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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 21.09.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 95 von 133

 

Wie schon angekündigt, komme ich noch einmal zum Thema des Lehrerinnen- und Lehrermangels, zuerst aber noch zum Poststück. Wir werden dem Poststück natürlich zustimmen. Diese Schulneubauten sind immens wichtig, vor allem auch, wenn sie in der Form stattfinden, wie sie hier auch wieder stattfinden.

 

Noch wichtiger als beziehungsweise ähnlich wichtig wie die Schulbauten ist aber vor allem das, was sich in der Schule abspielt und wie der Unterricht in der Schule gestaltet werden kann. Diesbezüglich haben wir ein von vielen Parteien hier im Haus schon oft diskutiertes Problem, und zwar einen enormen Mangel an Lehrerinnen und Lehrern beziehungsweise einen enormen Mangel an Personal, und zwar vor allem an Volksschulen, aber auch an Wiener Mittelschulen. Lehrerinnen und Lehrer fehlen tatsächlich vorne und hinten. Es melden sich Schulen bei uns, die mit fünf oder sechs Lehrerinnen und Lehrern zu wenig ins Schuljahr starten. Das heißt, dort müssen Stunden von allen anderen Kolleginnen und Kollegen übernommen werden, und zwar als Mehrdienstleitungen oder teilweise auch als Supplierungen, bis eine Lehrperson gefunden wird - so sie hoffentlich gefunden wird -, die diese LehrerInnenplanstelle dann übernehmen kann.

 

Anfang des Schuljahres waren es in den Volksschulen angeblich 55 Klassen, die in ganz Wien am Freitag vor Schulstart oder auch am Montag noch keine Klassenlehrerin oder keinen Klassenlehrer hatten. Das konnte nur abgefangen werden, indem innerhalb der Schule oder auch zwischen den Schulen herumgeschoben wurde mit AssistenzlehrerInnen oder mit SprachlehrerInnen, die dankenswerterweise Klassen übernommen haben und jetzt KlassenlehrerInnen sind. Im Hinblick darauf muss man natürlich sagen, dass diese an anderer Stelle wiederum fehlen. Es gibt also viel zu wenige LehrerInnen vor allem in der Volksschule. Diesbezüglich muss in dieser Stadt endlich etwas getan werden!

 

Umso kurioser mutet es dann an, wenn ich mir Interviews wie in diesem Fall zwischen Klubobfrau Emmerling und dem Herrn Stadtrat anhöre, ich glaube, das war auf Instagram. Dort sind dann Sätze gefallen wie: Der Schulstart hat an allen Standorten bestens geklappt und gut funktioniert. - Ich meine: Diese Aussage ist tatsächlich absurd und einfach realitätsverweigernd. Das kann man feststellen, wenn man ein bisschen in Kontakt ist mit Mittelschulen oder mit Volksschulen, die mit fünf bis sechs Lehrerinnen zu wenig starten. Man kann ermessen, wenn man mit den Lehrerinnen und Lehrern dort spricht, was das wirklich für die einzelnen Lehrkräfte bedeutet, wenn man am Stundenplan basteln muss, und was das für die Direktorinnen und Direktoren bedeutet, die jeden Tag und jede Woche den Stundenplan ändern müssen und dutzende Mehrdienstleistungen pro Woche machen und zur Verfügung stellen müssen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Auf eine konkrete Geschichte möchte ich noch eingehen im Zusammenhang mit dem LehrerInnenmangel, den wir in der Stadt haben: Dabei geht es um Lehrerinnen und Lehrer, die sich an der Bildungsdirektion im Mai beziehungsweise Frühsommer beworben haben, als das Fenster offen war, und die bis heute keine Rückmeldung bekommen haben. Das heißt: Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die arbeiten und an der Schule unterrichten wollen, die aber bis dato keine Rückmeldung - weder positiv noch negativ - von der Bildungsdirektion erhalten haben,

 

Das ist aber nicht der einzige Fall. Es gibt auch Lehrer, die sich im Mai, wenn das Fenster offen ist, beworben und eine positive Rückmeldung erhalten haben. Diesen wurde gesagt: Ihr könnt unterrichten, und sie waren auch schon an ihrer Schule und haben mit der Direktorin oder mit dem Direktor vereinbart, dass sie an der jeweiligen Schule unterrichten werden. Als sie jedoch am ersten Schultag in die Schule gekommen sind, haben sie erfahren: Ihr könnt leider nicht unterrichten. Ihr habt von der Bildungsdirektion keine Zuweisung bekommen, es wurde kein Dienstauftrag erteilt. Das heißt, es gibt Personen, die unterrichten wollen, die aber entweder keine Rückmeldung bekommen oder rechtzeig bis Schulbeginn keinen Dienstauftrag und keine Zuweisung an eine Schule bekommen. So wird vorhandenes Personal davon abgehalten zu unterrichten, obwohl die Leute da sein müssen.

 

Diesbezüglich liegt die Verantwortung meines Erachtens ganz klar bei Ihnen, Herr Stadtrat, dass Sie ordentlich viele MitarbeiterInnen für das Personal in die Bildungsdirektion und in die Präsidialsektion stecken, damit diese Antworten und Zuweisungen zeitgerecht gemacht werden, damit die Schulen ihr Personal wirklich rechtzeitig bekommen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Es kann ja tatsächlich nicht sein, dass, obwohl wir insgesamt zu wenige Lehrerinnen und Lehrer haben, BewerberInnen vorhanden sind, die unterrichten wollen, diese dann aber entweder keine Antwort bekommen oder zwar eine Antwort bekommen, bis zum Schulanfang jedoch keine Zuweisung an ihre Schule bekommen und daher bei der Eröffnungskonferenz am ersten Schultag erfahren müssen, dass sie leider nicht unterrichten können, weil für sie keine Zuweisung von der Bildungsdirektion gekommen ist. Das ist ja tatsächlich absurd!

 

Für den PädagogInnenmangel in der Stadt gibt es aber noch viele Gründe mehr, die wir schon oft diskutiert haben. Mit dem PädagogInnenstudium Neu gehen viele Kolleginnen und Kollegen auch in die AHS, weil sie auch dort unterrichten können. Das PädagogInnenstudium Neu bedeutet aber auch eine Verlängerung des Studiums, und daher können viele nur Teilzeit und nicht Vollzeit arbeiten. Weiters sind die Arbeitsbedingungen an den Schulen teils wirklich sehr mangelhaft. Gründe sind mit Sicherheit auch der Ruf des Berufs und auch die Herausforderungen im Zusammenhang mit Corona. - All das sind Gründe, warum immer mehr LehrerInnen den Beruf verlassen und immer weniger Menschen diesen Beruf, der eigentlich ein wunderbarer Beruf ist, ergreifen.

 

Ich glaube und wir glauben, dass man in der Stadt sehr viel dazu beitragen kann, diesen Beruf wieder attraktiver zu machen, angefangen von einer Kampagne zum Ruf des Berufes über eine Attraktivierung des Arbeitsumfeldes bis hin zu Anreizen, auch an die Mittelschulen und Volksschulen zu gehen, wo man jetzt einen großen Mangel hat. Wir stellen daher einen Antrag zur

 

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