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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 30.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 110

 

Wir haben es letzte Woche bereits angesprochen: In Österreich wurden heuer bereits 28 Femizide begangen. Mir ist aber immer wichtig, zu betonen, dass das immer nur die sichtbare Spitze des Eisberges ist - und das ist eben auch das Grauenvolle, denn unzählige Frauen sind von Gewalt betroffen, ganz oft ist Gewalt unsichtbar. Deshalb war es uns in der Koalition auch ein großes Anliegen, und das lässt sich aus dem Budget auch sehr gut ablesen, zusätzlich zum bereits bestehenden sehr engmaschigen Gewaltschutznetz ein weiteres großes Gewaltschutzpaket zu schnüren. Allein 2022 werden wir für den Gewaltschutz und die Gewaltprävention 10 Millionen EUR investieren. Wir verdoppeln die Mittel für die Gewaltschutzvereine. Zusätzliche Mittel fließen in die Beratung und Betreuung von Gewaltopfern, in Präventionsprojekte und Workshops. 2022 sind dafür insgesamt 2 Millionen EUR statt bisher nur 1 Million EUR eingeplant. Zusätzliche Mittel fließen vor allem in den Ausbau niederschwelliger Angebote, um Frauen zu ermöglichen, aus dieser Gewaltspirale, in der sie ganz oft verhaftet sind, zu entkommen.

 

Im Mittelpunkt stehen Prävention und Intervention bei Gewalt, nachhaltige Unterstützungsmaßnahmen, die stets anonym, kostenlos und vertraulich sind. Damit meine ich vor allem schriftliche und telefonische Beratungsangebote - telefonisch vor allen Dingen deshalb, weil wir auch während Corona gesehen haben, dass genau das in Anspruch genommen wird -, persönliche Einzel- und Gruppenberatungen, Prozessbegleitungen, auch andere Begleitungen auch außerhalb der Beratungsstellen oder Workshops.

 

Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich hier ansprechen möchte, ist natürlich auch die Täter- und Präventionsarbeit mit Männern. Die Männerberatung Wien wird dafür 3 Mal so viele Mittel wie bisher, nämlich 150.000 statt der bisher 50.000 EUR, erhalten.

 

Und ich sehe das etwas anders als meine Vorrednerin: Das einzig Spezifische bei Gewalt gegen Frauen ist, dass es kein Spezifikum gibt - denn Gewalt gegen Frauen macht keinen Unterschied bei der Herkunft, bei der Religion, bei der Kultur des Täters.

 

2022 wird mit der Fertigstellung des 5. Frauenhauses 50 weiteren betroffenen, potenziell betroffenen Frauen und Mädchen geholfen werden können. Insgesamt stehen dann 225 Plätze zur Verfügung. Zusätzlich wird 2023 eines der Frauenhäuser zu einem speziell auf die Bedürfnisse von vor allem jungen Frauen, von Mädchen von 16 bis 22 Jahren ausgerichteten umgewandelt, um dort die bestmögliche Unterstützung für gerade diese Zielgruppe bieten zu können. Ein Fokus wird etwa auf der Beratung im Zusammenhang mit der Arbeit, beim Finden von Arbeit, auch bei der Ausbildung liegen, um gerade auch diesen jungen Frauen beim Schritt in die Selbstständigkeit, die Selbstbestimmtheit zu helfen.

 

Mir ist auch wichtig, zu betonen, dass Wien derzeit das einzige Bundesland ist, das die Vorgaben der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen erfüllt. Ich finde, das ist etwas, das man immer wieder auch erwähnen sollte, wie weit wir hier sind, und darauf bin ich wirklich sehr stolz.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich allerdings weiter auch auf die Prävention eingehen und da natürlich auch die Jugendarbeit erwähnen, die mir besonders am Herzen liegt, das Programm „Respekt: Gemeinsam stärker“, das etwa an zehn Schulen durchgeführt wird und auch Schwerpunkte wie Gewaltprävention, Aufbrechen von traditionellen Rollenbildern und Gleichberechtigung thematisiert. Auch die Wiener Kinder- und Jugendhilfe wird weiter ausgebaut, um den immer steigenden Bedarf an Beratung und Hilfe abzudecken. Oftmals entstehen ja gewalttätige Muster schon in der Kindheit oder Jugend, und da anzusetzen, ist natürlich ganz elementar, wenn wir über Prävention sprechen.

 

Wenn ich über Unterstützung spreche, dann möchte ich allerdings nicht nur über Gewaltschutz sprechen, sondern auch das Frauenzentrum erwähnen. Das Frauenzentrum der Stadt Wien als Erstanlaufstelle bietet Frauen niederschwellig und kostenlos etwa rechtliche Erstberatung, Hilfe bei sozialarbeiterischen und psychologischen Fragen, und diese Angebote dieses großartigen Zentrums sollen weiter ausgebaut werden, um Frauen, zum Beispiel aber auch Alleinerziehende, noch besser zu unterstützen. Inhaltlich spiegelten sich in diesem Jahr und auch im letzten die Folgen der Corona-Pandemie auch in der Beratung wider. Gewalt, psychische Belastungen, finanzielle Probleme, leistbares Wohnen, das waren alles auch Themen im Frauenzentrum. Dazu wurden Thementage eingeführt. Mit Beratungsschwerpunkten lädt das Frauenzentrum Wien nämlich in regelmäßigen Abständen zu kostenlosen Thementagen ein. An diesen Thementagen beraten Experten und Expertinnen zu ganz bestimmten Themen, ich habe hier schon einige erwähnt, es sind aber auch Themen wie Aus- und Weiterbildung im digitalen Bereich für Frauen, psychische Gesundheit, Wohnen. All das wird weiter ausgebaut und weitergeführt.

 

Es ist aber, auch was diese Thementage betrifft, über die ich gerade spreche, ganz klar: Man muss natürlich auch wissen, was Frauen in dieser Stadt beschäftigt. Die Bedürfnisse, die Anliegen der Wienerinnen zu kennen, ist Grundlage dessen, wo wir auch in der Politik ansetzen. Die Frauenbefragung ist dazu ein wichtiger Schritt. Jede Frau und jedes Mädchen in Wien sollen dabei die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen und aktiv mitzuteilen, wie es ihnen während der Corona-Krise ging, noch immer geht und was sie sich für ihre Zukunft in dieser Stadt wünschen. Die Befragungen umfassen unterschiedlichste Themenbereiche, zum Beispiel Gesundheit, Bildung, Arbeit, frauenspezifische Angebote. Durch die Ergebnisse der Frauenbefragung wird es uns auch möglich sein, weitere Angebote maßzuschneidern, um etwaigen negativen Folgen der Corona-Krise entgegenzuwirken, und das ist, davon sind wir zutiefst überzeugt, ein wichtiger Schritt, vor allem, wenn wir daran denken, dass Corona hoffentlich auch einmal vorbei sein wird. - Danke sehr.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war sieben Minuten, die Restredezeit für NEOS ist sechs Minuten. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin

 

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