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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 70 von 111

 

es dann wieder so? Weil diese Leute gibt es. Man wird so viel Prävention machen, wie man kann, man wird versuchen, immer mehr Prävention und noch mehr und noch mehr zu machen, aber auf 0,0 zu stellen, ist halt schwierig, wie bei 1.000 anderen Dingen auch, so schlimm es ist. Zuerst gibt es so viel Prävention wie möglich, damit so wenig wie möglich passiert, und dann gibt es so viel Hilfe wie notwendig ist, um den Kindern und Eltern so viel zu helfen, dass sie wieder eingerichtet sind und weitermachen können. - Das hier ist definitiv ganz schlecht gelaufen.

 

So, und jetzt haben wir auch darüber geredet und gesagt, okay, man kann nicht am ersten Tag, wenn man etwas hört, alle Eltern anrufen, ihnen eine Mail schicken und sagen, es gibt einen Verdacht, ohne irgendetwas. Okay, dann steht jemand am Pranger, man weiß nicht, was war, man hetzt Eltern auf und es war vielleicht wenig. - Okay, aber zwischen am 1. Tag nicht schnell informieren und 13 Monate lang nicht informieren ist ziemlich viel Luft, und das ist nun einmal falsch.

 

Was hätte man denn zum Beispiel machen können? - Man könnte in die Gruppe einen Psychologen, eine Psychologin schicken, der oder die dem nachgeht, ohne dass man das dazusagt, ohne dass man gleich am ersten Tag alle Eltern durchtelefoniert. Weil wenn einmal der Verdacht auftaucht, ist doch der Verdacht da, dass das nicht ein Mal, sondern öfter passiert - was sich ja hier leider erhärtet. Und dann geht er oder sie hin und redet mit denen professionell, bevor man das den Eltern sagt. Nach einer Woche oder nach zwei Wochen hat sich dieser ein Bild gemacht und würde mehr wissen als jemand, der das nicht professionell kann oder als Eltern, die bei so etwas aufgeregt sind. Und er hätte vielleicht sagen können, da ist mehr dran und ich merke bei den Kindern das und das. - Das ist nicht passiert, sondern man hat eine Anzeige gemacht und fertig. Okay, man hat ihn versetzt, er war dann nicht mehr im Innendienst. Das muss man bei einer solchen Beschuldigung machen. Anzeige - fertig, und alle anderen haben da Pech. Wenn man das noch einmal so macht und noch einmal Eltern und Kinder so in die Ziehung kommen, dann sind schon alle zuständig, auch der jetzige zuständige Stadtrat, aber für das jetzt nicht.

 

Die einen sagen, das ist Vertuschen, die anderen wollen nichts gewusst haben, und so weiter, und so fort. Irgendjemand hat es gewusst, irgendjemand ist zuständig. Dass man die Leiterin dann ersetzt und die Ebene darüber nicht - okay. Jetzt ist die Kommission am Werk. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.

 

Tatsache ist, nicht im Mittelpunkt gestanden sind die Kinder in dem Kindergarten, die Eltern auch nicht. Geredet hat man mit dem Opfer, das zu dem Zeitpunkt bekannt war, und mit den Eltern, und fertig.

 

Jetzt hat man ein Verfahren am Hals, jetzt hat man mehrere Eltern, die rennen, jetzt hat man Kinder, mit denen ein Jahr lang nicht gearbeitet werden konnte, man hat Eltern, die durch die Gegend laufen. Es ist vielleicht dem einen Kind gar nichts passiert, aber die nächsten 20 Jahre werden sich die Eltern immer fragen: Hat das einen Zusammenhang damit? Und wenn das Kind mit 14 irgendetwas macht, was man nicht versteht, sagt man, es hat vielleicht damit zu tun. Das ist eine Traumatisierung, die man nicht jeden Tag miterleben will, das wird nie weggehen. Bei den Eltern, die jetzt betroffen sind, wird das nie weggehen und bei den Kindern - je nachdem, wer es ihnen dann wie erzählt.

 

Da gibt es einen ganzen Haufen Vorschläge, was man alles machen kann und mit wem man reden soll und wie Prävention besser funktionieren kann, wie man mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft zusammenarbeiten könnte, die letzte Woche informiert wurde - davor 13 Monate lang nicht -, oder mit „Möwe“ und „Selbstlaut“ und „Boje“ und wie sie alle heißen, das Kinderschutzzentrum, und so weiter, und so fort. Mit all denen könnte man professionell zusammenarbeiten und hat das nicht getan. Ich verstehe es nicht, ich verstehe es einfach wirklich überhaupt nicht, dass man sagt: Na, einen Fall hat es gegeben, mit den Eltern haben wir geredet. Okay, weiter, so etwas kommt immer vor. 20.000 Geburten im Jahr, so etwas wird es immer geben. Was soll man machen? Es sind viele Kinder, das wird es immer wieder geben. - So wirkt das! Es wirkt empathiebefreit, es wirkt überhaupt nicht helfen wollend, es wirkt wie: Seien wir froh, wenn es niemand erfährt, macht auch eine andere große Institution, die es seit 2.000 Jahren gibt - ewig so durchgezogen -, und viele andere! - Damit ist man lange auf vielen Ebenen durchgekommen, aber man hätte sich im 21. Jahrhundert in der Stadt Wien etwas anderes gewünscht.

 

Wer muss denn eigentlich informiert werden? - Wir haben natürlich die ganzen Regeln, die die Stadt Wien sich selber gibt, auch durchgelesen, und ich würde schon glauben, dass bei so einem Fall die Kette von Informationspflichten nicht dabei endet, dass die Leiterin des Kindergartens es halt der MA 10 sagt und dann ist es aus, dann ist es fertig. Nein, und deswegen haben wir auch sehr konkrete Fragen: Wer wurde wann informiert? - Ich kann mir auch nicht vorstellen und es wäre nicht sehr klug, der Letzte oder die Letzte in einer solchen Informationskette zu sein. Normalerweise wird schon in der Hierarchie die Information an deinen Vorgesetzten oder an deine Vorgesetzte weitergegeben, weil die dann zuständig ist und nicht du. Wieso sich das irgendjemand dazwischen aufladen sollte, ist unglaubwürdig.

 

Irgendwann hat jemand gesagt, wir lassen es dort, wo es ist und dem Herrn Wiederkehr sagen wir es einfach nicht. - Das ist aber jetzt nicht mein Problem, wie SPÖ und NEOS zusammenarbeiten und wo die Informationspflicht ist und wer da wen besser oder früher hätte informieren können. Das muss sich die Koalition selber ausmachen. Mir geht es um die Kinder dort und um die Eltern dort, und ich hätte gerne, dass am Ende, wenn die Kommission, die richtigerweise eingesetzt wurde, fertig ist, ein Ergebnis herauskommt. Das bedeutet, dass Prävention ernster genommen wird, dass es mehr Prävention gibt, dass man die Zusammenarbeit mit allen, die in dem Bereich bereits tätig sind, verstärkt und dass es einen Leitfaden dafür gibt, wie man vorgeht, wenn so etwas wieder passiert.

 

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