Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 14. Sitzung vom 28. Oktober 2021 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-1116403-2021-KVP/GM) S. 3 3. Anfrage (FSP-1112833-2021-KFP/GM) S. 6 4. Anfrage (FSP-1269664-2021-KNE/GM) S. 9 5. Anfrage (FSP-1268914-2021-KGR/GM) S. 12 2. Anfrage (FSP-1269731-2021-KSP/GM) S. 14 3. AST-1261009-2021-KVP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Bildungsproteste ernst nehmen: Rahmenbedingungen und Qualität in den Wiener Kindergärten verbessern!" Rednerinnen bzw. Redner: GR Harald Zierfuß S. 16 GR Maximilian Krauss, MA S. 17 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 18 GR Felix Stadler, BSc S. 19 GR Mag. Marcus Gremel S. 20 GR Stefan Berger S. 21 GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 22 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 22 GRin Julia Klika, BEd S. 23 GR Christian Oxonitsch S. 24 4. Mitteilung des Einlaufs S. 25 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 25 6. Umstellung der Tagesordnung S. 25 7. 1157629-2021-GFW; MA 5, P 6: Fördermaßnahme "Gründungsstipendium" Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 25 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 25 GR Markus Ornig, MBA S. 27 GR Johann Arsenovic S. 28 GRin Margarete Kriz-Zwittkovits S. 29 GR Georg Niedermühlbichler S. 31 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 31 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 33 StRin Mag. Isabelle Jungnickel S. 34 GRin Yvonne Rychly S. 34 8. 1135245-2021-GFW; MA 5, P 9: Finanzierungsübereinkommen mit der Wirtschaftsagentur Wien Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA S. 35 Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 35 GR Markus Ornig, MBA S. 36 GR Dr. Andreas Höferl S. 36 9. 1116643-2021-GFW; MA 5, P 8: Verein Kriegsopfer- und Behindertenverband für Wien, Niederösterreich und Burgenland (Kurzbezeichnung KOBV-Der Behindertenverband); Förderangebot Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 37 Redner: GR Nikolaus Kunrath S. 37 GR Prof. Rudolf Kaske S. 38 GR Ing. Erol Holawatsch, MSc S. 38 10. 1096762-2021-GFW; MA 5, P 2: Förderprogramm Medienstart, Finanzierungsergänzung um ein Schulungs- und Weiterbildungsangebot Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 39 Rednerin bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 39 GR Mag. Manfred Juraczka S. 40 GRin Katharina Weninger, BA S. 41 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 41 11. 1128224-2021-GFW; MA 5, P 4: Verein "Weisser Ring"; Förderangebot Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 42 Rednerinnen bzw. Redner: GR Wolfgang Seidl S. 42 GRin Viktoria Spielmann, BA S. 42 GRin Martina Ludwig-Faymann S. 44 Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 45 12. 1087380-2021-GFW; MA 5, P 7: Modernisierung und Ausbau der Werkstätte der WLB GmbH am Betriebsstandort Inzersdorf Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 45 Redner: GR Ömer Öztas S. 45 Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 46 13. 884138-2021-GBI; MA 10, P 11: "Anstoßfinanzierung" für neue elementare Bildungsplätze Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 46 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 46 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 46 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 47 GR Harald Zierfuß S. 48 GR Mag. Marcus Gremel S. 48 GR Felix Stadler, BSc S. 49 14. 1130116-2021-GBI; MA 13, P 12: Wiener Kinder- und Jugendorganisationen 1) Förderbericht; Finanzjahr 2021 2) Förderung auf Grund des neuen Verteilungsschlüssels; Finanzjahr 2022 Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 50 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 50 GR Ömer Öztas S. 51 GR Mag. Dietbert Kowarik S. 52 Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 52 15. 1143905-2021-GGS; MA 70, P 13: 1) Gebührenschuldnererklärung 2021 bis 2023 2) Festsetzung der Gebühren gemäß § 30 Abs. 4 des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 53 Rednerin bzw. Redner: GR Wolfgang Seidl S. 53 GRin Mag. Barbara Huemer S. 53 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 54 Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 54 16. 1042107-2021-GGS; MA 15, P 14: Vorhaben "Durchführung einer Influenza- Impfkampagne für Wien, Saison 2021/2022" Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 54 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Veronika Matiasek S. 55 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 55 GRin Mag. Barbara Huemer S. 56 GRin Mag. Andrea Mautz-Leopold S. 59 GRin Dr. Katarzyna Greco S. 59 Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 60 17. 982531-2021-GWS; MA 69, P 15: 1) Verkauf der Liegenschaften EZ 21, KatG Neustift bei Scheibbs sowie EZ 66 und EZ 140, KatG Ginning 2) Einräumung von Dienstbarkeiten betreffend Anlagenteile und Bauwerke der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 60 Redner: GR Mag. Dietbert Kowarik S. 60 18. 1037985-2021-GGK; MA 2, P 17: Änderung der Dienstvorschrift für Lehrlinge 1996 Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 61 Redner: GR Ömer Öztas S. 61 GR Christian Hursky S. 62 GR Ömer Öztas S. 62 19. 1079928-2021-GGK; MA 31, P 19: Transportrohrleitung 4. Hauptleitung Neurohrlegung DN/ID 1000, Bauabschnitt 03 in Wien 12 Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 62 Rednerin: GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia S. 63 20. DRI-1280310-2021-KGR/GF: Dringliche Anfrage von GR David Ellensohn, GR Dipl.-Ing. Martin Margulies, GRin Mag. Barbara Huemer, GRin Mag. Ursula Berner, MA, GRin Viktoria Spielmann, BA und GR Felix Stadler, BSc betreffend "Inseratenkorruption und frisierte Umfragen stoppen; keine Inserate für Medien, die - bei aller Unschuldsvermutung - unter dem dringenden Tatverdacht von Korruption und Bestechung stehen." Verlesung: Schriftführerin GRin Julia Klika, BEd S. 63 Begründung: GR David Ellensohn S. 66 Beantwortung: Bgm Dr. Michael Ludwig S. 69 Rednerinnen bzw. Redner: GR David Ellensohn S. 72 GR Maximilian Krauss, MA S. 74 GR Markus Ornig, MBA S. 75 GRin Mag. Laura Sachslehner, BA S. 77 GR Jörg Neumayer, MA S. 78 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 81 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 82 GRin Mag. Mag. Pia Maria Wieninger S. 84 GR Mag. Manfred Juraczka S. 85 GR Markus Ornig, MBA S. 87 Weitere Rednerin und weiterer Redner zur Postnummer 19: GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia S. 87 GR Mag. Gerhard Spitzer S. 88 GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia S. 88 Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 89 21. 1087724-2021-GKU; MA 7, P 21: Einzelförderungen im Bereich Wissenschaft im Rahmen des Calls 2021 Künstlerische Forschung 22. 1097662-2021-GKU; MA 7, P 22: Förderungen an verschiedene Vereine, Institutionen und KünstlerInnen im Bereich der Kunst und Kultur im digitalen Raum 23. 1102197-2021-GKU; MA 7, P 27: Verein SECOND NATURE; Förderungen 24. 1102500-2021-GKU; MA 7, P 28: Art*Act Kunstverein; Förderungen 25. 1151440-2021-GKU; MA 7, P 35: Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF); Förderung Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 89 Redner: GR Stefan Berger S. 89 Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 89 Abstimmung Postnummer 6 S. 90 Abstimmung Postnummer 9 S. 90 Abstimmung Postnummer 8 S. 90 Abstimmung Postnummer 2 S. 90 Abstimmung Postnummer 4 S. 90 Abstimmung Postnummer 7 S. 90 Abstimmung Postnummer 11 S. 90 Abstimmung Postnummer 12 S. 91 Abstimmung Postnummer 13 S. 91 Abstimmung Postnummer 14 S. 91 Abstimmung Postnummer 15 S. 91 Abstimmung Postnummer 17 S. 91 Abstimmung Postnummer 19 S. 92 Abstimmung Postnummer 21 S. 92 Abstimmung Postnummer 22 S. 92 Abstimmung Postnummer 27 S. 92 Abstimmung Postnummer 28 S. 92 Abstimmung Postnummer 35 S. 92 Abstimmung Dringliche Anfrage S. 92 (Beginn um 9.04 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen. Ich darf alle bitten, die Plätze einzunehmen. Recht herzlich willkommen zur 14. Sitzung des Wiener Gemeinderates. Die Sitzung des Gemeinderates ist eröffnet. Ganztägig verhindert sind Amtsf. StRin Mag. Sima, GRin Dipl.-Ing. Arapovic, StRin Mag. Arnoldner, GR Dr. Gorlitzer, GR Grießler, GRin Mag. Hungerländer, GR Mag. Konrad, GRin Korosec, GR Mahdalik, GR Dr. Mantl, StR Nepp, GRin Ing. Rompolt, GR Dr. Schmid und GR Valentin. Zeitweise verhindert sind VBgm Wiederkehr, Amtsf. StR Hanke, GRin Mag. Bakos, GR Gstöttner, GR Ing. Meidlinger und GR Taborsky. Bevor ich zur Fragestunde komme, darf ich ein paar allgemeine Worte sagen. In der letzten Sitzung hatten wir eine Diskussion und Forderungen von Ordnungsrufen im Rahmen der Dringlichen Anfrage der FPÖ. Ich habe bei der letzten Sitzung gesagt, dass ich mir die Unterlagen beziehungsweise die Redebeiträge durchsehen werde, um heute eine Entscheidung bekannt zu geben. Ich habe mir all das angesehen und durchgelesen und habe entschieden: Ich werde keinen Ordnungsruf geben, wobei ich aber doch sagen möchte, dass einige ausgesprochene Worte von mehreren Mitgliedern des Hauses sehr am Rande eines Ordnungsrufes waren. In der Präsidiale habe ich aber auch allgemein gesagt, dass ich den Eindruck habe, dass wir teilweise in sehr aufgeheizter und emotionaler Stimmung diskutieren, was ja per se nichts Schlechtes ist, dass wir aber hier natürlich auch ein bisschen die Aufgabe haben, uns klar dessen bewusst zu sein, welche Worte wir verwenden und wie wir sie verwenden. Deshalb rufe ich alle auf, sich bei Ihren Redebeiträgen dieser Verantwortung bewusst zu sein und dann, wenn man die Wahl zwischen zwei Worten hat, bitte das tendenziell schwächere Wort zu verwenden. Auch erwähnenswert, wenn man sich die Beiträge ansieht, ist, dass nach der Geschäftsordnung die Rede an den Gemeinderat und nicht an einzelne Mitglieder des Gemeinderats oder an StadträtInnen zu richten ist. Man sollte in Erinnerung rufen und die Aufmerksamkeit auch darauf richten, dass bei einigen Kolleginnen und Kollegen - und vor allem auch bei jüngeren Mitgliedern dieses Hauses - die Disziplin bei der Einhaltung der Geschäftsordnung etwas mangelhaft ist. Manchmal hat man auch den Eindruck, dass ein freies Mandat sozusagen mit einer gewissen Narrenfreiheit verbunden wird. Ich darf also bitten, dass sich alle entsprechend verhalten, wenn ein Ruf zur Ordnung oder ein Ruf zur Sache erfolgt. Das geschieht ja nicht, um jemandem etwas zufleiß zu tun, sondern weil der oder die Vorsitzende oder auch der Präsident oder die Präsidentin im Landtag das für notwendig erachtet hat, und ich bitte daher, sich daran zu halten. Die Geschäftsordnung gilt für alle. Auch einige Ausschussvorsitzende haben mir berichtet, dass es auch in den Ausschüssen durchaus dann oder wann inhaltliche Diskussionen gibt. - Jedenfalls darf ich die Damen und Herren des Gemeinderates bitten, meine doch etwas mahnenden Worte positiv zur Kenntnis zu nehmen und ihr Verhalten danach zu richten. Grundsätzlich zur Sitzung darf ich festhalten, dass sie wieder unter den Covid-Regulativen und auf Basis der Fraktionsvereinbarung hinsichtlich Covid abgehalten wird. Diese Vereinbarung wurde ja von den Klubs bis Ende März verlängert, und wie wir auf Grund der aktuellen Entwicklungen leider sehen, war die Entscheidung sehr richtig, dass wir das verlängert haben. Ich darf auch bekannt geben, dass ich die Magistratsdirektion-Recht um eine rechtliche Ausarbeitung zum Thema 3G am Arbeitsplatz gebeten habe, und zwar darüber, was das für uns als Abgeordnete und als Mitglieder des Gemeinderates bedeutet, was das aber auch für alle Kolleginnen und Kollegen bedeutet, die uns während einer Plenarsitzung und auch während der Ausschüsse unterstützen. Es geht darum, was wir in diesem Zusammenhang zu beachten haben, und in der nächsten Präsidialsitzung werden wir dann darüber beraten. Die Regelungen des Bundes sollen ja ab 1.11.2021 gelten, und ab 15.11.2021 werden diese Regelungen dann sozusagen ganz scharf geschaltet, und im Hinblick darauf möchte ich, dass wir auch hier im Haus bei unseren Sitzungen Gewissheit haben. In diesem Sinne darf ich Sie alle um Kenntnisnahme bitten. Wir kommen nun zur Fragestunde, und ich danke dir, Herr Bürgermeister, für deine Geduld und darf einen schönen guten Morgen wünschen. Die 1. Anfrage (FSP-1116403-2021-KVP/GM) wurde von Herrn GR Kieslich gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Verkehrsministerin Gewessler kündigte Anfang Juli an, alle Bauprojekte der ASFINAG noch einmal evaluieren zu wollen, darunter auch das Vorhaben Lückenschluss der S1-Umfahrung - ein für die Entwicklung Wiens in jeder Hinsicht wichtiges Projekt. Laut Ö1-Mittagsjournal vom 2. Juli 2021 drohten Sie, Herr Bürgermeister, Verkehrsministerin Gewessler bei einem Stopp des Projektes Lückenschluss der S1-Umfahrung "juristische Schritte" an. An welche konkreten juristischen Schritte dachten Sie diesbezüglich?) Zunächst wird der Herr Bürgermeister Ihre Anfrage beantworten, und dann stellen Sie Ihre Zusatzfrage. - Bitte schön, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Sehr geehrter Herr GR Kieslich! Ich will mich ja nicht vordrängen, aber ich denke, ich bringe zunächst einmal ein bisschen etwas zum Diskutieren ein und freue mich dann auf Ihre Zusatzfrage. Die Chronologie der S1 Nordostumfahrung hat bereits eine 20-jährige Geschichte, wobei die ersten Überlegungen bereits auf das Jahr 1994 zurückgehen. Mit Durchführung der strategischen Umweltprüfung 2002/2003 haben die konkreten Planungen für die Nordostumfahrung begonnen. Aufbauend auf diese Grundlagen einigten sich im Frühjahr 2005 der Bund und die Länder Niederösterreich und Wien auf die außenliegende Variante. Diese verläuft vom Knoten Schwechat in Tunnelbauweise 60 m unter der Lobau bis Groß-Enzersdorf. Ab Groß-Enzersdorf soll die S1 Nordostumfahrung dann in offener Bauweise über den Knoten Raasdorf bis zum Knoten Süßenbrunn verlaufen. Ebenso bestand Einigkeit darüber, dass das Stadtentwicklungsgebiet Flugfeld Aspern, das später als Seestadt bekannt werden sollte, mit einer Nordostspange anzubinden sein wird. Damals war das, wo heute die Stadtstraße und die S1-Spange geplant sind, der Verlauf der B3d. Beide zusammen verbinden die S1 Nordostumfahrung mit der Südosttangente und erschließen sowohl die Seestadt Aspern als auch andere dort befindliche Stadterweiterungsgebiete wie zum Beispiel Heidjöchl, Hausfeld, Berresgasse und andere. Die Wohnungen für in etwa 60.000 Menschen sind damit angebunden. Zur Umsetzung dieses Vorhabens war es natürlich erforderlich, die entsprechenden gesetzlich vorgeschriebenen Bewilligungen zu beantragen beziehungsweise einzuholen. Von Seiten der Asfinag und auch der Stadt Wien wurden dabei bereits erhebliche Millionenbeträge für Planung und Genehmigung aufgewendet. Würde das Projekt S1 und Stadtstraße gestoppt oder auch nur fahrlässig verzögert werden, wäre das nicht nur eine enorme Verschwendung von Steuergeld, sondern würde auch das Vertrauen in die Rechtssicherheit und in die Bundesverwaltung beispiellos erschüttert werden, zumal es aufrechte Verträge zwischen dem Bund und dem Land Wien zur Finanzierung der Stadtstraße gibt. Darauf aufbauend wurden ja bekanntlich der Bau der Stadtstraße und die damit verbundene Finanzierung seitens der Stadt Wien im Wiener Gemeinderat beschlossen, sodass mit der Ausschreibung und Vorbereitung von Vergaben bereits begonnen wurde. Selbstverständlich steht es einer zuständigen Ministerin grundsätzlich frei, Evaluierungen vorzunehmen. Eine Evaluierung zu diesem Zeitpunkt nach so gründlichen Vorprüfungen und so hohen Investitionen sollte aber schon alleine deshalb auf Sinnhaftigkeit hinterfragt werden. Im Zusammenhang mit dieser konkreten Evaluierung der S1 Nordostumfahrung steht aber auch die rechtliche Zulässigkeit in Frage, da der Verlauf der gegenständlichen S1 im Verzeichnis 2 des Bundesstraßengesetzes aufgelistet ist. Das heißt, es gibt einen gültigen Beschluss des Nationalrates, und aus diesem Verzeichnis des Bundesstraßengesetzes ergibt sich die Pflicht des Bundes, die dort aufgelisteten Straßen zu projektieren und zu errichten. Würde das Infrastrukturvorhaben S1 Nordostumfahrung gestoppt werden, hätte das jedenfalls ernsthafte Folgen für unsere Stadt. So ist in diesem Fall von einem damit verbundenen Baustopp für Wohnungen für zig Tausende Menschen auszugehen, wäre das leistbare Wohnen in Wien generell in Gefahr, ist mit einem deutlichen Plus an Pendlerinnen und Pendlern samt entsprechendem Autoverkehr zu rechnen und könnten auf Grund des Vertrauensverlustes Investoren in andere Großstädte abwandern, um nur einige der möglichen negativen Folgeaspekte zu nennen. Erneut ist an dieser Stelle auch zu betonen, dass mit dem Bau der S1 und der Stadtstraße umfassende Entlastungsmaßnahmen verbunden sind, die sich auch in den Auflagen der UVP-Bescheide wiederfinden. Ich möchte auch davon nur einige besonders herausstreichen und erwähnen, und zwar zunächst die Entlastung im Wiener Stadtgebiet von prognostizierten 18,2 Millionen Kfz-Kilometern pro Tag auf 16,5 Millionen Kfz-Kilometer pro Tag. Weiters ist zu vermerken, dass der Transitverkehr künftig nicht mehr durch die Stadt geführt wird, und es wäre auch in Zukunft widersinnig, den internationalen Transitverkehr, besonders den Schwerverkehr, der weder Ziel noch Ursprung in Wien hat, in die Stadt hineinzuziehen. Außerdem wäre das eine deutliche Entlastung der Bevölkerung des 22. Bezirks, die auch jetzt schon in der Donaustadt unter dem Verkehr zu leiden hat. Insbesondere würde das eine Entlastung der Wohngebiete in Eßling, im Zentrum Aspern, am Biberhaufenweg und anderer extrem belasteter Wohngebiete in der Donaustadt bedeuten. Außerdem wäre ein Rückbau der heutigen Südosttangente möglich, und zwar insbesondere für den schweren Transitverkehr, der jetzt durch die Stadt donnert. Werden die S1 Nordostumfahrung sowie die Spange und die Stadtstraße mit Begleitmaßnahmen wie Verkehrsberuhigung der Wohngebiete, Öffi-Ausbau, et cetera umgesetzt, bedeutet das eine Reduktion von 77.000 Fahrzeugen täglich auf der Südosttangente sowie eine entsprechende Entlastung in der Donaustadt, nämlich ein Minus von 16.000 Fahrzeugen in Aspern und 6.000 Fahrzeugen in Eßling. Mit rund 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Donaustadt in Wien die viertgrößte Stadt Österreichs. Viele kleine Städte in unserem Land werden mit teilweise beeindruckenden Umfahrungen, fallweise mit Tunneln, an das Verkehrsnetz angebunden und wird die Bevölkerung dort entlastet. Warum ausgerechnet die Seestadt Aspern, die alleine schon etwa so groß ist wie die Landeshauptstadt Bregenz, und somit in weiterer Folge die Donaustadt ohne direkte Anbindung an das hochrangige Straßennetz bleiben sollen, kann mir gegenwärtig niemand erklären. Leidtragende sind dabei weiterhin die Donaustädterinnen und Donaustädter, die täglich am Kfz-Verkehr in ihren Wohngebieten leiden. Vor dem eben geschilderten Hintergrund wird die Stadt das Ergebnis der angesprochenen Evaluierung jetzt einmal abwarten. Angekündigt ist eine Präsentation dieser Evaluierung noch für den Herbst des heurigen Jahres. Klar ist aber auch, dass sich Wien jedenfalls alle rechtlichen Schritte vorbehalten und dann zu gegebener Zeit die erforderlichen beziehungsweise zweckmäßigen Maßnahmen treffen wird. Ich denke, Sie werden in diesem Zusammenhang verstehen, dass eine nähere Offenlegung von möglichen konkreten rechtlichen Schritten aus verschiedenen Gründen zum derzeitigen Zeitpunkt nicht zweckmäßig wäre. Auf einen allgemeinen Rechtsgrundsatz, der hier im Raum steht, möchte ich aber abschließend pochen und diesen noch einmal ganz besonders erwähnen, nämlich: Pacta sunt servanda. Wir in Wien pflegen diesfalls zu sagen: Verträge sind einzuhalten. Das gilt auch für dieses wichtige Infrastrukturprojekt. - Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 1. Zusatzfrage kommt von Herrn GR Kieslich von der ÖVP. Bitte. GR Wolfgang Kieslich (ÖVP): Schönen guten Morgen auch meinerseits, Herr Bürgermeister. Danke für die ausführliche Beantwortung. Ich glaube, es ist unbestritten und bekannt: Wir stehen Seite an Seite, was die Umsetzung des Lückenschlusses der Wien-Umfahrung betrifft. Mich würde noch etwas interessieren. Ich nehme an, geprüft wird seit Beginn des Sommers, seit Juli, welche Möglichkeiten bestehen würden, wenn es zu einem Stopp der weiteren Maßnahmen kommt. Wurden oder werden alle Maßnahmen und alle möglichen rechtlichen Schritte geprüft? Ich nehme an, die Stadt Wien wird ja nicht erst bei einem möglichen Nein zu prüfen beginnen, welche rechtlichen Schritte gesetzt werden können. Man hat ja gehört, dass es eine Ministerinnenanklage beziehungsweise Schadensersatzklagen geben kann. Ist die Stadt Wien bereit, diesfalls alle notwendigen Schritte zu setzen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Nach wie vor gehe ich davon aus, dass man bei der Evaluierung, die die zuständige Bundesministerin angekündigt hat, zu dem Schluss kommen wird, dass auf Grund der langjährigen Prüfungen und Verfahren, die notwendig waren, um dieses Infrastrukturprojekt umzusetzen, und diese Evaluierung in dem Sinne abgeschlossen werden wird, dass es eine Freigabe dieser Projekte gibt. Etwas anderes kann ich mir fast nicht vorstellen. Falls es aber dennoch zu einer anderen Entscheidung kommen sollte, die für Herbst des heurigen Jahres angekündigt ist, sind wir als Stadt Wien entsprechend vorbereitet, um all unsere Möglichkeiten einzusetzen, und zwar rechtlicher, aber auch politischer Natur. Das gilt im Übrigen auch für viele Unternehmen, die beispielsweise schon jetzt in Vorbereitung der Umsetzung dieser Projekte entsprechende Planungsmaßnahmen vorgenommen haben. Es geht also nicht nur um die Frage, wie die Stadt Wien agieren wird, die, wie ich meine, sehr gut vorbereitet ist, sondern auch darum, wie verschiedensten privaten Unternehmungen reagieren werden und ich weiß aus vielen Gesprächen, dass diese ebenfalls schon auf alle Eventualitäten vorbereitet sind. Ich gehe aber wie gesagt nach wie vor davon aus, dass man in dieser von der Bundesministerin initiierten Evaluierung zu keinem anderen Schluss kommen kann als die Expertinnen und Experten verschiedenster Bereiche, die seit Jahren dieses Projekt in dem Sinne durchchecken, ob alle Auflagen im Bereich Umweltschutz, klimaschutzrelevanter Maßnahmen, Wasserschutzrecht, et cetera erfüllt worden sind. Von daher kann ich mir schwer vorstellen, dass es zu einem anderen Ergebnis kommt, notfalls sind wir aber auf alles vorbereitet. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von Herrn GR Irschik von der FPÖ. Bitte. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Guten Morgen, Herr Vorsitzender, guten Morgen, Herr Bürgermeister. Für uns Freiheitliche steht außer Frage, dass dieses Projekt so rasch wie möglich umgesetzt werden muss. Du hast ja selbst ganz richtig gesagt, dass wir seit 25 Jahren darüber sprechen. Rechtlich ist alles geklärt. Es liegt unter Umständen vielleicht sogar Rechtsbruch durch eine Bundesministerin vor. Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Es gibt ja Gruppen verschiedener Natur, die versuchen, dieses Projekt zu verhindern, und zwar auch direkt vor Ort den gesamten Baubeginn zu behindern, und so weiter, und so fort. Daher meine Frage: Was gedenkst du, dagegen zu tun? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Wir suchen als Stadt Wien auf verschiedenen Ebenen das Gespräch zum einen mit der zuständigen Bundesministerin und zum anderen auch mit jenen Gruppen, die jetzt direkt vor Ort auf der Baustelle anwesend sind, wobei diese quantitativ überschaubar sind. Ich gehe einmal prinzipiell davon aus, dass die Spielregeln der Demokratie - und dazu gehört auch der Rechtsstaat - eingehalten werden und dass es, wenn die notwendigen Entscheidungen von Seiten der Bundesministerien getroffen werden, dann zu einer sehr raschen Umsetzung dieses Projektes kommt, das seit vielen Jahren geplant und vorbereitet wird und das auf Grund verschiedenster Einsprüche auch verändert worden ist und auch einen sehr hohen Standard bietet. Die Stadtstraße ist eine Straße, die mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h vergleichbar ist mit vielen anderen Straßen. Das Besondere an der Stadtstraße ist, dass ihr Bau in sehr hoher Qualität umgesetzt wird. Die Hälfte der insgesamt 3,2 km sind untertunnelt, und die zweite Hälfte ist in einer Weise mit Schallschutz versehen, dass auch die in der Umgebung wohnende Bevölkerung nicht von Lärm beeinträchtigt wird. Das ist also ein Straßenprojekt höchster Qualität und somit auch Vorbild für vergleichbare Projekte in anderen Städten. Daher würde es mir logisch erscheinen, dass man dieses Projekt sehr zügig umsetzt, um in Zukunft auch leistbaren Wohnraum zu ermöglichen. Wir sind international bekannt beziehungsweise berühmt dafür, dass wir unserer Bevölkerung sehr viel leistbaren Wohnraum anbieten können. Das ist etwas, worauf wir stolz sind, das ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen sehr guten Wohnbaupolitik, das muss aber auch für die Zukunft gesichert sein. Ein wesentliches Kriterium ist, dass man auch in Zukunft weiterhin leistbaren Wohnraum anbieten kann, und zwar auch für viele junge Menschen, die eine Wohnung suchen, weil sie von zu Hause ausziehen und eine Familie gründen wollen oder weil sie aus anderen Bundesländern zu uns kommen, um hier zu studieren, zu arbeiten und zu leben. Wenn wir also die hohe Lebensqualität in unserer Stadt aufrechterhalten wollen, dann wird es sinnvoll und notwendig sein, neben Wohnungen und Arbeitsplätzen auch die entsprechende Infrastruktur anzubieten. Das gilt für Projekte des öffentlichen Verkehrs. Auch dafür haben wir einen Modal-Split, den es im internationalen Vergleich nur in ganz wenigen anderen Städten gibt und auf den wir stolz sein können. Es wird aber auch notwendig sein, große Stadtentwicklungsgebiete mit zehntausenden Menschen auch verkehrstechnisch so anzubieten, dass Individualverkehr möglich ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Bitte, Frau GRin Mag. Sequenz. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Ich komme mir hier ein bisschen vor wie in dem Orwell'schen Roman "1984", in dem mit "doublethink" und "doublespeak" Tatsachen genau ins Gegenteil gekehrt werden: Sie sprechen hier von einer Entlastung, es geschieht aber genau das Gegenteil. Wenn Sie davon sprechen, dass Investoren ins Umland abwandern würden auf Grund der fehlenden Autobahn und dass Kaufkraft von Wien ins Umland von Wien abwandert, dann ist genau das Gegenteil von dem wahr, was Sie hier hervorheben. Und wenn von Rechtssicherheit gesprochen wird, dann ist auch der Schutz des Nationalparks zu gewährleisten, durch den man aber in 70 m Tiefe 2 Tunnelröhren treiben würde. Es geht im Zusammenhang mit Rechtssicherheit auch darum, dass dieser Nationalpark geschützt wird. Der ehemalige Stadtrat Schicker hat jede Diskussion mit dem Satz eröffnet: Das ist die denkmöglich schlechteste Variante. Das hat Schicker selbst gesagt, weil das fast 60 Millionen zusätzlich gefahrene Kilometer bedeuten würde im Gegensatz zur Route, die die Experten ursprünglich empfohlen haben. Wenn ich in Betracht ziehe, dass über diese Stadtstraße beziehungsweise die Donaustadt-Autobahn der Verkehr nach Wien gespült wird, dann frage ich mich, warum man sagt, dass man die Umweltministerin verklagen könnte. - Diese Frau macht ihren Job und sonst nichts. Im Hinblick darauf frage ich Sie jetzt wirklich: Wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, jemanden, der verantwortungsvoll handelt, mit solchen Drohungen zu konfrontieren. - Das ist meine Frage. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Da bin ich vielleicht altmodisch, Frau Gemeinderätin, aber ich bin der Meinung, dass die Politik dem Recht zu folgen hat. Ich habe in meiner Stellungnahme schon erläutert, dass es entsprechende Beschlüsse im Nationalrat und Gemeinderat gibt, und ich meine, dass die Exekutive - und dazu gehört eine Bundesministerin - diesen gesetzlichen Bestimmungen zu folgen hat. Das Projekt ist über viele Jahre betrieben worden. Es hat viele Einwände gegeben. Diese Einwände sind in verschiedensten Veränderungen berücksichtigt worden, das Projekt ist verändert worden. Es hat ursprünglich Pläne gegeben, eine Brücke über die Lobau zu bauen. Dann hat man sich gerade aus umwelt- und klimaschutzrelevanten Maßnahmen für diese Tunnellösung entschieden. Ich weiß nicht, auf welche Zitate Sie sich da berufen. Ich weiß von vielen Verhandlungen der zuständigen Stadträtinnen und Stadträte in den vergangenen Jahren. Damals waren außer Dipl.-Ing. Rudi Schicker, wie Sie wissen, auch die Stadträtinnen Maria Vassilakou und Birgit Hebein zuständig. Diese Projekte sind von Seiten der Stadt Wien von den zuständigen Stadträtinnen und Stadträten begleitet worden. Und ich gehe davon aus, dass im Fall, dass es Rechtssicherheit in unserem Land gibt, Projekte, die auf allen politischen Ebenen beschlossen worden sind, auch entsprechend umgesetzt werden. Von daher habe ich jetzt starkes Interesse, den Beschlüssen des Gemeinderates und auch des Nationalrates - ich bin auch Landeshauptmann - zu folgen und diese auch umzusetzen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage wird in Abstimmung mit den Klubobleuten nach hinten gereiht. Daher kommen wir jetzt zur 3. Anfrage (FSP-1112833-2021-KFP/GM). Diese Anfrage wurde von Herrn GR Seidl gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. (Die Beantwortung der schriftlichen Anfrage PGL-357207-2021-KFP/GF in Bezug auf die Vorstellung des im Regierungsprogramm der Stadt Wien angekündigten Modernisierungsprogrammes der Wiener Spitäler wurde mit dem Verweis auf die Entwicklung mit SARS-CoV 2 ausgespart. Da trotz Pandemie es aber gerade im Gesundheitswesen zu keinem weiteren Stillstand kommen darf, ist es höchst an der Zeit, die Öffentlichkeit über die Pläne und voraussichtlichen Kosten des Modernisierungsprogrammes der Wiener Spitäler zu informieren! Wie werden Sie die Öffentlichkeit über das Modernisierungsprogramm der Wiener Spitäler informieren?) Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich bitte um die Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Gemeinderat! Sie stellen mir eine Frage zum Modernisierungsprogramm der Wiener Spitäler, und zwar wörtlich: "Wie werden Sie die Öffentlichkeit über das Modernisierungsprogramm der Wiener Spitäler informieren?" Lassen Sie mich ein bisschen ausholen. Ich möchte die Frage nicht zu kurz beantworten, denn ich könnte die Frage, wie ich informieren werde, jetzt mit einem Einsätzer beantworten: Im Rahmen einer Pressekonferenz. - Ich mache es mir aber nicht so einfach, keine Sorge! Die Grundlage ist ja, wie Sie wissen, die Grundkonzeption aus dem Jahr 2011. Ich weiß nicht genau, ob Sie damals schon im Gesundheitsausschuss waren, aber ich glaube fast, soweit ich mich erinnern kann, dass Sie die Grundlage kennen. Damals ist ein grundsätzliches inhaltliches Programm für sämtliche Spitäler des - wie er damals noch hieß - Krankenanstaltenverbundes erstellt, der Öffentlichkeit auch vorgestellt und entsprechend beschlossen worden. Das bildete die Grundlage für die weitere Entwicklung, vor der wir jetzt stehen. 2019, also acht Jahre nach der Veröffentlichung dieses Programms, habe ich dem Vorstand des Gesundheitsverbundes den Auftrag gegeben, dieses Programm noch einmal inhaltlich durchzuarbeiten, denn es sind, wie gesagt, seit damals acht Jahre ins Land gezogen. In der Zwischenzeit sind es zehn Jahre, und es ist natürlich klar, dass man eine Spitalslandschaft nach dem modernsten Stand der Wissenschaft und nach den modernsten Erkenntnissen planen sollte. In diesen acht beziehungsweise zehn Jahren hat sich in manchen Fächern auch etwas verändert, etwa im Bereich der Orthopädie, und andere Fächer sind neu entstanden und dazugekommen. - Ich glaube also, es macht Sinn, solche Programme alle paar Jahre einer grundlegenden Überarbeitung zuzuführen, und dazu habe ich 2019 den Auftrag gegeben. Klar ist auch - das haben wir damals in einer ausführlichen Diskussion zwischen mir und dem Vorstand festgelegt -, dass einige der Eckpfeiler des Spitalskonzeptes 2030 bestehen bleiben werden. Einer der Eckpfeiler ist die Vorgabe, die sich aus dem Bundesspitalplan ergibt, nämlich dass Wien in drei Versorgungsregionen aufgeteilt ist. Das haben ja nicht wir uns in der Stadtpolitik überlegt - weder die Stadträte, also ich und meine Vorgängerinnen, noch der Gemeinderat -, sondern es ist eine Vorgabe des Bundes, dass Wien in drei Versorgungsregionen geteilt ist und dass für jede Versorgungsregion daher von Seiten des Bundes auch entsprechende Vorgaben erstens bestehen und zweitens zu erfüllen sind. Der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe damals den Auftrag gegeben, an dem Zwei-Häuser-Konzept pro Region jedenfalls festzuhalten. Jedes dieser Häuser hat die erweiterte Basisversorgung eines Vollspitales zu erfüllen. - Das ist die eine Vorgabe. Und klar ist, dass jeweils zwei Häuser in einer Region eine Schwerpunktversorgung ermöglichen müssen, sodass die Wege für die Bevölkerung in allen Fragen der Gesundheit, in denen eine Spitalsbehandlung vonnöten ist, nicht zu weit sind. Darüber hinaus bestand der Auftrag und besteht nach wie vor der Auftrag, dass jedes Haus auch ein besonders Expertisezentrum oder mehrere Expertisezentren aufbauen sollen, weil wir durch eine Bündelung gleichzeitig auch eine Qualitätssteigerung erreichen wollen. Wie Sie wissen, gilt auch in der Gesundheit das Grundprinzip: Was man selten tut, macht man niemals gut. - Daher müssen wir darauf achten, dass wir das, was wir tun, oft tun. Das ist eines der zentralen Qualitätsmerkmale in der Gesundheit. Sie kennen das. So lautet auch mein Auftrag an die Spitäler. Wir haben nichts davon, wenn alle Spitäler alles anbieten und dafür die Qualität nach unten geht, weil die einzelnen Tätigkeiten zu selten durchgeführt werden. Daher ist es ein ganz klarer Auftrag, solche Expertisezentren einzurichten, und zwar wiederum gestaffelt: Ein Expertisezentrum pro Region, und einige Expertisezentren gibt es überhaupt nur ein Mal in Wien beziehungsweise manche sogar nur ein Mal in Österreich. Diese Vorgabe beziehungsweise dieser Rahmen wurde von mir definiert, und daraus ergibt sich für unsere drei Regionen eine klare Aufgabenstellung für die sechs Spitäler plus AKH, das ja quasi eine Sonderrolle hat als überregionaler Zentralversorger für ganz Wien in allen Fächern und zusätzlich natürlich auch noch als Standort unserer Medizinuniversität. Der Auftrag hat auch gelautet, hemmungslos sämtliche Details durchzuarbeiten, denn wir haben nichts davon, wenn dabei sozusagen Makulatur produziert wird. Meine Aufgabe war es tatsächlich, wirklich noch einmal alle Bereiche, auch diejenigen, die scheinbar angenagelt sind, durchzugehen. Ich bin nämlich der Meinung, dass zunächst eine ordentliche Leistungsplanung auf dem Tisch liegen muss und erst auf Grundlage einer solchen Leitungsplanung sinnvollerweise auch eine langfristige Bauplanung stattfinden soll. Diese Leistungsplanung ist fertig. Gelegentlich haben wir in der Öffentlichkeit auch davon gehört, weil sich der eine oder andere dazu auch öffentlich zu Wort gemeldet hat, und das ist auch in Ordnung so. Der Auftrag hat ja nicht gelautet, dass das im Hinterkammerl gemacht werden soll, sondern der Auftrag hat gelautet, diese Planung gemeinsam mit allen Häusern und gemeinsam mit allen Abteilungsleitern zu erarbeiten und durchzudiskutieren. Auf der Grundlage der Leistungsplanung, die natürlich auch mit dem Regionalen Strukturplan abgestimmt ist, der, wie Sie wissen, gerade überarbeitet wird, ist das Bauprogramm auszuarbeiten und zu adaptieren gewesen, und der Punkt ist, dass das natürlich eine langfristige Planung ist. Wir planen das Bauprogramm im Augenblick bis 2040. An sich sollte es längst fertig sein. So gesehen verstehe ich auch Ihre Ungeduld, und ich teile Ihre Ungeduld auch. Ich muss aber auch zur Kenntnis nehmen, dass wir uns halt mitten in einer Pandemie befinden und unsere Spitäler und auch das Management unserer Spitäler wirklich maximal gefordert sind. Ich meine, man kann eine Organisation auch überfordern, indem man sagt: Macht jetzt trotz der Pandemie die Planung fertig! Das halte ich für nicht in Ordnung. Daher habe ich gesagt, dass wir zuerst einmal mit dieser Pandemie fertig werden müssen und uns dann mit den nächsten Schritten der Gesamtplanung befassen können. Die Arbeiten sind im Wesentlichen fertig, aber noch nicht ganz fertig. Es fehlt noch einiges an Feinschliff, und ich glaube, ein bisschen Geduld zu haben, ist schon in Ordnung, damit wir auch wirklich ein ordentliches Programm bekommen. Klar ist natürlich, dass das Ganze, so wie es sich gehört, wenn es dann fertiggestellt ist, der Öffentlichkeit vorgestellt wird. - So viel zu Ihrer Frage, wie ich es vorstellen werde. Und selbstverständlich werden wir auch die dafür zuständigen Gremien mit einer entsprechenden Beschlussfassung befassen. Das ist ja eh vollkommen selbstverständlich. Letzter Punkt: Als langjähriges Mitglied im Gesundheitsbereich wissen Sie, dass wir jedes Jahr nicht nur einen Wirtschaftsplan des Wiener Gesundheitsverbundes für ein Jahr vorlegen, sondern Sie wissen, dass wir natürlich auch einen Fünfjahresplan vorlegen. Und ich bin mir ganz sicher, dass Sie auch wissen, dass wir als Stadt jedes Jahr einen Investitionskostenzuschuss liefern, den der Gemeinderat dann auch beschließt, leider meistens jedoch nicht mit Ihrer Zustimmung. Dieser beläuft sich von der Größenordnung her jedes Jahr ungefähr auf 400 Millionen. Daraus ergeben sich - das ist nicht sehr schwierig, das sind nämlich 5 Mal 400 Millionen - beim 5-Jahres-Plan 2 Milliarden EUR. Das ist in etwa das Volumen. Und es wird Sie nicht überraschen, dass wir im Rahmen der gesamten Budgeterstellung der Stadt in Kürze den nächsten Wirtschaftsplan des Wiener Gesundheitsverbundes vorlegen werden. Auch da wird es wieder ein 5-Jahres- Programm geben, und darin werden sie lesen können, dass für 5 Jahre in etwa ein Investitionskostenbeitrag von rund 2 Milliarden für die Jahre 2022 bis 2026 vorgesehen ist. - Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Bitte, Herr GR Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Zunächst danke ich für die ausführliche Beantwortung. Ja. Es stimmt. Ich gehe davon aus, dass in nächster Zeit die Planungen und die Zahlen vorgelegt werden. Ich hoffe, dass es heuer richtige Zahlen sein und dass nicht wieder sechs Nullen fehlen werden so wie im letzten Jahr. Vielleicht schauen Sie noch einmal kurz drüber! Voriges Jahr war es nicht gerade sehr - wie soll ich das jetzt formulieren - toll, als zu Beginn der neuen Koalition gleich sechs Nullen gefehlt haben! Aber das ist Vergangenheit, und vielleicht schaffen wir es im Jahr 2021, dass ein solcher Lapsus nicht mehr passiert! Zu meiner eigentlichen Frage: Sie sind im Mai des Jahres 2018, wie ich mich erinnern kann, als Stadtrat unter anderem auch für Gesundheit angelobt worden. Damals haben Sie in Ihrer Antrittsrede gesagt, dass eine der ersten Angelegenheiten, um die Sie sich kümmern werden, die Neuaufstellung des Krankenanstaltenverbundes, wie er damals noch hieß, sein wird. Mittlerweile wurde zwar der Name auf Wiener Gesundheitsverbund geändert, sonst ist aber nicht allzu viel passiert. Ich sage nur kurz: Es gibt weder Finanzhoheit noch Personalhoheit in diesem Gesundheitsverbund. Sie haben damals gesagt, dass das eines der ersten Dinge sein wird, worum Sie sich kümmern werden. Jetzt, dreieinhalb Jahre später, daher meine Frage: Wann werden wir das Ihrer Meinung nach haben? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Diese Frage habe ich allerdings auch schon mehrfach beantwortet, und ich beantworte sie gerne auch hier vom Pult aus: Es gilt das Gleiche wie für das Bauprogramm und das Investitionsprogramm. Ich meine, dass der Wiener Gesundheitsverbund und sein gesamter Mitarbeiterstab, von den kleinsten Mitarbeitern, wenn wir es so ausdrücken wollen, bis zur Führungsmannschaft, einen unglaublich guten Job macht, und das jetzt schon seit beinahe zwei Jahren in dieser Pandemie. Ich halte es einfach für falsch, mitten in einem solchen Vorgang, welcher einer Organisation bis an die Belastungsgrenze bringt, dann auch noch über Change-Management Kommunikationsprozesse zu starten, und daher ist dieses Thema im Augenblick sozusagen ein Non-Thema, was aber nicht heißt, dass es bis zum St. Nimmerleinstag aufgeschoben ist. Das ist überhaupt gar keine Frage, und das wissen Sie auch. Wir werden damit beginnen, wenn die Pandemie abgeschlossen ist. Diese Organisation, die aus 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, braucht auch eine Ruhephase. Die Leute müssen durchatmen und Luft schöpfen können, und dann können wir uns mit dieser Frage beschäftigen. Aus dem Blickwinkel 2018 - Sie werden sich erinnern können, und deswegen habe ich das damals auch gesagt - hatten wir die Situation, überhaupt keinen Vorstand zu haben. Wir hatten keinen Generaldirektor und keine Generaldirektorin, und ich glaube, ich kann schon für mich in Anspruch nehmen, dass ich dafür gesorgt habe, dass ein ordentlich bestelltes Management im Vorstand sitzt und noch dazu eine Generaldirektorin das Unternehmen leitet, mit der wir, glaube ich, sehr zufrieden sein können, genauso wie mit den beiden Kollegen ihres Vorstands. Es machen alle drei einen phantastischen Job. Ich habe also für diese Grundordnung sehr, sehr rasch gesorgt, und das ist wichtig aus dem Blickwinkel 2018, denn ein Unternehmen ohne eine klare Führung kann insgesamt überhaupt nicht funktionieren. Davon war ich überzeugt. Wir haben auch einige inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklungen vorgenommen. Auch das wissen Sie. Wir haben uns mit der Durchstrukturierung im Sinne des Regionalkonzeptes beschäftigt, von dem ich vorhin schon gesprochen habe. Ich möchte mich jetzt nicht wiederholen. Da hat schon einiges stattgefunden. Und Sie wissen natürlich auch, dass wir in etlichen Häusern Neubesetzungen mit neuen ärztlichen Direktoren und neuen Verwaltungsdirektoren vorgenommen haben. All das kennen Sie an sich aber ohnedies zur Genüge. Die Organisation befindet sich also in einem permanenten Veränderungsprozess, und das ist auch gut so, denn damit zeigt die Organisation auch, wie stark sie ist und was sie alles kann. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Bitte, Frau GRin Mag. Huemer GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Auch ich möchte mich für Ihre Ausführungen zum Bauvorhaben und auch zum Investitionsvorhaben bezüglich Wiener Gesundheitsverbund bedanken. Sie haben gesagt, dass Sie den Auftrag gegeben haben, hemmungslos sämtliche Details durchzuprüfen. - Ich kann mir trotz der Veränderungen, die die SARS-CoV-2-Pandemie jetzt mit sich gebracht hat, sehr wohl auch vorstellen, dass es Überlegungen gibt, wie es zukünftig bezüglich Rechtsform im Zusammenhang mit dem Personal weitergehen soll. Daher meine Frage: Können Sie aus heutiger Sicht etwas dazu sagen, ob die jetzigen und die zukünftigen Bediensteten im Wiener Gesundheitsverbund weiterhin MitarbeiterInnen bei der Stadt Wien bleiben werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja. Aus meiner Sicht spricht alles dafür, dass es weiterhin öffentlich Bedienstete, also Bedienstete des öffentlichen Sektors sein werden. Ich bin kein toller Arbeitsrechtspezialist und weiß jetzt nicht, wie das genau zu formulieren ist. Jedenfalls ist aber nicht vorgesehen, den Wiener Gesundheitsverbund zu filetieren, zu privatisieren oder an irgendeinen Dritten zu verkaufen. Das wird es fix nicht geben, solange ich Stadtrat bin. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Bitte, Herr GR Mag. Gasselich. GR Mag. Patrick Gasselich (ÖVP): Danke, Herr Stadtrat für die bisherigen Antworten. Ich komme noch einmal zum Sanierungsprogramm zurück. Wir verstehen natürlich, dass die Pandemie in diesem Zusammenhang einiges bewirkt hat, das ist völlig klar. Es geistern hier betreffend die Gesamtkosten nun einige Zahlen herum. Sie haben jetzt von zwei Milliarden als Investitionskostenzuschuss bis 2026 gesprochen, wenn ich das richtig verstanden habe. Im Konzept von Lohfert-Praetorius von vor zwei Jahren waren es, glaube ich, 2,6 oder 2,7 Milliarden EUR insgesamt. In einem "Kurier"-Artikel war die Rede von 3,6 Milliarden insgesamt, und zwar höchstwahrscheinlich bis 2040. Deswegen meine Frage: Mit welcher Gesamtzahl wird jetzt hier für die Sanierungen gerechnet, und ist in diese Zahlen auch das AKH schon mit eingerechnet? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich bin an sich stolz, Stadtrat in einem sehr, sehr großen Ressort zu sein. Noch gehört aber die Qualität der Berichterstattung von Tageszeitungen nicht dazu, und daher bitte um Verständnis, dass ich mich nicht darüber äußern möchte, was Journalisten schreiben und worüber und wie sie spekulieren. Ehrlich gesagt: Das ist mir einfach zu blöd. Faktum ist, dass wir, wie ich vorhin schon gesagt habe, jedes Jahr rund 400 Millionen EUR Investitionskostenzuschuss drinnen haben, und klar ist natürlich, dass wir uns in etwa in diesem Rahmen bewegen werden. Wenn Sie das auf 5 Jahre betrachten, dann sind es eben 2 Milliarden, und für 10 Jahre sind es 4 Milliarden. Das können Sie jetzt alleine hochrechnen, das ist keine schwierige Übung. Klar ist, dass wir mit unserem Budget keine Bocksprünge machen und dann noch zusätzlich aus irgendeinem Tascherl irgendwie ein paar Milliarden herauszupfen können werden. Das Bauprogramm muss sich klarerweise in dem Rahmen bewegen, was machbar und möglich ist. Wenn der Wiener Finanzstadtrat jedes Jahr größenordnungsmäßig in etwa 400 Millionen EUR für Investitionen in den Spitälern zur Verfügung stellt, dann sind das ein großartiger Betrag und eine großartige Möglichkeit, und im Rahmen dieser Möglichkeit werden wir die Bauplanung umsetzen. Da wird es keine großen Überraschungen geben. (Zwischenruf von GR Mag. Patrick Gasselich.) Bitte? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ist die Frage beantwortet? (Weiterer Zwischenruf von GR Mag. Patrick Gasselich.) Amtsf. StR Peter Hacker: Das AKH wird selbstverständlich auch Teil dieses Bauplanes sein, das ist eh klar. Wie Sie wissen, ist das ja schon in Umsetzung. Dafür haben wir auch einen Rahmenbauvertrag mit dem Bund mit einem Gesamtvolumen von 1,4 Milliarden abgeschlossen. Das wird bis 2030 oder 2031 abgearbeitet sein, wenn ich das richtig im Kopf habe. Es ist also klar, dass das in den nächsten 6 Jahren ganz selbstverständlich Teil des Bauprogramms ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur 4. Anfrage (FSP-1269664-2021-KNE/GM). Die 4. Anfrage wurde von Herrn GR Ornig gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Attraktivierung des Standortes Wien für ausländische Fachkräfte und internationale Unternehmen. (Wien ist eine weltoffene Stadt und qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland bereichern nicht nur unsere Gesellschaft, sondern stärken vor allem auch den Wirtschaftsstandort Wien. Welche Maßnahmen setzen Sie, um den Standort Wien für ausländische Fachkräfte weiter zu attraktivieren und die Ansiedlung von internationalen Unternehmen zu unterstützen?) Bitte schön, Herr Vizebürgermeister. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Schönen guten Morgen, lieber Herr Gemeinderat. Vielen Dank für die Anfrage zu einem sehr wichtigen Projekt, dem Business Immigration Office, das ich gemeinsam mit StR Hanke vor zwei Wochen eröffnen durfte. Das war ein sehr schöner Tag. Die Eröffnung hat zuvor sehr viele und längere Vorbereitungsarbeiten von Seiten der Wirtschaftsagentur beinhaltet. Innerhalb der Koalitionsverhandlungen haben wir uns auf dieses Projekt geeinigt, dann folgte die Umsetzung innerhalb des ersten Jahres der Koalition. Das Business Immigration Office ist eine Servicestelle für qualifizierte Zuwanderung und deshalb für Wien extrem wichtig, denn Wien braucht qualifizierte Zuwanderung. In ganz vielen unterschiedlichen Bereichen brauchen wir sowohl die Ansiedlung von Unternehmen als auch qualifizierte Arbeitskräfte, die zu uns kommen und bereit sind, hier zu leben und zu arbeiten und sich auch in Wien einzubringen. Das Besondere an dem Business Immigration Office ist die enge Verzahnung von unterschiedlichen Einrichtungen und damit das bestmögliche Angebot an Serviceleistungen für diejenigen, die hier einerseits Beratung brauchen und andererseits behördliche Verfahren benötigen. Die MA 35 kooperiert als Behörde für Zuwanderung, Einwanderung und Staatbürgerschaft mit der Wirtschaftsagentur und dem AMS. Wir haben im Bereich der qualifizierten Zuwanderung vor allem Verfahren betreffend die Rot-Weiß-Rot-Karte, und es geht auch um Personen aus dem Wissenschaftssektor, weshalb die enge Verzahnung der unterschiedlichen Einrichtungen miteinander extrem wichtig ist. Von der MA 35 sind insgesamt 22 und von der Wirtschaftsagentur 3 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Business Immigration Office beschäftigt, und sie werden vom AMS in diesen Verfahren unterstützt. Die Wirtschaftsagentur spezialisiert sich vor allem auf die Beratung, auch mehrsprachige Beratung ist am Standort möglich, um abseits von behördlichen Verfahren auch schon Informationen über arbeitsrechtliche Fragen, über Fragen der Unternehmensansiedlung und natürlich auch über Fragen des Aufenthaltstitels geben zu können. Es geht darum, Schlüssel- und Fachkräfte sowie Personen in Lehre und Forschung bestmögliche Serviceleistungen zu bieten, und es geht natürlich auch darum, es attraktiv zu machen, nach Wien zu kommen und sich in Wien anzusiedeln. Wien ist ein internationaler Standort, und mit dieser Maßnahme schaffen wir es, den Wirtschaftsstandort in Wien noch weiter zu stärken. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS. Bitte, Herr GR Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen. Das ist natürlich ein großartiges Projekt. Mich würde im Detail interessieren, wie denn die Beratungsangebote konkret ausschauen, damit so viele neue Wienerinnen und Wiener in der Stadt, aber auch auf dem Arbeitsmarkt schnell Fuß fassen können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Eine große Anzahl unterschiedlicher Beratungsmöglichkeiten für qualifizierte Zuwanderung läuft jetzt offiziell über das Business Immigration Office, allerdings vor allem mit Unterstützung durch die MA 17, die zuständig ist für Integration und Diversität. Es gibt unterschiedlichste Programme für Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer aus unterschiedlichen Ländern, aus der EU und natürlich auch aus Drittstaaten. Es gibt hier beispielsweise das "Start Wien"-Programm. Es werden Kurse und Informationsveranstaltungen zu Themen, die relevant sind, wenn man nach Wien kommt, angeboten, etwa zu Fragen der Bildung in Wien, des Arbeitslebens in Wien, aber auch betreffend das Wohnen in Wien oder betreffend den Aufenthaltstitel in Wien. Es gibt hier ein sehr engmaschiges Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten, immer auch mit dem Fokus auf Deutschkurse. Diesbezüglich gibt es zahlreiche Angebote, um auch den Deutscherwerb in Wien schnell zu schaffen. Wir bieten bewusst die Informations- und Beratungsleistungen in mehreren Sprachen, bei "Start Wien" allein in 22 Sprachen. Es nehmen sehr, sehr viele Personen an diesen Programmen teil, um gut in Wien anzukommen. Es entspricht unserer Integrationspolitik, dass man hier von Tag 1 an leben kann und die Möglichkeit erhält, eben möglichst schnell in Wien anzukommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Bitte, Herr GR Kunrath. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Guten Morgen, Herr Stadtrat und Vizebürgermeister! Die von Ihnen nun viel gelobte Servicestelle soll entlasten und sie soll Antragsverfahren beschleunigen für Fachkräfte, aber auch für MitarbeiterInnen großer internationaler Unternehmen und von Organisationen aus Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Das ist, wie Sie gerade gesagt haben, gut. Ich finde es sehr gut, wenn hier beschleunigt wird. Wir wollen, dass beschleunigt wird, und wir wollen, dass es eine persönliche Betreuung gib. - Ich sehe hier tatsächlich eine Willkommenskultur, so wie wir sie auch schon in der grün-roten beziehungsweise rot- grünen Regierung gemacht haben. Ganz besonders ist, dass es mehrsprachige Beratung geben wird. Zum Schluss haben Sie gesagt, dass es angeblich kürzere Wartezeiten geben wird und es wurde extra von Ihnen nochmals betont, dass es qualifiziertes Personal gibt. - Im Hinblick darauf frage ich nur nebenbei: Gibt es anderswo nichtqualifiziertes Personal, sodass man das hier ausdrücklich betont, oder ist das vielleicht nur der Schelm in mir, der so denkt? Zu einem weiteren Argument, das Sie gebracht haben, Herr Stadtrat, nämlich zur Entlastung: Viel ist in dieser Hinsicht offenbar eh schon passiert. Aber wir wurden ja alle schon einmal Opfer von Statistiken. Im letzten Jahr haben 1.800 Personen - und das sind 1,2 Prozent aller Beantragungen bei der MA 35 - in dem von Ihnen nun so toll ausgelagerten Bereich der qualifizierten Zuwanderung einen Antrag gestellt. Wie wollen Sie denn Gleichheit schaffen für all die KellnerInnen, StudentInnen, VerkäuferInnen, die vielleicht keinen Universitätsabschluss haben und keiner internationalen Organisation angehören, wenn 22 MitarbeiterInnen allein für diese 1.800 Personen im Rahmen der qualifizierten Zuwanderung zuständig sind, für die restlichen 150.000 Personen aber nur 400 MitarbeiterInnen zur Verfügung stehen? - Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das Business Immigration Office ist auch ein Vorzeigeprojekt dafür, wie behördliche Verfahren ablaufen können und auch sollen. Daher haben wir es uns bewusst zum Ziel gemacht, darauf zu achten, dass wir beim Business Immigration Office so kundInnenfreundlich wie möglich sind. Wie Sie wissen, gibt es ähnliche Veränderungsprozesse nicht nur im Bereich der qualifizierten Zuwanderung, sondern laufen auch in vielen anderen Teilbereichen der MA 35 ähnliche Reformvorhaben und Reformschritte. Ich bin froh, dass wir diesen Bereich der qualifizierten Zuwanderung gut und vor allem behördenübergreifend organisieren konnten. Dieser Bereich unterscheidet sich auch deshalb, weil die Bedingungen für die Rot-Weiß-Rot-Karte und die Anforderungen für die qualifizierte Zuwanderung oft sehr komplex sind und eine gute Zusammenarbeit der Behörden, vor allem des AMS mit der MA 35, notwendig ist. Im Hinblick auf qualifizierte Zuwanderung ist auch ganz klar definiert, wofür das Business Immigration Office zuständig ist. Darüber hinaus gibt es natürlich auch viele andere Verfahren. Sie haben angesprochen, dass fast 1.800 Verfahren im nächsten Jahr im Bereich des Business Immigration Office abgewickelt werden und wir dafür qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Allerdings lag der Fokus der Aufstockung des Personals in anderen Teilbereichen der MA 35, und ich habe auch öfters gehört, dass die Ressourcen vor allem dort hineingesteckt werden und der Großteil der Aufstockung des Personals in anderen Bereichen der MA 35 geschieht. Hier im Bereich der qualifizierten Zuwanderung gibt es nun eine neu organisierte Serviceeinrichtung, auch neue Prozesse und eine gute Kooperation von Einrichtungen miteinander und eine gute Beratungsleistung. Das erachte ich als vorbildhaft für viele andere Teilbereiche, denn es soll ja jeder, der einen Aufenthaltstitel braucht, eine gute, serviceorientierte Beratung und vor allem auch eine entsprechende Abarbeitung des eigenen Antrages bekommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Bitte, Herr GR Mag. Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Wunderschönen guten Morgen, Herr Vizebürgermeister. Ich finde es gut, dass wir uns auch in dieser Fragestunde dem Thema Arbeitsmarkt und Immigranten in den Arbeitsmarkt zuwenden. Es hat nämlich gerade Wien doch eine sehr exponierte Rolle im Rahmen des österreichischen Arbeitsmarktes, wenngleich die Entwicklung der letzten Wochen und Monate auch gesamtösterreichisch - und somit auch in Wien - durchaus positiv ist, was sozusagen den wirtschaftlichen Schwung aus der Krise heraus betrifft. Ich halte auch die qualifizierte Zuwanderung für wichtig, von der Sie hier gesprochen haben, denn ich glaube, das ist genau das, was wir alle wollen, nämlich eine Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und keine Zuwanderung ins Sozialsystem. In den letzten Wochen gab es auch auf Bundesebene im Zuge einer Steuerreform Anreize für Wirtschaftsunternehmen, beispielsweise durch die schrittweise Senkung der KöSt bis 2024, wovon man eine spürbare Entlastung der Unternehmen ableiten kann. Meine Frage an Sie, Herr Vizebürgermeister: Was erwarten Sie für den migrantischen Arbeitsmarkt und generell für den Wiener Arbeitsmarkt durch diese Entlastung von Seiten des Bundes? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Zur Steuerreform hätte ich mir grundsätzlich mehr erwartet, auch im Hinblick auf eine Abschaffung der kalten Progression. Ich meine, man sollte nicht alle paar Jahre die größte Steuerreform der Zweiten Republik ausrufen, sondern die Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer wirklich einmal ernsthaft entlasten und die kalte Progression abschaffen. Zentral für den Wirtschaftsstandort Wien ist natürlich jede Form der Steuererleichterung und vor allem auch der Entlastung von Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmern und der Lohnkosten für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, denn wir wissen: Die Lohnkosten sind in Österreich sehr hoch, und sie sind auch nach dieser Steuerreform im europäischen Vergleich noch immer sehr hoch, was natürlich eine Herausforderung für den Standort bedeutet. Wir brauchen in Wien in vielen Bereichen der Wirtschaft gute qualifizierte Zuwanderung, ob im IT-Bereich, im Pflegebereich oder auch in anderen Segmenten: Wir könnten den Standort Wien wirtschaftlich ohne qualifizierte Zuwanderung gar nicht aufrechterhalten. Deshalb wurde das Business Immigration Office geschaffen, um vor allem in den relevanten Bereichen der qualifizierten Zuwanderung ein Zeichen zu setzen und Wien noch attraktiver zu machen, um als Standort gute Leute anzusprechen und den Wirtschaftsstandort Wien noch weiter zu stärken. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage wurde gerade beantwortet. Die 4. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Bitte, Herr GR Mag. Aichinger. GR Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Danke für die bisherigen Antworten. Ich möchte vorweg gratulieren zu dem Projekt. Ich meine, das ist wirklich ein ausgezeichnetes Projekt. Darüber hinaus bitte ich, den Dank auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszurichten. - In diesem Zusammenhang sei mir noch ein ganz kurzer Halbsatz gestattet: Ich bin überzeugt davon, dass wir im gesamten Magistrat selbstverständlich hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Nun zu meiner Frage: Wie viele Antragstellungen bearbeitet denn das Business Immigration Office? Und aus welchen Berufsgruppen kommen die Fach- und Schlüsselkräfte, die einen Antrag an das BIO stellen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank für die Glückwünsche zu unserem gemeinsamen Projekt. Ich kann Ihnen nur zustimmen, die Leistung von allen Beteiligten war herausragend, vor allem die Zusammenarbeit wunderbar, und die Personen, die involviert waren, sehr motiviert. Ich kann Ihnen auch nur recht geben, innerhalb des Magistrats gibt es sehr, sehr viele sehr qualifizierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die genau Projekte wie dieses auch erfolgreich machen und sich vor allem voll engagieren, um so ein Projekt auch erfolgreich auf den Weg zu bringen. Es ist aber nicht nur erfolgreich auf den Weg zu bringen, sondern natürlich ist der Betrieb aufrechtzuerhalten und bestmöglich abzuwickeln. Im Jahr 2020 gab es 1.724 Anträge. Wir gehen von ungefähr dieser Summe an Anträgen auch im Business Immigration Office aus. Die Bereiche der Branchen lassen sich nicht ganz so leicht abgrenzen, da vom Business Immigration Office sehr unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Hauptsächlich geht es um Gruppen, die die Rot-Weiß-Rot-Karte beantragen können, das geht von Schlüsselkräften bis hin zu Mangelberufen, das heißt, zum Beispiel auch ein Maurer, der aktuell ein Mangelberuf ist, oder auch der Dachdecker wird im Business Immigration Office abgedeckt. Auch das ist qualifizierte Zuwanderung, weil wir in diesen Segmenten dringend Arbeitskräfte benötigen und somit auch die Zielgruppe vom Business Immigration Office. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Ing. Guggenbichler, bitte. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Vizebürgermeister! Ich bin immer wieder beeindruckt, wie schnell man sich wandeln kann. Der Kollege Ornig ist ja noch bekannt aus seiner Oppositionszeit, dass er sehr kritische Fragen stellt, diese orte ich nicht als besonders kritische Frage. Nun zum Thema: Wenn man sich Bälle zuspielt, kann es ein Eigentor werden. Als ich das Thema mit der ausländischen Zuwanderung und den Arbeitsplätzen gelesen habe, habe ich mir gedacht, da fällt mir das Jahr 2015 ein. Damals hatten wir ja eine Flüchtlingswelle und damals wurde uns ja von der Stadtregierung wie auch von der Bundesregierung erzählt, dass vorwiegend Atomphysiker in dieser Flüchtlingswelle sind, Intensivärzte, Gehirnchirurgen. Können Sie sagen, wie viele dieser Atomphysiker, Intensivärzte und Gehirnchirurgen am Wiener Arbeitsmarkt Platz gefunden haben? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich nicht, dass nur, wenn jemand Atomphysiker ist, er auch Wien bereichert und einen Beitrag in Wien leisten kann, sondern wie ich vorhin ausgeführt habe, brauchen wir in ganz, ganz vielen Bereichen qualifizierte Zuwanderung. Im Bereich der Pflege, im Bereich der IT, aber auch in Handwerksberufen brauchen wir dringend Zuwanderung und mit dem Konzept Ihrer Partei "Tore zu und niemanden mehr hereinlassen" würde das Wiener Wirtschafts- und Sozialsystem ziemlich schnell einbrechen. Daher bin ich froh, dass wir nicht diesen Weg gehen, sondern Wien als internationalen Standort auch noch stärken und auch Qualifizierte einladen, nach Wien zu kommen, um hier einen Beitrag zu leisten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-1268914-2021-KGR/GM) wurde von Herrn GR Ellensohn gestellt und ist ebenfalls an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Whistleblower-Plattform für die Stadt Wien. (Im Februar dieses Jahres kündigten Sie, Herr Vizebürgermeister, gemeinsam mit dem Herrn Bürgermeister eine Whistleblower-Plattform für die Stadt Wien an. Welche Einträge auf der oben genannten Whistleblower-Plattform führten bisher zu weiterführenden Ermittlungen und Maßnahmen im Magistrat der Stadt Wien?) Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank für die Frage nach der Whistleblower-Plattform, ein aus meiner Sicht wichtiges Projekt, um den Kampf für noch mehr Compliance und den Kampf gegen Korruption noch weiter zu intensivieren. Wir haben mit dem Stand 21. Oktober 2021 immerhin 160 Meldungen über das Wiener HinweisgeberInnensystem bekommen, 160 Meldungen, die alle von der Gruppe Interne Revision und Compliance als zuständige Stelle bearbeitet wurden. Es gab unterschiedliche Qualität und auch Hintergründe der Meldungen. Es gab natürlich Meldungen, für die Wien gar nicht zuständig ist, zum Beispiel Meldungen über Bundesbehörden, die weitergereicht worden sind, Meldungen, die keine entsprechende Substanz hatten, sodass sie abgeschlossen werden konnten, aber auch Meldungen, die wichtig waren, um hier Compliance-Verstöße festzustellen und auch die notwendigen dienstrechtlichen Maßnahmen einzuleiten. Es gab hier ganz konkret fünf Fälle, die gemeldet worden sind, wo es Compliance-Verstöße gab und dann erforderliche dienstrechtliche Maßnahmen gesetzt worden sind. Von den 160 Meldungen gab es 91 Meldungen, bei denen auch ein Postkasten angelegt worden ist, wo es dann eine direkte Kommunikation gab. 148 Fälle waren anonym und 54 Fälle betrafen nicht Wien, sondern andere Einrichtungen der Republik, und hier gab es dann immer auch das Angebot, wenn nicht anonym übermittelt worden ist, an die richtige Stelle zu verweisen oder es auch automatisch weiterzuleiten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von Herrn GR Ellensohn. Bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Vielen Dank, Herr Vizebürgermeister. Ich halte die Plattform auch für wichtig, Whistleblower und Whistleblowerinnen haben eine wichtige Funktion in der Demokratie. Ich möchte auf einen Fall eingehen, den man wohl als Whistleblower bezeichnen kann. Alexander P., der 30-jährige Russe, der in Wien lebt und mit der MA 35 - sagen wir mal - schlechte Erfahrungen gemacht hat, bezeichnet die Behörde als toxische Behörde, als den unfreundlichsten Ort und unheimlichsten Ort der gesamten Stadt Wien und hat sich dann überlegt, was er machen könnte, um es besser zu machen. Wenn man den als Whistleblower betrachtet - ich verweise auf Missstände -, dann ist die Reaktion der MA 35, dass sie ihm ein Schreiben schickt und unter anderem - da geht's mir jetzt nicht um Logo-Verwendung oder nicht, sondern inhaltlich - sagt, man darf nichts sagen, was die MA 35 beleidigt. Das, was er aufzählt, ist allerdings das, was wir tagtäglich als Erlebnis geschildert bekommen und in vielen Medien geschrieben wird. Der Umgang mit dem Alexander P. ist, er kriegt eine Klagedrohung von der MA 35, wenn er das nicht wegräumt, kommt ein Gerichtsbeschluss oder sonst etwas - der weiß das ja nicht so genau, er ist ja kein Jurist -, und er hat dann alles wieder gelöscht. Wenn man so mit Whistleblowern umgeht, muss man rechnen, dass manche das lieber nicht tun werden. Werden Sie sicherstellen - ich nehme nämlich an, dass das nicht Ihre Idee war, dass man dem eine Klage zustellt, das können Sie beantworten oder nicht -, dass bei Ihren Dienststellen mit Whistleblowern und mit Informationen, die man von diesen bekommt, anders umgegangen wird als in dem aktuellen Fall, den ich geschildert habe? