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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 22.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 126

 

GR Eppinger. Ich erteile es ihm, sobald die Desinfektion vollzogen ist.

 

14.45.42

GR Peter L. Eppinger (ÖVP)|: Liebe Frau Vorsitzende! Lieber Herr Berichterstatter! Liebe Mitglieder des Kulturausschusses! Lieber Gemeinderat und all jene, die sich in diesem Moment für die paar Worte interessieren, die ich mir überlegt habe!

 

Ich beginne auch gleich mit einer Richtigstellung wie die Ursula: Lieber Herr Kollege Weber, sie haben recht, halten wir es mit der Wahrheit, das finde ich super. Ich finde es extrem spannend - ich habe noch einmal nachgeschaut, weil ich es auch in meiner Tätigkeit gewohnt bin, erst „check“, dann „recheck“, dann „doublecheck“, vor allem, wenn es mich oder meine Partei betrifft, und dann noch einmal nachfassen -, ich finde das Wörtchen Bauskandal bei uns nicht, es war Kostenexplosion. Kostenexplosion ist das, worauf ich mich dann auch gleich konzentrieren werde, aber ich finde es interessant, dass eines der ersten Wörter, das Ihnen mit dem Pratermuseum Neu und den 4 Millionen EUR einfällt, das Wörtchen Bauskandal ist - ist gut, halte ich einmal so fest. Genauso habe ich es sehr spannend gefunden, dass Sie in einem der ersten Interviews - übrigens, Frau Stadträtin: Hallo! -, das ich von Ihnen in den Medien dazu gelesen habe, sinngemäß gesagt haben, da braucht man nicht gleich Krankenhaus Nord schreien oder irgendwie so etwas. Ich habe von niemandem den Schrei gehört, außer von Ihnen. Aber ich finde es auch sehr spannend, dass Sie sofort mit einem Projekt, bei dem die Kosten explodieren, das Wörtchen Krankenhaus Nord in den Mund nehmen.

 

Aber sprechen wir einmal darüber: Wir alle kennen ja diese Vorher- und Nachherbilder, die Kollege Berger oder die Ursula auch schon jetzt hier bemüht haben, man vergleicht also ein Bild, das man vorher hatte, mit dem Jetzt-Stand. Genau das machen wir jetzt, denn heute vor einem Jahr hat die Stadt Wien diese Aussendung geschrieben - Gerhard, jetzt kommt wieder meine Radiostimme, die du hier so oft zitierst -: „An prominenter Adresse entsteht das neue Pratermuseum: An der Straße des 1. Mai nahe dem Riesenrad wird künftig die Geschichte des Praters neu erzählt. Das Projekt startet im Sommer 2021, die Eröffnung ist für 2024 geplant. Die Stadt stellt für die Neuadaption 1,6 Millionen zur Verfügung, ein dementsprechender Beschluss wurde im Wiener Kulturausschuss einstimmig gefällt.“ - Das ist also das Bild vorher. Sie wollen also die Geschichte des Praters neu erzählen. Jetzt hier stehend wissen wir, Fakt ist, Sie haben uns ein G‘schichtl erzählt, denn was zeigt uns das Bild heute? - Außer der Adresse stimmt an dieser Aussendung gar nichts mehr. Das Projekt Pratermuseum, wenn man schon an diesem wunderschönen Ort im Prater ist, gleicht eher einer Hochschaubahn, einer Geisterbahn, wo man nicht weiß, was einen als Nächstes erschreckt. Sogar Ihre eigenen Kollegen in Ihren Reihen, liebe Frau Kulturstadträtin, haben von dem Neubau und der Neuplanung wenige Stunden vor der Presseaussendung erfahren. Es war, ich habe jetzt noch einmal nachgeschaut, ungefähr 15.12 Uhr vor dem langen Wochenende, wie Kollege Berger bemerkt hat, und ich glaube nicht, dass Sie am Freitag vor dem langen Wochenende draufgekommen sind, dass Sie das neu machen wollen. Der bemitleidenswerte Matti Bunzl, der sich in unserem Ausschuss wacker geschlagen hat, hat dann den Kopf dafür hinhalten müssen, obwohl er für die politische Entscheidung gar nichts kann. Was ich noch für äußerst respektlos gehalten habe, ist, dass Sie ihm auch noch Druck gemacht haben, als er die Antwort nicht richtig gegeben hat, zumindest aus Ihrer Sicht, als Sie gesagt haben: „Come to the point!“ „Come to the point!“, das fand ich zum einen - wie es Ursula schon gesagt hat - extrem respektlos, und so kurzfristig eigentlich gar nicht zu informieren - ich fand es extrem toll von Matti Bunzl, zu kommen -, zeugt vermutlich auch nicht gerade von großem Respekt ihm gegenüber, auch dass er wahrscheinlich wenige Stunden zuvor erfahren hat, dass er kommen muss. Wir haben dann erfahren, dass Sie im Herbst schon ein neues Projekt aufgesetzt haben, was uns jetzt zu folgenden Fragen bringt: Wird das Museum 2024 eröffnet werden? - Na, sicherlich nicht. Haben Sie schon einen Bauunternehmer gefunden? - Nein. Bleibt es bei den 1,6 Millionen EUR? - Na, bei Weitem nicht.

 

Und weil Stefan von der FPÖ hier die berühmte Kaffeesudleserei angesprochen hat: Ihr wisst ja, ich bin mit Gerda Rogers ganz gut befreundet, vielleicht sollte man sie fragen, ihre Prognose trifft es eher als die Kostenschätzungen, die uns hier vorgelegt werden. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das könnten wir bei mehreren Projekten machen!) - Ich weiß nicht, wir können es ja einmal probieren.

 

Fakt ist, das Pratermuseum wird heuer noch teurer. Es ist eine Art von Politik, wie wir sie im Kulturausschuss leider immer mehr sehen - Intransparenz, Kostenexplosionen, das geht sich in Zeiten wie diesen nicht mehr aus. Ich höre Ihnen hier wirklich sehr genau zu, und Joe Taucher hat heute ganz richtig gesagt: Die Wiener und Wienerinnen befinden sich in einer der größten Krisen. - Und dann möchten wir um 2,5 Millionen EUR, um das Zweieinhalbfache mehr für eine - kommen wir gleich dazu - Alu-Kiste, von der Sie jetzt plötzlich so verächtlich sprechen?

 

Vor einem Jahr haben Sie uns im Kulturausschuss sehr ausführlich - was ich damals ziemlich leiwand gefunden habe -, auch mit dem Matti Bunzl und Architekten und vielen Plänen, erzählt, was an dem neuen Pratermuseum so toll ist. Ich gebe Ihnen recht, ja, Sie haben vollkommen recht, Herr Weber, das Dasein, das das Pratermuseum momentan im Planetarium hat, ist furchtbar. Das ist eine Rumpelkammer für durchaus schöne Objekte, die man sich anschauen kann, deswegen haben wir damals auch sofort zugestimmt. Wir finden es eine super Idee, einem Pratermuseum mit wirklich tollen Objekten, ob es jetzt der Watschenmann ist oder alte Autodromautos, einen Platz zu geben, den Sie uns vorgeschlagen und gezeigt und nachgenutzt haben. Die Möglichkeit dieser Spielhalle, dieses Anhängsel beim Planetarium, verdient das nicht. Es ist verständlich, dass man da frischen Wind haben möchte. Und jetzt sprechen Sie plötzlich verächtlich von einer Alu-Kiste - mehrfach im Ausschuss -, die man nicht nachhaltig betreiben kann.

 

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