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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 22.09.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 99 von 118

 

Verein Ernährungsrat Wien. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Taucher, die Verhandlungen einzuleiten.

 

20.02.07

Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher: Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Akt aus dem Umweltausschuss.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia. Ich erteile es ihr.

 

20.02.36

GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Liebe ZuschauerInnen via Livestream!

 

Ich habe soeben gesehen, dass Herr StR Czernohorszky reingekommen ist und möchte mich dafür bedanken. Das ist nicht selbstverständlich, dass StadträtInnen anwesend sind und ich sehe das wirklich als ein Zeichen des Respekts. - Herzlichen Dank dafür.

 

Ich komme jetzt zum Poststück, und zwar geht es da um die Unterstützung des Projekts „WeltTellerFeld“ des Ernährungsrats. Selbstverständlich unterstützen wir dieses Projekt, weil es ein hervorragendes Beispiel für Umweltbildung ist, indem die Ernährungskompetenz von Jugendlichen und von Kindern gestärkt wird. Bei der Ernährungskompetenz geht es darum, dass man Wissen über Lebensmittel und Ernährung vermittelt. Es geht um die Vermittlung von Zusammenhängen in der Lebensmittelproduktion. Die Kinder kriegen mit, was die ökologischen Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion sind, wo die Lebensmittel herkommen, was regional, was saisonal bedeutet, und sie bekommen generell Wissen über die frische Zubereitung von Lebensmitteln und über gesunde Ernährung.

 

Wir haben das Problem, dass immer mehr Kinder an ernährungsbedingten Krankheiten wie Diabetes leiden und wir wissen auch, dass in der Kindheit der Grundstein für Ernährungsgewohnheiten gelegt wird. Deswegen sind solche Bildungsprogramme sehr wichtig und deswegen ist auch die Rolle der Bildungsstätten in dieser Frage eine ganz wichtige. Das Thema Ernährung ist nicht nur eine ökologische Frage, sondern es ist auch eine Frage der Gesundheit und daher auch eine soziale Frage. Deswegen unterstützen wir natürlich auch diesen Antrag. Ich möchte mich an dieser Stelle auch beim Ernährungsrat für die wertvolle Arbeit bedanken, die er in diesem Bereich leistet.

 

Wir brauchen mehr Projekte wie diese, wir müssen die Ernährungsbildung in jeder Schule verstärken und verankern, das muss eigentlich Schulalltag sein. Eigentlich bräuchte jede Schule ihre Frischküche und ihren eigenen Schulgarten, denn gesunde Ernährung darf nicht vom Standort einer Schule und auch nicht vom sozialen Hintergrund der Kinder abhängen. Gesunde und umweltfreundliche Ernährung ist eine soziale Frage, und wir haben da einen öffentlichen Auftrag. Also ja, wir brauchen mehr Bildung und wir brauchen einen sozialen Zugang zu gesunden Lebensmitteln und insbesondere zu Biolebensmitteln.

 

Und da komme ich zu meinem Antrag, es geht nämlich um die öffentliche Beschaffung. Die öffentliche Beschaffung ermöglicht es Menschen aller sozialen Schichten, einen Zugang zu Biolebensmitteln zu haben. Oder sie könnte es eigentlich in einem viel besseren Ausmaß, wenn sich die Stadt Wien auch wirklich ernsthaft dazu bekennen würde.

 

Herr StR Czernohorszky, Sie haben heute in der Fragestunde gesagt, dass die öffentliche Beschaffung ein riesengroßer Hebel ist. Da stimme ich Ihnen zu, die öffentliche Beschaffung ist neben gesetzlichen Rahmenbedingungen der Hebel zur Ökologisierung der Wirtschaft. Ich finde es auch gut, wenn Sie sagen, dass Sie die ÖkoKauf-Kriterien weiterentwickeln wollen, aber es wäre schon einmal gut, wenn man sich an die bestehenden Kriterien und an die bestehenden Quoten halten würde, und das ist das Problem.

 

Sie haben heute gesagt, dass der Lebensmittelaktionsplan in allen Bereichen umgesetzt wird. Das stimmt leider nicht, da muss ich Ihnen widersprechen. Man braucht sich da nur die letzten Ausschreibungen des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser anzuschauen: Eine Ausschreibung war für Tiefkühlprodukte und die andere für Milchprodukte und beide hatten eine lächerliche Bioquote, obwohl das Angebot aus der Region vorhanden wäre. Wir haben da also echt ein Riesenproblem mit diesen Ausschreibungen. Ich sage nicht, dass alles schlecht ist, weil wir wissen, dass es in den Kindergärten und Schulen gut funktioniert, aber die Pensionisten-Wohnhäuser sind ein Problemkind in dieser Frage.

 

Ein weiteres Problem ist, dass sie nicht biozertifiziert sind, das heißt, wir können nicht einmal überprüfen, ob sie die Quote, die sie selbst angeben, auch tatsächlich einhalten. Auch ein Riesenproblem bei diesen Ausschreibungen ist, dass Bioware und konventionelle Ware in einem Los ausgeschrieben sind, was bedeutet, dass Bioanbieter, die nur Bioprodukte anbieten, eigentlich durch die Finger schauen, weil sie an diesen Ausschreibungen nicht teilnehmen können. Man bestraft da die Falschen, nämlich diejenigen, die ökologische Wirtschaftskonzepte und Geschäftsmodelle haben.

 

Das muss ein Ende haben, das muss aufhören! Deshalb möchte ich Sie darum bitten, dass Sie sich dafür einsetzen, dass auch wirklich alle Einrichtungen der Stadt Wien sich an diese Vorgaben halten und die Ausschreibungen auch so ausgestaltet sind, dass wir da zu einer Erhöhung der Bioquote kommen.

 

Besonders problematisch an konventionellen Milchprodukten ist, dass wir davon ausgehen können, dass auch Regenwaldsoja bei der Fütterung zum Einsatz kommt. Das ist nämlich nur ausgeschlossen, wenn man biologische tierische Produkte hat, weil da auch die Futtermittel aus biologischem Anbau stammen müssen. Sie sind Klimastadtrat, das heißt, bitte setzen Sie sich dafür ein, dass diese Quoten eingehalten werden, wenn Sie den Klimaschutz ernst nehmen. Man muss die eigenen Ziele ernst nehmen, sonst nehmen einen die anderen auch nicht ernst!

 

Daher also mein Appell an Sie: Reden Sie mit Ihren zuständigen Kollegen in der Stadtregierung, sorgen Sie dafür, dass alle Einrichtungen sich an diese Vorgaben halten! Wie gesagt, die Kindergärten, die Schulen, der

 

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