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich bin da ganz bei Ihnen, Herr Gemeinderat, dass Whistleblower auch wichtig sind und zu schützen sind und von Personen zu unterscheiden sind, die auch öffentlich Informationen über Behördenverfahren geben, die zum Beispiel zu verbessern sind. Die angesprochene Person hat klar aufgezeigt, dass im Bereich der Digitalisierung innerhalb der MA 35 Verbesserungspotenzial besteht und Verbesserungsnotwendigkeiten auch da sind, dessen bin ich mir vollkommen bewusst, deshalb arbeiten wir auch daran, hier vor allem die digitalen Prozesse zu verbessern. Wichtig ist für mich, dass ich solche Impulse aufnehme, mitnehme und in den Reformprozess miteinfließen lasse. Unabhängig davon ist die Frage, ob man eine Website, so wie es passiert ist, programmieren darf, die den Anschein erweckt, auch eine behördliche Seite zu sein. Das heißt, bei aller guter Intention, hier aufzuzeigen, wie es besser gehen könnte - diesen Input nehme ich gerne auf -, ist es natürlich nicht möglich, Web-Seiten zu erstellen, die einen behördlichen Charakter erscheinen lassen, weil dann auch Antragstellerinnen und Antragsteller verwirrt und fehlgeleitet werden können, wo sie denn ihren Antrag einreichen. Das heißt, hier keine falschen Eindrücke von öffentlichen Ämtern zu erwecken, aber ja, die Impulse und Verbesserungspotenzial vom genannten Herren oder auch von anderen, die sich direkt an die HinweisgeberInnenplattform wenden, auch aufzunehmen und zu schauen, wie können wir noch besser werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Mag. Gasselich, bitte. GR Mag. Patrick Gasselich (ÖVP): Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortungen bisher. Da es bei der Anfrage auch um das Thema Ermittlungen geht, eine Frage von mir. Sie haben in einer Anfragebeantwortung zur MA 35 geschrieben, dass es 2016 dort zu zwei bestätigten Korruptionsfällen gekommen ist. Meine Frage hier ist: Wie hat sich hier konkret der Sachverhalt dargestellt? Was waren die konkreten Rechtsfolgen für die betroffenen Personen und welche internen Maßnahmen wurden gesetzt? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Herr Gemeinderat, das war natürlich weit vor meiner Amtszeit, selbstverständlich habe ich trotzdem geschaut, wie Compliance-Richtlinien auch innerhalb der MA 35 aufgestellt sind. Ich habe gesehen, dass viele Verbesserungen in den letzten Jahren gemacht worden sind und die Compliance- Maßnahmen sehr genau und sehr strikt sind, wirklich mit null Toleranz gegenüber Compliance-Verstößen. Das halte ich auch für wichtig, weil genau der Bereich Zuwanderung, Aufenthaltstitel und auch Staatsbürgerschaft sehr heikel ist. Darum bin ich ja auch voll dahinter, bei Verstößen hier auch dienstrechtlich sehr konsequent vorzugehen, mit allen Möglichkeiten, die es gibt, und bei möglichen Verstößen auch gleich zu prüfen. Ich habe gesehen, dass dieser Bereich innerhalb der MA 35, auch die Interne Revision innerhalb der MA 35 sehr gut aufgestellt ist, hier sehr engagierte und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten, die natürlich bei Meldungen für mich und für die Stadt sehr wichtig sind, um dem auch nachgehen zu können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Herr GR Mag. Auer-Stüger, bitte. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Guten Morgen, Herr Vizebürgermeister! Ich möchte gerne zum Thema Whistleblower zurückkommen. Es muss ja die EU-Richtlinie zum Schutz von Whistleblowern bis zum Jahresende in allen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Darf ich Sie fragen, was Sie über den Umsetzungsstand in Österreich dazu wissen und wie sich die Stadt Wien auf die Umsetzung dieser Richtlinien vorbereitet? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Die Frage würde ich gerne beantworten können oder würde auch gerne wissen, wo das Verfahren auf Bundesebene liegt, denn es gab, wie Sie es ja angesprochen haben, hier die europäische Initiative, auch den Schutz von Whistleblowern und den Kampf gegen Korruption zu verbessern. Hier gibt es die entsprechende Richtlinie, die bis Jahresende umzusetzen ist. Es gab einmal eine Auskunft des zuständigen Arbeitsministeriums, dass bereits nach dem Sommer ein Begutachtungsverfahren gestartet hätte werden sollen, das dann in diesem Herbst - also eigentlich jetzt - auch umgesetzt werden sollte. Nach den mir vorliegenden Informationen gibt es das noch nicht, was ich schade finde, vor allem, weil Österreich hier sonst Gefahr läuft, bei der Umsetzung dieser Richtlinie auch säumig zu werden. Wir haben diese Whistleblower-Plattform sehr bewusst sehr schnell in dieser Periode gemacht, weil wir gewusst haben, hier kommt etwas auf europäischer Ebene. Es wäre auch für uns in Wien wichtig, sehr rasch zu wissen, wie diese Richtlinie in Österreich umgesetzt wird, und ich halte es auch angesichts der Reputation der Politik in Österreich, vor allem angesichts der letzten Monate für sehr wesentlich und essenziell, in diesen Themenbereichen Kontrolle, Transparenz voranzukommen und nicht säumig zu werden. Also ist mein Appell an die Regierungsparteien im Bund, hier schnellstmöglich etwas vorzulegen, um in diesem Bereich auch noch besser zu werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Mag. Kowarik, bitte. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Herr Stadtrat, im Zusammenhang mit der Korruptionsbekämpfung hat die Stadt Wien am 25. August dieses Jahres auch mitgeteilt, dass eine Bereichsleitung eingerichtet wurde und die Bereichsleiterin für Informationsfreiheit und Antikorruption, Frau Mag. Winkler installiert wurde. In diesem Pressedienst der Stadt Wien sind die Aufgaben dieser Bereichsleitung nicht wirklich konkret ausgeführt. Ich möchte auf einen speziellen Punkt konkret Bezug nehmen: Unter das Aufgabenfeld fallen auch "Thematische Analysen, Trendbeobachtung, Wissensaustausch und Vernetzung zwischen relevanten internen und externen Stakeholdern in diesem Bereich. Wesentliche Entscheidungen, die diese Angelegenheiten betreffen, sind mit dem amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz beziehungsweise den jeweils zuständigen ressortführenden Stadträtinnen und Stadträten abzustimmen". Meine konkrete Frage: Gab es diesbezüglich schon konkrete Abstimmungen mit der Frau Bereichsleiterin, und wenn ja, in welchem Zusammenhang? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es gibt da einen offenen Austausch natürlich, weil vor allem uns und meiner Fraktion dieser Themenbereich Kontrolle, Transparenz sehr wichtig ist und wir uns auch in der Fortschrittskoalition zum Ziel gesetzt haben, hier weitere Initiativen zu setzen. Es geht vor allem bei dieser eingerichteten Institution und Person darum, zu schauen, dass wir zu einer unabhängigen Ombudsstelle für Transparenz und Compliance kommen. Es steht ja auch in dem Dokument, dass Sie erwähnt haben, dass die Einrichtung einer solchen unabhängigen Ombudsstelle das Ziel ist. An der wird intensiv gearbeitet, da gibt es sehr viele Faktoren mitzubedenken, und vor allem sind wir noch stark abhängig davon, ob jetzt das Informationsfreiheitsgesetz auf Bundesebene kommt oder nicht, da ein Informationsfreiheitsgesetz hier eine komplette Veränderung auch der Praxis in der Verwaltung bedeuten würde. Wir arbeiten an unterschiedlichen Konstellationen, was ist, wenn ein Informationsfreiheitsgesetz kommt, und wenn es nicht kommt, dann wollen wir trotzdem in Wien vorangehen und Initiativen setzen. Daran arbeiten wir gemeinsam mit Frau Winkler, die hier sehr viel Erfahrung mitbringt und sich auch sehr gut in der Stadt auskennt, um im Bereich Compliance und Antikorruption voranzukommen. Hier gibt es einen sehr engen Austausch und hier wird es in den nächsten Monaten und Jahren auch weitere Initiativen und Projekte von uns als Fortschrittskoalition geben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, vielen Dank für die bisherige Fragebeantwortung! Neben der Korruptionsbekämpfung ist ja auch der freie Zugang zu Informationen Eckpfeiler des Regierungsprogramms im Bereich Transparenz in Ihrem Verantwortungsbereich. Im Frühjahr dieses Jahres ist seitens der Bundesregierung ein Entwurf zum Informationsfreiheitsgesetz in Begutachtung gegangen. Meine Frage wäre jetzt: Wie bereitet sich Wien auf die etwaige Abschaffung des Amtsgeheimnisses und Einführung eines Informationsfreiheitsgesetzes vor? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Extra als Anschluss zur vorigen Frage, genau deshalb gibt es auch die Bereichsleitung und deshalb arbeiten wir daran, um zu schauen, was das Informationsfreiheitsgesetz auch für Wien bedeuten würde. Ich hoffe, hier kommt Bewegung hinein, denn es gab die Begutachtung, aber es ist nicht das erste Mal, dass es in Österreich eine Initiative gibt, um das Amtsgeheimnis abzuschaffen und ein Informationsfreiheitsgesetz zu initiieren. Hier gab es aus meiner Sicht in den letzten Monaten recht wenige Fortschritte, es gab ein sehr umfangreiches Begutachtungsverfahren, wo wir als Stadt Wien natürlich auch eingemeldet haben, mit der prinzipiellen Begrüßung eines Informationsfreiheitsgesetzes, aber mit vielen Anmerkungen im Detail, wie denn die Informationsfreiheit auch ausgestaltet sein muss, damit sie auch in Gemeinden, egal, ob in einer kleinen Gemeinde oder in einer großen Stadt wie Wien, praktikabel ist. Hier gibt es noch einiges an Verbesserungsbedarf im Begutachtungsverfahren, das eingemeldet worden ist, und ich hoffe, dass dieses Gesetz auch bald beschlossen wird, da es für die Bürgerinnen und Bürger wichtig ist, weg vom Amtsgeheimnis hin zu einer Informationsfreiheit zu kommen und das Recht auf Informationen auch verbrieft zu bekommen. Diesen Kulturwandel halte ich für sehr wichtig und hoffe, dass hier bald auch diese Gesetzesinitiative zum Tragen kommt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die 5. Anfrage beantwortet. Wir kommen nun zur 2. Anfrage (FSP-1269731-2021-KSP/GM). Sie wurde von Frau GRin Mag. Dr. Samel gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen gerichtet. (Die Stadt Wien hat zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie ein sehr differenziertes Impfangebot entwickelt. Welche Initiativen in Ihrem Zuständigkeitsbereich ergreifen Sie, um die Erhöhung der Impfquote bei Gemeindemieterinnen und -mietern zu unterstützen?) Guten Morgen, bitte, Frau Stadträtin. VBgm.in Kathrin Gaál: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Frau Gemeinderätin! Gesundheit und Krankheit dürfen keine Fragen von Wohnort, von Einkommen oder vom sozialen Status sein, denn da geht es auch immer wieder um die Frage der Gerechtigkeit. Aus diesem Grund gehören auch der Wiener Gemeindebau und die Gesundheitsvorsorge seit über 100 Jahren zusammen. Das betrifft natürlich auch die Bewältigung der Covid-19-Pandemie. Alle Gemeindemieterinnen und Gemeindemieter können selbstverständlich das kostenlose Impf- und Testangebot der Stadt Wien nutzen. Gleichzeitig kommen aber jetzt seit zirka einem Monat Impfbusse direkt in die städtischen Wohnhausanlagen beziehungsweise in deren Nähe, zudem ist es auch in manchen Anlagen möglich, dass die Lokale der Wohnpartner, das Nachbarschaftsservice Wohnpartner ebenfalls zu Impfstationen umfunktioniert worden sind. Dieses Spezialangebot für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeindebauten ist ein sehr niederschwelliges, denn es braucht keine Anmeldung. Das macht, glaube ich, auch den Erfolg aus, denn bisher konnten bei 16 Terminen über 1.500 Personen erstgeimpft werden. Also pro Aktionstag kommen rund 100 Menschen ohne Anmeldung rasch und unkompliziert zu ihrer Corona-Schutzimpfung, und dieser Erfolg ist wiederum für uns ein Impuls, dass wir diese Aktion weiter fortführen werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Seidl, bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin, guten Morgen! Wahrscheinlich eher ungewohnt, dass ich Ihnen die Frage stelle, denn gerade in Ihrem Ressort bin ich nicht einmal Mitglied, aber wenn es ums Impfen geht, ist es als Gesundheitssprecher natürlich logisch, dass ich Ihnen die Frage stelle. Ich werde jetzt auch keine großartig komplizierte Frage stellen. Ich habe mich gestern ein wenig schlau gemacht und habe herausgefunden, seit 27. September - korrigieren Sie mich, wenn es nicht stimmt - gibt's diese Impfmöglichkeit jetzt in den Gemeindebauten. Und ich habe mich gestern auf der Homepage der Wohnpartner und auch der Stadt Wien versucht, schlau zu machen, wo denn zum Beispiel heute geimpft wird. Ich habe nur leider nichts gefunden, denn der letzte Termin, der angegeben war, war der 14.10. Das heißt jetzt für mich: Gibt's das aktuell noch? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Sehr geehrter Gemeinderat, ich freue mich sehr, dass Sie mir eine Frage stellen und kann Ihnen auch dazu sagen, dass wir diese Aktion weiter ausführen werden. Der 14.10. war einmal der vorläufig letzte Impftermin. Wir gehen jetzt am - ich habe es da stehen und sind Sie mir nicht böse, wenn ich das ablese - 30.10. nach Simmering in den Rosa-Jochmann-Hof, ebenfalls am 30.10. nach Liesing, am 31.10. Wildganshof in der Landstraße, 31.10. im Franz-Weber-Hof in Döbling, und so weiter, und so fort. Es werden jetzt laufend immer wieder neue Termine kommen und wir werden die Bewohnerinnen und Bewohner auch darüber informieren. Wir machen das mittels Aushang im Stiegenhaus, und zwar nicht nur im Gemeindebau, zu dem der Impfbus hinkommt beziehungsweise wo das Wohnpartnerlokal ist, sondern werden auch die angrenzenden Gemeindebauten darüber informieren, dass es dort eine Möglichkeit gibt, sich die Erstimpfung abzuholen. Auch die Wohnpartner informieren im Zuge ihrer Touren durch die Gemeindebauten die Bewohnerinnen und Bewohner. Also wir werden laufend immer wieder neue Termine aktualisieren und dann auch darüber informieren. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Prack, bitte. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Die Corona-Pandemie war ja auch eine Belastung für viele Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau. Sie haben vor fünf Tagen ein soziales Wohnungssicherungspaket angekündigt. Mich würde interessieren, was der Hintergrund für diese Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt ist, gibt's Anzeichen dafür, dass eine höhere Delogierungsgefahr jetzt gegeben ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Schönen guten Morgen, Herr Gemeinderat! Als wir zu Beginn der Corona-Pandemie den Delogierungsstopp im Gemeindebau eingeführt haben, habe ich immer wieder dazugesagt, auch bei Anfragen hier, dass dadurch ja die Miete nur aufgehoben und nicht aufgeschoben ist, und dass wir wissen, dass es Personen geben wird, die mitunter in Schwierigkeiten kommen werden. Diese Aktion, die Sie gerade angesprochen haben, ist jetzt eine Reaktion darauf. Das heißt, wir haben einerseits mehr Case Manager bei Wiener Wohnen, das sind Sozialarbeiter, die mit den Menschen arbeiten und sie unterstützen, wenn sie Schwierigkeiten bekommen, wir haben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rückstandsbetreuung bei Wiener Wohnen aufgestockt, um hier noch kundenfreundlicher zu sein, und zusätzlich auch ein Commitment mit den "Stadtmenschen" abgeschlossen. Denn es braucht hier oft nicht wirklich den perfekt ausgebildeten Sozialarbeiter, sondern ich würde es fast als Art Freund benennen, der einen unterstützt, wenn vielleicht die Mieterin oder der Mieter den Kopf in den Sand steckt, nicht weiter weiß, nicht weiß, wo er sich Hilfe holt, dann hat er jemanden an seiner Seite, der ihn unterstützt, der ihn an der Hand nimmt und sagt, komm, wir schaffen das gemeinsam. Aber nein, es gibt jetzt kein aktuelles Trostszenario, sondern das ist einfach die Reaktion auf diesen Delogierungsstopp, dass wir die Mieterinnen und Mieter nicht alleine lassen wollen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Sittler, bitte. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Wunderschönen guten Morgen! Wir haben ja die Antwort schon teilweise heute in der Früh per OTS bekommen, die ist quasi, bevor die mündliche Antwort kommt, rausgegangen. Durchaus spannend. Die erste Frage dazu, es hat jetzt geheißen, 16 Termine wurden von 27.9. bis 14.10. schon wahrgenommen: Sind das die Termine, die generell an Tagen stattgefunden haben, denn in Summe sind es 19 Standorte und Termine, aber alles hat stattgefunden? Das Zweite: In der Aussendung steht drinnen - ich habe es jetzt noch nicht gehört -, es wurden zirka 1.500 Personen geimpft. In Wien gibt es 220.000 Gemeindewohnungen bei 920.000 Wohnungen, das sind 24 Prozent, wenn ich mir alle doppelt Geimpften mit knapp 1,2 Millionen in Wien anschaue, dann sind diese 1.500 0,13 Prozent der Wiener Bevölkerung. Was wird gemacht, teilweise ist schon was aufgezählt worden, damit das mehr wird? Niederschwellige Angebote sind gut, es sollte sich jeder impfen lassen, nicht nur die 1. Impfung, sondern auch die 2. Impfung zählt, aber was wird gemacht, damit das nicht nur 1.500 in 2.200 Wohnungen sind? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin. VBgm.in Kathrin Gaál: Schönen guten Morgen, Herr Gemeinderat! Sie haben natürlich vollkommen recht, wir machen als Stadt alles, um noch mehr Menschen zur Impfung zu bewegen, denn wie man jetzt an den Spitalszahlen auch sieht, sind vor allem die Ungeimpften wirklich in großer Gefahr, sich mit Covid-19 anzustecken und zu erkranken. Deshalb gibt's ja in dieser Stadt ein wirklich niederschwelliges und vor allem kostenloses Angebot. Und da ist jetzt unser Impfen im Gemeindebau ein Puzzlestein dazu, da natürlich jeder Gemeindebaumieter, jede Gemeindebaumieterin auch die Möglichkeit haben, sich in den anderen Impfstationen impfen zu lassen. Aber wir wollten einfach noch ein zusätzliches Service setzen und wir bemühen uns auch weiterhin, hier noch mehr Mieterinnen und Mieter zu bewegen. Wie gesagt, wir hängen es aus, die Wohnpartner sind unterwegs, die ja schon seit Beginn dieser Corona-Pandemie wirklich auch ein wesentlicher Baustein sind. Wir hatten damals das Nachbarschaftstelefon, wo sich Mieterinnen und Mieter hinwenden und Unterstützung holen konnten. Sie haben damals auch auf "Alles gurgelt!" aufmerksam gemacht, um die Testung noch mehr unter die Leute zu bringen, und das werden Sie auch jetzt bei dieser Impfung machen. Das heißt, wir machen einfach weiter, informieren über neue Termine. Da Sie die OTS schon angesprochen haben, haben Sie auch sicher gelesen, dass es jetzt auch möglich ist, sich, wenn man sich den Erststich holt, auch gleichzeitig Grippeimpfen zu lassen. Ich hoffe, dass auch das vielleicht ein Anreiz für den einen oder für die andere ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Frau Stadträtin, damit ist die 2. Anfrage beantwortet und die Fragestunde beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Bildungsproteste ernst nehmen: Rahmenbedingungen und Qualität in den Wiener Kindergärten verbessern!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Zierfuß, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! In Wien gehen ja mittlerweile fast wöchentlich Pädagogen, Eltern, Schüler, Kinder auf die Straße, um gegen Probleme in dieser Stadt zu demonstrieren. Über die Lehrerverteilung, die wahrscheinlich die häufigsten Proteste hervorgerufen hat, haben wir hier drinnen schon häufig diskutiert, über die Probleme und die Anliegen und Sorgen der Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen noch nicht. Und deswegen nutzen wir heute unsere Aktuelle Stunde dafür, dass wir auch denen eine Stimme hier im Gemeinderat geben. Starten wir vielleicht mit dem, wo wir uns alle einig sind. Wir alle sind uns einig, dass die Kindergärten als erste Bildungseinrichtung einen enorm großen Einfluss auf die Zukunftschancen der Wiener Kinder haben. Den Aussendungen zufolge sind wir uns auch einig, dass es hier Verbesserungen der Rahmenbedingungen braucht. Wenn man sich aber die Debatten der letzten Wochen genauer anschaut, dann scheint keine Einigkeit darüber zu herrschen, wer überhaupt zuständig für die Kindergärten ist. Als Reaktion auf die Proteste kam dann eine gemeinsame SPÖ-NEOS-OTS, wo wie das Amen im Gebet drinnensteht, de facto ist der Bund schuld, der Bund muss mehr machen. Dann rufen SPÖ-Gemeinderäte dazu auf, dass Bedienstete der Stadt Wien, dass die angestellten Pädagogen vors Bildungsministerium demonstrieren gehen, obwohl ja wirklich niemand anderer als die Stadt Wien die Arbeitsbedingungen verbessern kann. Ja, ein Schelm, wer das als das erkennt, was es wirklich ist: ein reines Ablenkungsmanöver. Wer ist also für die Kindergärten zuständig? Da helfe ich der Stadtregierung sehr, sehr gerne auf die Sprünge, schauen wir einmal, wer von der Verfassung die Kompetenzen für die Kindergärten bekommt. Für alle, die es nachlesen wollen, Art. 14 Abs. 4: "Landessache ist die Gesetzgebung und die Vollziehung in folgenden Angelegenheiten: b) Kindergartenwesen und Hortwesen". Wenn in der Schule der Lehrer den Christoph Wiederkehr gefragt hätte, warum hast du deine Hausaufgaben nicht gemacht, dann wäre er auch nicht wirklich weit gekommen, wenn er gesagt hätte, na, der Bildungsminister hat meine Hausaufgaben nicht gemacht. - Also, lassen wir solche Spielchen und kümmern wir uns hier im Rathaus, wo die Verantwortung liegt, darum, dass wir Verbesserungen für die Kindergärten bringen. Die Pädagogen klagen über viel zu große Gruppen. Verständlich, bei bis zu 25 Kindern ist es überhaupt nicht möglich, dass man auf die Kinder individuell eingeht. Ich habe am Wochenende mit einigen Betroffenen darüber gesprochen, da kommt dann unisono eine Antwort: Wir brauchen de facto eine Halbierung der Gruppengrößen. Unterstützung dafür kam am 20. August 2020 noch vom damaligen noch nicht Bildungsstadtrat, aber heutigen Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr. Im "Standard" wurde berichtet, dass der NEOS-Wien-Chef mittel- bis langfristig eine Halbierung der Gruppengrößen fordert. Und im gleichen Artikel präsentiert dann die Vorsitzende vom Berufsverband der Kindergartenpädagogen auch den Lösungsansatz: Man muss jene, die die Ausbildung haben und wegen der schlechten Rahmenbedingungen nicht im Kindergarten arbeiten wollen, wieder dazu motivieren, in den Beruf zu gehen. Es sind also die Rahmenbedingungen, die entscheidend sind. Und da liegt der Pädagogenmangel definitiv nicht daran, dass der Bund zu wenige ausbilden würde, das Problem ist viel eher, dass von den Absolventen der BAfEP nur ein Bruchteil wirklich in die Kindergärten geht und dort auch bleibt. Es sind also die Rahmenbedingungen. Es braucht bessere Arbeitsbedingungen, vor allem kleinere Gruppen, aber natürlich auch mehr Vorbereitungszeit in Kindergärten, und dafür setzen wir uns ein. Das wird klarerweise nicht von heute auf morgen gehen, das hat Christoph Wiederkehr damals richtig gesagt. Aber lassen wir es nicht bei Worten, sondern lassen wir wirklich Taten folgen. Deswegen stellen wir heute Anträge, dass hier ein Stufenplan kommen soll, dass wir auch wirklich die Gruppengrößen reduzieren. Ich erkenne durchaus an, dass die Stadtregierung hier auch gute Schritte setzt. Mehr Assistenzstunden, Sprachförderkräfte, all das wird natürlich dazu beitragen, dass die Situation besser wird. Es ist aber eben - und das sage nicht nur ich, das sagen auch die Betroffenen - nur ein Tropfen auf den heißen Stein und viel zu wenig. Viel zu wenig ist ein gutes Stichwort auch fürs nächste Thema, die Förderungen für private Kindergärten. Und da knüpfe ich jetzt ein bisschen an die Debatten der letzten Sitzungen an. Wir rechnen uns aus dem Rechnungsabschluss 2020 heraus, dass ein städtischer Kindergartenplatz rund 13.000 EUR kostet, während für den gleichen Platz die privaten Träger nur rund 6.000 EUR bekommen. Ein massives Ungleichgewicht. Das sind Zahlen, die so nicht nur wir verwenden, sondern, wie ich glaube, mittlerweile die gesamte Opposition, und, das ist vielleicht das Spannende, 2016 vor allem die NEOS vorangetrieben haben. Damals die NEOS-Klubobfrau Beate Meinl- Reisinger oder der jetzige Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr, man kann das alles im Protokoll nachlesen. Jetzt werfen uns die NEOS, genauso wie es damals die SPÖ ihnen vorgeworfen hat, vor, dass man diese Zahlen nicht verwenden kann. Und ich brauche jetzt gar nicht sonderlich kreativ sein, da muss ich nur die Antwort von Beate Meinl- Reisinger vom 16.12.2016 vorlesen: "Das alles könnten wir uns ersparen, auch diese Spekulationen könnten wir uns ersparen, wenn es hier echte Transparenz gäbe, wenn Sie dem Gemeinderat jährlich einen Bericht darüber geben könnten, wie viele Kinder in wie vielen Trägerorganisationen mit welcher Trägerstruktur zu welchen Kosten betreut werden. Ich glaube, dass nur so eine effektive Steuerung möglich ist." Ja, vielleicht hört der Bildungsstadtrat, wenn schon nicht auf die gesamte Opposition, wenigstens auf seine Parteichefin. Ich würde mir von den NEOS hier Transparenz und mehr Gerechtigkeit erwarten. Schade, passieren tut leider nix. Jetzt geht es hier aber nicht um irgendwelche Rechenspielchen. Es geht ganz schlicht und einfach darum, wie viel der Stadt ein Kind wert ist, ob hier genug Geld für qualitative Bildungsarbeit im Kindergarten in die Hand genommen wird, oder eben nicht. Und für uns bleibt klar, der Stadt muss jedes Kind gleich viel wert sein, wir brauchen gerechte Förderungen, und dafür setzen wir uns auch weiterhin ein. Ich sehe, ich habe in etwa drei Minuten Redezeit übrig und die nutze ich liebend gerne, um gleich darauf einzugehen, was mutmaßlich dem Antrag zufolge SPÖ und NEOS als nächstes Ablenkungsmanöver starten wollen, nach der de facto Gegen-Demo. Machen wir zu diesem bewussten Verdrehen von Tatsachen bei den 1,2 Milliarden EUR, die Sebastian Kurz vorgeworfen werden, dass er sie verhindert haben soll, einen kurzen Fakten-Check. Gab es Geld für die Nachmittagsbetreuung? Ja, und es waren nicht nur 1,2 Milliarden EUR, es waren sogar 1,6 Milliarden EUR. Ich erinnere mich gerne zurück, wir hatten erst vor ein paar Ausschüssen wieder einen Akt, dass hier zum Ausbau der Ganztagsbetreuung Geld vom Bund an die Stadt Wien geflossen ist. Was hat damals die Volkspartei verhindert? - Dass das Geld nur in die verschränkten Ganztagsschulen kommt, ohne Einbindung der Länder. Und ich sage es ganz offen: Das ist auch gut so, denn wir als Volkspartei setzen uns für Wahlfreiheit ein und gegen die SPÖ- Zwangsmaßnahmen, dass man Ganztagsschulen überall drüberstülpen möchte. Die Eltern sollen gemeinsam mit ihren Kindern entscheiden können, welche Betreuungsform für sie die richtige ist, und nicht irgendwelche SPÖ-Politiker, die gerne hätten, dass überall eine Ganztagsschule steht, wo man verpflichtend bis spät nachmittags in der Schule drinnen sein soll. Wir haben ja auch schon häufig hier darüber diskutiert, dass man natürlich versucht, mit den Kosten, die man für offene Formen verlangt, im Gegensatz zu den verschränkten, die man gratis anbietet, schleichend überall Ganztagsschulen einzuführen. Und das wird natürlich auf die lange Bank das ganze Vereinswesen, das wir in Wien haben, auf das wir stolz sind, Sportvereine, Musikschulen, Pfadfinder, und so weiter, kaputt machen, denn nach 16 Uhr werden die Kinder dann natürlich nicht mehr dort hingehen können. Und ihr braucht es später gar nicht probieren, liebe NEOS, dass ihr schon immer dafür gewesen seid, dass das so kommen soll mit den Ganztagsschulen. Wir haben eins zu eins euren Antrag gestellt, als das schon einmal das große Thema war, dass hier Gerechtigkeit kommen soll, dass nämlich nicht nur die verschränkten, sondern auch die offenen Formen gratis sein sollen, denn nur so kommt echte Wahlfreiheit. Da ist dann das Archiv doch der Feind von solchen Behauptungen. Und in Summe - und das fand ich ja auch ganz spannend, jetzt ein bisschen replizierend auf den letzten Petitionsausschuss, wo ich drinnen war - haben mittlerweile fast 10.000 Eltern Petitionen unterschrieben, dass sie diese Ungerechtigkeit abschaffen wollen. Bei einer von diesen Petitionen, ich glaube, es waren rund 4.000 Unterschriften, hat man einer Mutter, die wirklich sehr treffend dargelegt hat, warum die verschränkte Form für viele Familien gut, aber für viele Familien eben auch nicht gut ist, recht lange überhaupt keine Antwort gegeben, anders, als es ausgemacht war. Ich kann mich erinnern, eine Woche hat sie zumindest darauf gewartet, ich muss einmal nachfragen, ob sie mittlerweile eine Antwort hat. Aber vor allem, und das fand ich ganz spannend: Was war denn die Empfehlung vom Petitionsausschuss an den Stadtrat? Darauf, dass die Eltern, 10.000 an der Zahl, gefordert haben, dass die Ungerechtigkeit abgeschafft werden soll: Na, machen wir so weiter wie bisher. Also tut nicht so, als würde es euch irgendwie um die Familien, irgendwie um die Kinder gehen, es geht euch rein darum, eure Ideologien in die Schulen zu packen und Ganztagsschulen aufzuzwingen. Das ist ein absolut durchschaubares Manöver. Wir kämpfen als Volkspartei weiterhin für Wahlfreiheit und gegen diesen SPÖ-Zwang über die Hintertür. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich hier in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Nächster Redner ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile ihm das Wort. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat, Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein bisschen hat man ja doch das Gefühl, dass bei der Themenwahl der ÖVP-Rathausklub es nicht wirklich gut meint mit seiner Bundespartei oder auch mit seinem Landesparteiobmann, denn kurz vor dem Sommer, als die ÖVP zum ersten Mal in einem Riesenkorruptionsskandal war, habt ihr eine Dringliche Anfrage zum Thema Korruption gemacht, wo sich alle nur mehr gewundert haben. Heute, eine Woche nachdem rauskommt, dass ihr Bundesländer aufhetzen wolltet, 1,2 Milliarden EUR an Bildungsgeldern zu verunmöglichen, macht ihr eine Aktuelle Stunde zum Thema Bildung und Kinderbetreuung. Also, ist das wirklich Zufall oder wollt ihr ganz gezielt dieses Match Türkis gegen Schwarz hier in den Wiener Gemeinderat tragen? Ich glaube, das sind eure eigenen Probleme, die ihr nicht hier vor allen debattieren solltet. Und es zeigt sich ja auch ein bisschen, der Vorredner hat ja selbst schon angefangen, über dieses Thema zu sprechen und präventiv gesagt, so schlimm war es gar nicht, dass wir diese 1,2 Milliarden nicht auszahlen wollten. Er hat ja auch nur mehr davon gesprochen, dass die Volkspartei gegen etwas oder für etwas ist, bis vor Kurzem war es ja immer noch die neue Volkspartei. Und die Zahl der türkisen Krawatten, der türkisen Stecktücher und der türkisen Socken ist auch dramatisch weniger geworden. Das heißt, ich glaube, auch hier sieht man nicht nur eine politische, sondern auch eine optische Distanzierung von der angeblich neuen Volkspartei. Aber wenn man von dieser internen Beziehungskrise absieht, kann man natürlich auch auf Wien bezogen sagen, dass hier einiges im Argen liegt und dass es natürlich eine berechtigte Kritik in vielen Punkten gibt. Wenn jetzt große Pädagogenproteste stattfinden, dann ist das natürlich auch ein starkes Zeichen an den Bildungsstadtrat, dass man hier vielleicht Reformen, die man in den vergangenen Monaten eingeleitet hat, wirklich überdenken muss. Wenn an 117 Schulstandorten eingespart wird, wenn an 117 Schulstandorten Verschlechterungen stattfinden und wenn auch die Initiatoren des Vereins "Besser Schule" jetzt ganz klar sagen, dass auch Brennpunktschulen unter dieser angeblichen Reform leiden und dass vieles, vieles schlechter wird, dann fordere ich Sie als Stadtregierung doch ganz deutlich auf, diese sogenannte Reform zurückzunehmen und neu auszuarbeiten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben ja auch immer davon gesprochen, wie wichtig mehr Geld für inklusive Schule ist, wie wichtig Geld für Integrationsklassen ist, wie wichtig das auch im Integrationsbereich wäre. Tatsächlich kürzen Sie allerdings auch hier, obwohl es, und das zeigen die neuesten Zahlen des Integrationsberichtes ja deutlich, massiven Handlungsbedarf gäbe. Im Schuljahr 2019/2020 hatten 54 Prozent der Schüler in Wien eine andere Umgangssprache als Deutsch, nicht Muttersprache, sondern Umgangssprache, das heißt, Kinder, die zu Hause, in ihrer Freizeit nicht Deutsch, sondern eine andere Sprache sprechen. Das ist ein Anstieg von beinahe 5 Prozent nur in den letzten 4 Jahren. Und aufgeteilt auf die einzelnen Schultypen zeigt sich auch, dass Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache andere Wege durch das Schulsystem nehmen als Schüler, die Deutsch sehr wohl als Umgangssprache führen. Und das ist natürlich auch ein ganz klares Zeichen dafür, dass wir im Interesse aller Schüler Maßnahmen dafür setzen sollten, dass Deutsch verpflichtend zur Umgangssprache in der Schule, aber auch im Pausenbetrieb und im Freizeitbetrieb, dort, wo es möglich ist, wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, 76 Prozent der Schüler an Neuen Mittelschulen verwenden Deutsch nicht als Umgangssprache. In polytechnischen Schulen sind es 75 Prozent und an berufsbildenden Schulen sind es beinahe 60 Prozent. Das sind schockierende Zahlen. Allerdings, wenn man im Bereich der AHS schaut, wo man vielleicht glauben könnte, dass es dort viel besser ist, auch dort sind es 40 Prozent. Meine sehr geehrten Damen und Herren, anhand dieser Zahlen unter Aufteilung auf die Bildungseinrichtungen wird deutlich, wie sehr und wie groß der Handlungsbedarf ist. Denn alle Schulen, in denen der nicht Deutsch sprechende Schüleranteil extrem hoch ist, liegen in Ihrem Verantwortungsbereich, Herr Bildungsstadtrat, und nicht auf Bundesebene. Da hatte natürlich der Herr Zierfuß schon recht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Reform, die Sie als Koalition in den letzten Wochen und Monaten auf Schiene gebracht haben, stößt auf breite Ablehnung, auf breite Ablehnung der Schülervertreter, auf breite Ablehnung der Elternvertreter, aber auch auf breite Ablehnung bei Lehrervertretern. Ich fordere Sie abschließend nochmals auf, sie zurückzunehmen, neu zu überdenken und auch mehr finanzielle Mittel in unsere Kinder zu stecken. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort gelangt Frau GRin Mag. Emmerling. Bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Titel der Aktuellen Stunde ist "Bildungsproteste ernst nehmen, Rahmenbedingungen und Qualität in den Wiener Kindergärten verbessern." Ich glaube, die Analyse ist ganz richtig, wenn hier anfangs festgestellt wurde, dass wir alle sehr einig darüber sind, was der Kindergarten sein soll und was er leisten soll, nämlich der Kindergarten als erste Bildungseinrichtung. Und ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass uns als NEOS das ein besonderes Anliegen ist, weil wir uns als Bildungspartei immer schon für Chancengerechtigkeit und Chancengleichheit, vor allem auch im Bereich der Schule einsetzen und das unser Leitmotiv ist. Wir versuchen, dem mit jedem Handeln Schritt für Schritt näher zu kommen. Ja, die Bildung beginnt im Kindergarten. Wir haben es schon oft debattiert, auch als wir noch in der Opposition waren, und da hat sich auch die Haltung nicht verändert. Aber umso mehr freut es mich, dass wir als Regierungspartei jetzt für diesen wichtigen Beruf und für diese wichtigen Einrichtungen auch verantwortlich sind. Der Kindergarten als Bildungseinrichtung ist in Österreich definitiv viel zu wenig priorisiert, viel zu wenig wird erkannt, wie wichtig er ist, nicht nur für Kinder, die hier ihre ersten sozialen Kontakte knüpfen, aber auch die erste Bildung erfahren, sondern auch, welche wichtige Rolle er einnimmt bei der Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben. Wenn ich in andere Bundesländer blicke, ist es noch viel zu oft so, dass er als eine vormittägliche Betreuungseinrichtung gesehen wird, wo der Kindergarten dann um 12 Uhr zu macht. Was das für Frauen bedeutet, vor allem in Bundesländern wie zum Beispiel in Vorarlberg, Tirol oder Oberösterreich, sticht auch besonders heraus, muss man nicht näher erläutern. Und, liebe KollegInnen von der ÖVP: Wahlfreiheit, ob eine Frau zu Hause bleibt bei ihrem Kind oder ob sie ins Erwerbsleben zurückgehen kann, gibt es nur, wenn man die Wahl hat. Und die Wahl hat man nur, wenn es genügend Einrichtungen dafür gibt. Und da bin ich schon sehr froh, dass wir zu Recht sehr stolz darauf blicken können, wie gut ausgebaut der Kindergarten in Wien ist, mit den längsten Öffnungszeiten, den wenigsten Schließtagen, der weitaus besten Betreuungsquote, was die Ein- bis Dreijährigen betrifft. Da wurde das Barcelona Ziel weit mehr als erfüllt, und das Ganze auch noch beitragsfrei. Die wichtigsten Ergebnisse zeigen da erneut die Werte von Wien, 93 Prozent der Bildungseinrichtungen haben mehr als 9 Stunden pro Tag geöffnet, 100 Prozent haben mehr als 47 Wochen pro Jahr geöffnet. Und wie gesagt, die mit Abstand geringste Anzahl an Schließtagen mit 9,4, der österreichische Durchschnitt liegt bei 20,5 Tagen. Aber ja, ich bin auch dafür, dass wir mit diesem Hickhack Bund und Land aufhören, das bringt nämlich keinem Kind etwas, das bringt keinem Elternteil etwas, wenn es um die Kinderbetreuung geht. Trotzdem ist es, glaube ich, wichtig, und das haben Sie auch angesprochen, zu fragen, woran es liegt, dass sich junge Menschen viel zu wenig für den Beruf entscheiden, obwohl sie die Ausbildung absolviert haben. Und da ist die Crux an der Geschichte, warum die Ausbildung nicht professionalisiert wird, auf ein tertiäres Niveau gehoben wird und diese Entscheidung für die Berufswahl nach der Matura stattfindet. Das wäre eine der Lösungen, die man auf jeden Fall vor allem auf Bundesebene angehen müsste. Aber ja, das ist, wie gesagt, das Dilemma, das wir hier haben, und dementsprechend ist es auch ein sehr schwieriges Unterfangen, zu sagen, den Fachkraft-Kind-Schlüssel kurzfristig zu ändern. Dass das langfristig das Ziel sein muss, ist, glaube ich, vollkommen klar, da sind wir uns auch einig. Aber trotzdem, wir haben uns genau das zur Aufgabe gemacht und werden hier Schritt für Schritt in unserem Kompetenzbereich an den Schrauben drehen, die es braucht, um den Beruf attraktiver zu machen, um mehr Menschen die Chance zu geben, einen wunderschönen Beruf auszuüben, und das in einem Umfeld, das sie erfüllt, das Anerkennung bringt und die Wertschätzung, die es auch braucht. Was ist also in diesen jetzt zehn Monaten rot-pinke Koalition schon auf den Weg gebracht worden? Der erste Schritt: Entlastung. Die Pädagoginnen und Pädagogen müssen in der Kindergartengruppe entlastet werden, um eben mehr Wertschätzung zu erfahren, um mehr Zeit für die Bildung der Kinder zu haben. Deswegen werden die Assistenzkräfte aufgestockt von 20 auf 40 Stunden. Das liegt in unserem Kompetenzbereich, und ich glaube, das ist eine sehr, sehr sinnvolle Maßnahme, die die Arbeit mit den Kindern extrem unterstützen wird. Insgesamt 730 städtische und private Kindergartengruppen werden ab September nächsten Jahres davon profitieren. Der Ausbau der Sprachförderung: Das ist auch ein wichtiger Punkt, wo wir im September mit dem sukzessiven Ausbau begonnen haben und bis 2024 zusätzliche 200 Sprachförderkräfte in den Wiener Kindergärten im Einsatz haben werden. Aktuell sind es rund 300. Der dritte Schritt: Auch den Beruf attraktiver zu machen, mehr Leute in die Ausbildung zu holen, und das am besten nach ihrer vorschulischen Ausbildung. Wien betreibt eine eigene BAfEP und hat auch Anfang dieses Jahres mit dem Wiener Ausbildungsgeld besonders ElementarpädagogInnen angesprochen, zielgerichtet diesem Beruf nachzugehen. Die bekommen, wenn sie in eine Partnerschule des WAFF gehen, im 1. Ausbildungsjahr ein Ausbildungsgeld von 400 EUR monatlich. Wir sehen hier, die Heraus... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, ich darf Sie ersuchen, den Schlusssatz zu formulieren. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): Die Herausforderungen sind riesengroß, die Anliegen gerade der Pädagoginnen und Pädagogen sind mehr als nachvollziehbar, aber genau deswegen hat auch dieser Bereich unseren vollen Fokus und wird ständig weiterentwickelt. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Nächster Redner ist Herr GR Stadler. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Felix Stadler, BSc (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Kann ich ein Bundesland aufhetzen? Das war der größte Beitrag der ÖVP zur Bildungspolitik in den letzten fünf Jahren. Und leider war dieser Beitrag ein absoluter Tiefpunkt der Bildungspolitik und der Politik in diesem Land generell. Dass ihr jetzt hier über Kindergärten, über Elementarpädagogik und über Kinderbetreuung sprechen wollt, entbehrt ja nicht eines gewissen Zynismus und einer gewissen Scheinheiligkeit. Jedes ÖVP-geführte Bundesland hat mehr Schließtage, hat kürzere Öffnungszeiten, hat ein geringeres Angebot, und die allermeisten haben auch ein schlechteres Angebot und eine geringere Betreuungsquote als die Kindergärten und die Elementarbildung der Stadt Wien. Sich hier jetzt als Elementarbildungsexperten und Kindergartenexperten zu gebärden, ist ja wirklich zynisch. Aber gut, zurück zu Wien. Es gibt ja bei uns - und Frau Kollegin Emmerling und auch Kollege Krauss haben es schon angesprochen - genug Baustellen, die wir auch angehen müssen. Ich glaube, wir sind uns in der Sache auch relativ einig, allen Parteien ist klar, da muss viel mehr gemacht werden. Und wir sind uns auch einig, dass die Zustände und Rahmenbedingungen teilweise völlig unzumutbar sind. Es ist auch längst klar, was gemacht werden muss: Wir brauchen kleinere Gruppen, wir brauchen mehr Pädagoginnen und Pädagogen, wir brauchen einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel. Wir brauchen mehr Vorbereitungsstunden für die Pädagoginnen und Pädagogen außerhalb der Gruppen, und wir brauchen auch die richtigen Rahmenbedingungen, wenn es darum geht, Outdoor- Bereiche für Kindergärten zu schaffen. Wir werden für all diese Punkte später auch noch Anträge einbringen. All diese Punkte wurden auch vor zwei Wochen bei den Betriebsversammlungen angesprochen und gefordert. Kollegin Malle und ich waren bei beiden Betriebsversammlungen, und die Motivation, die dort zu spüren war, war richtig cool. Also diese Betriebsversammlungen waren extrem wichtig und extrem motivierend, um wirklich einmal zu glauben, okay, in dem Bereich kann etwas weitergehen, in dem Bereich stehen die Pädagoginnen und Pädagogen auf und sagen: So geht es nicht mehr weiter, es reicht, wir wollen hier Veränderungen haben! Gut war auch, zu sehen, dass diese Betriebsversammlungen während der Betriebszeiten stattfinden und nicht mehr nur an einem Samstag oder Sonntag, wie es vielleicht früher einmal war, wo dann weniger Leute kommen, weil wir oft die Arbeit dieser Pädagoginnen und Pädagogen als selbstverständlich wahrnehmen, diese Arbeit, die in Wahrheit das alles abfedert, was das System nicht schafft, als selbstverständlich wahrnehmen, und hier einmal aufzuzeigen, dass es eigentlich der Einsatz jedes Pädagogen und jeder Pädagogin im Kindergarten ist, der dieses System am Leben erhält und der unseren Kindern Elementarbildung bringt. Das war richtig cool bei diesen Betriebsversammlungen zu sehen. Aber, und das hat uns dann ein bisschen irritiert - Kollegin Malle und ich, wir sind dort gestanden und fanden das richtig cool, da sind 5.000 Pädagoginnen und Pädagogen -, dann beginnen diese politischen Reden von verschiedenen Trägerorganisationen und verschiedenen Gewerkschaften. Und diese politischen Reden sind ein reines Hickhack an Parteipolitik. Da kommt die SPÖ-Vertreterin rauf und sagt, der Bund ist an allem schuld, der Bund macht nichts, dann kommt die ÖVP-nahe Organisation rauf und sagt, die Stadt Wien ist an allem schuld und macht nichts. Die Stadt-Wien-Kindergärten demonstrieren überhaupt nur am Minoritenplatz, weil dort das Bildungsministerium ist, und können nicht gegen die Stadt Wien auf die Straße gehen. Der Höhepunkt dieses parteipolitischen Hickhack war dann, als VertreterInnen von einer SPÖ-nahen Trägerorganisation den eigenen Koalitionspartner vor versammelten Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern diffamiert und die Klubobfrau hingestellt haben, als würde sie nichts machen für den Kindergarten von einem Verein, dessen Vorsitzende hier unter uns bei der SPÖ sitzen und sogar in der Stadtregierung der Vorsitzende der Bundeskinderfreunde ist. Da sind wir dann als Opposition unten gestanden und haben gesagt, das ist aber eigentlich echt unfair, diese Aufstockung der Assistenzstunden von 20 auf 40 ist ein guter Schritt, es ist ein richtiger Schritt, den die SPÖ selber die Jahre davor nicht gemacht hat, und jetzt kritisieren Sie den eigenen Koalitionspartner dafür. Also das war schon der Höhepunkt an parteipolitischem Hickhack, wenn es um Elementarbildung geht. Meine Zeit ist gleich vorbei. Ich will nur sagen, so werden wir das nicht machen. Die Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen haben sich verdient, dass wir wirklich an die Sache rangehen, dass alle Parteien, die hier sind, die Ärmel hochkrempeln und dort etwas tun, wo wir zuständig sind. Wir haben es im Bund geschafft, die Ausbildungsoffensive zu starten - ist gerade heute auch nachzulesen -, die neue 15a-Vereinbarung ist im Laufen. Ihr kümmert euch hier darum, ich glaube, wir können da gemeinsam etwas schaffen, ich glaube, wenn es um den Kindergarten geht, brauchen wir weniger Sonntagsreden, weniger Ausreden, weniger Verantwortungsabschieben, weniger den anderen die Schuld zuweisen, und selber etwas mehr zu machen, anstatt nur schön zu reden. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort gelangt Herr GR Mag. Gremel. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werter Herr Vizebürgermeister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als ich gesehen habe, wer heute die Aktuelle Stunde zum Thema Verbesserung der Rahmenbedingungen in den Kindergärten einbringt, habe ich mir wirklich gedacht, mir haut's die Augen raus. Also, dass die ÖVP das heute einbringt, ist wahrscheinlich das Dreisteste, was ich bisher erlebt habe. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, ich wäre an Ihrer Stelle klein, aber so klein. Und ich sage Ihnen auch, warum: Stichwort Fakten-Check, Herr Kollege Zierfuß. Kern und Mitterlehner haben ein fertiges Programm von 1,2 Milliarden EUR für die Nachmittagsbetreuung für alle Kinder in Österreich und einen Rechtsanspruch ab einem Jahr ausgehandelt. Das zeigen Sie mir, wie ein Rechtsanspruch ab einem Jahr nur in die verschränkte Ganztagsschule gehen soll. Also mit einem Jahr in die verschränkte Ganztagsschule, das wäre schon sozusagen supertalentiert, würde ich sagen, ein "geiles Programm", wie es Ihr Thomas Schmid geschrieben hat. Und von dem Geld, von diesen 1,2 Milliarden wäre natürlich ein riesiger Teil in den elementaren Bereich geflossen. Und was machen Sie? Ihr Messias Sebastian Kurz verhindert es um jeden Preis für die eigene Macht. Er hetzt Bundesländer auf, torpediert wichtige Maßnahmen für die Kindergärten, nur, damit er an die Macht kommt. Werte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, was hat das dann am Ende geheißen für die Kindergärten, für die Kinder, für die Eltern, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Am Ende kamen 52 Millionen EUR an Bundesmitteln für die Kindergärten raus. 1,2 Milliarden zu 52 Millionen. Damit man das im Verhältnis ein bisschen besser greifen kann, lege ich das einmal um. Kern und Mitterlehner hatten sozusagen ein fertiges Programm für 100 EUR, die Türkisen, Sie, haben das verhindert und Sie haben 5 EUR beschlossen. Genau das ist Ihre Politik! Statt 1,2 Milliarden gerade einmal 52 Millionen, und Sie wollten damals noch weniger. Und, werte Kolleginnen und Kollegen, tun Sie auch nicht ständig so, als wäre das nur ein Wiener Thema. Der Herr Kollege Stadler hat es schon angesprochen, wir haben eine 15a-Vereinbarung, die eine Co-Finanzierung von Bund und Ländern vorsieht. Und zwar wofür? Das umfasst die Schaffung neuer Plätze, die Finanzierung von Ganztagesbetreuung und pardauz auch die Verbesserung des Betreuungsschlüssels. All das ist Ihnen nicht 1,2 Milliarden wert, sondern nur 4 Prozent davon, so schaut es aus. Dann kommen türkise Jünger wie Sie daher und machen eine Aktuelle Stunde, in der sie so tun, als würden sie auf der Seite der Kinder, der Eltern und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kindergärten stehen. Wirklich, schämen Sie sich! Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen und auch hier im Sitzungssaal! Die NEOS sind als Oppositionspartei und auch im vergangenen Wahlkampf mit sehr großen Ansagen im Bildungsbereich aufgetreten. Es ist alles Mögliche versprochen worden. Ich kann Ihnen aus Ihrer Oppositionszeit alle möglichen Beschlussanträge hier vorlegen, Ihnen Protokolle um die Ohren hauen, und so weiter, und so fort, leider Gottes ist dafür aber die Redezeit zu kurz. Sie haben alles Mögliche versprochen, Sie haben gesagt: Wenn die NEOS erst einmal Regierungsverantwortung inne haben, dann setzen wir im gesamten Bildungsbereich zu neuen Höhenflügen an. Was wir allerdings jetzt nach bald einem Jahr NEOS-Regierungsbeteiligung im Bildungsbereich sehen und feststellen müssen, ist, dass die Partei, insbesondere auch in Person des Herrn Stadtrates, eigentlich eine Bruchlandung hingelegt hat. Ja, Sie sind auf dem harten Boden der Realität angekommen. Das sehen wir daran, dass Sie sehr erfinderisch sind, wenn es um Ausreden geht: Da ist dann insbesondere der Bund daran schuld. Man sieht es aber auch, wenn man ins Stadtbild schaut: Es gibt mittlerweile Demonstrationen. Das gab es zuvor nicht, als noch die SPÖ dieses Ressort inne hatte. Wobei ich Ihnen da aber auch sehr empfehlen würde, sehr genau hinzuschauen, wer diese Demonstrationen unter anderem beschickt, fördert, und so weiter, der Herr Kollege hat es bereits angesprochen. Wenn die Wiener Kinderfreunde dort mit Transparenten stehen und gegen den NEOS-Stadtrat demonstrieren - die Wiener Kinderfreunde sind ja der SPÖ nicht ganz so fern -, dann würde ich vielleicht auch einmal aufpassen, ob die Umfragen, die mich in Wien stets in Sicherheit wähnen, auch wirklich die Realität widerspiegeln. Als Juniorpartner in einer Regierung haben Sie ja auch hier in diesem Hause einen Ansprechpartner, mit dem Sie sich vielleicht auch einmal darüber kurzschließen können, wie das dann vielleicht auch einmal relativ spontan enden kann. Was Sie hier als Exit-Szenario aus diesen Demonstrationen verkündet haben, war, dass da 13 Millionen EUR für zusätzliche Assistenzkräfte zur Verfügung stehen. Worauf Sie vollkommen die Antworten schuldig geblieben sind: Woher soll dieses Geld kommen? Wo wird dieses Geld wiederum eingespart? Ich wage es, auch stark zu bezweifeln, dass Sie dies tatsächlich ab September 2022 auch so umsetzen werden können, denn ich wage, stark zu bezweifeln, dass jeder Kindergartenassistent einfach von heute auf morgen sagen kann, ja, ich arbeite jetzt statt 20 Stunden einfach 40 Stunden. Ich wage es, sehr zu bezweifeln, dass die Rechnung für dieses Manöver so aufgehen wird, wie Sie sich das vielleicht vorstellen. Bei der Vorbereitung auf den heutigen Tag habe ich ein bisschen recherchiert. Ich habe mir gedacht, ich verschaffe mir einmal einen Überblick, wie groß die Kraftanstrengung in diesem Bereich seitens des NEOS-Stadtrats bisher war. Ja, der Boulevard ist voll von Fotos des Herrn Stadtrates, und es wird auf irgendwelche Einzelmaßnahmen oder Nischenthemen Bezug genommen. Ich habe mir gedacht, wir sind ja auch Nachbarn im Rathaus oben im 2. Stock, ich schaue einmal, was dort so alles an Informationsmaterial aufliegt. Ich bin auch tatsächlich auf etwas gestoßen, das vielleicht für den Kindergartenbereich hilfreich wäre. Es war (ein Faltblatt in die Höhe haltend) eine relativ lieblos gestaltete Broschüre, ein A4-Zettel, gefaltet, die Rückseite leer oder mit Bildern bekleistert, ganz besonders wichtig darin war es, zu gendern, relativ inhaltslos, also nicht sonderlich anspruchsvoll, um damit tatsächlich für Rekrutierung zu sorgen, um damit für zusätzliche Kräfte zu sorgen. Es gab einen Innenminister in dieser Republik, der für eine beispiellose Rekrutierungsoffensive bei der Polizei gesorgt hat. Wenn Sie vielleicht eine Hilfestellung brauchen, wie man einen Beruf attraktiv darstellt, dann melden Sie sich, ich kann Ihnen dann auch einen entsprechenden Draht herstellen. Wo aber offensichtlich eine Menge Energie und auch finanzielle Mittel hineinfließen, sind andere Themen, Nischenthemen. Da gibt es (weitere Drucksorten in die Höhe haltend) Broschüren "Startbegleitung für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte" in sechs Sprachen, diese sind schon einmal umfangreicher als diese Kindergartenborschüre. Es gibt Publikationen "Gegen Gewalt in lesbischen Beziehungen". Ich will ja kein Problem irgendwie kleinreden, aber wenn ich die mediale Berichterstattung so verfolge, dann glaube ich, dass die vordringlichsten Probleme eher in anderen Beziehungskonstellationen liegen. Dann gibt es ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat, bitte den Schlusssatz zu formulieren. GR Stefan Berger (fortsetzend): ... alle möglichen anderen umfangreichen Publikationen - ich bringe sie dann auch verlässlich wieder zurück, keine Sorge. All diesen Elan, diese Kraftanstrengung, die Sie da bei Nischenthemen vergeuden, und wo Sie sich meines Erachtens auch verzetteln, sollten Sie im Kindergartenbereich an den Tag legen, denn dort sind diese Energie und dieser Elan am dringendsten erforderlich. Deshalb mein Appell an Sie: Lassen Sie die Pädagoginnen und Pädagogen und auch die entsprechenden Familien und Kinder in dieser Stadt nicht im Stich! Danke. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Pipal-Leixner, und ich erteile es ihr. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Lieber Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Liebe ZuhörerInnen via Livestream! Die neue Volkspartei, ausgerechnet die neue Volkspartei, hat sich heute als Thema der Aktuellen Stunde die Kinderbetreuung ausgesucht. Warum machen Sie so etwas? Warum machen Sie so etwas? Ich frage mich das wirklich. Wollen Sie jetzt wirklich noch einmal von allen Abgeordneten der anderen Parteien hören, dass Ihr Ex- Kanzler das abgedreht hat, dass Ihr Ex-Kanzler einen Impact beim Gender Pay Gap, bei der Verhinderung von weiblicher Altersarmut, bei Integration, Chancengerechtigkeit, Empowerment von Frauen verhindert hat? All das könnten wir seit fünf Jahren haben. Wir hätten einen meilenweiten Sprung machen können. Ihr Sebastian Kurz aber hat das alles verhindert, nicht einmal, weil er das Vorhaben schlecht gefunden hätte - es waren gar keine ideologischen Gründe -, nein, aus purem Machtstreben und Egoismus. Das ist wirklich traurig und macht einen wirklich wütend. Vielleicht aber, ich habe eine gewisse Hoffnung, wird es eine Trendwende der ÖVP, sage ich jetzt bewusst, nicht der neuen Volkspartei. Vielleicht geloben Sie ja hier und heute, dass Sie das endlich umsetzen, was Ihr Ex-Kanzler verhindert hat. Vielleicht kommt es ja doch zu einem Umdenken, denn das System Kurz ist tot. Es zeigt sich auch bei der Themenwahl heute, dass sich offenbar immer mehr Türkise von ihrem Ex-Kanzler abwenden. Ich durfte unlängst bei einer parlamentarischen Enquete den Wiener Landtag vertreten. Es ging um die Wertschätzung des ländlichen Raumes, und es hat mich sehr positiv gestimmt, dass auch dort Vertreterinnen und Vertreter des konservativen Österreichs immer wieder herausgestrichen haben, wie wichtig ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung für die Wahlfreiheit von Eltern, insbesondere von Müttern, ist, und dass das nun endlich umgesetzt werden muss. Das heißt, EntscheidungsträgerInnen auf allen Ebenen - Bund, Länder, Gemeinden, insbesondere dort, wo die ÖVP regiert - müssen jetzt zeigen, wie ernst es ihnen damit ist. Das bedeutet in erster Linie wiederum das, was Kurz verhindert hat: nämlich viel mehr Geld von Seiten des Finanz- und des Bildungsministeriums. Es liegt auf der Hand, dass man dort, wo derzeit nur halbtags und nur außerhalb der Schulferien Kinderbetreuung verfügbar ist, Geld zur Verfügung stellen muss, um ganzjährig und ganztägig Kinderbetreuung verfügbar zu machen und eben eine Berufstätigkeit, auch eine Vollzeitberufstätigkeit für Mütter zu ermöglichen. Man wird sehr viel mehr Personal dafür brauchen, eine Sache, wo wir in Wien schon ansetzen, nämlich im Rahmen unserer Möglichkeiten als Stadt Wien den Beruf attraktiver zu machen. Meine Kollegin Bettina Emmerling hat es schon gesagt: Wir verdoppeln die Assistenzstunden, um PädagogInnen zu entlasten. Wir stellen das Ausbildungsgeld zur Verfügung, um mehr Menschen in den Beruf der Kindergartenpädagogin und des Kindergartenpädagogen zu bringen. Für weitere Dinge, die die ÖVP hier heute fordert, wie kleine Gruppen, besseres Betreuungsverhältnis, die absolut wichtig sind, für die wir auch sind, wird es aber auch diese von Kurz abgedrehten Mittel des Bundes brauchen. Die Kinderbetreuung zu verbessern, bedeutet auch, dass Bürgermeister - ich gendere da jetzt bewusst nicht, weil ich zu behaupten wage, dass die wenigen Bürgermeisterinnen, die es in Österreich gibt, es verstanden haben - zuerst das Angebot schaffen müssen. Denn wenn man nicht weiß, wo man sein Kind am Nachmittag unterbringt, wird man keinen Vollzeitjob suchen, dann ist vollkommen klar, dass das nicht funktioniert. Das heißt, wir brauchen zuerst das Angebot, dann wird es auch angenommen werden. Europaweit hinkt Österreich bei der Kinderbetreuung hinterher. Das Barcelona-Ziel von einem Drittel der Unter- Drei-Jährigen in Kinderbetreuung erreichen in Österreich nur Wien und das Burgenland. Ganz miserabel schaut es in ÖVP-geführten Ländern aus, insbesondere in der Steiermark und Oberösterreich zum Beispiel. Mit jeweils 17,8 Prozent sind sie Schlusslichter in Österreich. Wie gesagt, für die Wahlfreiheit ist wichtig, dass das Angebot zur Verfügung steht, und zwar nicht nur am Vormittag, sondern ganztägig, und nicht nur zur Schulzeit, sondern auch in den Ferien, denn kaum eine Berufstätige hat in den Schulferien durchgehend frei. Auch da zeigt sich, dass die ÖVP-geführten Bundesländer leider noch sehr viel aufzuholen haben und diese Mittel, die Sebastian Kurz abgedreht hat, dringend benötigen. 93 Prozent der Bildungseinrichtungen in Wien haben aber schon mehr als 9 Stunden pro Tag und mehr als 47 Wochen pro Jahr geöffnet. Das heißt, Wien ist auch hier vorne mit dabei und sollte als Vorbild für die anderen Bundesländer dienen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, ich darf Sie auch ersuchen, den Schlusssatz zu formulieren. Bitte. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (fortsetzend): Es ergeht der Aufruf an die Bundesregierung: "Show us the money!" Her mit den 1,2 Milliarden EUR für die Kinderbetreuung in Österreich! Danke schön. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Mag. Malle, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine Bekannte hat mir unlängst erzählt, ihr Sohn habe sie gefragt, warum denn heute kein Kindergarten sei und sie habe ihm daraufhin erklärt, der Ausfall sei wegen der Betriebsversammlung. Damit konnte das Kind natürlich noch nicht viel anfangen. Sie versuchte, es ihm kindgerecht zu erklären und sagte, damit sein Kindergarten besser werde. Er sah sie ziemlich verständnislos an und sagte: "Aber mein Kindergarten ist schon gut." Dass dies bei Kindern so ankommt, ist nur möglich, weil sehr, sehr viele engagierte Personen mit sehr viel persönlichem Einsatz die Defizite eines Systems auszugleichen versuchen, und das seit vielen Jahren. Bei den Betriebsversammlungen ist mir besonders ein Schild in Erinnerung geblieben, auf dem stand: "Ich kann nicht mehr." Dass Kinder davon nicht einmal etwas merken, weil die Professionalität und die Liebe zum Beruf und die Wärme den Kindern gegenüber das politische Versagen verstecken, ist ein unglaublicher Kraftakt. Mein Kollege Stadler hat es angesprochen: In all den Reden über Elementarpädagogik stecken viele gute Überlegungen, durchaus auch parteiübergreifend. Die Vorschläge dazu liegen seit Jahren auf dem Tisch und trotzdem geht zu wenig weiter. Woran liegt es, dass nichts weitergeht? Wovor fürchten Sie sich? Was im Kindergarten passiert oder nicht passiert, grenzt fast an Verantwortungsabgabe, in der Logik einer Organisation würde man Verantwortungsdiffusion sagen. Alle wissen, es muss sich etwas ändern, viele kennen den Weg dazu, und trotzdem geht kaum etwas weiter, weil die Verantwortlichkeiten auch schwammig werden und, manchmal auch ganz bewusst, niemand mehr hingreift. Ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht, ich muss es trotzdem noch einmal sagen: Kindergärten sind in der Länderkompetenz. Immer, wenn wir in Wien über Bildung, wenn wir über Schule und Kindergärten sprechen, Kollege Zierfuß hat es auch schon gesagt, hören wir von SPÖ und NEOS schon sehr oft: der Bund, der Bund, der Bund, der Bund. Eigentlich hört man meistens nur: der Bund. Das ist auch die nächste Verantwortungsdiffusion, es gibt immer einen Verantwortlichen bei Ihnen, und das ist der Bund. In einer komplexeren Koalition, als Sie in Wien sind, wurde im Bund gerade viel für die Elementarpädagogik ausverhandelt. Es ist Ihre Verantwortung, Herr Bildungsstadtrat, in den 15a-Verhandlungen das Beste für Wien herauszuholen. Es ist eigentlich auch ganz einfach, Kollege Stadler hat es gesagt: Sie machen das, was Sie in Wien machen müssen, wir machen das, was wir im Bund machen müssen. Ich darf Sie in dem Zusammenhang auch an die Ausbildungsoffensive erinnern, diese war erst heute wieder in den Medien. Es ist in der Tat ein Problem, dass viele erst gar nicht in den Job einsteigen. Das hat einerseits mit dem sozialen Prestige zu tun, andererseits natürlich auch mit der Bezahlung, wodurch sich, das ist kein Geheimnis, auch viele Männer gar nicht für den Beruf interessieren. Sicher hat es auch mit der mangelnden Wertschätzung zu tun, da sind wir uns ja alle einig, und mit dem jahrelangen Wegschauen auch seitens der Politik bei dieser Thematik. Bezüglich der Ausbildungsoffensive schauen wir im Bund nicht weg. Ich darf den zweisemestrigen Aufbaulehrgang, den Hochschullehrgang Elementarpädagogik erwähnen, der im Idealfall mehrere Hunderte AbgängerInnen pro Jahr schaffen wird. Ich darf an den Hochschullehrgang Inklusive Elementarpädagogik erinnern, der ab Herbst 2022 hoffentlich kommen wird, und ich darf auch die BAfEP erwähnen. Diesbezüglich gibt es sehr viel Lob in den Gesprächen mit LeiterInnen elementarer Bildungseinrichtungen. Diese Plätze, Sie haben es heute wahrscheinlich auf "ORF.on" gelesen, wurden für das Schuljahr 2021/22 aufgestockt, es wurden an 5 Standorten rund 150 neue Plätze geschaffen. In Wien haben wir von Anfang an unsere Oppositionsarbeit auch auf die Elementarpädagogik gelegt. Wir forderten schon einmal mehr Unterstützungspersonal für den Kindergarten, von Beginn an mehr Durchlässigkeit im Berufsfeld, die Kinderhöchstzahlen pro Gruppe zu senken, den Betreuungsschlüssel, der auch besser wird, wenn man mehr unterschiedliche Professionen im Kindergarten zulässt, zu verbessern. Wir bleiben auch heute bei unseren Forderungen. Wenn ElementarpädagogInnen einmal schreien, dass sie nicht mehr können, dann ist Gefahr in Verzug, dann ist Handeln dringend notwendig. Bis jetzt haben Sie als SPÖ und NEOS immer alles abgelehnt, was von uns kam. Ich habe auch die Idee dazu, dass es heute nicht anders sein wird, weil es von uns kommt. Damit ist keinem einzigen Kind geholfen, ist keiner Pädagogin geholfen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, qualitätsvolle Bildungs- und Betreuungsarbeit zu garantieren. In diesem Sinne: Bitte nicht nur reden, sondern tun! Sie haben unsere Unterstützung dabei. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Klika, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Julia Klika, BEd (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich freue mich sehr, dass ich trotz der emotionalen Stimmung hier heute als Zweitrednerin zu dem wahnsinnig wichtigen Thema sprechen darf, denn ich glaube, wir sind alle der Meinung, dass Bildung und die Entwicklung unserer Kinder essenziell sind. Bildung ist so unglaublich wichtig, und ich bin echt dankbar, in einem Land leben zu dürfen, in dem jeder Mensch ein Recht auf Bildung hat. Bildung aber beginnt ja nicht erst in der Schule. Bildung beginnt schon um einiges früher, und daher finde ich es so wichtig, dass wir heute in diesem Rahmen auch über Kindergärten sprechen. Im Bildungsbereich gibt es immer noch große Herausforderungen, und zwar leider nicht nur in der Schule, sondern das beginnt schon bei unseren Kleinsten. Der Kindergarten ist ein wesentliches Fundament für die Schule später, denn schon die Kindergartenzeit ist für die Entwicklung und die Zukunftschancen unserer Kinder entscheidend. Ich bin überzeugt davon, dass sich hier jeder von uns wünscht, dass unsere Kinder möglichst sorgenfrei und gut betreut aufwachsen und sich später an eine angenehme Kindergartenzeit zurückerinnern. Positive Erfahrungen und Geborgenheit sind vor allem in diesem Alter echt wichtig. Je wohler sich ein Kind im Kindergarten fühlt, je besser es sich entfalten und entwickeln kann, umso motivierter und freudiger wird es auch weiter in eine Schule gehen. Dazu aber gehört es, dass sich die Pädagoginnen und Pädagogen bei uns in Wien verstanden, wertgeschätzt und unterstützt fühlen. Wie wir schon gehört haben, haben 61 Prozent der Kinder in Wien eine andere Umgangssprache als Deutsch. Es kann natürlich nur von Vorteil sein, wenn man mehrere Sprachen spricht. Doch es ist so unglaublich wichtig, dass unsere Kinder perfekt Deutsch sprechen, vor allem auch, um ihren gewünschten Bildungsweg später bestmöglich verfolgen zu können. Ich erlebe es leider ganz oft auch in der Schule, dass Kinder weder ihre Muttersprache noch Deutsch einwandfrei beherrschen, und daran muss auf jeden Fall gearbeitet werden. Das wird aber nur möglich sein, wenn wir endlich unsere Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen und im Kindergarten kleinere Gruppen schaffen. Daher muss in Wien mehr in Kindergärten investiert werden und endlich etwas passieren. Es kann nicht sein, dass die Stadtregierung - wie bei der neuen Lehrerverteilung - schon wieder die Probleme von sich schiebt. Es geht immerhin um unsere Kinder, um unsere Zukunft. Tausende Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen gehen ja nicht einfach zum Spaß auf die Straße und fordern kleinere Gruppen und mehr Personal. Da muss man erkennen, wie frustrierend die aktuelle Situation für sie ist. Gerade Kinder in dem Alter brauchen mehr Unterstützung, mehr Aufmerksamkeit und eine Bezugsperson. Das wird in dieser Gruppengröße kaum möglich sein. Das sollten Sie sich endlich einmal zu Herzen nehmen und da wirklich etwas tun. Alles auf den Bund zu schieben, ist natürlich supereinfach, aber man muss dazusagen, wie es mein Kollege schon lautstark gemacht hat: Wir haben 1,6 Milliarden EUR investiert. Das ist ja nicht nichts, 1,6 Milliarden EUR ist ja doch eine große Summe. Es bringt hier einfach nichts, wenn wir ständig kritisieren und ständig beschimpfen. Wir sollten uns einfach für unsere Pädagogen einsetzen, die sich einfach tagtäglich in dem Job einsetzen, einen wertvollen Beitrag für unsere Kinder leisten und einfach tagtäglich alles geben. Legen wir gemeinsam den bestmöglichen Grundstein für die Pädagoginnen und Pädagogen und für die Kinder in Wien. Schaffen wir kleinere Gruppen, in denen sich jeder wohler fühlen würde. Schaffen wir bessere Rahmenbedingungen, bessere Arbeitsbedingungen für unsere Pädagoginnen und Pädagogen, und vor allem gerechte Förderungen für die privaten Betreiber. Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Oxonitsch, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Danke sehr, Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist ja für mich ein ein bisschen historischer Moment, dass man einer Einleitung von Herrn Maximilian Krauss, zumindest dem ersten Satz, zustimmen kann, und genauso auch einer Einleitung des grünen Vertreters. Daher möchte ich mich mit diesem ganzen 1,2-Milliarden-Desaster der ÖVP gar nicht mehr inhaltlich auseinandersetzen. Dazu ist viel gesagt worden, aber Einigkeit besteht auf jeden Fall darin, dass sich die ÖVP mit dieser Aktuellen Stunde tatsächlich nichts Gutes getan hat, und zwar nicht nur ihrer Bundespartei nicht, sondern auch tatsächlich sich selbst nicht. