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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 30.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 69 von 110

 

Jugendliche es immer wert sind, und zwar nicht monetär, obwohl auch das zutrifft, sondern vielmehr im Sinne der gesamtgesellschaftlichen Folgewirkungen - gute Beziehungsangebote, eine achtsame Begleitung ins Erwachsenenleben, ein Schatz an positiven Erfahrungen, an respektvollen Begegnungen, an Ermutigung, an Ermöglichung und an helfenden Menschen und Strukturen, wenn sie gebraucht werden, gerade jetzt. Wo das die Familie und das Lebensumfeld leisten, ist das gut, wo das nicht der Fall ist, braucht es andere. Deshalb werden wir im Bereich der MA 11 2022 zwei neue sozialtherapeutische Wohngemeinschaften errichten und ein neues zusätzliches Krisenzentrum für besonders herausfordernde Jugendliche, beziehungsweise sind es meistens eher besonders herausfordernde Geschichten, die sie erlebt haben. Mit diesen drei neuen Einrichtungen reagieren wir nicht nur quantitativ auf den Platzbedarf, sondern auch qualitativ mit neuen Konzepten und Möglichkeiten der intensiven Betreuung.

 

An dieser Stelle vielleicht kurz, weil ich oft bei Diskussionen zur MA 11 in diesem Haus höre, wie die Zahl der Fremdunterbringungen in Wien problematisiert wird: Es ist mir ein Anliegen, dazu einmal grundsätzlich festzustellen, dass es nicht die Zahl der Fremdunterbringungen ist, die das Problem darstellt, sondern das Problem ist die Gewalt, die Kinder und Jugendliche in der Familie erleben. Wenn wir Kinder und Jugendliche vor physischer, psychischer Gewalt, vor Verwahrlosung, vor sexuellem Missbrauch schützen möchten, ist die eigene Familie oft nicht der geeignete Ort dafür, weil es oft Familienmitglieder sind, die diese Gewalt ausüben, im Übrigen quer durch alle Gesellschafts-, Bildungs-, Glaubens- und Einkommensverhältnisse.

 

Bei massiver Gewalt in der Familie brauchen Kinder und Jugendliche Schutz außerhalb der Familie. Ziel kann es demnach nie sein, eine absolute oder relative Reduktion der Zahlen in der Fremdunterbringung im Vergleich zu irgendetwas zu erreichen, sondern Ziel muss immer die gute Versorgung der von Gewalt betroffenen Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt sein.

 

Dazu stehen wir und deshalb bauen wir neue Plätze in Wohngemeinschaften, im Krisenzentrum und bemühen uns um Verbesserungen Stück für Stück und Jahr für Jahr in allen Bereichen, in denen Kinder und Jugendliche dies brauchen. Dementsprechend werden wir auch der Zuweisung des Antrages der ÖVP zu den Krisenpflegeeltern zustimmen und gerne im Ausschuss weiter beraten, wie wir auch da die nächsten Schritte setzen können.

 

Wir werden aber auch, weil es eben kein Entweder-oder ist, die mobilen Angebote in der MA 11 stärken. Wir erweitern die Eltern- und Erziehungsberatung vor Ort, auch die Online-Angebote, auch für Kinder und Jugendliche selbst wird die Talkbox fortgeführt, die Kooperation mit „Rat auf Draht“. Wir erhöhen außerdem kontinuierlich die Zahl der MitarbeiterInnen in den 18 Regionalstellen der Kinder- und Jugendhilfe und führen zusätzliche Angebote fort. Um nur eines zu nennen, bei dem mir das Herz aufgeht: Jedes Jahr können dank der Wiener Kinder- und Jugenderholung mehr als 5.000 Kinder einen Sommerurlaub machen, die es sich sonst nicht leisten könnten.

 

Herzlichen Dank an alle MitarbeiterInnen der MA 11 in den unterschiedlichsten Bereichen. Sie können sich unserer Wertschätzung ihrer Arbeit sehr sicher sein und auch unseres beständigen Bemühens, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern.

 

Die Hilfe in akuter Not ist aber nur die eine Seite, die andere ist die kontinuierliche und niedrigschwellige Präventions- und Beziehungsarbeit im Alltag von Kindern und Jugendlichen. Damit bin ich bei der außerschulischen Jugendarbeit angekommen, bei der MA 13. Auch hier waren und sind die Herausforderungen riesig: Neue Wege der Kommunikation, neue Orte der Begegnung, neue Formen der Begegnung, viele Veranstaltungen wurden adaptiert, verschoben, noch einmal verschoben, zum Schluss vielleicht doch abgesagt, neu geplant, verantwortungsvolle Corona-Politik und trotzdem in Kontakt sein mit Kindern und Jugendlichen - eine andauernde Herausforderung. Es ist vieles entstanden: kreative, innovative, manchmal pragmatische, manchmal visionäre Lösungen. Vieles davon wollen wir in den kommenden Jahren ausbauen, zum Beispiel den Digitalisierungs-Boost, den die Corona-Pandemie auch in der Jugendarbeit gebracht hat.

 

Die außerschulische Jugendarbeit ist extrem breit aufgestellt, ich kann nur ein paar exemplarische Beispiele aufgreifen, was sich in diesen Bereichen in den nächsten Jahren tut: Bei den Musikschulen beispielsweise wird es allein im nächsten Jahr drei weitere ganze neue Standorte geben, fünf bestehende werden saniert und adaptiert. Die Büchereien erweitern massiv ihr Angebot, was digitale Medien betrifft, und richten außerdem ein System ein, das es auch Menschen mit Sehbeeinträchtigung ermöglicht, geschriebene Inhalte der Bibliothek zu nutzen. Zehn neue Schulen werden beim Projekt „Respekt: Gemeinsam stärker“ teilnehmen. Wir erhalten und bauen die City Summer Camps aus und - vielleicht eine Kleinigkeit, trotzdem wichtig - Wien wird der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung beitreten, einem Netzwerk zur Finanzierung von politischer Bildungsarbeit durch NGOs und Vereine.

 

Das waren nur ein paar Blitzlichter von wirklich ganz, ganz vielen Projekten, die sich in dem Bereich tun. Besonders ist in der Jugendarbeit sicher die gute Zusammenarbeit von vielen unterschiedlichen AkteurInnen, den städtischen und privaten Vereinen in der ganzen Bandbreite: von den Wiener Jugendzentren bis zu Kiddy & Co, von der muslimischen Jugend zur JVP, von wienXtra bis zur Gewerkschaftsjugend, vom Familienbund bis zum KUS, von den PfadfinderInnen bis zu Rettet das Kind. Es mögen mir alle verzeihen, die da jetzt nicht genannt wurden. Ich glaube, diese Zusammenarbeit in der außerschulischen Jugendarbeit könnte für viele Bereiche der Politik als Vorbild dienen - herzlichen Dank dafür.

 

Die Redezeit neigt sich dem Ende zu, aber ein Projekt möchte ich doch noch herausgreifen, bevor ich zum Schluss komme, nämlich die Kinder- und Jugendstrategie. Sie kennen das, Sie wissen, es ist aus der „Werkstadt Junges Wien“ hervorgegangen. Wir gehen nächs

 

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