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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 28.10.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 19 von 92

 

ihre ersten sozialen Kontakte knüpfen, aber auch die erste Bildung erfahren, sondern auch, welche wichtige Rolle er einnimmt bei der Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben. Wenn ich in andere Bundesländer blicke, ist es noch viel zu oft so, dass er als eine vormittägliche Betreuungseinrichtung gesehen wird, wo der Kindergarten dann um 12 Uhr zu macht. Was das für Frauen bedeutet, vor allem in Bundesländern wie zum Beispiel in Vorarlberg, Tirol oder Oberösterreich, sticht auch besonders heraus, muss man nicht näher erläutern. Und, liebe KollegInnen von der ÖVP: Wahlfreiheit, ob eine Frau zu Hause bleibt bei ihrem Kind oder ob sie ins Erwerbsleben zurückgehen kann, gibt es nur, wenn man die Wahl hat. Und die Wahl hat man nur, wenn es genügend Einrichtungen dafür gibt.

 

Und da bin ich schon sehr froh, dass wir zu Recht sehr stolz darauf blicken können, wie gut ausgebaut der Kindergarten in Wien ist, mit den längsten Öffnungszeiten, den wenigsten Schließtagen, der weitaus besten Betreuungsquote, was die Ein- bis Dreijährigen betrifft. Da wurde das Barcelona Ziel weit mehr als erfüllt, und das Ganze auch noch beitragsfrei. Die wichtigsten Ergebnisse zeigen da erneut die Werte von Wien, 93 Prozent der Bildungseinrichtungen haben mehr als 9 Stunden pro Tag geöffnet, 100 Prozent haben mehr als 47 Wochen pro Jahr geöffnet. Und wie gesagt, die mit Abstand geringste Anzahl an Schließtagen mit 9,4, der österreichische Durchschnitt liegt bei 20,5 Tagen.

 

Aber ja, ich bin auch dafür, dass wir mit diesem Hickhack Bund und Land aufhören, das bringt nämlich keinem Kind etwas, das bringt keinem Elternteil etwas, wenn es um die Kinderbetreuung geht. Trotzdem ist es, glaube ich, wichtig, und das haben Sie auch angesprochen, zu fragen, woran es liegt, dass sich junge Menschen viel zu wenig für den Beruf entscheiden, obwohl sie die Ausbildung absolviert haben. Und da ist die Crux an der Geschichte, warum die Ausbildung nicht professionalisiert wird, auf ein tertiäres Niveau gehoben wird und diese Entscheidung für die Berufswahl nach der Matura stattfindet. Das wäre eine der Lösungen, die man auf jeden Fall vor allem auf Bundesebene angehen müsste.

 

Aber ja, das ist, wie gesagt, das Dilemma, das wir hier haben, und dementsprechend ist es auch ein sehr schwieriges Unterfangen, zu sagen, den Fachkraft-Kind-Schlüssel kurzfristig zu ändern. Dass das langfristig das Ziel sein muss, ist, glaube ich, vollkommen klar, da sind wir uns auch einig. Aber trotzdem, wir haben uns genau das zur Aufgabe gemacht und werden hier Schritt für Schritt in unserem Kompetenzbereich an den Schrauben drehen, die es braucht, um den Beruf attraktiver zu machen, um mehr Menschen die Chance zu geben, einen wunderschönen Beruf auszuüben, und das in einem Umfeld, das sie erfüllt, das Anerkennung bringt und die Wertschätzung, die es auch braucht.

 

Was ist also in diesen jetzt zehn Monaten rot-pinke Koalition schon auf den Weg gebracht worden? Der erste Schritt: Entlastung. Die Pädagoginnen und Pädagogen müssen in der Kindergartengruppe entlastet werden, um eben mehr Wertschätzung zu erfahren, um mehr Zeit für die Bildung der Kinder zu haben. Deswegen werden die Assistenzkräfte aufgestockt von 20 auf 40 Stunden. Das liegt in unserem Kompetenzbereich, und ich glaube, das ist eine sehr, sehr sinnvolle Maßnahme, die die Arbeit mit den Kindern extrem unterstützen wird. Insgesamt 730 städtische und private Kindergartengruppen werden ab September nächsten Jahres davon profitieren. Der Ausbau der Sprachförderung: Das ist auch ein wichtiger Punkt, wo wir im September mit dem sukzessiven Ausbau begonnen haben und bis 2024 zusätzliche 200 Sprachförderkräfte in den Wiener Kindergärten im Einsatz haben werden. Aktuell sind es rund 300. Der dritte Schritt: Auch den Beruf attraktiver zu machen, mehr Leute in die Ausbildung zu holen, und das am besten nach ihrer vorschulischen Ausbildung. Wien betreibt eine eigene BAfEP und hat auch Anfang dieses Jahres mit dem Wiener Ausbildungsgeld besonders ElementarpädagogInnen angesprochen, zielgerichtet diesem Beruf nachzugehen. Die bekommen, wenn sie in eine Partnerschule des WAFF gehen, im 1. Ausbildungsjahr ein Ausbildungsgeld von 400 EUR monatlich. Wir sehen hier, die Heraus…

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, ich darf Sie ersuchen, den Schlusssatz zu formulieren.

 

GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): Die Herausforderungen sind riesengroß, die Anliegen gerade der Pädagoginnen und Pädagogen sind mehr als nachvollziehbar, aber genau deswegen hat auch dieser Bereich unseren vollen Fokus und wird ständig weiterentwickelt. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Nächster Redner ist Herr GR Stadler. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

10.50.20

GR Felix Stadler, BSc (GRÜNE)|: Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

 

Kann ich ein Bundesland aufhetzen? Das war der größte Beitrag der ÖVP zur Bildungspolitik in den letzten fünf Jahren. Und leider war dieser Beitrag ein absoluter Tiefpunkt der Bildungspolitik und der Politik in diesem Land generell.

 

Dass ihr jetzt hier über Kindergärten, über Elementarpädagogik und über Kinderbetreuung sprechen wollt, entbehrt ja nicht eines gewissen Zynismus und einer gewissen Scheinheiligkeit. Jedes ÖVP-geführte Bundesland hat mehr Schließtage, hat kürzere Öffnungszeiten, hat ein geringeres Angebot, und die allermeisten haben auch ein schlechteres Angebot und eine geringere Betreuungsquote als die Kindergärten und die Elementarbildung der Stadt Wien. Sich hier jetzt als Elementarbildungsexperten und Kindergartenexperten zu gebärden, ist ja wirklich zynisch.

 

Aber gut, zurück zu Wien. Es gibt ja bei uns - und Frau Kollegin Emmerling und auch Kollege Krauss haben es schon angesprochen - genug Baustellen, die wir auch angehen müssen. Ich glaube, wir sind uns in der Sache auch relativ einig, allen Parteien ist klar, da muss viel mehr gemacht werden. Und wir sind uns auch einig, dass die Zustände und Rahmenbedingungen teilweise völlig unzumutbar sind. Es ist auch längst klar, was gemacht werden muss: Wir brauchen kleinere Gruppen, wir

 

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