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund - und das ist durchaus eine Kritik, die für mich auch auf die Freiheitlichen zutrifft -, dass ich es ja schon interessant finde und es eigentlich auch als ein sehr durchschaubares Manöver empfinde, dass man plötzlich die Arbeitnehmerpartei im Bereich der Kindergärten wird, gerade von einer damals existierenden Koalition, die sich im Bereich der Arbeitnehmerfreundlichkeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Ich erinnere daran, was damals eigentlich alles zum Nachteil von ArbeitnehmerInnen - gegen den Widerstand der Gewerkschaft, als man nicht den Dialog gesucht hat - umgesetzt wurde: die Pensionsreform, die Hacklerregelung, die Abschaffung der Aktion 20.000, die 60-Stunden-Woche, et cetera. Hätten Sie der Gewerkschaft damals so viel Bedeutung zugemessen, wie Sie es jetzt hier rhetorisch tun, diese Republik würde ein wenig anders aussehen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Und ja, es gibt auch bei der Stadt als Arbeitgeber mit der Gewerkschaft Diskussionen. Ja, es gibt auch bei den Kinderfreunden zwischen den Betriebsräten und mir als Vorsitzendem Diskussionen - ich bin im Übrigen jetzt der Wiener Vorsitzende und nicht mehr der Bundesvorsitzende, aber egal -, ja, da haben auch wir Diskussionen. Na, selbstverständlich, das ist einmal so. Wenn man sich als Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegenüber sitzt, dann hat man Diskussionen, das ist eine Selbstverständlichkeit. So einfach wird es aber nicht sein, damit jetzt einen Keil in diese Koalition treiben zu können, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich wäre schon sehr dankbar, wenn man darauf hingewiesen hätte, was bei dieser Demonstration tatsächlich gesagt wurde. Nämlich: Ja, die Betriebsräte wünschen sich mehr als die 20 Assistenzstunden dazu, aber ja, diese Assistenzstundenerhöhung ist eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels Kind und Betreuungsperson, die maßgeblich ist, und sie ist vor allem eine Erhöhung des Personals vor Ort in der Gruppe von 25 Prozent. Das muss man sich einmal vorstellen: Tatsache ist, der Betreuungsschlüssel in der Gruppe direkt vor Ort beim Kind wurde um 25 Prozent verbessert. Warum nur die AssistentInnen? Schlicht und ergreifend, das ist kein Pingpongspiel, sondern eine Frage der Zuständigkeit. Liebe GRÜNE, da habt ihr noch viel zu tun, auch gemeinsam mit der ÖVP viel umzusetzen, worauf wir seit Jahren - ich zumindest einmal seit 15 Jahren - hier immer wieder hinweisen. Ohne eine Verbesserung in der gesamten Ausbildungssituation und ohne eine maßgebliche Erhöhung der Kapazität in diesem Bereich können wir da herinnen über alles philosophieren, über kleinere Gruppen, über eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels. Wir können über alles philosophieren, aber wenn das Personal nicht da ist, nicht ausgebildet wird - das ist eindeutig die Zuständigkeit des Bundes, eindeutig die Zuständigkeit des Bundes! -: Es ist angebracht, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Wien da sogar etwas Eigenes leistet. Wien ist das einzige Bundesland, das überhaupt eine eigene Schule in einem Bereich betreibt, in dem es überhaupt nicht zuständig ist. Es ist im Bereich der BAKIPs, oder der BAfEPs, wie es jetzt heißt, einfach eine dringende Notwendigkeit. Ganz egal, in welchem Ausbildungsmodell, wir müssen es intensiv erhöhen und da sind Sie in der Pflicht. So lange können wir über all die Verbesserungsmaßnahmen, die auch heute in vielen Anträgen verlangt werden, gar nicht diskutieren, weil es das Personal dafür nicht gibt. Ich erinnere mich noch an viele Diskussionen hier herinnen, als wir, damals in rot-grüner Koalition, gerade diese Ausbildung auf Kollegmodule umgebaut und umgestellt haben, um sicherzustellen, dass mehr Menschen - in erster Linie leider Frauen, aber gerade über dieses Ausbildungsmodell auch etwas mehr Männer - in diesen Beruf einsteigen, und nicht mit 15 eine Entscheidung treffen sollen, wenn ja von Anfang an klar ist, dass man mit 19 manches anders sieht. Also ich habe es so gemacht, und ich nehme es auch jemandem, der jetzt in eine BAKIP oder eine BAfEP geht, nicht übel, dass er sich mit 15 für einen Beruf entscheidet und dann mit 19 vielleicht doch etwas anderes tun will. Das hat noch nicht automatisch mit Arbeitsbedingungen zu tun, sondern das ist eine ganz normale Entwicklung von jungen Menschen. Daher haben wir das damals umgestellt, und ich bin von der ÖVP an vorderster Front, aber auch von der FPÖ sehr kritisiert worden, dass wir dieses fünfjährige Modell mit der Matura umgestellt haben und weniger Klassen und mehr in das Kollegmodell hineingetan haben. Nach ein paar Jahren ist dann auch Gott sei Dank unter ÖVP-Verantwortung nachgezogen worden. Das war eine ganz wichtige Maßnahme, und daher mein großer Appell: Baut endlich ein paar BAKIPs in dieser Stadt, sonst werden alle eure Forderungen nur Lippenbekenntnisse bleiben, meine sehr verehrten Damen und Herren! Eine Anmerkung noch zum Schluss: Wir brauchen ein bundeseinheitliches Rahmengesetz, und ich sage Ihnen, ich sehe die damaligen Verhandlungen mit Familienminister Mitterlehner, bei denen wir relativ weit für ein bundeseinheitliches Rahmengesetz waren, gerade angesichts all dieser Chat-Nachrichten, die wir kennen, in einem etwas anderen Licht, und wer die möglicherweise auch noch verhindert hat. Danke schön. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Gemeinderat, ich darf noch ersuchen zu desinfizieren. Danke schön. Die Aktuelle Stunde ist damit beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 14, des GRÜNEN Klubs im Rathaus 5 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 5 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von den Gemeinderäten Ellensohn, Dipl.-Ing. Margulies, Mag. Huemer, Mag. Berner, Spielmann, Stadler wurde eine Anfrage an den Herrn Bürgermeister betreffend "Inseratenkorruption und frisierte Umfragen stoppen, keine Inserate für Medien, die - bei aller Unschuldsvermutung - unter dem dringenden Tatverdacht von Korruption und Bestechung stehen" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Ich darf Sie auch davon informieren, dass einige Teile der Anfrage nicht zulässig sind. Die Klubs wurden gestern auch darüber schriftlich informiert. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 1 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 18 Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden die Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat ein Ersuchen an den Stadtrechnungshof gemäß § 73e Abs. 1 der Wiener Stadtverfassung betreffend Bestandsverhältnisse der Stadt Wien und ihren Unternehmungen mit politischen Parteien eingebracht. Dieses Prüfersuchen wurde an den Stadtrechnungshof weitergeleitet. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 1, 3, 5, 10, 16, 18, 20, 23 bis 26 und 29 bis 34 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 6 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 6, 9, 2, 4, 7, 11, 12, 13, 14, 15, 17, 19, 21, 22, 27, 28 und 35. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr Postnummer 6 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Förderungsmaßnahme "Gründungsstipendium". Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Ludwig-Faymann, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss, und ich erteile es ihm. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In den vergangenen eineinhalb Jahren, in denen wir unter der Pandemie gelitten haben, in denen aber in erster Linie auch viele Unternehmer unter falschen Maßnahmen der Bundesregierung, aber auch der Landesregierung gelitten haben, hat es viele Unternehmen, viele Betriebe und damit auch viele, viele Angestellte massiv wirtschaftlich gebeutelt. Viele Unternehmen stehen ja auch jetzt noch vor dem Konkurs, vor drohenden Insolvenzen, denn es wurden über Monate und Jahre Zahlungen gestundet, es wurden Zahlungen aufgeschoben, es wurde ermöglicht, Zahlungen später zu tätigen. Irgendwann aber müssen Kredite zurückgezahlt werden, irgendwann müssen geschuldete Zahlungen beglichen werden, und irgendwann müssen diese Dinge auch fällig werden. Es gibt ein interessantes Interview des Geschäftsführers des Kreditschutzverbandes, Karl-Heinz Götze. Er sagt, dass wir in Österreich, aber im Speziellen in Wien vor einem wirtschaftlichen Fiasko stehen werden, wenn viele Kredite endfällig werden. Er sagt, dass es Nachzieheffekte in allen Bundesländern geben wird, aber dass das Insolvenzniveau in Wien am höchsten sein wird. Das zeigt, dass die Belastungen, die die Stadtregierung in Wien gesetzt hat und die nicht vorhandenen Wirtschaftshilfen in Wien am stärksten ausgeprägt waren. Und das zeigt, dass es jetzt dringendsten Handlungsbedarf in Wien gäbe, möglichst viele Unternehmen zu retten, sie wirtschaftlich zu unterstützen und nicht weiter finanziell auszubeuten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wäre an der Zeit, die Unternehmen, die Wirtschaftstreibenden in Wien zu unterstützen. Es wäre an der Zeit, sie zu entlasten und nicht weiter zu belasten. Denn während die Strom- und Gaspreise aktuell exorbitant steigen, plant die Bundesregierung ja auch ab 2022 mit einer neuen CO2-Steuer eine weitere Belastung, und die Stadt Wien greift mit dem Valorisierungsgesetz den Wienerinnen und Wienern, aber natürlich auch den Wiener Unternehmen weiter tief in die Tasche. Die Unternehmen leider unter dieser Preistreiberei, die in Wien in weiten Teilen hausgemacht ist, und ich sage Ihnen, es wäre nicht notwendig, jetzt weitere Millionen in die Wiener Wirtschaftsagentur zu pumpen, die ja in vielen Bereichen auch massiv für Geldverschwendung kritisiert wird. Nein, es wäre nicht notwendig, weitere Millionen in ausgelagerten Betrieben in Inserate zu pumpen, die höchst fragwürdig sind. Nein, es wäre nicht notwendig, weiter Millionen in eine sinnlose Willkommenskultur zu pumpen. Nein, es wäre an der Zeit, Transparenz walten zu lassen und die Wiener Steuergelder wieder bei den Wienerinnen und Wienern und bei den Wiener Unternehmen ankommen zu lassen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, man schikaniert ja auch die Wirte, die Friseure und die Veranstalter in Wien mit einer 2- und 2,5-G-Regel. Man hat damit ja auch im Sommer in vielen Bereichen eine Stadtflucht erreicht, als Familien lieber nach Niederösterreich ins Schwimmbad gefahren sind, als Jugendliche sich lieber in Niederösterreich in Lokalen getroffen haben und als diese Finanzmittel so natürlich durch Ihre falschen Maßnahmen aus der Stadt heraus und hinein ins Wiener Umland getrieben wurden. Ich sage, jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, endlich diese schikanöse 2G-Regel in Wien zu beenden. Wir werden auch einen entsprechenden Antrag einbringen, um wieder für Wettbewerbsgleichheit der Wiener Betriebe mit niederösterreichischen Betrieben zu sorgen und nicht unsere Konsumenten, unsere Wienerinnen und Wiener, ins Stadtumland zu verdrängen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir werden aber auch für den privaten Bereich Anträge einbringen, um der sozialen Kälte, die ja von der Stadtregierung in vielen Bereichen ausgeht, entgegenzuwirken, einer sozialen Kälte, die sich ja bis in die Haushalte hineinzieht, für die Lebensmittel in Wien immer teurer werden, für die Kleidung immer teurer wird, für die die Inflation in den letzten Jahren massiv angezogen hat und wo die Stadtregierung trotzdem keinerlei Maßnahmen gesetzt hat, um die Wienerinnen und Wiener finanziell zu entlasten. Nein, ganz im Gegenteil, es werden auf den unterschiedlichsten Regierungsebenen - sei es die Bundesregierung oder sei es die Landesregierung - weitere Maßnahmen beschlossen, um die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler weiter abzuzocken. Ich denke da beispielsweise an die Erhöhung der GIS-Gebühr, bei der in einer völlig absurden Art und Weise für einen ORF, der von den meisten Menschen ohnehin nicht mit einer Zwangsgebühr bezahlt werden möchte, jetzt noch einmal tiefer in die Tasche der Gebührenzahler gegriffen wird. Es gibt da eine gute Maßnahme im Burgenland, aber auch in Oberösterreich und in Vorarlberg, wo man die Landesabgabe der GIS gestrichen hat, wo man die Menschen pro Monat um einige Euro erleichtert und sagt, für diesen ORF sackeln wir euch nicht noch einmal mit einer eigenen Landesabgabe aus. Wir bringen daher einen Antrag ein, die GIS-Landesabgabe auch in Wien zu streichen und da eine konkrete Entlastungsmaßnahme zu setzen, die natürlich in erster Linie für Geringverdiener und Pensionisten spürbar wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe gestern mit einem Trafikanten gesprochen, der auch Postpartner ist und der mir erzählt hat, dass zu ihm auch viele Leute kommen, um Geld zu beheben, um ihre Pensionen teilweise zu beheben. Der sagt mir, ab dem 20. des Monats - gestern war der 27. - kommen in erster Linie Leute, die fragen: "Wie viel habe ich noch am Konto?" Er sagt ihnen dann oft: "15 EUR, 22 EUR." Das sind Menschen, die ihm dann sagen, sie wissen überhaupt nicht mehr, wie sie die letzten Tage des Monats durchkommen sollen. Gerade diese Leute, die nur noch so wenig am Monatsende haben, belasten Sie weiter mit einer Erhöhung der Kanalgebühren, belasten Sie weiter mit einer Erhöhung der Müllgebühren, mit einer Erhöhung der Wassergebühren und jetzt auch noch auf Bundesebene mit einer absurden Ökosteuer. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein paar Euro GIS-Abgabe streichen, klingt vielleicht für Sie lächerlich, für genau diese Leute würde es eine echte Erleichterung, eine echte Verbesserung bringen. Ich ersuche Sie, vielleicht wirklich noch einmal in sich zu gehen, ob man diesem Antrag, einem völlig überfinanzierten ORF etwas wegzunehmen und Bedürftigen etwas zuzuschießen, nicht zustimmen könnte. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt auch in Frankreich seit vergangener Woche eine sehr, sehr gute Maßnahme, die wir in Österreich, aber vielleicht auch in Wien umsetzen könnten, nämlich eine Preisbremse bei Gas und Strom. In Frankreich wurde jetzt festgesetzt, dass es bis zum Monat April eine Deckelung bei diesen Gebühren gibt, dass gewisse Preise nicht überstiegen werden dürfen. Ich sage, eine derartige Maßnahme auch in Wien und in Österreich umzusetzen, würde die Bevölkerung tatsächlich entlasten, und nicht mit einer absurden, sogenannten ökosozialen Steuerreform, die in Wahrheit in keinster Weise sozial ist, den Menschen noch tiefer in die Tasche zu greifen. Denn was wird diese sogenannte Steuerreform bewirken? Sie wird den über 900.000 Haushalten in Österreich, die mit Erdgas heizen, Preissteigerungen von über 90 EUR pro Jahr bringen. Sie wird den Menschen, die auf ihr Auto angewiesen sind, ab Juli 2022 Erhöhungen bei Benzin und Diesel bringen, und das, obwohl wir ja ohnehin jetzt schon ohne diese asoziale Reform bei Rekordabgaben sind und Diesel und Benzin so teuer sind, wie es schon lange nicht mehr der Fall war. Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Ökokeule CO2-Steuer ist mehr als unsozial und belastet die Menschen, die auf das Auto angewiesen sind oder die auch einfach nur im Winter auf ihre Heizung mit Öl und Gas angewiesen sind, mit enormen Mehrgebühren. Das ist in dieser Form nicht sozial und das ist ungerecht, da wir ja gerade in Wien auch eine extrem hohe Zahl an Mieterinnen und Mietern haben, die in Wohnungen wohnen, die mit Gas geheizt werden, und die sich überhaupt nicht aussuchen können, ob sie da eine Veränderung herbeiführen wollen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir stellen daher heute mehrere Anträge, um konkrete Entlastungsschritte zu setzen, um den Wiener Heizkostenzuschuss mit bis zu 300 EUR wieder einzuführen, um die GIS-Landesabgabe zu streichen und da mit einigen Maßnahmen an Schrauben zu drehen, um die Wienerinnen und Wiener zu entlasten. Ich hoffe auf Ihre Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Im Gegensatz zu meinem Vorredner möchte ich tatsächlich auf das Poststück eingehen, nämlich auf das GründerInnenstipendium, das wir als Stadt Wien neu ins Leben gerufen haben, und ich bin tatsächlich begeistert, dass es dieses Stipendium in Zukunft geben wird. Es ist - ich weiß nicht, wer von Ihnen schon einmal ein Unternehmen gegründet hat - tatsächlich eine schwierige Herausforderung, vor allem, wenn man diese Unternehmung, sich selbstständig zu machen, aus der Erwerbstätigkeit heraus wagt. Wien ist ja mit knapp 9.000 Gründungen pro Jahr schon Spitzenreiter in Österreich, aber genau da muss man ansetzen, denn da entstehen die Arbeitsplätze der Zukunft und genau da entstehen auch ein Unternehmertum und eine Erneuerung und dermaßen ein Impuls am Markt, wie wir sie als Stadt weiter fördern wollen. Von der Idee bis hin zur tatsächlichen Gründung gibt es aber natürlich Hürden, und genau da setzen wir an. Die Hürden sind eigentlich immer dieselben. Es sind zwei Faktoren: Es ist der Faktor Zeit und es ist der Faktor Geld. Derzeit gibt es ja vom AMS die Unterstützung "nur" für Menschen, die sich selbstständig machen, die auf Arbeitssuche sind. Was aber ist mit all den Menschen, die eine gute Idee für ein Projekt haben, aber erwerbstätig sind? Was ist mit denen? Die haben im Moment überhaupt kein Sicherheitsnetz. Genau dieses Sicherheitsnetz wollen die Stadt Wien und die Wiener Wirtschaftsagentur mit diesen GründerInnenstipendium schaffen, indem wir sagen, man hat bis zu einem halben Jahr Zeit, seine Idee weiterzuentwickeln, sie zu formen, sie in einen Trichter zu bringen und tatsächlich in die Gründung zu kommen. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung erzählen, das ist nicht einfach. Als ich vor 17 Jahren mein Unternehmen gegründet habe, bin ich auch aus einem gutbezahlten Job raus gekommen. Ich habe die Entscheidung getroffen, mich selbstständig zu machen und habe plötzlich kein Einkommen mehr gehabt. Man hat natürlich die Möglichkeit, zum AMS zu gehen, aber dann denkt man sich: Uh, bis jetzt habe ich immer gearbeitet, macht sich das gut im Lebenslauf? Damals war das noch so, da ist man teilweise sogar stigmatisiert worden, wenn man bewusst in die Arbeitslose gegangen ist, wenn man bewusst diese Unterstützung angenommen hat, und das war schwierig. Ich habe den Weg nicht gewählt, ich bin hergegangen und habe mir selbst einen Mindestlohn ausbezahlt, der damals definitiv unter der Arbeitslosen war und habe gekämpft. Und man kämpft ums Überleben. Genau diesen Faktor wollen wir mit dem GründerInnenstipendium bekämpfen. Es geht nicht darum, Menschen in irgendeiner Art und Weise zu unterstützen, die sagen, okay, ich hole mir da jetzt einmal eine Kohle ab, um eine Idee zu spinnen. Sondern es geht darum, die Leute, die eine Idee haben, zu unterstützen, diese Hürde zu nehmen, dieses Zurückschrauben beim eigenen Lebensstandard, wenn man in die Selbstständigkeit geht. Da wollen wir entgegenwirken, und das ist extrem wichtig. Ein weiterer Faktor, dem wir im Detail entgegenwirken sollen: Was ist, wenn mehrere Leute zusammen eine Idee haben? Das ist bisher auch nicht möglich, die müssten dann auch alle in die Arbeitslose gehen. Das ist natürlich auch nicht der Weg. Deswegen fördern wir im GründerInnenstipendium Teams von bis zu drei Personen, die ein halbes Jahr lang dieses Sicherheitsnetz haben. Diese Initiative ist tatsächlich extrem wichtig. Wir freuen uns sehr, dass das in die Kraft kommen wird. Weitere Details zu dem Programm wird Kollegin Emmerling noch erklären, aber ich will so viel vorweg sagen: Ich finde, das ist eine der wichtigsten Initiativen, die wir in dieser Stadtregierung wirtschaftspolitisch bisher geschaffen haben. Ich freue mich, dass wir natürlich auch die ganze Start-up-Szene mit hineinbringen, aber es soll nicht heißen, dass da nur hochkomplexe Ideen gefördert werden, sondern dass sich wirklich jeder Gründer bewerben kann, eine Jury wird dann entscheiden. Wir kommen da, glaube ich, mit 1 Million EUR, die wir dem Markt sozusagen geben oder die wir diesen potenziellen GründerInnen zur Verfügung stellen, in eine Größenordnung, wo dieser erste Versuch hoffentlich auch gut angenommen wird, und ich hoffe, er wird sehr, sehr gut angenommen. Last but not least möchte ich trotzdem ein wenig auf meinem Vorredner eingehen, der mehrfach betont hat, dass die Stadt Wien in der Pandemie nichts für die Wiener Wirtschaftstreibenden getan und sie nur belastet hat. Ich möchte schon einmal sagen, dass allein die Wirtschaftsagentur 20 verschiedene Förderungen für diverse Branchen auf den Markt gebracht hat, die alle durchwegs eine sehr, sehr hohe Förderquote hatten und gut angenommen wurden. Zum Ersten. Und zum Zweiten: Bei allen Gebrauchsabgaben haben wir Stundungen, haben wir Erleichterungen von bis zu 90 Prozent gemacht. Wir haben bei den Schanigartengebühren extrem entlastet beziehungsweise befreit und das noch fortgezogen, dass es einfacher zu genehmigen ist. Sich also hier herauszustellen und zu sagen, die Stadt Wien hat in der Pandemie nichts für die Wiener Wirtschaftstreibenden getan, empfinde ich tatsächlich als massiv falsch. Das empfinde ich als eine Polemik, die in Zeiten wie diesen definitiv nicht angebracht ist. Man kann kritisieren, man kann alles sachlich kritisieren, aber einfach zu sagen, es ist nichts passiert, liebe FPÖ, ist definitiv der falsche Weg. Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Gemeinderat, ich darf ersuchen, das Pult zu desinfizieren. Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Arsenovic, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte KollegInnen! Werte ZuseherInnen via Livestream! Ich weiß natürlich, ihr habt in der Präsidiale ausgemacht, dass man zum Schwerpunkt alles sagen darf. Ich werde jetzt trotzdem nicht über ORF und GIS-Gebühren sprechen, sondern ich werde es wie Kollege Ornig handhaben und beim Poststück und bei der Wirtschaftsagentur und bei der Wiener Wirtschaftshilfe bleiben, denn, und da muss ich Kollegen Ornig auch recht geben: Die Wiener Wirtschaftsagentur fördert sehr, sehr gut und hat in den letzten Jahren, vor allem in den letzten 18 Monaten, sehr, sehr gut gefördert. Sie fördert lokale und internationale Unternehmungen in allen Phasen ihrer geschäftlichen Entwicklung, sowohl bei unternehmerischen Fragestellungen als natürlich auch bei Haftungen und bei finanziellen Förderungen. Internationale Unternehmen werden zum Beispiel besonders gefördert, indem man einen Schwerpunkt setzt und ihnen hilft, einen geeigneten Standort in Wien zu finden. Alle, die ein Unternehmen gründen wollen, aber auch Start-ups, Einzelunternehmer, KleinstunternehmerInnen, mittlere Unternehmen, egal, ob aus dem In- oder Ausland, auch große Konzerne erhalten bei der Wirtschaftsagentur die Informationen, die sie benötigen. Sie erhalten Finanzierungen, sie erhalten sonstige Förderungen und sie erhalten, wie Kollege Ornig erwähnte, auch Gründerstipendien. Das bedeutet in normalen Jahren zirka 500 bis 600 Anträge pro Jahr mit einem Fördervolumen von zirka 31 Millionen EUR, die wiederum ein Investitionsvolumen von zirka knapp 200 Millionen EUR auslösen. Wie gesagt, das passiert in einem normalen Jahr. Ich war, so wie Markus Ornig, auch verwundert, denn ihr seid auch im Beirat der Wirtschaftsagentur und ihr kennt die Zahlen. Deswegen ist diese Aussage, dass da nichts passiert, komisch, weil gerade in dieser Corona-Zeit sogar um einen Faktor 10 - um einen Faktor 10! - mehr Unternehmen gefördert worden sind als sonst. Das heißt, es waren sogar über 5.000 Unternehmen, die in der Krise Förderungen erhalten haben. Gleichzeitig haben die MitarbeiterInnen der Wirtschaftsagentur Wien fast 40.000 Anfragen per Telefon und per E-Mail erledigt, größtenteils im Homeoffice. Unternehmen konnten dadurch proaktiv investieren und sie konnten sich trotz Corona für die Zeit danach fit machen. Die Bundesförderungen, die in der Regel ebenfalls sehr, sehr gut waren, wurden dort, wo es notwendig war, sinnvoll ergänzt. Was auch wichtig ist: Die Hilfe erfolgte sehr, sehr rasch, in den meisten Fällen auch sehr unkompliziert. Auch die Förderquote war sehr hoch, in vielen Fällen sogar bis zu 75 Prozent. Deswegen möchte ich mich jetzt wirklich ausdrücklich bei Gerhard Hirczi und dem gesamten Team der Wirtschaftsagentur Wien für dieses großartige Engagement, vor allem in den letzten 18 Monaten, ganz herzlich bedanken. Positiv sehe ich natürlich auch die laufenden EPU-Förderungen, auch die von uns schon lange geforderte Klubkulturförderung, die es gibt, aber auch die seit der Eröffnung des Technologiezentrums Wien der Wirtschaftsagentur Wien in der Seestadt Aspern über 300 angesiedelten Unternehmungen, hauptsächlich im Bereich Hightech und Biotech. Die brauchen übrigens keine Autobahn vor der Haustüre, um in der Seestadt Aspern erfolgreich zu wirtschaften oder zu forschen, ich sag's nur an dieser Stelle. Auch die mittlerweile größte mitteleuropäische Start-up-Veranstaltung, die ViennaUP, sehe ich sehr, sehr positiv, weil das Feedback aus dieser Zielgruppe wirklich sehr gut ist. Deshalb hier meine Bitte: Diese Start-up-Messe, diese ViennaUP, unbedingt auch 2022 weiter machen, natürlich analog, wenn es geht. Noch lieber wäre es uns, wenn wir das zu einer dauerhaften Einrichtung machen. Ich glaube, dafür haben wir Verbündete, und da werden wir dran bleiben. Wir müssen wirklich alles unternehmen, für mich fast ein Gebot der Stunde, dass wir Wien auch im Bereich Start-up zu einer europäischen Hauptstadt machen. Damit bin ich auch schon bei der mit Abstand größten Herausforderung unserer Zeit, bei der größten Herausforderung, der wir uns alle werden stellen müssen, bei der größten Herausforderung, der sich natürlich auch die Wiener Wirtschaftsförderung wird stellen müssen. Ich kann mich hier nur wiederholen: Machen wir Wien zur Klimahauptstadt, fördern wir noch stärker als bisher den Umstieg auf erneuerbare Energien und nutzen wir vor allem auch den Markt, der dadurch entsteht! Werden wir Forschungsweltmeister auf diesem Gebiet, unterstützen wir Unternehmungen und auch Organisationen, die sich zum Beispiel mit dem Thema beschäftigen: "Wie bringe ich wieder mehr Wasser in den öffentlichen Raum?" Unterstützen wir auch Firmen, Unternehmungen, aber auch sonstige zivilrechtliche Organisationen, die sich mit dem Thema "Wie begrüne ich die Stadt mehr, wie kühle ich sie besser ab?" beschäftigen, damit sich die Bewohnerinnen und Bewohner eben wieder wohler fühlen und damit, und das ist auch ganz wichtig, noch in zehn Jahren TouristInnen lieber nach Wien als in den kühlen Norden kommen. KünstlerInnen drängen nach Paris, KöchInnen auch, ModedesignerInnen wollen nach Mailand, aber jeden und jede, die auf dem Gebiet Klimaschutz forscht oder plant, sich selbstständig zu machen, ein Start-up zu gründen, muss es zukünftig nach Wien ziehen. Deshalb brauchen wir auch eine Start-up-Messe, die ViennaUP. Wir müssen noch stärker als bisher für Infrastruktur, für Geschäftsräume für diese Menschen sorgen. Es braucht eine noch stärkere Willkommenskultur für ExpertInnen aus dem Inland und dem Ausland. Und Wien kann, nein, Wien muss hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Von daher begrüße ich natürlich auch die Eröffnung des Business Immigration Office - StR Wiederkehr hat es bei der Anfragebeantwortung heute erwähnt -, eine erste Anlaufstelle für Menschen aus Drittstaaten, die in Wien einer Erwerbstätigkeit nachgehen wollen, eine Zusammenarbeit von Wirtschaftsagentur Wien, dem AMS Wien und der MA 35. Wenn ich MA 35 sage, sage ich das jetzt wirklich, wirklich ohne Polemik: Ich wünsche mir sehr, weil es wirklich wichtig ist, dass StR Christoph Wiederkehr das gut hinbekommt. Es wäre so wichtig. Wir brauchen diese Willkommenskultur für Talente und für Fachkräfte, und wir müssen einfach alles tun, um da viel besser zu werden als bisher und die Abläufe einfach noch zu optimieren. Aufenthaltstitel, Beschäftigungsrecht, Rot-Weiß-Rot-Karte, Gewerbeschein, Standortförderung, Bildungseinrichtungen: All das sollte unter einem Dach möglich sein, natürlich auch für Unternehmerinnen und Unternehmer und Start-ups. Von dieser Bündelung der Abläufe werden nicht nur die KundInnen, sondern ganz, ganz sicher insbesondere auch der Wirtschaftsstandort Wien ganz stark profitieren, davon bin ich 100-prozentig überzeugt. Werte KollegInnen, wir GRÜNE stehen wirklich jederzeit, ich stehe jederzeit - egal, wie die innenpolitische Lage gerade ist, auch über alle Parteigrenzen hinweg - mit unserem Engagement und auch mit unserer Expertise, was EPUs, was Kleinstbetriebe und was speziell auch Start-ups betrifft, für eine nachhaltige und zukunftsfitte Wiener Wirtschaft zur Verfügung. Ich freue mich, wenn wir es hier in diesem Haus gemeinsam schaffen, auch weiterhin neue, großartige Erfolgsgeschichten am Wirtschaftsstandort Wien möglich zu machen. Danke für eure Zeit. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Kriz-Zwittkovits, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und auch via Livestream! Ich möchte nun auch einige Anmerkungen zum gegenständlichen Poststück 6 betreffend die Fördermaßnahme des Gründungsstipendiums machen. Dieses Stipendium umfasst ja 1 Million EUR und hat also verschiedene Zielgruppen, um in weiterer Folge auch die Start-up-Szene weiter zu beleben. Es handelt sich bei dieser Fördermaßnahme um eine Maßnahme der Wirtschaftsagentur Wien - das haben wir heute schon einige Male gehört - und soll zur Stärkung, Belebung und Weiterentwicklung des Standortes dienen, wie so viele andere Maßnahmen auch. Die Aufgabe der Wirtschaftsagentur ist es, betreffend standortrelevante Fragen klare Definitionen zu schaffen. Es geht um die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen, um den Wirtschaftsstandort Wien zu stärken und nachhaltig zu entwickeln und im konkreten Fall Unternehmensgründungen zu unterstützen. Dabei ist die Wirtschaftsagentur Wien dem Standort verpflichtet und richtet ihr Handeln danach aus, diesen Standort national und international zu fördern und, was Innovationen anbelangt, da auch eine Führungsrolle einzunehmen. Im Fokus stehen Smart-City-Konzepte, alle Aspekte von Wirtschaft und Innovation, Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Wohlstand und Sicherheit. Nun, es wurde von meinen Vorrednern schon einiges betreffend die Wirtschaftsagentur und die Projekte erwähnt. Ich darf hier in diesem Zusammenhang auf den Tätigkeitsbericht 2020 verweisen, der ganz klar auch die Innovationsleistungen auflistet. Dazu vielleicht noch ein paar Zahlen, die bei den Vorrednern noch gefehlt haben: Im vergangenen Jahr wurden 4.332 Projekte gefördert. Das ergab ein Volumen von 32 Millionen EUR, was in weiterer Folge wieder ein Investitionsvolumen von 62 Millionen EUR ausgelöst hat. Ergänzend - Herr Kollege Arsenovic hat dazu auch schon einiges gesagt - wurde noch in Forschung, Innovationstandort und Struktur und in die Kreativwirtschaft investiert. Das ergab knapp 58 Millionen EUR mit einem Impulseffekt für 163 Millionen EUR Investitionsvolumen. Weitere Details können Sie auch der Homepage entnehmen, auf der wirklich alles wunderbar aufgelistet ist. Es sind maßgeschneiderte Förderungen, die es in großer Anzahl gibt. Ich darf aktuell auf eine Fördermaßnahme zu sprechen kommen. Für den U-Bahn-Bau, der jetzt beim Handel bei den stationären Geschäften große Probleme aufwirft, gibt es Soforthilfemaßnahmen mit Mietkosten- und Initiativprojekten, die unterstützen sollen. Maßgeschneiderte Maßnahmen sollen Unternehmen also vor allem auch zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen, und daher gibt es eben ein sehr breites Programm von Maßnahmen, einerseits, was die Betriebsgröße anlangt, also EPUs, KMUs und GmbHs, aber auch Maßnahmen, die vor allem unterschiedliche Projekte und Zielgruppen angehen sollen. Die Förderinstrumente sollen aber allesamt einen Anreiz geben. Trotz einer sehr hohen Gründungsdynamik, die wir in Wien haben, gibt es noch hohes Potenzial bei diesen Gründungsideen, und dazu soll dieses Stipendium auch dienen. Ich darf vielleicht noch präzensieren: Dieses Stipendium beträgt in der Gesamtsumme 1 Million EUR, wovon 180.000 EUR im personellen und organisatorischen Aufwand zu Buche schlagen. Gegenstand dieses Wettbewerbs - und das ist die große Unterscheidung zu anderen Fördermaßnahmen, die wir haben - ist, dass die Personen, die Zielgruppen noch nicht erwerbstätig waren. Es sind also nicht solche Aussteiger, die bereits aus der Berufstätigkeit zu gründen beginnen, nein, es sind Damen und Herren, die noch nicht berufstätig waren und daher auch keinen Anspruch auf Unterstützung durch das AMS haben. Diesen Personen soll das ausgeschriebene Gründungsstipendium den Schritt in die Vorgründungsphase erleichtern. Die Idee dahinter ist, dass wir vor allem aus den Schulen, aus den höheren Schulen Damen und Herren gewinnen können, die Ideen haben, die aber weder das Geld noch die Zeit haben, das eigenständig umzusetzen. Die Idee ist, diese in der Gründungsphase zu unterstützen. Natürlich ist es auch Sinn und Zweck, diese dann in eine Unternehmensgründung überzuführen, aber primär soll es für diese Zielgruppe gelten. Die Start-up-Szene ist vor allem männlich dominiert, und hier liegt ein weiterer Aspekt, der mir persönlich besonders wichtig ist, indem wir bei diesem Projekt bei diesen Stipendien auch großes Augenmerk auf die Ausgewogenheit zwischen Gründerinnen und Gründern legen. Die einreichbaren Gründungsideen - in dem Fall müsste man noch Vorhaben sagen - sollen also hinsichtlich Umsatzentwicklung und Beschäftigung wachstumsorientiert und skalierbar sein. Es muss hier also schon effektiv etwas da sein, was auch zu bewerten ist und einen ersichtlichen Innovationsgehalt aufweist. Die Teilnahme ist an sehr strenge Kriterien gebunden, Sie können das alles sehr gut nachlesen. Im Wesentlichen sind es zwei Schienen, zwei Säulen, die verfolgt werden. Das eine ist eine Unterstützung für 6 Monate zu je 1.300 EUR Stipendiumsbetrag. Aber die zweite Säule ist auch eine Unterstützung im Weiterbildungs- und Vernetzungsmaßnahmenbereich. Dazu gibt es dann auch in einem mehrstufigen Verfahren ein entsprechendes Controlling, Coaching und Monitoring, sodass auch da entsprechend ein Output aus diesem Stipendium herauskommen sollte. Es wurde von meinem Vorredner auch schon angesprochen: Es kann auch erstmalig in Teams gearbeitet werden, dabei werden drei Personen gefördert. Um Ihnen einen Überblick zu geben: 1 Million EUR klingt natürlich sehr viel. Rechnen wir die 180.000 jetzt einmal ab, die quasi für die Bearbeitung und für den Aufwand abzuziehen sind, so kann man sagen, pro Person wären es 7.800 EUR Fördermaßnahme, in den Teams sind es 23.400 EUR Fördermaßnahmen. Wenn man das im Schnitt rechnet, kann man sagen, dass an die 50 Projekte gefördert werden können, denn die Teams sind mit 15 limitiert. Es geht relativ bald los, ab 1. November könnten - vorausgesetzt, dass die Gremien entsprechende Zustimmungen geben - die Bewerbung und dann in der Folge die Auszahlung schon in Schwung gebracht werden. Ziel dieses Vorhabens ist es, noch einmal zusammengefasst, Impulse zu setzen, Gründungsideen von jungen Menschen zu realisieren. Es ist also das, was wir brauchen, auch hier mit den neuen Ideen, einer Gründungswelle und einer gewissen Dynamik einen Beitrag zur Strukturverbesserung zu leisten. Ein wichtiger Punkt - und damit komme ich auch schon zu meinen beiden Anträgen - ist allerdings folgender: Die Qualität und die Attraktivität eines Standortes haben auch noch andere Parameter, die zu berücksichtigen sind. Ein wesentlicher Parameter ist die Kostenbelastung, die in weiterer Folge mit einer Betriebsführung verbunden ist. Das ist einerseits für den Gründer, aber auch für bestehende Betriebe interessant. Da haben wir im Moment eine sehr kontroverse Situation zu bewältigen. Wir alle haben heute und auch schon in den letzten Sitzungen einige Male über das Valorisierungsgesetz und über diese drohende Belastung von 5,2 Prozent an neuen Gebühren gesprochen, die sich gewaltig in Kalkulationen niederschlagen werden. Die Wirtschaft alleine ist im Gesamten und auch im Privatbereich mit zirka 16,5 Millionen betroffen. Ich habe hier im Saal auch schon gehört: "Na ja, so arg ist das mit den 16,5 Millionen gar nicht. Das rechnen wir schon alles rein." Sie müssen aber schon berücksichtigen, dass das in einer Wertschöpfungskette nicht einmal eingerechnet werden muss, sondern Sie müssen das drei Mal einrechnen, bis dann der Konsument am Ende des Tages eine Kostenkalkulation vorliegen hat. Daher komme ich erneut auf ein Thema und auf zwei Anliegen zu sprechen, die sich mit diesem Valorisierungsgesetz beschäftigen und im Grunde genommen in grobem Widerspruch zu allen Fördermaßnahmen stehen, denn all das, was wir fördern, wird auf der anderen Seite durch eine Anhebung der Gebühren wieder wettgemacht. (Zwischenruf.) Nun, die Mathematik ist beinhart, kalkulieren können wir alle. Ich bringe nun zwei Beschlussanträge ein. Ein Beschlussantrag verlangt die Aussetzung der Valorisierung gemäß dem Wiener Valorisierungsgesetz, und zwar in der Form, als die neue Basis der Wertanpassung nicht mit dem Datum der letzten Erhöhung, 1. Jänner 2019, sondern mit 1. Jänner 2022 festgelegt wird. Wir überspringen sozusagen einen Zeitraum. Der zweite Antrag wäre eine Abschaffung des Wiener Valorisierungsgesetzes in dieser Form. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich hoffe auf Zustimmung und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke schön. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Niedermühlbichler, und ich erteile ihm das Wort. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf vielleicht gleich mit dem Schluss von Kollegin Kriz-Zwittkovits beginnen: Natürlich werden wir diesen Antrag nicht unterstützen, denn den Gebühren, die die Stadt Wien erhebt, liegen konkrete Leistungen zugrunde. Sie sind im Vergleich zu anderen Städten in Österreich durchaus auch günstig, und eine gut funktionierende Daseinsvorsorge, die mit diesen Gebühren ja auch finanziert wird, ist natürlich auch ein wichtiger Bereich des Wirtschaftsstandortes Wien. Daher ist es eben wichtig, für diese hervorragenden Leistungen, die Wien hier erbringt, auch entsprechende Einnahmen zu haben. Da ja von Hans Arsenovic gesagt wurde, dass sich mit einer Ausnahme alle sehr an den Akt halten, muss ich auch ein bisschen auf Kollegen Krauss eingehen. Er hat wortwörtlich gesagt, Wien schikaniert die Wirtschaft und die Wienerinnen und Wiener mit der 2G- beziehungsweise 2,5G-Regel. Das möchte ich aufs Schärfste zurückweisen, denn dass der Weg unseres Bürgermeisters richtig und wichtig war, schreibt - und das ist ganz unverdächtig - heute "Die Presse" in einem Artikel, dessen Überschrift lautet: "Michael Ludwig's unbequemer Corona-Weg: Respekt, Herr Bürgermeister!" Dann wird ausgeführt, warum das, was er und was die Stadt Wien gemacht haben, der richtige Weg ist. Und die Zahlen zeigen ja auch, dass der Wiener Weg bestätigt wird. Ich sage dazu: leider! Es wäre uns allen viel lieber gewesen, dass auch im Rest von Österreich die Zahlen der Corona-Infizierten niedrig bleiben, aber leider ist das nicht der Fall. Die Steiermark und Oberösterreich ziehen jetzt nach. In Oberösterreich, wo ihr ja in einer Koalition seid, sind die Fälle von gestern auf heute wieder auf über 1.000 gestiegen, 1.068, während wir in Wien mit einer höheren Einwohnerzahl bei 529 liegen. Die 7-Tage-Inzidenz von gestern - und das wird sich heute noch einmal zu Ungunsten von Oberösterreich verändern - liegt in Oberösterreich bei 389 und in Wien bei 177. Wir sind damit gemeinsam mit dem Burgenland das Bundesland mit der niedrigsten 7- Tage-Inzidenz, und alle Bundesländer mit Ausnahme von Wien und Burgenland werden mittlerweile auch auf Rot gestellt. Das ist auch für den Wirtschaftsstandort Wien und für die Wiener Unternehmen wichtig, damit sie eben wissen, welche Maßnahmen gelten und woran sie sich halten. Und für den Tourismus ist es ganz, ganz wichtig, dass wir mit diesen günstigen Corona-Zahlen im Gegensatz zu den anderen Bundesländern eben auch ein sicheres Bundesland für den Tourismus sind und bleiben. Deshalb war es so wichtig, dass unser Bürgermeister schon vor dem Sommer einen klaren Weg eingeschlagen hat. Während andere noch gesagt haben, die Pandemie ist abgesagt, ist eine Privatsache, hat sich die Stadt Wien ganz klar positioniert, und die jetzigen Zahlen zeigen, dass das richtig ist. Dafür möchte ich mich beim Bürgermeister und bei der Stadt Wien sehr herzlich bedanken. Ich möchte mich auch bei der Wirtschaftsagentur Wien bedanken, bei Geschäftsführer Hirczi und seinem Team, die - und das wurde heute auch schon mehrfach betont - viel für den Wirtschaftsstandort Wien leisten, viel in der Wirtschaftsagentur machen. Es wurde gerade von meiner Vorrednerin auch schon vieles aufgezählt: Beratung für Unternehmensgründung, Geschäftsbelebung Jetzt!, EPU-Förderungen, Wien Online next und andere Punkte. Und jetzt kommt ein wichtiger Punkt dazu, nämlich das GründerInnenstipendium. Das wurde auch schon ausgeführt, und ich erspare mir jetzt die Einzelheiten. Meine Kollegin Yvonne Rychly wird ja dann als Schlussrednerin zu diesem Akt auch noch einiges sagen. Es geht bei diesem Stipendium um die Förderung von Ideen, die in den Menschen stecken und die wir als Stadt Wien heben wollen. Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, Ideen umzusetzen und damit auch für Wien einen wesentlichen Beitrag leisten. Was auch ganz, ganz wichtig ist, ist, dass wir auch Scheitern zulassen. Das heißt, es ist keine Voraussetzung, dass all die Ideen, die wir hier fördern, zu einem Erfolg führen müssen. Und wenn es passieren kann und auch passieren wird, dass es dort und da nicht funktioniert, muss diese Förderung nicht zurückbezahlt werden. Es ist ganz wichtig, dass sich die Menschen auch darauf verlassen und auch experimentieren können. Die Unterstützung - ich glaube, das wurde heute noch nicht gesagt - baut auf zwei Säulen, einerseits auf die wirtschaftliche Unterstützung - die ist ganz wichtig -, aber darüber hinaus natürlich auch auf Weiterbildung und Vernetzung. Wir gehen also nicht her und sagen, da habt ihr das Geld und macht damit und wir schauen uns dann in einem Jahr an, wie weit ihr gekommen seid, sondern die Wirtschaftsagentur begleitet. Diejenigen, die sich bewerben und den Zuschlag bekommen, müssen auch an Coachings und Netzwerktreffen teilnehmen, denn das ist auch ganz wichtig und eine wichtige Grundlage für das weitere Bestehen und den weiteren Erfolg dieser mit der Unterstützung der Stadt Wien neu gegründeten Firmen. Wie gesagt, meine Kollegin Rychly wird noch genauer ins Detail gehen. Ich freue mich, dass es jetzt gelungen ist, das in doch relativ kurzer Zeit - wir haben das im Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition niedergeschrieben - umzusetzen. Es wird - das hat meine Vorrednerin auch gesagt - relativ bald starten und es wird auch ein wichtiger und wesentlicher Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Wien sein. Danke. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Guggenbichler. Sie sind am Wort. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe ÖVP, es ist schon eine relativ gute Leistung, innerhalb von eineinhalb Stunden zwei Bauchflecke zu machen. Erstens haben wir uns alle gewundert, warum ihr vorhin über Kindergärten und Kinderbetreuung geredet habt. Das ist ziemlich dreist! 1,2 Milliarden habt ihr aus karrieristischen Gründen für euren türkisen Messias der Kinderbetreuung in Österreich entzogen. Und jetzt stellt ihr euch her und stellt einen Antrag, das Valorisierungsgesetz abzuschaffen. (Zwischenrufe.) Ihr habt ihn brav von uns abgeschrieben. Lieber Herr Wölbitsch, ich werde es Ihnen erklären. Es gibt ja nicht nur die Geschichte mit den 1,2 Milliarden von der Kinderbetreuung. Es gibt ja auch einen fertigen Deal, dass die kalte Progression abgeschafft hätte werden sollen, was auch nicht gekommen ist, weil Sie Ihrem ehemaligen Parteiobmann nicht gegönnt haben, dass er weiter im Amt bleibt, sondern Ihren Messias nach oben hieven hätten wollen. Das war im Jahr 2016, würde ich sagen. Wie viel Geld haben Sie den ÖsterreicherInnen auf Grund dieser Vorgangsweise gestohlen? Wenn ich jetzt in Ihre Reihen schaue, sitzen ungefähr zehn Abgeordnete hier. Das wird nach der nächsten Wahl ungefähr die Größenordnung im Wiener Gemeinderat sein. Dann müsst ihr 4.000 Jahre lang eure Klubförderung den Wienern und Wienerinnen zurückgeben, um denen das zu ersetzen, was ihr ihnen aus taktischen, parteipolitischen Gründen gestohlen habt. Ihr habt den Bürgern in Österreich Geld gestohlen! Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Wir haben auch in der Präsidiale schon besprochen, dass wir versuchen, die Worte wieder entsprechend angemessen zu wählen. (Zwischenruf.) Zu allen Repliken auf Ihre Vorredner - Hakerl drunter. Ich würde Sie aber bitten, dann auch wieder zum Schwerpunkt des Geschäftsstückes zu sprechen. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Ja, mache ich. Wie erklärt man Diebstahl? Wenn jemandem etwas zusteht und ein anderer nimmt es ihm ungerechtfertigt weg - das ist Diebstahl. So nenne ich das zumindest. Ich weiß nicht, was für Sie Diebstahl ist. Es wäre den Österreichern zugestanden, und Sie haben auch noch im Wahlkampf damit geworben. Sie haben, so wie auch die GRÜNEN, damit geworben, die kalte Progression abzuschaffen, und Sie machen es bis heute noch nicht. Das war 2017, ein Jahr später, ohne dazuzusagen, dass ihr es ein Jahr davor verhindert habt und ihnen Millionen entrissen habt. Millionen, liebe ÖVP! Und jetzt kommt ihr her und sagt, wir schaffen das Valorisierungsgesetz ab. Das ist ein Bruchteil von dem, was ihr den ÖsterreicherInnen genommen habt. Ganz ehrlich: Ja, das Valorisierungsgesetz ist ein Problem in Wien, und deswegen habe ich auch schon öfters den Antrag gestellt. Das ist ein großes Problem in Wien, weil keiner in den letzten zehn Jahren die Kaufkraft im Vergleich zu dem dazubekommen hat, was ihm an Gebühren durch das Valorisierungsgesetz genommen wurde. Wir haben heute auch schon über die Wirtschaftsagentur geredet. Es hat punktuell gute Förderungen gegeben. Das wird aber leider Gottes auch durch das Valorisierungsgesetz und durch die kalte Progression aufgefressen. Da bleibt gar nichts mehr über. Und jetzt haben wir die ökonomisch-asoziale Steuerreform von Ihnen. Ökonomisch deshalb, weil Sie ja in irgendeiner Art und Weise versuchen, sich die Gelder, die Almosen, die Sie verteilen, von den Bürgern wieder zurückzuholen, und besonders von den Wienern, liebe ÖVP. So viele werdet ihr in diesem Klub nie mehr sein, zu Recht werdet ihr nie mehr so viele in diesem Klub sein, denn das, was ihr in dieser Republik offensichtlich schon seit Jahren aus karrieristischen Gründen mit dieser Republik aufführt, geht auf keine Kuhhaut. Das muss man auch einmal sagen können. Das war die Geschichte mit dem Bauchfleck 2, echt ärgerlich. Kollege Arsenovic hat vorhin auch noch gesagt, er wird irgendetwas zu dem Poststück und über Wien sagen. Dann habe ich irgendetwas von Köchinnen in Frankreich gehört, und er wünscht sich, dass die Touristen lieber nach Wien und nicht in den kalten Norden kommen. Ich kann ihn beruhigen, wir haben echt einige Förderungsmaßnahmen, was den Tourismus betrifft. Ich habe nicht gewusst, dass er so ein guter Regierungssprecher ist, wie er sich heute hier geriert hat. Aber es ist ja schön, auch von den GRÜNEN einmal etwas Konstruktives zu hören, denn der Rest dieser Partie ist eh nicht im Stande, irgendetwas zu machen. Ein bisschen schade finde ich es, dass er es wieder geschafft hat, zu einem Wirtschaftsthema zu reden, über die Seestadt Aspern, und gesagt hat, man braucht dort keine Autobahn. Ich muss es euch noch einmal sagen: Diese Autobahn habt ihr finanziert, habt ihr geplant, habt ihr redimensioniert. Diese Autobahn ist zu 100 Prozent ganz auf eurem Mist gewachsen. Man muss auch dazu sagen, dass ihr auch wissen solltet, dass die UVP auf ein höherrangiges Straßennetz ausgelegt ist. Wenn ihr verantworten wollt, dass wir im 22. Bezirk keine Wohnbauten mehr haben, sich dadurch die Wohnsituation in Wien noch drastisch verschlechtert ... (Zwischenrufe.) Ihr braucht gar nicht so aufgeregt sein! Die Kollegin soll dann herauskommen und mir erklären, warum die Kollegin Vassilakou und die Kollegin Hebein in den letzten zehn Jahren jeglichen Planungsschritt der Stadtstraße gemacht haben. Erklären Sie uns das bitte, und warum Sie heute hier stehen und sagen, das ist eine böse Autobahn. Warum hat sie die UVP gemacht, warum hat sie die Anträge gestellt, dass die Finanzierung für die Stadtstraße passiert? Das kommt ja nicht von irgendwo, da gibt es eine Ressortzuständige. Wissen Sie nicht, was eine Ressortzuständige ist? Uh, jetzt läuft sie ganz nervös durch die Gegend. (Zwischenruf.) Nein, erklären Sie uns bitte, warum diese Stadtstraße gebaut wird. Das zum Kollegen Arsenovic. Dann hat der Kollege von der SPÖ irgendetwas über die tollen Covid-Maßnahmen geredet. Ja, die haben dazu geführt, dass es im Sommer einen Abfluss an Wirtschaftskraft gegeben hat. Ja, Sie haben es geschafft, dass die Leute in den Bundesländern und nicht in Wien unterwegs waren. Ich habe Besuch aus den Bundesländern gehabt, denen ist das oft nicht einmal erklärbar. Die sagen: Was, bei euch darf man dort nicht hingehen, bei euch darf man das und das nicht machen? (Zwischenruf.) Ganz ehrlich, das war kein Wirtschaftsturbo, Herr Klubobmann. Ein Wirtschaftsturbo ist ganz etwas anderes. Eine Einschränkung kann niemals ein Turbo sein. Das wissen Sie auch ganz genau. Darüber, dass die jetzigen Covid-Zahlen gut sind, freuen wir uns alle, aber ob es Ihre Maßnahmen waren, ist reines Kaffeesudlesen. Sie ruhen sich jetzt auf den aktuellen Zahlen aus. Wer weiß, wie die in 14 Tagen oder in 3 Wochen sind? Vielleicht ist Wien dann wieder ganz oben, und dann schaut es vielleicht ganz anders aus. Ganz ehrlich: Nein, sich jetzt auf einer zufälligen statistischen Zahl auszuruhen, ist zu wenig, auch zu wenig in der Pandemiebekämpfung. Gut, ich darf jetzt noch Anträge einbringen. Ein Antrag, den ich einbringe: Der Bürgermeister der Stadt Wien wird aufgefordert, umgehend die schikanösen 2G- für Nachtgastronomie und 2,5G-Regeln für die gesamte Gastronomie und Freizeiteinrichtungen wieder aufzuheben. Ich glaube, es ist wichtig, die Zahlen geben es her. Wir sind ja gut durchgeimpft, der Bundeskanzler und der Finanzminister haben gesagt, für Geimpfte ist die Pandemie vorbei. Das habe ich gehört, ich weiß es nicht, es ist noch nicht lange her. Vor einem Jahr war Licht am Ende des Tunnels, die Pandemie war vorbei, jetzt haben wir wieder Verschärfungen gemacht. Ich kenne mich nicht aus, muss ich ganz ehrlich sagen. Aber ganz ehrlich: Ich habe ja einen anderen Beruf! Ich kann ja nicht den ganzen Tag Verordnungen auswendig lernen, die gefühlt alle fünf Minuten anders ausschauen. Ich habe ja wirklich etwas zu tun im Leben! Es sind also die Verordnungen der Bundesregierung mit dem Wirrwarr, den uns Wien dazu noch darbietet, ein ganz, ganz schlechter Mix. Das können Sie ja keinem Bürger zumuten, was da passiert. Die pfeifen ja auf Ihre ganzen Verordnungen, weil sie keine Lust haben, das jeden Tag neu auswendig zu lernen. Das ist der Grund. Kommuniziert einmal gescheit! Das Zweite ist auch ein Antrag für die liebe ÖVP, ich werde ihn dann später noch weiter begründen: Der Wiener Gemeinderat fordert den Bundesminister für Finanzen auf, sich über die Finanzprokuratur umgehend als Privatbeteiligter dem Verfahren gegen die ÖVP anzuschließen, um den vermeintlichen Millionenschaden am Steuerzahler geltend zu machen. Wir haben später noch einen Tagesordnungspunkt, wo wir uns über Ihre Inseratenvergaben und mutmaßlichen Manipulationen und Chats, et cetera noch ausführlich unterhalten werden können. Danke sehr. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich werde wieder ein bisschen zum Poststück zurückkommen, obwohl das jetzt wirklich sehr unterhaltsam war. Es sind ja die VorrednerInnen, Kollegin Kriz-Zwittkovits und auch Herr Kollege Arsenovic, schon sehr detailliert auf dieses Poststück eingegangen. Das werde ich also ein bisschen auslassen, aber es freut mich, dass die Zustimmung dazu anscheinend parteiübergreifend sehr groß ist. Ja, wer eine blühende Wirtschaft will, der muss die ansprechen, die sprießende Ideen haben. Wer eine blühende Wirtschaft will, der muss Menschen die Chance geben, ihre Ideen wachsen zu lassen. Sie wissen, für uns NEOS ist eine freie und belebte und befreite Wirtschaft schon seit jeher ein Herzensanliegen, und deswegen bin ich auch sehr froh, dass wir in Wien mit dem GründerInnenstipendium auch diese Maßnahme setzen und auf den Weg bringen können. Das GründerInnenstipendium hat das Ziel, Gründungswillige eben bereits in der Phase der Ideenfindung zu unterstützen. Zielgruppe sind also jene Personen, die bisher am Markt noch keiner selbstständigen wirtschaftlichen Tätigkeit nachgegangen sind, und dieses Stipendium soll ihnen eben diesen Schritt erleichtern. Mein Kollege Markus Ornig hat vorhin schon ein bisschen angesprochen und dargelegt, wie sich das in der Realität abspielen kann, wenn man aus einem Angestelltenverhältnis kommt und eine Gründungsidee hat, dann aber natürlich vor einem großen Dilemma steht. Genau da wollen wir mit diesem Stipendium ansetzen. Was braucht man? Die Umsetzung einer ausgearbeiteten Gründungsidee, also eines Geschäftsmodells, ist jetzt per se noch keine Voraussetzung. Es braucht ein Gründungsvorhaben, aber quasi nicht in der Detailtiefe, dass man sagt, es gibt ein komplett fertiges Businesskonzept und es ist vollkommen klar, was Umsatzentwicklung, Beschäftigung, und so weiter betrifft. Es braucht ganz klar, dass man es wirklich inhaltlich wirtschaftlich nachvollzieht und auch in gewisser Weise einen Innovationsgehalt. Bewertet wird das dann von der Wirtschaftsagentur Wien mit einer eingesetzten Fachjury. Es wird das Bewertungsschema dann auch hinsichtlich der Gewichtung der Kriterien sehr transparent einzusehen sein. Ist diese Konzepteinreichung erfolgreich, erhalten die PreisträgerInnen die Möglichkeit, für einen Zeitraum bis zu 6 Monaten diese finanzielle Unterstützung zu beantragen, ein Stipendium in der Höhe von 1.300 EUR pro Monat. Ich glaube, das ist ziemlich großartig. Was wir auch ganz bewusst unterstützen wollen, ist eben, dass Menschen auch aus einer Teilzeitanstellung heraus ihre Gründungsideen verfolgen können. Das heißt, es darf bei der Einreichung ein unselbstständiges Angestelltenverhältnis in der Höhe von maximal 20 Stunden pro Woche ausgeübt werden. Wenn heute noch das Stipendium auf den Weg gebracht wird, dann freue ich mich zwar schon jetzt, aber ich hoffe, dass ich mich in einem Jahr, wenn wir dann auch auf Erfolge blicken können, noch mehr freuen kann. Und wenn ich nach einem Jahr darauf schaue, dann sehe ich vielleicht Menschen, die durchaus einen ersten wichtigen Schritt nehmen konnten, um ihre Ideen in ihren Köpfen Realität werden zu lassen. Ich sehe auch das Beleben von Grätzln, wenn neue innovative Shops oder Stores in Wien entstanden sind. Ich sehe auch belebte Coworking Spaces, wo wertvolles Know-how ausgetauscht wird, wo Ideen untereinander, miteinander, einander befruchten. Ich sehe, dass EPUs zu kleineren, größeren Teams geworden sind, vielleicht zu GmbHs geworden sind. Und ich sehe und hoffe, dass viele künftige UnternehmerInnen dieses Angebot in Betracht ziehen und dadurch einen echten Impact für Wien geschaffen haben. Wer in Talente investiert, wird einen starken Wirtschaftsstandort ernten, und dafür schaffen wir somit auch das Angebot. Wir werden weiter daran arbeiten, dass wir in Wien Gründungswünsche zur Realität werden lassen. Vielen Dank. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau StRin Jungnickel. Bitte, Sie sind am Wort. StRin Mag. Isabelle Jungnickel: Sehr geehrter Gemeinderat! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Unternehmertum, Unternehmensgründungen in Wien: Eines ist positiv, eines ist sehr positiv: Wien ist bei den Gründungen die Nummer 1 unter allen Bundesländern - sehr positiv. Weniger positiv: Die Gründungsdynamik könnte besser sein, denn sie geht in die falsche Richtung. 2019 sind noch mehr als 600 Unternehmen mehr als 2020 gegründet worden. Da kann man sagen, da hat die Pandemie zugeschlagen. Wenn ich mir die Zahlen und die Entwicklung von 2010 zu 2020 anschaue, muss ich sagen, da geht es, wie gesagt, in die falsche Richtung. 2010 sind 25 Prozent der Unternehmen Österreich-weit in Wien gegründet worden, und 2020 waren es nur mehr 21,9 Prozent. Aber nicht nur bei Unternehmensgründungen sind wir in Wien auf Platz 1, auch bei den Insolvenzen. Da gehen wir auch in die falsche Richtung. Waren es nämlich vor Corona noch 25 Prozent aller Insolvenzen, die in Wien stattgefunden haben, sind wir jetzt bei 35 Prozent. Daher ist hier, glaube ich, als Unternehmensstandort, Wirtschaftsstandort in Wien viel zu tun und viel zu machen. Eines ist aber klar: Wien ist ein Ballungsraum und muss daher Wirtschaftsmotor sein. Daher ist ganz klar, dass wir das heute hier diskutierte Poststück auch unterstützen werden. Es ist ganz klar, dass wir als neue Volkspartei alle Maßnahmen unterstützen, die Unternehmensgründungen erleichtern und vorantreiben. Was ich jetzt sage, wird einigen in diesem Saal ganz offensichtlich gar nicht passen. Wien bekommt nämlich Rückenwind durch die Bundesregierung, Rückenwind auf Grund der Steuerreform. Die Tarifstufen 2 und 3 werden gesenkt, und die KöSt wird auch auf 23 Prozent gesenkt. Das sind ganz klare Schritte zur Entlastung von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch von den Unternehmen. Gerade Wien wird durch die Reduzierung der KöSt am meisten profitieren, nicht nur bei den großen Kapitalgesellschaften, auch bei ganz kleinen GmbHs. Welche Wiener Steuerreform können wir aber beobachten? Welche Maßnahmen werden in Wien ganz konkret gesetzt, um Selbstständige zu unterstützen und Anreize zu schaffen, damit es hier mehr Unternehmensgründungen gibt? Was habe ich im letzten Jahr beobachtet? Im letzten Jahr habe ich beobachtet, dass wir seit August die Gebühren diskutieren und besprechen. Wir wissen, sie werden mit Jänner steigen. Die Diskussion dazu haben wir schon lange, die konkrete seit August: 50 Millionen EUR mehr für die Stadt Wien, 50 Millionen EUR weniger für Unternehmerinnen und Unternehmer und auch die Bürger. Und was ist mit der Luftsteuer, die hier oft diskutiert wurde? Was ist hier während Corona passiert? Kontrolleure, Steuereintreiber wurden losgeschickt, um für die Stadt Geld einzusammeln, und das in einer Zeit, wo es für die Unternehmer besonders schwierig war. Eine völlig falsche Message wurde hier ausgesendet. Und was macht der Wirtschaftsstandort Wien mit den Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen? - Arbeitsplatzsteuer einheben! Auch hier ein völlig falsches Zeichen und in keiner Weise motivierend für Unternehmerinnen und Unternehmer, die hier arbeiten wollen oder einfach für Bürger, die hier ein Unternehmen gründen wollen. Ganz klar ist in Zeiten wie diesen zu beobachten: Der Bund entlastet, und Wien belastet. Als begeisterte Wienerin bin ich aber über eine Sache sehr froh, und das freut mich sehr, denn Wien hat viel Potenzial. Wien hat Potenzial für mehr Unternehmensgründungen, Wien hat hohes Potenzial für mehr Selbstständige, Wien hat ein hohes Potenzial für mehr Wachstum und daher für mehr Wohlstand. Aber wie kann dieses Potenzial ausgeschöpft werden? Denn es muss ausgeschöpft werden. Wir brauchen in dieser Stadt einfach viel mehr unternehmerisches Denken. In den Schulen, in den Ausbildungsstätten muss unternehmerischer gedacht werden. In der städtischen Verwaltung und auch in der Politik dieser Stadt muss endlich unternehmerischer gedacht werden. Und eines ist klar: Wien braucht klare Rahmenbedingungen, damit der Wirtschaftsstandort besser wird und angekurbelt wird. Weil wir als Nächstes natürlich schon wieder beim Budget des nächsten Jahres sein werden: Wir brauchen ganz klar eine solide Finanzstruktur in Wien, wir brauchen ganz klar Reformen statt Verschwendung und wir brauchen ganz klar Entlastung statt Belastung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Rychly. - Frau Stadträtin, ich habe es jetzt nicht gesehen. Haben Sie gereinigt? Ich bitte, das noch nachzuholen. Danke schön. - Frau Kollegin, Sie sind am Wort. GRin Yvonne Rychly (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! Liebe Zuseher via Livestream! Thema ist das Wiener Gründungsstipendium. Nicht nur etablierte Unternehmen treiben die Innovation voran, sondern ebenso viele junge Start-ups und Social Entrepreneurs. Ich freue mich, dass Wien Raum für dieses stark innovative sowie kreative Milieu bietet und dieses auch fördert. Das Gründungsstipendium ist ein völlig neuartiges Angebot, mit dem die Wirtschaftsagentur Wien Gründerinnen und Gründer dabei unterstützt, ein neues Unternehmen von der Idee bis zur Realisierung umzusetzen. Die Förderung läuft pro Projekt über sechs Monate. Ziel ist es, innovativ starke Geschäftsideen für die Stadt zu verwirklichen, die ein Wachstumspotenzial haben und so auch neue Arbeitsplätze schaffen. Insgesamt steht dafür 1 Million EUR bereit. Damit können rund 50 Unternehmensideen auf 2 Jahre betreut und umgesetzt werden. Mit diesem Programm will die Stadt Wien ihren Weg der Corona-Krisenbewältigung fortsetzen, wichtige Impulse für den Wiener Wirtschaftsstandort und Arbeitsmarkt setzen und speziell auch Frauen Mut machen, dieses Gründungsstipendium anzunehmen. Es gibt einige erfolgreiche Start-ups in Österreich, sie fungieren als Leuchttürme in der heimischen und auch internationalen Start-up-Szene. Besonders dynamisch ist Österreichs Start-up- und Gründerszene in den Branchen Informationstechnologien, Medien, Life Science sowie in der Kreativwirtschaft. Vielen jungen Firmen gelang es dabei, Bewertungen weit über die Millionen-Euro-Grenze zu erzielen und insgesamt zunehmend mehr Kapital, vor allem auch aus dem Ausland, anzuziehen. Das brauchen wir in Wien besonders. Einige Unternehmen kann ich Ihnen nennen: Runtastic, diese Lauf-App, werden alle kennen; Shpock, ein Wiener Start-up, eine Flohmarkt-App mit mittlerweile mehr als 10 Millionen Nutzern. Start-up-Gründer waren 2012 Katharina Klausberger und Armin Strpac, ich denke mir, ein gutes Unternehmen; Bet and Win, Kiweno ist ein innovatives Start- up als Gesundheitsunternehmen, das sich auf Selbstabnahmetests für Nahrungsmittelunverträglichkeiten, - intoleranzen und Nährstoffprofile als auch auf andere innovative Ergebnisdarstellung spezialisiert hat. Paysafecard ist das Unternehmen mit der Entwicklung des ersten bekannten, rechtlich genehmigten Online-Zahlungsmittels, heute europäischer Marktführer. So kann ich die Liste weiterführen; wir haben ganz viele. Im Mai 2021 war ein Bericht in der "Wirtschaftszeit" - für alle, die die "Wirtschaftszeit" nicht kennen, es ist das erfolgreichste, unabhängige B2B- Informationsportal für die regionale Wirtschaft Österreich-weit. Hier steht geschrieben: Ein Fahrradabo, eine vegane Metzgerei oder eine ökologische Lärmschutzwand aus Schilf und Thermoholz. Das sind drei Jahrzehnte nachhaltige Geschäftsideen des sechsten Durchgangs von greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz. Es gibt also auch im Bund Unterstützung für die Start-ups, und ich denke, wir können das in Wien nur fortsetzen. Es geht um den Wiener Wirtschaftsstandort, es geht um die Wiener Arbeitsplätze, es geht um die Zukunft unserer Menschen in unserer wunderschönen Stadt. Danke. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Es gelangt nunmehr Postnummer 9 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft ein Finanzierungsübereinkommen mit der Wirtschaftsagentur Wien zur Durchführung von Wirtschaftsförderungsmaßnahmen. Ich bitte die Frau Berichterstatterin GRin Weninger, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler. Bitte, Sie sind am Wort. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht hierbei um ein Finanzierungsübereinkommen mit der Wirtschaftsagentur zur Durchführung von Wirtschaftsförderungsmaßnahmen. Wir haben schon relativ oft angesprochen, dass wir echt ein großes Problem damit haben, dass hier Gelder außerhalb des Interpellationsrechtes verschifft werden. Das heißt, man hat keine Möglichkeit, Einblick zu nehmen, was mit dem Geld dann wirklich passiert. Es stimmt, wir sind dort in einem Beirat, aber ein Nachfragen, was mit dem Geld ist, und ein Interpellationsrecht sind doch ganz etwas anderes. Dabei bin ich total überrascht, dass die NEOS, weil sie ja die ganze Zeit so für Transparenz stehen und zumindest lange darüber gesprochen haben - momentan merkt man ja wenig davon -, hier nicht, so wie wir auch, dafür sind, dass wir sagen, wir versuchen, sämtliche Wiederaufbauförderungen innerhalb der Stadt zu lassen, damit auch jeder Gemeinderat die Möglichkeit hat nachzufragen: Wo kommt das Geld an? Wer wird beauftragt? Gibt es Ausschreibungen dazu? Das ist ja das, was wir von den NEOS über Jahre gehört haben. Jetzt ist es ihnen offensichtlich nicht mehr sehr viel wert und versinkt eben genau dort, wo es in den letzten Jahren auch versunken ist. Obwohl ich ja gar nicht sagen will, dass das etwas Schlechtes ist, glaube ich aber, es steht uns grundsätzlich schon zu, da nachzuschauen. Ich will jetzt gar nicht die Tätigkeit der Wirtschaftsagentur tadeln, sondern es geht schlicht und ergreifend darum, dass es nicht mehr im Interpellationsrecht ist, und deswegen werden wir diesen Anträgen auch nicht zustimmen. Einen Antrag würde ich gerne einbringen. Ich habe es ja vorhin schon ganz kurz angesprochen, hier geht es um die ökonomisch-asoziale Steuerreform. Ökonomisch deswegen, weil Sie einfach das Geld den Bürgern für die Bundesregierung aus dem Sack ziehen, und asozial wissen wir ja am Beispiel Wien, denn die Wiener kriegen einen Bruchteil davon zurück. Das ist eine reine Umschichtung, hat keinen ökologischen Ansatz, zumindest keinen, der mir bekannt ist, bis auf das, dass Sie jenen Mietern in Wien, die eine Gasheizung haben, das Geld aus dem Sack ziehen. Diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, in einem Zinshaus die Gasheizung auszutauschen, strafen Sie in Wien mit einer irrsinnig hohen Belastung. Das macht leider Gottes die Bundesregierung. Leider Gottes haben wir ja auch ein großes Thema: Die Strompreise ziehen an, und die Stadt tut nichts dagegen, die Stadt schaut zu. Kollege Krauss hat es ja heute schon angesprochen: In anderen Ländern wird auf die steigenden Strompreise reagiert. Das heißt, wir haben irrsinnig hohe Energiepreise. Wir haben eine Bundesregierung, die nichts Besseres zu tun hat, als den Bürgern das Geld aus dem Sack zu ziehen und ihnen zu sagen, das ist die größte Steuerreform aller Zeiten. Das ist sie nicht! (Zwischenrufe.) - Herr Kollege Juraczka, Sie waren ja vorhin hier, als ich Ihnen erzählt habe, dass wir mit der ÖVP ganz, ganz ungern über Geld reden, denn eine Partei, die die kalte Progression aus karrieristischen Gründen nicht abgeschafft hat, nur damit sie ihren Prinzen an die Spitze bringt, braucht mit mir nicht über Geld für die Bürger reden, liebe ÖVP, oder liebe Türkise, oder was ihr auch immer seid. (Zwischenruf.) Ist die ÖVP noch hier, oder sitzen da nur noch Türkise? Ich weiß es nicht. Die anderen sitzen wahrscheinlich mit dem Nie-mehr-Kanzler Kurz zusammen und basteln an einer neuen Partei, die Hälfte, die hier heute nicht im Raum ist. Das kann man ja nur vermuten. Ich muss euch schon eines sagen: Liebe ÖVP, wie gesagt, zwei Bauchflecke in zwei Stunden. Jetzt arbeitet ihr gerade am dritten. Ich würde bei der Performance, die ihr in den letzten drei Wochen zusammengebracht habt, ganz ruhig sein! Wart ihr nicht die Partei, deren Bundeskanzler zurückgetreten ist oder zur Seite getreten ist? Ihr habt es geschafft, alles super zu kopieren. Ihr habt es geschafft, die Ausländerpolitik zu kopieren, ihr schafft es, unsere Anträge zu kopieren. Das Einzige, was ihr nicht zu kopieren geschafft habt, ist eine anständige Rücktrittskultur. Das habt ihr uns noch nicht gescheit nachmachen können, das würde ich euch aber empfehlen. Ich darf jetzt aber den Beschlussantrag einbringen: Der Wiener Gemeinderat fordert die Wiener Stadtregierung, insbesondere den Herrn Bürgermeister, auf, umgehend noch im November 2021 nach dem Vorbild Frankreich eine Tarifbremse bei Gas und Strom einzuführen und gegenüber der Bundesregierung eine Neuverhandlung des sogenannten Klimabonus zu verlangen. Das wäre ganz wichtig, denn es wird wieder kalt im Winter. Und an die GRÜNEN: Ihr habt den Heizkostenzuschuss ersatzlos abgeschafft. Sie wissen es ganz genau: ersatzlos abgeschafft. Ihr habt mit den Sozialdemokraten den Ärmsten der Armen in Wien ersatzlos den Heizkostenzuschuss genommen und jetzt habt ihr ihnen noch den Gaspreis erhöht. Das ist keine soziale Politik, das ist zu verurteilen. