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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 73

 

lich spezialisiert auch ein Jugendzentrum in diesem Sinne zu schaffen.

 

Dieses queere Jugendzentrum soll gut erreichbar sein, an einem öffentlichen Ort, und es soll auch eigenständig funktionieren. Es soll niederschwellig und barrierefrei sein, sodass es möglichst inklusiv abgehalten werden kann. Es soll ein Ort sein, so wie insgesamt in der Jugendarbeit, wo man sich sicher und ungezwungen aufhalten kann, aber trotzdem durch die Jugendarbeit begleitet wird, die da auch sozialpädagogisch geschult ist.

 

In diesem spezifischen Fall ist natürlich Personal wichtig, das geschult ist, das da auch interdisziplinär arbeitet und auch weitergebildet wird. Vor allem ist uns wichtig, dass es auch eine gute Betreuung und Begleitung für besonders vulnerable Jugendliche gibt, wie zum Beispiel intergeschlechtliche und transgeschlechtliche Jugendliche, die besonders viel Diskriminierung erfahren - das wissen wir aus Studien -, und deshalb ist es auch wichtig, in so einem Jugendzentrum auch spezifisch auf diese Gruppen zu schauen.

 

Letzter Punkt: Es ist wichtig, es einerseits in die LGBTIQ-Community einzubetten, aber andererseits auch in die Jugendarbeit, damit es auch als wichtige und gute Ergänzung gesehen wird. Das waren die Kernergebnisse, die für uns der Auftrag sind, diese umzusetzen. Die Frage ist, wie wir diese umsetzen. Es gibt jetzt auch schon eine Arbeitsgruppe in der Stadt, die daran arbeitet. Wir haben die Ergebnisse vom IHS und von der Konferenz jetzt noch einmal eingearbeitet. Diese Studie wird dann selbstverständlich auch veröffentlicht werden, sobald sie finalisiert ist, und natürlich auch öffentlich einsehbar sein.

 

Diese stadtinterne Steuerungsgruppe arbeitet gerade einen Call, einen Förderaufruf aus, um unterschiedliche Anbieter zu finden, die ihre Konzepte einreichen können, denn es wird sehr, sehr unterschiedliche Konzepte und Vorstellungen geben, und das ist auch gut so. Die Aufgabe bei der Auswahl wird es sein, das beste Konzept zu finden. Da gibt es unterschiedliche Parameter: Wo ist es? Wie ist der Ort? Was ist das pädagogische Konzept? Aber auch: Wie sind die Pole zwischen Sichtbarkeit und Sicherheit? Das sind zwei Pole, mit denen wir arbeiten müssen.

 

Ich bin zuversichtlich, dass wir in der zweiten Jahreshälfte in die Ausschreibung gehen können und damit ein gutes Konzept finden können, um ein queeres Jugendzentrum in Wien zu schaffen. Ich glaube, es ist ein gutes und wichtiges Zeichen der Stadt, auch für queere Jugendliche ein Angebot zu schaffen. Ich hoffe, dass dieses Angebot auch Strahlkraft über Wien hinaus hat. Es ist das erste, das in Österreich geschaffen wird. Wir haben bei der Konferenz gesehen: Deutschland zum Beispiel hat schon sehr, sehr gute Erfahrungen gesammelt. Ich hoffe, dass das, was wir da schaffen, ein wichtiger Leuchtturm sein wird, der auch Strahlkraft über Wien hinaus haben wird.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von NEOS. GR Weber, bitte.

 

9.52.39

GR Thomas Weber (NEOS): Vielen Dank, Herr Vizebürgermeister, für die Antwort soweit.

 

Sie haben es schon ausgeführt: Wir hatten am Freitag das Symposium zur queeren Jugendarbeit in Wien. Ein Teil des Symposiums war ja auch, über die Grenzen zu schauen und Vertreterinnen und Vertreter von Best-Practice-Beispielen aus Deutschland einzuladen, etwa aus Köln, das älteste queere Jugendzentrum Europas, oder aus München. Sie selber waren auch in Berlin und haben sich dort das queere Jugendzentrum angeschaut. - Was kann man denn da für „learnings“ nach Wien mitnehmen? Gibt es da schon irgendetwas, wo wir wissen, das können wir quasi mit Blick über die Grenze hinaus für Wien mitnehmen?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ganz bestimmt. Ich bin auch der Auffassung, dass man bei politischen Projekten, die es in anderen Städten und Ländern schon gibt, auch den Tellerrand erweitern soll und einmal anschauen soll, wie es woanders schon gut funktioniert. Das war auch der Grund, warum ich mir Berlin selber angesehen habe, warum wir zur Konferenz Köln, München und Karlsruhe eingeladen haben, die auch schon queere Jugendzentren haben und auch sehr, sehr gute Erfahrungen gesammelt haben.

 

Sie haben uns darin bestärken können, dass wir diesen Weg weitergehen sollen, nämlich auch ein queeres Jugendzentrum als sinnvolles, zusätzliches Angebot zur Jugendarbeit insgesamt zu schaffen. Sie haben uns auch sehr, sehr viele Tipps geben können, und ich bin mir sicher, dass im Laufe des Prozesses auch noch ein intensiver Austausch sinnvoll ist, um mit diesen unterschiedlichen queeren Jugendzentren in den deutschen Städten im Austausch zu bleiben, voneinander zu lernen und so auch das bestmögliche Angebot für Wien zu schaffen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Dr. Kickert, bitte.

 

9.54.23

GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Vizebürgermeister!

 

Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Sie wissen ja, dass wir einem Treffpunkt für queere Jugendliche, an dem sie in ihrer Entwicklung unterstützt werden, sehr positiv gegenüberstehen und ihn bestmöglich unterstützen. Ich möchte aber aus aktuellem Anlass einen anderen Punkt aufgreifen: Neben einem solchen Zentrum braucht es eigentlich auch so etwas wie Unterkünfte für Notfälle. Es passiert immer wieder, dass Jugendliche von ihrer Familie, von ihren Eltern buchstäblich vor die Tür gesetzt werden, wenn sie sich ihnen gegenüber outen, und von einer Sekunde auf die andere quasi auf der Straße stehen.

 

Meistens wird das durch Informationsketten in der Community aufgefangen, aber eigentlich bräuchte es auch dafür so etwas wie Notfallunterkünfte. Könnten Sie sich vorstellen, dass wir uns da auch in diese Richtung weiterentwickeln, oder falls es solche Notfallunterkünfte gibt, diese Information so verbreiten, dass die Jugendli

 

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