaffende, liebe Künstlerinnen und Künstler, Intendantinnen, Intendanten, Leiter der Häuser in dieser Stadt, auch die Mitglieder der zahlreichen Jurys in unserer Stadt, Angestellte, Hauptamtliche, Ehrenamtliche, Freischaffende, Ausfinanzierte - aber wir wissen es genau -, auch Menschen in schwierigen finanziellen Situationen: Sie sind alle Teil der Kulturpolitik dieser Stadt und darum ist es auch so wichtig, diese Vielfalt in und für diese Stadt zu erhalten.

 

Herr Kollege Mantl, ich möchte nur einen Ihrer Anträge kurz hernehmen, nämlich den mit den Jurys, ein Thema, das wir schon seit Monaten diskutieren. Ich darf es Ihnen hier noch einmal coram publico näherbringen, weil es für Sie in der Recherchearbeit Ihres Klubs wichtig ist: Die Expertinnen und Experten der Jurys und der Beiräte unterstützen uns nicht nur, sondern ihre Namen sind auch öffentlich und wissentlich zugänglich. Alle Förderempfehlungen sind öffentlich und ja, die negativen Entscheidungen sind zum Schutz der Antragstellerinnen und Antragsteller bewusst nicht öffentlich. Das ist eine

 

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