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Ornig. Sie sind am Wort, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe KollegInnen! Es ist schon sehr spannend, wie jemand einer Fraktion, mit deren Transparenzgebarungen sich gerade ein Vierteiler auf einem privaten Fernsehsender sehr intensiv beschäftigt, hier herausgehen kann und noch dazu tatsächlich einen absoluten Humbug erzählt, was die Transparenz der Wiener Wirtschaftsagentur betrifft. Ich muss schon sagen: Eines habe ich in all meinen Zeiten in der Opposition nicht gemacht, nämlich die Transparenz der Wirtschaftsagentur in Frage zu stellen. Wir haben quartalsmäßig, glaube ich, im Moment, einen Bericht im Ausschuss über jede einzelne Förderung, Förderquote, wer angenommen wurde, wie das läuft, und es ist extrem transparent. Sie selbst, Kollege Guggenbichler, sitzen dort im Beirat und heben jedes Mal die Hand, es ist immer einstimmig. Also bitte deponieren Sie, wenn Sie tatsächlich eine ernst gemeinte Kritik haben, diese doch einmal im Beirat der Wiener Wirtschaftsagentur, der sie beisitzen. Kollege Arsenovic und andere - hauptsächlich aus der Opposition, und das zeigt ja schon alles - haben hier heute wirklich großartige Reden über die Verdienste - das hört sich jetzt an, als ob es das in Zukunft nicht mehr geben würde - der Wiener Wirtschaftsagentur gehalten. Die Wiener Wirtschaftsagentur leistet tatsächlich großartige Arbeit. Auch ich nehme die Gelegenheit jetzt wahr, Kollegen Hirczi und Herrn Kollegen Bartik, natürlich stellvertretend für das gesamte Team, für jahrelange großartige Arbeit für diesen Fonds der Stadt Wien zu danken, der es uns ermöglicht, nicht wie ein unbeweglicher Tanker, sondern wie ein Speed-Boot schnell zu reagieren, schnell die richtigen Förderungen zu finden, die es am Wiener Markt braucht. Es ist tatsächlich sehr, sehr wichtig, dass wir dieses Instrument der Wiener Wirtschaftsagentur haben. Ich bin auch sehr, sehr froh darüber, dass wir hier heute beschließen werden, die Wiener Wirtschaftsagentur dementsprechend auszustatten und das Ganze bis 2026 fortzuführen. Wir haben - es ist heute auch schon gesagt worden - alleine in der Pandemie die Förderungen um den Faktor 10 erweitert. Wir haben uns über 20 neue Förderungen einfallen lassen, die allesamt - das ist auch schon gesagt worden - mit einer Zustimmung von 75 Prozent angenommen wurden, die alle an den Mann, an die Frau, an den Unternehmer, an die Unternehmerin gekommen sind. Und darauf kann man tatsächlich stolz sein. Und das ist nicht nur in der Pandemie so gewesen, das war immer schon so. Die Wiener Wirtschaftsagentur hat dann reagiert, wenn es der Wirtschaft nicht gut ging, aber die Wiener Wirtschaftsagentur hat auch zielgerecht gefördert, wenn es der Wirtschaft gut ging, und nicht so gefördert, dass man einfach Geld verteilt hat, sondern zielgerecht. Denn es gibt keine Zeit, in der es allen gut geht. Es gibt immer Zeiten, wo gewisse Branchen leiden, es gibt immer Zeiten, wo man für gewisse Impulse sorgen muss - heute auch schon erwähnt worden -: Start-up-Kultur, Gründerszene, und, und, und. Die Grätzlbelebung ist ein extrem wichtiges Thema. Wir alle machen uns ständig Sorgen über den Leerstand in Wien. Und was macht die Wiener Wirtschaftsagentur? Die bringt die richtige Förderung auf den Markt. Das wird vielleicht jetzt noch nicht den Impuls schaffen, den wir uns alle wünschen, aber es ist der richtige Weg, und es ist der Weg, den wir in Zukunft weiter gehen wollen. Deswegen noch einmal vielen Dank an das Team und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Höferl. Bitte schön. GR Dr. Andreas Höferl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch die Damen und Herren via Livestream! Worum geht es? - Es ist erwähnt worden: ein neues Finanzierungsübereinkommen zwischen der Stadt Wien und der Wirtschaftsagentur für die Jahre 2022 bis 2026. Es regelt im Wesentlichen die Verwendung jener finanziellen Mittel, die die Stadt der Wirtschaftsagentur für Wirtschaftsförderungsmaßnahmen zur Verfügung stellt. Es geht in diesem Übereinkommen um die genaue Abwicklung der Wirtschaftsförderungsmaßnahmen, inklusive auch Richtlinien über die Verwendung, über allfällige Rückforderungen und natürlich auch über die Kontrolle der ordnungsgemäßen Verwendung der Mittel. Ergänzt werden soll dieses Finanzierungsübereinkommen gegenüber früheren Übereinkommen auch durch ein Compliance-Managementsystem und durch die Erweiterung der Berichtspflichten. Mein Vorredner hat es bereits erwähnt, im Beirat sind ja alle Parteien, alle Fraktionen des Gemeinderates vertreten. Insgesamt 16 der 100 Gemeinderatsmitglieder sind in diesem Beirat und haben dort natürlich auch die Möglichkeit, sich genau zu erkundigen. Das Ziel dieses neuen Finanzierungsübereinkommens ist im Wesentlichen eine noch schnellere Abwicklung von Wirtschaftsförderungen. In Summe geht es um Wirtschaftsförderungen von 36 Millionen EUR im Jahr, über den Zeitraum dieses Finanzierungsübereinkommens also insgesamt 180 Millionen EUR. Dass die Wirtschaftsagentur und diese Wirtschaftsförderungen wirken und funktionieren, zeigt sich an vielen Beispielen, ist auch schon von vielen Vorrednern beim heutigen Schwerpunkt erwähnt worden, in jüngster Zeit vor allem sehr sichtbar auch im Zuge der Corona-Hilfsmaßnahmen, die durch und über die Wirtschaftsagentur abgewickelt worden sind. Es sind EPUs, die sich neu ausrichten wollen. Wir haben seit April viele Maßnahmen wie Innovate4Vienna, Wien Online next, ein Förderprogramm für die Wiener Hotellerie, den Corona-Härtefallfonds, direkte Kostenzuschüsse für Unternehmen, Ausfallsboni, den Corona-Hilfsfonds und auch die "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH. Daher auch an dieser Stelle seitens der Sozialdemokratie der Dank an die Wirtschaftsagentur und ihre tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ebenso auch der Dank an den Wiener Wirtschaftsstadtrat und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Summe wird damit sichergestellt, dass Wiener Wirtschaftsunternehmen in sich sehr rasch ändernden Zeiten und sich sehr rasch ändernden Rahmenbedingungen weiterhin unterstützt werden. In Summe wird sichergestellt, dass Wien weiterhin die Nummer 1 in Österreich bei Betriebsgründungen, bei Betriebsansiedlungen bleibt, dass Wien die Nummer 1 unter allen Bundesländern bei der Zahl der Arbeitsplätze bleibt, bei der wirtschaftlichen Wertschöpfung und last but not least natürlich auch die Nummer 1 bei Zukunftschancen für Menschen und für Lebensqualität bleibt. Im Gemeinderatsausschuss ist dieses Finanzierungsübereinkommen mit großer Mehrheit angenommen worden, und wir ersuchen daher auch um die Unterstützung hier im Gemeinderat. Danke schön. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf ihr Schlusswort. Es gelangt nunmehr Postnummer 8 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Kriegsopfer- und Behindertenverband für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Dr. Stürzenbecher, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Kunrath. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Es ist nicht immer leicht, einen Antrag zu einem Tagesordnungspunkt einzubringen, der auch wichtige Inhalte hat, zu denen ich mich natürlich auch äußern möchte. Wie im Vorjahr wird die Stadt Wien also dem Kriegsopfer- und Behindertenverband des Landes Wien eine Förderung in der Höhe von 79.950 EUR gewährleisten, und ich finde das als eine ganz notwendige Arbeit und Leistung, die hier gemacht wird. Ich finde diese Förderung unter anderem auch deswegen so wichtig, denn Opfer von Gräuel und Grauen haben auch heute noch oftmals Unterstützung und Fürsorge notwendig, oftmals werden sie alleine gelassen, oftmals sind sie vergessen. Diese Förderung kommt unmittelbar in Wien lebenden Kriegsopfern sowie Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen zu Gute. Innerhalb der Organisation muss meines Erachtens überlegt werden, wer die Bezugsberechtigten denn heute sind beziehungsweise sein können, dass dies nicht nur mehr Opfer und Angehörige des Zweiten Weltkrieges sind. Es freut mich auch, dass Menschen mit Behinderung hier eine Möglichkeit der direkten Förderung haben, um oftmals in einer ausschließlich diskriminierenden Welt Unterstützung zu bekommen und wirklich ernst genommen zu werden. Damit komme ich auch schon zu meinem Antragsthema heute, zu dem mir dankenswerterweise Klubobmann Ellensohn den Antrag noch nachgebracht hat. Denn ernst genommen wurden diese Menschen in einer Werbekampagne des Handelsriesen Rewe nicht. Dessen Führungskräfte werden nun zwar rascher durch die MA 35 betreut, seine Mitarbeiterin im Handelsbereich als Kassiererin leider weiterhin weniger rasch - aber das nur als Sidestep. Diese angesprochenen Menschen werden zu diesem Zeitpunkt gar nicht beachtet. Die Werbeagentur des Konzerns hat es offenbar lustig gefunden, provokante und diskriminierende Werbung auf gewisse Werbeflächen in Wien und zudem in ganz Österreich im öffentlichen Raum zu affichieren, in Wien vorwiegend bei Stationen der Wiener Linien. Wie meinte die Wiener Autorin Marlies Hübner im "BIZEPS-INFO", einem Kommunikationsmittel der Selbstbestimmungsorganisation von Menschen mit Behinderung? "Wie auch immer diese Kampagne dann aufgelöst wird" - wie Sie sicherlich wissen, veröffentlichte der Konzern dann auf Druck der Öffentlichkeit frühzeitig seine zweite Welle, aber Frau Marlies Hübner meinte - "ich habe das Gefühl, der Schaden ist angerichtet." - Und genau darum ging es: Der Schaden ist angerichtet. "Das, was Menschen ohnehin schon denken, wird" - leider immer wieder - "bestätigt und brennt sich durch täglichen Sichtkontakt weiter ein. Keine Wendung kann so stark sein, um diese Aussagen zu neutralisieren." Ich wiederhole diese diskriminierenden Stehsätze heute bewusst nicht mehr, jede und jeder von uns haben sie gelesen und möglicherweise auch gesehen. Besonders, und da komme ich wieder zu diesem Tagesordnungspunkt, haben sich konkret neben älteren Menschen besonders Menschen mit Behinderung über diese unverständliche Kampagne beklagt und deren Werberat angerufen. Der Werberat hat auch umgehend, noch vor der ursprünglich geplanten Aufklärung der diskriminierenden Sätze, diese als solche gewertet und Rewe am 19. Oktober dieses Jahres verurteilt. Übrigens mit der Begründung, dass dies eine bewusste Diskriminierung sei, mit der Möglichkeit, eine Retraumatisierung bei den Betroffenen auszulösen. Genau das wurde da versucht, nämlich auch unter anderen in Förderungsmaßnahmen der Stadt Wien, für den Kriegsopferverband entsprechend zu machen. Ich finde es besonders bedauerlich und wirklich geschmacklos, dass die Gewista nicht von selbst gegen diese Plakate eingeschritten ist, indem sie die Plakate erstmal gar nicht affichiert hat. Ich finde - und ich weiß, wovon ich spreche, ich habe in dieser Branche meine Ausbildung erhalten und dort gearbeitet, ich war lange in der Branche tätig -, dass nicht nur monetäre Interessen zählen dürfen, auch in der Werbung muss es so etwas wie Anstand und Moral geben, deshalb komme ich zu meinem heutigen Beschlussantrag: Herr StR KommR Peter Hanke wird ersucht, mit der Fachgruppe Werbung in der Wirtschaftskammer Wien in Kontakt zu treten, um nach Lösungen zu suchen, dass hinkünftig keine derart diskriminierenden Werbekampagnen mehr durchgeführt werden. Ebenso soll im gesamten Einflussbereich der Stadt Wien darauf geachtet werden, dass Werbeflächen für diskriminierende Werbekampagnen nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Ich denke, das ist ein Antrag, den wir alle hier unterstützen können, und ich denke, das ist ein Antrag, den alle, die halbwegs Moral zeigen wollen, auch unterstützen werden. In formeller Hinsicht beantrage ich mit meinen KollegInnen Berner, Kickert, Malle, Arsenovic und Margulies die sofortige Abstimmung dieses Antrags. - Danke. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Prof. Kaske. Sie sind am Wort. GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Geschätzter Herr Berichterstatter! Meine geschätzten Damen und Herren! Meine Damen und Herren, die hoffentlich via Livestream dabei sind! Vorweg vielleicht eine Bemerkung zum Kollegen Kunrath: Lieber Niki, grundsätzlich sei festgestellt, dass aus unserer Sicht diskriminierende Werbung natürlich keinen Platz in unserer Stadt hat. Die angesprochene Werbung einer Handelskette wurde aber auf der anderen Seite, das muss man auch sagen, auf Flächen affichiert, deren Flächen weder der Stadt direkt gehören noch in deren Einflussbereich sind. Du hast ja selbst auch in deinem Antrag die Firma Gewista angesprochen, wie du ja sicherlich weißt, gehört das Unternehmen einem französischen Konzern. Ich gehe aber davon aus, dass die diskriminierende Werbung künftig ausgeschlossen wird. - Dies zu deiner geschätzten Information. Ich hoffe auch, dass das die Firma so veranlassen wird. Nun aber, meine geschätzten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, zum Poststück Nummer 8: Der KOBV mit seinen rund 52.000 Mitgliedern versucht als Interessenvertretung, Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes, bedürfnisorientiertes und sozialintegriertes Leben zu ermöglichen. Seit der Gründung im Jahre 1945 wurden viele Errungenschaften, die allen Menschen mit Behinderungen in unserem Land das Leben erleichtern, geschaffen. Von den Leistungen des KOBV profitieren in Wien lebende Kriegsopfer sowie Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Im Hinblick auf soziale Fairness und Ausgeglichenheit deckt sich das Engagement des Vereines mit der in der Bundeshauptstadt gelebten politischen Ausrichtung und entlastet gleichzeitig die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung. Durch die Umsetzung des Fördergegenstandes wird das Gemeinwohl, insbesondere jenes der Kriegsopfer und Menschen mit Behinderung, gesteigert und der sozialen sowie menschlichen Bedürftigkeit der betroffenen Zielgruppen nachgekommen. Zu den Leistungen des KOBV zählen unter anderem die Mitwirkung bei Akten der Gesetzgebung, Vertretung in öffentlichen Gremien und Ausschüssen, Zusammenarbeit mit allen politischen Verantwortlichen, Beratung und Vertretung in sozialrechtlichen Angelegenheiten, rechtliche Beratung allgemein, Erholungsaufenthalte sowie Heilbehandlung und Rehabilitation und Hilfe bei sozialer Notlage. Darüber hinaus hat ja der KOBV Orts- und Bezirksgruppen und ist aus meiner Sicht eine wichtige Institution, daher ersuche ich natürlich, dem vorliegenden Poststück zuzustimmen, da der KOBV sicherlich mehr als unterstützenswürdig ist. - Vielen herzlichen Dank und noch einen schönen Tag. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Holawatsch. Bitte, Sie sind am Wort. GR Ing. Erol Holawatsch, MSc (ÖVP): Ja, sehr geehrte Kolleginnen, liebe Kollegen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Man möge sich vorstellen, man kommt am Abend nach getaner Arbeit voll zufrieden nach Hause und ist dankbar für das, was man in die Gesellschaft einbringen kann und geht mit einem guten Gefühl schlafen. Am nächsten Morgen steht man auf, macht sich auf den Weg zur Arbeit, geht gewohnt Richtung U-Bahn, kommt in seine U-Bahn- Station und liest plötzlich: "Du wirst nicht gebraucht." Ich denke, das ist ein Gefühl, das möchte man niemandem zumuten, aber genau das ist passiert. Die Werbekampagne von Rewe hat dafür gesorgt, dass sich die Schwächsten der Gesellschaft nicht beachtet und auch nicht wertgeschätzt fühlen. Ja, es stimmt, wir leben in einer Welt voller Reizüberflutungen, in einer Welt, die immer schneller wird, in der es immer schwieriger wird, potenzielle Kunden zu erreichen. Ist das aber ein Freibrief für Aufmerksamkeit um jeden Preis? - Ich denke, nicht. Gerade dieses Negativbeispiel eines großen Konzerns zeigt, dass in unserer Gesellschaft leider noch immer zu wenig Fingerspitzengefühl beziehungsweise Sensibilität bei dem Thema Barrierefreiheit und Behinderung vorhanden ist. Auch wenn diese Kampagne etwas Positives bewirken sollte, das Gegenteil von gut ist leider gut gemeint. Was mich aber mehr oder fast genauso erschüttert hat, ist, wie lange es gedauert hat, bis diese Kampagne verschwunden ist. Liegt es daran, dass in den Verträgen mit der Stadt Wien nicht geregelt ist, dass rasch reagiert werden kann, um diskriminierende Werbung zu stoppen? Es stimmt schon, Wien ist zwar nicht für alle Plakatflächen verantwortlich, aber doch für jene der Eigenflächen und der stadtnahen Betriebe, oder nicht? Muss bei so klaren Verstößen erst auf Entscheidungen eines Werberates gewartet werden oder sollte Wien nicht selbst die Zügel in die Hand nehmen, um mit sofortiger Wirkung diese Plakatwelle verschwinden zu lassen? Ich kann und will nicht glauben, dass eine derartige Diskriminierung noch einmal vorkommen kann. Was ist beim nächsten Mal? Was haben wir aus diesem Fall gelernt? - Ich werde es Ihnen sagen: So was darf einfach nicht mehr vorkommen. Wir müssen alle unsere Hausaufgaben machen, damit sich Derartiges nie wieder wiederholt und wenn es der Fall sein sollte, dann dürfen nicht Tage oder Wochen vergehen, sondern das Ganze muss man innerhalb von wenigen Stunden verschwinden lassen. Abschließend: Menschen mit Behinderungen dürfen nie wieder für Aufmerksamkeit als Werbeschaden benutzt werden. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Es gelangt nunmehr Postnummer 2 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Fördermaßnahme Wiener Medieninitiative zur Ausweitung des Angebotes um Schulungs- und Coaching-Maßnahmen sowie zur Finanzierung des Projektcontrollings. Ich bitte Frau Berichterstatterin GRin Ludwig-Faymann die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Herzlichen Dank, ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Margulies. Bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Ich möchte mich bei diesem Punkt recht kurz halten, weil wir ja heute in der Dringlichen Anfrage eine durchaus umfassende Debatte zur Medien- und Inseratenpolitik der Stadt Wien haben werden, ich möchte jedoch tatsächlich auf einen positiven Aspekt hinweisen, darauf, wie das Ganze entstanden ist. Entstanden ist die Wiener Medieninitiative unter anderem deshalb, weil sich damals SPÖ und GRÜNE darüber einig waren, dass wir das Inseratenbudget reduzieren und im Gegenzug dafür etwas Hochwertiges für den Journalismus, für den Nachwuchs im Journalismus in unserer Stadt ins Leben rufen wollen - das war und ist die Wiener Medieninitiative. Es ist in meinen Augen tatsächlich ein Erfolgsprojekt, welches es lohnt, jedenfalls zumindest einmal bis zum Ende durchzuführen. Ich mag das nur an ein paar Beispielen aus der letzten Ausschreibungsrunde deutlich machen. Es gibt ja de facto zwei unterschiedliche Förderschienen, die eine Förderschiene fördert Medienprojekte, ich zitiere vielleicht ganz kurz aus dem Ursprungsakt: "Förderbar sind Projekte zur Entwicklung und anschließender oder begleitender Vermarktung von Medienangeboten. Diese Projekte müssen ein hochwertiges journalistisches und innovatives Konzept aufweisen." - ein schlüssiges unternehmerisches Gesamtkonzept. Und dann geht's darum, wer antragsberechtigt ist. Die zweite Förderschiene war die Förderschiene Medienstart, bei der man, aus der Idee heraus, dass es vielfach erforderlich ist, neue Projektideen in einem ersten Schritt hinsichtlich ihrer journalistischen, ökonomischen Realisierbarkeit zu prüfen und zu begleiten, unterstützend tätig ist. Das ist etwas, das mit der Gründerinitiative jetzt für andere Bereiche fortgeführt wird. Wie sinnvoll und wie gut die Projekte sind, erkennt man, wenn man einen kurzen Blick auf die Seiten der Wirtschaftsagentur wirft. Ich möchte ein paar wenige der in den letzten Ausschreibungsrunden geförderten ungefähr 40 Projekte - ganz gleich, ob es Einzelunternehmen sind oder ein größerer Verlag, auch der "Kurier" hat damals, glaube ich, ein Projekt eingereicht, das gefördert wurde - rausgreifen: Das Medienprojekt von "Biber": Melisa Erkurt produziert mit einem Team von Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren hochwertige Inhalte für ein journalistisches Instagram-Format. Oder "Fleisch": da werden mit dem neuen journalistischen Format aus mehrteiligen "short form"-Videos in moderner Bildsprache hochwertige Dokumentationen für einen jungen, mobilen Markt produziert. "Solidarity City" dient der Förderung und Stärkung sozialer und solidarischer Wirtschaftspraktiken in ganz Europa. Heute beschließen wir, dass zusätzliche Mittel zur Schulung und Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden. Ich möchte mit einem Antrag anregen, auch noch zusätzlich etwas zu beschließen, was wir bei viel zu wenigen Subventionen und Förderungen - insbesondere, wenn sie in den Millionenbereich gehen - tatsächlich machen. Also wir machen viel zu selten eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung, damit wir tatsächlich sicherstellen können, dass die Ziele, die mit der ursprünglichen Förderung geplant waren, erreicht oder nicht erreicht wurden und in welcher Art und Weise. In diesem Sinne bringe ich den Beschlussantrag ein: Der Wiener Gemeinderat spricht sich für eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung der Wiener Medieninitiative aus. Der zuständige Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke wird ersucht, ehestmöglich die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Mag. Juraczka. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch ich möchte es bei diesem Tagesordnungspunkt kurz machen, wir haben ja bei der Dringlichen noch ausführlich Gelegenheit, zur Medienpolitik in dieser Stadt Stellung zu nehmen. Bei dem gegenwärtigen Tagesordnungspunkt geht es um die Wiener Medieninitiative, mein Vorredner hat dazu schon einiges gesagt. Dieses Thema war ja im Oktober 2019, vor ziemlich genau zwei Jahren, als es aus der Taufe gehoben wurde, sogar Hauptverhandlungsgegenstand, und es gab damals drei Wortmeldungen, sie kamen von allen drei Oppositionsparteien, gegen dieses Projekt. Damals waren Kollegin Nittmann, die damalige FPÖ-Stadträtin, Kollege Ornig und meine Person von der Opposition am Rednerpult, wir haben hier argumentiert, warum wir dieses Projekt mit Zweifel und mit Sorge beobachten. Da ging es beispielsweise, wie so oft, natürlich leider Gottes auch um Transparenz. Wer in der Jury ist, wurde uns beispielsweise im Ausschuss nicht mitgeteilt, es wurde dann erst nachgereicht beziehungsweise lapidar gesagt, man kann es auf der Homepage nachsehen, und vieles mehr. Darauf will ich jetzt aber gar nicht eingehen. Was mir nur so wichtig ist, ist dieser Debattenbeitrag vom Kollegen Margulies, der gesagt hat, es war damals Initiative seiner Fraktion, Inseratenvolumen zu reduzieren, wenn ich das richtig verstanden habe, um Qualität im Journalismus dennoch zu fördern. Das klingt extrem gut, das Problem, das ich immer habe, ist: Wie definiert man Qualität? Ich sage Ihnen ein Beispiel dazu: Ich habe mir da einen Blog eines ehemaligen Kollegen von Ihnen, Christoph Chorherr, zu dem Thema Qualität im Journalismus angesehen. Er hat sich damals fürchterlich über die Tageszeitung "Die Presse" ausgelassen, es ging damals um die Diskussionen im Zuge der Neugestaltung der Mariahilfer Straße. Chorherr schrieb da: "Seit Wochen vergeht kein Tag, wo dort nicht mit einseitigen polemischen Berichten Stimmung gegen die neue Mariahilfer Straße gemacht wird. Okay, soll sein, Qualitätsjournalismus ist es jedenfalls nicht." - Zitat Ende. Das impliziert für mich, dass Inhalte dafür ausschlaggebend sein sollen, ob etwas qualitativ hochwertig ist oder nicht. Und da bin ich schon bei dem Problem, das sich mir bei solchen Dingen grundsätzlich stellt. Interessanterweise schreibt Chorherr dann weiter: "Es gibt andere Qualitätszeitungen, die als Vorbild dienen können." - Zitat Ende. Er nennt - fast im Einklang mit Hans-Georg Maaßen, wäre ich geneigt zu sagen - die Schweizer "NZZ" als Qualitätsmedium, "Die Presse" eben nicht. Bei aller Wertschätzung: Ich führe die Diskussion sehr, sehr gerne, ich glaube, es ist halt nur nicht so einfach, Qualität in objektiv nachmessbaren Kriterien fest zu machen. Wir sehen ja jetzt schon, welche Probleme wir haben, der eine Zeitungsherausgeber sagt, wir müssen die Auflage nehmen, der andere sagt, nein, die Reichweite, das führt dann wieder dazu, dass es manche Printprodukte gibt, von denen auf wundersame Weise jedes einzelne Stück von 20 bis 30 Leuten gelesen wird, man nicht genau weiß, wie es eigentlich zu dieser Reichweite kommt, und viele andere Dinge mehr. Also ich glaube, wir sind gut beraten, wenn wir die heutige Dringliche nicht nur zum üblichen Rundumschlag nehmen - ja, ja, der wird auch dabei sein, soll so sein -, sondern uns gerade bei der Medienpolitik auch wirklich die Zeit nehmen, etwas zu tun, was per se sehr, sehr schwierig ist, nämlich Journalismus, Medienpolitik so objektiv wie möglich zu beurteilen und auch Vielfalt zuzulassen. Dass manche Abgeordneten der GRÜNEN natürlich andere Printprodukte als ich bevorzugen, wird uns alle nicht überraschen, aber genau diese Vielfalt macht es ja aus. Ich glaube, da haben wir in allen Bereichen einiges an Aufholbedarf. Jetzt noch zum konkreten Punkt: Damals gab es diese drei Wortmeldungen, interessant, dass heute nur noch ich hier stehe. Bei den Freiheitlichen hat ja Kollege Guggenbichler sein Pulver fast schon verschossen - das verstehe ich, der hat einen Rundumschlag getätigt, da muss ich jetzt ein bisschen wiederholen, ich glaube, bei der Dringlichen hat er dann wieder Kraft fürs Rednerpult, aber auch Kollege Ornig von den NEOS hat sich damals zu Wort gemeldet und einiges Bemerkenswertes gesagt. Wie dem auch sei, ich hab' mir das Redeprotokoll von damals durchgelesen -, er hat beispielsweise darauf verwiesen, dass es Ähnliches in Hamburg, wo es aber von der Branche selbst und von privater Hand finanziert wird, gab und gibt, und dass dies bei einer so vielfältigen Medienbranche, wie Österreich sie hat, eigentlich auch möglich sein sollte, ohne dass man wieder öffentliche Gelder in die Hand nehmen muss. Also, meine Damen und Herren, nehmen wir uns wirklich die Zeit, Medienpolitik auch abseits der Polemik zu diskutieren. Ich weiß, das ist ein hehres Ziel, es wird nicht einfach sein, versuchen wir aber jedenfalls nicht, hier kurzfristig schnelles Kleingeld zu machen und zu glauben, nur das Eigene pushen zu können und für andere Weltanschauungen keinen Platz zu haben. Ich sage Ihnen das Gleiche, was ich Ihnen vor zwei Jahren zu diesem Projekt gesagt habe: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. In dem Sinne werden wir auch heute, wo es ja nur noch um Teilaspekte und Teilfinanzierungen dieser Medieninitiative geht, bei unserem Weg bleiben und das ablehnen, was nichts daran ändert, dass wir für eine vernünftige Medienförderung in dieser Stadt jedenfalls für Gespräche zur Verfügung stehen. - Vielen herzlichen Dank. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Weninger. Bitte. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wenn uns die letzten Wochen eines gelehrt haben, dann ist es wahrscheinlich das, dass qualitätsvoller Journalismus ein unsagbar großer Wert für unsere Demokratie ist. Gerne kann ich Ihnen zumindest einmal sagen, was für mich Qualität bedeutet. Qualität bedeutet im Journalismus nicht nur, dass keine Fake News oder geschönte Umfragen publiziert werden. - Vor Kurzem habe ich mir noch gedacht, dass das selbstverständlich ist, aber man lernt ja leider nie aus. - Qualität bedeutet für mich auch, dass man seine Infos zum Beispiel zielgruppengerecht aufbereiten kann, dass man weiß, dass man die Zielgruppe auch erreichen kann, und das Ganze natürlich auch langfristig. Als Stadt Wien haben wir da eine ganz besondere Aufgabe, nicht nur, weil über ein Fünftel der Mediennutzerinnen und Mediennutzer Österreichs in Wien wohnen, sondern weil Wien auch der Medienstandort in unserem Land ist. Dieser Verantwortung sind wir uns auch bewusst und genau deshalb unterstützt die Stadt seit Sommer 2020 innovative Wiener Medienangebote im Rahmen der Wiener Medieninitiative. Wir haben schon gehört, es gibt zwei Fördermöglichkeiten: Zum einen die Schiene Medienstart, da gibt es bis zu 10.000 EUR mit einer wirklich tollen Förderquote von bis zu 75 Prozent. Das Projekt Medienstart richtet sich vor allem an die selbstständigen Journalistinnen und Journalisten in Wien und an kleine Medienunternehmen, die neue Medienprodukte auf den Wiener Markt bringen wollen, es ist also quasi eine GründerInnenförderung. Beim Förderprogramm Medienprojekt der Wiener Medieninitiative wird Medienunternehmen bei der Schaffung von neuen Medien angeboten, sie mit eben dieser hohen journalistischen Qualität zu unterstützen. Da können bis zu 100.000 EUR mit einer Förderquote von 65 Prozent oder 45 Prozent bei bestehenden Medienhäusern beantragt werden. Insgesamt werden damit über 3 Jahre lang für beide Projekte 7,5 Millionen EUR nach transparenten und objektiven Kriterien von einer Fachjury vergeben und eben in diesen qualitativ hochwertigen Journalismus investiert. Ich habe mich auch sehr gefreut, als ich von unserem Stadtrat gehört habe, dass er diese Initiative auch fortführen möchte. Abgewickelt wird das Ganze über die Wirtschaftsagentur Wien, das ist eh klar. Wir haben heute schon ausführlich über die Wirtschaftsagentur gesprochen und vor allem über ihr Können und ihr großes Wissen, was die Förderungen in unserer Stadt angeht. Dementsprechend finde ich es auch so schade, dass dieses Poststück gerade wieder dafür genutzt wird, nicht über die nächste Innovation in diesem Bereich zu sprechen, sondern dafür, wieder das alte Spiel zu spielen, und zwar, Zielgruppenkommunikation und Medienförderung in einen Topf zu werfen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind einfach zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich verstehe schon, dass die ÖVP momentan alles in ihrer Macht Stehende versucht, um von sich abzulenken, aber es ist einfach nicht richtig. Natürlich gehören die Dinge zusammen gedacht, sie sind beide Säulen für eine gelungene Medienstrategie, aber man spielt diese beiden Dinge nicht gegeneinander aus, liebe Kolleginnen und Kollegen. Anstatt - wie es traurigerweise anderswo passiert - Medien unter Druck zu setzen, unterstützt die Stadt Wien die Vielfältigkeit und Qualität der Medienlandschaft in unserer Stadt. Mit dem heutigen Beschluss erweitern wir auch noch den Leistungsumfang, der bis jetzt unglaublich toll angenommen wurde und mittlerweile auch international große Beachtung bekommt. In den bisherigen drei Förderungsrunden - wir haben auch schon gehört, was für tolle Projekte da bis jetzt gefördert wurden - hat man gesehen, wie viel Kreativität und wie viel journalistisches Können in unserer Stadt vorhanden sind. Man hat aber auch gesehen, dass es hie und da noch ein bisschen hapert, dass es noch Aufholbedarf gibt, dass es noch zusätzliche Maßnahmen in Richtung betriebswirtschaftlicher, strategischer und marketingtechnischer Hinsicht braucht, um diese Medienprodukte zu unterstützen. Genau dieses Know-how soll mit dem heutigen Beschluss zur Verfügung gestellt werden, zum einen eben mit externen Schulungs- und Coaching-Maßnahmen und zum anderen aber auch durch Etablierung einer Plattform, durch die geförderte Unternehmen dieser Initiative voneinander lernen können. Damit arbeiten wir an einer nachhaltigen Förderung, denn zur Nachhaltigkeit gehört natürlich nicht nur, dass es neue Medienprodukte gibt, sondern auch, dass sich diese am Markt etablieren und halten können. Die zweite Neuerung, die wir heute beschließen, stellt sicher, dass die Projektkontrolle sowohl inhaltlich als auch finanziell von externen ExpertInnen begleitet wird - da nehmen wir Anleihe an den bereits bestehenden Förderprogrammen wie dem Förderprogramm Forschung oder Förderprogramm Innovation - und es trägt der enormen Komplexität in diesem Bereich Rechnung und zeigt, dass die Abwicklung auch qualitativ hochwertig gestaltet wird. Gerade in einer Zeit, in der Journalistinnen und Journalisten immer stärker unter Druck geraten, freue ich mich, dass wir uns als Stadt Wien nicht nur dazu bekennen, zu unterstützen, sondern vor allem, dass wir diesen Weg frühzeitig eingeschlagen haben. Mit der Medieninitiative fördern wir Innovation und Qualität in der journalistischen Landschaft Wiens und damit Österreichs und zeigen die Initiative, die ich mir vom Bund bislang leider vergeblich gewünscht habe. - Danke für die Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Desinfektion. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Kollege Juraczka, du hast über meine Kraft gesprochen: Ich bin schon da und ich rede später auch noch. Ich habe mir die Tagesordnung angeschaut: Dir dürfte die Kraft schon für den ganzen Tag ausgegangen sein, denn du hast dich als Redner heute gar nicht mehr gemeldet. Also bitte nicht sagen, ich bin nicht polemisch und dann persönlich komische Geschichten erzählen. Das ist sehr eigentümlich. Zum Thema der Stadt Wien will ich sagen, wir haben über Transparenz geredet, wir haben über Medienförderung geredet. Ich kann mich erinnern, eine Journalistin ist einmal zu mir gekommen und hat zu mir gesagt, sie habe in einem kritischen Artikel - um es nicht zu definieren, wer es ist, mache ich es jetzt geschlechtsneutral - einen Stadtrat oder eine Stadträtin kritisiert, einfach kritisiert, dass irgendein Projekt einfach nicht so gut läuft, ich glaube, es war im "Standard". Dann hat sie gesagt, dass sie bei der Zeitung habe kündigen müssen, weil sie zu dem Stadtrat oder der Stadträtin hätte hingehen müssen, um ein positives Interview zu machen, da sonst die Inserate eines ausgelagerten Unternehmens in dieser Zeitung gestrichen würden. - Das ist eine differenzierte Medienpolitik, die Sie in Wien leben. Ich kann mich erinnern, ich habe einmal gesagt - da ist es um einen ehemaligen Bundeskanzler gegangen, da will ich auch keinen Namen nennen -, der hat das aber in Wien gelernt. Dann hat mir ein sozialdemokratischer Gemeinderat gesagt, nein, der hat es da nicht gelernt, der hat das System, wie man mit Inseraten und Medien umgeht, erfunden. Diesen Sachen, die jetzt die ÖVP ja perfektioniert hat, wurden in Wien von einem ehemaligen Bundeskanzler erfunden. Deswegen, glaube ich, ist es für die SPÖ nicht ungut, wenn ihr darüber redet, dass ihr gerne ein Stück Objektivierung hättet, da gerne mehr Qualität hättet. Das ist eigene Vergangenheitsbewältigung, was ihr da versucht, vielleicht, kann ja sein, nur macht ihr es wieder falsch. Ihr macht es wieder falsch, ihr macht es wieder intransparent, ihr macht es wieder über die Wirtschaftsagentur, das heißt, ihr wollt einfach mit einem Feigenblatt eure Vergangenheit abwälzen. Wie hat es Kanzler Kern gesagt? - Es sei eine der Todsünden der SPÖ gewesen. Also das wird nicht funktionieren! Bitte, wenn ihr etwas macht, dann macht es transparent, macht es effektiv und versucht nicht, euer Programm weiter zu ziehen. - Danke sehr. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Herr Abgeordneter, würden Sie bitte dann das RednerInnenpult desinfizieren. Vielen Dank. - Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Es gelangt somit Postnummer 4 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Weisser Ring, gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und Verhütung von Straftaten. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn Prof. Kaske, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Meine geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GR Seidl. Ich erteile es ihm. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ich kann es relativ hurtig machen. Dem Tagesordnungspunkt werden wir zustimmen, und ich verwende diesen Tagesordnungspunkt ja eigentlich dazu, einen Antrag einzubringen, er betrifft ein Maßnamenkonzept für Suchthilfe, Sucht- und Drogenkoordination. Worum geht es? - Es ist eh ein Antrag, den wir de facto alle Jahre stellen, es geht ums jedmayer im 6. Bezirk. Die meisten von Ihnen werden es kennen, für die, die es nicht kennen, das liegt direkt neben einem öffentlichen Park und in der Nähe einer U-Bahn-Station. Die Anrainer dort sind nett formuliert alles andere als begeistert, dass diese Institution dort beheimatet ist. Die ganze Geschichte kostet uns dann noch pro Jahr knapp 5 Millionen EUR. Ja, wir sind halt der Meinung, dass - wenn es schon derartige Unternehmungen und Einrichtungen geben muss - diese dann unter Garantie nicht mitten in der Stadt - der 6. Bezirk, da werden Sie mir hoffentlich recht geben, ist für uns mitten in der Stadt -, sondern irgendwo am Stadtrand sein sollen. Aus dem Grund, meine Damen und Herren, gibt es, wie gesagt, den Beschlussantrag: Der zuständige Amtsführende Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport Peter Hacker möge erstens die Verlegung der Suchthilfeeinrichtung jedmayer an einen neuen Standort, beispielsweise in ein Gewerbegebiet am Stadtrand oder in ein Spital in die Wege leiten, zweitens eine komplette Neustrukturierung der Suchthilfe Wien sowie der Sucht- und Drogenkoordination Wien in Angriff nehmen, drittens ein neues stadtweites Suchthilfekonzept ausarbeiten, diesbezüglich einen Runden Tisch einberufen, um gemeinsam mit Vertretern der betroffenen Bezirke, auch der Exekutive sowie der Sucht- und Drogenberatungseinrichtungen für die Wiener Bevölkerung und insbesondere die betroffenen Anrainer akzeptable Lösungen zu finden und viertens, last but not least, bis zur Umsetzung der Maßnahmen eins bis drei ein Alkoholverbot rund um die Drogenberatungseinrichtung jedmayer analog, wie gesagt, dem Praterstern zu veranlassen, und zwar natürlich gemeinsam mit dem Herrn Bürgermeister, der das ja am Praterstern sehr, sehr erfolgreich gemacht hat. Es wäre natürlich auch im 21. Bezirk dringendst notwendig und anzudenken, aber dieser Antrag bezieht sich, wie gesagt, jetzt einmal auf den 6. Bezirk, Station Gumpendorfer Straße. Ja, meine Damen und Herren, wir ersuchen um sofortige Abstimmung dieses Antrages. - Danke schön. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Spielmann. Ich erteile es ihr. GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß, es ist ein bisschen ungewöhnlich, dass ich zu dieser Geschäftsgruppe spreche, aber das Geschäftsstück beschäftigt sich ja mit der Unterstützung von Opfern von Gewaltverbrechen, deswegen ist es mir besonders wichtig, als Frauensprecherin der Grünen Frauen Wien hier etwas zu sagen und in der Folge auch einen Antrag einzubringen. Dem vorliegenden Akt stimmen wir natürlich zu, da eben der Weisse Ring Menschen - insbesondere auch Frauen - hilft, die Oper von Gewalt oder Hassverbrechen geworden sind. Sie werden unter dem Motto "Für Recht im Unrecht" begleitet, unterstützt. Das Unterstützungsangebot umfasst rechtliche Beratung, Prozessbegleitung im Strafverfahren, psychologische Hilfe und unter anderem auch materielle Unterstützung. Das ist ganz besonders für diese Gruppe sehr, sehr wichtig, da ja diese Gruppe sehr marginalisiert ist und es oft fehlende Ressourcen gibt. Deswegen ist diese Unterstützung sehr wichtig und deswegen stimmen wir auch zu. Laut dem Weissen Ring handelt es sich bei Hassverbrechen um Gewalttaten gegen Personen, die vom Täter wegen ihrer nationalen, ethnischen, religiösen Zugehörigkeit, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen, ihres Geschlechts oder ihres Alters ausgewählt und angegriffen werden. Wir GRÜNEN in Wien kämpfen seit Anbeginn gegen Hassverbrechen, übrigens on- wie offline, das zeigt ja auch das kürzlich beschlossene Maßnahmenpaket von Sigi Maurer und Alma Zadic in Bezug auf Hass im Netz. Deswegen stimmen wir zu und wollen dementsprechend auch einen Antrag einbringen. Das führt mich leider auch schon zum Thema meines Antrags, denn im Moment scheint kaum eine Woche zu vergehen, ohne dass Gewaltverbrechen gegen Frauen, insbesondere Femizide oder versuchte Femizide, also Frauenmorde, bekannt werden. Wenn ich jetzt an das letzte Jahr zurückdenke und es Revue passieren lasse, dann kann ich mich eigentlich kaum an einen Gemeinderat erinnern, in dem wir nicht über dieses Thema hätten sprechen müssen, das ist doch wirklich sehr traurig und auch erschütternd. Ich muss sagen, das macht etwas mit mir und ich glaube, es macht nicht nur mit mir etwas, sondern ich glaube, ich kann da für viele hier in dem Raum sprechen, die sich für Gleichstellungsthemen einsetzen, dass das mit uns als Gesellschaft etwas macht. Wir dürfen niemals zulassen, dass dieser gesellschaftliche Missstand normalisiert wird und wir dürfen niemals schweigen, wenn Männer nicht in der Lage sind, Konflikte gewaltlos zu lösen, denn es ist unser aller Problem, liebe Kolleginnen und Kollegen. Dieses Problem ist leider weiter verbreitet, als es der eine oder andere gerne wahrhaben möchte. Die Zahlen sprechen da doch eine sehr klare und erschreckende Sprache. Wir wiederholen es im Gemeinderat immer wieder, weil es immer wieder wichtig ist, darauf hinzuweisen, da es sich um ein massives strukturelles Problem und eben nicht um Einzelfälle handelt. Weltweit werden 64 Prozent aller Morde in partnerschaftlichen Beziehungen und innerhalb der Familie an Frauen verübt. 82 Prozent der weltweiten Mordopfer in partnerschaftlichen Beziehungen sind Frauen. Österreich ist in Sachen Femizide leider europäischer Spitzenmeister, alleine im heurigen Jahr sind 22 Frauen von ihren Ex-Partnern, Partnern oder männlichen Angehörigen oder nahestehenden Personen ermordet worden, 9 davon in Wien, das sind immerhin 41 Prozent. Weiters wurden 41 Frauen Opfer eines Mordversuchs. Wir sprechen immer über die Femizide, aber wir sprechen eigentlich kaum über die versuchten Femizide, deren Anzahl doch auch sehr hoch ist. Die Hälfte der Mordversuche an Frauen in Österreich, 21, um genau zu sein, fand übrigens in Wien statt. Jede 5. Frau, also 20 Prozent der Frauen, ist ab dem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt, jede 3. Frau musste seit dem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren. Wir können wahrscheinlich nicht alle Fälle in Wien verhindern, aber es muss dennoch unser Anspruch sein, denn wir sind immerhin eine Menschenrechtsstadt, liebe Kolleginnen und Kollegen. Was wir als Stadt Wien tun können, um diese Gewaltverbrechen an Frauen zu verhindern, ist, ein Zeichen zu setzen. Ein solches Zeichen ist eben die UN-Kampagne "Orange the World", die im Rahmen der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" stattfindet. Die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" stehen ja jetzt in einem Monat vor der Tür, sie finden vom 25.11. bis 10.12., dem Tag der Menschenrechte statt. Es ist mir schon einmal wichtig, darauf hinzuweisen, woher denn überhaupt diese "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" kommen: Seit 1981 erinnern Fraueninitiativen und Menschenrechtsorganisationen weltweit am 25. November an die Ermordung der Schwestern Mirabal - Patria, Minerva und Maria Teresa. Sie wurden 1960 an diesem Tag nach monatelanger Verfolgung und Folter vom dominikanischen Geheimdienst brutal ermordet. Seit 1999 wurde der 25. November von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen anerkannt. Die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" schaffen seither weltweit Bewusstsein für das universelle und zutiefst strukturelle Problem der Partnergewalt an Frauen. Ja, an diesen 16 Tagen werden mittlerweile bei der Kampagne "Orange the World" weltweit Gebäude in oranger Farbe beleuchtet, um gemeinsam ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen und damit auch zur Enttabuisierung dieses Themas beizutragen. Die Farbe Orange symbolisiert dabei die Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Dieses Jahr werden die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" zum 30. Mal begangen, der Schwerpunkt der Kampagne liegt auf Femiziden. In Anbetracht der hohen Frauenmordrate und der hohen Rate an versuchten Frauenmorden ist es deswegen besonders wichtig, sich als Bundeshauptstadt Wien an dieser Kampagne zu beteiligen. Deswegen bringe ich heute zusammen mit meiner Kollegin Berivan Aslan den Antrag ein, dass sich der Gemeinderat für die Unterstützung der UN-Kampagne "Orange the World" und die Beleuchtung des Rathauses während der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" ausspricht und dafür auch finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Ich bin mir darüber bewusst, dass jetzt wahrscheinlich wieder Ausreden kommen werden, ich möchte aber trotzdem noch einmal sagen: Die Stadt Wien hat die technischen Möglichkeiten, dieses Projekt umzusetzen. Ich finde es extrem wichtig, dass das Rathaus in dieser Zeit orange beleuchtet wird, damit es endlich ein sichtbares Zeichen gibt, auch im Sinne der Istanbul-Konvention, die ja immer wieder darauf hinweist, dass es wichtig ist, in dieser Frage sichtbar zu sein. In diesem Sinne: Setzen wir zusammen ein sichtbares Zeichen gegen Männergewalt an Frauen: keine einzige mehr. - Danke vielmals. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich ersuche um Desinfektion. Danke vielmals. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Ludwig-Faymann. Ich erteile es ihr, sobald die Desinfektion abgeschlossen ist. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am Anfang möchte ich zum Akt an sich, zum Poststück sprechen. Die Organisation Weisser Ring ist eine ganz, ganz wesentliche Säule, Stütze im dichten Gewaltschutznetz in Wien. Und wenn der Weisse Ring auf seiner Homepage schreibt: "jede*r jeder kann Opfer werden, niemand soll es bleiben!", dann gilt es, das 1.000 Mal zu unterstreichen. Genau da setzt der Weisse Ring an. Der Weisse Ring ist eine ganz, ganz wichtige Organisation zur Unterstützung von Verbrechensopfern in der persönlichen und finanziellen Unterstützung, er bietet kostenlose Rechtsberatung, Prozessbegleitung an, aber auch psychosoziale Unterstützung und eben auch finanzielle Hilfe. Er ist auch Mitglied bei uns im sogenannten Gewalt-Jour-fixe unserer Frauenstadträtin und eigentlich nicht wegzudenken. Nicht zuletzt war und ist er ja auch Anlaufstelle für die Terroropfer des 2. November letzten Jahres, denen wir ja in wenigen Tagen gedenken werden. Das heißt, ich bin sehr froh und glücklich darüber, dass wir auch dieses Jahr den Weissen Ring wieder unterstützen können. Zweitens möchte ich aber auf den Antrag meiner Vorrednerin eingehen und auf die bevorstehenden "16 Tage gegen Gewalt". Jetzt möchte ich Sie, Kollegin Spielmann, schon fragen: Warum sollen wir Ausreden finden, dass wir das Rathaus im Zuge von "16 Tage gegen Gewalt" nicht orange beleuchten? Mir fällt überhaupt keine Antwort ein, warum wir Ausreden finden sollten, denn erstens wird das Projekt "Orange the World" vom Kleinprojektetopf der MA 57 gefördert und unterstützt. Das heißt, die finanzielle Unterstützung für dieses konkrete Projekt gibt es sogar von der MA 57, dem Frauenbüro der Stadt Wien. Die Stadt Wien setzt seit ganz, ganz vielen Jahren - ich glaube, wir waren überhaupt fast einer der Ersten - ein ganz, ganz sichtbares Zeichen jedes Jahr am Beginn von "16 Tage gegen Gewalt", indem wir das Rathaus ganz groß beflaggen. Sie alle, viele Vertreterinnen und Vertreter aller Klubs hier im Gemeinderat, sind auch jedes Jahr mit dabei, auch heuer werden wir es wieder gemeinsam machen. Viele unserer männlichen Abgeordnetenkollegen tragen auch jedes Jahr das White Ribbon als sichtbares Zeichen. Ja, Sie haben schon recht, es ist derzeit nicht so einfach, das Rathaus zu beleuchten, auf Grund der Sanierungsarbeiten und technisch ist es derzeit ein bisschen schwierig. Ich kann Ihnen aber auch von dieser Stelle hier sagen, dass wir sicherlich auch im Gespräch bleiben sollten, wie wir das überhaupt zukünftig regeln, das ist ja eigentlich das Thema und ein bisschen das Problem, wenn es um die Beleuchtung des Rathauses geht. Ich habe Ihnen das auch schon vor der Sitzung gesagt, also bitte konfrontieren Sie uns hier nicht mit Ausreden, weil es gibt keine inhaltliche Ausrede. Es gibt vielleicht derzeit eine technische Begründung, auf die ich mich aber jetzt sicher nicht einlassen werde, denn ich bin nicht die Technikerin, aber die Techniker sagen uns, dass das derzeit schwierig ist. Wir sollten uns in Zukunft darüber unterhalten, denn das Thema Beleuchtung des Rathauses ist ja jetzt nicht nur in diesem inhaltlichen Zusammenhang Thema, sondern war ja auch schon sehr oft das Thema. Sie können sich vorstellen, dass man das Rathaus wahrscheinlich täglich in einer anderen Farbe beleuchten könnte, weil es sehr viele Anfragen gibt, inwieweit man zu bestimmen Anlässen das Rathaus in der jeweiligen entsprechenden Farbe beleuchten kann oder auch nicht. Ich bin aber der Meinung, setzen wir uns zusammen, um zu schauen, wenn es sozusagen technisch vielleicht auch möglich wäre, wie wir diese Frage in Zukunft regeln. Lassen Sie mich aber, wenn wir schon von wichtigen Zeichen und darüber reden, welches Signal Wien setzt, das sehr wohl zum Anlass nehmen, nicht nur Ihnen, Frau Kollegin Spielmann, sondern auch allen anderen Kolleginnen und Kollegen zu sagen, was ich in Zeiten wie diesen wichtig finde, welche Zeichen die Stadt Wien am Beginn von "16 Tagen gegen Gewalt" setzen sollte: Wir haben ein wesentliches Zeichen gesetzt, nämlich das Wiener Gewaltschutzpaket. Lassen Sie mich nur ganz kurz zusammenfassen, was dieses beinhaltet, denn es ist kein kleines Gewaltschutzpaket, es ist ein sehr, sehr großes Gewaltschutzpaket. Alleine die Stadt Wien wird ab dem nächsten Jahr nur für den Bereich Gewaltschutz 11 Millionen EUR aufbringen. Wenn Sie die 11 Millionen EUR dem Gesamtbundesbudget für Frauen gegenüberstellen, dann werden Sie sehen, wie groß dieses Gewaltschutzpaket alleine für Wien ist. Wir verdoppeln die Mittel für die Gewaltschutzvereine, nur die Stadt Wien, wir verdreifachen die Mittel für die Täterarbeit und die Präventionsarbeit mit Männern - auch ein ganz, ganz wesentliches Thema, bei dem wir in ganz Österreich einfach wirklich noch ganz hinten nach sind. Wir haben in Wien da einen wichtigen Schritt gesetzt und haben die Mittel verdreifacht. Gewaltprävention muss ganz früh ansetzen, deshalb haben wir, leider ist dann Corona ein bisschen dazwischengekommen, das Projekt "Respekt: Gemeinsam stärker" an Wiener Schulen gestartet, um einfach schon ganz früh damit zu beginnen, zu zeigen, wie Konfliktbewältigung auch ohne Gewalt ausgetragen werden kann. Wir starten eine Wien-weite Bewusstseinskampagne, und, und, und, und ja, lassen Sie mich nicht vergessen: Wir eröffnen nächstes Jahr das fünfte Wiener Frauenhaus. Es ist in Wien fast schon selbstverständlich, dass wir Opferschutzeinrichtungen ausbauen, sodass ich es jetzt beinahe vergessen hätte, aber ich glaube, viele Bundesländer schauen da sehr, sehr viel auf Wien und auch international sind wir da Vorbild. Wir eröffnen das fünfte Frauenhaus und damit haben wir wieder um 50 Plätze mehr für Opfer von Gewalt, für Frauen und Kinder in dieser Stadt. Ich fordere Sie auf: Wenn es schon wichtig ist, sichtbare Zeichen und Signale zu setzen, setzen auch Sie ein Zeichen und fordern Sie mit uns gemeinsam, dass der Bund endlich die Forderungen aller NGOs, der Opferschutzeinrichtungen Österreichs, auch der Opferschutzeinrichtungen Wiens und vor allem die Forderungen der Expertinnen und Experten, die sich stundenlang im Auftrag der Bundesregierung damit beschäftigt haben, was Österreich machen kann, um Gewalt vielfach zu reduzieren, ganz verhindern werden wir sie nicht können, und Frauenmorde zu verhindern, dazu gab es hunderte Seiten von Papier. Setzen auch Sie ein Zeichen und fordern Sie mit uns gemeinsam, dass diese Forderungen endlich Österreich-weit umgesetzt werden und vielleicht dann doch der eine oder andere Frauenmord in diesem Land verhindert werden kann. Denn auch mir reicht es, uns allen reicht es, und ich warte schon lange auf den großen Aufstand. Setzen wir Österreich-weit gemeinsam ein Zeichen, auch heute von hier ausgehend, und natürlich dann auch gemeinsam bei der Beflaggung des Wiener Rathauses am Beginn der "16 Tage gegen Gewalt". - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Meine geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte abschließend noch kurz bemerken, es wurde ja schon ausgeführt, dass der Verein Opfer von Straftaten durch Leistungen wie persönliche Gespräche, Prozessbegleitungen im Strafverfahren und Finanzierung des täglichen Lebensbedarfs sowie bei der Wiederbeschaffung von Dokumenten unterstützt. Die weitreichenden Angebote sowie Unterstützungen des Vereines kommen allen Wienerinnen und Wienern zu Gute, die Opfer von Kriminellen geworden sind. Niemand ist davor gefeit, einer Straf- beziehungsweise Gewalttat zum Opfer zu fallen, daher leistet der Verein mit seiner Arbeit für die Betroffenen unter anderem mit finanzieller und auch psychosozialer Unterstützung und Prozessbegleitung - kostenlose Rechtsberatung wurde schon erwähnt - einen bedeutsamen Beitrag zur Sicherung sowie Steigerung des Gemeinwohls. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, danke schön. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Es gelangt nunmehr Postnummer 7 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Übereinkommen über die Modernisierung und den Ausbau der Werkstätte der Wiener Lokalbahnen GmbH am Betriebsstandort Inzersdorf. Ich bitte den Berichterstatter GR Kaske, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Vielen herzlichen Dank, Frau Vorsitzende! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GR Öztas. Ich erteile es ihm. GR Ömer Öztas (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Wiener Lokalbahnen leisten gemeinsam mit den Wiener Linien und den ÖBB einen enorm wichtigen Beitrag für den öffentlichen Verkehr in Wien. Wer kennt sie nicht? Die Badner Bahn gehört genauso wie die Bim oder die S- Bahn zum Stadtbild Wiens dazu, deswegen freue ich mich umso mehr, dass wir heute gemeinsam über die Modernisierung und den Ausbau der Werkstätte in Inzersdorf in der Höhe von 6 Millionen EUR abstimmen werden. Obwohl dieses Poststück bereits im Ausschuss einstimmig beschlossen wurde, möchte ich dennoch die Gelegenheit nutzen, über den öffentlichen Verkehr in Wien zu sprechen. Für uns GRÜNE ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs eine glasklare Forderung, die wir seit Jahrzehnten stellen, sei es im Osten Wiens in der Donaustadt, wo wir statt der sogenannten Stadtautobahn eher den dortigen öffentlichen Verkehr ausbauen wollen, oder sei es im Süden Wiens durch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 72 von Simmering nach Schwechat, die nicht nur eine langjährige Forderung von uns Wiener GRÜNEN ist, sondern auch von unseren KollegInnen in Niederösterreich. Wir haben uns auch seit Jahren für ein leistbares Ticket in Wien eingesetzt und mit dem 365-EUR-Ticket etwas Einmaliges geschaffen. 1 EUR pro Tag für alle Öffis in Wien: Damit konnten wir nicht nur die Anzahl der Öffi- BenutzerInnen steigern, sondern konnten auch sehr viele Menschen entlasten. Unerwähnt kann ich es nicht lassen: Seit Dienstag gilt das von unserer grünen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler initiierte Klima-Ticket. Für nur 3 EUR am Tag können Sie alle Öffis, wirklich alle Öffis in ganz Österreich, vom Autobus in Bregenz bis hin zur U-Bahn in Wien, nutzen. Seit 15 Jahren haben das bereits viele Bundesregierungen gefordert, aber keine hat es geschafft, auch kein roter Minister, kein blauer Minister und kein schwarzer Minister. Es hat doch wirklich die GRÜNEN in der Bundesregierung gebraucht, damit ein so geniales Projekt, das nicht nur sehr viele WienerInnen, sondern auch sehr viele PendlerInnen entlastet, endlich umgesetzt werden konnte. Über was ich mich dabei am meisten freue, ist, dass junge Menschen eine Ermäßigung bekommen. Rund 470 EUR erspart man sich dabei im Vergleich zur Österreich-Card jährlich und kann nicht nur die ÖBB, sondern alle Öffis in ganz Österreich nutzen. Doch leider haben wir auch in Wien im Bereich des öffentlichen Verkehrs sehr viel Aufholbedarf. Wiener Studierende beispielsweise müssen, wenn sie sich das 365-EUR-Ticket nicht leisten können, sogenannte Semester-Tickets kaufen. Wer so ein Ticket gekauft hat, weiß, was für eine enorme Qual das sein kann: eine Semesterkarte fürs Sommersemester, eine Semesterkarte fürs Wintersemester. Als ob die Monate Juli und August nicht existieren würden oder die Studierenden sich da in Luft auflösen würden, muss man für die beiden Monate noch extra zwei Tickets kaufen, und zwar Ferienmonatskarten. Der ganze Spaß kostet dann gesamt 210 EUR und sehr viel an Kopfschmerzen, denn 4 Karten in 1 Jahr zu kaufen, heißt auch, sehr viel hinterherzurennen. Es ist aber nicht nur eine soziale Frage, die sich stellt, sondern auch eine praktische Frage, ob überhaupt vier Tickets nötig sind. Es bräuchte daher eine praktische und leistbare Lösung für alle Studierenden in Wien, denn Mobilität muss leistbar sein und Wien muss dem Ruf der Uni-Metropole auch gerecht werden. Und das sage nicht nur ich: Die SPÖ-Studierendenorganisation VSStÖ hat bei der letzten Sitzung der ÖH Uni Wien einen Antrag eingebracht und diesen auch beschlossen. Unsere grünen und alternativen Studierenden haben diesem Antrag selbstverständlich zugestimmt, weil es kein großes Geheimnis ist, dass wir für einen attraktiven öffentlichen Verkehr stehen. Was aber mich und auch die GRAS sehr gewundert hat, ist, dass der VSStÖ nicht die Straße überqueren konnte, um ins Rathaus zu kommen und sein Anliegen in die Tat umzusetzen, denn die Mutterpartei jener Organisation sitzt in der Wiener Stadtregierung und könnte das mit einem Fingerschnips durchsetzen. Es freut mich auch sehr, dass wir in der Stadtregierung drei VertreterInnen mit einer ÖH-Geschichte haben, die eigentlich dem Wunsch der Studierenden auch gerecht werden könnten: StR Wiederkehr, ehemaliger JUNOS- Vorsitzender, StR Czernohorszky, ehemaliger VSStÖ-Vorsitzender, und zu meiner Überraschung StRin Ulli Sima, die sogar Spitzenkandidatin der GRAS war, sich aber am Ende des Tages für die Betonpartei entschieden hat. Es wäre doch extrem fatal, wenn die GenossInnen hier im Rathaus die Forderungen ihrer eigenen Teilorganisation nicht umsetzen könnten oder diese nicht einmal mitbekommen. Daher haben wir uns auch freiwillig bereit erklärt, Folgendes zu tun: Wir haben den Antrag des VSStÖ als Vorbild genommen und stellen diesen Antrag betreffend Einführung eines Studien-Tickets in ähnlicher Form auch heute. Deswegen habe ich Ihnen auch etwas mitgebracht (eine Tafel mit der Aufschrift "Jahreskarte Studierende - 1 Jahr - 1 Ticket - alle Studierenden - 79 Euro" in die Höhe haltend), damit Sie sich das auch besser merken können: Wir fordern ein Ticket für ein Jahr für alle Studierenden um nur 79 EUR, das heißt, um denselben Preis wie das Top-Jugend-Ticket. Stimmen Sie zu und setzen wir dieses Ticket in die Tat um! Stimmen Sie zu, damit wir Studierende endlich entlasten können, und stimmen Sie zu, damit Sie Ihrer eigenen Teilorganisation nicht in den Rücken fallen! - Danke schön. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum Kostenbeitrag der Stadt Wien betreffend Wiener Lokalbahnen darf ich noch Folgendes anmerken: Mit dem gegenständlichen Übereinkommen soll im öffentlichen Interesse an der weiteren Aufrechterhaltung eines qualitätsvollen Öffi-Angebots auf der Strecke der Badner Bahn die bestehende Bahnwerkstätte am Betriebsstandort Inzersdorf modernisiert und ausgebaut werden und, wie gesagt, ich ersuche um Zustimmung. - Vielen herzlichen Dank. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Es gelangt nunmehr Postnummer 11 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine einmalige Förderung an private gemeinnützige Trägerorganisationen für die Schaffung von neuen elementaren Bildungsplätzen "Anstoßfinanzierung". Ich bitte die Berichterstatterin GRin Akcay, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben ja bereits in der Aktuellen Stunde ausführlich über - im erweiterten Sinne - dieses Thema gesprochen. Ich kann vorwegnehmen: Wir werden den meisten Förderungen zustimmen - zweien nicht, auf Grund der Vereinskonstruktionen und weil es da ja auch familiäre Verflechtungen gibt, die zumindest hinterfragenswürdig sind und worüber für uns nicht genug Informationen im Akt enthalten sind, um hier zustimmen zu können. Den anderen werden wir jedoch sehr wohl zustimmen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um auch zwei Anträge einzubringen, und zwar einen, der sich damit auseinandersetzt beziehungsweise sich zum Ziel setzt, dass es durch die Veränderungen bei den Lehrerzuweisungen zu keinen Personalkürzungen oder höheren Klassenbelegungen in den Pflichtschulen kommt, stattdessen ein Mehr an Ressourcen zur Verfügung gestellt werden soll, und einen zweiten Antrag, der sich damit auseinandersetzt, dass es einen Kindergarten-Krisengipfel bräuchte, bei dem man das weitere Vorgehen in diesem so elementaren Bereich gemeinsam diskutiert und nicht nur einseitige Politik seitens der Regierung macht, sondern sowohl mit Stakeholdern als auch mit Oppositionsparteien einen gemeinsamen Aktionsplan vorbereitet. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Emmerling. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ja, wir kommen ein bisschen zurück zu der Debatte, die wir heute am Vormittag schon geführt haben: Wie wichtig ist der Bereich der Kinderbetreuung? Welchen Beitrag leistet Wien? - Viele Aspekte habe ich heute schon angeführt, Sachen, die in unserem Kompetenzbereich liegen - Assistenzkräfte, deren Anzahl verdoppelt wird, Sprachförderkräfte, die eigene BAfEP, aber auch das Ausbildungsgeld. Ganz wichtig ist aber auch, dass wir im Bereich der Angebote natürlich nicht nachlassen und weiter ausbauen. Es sind so viele Familien, besonders Frauen, auf das gute Betreuungsangebot der Stadt angewiesen, und was die Barcelona-Ziele der Europäischen Union betrifft, wonach Kinderbetreuungsplätze für Unter-3-Jährige im Ausmaß von 33 Prozent und solche für Kinder von 3 bis 6 Jahren im Ausmaß von 90 Prozent zur Verfügung stehen sollen, so ist dieses Ziel in Wien, glaube ich, sehr gut erfüllt, nämlich mit einem Versorgungsgrad von rund 50 Prozent bei den 1- bis 3-Jährigen und von einem, der bei 100 Prozent liegt, im Bereich der 3- bis 6-jährigen Kinder. Trotzdem gibt es in einzelnen Bezirken durchaus Unterschiede, die man ausgleichen muss, und man muss hier auch in den Ausbau investieren und weiter qualitätsvolle Kindergärten finanzieren und errichten. Es ist genauso wichtig, das auch im privaten Bereich zu machen, denn - es ist mir auch wichtig, das hier zu betonen, weil wir immer wieder darüber sprechen, wie städtisch und privat sich da vielleicht gegenüberstehen -: Wesentlich ist, dass uns klar ist und bewusst ist, dass wir beide Bereiche des Kindergartens, der Kindergartenträger in Wien brauchen, städtische wie private, und die Anstoßfinanzierung, die wir heute hier mit diesem Poststück beschließen, ist ein ganz wesentliches Element, um weitere Plätze vor allem im privaten Bereich zu schaffen. Ganz konkret: Es geht in diesem Poststück um einen Sammelantrag für Förderungen an sechs Kindergartenträger. Darunter sind ein großer privater Träger, aber auch kleine Kindergartengruppen und -träger, und wir schaffen mit den 864.000 EUR insgesamt 124 neue Plätze für 1- bis 3-Jährige. Vielleicht noch abschließend, weil jetzt auch wieder viele Anträge eingebracht worden sind: Ich möchte mich ungern wiederholen, aber ja, natürlich, ich würde sehr gerne, liebend gerne natürlich allen Anträgen zustimmen, es ist aber immer eine Frage der Realisierbarkeit. Ich habe schon oft darauf hingewiesen und ich habe es auch in der Opposition erkannt, dass man wahrscheinlich nicht von heute auf morgen die Anzahl der PädagogInnen dermaßen erhöhen kann, dass man kleinere Gruppengrößen zustande bringt - aber: Ja, das ist das Ziel, überhaupt keine Frage. Prinzipiell glaube ich, dass wir natürlich alle Bemühungen bündeln müssen, auch über Bund und Länder hinweg Verbündete suchen müssen, wenn uns die Kinderbetreuung so ein wichtiges Anliegen ist, wie es hier alle beteuern. Kollege Markus Gremel wird dann auch noch einen Antrag einbringen. Ja, es geht auch um die 1,2 Milliarden EUR, die wir natürlich auch gerne hätten - das brauchen nicht nur wir in Wien, sondern vor allem auch, glaube ich, die Bundesländer und der ländliche Bereich für die Wahlfreiheit der Familien. Ich habe es schon vorhin gesagt: Die Wahlfreiheit besteht nur, wenn es auch die Wahl gibt. Auf jeden Fall kann ich, was Wien betrifft, abschließend auch noch sagen: 2021 gibt Wien 934 Millionen EUR für private und städtische Kindergärten aus. In nur 1 Jahr rund 1 Milliarde EUR - das ist knapp 1 Prozent des BIP, das im Bereich des Kindergartens investiert wird. - Herzlichen Dank. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Malle. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrte Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollegin Emmerling, wir erwarten uns nicht etwas Unrealistisches, wir erwarten uns eigentlich nur einen Stufenplan, einleitende Maßnahmen, damit wir irgendwann zu dem Ziel kommen, das Sie selbst als Opposition immer wieder gefordert haben. Und was den Antrag von SPÖ und NEOS, der auch noch kommen wird, betrifft, kann ich es kurz machen - es ist keine große Überraschung -: Ja, natürlich stimmen wir dem zu, auch wenn es ein wenig eine populistische Maßnahme ist. Ich möchte keinesfalls die ÖVP hier verteidigen - das muss Kollege Zierfuß von der neuen ÖVP, Entschuldigung, von der alten ÖVP machen -, ich möchte aber schon einmal ganz kurz festhalten, weil mir auch die Begrifflichkeiten wichtig sind: In diesen unsäglichen Chats war auch die Rede von der schulischen Nachmittagsbetreuung. Wir reden hier bei diesem Geschäftsstück über den Kindergarten. Und weil in der Früh davon gesprochen wurde, dass man beim Thema bleiben soll: Wir sind nicht so kleinlich, es ist uns auch wichtig, dass im Kindergarten investiert wird, aber ich möchte nur daran erinnern, dass das Thema jetzt der Kindergarten, die Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen sind. Und ja, es kann nicht sein - es ist ja heute ohnedies schon angesprochen worden, deshalb kann ich es kurz machen -, dass man in der Praxis bis zur Selbstaufgabe für die politischen Versäumnisse geradestehen muss. Deshalb fordern wir mehr Unterstützungspersonal. Warum mehr Unterstützungspersonal? Warum auch andere Professionen? - Weil wir es mit veränderten Familienstrukturen zu tun haben, mit anderen Herausforderungen - auch auf Grund von Corona -, mit erhöhten Herausforderungen, die an die Elementarpädagoginnen und -pädagogen und an die Assistentinnen und Assistenten herangetragen werden. Um diese zu entlasten, bedarf es gut ausgebildeten Unterstützungspersonals - einer Gruppe an Personen mit unterschiedlichsten Professionen: LogopädInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen -, aber auch administrativen Personals, auf welches elementarpädagogische Bildungseinrichtungen relativ unbürokratisch Zugriff haben sollen. Auch hier erwarten wir uns nichts Unrealistisches, wir erwarten nur, dass Sie diese veränderten Herausforderungen der Zeit ernst nehmen und auf veränderte Arbeitswelten auch reagieren. Ein weiterer Hauptkritikpunkt, den wir in Gesprächen in der Praxis immer wieder hören, ist natürlich die Gruppengröße. Das war ein Thema, das uns natürlich auch irgendwo immer verbindet - auch die NEOS wollen da in eine ähnliche Richtung gehen -, und auch da möchten wir nicht etwas, was von heute auf morgen geändert wird, sondern auch da sagen wir, wir möchten Überlegungen, wie hier eine Qualitätssteigerung erzielt werden kann, mit einem Stufenplan. Die derzeitige Gruppengröße von 25 ist es jedenfalls nicht - das brauche ich jetzt auch nicht mehr weiter auszuführen, ich glaube, das wissen mittlerweile alle. Die schwierige Ausbildungslage ist uns durchaus bewusst, auch auf diese haben wir mit unseren Anträgen eigentlich adäquat reagiert, und wir fordern Sie lediglich dazu auf, einen Stufenplan zu entwickeln, damit eine Senkung der Kinderhöchstzahlen pro Gruppe gewährleistet wird. Und das Letzte: Österreich ist, das war vor Kurzem in "Momentum" nachzulesen, innerhalb der EU Schlusslicht, was Qualität und Rahmenbedingungen in elementaren Bildungseinrichtungen betrifft. Ein wichtiges Kriterium ist natürlich der Fachkraft-Kind-Schlüssel. Meist ist 1 Pädagogin, 1 Pädagoge mit 1 AssistentIn für insgesamt 25 Kinder von 3 bis 6 Jahren zuständig, und das ist natürlich viel zu viel. Wir wollen jedes Kind individuell begleiten und fördern, und deshalb - natürlich, es ist kein Wunder - braucht es eine rasche Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels. Deshalb fordern wir auch hier den zuständigen Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz auf, einen Fahrplan zu entwickeln. Auch das ist - noch einmal - nichts Unrealistisches, es ist jedenfalls nur ein Fahrplan. Wir erwarten, dass Sie dem zustimmen, wie Sie es selbst auch in Ihrem Programm einfordern. Ich habe mir noch einmal ganz genau durchgelesen, was die NEOS in ihrem Bildungsprogramm fordern, vor allem auch im Bund. Sie haben hier aber die Mehrheit, die es ermöglicht, die Verhältnisse zu ändern. Wie gesagt, wir tun es im Bund, Sie tun es hier, und vielleicht schaffen wir gemeinsam irgendwann einmal etwas für die Kinder dieser Stadt. - Danke. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Vielen Dank. Ich danke auch für die Desinfektion. Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Ich erteile es ihm. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Unsere Forderungen im Kindergartenbereich haben wir in der Aktuellen Stunde ja durchaus schon umfangreich dargelegt. Wir werden jetzt nachher noch unsere drei Anträge einbringen, nämlich zum einen zur finanziellen Gleichstellung von öffentlichen und privaten Kindergartenbetreibern, zum anderen betreffend einen Stufenplan zur Reduzierung der Gruppengröße in Wiener Kindergärten und auch, drittens, dass eine in der Höhe angemessene Vorbereitungszeit kommen soll. Das alles habe ich vorhin schon begründet, daher werde ich diesbezüglich jetzt auf das Wortprotokoll von vorhin verweisen. Aber noch einmal zu den 1,2 Milliarden EUR, weil ich ja vorhin von Kollegin Emmerling gehört habe, dass das nachher noch einmal kommen wird. Ich kann mich gerne hier noch einmal wiederholen: Warum gab es keine 1,2 Milliarden EUR? - Weil 1,6 Milliarden gekommen sind. Und ganz ehrlich, es ist schon lächerlich, wenn man hier einfach nur Unwahrheiten jedes Mal aufs Neue wiederholt. Aber wenn man mir nicht glaubt, können Sie ja gerne auch die "Salzburger Nachrichten" zu Rate ziehen. Am 13. Oktober 2021 wurde darin groß die Frage gestellt: "Hat Kurz Kinderbetreuung sabotiert?" - Was ist das Resultat? Was schreiben die "Salzburger Nachrichten"? - "Durch Fakten ist das nicht zu belegen." - Warum ist das nicht zu belegen? - Weil nicht 1,2 Milliarden EUR gekommen sind, sondern 1,6 Milliarden. Und ganz ehrlich, liebe SPÖ, ich finde es schon lächerlich, denn: Wer hat denn dieses Bildungsinvestitionsgesetz, das dann gekommen ist, schlussendlich auf den Weg gebracht? Wer hat das als Ministerin verantwortet? - Sonja Hammerschmid. Na, fragt einmal eure Ex-Ministerin, ob es hier irgendetwas gegeben hat oder nicht. Ich finde es schon heuchlerisch, hier herinnen zu sitzen und zu sagen, da kommt nichts vom Bund, wenn wir in den Ausschüssen im Gemeinderat selber auch beschließen, was wir mit den Mitteln vom Bund machen. Das finde ich schon lächerlich, und auch da kann ich wieder auf vorhin verweisen: Es gab nicht 1,2 Milliarden EUR, sondern 1,6 Milliarden, und darauf sind wir stolz. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke. Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Gremel. Ich erteile es ihm. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "Kindergarten, die Zweite" ist das heute. Zu Beginn ist es mir wichtig, festzuhalten, dass die Stadt Wien ihren Teil erfüllt - darum geht es in diesem Poststück. Der weitere Ausbau von Kinderbildungseinrichtungen ist uns sehr wichtig, insbesondere, aber nicht nur für die Unter-Drei-Jährigen, und deswegen werden wir mit diesem Poststück auch über 100 weitere Plätze beschließen, damit wir unserem Ziel, nämlich dass jedes Kind in unserer Stadt, das einen Platz braucht, auch einen bekommt, ein Stück näher kommen. Zu Mini Bambini, weil das von Kollegen Krauss kurz angesprochen wurde: Nun, es ist an sich weder verboten noch verwerflich, dass eine Familie einen Verein führt. Konkret handelt es sich bei diesem Träger um einen langjährigen Partner der MA 10, der zig Mal geprüft wurde, gegen den überhaupt nichts vorliegt. Es gibt also überhaupt keinen Grund, hier sozusagen keine Anstoßfinanzierung zu gewähren und nicht auch bei diesem Träger neue Plätze für unsere Kinder auszubauen. Genauso wichtig wie die Investition in die Quantität ist auch das, was wir vorhin insbesondere in der Aktuellen Stunde schon debattiert haben und was jetzt in vielen Anträgen auch zu diesem Poststück von der Opposition gefordert wird, nämlich die Investition in die Qualität. Deswegen stocken wir auch die Zahl der Sprachförderkräfte auf - wir haben erst vor wenigen Wochen die nächsten 50 Personen hier bei uns, bei der Stadt Wien, begrüßen dürfen -, und wir verdoppeln die Assistentinnen- und Assistentenstunden. Das ist nicht nichts, sondern das ist eine tatsächliche Investition in die Verbesserung des Betreuungsschlüssels. Das sind 13 Millionen EUR pro Jahr mehr für private Träger, und das schafft tatsächliche Verbesserung auch in Zeiten eines Pädagoginnen- und Pädagogenmangels. Das heißt, wir arbeiten in den Bereichen Quantität und Qualität weiter an unserem Ziel der besten Bildung für alle Kinder. Zu Ihren Anträgen, werter Kollege Zierfuß: Das mit der finanziellen Gleichstellung von privaten und städtischen Trägern haben wir schon sehr, sehr oft diskutiert, und ich gebe Ihnen zurück, was Sie gerade in meine Richtung artikuliert haben, nämlich: Es bringt nichts, hier heraußen zu stehen und immer wieder Unwahrheiten zu verbreiten. Ich bitte Sie noch einmal, zur Kenntnis zu nehmen, dass es nicht seriös ist, die Zahlen aus dem Rechnungsabschluss einfach durch die Zahl der Kinder zu dividieren und hier dann irgendwelche Zahlen anzugeben und irgendeinen Vergleich zwischen den Investitionen in städtische und in private Kindergärten zu ziehen. Das ist einfach nicht seriös. Wir haben bei der MA 10-Abrechnung den ganzen Overhead für die Förderungen, für die Anstoßfinanzierungen, für die Platzförderung an sich. Wir haben mehrfach deutlich größere Ausgaben für die Betreuung behinderter Kinder - die natürlich mehr Ausgaben in Anspruch nehmen, als das bei nichtbehinderten der Fall ist -, wir haben vielfach längere Öffnungszeiten, und wir haben den ganzen Bereich der finanziellen Kontrolle. Das sind nur ein paar wenige Punkte, die bei der MA 10 in den Budgetposten zusätzlich drinnen sind und die es einfach unseriös machen, hier einen Vergleich herzustellen. Und zusätzlich sagen wir jetzt, wir verdoppeln die AssistentInnenstunden, was ja nichts anderes ist, als noch einmal 13 Millionen EUR ausschließlich in den privaten Bereich dazuzugeben. Das heißt, auch da wird sich das Niveau natürlich noch einmal ändern. Zu den Anträgen zu den Vorbereitungszeiten und der Verbesserung des Betreuungsschlüssels: Natürlich, alles gut, alles unser gemeinsames Ziel, es ist nur schon auch so, dass das kommunizierende Gefäße sind. Das ist ein bisschen eine Henne-Ei-Diskussion, da stellt sich die Frage: Haben wir so schlechte - oder sagen wir, verbesserbare - Rahmenbedingungen im Kindergarten, weil zu wenige PädagogInnen da sind, oder haben wir zu wenige PädagogInnen, weil die Rahmenbedingungen nicht optimal sind? - Ich glaube, es ist von beiden ein bisschen was. Wir werden es tatsächlich nur schaffen, wenn wir beide Thematiken gleichzeitig angehen, nämlich wenn wir einerseits mehr Pädagoginnen und Pädagogen ausbilden und andererseits aber in der Zwischenzeit mit anderen zusätzlichen Kräften wie zum Beispiel den Sprachförderkräften oder auch mehr Assistentinnen und Assistenten den Betreuungsschlüssel jetzt schon so verbessern, wie wir das auch können. Und wie gesagt, Wien erfüllt seinen Teil insbesondere mit der Verdoppelung der AssistentInnenstunden, und ich freue mich auch sehr darüber, dass von Seiten des Bundes, Frau Kollegin Malle, jetzt 150 zusätzliche Plätze im Ausbildungsbereich geschaffen werden. Das ist gut. Der Kollege hat vorhin in der Aktuellen Stunde gesagt, unsere AssistentInnenstunden sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Ja, sie werden auch nicht alle Probleme lösen, aber die 150 Plätze sind dann halt noch ein kleinerer Tropfen - also die 13 Millionen EUR pro Jahr sind schon ein bisschen viel, viel mehr. Aber sei's drum. Es ist gut, dass dieser Schritt im Bund gegangen wird. Ich hoffe, es werden noch viele weitere folgen, damit wir einen größeren Pool an Pädagoginnen und Pädagogen haben, aus dem wir auch für den Kindergarten rekrutieren können. Für jetzt muss ich annehmen, dass die GRÜNEN wahrscheinlich mehr wollten, aber an Sebastian Kurz und seinen Türkisen wieder einmal gescheitert sind, denn - ja, wir kommen wieder zu dem 1,2- Milliarden-EUR-Paket für den Ausbau ganztägiger Betreuung, das verhindert wurde - Sie können noch so oft sagen, da ging es nur um die schulische Nachmittagsbetreuung, um die verschränkte Ganztagsschule, was auch immer: Wenn es um einen Rechtsanspruch ab einem Jahr geht - einem Jahr -, dann geht es da sehr wohl um die Elementarpädagogik. Zeigen Sie mir ein Kind mit einem Jahr, das in eine verschränkte Ganztagsschule geht! Das ist nicht der Fall. Da können Sie hier noch so oft Äpfel mit Birnen vergleichen und versuchen, abzulenken und zu vertuschen, das bleibt einfach übrig. Ich zitiere den Chat von Thomas Schmid: "Wir müssen bei Banken aufpassen. Die" - Kern und Mitterlehner - "wollen 1,2 Milliarden für Nachmittagsbetreuung mit Rechtsanspruch und Vereinbarungen Bund Gemeinden ohne Länder! Mega Sprengstoff!" - Sebastian Kurz: "Gar nicht gut!!! Wie kannst du das aufhalten?" Das ist Ihr Programm, das ist Ihre Politik, und da brauchen Sie sich auch nicht auf die Unschuldsvermutung zu berufen. Die Unschuldsvermutung gilt für alle strafrechtlich relevanten Verdachtsfälle - da reden wir von Bestechung, Bestechlichkeit, Untreue, an sich ein Wahnsinn -, aber dass Ihr Sebastian Kurz und seine Partie die 1,2 Milliarden EUR für Österreichs Kinder und Eltern und auch die Pädagoginnen und Pädagogen verhindert haben, dafür gilt die Unschuldsvermutung nicht mehr, denn das ist längst bewiesen. Für dieses Sittenbild, nämlich großartige Projekte wegen persönlicher Machtphantasien zu torpedieren, wurde die Schuld eindeutig bewiesen. Ich würde mich an Ihrer Stelle also wirklich schämen und Sebastian Kurz und seine Prätorianer dort hinschicken, wo der Pfeffer wächst, anstatt die Dreistigkeit zu besitzen, mit den eigenen Machenschaften, die man so mit sich herumschleppt, auch noch auf die Stadt Wien zu schießen. Deswegen bringe ich folgenden Beschlussantrag der GemeinderätInnen Mag. Nicole Berger-Krotsch, meiner Wenigkeit, Christian Oxonitsch, Marina Hanke, Nina Abrahamczik, Bettina Emmerling und Dolores Bakos betreffend Gerechtigkeit für die Kinder Österreichs ein: Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend im Bundesfinanzrahmen zusätzliche 1,2 Milliarden EUR für den Ausbau von Kinderbetreuung sowie den Ausbau von Nachmittagsbetreuung und ganztägigen Schulformen bereitzustellen, um so rasch einen Rechtsanspruch auf ganztägige kostenfreie Kinderbildungseinrichtungen ab dem 1. Geburtstag umzusetzen. - Danke sehr. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke auch für die Desinfektion. Zum Wort gemeldet ist GR Stadler. Ich erteile es ihm. GR Felix Stadler, BSc (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir haben heute in der Aktuellen Stunde schon viel über den Kindergarten gesprochen, wir haben auch unsere Positionen und unsere Vorstellungen schon dargelegt. Ich möchte auch die Möglichkeit nutzen, nach meiner Kollegin Julia Malle noch zwei weitere Anträge zur Elementarpädagogik und zur Elementarbildung in dieser Stadt einzubringen. Der erste Antrag betrifft die auch schon erwähnten Vorbereitungsstunden. Lehrerinnen und Lehrer - das wissen wir alle - haben ungefähr, nicht ganz, aber ungefähr fifty-fifty Unterrichtszeit und Vorbereitungszeit. Im Kindergarten ist das leider Gottes ganz anders, und das, obwohl die Anforderungen immer komplexer, immer mehr werden, auch die administrativen Anforderungen für die Pädagoginnen und Pädagogen immer mehr werden. Viele Pädagoginnen und Pädagogen gehen an ihre persönliche Grenze, aber auch über ihre persönliche Grenze hinaus, um den Betrieb am Laufen zu halten, um all die Arbeit, die neben der Arbeit mit den Kindern noch notwendig ist - Sprachstandserhebungen, Elterngespräche, langfristige Planung -, zu ermöglichen. Wir wollen, dass dieses Verhältnis für alle Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen in dieser Stadt ein bisschen geradegerückt wird und fordern daher die ersten Schritte in Richtung eines Verhältnisses von 35 Stunden Bildungsarbeit mit den Kindern und 5 Stunden Vorbereitungszeit für alle. Ziel wäre natürlich, dass das Verhältnis vielleicht so etwas wie 32 zu 8 ist. Der zweite Antrag, den wir heute einbringen, betrifft den Mangel an Elementarpädagogen und Elementarpädagoginnen. Wir haben viel zu wenige PädagogInnen - das haben wir heute auch schon oft gehört, und der Herr Kollege hat gerade die Diskussion darüber begonnen: Gibt es zu wenige PädagogInnen, weil die Rahmenbedingungen so schlecht sind, oder ist es umgekehrt? - Wir glauben, dass wir mehr PädagogInnen bekommen, wenn die Rahmenbedingungen besser wären. Langfristig geht das natürlich nur über bessere Bezahlung, über einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, über kleinere Gruppen, über eine bessere Ausstattung der Kindergärten, kurzfristig kann man aber auch schon etwas machen. Wir fordern daher ein Anreizsystem, das, sage ich jetzt einmal, Goodies bereitstellt, damit Pädagoginnen und Pädagogen überhaupt in den Job kommen, aber auch im Job bleiben. Daher stellen wir hier heute den Antrag, dass dieses Anreizsystem ausgearbeitet wird und dann umgesetzt wird. 2 kurze Punkte will ich doch noch kurz ansprechen, und zwar noch einmal diese 1,2 Milliarden EUR: Ich glaube, wie zynisch es von der ÖVP ist, dann hier heute über dieses Thema zu sprechen, hat der Kollege von der SPÖ vorhin schön ausgeführt. Ich möchte aber schon etwas sagen: Es ist von den 1,2 Milliarden schon Geld geflossen. Das Geld wurde halt gestreckt, und es ist nicht von 2017/2018 bis 2024/2025 an die Länder ausbezahlt worden, sondern von 2018/2019 bis 2032/2033 aus dem Bildungsinvestitionsgesetz, und statt 60 Millionen EUR im Jahr sind es jetzt 30 Millionen EUR. Die Ziele wurden auch geändert, dieser 20 km-Umkreis bei der Nachmittagsbetreuung wurde gestrichen, die Bestandsfinanzierung hat sich geändert, und auch der Rechtsanspruch, der so wichtig wäre, ist nicht da - das stimmt. Das Geld zu fordern, ist okay, gerade von den NEOS, glaube ich - man kann nie genug Geld für Bildung fordern, auch von der Bundesregierung. Von der SPÖ finde ich es schon irgendwie kurios: Immer, wenn irgendetwas wir nicht schaffen, dann haben sich die GRÜNEN nicht durchgesetzt, und jetzt stellt ihr von der SPÖ einen Antrag, dass die Bundesregierung etwas machen soll, was ihr selber, als ihr in der Bundesregierung - mit Kanzler und mit Bildungsministerin - wart, nicht geschafft habt. Und damals wart es nicht ihr, die euch durchsetzen konntet, und schuld waren nur die anderen. - Also das ist schon eine Kuriosität, wie man immer von anderen etwas fordern kann, dessen Umsetzung man selber nicht geschafft hat. Der zweite Punkt, den ich noch kurz ansprechen wollte, ist vielleicht nur ein bisschen eine i-Tüpferl-Reiterei, aber als ehemaliger Mathematiklehrer, Volkswirt und studierter Bildungswissenschafter sind mir Bildungsstatistiken, die stimmen, sehr wichtig. Die Barcelona-Ziele wurden von den Kolleginnen Emmerling und Pipal-Leixner heute angesprochen, und, es stimmt, Wien hat seit 2013 alle erfüllt, aber 2020 das erste Mal leider das Barcelona-Ziel für die Drei- bis Fünfjährigen nicht mehr. Ich glaube, das ist ein Auftrag an uns alle. Man kann im "Momentum"-Magazin - die haben vor Kurzem einen Artikel darüber geschrieben - nachlesen: "Wir erfüllen leider nicht mehr die 90 Prozent für die 3- bis 5-Jährigen, wir sind bei 89 Prozent." - Ich glaube, man sollte diese Statistiken ernst nehmen und daran arbeiten, dass wir wieder alle Barcelona-Ziele erfüllen. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Darf ich Sie noch ersuchen zu desinfizieren? Danke. - Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Damit gelangt Postnummer 12 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung des Förderberichts der Wiener Kinder- und Jugendorganisationen für das Jahr 2021 sowie der Förderung auf Grund des neuen Verteilungsschlüssels für das Jahr 2022. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist GRin Bakos. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ja, es ist ein sehr wichtiger neuer Schritt betreffend Nachvollziehbarkeit und Transparenz, den wir hinsichtlich der Förderung der Wiener Kinder- und Jugendorganisationen heute setzen und mit diesem Poststück auch beschließen. Es war uns NEOS ein großes Anliegen, für die wirklich wichtige Arbeit von allen Kinder- und Jugendorganisationen einen neuen Verteilungsschlüssel zu schaffen, was Förderungen betrifft, der vor allem Verbindlichkeit, Sicherheit, Planbarkeit und damit auch eine Voraussehbarkeit schafft, bei dem Förderungen nach klaren und vor allem nach objektiven Kriterien vergeben werden und alle, vor allem natürlich die Wiener Kinder- und Jugendorganisationen auch nachvollziehen können, wer warum wie viel an Förderung erhält. Das ist jetzt erstmals neu und soll ein gläsernes System schaffen, damit sich von nun an jede und jeder auch ausrechnen können, wie viel man erhält. Wir unterscheiden zwischen den politischen Jugendorganisationen und den allgemeinen Kinder- und Jugendorganisationen, und ich möchte jetzt kurz erklären und erläutern, mit welchen Indikatoren hier jeweils gearbeitet wird. Ich beginne bei den politischen Jugendorganisationen. Politische Jugendorganisationen sind wichtige Institutionen, wo Jugendliche ihre eigenen Anliegen auch einbringen können, wo sie Demokratie erleben und erlernen können und jedenfalls ihre Werte, ihre Anliegen vertreten können. Es ist wichtig, diese Arbeit, diese engagierte Arbeit als Stadt auch zu unterstützen, aber - und das schließt sich ja Gott sei Dank nicht aus - eine nachvollziehbare Verteilung von Förderungen dieser wichtigen Arbeit ist ganz essenziell, und genau mit dieser Transparenzreform wird in Zukunft aus einer undurchschaubaren Blackbox gewissermaßen ein gläsernes System. Die 5 politischen Jugendorganisationen werden im Jahr 2022 mit einer Gesamtfördersumme von knapp 200.000 EUR vorgesehen werden und mittels folgender Indikatoren bedacht, wobei die Mindestförderhöhe jedenfalls 10.000 EUR beträgt, nämlich: Erstens die Mitglieder, das heißt, die Mandate, der Mutterpartei im Wiener Gemeinderat - das wird eine Gewichtung von 60 Prozent haben -, zweitens ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Jugendorganisation - mit einer Gewichtung von 20 Prozent - und drittens schließlich die Mitglieder in der jeweiligen Organisation - mit einer Gewichtung von 20 Prozent. Aber auch die allgemeinen - und damit komme ich auch zu diesen - Kinder- und Jugendorganisationen werden mit 3 Indikatoren berechnen können, welche Fördersumme sie erhalten. Ihnen wird eine Gesamtfördersumme von 482.000 EUR zur Verfügung stehen. Um Planungssicherheit zu geben, wurden aber Wertgrenzen eingeführt. Keine der allgemeinen Wiener Kinder- und Jugendorganisationen kann weniger als 10 Prozent und keine mehr als 50 Prozent im Vergleich zur Basisförderung dieses Jahres, also 2021, bekommen. Die Mindestförderhöhe beträgt hier 3.000 EUR, und folgende Indikatoren sind ausschlaggebend: erstens Mitglieder bis zum Alter von 30 Jahren, zweitens ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und drittens die Summe der Förderung innovativer Projekte im Zeitraum 2018 bis 2020. So, ich bin damit fertig. Ich weiß, das klingt alles sehr trocken, aber damit möchte ich eigentlich eines aufzeigen: Bei allem, was trocken ist - und glauben Sie mir, ich bin Juristin, ich weiß, wovon ich spreche -, weiß man ganz sicher, es hat ein System. Und vielleicht kommen ja noch Redebeiträge, vielleicht können wir darüber diskutieren, aber ich bin wirklich sehr stolz, und ich glaube, ich kann das auch im Namen unseres gesamten Klubs sagen: Es gibt jetzt etwas, worüber man auch tatsächlich debattieren und diskutieren kann. Das ist ein großer Fortschritt, und in diesem Sinne herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Öztas. Ich erteile es ihm. GR Ömer Öztas (GRÜNE): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie jedes Jahr beschließen wir auch heute die Förderung für die Wiener Kinder- und Jugendorganisationen, und es ist mir eine Freude, zu sehen, welch bedeutenden Beitrag diese für die Vielfalt dieser Gesellschaft leisten. Ich könnte hier eigentlich alle 27 Vereine aufzählen und zu allen ein Lob finden, jedoch wären wir dann bis spät in den Abend noch hier. Daher möchte ich an dieser Stelle zwei besonders hervorheben, deren Arbeit ich persönlich sehr wichtig finde. Zum einen die Arbeit der Österreichischen Gewerkschaftsjugend: Wenn wir über Arbeit und Wirtschaft reden, vergessen wir oft auf die jungen ArbeitnehmerInnen. Wir vergessen auf diejenigen, auf die wir unseren eigentlichen Fokus setzen sollten. Mit zirka 180.000 Mitgliedern hat die Gewerkschaftsjugend in ganz Österreich ihre starke Stimme. Sie zeigt auf, dass ArbeiterInnen auch Rechte haben, die es zu verteidigen gilt, und diese sind ein essenzielles Mittel für eine funktionierende Demokratie. Besonders in Zeiten der Kurzarbeit und Kündigungswelle hat die Gewerkschaft bewiesen, dass sie für die Menschen da ist, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Zum anderen möchte ich die politischen Jugendorganisationen, die besonders während der Corona-Krise gezeigt haben, dass es eine lautstarke Jugend braucht, die nicht verstummt, vorzeigen. Die meisten dieser politischen Organisationen leisten mit ihrem zumeist ehrenamtlichen Engagement eine wichtige Arbeit für eine politisierte und politisch interessierte Jugend. Die Betonung liegt hierbei auf "die meisten", denn unter diesen ist auch die Freiheitliche Jugend, die ich selbstverständlich nicht dazuzähle, denn eine Organisation, die mit Corona-LeugnerInnen und verurteilten Neonazis marschiert sowie die Taliban lobt, leistet in meinen Augen keinen Beitrag zu einer funktionierenden Gesellschaft und zu einer funktionierenden Demokratie. Doch meine ganze Redezeit will ich nicht der FPÖ widmen, sondern einem großen demokratiepolitischen Problem unserer Zeit, denn die Präsenz von jungen Menschen in der Politik ist leider sehr gering - nicht, weil das Interesse nicht da ist, ganz im Gegenteil, das Interesse ist da. Junge Menschen möchten partizipieren und möchten auch mitmachen, aber ihnen wird nicht die Möglichkeit gegeben mitzugestalten. Bei der letzten Wien-Wahl waren beispielsweise 72.000 Jugendliche nicht wahlberechtigt, obwohl sie in Wien geboren sind, in Wien arbeiten, in Wien studieren und auch in Wien aufgewachsen sind, und ich werde nicht müde, das immer wieder zu sagen: Wer jungen Menschen nicht die Möglichkeit gibt mitzuentscheiden, darf sich dann nicht wundern, wenn sie nicht mitmachen wollen. Wir müssen uns für die kommenden Jahre wappnen, wenn es nicht nur in Wien nicht heißt, 30 Prozent dürfen nicht wählen, sondern 40 Prozent, 50 Prozent, 60 Prozent. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass es zu keiner unpolitischen Jugend und zu keiner unpolitischen Gesellschaft kommt. Ich freue mich daher auch, dass wir in Zukunft das Kinder- und Jugendparlament starten werden. Ich hoffe, dass das zumindest viele Jugendliche ansprechen wird und das Interesse an Politik wecken wird, denn die Ereignisse der letzten Tage waren dafür nicht besonders fördernd. Die Politik und wir als PolitikerInnen müssen es daher als Aufgabe verstehen, jungen Menschen zu zeigen, dass Politik auch anders geht, dass es nicht darum geht, sich selbst zu bereichern, sondern das Beste für alle Menschen, die in Wien leben, zu erreichen. - Danke sehr. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort gemeldet hat sich GR Kowarik. Ich erteile es ihm.GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Nach den üblichen Ausfällen der GRÜNEN, die ein sehr, sehr komisches Verhältnis zu Pluralismus und zu Demokratie an und für sich haben - das sind wir ja leider gewohnt -, vielleicht noch zwei andere Worte: Es macht schon Sinn, dass das Wahlrecht ein Staatsbürgerrecht ist. Dass das so ist, sagen nicht nur die Freiheitlichen, sondern auch der Verfassungsgerichtshof in mehreren Erkenntnissen. Man braucht kein Jurist zu sein, um das einmal nachzulesen. Wir glauben, dass das nicht nur rechtlich in Ordnung ist, sondern auch inhaltlich in Ordnung ist. Es steht jedem, der die Voraussetzung erfüllt, frei, die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen, diese auch zu beantragen. Dass das vielleicht in Wien mit der MA 35 etwas schwierig ist, gebe ich zu. Nichtsdestotrotz ist es sehr wohl jedem zuzumuten, österreichischer Staatsbürger zu werden und sich damit mit Österreich tatsächlich dermaßen zu identifizieren, dass er auch sozusagen das stärkste Recht, das man hat, nämlich das Wahlrecht, wahrnehmen kann. Zum Kinder- und Jugendparlament, das mein Vorredner auch angesprochen hat: Ich kann mich erinnern: Als ich zum ersten Mal in die Bezirksvertretung in Rudolfsheim-Fünfhaus eingetreten bin - das ist jetzt gefühlte 100 Jahre her -, da haben wir das schon längst gehabt. Auch das ist also nichts Neues. Da haben wir auch in der Bezirksvertretung Jugendliche und Kinder bei uns gehabt, die dementsprechend auch gelernt haben: Was ist ein Parlament - wenn auch nur ein Bezirksparlament -, wie funktioniert Demokratie? - Nicht so, wie Sie glauben, Herr Kollege. Aber soll so sein, Demokratie hält auch Sie aus, das ist das Schöne. Der Grund, warum ich mich eigentlich zu Wort gemeldet habe, war die Aufforderung von Frau Kollegin Bakos, die ja offensichtlich auch eine juristische Kollegin ist: Ja, es klingt nach einem Plan, was Sie hier hinsichtlich des Verteilungsschlüssels für die Förderung der Kinder- und Jugendorganisationen vorgetragen haben. Das ist einmal der erste Schritt in die richtige Richtung. Ich kann mich ja auch erinnern - Sie sehen, ich bin schon ein bisschen älter -: Als ich mit der politischen Jugendarbeit im Ring Freiheitlicher Jugend begonnen habe, war das eine unserer wesentlichen Forderungen, endlich auch auf Wiener Landesebene ein dementsprechendes Gesetz, ein Jugendförderungsgesetz, einzuführen. Das macht schon Sinn, wenn wir das auch gesetzlich festlegen. Und ich kann mich auch erinnern - das war dann ein bisschen später -, bei der Regierungsbeteiligung der FPÖ mit der ÖVP im Jahr 2000 hat es die damalige Koalition auch tatsächlich umgesetzt und ein entsprechendes Gesetz auf den Weg geschickt - damals im Übrigen auch mit Zustimmung der SPÖ -, und in diesem Gesetz - vielleicht noch ein Schlenker - ist auch vorgesehen, dass die gewerkschaftliche Jugendorganisation, die das auch mitverhandelt hat, dementsprechend berücksichtigt wird. Also auch das gibt es. Das empfehle ich auch der Stadt Wien, das empfehle ich den NEOS. Frau Kollegin Bakos, wie gesagt, schön, dass es jetzt einen Verteilungsschlüssel gibt, über den man offensichtlich oder vielleicht sagen kann - ich gebe zu, ich habe das nicht bis ins letzte Detail studiert, aber ich habe Ihnen sehr aufmerksam zugehört -, "it sounds like a plan", also immerhin schon etwas. Ich empfehle aber dringend, das auch auf gesetzliche Beine zu stellen, dann hat man nämlich auch einen Rechtsanspruch darauf und dann gibt es auch keine Diskussionen. Das würde ich mir wünschen und gebe es einmal so als Hoffnung mit, dass das vielleicht tatsächlich umgesetzt wird. - Danke schön. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke, auch für die Desinfektion. - Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Vielen Dank für die Diskussion zu dem vorliegenden Geschäftsstück. Meine Kollegin Bakos hat ja schon ausgeführt, dass wir damit einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Transparenz gehen, aber natürlich mit dem Akt, so wie er jetzt vorliegt und dann, wovon ich ausgehe, auch beschlossen werden wird, auch grundsätzlich die großartige Arbeit der Wiener Kinder- und Jugendorganisationen fördern und unterstützen. Ich möchte an dieser Stelle auch in meiner Rolle als Berichterstatterin noch ein großes Dankeschön an die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Wiener Kinder- und Jugendorganisationen richten, die in ihrer Vielfalt wirklich eine große Breite an Angeboten abdecken, und möchte gerade in diesem Jahr auch noch ein besonderes Dankeschön aussprechen, weil es in Zeiten der Pandemie auch die Wiener Kinder- und Jugendorganisationen waren, die von Anfang an für die Wiener Kinder und Jugendlichen auch mit unterschiedlichsten Angeboten da waren und die auch für uns als Stadt in großen Teilen eine wichtige Rolle als MultiplikatorInnen gespielt haben, wenn es darum gegangen ist, Kinder und Jugendliche auch zu informieren über die Pandemie, über die Maßnahmen, die wir auch als Stadt setzen, über die Impfung, über das Testen, und sie machen das auch weiterhin. Ohne sie, ohne euch wäre das auch nicht möglich. Eine kleine Ergänzung noch zu den Ausführungen von Kollegen Kowarik, dem ja die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen offensichtlich ein großes Anliegen ist: Es stimmt, dass wir in vielen Fällen Kinder- und Jugendparlamente schon auf Bezirksebene haben. Das Kinder- und Jugendparlament auf Wiener Ebene, so wie es jetzt auch von Kollegen Öztas ausgeführt worden ist, findet nun tatsächlich zum ersten Mal in dieser Form statt. - Das nur noch zur Berichtigung. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Es gelangt jetzt Postnummer 13 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Gebührenschuldnererklärung für 2021 bis 2023 sowie die Festsetzung der Gebühren gemäß § 30 Abs. 4 des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes. Ich bitte den Berichterstatter GR Wagner, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Geschätzte Damen und Herren, ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort gemeldet ist GR Seidl. Ich erteile es ihm. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Auch da kann ich es relativ hurtig machen: Wir werden, wie im Ausschuss bereits signalisiert, dem Tagesordnungspunkt zustimmen. Ich möchte diesbezüglich einen Antrag einbringen, weil es ja um die Rettung geht. Wir haben diesen Antrag schon einmal gestellt, damals an StR Hacker, der uns - das muss ich ehrlich gestehen - auch vollkommen zu Recht gesagt hat: Da bin ich nicht zuständig. Worum geht es? - Es geht um die Mitarbeiter der Wiener Rettung. Ich glaube, darüber sind wir uns hoffentlich alle hier im Haus einig, dass diese hervorragende Tätigkeit - und das rund um die Uhr - für uns erbringen und gerade jetzt in der Pandemie unglaublich gefordert sind. Sie haben jetzt schon einmal diese Corona-Prämie in Höhe von 500 EUR bekommen - jawohl, das ist gut so. Wir sind der Meinung, es war zu wenig, es war aber zumindest besser als nichts, und wir fordern jetzt zusätzlich noch - und das wäre etwas, wo ich denke, da könnte man sich vielleicht auch verständigen, dass wir das gemeinsam machen -, dass man den Mitarbeitern auch einen Sondergehaltssprung angedeihen lässt, weil das etwas Nachhaltiges wäre. Aus diesem Grund der Antrag, der Ihnen vorliegt, auf den Sondergehaltssprung für die operativ tätigen Mitarbeiter des Wiener Rettungsdienstes, diesmal an den richtigen Stadtrat gestellt, und zwar an den Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal. Meine Damen und Herren, wir bitten um sofortige Abstimmung über diesen Antrag. - Danke. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Desinfektion. Zum Wort gemeldet ist GRin Huemer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Wiener Gemeinderates! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Liebe intergeschlechtliche Menschen! Ihrem Ansinnen, sehr geehrter Herr Berichterstatter, können wir gerne folgen und dem Poststück seitens der Grünen Fraktion die Zustimmung geben. Ich möchte hier aber auch die Gelegenheit nützen, um generell die Situation der Sanitäterinnen und Sanitäter bei den Krankentransporten in den Blick zu nehmen, und ihnen auch zunächst einmal für ihre Arbeit danken. Die Hygienekonzepte - sie wurden schon angesprochen - haben die Arbeit definitiv erschwert, nicht nur während des Transports selbst, sondern auch bei der Übergabe in den Institutionen, als Mehrarbeit, Mehraufwand, und die Arbeit, die dort geleistet wird, ist definitiv eine sehr gute. Wir haben also einerseits einen sehr gestiegenen Aufwand, auf der anderen Seite stellen wir aber fest, dass die Ressourcen dort kaum mitgewachsen sind, und es ist eigentlich erstaunlich, dass bei diesen vielen Hunderten Krankentransporten täglich alles mehr oder weniger relativ gut klappt. Darum zunächst einmal danke an die Sanitäterinnen und Sanitäter für ihren Einsatz, für ihre professionelle Arbeit, ihre Geduld und auch die Zuwendung, die sie den Patientinnen und Patienten gegenüber erbringen! Und dennoch - trotz des hohen Einsatzes und des hohen Engagements und des großen Bemühens - verstummen, man muss sagen, seit Jahren, jene Stimmen nicht, die über sehr, sehr lange Wartezeiten bei Krankentransporten klagen. Darüber werde ich jetzt noch ein bisschen reden, denn diese wirklich sehr langen - man hört, bis zu sieben Stunden warten die Leute - Wartezeiten sind, ich habe es schon gesagt, definitiv zwar nicht die Standardsituation - das wäre ja wirklich ganz, ganz furchtbar -, aber es ist trotzdem jeder Einzelne, den es betrifft, einfach zu viel. Und unserer Wahrnehmung nach häufen sich die Beschwerden. Es treten immer mehr Menschen auch an uns GRÜNE mit der Bitte heran, sich da um eine Verbesserung zu bemühen, und ich denke, es ist auch notwendig, den Gemeinderat hier mit dieser Thematik zu befassen. Ich glaube, man muss sich schon einmal genau vor Augen führen, was so lange Wartezeiten bedeuten: Die Menschen warten. Niemand von uns wartet gerne, aber da handelt es sich um Menschen, die auf Hilfe von Dritten angewiesen sind, und sie warten: Sie warten, weil sie zu einem Ambulanztermin müssen, sie warten auf beispielsweise einen regelmäßigen Dialysetermin, sie warten auf den Transport zu Untersuchungen. Sie können diese Transporte von sich aus nicht bewerkstelligen, sie brauchen diese Hilfe. Wenn sie warten, beispielsweise auf den Rücktransport, dann gibt es da niemanden - außer es sind Angehörige dabei, aber das ist selten der Fall -, der ihnen, wenn so lange gewartet wird, etwas zu essen bringt oder etwas zu trinken bringt oder sie auch beispielsweise beim Gang zur Toilette begleitet. Im Grunde entsteht eine sehr unwürdige Situation, die die Menschen gesundheitlich, aber auch psychisch sehr belastet. Ich glaube, dass es uns allen gut tut - und wir wollen ja Wien als eine Stadt mit einem sehr, sehr guten Gesundheitssystem haben -, dass wir in diese Richtung Abhilfe schaffen. Ich darf Ihnen noch ein paar Ursachen zitieren, die aus meiner Sicht für Lösungen in Betracht gezogen werden. Das ist zum einen der Personalstand, aber auch der Stand an Fahrzeugen, die für Rettungs- und im Speziellen Krankentransporte zur Verfügung gestellt sind. Ich glaube, man muss sich auch wirklich die technischen Lösungen anschauen, wie hier die Kommunikation und die Abwicklung erfolgen, und ich glaube, es ist auch notwendig, dass wir uns damit beschäftigen, wie Bürgerinnen und Bürger über das Service informiert sind, das auch Ärztefunk beziehungsweise die Gesundheitsnummer 1450 bieten können. Würden diese Leistungen auch verstärkt beworben oder in Anspruch genommen werden, könnten vielleicht gewisse Transporte auch verhindert werden. Ich denke, es ist ein sehr umfassendes Problem, das wir hier vor uns liegen haben. Man kann auch lesen, dass die PatientInnenübergabe, in den Spitälern beispielsweise, recht weg- und zeitintensiv ist. Die Sanitäter müssen da ins Spital rein und die Leute von irgendwo holen. Es wäre da einfach günstig, beispielsweise zentrale Abholpunkte zu schaffen. Auch haben wir in Wien, Sie wissen es alle, sehr kurze Ambulanzöffnungszeiten, und es kommt dadurch zwangsläufig zu einer sehr dichten Terminfolge und natürlich zu einem Transportgedränge. Ich glaube, viele dieser Punkte, die ich angesprochen habe, sind Ihnen bekannt, und ich konnte erfreulicherweise den Medien auch entnehmen, dass bereits an einer Lösung, nämlich einer Online-Plattform für die Rettungsorganisationen, gearbeitet wird. Diese soll mehr Übersichtlichkeit bezüglich Transportbedarfs schaffen. Das ist natürlich gut und wir begrüßen die Einrichtung dieser Plattform sehr, aber, wie ich schon skizziert habe, das Problem ist, glaube ich, größer als rein nur ein die Übersichtlichkeit über die Transportbedarfe betreffendes, es ist viel umfassender, und darum braucht es auch weitere und zusätzliche Maßnahmen. Seitens der Grünen Fraktion stelle ich daher mit meinen Kolleginnen und Kollegen Spielmann, Margulies und Arsenovic einen Beschluss- und Resolutionsantrag auf einerseits Ressourcenaufstockung - wir denken da an Personal und Transportfahrzeuge -, und wir ersuchen auch den zuständigen Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, die entsprechenden Schritte in die Wege zu leiten, damit dieses Problem tatsächlich in Angriff genommen wird. Wir wünschen uns auch, dass die Öffnungszeiten der Ambulanzen und auch das zentrale Abholmanagement noch einmal stärker beleuchtet werden und dass überprüft wird, ob da nicht auch Verbesserungsbedarf besteht. Was wir uns auch wünschen, ist, dass es in diesem Bereich - vor allem im Sinne der Betroffenen - nicht zu weiteren Vertröstungen kommt, dass es keine Ausreden gibt, dass es kein Kleinreden gibt, denn wir haben es da nicht nur mit Einzelproblemen, sondern tatsächlich mit einem strukturellen Problem zu tun, und es ist, glaube ich, in unser aller Sinne, in diesem Bereich für eine gute Versorgung, für vertrauensvolle Gesundheitsdienstleistungen zu sorgen. Das sind wir den Menschen in dieser Stadt schuldig, und es ist klar: wir brauchen die Ressourcen, wenn die Stadt wächst. Ich ersuche daher, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, um Zustimmung zu unserem Antrag, den wir in formeller Hinsicht an den zuständigen Ausschuss zuweisen lassen. - Danke. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Darf ich Sie um die Desinfektion bitten? Ja, wunderbar. Danke. - Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Florianschütz. Ich erteile es ihm. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ad 1: Den Ausführungen von Kollegin Huemer ist nicht viel hinzuzufügen. Ja, das ist so - danke dafür, dass du das gesagt hast. Ich weise darauf hin, dass natürlich ein gewisser Unterschied zwischen dem städtischen Berufsrettungsdienst und den anderen besteht, und der Krankentransport, den du beschrieben hast, betrifft halt im Wesentlichen nicht den städtischen Berufsrettungsdienst. Nichtsdestotrotz ist das eine wichtige Aufgabe, und wir sind dabei, da an einer Lösung zu arbeiten. Im anderen Fall geht es beim Geschäftsstück konkret um die Frage der Tarife. Die Tarife sind im Akt enthalten: Es kommt zu einer Tariferhöhung im Ausmaß von 5,23 Prozent. Das ist gerechtfertigt - nicht überbordend, aber gerechtfertigt - und dient der Kostendeckung. Es wird ein Vertrag für die nächsten Jahre abgeschlossen. Das schafft Sicherheit, finanziert das hervorragende Rettungswesen und den Krankentransport in Wien, und ich ersuche Sie daher um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück. - Danke schön. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Geschätzte Damen und Herren! Erlauben Sie mir, nur eine kurze Bemerkung nicht zum Akt alleine, sondern zur generellen Situation zu machen: Wir haben in der vergangenen Legislaturperiode, im Prinzip gemeinsam auch mit der Grünen Fraktion, eine Erneuerung des Fuhrparks - für den wir zuständig sind - der Wiener Rettung beschlossen. Wir haben auch zahlreiche Neubauten und Innovationen bei den Rettungsstationen vorgenommen. So glaube ich, dass wir für den Bereich, für den wir zuständig sind, einiges unternommen haben, und wir werden das auch künftig tun. Deshalb bitte ich Sie, dem vorliegenden Akt Ihre Zustimmung zu geben. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Es gelangt nunmehr Postnummer 14 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Durchführung einer Influenza-Impfkampagne für Wien in der Saison 2021/2022. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Wagner, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Genauso, wie es wichtig ist, bei jeder Impfkampagne mit zu tun, ersuche ich Sie, zum vorliegenden Akt - Postnummer 14 - Ihre Zustimmung zu erteilen. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist GRin Matiasek. Ich erteile es ihr. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, dieser Aufforderung, Herr Kollege, kommen wir gerne nach und werden selbstverständlich - wie es auch schon im Ausschuss zu bemerken war - der Durchführung dieser Impfkampagne gegen die Grippe unsere Zustimmung geben. Es ist ja eine Impfung, die sehr gerne angenommen wird, sich über viele Jahre bewährt hat. Man sieht auch, dass die Menschen, die sich impfen lassen, nicht nur mehr ausschließlich die ganz ältere und sehr vulnerable Bevölkerung ist, sondern dass auch, obwohl wir eigentlich zwar älter, aber auch immer jünger werden, durchaus die Bereitschaft bei jüngeren Menschen ist, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Und das ist durchaus gut so. Weil eben gerade durch diese Krankheit ja auch viele Menschen in die Spitäler mussten und immer wieder müssen, finden wir natürlich auch im Zuge der Pandemie eine sehr dramatische Situation vor, was eben den Bereich der Pflegekräfte betrifft. Und wenn eine doch recht aktuelle Umfrage der Gewerkschaft aufzeigt, dass bereits jede zweite Pflegekraft ans Aufhören denkt, bei Menschen, die ihren Beruf als Neigungsberuf ja mit sehr viel Herzblut und sehr viel Engagement ausüben, dann ist das schon etwas, was durchaus ein sehr gefährliches Anzeichen ist. Die Gewerkschaften wissen ja zu berichten, dass die Pflegekräfte eben wirklich zum Teil am Limit sind. Ich zitiere: "Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Mindestbesetzung die neue Normbesetzung ist. Es ist härter geworden.", sagt etwa Edgar Martin von der Gewerkschaft younion. Ich glaube, dass es hoch an der Zeit ist, dass hier gehandelt wird. Es wird zwar viel versprochen und vieles in den Raum gestellt, aber wirklich zielführende Maßnahmen sind noch nicht gelungen. Man muss einerseits die Berufsbedingungen - und dazu gehören natürlich die Arbeitszeit, das Arbeitsumfeld, aber natürlich auch das Gehalt - so gestalten, dass wir eben die Pflegekräfte - und es geht hier sehr stark um Pflegekräfte, die gerade in einem Altersbereich sind, wo man von sehr erfahrenen Kräften sprechen kann, die man also unbedingt braucht - davon abhalten, den Beruf zu verlassen. Andererseits geht es aber natürlich auch darum, dass man junge Menschen beziehungsweise auch Umsteiger dazu bringt, diesen Beruf zu ergreifen. Wir bringen daher den Beschlussantrag ein und fordern den zuständigen Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport auf, möglichst rasch mit den zuständigen Bundesministern in Kontakt zu treten, um die gesetzlichen Voraussetzungen für Versorgungsqualität und ein entsprechendes Budget im Pflegebereich sicherzustellen. Wir ersuchen um die sofortige Abstimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Die Durchführung einer Impfkampagne gegen die Influenza ist, glaube ich, eine ganz, ganz wichtige Maßnahme, vor allem jetzt, weil wir wirklich auch darauf achten müssen, dass nicht noch mehr Menschen zum Beispiel auf Grund einer Grippeerkrankung auf den Intensivstationen landen. Die Intensivstationen sind schon sehr belastet, und die Gefahr steigt, dass sie in Zukunft noch weiter belastet werden. Wir sehen ja, dass die Inzidenzen Österreich-weit sehr stark ansteigen, in Wien Gott sei Dank weitaus nicht so stark. Vor einem Jahr war ja diese Influenzakampagne letztendlich so eine Art Startschuss für die Impfstraßen, um auch zu testen, wie diese Impfstraßen funktionieren, ein Startschuss, um auch für die Corona-Impfstraßen einmal wirklich auszuprobieren, wie die Logistik funktioniert. Das hat bei den Impfstraßen auch wunderbar geklappt und klappt auch nach wie vor wunderbar. Auch von meiner Seite herzlichen Dank an alle Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten eineinhalb Jahren sehr intensiv auch vor Ort an den Impfstraßen gearbeitet haben. Ich kann daher wirklich nur aufrufen, sich jetzt für die Grippeimpfung anzumelden und impfen zu gehen. Ich möchte jetzt auf Kollegin Matiasek von der FPÖ eingehen. Sie sagt, die Pflegekräfte sind massiv belastet. Da hat sie vollkommen recht. Die Pflegekräfte sind auch durch die Pandemie massiv belastet. Kollege Seidl hat zuvor über die Wiener Rettung gesprochen und hat auch davon gesprochen. Auch diese ist durch die Pandemie massiv belastet. Wenn Sie sich hier herstellen und diese massive Belastung auf den Intensivstationen diskutieren, dann ersuche ich Sie, mit Ihrem Parteiobmann Kickl darüber zu sprechen, was er eigentlich macht, wenn er in aller Öffentlichkeit sagt, ein Entwurmungsmittel für Pferde ist sinnvoller als die Corona-Impfung. Ich halte das für wirklich skandalös und eine absolut unverantwortliche Gesundheitspolitik, die Sie hier betreiben. Ganz ehrlich: Es ist nicht machbar, dass Sie sich hier herstellen und genau das kritisieren, denn Sie müssten eigentlich Ihrem Parteiobmann sagen, dass es eigentlich ein Wahnsinn ist. Ivermectin, also dieses Entwurmungsmittel für Pferde und für Kühe, als Maßnahme vorzuschlagen, ist vollkommen absurd. Und viele, viele Mediziner in den letzten Tagen haben wirklich händeringend auf Twitter, auf den sozialen Medien geschrien, um zu sagen: Was geht hier politisch ab? Wie unverantwortlich kann man eigentlich handeln? Ich halte das wirklich für skandalös und möchte Ihnen hier einen Tweet eines Wiener Arztes vorlesen, der auf Twitter schreibt: "Aufnahme vor einem Monat wegen Covid-19. Seine Facebook-Seite Team Kickl, Sprüche gegen Impfung. Noch von der Normalstation aus Anti-Maßnahmen-Posts. Dann Intensivstation, Panik, ums Leben betteln, Covid-Lunge, Organversagen. Vor ein paar Tagen starb er. Mit 64, Opfer des Vertrauens in Kickl." Das ist die Realität, und das möchte ich hier wirklich unterstreichen: Ich halte es wirklich für skandalös, dass Sie sich hier herstellen und darüber jammern, dass die Pflegekräfte im Burn-out sind, und Sie als FPÖ gleichzeitig solche Maßnahmen unterstützen. Oder stellen Sie sich hier heraus und sagen, nein, was Parteiobmann Kickl sagt, das gilt nicht. Ich habe gestern mit einer Neurologin aus einem Wiener Spital gesprochen, und auch sie sagt, dass diese Dauerbelastung durch Corona eigentlich ein Wahnsinn ist und dass sie es überhaupt nicht versteht, warum Menschen nicht impfen gehen, denn die Impfung wirkt, milliardenfach weltweit bewiesen, hervorragend. Ich finde es ja überhaupt erstaunlich, dass Sie sagen, dass man zur Grippeimpfung gehen soll. Kennen Sie überhaupt die Impfstoffe, die bei der Grippeimpfung angeboten werden? (Zwischenruf.) Das finde ich ganz erstaunlich. Und diese Neurologin sagt, ja, viele der Pflegekräfte werfen das Handtuch und sie sagen, sie können eigentlich nicht mehr und weichen auch in ganz andere Berufsgruppen aus. Unser Problem ist nicht, dass es nicht genug Menschen gäbe, die diese Verantwortung übernehmen, unser Problem ist, dass wir keinen Schulterschluss in der Politik haben, um ganz klar zu sagen, was wir zur Bekämpfung der Pandemie machen können, und das heißt: Impfen gehen! Wenn heute Abend wahrscheinlich die Corona-Kommission Österreich bis auf Wien und Burgenland auf Rot schaltet, dann müssen wir sagen, dass wir hier als Fortschrittskoalition, als Stadtregierung wirklich alle zusammen einen sehr guten Job gemacht haben. Wir haben wirklich sehr früh Maßnahmen gesetzt, die tatsächlich wirken, und man sieht das. Man sieht das bei den Tests in Wien: 90 Prozent aller PCR-Tests Österreich-weit werden in Wien gemacht. Wir sehen das bei dem Versprechen, das wir auch im Bildungsressort gegeben haben, nämlich offene Schulen. Im Moment - ich betone, im Moment, denn das sind natürlich immer nur Momentaufnahmen, und wir dürfen auch die Dynamik der Pandemie nicht unterschätzen - sind 12 Schulklassen von knapp 12.000 Schulklassen gesperrt. Das ist eine hervorragende Leistung. Wir schaffen also auch in dieser Pandemie offene Schulen. Ich denke, das ist wirklich eine Leistung, die hervorragend ist. Wir schaffen es, Österreich-weit bei den Inzidenzen jetzt an niedrigster Stelle zu sein, sogar noch niedriger als das Burgenland, wobei das natürlich vom Land her und vom Gefüge Stadt absolut nicht vergleichbar ist. Während ich mir anschaue - und da geht der Blick auch in Richtung der Bundesregierung -, Oberösterreich ist bei den Inzidenzen jetzt fast doppelt so hoch. Ganz ehrlich, der Landtagswahlkampf in Oberösterreich hat quasi die Pandemie auf eine Pausetaste gedrückt. Da kam, das muss ich auch sagen, von den GRÜNEN und vom Gesundheitsminister relativ wenig, und die Zeit fehlt uns jetzt. Das ist natürlich ein dynamisches System, und sehr vieles wird auch nach den Herbstferien natürlich wieder ins System rückeingetragen. Das ist mir vollkommen unverständlich. Mir ist auch vollkommen unverständlich, dass es von der Bundesregierung keinerlei Aufrufe, Impfkampagnen über den Sommer gegeben hat. Wir haben wirklich rechtzeitig gewarnt, wir haben rechtzeitig strengere Maßnahmen gesetzt. Für die Wienerinnen und für die Wiener, muss man sagen, ist das aber okay. Das funktioniert auch. Ich unterstütze auch jede Richtung, wenn wir sagen, wenn die Inzidenzen steigen, dann werden wir auch die 2G-Regel oder Möglichkeiten in der Richtung einführen. Ich halte das für gescheit, wenn zum Beispiel Kinos sagen, okay, wir haben eine 2G-Regel, dafür müssen dort die KinobesucherInnen keine Maske tragen. Das ist eine gescheite Geschichte, und es ist notwendig, denn wir wollen die Schulen offen halten. Wir wollen die Gastronomie offen halten und wir wollen, dass die Wirtschaft nicht mehr in einen Lockdown kommt. Daher sind die Maßnahmen zu setzen, und ich denke, hier kann der Bund und hier können Bundesländer wirklich auf Wien schauen. Wir haben das ziemlich gut hingekriegt. Ich finde auch, dass wir im Moment, obwohl Österreich-weit die Impfraten noch nicht dort sind, wo sie sein sollten, wie sie in Portugal oder in Spanien sind, mittlerweile in Wien durch sehr, sehr niederschwellige Impfangebote auch ziemlich gut unterwegs sind. Die werden auch angenommen, und genau durch 2G- respektive 3G-Regeln - das sieht man in Italien - ist dann der Zustrom zur Impfung einfach gegeben. Das funktioniert also, und ich denke, dass wir auch hier auf einem sehr guten Weg sind. Wir haben jetzt immerhin - das soll man nicht unterschätzen - knapp über 60 Prozent Vollimmunisierte bezogen auf die Gesamtbevölkerung. Bezieht man das allerdings auf jene, die eigentlich impfbar sind, dann liegen wir hier schon bei fast 70 Prozent und bei den Erststichen schon bei 74 Prozent. Ich denke, die Impfrate, gemeinsam mit dieser intensiven Testung, ist tatsächlich der Weg, das System der Pandemie zu stabilisieren, damit die Inzidenzen nicht zu stark ansteigen und letztendlich unsere Spitäler und die Gesundheitsversorgung insgesamt nicht überlastet werden. Daher auch noch einmal mein dringender Aufruf, für all jene, die noch zweifeln: Bitte, gehen Sie impfen! Es ist wirklich der wirksamste Schutz und einfach auch eine Verantwortung von jedem Einzelnen gegenüber der Gesamtgesellschaft. Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Huemer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auch die Zuseherinnen und Zuseher sowie die intergeschlechtlichen Menschen, die uns via Livestream zuschauen, begrüße ich ganz herzlich! Wir diskutieren eben aktuell die Gratisgrippeimpfung in Wien. Ich kann hier schon so viel sagen, dass wir diese Gratisgrippeimpfung seitens der Grünen Fraktion begrüßen und auch zustimmen werden. Es ist ja einfach so, dass die Grippezeit die Herbstzeit, die Winterzeit ist, weil die Viren bei den niedrigen Temperaturen und in der trockenen Luft besonders stabil sind. Das gilt ja auch für die Coronaviren. Wir halten uns im Herbst einfach verstärkt in den geschlossenen Räumen auf, unser Immunsystem kommt mit der Kälte nicht so gut zurande, wir haben weniger Sonne. All das reizt unsere Schleimhäute und macht uns einfach anfälliger für Vireninfektionen. Darum ist es wirklich schön und gut, dass es einen Schutz gibt, die Influenzagrippeimpfung, und dass die Stadt Wien diese Impfung gratis anbietet. Ich glaube, das ist auch keine Selbstverständlichkeit, wenn wir andere Bundesländer anschauen. Es ist ein tolles Angebot, das die Stadt hier bietet. 45.000 Dosen werden angeschafft, für alle, die es wollen. Es wurde schon angesprochen, ich möchte es wiederholen: Es geht bei der Grippeimpfung um den Eigenschutz, es geht aber auch darum, andere zu schützen und die Belastung unseres Gesundheitssystems, im Speziellen der Krankenhäuser, der Intensivstationen möglichst gering zu halten. Und die gute Nachricht, die es dabei immer gibt, ist, man kann sich schützen. Man kann sich schützen, man kann sich vor der saisonalen Influenza durch die Impfung schützen und man kann sich auch gegen das Coronavirus schützen. Ich glaube, ich betone es noch einmal, weil es einfach so wichtig ist. Es geht um den Selbstschutz, es geht um den Fremdschutz und es geht darum, dass wir die Überlastung vermeiden. Ich glaube, das ist bei vielen noch gar nicht so gesickert oder kommt erst dann an, wenn sie feststellen, dass eine geplante Operation verschoben werden muss. Die Überlastung des Gesundheitssystems ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, der mit einer Impfung sozusagen vermieden werden kann. Ich finde, das sind drei schon sehr, sehr gute Gründe, sich impfen zu lassen. Für viele Menschen ist das aber leider noch immer nicht ausreichend genug, sie haben noch nicht die richtigen Argumente oder nicht zur richtigen Zeit, sie sind noch unschlüssig. Ich glaube, da müssen wir einfach noch etwas tun. Wir lesen es, es gibt über 4.000 Infektionen täglich, die Tendenz geht nach oben. Das ist alles sehr besorgniserregend. Es ist vor allem besorgniserregend, weil diese erhöhten Infektionszahlen in Kürze in den Spitälern Niederschlag finden werden, in den Covid-Stationen, in den Intensivstationen. Das ist alles wirklich kein Spaß und nichts zum Banalisieren und nichts zum Kleinreden. Es ist die Pandemie weiter da, und wir haben wirklich noch eine große Aufgabe vor uns. In Österreich haben wir mit dem Stand von gestern 63,74 Prozent Personen in der Gesamtbevölkerung, die erst- oder zweitgeimpft sind. In Wien sind es 61,56 Prozent, also ein bisschen geringer, aber Wien steht gar nicht so schlecht dar. Trotzdem, das muss man einfach sagen, ist da noch Luft nach oben. Es sagen uns Umfragen, es sagen WissenschaftlerInnen, bis zu 15 Prozent können wir nicht erreichen. Ich finde, das ist ein ziemlich hoher Satz, aber zwischen dem Satz, der bis jetzt geimpft ist, und dem Prozentsatz, der diese Impfung offenbar um keinen Preis will, ist noch Luft. Und darum geht es jetzt im Kommenden. Ich denke, dass wir hier trotz dieser traditionellen Impfskepsis noch einiges tun können. Ich rede jetzt einfach davon, dass wir vielleicht wirklich noch einmal einen Impfturbo zünden könnten, denn es gibt einfach noch Menschen, die wir überzeugen können, die wir einfach vielleicht zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Punkt, mit dem richtigen Grund, was immer der auch ist, zu dieser Impfung bewegen können. Ich bin natürlich ein bisschen positiv gestimmt, dass wir eine höhere Impfquote kriegen, weil 3G am Arbeitsplatz in Kürze wirklich in Kraft tritt. Ich erhoffe auch eine erhöhte Impfmotivation, wenn die Gesundheitskasse personifizierte Einladungsbriefe mit einem Impftermin verschicken wird. Ein bisschen wird sicher auch die Zulassung des Impfstoffes für Kinder die Prozente nach oben treiben. Diese wird es in den nächsten Wochen geben, es wird also ein Covid-19- Vakzin für Kinder geben. Auch hier werden wir mit den Prozenten nach oben steigen. Das ist alles gut, und ich möchte auch wirklich positiv hervorheben, was die Stadt Wien bezüglich Impfen, bezüglich Testen in der Vergangenheit gemacht hat und auch noch weiterhin machen wird. Die Anstrengungen sind wirklich vorbildlich und das Engagement der Stadt Wien hier sehr, sehr hoch. Ich hoffe, das geht auch weiter, und ich glaube, es wird auch weitergehen, denn wir brauchen es noch für die dritte Impfung. Wir haben ja mittlerweile mehrere Aufgaben gleichzeitig laufen, die einen zum ersten Impfgang zu bewegen, aber auch sozusagen die dritte Impfung zu machen. Was ich mir wünsche, ist, dass es weiter niederschwellig für die dritte Impfung vorangeht und es vielleicht dann auch geht, diese Impfung ohne Termin zu machen, denn derzeit kriegt man sie ja nur mit Termin. - Aber: step by step. Ich möchte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker zitieren, der Anfang September die Parole ausgegeben hat: "Allen nachlaufen!" Ich glaube, allen nachzulaufen, um sie zu einer Impfung zu bewegen, ist wirklich nötig. Ich habe es ausgeführt, die Zahlen sagen es, und wir haben noch nicht alle, die impfwillig und impffähig sind, erreicht. Wenn wir über die Grenzen schauen, sehe ich beispielsweise in Portugal eine Impfquote von 89 Prozent, in Spanien 81 Prozent, Kanada 78 Prozent, Italien, Dänemark, Norwegen haben 77 Prozent. Ich glaube, wir mit 65 oder in Wien mit 62 Prozent können uns wirklich noch diese Vorbilder herannehmen und schauen, was denn die anders machen. Sie machen es nicht nur anders - was Herr Gara schon angesprochen hat -, diesen wissenschaftlichen Grundkonsens zur Pandemie und zu den Maßnahmen zu teilen. Das ist in diesen Ländern einfach unbestritten, hierzulande leider Gottes nicht. Da dürfen wir uns nicht fragen. Ich kann auch nur meine Einladung an die FPÖ aussprechen: Helfen Sie an diesem Grundkonsens mit und spielen Sie nicht die Menschen ständig gegeneinander aus. Verbreiten Sie keine Falschheiten, verbreiten Sie keine Lügen und verunsichern Sie nicht durch wirklich hanebüchene Behauptungen. Ich habe gerade auch von Herrn Kollegen Gara gehört, der Bund möge ... Ich darf daran erinnern, in Österreich haben sich die Länder ausgebeten, das Impfen zur Ländersache zu machen. Das unterscheidet uns von den sehr erfolgreichen Impfländern, denn dort ist das zentral organisiert worden. Ich glaube, man sollte tatsächlich für die Zukunft überlegen, ob dezentralisierte Organisation das Ideale ist. Ich glaube, mit zentralisierten Maßnahmen könnte man effizienter und schneller durchgreifen. Das ist meine persönliche Meinung dazu. Was diese Länder mit hohen Impfquoten ebenfalls auszeichnet, ist das große Vertrauen in das Gesundheitssystem. Ich glaube, auch da haben wir in Österreich extremes Potenzial, und ich fürchte leider, wir haben hier ein bisschen einen Grund verloren, denn wenn die Menschen ihre OPs nicht bekommen, wenn sie sie brauchen, dann erschüttert das unbestritten. Hier haben wir also Boden gut zu machen. Ich komme noch einmal zum Impfen zurück und nicht nur zum grundsätzlichen Vertrauen in das Gesundheitssystem. Wenn wir ins nahegelegene Burgenland schauen, SPÖ-regiert, haben die dort mit einer Impflotterie einen Turbo gezündet, in Australien, in Quebec ebenso. Diese Städte und Länder haben mit Impflotterien wirklich die Impfquote gut nach oben treiben können, und ich denke mir, diesen erfolgreichen Ansatz könnte sich auch Wien anschauen, um hier diese notwendigen 10, 15 Prozent, die wir noch erreichen können, anzusprechen. Darum bringe ich heute mit den Kollegen Margulies, Prack und Arsenovic einen Antrag ein, der das derzeitige Anreizsystem, nämlich eine Impflotterie nach internationalem Vorbild, auch in Wien einführen lassen soll. Wir denken hier auch an attraktive Preise, die sowohl einen ökologischen wie auch einen sozialen Charakter haben. Unser Haupttreffer wäre Gratis-Öffi-Fahren für die ganze Familie, ein Leben lang. Ich glaube, das wäre schon ziemlich cool. Es muss nicht das Auto sein, es gibt auch wirklich andere sehr sinnvolle Preise, die einen Anreiz geben können. Wir würden natürlich auch alle Menschen, die bereits geimpft sind, an der Lotterie teilhaben lassen wollen. Im Sinne des Herrn Bürgermeisters, der jüngst sagte, alles, was zur Erhöhung der Impfquote beiträgt, ist gut, nehme ich ihn da jetzt beim Wort. Wie gesagt, wir bringen diesen Antrag ein, der zur sofortigen Abstimmung eingebracht wird. Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte heute noch ein zweites innovatives Projekt besprechen und Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema Pflege lenken. Wie uns allen bekannt ist, steigt der Pflegebedarf - Stichwort demographische Entwicklung, Stichwort wir werden alle älter, Stichwort beim Älterwerden treten neue Krankheiten zu Tage, beispielsweise demenzielle Erkrankungen. Wir haben Veränderungen in der räumlichen und sozialen Beziehungsstruktur vor uns, und damit braucht es auch andere Betreuungsstrukturen. Die Anforderungen in der Langzeitpflege sind also definitiv enorm und steigend. Wir brauchen nicht nur mehr Pflegekräfte - Sie wissen, bis 2030 für Wien an die 10.000 zusätzliche Pflegefachkräfte -, sondern wir brauchen, und das, glaube ich, ist ganz, ganz wichtig, auch ganz neue Konzepte und Ideen, wie wir die Pflegeversorgung zukünftig sicherstellen können, denn es geht um menschenwürdige, es geht um professionelle und natürlich auch leistbare Pflege. Wie kann das gehen? Einerseits hat die Bundesregierung die Pflegereform in die Wege geleitet. Das ist ein ganz wichtiger und notwendiger Schritt. Die Bundesregierung arbeitet aber auch daran, diese Pflegeversorgung grundsätzlich weiterzuentwickeln. Wie kann denn so eine grundsätzliche Weiterentwicklung erfolgen? Sie hat diesbezüglich ebenfalls internationale Beispiele herangezogen und ist beim Konzept des Communitynursing stehen und hängen geblieben, wie ich finde, ein sehr gutes zukunftsweisendes Konzept. Dieses Konzept soll zukünftig auch in Österreich Eingang finden. Communitynurses - ich glaube, viele wissen noch gar nicht so recht, was sie damit anfangen sollen, wohin die Reise gehen soll. Gedacht ist, dass das von den Gemeinden oder von den Städten, eben von den Kommunen selbst organisierte diplomierte Pflegefachkräfte sind, die sehr niederschwellig, sehr bedarfsorientiert zu den Menschen mit Pflegebedarf, zu den Familien, die Pflegeangehörige haben, hingehen und fragen: Was braucht es? Was braucht es in diesem Stadium für diese Person, für das Familiensystem? Und was, glaube ich, auch ganz wichtig ist: Was gibt es schon? Was gibt es an Unterstützungsleistung in diesem Gebiet, in dieser Gegend, in diesem Grätzl? Oft finden diese Informationen, das Bedürfnis und das Angebot nicht zueinander, beziehungsweise überfordert die Pflegesituation oft einfach. Da ist es gut, wenn es Menschen gibt, die man fragen kann, die kommen und sich einfach vor Ort die Situation anschauen: Wie ist die Wohnsituation, wie ist der Pflegebedarf, wie ist das Angebot, wie sind die Ressourcen? Communitynurses können das machen, und darum ist es eigentlich sehr spannend, sich dieses Konzept ganz spezifisch auch für die Wiener Situation anzuschauen. Die Bundesregierung hat 500 Communitynurses versprochen. Jetzt gehen sie einmal step by step. Ich habe geschildert, man weiß noch nicht genau, wohin die Reise wirklich geht, wo die Bedürfnisse sind, wo die Angebote sind. Gehen wir einmal Schritt für Schritt in diese Richtung. Mit 150 Communitynurses in Österreich, finanziert durch Mittel der EU, das sind 54 Millionen, soll im 1. Schritt herausgefunden werden, wo die Bedarfe sind, wo angeknüpft werden kann, wie so ein Arbeitsfeld, so ein Berufsbild der Communitynurses in Österreich in den jeweiligen Kommunen ausschaut. Ein Call ist vorige Woche von der Regierung gestartet worden, und ich wünsche mir, dass wir als Stadt Wien, dass die Regierung von SPÖ und NEOS diesem Call folgen wird und Konzepte einreicht, wie Communitynursing in Wien gemacht werden kann. Es sind ja an die 100.000 EUR pro Communitynurse pro Vollzeitstelle abholbar. Da NEOS und SPÖ im Regierungsprogramm festgehalten haben, dass sie selbst ja auch die Idee des Communitynursing verbinden wollen, denke ich, ist es eine wunderbare Gelegenheit, sozusagen die Finanzierungsmittel des Bundes mit der Idee, die schon da ist, zu verbinden und Erfahrungen zu sammeln, wie Communitynursing in Wien in den einzelnen Grätzln funktionieren kann. Wir bringen daher als Grüne Fraktion heute den Antrag ein, dass sich die Stadt an dem Projekt-Call beteiligen soll und dass die Wiener Pflege- und Gesundheitseinrichtungen auch selbst in einem offenen und partizipativen Prozess befragt werden sollen, welche Anfahrtspunkte für Communitynurses sie denn selbst sehen, wo denn da Bedarf ist. Wir wünschen uns, dass diese Communitynurses natürlich nach sozioökonomischen Bedingungen in den jeweiligen Grätzln eingesetzt werden. Sie werden nicht überall gleichermaßen notwendig sein, und da ist es sicher spannend, sich diverse Konzepte dann einfach anzuschauen oder einzuholen. Wie gesagt, es geht um die Entwicklung eines ganz neuen Pflegekonzepts. Es geht um die Selbsthilfe. Es geht um die Förderung von Gesundheitskompetenz von Menschen 75 plus beziehungsweise von Menschen mit Pflegebedarf und es geht um die Entlastung von pflegenden Angehörigen. Ich darf Sie hier ein Mal mehr daran erinnern, die pflegenden Angehörigen sind in erster Linie Frauen. Communitynursing ist also auch eine Unterstützung für die Frauen in Wien. Ich bitte Sie daher um Zustimmung zu diesem Antrag, der tatsächlich den Weg in eine neue Säule der Pflegeversorgung für die Wienerinnen und Wiener bereitet. Ich bin schon sehr gespannt, welche Konzepte wir dann vielleicht in Kürze auch diskutieren können. Vielen Dank. