Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 29. Sitzung vom 18. Oktober 2022 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. PGL-2088928-2022/GAT: Bekanntgabe, dass von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der ÖVP und der FPÖ ein Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission ("SPÖ- Finanzskandal- Untersuchungskommission") eingelangt ist und die Zulässigkeit geprüft wird. S. 3 3. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-2112048-2022-KVP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-2108720-2022-KSP/GM) S. 5 3. Anfrage (FSP-2109837-2022-KFP/GM) S. 8 4. Anfrage (FSP-2111830-2022-KNE/GM) S. 10 5. Anfrage (FSP-2112597-2022-KGR/GM) S. 14 4. Redner zur Geschäftsordnung: StR Dominik Nepp, MA S. 16 5. Ordnungsruf an StR Dominik Nepp, MA S. 17 6. AST-2125426-2022-KVP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Rote Macht braucht Kontrolle - mehr Transparenz in der Stadt und im stadtnahen Bereich" Rednerin bzw. Redner: GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM S. 17 StR Dominik Nepp, MA S. 19 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 19 StR Peter Kraus, BSc S. 20 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 21 GR Maximilian Krauss, MA S. 22 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 23 GR David Ellensohn S. 24 GR Mag. Manfred Juraczka S. 25 GRin Aslihan Bozatemur S. 26 7. Mitteilung des Einlaufs S. 27 8. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 27 9. Umstellung der Tagesordnung S. 27 10. 1973331-2022-GBI; MA 13, P 4: Verein wienXtra; Förderung Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 27 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 27 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 29 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 30 GRin Silvia Janoch S. 33 GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 34 GR Stefan Berger S. 36 GR Benjamin Schulz S. 38 GR Nikolaus Kunrath S. 39 GR Markus Ornig, MBA S. 41 Abstimmung S. 41 11. 1900714-2022-GGS; WIGEV, P 6: Beitritt des Wiener Gesundheitsverbundes zum Verein Facility Management Austria Berichterstatter GR Christian Deutsch S. 41 Rednerinnen bzw. Redner: GR Wolfgang Seidl S. 41 GRin Mag. Barbara Huemer S. 42 GR Ing. Erol Holawatsch, MSc S. 44 GRin Mag. Stefanie Vasold S. 44 GR Nikolaus Kunrath S. 45 Abstimmung S. 46 12. 1907011-2022-GKU; MA 7, P 19: Einzel- und Gesamtförderungen im Bereich Stadtteilkultur und Interkulturalität Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 46 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 46 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 48 GRin Patricia Anderle S. 50 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 50 GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 51 Abstimmung S. 51 13. 1907359-2022-GKU; MA 7, P 20: Szene Wien KulturbetriebsgesmbH; Förderung Abstimmung S. 46 14. 1978145-2022-GKU; MA 7, P 24: Wiener Festwochen GesmbH; Förderung Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 51 Rednerin bzw. Redner: GRin Veronika Matiasek S. 52 GR Peter L. Eppinger S. 52 GR Jörg Neumayer, MA S. 54 Abstimmung S. 55 15. 1890480-2022-GGK; MD-BD, P 15: Wiener Photovoltaik-Offensive - Ergänzung der Kooperationsvereinbarung mit der Wien Energie GmbH Berichterstatter GR Ernst Holzmann S. 55 Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 55 GR Dr. Josef Mantl, MA S. 56 GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 57 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 57 Abstimmung S. 58 16. 1636395-2022-GGI; MA 21 B, P 9: Plan Nr. 8329: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan sowie Festsetzung einer Schutzzone und einer Wohnzone in 2., KatG Leopoldstadt Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 58 Rednerin bzw. Redner: GRin Ing. Astrid Rompolt, MA S. 58 GR Kilian Stark S. 59 GR Erich Valentin S. 61 GR Kilian Stark (tatsächliche Berichtigung) S. 61 Abstimmung S. 62 17. 1679435-2022-GGI; MA 21 B, P 10: Plan Nr. 8341: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 22., KatG Aspern Abstimmung S. 62 18. 1875892-2022-GGI; MA 28, P 11: Vertrag mit der Asfinag betreffend Vorhaben Stadtstraße Aspern Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 62 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 62 GR Ernst Holzmann S. 63 GR Kilian Stark S. 64 Abstimmung S. 65 19. DRI-2129986-2022-KGR/GF: Dringliche Anfrage von GR Johann Arsenovic, GRin Dr. Jennifer Kickert, GR Georg Prack, BA, GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia, GRin Mag. Barbara Huemer und GR Nikolaus Kunrath betreffend "Post Corona, Energiekrise, Teuerung - Gerade jetzt dringende finanzielle Unterstützung für alle Wiener Einkaufsstraßen durch die Stadt Wien" Verlesung: Schriftführer GR Nikolaus Kunrath S. 65 Begründung: GR Johann Arsenovic S. 66 Beantwortung: Amtsf. StR KommR Peter Hanke S. 67 Rednerinnen bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 70 GRin Veronika Matiasek S. 72 GR Markus Ornig, MBA S. 74 GRin Margarete Kriz-Zwittkovits S. 75 GR Prof. Rudolf Kaske S. 77 GR Johann Arsenovic S. 78 GRin Katharina Weninger, BA S. 79 StR Peter Kraus, BSc (tatsächliche Berichtigung) S. 80 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 81 Abstimmung S. 81 20. 1910111-2022-GGI; MA 28, P 12: Hauptstraßen B; diverse Grunderwerbe (Kauf- und Schenkungsverträge) Abstimmung S. 81 21. 1920421-2022-GGI; MA 28, P 14: Vorhaben Hauptstraße B1; Instandsetzung Westausfahrt Nikolaibrücke Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 81 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 81 GR Kilian Stark S. 82 GR Erich Valentin S. 83 GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 84 GR Erich Valentin S. 85 Abstimmung S. 85 22. 1841746-2022-GWS; MA 28, P 7: Vertrag gemäß § 1a BO für Wien über die Errichtung von Infrastruktur sowie die Umsetzung von Maßnahmen, Kostenbeiträge und Einräumung von Dienstbarkeiten zu Gunsten der Stadt Wien betreffend Projekt 2., Obere Donaustraße 23-29 Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler S. 86 Redner: GR Georg Prack, BA S. 86 Abstimmung S. 87 23. 1793066-2022-GFW; MA 5, P 1: Förderangebot an den Auslandsösterreicher-Fonds (AÖF) Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 87 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 87 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 88 GRin Mag. Aygül Berivan Aslan S. 89 GRin Sabine Keri S. 90 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 91 GR Hannes Taborsky S. 93 GR Mag. Dietbert Kowarik S. 95 Abstimmung S. 98 24. 2001127-2022-GFW; MA 5, P 3: Förderangebot an die Fachgruppe Wien der Kino-, Kultur - und Vergnügungsbetriebe, Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien als Rechtsträger des Praterforums Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA S. 100 Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 100 GR Mag. Josef Taucher S. 101 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 101 Abstimmung S. 103 (Beginn um 9.01 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf alle bitten, die Plätze einzunehmen. Die 29. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Ganztägig verhindert sind GRin Mag. Berger-Krotsch, Amtsf. StR Hacker, GR Hursky, GR Mahdalik, GRin Dipl.- Ing. Otero Garcia, GRin Spielmann, GR Stadler, GR Woller. Zeitweise verhindert sind GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, GR Gstöttner, GRin Korosec, GRin Mag. Sachslehner. Gemäß § 59a Abs. 2 in Verbindung mit § 59b Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung gebe ich bekannt, dass von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Dr. Markus Wölbitsch-Milan, Mag. Manfred Juraczka und Kolleginnen und Kollegen der ÖVP sowie Maximilian Krauss, Ing. Udo Guggenbichler und Kolleginnen und Kollegen der FPÖ ein Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission betreffend Missstände bei der Wahrung der Eigentümerrechte und der Ausübung der Anteilsverwaltung des Bürgermeisters und des Finanzstadtrates bei der Wien Energie GmbH beziehungsweise der Wiener Stadtwerke GmbH, der Behebung von Liquiditätsengpässen des Unternehmens durch die einer politischen Verantwortlichkeit unterliegenden Organe sowie damit im Zusammenhang stehende Verfügungen im Rahmen der Notkompetenz durch den Wiener Bürgermeister eingelangt ist und die Zulässigkeit desselben geprüft wird. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-2112048-2022-KVP/GM) wurde von Herrn GR Gstöttner gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtet. Schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! In dieser Anfrage geht es um den Voranschlag 2023. (Der Wiener Gemeinderat hat am 30. November 2021 zum ersten Mal ein Doppelbudget für die Jahre 2022 und 2023 beschlossen. Zum damaligen Zeitpunkt war nicht absehbar, dass Bürgermeister Michael Ludwig basierend auf Anträgen der MA 5 zur Sicherstellung der ausreichenden Liquidität des Wiener Stadtwerke Konzerns im Voranschlag 2023 zwei Überschreitungen in der Höhe von jeweils 700 Mio EUR genehmigen musste, die in Fremdmittelaufnahmen zu decken sind. Welche Konsequenzen, insbesondere welche damit verbundenen Beschlüsse im Wiener Gemeinderat, ergeben sich auf Grund der Überschreitungen für den Voranschlag 2023?) Ich darf den Herrn Stadtrat um Beantwortung bitten. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich danke für diese Anfrage und darf vielleicht nur ganz kurz zum Thema Doppelbudget ausholen, ein Doppelbudget für die Jahre 2022 und 2023, das natürlich auch getragen ist von einer Entwicklung, die auf dem nationalen und internationalen Markt in Europa natürlich noch nicht bekannt war. Wir wissen alle, dass das, was Covid gebracht hat und bringt, dass das, was der Krieg in der Ukraine an Auswirkungen hat, all das, was mit der Teuerung Hand in Hand geht, natürlich zu einer Veränderung auch der Budgetzahlen führen wird. Da gibt es Ausreißer nach oben und nach unten. Es führt jedenfalls dazu, dass wir gezwungen sind, uns an diese Situation anzupassen und das eine oder andere zu hinterfragen und, wenn geht, zu optimieren. Das ist ein Thema, das uns auf Landesebene in allen Bundesländern und auf Bundesebene entsprechend genauso betrifft. Deshalb erlaube ich mir, jetzt in weiterer Folge auf Ihre konkrete Anfrage, nämlich: "Welche Konsequenzen, insbesondere welche damit verbundenen Beschlüsse im Wiener Gemeinderat, ergeben sich auf Grund der Überschreitungen für den Voranschlag 2023?" - wobei hier wiederholt natürlich der Zusammenhang mit dem Thema Wien Energie, mit den 2 Krediten, dem Schutzschirm, wie wir es benennen, der 2 Mal 700 Millionen EUR und den Auswirkungen, die es hier gibt, gesucht ist und gefragt ist -, auch eine konkrete Antwort zu geben. Einerseits muss ich einmal klarstellen, dass von diesen Kreditlinien, die ja einem Darlehensvertrag entsprechen, der entsprechend verzinst wird, bis spätestens 30. November 2023 die Rückführung zu erfolgen hat. Daraus ergeben sich einmal keine Konsequenzen auf der Beschlussebene hier im Gemeinderat. Die Stadtverfassung sieht hier nicht wie auf Bundesebene eine entsprechende Nachtragsbudgetierung vor, sondern das Thema dieser Kreditlinien spiegelt sich dann in Zweierlei wider: einerseits im Bereich der Vermögensrechnung der Stadt Wien und auf der anderen Seite im Bereich des Finanzierungshaushaltes. Wenn wir bei der Vermögensrechnung beginnen, dann ist es so, dass die Inanspruchnahme über den Jahresultimo 2022 hinaus sowohl in den Aktiva unter den kurzfristigen Forderungen zu bilanzieren sein wird als auch auf der Passivseite unter den kurzfristigen Finanzierungsschulden. Die Verrechnung des Finanzierungshaushaltes erfolgt natürlich mit der Auszahlung einer Kreditlinie und dann auch wieder mit der Rückführung derselben. Das heißt, je nachdem, wie hoch die Ausnutzung der Kreditlinie zum Jahresultimo des heurigen Jahres, zum 31.12.2022 liegen wird, werden sich diese kurzfristige Finanzschuld in den Passiva und die Forderungen in den Aktiva des Rechnungsabschlusses 2022 wiederfinden. Was den momentanen, aktuellen Stand der Dinge betreffend diese beiden Kreditlinien betrifft, freut es mich aber sehr, dass ich vor Kurzem noch sagen durfte, es wurden von dieser 2. Kreditlinie 350 Millionen EUR an die Stadt Wien rückgeführt, und mittlerweile sind es, sehr geehrte Damen und Herren, 700 Millionen EUR. 700 Millionen EUR konnten zurückgeführt werden - ein großer Betrag, der in dieser Form auch diesen Markt widerspiegelt, der von Auf und Ab geprägt ist. Und diese Margin-Zahlungen, die uns in diesen letzten Wochen und Monaten mittlerweile doch immer wieder bewegt haben, haben sich in eine Richtung entwickelt, die sehr erfreulich ist und die eine große Zahl an Leistungen, die da an Kautionen zu hinterlegen waren, wieder rückführen konnte. Das bedeutet auch, dass wir weiters die Kreditlinie des Bundes, die eingeräumt wurde, von 2 Milliarden EUR bis zum heutigen Tag nicht anrühren mussten und wir wie gesagt, ganz im Gegenteil dazu, derzeit mit einer höheren Rückführung hier bilanzieren dürfen. Ich bleibe aber bei diesem Thema sehr vorsichtig und sage: derzeit rückgeführt haben. Ich kann nicht sagen, wie dieses Thema möglicherweise in einem Monat aussieht, weil wir dieses Auf und Ab in diesen Kautionsthemen natürlich weiter zu beobachten haben und hier auch entsprechend reagieren können, weil es diesen eingeräumten Schutzschirm in dieser Form gibt. Ich darf hier auch noch einmal zusätzlich zum Thema Wien Energie ausführen, dass wir ja eine positive Fortbestandsprognose, von der entsprechenden Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG auch geprüft und aufgestellt, vorliegen haben und dass wir auch auf eine Fülle von Gutachten verweisen können, die uns eine ordnungsgemäße Geschäftsgebarung bestätigen. Natürlich werden wir auch seitens der MA 5 permanent beobachten, wie die Entwicklung der Margin-Zahlungen aussieht, und wir werden natürlich auch großen Wert darauf legen, dass eine ehestbaldige Tilgung ansteht. Vielleicht zu der Situation 2023: Wir wissen alle, dass mit der Inflation derzeit im Einnahmenbereich natürlich eine Erhöhung der Gesamteinnahmen zu erwarten ist. Wir gehen davon aus, dass die Umsatzsteuer für heuer schon mit 9,5 Prozent im Plus zu liegen kommen wird. Eine positive Abweichung wird sich für dieses Jahr 2022 auch bei den Einnahmen aus der Lohnsteuer ergeben, hier rechnen wir derzeit mit einem Plus von rund 6 Prozent. Das bedeutet auch, dass die aktuelle Situation eigentlich eine Einhaltung unseres Budgets ermöglicht, und das ist nicht selbstverständlich angesichts der Herausforderungen, die wir am Wirtschaftsstandort Wien abzuarbeiten hatten. Dementsprechend ergibt sich ein Bild, wonach wir derzeit, aktuell, Stand Mitte Oktober, davon ausgehen dürfen, dass wir eine Einhaltung unserer Budgetstruktur für dieses Jahr zu erwarten haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. - Entschuldigung, es war nur kurz etwas Administratives zu machen. Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Seidl, bitte. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Eigentlich von uns! - GR Markus Gstöttner, MSc: Dürfte ich?) Okay, ist mir nicht eingemeldet worden. Aber der Fragesteller ... (GR Markus Gstöttner, MSc Wenn ich dürfte?) - Natürlich dürfen Sie! Bitte, Herr Gstöttner. GR Markus Gstöttner, MSc (ÖVP): Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vielen Dank auch für die Ausführungen. Also wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann ist die Kernaussage auf unsere Frage, dass zum einen diese zwei Überschreitungen im Rahmen des Doppelbudgets noch getilgt werden sollen und sich daher aus Ihrer Sicht keine Notwendigkeit für eine Debatte im Gemeinderat ergibt. - Das hätte ich nur ganz gern bestätigt, ob ich das richtig verstanden habe. Und die zweite Frage, die sich für mich auch stellt, ist: Wir hatten in unterschiedlichen Situationen den Vorschlag, einen aktualisierten Voranschlag für das Budget 2023 vorzulegen. Was ich jetzt auch aus Ihren Ausführungen verstanden habe, ist, dass es tatsächlich einige Veränderungen gibt - auf Grund des Marktes, auf Grund dieser Kreditlinien. Wäre das nicht zusätzlich jetzt noch ein Grund, tatsächlich einen aktualisierten Voranschlag 2023 vorzulegen, den wir sehen und vielleicht auch debattieren könnten? - Danke sehr. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Sie sehen es richtig - so wie ich ganz konsequent Ihre Frage auch beantwortet habe -: Eine eigene Beschlussfassung zusätzlich ist auf Grund der Stadtverfassung in dieser Form nicht notwendig. Sie wissen aber, dass ich großen Wert darauf lege - und darum passt die eine Frage mit der anderen, der zweiten, sehr gut zusammen -, dass ich klar gesagt habe, auch im Finanzausschuss werde ich über diese Veränderungsthemen sehr wohl berichten, weil ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir uns an die aktuelle Situation angepasst entsprechend austauschen und auch aufzeigen, welche Abweichungen hier im Aufwands-, aber auch im Einnahmenbereich vorliegen, um da ein bestmögliches Bild und damit auch eine höchstmögliche Qualität der Diskussion in diesem Gremium zu ermöglichen. Es wird also einen schriftlichen Bericht von meiner Seite im Finanzausschuss dazu geben, und ich möchte, dass wir damit auch alle eine gleiche Basis haben, auf der wir unsere Diskussion führen können. Aber dennoch, um nicht zu kurz zu greifen, wiederhole ich nur das, was ich vorhin auch gesagt habe: Einerseits ist die Frage des Jahresultimos eine entscheidende: Wie hoch sind die Kreditlinien zum 31.12. ausgenützt oder nicht? - Das kann ich momentan nur mit dem Stand von jetzt, von Oktober, sagen. Da sind es momentan 700 Millionen EUR, und diese Ableitung wird sich natürlich im Rechnungsabschluss 2022 wiederfinden und wird natürlich auch im Rechnungsabschluss und für die Zeit des Jahres 2023 eine offene Position sein, die man immer quartalsweise oder monateweise saldieren kann, womit man Aufschluss darüber gibt, wie denn der Status auch im Verhältnis des Darlehens Wien Energie aussehen wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt nun aber von der FPÖ. Herr GR Seidl, bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die Beantwortung. Wir haben ja nicht nur die aktuelle Baustelle Wien Energie, sondern es gibt in Ihrem Budget ja auch die Dauerbaustelle Mindestsicherung, wie Sie wissen. Wir haben jetzt für das Doppelbudget 1,5 Milliarden EUR dafür reserviert. Jetzt meine Frage an Sie: Glauben Sie, dass wir damit das Auslangen finden werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Dieses Jahr ist, wie ich vorhin schon gesagt habe, von vielen Veränderungen betroffen, die wir eigentlich davor nicht kannten. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen budgetiert, haben versucht, möglichst viele Dinge aufzunehmen, aber gerade im Sozialbereich, gerade im Gesundheitsbereich mit der Pandemie sehen wir natürlich jetzt Veränderungen, und erlauben Sie mir, auch hier, ohne jetzt konkret eine Summe zu nennen, zumindest einmal zum Ausdruck zu bringen, dass wir vorbereitet sind, allenfalls hier auch einen höheren Betrag einstellen zu müssen und das auch zu tun, weil das auch unsere Verpflichtung darstellt. Ich werde mir erlauben, Sie wie auch dieses gesamte Gremium über die konkrete Höhe in diesen nächsten Wochen und Monaten zu informieren, weil es einfach wichtig ist, dass wir hier einen guten Überblick haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Herr GR Dipl.-Ing. Margulies, bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat, einen schönen guten Morgen! Ich muss bis jetzt ein bisschen schmunzeln über die euphemistische Diskussion des zukünftigen Budgets. Ja, es ist natürlich für niemanden absehbar gewesen, welche Veränderungen es gibt. Aber wenn wir ehrlich zueinander sind, muss man sagen, es wird wohl von den Zahlen, die für 2023 prognostiziert wurden, einnahmen- oder ausgabenseitig, keine einzige mehr stimmen, und auch das Verhältnis zueinander nicht. Das ist jetzt kein Vorwurf an Sie, weil tatsächlich niemand vorhersehen konnte, was im Jahr 2022 passiert und sich für 2023 niederschlägt. Nichtsdestoweniger wäre es angesichts der sich dramatisch verändernden Situation wahrscheinlich angebracht, tatsächlich eine Budgetdebatte zu führen. Jetzt ist das natürlich einfach, wenn man weiß, man hat als Regierungsmehrheit auch die Mehrheit im Gemeinderat - dann bräuchte man überhaupt kein Budget, denn man kann sowieso immer beschließen, was man will. Aber ich habe Sie kennen gelernt und weiß, dass das eigentlich nicht Ihr Stil ist. Insofern tatsächlich die ernsthafte Frage: Sind Sie angesichts dessen, dass sich wirklich alles verändert hat, wirklich der Meinung, dass es reicht zu informieren, oder wäre es nicht Zeit, angesichts dieser Situation eine politische Debatte darüber zu führen, wie das Budget der Stadt Wien für das Jahr 2023 aussehen sollte? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Sie kennen mich richtig. Es ist nicht so, dass wir die Dinge jetzt laufen lassen. Es ist ganz im Gegenteil so, dass wir jetzt auch mit diesem Dreivierteljahr, das wir jetzt gesehen haben, natürlich eine neue Hochrechnung - über alle Geschäftsgruppen, über alle Aktivitäten, über alle Investitionen - fahren werden, und natürlich werden wir klare Rückschlüsse darauf ziehen, was das in den nächsten zwölf Monaten bedeutet. Natürlich stehe ich nicht an, zu sagen, dass wir all diese Positionen einmal neu zu bewerten und aufzubringen haben. Deshalb sage ich auch, eine Budgetdiskussion halte ich zwar bei einem Doppelbudget, das wir ja inhaltlich von den Grundfesten diskutiert haben, in dieser Form nicht für notwendig, aber ich halte es sehr wohl für wichtig, dass wir uns zu den großen Zahlen, die dieses Budget auch mit sich bringt, natürlich austauschen und meine, dass wir und ich natürlich hier auch eine Bringschuld haben, zu zeigen, in welcher Art und Weise sich dieses Jahr 2023 entwickeln wird und wo wir glauben, dass wir am Ende des Jahres 2023 wirklich zu stehen kommen. Das betrifft alle Positionen, die uns allen wichtig sind, von der Einnahmenstruktur über die Aufwandsstruktur über den Schuldenstand, um es explizit auch zu sagen, und die Möglichkeiten, auch gegenzusteuern, die uns ja besonders wichtig sind, denn wir wollen natürlich mit den Möglichkeiten, die wir auf Landesebene haben, auch eine bestmögliche Unterstützung für möglichst viele Haushalte, für die Wirtschaftstreibenden in diesem Land generieren können. Deshalb fühle ich mich hier auch gefordert, und Sie können sicher sein, dass es hier auch eine entsprechende Diskussion nicht in klassischer Art über ein Budget geben wird, aber in unserem Finanzierungskreis unseres Ausschusses werde ich das gerne tun, und wenn das eine oder andere auch hier im Gemeinderat landet, werde ich gerne Antworten geben auf die Fragen, die Sie mir stellen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. - Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-2108720-2022-KSP/GM) wurde von Frau GRin Mag. Mautz-Leopold gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Bilanz der Wiener Wirtschaftsförderung. (Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wie sieht Ihre Bilanz der Wiener Wirtschaftsförderung im Jahr 2021 und im ersten Halbjahr 2022 aus und welche neuen Fördermaßnahmen stehen an?) Herr Stadtrat, ich bitte Sie um Beantwortung. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Kollegin! Ich danke für diese Frage, denn sie zeigt eindrücklich, wie wir in dieser Stadtregierung arbeiten und was wir für die Wirtschaftsunternehmen in dieser Stadt und damit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tun. Es ist eine Bilanz über das Jahr 2021, die eine sehr deutliche Sprache spricht, und ich werde auch nicht müde, ein Mal mehr zu sagen: Wir sehen das Thema Wirtschaft und das Thema Arbeit, die beide ja in meiner Geschäftsgruppe untergebracht wurden, immer gemeinsam, und deshalb ist es auch gar nicht so einfach, eine Bilanz zu legen, denn wir sprechen nicht über die Bilanz einer Teilorganisation, sondern wir besprechen eigentlich ja eine Bilanz über viele unterschiedliche Organisationen, die wir in dieser Stadt führen und die allesamt einen Beitrag für das Thema Wirtschaft, für die Unternehmen in dieser Stadt, aber auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisten. Deshalb ist es so, dass wir angefangen haben, und ich möchte das nur kurz anschneiden, beim WienTourismus zum Beispiel die Filmförderung neuen Zuschnitts mit der Film-Incentive-Thematik zu führen, wo wir zeigen, dass wir auch wirtschaftlich unterstützen wollen, wenn eben Filme und Streaming-Angebote bei uns aufgenommen werden und damit natürlich eine Wertschöpfung bei Wiener Unternehmen generieren und natürlich Arbeitsplätze, insbesondere in der Kreativwirtschaft, absichern. Es sind aber auch andere Dinge wie der Meeting Fund, der mit großem Erfolg jetzt schon das zweite Mal aufgeladen wurde, an dem die Hotellerie einen großen Anteil hat und durch den die Tagungsdestinationen natürlich einen höheren Buchungsstand generieren können. Auch das ist so etwas Wichtiges, aber im Kern ist es natürlich die Wirtschaftsagentur Wien, die hier eine Bilanz zu legen hat - und so habe ich Sie auch verstanden: dass es hier darum geht, eine Aussage darüber zu treffen, wie denn dieses Jahr 2021 gelaufen ist, und ich erlaube mir, Ihnen das jetzt in einigen Facetten zahlentechnisch auch so zu liefern. In Summe haben wir im Jahr 2021 über die Wirtschaftsagentur Wien über 23 Förderprogramme angeboten, und ich werde nicht müde zu sagen - jedem von uns oder auch jemandem, der uns vielleicht im Streaming-Bereich zusieht -: Nützen Sie die Chance mit Ihrem Handy, gehen Sie auf die Seite der Wirtschaftsagentur Wien und Sie finden in kürzester Zeit für Ihr Unternehmen die passende Möglichkeit, eine Unterstützung zu generieren in den Hauptschienen, die wir hier eben anbieten, oder eben auch über den Tätigkeitsbericht - und weil er gut gelungen ist, habe ich ihn auch mitgebracht - über das Jahr 2021, in dem Sie wirklich eine fundierte, im Detail gut aufgeschlüsselte Situation wiederfinden, in dem wir zeigen, wie wir mit den Finanzmitteln, die wir hier einsetzen, bestmöglich umgehen. Wie gesagt, es waren 23 unterschiedliche Förderprogramme im Jahr 2021, und es sind jetzt, 2022, im Vergleich dazu 21 Förderschienen, die wir anbieten, um 2 weniger. Warum um 2 weniger? - Weil diese unter Corona entsprechend notwendig waren und jetzt ausgelaufen sind und wir sie in dieser Form derzeit nicht verlängern wollen, weil wir glauben, dass wir dort keine Unterstützung geben möchten. Was die Förderfälle betrifft, so waren es im Jahr 2021 in Summe 1.855 Firmen - das ist eine wirklich große Zahl -, knapp 2.000 Firmen, die in Wien gefördert wurden, und es waren darüber hinaus sogar noch mehr Projekte, weil manche Unternehmen auch 2 oder 3 Förderprojekte eingereicht haben, es waren in Summe 2.256 Projekte, die die Wirtschaftsagentur Wien unterstützen konnte. Wenn man es nach den Bezirken aufgeschlüsselt darstellt, wie viele Projekte eingereicht wurden - das ist vielleicht auch in diesem Raum sehr interessant -, dann ist bei den Top-5 Bezirken der 7. Bezirk voran mit 274 Projekten, gefolgt vom 1. Bezirk mit 225 Projekten, dem 2. Bezirk mit 138 Projekten, dem 6. Bezirk mit 121 und dem 3. Bezirk mit 120 Projekten. Wenn man dieses ganze Spiel mit den Bezirken auch auf absolute Zahlen herunterbricht, dann ist jener Bezirk, der für das Jahr 2021 in Summe die größte Fördersumme abgefragt hat, der 3. Bezirk mit 6,509 Millionen EUR, gefolgt vom 7. Bezirk mit über 5,6 Millionen EUR und dem 23. Bezirk mit 5,3 Millionen EUR - also wirklich große Summen, die da für die Unternehmungen in die Bezirke geflossen sind, und, so glaube ich, ein wichtiges Signal auch für die Wiener Wirtschaft, die wir unterstützen konnten. Dass das Jahr 2021 natürlich auch weiterhin ein Ausnahmejahr war, ist selbstverständlich, denn Corona hat uns natürlich einen neuen Auftrag gegeben, Wiener Unternehmen Unterstützungen zu geben, und es war möglich, den Wiener Unternehmen und der Wiener Wirtschaft für dieses Corona-Thema eine Fördersumme von insgesamt 50 Millionen EUR zur Verfügung zu stellen. Das zeigt auch, wie wir die Auswirkungen von Corona bekämpfen und diesen gegensteuern wollten. Man sieht auch, wenn man sich die Branchen ansieht, dass eigentlich alle Branchen inhaltlich vertreten waren - das trifft den Einzelhandel genauso wie den IT-Bereich und das allgemeine Gewerbe, es ist wirklich eine bunte Mischung an Aktivitäten, die wir hier vorzuzeigen haben. Natürlich ist das Thema der Geschäftsbelebung in diesen letzten Jahren ein wesentliches gewesen, weil wir wissen, was wir natürlich der urbanen Struktur schulden, und versuchen, hier sehr intensiv auch neue Wege zu gehen. Wir werden heute am Nachmittag ja noch die Möglichkeit haben, dazu das eine oder andere zu diskutieren. Wir sind aber in diesem Jahr 2021 auch ganz neue Wege gegangen. So haben wir etwa einen eigenen Call mit dem Namen Zero Emission Cities 2022 aufgestellt. Da geht es um innovative Projekte im Zusammenhang mit der Klimaneutralität, bei denen wir erstmals sagen, wir wenden uns nicht nur an nationale und damit auch insbesondere an Wiener Firmen, sondern auch an internationale Firmen, die die Möglichkeit haben, innovative Projekte, die der Klimaneutralität dienen, in Wien umzusetzen, also nach Wien zu kommen, diese Projekte in Wien umzusetzen und damit die Wertschöpfungskette nach Wien zu verändern und zu verschieben - und auch das halte ich für sehr, sehr wichtig. Wir sehen aber auch, dass wir eine große Unterstützung bei den kleinen Nahversorgern geben konnten, dass eine Vielzahl unserer Geschäftsbelebungsaktivitäten in diesem Bereich zu liegen kam. Auch der Förder-Call zum digitalen Humanismus ist eine ganz tolle Spezialität und etwas Neues gewesen, womit wir, glaube ich, zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und auch unser Förderregime entsprechend anpassen. Es gibt eine Fülle von Firmen, die ich hier eben damit auch benennen darf. Wichtig ist uns natürlich immer der innovative Ansatz. So gibt es da eben vieles, von 3D-Scans für Fehlstellungen im Fußbereich bis zu Tinnitus-Behandlungen - wo Start-ups gegründet werden, die mit einer ganz neuen Technologie versuchen, hier Furore zu machen - oder bis hin zur veganen Lachsproduktion, die in dieser Stadt mittlerweile vorkommt, wo wir ja auch seit zwei Jahren bei der Wirtschaftsagentur einen Nahrungsmittelschwerpunkt verfolgen, der eigentlich sehr, sehr gut nachgefragt und gebucht ist. Es sind aber auch die großen Firmen, die wir natürlich unterstützen, wie Boehringer Ingelheim, die wir hier auch im letzten Jahr mit der Herstellung von therapeutisch wirksamen Peptiden in den entsprechenden Qualitäten unterstützt haben. Wenn ich Ihnen noch kurz für das Jahr 2021 einige große Zahlen nennen darf, dann darf ich Ihnen sagen, dass über 4.300 Beratungsgespräche geführt wurden - auch das ist unglaublich viel -, dass wir mit unserer Arbeit in der Wirtschaftsagentur über 5.300 Arbeitsplätze sichern konnten und dass wir über 700 Millionen EUR an Investitionen getätigt haben und eben 1.527 Projekte fördern durften. Und wenn man das in Ansatz bringt, was wir im Jahr 2021 finanziell aufgestellt haben und welche Wirkung wir erzielt haben, dann ist das, glaube ich, großartig, denn diese 1.527 Projekte haben dazu geführt, dass wir über 46 Millionen EUR eingesetzt haben, und diese 46 Millionen EUR haben zu Investitionen von 234 Millionen EUR geführt. Also der eingesetzte Euro ist mehrfach zurückgekommen. Das ist ja unser Ziel: dass eben auch die Eigeninitiative aller, die im Wirtschaftssektor tätig sind, natürlich in den Fokus zu rücken ist, aber wir mit unseren Geldern, die wir hier zu Verfügung stellen, einen Beschleuniger ansetzen dürfen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Maximilian Krauss, bitte: GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Meine Frage hat mit dem U-Bahn-Ausbau der Linie U2 und aktuell der Linie U5 zu tun. Und zwar kommt es bei vielen Betrieben und im Speziellen oft auch Gastronomiebetrieben zu Einnahmenentgängen durch Bauarbeiten, die im Nahbereich zu ihren Lokalitäten stattfinden. Jetzt meine Frage: Welche Förderleistungen und welche Hilfen wurden an diese Betriebe, die durch diese Ausbauarbeiten zu finanziellen Engpässen gekommen sind, bereits ausgezahlt? Und wenn, in welcher Höhe? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Kollege! Sie wissen, wir machen das in intensiver Abstimmung auch gemeinsam mit der Wirtschaftskammer, denn es gibt ja unterschiedliche Kontaktpflege: Die einen gehen zur Wirtschaftsagentur, andere wenden sich an die Wirtschaftskammer. Ich versuche hier immer, den Schulterschluss gemeinsam zu machen, um bestmöglich allen Unternehmen, die hier Probleme haben, zur Seite zu stehen. Wir tun das mit unserer U-Bahn-Förderung sehr stark, dass auch Jahr für Jahr eingereicht werden kann. Ich blättere in meinen Unterlagen, aber ich muss Ihnen gestehen, ich habe den Wert für das Jahr 2021 jetzt gerade nicht zur Hand, würde Ihnen den aber klarerweise gerne nachreichen. Es ist eine Fülle von Unternehmen, die sich in dieser schwierigen Zeit des U-Bahn-Baus an uns wenden. Wir wissen, wie schwierig es ist, den normalen Geschäftsbetrieb da auch nur ansatzweise aufrechtzuerhalten, und es ist ganz wichtig, dass es diese Unterstützungslinie gibt, zu der wir uns bekennen und die wir auch jährlich aufladen, aber ich darf Ihnen den konkreten Wert bitte nachreichen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Herr GR Arsenovic, bitte. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Wie wir alle wissen, wird das nächste Jahr ein sehr schwieriges Jahr für die Wiener Unternehmungen sein. Neben den Teuerungen im Energiebereich sonstige Teuerungen, Zinsen, die steigen, höhere Lohnabschlüsse, auf der anderen Seite der Kaufkraftverlust, der natürlich zu Umsatzeinbußen führen wird. Jetzt hat die Bundesregierung, wie wir wissen, für das Jahr 2022 für ein Drittel der Mehrkosten eine Förderung beschlossen bis September, und es war bisher bei der Corona-Hilfe immer gute Tradition, dass die Wiener Förderungen dann diese Bundesförderungen ergänzen und komplementieren. Deswegen meine konkrete Frage: Sind schon Energieförderungen für Unternehmungen für nächstes Jahr geplant? