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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 28.10.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 92

 

gleichen versuchen, und das seit vielen Jahren. Bei den Betriebsversammlungen ist mir besonders ein Schild in Erinnerung geblieben, auf dem stand: „Ich kann nicht mehr.“ Dass Kinder davon nicht einmal etwas merken, weil die Professionalität und die Liebe zum Beruf und die Wärme den Kindern gegenüber das politische Versagen verstecken, ist ein unglaublicher Kraftakt.

 

Mein Kollege Stadler hat es angesprochen: In all den Reden über Elementarpädagogik stecken viele gute Überlegungen, durchaus auch parteiübergreifend. Die Vorschläge dazu liegen seit Jahren auf dem Tisch und trotzdem geht zu wenig weiter. Woran liegt es, dass nichts weitergeht? Wovor fürchten Sie sich?

 

Was im Kindergarten passiert oder nicht passiert, grenzt fast an Verantwortungsabgabe, in der Logik einer Organisation würde man Verantwortungsdiffusion sagen. Alle wissen, es muss sich etwas ändern, viele kennen den Weg dazu, und trotzdem geht kaum etwas weiter, weil die Verantwortlichkeiten auch schwammig werden und, manchmal auch ganz bewusst, niemand mehr hingreift.

 

Ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht, ich muss es trotzdem noch einmal sagen: Kindergärten sind in der Länderkompetenz. Immer, wenn wir in Wien über Bildung, wenn wir über Schule und Kindergärten sprechen, Kollege Zierfuß hat es auch schon gesagt, hören wir von SPÖ und NEOS schon sehr oft: der Bund, der Bund, der Bund, der Bund. Eigentlich hört man meistens nur: der Bund. Das ist auch die nächste Verantwortungsdiffusion, es gibt immer einen Verantwortlichen bei Ihnen, und das ist der Bund.

 

In einer komplexeren Koalition, als Sie in Wien sind, wurde im Bund gerade viel für die Elementarpädagogik ausverhandelt. Es ist Ihre Verantwortung, Herr Bildungsstadtrat, in den 15a-Verhandlungen das Beste für Wien herauszuholen. Es ist eigentlich auch ganz einfach, Kollege Stadler hat es gesagt: Sie machen das, was Sie in Wien machen müssen, wir machen das, was wir im Bund machen müssen.

 

Ich darf Sie in dem Zusammenhang auch an die Ausbildungsoffensive erinnern, diese war erst heute wieder in den Medien. Es ist in der Tat ein Problem, dass viele erst gar nicht in den Job einsteigen. Das hat einerseits mit dem sozialen Prestige zu tun, andererseits natürlich auch mit der Bezahlung, wodurch sich, das ist kein Geheimnis, auch viele Männer gar nicht für den Beruf interessieren. Sicher hat es auch mit der mangelnden Wertschätzung zu tun, da sind wir uns ja alle einig, und mit dem jahrelangen Wegschauen auch seitens der Politik bei dieser Thematik.

 

Bezüglich der Ausbildungsoffensive schauen wir im Bund nicht weg. Ich darf den zweisemestrigen Aufbaulehrgang, den Hochschullehrgang Elementarpädagogik erwähnen, der im Idealfall mehrere Hunderte AbgängerInnen pro Jahr schaffen wird. Ich darf an den Hochschullehrgang Inklusive Elementarpädagogik erinnern, der ab Herbst 2022 hoffentlich kommen wird, und ich darf auch die BAfEP erwähnen. Diesbezüglich gibt es sehr viel Lob in den Gesprächen mit LeiterInnen elementarer Bildungseinrichtungen. Diese Plätze, Sie haben es heute wahrscheinlich auf „ORF.on“ gelesen, wurden für das Schuljahr 2021/22 aufgestockt, es wurden an 5 Standorten rund 150 neue Plätze geschaffen.

 

In Wien haben wir von Anfang an unsere Oppositionsarbeit auch auf die Elementarpädagogik gelegt. Wir forderten schon einmal mehr Unterstützungspersonal für den Kindergarten, von Beginn an mehr Durchlässigkeit im Berufsfeld, die Kinderhöchstzahlen pro Gruppe zu senken, den Betreuungsschlüssel, der auch besser wird, wenn man mehr unterschiedliche Professionen im Kindergarten zulässt, zu verbessern.

 

Wir bleiben auch heute bei unseren Forderungen. Wenn ElementarpädagogInnen einmal schreien, dass sie nicht mehr können, dann ist Gefahr in Verzug, dann ist Handeln dringend notwendig. Bis jetzt haben Sie als SPÖ und NEOS immer alles abgelehnt, was von uns kam. Ich habe auch die Idee dazu, dass es heute nicht anders sein wird, weil es von uns kommt. Damit ist keinem einzigen Kind geholfen, ist keiner Pädagogin geholfen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, qualitätsvolle Bildungs- und Betreuungsarbeit zu garantieren. In diesem Sinne: Bitte nicht nur reden, sondern tun! Sie haben unsere Unterstützung dabei.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Klika, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

11.18.58

GRin Julia Klika, BEd (ÖVP)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Ich freue mich sehr, dass ich trotz der emotionalen Stimmung hier heute als Zweitrednerin zu dem wahnsinnig wichtigen Thema sprechen darf, denn ich glaube, wir sind alle der Meinung, dass Bildung und die Entwicklung unserer Kinder essenziell sind. Bildung ist so unglaublich wichtig, und ich bin echt dankbar, in einem Land leben zu dürfen, in dem jeder Mensch ein Recht auf Bildung hat. Bildung aber beginnt ja nicht erst in der Schule. Bildung beginnt schon um einiges früher, und daher finde ich es so wichtig, dass wir heute in diesem Rahmen auch über Kindergärten sprechen.

 

Im Bildungsbereich gibt es immer noch große Herausforderungen, und zwar leider nicht nur in der Schule, sondern das beginnt schon bei unseren Kleinsten. Der Kindergarten ist ein wesentliches Fundament für die Schule später, denn schon die Kindergartenzeit ist für die Entwicklung und die Zukunftschancen unserer Kinder entscheidend. Ich bin überzeugt davon, dass sich hier jeder von uns wünscht, dass unsere Kinder möglichst sorgenfrei und gut betreut aufwachsen und sich später an eine angenehme Kindergartenzeit zurückerinnern.

 

Positive Erfahrungen und Geborgenheit sind vor allem in diesem Alter echt wichtig. Je wohler sich ein Kind im Kindergarten fühlt, je besser es sich entfalten und entwickeln kann, umso motivierter und freudiger wird es auch weiter in eine Schule gehen. Dazu aber gehört es, dass sich die Pädagoginnen und Pädagogen bei uns in Wien verstanden, wertgeschätzt und unterstützt fühlen.

 

Wie wir schon gehört haben, haben 61 Prozent der Kinder in Wien eine andere Umgangssprache als Deutsch. Es kann natürlich nur von Vorteil sein, wenn

 

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