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Mautz-Leopold. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Andrea Mautz-Leopold (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, Herr Stadtrat! Liebe Menschen via Livestream! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf zuerst kurz auf die von meiner grünen Kollegin eingebrachten Anträge eingehen. Ja, Communitynursing ist ein sehr spannendes, sehr gutes, dezentrales, sehr niederschwelliges Konzept. Auch wir haben in unserem Koalitionsübereinkommen mit den NEOS festgesetzt, dass wir uns im Bereich der mobilen Betreuung diese Communitynurse-Strategie für Wien überlegen werden. Und ich kann dazu berichten, dass es bereits eine Absichtserklärung Wiens, die beim Bundesminister vorliegt, gibt, sich auch an diesem Projekt des Bundesministers zu beteiligen. Das einmal dazu. Ja, auch das Wort Impflotterie finde ich gut. Es ist im Prinzip eine tolle Idee. Auch das, denke ich, würde ich mir gut auf Bundesebene vorstellen können. Das kann alle ÖsterreicherInnen ansprechen. Man kann tolle Tickets für ganz Österreich verlosen, oder was auch immer. Es ist jedenfalls eine gute Impfmotivation. Die Wiener Impfkampagne ist jedenfalls breit aufgestellt, breit ausgerollt und geht um einiges weiter. Wir bringen die Impfung zu den Menschen und nicht nur die Menschen zur Impfung. Ich denke, wir wissen es alle: Wir impfen im Bus, in der Bim, im Boot, in der Box, im Gemeindebau, im Billa, im Dom, in den wirklich bestens organisierten Impfstraßen. Die Impfung ist kostenfrei, niederschwellig bei den Menschen, ohne Termin - ein tolles, umfassendes Angebot. Wir impfen, statt schimpfen. Ich denke mir, die Puzzlesteine der Wiener Impfkampagne greifen hervorragend ineinander. Natürlich gibt es neben diesen ganzen niederschwelligen Angeboten, wo ich mir die Impfung abholen kann, auch breit angelegte Fakten-Checks. Es gibt YouTube-Videos, wo ExpertInnen Impfmythen entkräften, und so weiter, und so fort. Ganz aktuell ist zum Beispiel der Auffrischungsrechner - einfach, bitte schauen, sich informieren. Wir sind bei den Leuten, die Impfung ist fast überall möglich. Ich mag von dieser Stelle aus vielleicht noch einmal eine Gruppe von Menschen ansprechen, zu der ich ja auch selber gehöre - eine Genesene mit sehr leichtem Verlauf: Bitte, liebe Menschen, geht dennoch impfen! Man kann nicht genug geschützt sein. Ich kann genesenen Menschen auch nur empfehlen, sich impfen zu lassen. Es ist wirklich fein, den Grünen Pass zu haben. Es ist alles gut, auch in Hinblick auf eine mögliche 2G-Regel. Das hier vorliegende Poststück ist eigentlich zur kostenfreien Grippeimpfung, Influenzaimpfung. Das ist eine ganz wichtige pandemiebegleitende Maßnahme. Wir müssen uns gemeinsam anstrengen, um die Mehrfachgefährdung zu vermeiden, die wir einfach durch die Delta-Variante von Corona und Influenza haben. Wir haben dafür 480.000 Impfdosen zur Verfügung. Informieren Sie sich beim Impfservice Wien. Los geht es am 2.11., bis 29.1. kann kostenfrei geimpft werden. Ich denke, fast jeder kennt jemanden, der schon einmal echte Influenza hatte, aber wer es selber gehabt hat, kann auf jeden Fall unterscheiden, ob es ein grippaler Infekt oder eine echte Influenza ist. Die kostenfreie Grippeimpfung wahrzunehmen, kann ich wirklich nur empfehlen und auch ExpertInnen empfehlen es - gerade jetzt. Ich denke, diese Influenza-Impfkampagne wird auch gute Synergieeffekte haben, denn wir haben ja jetzt eben eine ganz, ganz tolle Impfinfrastruktur. Vielleicht wird der eine, die andere sich nicht nur Grippeimpfen lassen, sondern auch eine Corona-Impfung geben lassen. Auch das ist möglich, und wir haben ja zwei breite Schultern. Wien impft also, Wien informiert, Wien kampagnisiert. Wir bringen die Impfung zu den Menschen und nicht nur die Menschen zur Impfung. Herzlichen Dank. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Greco. Ich erteile es ihr. GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die heute via Livestream hier wieder mit dabei sind! Vieles wurde zu dem Thema bereits gesagt. Ich kann mich und möchte mich all meinen Vorrednerinnen und Vorrednern anschließen, der Wichtigkeit des Gemeinsamen, der Wichtigkeit, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist, und der Wichtigkeit der Impfung. Ich erlaube mir, heute hier zu Ihnen als Wienerin, als Bewohnerin dieser Stadt zu sprechen und ein paar Zahlen zu nennen. 1.694,5 Erkrankte pro 100.000 Einwohner, 4.436 Verstorbene. Spreche ich von Corona, Covid? - Nein, ich spreche hier von Influenza, von einer großen Pandemie, die weltweit bereits Millionen Menschenleben gekostet hat. Wenn man sich die AGES-Zahlen ansieht, war in Österreich in den letzten Jahren die Saison 2016/2017 mit 4.436 Todesfällen eine der schlimmsten. 2017/2018 war es mit fast 3.000 Fällen aber auch nicht viel weniger, und selbst während der Pandemie hatten wir 834 Todesfälle, die rein auf die Influenza zurückgeführt werden können. Wenn man sich jetzt die Seite der Virologie der MedUni Wien anschaut, dann sieht man: Okay, noch ist es nicht so schlimm. Wir haben ja ein tolles Grippemeldeservice der Stadt Wien, und dort wird wöchentlich eingemeldet, wie der Status ist. Die gute Nachricht für uns alle ist aber, wir müssen erst gar nicht warten, bis die Zahlen explodieren, denn wir haben die Gratisgrippeimpfung. Erst letzten Montag wurde wiederum die Plattform, wo man sich vorregistrieren kann, ins Leben gerufen, sprich: Man kann sich bereits vorregistrieren, ab nächster Woche geht es mit den Impfungen los, an einigen Stellen ist das bereits möglich. Sie kennen alle die Grippe, aber ich erlaube mir, es hier noch einmal zu wiederholen: Tröpfcheninfektion. Wir niesen, wir husten. Jetzt haben wir das alle während der Pandemie gelernt: Wir tragen eine Maske, wir waschen uns die Hände, wir desinfizieren wesentlich öfter, als wir das davor getan haben. Nur alleine reicht das leider Gottes nicht. Dementsprechend haben wir die Chance dieser Grippeimpfung, und ich appelliere an Sie alle, wirklich von Wienerin zu Wiener: Bitte, gehen Sie impfen! Lassen Sie uns diese Impfaktion der Stadt Wien eine der ersten gemeinsamen sein, egal, ob das jetzt bei Ihrem Arzt des Vertrauens ist, beim Hausarzt oder in einer der Impfstraßen. Kollegin Mautz-Leopold hat vorhin bereits einige der Möglichkeiten aufgelistet. Kollegin Huemer hat genauso darauf hingewiesen, wie wichtig es ist und wo wir diese Impfungen alle bekommen können. Ob das die Gesundheitszentren sind, die Impfboxen, die Impfstellen - die Möglichkeiten sind da. Die Wichtigkeit, dass wir es tun, können wir nicht oft genug wiederholen, jeder in seinem Rahmen, jeder auf seine Art und Weise. Dementsprechend möchte ich auch hier schon wieder schließen und sagen: Ich bin registriert, ich gehe impfen, meine Familie geht impfen. Tun sie es auch - nicht nur, um das Gesundheitssystem zu entlasten, nicht nur, um sich selbst zu schützen, sondern um hier ein ganz gemeinsames, klares Zeichen zu setzen. Gesundheit ist genau der Bereich, der uns alle verbindet. Solche Projekte wie jetzt die Gratisimpfaktion für die Influenza der Stadt Wien, wie die verschiedenen Corona-Angebote - auch hier ist es vollkommen richtig, dass wir weiterhin schauen müssen, dass so viele wie möglich geimpft werden - sollen uns verbinden und gemeinsam stolz darauf machen, dass wir in einer Stadt wie Wien wohnen, wo so ein großartiges Gesundheitssystem bereits zur Verfügung steht und wo wir alle gemeinsam daran arbeiten können, dieses auch in Zukunft zu verbessern. Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat ein kurzes Schlusswort. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Herr Vorsitzender! Da uns hier gute Ratschläge gegeben worden sind, möchte ich nur darauf hinweisen, dass im Gegensatz zu den Kosten der Covid-19-Impfung für die Influenzaimpfung keine Refundierung durch den Bund erfolgt. Ich würde Herrn Bundesminister Mückstein auffordern: Wenn ihm und auch der Grünen Fraktion das Österreich-weit so ein großes Anliegen ist, dann kann man darüber reden. Wenn sich der Bund nicht nur beteiligt, sondern auch die Kosten übernimmt, kann er diesbezüglich auch die federführende Rolle spielen. Geschätzte Damen und Herren, das ist jetzt aber nicht zum Akt, sondern geht generell um die Impfungen. Ich würde meinen, auch wenn manche Redebeiträge zum Nationalfeiertag von mancher Seite getätigt wurden - ich sage ausdrücklich, nicht von Mitgliedern dieses Hauses, sondern eines benachbarten Hauses -, dann sollte man sich überlegen, was man über Impfschutz sagt. Denn würde man diese wissenschaftlich beurteilen und steuerrechtlich werten, würden diese Redebeiträge unter die steuerrechtliche Geringfügigkeitsgrenze fallen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Es gelangt nunmehr Postnummer 15 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Verkauf einer Liegenschaft in den KatGen Neustift bei Scheibbs sowie Ginning an die Schloß Lehenhof Besitz GmbH & Co KG. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Marina Hanke, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Kowarik. Ich erteile es ihm. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Ganz kurz: Wir haben dieses Mal ja nur einen Akt im Wohnbau aufgerufen. Zum Aktenstück darf ich feststellen, dass wir, so wie auch im Ausschuss, zustimmen werden. Der Herr Vorsitzende hat es schon eingeleitet: Es geht um den Verkauf von Liegenschaften in den KatGen Neustift bei Scheibbs und Ginning. Insgesamt werden ein bisschen mehr als 25 ha verkauft. Wir haben das im Ausschuss auch besprochen. Diese Liegenschaften waren bis 2009 als Kinderferienheim der Stadt Wien genutzt. Es hat allerdings bis jetzt gedauert, dass wir draufgekommen sind, dass wir es verkaufen wollen und auch den Verkaufsprozess durchführen. Das hat etwas lange gedauert, es soll so sein. Wir werden dem Verkauf zustimmen. Die Kaufpreisfindung ist hoffentlich objektiviert geschehen. Es hat beim Bieterverfahren auch eine entsprechende Öffentlichkeit gegeben, daher ist die Hoffnung, dass der Verkauf auch dem entspricht, was es wert ist. Ich darf aber die Gelegenheit nutzen - wie gesagt, weil es der einzige Tagesordnungspunkt im Wohnbau ist und wir die Anträge ja rechtzeitig eingebracht haben -, in aller Kürze noch drei Anträge zum sozialen Wohnbau einzubringen, was jetzt nicht ganz zusammenpasst, aber doch ein bisschen dazu passt, also am ehesten dazu passt. In aller Kürze, damit ich beim Vorsitzenden auch nicht die Toleranz überstrapaziere: Es geht einerseits um den Gemeindebau. Hier kennen wir das Thema, das auch vor Wahlen in der Wahlwerbung immer wieder sehr offensiv mitgeteilt wird, dass Gemeindebauten errichtet werden sollen. Vielleicht hinkt das ein bisschen nach, um es vorsichtig zu sagen. Wir wollen, dass hier ein Schwerpunkt gelegt wird und tatsächlich die Errichtung von Gemeindebauten über das geplante Ausmaß hinaus forciert wird. Das wäre der erste Antrag. Der zweite Antrag betrifft auch die Gemeindebauten. Hier darf ich auf den jüngsten Rechnungshofbericht verweisen, in dem die Sanierungszyklen ein großes Thema waren. Die geplanten angestrebten 30 Jahre werden bei Weitem überschritten, in der Realität sind es 67 Jahre. Auch hier würden wir uns wünschen, dass diese Sanierungen sehr, sehr, sehr viel schneller geschehen und dass mehr Augenmerk darauf gelegt wird. Ich glaube, das ist auch ganz wichtig, um den sozialen Wohnbau nicht nur zu haben, sondern auch in entsprechendem Zustand zu haben. Noch ein Thema darf ich in aller Kürze anführen. Wir haben auch das Thema mit der Kurzzeitvermietung gehabt, Stichwort Airbnb. Hier haben wir gemeinsam, darf ich einmal sagen, erreicht, dass es jetzt auch die entsprechenden Plattformen von sich aus eingesehen haben und Gemeindewohnungen dort nicht mehr anbieten werden. Das ist sicherlich einerseits ein Erfolg des Rechnungshofberichtes, der ja ursprünglich auf Grund einer FPÖ-Initiative eingebracht wurde, aber auch die Stadt Wien, muss man fairerweise sagen, hat da immer Druck gemacht. Jetzt ist es so weit. Es freut uns alle, glaube ich, hier in diesem Saal. Wir wollen da noch einen Schritt darüber hinausgehen und wollen, dass sich der Gemeinderat dafür ausspricht, dass auch im genossenschaftlichen Mietwohnbereich keine Kurzzeitvermietungen groß angeboten werden. Das betrifft den dritten Antrag. In allen drei Fällen wollen wir in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung. Ich bedanke mich beim Vorsitzenden und für Ihre Aufmerksamkeit. Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Es gelangt nunmehr Postnummer 17 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Änderung der Dienstvorschrift für Lehrlinge 1996. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Abrahamczik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Öztas. Ich erteile es ihm. GR Ömer Öztas (GRÜNE): Kolleginnen und Kollegen! Ich mache es kurz. Als GRÜNE werden wir dem vorliegenden Poststück selbstverständlich zustimmen, da wir denken, dass die Ermöglichung der Doppellehre momentan sehr wichtig ist, denn Wien hinkt am Lehrlingsmarkt leider hinterher. Auf zirka 3.400 Lehrstellensuchende kommen lediglich 701 offene Lehrstellen. Demnach bekommen nur 20 Prozent der Lehrstellensuchenden überhaupt eine Lehrstelle. In allen anderen acht Bundesländern sieht es anders aus. Dort ist es genau das Gegenteil, nur in Wien eben nicht. Deswegen sind Maßnahmen wie eben die Doppellehre oder die 13 Millionen EUR Lehrlingsförderung, die wir gemeinsam im Sommer beschlossen haben, enorm wichtig, um die Jugendarbeitslosigkeit in Wien zu bekämpfen. Diese Maßnahmen kommen aus unserer Sicht aber sehr spät. Auf Bundesebene wurden bereits 2020 ähnliche Förderpakete geschnürt, in Wien erst vor ein paar Monaten. Wir müssen nicht den Lehrberuf attraktivieren, daran scheitert es nicht. Wir müssen akzeptieren, dass der freie Markt anlässlich der Corona-Krise nicht nachkommt. Wir müssen daher als Stadt Wien Möglichkeiten schaffen, um junge Lehrlinge und junge ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Dienst aufzunehmen und hier enorm aufstocken. Die Stadt Wien zeigt mit ihren zirka 60.000 Bediensteten vor, wie ein gescheiter Arbeitergeber sein sollte: sicherer Arbeitsplatz und menschengerechte Bezahlung. Unter diesen 60.000 sind auch zirka 1.060 Lehrlinge, das sind nicht einmal 2 Prozent aller Bediensteten. Doch nicht nur hier gibt es sehr viel Aufholbedarf. Mein Kollege Kunrath und ich haben vor ein paar Monaten eine Anfrage zur inklusiven Lehre innerhalb der Stadt Wien gestellt. Und die Antwort, die kam, ist eigentlich sehr erschreckend: Nur fünf Lehrlinge mit Behinderung sind in der Stadt Wien beschäftigt. Fünf! Das sind 0,4 Prozent aller 1.060 Lehrlinge. Und als ob das nicht reichen würde, hat die Stadt Wien weder im Krisenjahr 2020 einen einzigen Lehrling mit Behinderung eingestellt noch Werbemaßnahmen gesetzt, um diese Zahl zu steigern. Da fragen wir uns wirklich: Wie kommen Jugendliche mit Behinderung beziehungsweise ihre Eltern auf die Idee, bei der Stadt Wien nach einer inklusiven Lehrstelle anzufragen, wenn sie nicht einmal wissen, dass es so eine Möglichkeit gibt? Diese Vorgehensweise ist für viele Jugendliche mit Behinderung ein Schlag ins Gesicht. Wir müssen die Möglichkeit einer inklusiven Lehre bei der Stadt Wien unter die WienerInnen bringen und sie informieren. Deswegen stellen meine KollegInnen und ich, wir als GRÜNE, einen Antrag dazu und fordern Chancengerechtigkeit für Jugendliche mit Behinderungen im Lehrberuf, denn für eine Menschenrechtsstadt wie Wien ist noch sehr viel Luft nach oben. Ich darf den Antragstext vorlesen: Der Wiener Gemeinderat fordert den Herrn Amtsführenden Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke auf: Erstens: Die Lehrstellen für die inklusive Lehre innerhalb der Stadt Wien deutlich aufzustocken. Zweitens: Gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen, NGOs, auszuloten, welche Lehrberufe inklusiv gestaltet werden können und bei allen Lehrberufen der Stadt Wien, bei denen das möglich ist, diese verpflichtend inklusiv zu leben. Drittens: Einen Aktionsplan zu entsprechenden und zielgerechten Maßnahmen zur Förderung der inklusiven Lehre auszuarbeiten, und last but not least bei der Internetpräsenz der Stadt Wien darzustellen, welche Möglichkeit einer inklusiven Lehre für junge Menschen mit einer Behinderung bei der Stadt Wien besteht, um diese Stelle niederschwellig bekannter zu machen. Wir fordern die sofortige Abstimmung. Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Hursky. Ich erteile es ihm. GR Christian Hursky (SPÖ): Geschätzte Kolleginnen, geschätzte Kollegen! Herr Vorsitzender! Liebe Berichterstatterin! Ich möchte die Stadt Wien aber schon generell als vorbildlichen Ausbildner und modernen Ausbildner für die Lehrlinge der Stadt Wien vorstellen. Es ist ja nicht unbedingt so, dass wir in der Stadt in den letzten Jahren diesbezüglich nichts gemacht haben. Wir haben in der Stadt in unserem eigenen Bereich die Anzahl der Lehrlinge in den letzten Jahren verdoppelt. Das soll man grundsätzlich nicht vergessen, dass wir hier immer etwas getan haben und auch bereit sind, immer etwas zu tun. Wir fördern mit dem heutigen Tag auch Frauen, und zwar in Berufen, die vielleicht auch für Frauen nicht unbedingt das Alltägliche sind, nicht traditionelle Frauenberufe: Kfz-Technik, IT-Technik, Forstfacharbeiterinnen, Tischlerinnen, Labortechnikerinnen - viele Berufe, in denen wir Frauen ausbilden. Insgesamt sind es 13 verschiedene Berufe, in denen wir Lehrlinge in der Stadt ausbilden. Im Jahr 2019 haben sich zum Beispiel rund 2.200 junge Menschen bei uns bei der Stadt beworben. Ungefähr 10 Prozent davon wurden letztendlich bei der Stadt auch als Lehrlinge aufgenommen. Das heißt, wir haben auch entsprechend gute Auswahlkriterien. Es spricht natürlich auch nichts dagegen, wenn wir sagen, Inklusion mitzuüberlegen. Da die Stadt Wien gerade im Verwaltungsbereich sehr, sehr viele Lehrstellen anbietet, besteht ja auch für Menschen mit Inklusionsbedarf die Möglichkeit, eine entsprechende Ausbildung zu wünschen und sich hier ebenfalls für eine Lehrstelle zu bewerben. Das steht allen ohne Problem offen. Das ist eigentlich der Weg, den wir gerne auch weitergehen wollen. Wir bilden in der Stadt auch mit Qualität aus. 88 Prozent unserer Lehrlinge bestehen ihre Prüfung letztendlich beim ersten Mal, und ich glaube, das zeigt, dass die Stadt Wien ein guter Lehrherr ist, so wie ich es auch vor 45 Jahren gewohnt war. Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: GR Hursky, bitte Desinfektion! Danke. Kollege Öztas zum zweiten und letzten Mal. GR Ömer Öztas (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Kollege! Danke für die Ausführungen. Es ist uns auch allen bewusst, dass die Stadt Wien sehr viele Lehrstellen geschaffen hat und auch sehr viele Lehrlinge aufnimmt. Das Problem dabei ist, dass Sie wenig auf das Thema der inklusiven Lehrstellen eingegangen sind. Ich möchte Ihnen gerne etwas vorlesen, was wir anhand der Anfragebeantwortung zurückbekommen haben, eine Tabelle, die wir kurz analysiert haben und die ich jetzt auch für Sie analysieren werde. Ich kann mich nur wiederholen: Von den 1.057 sind nur 5 Lehrlinge mit Behinderung. Das sind 0,4 Prozent. Ich glaube nicht, dass das ein gutes Zeugnis für die Stadt Wien ist, wenn es nur 0,4 Prozent Menschen mit Behinderung sind. Im Krisenjahr 2020, als es umso nötiger war, hat die Stadt Wien keinen einzigen Lehrling mit Behinderung aufgenommen. Die Wien Holding bildete in den letzten vier Jahren nicht einmal einen einzigen Lehrling mit Behinderung aus. Die Zahl der Lehrlinge mit Behinderung, welche bei der Stadt Wien die Lehre machen, ist seit dem Jahr 2018 die niedrigste gewesen. Das heißt, 2020, 2021 ist die niedrigste Zahl an Menschen mit Behinderung, die eine Lehre bei der Stadt Wien machen. Ich kann mich beim letzten Punkt auch noch einmal wiederholen: Wenn die Stadt Wien keine Werbemaßnahmen setzt, also daran arbeitet, das unter die Leute zu bringen, wird keiner auf die Idee kommen, zu sagen, ich bewerbe mich oder eben mein Kind bei der Stadt Wien. Daran sollten wir gemeinsam arbeiten. Ich denke nicht, dass wir so ein Thema für uns parteipolitisch nutzen könnten oder wollen. Es geht im Grunde nur darum, Menschen, die im Leben eh schon benachteiligt werden, von Seiten der Stadt Wien eine Möglichkeit und zumindest Chancengerechtigkeit zu geben. Danke sehr. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Es gelangt nunmehr Postnummer 19 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für die Transportrohrleitung 4. Hauptleitung Neurohrlegung in Wien 12. Die Berichterstatterin ist schon hier, ich darf Sie um die Einleitung der Verhandlung bitten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Es ist sehr undankbar, fünf Minuten vor der Dringlichen Anfrage mit der Rede beginnen zu müssen - aber gut. Bevor ich mit meinem eigentlichen Wortbeitrag beginne, möchte ich mich aus gegebenem Anlass ganz herzlich bei den Einsatzkräften bedanken, die jetzt gerade den größten Waldbrand, den es jemals in der österreichischen Geschichte gegeben hat, im Rax-Gebiet bekämpfen. An dieser Stelle also herzlichen Dank an die Feuerwehr, danke an das Bundesheer, danke auch an die zahlreichen Forstarbeiter der Stadt Wien, die gerade Menschenunmögliches leisten, um dieses Feuer zu kontrollieren, um den Wald zu schützen, um das Hab und Gut vieler Menschen zu schützen, und das wirklich unter widrigsten Bedingungen, sowohl, was das Wetter, als auch, was das Gelände vor Ort betrifft. Ich hoffe wirklich, dass es bald regnet, und ich hoffe wirklich sehr, dass wir dieses Feuer bald unter Kontrolle bekommen. Nun zum eigentlichen Poststück. Ich gebe zu, das ist ein Poststück, zu dem normalerweise nicht wirklich gesprochen wird. Es handelt sich um eine Transportrohrleitung im 12. Bezirk, die neu verlegt wird. Sie wird ein Stadterweiterungsgebiet versorgen und wird auch den bestehenden Rohrstrang bei Bedarf ersetzen, wenn der einmal außer Betrieb genommen werden sollte. Dieser Strang versorgt Teile des 10., des 12. und des 23. Bezirks. Diese Rohrleitung wird redundant geführt, eben um diese Gegenden versorgen zu können, wenn sie zum Beispiel erneuert oder gewartet werden. Auch wenn es zu Wartungsarbeiten kommt, ist es wichtig, dass die Wasserversorgung in den betroffenen Gebieten in der Stadt gewährleistet ist. Ich spreche gerne über Wasser und insbesondere über Trinkwasser, weil wir es eigentlich gewohnt sind, zu jeder Tages- und Nachtzeit frisches Wasser aus der Wasserleitung zu haben. Wir stehen jeden Morgen auf, wir trinken einen Kaffee, wir duschen uns, wir kochen, wir waschen unsere Wäsche, wir gehen zur Toilette. Das ist selbstverständlich für uns, wir verschwenden keinen einzigen Gedanken dabei, wie denn dieses Wasser überhaupt zu uns in die Wohnung gelangt. Es ist selbstverständlich für uns geworden. Es ist einerseits gut, dass es selbstverständlich für uns ist, weil wir ein Recht auf diese Daseinsvorsorge haben, und gleichzeitig ist es wichtig, dass wir trotzdem zu schätzen wissen, welches Privileg wir eigentlich haben. Die Zahlen, die weltweiten Zahlen sind erschreckend. Weltweit haben 2,2 Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser, 2,2 Milliarden Menschen. 785 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser, das sind 10 Prozent der Weltbevölkerung. In Wien sieht es so aus, wir haben 100.000 Haushaltsanschlüsse mit einem Wasserzähler und wir haben einen Versorgungsgrad von 100 Prozent. Also wir haben wirklich die besten Voraussetzungen und können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir in einer Stadt wohnen, die so eine gute Wasserversorgung für ihre BewohnerInnen gewährleistet. Das ist aber, wie gesagt, nicht selbstverständlich, das erfordert sehr viel Arbeit, sehr viel Geld. Es stecken sehr viele Menschen dahinter, die dafür arbeiten, dass wir frisches Wasser bekommen. Das beginnt bei der Ingenieurin, die die Rohrnetzplanung berechnet, und endet bei den Bauarbeitern, die die Rohre verlegen. Ich sag' Ihnen jetzt ein paar interessante Daten zum Wiener Rohr... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Frau Kollegin, es ist leider jetzt 16 Uhr. Darf ich Sie bitten, dass Sie dann nach der Dringlichen Ihre Rede fortsetzen. Es tut mir leid, ich hab' geglaubt, es geht sich vielleicht aus, aber ... Danke für Ihr Verständnis. Die Restredezeit ist 16 Minuten (Zwischenruf.) nach der Dringlichen. Danke, tut mir leid, aber ... (Zwischenrufe.) Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den GemeinderätInnen Ellensohn, Margulies, Huemer, Berner, Spielmann, Stadler eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend "Inseratenkorruption und frisierte Umfragen stoppen, keine Inserate für Medien, die - bei aller Unschuldsvermutung - unter dem dringenden Tatverdacht von Korruption und Bestechung stehen" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Nachdem die Antragsteller auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage bestehen, werde ich dann die Frau Schriftführerin bitten, die Anfrage zu verlesen. Ich darf aber gleich darauf aufmerksam machen, dass Teile der Anfrage nicht zulässig sind. Das heißt, ich werde nach der Verlesung bekannt geben, welche Teile nicht zulässig sind und hier daher auch nicht zur Debatte stehen. Bitte, Frau Schriftführerin, darf ich Sie bitten. Schriftführerin GRin Julia Klika, BEd: "Dringliche Anfrage der GemeinderätInnen Ellensohn, Martin Margulies, Barbara Huemer, Mag. Ursula Berner, Viktoria Spielmann und Felix Stadler an den Herrn Bgm Dr. Michael Ludwig gemäß § 16 WStV, eingebracht in der Sitzung des Wiener Gemeinderates am 28.10.2021 betreffend Inseratenkorruption und frisierte Umfragen stoppen, keine Inserate für Medien, die - bei aller Unschuldsvermutung - unter dem dringenden Tatverdacht von Korruption und Bestechung stehen. Begründung: Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt. Kommt es zu Anklagen, entscheiden die zuständigen Gerichte. Wie dringend sich der Tatverdacht gestaltet, erläutert die WKStA auf mehreren Hundert Seiten. Im Mittelpunkt steht neben einigen ÖVP-PolitikerInnen und MeinungsmacherInnen das Medienkonglomerat ‚Österreich' mit den Gebrüdern Fellner an der Spitze. Gefängnis, Fußfesseln oder Freispruch - noch hoffen alle Beschuldigten auf Letzteres. Bei genauerer Analyse der bisherigen Aktenlage hilft jedoch nur ein Wunder. Der zentrale Verdacht: PolitikerInnen erkaufen sich mit Steuergeldern mittels Inserate eine positive Berichterstattung und genehme Umfrageergebnisse, Medien erkaufen sich mit positiver Berichterstattung über PolitikerInnen und genehme Umfragen weitere Inserate aus Steuergeldern. Diesbezüglich ins Visier der Justiz geraten ist vor allem eine Partei, die ÖVP, so wie manche ihrer Funktionäre. Ähnlich gelagerte Vorwürfe werden jedoch auch gegen andere Parteien immer wieder unter anderem von Medien erhoben. Als Erfinder des Systems ‚Wir inserieren Millionen Steuergelder und hoffen auf genehme Berichterstattung' gilt landläufig Ex-Kanzler Werner Faymann, SPÖ. Als Wohnbaustadtrat in Wien hat Werner Faymann begonnen, die Ausgaben der Stadt Wien für Inseratenschaltung in neue Höhe zu treiben. Nach dem Wechsel in der Bundesregierung wurde die Linie ‚Inserieren auf Teufel komm raus' auf Bundesebene gestartet und in Wien fortgesetzt. Während von 2015 bis 2019 in der Stadt Wien auf Betreiben des grünen Regierungspartners die Kosten für Inseratenschaltungen um ein Drittel zurückgefahren wurden, hat die ÖVP auf Bundesebene mit Sebastian Kurz an der Spitze dieses System immer weiter vorangetrieben. Die aufgeflogene mutmaßliche Inseratenaffäre rund um Ex-Kanzler Sebastian Kurz und ‚Österreich'-Herausgeber Wolfgang Fellner lässt das ganze Land schaudern. Internationale BeobachterInnen schütteln nur noch den Kopf. Die gesamte mutmaßliche Inseratenkorruption wird jetzt von der Korruptionsstaatsanwaltschaft untersucht. Das problematische Verhältnis zwischen manchen PolitikerInnen und manchen Medien in unserem Land bedroht nicht nur die Unabhängigkeit der Medien, sondern auch unsere Demokratie. Wer eine vielfältige unabhängige Medienlandschaft haben möchte, muss die mutmaßliche Inseratenkorruption beenden. Medien dürfen finanziell nicht von Inseraten der öffentlichen Hand abhängig sein. Was braucht es jetzt? Eine klare Obergrenze für Inserate von öffentlichen Stellen in jeder Gemeinde, in jedem Bundesland und für das ganze Land. Eine transparente, angemessene Medienförderung, die von Bund und Ländern finanziert wird. Eine Veröffentlichung sämtlicher Inserate von öffentlichen Stellen und politischen Parteien in einer transparenten Datenbank, dauerhaft einsehbar unter Angabe von Medium, Tag, Seite, Preis für jedes einzelne Inserat. Eine Veröffentlichung aller Umfragen, die von Bund, Ländern und Gemeinden in Auftrag gegeben und bezahlt werden, sobald die Ergebnisse vorhanden sind. Die unterzeichneten GemeinderätInnen stellen daher gemäß § 16 WStV und § 36 GOGR folgende Dringliche Anfrage an den Herrn Bürgermeister: 1. Die verstörenden Chat-Nachrichten, die zum Rücktritt von Ex-Kanzler Sebastian Kurz geführt haben, sind Gegenstand von Untersuchungen durch die Korruptionsstaatsanwaltschaft. Fußfessel, Gefängnis, oder doch - es gilt die Unschuldsvermutung - Freispruch, das entscheiden die Gerichte. Der Verdacht veröffentlichter Ergebnisse von Umfragen von Research Affairs waren schlicht falsch und hatten einzig den Zweck, einen gewünschten Inhalt im Medium ‚Österreich' mit den Mitteln der Meinungsforschung zu untermauern. Bezahlt wurde diese Schieberei angeblich unter anderem mit Inseraten des Finanzministeriums. Im Zeitraum der letzten fünf Jahre veröffentlichte dasselbe Medium jedoch auch viele Umfragen mit Wien-Bezug. Wie viele Umfragen gab die Stadt Wien pro Jahr detailliert für die Jahre 2016 bis 2021 in Auftrag? Welche Meinungsforschungsinstitute wurden dafür engagiert? Wer hat diese Institute ausgewählt? 2. Werden Sie dafür sorgen, dass alle Umfragen und daraus resultierende Ergebnisse, die in den Jahren 2016 bis 2021 von der Stadt Wien veranlasst wurden, allen WienerInnen öffentlich zugänglich gemacht werden? 2.1. Falls nein, warum nicht? 2.2. Falls ja, sind Thema, Fragen, Daten, Kosten, beauftragtes Institut und ausgewähltes Gremium in der Öffentlichkeit inkludiert? 3. Werden Sie dafür sorgen, dass ab dem 1.1.2022 alle Umfragen und deren Ergebnisse, die von der Stadt Wien zukünftig veranlasst werden, öffentlich zugänglich sind und von allen WienerInnen eingesehen werden können? 3.1. Falls nein, warum nicht? 3.2. Falls ja, sind Thema, Fragen, Daten, Kosten, beauftragtes Institut und ausgewähltes Gremium in der Öffentlichkeit inkludiert? 4. Die Eigentümerin des Meinungsforschungsinstituts Research Affairs Sabine B. wurde am 12. Oktober im Auftrag der Korruptionsstaatsanwaltschaft festgenommen. Der Verdacht: Sabine B. soll Scheinrechnungen zum Beispiel an das Finanzministerium gelegt haben, Umfragen mit gewünschten Ergebnissen erstellt haben, die dann in der Tageszeitung ‚Österreich' redaktionell entsprechend begleitet wurden. In aller Kürze: Umfrage nicht echt, Rechnung nicht echt, redaktioneller Text wie bestellt, SteuerzahlerInnen geschädigt. Demokratiepolitisch bedenklich ist ein Hilfsausdruck. Das dafür notwendige Vokabular findet sich in den Chats der ÖVPlinge. In der Tageszeitung ‚Österreich' finden sich sehr viele Artikel, die voll des Lobes sind über die Arbeit von Ex-Kanzler Kurz, garniert mit Umfragen, Gütesiegel Research Affairs Sabine B. In der Tageszeitung "Österreich" finden sich sehr viele Artikel, die voll des Lobes sind über die Arbeit von Bgm Ludwig, garniert mit Umfragen, Gütesiegel Research Affairs Sabine B. In der Tageszeitung ‚Österreich' finden sich sehr viele Artikel, die sich während des ÖVP-internen Duells Mitterlehner gegen Kurz sehr eindeutig für Sebastian Kurz aussprachen, immer wieder schön untermauert mit Umfragen. Von welchem Institut ist leicht zu erraten: Gütesiegel Sabine B. Research Affairs. In der Tageszeitung ‚Österreich' finden sich sehr viele Artikel, die sich während des SPÖ-internen Duells Ludwig gegen Schieder sehr eindeutig für Michael Ludwig aussprachen. Immer wieder schön untermauert mit Umfragen von welchem Institut? Ist leicht zu erraten: Gütesiegel Sabine B. Research Affairs. In der Tageszeitung ‚Österreich' finden sich im Wiener Wahljahr 2020 nahezu ausschließlich Umfragen und dazugehörige Berichte, die in der SPÖ-Wahlkampfzentrale Jubel ausgelöst haben müssen. Die verstörenden Chats von ÖVP und ÖVP-nahen Leuten legen nahe, dass die ausnehmende und wohlwollende Berichterstattung für Sebastian Kurz und seine türkisen Freunde in der Tageszeitung ‚Österreich' kein Zufall ist, sondern das sogenannte ‚System Kurz' und viel Geld dahintersteckt. Herr Bürgermeister, glauben Sie, dass die ausnehmend wohlwollende Berichterstattung über den Bürgermeister der Stadt Wien, also über Sie selbst, in der Tageszeitung ‚Österreich' auch ohne eine einzige Inseratenschaltung der Stadt Wien, der Wiener Linien, der Wiener Stadtwerke, der Wien Energie, des Wohnservice Wien sowie weiterer Körperschaften im Einflussbereich der Stadt dauerhaft anhalten würde? 5. Werner Faymann, SPÖ, gilt als Erfinder des Systems ‚Inserieren, bis die Berichterstattung passt.' Als Wohnbaustadtrat 1994 bis 2007 hat Werner Faymann ein ausgeklügeltes System an Inseraten geschaffen und sein Inseratenbudget laufend erhöht. Herr Bgm Michael Ludwig, Sie sind am 22. Jänner 2007 Wohnbaustadtrat geworden. Wie haben Sie das vorgefundene Inseratensystem Ihres Vorgängers verändert? 6. Wie hoch war das Inseratenvolumen der Stadt Wien im Jahr 2006, letztes Jahr Werner Faymann's als Wohnbaustadtrat? Welche Ausgaben sind im Vergleich dazu für 2021 budgetiert und wie viel wurde davon bis September 2021 ausgegeben? 7. Die RTR-Datenbank weist für Wien Jahr für Jahr das bei Weitem höchste Inseratenbudget aller Bundesländer aus. Mehr noch, Wien gibt für Inserate mehr Geld aus als alle acht anderen Bundesländer zusammen. Pro EinwohnerIn gibt Wien sogar mehr Inseratengeld aus, als es die Bundesregierung aktuell macht. Auch auf Bundesebene sind die Inseratenausgaben viel zu hoch. Der Höchststand der Bundesregierung, egal, wer mit wem auf Bundesebene regierte, liegt pro Kopf immer noch unter dem, was die SPÖ-geführte Stadtregierung in Wien pro Kopf ausgibt. Den GRÜNEN ist es 2015 im Zuge der Koalitionsverhandlungen auf Wiener Stadtebene gelungen, eine Vereinbarung zu treffen mit dem Ziel, die in der RTR-Datenbank ausgewiesenen Inserate von zuvor rund 30 Millionen pro Jahr auf 20 Millionen pro Jahr zu reduzieren. Wie stellt sich diese Entwicklung in den Jahren 2016 bis 2020 dar? 7.1. In welcher Größenordnung bewegten sich die im Jahr 2020 im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie zusätzlich zur ursprünglichen Budgetierung geschaltenen Inserate? 8. Die RTR-Datenbank erfasst nicht alle Ausgaben der Stadt Wien für Inserate. Vergleicht man die in den Rechnungsabschlüssen der Stadt Wien ausgewiesenen Zahlen mit der RTR-Datenbank, müssen die Kosten von nicht ausgewiesenen Inseraten jedoch eine Größenordnung von mehr als 1 Million EUR jährlich ausmachen. Wie hoch waren die Kosten für nicht in der RTR-Datenbank ausgewiesene Inserate für die Jahre 2016 bis 2020? Bitte getrennt anführen. 8.1. In welchen nicht in der RTR-Datenbank enthaltenen Medien wurde im Jahr 2018 in welcher Größenordnung inseriert beziehungsweise wurde mit diesen eine Medienkooperation eingegangen? 8.2. In welchen nicht in der RTR-Datenbank enthaltenen Medien wurde im Jahr 2019 in welcher Größenordnung inseriert beziehungsweise wurde mit diesen eine Medienkooperation eingegangen? 8.3. In welchen nicht in der RTR-Datenbank enthaltenen Medien wurde im Jahr 2020 in welcher Größenordnung inseriert beziehungsweise wurde mit diesen eine Medienkooperation eingegangen? 8.4. In welchen nicht in der RTR-Datenbank enthaltenen Medien wurde bislang im Jahr 2021 in welcher Größenordnung inseriert beziehungsweise wurde mit diesen eine Medienkooperation eingegangen? 9. In der Tageszeitung ‚Österreich' erschienen zuletzt immer wieder Artikel über die angebliche Liebe der WienerInnen zu mehreren Autobahnen in der Lobau und Umgebung. Untermauert werden diese Artikel mit Umfragen, Gütesiegel, das erraten Sie, Herr Bürgermeister, Gütesiegel Research Affairs Sabine B. Herr Bürgermeister, können Sie verstehen, dass manche Leute im Lichte der Erkenntnisse rund um das sogenannte ‚System Kurz', Umfrage Research Affairs plus viel Geld für Inserate ergibt tolle Berichterstattung Parallelen in Wien entdecken? 10. Können Sie garantieren, dass es kein einziges Gespräch zwischen einem Verantwortlichen der Stadt Wien und einem Zuständigen der Verlagsgruppe Österreich gegeben hat, das den Inhalt hatte, die Autobahn- und Straßenprojekte in der Donaustadt den WienerInnen schmackhaft zu machen mit den Artikeln und Inseraten? 11. Wurde die Berichterstattung im ‚Österreich' rund um die Lobau-Autobahn, den Lobau-Tunnel, mit Inseraten gekauft, oder haben Sie einfach Glück, dass die Meinung der Tageszeitung ‚Österreich' sich mit Ihrer deckt? 12. Aus den Akten der WKStA ergibt sich ein deutlicher Tatverdacht betreffend gekaufte Berichterstattung gegenüber der Zeitung ‚Österreich'. Wird die Stadt Wien dennoch weiterhin in der Größenordnung von mehr als 3 Millionen EUR pro Jahr, noch ohne stadtnahe Unternehmen und Körperschaften, Inserate ans Medienkonsortium schalten? Oder halten Sie bis zu einer abschließenden gerichtlichen Klärung der von der WKStA erhobenen Vorwürfe einen vorläufigen Stopp von Inseraten für angemessen? Gemäß § 37 GOGR wird beantragt, dass die Anfrage verlesen und mündlich begründet werden kann und hier auch eine Debatte über den Gegenstand stattfindet." Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke Ihnen recht herzlich für die Verlesung der Dringlichen Anfrage. Ich darf dazu Folgendes festhalten: Ich habe die Dringliche Anfrage, nachdem sie eingelangt ist, einer rechtlichen Beurteilung durch die MDR unterziehen lassen und darf dazu Folgendes mitteilen: Die Fragen 1, 5, 6 und 7 können als teilweise zulässig erachtet werden, sofern sie nicht die Landesvollziehung betreffen, etwa die angesprochene Wohnbauförderung. Bei den Fragen 1 und 8 ist zudem auf die Geheimhaltungspflicht Bedacht zu nehmen, da sie auf konkrete Personen Bezug nehmen und keine datenschutzrechtliche Grundlage solcher personenbezogener Daten außerhalb des Medienkooperations- und Förderungstransparenzgesetzes besteht. Die Frage 1 unterliegt zudem im Rahmen der Geheimhaltungspflicht dem Datenschutz. Nicht zulässig sind die Fragen 2, 3, 4, 9, 10, 11 und 12. Die Fragen 2 und 3 sind keiner Interpellation zugänglich, da die Schaffung solcher gesetzlicher Grundlagen, wie sie in den Fragen gefordert werden, nicht im Verantwortungsbereich des Befragten, nämlich des Herrn Bürgermeisters, liegt. Darüber hinaus wäre auf die Geheimhaltungspflicht Bedacht zu nehmen, da sie auf konkrete Personen Bezug nehmen, wo keine datenschutzrechtliche Grundlage solcher personenbezogener Daten außerhalb des Medienkooperations- und Förderungstransparenzgesetzes besteht. Die Fragen 4, 9 und 11 fokussieren auf bloße Meinungen, die keinen Gegenstand der Interpellation bilden beziehungsweise über welche Meinung manche Leute verfügen. Zitat aus Frage 9 liegt nicht in der Ingerenz des Befragten. Die Frage 10 ist insofern unzulässig, da sie auf die Abgabe einer Garantie abzielt und daher kein unmittelbarer Anknüpfungspunkt an eine konkrete Gemeindeverwaltungstätigkeit besteht. Die Frage 12 zielt auf ein künftiges Verhalten ab, was per se nicht der Interpellation unterliegt. Ich darf daher bitten, unter diesen Voraussetzungen die Dringliche Anfrage zu diskutieren. Ich habe zitiert aus einem Mail, das gestern an alle Klubs und natürlich auch an den Herrn Bürgermeister als Betroffenen gegangen ist und darf daher auch alle bitten, in der Debatte so vorzugehen. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn GR Ellensohn das Wort, bitte schön. GR David Ellensohn (GRÜNE): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was ist das Ziel von einer Dringlichen Anfrage? Man muss ein politisches Ziel haben, wenn man versucht, ein Thema durchzugehen: Kritischen, unabhängigen Journalismus stärken, weil das Gegenteil ist momentan der Fall. Offensichtlich fürchten sich die einen wie die anderen davor, dass Journalisten und Journalistinnen einfach schreiben, was sie richtig finden, und helfen dem nach - im Bund und in Wien gleiches System, gleiches Spiel. Wir sind der Meinung, dass man die Inserate stoppen muss, halbieren muss, verkürzen, auf 20 Prozent runterfahren, runterfahren. So, Medien brauchen in Österreich Geld, weil es anders nicht geht. Presseförderung: Presseförderung hinauf, Inserate hinunter. Und dann kann man noch überlegen, wo man inseriert und wo nicht. Das machen auch alle. Das Ziel ist, der Journalismus - und ein paar haben jetzt gelacht zwischendurch, weil es amüsant ist für die einen, und ein paar haben ein bissel betroppezt dreingeschaut, weil sie vielleicht etwas Neues erfahren haben, ich werde dann noch genauer darauf eingehen. Aber der ernste Hintergrund ist: Wer Journalismus kauft, greift die Demokratie in einer ihrer Grundfesten an. Und das machen Personen, das machen Politiker. Wer das nicht schützt, der muss noch zwölf Mal "Unschuldsvermutung" sagen. Ich sag' es jetzt einmal am Anfang: Es gilt für alles, was ich sage, und für jeden, der im Text vorkommt, die Unschuldsvermutung. Ich sag' es zum Schluss noch einmal, vielleicht sag' ich es zwischendurch ein paar Mal, weil zimperlich sind die Leute ja wieder nicht. Wer nicht darauf aufpasst, der landet dann bei Druck und Erpressung und Mafiamethoden und Schutzgeld, Erbsünde, Scheinrechnungen, Korruption, gekaufte Medien, Chicago 1930. So beschreiben Politiker und Politikerinnen den Umgang mit einem Medienhaus, wie ein Medienhaus mit ihnen umgeht, wenn sie nicht mehr in der Politik sind. Wenn sie nicht mehr in der Politik sind, dann beschreiben viele, wie das vorher gelaufen ist. Wenn man nachlesen möchte: Wieso wissen wir eigentlich so viel über das ganze System? Der "Standard" hat eine sehr schöne Zusammenstellung von den 104 Seiten Chats gemacht. Wir haben nicht von jedem Vorgang, der von der Verlagsgruppe "Österreich" vorliegt, die Chats dazu, aber wir können einmal durchgehen: Wer hat mit dem Ganzen angefangen? Wer hat es übersehen? Warum ist das immer noch so? Wer will das so weitermachen? Wer will es ändern? Wer es angefangen hat, ist leicht. Wer angefangen hat, sagt der Armin Wolf in der ZIB2, sagt sogar der Christian Kern, ehemaliger Kanzler der Sozialdemokratie, angefangen hat Werner Faymann, Werner Faymann, SPÖ, hier im Haus als Wohnbaustadtrat. Plötzlich hat man angefangen zu inserieren Mitte der 2000er Jahre, und dann immer mehr und mehr und mehr. Nach dem Wechsel in die Bundesregierung und dann ins Bundeskanzleramt sind dort drüben plötzlich die Inserate raufgeschossen in Höhen, die es vorher nicht gegeben hat. Und hier ist munter weiter gemacht worden, das sind die Erfinder. Begonnen hat die Sozialdemokratie. Den Werner Faymann, den hat es sogar einmal eingefangen, weil der hat dann gemerkt, das ist wie der Zauberlehrling, ich würde gerne reduzieren, und geht sogar hinaus mit: "Wir müssen überlegen, wie man wieder runterfährt." Dann pfeift ihn der Altbürgermeister zurück und sagt: "Na sicher ned, das wissen wir hier selber, wie wir inserieren." Und munter weiter geht es und immer mehr ist es geworden. Wer hat immer darauf hingewiesen, dass es zu viel ist? Die GRÜNEN. Wer hat dafür gekämpft, dass es weniger wird? Die GRÜNEN. Wer ist dann später dazu eingestiegen, weil es sie ja vorher nicht gegeben hat? Die NEOS. Sie finden in Österreich zwei Parteien, die regelmäßig sagen, das ist zu hoch. Sie finden drei, die gerade dort, wo sie dran sind, sagen, nein, ist genau richtig, oder ein bissel mehr wäre eigentlich besser. Der Inseratensumpf ist eine Erbsünde der SPÖ, das sag' nicht ich, sondern das sagt Christian Kern. Wer das genauer lesen will, bitte nicht das "Österreich" lesen, da werden Sie nichts dazu finden, sondern lesen Sie das "Dossier" und suchen Sie. Da gibt es "dossier.at", da kann man Korruption anklicken und da findet man ganz viele Artikel mit Namen, die Ihnen bekannt vorkommen würden. Und ein Text heißt: Wer hat Angst vor Wolfgang F.? Jetzt könnte ich sagen: Der Bürgermeister. Aber ich glaube, er fürchtet sich nicht, weil auch hier so viel Geld rinnt, dass man sich nicht fürchten muss, weil das ist ganz einfach: Schlecht Bericht erstattet - wird nicht inseriert. Gut Bericht erstattet - wird inseriert. Das Erstaunliche dabei ist, wie zum Beispiel die Karin Kneissl, die auf einem FPÖ-Ticket, aber als parteiunabhängige Außenministerin tätig war, ihre Amtsführung als Außenministerin auf Bundesebene im Rückblick beschreibt. Sie kommt in dieses Ministerium und sagt, zeigt mir einmal die Inserate, wie viel habe ich Volumen, und sagt, das ist viel zu viel, das brauch' ich nicht, und fährt das einfach hinunter auf nicht einmal 10 Prozent, einfach hinunter. Dann wird sie natürlich angerufen und es wird Druck gemacht von "Die Presse". Die streiten alles ab, aber auch da gibt es einen Chefredakteur, der Probleme mit den Chats hat. Und Fellner. Das beschreibt sie auf mehreren Seiten, auch das finden Sie auf "dossier.at", das System. Die Wahrheit ist, das kennen wir alle, weil da draußen am Gang reden fast alle Fraktionen den Text, den die Frau Kneissl hier auch sagt, den Text, den der Herr Kern in einer ZIB sagt, weil wir alle, wir alle in der Politik wissen, wie die Regeln dort laufen. Das ist ja nicht irgendwas Neues, sondern wir wissen es alle. Ich oute natürlich nie ein Vier- Augen-Gespräch für irgendjemand, aber da sitzen viele Leute, die diese Vorgangsweise kennen, denen das nicht passt und wo niemand den Nerv hat zum Abstellen. Schade. Sie reduziert den Etat, die Karin Kneissl, schichtet um, macht sinnvolle Sachen mit dem Geld, macht einen Studientopf für ein internationales Journalismusprogramm, nimmt das Geld für Rückoperationen bei weiblicher Genitalverstümmelung, macht lauter Punkte oder viele Punkte, die ich gut finde, und sagt dann: "Aber lange warten hat es nicht auf sich lassen, die Information war ganz einfach: Entweder inserierst du oder du wirst hinuntergeschrieben." Es hat nicht einmal acht Tage gedauert, da war sie rücktrittsreif in Österreich. Dann ist es so dahingegangen, die ganze Zeit. Und dann haben ihr die anderen gesagt, inseriere halt irgendwas. Inseriere was, und dann schreibt er einmal eine gute G'schicht, sagen die anderen Ministerien. Sie buchen, Fellner schreibt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist ein System gewachsen, wo wir jetzt alle zusammen die Aufgabe hätten, diese Zauberlehrlinge, die man nicht los wird, wieder einzubremsen. Sie buchen übrigens nicht und Fellner schreibt auch. Da gibt es eine ganze Menge an Texten, die den Bundeskanzler damals, den Christian Kern, getroffen haben. Der hat dann gesagt: Ich stoppe die Inserate in "Österreich". Die Sozialdemokratie hat 2017 im Nationalratswahlkampf gesagt, wir inserieren dort nichts, das ist fertig, ich mache da nicht mehr mit - aus einem einfachen Grund, weil er und seine Frau, die ganze Familie, in eine Berichterstattung hineingezogen worden sind, die hinten und vorne nicht gestimmt hat. Die Gattin hat anschließend auch die Prozesse gegen das Verlagshaus gewonnen. Der Kern hat damals gesagt: "Ich mache es nicht." Den Wahlkampf hat er führen können und sich leider, leider ein bissel später mit Herrn Fellner und der "Krone" arrangiert. Wieder sagt der Kern das, was hier wahrscheinlich eh alle wissen: Ja, es ist furchtbar, aber was soll ich machen, dann hat man sich wieder. Er sagt, eh nicht mit Freude, und er erklärt ganz genau, wie das ablauft: Wenn du dort nicht mit tust, wird's nichts. Dann hat er gesagt, er hat es trotzdem versucht durchzuziehen. "Nie sollst du so tief sinken, den Kakao, durch den man dich zieht, auch noch zu trinken.", zitiert er den Erich Kästner. Wer das Buch von Herrn Mitterlehner gelesen hat, auch dort steht genau diese Praxis drin. Also entweder lügen der Mitterlehner und der Kern und die Kneissl und alle, die noch am Gang darüber reden, oder die, die dann nachher raufkommen und sagen, es hat alles nichts damit zu tun, wir tun ganz objektiv Inserate schalten, das ist alles ein Zufall, wenn gute Berichterstattung kommt. Irgendjemand sagt dann nicht die Wahrheit, entweder alle, die ich jetzt zitiert hab', oder die Leute, die nach mir hier sprechen. Der Kern hat neulich, Christian Kern, das war erst am 19. Oktober, gefordert wie viele andere, Erbsünde der SPÖ, also Neuaufstellung der Medienförderung, und übt harte Kritik natürlich am ehemaligen Kanzler, den zurückgetretenen, und sagt, natürlich hat die SPÖ eine Verantwortung. Jetzt muss man zwischendurch wieder sagen: Ja, machen das nicht alle? Das machen eh alle, was sollen wir denn tun? Nein, das machen nicht alle. Heute war eine SPÖ-Rednerin heraußen und hat gesagt, Wien hat ein Fünftel der MedienkonsumentInnen, richtig, und schaltet mehr Inserate wie die anderen vier Fünftel, interessant, die acht Bundesländer. Jetzt wird wieder gesagt, irgendein Dorf macht auch irgendein Flugblatt und das ist nicht da drin. Das mag schon sein. Pro Kopf, pro Kopf wird in Wien mehr Geld inseriert als von der Bundesregierung. Sie alle finden das unglaublich, alle Ihre Twitter-Accounts und Facebook, wie unglaublich das ist, dass die Bundesregierung am Tag 200.000 EUR inseriert, ja, das ist wahnsinnig viel Geld, und Wien jeden Tag 100.000 EUR. 200.000 ist mehr als 100.000. Ja, aber Wien ist nicht - es ist nicht Österreich ein Teil von Wien, sondern Wien ein Teil von Österreich. Da sind 2 Millionen Leute, dort sind es 9. Wer rechnen kann, kommt drauf, dass man hier - ihr gebt einfach viel mehr Geld aus. Ich sage nicht, das drüben ist richtig. Nein, die Bundesregierung gibt auch zu viel Geld aus, gar keine Frage, und Wien gibt auch zu viel Geld aus, und überall, wo man kann, muss man schauen, dass man dagegen hält. Im 1. Quartal in diesem 2021 gibt es eine schöne Statistik dazu - wenn ich die Tafel find'. Von den 13 Millionen, die heuer im 1. Quartal auf Bundesebene ausgegeben wurden, sind 2,5 Prozent, 300.000 EUR, von den grünen Ministerien ausgegeben worden und 97,5 Prozent von den ÖVP-Ministerien. Und jetzt weiß ich schon, noch besser wäre es, wir würden es der ÖVP auch abgewöhnen. Das ist ja das Gleiche, wie es der SPÖ in Wien abzugewöhnen. Das ist sehr schwierig. Ich nehme ja auch nicht an, dass das Werbebudget in der Stadt Wien jetzt 50 Prozent NEOS und 50 Prozent SPÖ ist. Ich glaube auch gar nicht, dass es die Größenordnung des Wahlergebnisses ist, sondern natürlich sind die NEOS genauso wenig mit den Prozenten drinnen wie wir. Wir haben ungefähr 5 oder 7 Prozent vom Volumen da gehabt und die anderen 95 oder 93 Prozent die Sozialdemokratie. So ähnlich wird es jetzt auch sein. Deswegen würde ich vor allem um eines bitten, man hat es vielleicht eh gemerkt: Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, ausschließlich ein Match zwischen NEOS und GRÜNEN zu führen, im Gegenteil. Ich glaube, dass es zwei Fraktionen gibt, die es mit dem freien Journalismus tatsächlich ernst meinen, die das schlecht finden, was die SPÖ hier macht und was die ÖVP im Bund macht und wir dort nicht locker alles durchdrucken und ihr hier nicht alles locker durchdrückt. Aber nicht Stockholm-Syndrom und das alles verteidigen. Wir haben 2015 immerhin von 30 Millionen, in der PR-Datenbank ausgewiesen, auf 20 runterverhandelt. Ganz 20 sind es nicht geworden, aber von der Richtung her hat es gestimmt: Viele, viele, viele Millionen runterverhandelt, sehr mühsam. Eines der wichtigsten Projekte der SPÖ bei den Koalitionsverhandlungen neben Autobahnen bauen ist Inserieren, Inserieren, Inserieren. Das ist so, das ist so. Ich glaube, dass die NEOS das eh schon auch miterlebt haben und ich weiß auch, wie das funktioniert. Es funktioniert nämlich beim kleineren Koalitionspartner. Nur eine kleine Episode: Wenn ihr nicht inseriert, werdet ihr nicht bekannt. Den Wiederkehr kennen noch nicht alle, der muss dort inserieren und wenn er inseriert, dann kriegt er dort eine Geschichte und dann geht es ihm besser. So wird es einem eingeredet. Es würde mich sehr wundern, wenn die Geschichte noch nicht den NEOS erzählt wurde. Die GRÜNEN in der Bundesregierung haben wenigstens viel weniger inseriert. Jetzt habe ich sie gefunden, die Tafel schaut so aus: Wenn man die Balken sieht, sogar, wenn man weit weg sitzt, irgendwelche Farbkleckse kann man sehen, eigentlich nur einen, das ist der türkise Balken von Inseraten im Bund. Und das, was Sie alle nicht sehen daneben, das sind die 2,5 Prozent, die bei den grünen Ministerien ausgegeben werden. Das wäre ja noch okay. Diese Größenordnung der Ministerien der GRÜNEN, wenn ich das auf alle umlege, ist es überhaupt kein Problem. Und jetzt, worum geht es in der Frage? Leider sind ein paar Fragen nicht zugelassen. Ich mache sicher keine Geschäftsordnungsdebatte. Ich weiß zwar nicht, wo die Geheimhaltungspflicht ist, wenn man sagt, welches Meinungsforschungsinstitut wurde beauftragt. Geheimhaltung darf man nicht sagen. Öffentliches Geld für Umfragen, die Umfrage kennen darf ich nicht. Wer sie in Auftrag gegeben hat, darf ich nicht wissen. Was es für eine Umfrage war, darf ich nicht wissen. Das Geld ist weg, okay, Datenschutz. Der wirklich frappante Vergleich nur in aller Kürze, weil da müssten wir jetzt hundert solcher Texte - es geht um Wien, Ludwig 2020, Direktwahl zum Bürgermeister, richtig schöne Zahlen, selbst getwittert von der SPÖ-Wien, Quelle der Umfrage: Research Affairs. Ganz schön ist auch das: Wenn man so was nebeneinander legt, dann sieht man es auch gleich. "Österreich"-Umfrage: "Kurz kann jetzt davonziehen.", Research Affairs. Umfrage: "Erdrutsch für Ludwig, kann davonziehen." Umfrage von wem? Werden ja alle erraten, wieder einmal das Beinschab-Tool heißt es, man kann es eh so nennen, weil es in so vielen Zeitungen steht. Aber super ist das Finish vom Wien-Wahlkampf, das ist wirklich, wie wenn man es sich - Sie haben so ein Glück, Herr Bürgermeister, und die SPÖ, dass das einfach genau zufällig so fällt. Umfrage zuerst: "Ludwig kratzt an der 40er-Marke." Dann Umfrage: "Ludwig ist jetzt bei 47 Prozent." Dann Umfrage: "Wien-Wahl, SPÖ zieht davon, absolute Mehrheit machen wir." Und dann noch zum Abschluss - übrigens alle diese Umfragen sind von wem? Research Affairs. Dann gibt's ein Zeugnis zum Abschluss noch von Rot-Grün, Super-Zeugnis in Österreich. Die Note für die SPÖ, da muss man sich immer vorstellen, das ist eine gemeinsame Regierung, die Note für die SPÖ ist "Sehr gut" und die Note für die GRÜNEN ist "Nicht genügend", ja. Und wer hat die Umfrage gemacht? Wer hat die Umfrage gemacht? Research Affairs. Aber Ludwig hat klar die Nase vorne und das ist das, was eigentlich alle innerhalb der SPÖ selber interessieren müsste. Ich hab' die Umfragen von Mitterlehner/Kurz. Jetzt im Nachhinein ist das wirklich wurscht, das ist wurscht, ob man jetzt für oder gegen den Mitterlehner ist oder ob man ihn jetzt heiligspricht statt den Sebastian, aber dass das demokratieeingreifend war und dass da offensichtlich, wenn sich dann alles bewahrheitet - Unschuldsvermutung -, damit Politik gemacht wurde und Politik beeinflusst wurde mit Umfragen, mit dem Beinschab- Tool, mit Geld, das denen nicht gehört hat. Und dann lese ich eine Umfrage "Duell Michael Ludwig gegen Andreas Schieder" und die sind dann alle in "Österreich". Jede einzelne, die ich dazu gefunden habe, ist Beinschab-Tool, jede einzelne. Und dann steht einfach drinnen, und das ist - wer Umfragen einmal gemacht hat und so Werte abtestet, wer ist sozialer, wer ist mehr Sicherheit, wer ist mehr jenes - sehr selten, wenn Leute halbwegs beieinander sind, dass du sowohl bei den harten Themen als auch bei den weichen Themen besser bist. Das ist ungewöhnlich. Der eine schlägt bei Bildung auf und Gesundheitspolitik und der Nächste bei vielen anderen, Finanzen und Sicherheit. Aber diese zehn Eigenschaften da, die da abgeprüft worden sind, dienen vermutlich, weiß ich nicht, innerhalb der SPÖ vielleicht auch als Argument: Wer ist sympathischer? Wer ist bürgernäher? Wer ist sozialer? Wer ist kompetenter? Wer ist besser bei Budget, Wirtschaft und Wohnbau, bei Schule, Integration, Zusammenleben, Sicherheit, Polizei, Kriminalitätsbekämpfung, die bessere Vertretung nach außen, intern besser und gewinnt mehr Wähler? Welche Kategorie hat der Schieder gewonnen? Keine einzige, null. Das ist gar nicht möglich, Leute, das ist Beinschab, und davon hätte ich noch einen ganzen Packen. Im Finish war dann auch: Wer wird's gewinnen? - mit einem Jugendfoto vom Herrn Bürgermeister, weiß ich nicht, ob das was nutzt. Auch wieder, es gewinnt der Michael Ludwig. Und der Text dazu war auch super: Wenn Michael Ludwig gewählt wird, dann bleiben sie Bürgermeister. Das hat immerhin gestimmt. Wenn er nicht gewählt wird, wird sofort ein Blauer Bürgermeister. Das halte ich für sehr unwahrscheinlich, dass das passiert wäre. Also auch diese Texte, ich muss es anzweifeln. Ich sehe so viele Parallelen, dass ich wirklich 17 Mal sagen muss: Unschuldsvermutung. Aber wenn irgendjemand in dem Haus glaubt, dass die Tageszeitung "Österreich" völlig unabhängig von Ihrem Inseratenanteil Texte schreibt, dann ist es gut, dass jetzt Weihnachten kommt, weil dann glauben Sie auch an den Weihnachtsmann, dann gibt's viele Geschichten. Die Anträge, die wir dann heute noch einbringen werden, weil das machen wir erst in der Hauptdebatte, beschäftigen sich unter anderem damit. Die meisten sind der Meinung, dass es richtig war, ich auch, dass Sebastian Kurz zurücktreten muss als Bundeskanzler, obwohl er noch nicht verurteilt ist. Wieso soll eine Zeitung, die von der Staatsanwaltschaft untersucht wird, dass sie genau dort mitgespielt hat, Geld gekriegt hat über Scheinrechnungen mit gefälschten Umfragen und gefälschten Texten - und die kriegen weiterhin Millionen? Das seh' ich nicht so. Und bevor mich einer fragt, ob irgendjemand - nein, niemand soll dort was schalten, natürlich nicht, vom Bodensee bis zum Neusiedlersee. Falls ich irgendein grünes Inserat dort sehe, werd' ich denen sagen, na selbstverständlich werd' ich es sagen, und wenn sie schon was gebucht haben wie Weihnachten oder Neujahr oder sonst was und das ist schon lang her, okay. Aber für nachher ab dem Zeitpunkt, wo wir alle in der Lage sind, wieder Entscheidungen zu fällen, würd' ich mir wünschen, dass wir anders umgehen. Das wäre auch ein Zeichen für alle anderen Journalisten und Journalistinnen, nicht den gekauften Journalismus, Verdacht des gekauften Journalismus. Sie haben es alle gelesen und Sie alle glauben, also sagen wir einmal, diese größere Hälfte glaubt, NEOS, SPÖ, GRÜNE, dass das, was rund um Sebastian Kurz gesagt wurde um den Missbrauch von Steuergeldern und Falschaussagen, stimmt, und sie glauben, dass alles andere, was dort drinnensteht, wahr ist. Das geht sich auch beim besten Willen nicht aus. Ich glaube nicht an den Weihnachtsmann, ich glaube auch nicht an die Zeitung "Österreich". Wir werden heute einen Antrag einbringen, dass Inserate der Stadt Wien in einem Medium, das von der Staatsanwaltschaft untersucht wird, weil es kein freier Journalismus ist, sondern gekaufter Journalismus ist, keine Inserate mehr geschaltet werden. Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich danke für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Herr Bürgermeister zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Bürgermeister! Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Hochgeschätzte Mitglieder des Wiener Gemeinderates! Ich möchte mich da nahtlos gleich anhängen an die Wortmeldung vom Herrn GR Ellensohn. Ich glaube auch nicht an den Weihnachtsmann. Aber ich möchte daran glauben und hoffen, dass es keine grünen Mandatarinnen und Mandatare gibt, die mit der angesprochenen Zeitung zu tun haben, dort nicht inserieren und auch mit den angesprochenen Meinungsforschungsinstituten nichts zu tun haben. Denn wäre es anders, dann würde ich diese Wortmeldung vom GR Ellensohn anders bewerten. Also nehmen Sie mir bitte nicht den Glauben, nicht die Hoffnung, dass die grünen Mandatarinnen und Mandatare hier anders agieren. Und von daher möchte ich mich jetzt einmal konzentrieren auf die einzelnen Punkte, die angesprochen worden sind, und möchte einleitend noch einige grundsätzliche Erwähnungen zum gegenständlichen Themenkomplex machen, insbesondere im Spannungsdreieck Medienunternehmen, Journalismus und Öffentlichkeit. Erstens schreitet der mediale Wandel rasend schnell voran und legt an Dynamik noch weiter zu, weshalb auch wir uns als Stadt darauf einstellen müssen. Immer mehr neue, zumeist digitale Kommunikationsinstrumente, Kanäle und Medien fragmentieren die Welt um uns herum und das in einem zunehmenden Ausmaß. Die Situation erhöht auch die Komplexität der Situation, und klassische Zielgruppen werden auf Grund immer individualisierterer Lebensmuster zunehmend schwieriger fassbar und ansprechbar. Zweitens bekennen wir uns als Stadt dazu, dass Information eine kommunale Bringschuld ist. Daher erachten wir es als unsere Aufgabe, die Wiener Bevölkerung über die Angebote und Serviceleistungen umfassend und aktiv zu informieren. Wer heutzutage eine Rolle im Leben der Menschen spielen möchte, hat es schwerer als jemals zuvor. Wir leben mittlerweile in einer Welt, die mit Neuigkeiten und Informationen regelrecht überflutet wird und in der es immer herausfordernder wird, sich zu orientieren. Die Zahl der Kommunikations- und Informationskanäle hat sich vervielfacht. Die verfügbare Aufmerksamkeitsspanne der Medienkonsumentinnen und -konsumenten wird immer kürzer. Es wird nur noch konsumiert, was relevant erscheint beziehungsweise einen konkreten Vorteil verspricht. Zu den traditionellen etablierten Medienkanälen kamen durch die voranschreitende Digitalisierung immer neue Kommunikationsinstrumente hinzu, die es mittlerweile für Einzelne zunehmend einfacher machen, selbst Absenderinnen beziehungsweise Absender zu sein. Jeder und jede Einzelne kann mittels dieser digitalen Hilfsmittel selbst zu einem Medium avancieren. Es war also noch nie herausfordernder als jetzt, die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger sowie der Kundinnen und Kunden der Stadt zu gewinnen. Und zu guter Letzt hat sich auch das eingesetzte Werbebudget der Stadt seit 2015 in Relation reduziert. So wurden im Vorjahr 0,15 Prozent des Stadtbudgets für werbliche Information und Kommunikation aufgewendet. In der Privatwirtschaft werden üblicherweise zwischen 1 bis 3 Prozent des Unternehmensbudgets hierfür veranschlagt. Auf Grund der sich stark verändernden Rahmenbedingungen für die Zielgruppenkommunikation, aber auch der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung von Medienhäusern und vor allem gutem und qualitätsvollem Journalismus für eine aufgeklärte und pluralistische Demokratie habe ich einen Prozess der systematischen Weiterentwicklung der Stadtkommunikation bereits frühzeitig angestoßen. Dies wird aber jedenfalls ein laufender Prozess sein und natürlich die Medienunternehmen am Standort, Journalistinnen und Journalisten, die Wissenschaft und ganz generell die Zivilgesellschaft mit einbeziehen. Ich habe somit bereits 2018, also vor drei Jahren und somit kurz, nachdem ich das Amt des Bürgermeisters übernommen habe, gemeinsam mit dem Stadtrat für Medienangelegenheiten KommR Peter Hanke den Auftrag gegeben, die Wiener Stadtkommunikation neu auszurichten und auf zeitgemäße Beine zu stellen. Die ersten Ergebnisse dieses Prozesses haben wir der Öffentlichkeit im Frühjahr 2019 präsentiert und dabei vor allem zwei Säulen hervorgestrichen, nämlich einen Bereich der Förderung von Medienprojekten und einen im Bereich der Zielgruppenkommunikation. Das gilt es zu unterscheiden und im aktuellen Diskurs nicht miteinander zu vermischen. Als wesentliches Element im Förderbereich wurde die Wiener Medieninitiative vorgestellt, um für den Medienstandort Wien neue Impulse zu bringen. Es handelt sich dabei um eine Förderung von Medienprojekten, die innovative Medienangebote und qualitativ hochwertigen Journalismus mit einer neuen Förderschiene nach transparenten und objektiven Kriterien unterstützt. Die Wiener Medieninitiative wird mit dem Förder-Know-how der Wiener Wirtschaftsagentur abgewickelt. Für 3 Jahre hat Wien insgesamt 7,5 Millionen EUR in 2 Förderschienen bereitgestellt. In der Kategorie Medienstart werden journalistische Kleinprojekte mit bis zu 10.000 EUR gefördert. In der Kategorie Medienprojekt gibt es bis zu 100.000 EUR. Über die Förderung selbst entscheidet eine unabhängige Fachjury mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten, darunter Daniela Kraus vom Presseklub Concordia, Christopher Buschow von der Bauhausuniversität Weimar oder Matthias Karmasin von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Mittlerweile gilt diese Förderung auch international als ein Vorbildbeispiel und läuft auch sehr erfolgreich. Im Übrigen werden Projekte gefördert, die sich auch sehr kritisch mit der Politik der Stadt Wien auseinandersetzen, wie auch nachzulesen ist. Nach 4 Runden wurden bereits 96 Projekte gefördert. Die Zielsetzung, sowohl etablierte, aber auch junge Medienhäuser sowie neu gegründete anzusprechen, ist bislang gut gelungen. Besonders freut es mich, dass bei der Hälfte aller großen Medienprojekte Frauen die Projektleitung übernommen haben und damit auch der Frauenbonus der Förderschienen in Anspruch genommen wird. Ich kann für die verbleibenden beiden Förderrunden im Jahr 2022 nur alle dazu einladen, ihre Ideen und Projekte einzureichen. Eine Verlängerung der Wiener Medieninitiative über das Jahr 2022 hinaus ist absolut sinnvoll und soll auch mit zusätzlichem Budget ausgestattet werden. Die zweite wichtige Säule ist die Basis für werbliche Informationsmaßnahmen der Stadt Wien und Zielgruppenkommunikation. Ich sage bewusst "werbliche Informationsmaßnahmen", da der aktuell vielfach bediente Begriff der Inserate viel zu kurz greift. Eine zeitgemäße Information zeichnet auch aus, dass mediengattungsübergreifend gearbeitet wird. Inserate in Printprodukten sind Teil einer solchen Kommunikationsstrategie. Aber dazu zählen genauso Fernseh- und Hörfunkspots, Schaltungen im Online- und Social-Media-Bereich sowie Außen- und Kinowerbung, und vieles mehr. Die neue evidenzbasierte Grundlage der werblichen Zielgruppenkommunikation ist die Mediendiskurs-Studie Wien. Bereits davor orientierte sich die Medienplanung der Stadt an branchenspezifischen Marktindikatoren wie der Mediaanalyse oder der österreichischen Auflagenkontrolle, der österreichischen Werbeanalyse, dem Radiotest, dem Teletest und anderen. Von besonderer Relevanz sind in unserer Kommunikationsarbeit aber Wien-spezifische Messungen, die ein konvergentes, crossmediales Verständnis der Informationsarbeit liefert. Daher wurde seit 2019 und bereits zum dritten Mal die Mediendiskurs-Studie Wien durchgeführt, um die Medienplanung auf einer evidenzbasierten und gattungsübergreifenden Grundlage zu machen. Die Mediendiskurs-Studie ist eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zur Mediennutzung der Wienerinnen und Wiener mit rund 2.000 Befragten, die auch online zur Verfügung gestellt wird. Sie liefert dem Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien solide empirische Daten wie Themeninteressen, Zielgruppen und Medienpräferenzen über alle Kanäle hinweg. Zusammengenommen sind die Wiener Medieninitiative und die Mediendiskurs-Studie zwei wichtige Bausteine der Neuausrichtung der Wiener Stadtkommunikation, und zwar sowohl im Bereich der zielgerichteten Förderung von qualitätsvollem Journalismus, als auch im Bereich der Zielgruppenkommunikation nach transparenten Kriterien. Ich möchte jetzt auf die einzelnen Fragen eingehen: Zu den Fragen 1 bis 3: Da möchte ich eingangs zu der bereits angesprochenen Thematik der Umfragen auf eine erst unlängst, nämlich am 12. Oktober 2021 erfolgte Anfragebeantwortung vom Amtsf. StR Peter Hanke aufmerksam machen, die zu einer schriftlichen Anfrage der ÖVP betreffend Meinungsforschung im Auftrag der Stadt Wien ergangen ist, zumal diese Beantwortung das Thema in der meines Erachtens gebotenen Breite beleuchtet. So wurde in deren Rahmen betont, dass Befragungen der Wiener Bevölkerung zu bestimmten Themen von der Wiener Stadtverwaltung eingesetzt werden, um für die Wienerinnen und Wiener im Sinne höchster Servicequalität agieren zu können. Derart ist es möglich, die Wünsche und Bedürfnisse der in dieser Stadt lebenden Menschen besser einzuschätzen. Gerade in einer modernen, offenen und daher sehr diversen Stadtgesellschaft, wie wir sie in Wien leben dürfen, ist dies nicht immer einfach umzusetzen, weshalb solche Erhebungen ein zielführender und damit sinnvoller Weg sind. Denn die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden sollte auch für die öffentliche Verwaltung nicht zuletzt im Sinne eines professionellen Qualitätsmanagements ein wesentlicher Aspekt sein. Insofern sind Meinungserhebungen kein Instrument, das der Politik oder privaten Unternehmen vorbehalten sein sollte. Politik hat die Aufgabe, Menschen von geplanten richtungsweisenden Maßnahmen zu überzeugen. Genauso gibt es aber auch Themen, die im klassischen Servicebereich anzusiedeln sind, für die es wichtig ist, zu wissen, welche konkreten Bedürfnisse die Menschen in unserer Stadt haben und was sie sich von der Wiener Stadtverwaltung erwarten. Hier ist es sinnvoll, zu fragen, was die Menschen sich von der Politik und von der Verwaltung erwarten. Dabei geht es nicht nur darum, Lösungsansätze zielgerichtet aufzusetzen, sondern auch permanent zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen. Die im Wege des Presse- und Informationsdienstes heuer durchgeführte Umfrage ist ein Beleg dafür. So wurden unter anderem das Printprodukt "Mein Wien" evaluiert, eine Mediendiskurs-Studie durchgeführt und auch erhoben, wie weit die von der Stadt kommunizierten Botschaften rund um den Themenkomplex Corona-Pandemie bei den Menschen angekommen sind. Was die Fragen 2 und 3, nämlich die Schaffung der Grundlagen für eine öffentliche Zugänglichkeit von Umfragen in dem von Ihnen angesprochenen Detaillierungsgrad betrifft, so ist dies eine primäre Aufgabe der Legislative, solche zu schaffen und fällt somit nicht in meinen Verantwortungsbereich. Zur Frage 4: Zwar zielt diese Frage in keiner Weise auf die der Interpellation unterliegende Gemeindeverwaltung ab, dennoch möchte ich erwähnen, dass die Ihrerseits beschriebene ausnehmend wohlwollende Berichterstattung für mich nicht erkennbar ist. Unabhängig davon bin ich überzeugt, dass Umfragen oder medial publizierte Sonntagsfragen kein Ersatz für verantwortungsvolle und vorausschauende Politik sind. In Wien haben wir nicht zuletzt in der Corona-Pandemie gezeigt, dass sich die Wiener Bevölkerung auf eine konsequente Linie der Wiener Stadtregierung verlassen kann. Ich möchte an der Stelle vielleicht verweisen auf die äußerst kritische Berichterstattung über die politischen Entscheidungen zur Corona-Pandemie, was die Stadt insgesamt betrifft, was meine Person als Bürgermeister betrifft, wo sich große Tageszeitungen sehr kritisch, vor allem vor dem Sommer, geäußert haben, was die strengeren Maßnahmen in Wien betrifft. Sie können sich vielleicht noch erinnern, da haben sich ziemlich alle Zeitungen sehr kritisch bis negativ zu dieser meiner Strategie geäußert. Zu den Fragen 5 bis 8: Die Wiener Stadtregierung hat im Jahr 2015 damit begonnen, das eingesetzte Werbebudget des Rechtsträgers Stadt Wien in Relation zu reduzieren. Wurden vom damaligen Stadtbudget, laut Rechnungsabschluss rund 13 Milliarden EUR, noch 0,22 Prozent für Werbung eingesetzt, das entspricht 28,2 Millionen EUR, waren es im Jahr 2020 im Vergleich zum Stadtbudget von rund 15,9 Milliarden EUR nur mehr 0,15 Prozent, das entspricht 24,2 Millionen EUR. Für das Jahr 2021 wurden für das 1. und 2. Quartal bislang 12,5 Millionen EUR gemeldet und sind bei der RTR bereits transparent nachlesbar. Für das 3. Quartal 2021 wurden seitens der Stadt Wien weitere 4,7 Millionen EUR bekannt gegeben. Der Rahmenkommunikationsplan des Presse- und Informationsdienstes als primäre Grundlage für werbliche Informationsmaßnahmen wurde für 2021 vom Wiener Gemeinderat mit 20,3 Millionen EUR genehmigt. Das Medienkooperations- und Förderungstransparenzgesetz verpflichtet die Stadt Wien sowie auch andere Gebietskörperschaften dazu, die getätigten Ausgaben nach bestimmten Kriterien quartalsweise an die KommAustria zu melden, damit diese für alle nachvollziehbar und transparent ersichtlich sind. Diesen vom Gesetzgeber definierten Anforderungen kommt die Stadt Wien selbstverständlich vollumfänglich nach. Mit einer rückblickenden Darstellung all jener Inserate und Medienkooperationen, die nicht unter die Meldepflicht an die RTR gefallen sind, kann ich auf Grund der Kurzfristigkeit der gestellten Anfrage nicht dienen. Was den Ihrerseits erwähnten Vergleich Wiens mit den anderen Bundesländern hinsichtlich des Informations- und Kommunikationsbudgets anbelangt, ist zu betonen, dass Wien im Unterschied zu allen anderen Bundesländern ja bekanntlich nicht nur Land, sondern auch Gemeinde und Statutarstadt ist. Die meisten Serviceleistungen und Inhalte, die Wien in seinem Wirkungsbereich als Stadt und somit nicht als Bundesland kommuniziert, betreffen die anderen Bundesländer in ihrem Aufgabenspektrum nicht, da sie dort von den Gemeinden direkt übernommen werden. Das bedeutet, es besteht schon eine ganz andere Grundgesamtheit in Bezug auf die Themenvielfalt. Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass die Gemeindebudgets für Öffentlichkeitsarbeit in den Bundesländern natürlich nicht umfasst sind. Auch gibt es in allen anderen Bundesländern viele Gemeinden, die ihre Werbeausgaben nicht der RTR melden müssen, da sie kein meldepflichtiger Rechtsträger sind. Zudem ist Wien der größte und bedeutendste Medien- und Kommunikationsstandort Österreichs mit einem wesentlich höheren Wettbewerb. Mehr als 1,9 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner, eine Vielzahl an Medienkanälen sowie der Wettbewerb am Markt um diese Zielgruppen machen es entsprechend aufwändig und herausfordernd, die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger für bestimmte Themen zu gewinnen. Zur Frage 9: Hier gilt das in meiner Einleitung beziehungsweise zur Frage 4 bereits Gesagte. Zudem unterliegen die Entdeckungen "mancher Leute", wen immer Sie damit meinen, nicht dem Interpellationsrecht. Zur Frage 10: Die Abgabe einer Garantie kann nicht Gegenstand der Interpellation sein, zumal damit keinerlei Gemeindeverwaltungstätigkeit angesprochen wird. Zur Frage 11: Dazu ist zunächst festzustellen, dass die Meinung der Tageszeitung "Österreich" kein Gegenstand ist, der dem Interpellationsrecht unterliegt. Zudem halte ich nochmals fest, dass seitens der Stadt Wien zu keinem Thema "etwas gekauft wurde". Sollten Schaltungen in einem Medium platziert worden sein, dann zu den verhandelten Mediapreisen und im Sinne des Medienkooperations- und -Förderungstransparenzgesetzes als entgeltliche Einschaltung gekennzeichnet. Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass die Stadt Wien, wenn Sie hier explizit das Thema Lobau-Tunnel hervorstreichen, beim Thema Nordostumfahrung die Umsetzung der Beschlüsse der demokratischen Gremien in Wien, aber auch des Bundes kommuniziert und auch vertritt. Ich habe das auch schon in der Anfragebeantwortung in der Früh erläutert, dass wir hier auf Basis der Gesetze agieren und der Beschlüsse des Gemeinderates und des Nationalrates. Diese Beschlüsse orientieren sich selbstredend weder an der Meinung von Redaktionen noch an anderen Parametern. Wiewohl ich mir eine Meinung zur redaktionellen Berichterstattung von Medien bilden kann, möchte ich mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen. Auch das gehört zur Freiheit der Medien, dass wir als Politikerinnen und Politiker sehr zurückhaltend sind, was die Bewertung von Medien insgesamt betrifft. Speziell im Hinblick auf die Berichterstattung zum Lobau-Tunnel ist somit festzuhalten, dass es sich dabei nicht um eine Frage von Glück oder Zufall handelt. Vielmehr basiert die Kommunikation der Stadt Wien zu diesem Thema auf Beschlüssen des Gemeinderates. Ich darf der guten Ordnung halber darauf hinweisen, dass die dazu ergangenen Beschlüsse in den letzten zehn Jahren mit den Stimmen der GRÜNEN erfolgt sind. Diese Beschlüsse sind selbstredend ebenso umzusetzen, wie es sich auf Bundesebene hinsichtlich des Vollzuges des Bundesstraßengesetzes verhält. Auf diesen Umstand habe ich heute bereits im Rahmen der Fragestunde hingewiesen und ich werde das auch in Zukunft gerne in der Öffentlichkeit auch im Rahmen von Diskussionen in verschiedensten Print- und elektronischen Medien tun. Zur Frage 12: Die Interpellation kann sich ausschließlich auf die laufende Verwaltungstätigkeit beziehen, aber nicht darauf, was künftig sein wird, zumal diese Ereignisse immer davon abhängen, wer was wo und zu welchem Zeitpunkt beschließt. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich danke dem Herrn Bürgermeister für die Beantwortung der Dringlichen Anfrage. Ich eröffne nun die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr GR Ellensohn zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Danke für die Beantwortung. Das, was nicht beantwortet wird, sagt ja auch was aus. Falls einmal ein Chat-Verlauf zur Frage 10 auftaucht, werden wir halt weiter fragen. So. Warum machen wir all das? - Ich bringe jetzt zwei Anträge ein und nenne noch ein paar Zahlen von außerhalb Österreichs. Es wird ja so getan, als ob man nicht informieren könnte, wenn man nicht dauerinseriert. Darum machen das ja alle oder eben nicht. Darum macht das nämlich genau niemand. Ich nenne jetzt ein paar internationale Vergleiche. Wenn Sie selber versuchen zu googeln, dann suchen Sie irgendjemanden, der das macht! In einer Diktatur ist es nicht notwendig, viel zu inserieren, und in den freien Staaten ist es oft nicht erlaubt. In Deutschland gibt es Verfassungsgesetze, die das, was hier in Österreich aufgeführt wird, verbieten. Dort muss man sehr viel strengere Regeln einhalten. In Deutschland wohnen 80 Millionen Leute, und wie viel inseriert die deutsche Bundesregierung im Jahr? Wenn sie versuchen würde, gleich viel zu inserieren wie hier, dann müsste sie eine Milliarde ausgeben. In Deutschland wird dafür aber keine Milliarde ausgegeben, sondern in der Bundesrepublik werden 60 Millionen EUR von allen Ministerien für das gesamte Bundesgebiet ausgegeben. Wien braucht mehr als die Hälfte davon für zwei Millionen Leute. Und dann wird mir erklärt: Das geht nicht anders! Wie sollen wir die Leute sonst informieren? - Ich frage mich auch, wie die Deutschen das machen mit den vielen Zeitungen und den zahlreichen Fernsehkanälen! In Großbritannien findet man für 2019 eine Zahl von 60 Millionen Pfund, also 70 Millionen EUR, das ist ein bisschen mehr als 1 EUR pro EinwohnerIn, und das ist wiederum nur ein Bruchteil, nämlich ein Zwanzigstel dessen, was hier ausgegeben wird. Und wiederum wird erklärt: Das geht nicht anders! Das Ganze ist relativ einfach: Es geht überall anders. Es läuft einfach nirgends so wie hier. Niemand gibt so viel aus wie Wien, und an zweiter Stelle findet sich wahrscheinlich die Österreichische Bundesregierung. Den 3. Platz kenne ich noch nicht, aber diesen hat sicherlich nicht ein 2.000-Seelen-Dorf wie jenes inne, in dem ich aufgewachsen bin. Dort wird nämlich nicht inseriert. Diese Dörfer bringen insofern nichts. Dort gibt es einen Anschlag im Wirtshaus, auf dem man die wichtigen Sachen lesen kann, oder man erzählt sich das am Tisch. Inseriert wird dort jedoch gar nichts, sie brauchen nichts zu melden, weil sie nichts zu inserieren haben. Die Anträge, die wir heute einbringen, könnte eine Fraktion ein bisschen genauer kennen, nämlich die NEOS, weil deren Inhalt ähnlich ist wie das, was die NEOS im Bund fordern. Ich will sie jetzt nicht ärgern oder sie nachher vorführen und sagen: Hier müsst ihr gegen das stimmen, wofür ihr dort seid! Dieses Spiel betreiben beide schon die ganze Zeit, und das ist meiner Meinung nach sehr unintelligent. Ich nehme jetzt gleich beide in Geiselhaft, ist ja wurscht. Ich mache das nicht deswegen, um nachher zu sagen: Die NEOS haben hier dagegen gestimmt. Das ist ja richtig und man soll sehen: Es nutzt nichts, wenn ihr uns sagt, was man alles mit der ÖVP aufführen muss, und dann gegen die Anträge, die wir hier einbringen, stimmt! Es gibt zwei, die das aufhalten, die SPÖ und die ÖVP. Die halten das auf. Wie ich mir das mittlerweile vorstelle, ist ganz einfach: Ich sehe, wie schwierig das für die zwei kleineren Fraktionen von den vier Fraktionen ist, die ich aufzähle, die fünfte lasse ich immer aus, denn mit denen ist sowieso kein Staat zu machen. Eigentlich sollten alle Anständigen - ich will jetzt niemanden beleidigen -, alle Bürgerlichen, alle Konservativen die NEOS wählen, und alle Progressiven wählen die GRÜNEN. Dann habt ihr 30 Prozent und haben wir 30 Prozent, und die anderen teilen sich den Rest. Dann könnte man all diese Sachen herstellen. Es wird aber alles verflucht schwierig sein, solange die SPÖ und die ÖVP bundesweit weit über 50 Prozent segeln und in Städten wie hier weit über 40 Prozent. Der eine Antrag, den ich mit Kollegen Martin Margulies einbringe, lautet Pressefreiheit fördern, Inseratenkorruption stoppen. Im Wesentlichen sind drei Punkte im Beschlussantrag enthalten. Es soll eine Ausgabengrenze für Inserate in der Stadt geben. Im Hinblick auf den Text, den wir vorher gehört haben, meine ich natürlich alle vom Bodensee bis Neusiedler See, wir sind jetzt aber hier in der Stadt Wien, und es soll eine Ausgabengrenze für die Inserate der Stadt Wien geben. Heuer sind in einem halben Jahr 13 Millionen EUR gemeldet worden, das ist mehr als letztes Jahr, das ist mehr als vorletztes Jahr, das ist mehr als vorvorletztes Jahr. Schade, dass das wieder in die falsche Richtung geht! Ich begrüße und wir begrüßen die Ideen, auf Bundesebene, die Presseförderung zu erhöhen, damit Medien auch überleben können, sonst ist das schwierig in Österreich. Das Motto lautet: Presseförderung hinauf und Inserate hinunter. Und es soll eine Datenbank geben, in der alle Inserate ersichtlich sind, wo man zum Beispiel sieht, dass Stadtrat X in "Österreich" am 17. Oktober auf Seite 12 ein Inserat für das und jenes für Kosten von 42.000 EUR geschaltet hat. Das soll einfach untereinander stehen. Am besten machen wir es wie in ganz Österreich, ich muss aber wieder sagen: Wir sind hier in Wien, also machen wir da die Regeln. Das ist der Antrag, der hier keine Mehrheit finden kann hier. Das ist ein Wahnsinn, und die Überraschung für mich war, dass das in etwa der Text ist, der im Bund von den NEOS eingebracht wurde! Und wer hat dagegen gestimmt? - Die Sozialdemokratie als Oppositionspartei hat auf Bundesebene dagegen gestimmt. Das halte ich ja für eine Sensation! Und auch die FPÖ hat auf Bundesebene dagegen gestimmt. Auf Bundesebene stimmen Parteien wie die SPÖ, die in Opposition sind, dagegen, dass Inserate begrenzt werden, dagegen, dass die Presseförderung erhöht wird, und dagegen, dass man alle Inserate offenlegt, weil sie Angst haben, dass das dann anderswo auch geschieht. Das ist vollkommen unlogisch. Und heute gibt es halt ein umgekehrtes Abstimmungsverhalten, auch bei uns, aber ich mache den NEOS keinen Vorwurf draus, denn ich weiß, wie schwierig das ist. Der zweite Antrag, den wir einbringen, lautet: Stoppt die Inserate in der Zeitung "Österreich". - Wir wissen natürlich schon, was das heißt, denn ich weiß ja, wie die Berichterstattung ausschaut. Und der Herr Bürgermeister verweist darauf, dass es auch Texte in "Österreich" gibt, die nicht gut sind, aber nicht gerade die letzten drei Monate vor der Wahl. Wir haben ja auch noch mehr Boulevard-Zeitungen. Die zweite kleine Zeitung, nicht die "Krone", ändert ihre Tonalität in den letzten sechs Wochen vor der Wahl total: In den letzten sechs Wochen macht die SPÖ fast nichts mehr falsch, ein Koalitionspartner dann aber fast alles, letztes Mal waren es wir, das nächste Mal ist es halt jemand anderes. All das kann man schön nachlesen, all das ist schön dokumentiert über die letzten drei Wahlen in Wien: Da wechselt der Ton, und warum er wechselt, wissen wir auch. Und es ist mir auch völlig klar, was das an Berichterstattung bedeutet. Natürlich wird man in "Österreich" nicht morgen schreiben, was denn der Ellensohn für einer ist, aber irgendwann schon, und dann wird sich wieder keiner erinnern, dass es vielleicht einen Zusammenhang gibt. Das ist mir schon klar, und deswegen bringen wir einen Antrag ein: Die Stadt Wien möge Inserate in "Österreich" stoppen Wenn man das nicht macht, dann muss man auch sagen: Uns ist völlig wurscht, dass die Korruptionsstaatsanwaltschaft davon ausgeht, dass dort in diesem Blatt Umfragen erscheinen, die gar keine sind, dass Rechnungen gestellt werden, die keine sind, dass Geld hineinfließt, das vom Finanzministerium nicht fließen darf, dass dort Texte stehen, die wieder nicht passen, dass alles gekauft ist. Das untersucht die Korruptionsstaatsanwaltschaft, und heute sagt die SPÖ: Wisst ihr was, wir werfen noch ein paar Millionen nach! - Das ist ja unfassbar! Und nachher wird schön darüber geredet, was man dem Journalismus alles ermöglichen muss. Das stimmt ja. Natürlich muss man darauf schauen, dass Journalismus überhaupt möglich ist. Lesen Sie noch einmal die Empfehlung dazu hinsichtlich "Dossier". Was kann man nämlich im "Dossier" nicht machen? - Inserieren! Das kann man dort gar nicht, die wissen nämlich genau, was passiert, die wollen kein öffentliches Geld, die wollen auch keine Subvention. Alles, was die brauchen, sind Menschen, die dort ihren Beitrag zahlen für die Mitgliedschaft und vielleicht etwas spenden. 52 EUR, und Sie sind dabei, das läuft eh schon fast in der Kategorie förderndes Mitglied. Dann bekommt man sehr schöne Blätter, und zwar nicht nur zu Themen wie "Wer hat Angst vor der ‚Kronen Zeitung'?", oder "Wer hat Angst vor Wolfgang F.?", sondern zu vielen anderen wichtigen Themen in der Stadt. Stoppt die Inserate in der Zeitung "Österreich"! Steht eh drinnen, dass das zumindest solange geschehen soll, bis all das geklärt ist, bis geklärt ist, ob die Unschuldsvermutung gilt. Bis dahin ist kein Inserat mehr zu schalten. Sollte es zu einer Verurteilung genau darum kommen, weil die Berichterstattung verkauft wird, weil das keine echte Zeitung ist, weil der Journalismus dort gekauft werden kann, dann darf natürlich gar nicht mehr geschaltet werden. - Das ist der Antrag, der eigentlich für eine demokratische Partei eine Selbstverständlichkeit ist. Das gilt für Zeitungen, die man kaufen kann, ohne dass man mitkriegt, dass es Parteizeitungen sind. Etwa bei der "AZ" war das hingegen okay. Die haben ja für die SPÖ geschrieben, dann ist das okay. Das "Heute" ist aber keine offizielle SPÖ-Parteizeitung. Die Zeitung "Österreich" sollte, wenn das stimmt, was die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft glaubt, denn sonst würden sie ja die Untersuchungen nicht einleiten, keine Inserate mehr von der Stadt Wien bekommen. - Das ist der Antrag. Worum geht es? Ich sage das vorerst abschließend, weil ich nicht weiß, ob ich mich vielleicht noch einmal melden muss. Wie Journalismus funktioniert und wie er nicht funktioniert, ist ein wahnsinnig ernstes Thema. Aber so viel kann man aus dem Nähkästchen sagen, wobei man immer aufpassen muss, dass man dafür nicht geklagt wird: Es wurde bei den GRÜNEN schon angeklopft und gesagt - ich sage jetzt nicht, welche Zeitung das war -: Wenn ihr 50.000 EUR bezahlt, dann stellen wir die Kampagne X gegen euch ein, das nützt euch, und das bekommt ihr nachher eh wieder herein, wenn ihr bei den Wahlen besser abschneidet. Das ist schon einmal Fakt. Und es wäre doch sehr seltsam, wenn Kern das sagt, wenn Mitterlehner das sagt, wenn Kneissl das sagt, wenn wir das kennen und nur die SPÖ davon nichts mitgekriegt hat, nur die SPÖ das nicht weiß und die von der SPÖ die Einzigen sind, die glauben, dass in dieser Zeitung und in allen anderen alles mit rechten Dingen zugeht. Das habe ich vorher schon gesagt. Erstens: Wie viel ist es? Zweitens: Wie schaut die Berichterstattung aus? Drittens: Herr Bürgermeister! Gibt es noch den ganzen Wust an Berichten, in denen steht, wie toll unsere Leute sind? Nein? Lesen Sie das ganze Jahr "Österreich" durch. Dann werden Sie sehen: Wenn die Wahl kommt, dann wird die SPÖ in Wien in den letzten 100 Tage nur gestreichelt und die GRÜNEN werden hergewatscht. Und das ist der entscheidende Faktor: Die greifen in unsere Wahlergebnisse ein. Ich kann mich nicht erinnern, dass in Wien für den Fall von gemeinsamem Inserieren von SPÖ und GRÜNEN irgendein netter Artikel erschienen wäre, in dem steht, wie super wir das machen. Vielmehr gibt es einen Feldzug am Ende, und das beeinflusst, so wie es auf Bundesebene offensichtlich das Duell Mitterlehner gegen Kurz beeinflusst hat. Das Überschreiten von Wahlkampfausgaben ist demokratiefeindlich, weil es das Ergebnis beeinflusst. Wenn man das mit 14 Leuten spielt, ist das, was Sie hier inserieren, ein Wettbewerbsnachteil für alle anderen. Wir sind ja nicht mitgefangen, mitgehangen und haben etwas davon, sondern bei jeder Kürzung, die wir durchgesetzt haben, hat man natürlich jedem Chefredakteur mitgeteilt: Das waren die GRÜNEN. Sie haben uns somit nicht sehr freundlich behandelt in den Eins-zu-eins-Gesprächen, nämlich die Medienhäuser, man muss aufpassen, wie man das sagt. Da haben wir gehört: Die SPÖ wollte das eh, aber ihr habt das runterverhandelt. Das ist unser Problem. Unsere Inserate, Herr Bürgermeister, führen dazu, da sie so gering sind, dass wir dafür bestraft werden. Es gibt nämlich ein System der Belohnung, das hat die SPÖ in diesem Haus erfunden, und Sie haben ganz offensichtlich vor, dieses System fortzusetzen. Das finde ich sehr schade. Irgendwann einmal werden Sie auch ein Interview geben und sagen: Es war damals schon arg, welchen Druck man auf uns ausgeübt hat. Nur, dann sind Sie halt schon zehn Jahre Ex-Bürgermeister, und dann ist das halt leider nicht gleich viel wert. Jetzt könnten Sie das System ändern! Sie müssen eh nicht mir zuhören, Sie können ja Ihren eigenen Leuten zuhören, die das auch wissen. Sie wären die einzige Partei in diesem Haus, die glaubt, dass es nicht so ist. Das kann ja nicht sein! Auch wenn Sie mich jetzt sehr unschuldig anschauen: Das glaube ich Ihnen nicht. Ich halte Sie nämlich für schlauer. Sonst müsste ich ja etwas ganz Schlimmes glauben, und das will ich nicht. Sie kennen das System so gut wie ich, wir alle in diesem Haus kennen es. Wenn wir es abstellen wollen, dann stimmen Sie dem Antrag zu: Stoppt die Inserate in der Zeitung "Österreich", bis diese Vorwürfe geklärt sind. Und wenn es zu einer Verurteilung kommt, dann gibt es natürlich kein öffentliches Geld mehr für ein solches Medium. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Ellensohn! Es ist natürlich problematisch, dass die regierenden Parteien - egal, ob auf Bundesebene oder ob auf Landesebene - in der Vergangenheit durch Inseratenvergaben der Ministerien immer einen gewissen Vorteil direkt oder indirekt erzielt haben. Ihr Ex-Kanzler von der SPÖ, Herr Kern, hat gesagt, dass dieser sehr groß war, und ich glaube es ihm einmal. - Es ist allerdings sehr schade, dass Sie, Herr Ellensohn, dieses wichtige Thema dafür nutzen, um hier heute eine derart peinliche, unglaubwürdige und auch extrem heuchlerische Show abzuziehen. Wenn wir uns nämlich anschauen, was die GRÜNEN in den letzten zehn Jahren in Wien gemacht haben und was sie auch jetzt auf Bundesebene tun, dann ist das eigentlich genau das Gegenteil von dem, was Sie hier heute gesagt haben. Sie hatten in den letzten zehn Jahren in Wien überhaupt kein Problem mit den Inseratenvergaben, und Sie haben heute in Österreich auf Bundesebene noch überhaupt kein Problem mit Inseratenvergaben. Sie stimmen am Ende überall mit. Heute machen Sie eine Dringliche Anfrage, um irgendwie Druck auf den Koalitionspartner auf Bundesebene auszuüben, um noch mehr Jobs auszuverhandeln. Aber am Ende seid ihr in Wien und auf Bundesebene wie ein Soletti immer überall dabei, und solange das so ist, seid ihr total unglaubwürdig. Das ist ja nicht nur beim Thema Inserate so, sondern das war auch beim Thema Abschiebungen oder beim Thema Moria so: Ihr macht hier im Wiener Gemeinderat ein bisschen eine Show, aber am Ende stimmt ihr im Parlament gemeinsam mit der ÖVP. Das war auch beim Thema der Homosexuellen-Blutspende so, dass ihr hier im Wiener Gemeinderat ein bisschen eine Show macht, aber am Ende im Parlament wie immer mit der ÖVP mitstimmt. Jetzt ist das natürlich auch beim Thema Inserate so: Am Ende nach ein bisschen Show hier im Wiener Gemeinderat werdet ihr auf Bundesebene wieder mit der ÖVP mitstimmen, und es wird sich gar nichts ändern. Ich sage euch: Eure Show ist billig, eure Show ist durchschaubar, euch geht es am Ende nur um Machterhalt. Ihr habt in Wien nicht verkraftet, dass ihr aus der Stadtregierung geflogen seid, deswegen beflegelt ihr jetzt die SPÖ besonders. Ihr wollt auf Bundesebene unbedingt in der Koalition bleiben. Deswegen ist es euch jetzt auch egal, dass wir einen Bundeskanzler haben, der niemals gewählt wurde. Eure Politik ist peinlich. Sie ist heuchlerisch. Geniert euch! Wenn ihr das Thema Inserate ansprecht: Ihr habt heute sehr viel über die Tageszeitung "Österreich" gesprochen, im Zusammenhang mit welcher es viel gibt, was durchleuchtet werden muss, was sehr, sehr fragwürdig ist, und ich glaube, es ist richtig, dass der Bundeskanzler beziehungsweise der Ex-Bundeskanzler deswegen zurückgetreten ist. Aber schauen wir uns doch auch an, was bei Medien passiert, die euch näher stehen! Schauen wir uns die Tageszeitung "Falter" an, die in den letzten Jahren über 10 Millionen EUR an Fördermitteln bekommen hat. Das ist eine Zeitung, die niemand liest in Wien, eine Zeitung, die niemanden interessiert, eine Zeitung, die nur von der Stadt Wien und von der Stadt Wien nahestehenden Vereinen, von den Wiener Linien, von der Arbeiterkammer, von Wien Energie lebt. Das ist eine Zeitung, die niemand braucht, eine Zeitung, deren Chefredakteur erst vor wenigen Tagen öffentlich auf Twitter zugegeben hat, dass er vertrauliche Unterlagen der Staatsanwaltschaft weitergeleitet hat. Dort habt ihr Millionen hineingepumpt in den letzten zehn Jahren, und ihr würdet am liebsten noch viel mehr Geld hineinpumpen, weil es euch nicht allgemein um die Möglichkeit geht, Inserate zu vergeben, sondern weil ihr Inserate nur dort hin vergeben wollt, wo es euch ideologisch passt, wie beim "Falter". Und genau das ist heuchlerisch, genau das ist doppelbödig. Unter genau diesen Paradigmen muss man eure gesamte Politik sehen. Sie ist am Ende nicht ernst zu nehmen, und es ist hoffentlich so, dass ihr nicht mehr lange Teil dieser Bundesregierung seid, und man weiß, dass es der ÖVP nicht gut geht und auch alles für den Machterhalt tut. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kommen wir nun aber auch zu einem Punkt, der uns in Wien konkret betrifft, nämlich zu einem Bericht des Bundesrechnungshofes, der sich mit dem Thema Wohnbau in Wien befasst. Es ist dies ein sehr aktueller Bundesrechnungshofbericht, in dem aufgezeigt wird, dass es hier möglicherweise Verstöße gegen das Medienkooperations- und gegen das Medienförderungs-Transparenzgesetz gegeben hat, indem man eben genau dieses Medienförderungs-Transparenzgesetz umgangen hat. Der Bundesrechnungshof wies im Rahmen des Berichts "Wohnbau in Wien" aus dem Jahr 2021, also sehr aktuell, für den Bereich der Magistratsabteilung 50 - Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle für wohnrechtliche Angelegenheiten nach, dass auch im sozialdemokratischen Wien Inserate der öffentlichen Hand und redaktionelle Berichterstattung über sozialdemokratische Landesregierungsmitglieder Hand in Hand zu gehen scheinen. Die entsprechenden Erkenntnisse schildert der Rechnungshof auf Seite 50 seines diesbezüglichen Berichtes und beschreibt hier ganz genau, dass diesfalls das Medienkooperationsgesetz und das Medienförderungsgesetz umgangen wurden. Und es ist ja auch, meine sehr geehrten Damen und Herren, eine strafrechtliche Anzeige in diesem Bereich eingegangen. Wir haben uns diese Anzeige mit Juristen angesehen, und wir können diese nicht nur nachvollziehen, sondern sowohl politisch als auch juristisch unterstützen. Wenn man nämlich weiß, dass gerade auf Bundesebene der Bundeskanzler wegen sehr ähnlichen Vorgängen zurückgetreten ist und dass auch dort massive Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen, dann kann man hier natürlich nicht wegsehen. Ich bin sehr gespannt, wie die Justiz in diesem Bereich agieren wird, und hoffe, dass sie diesfalls nicht auf dem linken Auge blind ist! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir bringen deswegen auch Anträge ein. Einen Antrag wird Kollege Guggenbichler noch einbringen, und einen Antrag werde ich einbringen, der sich damit befasst, dass es natürlich hochproblematisch ist, dass die Stadt Wien nicht nur direkt Inserate vergibt, sondern dass die Wien Holding Inserate in Millionenhöhe vergibt und dass andere, der Stadt Wien Nahestehende auch Bauträgerinserate in Millionenhöhe vergeben, wobei es oftmals zu Vermischungen oder scheinbaren Vermischungen von redaktionellen Berichten und von Inseratschaltungen kommt. Wir wollen in dieser Hinsicht mehr Transparenz. Wir wollen, dass diese Inserate beim PID gebündelt werden, dass die Summe der Inserate reduziert wird, dass hier natürlich Transparenz herrschen muss, dass es Einsichtnahmen und die Möglichkeit für Gemeinderäte geben muss, zu wissen, wer wo zu welchem Preis inseriert. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Gemeinderat, ich glaube, ich bekomme noch einen Antrag von Ihnen. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig, und ich erteile es. Das Pult wurde schon desinfiziert, ich habe es gesehen. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Wir haben jetzt schon ein bisschen über Weihnachten diskutiert, und in einem Punkt stehe ich als jemand aus meiner Fraktion NEOS hier voller Selbstvertrauen, wenn wir etwa über das heilige Weihnachten sprechen. Uns ist eine Sache heilig, und zwar die vierte Gewalt im Staate, nämlich freie und unabhängige Medien. Es gilt, diese mit allem Herzblut und mit allem Schweiße zu verteidigen. Dass die Diskussion hier heute durchaus hitzig ist, haben wir vielen Umständen zu verdanken. Wir haben es der Ibiza-Affäre zu verdanken, wobei man ja eigentlich dem HC Strache mittlerweile eine Statue aufstellen müsste, denn seit der Ibiza-Affäre hat man, glaube ich, noch nie so viel über Transparenz, freie Medien und die Medien an sich diskutiert. Das finde ich tatsächlich gut. Das ist eine der positiven Auswirkungen der Ibiza-Affäre. Was uns jetzt allerdings die Chat-Protokolle auf Bundesebene zeigen, ist jenseitig und zeigt, dass sogar HC Strache in seinen durchaus lustigen Ausführungen auf Ibiza noch nicht einmal annähernd gewusst hat, wie in Wirklichkeit der Hase läuft. Man hat ja fast Mitleid mit ihm, wenn man weiß, was jetzt im System Kurz abgegangen ist. Ich möchte meine Rede in zwei Bereiche teilen. Im ersten Teil, mit dem ich natürlich gerne anfange, geht es darum: Was haben wir in der Fortschrittskoalition in Wien bis jetzt in diesem Bereich schaffen können? Das ist nicht wenig, das ist gut, das ist aber natürlich nicht das Ende des Weges, den wir als NEOS gehen wollen. Erster Bereich, den wir geschafft haben: Wir haben den Bohmann-Deal, der ja durchaus, auch von uns, immer wieder sehr stark kritisiert wurde, was Sachen Transparenz betrifft, gemeinsam transparent gemacht. Wir haben das Ganze hier nach Hause in den PID geholt und haben es, obwohl wir mehr Leistungen bieten, obwohl wir für die Digitalisierung wesentlich mehr ausgeben als früher, obwohl wir 14-tägig erscheinen, tatsächlich geschafft, in dieser Legislaturperiode 20 Millionen EUR einzusparen. Wir haben die Auslandskommunikation restrukturiert und in der Legislaturperiode noch einmal 4 Millionen EUR an Einsparungen gebracht. Und ich gebe hier hoch und heilig noch einmal zu Protokoll, dass keine Stunde beziehungsweise keine Minute vergehen werden, in denen wir NEOS nicht - und das eint uns mit Kollegen Ellensohn, der das vorher auch schon gesagt hat - darum kämpfen werden, damit dieses Inseratenbudget, das uns tatsächlich auf Bundesebene und Landesebene immer wieder in diese Diskussion bringt, so angepasst wird, dass es in einer angemessenen Relation steht. Außerdem stehen wir auch dazu: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieses Budget um 50 Prozent gekürzt gehört. Was bei diesem Thema die Transparenz und die Vergabekriterien betrifft, ist uns aber in den Koalitionsgesprächen schon etwas gelungen. Daher wundert es mich eigentlich, dass manche der Anträge der GRÜNEN noch einmal in diese, wenngleich richtige, Richtung gehen. Wenn ich mir unser Fortschrittskoalitionspapier anschaue, dann bin ich sehr stolz, dass das erste Mal darin das Thema "Medienvielfalt und -qualität fördern und fordern" vorkommt. Wir haben uns überhaupt das erste Mal ganz klar vorgenommen, wie wir mit Medienkooperationen und mit Inseraten in der Stadt umgehen. Auch wenn es jetzt vielleicht ein bisschen langweilig wird, erwähne ich nur zur Klarheit noch einmal, was wir da hineingeschrieben haben. Es ist dies tatsächlich ein Paradigmenwechsel in der Inseraten- und Medienpolitik der Stadt Wien, wenn das auch tatsächlich so umgesetzt wird, woran wir sehr hart arbeiten. Wir haben vereinbart: Bei Medienkooperationen und Inseraten legt die neue Stadtregierung in ihrer Kommunikationsstrategie fest, dass sie bevorzugt mit jenen Medien zusammenarbeiten wird, bei denen journalistische Sorgfalt, Innovation sowie Aus- und Weiterbildung der JournalistInnen einen hohen Stellenwert haben. Hierfür werden wir klare, transparente Kriterien und Sanktionen definieren. Jetzt könnten vielleicht manche sagen: Moment einmal! Papier ist geduldig. - Darauf erwidere ich: Papier ist nicht geduldig in dieser Fortschrittskoalition. Wir haben einen Regierungsmonitor, und diese Projekte müssen dann sinngemäß umgesetzt sein. Das zweite Thema, das sich auch in den Anträgen der GRÜNEN wiederfindet und das wir meiner Meinung nach ebenfalls angehen werden, ist folgendes: Bei Maßnahmen der Informations- und Kommunikationsarbeit legen wir neben anderen brancheneinschlägigen Kriterien großen Wert auf Qualität und sorgfältigen Journalismus. Dies ist einer der Grundpfeiler einer funktionierenden, lebendigen und offenen Gesellschaft und Demokratie. Jetzt wird es spannend: Im Sinne der Transparenz veröffentlicht die MA 53 für die Jahre ab 2021 einen Jahresbericht zur Stadtkommunikation, der im Internet veröffentlicht wird. Der Bericht informiert sowohl über die Kommunikationsstrategie als auch über inhaltliche Schwerpunkte und quantitative Aspekte, zum Beispiel über Reichweiten des vergangenen Jahres. Es war mir deswegen ein Anliegen, das hier noch einmal so klar vorzulesen, weil das etwas ist, worauf wir uns geeinigt haben. Ich schaue jetzt noch einmal bewusst den Herrn Bürgermeister an. Das ist nämlich etwas, woran wir hart arbeiten werden. In den nächsten Monaten beziehungsweise zu Jahresbeginn werden wir sowieso den Transparenzbericht veröffentlichen. Wir werden uns den gesamten Bereich der Medienethik anschauen müssen und überlegen, wie wir mit Thematiken wie jetzt zum Beispiel mit der Causa Fellner im Zusammenhang mit Kurz & Co umgehen. Und wir hatten auch schon den Fall des Terroranschlags in Wien mit einer jenseitigen Berichterstattung. Auch da werden wir uns genau ansehen müssen, wie wir damit umgehen, welche Sanktionen wir treffen können und wie wir vor allem quasi eine wirklich unabhängige Jury zusammenbekommen, die das auch bewerten kann. All das ist nicht einfach. Man könnte es sich natürlich immer einfach machen und all das auf den Presserat schieben. Ich bin der Meinung, der Presserat ist, leider Gottes, auch nicht ganz unabhängig. Ich hätte daher gerne eine entsprechende Instanz in Wien, und ich hoffe sehr, dass wir eine gemeinsame Möglichkeit finden werden, auf die wir uns einigen, dass das in Zukunft kein Thema mehr sein wird und wir hier eine moderne, fortschrittliche Bewertung schaffen werden. Wo wollen wir noch hin? - Es geht natürlich um Transparenz auf allen Ebenen, und es geht um weitere Einsparungen bei der Inseratenpolitik. Wir haben es schon gesagt. Ich könnte es mir jetzt auch leicht machen. Ich bin da aber sehr wertschätzend, weil Herr Kollege Ellensohn auch wertschätzend war. Ich könnte jetzt natürlich sagen: Mit dem, was wir jetzt schon beschlossen haben, sind wir eh schon wieder um 10 Prozent weiter unten. Da kommen wir schon irgendwie durch. - Nein! Das ist für mich nicht genug! An diesem Thema werden wir dran bleiben. Ich kann nur sagen: Wir werden weiterhin laufend mit unserem Koalitionspartner verhandeln, und wir werden versuchen, das Bestmögliche für die Wienerinnen und Wiener und vor allem - jetzt bin ich beim Thema Medienförderung, die wir stattdessen noch weiter ausbauen müssen - für die österreichische Medienlandschaft etwas zu tun, damit dort weiterhin entsprechend agiert werden kann. Ich brauche jetzt die einzelnen Medien nicht aufzuzählen, die das Zepter hochhalten. Ich hatte das Vergnügen, auch bei einigen dieser Medien tätig zu sein, und ich habe gesehen, was es heißt, Redaktion und Vertrieb zu trennen. Das muss das Zukunftsmodell sein für alle Medien in Österreich. Ganz kurz noch zu den Anträgen, die besprochen wurden. Es freut mich sehr, hier sagen zu können, dass wir uns darauf geeinigt haben, der wissenschaftlichen Begleitung der Wiener Medieninitiative zuzustimmen, weil das meiner beziehungsweise unserer Meinung nach selbstverständlich ist. Für die Veröffentlichung von Umfragen und Befragungen verlangen wir Zuweisung, weil das unserer Meinung nach auch die Thematik der Arbeitsgruppe ist, in welcher wir uns allgemein zum Thema Transparenz befassen werden Dem Antrag betreffend diskriminierende Werbung - das sage ich jetzt sogar aus freien Stücken und nicht, weil ich gewissermaßen in einer Koalition gefangen bin - würde ich und würde unsere Fraktion nicht zustimmen, und zwar aus zweierlei Gründen. Erstens liegt es mir fern, ein Handelsunternehmen zu stigmatisieren, das meiner Meinung einen Fehler gemacht hat, und zwar, wie ich glaube, nicht bewusst. Zweitens glaube ich nicht, dass wir als Stadtregierung den Medien vorgeben können - bei der Gewista sehe ich das genauso, die ist halt ein Plakatmedium, das kaum eine Redaktion dabei hat -, welche Inserate sie annehmen oder nicht. Das liegt meiner Meinung nach in der Verantwortung der Medien. Zu den anderen Anträgen sage ich: Wir machen ja auf Bundesebene auch unsere Anträge. Da haben wir das Spiel ja auch schon gespielt. Natürlich haben die GRÜNEN dort nicht zugestimmt, wir werden hier heute auch nicht zustimmen. Aber es einen uns der Weg und das Ziel. Und ich hoffe für beide, sowohl für die GRÜNEN auf Bundesebene als auch für uns hier, dass wir weiterhin viel Kraft und Energie für dieses Thema aufbringen, und zwar nicht nur deshalb, weil es jetzt gerade en vogue ist, das zu diskutieren, sondern weil ich es für extrem wichtig erachte, auch in Zukunft laufend in dieser Intensität weiter darüber zu diskutieren. Mir ist es auch noch ganz wichtig, etwas zu dem Antrag betreffen das Stoppen der Inserate in "Österreich" zu sagen. Es wurde, glaube ich, alles zu diesem Thema gesagt. Ich brauche nicht noch einmal aufzuzählen, was hier alles falsch läuft. Ich glaube nur, dass das trotzdem nicht geht, und so handhaben Sie es auch auf Bundesebene. Ich könnte Ihnen jetzt im Sinne einer Doppelmoral etwas vorheucheln oder was auch immer. Ich könnte den "Standard" zitieren. Sie wissen selbst, Kollege Ellensohn, dass das im Bericht natürlich nicht ganz ideal rübergekommen ist. Ich glaube nur, ein Medium jetzt aus einer Grundstimmung heraus auszuschließen und somit sofort gewisse Zielgruppen nicht mehr zu erreichen, das können Sie sich beispielsweise im Hinblick auf das Klima-Ticket nicht leisten, und das können wir uns in der Stadt Wien im Moment etwa im Hinblick auf die Impfkampagnen auch nicht leisten. Es geht da nämlich genau um die Zielgruppen, die wir erreichen wollen und die wir erreichen müssen. Diese jetzt nicht mehr zu berücksichtigen, halte ich werbetechnisch - tatsächlich gar nicht medienpolitisch, in dieser Hinsicht bin ich voll Ihrer Meinung - für grob fahrlässig. Deswegen werden wir dem hier nicht zustimmen. - Das war es zu den Anträgen. Zur FPÖ und zum Reduzieren der Werbekosten um 50 Prozent: Ich habe den Antrag, als wir in Opposition waren, mehrfach eingebracht. Sie bringen ihn jetzt auch ein. Wir werden aus genannten Gründen nicht zustimmen. Ich möchte Ihnen aber auch sagen, liebe FPÖ: Sie haben auch in der Oppositionsrolle unserem Antrag damals teilweise nicht zugestimmt, und deswegen finde ich es schon sehr spannend, dass Sie diesen Antrag jetzt einbringen. Bei Ihnen herrscht da tatsächlich eine etwas komische Stimmung. Wenn es gerade passt irgendwie, dann heißt es halt: Wir wollen die Werbekosten reduzieren. Wenn es aber gerade nicht passt und man vielleicht, wie es damals war, zufällig auf Bundesebene in einer Verantwortung ist, dann stimmen Sie dagegen. - Sehr spannend! Ich danke vielmals für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf eine weiterhin sehr schöne Diskussion zum Thema Inseratenpolitik und Medienpolitik in Österreich. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Sachslehner. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei aller Absurdität möchte ich mich zuallererst bei den Kollegen der Grünen Fraktion für diese Dringliche Anfrage bedanken. Ich freue mich nämlich wirklich sehr darüber, dass wir heute dazu kommen, das Thema der Inseratenvergabe in dieser Stadt zu thematisieren und einen Scheinwerfer darauf zu werfen, welches Schindluder in diesem Zusammenhang seit Jahrzehnten von Seiten der SPÖ betrieben wird, und zwar auch mit Hilfe der GRÜNEN und mittlerweile auch der NEOS. Es ist schon einiges gesagt worden. Halten wir aber zu Beginn noch einmal die drei meines Erachtens wichtigsten Fakten zur Medien- und Inseratenpolitik der Stadt Wien fest. Zum Ersten: Die Stadt Wien hat mit Abstand die höchsten Ausgaben im Bereich des Werbe- und Inseratenbudgets, und das nicht erst seit heuer, sondern schon seit Jahren und Jahrzehnten. 2020 betrugen die Werbeausgaben in Wien pro Kopf 12,60 EUR, beim Bund waren es nur 5,30 EUR. Zum Zweiten: Auch der aktuelle Wiener Bürgermeister hat eine besonders innige Beziehung zu Inseraten, und zwar nicht erst jetzt, sondern auch schon in seiner Zeit als Wohnbaustadtrat. Das ist mittlerweile sogar auch schon dem Rechnungshof aufgefallen. Zum Dritten: Dass die SPÖ generell ein Problem mit kritischer Berichterstattung hat, wissen wir. Wir erinnern uns vielleicht gemeinsam an den Fall, als bekannt wurde, dass ein Mitarbeiter der SPÖ-Wien dem "Kurier" mit Konsequenzen gedroht hat, wenn ein kritischer Bericht nicht zurückgezogen wird. Eben jener Mitarbeiter hat heute übrigens einen gut dotierten Posten im Rathaus. Ich könnte jetzt noch unzählige weitere Beispiele aufzählen. Bei Betrachtung all dieser Fakten muss ich wirklich sagen, dass mich die Chuzpe, die manche Vertreter von der SPÖ aktuell an den Tag legen, wenn sie in den letzten Wochen in den Medien mit dem Finger auf den Bund gezeigt haben, schon fast beeindruckt. Sie entstammen nämlich selbst einer Partei, die dieses System nicht nur erfunden hat, sondern überall noch auf das Dreisteste vollzieht, wo sie in Verantwortung ist, und daher ist dieses Verhalten wirklich bemerkenswert und zeugt von einer Scheinheiligkeit, die ihresgleichen sucht. Wien hat nur 20 Prozent aller Einwohner Österreichs, war aber letztes Jahr für 60 Prozent des gesamten Inseratenvolumens verantwortlich. Wien war übrigens auch 2016 für drei Viertel aller Inseratenausgaben aller Bundesländer verantwortlich, und auch heuer sind im ersten Halbjahr die Werbeausgaben der Stadt entgegen vielen Behauptungen, die heute getroffen wurden, sogar erneut um ein Vielfaches gestiegen. All das ist also das System in dieser Stadt, und wenn man dann hier mit dem Finger auf den Bund zeigt, dann ist das schlicht scheinheilig. Sich hier herzustellen und zu behaupten, man würde für Transparenz stehen, ist scheinheilig. Und wenn man sogar behauptet, das Inseratenbudget der Stadt würde auch noch sinken, obwohl die Zahlen eine ganz andere Sprache sprechen, dann ist das nicht nur scheinheilig, sondern einfach falsch. Genau diese Scheinheiligkeit zeichnet im Übrigen hier nicht nur die Wiener SPÖ aus, sondern auch die anderen Fraktionen hier. Liebe GRÜNE! Bitte erspart uns dieses Theaterstück! Ihr wart selbst zehn Jahre lang Teil dieser Stadtregierung, habt dieses System gelebt und habt davon profitiert. Jetzt behauptet ihr, dass ihr ständig etwas daran ändern wolltet. Warum habt ihr es nicht getan? Ihr hättet die Möglichkeit dazu gehabt! Hier jetzt dieses Theater aufzuführen, ist wirklich scheinheilig. Liebe Kollegen von den NEOS! Ich habe den vollmundigen Ausführungen des Kollegen Ornig vorher gelauscht, er hat irgendwelche Alibiaktionen der Medienpolitik aus den letzten Monaten vorgetragen. Fakt ist aber: Seit ihr in der Stadtregierung seid, sind die Inseratenausgaben in dieser Stadt sogar gestiegen! Was ist also mit euren Wahlversprechungen? Wo ist die versprochene Transparenz? Wo ist die Kürzung des Werbebudgets? Davon ist nichts mehr übrig! All das waren leere Versprechen, es ist nichts mehr davon da. Einen Punkt möchte ich unbedingt bringen, es geht nämlich sogar noch weiter. Die Stadt bezieht sich immer wieder bei der Vergabe ihrer Inserate auf diese Mediendiskurs-Studie. Wer war denn bis vor Kurzem Eigentümer des Instituts? - Welche Überraschung: Der ehemalige SPÖ-Politiker Karl Blecha! Wieder ein neues Puzzleteil im roten Netz der Wiener SPÖ, das ihr, liebe NEOS, mittlerweile ganz hervorragend stützt. Und wenn man sich dann diverse Wortspenden der letzten Wochen anhört, dann kann man eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Die Wiener SPÖ kann einfach nicht anders. Sie kann nicht anders, als unsere Stadt als eine Art Selbstbedienungsladen zu verstehen, in dem sich jeder bereichern darf, der entweder eurer Meinung entspricht oder eurer Parteielite entspringt, und das auf Kosten der Wienerinnen und Wiener. Das geht sogar so weit, dass der zuständige Stadtrat Hanke im "Standard" sagt, dass all das eh völlig legitim sei. Zum Abschluss noch eine Bemerkung: All das erinnert mich ein bisschen an das Wesen einer klassischen Tragödie. Im Mittelpunkt der Tragödie steht ja immer ein Konflikt, der durch eine persönliche, historische oder familiäre Schuld ausgelöst wird, ganz wie in diesem Fall. Es geht um die Erbschuld der Wiener SPÖ, die diese Stadt und ihre Menschen jedes Jahr aufs Neue ausbaden müssen. Wer weiß übrigens, was ebenfalls exemplarisch für eine Tragödie ist? - Das Scheitern der Protagonisten am Ende, in diesem Fall der Wiener SPÖ, ist immer unausweichlich. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das, was die Kollegin jetzt gerade gebracht hat, erinnert mich nicht nur an eine tragische Tragödie, sondern an den Plot eines sehr schlechten Actionfilms, vor allem, wenn man das Rundherum ansieht. Ich habe geglaubt, wir hätten mittlerweile eigentlich eine sachliche Debatte. Leider sind aber dermaßen viele Falschheiten und Hirngespinste aufgekommen, dass ich doch noch darauf eingehen muss. Werte Kollegin Sachslehner! Ich erwähne nur einige Kleinigkeiten am Rande. Das Inseratenbudget im Bund wurde in der Zeit verdoppelt, als wir es in Wien reduziert haben. Frau Kollegin Sachslehner! Vielleicht können Sie sich noch an das Inserat des Kollegen Blümel, damals Finanzminister, erinnern: Er hat betreffend die Steuerreform inseriert, noch bevor es einen Beschluss über die Steuerreform gab. Werte Frau Kollegin Sachslehner! Das, was wir im Bund erleben, ist ein Drama und entspringt wirklich einer Tragödie. So gesehen hatten Sie vielleicht doch recht, denn wir reden hier von einer Veruntreuungsdebatte. Das, was im Bund gerade debattiert wird, ist Veruntreuung, und im Zentrum stehen nicht nur Sebastian Kurz, sondern weitere ÖVP-Granden, Abgeordnete und weitere Personen aus dem ÖVP-Umfeld. Die WKStA ermittelt gegen ÖVPler und deren Umfeld. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung: Dabei ist schon ziemlich viel zusammengekommen, und dementsprechend ist das ein Mittelding zwischen einem schlechten Actionfilm und einer Tragödie. Werte Kolleginnen und Kollegen von der Grünen Fraktion! Ich habe es vorhin gerade leise gesagt: Das große Pech, das Sie haben, ist halt wirklich, dass momentan gerade sowohl Vizekanzler Kogler - unter anderem in der "Österreich" - über das Sportbonusprogramm inseriert, als auch Umweltministerin Gewessler über das Klima-Ticket. (Zwischenrufe.) Offenbar habe ich recht, sonst gäbe es diesen Aufschrei nicht! Und ich möchte noch gar nicht auf Ihre neue Kampagne unter dem Motto eingehen: Holt die Leichen aus dem Keller! - Das, was wir in der Stadt Wien machen, ist Informationspolitik. Ich habe noch nicht wirklich verstanden, was diese neue Kampagne von Ihnen soll, aber man wird es sehen. Herr Kollege Ellensohn! Ich werde dann noch auf einige Details im Laufe meiner Rede eingehen. Etwas möchte ich zu Beginn sagen: Man merkt auf Twitter, dass Ihre Wortmeldungen nicht auf sonderlich viel Gegenliebe stoßen. Es gibt ziemlich viele kritische Stimmen - und ich habe mich bewusst heute noch nicht in Ihre Twitter-Debatte eingebracht -, die genau diese Doppelmoral, die die GRÜNEN im Bund und in Wien gerade zeigen, kritisieren. Die Ausführungen von Kollegen Krauss von der FPÖ möchte ich einfach auslassen. Ich möchte aber auf zwei Dinge betreffend die FPÖ eingehen. Das eine: Wir alle können uns erinnern, dass Ihr damaliger Fraktionschef die "Kronen Zeitung" kaufen wollte. Ich weiß schon: Letzten Endes wurde das dann indirekt über die ÖVP und ihre Kollegen und Freunde abgewickelt, aber nichtsdestotrotz kommt das aus Ihrer Partei. Man muss der FPÖ lassen: Sie haben es mit dem Ibiza-Skandal zumindest bis zu einer "Sky"-Serie geschafft. So weit ist medienpolitisch von uns noch keiner gekommen! Nun zum Ernst der Lage: Wir haben jetzt, im Jahr 2021, nach mehreren Jahren türkis-blauer und türkis-grüner Regierung in Österreich sechs Plätze im internationalen Ranking der Pressefreiheit verloren. Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, dass die von mir zuvor kritisierten Punkte vielleicht etwas damit zu tun haben könnten, dass Message-Control beiden Regierungen, sowohl Türkis-Blau als auch Türkis-Grün, entspringt und sich diesfalls vieles in den vergangenen Jahren zum Negativen gewendet hat. In Wien haben wir hingegen die Situation - ich habe es schon eingangs gesagt -, dass wir uns in Wien, während im Bund die Inseratenkosten gestiegen sind beziehungsweise verdoppelt worden sind, in den letzten Jahren eingependelt haben. Die Kosten wurden auch entsprechend dem Ansinnen unseres Herrn Bürgermeisters massiv reduziert. Er hat bereits 2018 zu einer Neuaufstellung im medienpolitischen Bereich aufgerufen. Hier wurden die Zeichen der Zeit erkannt, und zwar sowohl mit den GRÜNEN als auch jetzt mit den NEOS mit an Bord. - So schlecht kann es nicht sein, wenn insgesamt drei Parteien dieses Hauses hier gemeinsam auf Anraten des Bürgermeisters wesentliche Schritte gesetzt haben. Mit der von Ihnen zitierte Mediendiskurs-Studie, Frau Kollegin Sachslehner, die übrigens im Internet abrufbar und für alle zugänglich ist, haben wir eine Grundlage dafür geschaffen, wirklich die Bedürfnisse und insbesondere die Bedürfnisse der Wienerinnen und Wiener zu erkennen und zu sehen, wo sie sich wie informieren. Das ist heute schon kurz gefallen: Wir befinden uns heute in einem großmedialen Mix, dem wir uns mit der Informations- und Kommunikationspolitik dieser Stadt entgegenstellen müssen. Außerdem haben wir damals die Medieninitiative Neu ins Zentrum unseres Tuns gestellt, worauf ich später noch eingehen werde, und schließlich haben wir die Marke der Stadt an sich simplifiziert, auf neue Beine gestellt und auch hier Kosten eingespart. - Ich möchte das noch einmal betonen: Das ist mit den GRÜNEN gemeinsam geschehen, und das geschieht heute mit den NEOS gemeinsam. Es zeigt sich, dass wir im Unterschied zum Bund unserer Aufgabe sehr klar und sehr deutlich nachkommen. Was bei uns in der Stadtverfassung steht, ist ganz eindeutig, und auch in der Beschreibung der Magistratsabteilung 53 - ich brauche das jetzt nicht noch einmal heraussuchen, denn es ist der erste Satz - steht ganz klar geschrieben: Wir tragen die Verantwortung für die Direktinformation der Wiener Bevölkerung. Der Herr Bürgermeister ist heute schon auf den Wandel in der Digitalisierung, und auf den Wandel auf dem Kommunikationsmarkt eingegangen. Ich möchte das jetzt nicht noch erweitern, sondern sage nur: Alle Unternehmen dieses Landes, Europas, alle Regierungen und alle Städte sind sich dessen bewusst und agieren dementsprechend. Kollegin Mautz hat heute gesagt: Wien "kampagnisiert". Sie würden jetzt sagen: Ui, böse! Ich sage: Nein, großartig! Wien "kampagnisiert". Es geht um die ersten Schritte zur KindergartenpädagogIn. Wir hatten heute dieses Thema. Kollege Öztas von den GRÜNEN hat vorhin gesagt, dass wir mehr Lehrlinge bewerben sollen. Ja, gerne, das machen wir! Wir werben für KindergartenpädagogInnen, das ist heute ein wichtiges Thema. Wir werben für Frauen in der IT, das ist ein essenzielles Thema, um hier den Anschluss nicht zu verlieren. Wir bewerben Sprachförderkräfte, damit wir unsere Jüngsten unterstützen können. Wir bewerben unterschiedliche Jobs, die diese Stadt heute braucht und die die Wienerinnen und Wiener von uns benötigen. Und wenn Sie uns sagen, dass wir hier sparen sollen, liebe Kolleginnen und Kollegen von den GRÜNEN, dann ist das der vollkommen falsche Weg! Das, was Kollegin Mautz aber vor allem gemeint hat, ist, dass wir "kampagnisieren" im Bereich von Corona. Ich lese Ihnen jetzt nicht all die zahlreichen Inserate sowohl im Print- als auch im Online-Bereich vor, die wir rund um Corona geschaltet haben. Sie haben nämlich in Ihrer Erzählung zu sagen vergessen, warum heuer die Ausgaben erstmalig wieder gestiegen sind: Weil wir massiv in Corona-Information investiert haben, weil es dem Bürgermeister und dieser Stadtregierung wichtig ist, dass sich die Menschen in Wien impfen lassen, dass sie geschützt sind und dass die Intensivbetten möglichst nicht ausgelastet sind. Die Corona-Information macht beinahe ein Drittel dieses Budgets aus, das sage ich, damit das irgendwie greifbar ist, und wir reden insgesamt von 0,15 Prozent. Es wurde heute schon angeführt: In der Privatwirtschaft sind es im Normalfall 1 bis 3 Prozent. Das heißt: Wir agieren hier eigentlich sehr effizient und im Interesse der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Zur Mediendiskurs-Studie und zu den Wortmeldungen von der ÖVP: Ich sage es jetzt noch einmal: Die Mediendiskurs-Studie gilt als Grundlage für die Information darüber, wo sich die Wienerinnen und Wiener informieren, online, offline, im Internet, in unterschiedlichen Zeitungen, im TV, im Radio, und, und, und. Das zu wissen, ist wichtig, damit wir die Wienerinnen und Wiener genau dort erwischen, wo sie gerade sind. In der Kommunikation geht es nämlich darum, Wirkung zu erzielen, und wir wollen erreichen, dass sich Wienerinnen und Wiener, wenn sie Sorgen haben, an unsere Hotlines wenden können. - Das ist Wirkung! Herr Juraczka! Objektivierung - ja gerne: Mediendiskurs-Studie! Vielfalt in Medien nutzen - ja gerne: Mediendiskurs-Studie! Insofern haben wir bereits 2018 vieles begonnen, was Sie heute eingefordert haben. Noch einmal: Das ist online und zum Download bereit. Es gibt aber noch etwas, was mir persönlich in dieser Frage der Zielgruppenkommunikation sehr wichtig ist: Wir sind in den letzten Jahren als Stadt Wien einfach besser geworden. Es werden nicht mehr alle kleinsten Kommunikationsinteressen abgestimmt, sondern es werden Rahmenkommunikationspläne abgestimmt. Damit sind die Ausgaben aber auch klar begrenzt. Auch das war eine Forderung, die heute gestellt wurde. Natürlich sind die Ausgaben im Kommunikationsbereich und damit auch in den Medienkooperationen ganz klar begrenzt, und diese Ausgaben werden hier im Gemeinderat unter allen Fraktionen beschlossen. Die Rahmenkommunikationspläne haben den großen Vorteil, dass zeitgerecht Planbarkeit besteht, dass die Slots frei sind, damit wir zeitgerecht etwa für Bewerbungen im Bereich von KindergartenpädagogInnen sprechen können. Und wenn wir zeitgerecht planen und zeitgerecht buchen, werden natürlich die Ausgaben geringer. Somit können wir wirklich großmediale Kampagnen in ganz Wien schalten, und zwar in ganz Wien, sowohl im Paid-Bereich, als auch im Owned-Bereich, als auch im Shared-Bereich auf allen Ebenen, nämlich auch im Earned- Bereich. Das heißt, wir bespielen natürlich massiv auch unsere eigenen Kanäle. In den letzten 2 Jahren haben wir Facebook um 80 Prozent, Instagram um 90 Prozent und Twitter um 300 Prozent ausgebaut. Die eigenen Printmedien der Stadt Wien wurden aussortiert und auf neue Beine gestellt, dass es nicht mehr so viele verschiedene gibt, dass aber die, die noch da sind, wirklich zielgruppenorientiert sind. Sie kommen seltener heraus, dafür erreichen sie aber die Wienerinnen und Wiener. Ich könnte noch mehr über die Leistungen der MA 53 sagen. Noch einmal: Ihre Aufgabe ist die Direktinformation der Bevölkerung. Das heißt, wir haben die Wienerinnen und Wiener zu informieren, und diesem Auftrag kommen wir nach. Laut dem Koalitionsabkommen - das hat Kollege Ornig heute schon zitiert - gibt es zusätzlich ab nächstem Jahr auch noch einen Jahresbericht über die Kommunikationsmaßnahmen. Auch das ist etwas, was heute vielfach andiskutiert worden ist und was wir letztes Jahr schon gemeinsam ins Koalitionsabkommen geschrieben haben. Wir erfüllen alle Kriterien des Medientransparenzgesetzes, und ich möchte nur kurz erwähnen, weil die Debatte dazwischen recht hitzig war: Wir haben schon noch in Erinnerung, welcher Bundeskanzler und welche Partei dieses Medientransparenzgesetz auf Schiene gebracht und umgesetzt haben. Neben der Zielgruppenkommunikation, im Zusammenhang mit welcher wir alle ordentlichen, notwendigen und richtigen Rahmenbedingungen sowohl auf gesetzlicher Ebene als auch auf prinzipieller Ebene des Magistrats erfüllen, geht es um die Frage der Förderung des Journalismus. Auf die Medieninitiative Neu und den Medienstart sind schon mehrere Rednerinnen und Redner eingegangen Herr Kollege Juraczka! Ich sage es noch einmal im Hinblick auf die Vielfalt: Wir investieren über mehrere Jahre 7,5 Millionen EUR genau deshalb, um die Vielfalt am Medienmarkt zu steigern. Sie haben vorher, als Sie gesprochen haben, gemeint, dass nur einige wenige dabei seien. - Ich glaube, in der 3. Welle sind es wieder 23 verschiedene journalistische Projekte, sowohl von Gründerinnen und Gründern als auch von Medienhäusern. Kollege Ellensohn hat gemeint, im Medienprojekt "Dossier" gäbe es kein öffentliches Geld. - Das stimmt nicht! Ich führe diese zwei Aspekte zusammen: Das Projekt "Dossier" hat über die Medieninitiative 100.000 EUR bekommen. (Zwischenruf.) Das ist öffentliches Geld. Das ist im Zweitsatz öffentliches Geld, Herr Kollege! Sie können gerne tatsächlich berichtigen, ich habe es mir aufgeschrieben, als Sie gesprochen haben. Damit möchte ich aber vor allem etwas zeigen: Die Untergriffigkeit des Kollegen Juraczka ist insofern falsch, als hier wirklich Vielfalt gefördert wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie "Dossier" jetzt zu einem Blatt der GRÜNEN oder sonst irgendjemandes zählen würden. Wenn wir über guten und ordentlichen Journalismus sprechen, werte Kolleginnen und Kollegen, kann ich Ihnen allen - denn auch das ist nicht eine Empfindung Einzelner von uns, sondern dieser Diskurs wird seit Jahren und Jahrzehnten in dieser Stadt geführt - die 16 Thesen vom Forum Journalismus und Medien empfehlen. Sie können das online googeln. Das ist die Grundlage für guten und ordentlichen Journalismus und nicht die Interpretation Einzelner von uns. Worum geht es bei der Medieninitiative Neu und auch jetzt beim Medienstart? - Es geht ganz stark darum, dass wir genau diese Thesen eines guten und ordentlichen Journalismus auch in die Online-Welt hineintragen, denn darum geht es ja. Wir wollen, dass Journalistinnen und Journalisten gestärkt sind. Diesbezüglich möchte ich mich dem Kollegen Ornig anschließen. Es geht hier um Freiheit, um Pressefreiheit. Und das ist nur dann möglich, wenn wir die Leute stärken, die die kommende Generation informieren werden, und das sind die Leute auf Instagram. Wir haben heute schon kurz die "Chefredaktion" angesprochen. Das ist ein Projekt, das über die Medieninitiative Neu unterstützt worden ist und eine Förderung erhalten hat. Diese Projektteilnehmer haben innerhalb von null Zeit zig Tausende Follower auf Instagram bekommen, und sie halten sich an den Großteil dieser 16 Thesen. Das heißt, die jungen Leute schaffen es jetzt sogar online, guten und ordentlichen Journalismus zu machen. Das ist einfach großartig! Noch ganz kurz zur Debatte auf Bundesebene: Ich habe mir vorher noch den Entschließungsantrag der Kolleginnen und Kollegen Leichtfried, Drobits und Konsorten von der SPÖ auf Bundesebene herausgesucht. Es geht um genau die Dinge, die wir in den letzten Jahren hier in Wien umzusetzen begonnen haben, genau um die Dinge, an denen wir arbeiten und die wir sowohl mit den GRÜNEN als auch mit den NEOS bearbeiten, nämlich um transparente gesetzliche Vorgaben, um Neuorientierung der Medienförderung in Form des Medienkooperationsgesetzes. All diese Dinge unterstützt unsere Partei auf Bundesebene, und natürlich sehen wir das auf Wiener Ebene genauso. Natürlich würden wir es begrüßen, wenn es auf Bundesebene endlich die Möglichkeit eines neuen Presseförderungsgesetzes gäbe, denn das, was wir hier in Wien auf Förderungsebene machen, ist eben das, was wir tun können: Projekte fördern, Journalistinnen und Journalisten unterstützen. Aber ganz ehrlich: Sowohl die Türkisen als auch die GRÜNEN haben es auf Bundesebene in der Hand, im Bereich der Medienförderung endlich neue Akzente zu setzen. Das, was mit der Digitalförderung gemacht wurde, ist eine Farce. Das Lustigste bei der Digitalförderung im Bund ist nämlich: Wenn ich nur digitalen Journalismus betreibe, dann komme ich nicht einmal hinein. Im Bund erleben wir derzeit eine Veruntreuungsdebatte, und im Zentrum steht leider die Regierungspartei ÖVP. Die Skandale rundherum haben wir in den letzten Wochen den Medien entnommen. Die FPÖ kommt aus ihrem Ibiza- Skandal nicht raus, aber dafür hat sie jetzt eine eigene Fernsehserie. Die Doppelmoral der GRÜNEN tut mir einfach im Herzen weh, weil ich als Bündnispartner in den vergangenen Jahren wirklich gesehen habe, wie wir gemeinsam an der Medienpolitik gearbeitet haben. Der Herr Bürgermeister hat 2018 die Neuausrichtung auf Schiene gebracht, sowohl anfänglich mit den GRÜNEN als auch jetzt mit den NEOS. Wir gehen diesen Weg weiter. Wir wissen vor allem aber auch, was unsere Aufgabe ist, nämlich die Wienerinnen und Wiener zu informieren. In guten Zeiten, wenn wir das so ausdrücken wollen, geht es etwa um Bewerbungen von KindergartenpädagogInnen und um das Sackerl für mein Gackerl, um die schlichten Dinge in dieser Stadt. Gerade in Krisenzeiten ist es aber essenziell, dass sich die Wienerinnen und Wiener gut aufgehoben fühlen und nicht allein gelassen fühlen, sondern genau wissen, an wen sie sich wenden müssen. Das Ganze machen wir mit einem zunehmend klugen Kanal-Mix mit immer kosteneffizienterer Planung. Somit danke ich sehr für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf die weiteren Wortmeldungen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister. Wenn man den GRÜNEN ein bisserl beim Reden zuhört, dann zeigt sich ihre problematische Situation. Sie sind ein bisserl im Scheidungskrieg mit der Landesregierung und im abflauenden Honeymoon in der Bundesregierung. Das macht offensichtlich etwas mit einer Partei, denn sonst würden sie uns nicht so absurde Sachen hier erzählen. Wenn man die GRÜNEN in den letzten Jahren beobachtet hat, sie haben zehn Jahre eine Stadtstraße gebaut, sie haben die Mischmaschine geplant, sie haben die Mischmaschine angeworfen, und heute stellen sie sich hin und versuchen, ein neues Hainburg zu konstruieren, gegen ihr eigenes Projekt, das sie finanziert haben, das sie geplant haben, das sie in allen Projekten zehn Jahre mitgetragen haben. Die GRÜNEN sagen ja, sie sind eine Menschenrechtspartei. Ich habe Sie schon einmal daran erinnert, es gibt keine Abschiebung, die grausiger war als das mit dem 16-jährigen Mädchen, dem man um 4 Uhr in der Früh eine Kamera ins Gesicht gehalten hat. Das ist die Menschenrechtspartei der GRÜNEN. Und was ich jetzt auch gehört habe, die GRÜNEN sind ja auch eine Frauenrechtspartei. Ich habe mich mal erkundigt, wie viel Spitzenpositionen im Ressort der Kollegin Vassilakou und der Kollegin Hebein mit Frauen besetzt wurden, nämlich keine. Das ist die Frauenrechtspartei der GRÜNEN in zehn Jahren Ressortverantwortung. (Zwischenruf.) - Ja, Sie können sich ja dann zu Wort melden, Sie können mir die Spitzenpositionen im Planungsressort jederzeit aufzählen, Sie haben die rein mit Männern besetzt, alle Umbesetzungen waren Männer, und das ist die Frauenrechtspartei der GRÜNEN. Wenn wir jetzt über Inserate reden (Zwischenruf.) - es regt Sie offensichtlich auf, auch gut so, deswegen sage ich es Ihnen ja auch, damit es Sie aufregt und Sie sich in Zukunft ein bisschen läutern und das anders machen, das ist ja auch der Grund meiner Aussage in diesem Bereich. Und wenn wir jetzt über die Inserate reden, habt ihr sie in den letzten Jahren mitgetragen. Alles, was der Herr Ellensohn heute gesagt hat, hat eine gewisse Berechtigung. Ja, es hat eine Berechtigung, Kern sagt es auch, ich werde es euch dann noch im Detail zitieren. Aber ihr hättet jeden Tag aufstehen können und sagen, es ist so ein Skandal, was in der Stadt passiert, ich muss vor lauter Erschütterung diese Regierung verlassen. Zehn Jahre, an keinem einzigen Tag in den zehn Jahren seid ihr aufgestanden und habt das gemacht. Ihr seid in den zehn Jahren nicht wegen der Stadtstraße aufgestanden, ihr seid in den zehn Jahren nicht aufgestanden und habt gesagt, so eine Schweinerei, die Frau StRin Vassilakou besetzt keine Frauen in Führungspositionen, das ist ein Skandal. Und ihr seid zehn Jahre bei dieser Inseratenpolitik nicht aufgestanden. Zehn Jahre habt ihr sie mitgetragen und habt gleichzeitig Positionen besetzt. Ja, das ist eine Heuchelei, die ihr da lebt. Und jetzt macht ihr das Gleiche in der Bundesregierung. Zuerst habt ihr gesagt, ist ja alles so schrecklich, wir müssen regieren, damit die Freiheitlichen nicht in der Regierung sind. Die Kinder aus Moria erinnern sich heute noch dran, wie ihr gesagt habt, ihr werdet die ÖVP überzeugen. Die sind heute noch in Moria, liebe GRÜNE, also wo ist der gravierende Unterschied für die Kinder aus Moria, ob ein Freiheitlicher regiert oder ein Grüner? Nämlich gar keiner, weil ihr unsere Politik dort mitmacht. Und vielleicht kann ich euch ja in Zukunft auch einmal ein Koalitionsangebot machen, weil das von uns kopierte Parteiprogramm tragt ihr ja ganz brav mit in der Bundesregierung. Aber leider Gottes, diese Heuchelei, die Sie leben, lenkt ja nur ab, dass es in Wien ja wirklich so ist. Ich hab' ja da einen sehr prominenten Zeugen. Der Zeuge ist ja bekannt, der SPÖ angehörig zu sein, er war sogar der Bundeskanzler der SPÖ, der auf die Anmerkung eines Journalisten: "Fairerweise muss man sagen, dass nicht Kurz dieses System erfunden und entwickelt hat, das gab es vorher schon. Ihr Vorgänger Werner Faymann hat dieses System aufbereitet.", gesagt hat: "Ich muss sagen, das ist eine der echten Erbsünden und einer der gravierendsten Fehler, die auch die SPÖ mitzuverantworten hat. Man hat die Methode begonnen, die Kurz zur Meisterschaft entwickelt hat. Ich könnte Ihnen lange erzählen, was ich in dieser Zeit alles falsch gemacht habe, aber hier nicht entschlossener von der ersten Minute an etwas gesagt zu haben, war sicher einer der größten. Das hätte man aus demokratiepolitischer Räson machen müssen. Das schwebt über allem drüber in diesem Land, das ist so eine Geißel geworden, so ein Krebsgeschwür unserer Demokratie. Dass ich dieses System der Inseratenvergabe nicht entschlossener bekämpft habe, mache ich mir selber zum Vorwurf." - Das hat der Christian Kern gesagt, und das ist in Wahrheit die Anklage, die die SPÖ in Wien zu tragen hat, aus den eigenen Reihen, das ist leider Gottes so. Ich glaube, das Verhältnis zwischen der Regierungspolitik und den Medien ist ja kein gutes. Wir haben das vor zwei Jahren bei StRin Sima miterlebt, man hat gemunkelt, dass sie sich geweigert hat, die Inserate der Stadtwerke weiterhin in einer Zeitung zu schalten. Was ist gewesen? 