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Kollege! Es ist richtig, das ist eine gute Praxis und dieser fühlen wir uns auch verpflichtet, und ich glaube, die Energieunterstützung Plus, die wir in einem Viersäulenmodell so vielen Wiener Haushalten zur Verfügung stellen, zeigt, dass wir dieses Thema sehr, sehr ernst nehmen. Ich bin bei Ihnen, dass das einerseits natürlich die Haushalte betreffen muss, vor allem die, die sozial jetzt richtig gefordert sind, und darf ein Mal mehr sagen, dass wir sehr schnell die ersten 200 EUR beziehungsweise 300 EUR an Haushalte ausbezahlt haben, dass wir jetzt die Energieunterstützung in einer weiteren Säule in der Form abwickeln, dass Rückstände bei Energieunternehmen bis zu 500 EUR über Antrag entsprechend ausgeglichen werden und dass wir jetzt im 4. Quartal auch noch einmal mit einer großen Mittelstandsförderung beginnen, bei der wir 200 EUR über einer Million Wienerinnen und Wienern zukommen lassen werden, mit einem sehr vereinfachten Antrag, um klar zu machen, wir sind auf Seite derer, die jetzt wirklich unsere Unterstützung brauchen. Das ist auch alles additiv - wiederholt - mit dem Bund zu sehen, und das halte ich auch für gut und richtig, dass man in diesen Zeiten zusammensteht und das auch entsprechend unterstützt. Natürlich versuchen wir, auch über die Wirtschaftsunternehmen unsere Förderungen entsprechend anzubieten. Ich glaube, dass vieles an Fortschritten im Bereich der Technologie Energieeinsparungen bringen kann. Da darf ich wiederholt auf dieses Förderprogramm der Wirtschaftsagentur verweisen, wo wir in vielen Bereichen auch ein Optimierungsszenario fortsetzen. Es sind auch gerade die Förderungen, die wir bei den Geschäftsstraßen vornehmen, die auf mehr Umsatz orientiert sind und damit eine Möglichkeit bieten, diese Krisenmonate leichter zu bewältigen. Wir werden uns natürlich auch substanziell überlegen, wie wir noch zusätzlich weitere Schritte setzen können, um im Jahr 2023 ein Stück weit zu unterstützen. Es ist aber auch richtig, dass mir einmal wichtig ist, in welcher Form hier die Maßnahmen der Bundesregierung aufschlagen. Energiethemen gehören dem Bund, dort ist in erster Linie eine Ansage zu machen, und dann können wir additiv, so wie wir das gewohnt sind, auch auf Wiener Ebene noch zusätzliche Angebote vornehmen. Ich ersuche Sie nur, auch Ihre Kollegen in der Bundesregierung darauf hinzuweisen: Wir haben derzeit Energiemaßnahmen, die sich rein nach hinten richten. Wir sprechen derzeit von den aktuellen Projekten, die sich auf die Zeit von Februar dieses Jahres bis September dieses Jahres richten. Wir sprechen noch nicht davon, wie Wirtschaftsunternehmen in der kommenden Periode Unterstützung finden. Das wäre aber jetzt ganz, ganz wichtig, denn Sie wissen selber: Wie soll man planen können, wenn man nicht weiß, wie die Energiekosten für Unternehmerinnen und Unternehmer für das nächste Jahr aussehen? Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier jetzt einen klaren Schritt nach vorne machen und auch sagen, wie denn die Preissituation und die Entwicklung für diese Unternehmen aussehen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Kriz- Zwittkovits, bitte schön. GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die Ausführungen zu den Wirtschaftsförderungen, die einen Überblick über Volumina der Förderungen in den einzelnen Bezirken gegeben haben. Wesentlich für mich ist aber auch eine direkte Entlastung der Betriebe, und da spreche ich noch einmal Abgaben, Gebühren und Steuern an, wo wir hier schon unmittelbar von der Basis her entsprechend entlasten können. Wir haben in den letzten Sitzungen schon einen ersten Schritt bei den Gebrauchsabgaben gesehen, wo schon einige Positionen weggefallen sind. Sie haben im Regierungsprogramm ein Leitprojekt Abgabenprüfung fixiert, und meine Frage geht nun dahin: Inwieweit sind hier weitere Maßnahmen, Schritte geplant, um bei Abgaben, Steuern, Gebühren weitere Maßnahmen direkter Entlastung zu setzen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrte Kollegin! Es ist richtig, Sie haben es angeführt: Wir haben einen großen Teil schon einmal präsentiert, vor noch nicht so langer Zeit, als wir eben eine Vereinfachung und eine Klarstellung im Abgabenbereich eingebracht haben, die wir auch umsetzen. Es geht mir aber auch darum, weiterhin genau jenen Branchen zu helfen, die es nicht leicht haben. Sie wissen ja, dass ich mich auch für die Gastronomieunternehmen sehr stark mache, damit wir vom Sommerschanigartenbetrieb beim Übergang auf den Winter unkomplizierte Abläufe haben, dass nicht abgebaut und neu aufgebaut, neu eingereicht werden muss. Da eine möglichst intensive Zusammenarbeit mit den Wiener Unternehmerinnen und Unternehmern sicherzustellen, ist mir ein großes Anliegen, genauso wie die Ökologisierung unserer Abgaben, glaube ich, ganz, ganz wichtig ist und auch der Entfall von Themen wie der Luftsteuer etwas ist, das wir bereits erreicht haben. In dieser Form werden wir uns als Koalition natürlich weiterhin gefordert sehen, und wir werden hier auch noch weitere Schritte einbringen, um ein klares Zeichen zu setzen: Wir wollen eine unkomplizierte, rasche Abwicklung in schwierigen Zeiten für Wiener Unternehmungen garantieren und ermöglichen, und wir werden uns hier weiterhin auch für die Prüfung Ihrerseits entsprechend offen zeigen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Sie haben jetzt eine kurze Pause. Die 3. Anfrage (FSP-2109837-2022-KFP/GM) wurde von Herrn GR Berger gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! In dieser Anfrage geht es um Schutzmaßnahmen für Kunst, Maßnahmen gegen Vandalismus. (So genannte 'Klima-Chaoten' kleben sich als vermeintliches Zeichen für den Klimaschutz nicht mehr nur zu Stoßzeiten an wichtige Hauptverkehrsadern diverser Städte, sondern nehmen in mehreren europäischen Städten nun auch Kunstwerke ins Visier. Wurden angesichts dieser Gefahr auch Maßnahmen an Standorten von Museen der Stadt Wien getroffen?) Bitte, Frau Stadträtin, um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Einen schönen guten Morgen Ihnen allen, die hier analog im Gemeinderat sitzen, aber auch die den Livestream mitverfolgen! Die Anfrage von GR Stefan Berger bezieht sich auf die - Zitat - sogenannten Klimachaoten. Die Frage lautet: "Sogenannte Klima-Chaoten kleben sich als vermeintliches Zeichen für den Klimaschutz nicht mehr nur zu Stoßzeiten an wichtige Hauptverkehrsadern diverser Städte, sondern nehmen in mehreren europäischen Städten nun auch Kunstwerke ins Visier. Wurden angesichts dieser Gefahr auch Maßnahmen an Standorten von Museen der Stadt Wien getroffen?" Danke für diese Anfrage. Sie können sich denken, dass gerade ich diese zunehmende Radikalisierung, die es in vielen Teilen der Gesellschaft gibt, mit einem wachsenden sorgenden Blick beobachte. Das ist auch ein Ausdruck unserer Zeit, dass einfach Diskussionen immer wieder das Feld des gemeinsamen Raumes verlassen und eben im Sinne einer Aufmerksamkeitsstrategie möglichst markt- oder werbewirksame Aktionen gesetzt werden, um ein Anliegen in die Bevölkerung zu bringen. Das sind oft gute Anliegen - die junge Generation hat ein großes Thema, nämlich eben auch den ökologischen Wandel, den Klimawandel, und so weiter -, diese Mittel sind aber völlig abzulehnen. Gott sei Dank, wie ich jetzt gelesen habe, war da eine Glasscheibe vor dem Van Gogh, also es ist Gott sei Dank nicht viel passiert. Was wir in Wien haben, ist: Anders als in sehr vielen Museen des britischen Raumes oder des angloamerikanischen Raumes haben wir ein fixes Museumspersonal, und dieses Personal kennt natürlich den Standort, also die räumlichen Gegebenheiten, die räumlichen Situationen in- und auswendig, kann dadurch auch schnell eingreifen und wird extra in dieser Hinsicht auch geschult. Das ist ein Thema, das vor zehn Jahren überhaupt noch nicht vorhanden war, aber jetzt gibt es auch Schulungen, die gerade diese Art von Aktivismus auch einzudämmen versuchen - und das ist mir wie gesagt ein großes Anliegen, dass in unseren Museen nichts passiert. Im Moment ist ja beim Wien Museum Gott sei Dank Baustelle, also insofern sind wir da besonders geschützt, und bei den Bezirksmuseen, die ja auch zu uns gehören, oder vielen anderen kleinen Orten haben wir natürlich das Personal, das da ist, und auch Freiwillige, aber in jedem Fall gibt es in allen Bereichen, in denen ich direkt verantwortlich bin, sozusagen eine Schulung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Zum einen freut es mich, grundsätzlich zu hören, dass es durchaus dieses Problembewusstsein gibt, auf der anderen Seite bin ich natürlich durchaus auch Ihrer Meinung, dass es ein absolut nicht geeignetes Mittel ist, seinem politischen Begehren Nachdruck zu verleihen, indem Sachbeschädigung und Vandalismus betrieben werden. Das sind ja keine Kavaliersdelikte. Es hat in anderen Städten auch bereits entsprechende strafrechtliche Verurteilungen beziehungsweise Entschädigungen seitens der Kriminellen beziehungsweise Aktivisten gegeben. Was mich interessieren würde: Sie haben bereits das Wien Museum angesprochen. Mitarbeiter zu schulen, ist auf der einen Seite durchaus gut und nett, Faktum ist aber, wie wir in anderen Städten gesehen haben: Wenn einmal einer am Bild oder am Ausstellungsstück klebt, dann ist der Mitarbeiter leider auch der Zweite beziehungsweise zu spät. Deshalb meine Frage: Es wird ja insbesondere auch das neue Pratermuseum errichtet - auch hinsichtlich Wien Museum -: Wird es da auch eine Überarbeitung der technischen Sicherheitseinrichtungen geben, um diverse Attacken im Vorfeld zu verhindern? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Das ist eine Frage, die ich einfach recherchieren müsste, inwieweit technisch auf Grund dieser Ereignisse nachgerüstet wird. Ich kann nur sagen, das war ja in der National Gallery, die eigentlich sehr gut technisch gerüstet ist - also es gibt mittlerweile an vielen Orten in den Museen bereits Scanner und ich weiß nicht, was -, und dennoch: Wer Böses will, wird es immer schaffen. Das muss man auch ganz ehrlich sagen. Wir können jetzt auch nicht eine Security-Schleuse einrichten, die sozusagen die Zugänglichkeit der Museen total beschränkt, aber ich werde einfach einmal nachfragen, was da angedacht ist. Aber wer sozusagen erfindungsreich ist und Böses will, wird wahrscheinlich immer Wege finden, etwas zu machen. Und wer hätte das gedacht? Ich meine, Tomatendosen in einem Rucksack würde man zunächst einmal als relativ unverfänglich erachten. (Ruf: Beim Museumsbesuch?) - Beim Museumsbesuch, na ja, da denkt man sich, okay, das sind Studenten, die sich irgendwie eine Pasta machen nachher oder sonst wie. (GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM - erheitert -: Vor dem Bild?!) Aber in der Tat werden wir schauen, inwieweit wir auch solche Gegenstände sozusagen - Rucksäcke sollten ja eigentlich abgegeben werden ... (GR Stefan Berger: Beim Fußballmatch kann ich es auch nicht mitnehmen!) - Ja, genau, beim Fußballmatch kann man sie auch nicht mitnehmen, und wahrscheinlich ist einfach der Inhalt von Taschen auch zu überprüfen. Aber, muss ich ehrlich sagen, da bin ich noch nicht so weit, zu wissen, wie die Detailplanung der Museen jetzt ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage wurde zurückgezogen. Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. GR Taborsky, bitte. GR Hannes Taborsky (ÖVP): Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Frau Stadträtin! Kultur ist ja die Grundlage der Zivilisation, und Kultur führt zum Miteinander von Menschen, und es bilden sich dadurch Gemeinschaften. Deswegen ist der Angriff auf Kultur auch immer die Gegenthese zu dieser Sache und der Schutz von kulturellen Gütern ganz wesentlich für eine Gesellschaft. Jetzt stehen wir da einem neuen Phänomen gegenüber, denn wie Sie gesagt haben, ist ja der Grundsatz des Zugangs, etwas für den Umweltschutz zu tun, heute wohl Allgemeingut. Allerdings diese spezielle Organisation "Last Generation", bekennt sich zwar grundsätzlich zur Gewaltfreiheit, in anderen Veröffentlichungen nehmen sie aber sehr wohl darauf Bezug, dass sie davon ausgehen, dass sich eine - ich zitiere - "grüne RAF" gründen wird, dass sie davon ausgehen, dass Teile ihrer Aktivisten angesichts der hoffnungslosen Situation Autos zerstören werden und es zur Sabotage von Gaskraftwerken und Ölpipelines kommen kann. Das ist eine neue Dimension in dieser Diskussion, und da ist diese Beschädigung eines Bildes nur ein Teil davon. Und diese Sicherheitsthematik jetzt auf das Museumspersonal sozusagen zu übertragen, halte ich für doch etwas zu viel für diese Kolleginnen und Kollegen. Deswegen meine Frage: Die Polizei bekommt schön langsam diese Bewegung, glaube ich, im öffentlichen Raum ganz gut in den Griff, was jetzt den Angriff auf die Kulturgüter betrifft. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang eine Bündelung der Sicherheitskräfte der Stadt Wien, wie zum Beispiel den Vorschlag der ÖVP, hier eine neue Stadtwache zu machen, der man auch diese Aufgaben übertragen könnte, eine Zusammenfassung sämtlicher Sicherheitskräfte, die dann auch den Museen für diese Dinge zur Verfügung stehen würden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Diese Zusatzfrage ist schon sehr weit hergeholt, aber ich lasse sie zu. GR Hannes Taborsky (ÖVP): Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke für die Zusatzfrage. Ich muss sagen, wir müssen mit solchen Zeichen unglaublich sensibel umgehen, denn lassen Sie uns zurückkommen zu dem Thema: Wozu brauchen wir eigentlich die Polizei? - Das ist jetzt keine rhetorische Frage, sondern: Wir brauchen sie für die Menschen, wo es wirkliche, konkrete Gefahr gibt oder auch, um in der Öffentlichkeit etwas zu regeln. Wir wissen ja selber, die Polizei hat gerade in diesen Zeiten - in denen die Demonstrationen so sehr zugenommen haben, aus allen Ecken und Enden - nicht zu viele Kräfte, sondern zu wenige Kräfte. Das heißt, ich würde erst einmal darauf setzen, einmal wirklich mit den Museen zu besprechen: Was können wir tun? Und welche Zeichen würden wir denn senden, wenn wir jetzt alle unsere Güter sozusagen durch extra Personal schützen, also extra Security dafür aufstellen? Wen schrecken wir ab? Denn: Wir wollen ja eigentlich auch viele Menschen einladen. Und wir sind nun einmal vulnerabel. Eine Demokratie ist vulnerabel. Wir können nicht alles in dem Maße schützen, wie wir es vielleicht in bestimmten Situationen für nötig erachten, aber wir hier können uns auch schützen, indem wir grundsätzlich eine andere Diskussionskultur miteinander leben und vorleben, wie wir mit unterschiedlichen Haltungen, Meinungen respektvoll umgehen. Die größte Kraft ist, glaube ich, der nicht aufhörende Dialog und auch, den Dialog mit Gruppen zu suchen, die jetzt sozusagen aus unterschiedlichen Gründen auch verzweifelt sind. Ich kann nur sagen, dem Begriff "Last Generation" sehe ich mit großer Gelassenheit entgegen, denn auch diese Menschen werden sich hoffentlich verlieben und Partner finden und werden plötzlich merken, dass sie nicht alleine sind mit ihrer Generation, sondern dass es auch noch andere gibt, die nachkommen, und auf diesen Moment freue ich mich besonders. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Frau Stadträtin. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-2111830-2022-KNE/GM) wurde von Frau GRin Dipl.-Ing. Arapovic gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um das Wiener Bildungsversprechen und in diesem Zusammenhang auch um das Schulentwicklungsprogramm. (Im Regierungsübereinkommen zwischen SPÖ und NEOS wurde das Wiener Bildungsversprechen als umfassendes Schulentwicklungsprogramm vereinbart. Was ist hier der Umsetzungsstand?) Bitte, Herr Stadtrat. Ich bitte um Beantwortung. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Herr Vorsitzender! Schönen guten Morgen, Frau Abgeordnete! Ich freue mich, über ein tolles Bildungsprojekt hier auch ausführen zu dürfen, über das Wiener Bildungsversprechen, einen der Leuchttürme dieser Koalition im Bereich der Bildung, mit dem Ziel, ein Bildungsversprechen abzugeben - so wie es der Titel des Projektes auch beinhaltet -, nämlich ein Versprechen, dass jeder und jede, der oder die in Wien aufwächst, egal, woher man kommt, egal, was die Eltern machen, wie viel Geld die Eltern haben, egal, in welchem Bezirk man aufwächst, auch die besten Bildungschanen bekommen und die Möglichkeit für den Bildungsaufstieg gegeben ist. Und ja, das ist ein hehres Ziel, das ist ein wichtiges Ziel, weil eine Demokratie genau davon lebt, dass Menschen unabhängig von ihrer Herkunft die Möglichkeit haben, aufzusteigen durch eigenen Einsatz, durch eigenen Bildungserwerb auch voranzukommen, und in einer Stadt wie Wien, in einer großen Stadt auch mit unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen, mit viel Zuzug, ist es eine stetige Herausforderung der Schulen, die bestmöglichen Rahmenbedingungen auch zur Verfügung zu stellen. Genau deshalb dieses Projekt, das Wiener Bildungsversprechen: Um jene Schulen in Wien, die besondere Herausforderungen haben - und davon gibt es viele -, auch besonders zu unterstützen, um zu ermöglichen, dass die besten Schulleistungen erbracht werden, und vor allem den Kindern, die in die Schule gehen, auch den Bildungsaufstieg zu ermöglichen. Es ist ein Schulentwicklungsprojekt, angelehnt an bereits erfolgreich durchgeführte Schulentwicklungsprojekte. Ich habe mir schon vor meiner Zeit als Stadtrat intensiv Schulentwicklungsprojekte international angeschaut, war vor allem fasziniert von der London School Challenge, damals in London gemeinsam von Stadtregierung und staatlicher Regierung durchgeführt mit dem Ziel, London von der schlechtesten Region Englands zur besten zu machen. Das Projekt ist ziemlich gelungen, denn London ist mittlerweile im Ranking in Großbritannien sehr, sehr weit vorne. Die haben es geschafft, indem sie an vielen unterschiedlichen Schrauben angesetzt haben, und genau das wollen wir auch in Wien machen, nämlich die Schulkultur an Schulstandorten, die besonders schwierige Rahmenbedingungen haben, dort hin zu verändern, dass am Schulstandort der Glaube besteht, dass jeder und jede etwas erreichen können, weil Lernen und Schulerfolg sehr viel mit der Schulkultur am eigenen Schulstandort zu tun haben. Die Investition in die Schulkultur, in die Schulentwicklung ist eine Investition in die Zukunftschancen von jedem einzelnen Kind. Wir werden da spezifische Schulen, nämlich zehn in der ersten Phase - das wird sich dann stetig erweitern -, auf freiwilliger Basis begleiten, werden individuell mit Volksschulen und Mittelschulen zusammenarbeiten, uns individuell ansehen, was die Herausforderungen am einzelnen Schulstandort sind. Da wird es nicht ein Patentrezept für alle geben, weil alle Schulstandorte auch unterschiedliche Herausforderungen haben. Wesentlich ist, wir arbeiten mit der Direktion gemeinsam. Es wird da auch Angebote für die Direktorinnen und Direktoren geben, zum Beispiel in dem Weg der Schulentwicklung, wie man mehr Schulautonomie ermöglichen kann. Es gibt großartige Schulen in Wien, die die Schulautonomie sehr, sehr stark leben, nämlich nicht mit 50-Minuten- Einheiten, sondern projektbezogenem Unterricht, aber das bedarf auch einer individuellen und spezifischen Begleitung, und das ist hier ein Ziel: Die Schulleitungen mit Coachings und einer Begleitung und einer Stärkung in ihrer Führungsrolle zu empowern, damit sie die Schulstandorte noch intensiver führen können. Das Programm richtet sich aber ganzheitlich nicht nur an die Direktorinnen und Direktoren, sondern auch an die Schülerinnen und Schüler, an die Lehrkräfte und auch an die Eltern, dort, wo es notwendig ist. Pädagoginnen und Pädagogen können Fortbildungen und Supervisionen machen. Diese Fortbildungen sind nicht allein auf die Pädagogische Hochschule beschränkt, es wird hier intensive Zusammenarbeit auch mit außerschulischen Akteuren geben. Wir wissen, wenn auch von außen etwas in die Schule kommt, entsteht da ganz, ganz viel Innovation, und wir haben in Wien den großen Vorteil, dass es großartige Bildungsinitiativen auch außerhalb des Schulbereiches gibt, die mit den Schulen arbeiten wollen und großartige Angebote auch an die Schulen bringen. Da kann ich zum Beispiel die Projekte "Respekt", "Sindbad" und "Teach for Austria" nennen, und es gibt viele weitere Initiativen, die Innovation, aber vor allem auch Kompetenz in die Schule bringen. Wir setzen also an an der Direktion, an den Schülerinnen und Schülern, an den Lehrkräften, aber auch dort, wo es notwendig ist, mit Elternarbeit, nämlich indem wir mit den Eltern gemeinsam auch auf den Bildungserfolg der Kinder schauen. Wir werden auch sozialräumliche Elemente miteinbauen, nämlich Schule gestalten, in der Schulgemeinschaft auch die Schule verschönern oder so einrichten, wie es die Schulgemeinschaft haben möchte, und hier auch eine Kooperation außerhalb der Schule ermöglichen. Das ist wichtig: Die Schulen zu öffnen, auch mit anderen Kooperationspartnern, mit anderen Schulen zusammenzukommen. Da gibt es in Wien schon die Bildungsgrätzl, bei denen es unser Ansatz ist, dort auch Bildungsinstitutionen zusammenzubringen und so verstärkt zu ermöglichen, auch über den Tellerrand hinweg zu schauen. Das ist auch ein Aspekt dieses Programmes, nämlich Schulen in die Kooperation zu bringen. Die Kooperation bringt einen großen Mehrwert für alle Beteiligten. Man kann sehr, sehr viel voneinander lernen, und das ist auch notwendig, weil viele Schulen große Herausforderungen haben. Unser Versprechen ist: Wir lassen diese Schulen in Wien nicht alleine. Wir begleiten sie, wir unterstützen sie, denn es geht uns um die Bildungschancen von jedem einzelnen Kind in dieser Stadt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von NEOS. Frau GRin Dipl.-Ing. Arapovic, bitte. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Vielen Dank, Herr Vizebürgermeister, für diese Ausführungen. Jetzt gibt es aber national auch verschiedene andere Schulprojekte. Können Sie uns ein paar Fakten herausstreichen? Wodurch unterscheidet sich das Wiener Bildungsversprechen von den anderen nationalen Programmen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es ist tatsächlich so, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen in jeder Stadt und in jedem Land bildungspolitisch sehr, sehr unterschiedlich sind. Man wird nicht die London School Challenge eins zu eins nach Wien bringen können oder auch nicht ein in Hamburg recht erfolgreiches Programm. Wir haben uns aber die Aspekte angeschaut, die in Wien funktionieren, und haben uns in Wien entschieden, einen sehr individuellen Ansatz zu wählen, nämlich individuell mit jeder einzelnen Schule, die in diesem Programm dabei ist, zusammenzuarbeiten, weil jede Schule auch andere Herausforderungen hat. Wir haben uns entschieden, dann auch individuelle Zielvereinbarungen mit den Schulen abzuschließen, denn jede Schule hat hier auch andere Themen - zum Beispiel zu hohe Fluktuation bei den Lehrerinnen und Lehrern, zu hohe Fehlstunden bei den Kindern oder zu niedrige Erreichung der Bildungsstandards. Hier wird es individuelle Zielvereinbarungen mit den Schulen geben, und das ist schon ein sehr, sehr spezifischer Ansatz. Obwohl wir hier individuell vorgehen wollen, wird es auch einen ganzheitlichen Ansatz geben, nämlich nicht nur einen Aspekt an der Schule herauszugreifen, sondern ganzheitlich, wie vorhin erwähnt, mit Direktion, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und SchülerInnen vorzugehen, um einen ganzheitlichen Ansatz von allen Bildungsbeteiligten und BildungspartnerInnen zu ermöglichen. Ein weiterer spezifischer Aspekt ist die Regionalität, dass wir nämlich nicht nur die Schule als Einheit sehen, sondern uns auch bemühen, andere Situationen im Umfeld mitzudenken, ob es Jugendzentren, Büchereien oder andere Bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen sind, um hier auch sozialräumlich Elemente zu sehen, um in die Kooperation zu kommen. Bei den Projekten, die ich bisher angeschaut habe, ging es immer sehr stark um die einzelne Schule und weniger um den ganzheitlichen Ansatz, der in der Region ist. Das sind für mich drei Aspekte, die bei diesem Programm im Vergleich zu anderen sehr spezifisch sind. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN, Frau GRin Mag. Mag. Malle. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Bildungsstadtrat! Vielen Dank für die Ausführungen! Wir unterstützen das natürlich, wenn es mehr Geld für die Schulen gibt und auch mehr Autonomie an den Standorten möglich sein wird. Wir sehen es nicht ganz so radikal und neu, wie es die London Challenge war. Allerdings ist auch das Projekt vom Bund, "100 Schulen - 1.000 Chancen", schon da, das in Grundzügen recht ähnlich ist und unseres Erachtens manchmal ein bisschen weiter geht. Zu den Fragen: Wie viel Geld wird eigentlich zur Verfügung stehen, wie viele Mittel werden für dieses Projekt im Gesamten zur Verfügung stehen? Weil Sie die DirektorInnen angesprochen haben, hätten wir auch gerne gewusst: Wie werden die begleitet? Also wer macht diese Leadership Workshops, dieses Coaching, die fachspezifische Beratung? Noch eine Frage zu den SchulentwicklungsberaterInnen, denn diese sind auch in dem Projekt enthalten: Werden das die SQM, die SchulqualitätsmanagerInnen, sein, oder machen das andere Personen? Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Danke für diese sehr unterschiedlichen Fragen. Zur Abgrenzung "100 Schulen - 1.000 Chancen": Ich finde es gut, dass es in Wien unterschiedliche Programme gibt. Wir haben auch über 800 Schulen, da ist es gut, wenn es unterschiedliche Programme der Schulbegleitung und -unterstützung gibt. Der große Unterschied zu "100 Schulen - 1.000 Chancen" ist, bei "100 Schulen - 1.000 Chancen" von der Bundesregierung geht es vor allem darum, zu evaluieren, wie ein zusätzlicher Mitteleinsatz zu möglichen Leistungsverbesserungen kommt. Man steckt für zwei Jahre einen Sozialarbeiter oder eine Lehrkraft zusätzlich in die Schule und versucht dann, zu evaluieren, ob es etwas in der Leistung gebracht hat. Dieses Projekt ist langfristig auf die Schulkultur ausgerichtet, das sind weniger kurzfristige Maßnahmen, sondern langfristige Begleitungen, die auch zu einem langfristigen Mehrwert an den Schulen führen sollen. Ja, da gibt es natürlich zusätzliche Ressourcen. Wir haben insgesamt für die zwei Bildungsprojekte, die wir heute diskutieren, Bildungsversprechen und Bildungschancen, ein Budget von acht Millionen im ersten Jahr. Es wird dann evaluiert und geschaut, was zusätzlich notwendig ist. Da ist die Möglichkeit, die Projekte auch noch weiter zu skalieren. Das ist einmal das Startbudget, um diese zwei Projekte im ersten Jahr auch gut abzuwickeln. Diese Schulberatungs- und Schulentwicklungs-Coaches sind sowohl von der Pädagogischen Hochschule als auch von externen Anbietern. Das heißt, hier gibt es Schulentwicklerinnen und Schulentwickler in Österreich, die schon viel Erfahrung haben und einbringen. Es wird eine Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule geben, weil die natürlich auch in der Schulentwicklung sehr, sehr viel Expertise hat, und eine sehr, sehr enge Anbindung an die Schulqualitätsmanager, denen es aber nicht möglich ist - die haben zum Teil 30 Schulen -, individuell bei jeder Schule intensiv in der Schulentwicklung tätig zu sein. Das ist eine zusätzliche Ressource, die aber natürlich mit dem Schulqualitätsmanagement eng abgestimmt werden muss, denn die SQMs haben natürlich die Aufgabe der Schulentwicklung, schaffen es aber operativ nicht in der Intensität. Das ist eine zusätzliche Hilfe im Schulsystem, um diese wichtige Schulentwicklung, die auch vom Bund vorgegeben wird, einzufordern. Ja, London war wesentlich radikaler, die haben zum Beispiel alle Bildungsstandards von allen Schulen veröffentlicht. Da gab es Rankings. Wir können gerne darüber diskutieren, wie die grüne Fraktion zu Schulrankings steht, sodass sogar jedes Kind in der Schule nach Leistungen gerankt wurde. Das fand ich einen spannenden Ansatz, egal, wie man dazu steht. Das geht auch gar nicht landespolitisch. Solche massiven Einschnitte im österreichischen Bildungssystem würden nur gemeinsam mit der Bundesregierung und Wien gehen. Ich bin sehr, sehr offen, hier noch weiter zu denken, auch gesetzliche Änderungen vorzunehmen, damit wir auch radikalere Schritte, wie sie in London möglich waren, gehen können. Dafür wird es auch noch eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Bund benötigen. Ich bin sehr, sehr offen dafür. Es gibt bereits Gespräche, und ich finde, je mehr wir hier implementieren können, desto besser. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Zierfuß, bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sie geben ein Bildungsversprechen ab, und gleichzeitig beweist ein interner Schriftverkehr aus der Bildungsdirektion, dass immer noch zwölf Volksschulklassen keine fixen Lehrer zugeteilt haben, also sechs-, sieben-, achtjährige Kinder, die suppliert werden, die irgendwie mitbetreut werden, aber auf jeden Fall keine fixe Lösung haben. Meine Frage deswegen: Gilt dieses Bildungsversprechen, oder - ohne NEOS-Marketing-Sprech - haben diese zwölf Volksschulklassen jetzt schon einen fixen Lehrer? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Wenn ich richtig informiert bin und meine Unterlagen richtig gesehen habe, wird dieses Thema noch sehr, sehr viel Raum einnehmen, sowohl heute als auch vor allem morgen. Ich glaube, ich habe morgen drei Anfragen, eine Aktuelle Stunde, eine Dringliche. Ich bin mir also sehr sicher, dass wir über dieses Thema noch sehr viel diskutieren können. Aber ja, die Rahmenbedingungen sind herausfordernd. Ich habe auch letzte Woche die LandesbildungsreferentInnenkonferenz in Wien gehabt, wo alle Bundesländer von allen Parteien in Wien waren und wir gemeinsam über Herausforderungen im Bildungssystem gesprochen haben. Ja, es gibt akute Herausforderungen, wie dass wir in ganz Österreich zu wenig Lehrerinnen und Lehrer haben. Wir haben gute Beschlüsse gefasst, teilweise alle Bundesländer gemeinsam, mit Wünschen und Anforderungen an den Bund, aber wir haben auch mit dem Ministerium gemeinsam Lösungsansätze entwickelt. Nur, weil es so akute Herausforderungen gibt, wäre es aber doch absurd, zu sagen, wir machen nicht langfristige, mittelfristige Schulentwicklungsprojekte, die genau dafür da sind, abseits von tagespolitischen Herausforderungen langfristige Perspektiven zu entwickeln. Wenn man Schulstandorte stärkt und empowert, dann können sie genau mit diesen Herausforderungen, wie zum Beispiel mit LehrerInnenmangel, besser umgehen. Genau deshalb machen wir solche Projekte. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ein Ja oder Nein hätte gereicht, Herr Stadtrat!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf bitten, die Zwischenrufe einzustellen. - Die 4. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Frau GRin Fitzbauer, bitte. GRin Ilse Fitzbauer (SPÖ): Herr Stadtrat, Sie haben den individuellen und bedarfsorientierten Zugang des Projekts Wiener Bildungsversprechen erwähnt. Können Sie uns konkrete Beispiele nennen, an welchen Zielen die Schulen arbeiten könnten? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Sehr gerne. Es ist abhängig davon, was die Herausforderungen am einzelnen Schulstandort sind. Wenn ein Schulstandort zum Beispiel berichtet, dass die Fluktuation der Lehrkräfte zu stark ist, wird man sich damit beschäftigen müssen, wie das Schulklima ist, wie die Zusammenarbeit Direktion mit Lehrerinnen und Lehrern ist, was die Herausforderung für das Lehrpersonal ist. Ein anderes Beispiel: Wenn es zu viele Fehltage der Kinder gibt, wird man beim Klassenverband ansetzen und fragen müssen, warum die Kinder nicht mehr zur Schule gehen wollen. Was sind die Herausforderungen, was ist der Hintergrund der Eltern, wie funktioniert die Elternarbeit? Das Ziel des Projektes ist, sehr individuell und spezifisch darauf einzugehen, was denn die Herausforderungen am Schulstandort sind und dann auch gemeinsame Ziele zu setzen. Die können im Klassenverband mit den Schülerinnen und Schülern sein. Solche Klassenvereinbarungen halte ich für ein sehr, sehr gutes Instrument. Wenn sich alle auf ein gemeinsames Ziel committen, dann ist es meistens viel, viel stärker, als wenn es von oben vorgegeben wird. Es gilt aber auch, Ziele mit den Schulen zu definieren, nämlich: Wo gibt es Herausforderungen, wo müssen wir besser werden? Und dann abgeleitet davon: Wie schaffen wir es, durch unterschiedliche Unterstützungsmaßnahmen die Ziele zu erreichen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich muss Sie zum einen einmal loben. Sie sind wirklich ein Musterschüler, wenn es darum geht, irgendwelche Papierln zu zelebrieren, ein offensichtlich ganz guter Theoretiker, allerdings wirklich ein Problemschüler, wenn es um die Umsetzung geht. Was Sie hier seit zwei Jahren, seit Sie in der Stadtregierung sind, versprechen und was sich tatsächlich in den Wiener Schulen abspielt, hat mit der Realität relativ wenig zu tun. Wenn Sie dann einmal eine Frage beantworten müssen, die nicht in Ihren vorbereiteten Unterlagen steht, dann weichen Sie aus, schwimmen Sie. Das haben sich die Schülerinnen und Schüler in dieser Stadt nicht verdient. Wir sehen immer wieder insbesondere im Bildungsbereich sowohl von Ihnen als auch von Ihren Mandataren von der anderen Regierungsfraktion: Da werden Schlagworte gedroschen, Wiener Bildungsversprechen, Wiener Bildungschancen. Da gibt es jetzt auf einmal Schulentwicklungs-Coaches, wenn offensichtlich Direktoren nicht imstande sind, eine Schule zu leiten. Das sagt auch sehr viel darüber aus, wie viel Vertrauen Sie in Ihr eigenes Personal haben. Stichwort Personal: Sie sind uns noch eine Antwort schuldig. Wir haben gerade vorhin gehört, dass es offensichtlich in Wien noch immer zumindest zwölf Volksschulklassen ohne fix zugeordneten Pädagogen gibt. Wir haben jetzt mittlerweile Mitte, Ende Oktober, das Schuljahr rennt seit 1,5 Monaten. Sie waren auch in den vergangenen Fragestunden nicht wirklich imstande, hier konkrete Aussagen zu machen, deshalb: Wie schaut es hinsichtlich Personal aus? Stimmen diese Angaben, die ja offensichtlich aus internem Schriftverkehr zu Tage gebracht wurden? Wie schaut es generell mit der Personalrekrutierung für das pädagogische Personal aus? