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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 22.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 110 von 126

 

beliebt wird. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Ich erteile es ihm.

 

20.32.24

GR Harald Zierfuß (ÖVP)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Kollege Stadler von den GRÜNEN ist vorhin darauf eingegangen, eines der brennendsten Themen, das wir derzeit haben, ist der immer stärker werdende Lehrermangel. Seit ich hier im Gemeinderat bin - bevor ich mich auf die Rede vorbereitet habe, habe ich gestern am Abend noch einmal nachgeschaut, es war auch meine erste Rede, bei der ich schon Anträge dazu eingebracht habe -, haben wir als Volkspartei Anträge eingebracht, um diese Abwanderung von Lehrerinnen und Lehrern zu stoppen, um Anreize zu schaffen, um auch wirklich aktiv etwas zu tun, damit es genug Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen in Wien gibt. Ich habe vernommen, von den GRÜNEN gibt es jetzt Anträge dazu. Das finde ich super, dass wir überzeugt haben. Ich habe gesehen, die Blauen stellen morgen dann im Landtag einen Antrag, wo man im Fließtext gefühlt dann einen Zeitungsartikel von uns in Copy&Paste hat - das finde ich auch super, dass man da zur Einsicht gekommen ist. Jetzt fehlen noch zwei Parteien, die man überzeugen muss, damit diesbezüglich wirklich etwas passiert (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Du schaffst es, Harald!) - Zwischenrufe aus den eigenen Reihen (Heiterkeit beim Redner.) -, aber die Antworten sind immer die gleichen. Ich bin es mittlerweile wirklich schon leid: Es passt eh alles! Wir tun eh so viel! Der Bund muss mehr machen! (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ja, überzeug deinen Minister! Wer ist verantwortlich für die LehrerInnenausbildung?) - Wir haben es ja heute auch wieder bei den Teuerungsdebatten gehört, wenn die Stadt Wien einen Papierflieger sinngemäß startet und die Bundesregierung einen Jumbojet, dann macht der Bund zu wenig und die Stadt ganz, ganz viel.

 

Beim Lehrermangel muss man aber sagen: Wenn man jetzt nach eineinhalb Jahren Untätigkeit in dem Bereich weiterhin untätig bleibt, dann wird das wirklich fatale Folgen haben. Zu Beginn war es von uns noch eine Warnung dahin gehend, dass das schön langsam ein Problem wird, und mittlerweile sieht man, wie es ausschaut: Zu Jahresbeginn waren es 100 unbesetzte Stellen in den Pflichtschulen. Das sind keine Zahlen von mir, das sind Zahlen vom Bildungsdirektor, der das damals zugegeben hat, obwohl über 1.000 der 14.000 Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer eh schon per Sondervertrag angestellt sind, also entweder gar keine Ausbildung oder zumindest keine abgeschlossene Ausbildung haben. Zu Jahresbeginn waren es laut Personalvertretung 30 Lehrerinnen und Lehrer, die im Monat ihren Dienst quittiert haben. Das waren schon genug, wie ich finde - eine ganze Schule pro Monat, die mit dem Dienst aufhört -, mittlerweile sind es laut Personalvertretung schon fast 30 pro Woche, die aufhören. Wenn dieser Trend sich fortsetzt, dann bin ich, muss ich schon sagen, gespannt, wie im Herbst dann der Unterricht in den Schulen ausschauen soll. Ich frage mich das wirklich. Wie stellt sich die Stadtregierung das vor, wenn es keine Lehrer mehr in den 1. Klassen gibt, wenn neue Schüler und Schülerinnen in die Schule kommen. Sollen die sich dann selber irgendwie unterrichten? Ich bin wirklich gespannt, wie das ausschaut.

 

In Wien haben wir eh schon riesige Herausforderungen, denn ein Siebtel der Kinder in den Volksschulklassen wird als außerordentliche Schüler geführt, mit Deutschproblemen, die gelöst werden müssen, mehr als die Hälfte der Kinder haben eine andere Umgangssprache, und aus den Bildungsstandards wissen wir, dass acht von zehn Kinder in den Mittelschulen eben nicht die Bildungsstandards im Lesen und Rechnen erreichen. Wir können uns das also überhaupt nicht leisten, dass wir noch mehr Lehrerinnen und Lehrer verlieren. (Beifall bei der ÖVP und von GR Felix Stadler, BSc, MA.)

 

Es ist ja nicht so, als gäbe es keine Vorschläge am Tisch, man muss sich halt nur mit den Betroffenen zusammensetzen und darüber reden, was man tun kann, um diesem Mangel und auch der Abwanderung entgegenzuwirken. Unser Stadtrat, unser Landesparteiobmann Karl Mahrer hat das gemacht. Er hat sich mit den Betroffenen drei Stunden an den Tisch gesetzt und rausgekommen sind zehn konkrete Punkte, was man in dem Bereich tun kann. Ich würde das dem Amtsf. StR Christoph Wiederkehr auch empfehlen. Wenn er es nicht machen will, ist das auch okay. Wir haben zehn Punkte ausformuliert, die man ganz umsetzen kann, die man teilweise umsetzen kann, die man sich einmal durchlesen kann. Ich würde mich wirklich freuen, und auch die Betroffenen, wenn man da etwas macht, denn wenn man es nicht tut und weiterwurschtelt wie bisher, dann, Herr Stadtrat, müssen Sie sich im Herbst schon die Frage gefallen lassen, wer dann wirklich der nicht amtsführende Stadtrat hier in Wien ist. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)

 

Wir bringen heute jedenfalls wieder unsere zehn Punkte ein, und ich hoffe, es gibt breite Zustimmung. Ich vernehme, von den GRÜNEN wird es Zustimmung geben, ich vernehme, auch von der FPÖ fehlen nicht so viele Stimmen, die NEOS würden schon reichen.

 

Ich werde jetzt nicht nochmals im Detail darauf eingehen, aber es geht natürlich auch um Bürokratie abbauen, um kleinere Klassen, um Schulsozialarbeiter, wo der Bund wirklich viel Geld als Co-Finanzierung in die Hand genommen hat. Es geht auch darum, dass Bewerbungshürden genommen werden, es gibt in letzter Zeit auch Zeitungsartikel dazu. Ich würde mich also über Zustimmung freuen und bin schon gespannt, was meine Nachrednerin sagen wird. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Berger-Krotsch. Ich erteile es ihr.

 

20.37.19

GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal und vielleicht noch via Livestream!

 

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