Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 73
die Prüfung bei erstmaligem Antritt, ein Wert, der sich eindeutig sehen lassen kann.
Mehrfach wurde die Stadt Wien als Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet und erhielt das Wiener Qualitätssiegel TOP-Lehrbetrieb. Für die Stadt ist offensive Lehrausbildung ein wesentlicher Bestandteil der Personalpolitik. Damit sichern wir für die Zukunft qualifizierte und gut ausgebildete MitarbeiterInnen.
Weiters hat die Stadt Wien im Juli 2020 auf Grund der schwierigen Situation, auf Grund der schwierigen Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt eine Lehrlingsoffensive gestartet. 2019 wurden 173 Lehrlinge aufgenommen, 2020 waren es mehr als 300 junge Menschen. Gemeinsam haben wir für Perspektiven statt Planlosigkeit gesorgt. Wir als Fortschrittskoalition sind uns einig, und ich kann es nur immer wieder betonen: Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen. Eine gute Ausbildung bedeutet eine gute Zukunft, und die wollen wir in Wien jedem Menschen bieten.
Abschließend möchte ich natürlich auch auf den Antrag der GRÜNEN beziehungsweise auch auf den vorherigen Redebeitrag näher eingehen. Ich kenne kein einziges Bundesland, das so viele Maßnahmen wie Wien umgesetzt hat. Wien hat im Zuge der Corona-Pandemie als einziges Bundesland die Lehrstellen um 7,7 Prozent steigern können. Ich möchte hier nur noch einmal anführen: die Jugendstiftung, die Investition in die Hauptwerkstätte der Wiener Linien, das Lehrlingseinkommen, das die Stadt Wien im Gastro-Bereich übernimmt, auch die Unterstützung für Betriebe. Den Lehrlingsbonus, der auf Bundesebene auslaufen gelassen wurde, haben wir in Wien fortgeführt. Das heißt, wir haben auch in Wien viele Maßnahmen umgesetzt, um Ausbildungsplätze zu schaffen.
Ende März und Mitte Mai 2021 hat die Österreichische Gewerkschaftsjugend gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien und der Donau-Universität Krems 1.442 Lehrlinge zu ihrer psychischen Gesundheit befragt. 50,6 Prozent weisen Symptome von Essstörungen auf, 48,3 Prozent von Depressionen, 35,4 Prozent von Angstzuständen und 27 Prozent von Schlafstörungen. Ebenfalls zeigen die Ergebnisse, dass vor allem weibliche und diverse Lehrlinge sowie Menschen mit Migrationshintergrund psychisch stärker belastet waren beziehungsweise sind.
Auch die „Ö3“-Umfrage zum Leben der 16- bis 25-Jährigen nach Jahren der Dauerkrise spiegelt ein ähnliches Bild. Viele Jugendliche fühlen sich von der Politik vernachlässigt und nicht gehört. War der Wert im Jahr 2021 noch 74 Prozent, ist er mittlerweile auf 80 Prozent verschlechtert worden. Besonders stark betroffen sind Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen, sie wurden im Krisenmanagement der Bundesregierung kaum berücksichtigt. Es gab kein eigenes Förderbudget, FFP2-Masken wurden an Berufsschulen nicht bereitgestellt, auch keine Test-Kits, und es gab keine passenden digitalen Geräte. Bei etlichen Pressekonferenzen wurden Lehrlinge, jugendliche ArbeitnehmerInnen und die Berufsschulen nicht erwähnt beziehungsweise außen vor gelassen.
Am 18. Februar 2022 wurde bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt ein 13 Millionen EUR schweres Paket für die Pandemiefolgen bei Kindern und Jugendlichen verkündet. Insgesamt sollen damit zirka 7.500 Kinder und Jugendliche, die besonders stark durch die Pandemie betroffen waren, unterstützt werden. Bei der Pressekonferenz wurde auch festgehalten, dass dies der erste Schritt in die richtige Richtung ist - und ich zitiere -, aber dass wir damit nicht Herr der Lage werden. Erste Zahlen von Jugendlichen mit Symptomen von Depression, Ängsten und Schlafstörungen lagen schon im April und Juni 2020 vor. Es ist sehr schade, dass die Bundesregierung erst zwei Jahre nach Pandemiebeginn draufkommt, wir müssen für die Kinder und Jugendlichen in Österreich etwas tun. Natürlich begrüßen wir die Maßnahmen, doch es braucht jetzt ein entschlossenes Auftreten und ein entsprechendes Budget für die Kinder und Jugendlichen in unserem Land. Wenn es um die psychische Gesundheit geht, dürfen wir keine Zeit verstreichen lassen.
Die Österreichische Gewerkschaftsjugend hat im Zuge der Veröffentlichung der Ergebnisse konkrete Forderungen gestellt, die sich hauptsächlich an die österreichische Bundesregierung richten: Zum Beispiel vollständige Kostenübernahme durch die Krankenversicherung, Ausbau der psychosozialen Unterstützung an den Berufsschulen, Schließung der Schulen und Ausbildungsbetriebe als allerletztes Mittel, mehr finanzielle Mittel für Jugendeinrichtungen sowie Jugendzentren. Die Stadt Wien teilt einerseits viele dieser Forderungen, andererseits ergreifen wir selbst umfassende Maßnahmen, um sowohl langfristig das Hilfsangebot auszubauen, aber auch Angebote für besonders betroffene Personengruppen zu schaffen. Seit dem Frühjahr 2020 erarbeitet der eigens errichtete psychosoziale Krisenstab Maßnahmenvorschläge, bei denen Kinder und Jugendliche eine besondere Berücksichtigung finden.
Dazu zählt zum Beispiel die Abwendung der Schließungen von Schulen, Ausbildungsbetrieben oder Kinderbetreuungseinrichtungen - eine zentrale Forderung der Österreichischen Gewerkschaftsjugend - durch ein möglichst umfassendes Testangebot, ebenso wie eine Strategie hinsichtlich der Schutzimpfung für diese Altersgruppe.
Weiters wurden Beratungsangebote geschaffen und öffentlich beworben. Hier möchte ich vor allem die Corona-Sorgen-Hotline Wien nennen, die erste Anlaufstelle für alle WienerInnen bei psychosozialer Belastung ist. Neben der Schaffung von Beratungs- und Behandlungsangeboten ist natürlich auch die Sorge, dass diese auch gefunden und angenommen werden. Auch da spricht die Österreichische Gewerkschaftsjugend mit ihrer Forderung der Entstigmatisierung und Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen einen zentralen Punkt an. Die Kampagne #darüberredenwir des Psychosozialen Dienstes in Wien hat zum Ziel, Kinder, Jugendliche und Eltern auf unterschiedlichsten Kanäle niederschwellig über psychische Gesundheit zu informieren.
Weiters wird mit dem Projekt „BASTA“ direkt im Klassenzimmer oder wenn nötig auch online in mehreren
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