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich habe eine andere Perspektive auf die Rolle der Direktionen als Sie, nämlich dass wir ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie sollen Antworten geben! Das ist eine Fragestunde!) - Genau, und ich definiere, dass ich auf diese Frage wie folgt antworte, nämlich, dass die Direktionen aus meiner Sicht extreme Herausforderungen haben und dabei eine Unterstützung benötigen, die wir ihnen auch in diesem Schulentwicklungsprojekt geben wollen, um die Direktionen zu stärken, denn die Herausforderungen im Schulbereich sind sehr vielfassend und sehr umfangreich. Eine dieser Herausforderungen ist der Personalmangel, den wir bundesweit haben. Bei der letzten Fragestunde habe ich sehr klare und genaue Zahlen auf den Tisch gelegt, wie es mit der Personalsituation aussieht. Es wird auch morgen wieder Thema sein, wo ich sehr genau darauf eingehen werde, wo die großen Herausforderungen im Personalbereich sind. Ich kann aber sehr gerne auf Ihre Frage auch dahin gehend antworten, dass wir schon viele Maßnahmen gesetzt haben, um im Personal-Recruiting noch besser zu werden. Früher war es einfach so, es gab genug Lehrkräfte, es gab eine lange Warteliste in allen Bundesländern und es hat gereicht, dass man ein Mal im Jahr vor dem Sommer ein Bewerbungsfenster aufmacht. Dann hatte man nach dem Sommer genug Lehrkräfte. Dieses System funktioniert nicht mehr, weil wir in vielen Fächern durch unterschiedliche Gründe einen Lehrkräftemangel haben, Pensionierungswelle, ein Drittel der Lehrkräfte beginnt nur noch Teilzeit. Dementsprechend braucht es eine andere Herangehensweise, um Lehrkräfte auch unterjährig zu finden. Darum wird dieser Prozess nie mehr abgeschlossen sein. Zu welchem Stichtag wie viele Lehrkräfte wo fehlen, verändert sich von Tag zu Tag. Ich werde gerne morgen die Daten vom morgigen Tag präsentieren. Was wir bisher gemacht haben, um dieser Herausforderungen Herr zu werden, ist, einen ganzjährigen Bewerbungsprozess zu implementieren. Es gibt jetzt mehrere Bewerbungsfenster, wo die Schulen einmelden können, welche Lehrkräfte sie noch benötigen. Es gibt eine ganzjährige Möglichkeit, die Bewerbung abzugeben, und in den Bewerbungsfenstern findet dann die Zuteilung Schule zu Lehrkraft statt. Das ist eine Veränderung, die notwendig war, um diesem Lehrkräftemangel zu begegnen. Es wird darüber hinaus aber viele andere Maßnahmen benötigen, wobei ich Ihnen aber ganz klar sage, wo die Verantwortung nicht auf Gemeinde- und Landesebene liegt, nämlich die Fortbildungsfrage, die Ausbildungsfrage, die Quereinstiegsfrage. Das sind ganz viele Themen, wo es eine gute Kooperation mit dem Bildungsministerium braucht, das hier gefordert ist, neue Initiativen zu setzen, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen, den wir im Fachkräftebereich nicht nur bei den Lehrkräften haben, sondern in ganz, ganz vielen anderen Bereichen, Pflegekräfte oder andere Bereiche. Es gibt einen Kampf um die besten Köpfe, und den müssen wir auch im Bildungssystem gehen. Wir haben es in Wien mit Schulstart geschafft, dass jede Klasse Unterricht hatte. Es gab Bundesländer, wo Schulen nicht einmal aufmachen konnten. Das sind die Rahmenbedingungen. Das Ziel muss natürlich sein, dass jede Klasse und jede Schule genug Lehrkräfte haben, die sie nach dem Budget bekommen. Daran arbeiten wir und vor allem die Bildungsdirektion tagtäglich, um zusätzliche Lehrkräfte zu gewinnen und diese auch in die Schulen zu geben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Frage (FSP-2112597-2022-KGR/GM) wurde von Frau GRin Mag. Huemer gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. (Im Frühjahr gab es vermehrt Medienberichte über die katastrophalen Zustände in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Rosenhügel, die durch den eklatanten Mangel an FachärztInnen und Pflege verursacht wurden. Angeblich versehen aktuell - abzüglich bereits erfolgter Kündigungen - nur drei FachärztInnen und acht AssistenzärztInnen im Personalstand des WIGEV am Rosenhügel ihren Dienst. Wie ist unter den gegebenen Umständen die Versorgung von akut-psychiatrischen Kindern und Jugendlichen durch den WIGEV überhaupt sichergestellt?) Da der Herr Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport heute entschuldigt ist, darf ich in seiner Vertretung Herrn Amtsf. StR KommR Peter Hanke bitten, die Anfrage zu beantworten. Bitte schön. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Fragestellerin! Ich lasse von hier aus meinen Freund Peter Hacker schön grüßen, der sich auf Reha befindet und die volle Beweglichkeit wieder zurückbekommen möchte. Ich ersuche auch um Entschuldigung dafür, dass ich seine Meinung und seine Meldung hier ablesen werde, um das auch korrekt auf Punkt und Beistrich abzuhandeln. Ich darf dazu vortragen: Die Versorgung von akut-psychiatrischen Kindern und Jugendlichen an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik Hietzing ist trotz der angespannten Fachpersonalsituation auf Grund der umfassenden Maßnahmen weiterhin sichergestellt. - Ich glaube, das ist der wichtigste erste Absatz, der hier in den Mittelpunkt zu stellen ist. Um den Dienstbetrieb zu stabilisieren und die Tagespräsenz zu stärken, wurden die verbleibenden fachärztlichen Kapazitäten vor allem auf den Tag konzentriert. Zusätzliche Unterstützung erfolgt durch den Einsatz von Psychiatern, AllgemeinmedizinerInnen und KinderärztInnen. Auch die multiprofessionellen Teams bestehend aus PsychologInnen, SozialpädagogInnen, und so weiter wurden aufgestockt. - Auch das ist, glaube ich, eine gute und wichtige Botschaft. Des Weiteren wurde gemeinsam mit dem Psychosozialen Dienst Wien vor allem zur Absicherung des Dienstbetriebes in der Nacht ein mittlerweile gut etablierter Dienst-Pool bestehend aus externen FachärztInnen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und FachärztInnen der Psychiatrie eingerichtet. Um den raschen Ausbau der fachlichen Kompetenzen der AssistenzärztInnen zu fördern, wurden gemeinsam mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie des AKH umfangreiche Ausbildungsprogramme erstellt. Trotz aller bisherigen Maßnahmen inklusive intensiver Rekrutierungsinitiativen im internationalen deutschsprachigen Raum bleibt die Gesamtsituation der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf Grund des gravierenden europaweit bestehenden Fachpersonalmangels weiterhin angespannt. Auch die neu errichtete Station für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Klinik Floridsdorf konnte auf Grund von fehlenden fachärztlichen Kapazitäten bisher nicht für die stationäre Versorgung eröffnet werden. An diesem Standort werden Kinder und Jugendliche im ambulanten und tagesklinischen Setting versorgt. Zur weiteren Entlastung der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde die Transitionsstation für psychiatrisch erkrankte Jugendliche ab 16 Jahre in der Klinik Hietzing etabliert und mit Juli 2021 zusätzlich eine weitere Transitionsstation in der Klinik Floridsdorf eröffnet. Um die Versorgung in Wien auch außerhalb des stationären Settings sicherzustellen, wird vermehrt auf innovative Leistungsangebote gesetzt. Besonders erwähnenswert ist hier das Projekt Home Treatment in Zusammenarbeit mit dem Psychosozialen Dienst Wien. Dieses Projekt erfolgt in Kooperation zwischen dem PSD Wien und der Medizinischen Universität Wien und ist seit März 2021 in Umsetzung. Dabei behandelt und betreut jeweils ein multiprofessionelles Home-Treatment-Team äquivalent zu einer tagesklinischen beziehungsweise stationären Behandlung die Kinder und Jugendlichen für eine längere Behandlungsperiode von drei bis sechs Monate in ihrem persönlichen Lebensumfeld. Dieses Projekt wird nun deutlich von zwei auf fünf multiprofessionelle Teams aufgestockt. Um langfristigen und generellen Mangelsituationen im fachärztlichen Bereich entgegenzuwirken, ist es aber notwendig, auch überregional weitere Maßnahmen zu ergreifen. Dieses Thema wird auch auf Ebene der LandesgesundheitsreferentInnen intensiv diskutiert. Wien fordert daher den zuständigen Bundesminister für Soziales, Gesundheit und Pflege auf, folgende Maßnahmen zu setzen. - Es handelt sich um zwei Punkte. Erstens: Erweiterung des Ausbildungsschlüssels für mindestens drei Ausbildungsperioden, Änderung in der Ärzteausbildungsordnung, um das Ausbildungsverhältnis auf eins zu vier pro Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutische Medizin zu erweitern. Zweitens: Öffnung eines Zusatzfaches für eine Ausbildungsperiode. FachärztInnen für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin sollen durch eine zusätzlich dreijährige praktische Tätigkeit im Rahmen eines Ausbildungsverhältnisses in der Kinder- und Jugendpsychiatrie den Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutische Medizin erwerben können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Huemer, bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Vielen Dank Herr Stadtrat, dass Sie den Bericht vorgelesen haben und uns mitgeteilt haben, was Herr StR Hacker zu meiner Frage gesagt hätte. Ich bitte, ihm auch auszurichten, er möge sich auf der Reha wirklich gut erholen, denn es gibt viel zu tun im Gesundheitsbereich. Da gibt es viele Baustellen, und er ist sehr gefordert. Nun möchte ich zur Versorgung der Kinderpsychiatrie eine Anmerkung machen: Den Vorschlag des veränderten Ausbildungsverhältnisses von eins zu zwei auf eins zu vier halte ich, ehrlich gesagt, für fatal. Das ist keine Qualitätsverbesserung. Das ist aber nur eine Anmerkung. Ich möchte diese Gelegenheit jetzt einfach nützen und an Sie als Finanzstadtrat die Frage stellen: Der Personalnotstand ist unter anderem auch damit verbunden, dass zum Teil die Gehälter nicht den Anforderungen entsprechen. Können Sie sich vorstellen, dass Sie als Finanzstadtrat mehr Mittel zur Verfügung stellen, damit die Personalnot in der Pflege wie auch in diversen Fächern im klinischen Bereich gelindert werden kann? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrte Kollegin! Einerseits ist uns wichtig, was ja aus dem Bericht klar herauskommt - Sie sind ja auch eine Spezialistin -, nämlich zu versuchen, möglichst viele in diesen Bereich zu bekommen, um einfach von der Kapazität her gut aufgestellt zu sein. Das unterstützen wir auch sehr, sehr gerne mit vielen Initiativen und versuchen, in Zukunft viele zusätzliche Ausbildungsbereiche abzudecken. Natürlich glaube ich aber auch, dass es so wie in vielen Bereichen unseres sozialen Umfelds wichtig ist, diese Tangente der Gehaltszahlungen im Auge zu behalten. Ja, ich bin mir dieser Aufgabe und dieser Verantwortung auch bewusst, dass wir hier Sorge tragen müssen, die Attraktivität auch mit einer entsprechenden Bezahlung in einem Bereich zu halten, der dafür spricht, dass wir in dem Fall auch unsere Kinder gesund über die nächsten Jahre und Jahrzehnte betreut wissen. Deshalb werde ich in Abstimmung mit unserem Gesundheitsstadtrat alles tun, um da einen Schritt nach vorne setzen zu können. Kurzfristig, glaube ich, ist wichtig, dass das Thema der Behandlung und das Thema der Betreuung eines ist, wo wir uns möglichst wenig Sorgen machen müssen, aber hier gibt es eben noch Luft nach oben. Ich sage Ihnen aber zu, dass wir das sehr beherzt angehen werden und ich das auch sehr beherzt mit Peter Hacker abstimmen werde. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Gorlitzer, bitte. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Wir möchten von unserer Fraktion natürlich auch StR Hacker in seinem Rehab-Aufenthalt gute Genesung wünschen. Herr Stadtrat, Sie waren davor ja Manager einer großen Holding. Vielleicht passt jetzt ein bisschen auch diese Frage dazu, denn wir wissen, im Gesundheitsbereich besteht viel Unruhe und Unzufriedenheit. Wir haben offene Briefe von Primarärzten, wir haben Gefährdungsanzeigen, die teilweise in der Schublade verschwinden, und Krisensitzungen. Nehmen wir nur als Beispiel diese Krisensitzung am 5. Oktober 2022 in der Generaldirektion des Wiener Gesundheitsverbundes, wo die Unfallchirurgie ein Thema war. Da wurde berichtet, dass in der Klinik Donaustadt nur eine von vier Stationen offen ist. Was würden Sie jetzt als Manager sagen? Wie kann man dieses Problem angehen? Stimmt diese Information? StR Hacker hat im letzten Gesundheitsausschuss gemeint, na, das muss vor Ort von den Primarärzten oder von den Direktionen gelöst werden. Wir haben gerade bei dieser Anfrage auch gesehen, es sind so multifokale Probleme im Gesundheitsbereich, dass es nicht nur örtlich zu lösen ist, sondern eine Systemproblematik ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Kollege, ich kann Ihnen über das von Ihnen geschilderte Thema im Detail jetzt keine Auskunft geben, aber eines ist aus meiner Sicht natürlich klar und das weiß natürlich auch Peter Hacker. Einerseits sind natürlich die Strukturen vor Ort gefordert, und dann müssen vor Ort auch eine klare Entscheidung oder klare Maßnahmen getroffen werden. Das ist aber auch leichter gesagt, als getan, wenn es dann keine Optionen dazu gibt. Ich verstehe also schon auch die Schwierigkeit, und deshalb, glaube ich, kann man dieses Thema in der Beurteilung nicht nur von unten nach oben ansehen, sondern muss es natürlich auch systemkritisch bemängeln und muss natürlich festhalten, dass hier zusätzliche Aufgaben auf uns zukommen, die wir in den letzten Jahren aus welchen Gründen auch immer nicht so eng gesehen haben, wie sie sich jetzt in der Praxis auswirken. Da gilt es natürlich, mit allem Nachdruck alles zu tun, so wie ich das jetzt hier auch vorgetragen habe. Man muss national und auch international Sorge tragen, dass wir bestmöglich aufgestellt agieren können. Das bedeutet jetzt eine intensive Recherchearbeit, das bedeutet eine intensive Personalarbeit. Da wird man alles darauf setzen müssen, um dieses Mangelthema bestmöglich aus der Welt zu bringen. Wenn Sie mich jetzt ansprechen: Ich habe mit fast allen Bereichen zu tun gehabt, aber mit Gesundheit im Detail nicht. Dennoch darf ich sagen - das passt jetzt vielleicht nicht in die Beantwortung, aber trotzdem -: Wir haben ja derzeit eine Mangelerscheinung in so vielen Bereichen und kämpfen wirklich trotz aller Verzerrungen, die momentan das Wirtschaftsleben für uns parat hat, auf unterschiedlichsten Ebenen darum, die Wirtschaft entsprechend so zu unterstützen, dass wir eben gut aufgestellt die Leistungen, die wir uns vom System erwarten, auch als Output herausbekommen. Da müssen wir weite Wege gehen. Wir werden das auch in einem anderen Bereich mit dem Fachkräftezentrum versuchen, anzugehen, aber wir wissen natürlich, das wird eine gewisse Zeit dauern, um eben wirklich stabile Strukturen zu entwickeln. Ich glaube, es sind alle aufmerksam, ich glaube, es sind derzeit alle im Umgang mit diesem Thema bewusst, und das ist das Wichtigste, dass sich keiner auf keiner Ebene, um jetzt auch auf besagtes Thema zurückzukommen, zurückfallen lässt. Momentan muss es ein gemeinsames Wollen geben, um diese schwierige Situation in dieser Zeit bestmöglich abzufedern. Ich darf Ihnen zusichern, Peter Hacker tut das sicher gerne, und ich werde das, so wie ich das vorhin auch gesagt habe, gerne auch unterstützen, um eben die Basis dafür zu bilden, dass wir in Zukunft hoffentlich keine Mangelthematik mehr haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage wird von der FPÖ gestellt. Herr GR Seidl, bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, sehr geehrter Herr Stadtrat, für die bisherige Beantwortung! Stichwort Krankenhaus Nord, sprich Klinik Floridsdorf: Sie wissen, den Wienerinnen und Wienern ist im Zuge des Baus unter anderem angepriesen worden, dass es gerade in dem Mangelfach, das wir jetzt besprechen, dort stationäre Betten geben wird. Jetzt wissen wir auch, die Klinik Floridsdorf ist jetzt an sich seit über drei Jahren in Betrieb, trotzdem gibt es bis dato noch immer kein einziges stationäres Bett in diesem Spezialfach. Jetzt meine Frage: Wann wird es diese nun endlich geben? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Entschuldigung, ich habe Sie nicht ganz verstanden, was geben? Ich habe Sie phonetisch nicht verstanden. Was soll es wann geben? GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Stationäre Betten. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Stationäre Betten. Ein klares Thema für meinen Kollegen Peter Hacker. Ich werde ihn befragen und werde es Ihnen mitteilen. Ich darf mir erlauben, diese Frage jetzt in der Form leider nicht beantworten zu können, aber Sie bekommen es klarerweise nachgeliefert. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die Fragestunde beendet. Ich darf für das Protokoll bekannt geben, dass Frau GRin Dr. Ngosso zeitweise verhindert ist. Ich darf bei uns auf der Galerie Schülerinnen und Schüler des BFI Wien recht herzlich willkommen heißen. Willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) Zur Geschäftsordnung hat sich StR Nepp zu Wort gemeldet. StR Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollegen im Gemeinderat! Liebe Gäste auf der Galerie! Sehr geehrter Herr Vorsitzender Reindl! Ich melde mich zur Geschäftsordnung, denn eigentlich hätten wir heute hier und jetzt auf der Tagesordnung den Einsetzungsantrag für die Untersuchungskommission haben sollen, um endlich Aufklärung in dieses rote Milliarden- Desaster zu bringen. Wir hätten diese U-Kommission heute hier diskutieren sollen, und ein Mal mehr wurden die Geschäftsordnung des Gemeinderats und die Stadtverfassung mit Füßen getreten und die Opposition beinhart diktatorisch ausgeschaltet. (Beifall bei der FPÖ.) Herr Gemeinderatsvorsitzender Reindl, ich sage, für normal demokratische Menschen wäre das vielleicht eine Beleidigung, für Sie - nehmen Sie es eher als Kompliment. Sie können sich aussuchen, wie Sie hier ständig als Gemeinderatsvorsitzender agieren, entweder als Zentralsekretär der SED oder als Generalsekretär des Zentralkomitees der Sowjetunion. Ständig werden in der Präsidiale die Oppositionsrechte, vor allem der FPÖ, beschnitten, seien es jetzt Anfragen, die wir stellen, die das gleiche Thema behandeln, wie vielleicht auch das von der ÖVP und den gleichen Stadtrat betreffen, wie die GRÜNEN sie gestellt haben. Sobald die FPÖ eine kritische Anfrage stellt, wird sie ständig als nicht zugelassen deklariert, und Sie verstecken sich ständig hinter irgendwelchen Gutachten. (Beifall bei der FPÖ.) Wie patschert Sie auch jetzt mit der Einsetzung dieser U-Kommission agiert haben, zeigt ja auch der heutige "Kurier"-Artikel, wo sich auch eine stellvertretende geloste Vorsitzende gemeldet hat und auch ihrer Meinung nach die Auslosung dieser Vorsitzführung rechtwidrig ist, denn wenn Sie sich an die Rechte und an die Stadtverfassung halten würden, dann gäbe es entweder die Möglichkeit, dass Sie diese U-Kommission zulassen - dann würden wir sie auch heute hier debattieren -, oder Sie hätten von Anfang an gesagt, dass Teile unzulässig sind, dass es hier Streitfragen gibt, und erst dann hätte es laut Stadtverfassung eine Auslosung der Vorsitzenden geben müssen. Sie haben gesagt, Sie schauen sich das weiter an und tun mal vorsorglich jemanden losen. Das ist rechtswidrig, das ist ein Nullum, und Sie beginnen jetzt schon, ein Recht zu brechen, nur um die Einsetzung dieser U-Kommission zu verzögern, Herr Gemeinderatsvorsitzender. (Beifall bei der FPÖ.) Ich fordere Sie heute hier und jetzt auf, uns endlich Ihre Gutachten zu zeigen, von denen Sie ja behauptet haben, dass Sie sie einholen oder eingeholt haben. Das Einzige, das wir wissen, ist, dass Sie eines von der MD-Recht eingeholt haben. Da kennen wir schon die Vorgangsweise bei der Notkompetenz, wo zuerst ein Gutachten medial kolportiert wird, wo die Notkompetenz gegeben wurde und dann der Vorsitzende der MD-Recht gemeint hat, nein, er hat dem Bürgermeister doch nicht die Notkompetenz empfohlen und geraten und dass das gar nicht stimmt. Ich fordere Sie jetzt auf, endlich einmal Transparenz und Klarheit zu schaffen. Sie können sich nicht ständig hinter irgendwelchen Gutachten verstecken, die Sie der Opposition nicht einmal präsentieren. Hören Sie endlich auf, sich so vehement an die Macht zu klammern, dass Sie sogar die Stadtverfassung und die Geschäftsordnung brechen, und lassen Sie endlich die Opposition in Ruhe und Transparenz für Aufklärung sorgen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, für die Bezeichnung des Vorsitzenden als Zentralsekretär der SED und als Zentralsekretär der Sowjetunion erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Was das Thema Untersuchungskommission betrifft, habe ich mich in der letzten Präsidiale, bei der Sie nicht waren, erklärt, und mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Die Klubobleute wissen über die Vorgangsweise und auch über meine Entscheidungen Bescheid. Im Übrigen wurden in der Präsidiale die Entscheidungen auch einvernehmlich getroffen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Möchte sich noch jemand zur Geschäftsordnung melden? - Das ist nicht der Fall. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: In der Aktuellen Stunde!) Damit kommen wir zur Aktuellen Stunde. Da jetzt Vorsitzwechsel ist, darf ich für die Einleitung der Aktuellen Stunde an die Kollegin übergeben. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Rote Macht braucht Kontrolle - mehr Transparenz in der Stadt und im stadtnahen Bereich" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Dr. Wölbitsch-Milan, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf vielleicht nur noch eine kurze Klarstellung zu Kollegen Reindl machen. Ja, es stimmt, wir haben diese Dinge in der Präsidiale besprochen, aber die Tatsache, dass wir heute nicht über den Einsetzungsantrag der Untersuchungskommission verhandeln, war nicht einvernehmlich, sondern war einzig und allein Ihre Entscheidung. Das finde ich persönlich auch schade, sehr geehrter Herr Vorsitzender. (Beifall bei ÖVP, GRÜNEN und FPÖ.) Das Thema unserer Aktuellen Stunde behandelt natürlich auch ein sehr wichtiges Thema, vor allem aus Sicht des Steuerzahlers und der Steuerzahlerin ein sehr wichtiges Thema, nämlich das ganze Thema rund um den größten Finanzskandal in dieser Stadt rund um die Causa Wien Energie. Er wurde auch heute vom Herrn Finanzstadtrat indirekt angesprochen und auch wieder nicht. Es geht um zwei große Themen: Hat der Bürgermeister zu Recht von einer Notkompetenz Gebrauch gemacht, die, wie der Name schon sagt, eigentlich nur in einem Notfall gezogen werden sollte? Hat er zu Recht mit einer Unterschrift 700 Millionen oder 2 Mal 700 Millionen EUR vergeben? Bis dato konnte man uns in keiner Art und Weise glaubhaft machen, dass das notwendig war, im Gegenteil, wir lesen immer wieder neue Artikel, wo klar belegt wird, dass dem Bürgermeister bewusst war, worum es geht, dass er früh genug alle Gremien dieser Stadt informieren hätte können und dass die Notkompetenz in diesem Fall schlicht und einfach nicht gerechtfertigt war. Das zweite große Thema, das wir natürlich dann auch in der Untersuchungskommission behandeln wollen, ist das Aufsichtsversagen rund um die Wien Energie und damit natürlich auch, was alles im Management schiefgelaufen ist. Der Finanzstadtrat ist leider nicht mehr hier, aber es sei ihm auch gesagt, es geht natürlich nicht nur darum, wie viel Steuergelder am Ende verloren gehen, weil die Wiener Energie nicht in der Lage ist, diese Kreditlinien zurückzuzahlen, sondern es geht natürlich auch um das Risiko, das hier eingegangen wurde und dass sich viele Menschen natürlich Sorgen machen. Wenn hier auf einmal über Nacht ein Risiko auftaucht, wo Millionen- oder Milliardenkredite gebraucht werden, um Liquidität zu sichern, dann ist das ein Aufsichtsversagen und dann ist es etwas, wo man nicht zur Tagesordnung übergehen kann oder sagen kann, es ist eh eigentlich alles super, denn am Ende des Tages wird vielleicht wieder alles zurückgezahlt. Hier geht es um Steuergeld und ein unfassbares Risiko, das Sie bereit waren einzugehen, und das ist Ihr Versagen, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Warum wir der Meinung sind, dass rote Macht Kontrolle braucht, ist, weil all diese Skandale in dieser Stadt - und sie sind ja sehr zahlreich über die letzten Jahre - immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Wenn wir uns an den Kindergartenskandal erinnern, wo es darum gegangen ist, dass Kindergärten, vor allem auch islamische Kindergärten Förderungen für sehr dubiose Praktiken oder eine sehr dubiose Umsetzung bekommen haben, wo Sie lange behauptet haben, es gibt keine islamischen Kindergärten und es gibt keinen Missbrauch in diesem Bereich, wo wir abwarten mussten, bis Medienberichte auftauchen, bis das Ganze wirklich explodiert ist und man dann doch eingesehen hat, dass es sehr wohl so etwas in dieser Stadt gibt. Oder beim Thema Mindestsicherung, wo man gesagt hat, nein, nein, da wird alles rechtens vergeben, wo man dann draufgekommen ist, dass teilweise Geld für Kinder ausbezahlt wurde, die es zum Beispiel gar nicht gibt, die fälschlicherweise angegeben wurden, wo auch Betrug seitens der Antragssteller stattgefunden hat, wo man auch gesagt hat, na, die Mindestsicherung, alles funktioniert großartig, und dann später Gott sei Dank zumindest ein Teil dieser Vergabe auch in Wien reformiert wurde. Beim KH Nord haben wir es gesehen, wo man gesagt hat, na, na, das ist schon alles okay so, es wird zu keinen Kostenüberschreitungen kommen, es ist dort alles höchst professionell abgehandelt worden, und eine U-Kommission später wissen wir, es war und ist ein Milliardengrab. Es ist bei der SPÖ immer wieder das gleiche Muster, wenn es um Aufklärung und Transparenz geht: Es wird beschwichtigt, es wird geleugnet. Erst wenn es gar nicht mehr geht, dann sagt man, na ja, vielleicht hätte man diese oder jene Stellschraube drehen können. Sehr geehrte Damen und Herren, damit ist die Sozialdemokratie in dieser Stadt nie Teil der Lösung für diese Probleme, sondern bis heute ein Teil des Problems. (Beifall bei der ÖVP.) Bei der Wien Energie geht es natürlich nicht nur darum, aufzuzeigen, was alles schiefgelaufen ist, um Vergangenheitsbewältigung zu machen. Es geht natürlich auch darum, so etwas in Zukunft zu verhindern, zu verhindern, dass man wieder solche Risiken eingehen muss, um ein Unternehmen im Besitz dieser Stadt zu retten. Es geht auch darum, die Notkompetenz wieder zu dem zu machen, wozu sie eigentlich gedacht war, nämlich als Mittel für den wirklichen Notfall, wenn es gar nicht mehr anders geht, wenn der Bürgermeister gar keine andere Möglichkeit mehr hat, um Schicksale, um Dinge in dieser Stadt zu retten, als es möglichst rasch zu unterschreiben und auf den Weg zu bringen. Das ist das Ziel und das muss ja auch das demokratische Ziel dieser Untersuchungskommission sein. Das macht ja keiner zum Spaß. Fairerweise muss man sagen, die meisten Untersuchungskommissionen, die in Wien stattgefunden haben und auch von der Opposition angestrengt wurden, hatten am Ende auch einiges gebracht und einiges zu Verbesserungen dieser Stadt beigetragen. Natürlich ist das auch das Ziel dieser Untersuchungskommission, und genau deshalb verstehe ich nicht, warum die SPÖ schon wieder beginnt, so zu agieren, wie sie es immer in dieser Stadt tut. Wir haben gemeinsam mit der FPÖ und gemeinsam mit Verfassungsexperten, mit einem Verfassungsexperten der Uni in Linz, einen Einsetzungsantrag verfasst, weil es uns wichtig war, diesen Einsetzungsantrag wirklich in Abstimmung mit der Stadtverfassung zu erstellen. Wir hätten auch, wie es so schön heißt, Abwurfpakete und irgendwie verhandlungstaktisch Dinge einbauen können, die man dann vielleicht rausstreicht, wo man dann Verhandlungsmasse hat. Dazu haben wir uns nicht entschieden, wir haben uns für einen ehrlichen Zugang entschieden. Wir haben einen Einsetzungsantrag verfasst, der im Einklang mit der Stadtverfassung erstellt wurde. Das sagen nicht nur wir, sondern auch ein Experte. Damit ist er, erlauben Sie mir, wenn ich das so sage, eh schon slimfit gestaltet, weil die Stadtverfassung den Rahmen oder, wenn man so will, eigentlich auch schon ein sehr enges Korsett schnürt, was man in einer Untersuchungskommission untersuchen darf und untersuchen kann. Jetzt auf einmal sagt man, na ja, das müssen wir uns aber schon noch genau ansehen. Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrter Herr Kollege Reindl, so wie kommuniziert wurde, haben wir uns irgendwie gedacht, na ja, okay, eigentlich gibt es vielleicht noch zwei, drei, vier Detailfragen zu klären und dann kann man diese Untersuchungskommission auf den Weg bringen, weil der Antrag eben schon, so wie wir meinen, sehr gut und juristisch einwandfrei verfasst ist. Dann auf einmal gibt es eine Präsidiale, wo man nicht den Einsetzungsantrag auf den Weg bringt, sondern wo man sagt, na, na, man braucht jetzt noch ein zusätzliches Gutachten. Normalerweise reicht ein Gutachten der MD- Recht, das wurde schon von meinem Vorredner gesagt, für alles aus in dieser Stadt. Es reicht aus, um Oppositionsrechte zu beschneiden, es reicht aus, um Anfragen abzudrehen, und auf einmal reicht es nicht aus, um einen Einsetzungsantrag zu prüfen, sondern man will ein zusätzliches Gutachten in Auftrag geben. (GR Mag. Josef Taucher: Sie glauben dem ja nicht!) Aus unserer Sicht - das ist zwar eine Mutmaßung, aber ich glaube, es ist auf Grund der Geschichte und des Verhaltens der SPÖ recht gut fundiert - kann nur das der Grund sein, dass jetzt noch ein zusätzliches Gutachten in Auftrag gegeben wird, weil man den Untersuchungsgegenstand um vor allem das, was für die SPÖ ja höchst heikel ist, weil es ja den Bürgermeister betrifft, nämlich die Notkompetenz, weiter beschneiden möchte. Ich sage Ihnen eines ganz deutlich, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ: Wir werden es nicht zulassen, dass Sie den Untersuchungsgegenstand beschneiden und damit die Aufklärung in diesem für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler so wichtigen Fall behindern. Das werden wir zu verhindern wissen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Es zeigt sich damit auch, warum wir dieser Reform der Untersuchungskommission oder dieser Pseudoreform der Untersuchungskommission im letzten Jahr nicht zugestimmt haben. (GR Maximilian Krauss, MA: Ihr habt zugestimmt!) - Nein, wir haben der Reform der Untersuchungskommission nicht zugestimmt. (StR Dominik Nepp, MA: Doch! Wir haben als Einzige dagegen gestimmt!) - Nein, nein, nein, nein, nein! Noch einmal: Wir haben der Reform der Untersuchungskommission nicht zugestimmt. (GR Maximilian Krauss, MA: Ihr habt zugestimmt! Das gibt es ja nicht!) Ich sage euch, warum: Weil sie einen Webfehler hat, weil sie einen ganz entscheidenden Fehler hat, nämlich dass die Vorsitzende oder der Vorsitzende am Ende entscheidet, was zulässig ist und was nicht, weil die SPÖ am Ende entscheidet, was zulässig ist und was nicht. Sehr geehrte Damen und Herren, das ist ein Fehler, und den Fehler sehen wir jetzt bei dieser Untersuchungskommission. Der Herr Vorsitzende Reindl wird ein Gutachten in Auftrag geben, und wir können uns schon ungefähr vorstellen, was das Gutachten wahrscheinlich aussagen wird, nämlich das, was sich die SPÖ wahrscheinlich auch wünscht, nämlich dass der Untersuchungsgegenstand weiter beschnitten wird. Jetzt können wir natürlich die Vorsitzenden anrufen, das ist richtig, die können aber auch nicht entscheiden, sondern die werden auch nur ein Gutachten erstellen, und am Ende entscheidet ausschließlich die SPÖ. (GR Mag. Josef Taucher: Der Vorsitzende!) Das ist das Problem dieser Untersuchungskommission, das ist das Problem für die Aufklärung in dieser Stadt. Daher meine abschließende Bitte an die SPÖ: Hören Sie auf mit Lippenbekenntnissen, dass Ihnen Aufklärung so wichtig ist! Hören Sie auf mit Lippenbekenntnissen, dass Sie alles transparent auf den Tisch bringen wollen, wenn Sie auf der anderen Seite versuchen, den Untersuchungsgegenstand zu beschneiden. Zeigen Sie, dass Sie es ernst meinen und sorgen Sie dafür, dass diese Untersuchungskommission rasch eingesetzt wird. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner ist Herr StR Nepp zu Wort gemeldet. Bitte, Herr Stadtrat. StR Dominik Nepp, MA: Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, Macht braucht Kontrolle. Das stimmt, und seit Ewigkeiten ist es auch in einer Demokratie wichtig, dass es immer auch eine starke Opposition gibt, die die Missstände der Regierenden aufzeigt. Das ist auf Bezirksebene, auf Landesebene, aber auch auf Bundesebene so. Darum ja, die rote Macht braucht Kontrolle in Wien auf Landesebene, aber genauso braucht auch die schwarze Macht auf Bundesebene Kontrolle. Da gibt es nur eine starke Oppositionskraft, die hier, egal, ob es auf Landesebene oder auf Bundesebene ist, auch die Finger in die Wunden von den Fehlern der Regierenden legt und auch beinhart Oppositionspolitik betreibt, und das ist und bleibt die FPÖ, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Dass gerade die ÖVP heute mit diesem Thema Kontrolle den Titel einberuft, ist ja wirklich schon ein bisschen lächerlich, muss man sagen, denn ihr fordert Kontrolle ein, habt aber ja schon die Kontrolle über euch selbst verloren. Egal, ob es das Thema Asyl ist, wo es einzeln und versprengt innerhalb der ÖVP noch ein paar Resttürkise gibt, die jetzt auf einmal für einen kompletten Asylstopp sind. (GR Mag. Manfred Juraczka: Na, ihr kontrolliert euch selber!) Nebenbei, Frau Sachslehner, am Nachmittag werden wir es beantragen. Ich habe gehört, Sie haben sich wieder einmal entschuldigt, genauso wie das letzte Mal bei dem Klimabonus, den wir auch nicht an Asylwerber auszahlen wollten. Da haben Sie dann auch gefehlt bei der namentlichen Abstimmung. Ob Sie es dann so genau mit Ihren Forderungen nehmen, wenn es auch darum geht, es umzusetzen, werden wir am Nachmittag dann die Nagelprobe haben, ob Sie sich wieder vertschüssen oder hier sind. Es ist auf jeden Fall diese eine Truppe im Bereich Asyl. Im anderen Bereich Asyl gibt es Herrn Mahrer, der diesen grünen Kurs auf Bundesebene ja mitträgt und diesen erfolgreichen Weg der ÖVP unter Karl Nehammer ja auch tatkräftig unterstützt. Dann gibt es noch das dritte Lager, das ist Herr Wölbitsch, der steht da irgendwo in der Mitte und weiß auch gar nicht, wo er hingehört. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das ist super!) Aber um jetzt auf die rote Allmacht zurückzukommen: Ja, es stimmt, diese rote Allmacht in Wien gehört kontrolliert, und die rote Allmacht in Wien bricht auch ständig die Stadtverfassung und die Geschäftsordnung und auch sonstige Gesetze. Ein Beispiel ist die Mindestsicherung. Sie wissen ganz genau, dass die Mindestsicherung schon längst im Sinne des Sozialhilfegesetzes umgesetzt gehört. StR Hacker handelt hier verfassungswidrig, und es wird noch immer rechtswidrig an ausländische Staatsbürger ausbezahlt, obwohl Sie eigentlich schon längst das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz des Bundes hätten umsetzen müssen. Sie zahlen weiter an subsidiär Schutzberechtigte aus, sie zahlen ja sogar an Menschen aus, die einen negativen Asylbescheid haben und schon längst außer Landes gebracht werden sollten. An die zahlen Sie noch immer die Mindestsicherung aus, und darum ist gerade im Bereich der Ausgaben für Soziales die Mindestsicherung so ein Riesenposten, wo man viel Geld bei denen einsparen könnte, die nur wegen der Mindestsicherung hier herkommen. Man könnte die Staatsbürger unterstützen, sei es im Bereich der Mieten, Strom oder Gas oder auch im Bereich der Lebensmittel, wenn man beginnt, endlich zielgerichtet den Menschen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können, anstatt den Menschen zu helfen, die hier herkommen und sich nicht selbst helfen wollen, sondern einzig und alleine von der Allgemeinheit leben wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Oder auch im Bereich des Gesundheitssystems, wo die rote Allmacht seit Jahrzehnten herrscht, ein Versagen, das sich in einer Kette fortsetzt, von Wehsely bis Frauenberger bis Hacker, wo jetzt ja dieses eklatante Versagen in dieser Notsituation aufbricht, wo sich Ärzte und Krankenpfleger melden und sagen, wir können nicht mehr die Sicherheit der Patienten, dass sie eine Gesundheitsversorgung bekommen, wie sie sie benötigen, gewährleisten. Das ist ein Hilferuf der Ärzte und der Krankenpfleger, dass man zum Beispiel im Bereich der Urologie - das war auch groß in den Medien - lebensnotwendige Operationen und Krebstherapien nicht mehr durchführen kann, weil Sie dieses Gesundheitssystem kaputtgespart haben, weil Sie Ärzte abgebaut haben, weil Sie nicht geschaut haben, dass die Krankenpfleger in Zukunft auch bessere Arbeitsumstände haben, dass wir wieder junges Pflegepersonal bekommen und die Älteren und Langgedienten motiviert bleiben. Die hauen ab in die Bundesländer oder suchen sich einen anderen Job. Genau dieses Versagen, sei es im Bereich Soziales die Mindestsicherung, sei es im Bereich der Gesundheitspolitik oder jetzt auch im Bereich der Wien Energie, wo sie Milliarden Spekulationen getätigt haben und jetzt die Wienerinnen und Wiener deswegen erhöhte Preise zahlen müssen, gehört gestoppt. Das geht nur mit einer Kontrolle der SPÖ, mit einer starken Opposition, und wir von der FPÖ werden weiter beinharte Oppositionsarbeit leisten. