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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 27.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 67 von 103

 

Auswirkungen der Krankheit aber zum ersten Mal auch die Auswirkungen der gesetzten Maßnahmen sichtbar geworden. Im Hinblick darauf mussten wir feststellen, dass sich die Situation in vielen Bereichen, wo es bereits vorher Schwachstellen gegeben hat, verschärft hat.

 

Ein großes Problem ist der Personalnotstand. In diesem großen Bereich der Gesundheitsversorgung und Pflege ist die Lage nach wie vor extrem angespannt. Wir haben heute gehört, dass in diesem Bereich in der nächsten Zeit 9.000 Mitarbeiter gebraucht werden und dass 1.000 Ausbildungsplätze seitens der Stadt Wien zur Verfügung stehen. Die Frage ist allerdings, woher die Menschen kommen, die sich entscheiden, diesen Beruf zu ergreifen und die diese Ausbildungsplätze in Anspruch nehmen. Ich glaube, da gibt es eine große Lücke. Ich habe mich mit diesem Thema sehr genau beschäftigt und habe eigentlich nicht viele Initiativen gefunden, wie man heute junge Menschen tatsächlich für diesen Beruf begeistern kann. Welche Initiativen wurden diesbezüglich seitens der Stadt gesetzt? Ich glaube, es ist notwendig, dass man diesbezüglich ein bisschen kreativer wird, eventuell sehr früh Praktika anbietet, damit die jungen Menschen überhaupt einmal hineinschnuppern können. Man darf nicht vergessen, dass Schüler von heute kaum Kontakt mit alten oder wirklich pflegebedürftigen Menschen haben, denn diese Aufgabe übernimmt ja die nächste Generation, ihre Eltern beziehungsweise auch Großeltern. Wir sind heute in der Situation, dass 60-jährige Menschen 80- oder 90-jährige Menschen pflegen beziehungsweise für deren Pflege verantwortlich sind. Im Hinblick darauf wäre es gut, wenn man sich etwas überlegen könnte, damit die jungen Menschen verstärkt diesem Thema begegnen können. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Die Pflegereform der Bundesregierung reicht bei Weitem nicht aus, und dass wirksam gegen den Personalmangel vorgegangen wird, wird ja auch von Seiten der eigenen Standesvertretung heftig bezweifelt. Es gibt zwar für die älteren Menschen das Wunschmodell, in den eigenen vier Wänden alt zu werden. Wenn es dann aber zur tatsächlichen Pflegebedürftigkeit kommt, ist es in Wien nicht unbedingt der große Wunsch, dass diese Pflege durch Angehörige vorgenommen wird, beziehungsweise geht es nicht nur um den Wunsch, sondern fehlt es oft an entsprechenden Möglichkeiten. Es besteht eben ein Unterschied, ob man in einer kleinen Gemeinde lebt und eine riesengroße Familie hat oder in einer Großstadt, wo die Familien in einer vollkommen anderen Form strukturiert sind. Hier braucht es die 24-Stunden-Betreuung, wenn ein Mensch daheim sein will. Auch hier gibt es aber durchaus Schwachstellen. Ich darf daher heute einen Antrag einbringen, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, einerseits die Inflationsanpassung der Förderung der 24-Stunden-Betreuung in die Wege zu leiten und andererseits die Kosten für die Qualitätssicherung in Form eines Bonussystems sicherzustellen und die Erhöhung der Basisförderung umzusetzen. - Das ist mein erster Antrag.

 

Eine weitere Baustelle ist die palliativmedizinische Versorgung, und eine weitere Baustelle sind Liegepatienten für lange Zeit. Auch in diesem Bereich ist vieles nicht gelöst. Unter diesen Liegepatienten befinden sich auch Kinder und Jugendliche. - Man braucht sich den Bericht der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft nur durchzulesen. Dann findet man diverse Baustellen beziehungsweise Mängel, die wir schon jahrelang aufzeigen. Es besteht jetzt natürlich eine gewisse Gefahr der Wiederholung, vieles ist auch schon von Vorrednern gesagt worden. Es gibt aber eben tatsächlich ein paar Mängel in der Versorgung beziehungsweise in der Wiener Gesundheitspolitik, die seit Jahren nicht behoben wurden.

 

Auch ich muss jetzt natürlich über die psychiatrische Versorgung und vor allem über jene der Kinder und Jugendlichen sprechen. Es ist ja evident, dass es da gewisse Mängel gibt. Es fehlt in diesem Bereich an Angeboten, und es fehlt vor allem an medizinischem Personal und an Ärzten. Es ist klar, dass man einen Mangel an Fachärzten nicht kurzfristig beheben kann, überhaupt keine Frage. Man kann aber auch ein paar Schritte zusätzlich verstärken, und zwar in der Prophylaxe. Es fehlt ein Screening bereits im elementarpädagogischen Bereich, wie es das andernorts durchaus gibt. Und klar ist auch: Je früher eine Diagnose gestellt wird, umso besser kann man schwere Verläufe vermeiden.

 

Es wurde heute ja schon von Kollegen Gara gesagt: Die stationäre Versorgung ist sozusagen ganz oben, davor gibt es aber viele andere Schritte. Und ich meine, es ist notwendig, dass man gerade bei Kindern und Jugendlichen über die schulärztliche Versorgung einsteigt. Man braucht nicht immer nur rein medizinische Fachleute, sondern man kann durchaus auch mit Psychologen, diesfalls eben mit den School Nurses, aber auch mit Sozialarbeitern, Diätologen und einem breiten Feld an einschlägigen Mitarbeitern vielleicht vorab schon viel verhindern oder wieder ins Lot bringen, um einen schweren Verlauf, mit dem die betroffene Person letztlich auf der Station landet, zu vermeiden.

 

Im diesem Zusammenhang muss ich auch über das geplatzte Vorhaben sprechen, die CEU am Otto-Wagner-Spital anzusiedeln. Nicht, dass wir das jetzt im Speziellen bedauern, denn wie Sie wissen, haben wir uns dafür nicht ausgesprochen. Über das Planungstechnische wird morgen mein Kollege Mahdalik sprechen. Mir ist nur wichtig, das zu erwähnen. Wenn man die Berichterstattung verfolgt, dann wird ein Nutzen zu einem öffentlichen Zweck jetzt schon geradezu ausgeschlossen. Ich glaube allerdings, das Areal und seine Geschichte sind einfach dazu prädestiniert, einem öffentlichen Zweck zu dienen, und ich meine, dass der weitere Bestand dort für eine Nutzung aus dem Bereich Bildung oder Soziales, vielleicht auch Kultur, gesichert sein soll.

 

Wir haben einen großen Aufholbedarf im Bereich Rehabilitation und Remobilisation. Das Areal dort eignet sich hervorragend dazu, und ich glaube, dass man in diesem Bereich Einrichtungen vor allem auch für die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen gut nutzen kann. Man hätte dort nämlich auch einzelne Gebäude für die schulische Versorgung. Ich glaube, das wäre eine perfekte Nutzung im Sinne des Erfinders, wenn man das so sagen darf. Wir plädieren daher dafür, dass hier der öffentliche Zweck, vor allem mit einer sozialen Ausrich

 

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