14 Tage später haben sie geschrieben, Sima rücktrittsreif, dann später wurde geschrieben, Sima ist schon fast rückgetreten, Ludwig vertraut Sima nicht mehr, und so weiter, und so fort. So werden auch von Medien Politiker mürbe gemacht, das ist keine gute Situation. Aber ich habe es auch umkehrt erlebt und heute schon einmal erwähnt, dass, wenn ein Journalist kritisch über ein Stadtregierungsmitglied der SPÖ in Wien schreibt, der Journalist von der Chefredaktion gebeten wurde, in das Stadtratbüro zu kommen, um ein freundliches Interview zu machen, als Wiedergutmachung. Der Journalist hat das Medium verlassen müssen. Und das ist das, was wir uns echt überlegen müssen: Was machen wir mit den unabhängigen Journalisten? Was machen die Politik und die Regierungspolitik mit unabhängigen Journalisten? Wir reden alle groß von der Meinungsfreiheit und der journalistischen Freiheit und am Ende des Tages passiert nebenbei genau so etwas. Wir sollten nämlich genau die Journalisten unterstützen, die unabhängig schreiben wollen. Und zum Thema der GRÜNEN: Ich habe das ja vorher schon kurz angesprochen und der Bgm Ludwig hat auch etwas gesagt, er gibt so der Hoffnung Ausdruck, dass nicht ein Grüner in irgendeiner Art und Weise Inserate an "Österreich" vergibt, oder so irgendetwas. Ich vermute, Sie wissen mehr, wir werden es vielleicht in den nächsten Tagen lesen. Ich kann Ihnen ein bisschen unter die Arme greifen, ich stelle nämlich einen Beschlussantrag: Der Wiener Gemeinderat fordert die zuständige Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen auf, Sonderprüfungen durch den genossenschaftlichen Revisionsverband hinsichtlich der Inseratenschaltung und Medienpolitik der Gesiba zu beauftragen. Und, lieber Herr Ellensohn, Ihr Klubdirektor ist Aufsichtsrat in der Gesiba, das heißt, wenn dort irgendetwas passiert sein sollte, sitzt ihr mittendrinnen, wenn Ihr Klubdirektor dort im Aufsichtsrat sitzt. (Zwischenruf.) - Ihr habt ja keinen? Ah, Klubmitarbeiter, wurscht, wurscht, ihr sitzt dann mittendrinnen und ihr wisst das auch ganz genau. Ich freue mich ja schon auf die Veröffentlichung vom Bgm Ludwig, der uns dann die GRÜNEN nennen wird, die in den letzten zehn Jahren ganz brav bei den Inseratenschaltungen mitgemacht haben. - Danke sehr. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort gelangt GR Dipl.-Ing. Margulies. Bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hab' mir meinen Einstieg überlegt und alle drei Minuten neu verworfen. Eigentlich bin ich fassungslos, fassungslos über den Ablauf der Debatte, dass es zwei Fraktionen gibt, nämlich die GRÜNEN und die NEOS, die den Ernst der Situation erkennen, und drei Fraktionen, Freiheitliche, ÖVP und Sozialdemokratie, die bei mir den Eindruck erwecken, dass sie überhaupt nicht sehen, was da gegenwärtig in der Medienlandschaft passiert. Es macht mich wirklich fassungslos, die Wortmeldungen, die da zum Teil kommen. Jetzt ganz ehrlich, an Sie alle, ist für Sie die Zeitschrift "Österreich" eine normale Zeitung? Ist das normal, was da momentan in "Österreich" in Österreich passiert? Und da geht es mir überhaupt nicht darum, wer ist wofür verantwortlich, und ich schicke Ihnen gleich eine Geschichte vorweg: Wir haben als GRÜNE im letzten Wiener Wahlkampf kein einziges Inserat in der Zeitung "Österreich" geschaltet. Ich halte es für falsch, wenn die Bundesregierung in der Zeitung "Österreich" schaltet, ich halte es auch nicht für richtiger, wenn von grünen Ministerien irgendetwas in der Zeitung "Österreich" geschaltet wird, und ich halte es für falsch, wenn die Stadt Wien in der Zeitung "Österreich" schaltet. Jetzt ganz ehrlich, wir reden über Medienvielfalt. Haben Sie den Eindruck, dass diese Zeitung einen Beitrag zur Medienvielfalt oder eher zur Medieneinfalt leistet? Ich glaube, die Antwort ist klar. Niemandem in Österreich würde diese Zeitung abgehen, eine Zeitung, die öfter als alle anderen Fake News verbreitet, die in die Gehirne der Menschen eindringt und nicht das Beste, sondern eher das Schlechteste versucht, irgendwie zum Vorschein zu bringen. Das ist das Medienimperium. Und wer die Beiträge von Kern, Mitterlehner, der ehemaligen Außenministerin Kneissl und viele anderen gelesen hat, weiß, mit welchen Methoden der Herausgeber seine Medienmacht einsetzt. Und das halten Sie alle für normal? Jetzt ernsthaft, ein bisschen eine Einsicht hätte ich mir gewünscht. Ein bisschen eine Einsicht, wo Sie mir glauben können, dass ich hoffe, dass es uns in der Bundesregierung gelingt, wenn die bestehenden Verträge, die schon länger ausgelaufen sind, nicht mehr in "Österreich" inseriert werden, bis geklärt ist, wie das Strafverfahren ausgeht. Dasselbe würden wir uns für Wien wünschen, selbstverständlich, denn das, was momentan passiert, ist ja eine Verhöhnung des Rechtsstaates, man muss das ja in aller Deutlichkeit sagen. Das ist auch keine Situation, die von gestern auf heute eingetreten ist, das ist eine Situation, die ewig schon vorhanden ist, und ich erlaube mir, einen Blogbeitrag, den ich vor etwa elf Jahren verfasst habe, kurz zu zitieren. Er hat "Gefälligkeiten" geheißen und so begonnen: "Im Land der Korruption wird Bestechung zur Gefälligkeit, Insidertipps gelten als Ratschlag, Freunderlwirtschaft unterstreicht Netzwerkfähigkeit, nicht nur gekaufte Medien, quasi auch Selbstbedienungsladen fürs parteinahe Firmengeflecht." Beim parteinahen Firmengeflecht haben wir auf Bundesebene einiges unternommen, um es zu entflechten. Was die Inserate betrifft, leider noch nicht. Und weiter geht es: "Als Währung zählen Inserate und Aufträge. Mit großem Vorteil, ohne Worte kennen die Nehmer den richtigen Zeitpunkt, um ihre Schuld zu begleichen. Jetzt." Mein Kollege Ellensohn hat schon darauf hingewiesen, nein, es ist, wenn man inseriert, nicht immer die Berichterstattung gleich. Es ist auch nicht egal, zu welchem Zeitpunkt welche Berichterstattung ist. Und das "Jetzt" hat sich damals auf den Wahlkampf bezogen. Da wussten alle Medien und alle Herausgeber, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Rechnung zu begleichen. Da braucht es gar keine Chats, wo ich ja bis heute nicht verstehe, was das für eine Selbstsicherheit und über den Dingen stehendes Gedankengut bei den jeweiligen Menschen eigentlich ist, dass man sich solche Chats überhaupt schreibt, nichtsdestoweniger, die Herausgeber wissen ganz genau, wann ihrerseits die Rechnung zu begleichen ist. Dann habe ich noch weiter geschrieben: "Häupl's Wahlkampf finanziert sich quasi von selbst. Trotz steigender Armut und teurem Wohnen, trotz Sommerozon und täglichem Stau, trotz Skylink-Debakel und horrenden Verlusten aus Fremdwährungskrediten kaum ein böses Wort über den ersten Bürger der Stadt, weder ‚Heute' noch ‚Österreich', der Monarch von Wien hat längst seine ‚Krone'. Wien hat gut inseriert, mehr als 200 Millionen EUR in den letzten 5 Jahren." Das hat 2011 gegolten und unser Ziel war, dass das 2020 anders ist. Hat es funktioniert? Leider nur teilweise. Ich sage das wirklich mit all der Betroffenheit, leider nur teilweise. Es ist uns gelungen, das Inseratenvolumen zu reduzieren, damals von 30 Millionen EUR auf knapp 20 Millionen EUR im Jahr 2019, dass das Jahr 2020 tatsächlich auf Bundes- wie auf Landesebene ein Ausnahmejahr ist, und auch 2021 mit der Pandemie, das ist nachvollziehbar. Aber selbst da gilt, und da komme ich jetzt noch einmal zurück zum Medienimperium "Österreich": Glauben Sie wirklich, dass, wenn die öffentliche Hand in diesem Medienimperium nicht mehr inseriert, es das noch gäbe? Nur um das klipp und klar auszusprechen, wenn die Stadt Wien keine 5 Millionen EUR, inklusive der gesamten Unternehmen sogar noch etwas mehr, im Jahr in "Österreich" inseriert und wenn die öffentliche Hand in Summe nicht mehrere zig Millionen Euro im "Österreich"-Medienimperium inseriert, dann gibt es diese Zeitung, die das Schlechteste in diesem Land immer hervorbringt und in die Gehirne der Menschen einpflanzt, einfach nicht mehr. Es wäre nicht schade darum, für uns alle. Glauben Sie mir, das wäre gut für uns alle, wenn wir auf ein hetzerisches Blatt verzichten würden. Auf jemanden verzichten würden, für den gilt, wer zahlt, schafft an. Das ist tatsächlich etwas, was unsere Demokratie kaputt macht, was unsere Medienlandschaft kaputt macht. Und da brauche ich echt keine Medienstudie und auch keine Jury, um zu erkennen, dass die Zeitung "Österreich" es nicht wert ist, dass man sie länger aufrechterhält. Nichtsdestoweniger komme ich auf zwei weitere Punkte zurück, weil meine Redezeit sich langsam dem Ende nähert. Ein Punkt, der heute in Vergessenheit geraten ist, der allerdings doch immer wieder relevant wird, sind Inserate politischer Parteien in denselben Medien, in denen auch die öffentliche Hand inseriert. Und jetzt ist es vollkommen klar, jeder Partei steht es zu, mit ihrem eigenen Geld zu inserieren, wo sie will, aber nachdem es sich um öffentliche Gelder handelt, sollte es wohl selbstverständlich sein, dass auch hier offengelegt werden muss, wer wie viel in welchen Medien tatsächlich inseriert. Und ich weiß, dass wir da in den NEOS sozusagen tatsächlich auch Verbündete finden, jetzt will ich gar nicht sagen, Unterstützer oder Unterstützung, denn sie wollen dasselbe wie wir. Wir werden das versuchen, bestmöglich, hoffe ich dann, in Wien zu erreichen, aber auch auf Bundesebene, dazu stehe ich, weil ja immer auch, das darf man nicht vergessen, der Verdacht im Raum steht, die öffentliche Hand, welche Körperschaft auch immer, die Regierenden inserieren mit öffentlichen Geldern zu einem normalen Insertionspreis, und ob dann, wenn eine Partei, die den Regierenden angehört, dieselben Inserate schaltet, dasselbe zahlt, das wissen Sie alle so gut wie ich, das können wir nicht einmal kontrollieren. Und ich würde mich freuen, wenn ich das wirklich in einer klaren Transparenzdatenbank nachlesen kann, wenn die Sozialdemokratie drei Seiten in "Österreich" inseriert, kostet es dasselbe, wie wenn die Stadt Wien drei Seiten in "Österreich" inseriert. Für alle Parteien, für alle öffentlichen Körperschaften, nur dann ist vollkommen klargestellt, dass es nicht so ist, dass man - wie es das Finanzministerium möglicherweise vorgezeigt hat, zumindest wird das gegenwärtig in der Diskussion so dargestellt - Inserate für andere bezahlt. Und das kann man schließlich auch mit Rabatten machen. In diesem Sinne werde ich einen diesbezüglichen Beschlussantrag einbringen: Der Wiener Gemeinderat ersucht Bgm Dr. Michael Ludwig sowie den für die MA 53 zuständigen Amtsf. StR KommR Peter Hanke, sicherzustellen, dass zeitnah mit den zuständigen Mitgliedern der Bundesregierung Gespräche aufgenommen werden, mit dem Ziel, eine Regierungsvorlage vorzulegen, in welcher das Medientransparenzgesetz dahin gehend abgeändert wird, dass auch Parteien inklusive der jeweiligen Klubs sowie Teil- und Vorfeldorganisationen der Bekanntgabepflicht gemäß Medientransparenzgesetz unterliegen. Ein zweiter Punkt, auch dieser wurde heute schon angesprochen, sind Umfragen und Befragungen. Ich gebe ehrlich zu, wir waren zehn Jahre in der Regierung und ich weiß bis heute nicht, wie viele Umfragen und Befragungen die Stadt Wien in dieser Zeit gemacht hat. Ich weiß es leider nicht, präsentiert wurden mir nicht sehr viele. Ich glaube, eine. Gut, ich war nur Gemeinderat und nicht Mitglied der Stadtregierung, vielleicht liegt es auch daran. Aber ich kann mich auch nicht erinnern, dass unseren Mitgliedern der Stadtregierung sehr viele Umfragen präsentiert wurden. Und dennoch, der PID, das wissen wir, macht Umfragen. Wer sucht die Themen aus? Wer erhält die Ergebnisse? Alle Fraktionen hier im Haus sind gleichberechtigt, zumindest sind es öffentliche Mittel und es handelt sich nicht einmal um Studien, die sozusagen eine Vorleistung für eine Entscheidung bieten, sondern es sind Umfragen. Umfragen und Befragungen. Und da wäre es doch eine Selbstverständlichkeit, auch im Sinne Parteienförderung, Parteientransparenz, dass hinkünftig all diese Punkte tatsächlich veröffentlicht werden. Sonst ist es ein Leichtes und man spart sich viel Geld, wenn man als großer Regierungspartner, dem die Medien zugeordnet sind, eine Umfrage für die Stadt Wien in Auftrag gibt, das Ergebnis erfährt und - ich will Ihnen überhaupt nichts unterstellen, Herr Bürgermeister, aber Sie sind halt einmal gleichzeitig Parteivorsitzender der Wiener SPÖ und Wiener Bürgermeister - Wissen, das man in der einen Funktion generiert, auch in die andere Funktion mitnimmt, denn man kann es ja nicht einfach weglassen. Das heißt, wenn wir schon als Stadt Wien Befragungen und Umfragen machen, dann bitte diese Ergebnisse in ihrer Gesamtheit tatsächlich jedem Wiener und jeder Wienerin im Internet zur Verfügung stellen. Dann nimmt es auch ein bisschen den Eindruck weg, dass man sich im Gegensatz zu anderen Parteien einen Vorteil aus der ganzen Situation erschafft. Summa summarum, ich komme zurück zum eigentlichen Thema, was auch angesprochen wurde, was wir auf Bundesebene tatsächlich für ein ausgesprochen trauriges Lehrbeispiel in den letzten Wochen vorgeführt bekommen haben, Inseratenkorruption. Ich will aber auch nicht, dass auf Wiener Ebene auch nur der Gedanke daran irgendwie künftig aufkommen könnte. Das heißt, unternehmen wir alles, das zukünftig hintanzuhalten. Und der zweite Punkt, und den meine ich ganz ernst, überlegen wir, wie wir mit Medienhäusern umgehen, für die Fake News Normalität sind, für die das Einsetzen ihrer Medienmacht, um Inserate zu generieren, Normalität ist, ob wir uns tatsächlich auch nur eine Sekunde länger diesem Spiel unterordnen wollen, oder nicht. Und ich würde mir wirklich ein klares Bekenntnis der Stadt im Sinne des eingebrachten Antrages meines Klubobmanns Ellensohn wünschen, dass, solange die Vorwürfe gegen die Zeitung "Österreich" bestehen, und bei aller Unschuldsvermutung: Das sind ja nicht einfach Vorwürfe, da besteht ja schon ein ordentlicher Tatverdacht, wenn plötzlich beim Herausgeber dieses Medienimperiums Hausdurchsuchungen durchgeführt und die Handys einkassiert werden. Das ist ja auch einer dieser Punkte, die Unschuldsvermutung, die sehr strapaziert wird, aber zwischen Unschuldsvermutung und Freispruch und Verurteilung liegen ganz, ganz viele Graustufen, sonst gäbe es keine Untersuchungshaft. Selbst wenn Menschen in Untersuchungshaft genommen werden, gilt die Unschuldsvermutung, allerdings mit einem dringenden Tatverdacht. Und wir könnten uns jetzt anschauen, macht es Sinn, tatsächlich in diesen Zeitschriften weiter zu inserieren. "Sportbonus", Kollege Taucher, ich gebe dir zu 100 Prozent recht, und wenn es aus deiner Sicht ein Fehler ist, dass die Bundesregierung den "Sportbonus" in der Zeitung "Österreich" inseriert, dann würde ich dich ersuchen, dasselbe dem Bürgermeister zu sagen, der neben dir sitzt und ebenfalls in der Zeitung "Österreich" inseriert. Oder? Findest du es gut, dass der "Sportbonus" in der Zeitschrift "Österreich" inseriert wird? Findest du es gut und sinnvoll, dass der "Sportbonus" in der Zeitschrift "Österreich" inseriert wird? Ich sage ganz klar, ich will keine Inserate, ich halte es für einen Fehler. Leider bekomme ich von dir diese Klarstellung nicht. Dir ist es vollkommen egal, was in den letzten Wochen und Monaten über das Mediumhaus "Österreich" bekannt geworden ist, wahrscheinlich auch deshalb, weil du es schon lange gewusst hast. - Ich danke sehr. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort gelangt Frau GRin Mag. Mag. Wieninger. Bitte. GRin Mag. Mag. Pia Maria Wieninger (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Der Herr Ellensohn ist heute hier hergekommen und hat die Dringliche Anfrage damit begründet, dass es das Ziel ist, mit dieser Anfrage kritischen und unabhängigen Journalismus zu stärken. Und da habe ich mir gedacht, aha, ja, interessant, das finden wir eigentlich ganz gut. Und was kam dann? 20 Minuten haltlose Anschuldigungen, Unterstellungen, Wien-Bashing und Taferlpopulismus. Ich verstehe sehr gut den Frust der GRÜNEN, aber auch der ÖVP darüber, dass unser Bürgermeister in Wien so beliebt ist. Aber das liegt sicher nicht an irgendwelchen Umfragen, sondern das liegt daran, dass unser Bürgermeister Ludwig in dieser Stadt mit der Stadtregierung und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Stadt eine tadellose und gute Arbeit macht. Und das tagtäglich. Nach dieser durchaus emotionalen Debatte möchte ich aber zu den Fakten zurückkehren, damit diese nicht untergehen. Und Fakt ist, wir wollen als Stadt Wien kommunizieren. Und wir müssen auch kommunizieren, denn was nützt uns ein noch so guter "Reparaturbon", den wir heute hoffentlich beschließen werden, wenn niemand in der Stadt davon weiß. Das heißt, es ist unsere Aufgabe als Stadt, der Herr Bürgermeister hat es schon gesagt, es ist vielmehr unsere kommunale Bringschuld, die Menschen über unsere Angebote und Serviceleistungen umfassend und aktiv zu informieren. Und das tun wir mit einer Vielzahl von Informationsinseraten, wie der Kollege Neumayer vorher schon aufgezählt hat. Und das lassen wir uns sicher von niemand schlechtreden, auch nicht von den GRÜNEN. Wie machen wir das in einer Welt, die mit Neuigkeiten und Informationen regelrecht überflutet wird, wie auch der Bürgermeister vorher schon erwähnt hat, und in der es immer herausfordernder wird, sich zu orientieren? Denn wie wir alle wissen, hat sich die Zahl der Kommunikations- und Informationskanäle vervielfacht. Zu den traditionellen etablierten Medienkanälen kommen durch die voranschreitende Digitalisierung immer neue Kommunikationsinstrumente hinzu. Sprich, während ich meine 95-jährige Oma noch mit Printmedien erreiche, holen sich meine Neffen mittlerweile sämtliche Informationen aus dem Netz. Und auch da gibt es schon wieder Abstufungen, welche Altersgruppe sich auf welchen Social-Media-Kanälen informiert. Das heißt, es war noch nie herausfordernder als jetzt, die Aufmerksamkeit der Wienerinnen und Wiener zu gewinnen. Und darüber hinaus werden auch die klassischen Zielgruppen auf Grund immer individualisierterer Lebensmuster zunehmend schwerer erfassbar. Daher haben Bgm Ludwig und Medienstadtrat Hanke, wie wir schon gehört haben heute, schon 2018 den Anstoß gegeben, die Wiener Stadtkommunikation systematisch weiterzuentwickeln. Diese Neuausrichtung ist ein laufender Prozess, bei dem natürlich auch die Kosteneffizienz einen wichtigen Faktor darstellt. Denn schließlich arbeitet die Stadt Wien mit Steuergeldern, die mit größter Sorgfalt und Verantwortung eingesetzt werden. Wie Kollege Neumayer vorher schon erläutert hat, gelingt uns dies mit Rahmenkommunikationsplänen. Welche Akzente haben wir also in den letzten Jahren gesetzt? Erstens, wir planen unseren Medienauftritt beziehungsweise Informationsinserate evidenzbasiert auf Grund der nun bereits zum dritten Mal durchgeführten und schon mehrmals erwähnten Mediendiskurs-Studie. Was heißt das? Ein Mal pro Jahr werden zirka 2.000 Wienerinnen und Wiener ab 16 Jahren zu ihrer Mediennutzung befragt. Das heißt, die zentrale Frage dabei ist, zu welchen Themen informieren sich die Wienerinnen und Wiener in welcher Qualität sowie auf welchen Kanälen und wie findet Informationsaustausch unter den immer komplexeren Bedingungen statt. Die Studie ist transparent im Internet abrufbar und bietet solide empirische Daten zu Themeninteressen, Informationsverhalten und Medienpräferenzen der Wienerinnen und Wiener. So fand man 2021 zum Beispiel heraus, dass Gesundheit wie bereits 2020, no na bei einer Pandemie, auch 2021 zu den Top-Themen zählte. An Bedeutung gewonnen haben unter anderem aber Themen wie Nahversorgung oder Parks und Erholung. Die Nutzung von Social Media und Nachrichtenseiten im Internet werden im Vergleich zum Vorjahr noch häufiger genutzt. Und die Studie zeigt uns, dass sich die Befragten von der Stadt Wien erwarten, vermehrt via Internet, TV und Radio auf dem Laufenden gehalten zu werden. Dem kommen wir bereits mittels Medienkooperationen in TV und Radio sowie durch den Ausbau des Online- und Social-Media-Bereichs sowie des Onlinemarketings nach. Das heißt, wir sehen hier, dass es einen guten crossmedialen Mix braucht, um unsere Botschaften auch an die Zielgruppen zu bringen, die wir erreichen wollen. Und hier sehen wir auch schon den großen Unterschied zur mutmaßlichen Inseratenkorruption im Bund, die der vorliegenden Dringlichen Anfrage zugrunde liegt. Während dort der Verdacht besteht, dass sich Politiker mit Steuergeldern mittels Inseraten eine positive Berichterstattung und Umfrageergebnisse erkaufen, basiert die Medienplanung in Wien auf transparenten und für alle im Internet nachlesbaren Grundlagen. Ein weiterer Meilenstein der Fortschrittskoalition in Sachen Transparenz und Medien - der Kollege Ornig hat es vorher schon erwähnt - ist der Jahresbericht zur Stadtkommunikation. Diesen Bericht wird der Presse- und Informationsdienst für die Jahre ab 2021 veröffentlichen, und er wird natürlich auch im Internet zu finden sein. Der Bericht wird sowohl über die Kommunikationsstrategie als auch über inhaltliche Schwerpunkte und quantitative Aspekte des vergangenen Jahres informieren. Kommen wir nun zur Förderung journalistischer Projekte. Die Förderung wurde mit der Wiener Medieninitiative - wie auch schon meine Kollegin Katharina Weninger erläutert hat - neu aufgesetzt. Sie sorgt für neue Impulse am Medienstandort Wien und unterstützt qualitativ hochwertigen Journalismus, ebenfalls nach transparenten und objektiven Kriterien. Und ich möchte die Wiener Medieninitiative an dieser Stelle noch einmal betonen, denn im Bund vermissen wir eine vernünftige Weiterentwicklung der Presseförderung, gerade jetzt, wo es diese dringender denn je am österreichischen Medienmarkt bräuchte. Daher hier noch einmal die Eckpunkte: Bei der Wiener Medieninitiative gibt es zwei Förderschienen, Medienstart und Medienprojekt. Über die Förderung entscheidet eine unabhängige Fachjury mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten. Bislang wurden bereits über 70 Projekte gefördert und die Zielsetzung ist es, sowohl etablierte, aber auch junge sowie neugegründete Medienhäuser anzusprechen. Rund die Hälfte der großen Förderprojekte waren Neugründungen. Und mittlerweile gilt diese Förderung, wie wir heute schon gehört haben, auch international als ein Vorbildbeispiel. Zusammenfassend verfolgen wir in Wien also zwei Ziele: Erstens die Information der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und das Erreichen der gewünschten Zielgruppen und zweitens, Innovation und Qualität im Journalismus zu fördern. Um diese zwei Ziele sauber und transparent zu trennen, liegt die Information im Wirkungsbereich des Presse- und Informationsdienstes der Stadt und die Förderung journalistischer Projekte bei der Wirtschaftsagentur. Um es also auf den Punkt zu bringen: Während der Bund von einer Krise in die nächste schlittert, haben wir in Wien bereits vor Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und unsere Stadtkommunikation neu ausgerichtet. Wir setzen erfolgreich Impulse für qualitativ hochwertigen Journalismus, weil Wien auch hier anders ist. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Nächster Redner ist Herr GR Mag. Juraczka. Bitte. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werter Herr Bürgermeister! Ich habe das heute schon angekündigt, ich habe mit großem Interesse dieser Debatte gelauscht. Vor allem, wie ehrlich sind wir denn zu uns selbst? Und ich habe feststellen dürfen, ja, es gibt einerseits ein Problembewusstsein, dass das Zusammenspiel zwischen Politik einerseits und der Medienöffentlichkeit und den Medien in einem Land, in einer Stadt andererseits etwas sehr Sensibles ist, das tagtäglich neu überprüft werden muss. Ich habe aber im Zuge dieser Debatte auch feststellen dürfen, dass es manchen nur darum geht, über welches Medium gerade gesprochen wird, und fast allen Debattenbeiträgen war zu entnehmen, dass man selbst ja der Gute ist und nur die anderen vor der eigenen Tür kehren sollen. Ein Medienmacher und Anteilseigner eines großen Mediums hat das Problem sehr schön vor einigen Monaten auf den Punkt gebracht, nämlich mit einem öffentlich vorgetragenen Zitat: "Natürlich werden Inserate gegen positive Berichterstattung gedealt. Wer das bestreitet, lebt hinter dem Mond." Das war nur nicht der Wolfi Fellner, es war ein gewisser Florian Klenk in einem Tweet am 18. Mai 2021. Lassen wir es noch einmal sickern: "Natürlich werden Inserate gegen positive Berichterstattung gedealt. Wer das bestreitet, lebt hinter dem Mond." Und da müssen wir uns die Frage stellen, ob das in Ordnung ist, egal, ob es beim Florian Klenk im "Falter" oder in einem anderen Medium passiert. Ich glaube, dass wir durchaus als öffentliche Hand, jetzt völlig wurscht, ob es den Bund oder das Land betrifft, immer wieder auch Informationsbedarf haben und nicht alle Inserate per se etwas Schlechtes sind. Da muss man sehr wohl unterscheiden. Aber ja, natürlich muss man hier sehr sorgsam und so objektiv wie nur möglich - ich weiß, es ist schwer - vorgehen. Was mich an dieser Neuordnung beziehungsweise Objektivierung nur ein bisschen verzweifeln lässt, wenn ich mir die Debattenbeiträge anhöre, ist etwas, was sich vielleicht am besten mit einem Zitat von Helmut Qualtinger zusammenfassen lässt: "Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.", meine Damen und Herren! Alle Fraktionen haben hier ihren Beitrag zu leisten, und ich will jetzt gar nicht auf die FPÖ so sehr eingehen, da der Kollege Guggenbichler, der Kollege Krauss, die zuerst direkt auf uns angesprochen haben, jetzt nicht mehr da sind, dass der langjährige Parteiobmann ein eigentümliches Verhältnis zur Medienpolitik hatte - hat er jedenfalls in einer lauen Sommernacht auf einer Baleareninsel von sich gegeben. Interessant ist es schon bei den NEOS, wenn ich mir heute den Kollegen Ornig angesehen habe. Er kam hier heraus und hat mit wirklichem Pathos erzählt, Schweiß und Herzblut - ich habe es mitgeschrieben - wird er darauf verwenden, die Medienfreiheit sicherzustellen. Ja, ich kann mich noch gut erinnern, 2015 hatten wir eine Elefantenrunde und Ihre heutige Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger hat von der "strukturellen Korruption" in der SPÖ-Wien gesprochen. Und dann seid ihr nicht in der Lage, als Koalitionspartner auch nur einen Teilbereich an diesem derzeitigen Status quo zu ändern? Das ist enttäuschend, sage ich ganz offen. Und ihr seid ja auch völlig unabhängig, ihr könnt jetzt sagen, wir können uns in der Koalition nicht durchsetzen. Aber was habt ihr euch eigentlich gedacht, als ihr in diesem Wahlkampf 2015 an Medien herangetreten seid und gesagt habt, na, wenn wir mehr Prozente machen, zahlen wir mehr? War das nicht der Versuch, Medien zu positiver Berichterstattung zu veranlassen? Ich sehe da auch einen Sündenfall, der ohne Not von eurer Seite kam, meine Damen und Herren. Zur SPÖ und zu den Skandalen der letzten zehn Jahre, 2010 bis 2020 - so viel Zeit habe ich gar nicht -, vielleicht nur zu Medienthemen per se: Ich will da gar nicht das Mediaquartier Marx ansprechen, denn es kam ja gar nicht dazu, dass das ein Medienskandal war, es ist ja schon als Bauskandal gescheitert. Aber da gibt es doch noch viele andere Beispiele. Die Rechnungshofkritik zur MA 50 wurde heute schon genannt. Die freien Entnahmeboxen und die Deals dahinter, die nie publik wurden, würden auch sehr viele in dieser Stadt interessieren. Oder - der Herr Bürgermeister ist da und es geht in dem Fall um seinen Vorgänger - es wäre schon interessant, wie über viele Jahre der Vorgänger von Bgm Ludwig, der Michi Häupl, sich von einem Medium, das eigentlich Auftragnehmer der Stadt war, sein Geburtstagsfest hat bezahlen lassen. Das hat sogar den heute schon einmal genannten Florian Klenk zu einem Artikel veranlasst, wo er gemeint hat, ob die Compliance in dieser Stadt komplett abgeschafft worden sei. - So viel zur SPÖ. Und W24, ein Sender im Eigentum der Stadt, überhaupt nicht unter Kontrolle irgendwelcher Gremien, damit dort die Unabhängigkeit gewahrt wird. Was haben wir in dieser Stadt, was haben wir in diesem Land bei der Bestellung der Führungsgarnitur im ORF diskutiert? Zu Recht wurde diskutiert. Und die Stadt Wien hat einen Fernsehsender, was dort passiert? Dort gibt es tolle Journalisten, nicht, dass das falsch verstanden wird, aber wie dort agiert wird, liebe Opposition, das geht euch ja wirklich einen Dreck an, hört man so in den nicht gesagten Wortmeldungen zu diesem Thema. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, jetzt komme ich zu der Fraktion, die die heutige Dringliche eigentlich sozusagen angeregt hat und wo uns sowohl der Klubobmann Ellensohn als auch der Kollege Margulies hier wirklich mit viel Herzblut erklärt haben, was es ihnen für ein Herzensanliegen ist. Jetzt kam schon von einigen Vorrednern, es wirkt halt nicht sonderlich glaubwürdig, wenn ihnen das erst nach zehn Jahren und vor allem, wenn man halt nicht mehr in der Koalition ist, einfällt. Aber sei es drum, was mich ja noch viel mehr stört, ist, wenn man davon spricht, dass man nicht möchte, dass Inserate und Berichterstattung miteinander verbunden werden und man daher nicht über Gebühr in einem Medium inserieren möchte, dass man vier Monate vor der berühmten Wahl 2015, vier Monate davor, nicht eine halbe Seite, nicht eine Seite, sondern eine Sondernummer mit 64 Seiten als Extrabeilage in einem Medium, das dort halt genehm war, im "Falter", zum Thema Stadtplanung gemacht hat. Und in diesen 64 Seiten, wenig überraschend - es wird auch angegeben, dass das in enger Zusammenarbeit mit der damaligen zuständigen Stadträtin Vassilakou und dem damaligen Planungssprecher Chorherr passiert ist - wird über den grünen Klee gelobt, für die grüne Klientel unter den "Falter"-Lesern, wie toll die GRÜNEN bei der Stadtplanung aktiv waren. Mir ist es wurscht, ob das beim Herrn Fellner oder beim Herrn Klenk passiert, ich möchte nicht, dass öffentliche Gelder für positive Berichterstattung missbräuchlich verwendet werden. Und wenn wir das alle gemeinsam angehen müssen und angehen wollen, dann müssen wir die Scheinheiligkeit ablegen. Dann müssen wir uns wirklich überlegen, wie kommen wir vom hohen Ross, sagen nicht, wir sind nicht schuld, nur die anderen, sondern, wie finden wir Regeln, die wir alle einhalten können. Dann ja, aber hören wir auf, über andere vorschnell zu urteilen, hier in Wien, aber auch auf Bundesebene. - Vielen herzlichen Dank. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort hat sich noch einmal GR Ornig gemeldet. Sie haben eine Restredezeit von sieben Minuten. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende, danke für das Wort! Die sieben Minuten werde ich nicht ganz ausschöpfen, aber ich bin schon durchaus erschlagen vom ausführenden Wort zum Sonntag vom Herrn Kräuterpfarrer Weidinger, Entschuldigung, dem Kollegen Juraczka, der tatsächlich vor der Debatte einmahnt, sachlich zu bleiben, und dann hier herausgeht, einen Rundumschlag seiner Sicht der Dinge macht und hier noch einen der angesehensten Journalisten in Österreich in einem völlig aus dem Zusammenhang gegriffenen Zitat nennt. Natürlich hat Florian Klenk nicht den "Falter" gemeint, natürlich hat er alle Medien in Österreich gemeint. Hier sich auch noch hinzustellen und das alles zu machen, da fällt mir eigentlich nur mehr eines ein: Sie haben heute sehr viele Zitate genannt. Ich sage jetzt eines von einem sehr geschätzten ehemaligen Parteiführer in Österreicher, nämlich Matthias Strolz, ich ändere nur den Vornamen: Ich muss wirklich sagen, Manfred, es ist vorbei! Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Wir kommen daher wieder zur Tagesordnung. Wir haben unterbrochen bei der Postnummer 19, und die Frau Kollegin Dipl.-Ing. Otero Garcia war am Wort. Das würde ich ihr auch wieder übergeben, mit einer Restredezeit von 16 Minuten. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Ich freue mich, dass wir jetzt endlich zum wirklich spannenden Thema des Abends gelangen, nämlich der Trinkwasserversorgung in Wien. Wir haben vorhin über die Wasserversorgung gesprochen, und wenn man über das Wasser in Wien redet, muss man schon auch über die Qualität sprechen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn ich für eine längere Zeit ins Ausland gehe oder nur nach Niederösterreich fahre, das reicht auch, und dann wieder nach Wien komme, nach Hause komme und die Wasserleitung aufdrehe, mir ein Glas Wasser einschenke und dann daraus trinke, dann merke ich wirklich, dass ich wieder zu Hause bin. Da schmeckt das Wasser richtig gut. Es gibt so ein gutes Wasser wirklich nur in Wien. Es gibt keinen besseren Durstlöscher an einem heißen Sommertag als das Wiener Wasser. Es gibt kein Lebensmittel, das so hohen Qualitätskriterien entspricht wie das Wiener Wasser, und es gibt keine Dienstleistung, die wir täglich so oft in Anspruch nehmen, die so günstig ist und die für uns so selbstverständlich ist wie die Wasserversorgung in unserer Stadt. Das war nicht immer so. Wien war im 19. Jahrhundert Schlusslicht, was die Wasserversorgung betrifft, und erst mit dem Bau der I. Wiener Hochquellleitung im 19. Jahrhundert konnte man dieses Problem lösen. Die Wiener Hochquellleitungen sind ein visionäres Meisterwerk. Man kann ganz ohne pumpen das Wasser aus dem Rax- und aus dem Hochschwab-Gebiet nur auf Grund des Gefälles nach Wien befördern. Das Besondere daran ist, dass man diesen Beschluss hier in diesem Gemeinderat getroffen hat. Man hat sich im 19. Jahrhundert für diese eine Variante entschieden, weil es unter der Ausschreibung, die es damals gegeben hat, die beste aller Varianten war. Das hat sich als eine sehr gute Entscheidung erwiesen. Wir werden seit fast 150 Jahren über die Hochquellleitungen versorgt. Das haben damals kluge Köpfe entscheiden, sie haben eine sehr kluge Entscheidung getroffen für nachkommende Generationen, das sind wir, und auch für zukünftige Generationen, die nach uns kommen. Und jetzt komme ich zum wesentlichen Punkt, das ist genau die Art und genauso sollten wir Entscheidungen in diesem Gemeinderat treffen: in die Zukunft schauend mit Vision, und vor allem mit Sorgfalt. Aus diesem Grund bringe ich jetzt auch einen Antrag ein zum Schutz der Trinkwasserreserve in der Lobau. In der Lobau befindet sich eine nicht genutzte Trinkwasserreserve der Stadt Wien. Das ist ein Grundwasser, das in sehr tiefen Lagen ist, und da es so tief liegt, ist es besonders geschützt. Es eignet sich sehr gut für Notfälle, wie zum Beispiel bei einer atomaren Verseuchung. Es ist relativ gut geschützt, es ist zumindest besser geschützt als das Quellwasser, das heißt, man würde Kontaminationen erst später dort finden. Und der Lobau-Tunnel gefährdet dieses Grundwasser, man kann Kontaminationen dieses Grundwassers während der Bauphase nicht ausschließen. Man wird auch durch den Bau des Tunnels die geologische Schichtabfolge dort verändern. Das hat unbekannte Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel dieses Horizonts, und es ist schon unverfroren, wenn Sie sich hinstellen und den Leuten in Wien erklären wollen, dass der Lobau-Tunnel super ökologisch ist, weil es keine Trasse ist, die an der Oberfläche geführt wird, sondern weil er unterirdisch geführt wird, und den Leuten quasi einreden, dass das den Nationalpark nicht gefährdet. Das stimmt einfach nicht. Und wenn Sie das nicht wissen, dann sind Sie entweder schlecht beraten oder Sie wissen es und wollen die Leute in Wien für dumm verkaufen. Niemand kann seriöse Auskünfte darüber geben, wie wahrscheinlich es ist, dass dort Kontaminationen des Grundwassers stattfinden werden. Es sind sehr viele Nachweise über die hydrogeologischen Auswirkungen nicht erbracht worden. Und diese Kritik stammt nicht von mir, von der Umweltsprecherin der Wiener GRÜNEN, das sagen auch namhafte Geologen wie Dr. Godfried Wessely von der OMV, die nicht unbedingt dafür bekannt ist, eine Umwelt- NGO zu sein. Wir haben immer bei solchen Bauvorhaben ein Restrisiko und es heißt immer nicht umsonst so schön, das Restrisiko ist das Risiko, das uns einmal den Rest geben wird. Das Grundwasser in der Lobau ist wirklich sehr kostbar, und wir dürfen das auf gar keinen Fall unnötig gefährden. Wir haben durch die Corona-Pandemie erlebt, wie wichtig eigentlich die kritische Infrastruktur für die Bevölkerung ist. Wir wissen nicht, wann eine Notfallsituation wieder eintreten kann. Es ist wirklich verantwortungslos, unnötige Eingriffe in den Wasserhaushalt des Nationalparks vorzunehmen, die zukünftige Generationen potenziell gefährden können. Es gibt in der Umweltpolitik so etwas wie das Vorsorgeprinzip. Es sagt ganz vereinfacht nichts anderes aus als, wenn du dir nicht sicher bist oder dir nicht sicher sein kannst, welche Auswirkungen ein bestimmter Stoff oder eine bestimmte Maßnahme oder ein Vorhaben, das du hast, auf die Umwelt hat, dann lass die Finger davon. Das Vorsorgeprinzip sagt auch, geh mit den natürlichen Ressourcen wie Wasser, Boden und Luft schonend um, sorge dafür, dass sie für zukünftige Generationen gesichert sind. Deswegen sage ich: Sichern wir das Grundwasser in der Lobau für zukünftige Generationen und lassen wir die Finger vom Nationalpark. - Danke. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Nächster Redner ist Herr GR Mag. Spitzer. Bitte schön. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Berichterstatterin! Die Einleitung der Kollegin Garcia, die ja dann so böse unterbrochen wurde, liegt jetzt Stunden zurück. Deswegen darf ich für die, die sich dazwischen eingeschaltet haben, noch kurz umreißen, worum es hier eigentlich geht. Eigentlich reden wir bei diesem Poststück um eine Transportwasserleitung im 12. Bezirk, die als Verstärkerleitung des Trinkwassers für den 10., 12. und 23. Bezirk gedacht ist. Eine Transportwasserleitung, die weder auf den ersten Blick noch auf den zweiten Blick mit dem Lobau-Tunnel zu verwechseln ist und trotzdem immer wieder miteinander verknüpft wird. Ich habe, als ich den Antrag gelesen habe, sehr lange überlegt, was diese arme Wasserleitung in Meidling mit dem Lobau-Tunnel gemeinsam haben könnte. Nach langem Überlegen ist es mir dann eingefallen. Das Ergebnis: Beiden ist eines gemeinsam, nämlich, dass sie nichts mit dem Trinkwasser in der Lobau zu tun haben. Trotzdem wird dieses Thema auch heute immer wieder miteinander verknüpft. Heute noch fragen mich Menschen: Warum tut ihr nichts, um die Lobau besser zu schützen, wo ist der Schutz für die Tiere, für die Pflanzen und für das Trinkwasser? Wenn man den Menschen dann erklärt, dass der besagte Lobau-Tunnel ungefähr 60 m unter der Donau durchführt - die Kollegin Sequenz hat uns heute erklärt, 70 m, aber sei es drum, 60, 70, ich werde mich mit der Kollegin nicht streiten wegen der letzten paar 10 m, auf jeden Fall ziemlich tief, einigen wir uns auf mindestens 60 m -, dann kann man daraus schon ableiten, dass das Trinkwasserreservoir dort in keinster Weise gefährdet ist. Wenn man den Menschen das erklärt, dann fragen die auch, wo dann die wirkliche Gefährdung ist. Sie verstehen es auch dann schon. Eine Gefährdung übrigens wäre eines gewesen, nämlich ein Antrag der GRÜNEN, der vor Kurzem gestellt worden ist und an den ich mich wieder erinnert habe, beantragt wurde damals die Durchflutung der Lobau auf Grund der befürchteten Austrocknung. Das, Kolleginnen und Kollegen, wäre vermutlich eine Gefährdung gewesen und da wäre offenbar die Kontaminierung dieses Trinkwassers völlig wurscht gewesen. Also entweder haben wir Angst vorm Kontaminieren oder wir haben keine Angst. Beides, Kolleginnen und Kollegen, geht, wie man in Wien sagt, nicht wirklich zusammen. Zum Thema Gutachten: Wenn man so wie ich ein paar Tage in der Politik ist, lernt man, es gibt nahezu für jedes Projekt ein Pro- und mindestens auch ein Contra-Gutachten, je nachdem, wen man also dann fragt. Für mich gibt es zum Thema Lobau-Tunnel und Grundwasser ein einziges Gutachten, das wirklich relevant ist, nämlich die wasserrechtliche Bewilligung der MA 58, die da sehr deutlich ist. Ohne diese Bewilligung wäre dieses Projekt undurchführbar gewesen. Das ist für mich das einzige relevante Gutachten, und ein Zweites, nämlich dass wir alle miteinander gut darauf achten werden, dass unserer Lobau mit Sicherheit nichts geschieht. Den Antrag werden wir daher ablehnen, und ich ersuche, dem Poststück zuzustimmen. - Vielen Dank. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ein zweites Mal zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Otero Garcia. Neun Minuten Restredezeit. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Herr Kollege, mir scheint, Sie haben nicht zugehört. Ich habe nie behauptet, dass die derzeitige Trinkwasserversorgung oder die derzeitige Nutzung von Grundwasser in der Lobau gefährdet ist. Ich habe von einer nicht genutzten Reserve gesprochen, die in sehr tiefen Lagen ist. Sie haben zu Recht gesagt, dass der Lobau-Tunnel sich ungefähr in 65 m befindet. Diese Grundwasserschichten sind zwischen 40 und 100 m, also, wir haben es hier sehr wohl mit einer Gefährdung dieser Reserve zu tun. Sie können jetzt auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Eine mögliche Kontamination mit Bindemitteln während der Bauphase ist nicht zu vergleichen mit einer Kontamination, die es geben könnte, wenn man Donauwasser dotiert. Sie sollten sich vielleicht ein bisserl besser mit dem Thema auseinandersetzen, wenn Sie hier behaupten, ich würde mich nicht auskennen. Da bin ich manchmal froh, dass ich Kulturtechnik studiert habe und BOKU-Absolventin bin und mich ein bissi mit Grundwasser, ein bissi mit Hydraulik, ein bisse mit Geohydraulik, ein ganz klein wenig mit Tunnelbau auskenne. Und ich kenne mich auch ein bissi mehr als der Kollege aus. Was ich auch noch dazusagen möchte, da ich es vorhin nicht erwähnt habe: Auf der einen Seite rühmt sich die Stadt Wien damit, so eine großartige Stadtlandwirtschaft zu haben, gleichzeitig wird hier auch nicht darüber gesprochen, dass die Gärtnereien in Simmering durch den Bau des Lobau-Tunnels gefährdet sind. Bei der offenen Bauweise wird Wasser abgepumpt und da wird es zu Grundwasserabsenkungen kommen. Da schaue ich mir an, wie toll Sie sich da hier für die Stadtlandwirtschaft einsetzen. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, worum es in dem Poststück eigentlich geht. Es ist eine Transportrohrleitung im 12. Bezirk. Dieses Poststück wurde übrigens im Ausschuss einstimmig angenommen, es musste jetzt nur herhalten für eine Diskussion zu einem anderen Thema. Aber nun zurückkommend zum eigentlichen Thema, über das wir hier sprechen, bitte ich abschließend noch einmal um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Als nächstes käme Postnummer 21 zur Verhandlung. Es ist aber kein Redner mehr gemeldet. Das Gleiche betrifft die Postnummer 22. Auch hier sind die Redner gestrichen. Zu Postnummer 27 sind ebenfalls keine Redner gemeldet. Zu Postnummer 28 sind auch keine Redner gemeldet. Daher kommen wir zu Postnummer 35 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an den Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Dr. Samel, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gelangt Herr GR Berger. Bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Das Geschäftsstück ist soweit für uns unstrittig und wir werden diesem wie auch im Ausschuss zustimmen. Wir möchten allerdings das Geschäftsstück zum Anlass nehmen, um noch vier Beschlussanträge einzubringen, da uns ein paar Aspekte zum Thema Wissenschaft wichtig sind. Der eine Antrag betrifft eine, ich würde durchaus sagen, Wiener Institution im 16. Bezirk. Die Kuffner-Sternwarte ist wirklich ein Unikat in Wien, sie ist eigentlich ein Juwel, das es zu erhalten gilt und dessen Fortbestand es auch zu sichern gilt. Diese Institution wird ehrenamtlich von einem Verein beziehungsweise den entsprechenden Wissenschaftlern betrieben und finanziert sich überwiegend durch Spenden. Sie braucht allerdings für ihren Betrieb jährlich rund 260.000 EUR. Wir haben schlichtweg den Beschlussantrag formuliert, dass der zuständige Stadtrat für Finanzen im Voranschlag für das nächste Budget die entsprechend ausreichenden budgetären Mittel vorsehen soll. Die drei anderen Beschlussanträge befassen sich mit Sachen, die an den Bund gerichtet sind. Im Rahmen diverser Chat-Skandale hat sich ja nicht nur herausgestellt, dass das Finanzministerium zum Teil Zentrale eines Umfragefrisiersalons geworden ist, sondern dass man von Seiten des Finanzministeriums beziehungsweise des zuständigen Generalsekretariats auch bei unterschiedlichsten Institutionen die finanziellen Daumenschrauben angezogen hat. Es ist bekanntermaßen überliefert, dass sich der scheidende Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts darüber beklagt hat, dass man finanzielle Kürzungen in Aussicht gestellt hat. Es hat der Präsident des IHS, ein gewisser Herr Franz Fischler, medial verkündet, dass man auch auf den ehemaligen Geschäftsführer, auf einen gewissen Herrn Kocher, Druck ausgeübt hat, dass die Arbeit dort nicht so im Parteisinne verläuft. Nachdem wir der Meinung sind, dass es wichtig ist, dass die Politik auf sachliche, faktenbasierte Zahlen zurückgreifen kann, ist es uns wichtig, auch eine objektive Bestellung sicherzustellen, und nicht, dass, wie medial berichtet wurde, die Politik Wunschkandidaten am Reißbrett zeichnen kann. Ähnlich verhält es sich bei der Statistik Austria, wo es einen entsprechenden internen Revisionsbericht gibt, der Dramatisches schildert, nämlich dass die Statistik Austria unterfinanziert ist, jährlich in etwa eine sechsstellige Verlustsumme schreibt, zuständig dafür ist schlichtweg das Bundeskanzleramt. Auch dazu beantragen wir entsprechend Richtung Bund, dass diese Bundesagentur, die für die Statistik Austria zuständig ist, finanziell entsprechend ausreichend ausgestattet wird. Zu guter Letzt, und das dürfte insbesondere auch der Sozialdemokratie ein Anliegen sein: Der Verein für Konsumenteninformation, eine sehr traditionsreiche Institution in Österreich, hat heuer sein 60-jähriges Jubiläum. Allerdings ist es auch hier so, dass von Seiten des Bundes die finanziellen Zusicherungen jährlich zum einen immer wieder auf sich warten lassen und es zum anderen aber auch immer schwieriger wird, das finanzielle Auslangen zu finden. Auch da haben wir den Antrag formuliert: Der Wiener Gemeinderat fordert den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz als auch den Bundesfinanzminister auf, eine langfristige, organisatorische, personelle und finanzielle Absicherung des VKI sicherzustellen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist recht beunruhigend, was in diversen Chat-Protokollen so zu Tage befördert wurde, und ich ersuche aus diesem Grunde um Zustimmung zu den entsprechenden Beschlussanträgen. Danke schön. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen, die Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich möchte noch ganz kurz zum Poststück Bezug nehmen. Beim vorliegenden Poststück geht es um eine Förderung an den WWTF für Projekte im Rahmen des Matching Funds, einer Form der komplementären Finanzierung. Bei den Matching Funds wird auf ein Instrument zurückgegriffen, das die Motivation zum Spenden deutlich erhöhen soll. In der Gemeinderatssitzung im Juni 2020 wurde die Verlängerung der Matching Funds mit einem Rahmen von 2 Millionen EUR für die Jahre 2021 bis 2023 beschlossen. Nach erfolgreichen 7 Bewerbungen in den letzten Jahren soll nun eben mit dem Matching Funds 8 eine weitere Zuwendung ermöglicht werden, die der Mitfinanzierung eines Projektes im Bereich von neuartigen Immuntherapien für die Präzisionsmedizin dienen soll. Ich ersuche daher nochmals um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Danke. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke sehr. Somit kommen wir zur Abstimmung über die einzelnen Postnummern und die dazugehörigen Anträge. Wir starten mit der Postnummer 6, und ich bitte alle Damen und Herren, die dem Poststück 6 zustimmen können, um ein Zeichen mit der Karte. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP, GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ mehrheitlich angenommen. Es liegen einige Beschlussanträge vor. Der 1. Antrag, der FPÖ, betreffend Heizkostenzuschuss für die Periode 2021/22, sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmen kann, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der FPÖ nicht die erforderliche Mehrheit und ist abgelehnt. Ein weiterer Beschlussantrag der FPÖ betreffend Abschaffung der GIS-Landesgebühr. Wer dem zustimmen kann, bitte um ein Zeichen. - Das sind die Antragsteller selber gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE und somit nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag 3, der ÖVP, betreffend Aussetzen des Wiener Valorisierungsgesetzes. Wer dem zustimmen kann, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der FPÖ gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN nicht die erforderliche Mehrheit. Weiterer Beschlussantrag der ÖVP betreffend Abschaffung des Wiener Valorisierungsgesetzes. Wer dem zustimmen kann, bitte um ein Zeichen. - Das sind ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN und somit abgelehnt. Ein weiterer Antrag, diesmal der FPÖ, betreffend Privatbeteiligungsverfahren für BMI. Wer dem zustimmen kann; bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der FPÖ gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE und somit abgelehnt. Ein weiterer Antrag der FPÖ betreffend Beendigung der 2G- beziehungsweise 2,5G-Regel bei Gastronomie- und Freizeiteinrichtungen. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist die FPÖ gegen die Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN und ist somit abgelehnt. Postnummer 9. Ich bitte all jene, die der Postnummer 9 zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen der SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ mehrheitlich angenommen. Ein Antrag der FPÖ betreffend Preisbremse liegt vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist die FPÖ alleine gegen die Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN und ist somit abgelehnt. Postnummer 8. Wer der Postnummer 8 zustimmen kann, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Hier liegt ein Antrag der GRÜNEN betreffend diskriminierende Werbung vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der GRÜNEN gegen FPÖ, NEOS und SPÖ und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Postnummer 2. Wer der Postnummer 2 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der SPÖ, NEOS und GRÜNEN gegen ÖVP und FPÖ mehrheitlich angenommen. Ein Antrag der GRÜNEN betreffend wissenschaftliche Begleitung der Wiener Medieninitiative liegt vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP und FPÖ mehrheitlich angenommen. Postnummer 4. Alle, die der Postnummer 4 zustimmen, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Hier liegen zwei Anträge vor, einer von der FPÖ betreffend Maßnahmenkonzept für Suchthilfe, Sucht- und Drogenkoordination mit der Bitte um sofortige Abstimmung. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend "Orange the World" - ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der GRÜNEN gegen FPÖ, NEOS, SPÖ nicht die erforderliche Mehrheit. Postnummer 7. Wer Postnummer 7 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Auch hier liegt ein Antrag der GRÜNEN betreffend Einführung einer Studierendenjahreskarte vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ und der GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Wir kommen zu Postnummer 11, wobei ich bemerke, dass bei Postnummer 11 eine getrennte Abstimmung verlangt wird und sich auch GR Oxonitsch als befangen erklärt hat. Ich komme zur Abstimmung der Punkte 3 und 5. Wer den beiden Punkten 3 und 5 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der NEOS, SPÖ und der GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP und FPÖ und hat die erforderliche Mehrheit. Und dann noch den Rest, sprich, die Punkte 1, 2, 4 und 6. Wer diesen Punkten zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Hier liegen einige Anträge vor. Ich beginne mit dem Antrag der FPÖ betreffend Kindergartenkrisengipfel. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ betreffend Ausgleich für die Kürzung durch die Reform der Lehrerzuweisung an Pflichtschulen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Ein Antrag der GRÜNEN betreffend zusätzliches Unterstützungspersonal, um die PädagogInnen rasch zu entlasten. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ und der GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend kleinere Gruppen in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ und GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend Fahrplan zur Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels in elementaren Bildungseinrichtungen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - ÖVP, FPÖ und GRÜNE gegen SPÖ und NEOS, hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP betreffend verpflichtende Festlegung einer adäquaten Vorbereitungszeit für Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - ÖVP, FPÖ und GRÜNE gegen SPÖ und NEOS, hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP betreffend Stufenplan zur Reduzierung der Gruppengrößen in Wiener Kindergärten. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - ÖVP, FPÖ und GRÜNE gegen SPÖ und NEOS und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP betreffend finanzielle Gleichstellung von öffentlichen und privaten Kindergartenbetreibern. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - ÖVP, FPÖ und GRÜNE gegen die Stimmen der SPÖ und der NEOS. Antrag der SPÖ und der NEOS betreffend Gerechtigkeit für die Kinder Österreichs. Hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der FPÖ, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der ÖVP und hat die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend Entwicklung von Anreizsystemen und Maßnahmen zur Attraktivierung des Berufes der Elementarpädagogen beziehungsweise -pädagoginnen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind ÖVP, FPÖ und GRÜNE gegen die Stimmen von NEOS und SPÖ und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Und ein weiterer Antrag der GRÜNEN betreffend Erhöhung der Vorbereitungsstunden im Ausmaß von 35:5 für alle PädagogInnen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind ÖVP, FPÖ und GRÜNE gegen NEOS und SPÖ. Wir kommen zu Postnummer 12. Auch hier möchte ich bemerken, dass sich GR Oxonitsch für befangen erklärt hat. Wer der Postnummer 12 zustimmen kann, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ mehrstimmig angenommen. Postnummer 13. Wer der Postnummer 13 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Hier liegen zwei Anträge vor. Ein Antrag der FPÖ betreffend Sondergehaltssprung für die operativ tätigen Mitarbeiter des Wiener Rettungsdienstes. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Bitte um ein Zeichen der Zustimmung. - Das sind die Antragsteller alleine gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Und ein Antrag der GRÜNEN betreffend Krankentransporte, lange Wartezeiten. Hier wird die Zuweisung des Antrages an den Gemeinderat für Gesundheit und Soziales verlangt. Bitte um ein Zeichen der Zustimmung. - Das ist einstimmig und somit zugewiesen. Postnummer 14 gelangt zur Abstimmung. Wer der Postnummer 14 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Auch hier liegen Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend drohende Kündigungswelle bei Pflegekräften. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind die Antragsteller selber gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend Impflotterie. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der GRÜNEN gegen FPÖ, NEOS und SPÖ und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Ein weiterer Antrag der GRÜNEN betreffend Communitynursing. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 15, wobei ich die Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Gemeinderatsmitglieder feststelle. Ich bitte alle, die der Postnummer 15 zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Hier liegen Anträge vor. Ein Antrag der FPÖ betreffend Sanierungsoffensive bei Wiener Wohnen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Ein weiterer Antrag der FPÖ betreffend Errichtung von Gemeindewohnungen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen von ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Ein weiterer Antrag der FPÖ betreffend die erforderliche Löschung von 175.000 genossenschaftlichen Wiener Mietwohnungen von Airbnb. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Zustimmung von ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNEN und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Postnummer 17 gelangt zur Abstimmung. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Auch hier liegt ein Antrag der GRÜNEN betreffend mehr inklusive Lehrstellen bei der Stadt Wien vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ und nicht die erforderliche Mehrheit. Postnummer 19. Wer der Postnummer 19 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Hier liegt ein Antrag der GRÜNEN betreffend Schutz der Trinkwasserreserve in der Lobau vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind die GRÜNEN alleine gegen ÖVP, FPÖ, NEOS und SPÖ und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Wir kommen zu Postnummer 21. Auch hier ist die getrennte Abstimmung gewünscht. Wer den Punkten 1 und 2 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Und ich stimme die Punkte 3 und 4 ab. Wer den Punkten 3 und 4 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit den Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ mehrheitlich angenommen. Auch bei Postnummer 22 ist eine getrennte Abstimmung verlangt. Ich bitte kurz um Konzentration: Wir haben in der Präsidiale besprochen, dass es für die Klubs in Ordnung ist, folgende Punkte zusammenzufassen: Punkte 1, 2, 3, 4, 10 und 15, diese würde ich jetzt zusammen abstimmen. Wer diesen Punkten zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ mit Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN mehrheitlich angenommen. Und dann würde ich den Rest abstimmen, sprich, die Punkte 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 16 und 17. Wer diesen Punkten zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Wir kommen zu Postnummer 27. Wer der Postnummer 27 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ mit Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN mehrheitlich angenommen. Postnummer 28. Wer der Postnummer 28 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Ebenfalls gegen die FPÖ mit Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN mehrheitlich angenommen. Wir kommen zu Postnummer 35. Wer der Postnummer 35 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Hier liegen noch Beschlussanträge vor. Antrag der FPÖ betreffend objektive Bestellung des Leiters des IHS. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind die Antragsteller alleine gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Ein weiterer Antrag der FPÖ betreffend Reform für das Finanzierungsmodell Statistik Austria. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Ebenfalls die Antragsteller alleine gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, das ist mehrheitlich abgelehnt. Weiterer Antrag der FPÖ betreffend Rettung des Vereins für Konsumentenschutz. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der FPÖ, NEOS und SPÖ gegen die Stimmen von ÖVP und GRÜNEN mehrheitlich angenommen. Der letzte Antrag zu dieser Postnummer ist ebenfalls von der FPÖ betreffend finanzielle Unterstützung für die Kuffner-Sternwarte. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der FPÖ gegen SPÖ, NEOS und GRÜNE nicht die erforderliche Mehrheit. Wir kommen noch zu den Anträgen, die während der Dringlichen Anfrage gestellt wurden. Das ist ein Antrag der GRÜNEN betreffend Pressefreiheit fördern, Inseratenkorruption stoppen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind die Antragsteller selber gegen ÖVP, FPÖ, NEOS und SPÖ, also mehrheitlich abgelehnt. Ein weiterer Antrag der GRÜNEN betreffend stoppt die Inserate in der Zeitung "Österreich". Die sofortige Abstimmung des Antrages wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Ebenfalls die Antragsteller alleine gegen ÖVP, FPÖ, NEOS und SPÖ, somit mehrheitlich abgelehnt. Ein Antrag der FPÖ betreffend Kürzung der Mittel für Inserate, Werbung und Zentralisierung der Finanzmittel beim PID. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist die FPÖ alleine gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Weiters ein Antrag der FPÖ betreffend keine Inserate zu Gunsten von Politkern zu Lasten der Wohnbauförderung, Sonderprüfung des Gesiba-Konzerns erforderlich. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE und hat nicht die erforderliche Mehrheit. Ein Antrag der GRÜNEN betreffend Veröffentlichung von Umfragen und Befragungen. Hier wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Wirtschaft und Finanzen verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Und der letzte Antrag für heute von den GRÜNEN betreffend Meldepflicht für Inserate von politischen Parteien. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Bitte um ein Zeichen. - Das sind die Antragsteller alleine gegen ÖVP, FPÖ, SPÖ und NEOS. Damit haben wir die heutige Tagesordnung abgearbeitet. Vielen Dank für die Sitzungsdisziplin und einen schönen Abend. Ich schließe die Sitzung. (Schluss um 19.25 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 28. Oktober 2021 14. Sitzung / 4