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Konrad, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter ZuseherInnen auf der Tribüne und am Livestream! Es ist immer wieder spannend, nach ÖVP und FPÖ zum Thema Transparenz zu sprechen. Die FPÖ schafft es wieder einmal, daraus vor allem eine Asyldebatte zu entspannen, und die ÖVP ruft in dieser Aktuellen Stunde das Thema aus, Macht braucht Kontrolle. Natürlich hat die ÖVP recht damit, und man möchte ja fast zu dieser doch bemerkenswerten Einsicht gratulieren, wenn man die Worte von Klubobmann Wölbitsch hört, aber dort, wo die ÖVP an der Macht ist, wo sie diese Überzeugung auch leben könnte, ist leider sehr wenig davon spürbar. Auf Bundesebene beispielsweise, wo sie seit Jahrzehnten an der Macht ist, liefert sie verlässlich und am laufenden Band teilweise massive Fälle von Machtmissbrauch. Ich erspare uns allen und vor allem auch Ihnen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der ÖVP, jetzt eine Aufzählung dieser Fälle. Ich würde mir auch schwer tun, meine fünf Minuten Redezeit hier einzuhalten. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Wenn es dann aber um die Kontrolle und Aufarbeitung dieser Fälle geht, ist die ÖVP verlässlich parat, um diese Kontrolle zu beeinflussen, zu verzögern und zu verhindern. Dann geht es darum, Verfahren zu erschlagen, wie wir gehört haben, dann werden tausende Akten für den U Ausschuss nicht geliefert (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wir kriegen die Akten nicht einmal!), obwohl es einen Entscheid des Verfassungsgerichtshofes gegeben hat und der Bundespräsident hier einschreiten muss. Dann tauchen bei ÖVP-ZeugInnenbefragungen bemerkenswerte Erinnerungslücken auf. Dann wird sogar von der Abschaffung der Wahrheitspflicht in Untersuchungsausschüssen phantasiert. Dann wird von ÖVP-Leuten ganz offen ausgesprochen, dass man alles tun wird, um Fragen der Opposition in den U-Ausschüssen nicht zuzulassen, und all das unter dem Vorsitz von Nationalratspräsident Sobotka, der ja selbst Gegenstand der Untersuchungen ist, hier auch zwei Mal als Zeuge aussagen musste und trotzdem den Vorsitz nicht abgegeben hat. Wenn man dann sieht, wie er den Vorsitz führt, weiß man auch, warum er das nicht getan hat. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wir können uns gerne anschauen, wie das in Wien dann funktioniert!) Ich bin daher ganz froh, dass wir in Wien hier eine andere Regelung des Vorsitzes haben, dass den Vorsitz in der Untersuchungskommission unabhängige Richter und Richterinnen führen werden. Es war auch absolut wichtig und richtig, dass wir bereits im letzten Jahr eine Reform der Untersuchungskommission beschlossen haben, mit ganz, ganz vielen wichtigen Punkten, die auch jetzt bei der Einsetzung der UK zur Wien Energie bereits zum Tragen kommen werden. Neben der Ausweitung der Minderheitenrechte möchte ich hier vor allem eben auch das Schiedsgremium hervorstreichen, das ja nicht nur bei der Verfahrensführung dann über strittige Punkte entscheiden wird, sondern eben auch bei der Einsetzung der Untersuchungskommission bereits eine wichtige Rolle spielen kann (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Nein, das entscheidet nicht! Komm!), nämlich dann, wenn es in der Präsidialkonferenz dazu kommt, dass es unterschiedliche Auffassungen zum Einsetzungsantrag gibt und dann automatisch das Schiedsgericht damit beauftragt wird, innerhalb von 14 Tagen ein Gutachten darüber zu erstellen. (StR Dominik Nepp, MA: Das sollte ja jetzt schon passiert sein! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Warum passiert das nicht? Warum ist das nicht schon längst der Fall?) - Das Gutachten wird dann in Auftrag gegeben, wenn in der Präsidialkonferenz über den Untersuchungsgegenstand und über den Antrag sozusagen Disput herrscht. (StR Dominik Nepp, MA: Der herrscht ja schon!), und das wurde in der ersten Präsidiale noch nicht besprochen. Es ist das Recht, dass sich der Vorsitzende auch den Antrag anschaut und diesen rechtlich prüft. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich bin jedenfalls sehr zuversichtlich, dass wir mit diesem Weg auch möglichst bald zu einer Einsetzung der UK kommen werden und damit eben die Verantwortlichkeiten von Politik, Verwaltung und Aufsicht in dieser Causa beleuchten werden können. Es gibt ja aber auch über die UK hinaus noch zahlreiche andere Instrumente, wo die Causa Wien Energie untersucht werden wird. Der Bundesrechnungshof wird prüfen, der Stadtrechnungshof wird prüfen, und auch dem Bund stehen natürlich sämtliche Unterlagen zur Verfügung, die im Zuge der Übernahme der Kreditlinie vereinbart worden sind. Auch wir haben auf parlamentarischer Ebene in einem Maßnahmenpaket weiter Instrumente beschlossen, unter anderem auch, dass wir das Interpellationsrecht ausweiten werden. Sie sehen also, hier ist einiges am Weg, und wir NEOS unterstützen alle Schritte in Richtung Transparenz. Dieser klare Wille zur Transparenz ist aber auch mit der Hoffnung und dem Wunsch verbunden, dass wir dann im Zuge der Aufklärungsarbeit wieder zu mehr Sachlichkeit zurückkommen (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Sagen Sie das dem Koalitionspartner!) und uns auch in einer sehr komplexen Materie mit den Fakten auseinandersetzen, wo Skandalisierungen und vor allem auch persönliche Untergriffe jedenfalls nicht der richtige Weg sein können. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Peter Kraus. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Stadtrat. StR Peter Kraus, BSc: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Besucherinnen und Besucher auf der Galerie! Ich beginne vielleicht einmal so: Warum reden wir heute hier eigentlich über Kontrolle und Transparenz im Gemeinderat? Ich darf vielleicht noch einmal kurz den Kontext herholen, damit wir alle verstehen, worum es hier geht. Wir haben im Sommer erlebt, dass Vorgänge rund um die Wien Energie dazu geführt haben, dass Milliarden an Steuergeld notwendig waren, damit die Wien Energie ihre Positionen an der Börse überhaupt noch bedienen kann. Wir mussten Ende des Sommers lernen, dass 1,4 Milliarden EUR, also 2 Mal 700 Millionen EUR, vom Bürgermeister in Notkompetenz vergeben wurden, vorbei an den Gremien, dass eine unverzügliche Information, wie es eigentlich vorgesehen war, bedeutet hat, dass der Plan war, man sagt einfach 2 Monate niemand Bescheid und dass erst dann, als die ganze Situation so schlimm war und man dann zur Bundesregierung gehen musste, um Hilfe zu holen, das Ganze medial öffentlich geworden ist. Seitdem haben wir eine Debatte, wo es aus meiner Sicht um dringende Transparenz und um Aufklärung geht, und egal, wann die U-Kommission und wie dann auch eingerichtet wird, kann ich an dieser Stelle nur versprechen, dass sich die GRÜNEN mit voller Kraft an dieser Aufklärung und für die Transparenz einsetzen werden, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Weil jetzt mein Vorredner dazu gesprochen hat, möchte ich an dieser Stelle vielleicht auf die Rolle der NEOS in den letzten Wochen und Monaten eingehen, die NEOS als sogenannte Transparenzpartei. Überlegen wir uns, wie die ganze Debatte begonnen hat. VBgm Wiederkehr hat ja am Beginn, als die ganzen Wien-Energie-Themen aufgekommen sind, zuerst gesagt, er ist eigentlich nicht informiert. Dann war er doch informiert. Dann gab es kurz vor der Genehmigung dieser Notverordnungen Bedingungen für die Zustimmung. Man will sich für mehr Transparenz einsetzen. Das Zitat war, glaube ich: "Erst wenn es mehr Kontrollrechte gibt, werden wir zustimmen." Dann haben die NEOS nachträglich zugestimmt, mehr Kontrollrechte hat es nicht gegeben. Das einzige Ergebnis, das wir hatten, war eine Presseaussendung von SPÖ und NEOS, wo gestanden ist, man will ganz viele Dinge machen, Compliance Officer, Public Governance Kodex, also lauter Dinge, die in der Causa Wien Energie nichts geändert hätten. Außerdem ist noch darin gestanden, dass man das Interpellationsrecht - ohne irgendeine rechtliche Grundlage - im Gemeinderat ausweiten will. Passiert ist genau das Gegenteil: In der Gemeinderatssitzung darauf wurde Wien Energie aus dem Titel einer Dringlichen Anfrage gestrichen und Fragen wurden erst gar nicht zugelassen, somit noch weniger Interpellationsrecht. Wir sehen also: In keinem Punkt, in dem es um Kontrolle und Transparenz geht, konnten sich die NEOS in den letzten Wochen durchsetzen. Das, was die NEOS hier hingelegt haben, sehr geehrte Damen und Herren, war also ein Transparenz-Bauchfleck. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Dann sind da ja noch die zwei Themen der Notkompetenz und der unverzüglichen Information. - Betreffend Notkompetenz rufe ich noch einmal in Erinnerung: Ein Mensch allein - in diesem Fall der Herr Bürgermeister - vergibt im Alleingang vorbei an den Gremien in Summe 1,4 Milliarden EUR an Steuergeld. Ob das wirklich so sein soll? - Aus meiner Sicht ist das höchst diskussionswürdig, und ich meine, man sollte sich hier wirklich eine gescheitere Regel einfallen lassen. Der zweite Punkt ist die Unverzüglichkeit: Ich glaube, jeder normal denkende Mensch versteht unter "unverzüglich" etwas anderes, als dass zwei Monate niemand informiert wird, vor allem, wenn es um ein Unternehmen der Daseinsvorsorge geht. Diese zwei Punkte könnte man sofort angehen und ändern. Es liegen, unter anderem von uns GRÜNEN, Anträge vor. Ich schaue jetzt auf die Tagesordnung des heutigen Gemeinderates und auf die Tagesordnung des morgigen Landtages und sehe allerdings: Es passiert gar nichts, es wir verzögert! Auch diesfalls haben sich die NEOS nicht durchgesetzt. Im Hinblick darauf muss man leider feststellen: Betreffend Transparenz und Kontrolle sind die NEOS wieder einmal im Liegen umgefallen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorher ist schon über das Zustandekommen der Untersuchungskommission gesprochen worden. Mein Kollege Ellensohn wird, glaube ich, noch ein bisschen darauf eingehen. All das, was jetzt wieder in der Präsidiale und bei den verschiedenen Debatten gelaufen ist, wird aber ganz einfach dieser dringend notwendigen Aufklärung nicht gerecht. Es geht diesfalls um ein Unternehmen der Daseinsvorsorge, und entweder ist das, was da passiert, ein Akt der Tollpatschigkeit oder es ist bewusste Verzögerung. Fazit: Beides ist schlecht, denn wenn es um Kontrolle und Transparenz, auch im Zusammenhang mit der Wien Energie geht, muss es immer das Ziel sein, dass man am Ende das Vertrauen der Wiener in die Politik, aber auch in die Unternehmen der Daseinsvorsorge wie zum Beispiel Wien Energie wieder stärkt. Darum geht es uns ja: Es geht ums Stärken des Vertrauens in die Institutionen. Wir sind im 21. Jahrhundert. Wir brauchen einen Energieversorger, der die Energiewende schafft. Wir brauchen transparente Politik. Das darf jetzt nicht mit irgendwelchen Gutachten, die man dann nicht herzeigt, weiter verzögert werden, sondern das müssen wir jetzt endlich angehen. Dafür werden wir uns einsetzen! - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf bekannt geben, dass Herr GR Kieslich ab 14 Uhr entschuldigt ist. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseher, ob oben auf der Tribüne oder an den Bildschirmen! Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde lautet: "Rote Macht braucht Kontrolle - mehr Transparenz in der Stadt und im stadtnahen Bereich." Dazu ist einmal zu sagen. Jede Macht braucht Kontrolle, nicht nur die rote, sondern auch die schwarze, die grüne, die blaue und die türkise. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Jede Macht braucht Kontrolle. Das ist grundsätzlich einmal richtig. Tatsache ist natürlich auch: Die Kontrolle soll bei uns im Rahmen der Stadtverfassung, im Rahmen der Rechtsordnung sowie im Rahmen einer gewissen politischen Kultur verlaufen. All das ist aber für manche schon viel verlangt, das weiß ich auch. Das würden wir uns wünschen. In diesem Rahmen soll die Kontrolle ihre Aufgabe vollkommen erfüllen. Es geht wirklich darum -, da stimme ich StR Kraus zu -, dass wir das Vertrauen in die Politik und die Daseinsvorsorge noch deutlich mehr verstärken wollen, als es derzeit ohnehin schon der Fall ist. Das sei einmal vorausgeschickt. Weil ich natürlich auch zum Thema und nicht nur zu den künstlichen Aufregungen sprechen will, die ich jetzt auch vernommen habe, möchte ich sehr wohl etwas erwähnen: Wenn schon Transparenz und Kontrolle als Thema dieser Aktuellen Stunde gewählt werden, dann verweise ich darauf, dass Wien 2022 zum dritten Mal zur transparentesten Stadt Österreichs gekürt wurde. Nach dem "Index Transparente Gemeinde" agiert Wien unter den 80 einwohnerstärksten Städten und Gemeinden Österreichs am transparentesten, und zwar mit ganz hohem Vorsprung vor Wels, Graz und Linz. - Darauf können wir, glaube ich, stolz sein! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es wurden auch 50 Kriterien und 10 Kategorien angeführt und insbesondere bei Budget, Verkauf öffentlichen Eigentums und Subventionen sind wir hinsichtlich aller Kriterien führend. Dieser "Index Transparente Gemeinde" ist eine wirklich sehr, sehr seriöse Studie und beinhaltet ein sehr seriöses Ranking. Und es kann kein Zufall sein, dass wir da zum dritten Mal den ersten Platz haben! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Jetzt noch ein bisschen etwas zum Aktuellen, denn ich glaube, es wird jetzt wirklich versucht, hier künstliche Aufregung um die Untersuchungskommission zu erzeugen. Tatsache ist, dass diese 1 Jahr dauern wird, und daher ist es an sich nicht wirklich sehr relevant, ob diese 14 Tage früher oder später beginnt. Tatsache ist auch, dass der Vorsitzende grundsätzlich natürlich das Recht hat zu sagen: Ich möchte das rechtlich noch genauer prüfen. Nach dieser Prüfung geht der Vorsitzende dann in die Präsidiale, und wenn es in der Präsidiale keine Einstimmigkeit gibt, dann werden die drei Vorsitzenden ein Gutachten erstellen. (StR Dominik Nepp, MA: Erst dann wird gelost und nicht jetzt schon!) Das reicht ja! Dann ist ohnehin dieses Gutachten da, und ich gehe davon aus, dass das natürlich eine ganz wesentliche Grundlage für die endgültige Entscheidung des Vorsitzenden sein wird. Das haben wir gemeinsam beschlossen, übrigens mit den GRÜNEN, und ich bin sehr zuversichtlich, dass das mit großer Mehrheit beschlossene Vorgehen so abgeführt werden wird und dass es überhaupt keinen Grund für Aufregung gibt. Ich glaube, es gibt nur jetzt deshalb diese künstliche Aufregung, weil all diese Vorwürfe, die im Raum standen, dass hier Milliarden irgendwie in den Bach runtergegangen seien, wie hier von der einen Seite gesagt wurde, sich als falsch erwiesen haben. Die zwei Milliarden wurden bisher nicht angetastet, und hunderte Millionen sind zurückgeflossen. Man will jetzt aber diesen Aufregungspegel unbedingt sozusagen künstlich aufrechterhalten. Das ist von Seiten der Opposition nicht ganz unverständlich, aber sehr unverantwortlich gegenüber der Stadt, den Menschen und den Institutionen. (GR Mag. Josef Taucher: Genau!) Aber so wollt ihr das halt machen. Tatsache ist auch, dass wir in der Untersuchungskommission sehr seriös untersuchen werden, dass entsprechend der Stadtverfassung überhaupt nichts beschnitten wird. Im Hinblick auf die Notkompetenz ist jetzt übrigens vom Stadtsenat, vom Gemeinderat und vom Finanzausschuss, also von den zuständigen Organen, diese Entscheidung des Bürgermeisters mit neun zu fünf bestätigt worden. Ein Aufsichtsversagen gibt es nach Auffassung von sehr vielen Institutionen, die sich inzwischen auch schon damit befasst haben, nicht. Es gibt keine Spekulation. All das werden wir wie bei den vorigen Untersuchungskommissionen seriös untersuchen. Und es stimmt: Bei jeder Untersuchungskommission haben wir noch dazugelernt. (GR Mag. Manfred Juraczka: Der Energiering wirkt!) Betreffend Krankenhaus Nord sind übrigens vor Kurzem alle von irgendjemandem inszenierten Strafverfahren eingestellt worden. Das Gericht hat befunden, dass es sich nicht so verhält. Auch die Überschreitungen sind in dem Rahmen geblieben, den StR Hacker damals genannt hat. So gesehen werden wir aus dieser Untersuchungskommission wie aus allen anderen lernen, und ich bin sehr zuversichtlich, dass herauskommen wird, dass die künstliche Aufregung der Opposition falsch war und dass man hier ein Thema sucht, um ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat! GR Dr. Kurt Stürzenbecher (fortsetzend): ... inhaltliche Defizite, die beide Oppositionsparteien haben ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat! GR Dr. Kurt Stürzenbecher (fortsetzend): ... zu übertünchen. Und ich bin zu ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat! Ich darf Sie ersuchen ... (Zwischenrufe und Heiterkeit.) Herr Gemeinderat! Ich darf Sie bitten, zum Schluss zu kommen! (GR Mag. Manfred Juraczka: Alles Weitere schriftlich!) GR Dr. Kurt Stürzenbecher (fortsetzend): Das war eigentlich schon der Schluss. (Zwischenrufe und Heiterkeit.) Und ich sage es noch einmal: Ich glaube, die Untersuchungskommission wird gut arbeiten. Sie wird entsprechend der Stadtverfassung arbeiten. Wir werden vor allem sehr viele falsche Behauptungen ... (GR Maximilian Krauss, MA: Das ist peinlich!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss, und ich darf es ihm erteilen. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Schockierend war in erster Linie die Wortmeldung von Kollegen Konrad, der mit einem unglaublichen Halbwissen, das in Wahrheit eigentlich ein ganzes Unwissen ist, minutenlang herumgerudert und versucht hat, die falsche und fehlerhafte Vorsitzführung des Vorsitzenden Reindl zu rechtfertigen. Er hat versucht, irgendwie zu argumentieren, warum das Vorgehen doch richtig war und warum Herr Reindl doch recht hatte. Ich sage euch: Ihr wart einmal eine Partei, die dafür eingetreten ist, dass es mehr Transparenz geben soll und dass es mehr Oppositionsrechte gibt. Dass Sie, Kollege Konrad, jetzt aber hier herauskommen und herumrudern und irgendwie zu rechtfertigen versuchen, dass ein Vorsitzender in Wahrheit eh fast alles darf und das Ganze schon richtig war, das ist nicht nur schockierend, sondern das ist in Wahrheit auch peinlich für eine ehemalige Transparenzpartei. (Beifall bei der FPÖ.) Kollege Reindl ist ja einer, der Anfragen oftmals nicht zulässt, der wenig von Transparenz hält und der hier juristisch falsch agiert hat, sodass sogar eine der gelosten stellvertretenden Vorsitzenden einen Brief an alle Mitglieder der Präsidiale schreiben muss, weil sie offensichtlich weiß, dass es nicht reicht, sich direkt an den Vorsitzenden zu wenden, weil diesem juristische Einwände egal sind. Diese stellvertretende Vorsitzende macht jetzt klar, dass hier juristisch falsch agiert wurde. Wenn man jedoch seitens der Vorsitzführung jetzt nicht einmal die Größe hat, sich zu entschuldigen und zu sagen: "Wir haben einen Fehler gemacht. Das tut uns leid. Wir wiederholen diesen Vorgang und machen das neu!", dann ist das wirklich ein Zeichen von politischer Antigröße und von politisch falschem Verständnis. Und es ist schade, dass es mit den NEOS jetzt einen kleinen Koalitionspartner gibt, der in der Gier nach Macht und mit dem absoluten Wunsch, irgendwie im Koalitionsbett bleiben zu dürfen, sogar dieses Vorgehen deckt. Das ist wirklich traurig. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie haben letztes Mal das Schild "SPÖ Sektion - N" überreicht bekommen. Sie haben es nicht aufgehängt. Spätestens heute wäre allerdings der Tag gekommen, an dem Sie es wirklich montieren müssten. Ich glaube nämlich, es ist ein Mal mehr klar, dass Macht Kontrolle braucht. Wenn Kollege Stürzenbecher von der SPÖ gesagt hat, dass jede Macht Kontrolle braucht, dann hat er recht. Und ich füge hinzu: Fangen Sie einmal bei sich selbst an! Ich denke, dass man im Parlament durch die Vorsitzführung des Kollegen Sobotka viel gewohnt ist, das aber, was hier in Wien passiert, steht dem wirklich in nichts nach. Deswegen wäre es notwendig, dass die SPÖ einmal vor der eigenen Türe kehrt, anstatt ständig Verantwortung wegzuleugnen oder von sich zu schieben. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das, worüber in dieser U-Kommission natürlich massiv gesprochen werden muss und hinsichtlich dessen die WKStA bereits einen Anfangsverdacht prüft, betrifft die Situation im Zusammenhang mit der nicht vorhandenen Notkompetenz des Bürgermeisters, in deren Rahmen er über 1,4 Milliarden EUR an Steuergeld in Eigenregie vergeben hat. Er hat über 1,4 Milliarden EUR an Steuergeldern ohne gültige und auch notwendige Beschlüsse vergeben. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass Sie über diese Notkompetenz nicht sprechen wollen und versuchen, mit Geschäftsordnungstricks die Sache nach hinten zu verschieben beziehungsweise versuchen, dieses Thema zu umgehen, das werden wir nicht zulassen und das werden auch die Gerichte in diesem Land nicht zulassen. (Beifall bei der FPÖ.) Dieser Skandal rund um Wien Energie reiht sich ja in eine Reihe von Megaskandalen ein, die die SPÖ in Wien in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu verantworten hat. Wenn wir in die etwas weiter zurück liegende Vergangenheit gehen, dann finden wir den Milliardenskandal rund um den Bau des AHK, bei dem es auch Schmiergeldzahlungen gegeben hat, Betrug und Untreue im Raum gestanden sind und auch Menschen verurteilt worden sind. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist eingestellt worden!) Weiters nenne ich den Skandal rund um den Prater-Vorplatz: Damals wurden anstatt der budgetierten 32 Millionen EUR über 60 Millionen EUR an Steuergeldern verschwendet. Außerdem erwähne ich auch die Situation rund ums Krankenhaus Nord und dass Kollege Stürzenbecher ganz stolz darauf ist, dass es bis jetzt zu keinen strafrechtlichen Verurteilungen gekommen ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Trotzdem ist festzuhalten: Es wurden Energieringe um hunderttausende Euro gelegt, es gab Kostenüberschreitungen von fast einer Milliarde Euro und es wurde kein Ziel eingehalten. Deswegen wurde hier ein riesiger Skandal produziert, und dass es bis heute noch zu keiner Verurteilung gekommen ist, ist nichts, worauf Sie stolz sein müssen! Vielmehr ist Kritik an solchen Vorkommnissen eine absolute Selbstverständlichkeit. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie werden mit Ihren Geschäftsordnungstricks, mit dem diktatorischen Vorgehen eines Vorsitzenden und mit all den anderen Taschenspielertricks, die Sie hier vielleicht noch vorbereitet haben, am Ende keinen Erfolg haben. Sie werden vielleicht einige Wochen oder Monate gewinnen können, doch Sie werden unsere Arbeit nicht endgültig verhindern können, und Sie werden vor allem die Justiz nicht daran hindern können, diese Vorgänge nachhaltig zu überprüfen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Macht braucht Kontrolle: Das ist vollkommen richtig, und das ist genau der Grund, warum wir als NEOS uns für das Thema Transparenz und Kontrolle auch so stark einsetzen. Das sieht man, und man wird es auch im Zusammenhang mit der Causa Wien Energie sehen. Es ist nämlich klar - das möchte ich hier wirklich feststellen -, dass praktisch kein Unternehmen einer so umfassenden Prüfung unterzogen worden sein wird, wie es jetzt in der Causa Wien Energie geschieht. Um das einmal hier klarzustellen: Wer prüft die Angelegenheit? - Es prüft der Stadtrechnungshof. Es prüft der Bundesrechnungshof. Es gibt mittlerweile zahlreiche Gutachten. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Zeigen Sie uns diese, Herr Kollege!) Gerade auch auf Grund der Kreditlinie des Bundes war es notwendig, auch alle Geschäftstätigkeiten beziehungsweise Trades zu überprüfen. Auch diese Berichte liegen entsprechend vor. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Her damit!) Und es wird die Untersuchungskommission zur Causa Wien Energie geben, deren Einsetzung wir massiv unterstützt haben und die wir massiv gefordert haben. (StR Peter Kraus, BSc: Es gibt sie noch nicht!) Es geht natürlich darum, die politische Verantwortung und alle Details entsprechend aufzuklären. Daher verstehe ich überhaupt nicht, wie man zu dem Schluss kommen kann, es gebe hier keine Transparenz und keine Kontrolle. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich halte es auch für durchaus gut, dass es ein zusätzliches Gutachten zum Antrag für die Untersuchungskommission neben dem der MD-Recht gibt, denn sonst würde es ja unter Umständen wieder die Kritik geben, dass die MD-Recht alles so auslegt, wie der Vorsitzende das möchte. (StR Peter Kraus, BSc: Die Kritik bezieht sich darauf, dass man die Gutachten nicht sieht!) Ich halte es für extrem wichtig und gut, dass es diesfalls zusätzlich noch eine externe unabhängige Prüfung gibt, um auch ganz genau zu klären, was Gegenstand dieser Untersuchungskommission ist, und ich meine, diese Vorgangsweise ist vollkommen transparent und klar. Worum es uns hier geht, ist, dass wir tatsächlich die Gesamtsituation klären, warum es zu dieser extremen Krise am 26.8., also knapp vor Anfang September, auf Grund dieser extremen Preisausschläge gekommen ist. All das muss man natürlich in den Gesamtkontext dessen stellen, was hier letztendlich hier passiert ist. Sie haben einen wichtigen Punkt angesprochen, Herr Kraus, nämlich das Thema Vertrauen schaffen, und das heißt auch, klar aufzuzeigen, welche Ursachen es für diesen massiven Preisausschlag gibt. - Dafür gibt es viele Gründe. Es spricht auch die ÖVP davon, dass Macht Kontrolle braucht, und auch ich halte es für wichtig, dass wir auch im Parlament aufklären, warum Österreich eine so massive Abhängigkeit von russischem Erdgas hat. Wie konnte es dazu kommen, dass die OMV "Take or Pay"-Verträge von 2017 bis 2040 geschlossen hat, was Österreich in eine noch tiefere Abhängigkeit von Russland und vom russischem Erdgas bringt? Letztendlich sind all diese Vorkommnisse auch ein Grund dafür, dass wir diese extreme Preissituation auf dem Future-Markt gesehen haben. Ich halte es für wichtig, dass wir in dieser Hinsicht auch zu Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Zukunft kommen und uns ansehen: Was braucht es in Zukunft? Daher setzen wir NEOS uns auch dafür ein und fordern, dass im Bereich eines Public Corporate Governance Kodex genau darauf geachtet wird, wie in Zukunft diese Aufsichtsrechte letztendlich wahrgenommen werden. Ja. Es ist richtig, Kollege Kraus, dass uns das rückblickend in der Situation nicht hilft. Es ist jedoch wichtig, für die Zukunft auch diese Aufsichtsrechte zu klären und hier einfach mehr Transparenz und Kontrolle hineinzubringen. Deswegen setzten wir NEOS uns massiv dafür ein, für Kontrolle und Transparenz für die Zukunft Rahmenbedingungen zu schaffen, dass wir diese Kontrollrechte auch besser und stärker ausüben können. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich möchte auf noch einen Punkt hinweisen, weil das so gerne in den Raum gestellt wird, dass Steuergeld verloren ist. - Ich möchte das wirklich präzisieren: Steuergeld ist nicht verloren. Es ging hier um Garantien, und ein Großteil davon wurde bereits wieder zurückgezahlt. Das heißt, wir haben im Monat einen positiven Saldo. Einen sehr kritischen Punkt möchte ich aber noch anführen: Die Wien Energie ist auf Grund der energiepolitischen Situation besonders exponiert. Und in diesem Zusammenhang verstehe ich nicht, warum es auf Bundesseite nicht ähnlich wie in Deutschland einen Sicherheitsschirm gegeben hat. Dann hätten wir nämlich eine solche Situation in dieser Form nicht gehabt. Alles wäre leichter gewesen, und das hätte auch das Vertrauen der Bevölkerung in dieser Situation gestützt. Kehren Sie also bitte vor Ihrer eigenen Haustür! - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Den NEOS ist von einer anderen Fraktion die Bezeichnung "Sektion N" im Hinblick auf den Parteinamen NEOS verpasst worden, Wir würden eher von einer "Sektion M" im Sinne von Marketing sprechen, denn es gibt da viel Framing und Marketing im Hinblick auf die Schaffung von Transparenz und darauf, was man da alles machen möchte. - Allerdings muss ich sagen: Finito! Das war schon alles. Ich meine jedoch, es geht nicht nur ums Einsetzen, sondern es geht auch ums Durchsetzen. Als ich hier angefangen habe, hat die SPÖ Gemeindewohnungen an Befreundete - wie ich jetzt einmal sage - ohne jegliche Ausschreibung und weit unter Preis zum Schaden der Wiener und Wienerinnen verkauft. - Das haben wir aus der Opposition heraus aufgedeckt und abgedreht. Das hat es nicht mehr gegeben. In der Koalition haben wir die Cross-Border-Leasings auf null gestellt, weil das eine Quatschidee war. In der Koalition haben wir die Schweizer- Franken-Kredite abgedreht, welche die SPÖ seit 1982 - da war noch keiner von uns da - in diesem Haus aufgenommen hat. Wir haben uns dafür eingesetzt und das durchgesetzt. - So geht Politik! (GR Mag. Josef Taucher: Stadtstraße von ÖVP geplant, wo ist da die grüne Politik?) Wenn man in der Regierung ist, genügt es nicht, Forderungen zu stellen. Die Opposition kann kontrollieren und Forderungen aufstellen, Regierende müssen tun. In diesem Haus tut die SPÖ, deswegen heißt es auch richtigerweise: Rote Macht braucht Kontrolle! Niemand ist auf die Idee gekommen, zu sagen, rot-pinke Macht braucht Kontrolle! Man sieht nämlich keine diesbezügliche Macht. Die Macht hat da nur eine einzige Fraktion, und sie lässt den Zweiten leider sterben! (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Betreffend Wiener Flughafen lasst ihr ja auch alles zu. Es ist auch allen wurscht, dass da einer herumfuhrwerkt, dessen Geld auf den Cayman Islands angelegt ist. Das Land hat 20 Prozent, doch kein einziger Politiker und keine einzige Politikerin der Regierung hat irgendetwas dazu gesagt. Das liest man im "profil" und anderen Zeitungen, jedoch es kümmert die Wiener SPÖ nicht, was dort passiert. Da geht es um den Flughafen, dort marschieren Millionen und Abermillionen, auf der anderen Seite der Welt, im Parlament, wird in diesem Zusammenhang über Geldwäsche gesprochen, hier aber interessiert das keinen. Betrachten wir nun aber den aktuelleren Fall, bei dem sich mehr Leute auskennen, nämlich den Fall Wien Energie. Es ist wirklich lächerlich, wenn hier gesagt wird, dass wir alle zusammen die Spielregeln ausgemacht haben und das jetzt so geschieht. - Die Spielregeln hat hier die Mehrheit ausgemacht, die Spielregeln werden aber nicht eingehalten, und wahnsinnig schwierig ist das nicht. Alle Fraktionen haben einen Brief der zur Ersten Vorsitzenden-Stellvertreterin ausgelosten Frau bekommen, deren Namen man jetzt noch nicht sagt, weil man noch nicht weiß, ob diese Personen diese Funktion jemals bekleiden werden. In diesem Brief heißt es: Ich würde die Funktion ja gerne annehmen, aber es geht nicht, weil ihr euch nicht an eure Regeln haltet. Das ist ziemlich einfach, wenn man es nachliest. Es ist nicht erlaubt, dass der Vorsitzende des Gemeinderats sagt, mir passt da etwas nicht, und ich hole jetzt ein Gutachten ein. Das haben die NEOS-Redner noch mehr verteidigt als die SPÖ. Er hat gesagt, dass er ein Gutachten einholt, hat aber nicht gesagt, was nicht passt. - Fehler 1 dabei ist, dass er sagen muss, was nicht passt, und Fehler 2 ist, dass er das zur Diskussion stellen muss, sodass wir darüber reden können. Noch einmal: Der Vorsitzende hat gesagt, dass ihm etwas nicht passt, er hat aber nicht gesagt, was ihm nicht passt, sondern hat ein Gutachten in Auftrag gegeben und nicht einmal gesagt, wen er beauftragt hat. Man musste sogar noch nachfragen: Ist die MD-Recht jetzt überhaupt gefragt worden oder nicht? - Antwort: Habe ich nicht gesagt, dass die nicht gefragt wurden? Leute! Mit Transparenz hat das gar nichts zu tun! Das ist Zuschütten und Geheimniskrämerei. All diese Vorgangsweisen kennen wir, und die Vorfälle rund um die Wien Energie passen da leider super hinein. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Die Spielregeln sind relativ einfach: Es gibt einen Antrag. Ich war ein bisschen verwundert, was für ein Match das denn ist, aber das ist jetzt Nebengleis. Es geht da nämlich ganz eindeutig um die Fehler bei der Wien Energie und um die Notkompetenz: Der Herr Bürgermeister hat im Juli noch nichts gewusst, drückt einen Knopf und gibt 700 Millionen EUR frei. Und Achtung: Sechs Wochen später geschieht das Gleiche noch einmal! Angeblich hatte er sechs Wochen keine Zeit, sich zu informieren, das komme nämlich schon wieder überraschend, weshalb er wieder die Notkompetenz in Anspruch nimmt. Er hat das also einmal getan, und 6 Wochen später mit dem Argument, dass das wieder überraschend ist, abermals auf den 700-Millionen-EUR-Knopf gedrückt. - Das ist an sich schon lächerlich, und all das sollen wir glauben! Zur Untersuchungskommission: Ganz einfach: Entweder sie wird eingerichtet - dann ist sie eingerichtet - oder nicht. Wenn sie nicht eingerichtet wird, wird das in der Präsidiale gechallenged. Das ist nicht passiert. Das können jeder und jede selber nachlesen. Das hat man nicht gemacht. - Ich meine, Sie sollten die MD-Recht doch wieder öfter bemühen. Jetzt wird nicht einmal mehr die MD-Recht ausreichend gefragt, denn sonst wäre wohl kaum jemand von dort an die Öffentlichkeit gegangen und hätte gesagt: Ich hätte betreffend das ganze Wien-Energie-Ding anders gehandelt. Es geht doch nicht, dass da irgendwo sozusagen ein Bunker entstanden ist und dass einige wenige Leute ihre Meinung kund tun, beispielsweise, wie ich glaube, auch der Medienbeauftragte der Stadt, der meines Erachtens aber eher von einer Partei kommt als von der Stadt. Anyway: Macht braucht Kontrolle. Für die Aufgaben, die wir im 21. Jahrhundert zu erledigen haben, brauchen wir keine Rohrpost und keine Postkutsche. Transparenz schaut anders aus. "Unverzüglich" heißt, dass in Zukunft etwas ein bisschen schneller geschieht als in zwei Monaten. Das wäre leicht möglich gewesen, dann hätten wir das morgen beschließen können. Es wäre mir echt recht, wenn irgendwelche Dinge wirklich beschlossen werden und nicht immer nur im Sinne von Marketing auf Twitter oder Facebook gepostet werden. Doch bis jetzt höre ich nur Ankündigungen, was getan wird. Wir haben keine Untersuchungskommission. Wir müssen wahrscheinlich den ganzen Vorgang, den wir schon gehabt haben, wiederholen, und wenn das vom Vorsitzenden exzessiv ausgelegt wird, dann bedeutet das, dass er jeden Monat dieses Spiel spielen kann. Dafür gibt es nämlich leider keine Frist, da heißt es immer nur: Mir passt das nicht, ich verschiebe es ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat! Bitte einen Schlusssatz formulieren! GR David Ellensohn (fortsetzend): Schlusssatz: Ich würde mich freuen, wenn die Untersuchungskommission noch heuer zu arbeiten beginnen kann und alle Vorfälle rund um die Wien Energie aufdeckt. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eigentlich wollte ich ja das Thema der heutigen Aktuellen Stunde ein bisschen historisch aufarbeiten und zeigen, welche Versäumnisse nach wie vor hier in Wien im Vergleich beispielsweise zum Bund vor uns liegen, wie ich fast zu sagen geneigt bin, und zwar gerade deshalb, weil die NEOS als angebliche Transparenzpartei absolut keine PS auf den Boden kriegen. Es liegen also nach wie vor sozusagen viele Versäumnisse vor uns. Auf Grund der Ausführungen meiner Vorredner möchte ich zunächst kurz darauf eingehen, dass ich eigentlich noch wenige Diskussionen in einem Parlament erlebt habe, bei denen in einer Situation, in der es um die Aufarbeitung eines mutmaßlichen Skandals geht, die Opposition eigentlich durchgängig relativ sachlich und nüchtern argumentiert und sagt, was sie aufgeklärt haben möchte, von Seiten der Regierungsparteien und Regierungsfraktionen jedoch ein Stakkato an Pauschalierungen und Unterstellungen kommt, die ich doch für sehr bemerkenswert halte. Kollege Stürzenbecher ist nicht einmal durch die Uhr und die Vorsitzende zu stoppen. Kollege Konrad meint, er erwartet halt ein schlechtes Benehmen und einen so schlechten Stil von den Oppositionsparteien. - Ist Kollege Konrad noch da? - Ja. Herr Kollege! Ich verspreche Ihnen: Ich werde weder den Vorsitzenden dieser Untersuchungskommission beleidigen, wie das auf Bundesebene durch FraktionskollegInnen Ihrer Fraktion geschieht, noch werde ich Auskunftspersonen irgendwie respektlos entgegentreten. Und ich werde, wenn Ladungstermine für Auskunftspersonen schon feststehen, mich auch nicht mit diesen Auskunftspersonen in irgendeiner Art und Weise treffen und gegebenenfalls vielleicht auch verabreden. Das brauchen Sie hier zumindest von meiner Fraktion nicht erwarten. (Beifall bei der ÖVP.) Jetzt komme ich aber zu dem historischen Rückblick, der mir so wichtig ist, meine Damen und Herren, weil er zeigt, welch große Versäumnisse nach wie vor gerade im Bereich Transparenz in dieser Stadt vorhanden sind. Ich habe im Vorfeld dieser Aktuellen Stunde ein bisschen herumgesurft und bin auf die "Arbeiter-Zeitung" vom 27. Jänner 1988 gestoßen. Die historisch Bewanderten unter Ihnen werden jetzt vielleicht kurz nachdenken. - Es ging um den Rücktritt eines Umweltstadtrates und die Neuinstallierung eines neuen Umweltstadtrates, nämlich des Michael Häupl. Der damals bis dato agierende Umweltstadtrat Helmut Braun hatte ein Problem mit den Länderbank-Konten des Berufsförderungsinstitutes. Das will ich jetzt gar nicht länger diskutieren. Interessant ist allerdings der Kommentar von Manfred Scheuch in der "Arbeiter-Zeitung", der schreibt: "Dennoch muss es - zumal sich Einzelfälle häufen - Sozialisten zu denken geben, dass Korruption nicht allein das Problem der anderen ist. Und insbesondere werden Sozialisten darauf achten müssen, dass diese Erscheinungen nicht zu Kavaliersdelikten werden. Hier liegt eine wichtige Aufgabe für die Partei, darauf zu dringen, dass die alte Arbeitertugend der Redlichkeit Richtmaß bleibt und der Preis scharfer, wirksamer Kontrolle." - Meine Damen und Herren! Das ist 34 Jahre her. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Da sind Sie weit zurückgegangen!) 34 Jahre! Ja. Ich musste weit zurückgehen, um so offene und ehrliche Worte zu finden, da haben Sie völlig recht, Herr Stürzenbecher! Von Ihnen kommen diese nicht! (Beifall bei der ÖVP.) Es hat eh nur 25 Jahre gedauert, dann ist aber hier einen Stock höher etwas geschehen, was uns Hoffnung gab. Damals hat der amtierende Bürgermeister Michael Häupl nämlich von einem systemischen Webfehler gesprochen. Die länger Dienenden können sich noch erinnern. Es ging darum, dass es endlich möglich ist, in die Unternehmungen der Stadt, die der Stadt Wien oftmals zu 100 Prozent gehören, wenigstens hineinschauen zu dürfen, meine Damen und Herren. Natürlich interessiert es die Menschen da draußen, wie viel beispielsweise W24, der stadteigene Sender, den sich die Sozialdemokraten so gerne leisten, verbrennt. Wir hätten gerne gewusst, zu welchen Kosten das geschieht. Wir hätten gerne gewusst, wie viele versteckte Zuschüsse es beispielsweise bei der Stadthalle gibt oder welche Kriterien es für die Bestellung von Aufsichtsräten gibt. Wir wissen: Auf Bundesebene war das ein großen Thema. Hier in Wien darf das nicht einmal diskutiert werden, meine Damen und Herren! Die Diskussion, wie sie von der Opposition und von Seiten der Regierung hier geführt wurde, zeigt mir, dass ihr es ganz offensichtlich absolut nicht ernst meint, wenn ihr von Transparenz in dieser Stadt redet, und das finde ich wirklich traurig. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Bozatemur, und ich erteile sie hier. Bitte, Frau Gemeinderätin: GRin Aslihan Bozatemur (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Gäste auf der Tribüne und vor dem Livestream! Zum dritten Mal wurde Wien heuer zur transparentesten Stadt Österreichs gekürt. Das geht aus dem Index Transparente Gemeinde von Transparency International Austria hervor, wo die 80 einwohnerstärksten Städte und Gemeinden Österreichs verglichen werden. (StR Peter Kraus, BSc: Und in dieser Stadt wird etwas zwei Monate lang verheimlicht?!) Das ist ein unglaublicher Erfolg für die Stadt Wien und zeigt klar und deutlich, dass wir von Transparenz nicht nur reden, sondern Transparenz auch tatsächlich leben. Die rot-pinke Fortschrittskoalition hat sich in ihrem Regierungsprogramm die Stärkung des Parlamentarismus im Gemeinderat und Landtag zum Ziel gesetzt und arbeitet zügig, Schritt für Schritt die vereinbarten Punkte ab. Wir sind davon überzeugt, dass nachvollziehbare und öffentlich einsehbare Prozesse auch die Akzeptanz von politischen Entscheidungen in der Öffentlichkeit entscheidend erhöhen. Woran die Wiener Fortschrittskoalition gerade arbeitet, ist für alle Bürgerinnen und Bürger auch im Regierungsmonitor online aufrufbar, und das wird regelmäßig aktualisiert. Dieses Transparenz-Tool gibt genau Auskunft darüber, welche Punkte aus dem Koalitionsabkommen bereits abgearbeitet sind, an welchen wir aktuell arbeiten und was für die Zukunft noch auf der To-do-Liste steht. Wir gehen auf die Wienerinnen und Wiener zu, indem wir proaktiv informieren, wie Entscheidungen der öffentlichen Verwaltung und der Politik überhaupt zustande kommen. So wurde gemäß dem Kapitel "Transparente Stadt" schon eine Vielzahl an Vorhaben und Projekten umgesetzt. Das Petitionsrecht wurde reformiert, in einem öffentlichen Begutachtungsverfahren geprüft und gelangt im kommenden Landtag zur Beschlussfassung. Das neue Petitionsrecht bietet allen Wienerinnen und Wienern, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft, die Möglichkeit, nunmehr auch öffentlich an Entscheidungsprozessen in Politik und Verwaltung mitzuwirken. InitiatorInnen von Petitionen können ab Jänner 2023 persönlich in den Petitionsausschuss eingeladen werden, wo sie ihre Ideen präsentieren und diskutieren können. Ebenso wird gerade an einer großen Reform betreffend den Stadtrechnungshof verhandelt. Durch diese soll dem Stadtrechnungshof mehr Unabhängigkeit und Kontrolle geboten werden. Weitere Transparenzmeilensteine werden in den kommenden Wochen und Monaten noch vertieft diskutiert und zur Beschlussreife gebracht werden. Dazu gehört auch die Stärkung des Interpellationsrechts. Das Fragerecht ist, vor allem für die Opposition, ein demokratisch wichtiges Instrument. Künftig soll dieses Fragerecht präzisiert werden. Eine Arbeitsgruppe soll mit dem Ziel, die parlamentarischen Rechte im Sinne der Transparenz weiter auszubauen, dazu beraten. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Einführung eines Compliance Officer für den Wiener Landtag. Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglieder des Wiener Gemeinderates unterliegen zahlreichen Vorschriften und Regelungen, die eine sorgfältige und unabhängige Ausübung der Funktion sichern sollen. Aufgabe für den Compliance Officer wird es unter anderem sein, einen Verhaltenskodex mit allen Klubs zu erarbeiten und als Serviceeinrichtung zu fungieren. Compliance-Regelungen im Wiener Landtag sollen noch stärker verankert und die Richtlinien vor allem in Bezug auf mögliche Interessenkonflikte einheitlich gestaltet und kontrolliert werden. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Noch ein letzter Punkt, der klar aufzeigt, wie transparent unsere Stadt Wien ist: Schon seit 2002 werden im Magistrat der Stadt Wien umfangreiche Maßnahmen zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung gesetzt. Im Landtag konnten wir das Ganze vor der Sommerpause erweitern und haben wir das Whistleblower-Gesetz beschlossen. Mit diesem Gesetz ist es sehr viel einfacher, mutmaßlichen Fehltritten in dieser Stadt nachzugehen. Das Gesetz ermöglicht es allen Beschäftigten der Stadt, anonyme Hinweise zu geben. Das, meine Damen und Herren, war ein weiterer Schritt zur Festigung der Transparenz in unserer Stadt. Wir, der Wiener Gemeinderat und Landtag, sind das Herzstück der parlamentarischen Demokratie in Wien. Wir übernehmen als Gemeinderat und Landtag eine wichtige Rolle in der Entscheidungsfindung, der Kontrolle und der öffentlichen Debatte. Als Fortschrittskoalition setzen wir uns das Ziel, den Parlamentarismus weiterhin zu stärken, Kontrollrechte auszubauen und das öffentliche Interesse am politischen Geschehen zu erhöhen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Transparenz in unserer Stadt für die Wienerinnen und Wiener aufrechtzuerhalten. - Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien sieben, des Grünen Klubs im Rathaus eine und des Klubs der Wiener Freiheitlichen drei schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von GR Arsenovic, GRin Dr. Kickert, GR Prack, GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia, GRin Mag. Huemer und GR Kunrath wurde eine Anfrage an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke zum Thema "Post Corona, Energiekrise, Teuerung - Gerade jetzt dringende finanzielle Unterstützung für alle Wiener Einkaufsstraßen durch die Stadt Wien" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Vor Sitzungsbeginn ist von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurde der Antrag schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisung erfolgt wie beantragt. Der Grüne Klub im Rathaus hat ein Ersuchen an den Stadtrechnungshof gemäß § 73e Abs. 1 der Wiener Stadtverfassung betreffend Wirtschaftlichkeit der Gebarung und Risikomanagement der Wien Energie GmbH eingebracht. Das Prüfersuchen wurde an den Stadtrechnungshof weitergeleitet. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 2, 5, 8, 13, 16, 17, 18, 21, 22 und 23 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 4 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 4, 6, 19, 20, 24, 15, 9, 10, 11, 12, 14, 7, 1 und 3. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 4 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein wienXtra, ein junges Stadtprogramm zur Förderung von Kindern, Jugendlichen und Familien. Bevor ich der Frau Berichterstatterin das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass sich die Gemeinderätinnen Mag. Bakos, Hanke und Vasold und die Gemeinderäte Zierfuß und Öztas für befangen erklärt haben. Ich bitte nun die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Abrahamczik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben jetzt in der Aktuellen Stunde viel darüber gesprochen, dass die NEOS im Transparenzbereich leider sehr wenig umgesetzt haben und sehr wenige Erfolge zu verbuchen hatten. Und wenn wir uns den Bildungsbereich und den Integrationsbereich ansehen, dann können wir feststellen, dass dieses politische Versagen, das sich im Transparenzbereich widerspiegelt, leider auch diesen Ihren Zuständigkeitsbereichen, Herr Vizebürgermeister, immanent ist und auch in diesen allgegenwärtig ist. Ich meine, dass Sie 2020 mit richtigen Versprechen in manchen Bereichen des Bildungsbereichs in die Wahl gezogen sind. Sie haben versprochen, dass die Schulen offen bleiben sollen. Sie haben versprochen, dass es wegen Corona keine Schließungstage geben soll. Sie haben gesagt, und Ihre Bundesvorsitzende im Parlament hat auch mehrfach gesagt, dass es keine Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler geben soll. All das, was dann aber in den Wochen und Monaten nach Ihrem Amtsantritt in der Corona-Politik an Wiens Schulen gefolgt ist, war genau das Gegenteil davon. Unter Ihnen als Vizebürgermeister und als zuständigem Bildungsstadtrat hat es in Wien die allermeisten Schießtage gegeben, und es gab in Wien auch am allerlängsten die Maskenpflicht in Schulen und elementaren Bildungseinrichtungen. Und diese Schikanen, die Sie den Schülerinnen und Schülern in Wien auferlegt haben, obwohl Sie in der Vergangenheit und im Wahlkampf den Eltern das Gegenteil versprochen hatten, waren wirklich unzumutbar. Unter diesen haben die Schülerinnen und Schüler massiv gelitten. Das entsprechende politische Versprechen haben Sie gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit gebrochen, und das war mehr als verantwortungslos, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Sie haben dann versucht, eine Reform anzugehen, Lehrer neu zuzuweisen und an manchen Standorten umzuverteilen. Das, was von dieser Reform hängen geblieben ist, ist jedoch allein die Tatsache, dass es nur unzufriedene Beteiligte gegeben hat. Es hat Elternvertreter gegeben, die sich über diese Reform beschwert haben, es hat Schülervertreter gegeben, die sich über diese Reform beschwert haben, und es hat auch Personalvertreter gegeben, die sich massiv über diese Reform beschwert haben. Ich glaube, wenn eine Reform im Wesentlichen drei Gruppen betrifft, nämlich Eltern, Schüler und Lehrpersonal, und alle drei Gruppen diese Reform kritisieren und sagen, dass diese Reform nur Verschlechterungen und keine Verbesserungen bringt, dann hätte man diese Reform spätestens nach einer gewissen Reflexionszeit evaluieren, auf die Wünsche der betroffenen Gruppen eingehen und im Hinblick auf die Kritik durch die zuständigen Vertretungen rückgängig machen müssen. Sie aber sind einfach drübergefahren, sodass am Ende in manchen Brennpunktschulen weniger Lehrpersonal vorhanden war als davor. Das war definitiv der falsche Weg, Herr Vizebürgermeister! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) All diese massiven Probleme im Bildungsbereich spiegeln sich darin wider, dass wir immer schlechtere Ergebnisse bei allen internationalen Leistungstests haben und dass wir immer mehr Schüler haben, die Deutsch nicht als Muttersprache haben und auch als Umgangssprache nicht verwenden, was ja das tatsächliche Problem ist. Und all diese großen Probleme und Mankos, die sich in der Folge auch im Integrationsbereich manifestieren, die allerdings davor im Bildungsbereich geduldet und teilweise sogar gefördert werden und durch die permanenten Corona- Debatten und durch Ihre falsche Corona-Politik in der öffentlichen Debatte zugedeckt worden, sind natürlich in keinster Art und Weise geringer oder kleiner geworden. Nein! Diese Integrationsprobleme sind weiterhin massiv an unseren Schulen vorhanden. Diese Sprachdefizite werden in der Realität immer größer und sind natürlich nicht erst vorhanden, seit Flüchtlinge aus der Ukraine-Krise bei uns sind. Nein! Diese Sprachprobleme und Integrationsprobleme wurden in Wien in den letzten Jahren und Jahrzehnten politisch geduldet und politisch gefördert. Und diese falsche Bildungs- und Integrationspolitik von SPÖ-Bildungsstadträten, ob von Frau Frauenberger oder von Herrn Czernohorszky, die damals geduldet und gefördert wurde, wurde leider unter der NEOS-Bildungsägide weitergeführt, und das ist politisch definitiv der falsche Weg. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es geht um das notwendige Umdenken im Bildungsbereich, dass wir Integration natürlich auch in der Schule einfordern müssen. Deutsch als Pausensprache sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Eltern muss signalisiert werden, dass sie in diesem Zusammenhang verantwortlich sind für ihre Kinder. Das Erlernen und Beherrschen der deutschen Sprache ist eine Bringschuld und nicht etwas, was man den Menschen mit extrem übertriebenen Fördergeldern oder Bitten nachwerfen muss. Und eine Einforderung dieser Bringschuld gibt es auch seitens des NEOS-Bildungsstadtrates nicht. Daraus ergibt sich natürlich am Ende ein negatives Resultat für alle Schülerinnen und Schüler in Wien. Es ergibt sich ein negatives Resultat für die Schüler in Wien, die Deutsch als Muttersprache haben und die Deutsch bei Schuleintritt bereits bestens beherrschen. Und das Ergebnis ist auch für die Schüler negativ, die Deutsch nicht als Muttersprache haben und in einen Schulbetrieb eingeführt werden, ohne ausreichend Deutsch zu können und nicht genügend Druck ausgeübt wird und sie nicht genügend Anreize haben, Deutsch tatsächlich schnell zu lernen. Sie führen diese falsche, diese linke, diese Laissez- faire-Politik beziehungsweise diese Politik des Wegschauens und Schönredens einfach fort, anstatt endlich Druck auf die Eltern auszuüben, anstatt endlich Integrationsleistungen einzufordern und anstatt endlich die Beherrschung und Verwendung von Deutsch als das zu betrachten, was es ist, nämlich eine Selbstverständlichkeit, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es ist bezeichnend, wenn Sie sagen, dass es Hetze ist, zu verlangen, dass Deutsch sozusagen eine Voraussetzung in Österreich ist. Ich frage: Was soll daran Hetze sein? - Deutsch ist die Sprache, die wir hier sprechen. Deutsch ist die Sprache, mit der man sich in Österreich verständigt. Vielleicht haben Sie es jetzt als politisches Ziel, das zu verändern, Deutsch aus Österreich gänzlich zu entfernen beziehungsweise unsere Sprache langfristig umzuändern. (Zwischenruf von GRin Mag. Aygül Berivan Aslan.) Das ist vielleicht Ihr Ziel! Wenn Sie sagen, es ist Hetze, wenn verlangt wird, dass Deutsch in unseren Schulen gesprochen werden soll, dann entgegne ich: Nein. Das ist keine Hetze. Das ist eine absolute Selbstverständlichkeit, und es ist völlig verrückt, das als etwas anderes zu bezeichnen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Als wir in der Bundesregierung waren, haben wir viele Maßnahmen im Integrationsbereich umgesetzt. Jetzt, da Sie plötzlich in der Bundesregierung sind, läuft aber alles wieder in die falsche Richtung. Unsere Grenzen sind wieder geöffnet, und es können hunderttausende Inder, Pakistani, Afrikaner, Araber einfach hereinspazieren. Und wenn es nicht genug Wohnungen gibt, dann bauen wir halt Zelte auf. Eine ÖVP- Abgeordnete ist mutig und spricht das an. Und ich hoffe, du gehst heute bei der Abstimmung über deine eigene Forderung nicht wieder hinaus und entschuldigst dich! Jetzt wackelst du mit dem Kopf. Ich glaube, das ist der falsche Weg. Deswegen ist auch klar: All diese Ankündigungen aus der letzten Reihe der ÖVP sind nicht glaubhaft. Eine harte Asylpolitik gibt es nur mit der FPÖ. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nun noch ein paar Worte zum konkreten Geschäftsstück betreffend Förderung an wienXtra. Wir lehnen diese Subvention schon seit vielen Jahren ab, weil sie in vielen Bereichen intransparent ist. Es werden 650.000 EUR in einen Verein gepulvert, der viele Leistungen erbringt, die in der Form nicht notwendig wären. Möglicherweise versickern in diesem Zusammenhang auch Gelder, und es wird weiterhin eine Vereinsstruktur subventioniert, mit der ermöglicht wird, dass außerhalb des Magistrates und außerhalb der Kontrolle der Gemeinderäte massiv Gelder verbrannt werden. Außerdem gibt es oftmals auch Budgetüberschreitungen. Es gibt immer viele Zuschüsse. Es gibt oftmals keine genauen Definitionen, was mit den Fördergeldern geschehen muss. Und all diese Punkte wurden in der Vergangenheit auch von den NEOS in ihrer Zeit als Oppositionspartei kritisiert. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir brauchen keine Millionenförderungen für Vereine wie wienXtra. Nein! Vielmehr bräuchten wir konkrete Handlungen im Bildungsbereich. Wir brauchen klar definierte Ziele im Integrationsbereich. Wir brauchen an den Schulen mehr Personal. Wir brauchen eine Attraktivierung des Lehrberufes. Wir brauchen mehr Unterstützung an Brennpunktschulen. Und wir brauchen endlich ein Bekenntnis dieser Stadtregierung, dass Integration nicht etwas ist, was man tun kann oder nicht, sondern dass Integration eine absolute Bringschuld ist. Bis dahin werden Sie auch mit noch so vielen Millionen Euro an Sinnlosvereine keine Verbesserung erzielen! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es geht heute um das wunderbare Poststück und eine Förderung an den Verein wienXtra für die Wiener Bildungschancen in Höhe von 648.000 EUR. Diese Förderung ist so viel mehr, als da auf dem Papier steht, weil das der Startschuss für richtig große und - wie ich hoffe - nachhaltige, langfristige und erfolgreiche Bildungsprojekte ist, und zwar erfolgreich im Sinne der Kinder, die Nutznießerinnen und Nutznießer dieser Projekte sein werden. Zum Begriff Bildungschancen: Die offizielle Definition von Chance ist, Möglichkeiten zu schaffen, etwas Bestimmtes zu erreichen. Damit eine Chance erkannt und wahrgenommen werden kann, muss man entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, und für diese Rahmenbedingungen sind wir in der Politik zuständig, dass "Chancengerechtigkeit" eben nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch wirklich in die Realität umgesetzt wird. Das muss wirklich erreicht und gelebt werden, damit jedes Kind sein persönliches Potenzial entfalten kann. Wenn ich jetzt sage, dass Chancengerechtigkeit nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch wirklich umgesetzt werden soll, komme ich nun noch kurz zurück auf meinen Vorredner. Er hat gemeint, dass gerade im Bildungsbereich nichts geschieht und gerade auch unser Bildungsstadtrat vor allem nur viel herumredet und nichts tut. - Mit diesem Poststück zeigen wir heute, dass Konkretes geschieht und dass echte Chancen für die nächste Generation und für die Kinder geschaffen werden, für die das so wichtig ist. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Aber was würde man denn auch anderes erwarten? Es ist ja auch Ziel der FPÖ, zu reden und zu kritisieren, aber nichts zu tun. So wie Sie heute diesem Poststück nicht zustimmen, haben Sie auch noch keiner einzigen Integrationsmaßnahme zugestimmt, und zwar nur deswegen, damit Sie bei Ihrer Aussage bleiben können, dass im Integrationsbereich nichts weitergeht. Dieses Spiel haben wir hier alle aber durchschaut. Uns hingegen ist es ein Anliegen, wirklich zu arbeiten und auch tatsächlich Dinge umzusetzen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Mit den Wiener Bildungschancen gemäß dem Poststück, das hier heute zur Debatte steht, wird das Wiener Bildungshaus sozusagen um einen weiteren Stock aufgestockt. Als Fortschrittskoalition schaffen wir damit eine wichtige Basis, um auf der einen Seite viele externe AnbieterInnen in den Schulalltag zu integrieren und auf der anderen Seite Kindern die Möglichkeit zu geben, ihren Blickwinkel zu erweitern. Es geht darum, diesen Bereich mit Zugängen und Methoden zu bereichern. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass der Schulalltag mit vielen unterschiedlichen neuen Methoden auch entlastet werden kann. Ich weiß nicht, ob Sie sich an die wirklich lustigen Stunden in der Schule zurückerinnern können. Das war sicherlich nicht die dritte Doppelstunde Mathematik in der Woche, obwohl diese natürlich auch wichtig ist und auch mit der Stundentafel und Unterrichtsplänen zu tun hat. Das wirklich Spannende, warum man gerne in die Schule gegangen ist, ist aber alles, was rundherum passiert ist: Der Schulausflug, der Schikurs, Exkursionen, bei denen uns ein externer Anbieter etwas erklärt hat. Dieses externe Know-how beziehungsweise diese außerschulische Expertise ist - natürlich neben der innerschulischen Expertise - eine ganz wesentliche Ressource, um die Schule positiv zu gestalten, um Lerninhalte erlebbar zu machen und den jungen Menschen mehr Chancen zu ermöglichen. Es gibt zahlreiche Institutionen und Organisationen, die ganz tolle Angebote machen. Woran ist das aber an den Schulen bis jetzt gescheitert? - Es ist dies natürlich teilweise auch für die Eltern ein großer finanzieller Aufwand. Es gibt viele Kinder, deren Eltern es sich nicht leisten können, dass sie bei besonderen Schulangeboten mitmachen. Und es ist natürlich auch ein Aufwand für die PädagogInnen, passende Angebote zu finden. Das waren oftmals unüberwindbare Hürden, und daher ist das dann nur wenigen zur Verfügung gestanden. In Zukunft wird das anders sein. Durch die Wiener Bildungschancen werden die Pflichtschulen für externe pädagogische Angebote geöffnet und die unabhängigen Bildungsinitiativen gestärkt. Damit schaffen wir auch mehr Chancengerechtigkeit für SchülerInnen, denn diese Zusatzangebote sollen allen Schulen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Es wird ein unabhängiges Gremium geben, das transparente Kriterien dafür ausarbeitet, welchen Schulen was angeboten wird. Es wird auch eine Bedarfserhebung mit den Schulen selbst geben. Und wienXtra wird diesen Prozess vorbereiten und begleiten, und zwar vor allem auch in der Hinsicht, dass ein Web-Portal ins Leben gerufen wird, auf das LehrerInnen wirklich sehr niederschwellig und sehr unkompliziert zugreifen können und so für ihre Schulen und für ihre Klassen Angebote buchen können. Das heißt, dass die PädagogInnen damit größtmöglich entlastet werden und kein zusätzlicher Mehraufwand entsteht. Ganz wichtig ist auch, dass sich auf diesen Angeboten, die an die Schulen kommen, ein Prüfsiegel der Stadt Wien befindet und diese zertifiziert sind. Wir können uns also sicher sein, dass die Angebote, die an den Schulen auch wirklich umgesetzt werden, durch die Stadt zertifiziert sind. - Ich glaube, das ist ein ganz ein wichtiger Punkt. Dieses Tool soll bis September 2023 zur Verfügung stehen und den Kindern und Jugendlichen diese neuen Angebote darlegen. Diese Angebote können ganz unterschiedlich sein, das betrifft Fachliches, darüber hinaus natürlich aber auch die Unterstützung im Bereich Soft Skills oder sonstige Angebote und Interessen. Es geht um Werkzeuge der Wissensvermittlung, aber auch um Werkzeuge fürs Lernen selbst. Und diese ganz unterschiedlichen Angebote werden in dem angesprochenen Gremium ausgearbeitet werden. Ich bin überzeugt, dass dieses Angebot von den Wiener Schulen dringend benötigt wird. Es wird die Bildungschancen und Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder stärken, es wird sie unterstützen, es wird ihnen die Möglichkeit geben, in unterschiedlichste Bereiche einen Einblick zu bekommen und über den Tellerrand zu schauen. Dadurch werden durchaus auch Interessen geweckt, die davor noch nicht erkannt worden sind. Ich glaube, darum geht es im Bildungsbereich auch sehr stark, nämlich zu erkennen, wo die jeweiligen Potenziale und Interessen der Kinder liegen, wo jemand Kompetenzen und Neigungen hat und wie diese zum Leben erweckt werden können. Das ist nur ein Projekt von vielen, und ich meine, wir müssen in Summe im gesamten Bildungsbereich darauf achten, wie wir Talente fördern und Entwicklungschancen und vor allem die Chancengerechtigkeit für alle Kinder aufrechterhalten und stetig verbessern. Diesfalls läuft das Ganze ohne Mehrkosten für die Eltern, und ich hoffe, dass wir das heute, zwar, wie ich weiß, nicht einstimmig, aber doch mit einer großen Mehrheit beschließen werden. Ich meine, damit schaffen wir einen Meilenstein für die Wiener Schulen. Wir bringen etwas ganz Konkretes in die Schulen, wovon jeder Schüler und jede Schülerin in der allgemeinen Pflichtschule etwas haben, und darüber und darauf freue ich mich wirklich sehr. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist die Frau GRin Mag. Mag. Malle, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Liebe ZuseherInnen! Es ist wunderbar, dass wir nach fast zwei Jahren NEOS-Bildungsstadtrat nun endlich das Thema Bildung als Schwerpunkt hier haben. Ich glaube, es gab einmal eine Aktuelle Stunde zu dem Thema, ansonsten wurde von Ihnen, der selbsternannten Bildungspartei, immer lieber gerne ein anderes Thema gewählt. Aber so viel Positives gab es tatsächlich ja auch nicht zu berichten. Es sind fast zwei Jahre vergangen, seit die NEOS die Bildungsagenden in dieser Stadt verantworten. Zwei Jahre, in denen wir viele Erwartungen hatten, und Sie selbst wahrscheinlich auch an sich. Ja, und wir glauben Ihnen grundsätzlich immer noch, dass Ihnen die Bildung ein Anliegen ist, auch wenn es manchmal ein bisschen schwerer fällt. Und natürlich finden wir es auch gut, dass wir heute etwas beschließen, was den Schulen helfen wird, auch wenn es sich bei den - ich darf Sie zitieren, Frau Kollegin Emmerling - richtig großen erfolgreichen und langfristigen Möglichkeiten zuerst einmal um eine Website handelt. Und wir werden schauen, wie sich das mit Leben füllt. Ihr anderes Vorhaben, über das wir heute in der Früh auch schon kurz gesprochen haben, das Bildungsversprechen, auf das ich jetzt ein bisschen eingehen möchte, ist eines, das uns ein wenig an das Bildungsversprechen beziehungsweise das Projekt "100 Schulen - 1.000 Chancen" aus dem Bund erinnert. Ich habe es in der Früh schon gesagt, uns kommt das andere derzeit ein bisschen klarer und ausgereifter vor als Ihr sogenanntes Bildungshaus, wie Sie es bezeichnen. Und bei der Präsentation Ihres Projektes, Herr Stadtrat, haben Sie gesagt, was Sie wollen, nämlich das Wiener Bildungshaus um einen entscheidenden Stock aufstocken. Wir hätten da den Vorschlag, dass Sie sich zuerst einmal um das Fundament kümmern, Herr Stadtrat, bevor Sie oben noch ein Stockwerk draufsetzen. Ich komme nämlich gleich zu diesem Fundament, wo wir finden, dass es doch an einigen Stellen schön langsam, aber sicher zu bröckeln beginnt. Im Übrigen fällt mir gerade auf, dass die Sprache, die Sie hier verwenden, ein bisschen merkwürdig wird, aber auch realitätsnäher, denn wenn ich Sie daran erinnern darf, haben Sie immer von Kindern Palästen zu bauen geredet, nun sind wir schon beim Haus. Aber das ist irgendwie auch verständlich, denn ich glaube, mit der SPÖ kann man jetzt nicht wirklich in der Bildung Paläste bauen. Ich habe den Verdacht, sie würde mit Ihnen eher Straßen vergolden, als Kindern Paläste zu bauen, um ehrlich zu sein. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich bin mir auch nicht sicher, ob Kinder Paläste brauchen oder nicht einfach nur eine soziale Wertschätzung und viele Freiräume, wie übrigens auch die Pädagoginnen und Pädagogen, die jeden Tag einen großartigen Job machen. Die Vision, die Sie mit dem Projekt verfolgen, hat uns zugegebenermaßen auch ein bisschen ein Lächeln abgerungen. Da darf ich Sie auch zitieren aus Ihrer Presseunterlage: "LehrerInnen erhalten Wertschätzung für ihren Beruf und erfahren, dass sie im Werdegang junger Menschen einen sinnstiftenden Unterschied machen." - Ich glaube ja, dass LehrerInnen sich auch wertgeschätzt fühlen würden, wenn sie endlich einmal das bezahlt bekommen würden, was sie tatsächlich auch verdienen, was ihnen auch zusteht. Wir haben es den Medien entnehmen können, LehrerInnen warten immer noch auf ihr richtiges Gehalt, und das eher schon länger als kürzer. Und dass LehrerInnen im Werdegang junger Menschen einen entscheidenden Unterschied machen: Ja, entschuldigen Sie, aber das lerne ich spätestens in der Ausbildung, oder sollte es gelernt haben. Also dieses Verständnis von Vision erschließt sich uns in keiner Weise in dem Punkt. Die LehrerInnen erfahren auch, dass sie Fortbildungen machen dürfen und Supervision. Grundsätzlich sind Ihre Maßnahmen ja gut, aber visionär sind sie nicht. Es gibt Schulentwicklung, die gibt es jetzt schon. Es gibt standortrelevante Aktivitäten, die gibt es auch jetzt schon. Es gibt Fortbildungen, die müssen LehrerInnen jetzt schon machen. Und die Supervision kann man auch jetzt schon in Anspruch nehmen. Was wir gut finden, sind Möglichkeiten wie die Entwicklung des Schulareals, des Schulumfeldes. Da werden wir ganz sicher genau beobachten, was Sie da konkret vorhaben. Sie können grundsätzlich natürlich dann auch gerne unserem Antrag zustimmen, der sich mit der Attraktivierung des Schulumfeldes befasst, es geht um Schulstraßen. Wenn dieser dann zur Verhandlung kommt, bitte auch gerne da zustimmen, da sehen wir dann, wie ernst Ihnen diese Sache ist. Der Verdacht ist allerdings, dass Sie das mit der SPÖ nicht hinbekommen werden, Sie werden sie dort nicht hinbewegen können. In diesen zwei Jahren, in denen Sie Bildungsstadtrat sind, zeigt sich leider, dass Sie bei der SPÖ nicht durchkommen. Vieles ist aber nicht nur nicht durchgesetzt, sondern einiges hat sich auch verschlechtert. Ich komme zum weniger Guten als die Website: Die Bildungschancen und das Bildungsversprechen, beginnen wir bei den Kleinsten - es wurde vorhin schon ein bisschen angesprochen, bei der Elementarbildung fielen uns jetzt Maßnahmen ein. Ich glaube, wir sind ideologisch manches Mal gar nicht so weit voneinander entfernt, viele Parteien wollen hier immer sehr ähnliche Sachen, die sie einfordern. Der Unterschied ist nur, und David Ellensohn hat das vorhin auch schon angesprochen, dass wir in der Regierungsverantwortung - mein Kollege Stadler und ich waren damals nicht dabei, aber wir haben tatsächlich aus der Erinnerung heraus das einmal rekapituliert - als Regierungspartei einiges auf den Boden gebracht haben. Ich sehe das bei den NEOS eigentlich nicht, dass Sie als kleiner Partner vieles auf den Boden bringen würden. Wenn die GRÜNEN ein Ressort übernehmen, setzen sie sich grundsätzlich eher durch als die NEOS in ihrem Ressort. Das sehen wir ganz deutlich heute. Ich finde, es liegen Welten dazwischen, wenn Grün mitregiert oder wenn NEOS mitregiert. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ein paar Situationen, an denen ich das festmachen würde, was wir anders gemacht hätten und wo wir ganz sicher die SPÖ in eine andere Richtung bewegen hätten können, als Sie das gemacht haben: Das war das Kommunikationsdebakel rund um den mutmaßlichen Missbrauch in einem Wiener Kindergarten. Im Frühjahr erreichte uns diese leider sehr unschöne Nachricht von mutmaßlichen Missbrauchsfällen in einem Wiener Kindergarten. Und 13 Monate lang hat die Stadt Wien die Eltern nicht informiert, keine weiteren Maßnahmen zur Aufklärung gesetzt. Viel zu lang wurde versucht, das alles unter den Tisch zu kehren, und die Eltern warten ewig, zum Teil immer noch auf Unterstützung. Die versprochene Unterstützung hat sehr auf sich warten lassen. Wir sind mit diesen Eltern in Kontakt und die sagen, es ist bis heute eigentlich nicht viel besser geworden in der Kommunikation. Ganz im Gegenteil, da sind die Fronten ziemlich verhärtet. Die Eltern fühlen sich von Ihnen im Stich und alleine gelassen. Sie haben Kommunikation auf Augenhöhe versprochen. Das ist nicht passiert. Wenn Eltern mit Ihnen in Kontakt treten - entschuldigen Sie, dass ich das so sage -, bekommen sie Nachrichten in einem bemerkenswerten Beamtendeutsch, sehr trocken formuliert, überhaupt nicht der Situation angemessen. Da heißt es in einem E-Mail von Ihnen, Herr Wiederkehr, einen Monat zu spät, ich zitiere: "Sowohl von Seiten des Bildungsstadtrates als auch der Kinder- und Jugendanwaltschaft sowie den Wiener Kindergärten ist eine transparente Aufarbeitung erfolgt und wurden bereits viele Maßnahmen gesetzt. Darüber hinaus befinden sich noch weitere Maßnahmen in Umsetzung. Für manche der durch die Behörde vorgeworfenen Mängel, zum Beispiel die Erstellung eines Kinderschutzkonzeptes, laufen die Mängelbehebungsfristen noch. Dies ist notwendig, um eine qualitativ hochwertige Auseinandersetzung zu ermöglichen, die einen nachhaltigen und größtmöglichen Kinderschutz garantiert." - Und das war es, das war das E- Mail. Natürlich ist mir klar, dass man das immer von zwei Seiten sehen kann. Man muss aufpassen mit Vorwürfen, das steht wohl außer Frage, aber eine Kommunikation auf Augenhöhe oder eine sensible Kommunikation ist das nicht. Wir hätten als GRÜNE ganz anders reagiert und mit den Eltern ganz anders kommuniziert. Wir hätten Ihnen dringend geraten, die Kommunikation mit den Eltern als erste Maßnahme nachhaltig zu verbessern. Und das ist bis heute nicht passiert. (Beifall bei den GRÜNEN.) Bleiben wir aber noch ganz kurz beim Kindergarten. Ein anderer Punkt betrifft Kinder mit Behinderungen. Das fällt auch in Ihre Amtszeit, Herr Bildungsstadtrat, fast tausend Kinder, die eine Behinderung haben, warten auf einen Platz in einem städtischen Kindergarten. Die Zahl ist gestiegen. Wir haben auch schon im letzten Gemeinderat darüber gesprochen und sind froh, dass wir das Thema weiter im Ausschuss diskutieren werden. Aber auf unsere Idee, die Fachassistenz auch für den privaten Bereich zu ermöglichen - Sie haben heute auch sehr viel vom Ermöglichen gesprochen -, warten wir noch und hoffen, dass Sie sich in diese Richtung bewegen. Denn das ist schon eine Frage des politischen Willens: Wenn ich mitten in einer Klimakrise 450 Millionen EUR für die Stadtautobahn ausgeben kann, dann kann ich auch Fachassistenzen für den privaten Bereich finanzieren beziehungsweise ermöglichen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Lassen sie mich noch zu ein paar Punkten kommen, die die Schule betreffen. Summer City Camps - wir haben alle in Erinnerung beziehungsweise die unter Ihnen, die Kinder haben, werden es sehr präsent haben -, ein Anmeldechaos mit überlasteten Leitungen, das sich über Tage zog, das viele Eltern zur Verzweiflung gebracht hat und dann noch 2.500 Kinder auf der Warteliste. Ja, was haben Sie gemacht, Herr Bildungsstadtrat? Statt das Angebot zu erhöhen, haben Sie diesen Eltern über Medien ausrichten lassen - ich zitiere -, dass die Stadt Wien nicht für alle Eltern die Ferien überbrücken kann und dass es heuer nicht wie im letzten Jahr eine Aufstockung gibt. Uns GRÜNE hat das schon sehr irritiert, denn wir hätten hier im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehandelt. Wir hätten uns als GRÜNE ganz sicher dafür eingesetzt, dass es mehr Plätze gibt, dass Sie das Anmeldesystem reformieren würden und dass das Anmeldedebakel wirklich verhindert hätte werden sollen. Bitte, ändern Sie das das nächste Jahr im Sinne Ihrer Prioritäten und zu Gunsten der Kinder. (Beifall bei den GRÜNEN.) Auch oft medial diskutiert wurde der LehrerInnenmangel. Es fehlen LehrerInnen hinten und vorne, sie verlassen den Beruf, ergreifen ihn gar nicht mehr. Überall in Österreich, nicht nur in Wien ist es so, aber in Wien ist es eklatant. Und auch da brauchen wir ganz dringend Maßnahmen, um hier auch eine Attraktivierung des Berufes zu erzielen, durch bessere Arbeitsplätze, bessere Bedingungen, Anreizsysteme, Aufstiegsmöglichkeiten, et cetera. Hier könnten Sie in Wien vorangehen und zeigen, wie man den LehrerInnenberuf attraktiveren kann. Sie sind der Arbeitgeber der LandeslehrerInnen, bitte zeigen Sie, dass das geht. Wir helfen Ihnen mit unserer Praxiserfahrung gerne weiter, wir sind drei LehrerInnen im Grünen Klub, bitte fragen Sie uns. Da gibt es viele Vorschläge, die wir auch schon auf den Tisch gebracht haben - bis jetzt leider alle abgelehnt. Wir wollen nämlich, dass die Bürokratie für LehrerInnen radikal minimiert wird, dass sich LehrerInnen endlich wieder ihrem Kerngeschäft widmen können, und das ist nun einmal der Unterricht. Was brauchen wir dazu? Gute Ausstattung, einen Platz am Standort, Schulsozialarbeit, also auch diese sozialen Rahmenbedingungen, PsychologInnen an jeder Schule, und nicht nur eine Person am Mittwoch im Monat. Denkbar sind auch Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten, das habe ich eh schon gesagt, Anreize, um im Beruf zu bleiben und nicht auszubrennen. Und zu guter Letzt braucht es auch ehrliche Wertschätzung. Von dieser Wertschätzung sind Sie sehr weit entfernt. Die bringen Sie nämlich den LehrerInnen in keiner Weise entgegen, im Übrigen auch nicht den DirektorInnen. Ich denke hier an die Zuteilung der LehrerInnen, die heuer überhaupt nicht funktioniert hat, und wir werden morgen noch ausführlich Gelegenheit haben, darüber zu reden. Wir bringen als GRÜNE auch eine Dringliche zu diesen Themen ein, aber es ist schon erstaunlich, dass Sie es nicht schaffen, in Zeiten des LehrerInnenmangels LehrerInnen, die grundsätzlich an Schulen arbeiten wollen, auch anzustellen. Es gab Fälle von jungen LehrerInnen, die am ersten Schultag in die Schule kommen und wieder nach Hause geschickt werden, weil die Zuteilung nicht da ist. Ja, daran ist der Bund nicht schuld, daran ist Ihre Politik schuld. Sie müssen dafür sorgen, dass auch genügend Leute in der Bildungsdirektion arbeiten. Die Personalabteilung dort leistet grundsätzlich gute Arbeit, ist aber chronisch unterbesetzt, es ist wirklich ein Problem. Und wir wollen eben auch, dass Leute, die als LehrerInnen arbeiten wollen, auch arbeiten können, und dafür werden wir weiterhin kämpfen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Über ein anderes Beispiel, LehrerInnengehälter, werden wir auch morgen noch reden. Ein Beispiel einer Kollegin an meiner Schule bringt es sehr schön auf den Punkt. Ich darf sie zitieren: "Ich weiß leider gar nicht ob, ich das richtige Gehalt bekomme, weil ich seit über zwei Jahren auf eine Antwort bezüglich meines Besoldungsdienstalters warte." - Ich lasse das jetzt einmal so stehen, aber ich frage mich schon, ob das die Wertschätzung ist, die Sie in Ihrem Bildungshaus Lehrerinnen und Lehrern gegenüberbringen. Ist das die Wertschätzung, von der Sie immer reden? Ich weiß es nicht. Schlussendlich, und da hoffen wir auch, dass Sie es anders machen als in Ihrem Umgang mit dem Projekt, das der Bund finanziert, nämlich "100 Schulen - 1.000 Chancen", haben wir schon die ausufernde Bürokratie festgestellt. Da sind viele Dinge unmöglich. Wäre Geld da, ist es gar nicht so leicht, dass Schulen das Geld bekommen beziehungsweise dass die Ausstattung bei ihnen ankommt, und das liegt am Kompetenz-Wirrwarr, das in dieser Stadt im Bildungsbereich herrscht. Deshalb, ein neues Schulentwicklungsprogramm ist gut, aber man muss halt auch schauen, dass dieses Schulentwicklungsprogramm vom Bund erst einmal auch funktioniert, wo ein riesen Verwaltungsaufwand verhindert, dass Schulen zu ihrem Geld beziehungsweise zu der Ausstattung kommen, die sie brauchen - Smartboards wären so ein Beispiel, das wir in dem Zusammenhang schon öfters besprochen haben. Es ist also völlig absurd, dass Schulentwicklung an der Bürokratie scheitert. Wir hoffen, dass es bei Ihrem Wiener Bildungsversprechen nicht so ist, bitte vereinfachen Sie das und machen Sie echte Schulentwicklung möglich. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ja, nach fast zwei Jahren Bildungsstadtrat Wiederkehr kommen nun zwei bessere Projekte. Wir haben schon gesagt, dass wir dem zustimmen werden. Wobei das bisher größte Projekt - der Kollege von der FPÖ hat es schon angesprochen -, das uns in Erinnerung geblieben ist, die Reform der LehrerInnenzuteilung ist. Und da gebe ich Ihnen recht, das hätte Ihnen wirklich zu denken geben müssen, das hätten Sie reformieren müssen. Wenn tausende Lehrerinnen und Eltern gegen Ihre Bildungspolitik demonstrieren, können Sie das meines Erachtens nicht einfach ignorieren. Tausende waren nicht damit einverstanden, dass es gleich viele Gewinner wie Verlierer gibt, wie Sie damals sagten. Ich komme zum Schluss. Viele der angekündigten Verbesserungen aus dem Regierungsprogramm existieren derzeit noch auf Papier. Die Kindergartengruppen sind zu groß, der Fachkraft-Kind-Schlüssel ist zu groß, es wurde kein zusätzliches pädagogisches Personal angeworben, im Gegenteil. Die versprochene Personalbedarfsprognose ist nicht da, eher im Gegenteil. Die Imagekampagne gibt es nicht und das versprochene einheitliche Anmeldungssystem gibt es auch nicht, ebenso im Schulbereich. Von den versprochenen zehn neuen verschränkten Ganztagsschulen pro Jahr sind wir weit entfernt. Das Pilotprojekt Ethikunterricht gibt es nicht. Was es gibt, sind zusätzliche Sekretariatskräfte, aber die zahlt Ihnen zu zwei Drittel der Bund. Also, vieles versprochen, vieles angekündigt, nach zwei Jahren kommen zwei größere Projekte daher. Wirklich geprägt ist die Situation derzeit aber vom LehrerInnenmangel, dem Chaos in der Verwaltung, aber auch den großartigen KollegInnen, die das jeden Tag im Klassenzimmer ausbügeln müssen und für vieles geradestehen. Ein weiteres Stockwerk im Bildungshaus ist gut, Herr Stadtrat, aber bitte richten Sie einmal das Fundament in Ihrem Bildungshaus. Sie haben einmal große Versprechungen gemacht, von Bildungsumbruch, Bildungsrevolution war die Rede, von Palästen, mittlerweile sind wir bei einem Haus und wenn es weitergeht, dann reden wir wahrscheinlich bald von einer Hütte. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Janoch zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Wienerinnen und Wiener! Der Herbst ist da und die kühle Jahreszeit hat begonnen. Indoor-Aktivitäten liegen bei uns allen jetzt im Fokus. Für mich persönlich sind das die Museumsbesuche. Das Museum ist ein besonderer Ort für die ganze Familie, es ist ein Lernort mit Tradition, Kultur, Charme und einem besonderen Ambiente. Museen sorgen für Wissensvermittlung und auch dafür, dass man Dinge aus der Vergangenheit und der Gegenwart nicht vergisst. Gerade in Zeiten der "Head down"-Generation kann ein Besuch mit der Familie im Museum Abwechslung in den gemeinsamen Alltag bringen und so zu einem kulturellen Verständnis und auch zu einer Begeisterung führen. Wien, die Stadt der Museen. Wienerinnen und Wiener finden in unserer Stadt eine reichliche Auswahl an Museen, von den Bundesmuseen über private Museen, wie dem Palais Lichtenstein, bis hin zu Museen der Stadt Wien, zum Beispiel dem Wien Museum. Museen sind aber nicht nur Freizeitdestinationen, sondern haben auch einen essenziellen Bildungsauftrag, und genau aus diesem Grund sollten die Tore insbesondere für Kinder und Jugendliche weit offenstehen. An dieser Stelle möchte ich positiv hervorheben, dass mit einer Ausnahme alle Standorte des Wien Museums für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren kostenlos geöffnet sind. Als Pädagogin lautet mein Credo ganz klar: Zeit mit der Familie, Familienzeit ist, glaube ich, das Kostbarste, gerade in den jetzigen Zeiten. Um also gezielt Anreize für einen Museumsbesuch der ganzen Familie zu schaffen, wäre es doch wünschenswert, in den Museen eigene Familientarife anzubieten, sodass die Tickets der beiden Elternteile günstiger als der Normalpreis sind, sofern sie in Begleitung ihrer Kinder kommen. Jetzt möchte ich ein positives Beispiel hervorheben und einen gelungenen Familientarif ansprechen. Und zwar einen Familientarif, der Familien die Welt der Kunst und Kultur öffnet, ihnen die Möglichkeit gibt, das Museum gemeinsam zu entdecken, Familienzeit gemeinsam zu erleben und sie vor allem gezielt finanziell entlastet. Dabei handelt es sich um das Stadtmuseum Nordico in Linz. Das schaut dort so aus, dass ein Erwachsenenticket 8 EUR kostet und Eltern, die mit ihren Kindern das Museum besichtigen möchten, zahlen für die gesamte Familie nur 14 EUR, also weniger als 2 Erwachsene zum Normalpreis. Und ich denke mir, was in Linz möglich ist, könnte doch eigentlich auch in Wien möglich sein. (Beifall bei der ÖVP.) Deshalb mein Appell, setzten Sie sich bitte beim Wien Museum dafür ein, analog zum Familientarif des Stadtmuseums Nordico in Linz eigene Familien-Tickets mit vergünstigten Preisen einzuführen, denn eines muss schon klar sein, finanzschwachen Familien darf der Besuch im Museum nicht verwehrt werden. Jetzt habe ich gerade über die Vielzahl der Museen in unserer Stadt gesprochen und da stellt sich gleich die nächste Frage: Wie kommen die Familien dort hin? Und ich glaube, am gemütlichsten und einfachsten ist es doch mit den Wiener Linien. Da bringe ich gleich einen weiteren Vorschlag zu dem Thema ein. Mit großem Stolz werden die Wiener Linien im Regierungsprogramm der rot-pinken Stadtregierung als einer der besten und beliebtesten Verkehrsbetriebe der Welt bezeichnet. Es gibt auch gezielte Maßnahmen, die immer mehr Personen von der Straße auf die Schiene bringen sollen, zum Beispiel durch das Angebot des 365-EUR-Ticktes. Blicken wir jetzt aber nun gemeinsam in den Ticketshop und schauen wir uns an, welche Vergünstigungen es noch gibt. Es gibt Vergünstigungen für Kinder, Jugendliche und Studenten, es gibt Vergünstigungen auch für Senioren, aber als Familiensprecherin ist mir da aufgefallen, warum gibt es eigentlich keine Angebote für die ganze Familie? Wäre es nicht auch wünschenswert, auch Eltern, die zum Beispiel mit ihren Kindern einen Stadtausflug machen wollen, ein attraktives Angebot zu machen, wie zum Beispiel für eine Fahrt ins Museum? In anderen Städten ist das nämlich möglich, in Graz zahlen beispielsweise Eltern bei gemeinsamen Fahrten mit ihren Kindern um rund 38 Prozent weniger und zudem fahren alle Kinder bis 15 Jahre gratis mit. Ich denke mir auch hier, was in Graz geht, könnte doch eigentlich auch in Wien möglich sein. (Beifall bei der ÖVP.) Deshalb mein Appell, setzen Sie sich bitte bei den Wiener Linien dafür ein, analog zum Familientarif des Steirischen Verkehrsverbundes eigene Familientarife mit vergünstigten Einzelfahrten und Zeitkarten für Eltern mit Kindern einzuführen. Ich habe jetzt zwei Fallbeispiele aus zwei verschiedenen Landeshauptstädten genannt, aber der Sinn meiner Rede war, einfach aufzuzeigen, dass es wichtig ist, wieder Familien zusammenzubringen, und zwar, dass Familien in der heutigen Zeit wieder mehr miteinander tun und nicht nur nebeneinander tun. Und ich glaube, es ist auch wichtig, auch wieder Familien mehr ins Museum zu bringen, um einfach Traditionen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Zum Abschluss möchte ich aber auch noch auf die Förderungen des Vereins wienXtra eingehen. Generell ist zu sagen, die Bildungschancen, Bildungsversprechen für Wiener Kinder klingen immer großartig und sind auch toll, bei der Regierung aus SPÖ und NEOS ist es aber mit einer Vorsicht zu genießen. Fraglich ist auch, wie viel Geld dann tatsächlich fließt. Weiters finden wir im Akt nur die hohen und laufenden Kosten und sind auch gespannt, was dann tatsächlich in den Schulen ankommt, aber zu diesem Thema wird dann morgen mein Kollege Harald Zierfuß genauer darauf eingehen. - Danke schön fürs Zuhören. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner hat sich der Herr GR Mag. Gremel zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Mag. Marcus Gremel, MBA (SPÖ): Geschätzte Frau Vorsitzende! Werte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Werte Damen und Herren! Ich beginne vielleicht gleich bei meiner Vorrednerin, der Kollegin Janoch. Die Ticketing-Systeme vom Wien Museum und Wiener Linien sind jetzt nicht gerade die Kernaufgabe von unserem Ausschuss, aber ich habe Ihnen sehr aufmerksam zugehört und auch den Zusammenhang, den Sie zum Bildungs-, Jugend-, Kinderausschuss hergestellt haben, aufmerksam verfolgt und möchte daher schon auch ein paar Worte dazu sagen. Es ist vollkommen klar, wir alle, wahrscheinlich alle auch in diesem Raum lieben die Museen der Stadt Wien genauso, und vielleicht noch etwas mehr. Auch lieben wir unsere Wiener Linien, die ja bekanntlich weltweit keinen Vergleich scheuen müssen, und ebenso müssen wir auch keinen Vergleich mit anderen Landeshauptstädten scheuen, wenn es um das Ticketing geht. Wir haben sowohl im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel als auch im kulturellen Bereich bei den Museen jedenfalls das mit Abstand breiteste Angebot. Wir haben bei den Wiener Linien nicht nur das 1-EUR-Ticket, sondern wir haben auch das Top-Jugend-Ticket, liebe Kollegin, nämlich um 79 EUR bis 24 in der gesamten Ostregion. Und das muss man schon auch einbeziehen, wenn man einen Vergleich zu anderen Bundesländern und zu anderen Landeshauptstädten herstellt. Ebenso haben Sie erwähnt - und es hat mich auch gefreut, dass Sie das lobend erwähnt haben -, dass wir beim Wien Museum für alle unter 19 einen freien Eintritt haben. Sie haben nur vergessen, hinzuzufügen, dass es für alle in Wien zumindest an einem Sonntag im Monat überhaupt freien Eintritt gibt. Also auch das ist ein tolles Angebot, auf das wir sehr, sehr stolz sind, auch wenn es nicht die Kernaufgabe unseres Ausschusses ist. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich gehe weiter zur Kollegin Malle und fange vielleicht - da das heute nicht das unmittelbare Thema unserer Besprechung ist, damit das für heute einmal erledigt ist und wir uns beim nächsten Mal wieder ausführlicher darüber unterhalten können - mit der Elementarpädagogik an, über die wir eh schon sehr oft gesprochen haben. Schauen Sie, es ist einfach faktisch falsch, dass da in Wien in den letzten Jahren nichts passiert ist. Wir haben die Sprachförderkräfte aufgestockt, wir haben die Assistentinnen- und Assistentenstunden in den Gruppen verdoppelt. Und ich sage Ihnen noch was: Das ist nicht nur nicht nichts, sondern uns hat auch niemand dazu überreden müssen. Die NEOS haben uns nicht treiben müssen, um das zu machen, wir brennen - ganz genauso, wie ich das unserer Koalitionspartnerin auch zugestehe - dafür, dass wir die bestmögliche Bildung in unseren Kindergärten haben, und zwar für alle Wiener Kinder. Und, liebe Kollegin, ich war auch in der letzten Periode schon dabei, wie wir mit den GRÜNEN in einer Koalition waren, und da können Ihnen sicher Ihre Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir damals zusammengearbeitet haben, auch sagen, dass das nicht der Fall war, dass man die SPÖ davon irgendwie überzeugen hätte müssen, drängen müssen, was auch immer. Bildung ist unser absolutes Kernthema, wir brennen dafür, dazu stehen wir auch und sind sehr stolz darauf. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSC.) Klar gehört immer noch mehr getan, das trifft den elementarpädagogischen Bereich genauso wie auch den Bereich der Schulen. Es ist nicht so einfach in Zeiten wie diesen, das haben wir schon oft besprochen, wir haben überall einen eklatanten Pädagoginnen- und Pädagogenmangel, genauso wie auch in anderen Branchen wie der Pflege, Gesundheit, wo wir überhaupt einen Fachkräftemangel haben, dem wir gemeinsam begegnen müssen, auf Wiener Ebene, aber auch auf Bundesebene. Und wenn Sie aufzählen, was Ihnen in Wien alles fehlt, dann kann ich das zu einem Teil nachvollziehen. Wir können sicher auch in Wien darüber reden, was wir noch weiter verbessern können, was ich aber nicht ganz verstehe, ist, wenn die Energie immer ganz nach Wien gesteckt wird, mit dem Finger auf die Wiener Stadtregierung zu zeigen und sagen, tut's was, stellt's mehr Pädagoginnen und Pädagogen ein, löst alle Probleme einfach alleine, und gleichzeitig wir auf eine Ausbildungsoffensive des Bundes sowohl im elementarpädagogischen Bereich als auch bei den Schulen seit vielen, vielen Jahren vergeblich warten. Da können Sie Ihre Regierungsverantwortung einmal einsetzen und wirklich den Koalitionspartner, den Sie auch überzeugen müssen, überzeugen, nämlich die ÖVP. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Zu den Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern möchte ich schon noch anmerken, dass wir in den letzten zwei Jahren hier um ein Drittel aufgestockt haben, ja, co-finanziert durch die Bundesregierung. Das ist auch richtig und wichtig so, denn schließlich leisten sie ja auch vor allem im pädagogischen Bereich ihre Arbeit, die auch eindeutig der Bundeskompetenz zuzuordnen ist. Ebenso haben wir administrative Unterstützungskräfte aufgestockt, sind mittlerweile so weit, dass wir an jeder Schule eine Person haben, die den Pädagoginnen und Pädagogen Dinge abnimmt, die sie von ihrer Kernaufgabe abhalten. Auch das ist sehr wesentlich und wir würden insbesondere bei der Schulsozialarbeit auch gerne noch weitere Schritte gehen. Nur nutzen wir die Co-Finanzierung des Bundes bereits zu 100 Prozent aus. Also gerne, machen wir mehr. Wenn der Bund auch uns die Möglichkeit gibt, hier noch weitere Personen anzustellen, werden wir jedenfalls unseren Beitrag dazu leisten, aber wir können nicht ständig in die Presche springen und Aufgaben für den Bund eins zu eins übernehmen. Wir haben schon bei den administrativen zusätzlichen Förderkräften bereits mehr angestellt, als durch die Co-Finanzierung des Bundes abgedeckt worden wäre. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Zum Wiener Bildungsversprechen und dem Bundesprojekt "100 Schulen - 1.000 Chancen": Ja, schauen Sie, Sie waren jetzt eh nicht sonderlich kritisch dazu, das freut mich. Ich finde auch, es ist total okay, wenn man sagt, okay, man hat 2 Projekte, die beide dafür sorgen, Schulen mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Das ist an sich begrüßenswert, das ist super, ich freue mich über jedes Projekt, das versucht wird. Man kann unterschiedliche Ansätze wählen und so ist es auch, wenn man sich "100 Schulen - 1.000 Chancen" und das Wiener Bildungsversprechen anschaut. Bei "100 Schulen - 1.000 Chancen" werden einzelnen Schulen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, mit denen neue Projekte umgesetzt werden können, die dann über einen Zeitraum auch beobachtet und deren Auswirkungen vor allem evaluiert werden. Das ist an sich ein gutes Forschungsprojekt, das macht Sinn. Es führt nur manchmal zu dem Problem, dass mit dem Geld dann Dinge gewünscht, gefordert werden, die faktisch überhaupt nicht möglich sind, einfach, weil es baulich nicht geht. Es wäre vielleicht ganz praktisch, wenn man das beim nächsten Mal vorher mit dem Schulerhalter auch gut konzipiert, damit da nicht mehr Enttäuschungen entstehen, aber es gibt auch viele Sachen, die sicher durch "100 Schulen - 1.000 Chancen" gut auf den Weg gebracht werden können. Ich freue mich jedenfalls über diesen Versuch, und wir werden schauen, was tatsächlich der Output davon ist, und dann werden wir schauen, wie wir weitermachen. Beim Wiener Bildungsversprechen geht es in ein bisschen eine andere Richtung, und das ist mir schon wichtig, festzuhalten, da ich eigentlich glaube, dass das auch etwas ist, was die GRÜNEN nicht so schlecht finden sollten, es geht nämlich um eine nachthaltige Schulentwicklung. Es geht nicht darum, dass man für ein oder zwei Jahre ein bisschen mehr Ressourcen zur Verfügung stellt, sondern es geht darum, die Standorte so zu unterstützen, dass sie selbst ihre Schule noch besser entwickeln und davon in den nächsten Jahren auch profitieren können, und zwar sowohl auf baulicher, räumlicher als auch auf inhaltlicher pädagogischer Ebene. Und genau dafür soll das Wiener Bildungsversprechen jetzt einmal an zehn Schulen pilotiert werden, und wenn das gut gelingt, werden wir hier auch noch weiter in die Breite gehen. Heute geht es aber eigentlich gar nicht um das Wiener Bildungsversprechen an sich, aber es haben sehr viele Menschen vor mir über ganz viele Randthemen gesprochen, ich musste ein bisschen darauf eingehen, und natürlich ist gerade das Wiener Bildungsversprechen auch eng verknüpft mit dem Projekt, das heute im Akt zu beschließen ist. Es geht nämlich bei beiden um ein großes Ziel, das wir bei allen Maßnahmen, die wir im Bildungsbereich in die Wege leiten, versuchen zu erreichen oder dem näher zu kommen, nämlich die beste Bildung für alle Kinder in Wien zu erreichen, und zwar ganz egal, wo die Kinder in Wien wohnen, wo sie in die Schule gehen, welche Muttersprache sie haben, was ihre Eltern arbeiten oder auch verdienen. Deswegen haben wir in der letzten Periode unter StR Jürgen Czernohorszky unsere Bildungsgrätzl ins Leben gerufen, wo es darum geht, dass in einem Grätzl das lernende Kind im Mittelpunkt steht und nicht die Institution an sich, sondern sich die Institutionen rundherum vernetzen und sich überlegen, wie sie eine Bildungslaufbahn für ein lernendes Kind möglichst effektiv und effizient gestalten können. Und genau deswegen machen wir jetzt auch das bereits diskutierte Wiener Bildungsversprechen und das vorliegende Projekt der Wiener Bildungschancen. Der Kern ist, es geht uns darum, die Wiener Bildungslandschaft mit all diesen Projekten nachhaltig Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Worum geht es jetzt bei den Wiener Bildungschancen konkret? Wir wissen ganz genau, dass externe Angebote an den Schulen ein ganz wichtiger zusätzlicher Punkt zum täglichen Unterricht sind, weil sie Impulse setzen, weil sie Begeisterung wecken können. Ob das jetzt im digitalen Bereich ist, Kunst und Kultur, im Sport, in der Forschung, auch im Erlangen von wirtschaftlichen Kenntnissen, es können Impulse gesetzt werden, es können Kinder in unserer Stadt angeregt werden, Neues zu entdecken, neue Begeisterung zu entwickeln und für ihre zukünftigen Wege inspiriert werden. Das ist uns ganz wichtig, und genauso wichtig ist uns, dass es diese bestmögliche Bildung in allen Bereichen, eben nicht nur für ein paar Ausgewählte, sondern für alle gibt. Deswegen haben wir dieses Projekt so konzipiert, dass es auch allen Schulen, allen Klassen, allen Kindern in unserer Stadt zur Verfügung stehen kann. Frau Kollegin Malle, Sie haben gesagt, Sie haben selbst drei Personen aus dem Schulbereich, drei Lehrpersonen bei Ihnen im Grünen Klub. Ihnen wird wahrscheinlich das Problem bekannt sein, das mir jedenfalls schon viele Pädagoginnen und Pädagogen an Schulen erzählt haben, dass es bisher mit diesen externen Angeboten ein bisschen schwierig war, weil es sehr wohl einen Angebotsdschungel gegeben hat - zumindest war das ein Thema, das mir sehr oft genannt wurde -, und dass es gar nicht so einfach war, für seine oder ihre jeweilige Klasse auch das passende Angebot zu finden. Das zweite Thema, das mir immer wieder zu Ohren gekommen ist, warum Angebote vielleicht nicht so intensiv als Impulse genutzt werden können, wie wir uns das alle gemeinsam, aber auch die Pädagoginnen und Pädagogen wünschen würden, ist, dass die Kosten einfach zu hoch waren, dass es entweder für die Schule oder auch für die Familien einfach zu viel an Zusatzkosten bedeutet hätte, was sich einige nicht leisten können. Beide Probleme lösen wir mit dem vorliegenden Akt. Es werden alle Schulen und alle Klassen an diesen externen Angeboten partizipieren können, und das kostenlos, kostenlos für die Schulen und kostenlos für die Familien. Ebenso bietet die Plattform, die wir heute beschließen - ja, es ist in einem ersten Schritt einmal eine Online-Plattform -, eine ganz wichtige Wegweiserfunktion, wo es darum geht, dass man mit wenigen Klicks eine gute und konkrete Übersicht bekommt, was denn das passende Angebot ist, das meiner Schule, meiner Klasse zur Verfügung steht, ich das auch gleich buchen kann und dabei sicher sein kann, dass auch die Qualität des Angebots passt. Es ist dezidiert ausgeschlossen, dass es da irgendwelche Werbemaßnahmen von Firmen gibt. Es ist dezidiert ausgeschlossen, dass das Nachhilfeangebote sind. Es wird von einem Fachbeirat, also Expertinnen und Experten, beurteilt, ob ein Angebot gut geeignet ist, hier aufgenommen zu werden oder nicht. Damit können sich alle Pädagoginnen und Pädagogen, die für ihre Klasse ein Projekt übernehmen, sicher sein, dass die Qualität gut passt. Gleichzeitig haben wir mit wienXtra einen großartigen Partner gefunden, eine Partnerin, die schon seit vielen Jahrzehnten Expertise an der Schnittstelle schulischer und außerschulischer Bereich bringt und dieses Projekt hochprofessionell betreuen kann. Ich bedanke mich bei allen, die daran mitarbeiten, und freue mich schon auf vielen neue Impulse für unsere Kinder. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Berger zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Stefan Berger (FPÖ): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, was wir hier wieder vom Vorredner gehört haben, aber natürlich auch von der Erstrednerin der anderen Regierungsfraktion, war natürlich wieder Phrasendrescherei, Schlagwortsuche, wie man es von Rot und Pink in dieser Stadt im Bildungsbereich gewohnt ist, denn zu mehr taugen die Herrschaften, die hier in Verantwortung sind, leider Gottes nicht, meine Damen und Herren. Wir haben es noch in den vergangenen Jahren vernommen - und weil hier immer auch so bildlich gesprochen wird und man durchaus kreativ ist, immer wieder neue Worterfindungen an den Tag zu legen -, man hat davon gesprochen, wenn die NEOS erst einmal im Bildungssystem in Verantwortung kommen, dann werden den Kindern und dem gesamten Bildungsbereich die Flügel gehoben. Unterm Strich muss man sagen, dass im Bildungssystem, seit die NEOS die Verantwortung übernommen haben, eigentlich der Pleitegeier das richtige Symbolbild für das Bildungssystem in dieser Stadt wäre. Es wird davon gesprochen, dass jetzt das große Bildungsversprechen gemacht wird. Bei Versprechungen, wissen Sie eh, das ist immer so eine Sache. Was dann unterm Strich dabei rauskommt, steht dann wieder auf einem anderen Blatt Papier. Wir haben jetzt das Projekt Wiener Bildungschancen, auch wieder eine neue Wortkreation, das man sich natürlich irgendwo ganz super auf ein Taferl schreiben kann. Wir haben heute vom Wiener Bildungshaus gehört und dass sozusagen mit diesem Projekt jetzt ein neues Stockwerk auf dieses Bildungshaus draufgestellt wird. Also wir sind durchaus mit den GRÜNEN insbesondere auch in Bildungsfragen nicht zwingend immer einer Meinung, aber ja, ich meine auch, dieses Wiener Bildungshaus, wie auch immer das jetzt genau aussehen möchte, ist eigentlich eine ziemlich wankende Bruchbude, wenn man sich das Ergebnis anschaut, das Sie hier in dieser Stadt zu Tage fördern, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Und ja, ein sehr großes Versprechen der NEOS war auch immer, wenn die NEOS erst einmal in die Stadtregierung kommen, dann hört sich dieser Filz hier in Wien auf. Dann hört es sich damit auf, dass immer irgendwelche Vereine, die sich zufälligerweise irgendwo in der roten Hemisphäre oder in deren Dunstkreis abspielen, bevorzugt werden, dann wird hier aufgeräumt, dann wird hier ausgemistet, dann wird hier entfilzt. Und jetzt schaue ich in Vereinsregisterauszügen nach, und ja, die NEOS machen es genauso wie die Altparteien vor ihnen. Jetzt ist es halt nicht mehr so, dass bei wienXtra eine rote Obfrau drinnensitzt, jetzt ist es eine pinke Gemeinderätin, der Verein erhält heute ganz zufälligerweise 648.000 EUR zusätzliche Förderung, eine Überschreitung dieses Budgetpostens. