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Gemeinderat, 12. Sitzung vom 29.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 64 von 103

 

Matiasek. Selbstgewählte Redezeit sind 5 Minuten, Restredezeit der Fraktion wäre das Doppelte. Soll ich Ihnen die 10 Minuten einstellen? - Ich stelle Ihnen die 10 Minuten ein.

 

15.58.14

GRin Veronika Matiasek (FPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Nun, die zweite Runde dieser Debatte wird sich um die Frauen drehen, das hat man schon anhand der Rednerliste gesehen, und ich glaube, das ist ja auch ein Teil Ihres Geschäftsbereichs, der Ihnen sehr am Herzen liegt, und mir auch. Leider beherrschen zwei Themen aktuell die Frauenpolitik, das eine ist Corona, die Auswirkungen auf die Frauen, das andere ist das Thema der Gewalt.

 

Zum Thema Corona haben wir in der letzten Sitzung des Frauengesundheitsbeirates ein sehr umfangreiches Handbuch und einen Sammelband erhalten, wo man vieles nachlesen kann. Es würde natürlich den Rahmen sprengen, da alle Kapitel zu erwähnen, aber lassen Sie mich kurz über den Artikel von Frau Dr. Wimmer-Puchinger über die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit sprechen. Frauen als stille Verliererinnen?, wird gefragt und es wird aus vielen Studien dargelegt, dass die psychische Vulnerabilität von Frauen die negativen Auswirkungen der Corona-Krise begünstigt. Die ersten Untersuchungen zeigen deutlich stärkere Ängste, größere Bedrohung, ein stärkeres Gefühl der Einsamkeit auf Grund der Ausgangsbeschränkungen und sozialer Isolation. Es wird auch das Wohlbefinden weitaus schlechter bewertet als das Empfinden der Männer.

 

Es hat im April 2020 eine Online-Studie gegeben, und alle Werte aus 2020 werden sich sicher mit der Weiterführung des Lockdowns und der anderen Maßnahmen 2021 noch verschärft haben. Depressive Symptome waren in der Quarantäne bis zu fünf Mal höher, Angstsymptome drei Mal so häufig wie vor der Pandemie. Die Lebensqualität und die Zufriedenheit wurden von den TeilnehmerInnen geringer eingeschätzt, gut, das ist klar, 16 Prozent litten unter Schlafstörungen, besonders Frauen, junge Erwachsene, Alleinstehende, arbeitslose Menschen, Menschen mit niedrigem Einkommen sind während dieser Corona-Krise von psychischen Symptomen betroffen, rund 25 Prozent der teilnehmenden Frauen zeigten Symptome, die einer klinischen Depression entsprachen. Also das ist schon ein Wert, der sehr besorgniserregend ist.

 

Die kostenlose Corona-Hotline des Berufsverbandes österreichischer PsychologInnen hat also auch praktisch mitgemessen, 68 Prozent der Anrufer, die in Nöten waren, waren Frauen, Themen waren Krisensituationen in der Partnerschaft, problematische Obsorgeregelungen und Gewalt, Ängste, Panikattacken, Zwänge, Überforderungen, Existenzängste, Sorgen um die Angehörigen, Depression. Da werden auch wieder die Isolation und die Einsamkeit, die Angst vor dem Rückfall angeführt. Der Anteil an suizidalen Anruferinnen lag bei 6,3 Prozent, also ich glaube, das ist schon ein Wert, der die Alarmglocken klingeln lässt. Wie gesagt, das sind Zahlen aus dem Zeitraum 2020, und es ist nicht davon auszugehen, dass 2021 ein Rückschritt war, sondern eher, dass sich diese Werte durchaus noch verstärkt haben. Was ist daraus zu schließen? - Einerseits, dass diese Angst, Überlastung und Isolation zweifellos Indikatoren für eine Gesundheitsgefährdung sind.

 

Wichtig ist natürlich, denn das Rad der Zeit ist nicht zurückzudrehen, die richtigen Schlüsse für die Zukunft daraus zu ziehen. Ich glaube, eines muss man schon sagen: So, wie die Medienberichterstattung aufgebaut war, ist das Thema Angst durchaus auch darin begründet zu sehen. Wir erinnern uns: Jeder wird Tote kennen. Ich glaube, daraus ist zu lernen, wir haben ja hier vier Fraktionen, die in einer Regierungsverantwortung sind, sei es im Bund oder eben hier in der Stadt Wien, Angst ist überhaupt kein guter Ratgeber im Umgang mit einer Krise. Ich glaube wirklich, dass es eher genau das Gegenteil ist, nämlich einer Ermutigung der Bevölkerung bedarf, um Krisen durchzustehen.

 

Auf der anderen Seite muss man natürlich diese Erfahrungswerte berücksichtigen, wie man mit den Menschen umgeht, wie man mit den Arbeitskräften, mit den Frauen, mit den Personen, die in den systemrelevanten Berufen tätig sind, umgeht, sollte es zu ähnlichen Situationen kommen. Ich glaube, daraus ist zu lernen, dass man dieser Überforderung durchaus entgegenwirken muss. Wir haben gesehen, dass gerade für die Frauen die geschlossenen Schulen ein Riesenproblem waren, das Homelearning ein Riesenproblem war. Der Druck, wie kann ich meinen Kindern helfen, aber auch der Druck, ich bin am Arbeitsplatz und zu Hause sind meine Kinder, ist nicht sehr lustig. Die Kleineren waren ja durchaus betreut, aber ein Teenager zu Hause, glaube ich, ist nicht unbedingt beruhigend, wenn man am Arbeitsplatz, eventuell im Gesundheitsbereich, gefordert ist. Also es ist daraus zu lernen und das ist für diejenigen wichtig, die in Regierungsverantwortung sind.

 

Das Zweite, was daraus zu schließen ist: Wir brauchen mehr Therapiemöglichkeiten für genau diesen Bereich, in dem es um psychiatrische, psychologische und psychotherapeutische Versorgung geht. Es war ja auch gestern im Zuge der Gesundheitsdebatte davon die Rede und es ist, seit das aufgepoppt ist, immer öfter davon die Rede gewesen, sehr geehrte Damen und Herren, da müssen wir oder da muss gehandelt werden. Denn wer diese Behandlung versäumt, schleppt eine Krankheit, die dann unter Umständen von einer psychischen Krankheit in eine physische übergeht, für sein Leben mit, und das wollen wir alle nicht.

 

Zweitens: das Thema Gewalt und Gewaltschutz. Es ist heute schon angesprochen worden, dass wieder ein Mord an einem Mädchen stattgefunden hat. Wir können das nicht wegleugnen, dass durchaus ein Teil der Täter, die verantwortlich für Gewalt gegen Frauen sind, nicht aus Österreich, sondern aus einem fremden Kulturkreis stammt und die Einstellung von dort mitgenommen hat. Ich habe das gestern zitiert, das ist nicht von Frau Matiasek, sondern das ist vom Österreichischen Integrationsfonds: Drei Viertel der jungen Menschen aus Afghanistan finden, dass in einer Familie der Mann für alle größeren Entscheidungen zuständig sein sollte. Studien der letzten

 

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