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, das verstehen wir nicht unter Entfilzen, das verstehen wir nicht unter Entflechten, und hier seid ihr mit anderen Versprechungen angetreten, liebe Freunde. (Beifall bei der FPÖ.) Und ich habe durchaus aufmerksam verfolgt, was insbesondere die beiden Redner der Regierungsfraktionen hier heute zum Besten geben. Wenn man sich das Aktenstück selbst anschaut, da steht ja recht viel und gewissermaßen auch wieder nichts drinnen. Es steht als Erstes einmal drinnen, wie super wienXtra nicht ist. Die sind so super, seit zig Jahren in der Stadt Wien tätig. Wenn ich mir so ein bisschen den Output an Schulabsolventen oder generell an außerschulischer Jugendbetreuung in dieser Stadt anschaue, wenn wir Absolventen der Pflichtschulen haben, die zum Teil am Arbeitsmarkt nicht vermittlungsfähig sind, dann tragen die vielleicht doch auch gewissermaßen zu dieser Bildungsmisere bei, die wir in dieser Stadt haben. Und ja, der Herr GR Gremel als Vorredner von mir hat das ja so dargestellt: Ach, Gott sei Dank haben wir irgendeinen Verein gefunden und wienXtra ist uns quasi jetzt zufälligerweise über den Weg gelaufen, sodass wir diesen Verein hier mit einer zusätzlichen Förderung ausstatten können. - Meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, ein bisschen mehr Ehrlichkeit an dieser Stelle würde euch auch ganz gut tun, denn es ist zugegebenermaßen ziemlich verlogen, was Sie hier so am Rednerpult ablassen. Sie haben gesagt, es soll auch der hier vorliegende Akt sozusagen für Schulstandorte eine Drehscheibe sein, wo man Angebote an die Schulstandorte heranträgt, wo es dann auch eine Homepage geben soll, wo das Programm draufsteht, und man hier sozusagen Angebote für Schüler heranzieht, schmackhaft machen kann. Ich bin jetzt mittlerweile auch schon das eine oder andere Jahr in diesem Haus und bei außerschulischer Jugendbetreuung oder generell bei Projekten fällt mir immer auf, dort, wo es Vereine gibt, wo es Organisationen gibt, die irgendwie SPÖ- nahe sind, dort wird tatsächlich das Füllhorn ausgeschüttet. Dort sind die Projekte in der Regel auch immer so angesiedelt, dass es keine Kosten-Nutzen-Analyse geben kann, da werden zwar Abermillionen Euro jedes Jahr hineingesteckt, unterm Strich ist der Output aber überhaupt nicht nachmessbar. Wo das Ganze aber sehr wohl nachmessbar wäre, wäre durchaus bei anderen Projekten, die ich jetzt auch einmal als außerschulisch bezeichnen würde. Das betrifft zum einen Sportvereine, generell Sportstätten, das Sportstättenangebot in dieser Stadt, hier gibt es immer wieder Vereine, die sich darüber beklagen, dass sie von der Stadt Wien mit wirklich lächerlichen Summen abgetan werden. Insbesondere, was Sportstätten anbelangt, da hat man auch in der Stadt Wien alle Zeit der Welt. Da wird im Jahr 2018 das Bäderprogramm 2030 vorgestellt. Wir haben zwar ein Bevölkerungswachstum von mehreren Zehntausenden und zum Teil Hunderttausenden Einwohnern pro Jahr, aber wenn es darum geht, auch Sportinfrastruktur zu erweitern, da hat man in der Stadt Wien alle Zeit der Welt. Was ich auch immer wieder anspreche, und ich möchte es heute auch an dieser Stelle tun, ist das Thema Musikschulen. Wir haben in Wien die Situation, dass wir Wartelisten haben, rund 6.000 Jugendliche in dieser Stadt sind auf der Warteliste für einen Musikschulplatz. Also, ich bin überzeugt davon, wenn es irgendwo im roten Umfeld einen Verein geben würde, den man hier entsprechend bedenken könnte, dann wäre das Problem mit Sicherheit binnen weniger Monate abgearbeitet. Wir haben die Situation, dass wir bei den Musikschulen für Kinder rund zwei Jahre Wartezeit haben, je nach Instrument beziehungsweise Gegenstand. Es müssen an den unterschiedlichsten Standorten der Musikschulen, nämlich sowohl städtische als auch private, immer wieder auch interessierte Schüler abgewiesen werden, und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist schlichtweg nicht einzusehen. Ja, es ist tatsächlich so, dass es beim Erlernen eines Musikinstruments nicht darum geht, seine geschlechtliche Identität zu erforschen oder zu erkunden, ja, es geht hier nicht um Projekte der Regenbogenindustrie, aber vielleicht ist leider Gottes genau das der Grund, wieso hier seitens der Stadt Wien immer mit angezogener Handbremse gefördert wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, stellen Sie das endlich ab, fördern und fordern Sie gewissermaßen hier auch Leistungsbereitschaft, denn das haben sich die Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt verdient, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte das Ganze auch an zwei Punkten namhaft machen. Wir haben im Bezirk Währing leider Gottes keine städtische Musikschule. Es gibt mittlerweile jetzt auch für den Petitionsausschuss eine Petition, die zum Inhalt hat, die Stadt Wien möge doch endlich eine Musikschule im 18. Bezirk errichten, weil es hier entsprechende Nachfrage gibt. Es gibt auch sehr, sehr viele prominente Unterstützer, es unterstützen auch alle Parteien des Bezirkes dieses Anliegen. Der Bezirk ist auch an den Gemeinderat herangetreten, aber leider Gottes ist von Seiten des zuständigen Stadtrats, nämlich von StR Wiederkehr, dieses Begehren in der Vergangenheit auch wieder abgeschmettert worden. Wir haben andere private Musikschulträger, die gewissermaßen versuchen, das Loch, das die städtischen Musikschulen hinterlassen, zu einem gewissen Teil aufzufüllen. Aber welche Situation haben wir bei den privaten Musikschulträgern? Die privaten Musikschulträger erhalten immer nur Einjahresförderungen, das heißt, für das heurige Schuljahr, für das Schuljahr 2022/23 müssen die einzelnen privaten Musikschulträger immer bis Ende Juni warten, ob sie für das neue Schuljahr von der Stadt Wien wieder eine Förderzusage erhalten. Ich kenne hier genug andere Vereine, die natürlich entsprechend politisch angesiedelt, entsprechend ideologisch ausgestattet sind, die in der Regel Zwei-, Drei-, Vier-, ja sogar Fünfjahresförderungen erhalten. In diesem Fall, bei den Musikschulen, halte ich es einfach für eine Schande, dass hier mit wirklich engagierten Herrschaften so umgegangen wird. Unterm Strich sind diejenigen, die auf der Strecke bleiben und gewissermaßen in Unsicherheit ihrem Hobby nachgehen müssen, die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt, und das haben sie sich nicht verdient, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wie Sie von mir gewohnt sind, Kritik, aber ich habe auch Lösungen parat. Es ist durchaus so, Sie haben es anhand des Beispiels des 18. Bezirks gesehen, wo es wirklich parteiunabhängig einen Schulterschluss gibt, wo wirklich alle Parteien hinter diesem Begehren stehen. Es ist ein Bezirk einer grünen Bezirksvorsteherin, dafür können viele Jugendliche und Kinder in Währing auch nichts, trotzdem bin ich der Meinung, dass auch dieser Bezirk entsprechend musikalisch und infrastrukturell ausgestattet werden soll. Und ich bin auch durchaus bereit, anzuerkennen, wenn es in anderen Bundesländern entsprechend gute Vorschläge gibt. Wien ist ja im Vergleich zu den Musikschulförderungen in den acht anderen Bundesländern wirklich ein Entwicklungsgebiet. Andere Bundesländer, wenn nicht überhaupt alle, haben eigene Musikschulförderungsgesetze. Da gibt es, entsprechend den Anmeldungen, sozusagen einen Rechtsanspruch darauf, von Seiten des Landes mit entsprechenden Fördermitteln bedacht zu werden. Und ja, ich habe mir das exemplarisch durchaus nicht unbewusst herausgenommen: Auch im Burgenland, bekanntermaßen unter einem SPÖ-Landeshauptmann, gibt es entsprechende Bestrebungen, den Musikunterricht zu fördern, Musikbegeisterung zu fördern, auch im Hinblick darauf, den Nachwuchs für ein eigenes Landesorchester zu fördern beziehungsweise zu unterstützen. Wenn man sich das in Wien bei den Orchestern anschaut, gibt es ja kaum Nachwuchsmusiker aus Wien, hier wäre sehr viel mehr Potenzial vorhanden. Im Burgendland ist es beispielsweise so, dass dieser Tage 2.720 Zweitklässler in 214 Volksschulklassen vom Land mit einer Blockflöte ausgestattet werden konnten. Das ist, wenn ich das mit anderen Fördersummen vergleiche, die in der Stadt Wien einfach so unter der Hand vergeben werden, eine überschaubare Subventions- und Fördermaßnahme, bringt aber, glaube ich, vielen einzelnen Kindern sehr, sehr viel Spaß. Dementsprechend groß ist auch die Nachfrage im gesamten Musikschulbereich. Es gibt mit Stand heuer 7.000 Kinder, die im Burgenland einen entsprechenden Musikschulunterricht besuchen, und das sind - und da können Sie vielleicht auch einmal den Vergleich ziehen - 1.000 mehr als im vergangenen Musikschuljahr. Eine Steigerung um 1.000 Schüler, das kann sich sehen lassen, und da bin ich der Meinung, hier kann sich Wien durchaus viel vom Burgendland abschauen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Zum Abschluss habe ich noch einen Beschlussantrag einzubringen. Ich habe es bereits erwähnt, dort, wo es um parteinahe Vereine geht, wo es um parteinahe Organisationen geht, dort, wo es um ideologische Vereine geht, da hat man in der Stadt Wien die Spendierhosen an, Geschlechteridentitätsfindung habe ich bereits auch heute angesprochen. Wir haben auch dazu entsprechend einen Beschlussantrag vorbereitet, diese Entwicklung beziehungsweise auch diese Propaganda entsprechend einzustellen. Ich ersuche Sie zum Abschluss auch um Zustimmung noch einmal bezüglich Musikschulen, auch hier haben wir einen Antrag vorbereitet, explizit auch mit dem Anliegen, diesen dem Ausschuss zuzuweisen, weil wir hier sachorientiert sind, weil es uns ein Anliegen ist, dass hier etwas weitergeht, und ich ersuche auch den zuständigen Stadtrat hier um die wohlwollende Behandlung. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin DI Elisabeth Olischar, BSC: Als nächster Redner ist Herr GR Schulz zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Benjamin Schulz (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Lieber Zuseherinnen, liebe Zuseher! Es freut mich heute sehr, zu Postnummer 4, Förderung an den Verein wienXtra, in der Höhe von 648.000 EUR sprechen zu dürfen und die Wichtigkeit dieses Projektes der Wiener Bildungschancen hervorzuheben. Anfangs möchte ich aber vor allem auf die Situationen von Kindern und Jugendlichen gerade in der jetzigen Situation näher eingehen und aufmerksam machen. Letztes Jahr hat die Österreichische Gewerkschaftsjugend mit der Medizinischen Universität Wien und mit der Donau-Universität Krems mehr als 1.442 junge Menschen, also Lehrlinge, gefragt, wie es ihnen denn in der Pandemie geht. 48,3 Prozent aller Befragten weisen Symptome von Depressionen auf. 15,6 Prozent leiden an Essstörungen, 35,4 Prozent haben Angstzustände und 27 Prozent leiden an Schlafstörungen. Weiters zeigen die Ergebnisse, dass vor allem weibliche und diverse Lehrlinge sowie Menschen mit Migrationshintergrund psychisch stärker belastet sind als andere. Besorgniserregend ist vor allem, dass viele Jugendliche und viele Kinder Suizidgedanken haben. Würde man die Umfrage in Zeiten wie diesen machen, vor allem der derzeitigen aktuellen Krisen, wären die Ergebnisse mit Sicherheit noch schockierender, als sie ohnehin schon sind. Der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise, die Teuerung und die Energiekrise spüren vor allem die Jugendlichen in Österreich, in ganz Europa und auf der Welt. Gerade unsere Aufgabe als Politikerinnen und Politiker ist es, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass kein Kind und kein Jugendlicher unter Ängsten, Depressionen oder Unsicherheit leiden müssen. In den letzten beiden Jahren waren LehrerInnen, SchülerInnen und die Schulleitung mit zusätzlichen Herausforderungen beschäftigt. Die Corona-Pandemie, die Lockdowns und das damit verbundene Distance Learning haben allen viel abverlangt. Wir als Fortschrittskoalition möchten genau hier ansetzen und mit vielen unterschiedlichen Maßnahmen den Schulalltag entlasten und unterstützen. Dabei spielt die außerschulische Expertise in vielen Bereichen eine zentrale Rolle, um die Schulen positiv zu gestalten und jungen Menschen mehr Chancen zu ermöglichen. Zahlreiche Vereine, Institutionen, Organisationen und ExpertInnen bieten hochqualitative Workshops an, um die SchülerInnen in ihrer Entwicklung zu stärken. Die damit verbundenen Kosten und die finanzielle Belastung der Eltern waren bislang oft eine finanzielle und unüberwindbare Hürde. Das Projekt Wiener Bildungschancen setzt genau hier an, Schulen bekommen die Möglichkeit, Kooperationen mit außerschulischen PartnerInnen bestmöglich zu nutzen. Mit einer neuen Web-Plattform bietet wienXtra eine Infrastruktur, die Angebote übersichtlich aufarbeitet, die Abrechnung sicher abwickelt und die Workshops für Schulen kostenlos macht. Dabei stehen die Entfaltung und die Persönlichkeitsbildung junger Menschen sowie die Unterstützung bei Herausforderungen im Schulalltag und die Gewaltfreiheit an Schulen im Fokus. In den unterschiedlichsten Bereichen wie Kunst, Sport, Medien, Weiterbildung, Theater, und vieles mehr soll die Aktivität an den Schulen verbessert werden. Jede Schule wird mit einer breiten Palette an Auswahlmöglichkeiten individuell und maßgeschneidert unterstützt. Mit diesem Projekt achten wir darauf, dass kein Kind und kein junger Mensch auf der Strecke bleiben, denn die Kinder und Jugendlichen dürfen nicht die VerliererInnen der Pandemie sein. Bei der Pressekonferenz vergangene Woche hat unsere Bildungssprecherin Nicole Berger-Krotsch Folgendes gesagt, und ich darf zitieren: "Alle Kinder und Jugendliche in Wien, unabhängig von der Schulwahl, sollen die beste Bildung erhalten. Dabei muss es egal sein, wo man in Wien wohnt, in welchem Land man geboren ist, welche Muttersprache man hat oder was die Eltern arbeiten oder wie viel Geld sie verdienen." Die Bundesregierung vergisst dabei gerne eine bestimmte Gruppe, wenn es um essenzielle Maßnahmen im Bildungsbereich geht, nämlich die BerufsschülerInnen. Sie wurden während der Pandemie wie SchülerInnen zweiter Klasse behandelt. Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen waren ebenfalls stark von der Pandemie betroffen und wurden im Krisenmanagement der Bundesregierung kaum bis gar nicht berücksichtigt. Es gab kein eigenes Förderbudget für BerufsschülerInnen, es gab keine benötigten FFP2-Masken und bei etlichen Pressekonferenzen wurden die Berufsschulen und die SchülerInnen nicht erwähnt. Wir als Fortschrittskoalition achten vor allem darauf, dass alle Kinder und alle Jugendlichen die beste Ausbildung und Bildung erhalten. So haben wir über den KUS, den Kultur- und Sportverein, das Projekt LIAB, Lehrlingsinitiative Ausbildungsbegleitung, ins Leben gerufen. Hotellerie, Gastronomie, körpernahe Dienstleistungen oder die Veranstaltungstechnik sind jene Branchen, die von der Corona-Krise ganz besonders betroffen waren. Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen mussten auf Grund von Distance Learning und Kurzarbeit ebenfalls Ausbildungslücken einbüßen. (Beifall bei der SPÖ.) Mit einem bedarfsorientierten Angebot wird dort angesetzt, wo Defizite entstanden sind. In Kooperation mit den Lehrlingen und vielen systemrelevanten PartnerInnen werden die praktischen Fähigkeiten sowie das theoretische Fachwissen ergänzt und vertieft. Dabei werden nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch die Motivation und Freude im Beruf und am Beruf verstärkt. Abschließend möchte ich noch das neue Zentralberufsschulgebäude erwähnen, welches wir in der Seestadt Aspern bauen. Auf mehr als 30.000 m² werden 7 Berufsschulen hinwandern und es entsteht dort eine neue Berufsschule mit modernster technologischer Ausstattung. Anhand dieser wenigen Beispiele ist klar erkennbar, dass wir auch als Fortschrittskoalition für die beste Bildung und Ausbildung aller Schüler und Schülerinnen in dieser Stadt tagtäglich arbeiten. Und genau das würde ich mir von Seiten der Bundesregierung ebenfalls erwarten. Anstatt permanent die Arbeit der Stadtregierung zu kritisieren, sollten Sie auf Bundesebene endlich zu arbeiten beginnen und den SchülerInnen, und vor allem den BerufsschülerInnen den nötigen Respekt entgegenbringen. - Ich bitte um Zustimmung zu diesem wichtigen Poststück und vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und von GR Markus Ornig, MBA.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Kunrath. Sie sind am Wort. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Werte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren via Livestream! Wenn heute ein Förderprogramm zur Förderung von Kindern, Jugendlichen und Familien für das Projekt Wiener Bildungschancen in der Höhe von 640.000 EUR genehmigt wird, dann freue ich mich, dass ein solches, wie es heißt, junges Stadtprogramm gestartet wird. Und ich freue mich, dass es über wienXtra läuft, denn wienXtra wurde auf Initiative des Landesjugendreferates als Verein "Wiener Jugendkreis - Guter Nachbar" gegründet und 1999 in wienXtra unbenannt. Die Gründung des Vereins sollte ein flexibleres Handeln im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ermöglichen. Wer hat ihn gegründet? - Das Wiener Landesjugendreferat. Doch was passiert jetzt? Ich kenne aus meiner langen Zeit als Mitarbeiter außerschulischer, wenn auch verbandlicher Jugendarbeit mit Friedl Grundei, Josi Polasch und Karl Ceplak, drei kompetente Jugendreferenten, die diese Stadt gehabt hat und die für ihre Klientel, nämlich für die Kinder und Jugendlichen dieser Stadt gelaufen sind. Sie haben in den letzten Jahrzehnten diese Funktion intensiv übernommen, sie wurden bestellt und haben massiv Lobbyarbeit für die Jugend in Wien gemacht. Dies nicht nur im Finanzbereich, sondern immer, wenn es um aktuelle Themen ging. Selbst wenn Marcus Gremel jetzt nicht im Raum ist (Zwischenruf.) - Entschuldigung, Marcus, Entschuldigung! -, hat er ja heute nur Kritik an der Bildung. Selbst sieht er sich immer als den Gott, aber alle anderen sind böse. Immerhin aber, selbst wenn das damals nicht so war, wenn irgendetwas passiert ist, das Landesjugendreferat war immer dabei. Marcus muss das bestätigen, selbst wenn ihm das schwerfällt. Es geht immer darum, Jugendlichen eine Chance zu geben, für Jugendliche einzutreten, Jugendlichen Diskussionsplatz zu geben, und für Jugendliche zu sprechen. Im Frühjahr habe ich mir dann die Frage gestellt, wie das denn sein wird, wenn dann alle drei Männer als Landesjugendreferenten in Pension gegangen sind, was ja schon per se ein bisschen eine Eigenart ist, dass die Jugendreferenten dann immer in Pension gehen, und der erste direkt, bevor er in Pension gegangen ist, noch den Seniorenbund übernommen hat. Also ein bisschen eine Verschiebung vom Landesjugendreferenten zum Seniorentreffen, aber so passiert es einmal in dieser Stadt. Ich habe aber gehofft, vielleicht kommt jetzt eine Frau. Zeit wäre es endlich gewesen, dass eine Frau Landesjugendreferentin mit Stimme für Kinder und Jugendliche ist, und ich war enttäuscht. Ich war enttäuscht, was Herr Klubobmann Taucher und StR Wiederkehr durchgeführt haben. Ihr habt den Landesjugendreferenten abgedreht. Ihr schreibt noch in eurem Koalitionsprogramm auf Seite 38, Wien soll kinder- und jugendfreundlichste Stadt werden. Dass dann ausschließlich über Bildung geschrieben wird, ist ein interessanter Zugang, aber auch okay, da das ja seinerzeit ein wichtiger Anspruch der NEOS war, Bildung tatsächlich zu verbessern. Dass es aber selbst im Bereich der Diskriminierung nur um Bildungseinrichtungen geht und nicht um Jugendliche, die diskriminiert werden, anders versorgt werden können, ist eine andere Problematik. Ich selbst finde es bedauerlich, dass das nur auf dieser Ebene geht, aber immerhin schaffen wir heute auch etwas Positives, nämlich die Gemeinderätliche Kommission für Inklusion und Barrierefreiheit, ein wichtiger Schritt in dieser Stadt, dass tatsächlich wieder Menschen mit Beeinträchtigungen eine Stimme gegeben wird. Ihr habt gesagt: "Kinder und Jugendliche in Wien sollen in dem Wissen aufwachsen, dass ihre Stimme gehört und ernst genommen wird. Auch in Krisenzeiten haben Kinder und Jugendliche ein Recht darauf, dass ihre Bedürfnisse für eine förderliche Entwicklung wahrgenommen und berücksichtigt werden. Die Wiener Stadtregierung nimmt Kinderrechte ernst und versucht, diese zu jeder Zeit bestmöglich umzusetzen. In Wien begegnen wir uns auf Augenhöhe - unabhängig von Größe und Alter. Unser gemeinsames Ziel" - und dieses gemeinsame Ziel heißt SPÖ und NEOS - ist es, dass Wien die kinder- und jugendfreundlichste Stadt der Welt wird. Dazu wollen wir mit der Wiener Kinder- und Jugendstrategie und den Maßnahmen dieses Regierungsprogramms beitragen." Besonders zynisch: extra noch mit dem Hashtag "Auf Augenhöhe mit unseren Kindern und Jugendlichen" versehen. "Wien soll jugendfreundlichste Stadt werden." Und dann die Entscheidung, den eigenständigen Landesjugendreferenten aufzulösen, diesen Satz zu schreiben, aber anders zu handeln, ist meiner Ansicht nach schlichtweg falsch. Zu sagen, Kinder und Jugendliche sollen in dem Wissen aufwachsen, dass ihre Stimme gehört und ernst genommen wird, wird meines Erachtens dadurch ad absurdum geführt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Den Wiener Landesjugendreferent - den deswegen, weil es ja noch keine Frau war, und ich sehr gehofft hatte, dass es endlich einmal eine wird, ich denke, es hätte sicher sehr kompetente gegeben - nun de facto aufzulösen, widerspricht den eigenen Vorhaben der Stadtregierung. (GR Mag. Josef Taucher: Hast du einen grünen Vorschlag?) Eine stille und heimliche Umstrukturierung hat dazu geführt. Wien ist nun das einzige Bundesland Österreichs - weil man bei der SPÖ ja immer auf die Bundesbeziehung geht -, das keinen eigenständigen Landesjugendreferenten, keine eigenständige Landesjugendreferentin mehr hat. (GR Mag. Josef Taucher: Mag. Brigitte Bauer-Sebek!) Nein, das ist nicht wahr, das ist keine eigenständige Landesjugendreferentin. (GR Mag. Josef Taucher: Die macht das mit!) Für mich ist es unvereinbar, dass die Leiterin der MA 13 zeitgleich für Jugendliche lobbyieren und dann als Magistratsabteilungsleiterin die Gelder einsparen soll. (Beifall bei den GRÜNEN.) Da müsste sie ein Wunderwuzzi sein - ich schätze Frau Bauer-Sebek sehr, aber das ist sie ganz sicher nicht -, wo die linke Hand sich gegen die rechte durchsetzt, aber sich dabei immer auf die Schultern klopfen kann - wir haben das gut gemacht! -, denn eine Seite hat dabei immer gewonnen. Das kann Frau Bauer-Sebek nicht, sie kann nicht auf diese achten und gleichzeitig Lobbying betreiben. (GR Mag. Josef Taucher: Was ist bei den anderen Abteilungen?) Aber, Kollege, du kannst dann herauskommen und dazu sprechen. (Weiterer Zwischenruf des GR Mag. Josef Taucher.) Komm heraus und sprich dazu! Herr Klubobmann, das ist ja unglaublich. (GR Mag. Josef Taucher: Das ist lebendige Diskussion!) Sie denken ja nicht einmal daran, irgendetwas zu ändern, sondern Sie kürzen, kürzen, kürzen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sie würden ja auch nicht die Kinder- und Jugendanwaltschaft abschaffen, nur weil es dazu notwendig ist, die Kinder abzuschaffen. (GR Mag. Josef Taucher: Der Vergleich hinkt!) Nur um nochmals auf die Tragweite der Entscheidung von NEOS und SPÖ zurückzukommen: Eine Person ohne inhaltliche und fachliche Unterstützung soll nun entscheiden, wer mehr Geld bekommen soll, die Büchereien, für die die MA 13 auch zuständig ist, oder die Jugendlichen und Kinder. Ich bin neugierig, welche Entscheidung wie gefällt wird. Wir werden heute noch über ein wichtiges Thema reden, denn die Bezirke werden das Ganze auch noch finanziell unterstützen müssen, was Herr Taucher jetzt beschlossen hat. Mich würde interessieren, wer denn nun bei Österreich-weiten LandesjugendreferentInnentreffen seitens Wien teilnehmen wird. Eines ist sichergestellt durch diese Aktion: Die Aufgabe des Landesjugendreferenten in der Form, wie es ihn bis jetzt gegeben hat, wird strukturell alles abwerten und die Lobby der Jugend in Wien schwächen. Herr StR Wiederkehr, werden Sie nun als politisch Verantwortlicher - er ist jetzt nicht da, aber die Frage kann ja wohl gelten (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc, auf die hinteren Reihen deutend: Doch, er ist da!) - nicht einen eigenen Landesjugendreferenten, eine eigene Landesjugendreferentin um Rat fragen, sondern alles entscheiden und machen? Dann aber ist der Titel Transparenzstadtrat auch ein bisschen eigenartig, wenn er eh alles alleine macht, denn die Mitarbeiterin, die Leiterin der Magistratsabteilung 13, kann diese Funktion wohl aus Unvereinbarkeit nicht mehr übernehmen. Ich halte das für eindeutig diametral zum rot-pinken Programm stehend und als dickes Minus am Weg, Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt zu machen. Deswegen bringe ich folgenden Beschlussantrag ein: Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die Stelle eines eigenen Landesjugendreferenten mit einer eigenen unabhängigen Person besetzt wird. Der Amtsführende Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz wird ersucht, seinen Aufgaben als Jugendstadtrat gerecht zu werden und die entsprechenden Schritte in die Wege zu leiten. Herr Klubobmann Taucher, Sie hätten die Chance, Sie haben es in der Hand, dass man Wien wieder zur jugend- und kinderfreundlichsten Stadt in Österreich machen kann: sinnvollen Austausch, inhaltliche Arbeit und Lobbying für eine der wichtigsten Gruppen unseres Landes, die Kinder und die Jugendlichen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Ornig. Sie sind am Wort. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Ich habe mich deswegen am Schluss noch einmal nachgemeldet, weil ich gerne auf die Ausführungen von Kollegen Kunrath eingehen möchte. De facto ist Ihre gesamte Rede, die Sie ja, wie ich finde, stilistisch ein bisschen wie eine Trauerrede angelegt haben, tatsächlich völlig unnötig. Wir haben hier nichts zu betrauern, wir haben lediglich etwas zu feiern, denn das, was Sie jetzt hier sagen, dass der Jugendbereich und die Jugendarbeit in Wien abgewertet werden: Genau das Gegenteil ist der Fall, sie werden aufgewertet. Die Jugendagenden sind nun nicht mehr auf Referatsebene angesiedelt, sondern auf der höchsten Verwaltungsebene. Übrigens, Sie haben gesagt, zeigen Sie mir ein anderes Bundesland, das das auch so macht. In allen Bundesländern in Österreich ist es so, dass diese Funktion immer auf der Abteilungsebene angesiedelt ist. Wien war da bis jetzt die einzige Ausnahme. Wir haben das quasi korrigiert, indem wir sagen, Jugendarbeit ist uns so extrem wichtig, dass das auf höchster Ebene angesetzt wird und die Arbeit natürlich fachlich weiterhin unterstützt wird. Das war eine völlig unnötige - die Polemik haben Sie gar nicht an den Tag gebracht, das muss ich Ihnen hoch anrechnen - Trauerrede, die tatsächlich völlig unredlich war, weil es darum geht, diese Abteilung zu stärken. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Zu Ihrem zweiten Argument, dass jetzt eine Person mit sich selbst verhandelt: Das war bisher auch nicht der Fall. Es hat doch niemals bisher der Landesjugendreferent als Referatsleiter Förderungen mit der Dienststellenleitung verhandelt. Das ist nie vorgekommen. Wenn jemand verhandelt, dann ist es der Förderwerber, und der Förderwerber verhandelt immer mit der Abteilung, und genau da ist es jetzt dadurch, dass das jetzt bei der Abteilungsleitung ist, übrigens einer Frau, angesiedelt. Es ist ein völliges Missverständnis, das Sie hier präsentiert haben. Also entweder verstehen Sie nicht, was wir da machen oder Sie wollen es nicht verstehen, indem Sie ein völliges Nichtthema zu einem Thema machen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Gerade der Antrag, den wir heute diskutieren: Sie behaupten auch, die Jugend hat jetzt keine Lobby mehr. - Ich meine, geht's noch? Die Jugend hat keine Lobby mehr? Wir verhandeln jetzt hier gerade das Poststück zu wienXtra. Wir wissen ganz genau, dass der Bildungsstadtrat höchste Priorität auf die Jugendarbeit legt und dass da wahnsinnig viel passiert in der Fortschrittskoalition. (Heiterkeit bei GR Nikolaus Kunrath. - GR Mag. Josef Taucher: Ja, sicher!) Also auch da ist gerade das Gegenteil der Fall. Wir haben eben die Ansiedlung auf der Ebene der Abteilungsleitung zur höchsten Priorität gemacht, und nichts anderes machen wir. Also bitte, dieser Antrag von Ihnen ist schärfstens abzulehnen, weil er de facto unnötig ist. Wir schauen darauf, dass das bestmöglich, auf höchster Ebene behandelt wird, und das werden wir auch in Zukunft so machen. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung der Postnummer 4 und ich möchte für das Protokoll erneut die Befangenheit folgender Abgeordneter in Erinnerung rufen: GRin Bakos, GRin Hanke, GRin Vasold, GR Zierfuß und GR Öztas. Es liegen keine Gegen- oder Abänderungsanträge vor. Ich bitte daher alle Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag Postnummer 4 zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen der SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und GR Kieslich so angenommen. Es liegen vier Beschlussanträge vor. Antrag der ÖVP betreffend Wiener Linien Familien-Ticket. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, sowohl der GRÜNEN. Bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Wien Museum Familien-Ticket. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ, GR Kieslich, der GRÜNEN die Minderheit und ist somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Geschlechtsangabe. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind die FPÖ und GR Kieslich alleine, damit nicht die erforderliche Mehrheit und ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN gegen die Abschaffung des Landesjugendreferates, für eine starke Jugendlobby. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit GRÜNEN und ÖVP die Minderheit und somit abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 6 der Tagesordnung. Sie betrifft den Beitritt des Wiener Gesundheitsverbundes zu Facility Management Austria - FMA - Verein zur Förderung des Facility Managements in Österreich ab Oktober 2022. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Deutsch, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Deutsch: Frau Vorsitzende, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Seidl. Sie sind am Wort. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ich glaube nicht, dass wir bei diesem Tagesordnungspunkt großartig zu streiten anfangen werden. Wenn ich mich recht erinnern kann, ist der einstimmig im letztwöchigen Gesundheitsausschuss so beschlossen worden. Aus dem Grund kann ich auch jetzt schon mitteilen, dass wir dem Antrag zustimmen werden. Ich möchte die Zeit trotzdem nutzen, um zwei Beschlussanträge einzubringen. Beim ersten Beschlussantrag geht es - es war heute in der Früh schon ganz kurz Thema in der Fragestunde - um die Jugend- und Kinderpsychiatrie. Jetzt wissen wir alle, die ein wenig Ahnung von der Gesundheitspolitik in der Stadt haben, das ist ein sogenanntes Mangelfach, aber leider Gottes nicht erst seit gestern, sondern das ist ein Mangelfach über viele Jahre hinweg. Ich kann mich erinnern, einst, als Frau StRin Wehsely noch Gesundheitsstadträtin war, war ihr dieses Thema ebenfalls schon bekannt. Das Problem ist nur, sie hat es nicht lösen können. Dann ist Frau Frauenberger gekommen, detto. Es war ihr ebenfalls bekannt, sie konnte es nicht lösen. Und jetzt werkt halt Herr StR Hacker daran. Auch ihm ist das Ganze bewusst. Das Problem ist, er kann es nicht lösen. Deshalb schlagen wir jetzt vor, dass wir einen gemeinsamen Runden Tisch einberufen, denn da es die Sozialisten anscheinend nicht zusammenbringen, sind wir da gerne behilflich. Aus dem Grund, meine Damen und Herren, folgender Beschlussantrag: Der Amtsführende Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Einladung zur Abhaltung eines Runden Tisches, um die vorherrschenden Probleme der Kinder- und Jugendpsychiatrie nachhaltig zu lösen, an alle im Rathaus vertretenen Fraktionen innerhalb von 14 Tagen ausgesprochen wird und dieser zeitnah stattfinden wird. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ich habe zu Beginn von zwei Anträgen gesprochen. Der zweite geht in eine ähnliche Richtung, hat natürlich einen anderen Betreff. Da geht es um die Abberufung der aktuellen WIGEV-Leitung. Warum ist das so? Seit über vier Jahren, sprich, seit 25. September 2018 werkt die aktuelle WIGEV-Leitung, damals war das noch die KAV-Leitung, unter Frau Kölldorfer-Leitgeb, Stellvertreter ist Herr Wetzlinger und der medizinische Direktor ist Herr Dr. Binder. Meine Damen und Herren, ich glaube, gerade in den letzten Tagen ist es wieder einmal offensichtlich geworden: Diese drei Personen in dieser Funktion können es einfach nicht. Die sind schwerst überfordert damit und das ist, wie gesagt, noch das Netteste, das mir einfällt. Auch da wollen wir helfen und auch da haben wir einen Beschlussantrag formuliert, der wie folgt lautet: Der amtierende Wiener Bürgermeister wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Abberufung der derzeitigen WIGEV-Leitung unverzüglich in die Wege geleitet wird und für die Auswahl zur Neubestellung ein Runder Tisch mit allen im Rathaus vertretenen Parteien, zusätzlich Vertretern der Ärztekammer und des Personals, unmittelbar einberufen und zeitnahe stattfinden wird. Ebenfalls in formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt. Meine Damen und Herren, bitte stimmen Sie den zwei wichtigen Anträgen zu. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke schön. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer. Sie sind am Wort. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Kolleginnen und Kollegen! Auch begrüßen möchte ich alle Zusehenden via Livestream! Ja, es handelt sich um einen schon im Ausschuss mit Einstimmigkeit beschlossenen Akt, der hier heute vorliegt. Es geht um 1.000 EUR Mitgliedschaftsbeitrag für den Wiener Gesundheitsverbund an eine Non-Profit-Organisation, die Facility Management Austria, kurz FMA genannt, und diesem Akt werden wir natürlich gerne zustimmen. Es ist ein Kleinstkleinstbetrag, der hier in den Gemeinderat kommt. Anders als die 700 Millionen, über die der Bürgermeister so schnell einmal alleine entscheidet, entscheiden wir heute hier über diesen Betrag. Das ist formal notwendig und das ist auch gut so. Ich glaube auch, weil ich an Vernetzung glaube und weil ich es gut finde, dass sich unterschiedliche Organisationen über ihre Aufgaben unterhalten und austauschen, dass es eine gute Sache ist, wenn auch der Wiener Gesundheitsverbund dieser Plattform beitritt. Ich habe großes Vertrauen in die Vorteile. Weniger Vertrauen habe ich in dieser Problematik, die auch mein Vorredner schon angesprochen hat, was die Problemlagen und Baustellen im Wiener Gesundheitsverbund, in der Gesundheitsversorgung betrifft. Ich darf Ihnen hier ein paar Schlagzeilen, die in letzter Zeit in den Medien zu lesen waren, vorlesen: "Ärzte in der Klinik Favoriten schlagen Alarm - Zustand untragbar", "Gefährdungsanzeigen in Wiener Spitälern - 53 Hilferufe binnen eines Jahres", "Probleme in den Wiener Spitälern wurzeln tief". Weitere Schlagzeile: "Gefährdungsanzeigen dürfen nicht kleingeredet werde - Bizarrer Streit um Personalnot in der Urologie des AKH", weiter in der Liste der Negativschlagzeilen: "Mehr als 700 Betten sind bereits gesperrt", "OP-Stopp in Klinik wegen Panne bei der Wien Energie", "Pflegedirektor schubladisiert die Hilferufe", "Totaler Kollaps in AKH-Klinik", "Weitere Gefährdungsanzeigen in der Klinik Floridsdorf", "Nachsorgeambulanz bereits gesperrt", "Wiener Spitälern fehlen mehr als 1.800 Arbeitskräfte", "Geplante Operationen im AKH könnten verschoben werden". Das sind bei Weitem noch nicht alle negativen Schlagzeilen, meine sehr geehrten Damen und Herren, die in den letzten Wochen - und das sind einfach nur Wochen - in den Medien aufgetaucht sind. Man hat das Gefühl, nicht nur wöchentlich, sondern bald täglich kommen neue Missstände ans Tageslicht. Das ist nicht einfach, weil die Ärztekammer da Böses im Schilde führt oder irgendwelche Medien irgendeinen Skandal daraus machen wollen, sondern es ist schlicht und ergreifend wirklich so, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass diese Missstände einfach wahr sind, dass sie im Grunde eigentlich nur die Spitze eines Eisberges sind und dass an vielen, vielen Stellen Gefahr in Verzug droht. Wir haben, wie schon erwähnt, 1.800 - mindestens 1.800 - offene Stellen. Das ist insofern noch einmal besorgniserregend und sehr brisant, wenn man bedenkt, dass bis 2030 8.000 MitarbeiterInnen in Pension gehen werden. 13,5 Prozent aller Betten sind bereits gesperrt, die Fluktuation in den Spitälern ist enorm, Ambulanzen werden geschlossen. In der Gynäkologie- und Geburtenstation in der Klinik Floridsdorf herrscht mittlerweile Notbetrieb - also Notbetrieb! -, urologische Operationen müssen verschoben werden. Also das ist in Fragen von Krebs extrem dramatisch. Was ich auch zunehmend dramatisch finde, ist, dass ÄrztInnen, die fachfremd sind, in Fächern aushelfen müssen, für die sie nicht spezialisiert sind. Sie wissen, man braucht drei Jahre Facharzt- oder Fachärztinnenausbildung, und jetzt müssen in kurzen Crash-Kursen Ärztinnen und Ärzte diese Versorgungslücken schließen. So kann es nicht weitergehen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es ist offensichtlich, dass immer mehr Versorgungsstrukturen im Spitalswesen der Stadt Wien nicht nur einbrechen, ja, sogar zusammenbrechen. Es zeigt sich eindeutig, dass da schon seit langer Zeit sehr tiefgreifende Strukturprobleme, Kollege Seidl hat es auch gesagt, existieren und eigentlich bislang nicht behoben werden konnten. Es ist also so wie bei unbehandelten Krankheiten, kommt mir vor, sie werden mit der Zeit immer schlimmer und schlimmer. So ist es auch da, dass die unbehandelten strukturellen, personellen und organisatorischen Probleme der städtischen Spitäler eigentlich auch immer größere Lücken hervorrufen. Ich finde es fast ein bisschen zynisch, wenn dann in den Zeitungen von verantwortlicher Stelle von Frühwarnsystemen gesprochen wird, wenn es um Gefährdungsanzeigen geht. Das sind keine Frühwarnsysteme mehr, meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist die Ultima Ratio, wenn kein anderer Lösungsweg mehr greift und wirklich Gefahr in Verzug ist. So hat zum Beispiel der Primar in der Urologie im AKH darauf hingewiesen, dass bis zu 80 Prozent der Betten dort gesperrt werden. Dementsprechend hat er eine Gefährdungsanzeige gemacht, um auf die enorm langen Wartezeiten, die dadurch entstehen, hinzuweisen. Und was ist passiert? - Bei allen Normalen, würde ich eigentlich sagen, die sich dieser Problematik stellen, müssten da wirklich die Alarmglocken schrillen. Gesundheitsstadtrat Hacker hat das, glaube ich, einfach mit einem Schulterzucken abgetan. Er spielt die Probleme herunter und meint, das sei so einfach ganz normal, die ganze Welt hätte derzeit Probleme beim ärztlichen Personal, also bezüglich Personalmangel. Er sagt sogar, ich zitiere aus der "Kronen Zeitung" vom 7.10., das sei "nix Besonderes und nix Aufregendes". Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn solche Zustände als normal und als nichts Besonderes wahrgenommen werden, dann muss ich wirklich sagen, da fehlt jegliche Problemeinsicht. Da fehlt jegliches ernsthaftes Sich-Annehmen um die Situation, die sich in den Wiener Spitälern zunehmend dramatisiert. Was ich auch sehr pikant finde, ist, ehrlich gesagt, dass Gesundheitsstadtrat Hacker dem Primar, der auf diese Missstände in der Urologie hingewiesen hat, dann die Interne Revision als Antwort schickt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist definitiv ein Weg, wie man Probleme nicht behandelt, sondern das ist eindeutig ein Einschüchterungsversuch. Das hat nichts mit normalen Managementinstrumenten zu tun, wie es Herr StR Hacker nennt, sondern da geht es ganz klar darum, Druck auf Menschen auszuüben, die auf die ungesunden und gefährlichen Zustände hinweisen. So kann es wirklich nicht weitergehen. Da muss endlich eine neue Sichtweise, ein neues Herangehen greifen, denn es kann wirklich nicht sein, dass Menschen, die die Wahrheit ansprechen und ans Licht bringen wollen, die die Öffentlichkeit auch informieren wollen, unter Druck gesetzt werden. (Beifall bei den GRÜNEN.) Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, dass man sich mit dem Personal des Spitals wirklich zusammensetzt und nach Lösungen sucht und eine Kommunikation des Miteinanders geht, anstatt Drohgebärden zu präsentieren. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist dem noch nicht genug, was sich da tagtäglich eigentlich vor unseren Augen in den Spitälern abspielt. Ich finde es auch bezeichnend, dass Gesundheitsstadtrat Hacker sich jetzt auch anschickt und der Ärztekammer - ich bin nicht unbedingt ein Fan der Ärztekammer, aber in dieser Frage, denke ich, hat sie sehr wohl recht mit ihrer Kritik - die Kontrollmitspracherechte bei der Ausbildung von ÄrztInnen entziehen will. Das ist in keinem anderen Bundesland so. Wien geht da wieder einmal einen eigenen Weg und nimmt der Ärztekammer diese Funktion. Das heißt, nur die Verwaltung wird sich selbst kontrollieren, und ich halte das für wirklich einen großen Fehler. Ich kritisiere auch, dass Ärztepraxen sich selbst evaluieren, wenn es um die Qualität geht, und genauso kritisiere ich, wenn sich die ärztlichen Ausbildungseinrichtungen der Stadt zukünftig selbst kontrollieren sollen. Also wenn wir hier von qualitativ hochwertiger Ausbildung sprechen wollen, dann müssen auch die ExpertInnen, und das sind die Ärztinnen und Ärzte der Ärztekammer, auch ein Wörtchen mitreden können. Alles andere, was StR Hacker da demonstriert, ist einfach reine Machtpolitik und hat mit Qualitätssicherung definitiv nichts zu tun. Wir hatten vor Kurzem einen Sondergemeinderat genau zur Problematik der Wiener Spitäler, und ich habe damals gesagt, der Patient städtische Spitäler liegt vor uns und ist schon ziemlich krank. Meine Sorge ist, sehr geehrte Damen und Herren, dass es seit damals nicht wirklich besser geworden ist, sondern ich mache mir wirklich große Sorgen um unsere Spitalsversorgung. Die Gesundheitskrise nimmt ja nicht ab. Ich würde es ja gerne glauben wollen, aber sie nimmt nicht ab. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall, es wird immer schlechter. Immer mehr Betten werden gesperrt, eine ganze Klink könnte mittlerweile eigentlich gesperrt sein, so viele Betten sind schon gesperrt. Und ich frage mich eigentlich, was als Nächstes aufpoppt. Wo tauchen die nächsten Probleme auf, welche Abteilung wird als nächstes zusperren müssen, weil es hinten und vorne mangelt? Ich sehe wirklich einen drohenden Kollaps für den Wiener Gesundheitsverbund auf uns zukommen. Es ist offensichtlich, dass mit diesen bestehenden Strukturen die Gesundheitsversorgung für die Wienerinnen und Wiener so nicht länger wird gewährleistet sein können. Der Druck auf das Personal nimmt extrem zu, und immer mehr Menschen drohen, aus dem System des Spitals auszuscheiden. Sie kennen vielleicht aus der Klimaforschung den Begriff des Kipppunktes. Damit ist gemeint, dass eine Entwicklung nicht mehr reversibel ist, dass sie nicht mehr gestoppt werden kann. Ich frage mich, wenn das so weitergeht, ob wir in der städtischen Gesundheitsversorgung nicht allmählich auf einen solchen Kipppunkt zusteuern. So wie wir es aus der Klimapolitik ja auch schon gesehen haben oder sehen, wurde und wird einfach zu wenig getan. Es wird zu unengagiert gehandelt, es wird das Problem kleingeredet, es wird das Problem ignoriert, es wird einfach nicht ernst genommen, und die Handlungen, die gesetzt werden, sind bei Weitem nicht genug. Also diese Angst habe ich tatsächlich, aber ich habe auch noch die Überzeugung oder die Hoffnung, dass wir durch beherzte Maßnahmen diesen Kipppunkt abwenden können. Darum bringe ich heute gemeinsam mit meinen grünen KollegInnen einen Antrag betreffend Maßnahmenplan zur raschen Verbesserung der Gesundheitsversorgung in den städtischen Spitälern ein. Wir fordern sechs Punkte in diesem Plan, und anders als bei der FPÖ, glaube ich, braucht es mehr als uns Parteien hier im Gemeinderat, um den WIGEV aus der Problemlage herauszuholen. Ich glaube, es ist gut, wenn sich da nicht einfach die Parteien zusammensetzen, sondern tatsächlich Profis an der Problematik arbeiten und nicht irgendein polemischer Krisengipfel sich zusammentut, um sich gegenseitig - was wir hier ja tun - die Probleme zu erzählen. Jedenfalls fordern wir heute sechs Punkte, und der erste ist, dass wir eigentlich einen Maßnahmenplan von StR Hacker wollen, der personell, strukturell, finanziell, organisatorisch die Unterversorgung der PatientInnen in Wien stoppt. Der zweite Punkt ist, dass wir definitiv effektive Maßnahmen gegen den Personalmangel durch bessere Arbeitsbedingungen fordern. Wir denken da zum Beispiel an Arbeitszeitverkürzung, bessere Bezahlung. Ich habe heute gehört, Finanzstadtrat Hanke ist diesbezüglich offen. Wir werden sehen, was da folgt, aber es gibt auch weitere Punkte, die wichtig sind, wie verlässliche Dienstpläne, aber auch so etwas wie bezahlte Supervision tatsächlich in der Dienstzeit. Also es gibt da viele Punkte, die die Arbeitsbedingungen verbessern können. Wir fordern, dass da tatsächlich einmal so etwas wie eine zeitgemäße Fehlerkultur Einzug hält. Einschüchterung, das war gestern, und hat auch gestern nicht funktioniert. Eine moderne Personalführung begegnet den MitarbeiterInnen auf Augenhöhe, bezieht sie mit ein, schafft Partizipation, vermittelt Wertschätzung, vermittelt Respekt und Anerkennung. All das gehört dazu. Zum vierten Punkt möchte ich sagen, es ist auch wirklich nicht mehr zeitgemäß - immerhin gibt es die OP- Wartelisten wieder öffentlich -, dass da nur die vier wichtigsten OPs draufstehen. Es gibt viel mehr Operationen. Andere Spitäler zeigen vor, dass man Wartezeiten auf Operationen öffentlich machen kann. Auch das fordern wir, die Ausweitung der OP-Warteliste auf andere Operationen. Punkt 5, es wäre wünschenswert, dass der Gesundheitsstadtrat, um zu mehr Problemeinsicht zu gelangen, sich tatsächlich auch bei den Sitzungen des Direktoriums des Wiener Gesundheitsverbundes einbringt. Wir haben gehört, das tut er nicht, auch keine Vertretung kommt dort. Last but not least halten wir es auch für dringend notwendig, dass die Ärztekammer Wien auch zukünftig im Sinne der Qualitätssicherung in eine Parteienstellung bei der Ausbildung der ÄrztInnen einbezogen bleibt. Ich ersuche Sie um Zustimmung zu diesem Antrag und möchte abschließend noch, was wir anschließend noch diskutieren werden, meiner Freude Ausdruck verleihen, dass wir die Gemeinderätliche Personalkommission für Inklusion und Barrierefreiheit beschließen werden. Das ist ein ganz wichtiger Schritt für Inklusion, und ich freue mich, da auch mitarbeiten zu dürfen, um die Rechte von Menschen mit Behinderungen in der Stadt besser vertreten zu können. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke für den Antrag. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Holawatsch. Ich erteile es ihm. GR Ing. Erol Holawatsch, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Werte Zuschauer via Livestream! Ich persönlich habe ein lachendes und ein weinendes Auge bei dieser Behindertenkommission. Wir haben damals am 20. Dezember den gemeinsamen Beschluss gefasst, und da möchte ich noch einmal ein Dankeschön an Niki Kunrath sagen, dass wir beide so dahinter waren und das gemeinsam durchgesetzt haben. Auch die Interessensvertretungen haben sich über diesen Beschluss gefreut. Wenn man sich anschaut, wie lange es gedauert hat, bis etwas weitergegangen ist, also zirka fast ein Jahr, ist das halt schon ein bisschen schwierig, das den Menschen da draußen zu erklären, warum ein Beschluss, der in Dezember 2021 getroffen wurde, ein Jahr benötigt, bis da etwas weitergeht. Aber sei es so, es ist halt so, man kann immer dazulernen. Ich hoffe, Sie haben dazugelernt, dass man manche Dinge auch viel schneller umsetzen könnte. Ich freue mich, dass das Thema jetzt wirklich Fahrt aufnimmt, denn ich denke auch, dass das Thema sehr wichtig ist, gerade für die Menschen, die es betrifft, aber auch für die Interessensvertretungen da eine Plattform zu haben, wo sie ihre Anliegen kommunizieren können. In diesem Sinne wünsche ich uns eine gute Zusammenarbeit und freue mich schon heute auf die vielen Erfolge, die wir gemeinsam erarbeiten werden. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Vasold. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Stefanie Vasold (SPÖ): Danke, Frau Vorsitzende! Werte Kollegen, Kolleginnen! Liebe ZuschauerInnen! Wie meine VorrednerInnen schon erwähnt haben, darf ich bei dem Poststück unseren Allparteienantrag zur Einrichtung der Gemeinderätlichen Kommission für Inklusion und Barrierefreiheit einbringen. Mich freut es, dass wir diese heute beschließen und dass das von allen Fraktionen mitunterstützt und eingebracht wird, und ich möchte mich an dieser Stelle für die gute Abstimmung im Vorfeld bedanken. Erstmals wurde diese Kommission 1983 eingerichtet, damals noch als Gemeinderätliche Behindertenkommission und mit der Umbenennung heute soll sich auch ein gewisser Paradigmenwechsel sichtbar machen. Es geht nämlich nicht nur um Menschen mit Behinderungen, sondern es geht vor allem auch um Strukturen und Rahmenbedingungen, die Menschen an der gleichberechtigten Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen behindern. So breit wie die Lebenslagen und wie die Menschen sind, sind auch die Themen, um die es in der Kommission geht: Zugang zu Bildung, vom Kindergarten zur Schule über Lehre bis zur Uni und die Teilhabe am Arbeitsmarkt, auch was die Arbeitsplätze der Stadt Wien betrifft, die Schaffung und Weiterentwicklung von Wohnformen, selbstgestaltet und frei wählbar, Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und in Gebäuden, individuelle und öffentliche Mobilität, Freizeit- und Kultureinrichtungen, Gesundheitsversorgung und Pflege, persönliche Assistenz und Dolmetsch, leichte Sprache und vieles andere mehr. Zentral, es wurde gerade angesprochen, ist meines Erachtens dabei auch die Einbeziehung von Organisationen der Selbstvertretung und der Interessensvertretung von Menschen mit Behinderungen. Denn letztlich sind es die Betroffenen selbst, die am besten wissen, was es braucht und wo es hapert. Deshalb unterscheidet sich diese Kommission auch von vielen anderen, weil die Zusammensetzung von vornherein vorsieht, auch die Interessensvertretung für Menschen mit Behinderungen, die IVMB, der Kommission fix beizuziehen. Aus meiner Sicht geht es mit dieser Kommission, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit allen in dem Bereich, um das Bemühen um volle Gleichstellung und volle Teilhabe in allen Lebensbereichen. Ziel ist die Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens für alle Menschen in dieser Stadt. Wir möchten gemeinsam sichtbar machen, was sich alles tut in dieser Stadt, was sich die letzten Jahre und Jahrzehnte entwickelt hat, aber vor allem auch quer durch alle Geschäftsgruppen den Blick darauf werfen, wo es mehr Anstrengungen und Maßnahmen braucht. Seien wir eine aktive Lobby für Interessen für Menschen mit Behinderungen, für Inklusion und Barrierefreiheit für alle Menschen. Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Kunrath, ich erteile es ihm. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hallo am Livestream nochmals! Für mich ist heute auch ein Freudentag, nämlich dass fast genau auf den Tag zwei Jahre nach der letzten Gemeinderatswahl nun die Gemeinderätliche Kommission für Inklusion und Barrierefreiheit gemeinsam wieder auf den Weg gebracht wird. Erol Holawatsch und ich haben viele Stunden miteinander verbracht, um das weiterzubringen und mit den Organisationen zu sprechen und auch mit euch zu sprechen, dass wir hier alle gemeinsam heute einen Allparteienantrag unterstützen und wir alle gemeinsam uns einig sind, dass diese Kommission auch wichtig sein muss und bestehen soll. Denn eines ist klar, und ich habe es immer wieder betont: Es braucht Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Schon im Antragstext sehen wir, wir müssen intensiv arbeiten, und Frau Kollegin Vasold hat gerade eingebracht, was es nicht alles sein wird, wo wir denn alle da auch intensiv dahinterstehen müssen, neben der Förderung von Integrationsmaßnahmen, neben der Förderung selbstbestimmten Lebens und ganz wichtig auch, der Behindertengleichstellung. Ein wichtiger Punkt, Kollegin Vasold hat das gerade auch angesprochen, sind die Mitarbeiter in den Reihen der Stadt Wien. Wir bekommen ja immer wieder in unseren Anfragen von Kollegen Öztas und mir bei einem spezifischen Bereich, nämlich bei den Lehrlingen, drauf, wie wenige das leider noch sind. Voriges Jahr waren es fünf, dann waren es sechs, wir sehen die geringen Zahlen aller Lehrlinge in Österreich. Und das ist die Gesamtzahl, nicht Prozente oder so etwas, sondern tatsächlich die Gesamtzahl: fünf oder sechs. Da müssen wir weitertun, und ich weiß, StR Hanke hat sich auch dafür ausgesprochen, dass wir da weitermachen sollen, dass wir da weiter etwas tun. Die Wiener Stadtwerke haben als Gesamtes ja sogar mit Hans-Jürgen Groß einen eigenen Beauftragten angestellt, der ein engagierter Mitarbeiter ist, der ja auch von hier aus dem Rathaus kommt und sich damit intensivst auseinandersetzt. Was mich besonders freut, und das ist offenbar bei mehreren Leuten Thema gewesen, ist, dass wir einen neuen Titel haben. Einen neuen Titel, der nicht mehr die Diskriminierung von behinderten Menschen behandelt, sondern der die Kommission weitaus weiter und klarer darstellt, nämlich zu Fragen der Inklusion und der Barrierefreiheit steht. Eine Kommission halt, die tatsächlich auch gut arbeiten kann, und die weiter befugt ist, die zuständigen Ausschüsse damit zu befassen, was wir an Vorschlägen haben, und etwas, was davor Teil dieser entsprechenden Kommission ist: Es können die Menschen mitreden, Kollegin Vasold hat das auch gerade vorher schon gesagt, die tatsächlich Betroffene sind, die selbstbestimmt etwas in ihrem Leben tun wollen, die auch selbstbestimmt handeln wollen, und die in Wien zumindest in der Interessensvertretung der Menschen mit Behinderung zusammengefasst sind, und die hier gemeinsam mit uns arbeiten werden. Ich bin oft der einzige Politiker, der in den entsprechenden Vorstandssitzungen des IVMB sitzt, früher war noch die Kollegin der NEOS, Bettina Emmerling, dabei, jetzt kommt sie leider nicht mehr. Früher war das auch oft eine spannende Auseinandersetzung, und ich habe mit Kollegen Holawatsch erst unlängst wieder davon gesprochen, wir werden uns noch stärker bemühen, dass da tatsächlich mehr kommen. Kollege Wagner und ich haben uns mehrmals zusammengesetzt und darüber gesprochen, auch hier im Gemeinderat oder zu dem Zeitpunkt im Festsaal des Gemeinderats, wie wir da weiterarbeiten. Ich freue mich, dass wir jetzt anders heißen, wie schon formuliert, und ich hoffe, es bleibt nicht nur bei der heutigen Entscheidung, das kann ja manchmal auch so etwas sein und dann zu einer Konstituierung kommt. Kollegin Vasold - danke, dass du diese Aufgabe übernommen hast - wird diese Kommission in dichteren Abständen einberufen. Dichter geht ein bisschen leichter. Wie du weißt, waren die letzten Abstände manchmal drei Jahre, und dann ist die nächste Sitzung gewesen. Kollege Wagner und ich haben vereinbart, dass wir jedes halbe Jahr etwas auf jeden Fall schaffen sollten, vielleicht sogar dichter. Ich stimme heute mit Freude und dem Wissen zu, dass es einige Mitmenschen gibt, die sich heute mit uns freuen, nicht nur Klaus Widl als Vorsitzender des IVMB-Vorstandes, sondern auch andere, dass wir das machen. Lassen Sie uns wieder starten und an dieser inklusiven Arbeit gemeinsam hart arbeiten. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Mag. (FH) Jörg Konrad.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 6. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, ich sehe die Einstimmigkeit, damit ist der Antrag einstimmig angenommen. Wir kommen nun zu den eingebrachten Anträgen. Als ersten bringe ich den Antrag der FPÖ betreffend Abberufung der WIGEV-Leitung zur Abstimmung. Wer dem zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich und daher mehrheitlich abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Runder Tisch zur Jugend- und Kinderpsychiatrie. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, mit diesen Stimmen bleibt dieser Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Maßnahmenplan zur raschen Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Wer da zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Er bleibt daher in der Minderheit und ist abgelehnt. Als Letztes der Allparteienantrag zur Einrichtung der Gemeinderätlichen Kommission für Inklusion und Barrierefreiheit. Wer da zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag ist einstimmig angenommen. Ich danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es gelangt nunmehr die Postnummer 19 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Einzel- und Gesamtförderungen im Bereich Stadtteilkultur und Interkulturalität im Jahr 2023. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Baxant, die Verhandlung einzuleiten. Ist Herr GR Baxant als Berichterstatter da? (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Dann ersuche ich irgendjemanden anderen, die Berichterstattung zu übernehmen und die Verhandlung einzuleiten. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Schaut einmal in die Geschäftsordnung!) Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Berner, ich erteile es ihr. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Werte Zusehende via Livestream! Werte Vorsitzende! Das Budget der Stadtteilkultur war und ist Veranstaltungen gewidmet, die vor allem im Stadtteil, also lokal wirken sollen. Es soll lokale, hier lebende und arbeitende KünstlerInnen finanziell unterstützen und das kulturelle Leben in den Bezirken auch entfernt von den Zentren verstärken. Gerade jetzt nach Corona ist es besonders wichtig - wir wissen alle, das Publikum verlässt die eigenen vier Wände nicht mehr so gerne und es braucht deshalb mehr Incentives -, dass auch mehr Leute das tolle Kulturprogramm in Wien nutzen. Das ist gut so, und deshalb stimmen wir diesem Posten zu. Der Hund liegt aber auch bei diesem Posten im Detail. Wenn man nämlich die Liste der Förderungen genau durchgeht, dann stößt man auf Sachen wie zum Beispiel 40.000 EUR Förderung für den Praterverein, und zwar nicht insgesamt für den Praterverein, sondern für das Halloweenfest des Pratervereins. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich feiere gerne, ich finde feiern auch super und ich finde es auch lustig, im Praterverein zu feiern, aber auf der Web-Seite des Pratervereins ist nicht ersichtlich, welche Künstlerinnen und Künstler davon profitieren, dass sie dort auftreten. Es ist ersichtlich, dass das eine Art Marketingaktion ist, die vor allem TouristInnen, die vielleicht um diese Zeit in Wien sind und auch möglichst viele WienerInnen in den Prater bringen soll, damit die Leute dort konsumieren. Auch das ist in Ordnung. Die Frage ist nur: Warum kommt dieses Geld aus dem Kulturbudget? Warum ist es nicht, was es eigentlich ist, eine Wirtschaftsförderung und wird auch von dort finanziert? Dann hätten wir 40.000 EUR mehr, um damit in der Kultur tatsächlich Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen. Das würde ich mir sehr wünschen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Nur ein kleines Gegenbeispiel: Das Buskers Festival, Sie kennen das wahrscheinlich - hunderte StraßenkünstlerInnen, 3 Tage lang am Karlsplatz -, wird nur mit 25.000 EUR unterstützt. Das ist ein bisschen mehr als die Hälfte für 3 Tage im Gegensatz zu einem Nachmittag. Apropos 40.000 EUR: 40.000 EUR könnte man noch besser investieren und zwar in einen besseren Austausch von Argumenten investieren, in eine partizipative, offen geführte Debatte zum Umgang mit den Heldenfiguren in unserer Stadt. Sie erraten sicher schon, um welche Heldenfigur es sich da im Speziellen handelt. Es handelt sich um Karl Lueger, die Statue des Karl Lueger. Im Grunde ist seit der Errichtung dieser Statue und verstärkt in den letzten zehn Jahren eine große Debatte um diese Statue, um den Aufstellungsort, um den fragwürdigen Vorbildcharakter geführt worden. Es gab aber niemals einen strukturierten Diskussionsprozess dazu, der von der Politik angestoßen worden wäre oder auch besonders von der Politik getragen worden wäre, und vor allem einen Diskussionsprozess, der auch mit einem Ziel verläuft. Das Ziel hätten wir in diesem Fall sogar vorgegeben: In einem Jahr soll da eine permanente Installation stattfinden. Es wäre ganz wichtig, dass alle Beteiligten in der Stadt, alle StakeholderInnen und natürlich alle BürgerInnen und AnwohnerInnen da mitreden können, was an diesem Ort passieren soll. Bis jetzt gibt es diese breite Debatte nicht, bis jetzt haben wir eine Installation, die heißt "Lueger temporär" und wurde dort als Position hingestellt. Mehr an öffentlicher Debatte hat noch nicht stattgefunden, und das ist sehr schade. Es braucht aber diesen strukturierten Diskussionsprozess, wenn wir gemeinsam zu einem Ziel kommen wollen. Deshalb werden wir einen Antrag einbringen, dass die Stadt aus dem Stadtteilkulturbudget oder wo auch immer, Frau Stadträtin, Sie das gerne finden wollen, Geld freigegeben wird, um so einen demokratischen Diskussionsprozess gemeinsam mit einem Kulturvermittlungsprogramm festzuhalten. Es braucht nämlich eine leicht verständliche Vermittlung des Themas Lueger, dass auch historische Tatsachen klar werden, dass auch historische Tatsachen für alle, die mitdiskutieren, breit bekannt sind. So eine Vermittlung würde zum Beispiel erzählen, wie sich das mit Dr. Karl Lueger und der Hochquellwasserleitung verhalten hat. Es stimmt, Karl Lueger hat die II. Hochquellwasserleitung eröffnet, er hat das Band durchgeschnitten, aber geplant und in Auftrag gegeben haben sie seine Vorgänger. - Die I. Hochquellwasserleitung übrigens, die also tatsächlich die Innovation für Wien war, die die Cholerabekämpfung vorangetrieben hat, diese I. Hochquellleitung wurde schon 1868 im Gemeinderat beschlossen. 1873 wurde sie von Kaiser Franz Josef eröffnet, und das war 20 Jahre, bevor Karl Lueger Bürgermeister von Wien war. Wer aber war Bürgermeister, als die I. Hochquellleitung eröffnet worden ist? Tja, da gibt es, glaube ich, nicht so ein breites Wissen hier herinnen. Ich kann Ihnen helfen, es ist Cajetan Felder. (GR Mag. Dietbert Kowarik und GRin Veronika Matiasek: Haben wir gerade gesagt!) - Sie haben es gewusst? - Wunderbar. Ist aber Cajetan Felder hier in der Stadt so eingeschrieben wie Karl Lueger? Hat Herr Felder so viele Straßennamen, hat er eine eigene Gedächtniskirche, hat er eine eigene Brücke bekommen? Ich weiß nichts davon, aber vielleicht können Sie mir das zeigen. Was da jedenfalls wesentlich ist, ist, dass Karl Lueger sich selber gerne zum Helden gemacht hat, aber nicht unbedingt von den Nachgeborenen auch als solcher wahrgenommen werden muss. Darum soll es ja in so einem Diskussionsprozess gehen, um herauszuarbeiten, wer Karl Lueger war, wer Karl Lueger für die Stadt war und was er da gemacht hat. Keine Frage, er war sicher einer der ersten und einer der effizientesten politischen Populisten, die wir hier gehabt haben. Er ließ sich auf alle erdenkliche Weisen feiern und verehren und arbeitete hart an einer umfassenden Einschreibung seiner Person in die Stadt. Ist er deshalb ein besserer Held, ein besserer Bürgermeister als all die anderen Bürgermeister, die diese Stadt mitgestaltet haben? Und nein, meine Forderung ist natürlich nicht, eine große Liste aller Bürgermeister in Bronze in der Stadt aufzustellen. (Heiterkeit und Zwischenruf bei der FPÖ.) Das wäre zwar vielleicht lustig, aber ein bisschen aufwändig. Meine Forderung ist, die Helden, die heute schon in der Stadt stehen, genauer zu analysieren und auch im Bild zurechtzurücken. Warum stehen sie da? Was erzählen sie? Welchen Wert, den wir heute im 21. Jahrhundert haben, vermitteln diese Statuen, zum Beispiel also Karl Lueger? Wer war er wohl, wir wissen es natürlich nicht, wir können nur aus den Quellen schließen. Was wir aber wissen, ist, dass Karl Lueger bewusst gesetzte, höchst aggressive antisemitische Reden geschwungen hat, egal, ob hier im Gemeinderat, auf der Straße, am Volksfest. Und wir wissen, welche Auswirkungen diese Reden gehabt haben. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Das ist ein Fehlschluss!) Nach seinen Reden haben sich Gruppen zusammengerottet, sind in den 2. Bezirk geströmt und haben dort auf Juden eingeschlagen und sie sekkiert, wie man in Wien sagt. Manche nennen so etwas Pogrome. Man kann das jedes Mal in den zeitgenössischen Zeitungen nachlesen. Ein Bürgermeister also, der dazu aufruft und es billigt, dass Teile der Bevölkerung misshandelt werden, ein Bürgermeister, der Gewalt forciert statt zu kalmieren, so ein Bürgermeister soll auch im 21. Jahrhundert mit einem Denkmal geehrt werden? Warum, fragt man sich da. Ist das der Fokus der unrühmlichen Stadtgeschichte, den die Stadtregierung heute, 2022, herausstreichen will, und wenn ja, warum? (GR Mag. Manfred Juraczka: Unterstellen Sie da jetzt irgendwas?) Und nein, ich reagiere gleich auf den Einwurf, nein, es geht uns natürlich nicht darum, Geschichte auszulöschen, was im Übrigen eine extrem irritierende Ausdrucksweise ist. Ausgelöscht werden sollten nach Meinung der Nazis nämlich andere, nämlich die Juden und die Roma und Sinti und die Homosexuellen und überhaupt alle, die politisch nicht ins Konzept oder nicht ins Schema der Arier gepasst haben. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das stimmt nicht!) Adolf Hitler übrigens prägt unsere Geschichte auch bis heute, obwohl alle Ortsbezeichnungen, die ihn ehrten und genannt wurden in der Stadt, mittlerweile natürlich aus dieser Stadt entfernt worden sind. Es werden Menschen nicht ausgelöscht, nur weil sie keine Straßennamen in dieser Stadt haben, das soll dieser Einwurf sagen. Ich vermeide es deshalb auch, über das Auslöschen von Geschichte zu sprechen, wenn es nicht im Zusammenhang mit dem Holocaust steht. In anderen Ländern werden Statuen, wie die des Karl Lueger, als toxisch bezeichnet, toxisch für das gesellschaftliche Klima, toxisch für unser gutes Zusammenleben, toxisch, weil sie für die ehemals Verfolgten ein ständiger Zeigefinger sind, wie sie sich zu verhalten und wie sie sich unterzuordnen haben, und weil, wenn sie es nicht tun, dann weißt du eh, was passiert, dann kommt das wieder zurück. Solche toxischen Statuen werden also in anderen Teilen Europas, zum Beispiel in Deutschland, aus dem öffentlichen Raum entfernt und in ein Museum geräumt. Nein, nicht versteckt und auch nicht zerstört, natürlich nicht. Nein, sie werden weiter gezeigt, aber sie werden nicht weiter in Verehrung gezeigt. Wenn Sie zum Beispiel in Berlin sind, schauen Sie sich das einmal an. "Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler" heißt die Ausstellung in der Zitadelle, wo sämtliche toxische Helden gemeinsam in einem Saal ruhen, zur Ansicht kontextualisiert, aber eben nicht als große Vorbilder, als große Ahnen präsentiert. Aus der ganzen Welt pilgern Historiker und Historikerinnen, KulturvermittlerInnen in die Zitadelle, um sich das anzusehen. Das ist ein Beispiel, mitten in Europa, wie man mit toxischen Figuren umgehen kann. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das heißt, wer Vorbild sein darf, entscheiden Sie?) Aber ich schweife ab. Es geht uns in dem Antrag, den ich in dieser Rede vorstelle oder zu dem ich um Zustimmung bitte, um einen gemeinsamen Diskussionsprozess. Bevor wir 500.000 EUR in eine permanente Veränderung am Lueger-Platz investieren, soll eine gemeinsame Basis, eine gemeinsame Einschätzung der Figur Karl Lueger gefunden werden. Ziel eines solchen Prozesses ist es, demokratisch eine gemeinsame Lösung zu finden und Argumente auszutauschen, statt, wie es sich jetzt schon wieder abzeichnet, irgendwo im stillen Kämmerlein eine Jury zu beauftragen, deren Mitglieder geheim bleiben, die dann darüber entscheiden soll, zu einem Zeitpunkt, an dem die Fronten in der Bevölkerung hart und scharf verlaufen. Es könnte ein demokratisches Vorzeigeprojekt werden. Es könnte ein Beispiel dafür werden, wie wir die aggressive Entfremdungskultur durchbrechen: Wenn du nicht sagst, was ich will, dann entfremde ich dich. Wir müssen wieder lernen, Argumente auszutauschen und auch zu hören, auch die von anderen. Wir haben in der Stadt riesige Herausforderungen zu meistern. Die kommenden Jahre werden kein Honiglecken, für niemanden von uns. Wir müssen uns und die Bevölkerung darauf vorbereiten, wie wir gemeinsam Konflikte lösen können und wollen, wie wir gemeinsam Kompromisse finden wollen, wenn es immer schwieriger wird und immer herausfordernder, solche herauszuarbeiten, statt nun paternalistische Lösungen hinzuknallen, die wir zu erwarten haben, und uns bis aufs Blut zu bekämpfen, wenn nicht das dasteht, was wir wollen. Deshalb stellen wir den Antrag, einen solchen ergebnisoffenen Diskussions- und Kulturvermittlungsprozess aufzusetzen. Er soll unter größtmöglicher Einbindung der Bevölkerung und aller StakeholderInnen stattfinden. Für alle, die noch unsicher sind: So etwas geht, so etwas ist möglich, in Bristol ist es gelungen. 14.000 Menschen haben sich an einem gemeinsamen Prozess um den Umgang mit der Colston-Statue beteiligt. Sie haben sich erstens damit beschäftigt, wer das überhaupt war, und zweitens, was das für die Stadt bedeutet, und haben dann gemeinsam entschieden, dass er besser im Museum untergebracht wird als im öffentlichen Raum. Das könnten wir doch in Wien auch schaffen! - Danke für Ihre Unterstützung des Antrages. Und noch ein kleines P.S.: Ich weiß, es gab eine Diskussion um eine Zuweisung des Antrages. Unsere Entscheidung ist gegen eine Zuweisung, weil die Jury schon jetzt zusammengesetzt wird, und bis dieser Antrag in den Ausschuss kommen würde, wäre der Prozess schon so weit fortgeschritten, dass kein demokratischer Diskurs mehr möglich wäre. Ich fände es wichtig, einen wirklich, wirklich öffentlichen demokratischen Diskurs dazu zu haben. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Hungerländer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Danke schön. Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Lassen Sie mich zu Beginn zwei Gedanken zum vorliegenden Poststück formulieren! Wir sind jetzt bei diesem Poststück, durch das Förderungen von bis zu 50.000 EUR möglich sind. Das hat mich als mehr oder weniger Außenstehende ein bisschen irritiert. Ich bin es gewohnt, dass wir als Opposition bei Förderungen in dieser Höhe Akten vorgelegt bekommen. Das scheint bei dieser Art der Fördervergabe nicht üblich zu sein. Bei einem Betrag von 50.000 EUR finde ich das einigermaßen eigenartig. Kollegin Berner hat ein Beispiel genannt, ich habe ein zweites Beispiel mitgebracht. Es wäre doch wichtig, dass man als Opposition auch die Kontrolle ausüben kann, wenn es um so hohe Beträge geht, sich den Akt anschauen kann, sich die Vereine anschauen und verstehen kann, was da eigentlich gefördert wird. Mir ist ein anderer Verein ins Auge gesprungen, nämlich die Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen, die die Palästinensische Filmwoche organisiert. Es ist natürlich nichts dagegen zu sagen, dass es eine Palästinensische Filmwoche gibt, aber sehr wohl gegen diese Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen. Diese bewegt sich in einem, ich nenne es so, Konglomerat von sehr, sehr Israel-kritischen Vereinen - unter anderem wurde eine dieser Demonstrationen, die sie organisiert hat, vom Landes-Verfassungsschutz auch verboten - und ist insgesamt in einem Fahrwasser, das wir, glaube ich, mit dem Kampf gegen Antisemitismus nicht unbedingt vereinbaren können. Was ich also gerne mitgeben möchte, ist, gerade wenn es um Interkulturalität geht, wenn es um Vereine geht, wäre es sehr, sehr wichtig, genau zu recherchieren, welche Personen das sind, was die Vereine machen, welche Geisteshaltungen tatsächlich hinter diesen Vereinen stehen. - Ich sehe Herrn Kollegen Al- Rawi den Kopf schütteln. Also die Gespräche, die ich auch mit Leuten aus Ihrer eigenen Fraktion geführt habe, deuten darauf hin, dass bekannt ist, wofür die Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen steht. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.) Aber ich denke, das klären Sie dann am besten innerfraktionell. Ich schließe jetzt an die Rede von Kollegin Berner an: Da war durchaus einiges dabei, das auch wir unterschreiben können. Sie hat gesagt: Wir möchten einen demokratischen, partizipativen Prozess im Umgang mit Lueger, einen strukturierten Diskussionsprozess! Wir wollen, dass die Argumente gegenseitig angehört werden! - Ja, das wollen auch wir. Und wir haben drei Punkte mitgebracht, warum uns eine gute, eine reflektierte Gedenkkultur so derart wichtig ist und warum wir so massiv gegen die Strömung der Cancel Culture auftreten. Das Ganze begann mit der Aufarbeitung der Historikerkommission. Ich betone dies deswegen, weil die Historikerkommission eben aus Wissenschaftern, aus Historikern zusammengesetzt war, die versucht haben, es möglichst objektiv aufzuarbeiten. Wir sehen also eine Befassung mit einer historischen Materie durch Historiker. Was aber der Unterschied bei der Lueger-Kampagne ist, ist, dass versucht wird, die Geschichte, das Gestern für die politischen Ziele des Heute zu verwenden, und es ist eine Kampagne. Das ist damit argumentiert, weil wir eben keine Angriffe gegen andere belastete Persönlichkeiten dieser Stadt sehen, gegen einen Renner, gegen einen Tandler, gegen einen Reumann, gegen einen Karl Marx, der im Karl-Marx-Hof sehr prominent geehrt wird. Nein, wir sehen eine Zuspitzung auf einen bürgerlichen Bürgermeister, und dabei noch dazu eine unverhältnismäßige Fokussierung auf seine unschönsten Seiten, wobei ausgeblendet wird, erstens, dass Lueger als Person und als Politiker genauso komplex war wie jeder Mensch und jeder Politiker es ist. Zweitens wird seine Einbettung in einem desaströsen infernalen Zeitgeist ausgeblendet - ich komme darauf noch einmal zu sprechen. Und drittens wird auch ausgeblendet, dass es durchaus Zeitzeugen gab, die seine antisemitische, populistische Haltung durchaus eingeordnet haben. Ich nenne Stefan Zweig in "Die Welt von gestern", ich nenne Felix Salten, die mehr oder weniger zusammengefasst gesagt haben: Antisemit ja, Populist ja, bestreitet ja niemand, aber ein rhetorischer Antisemit, bis er das Bürgermeisteramt innehatte und ein Populist im Zeichen seiner Zeit. Jetzt ist die Frage: Was machen wir mit diesem Zusatz "im Zeichen seiner Zeit"? Ist das eine Relativierung, ist es ein Persilschein für alle Mitläufer und Mittäter von sämtlichen Regimen? - Nein, ist es natürlich nicht. Aber es ist eine Anregung, dass man menschliches Handeln mit all seinen Schwächen und all seinen Unzulänglichkeiten sieht. Dazu gehört beispielsweise, dass man den einfachen Weg geht, dass man dem Zeitgeist nach dem Mund redet, dass man sich auf Kosten anderer erhöht, dass man die Folgen des eigenen Handelns nicht abschätzen kann. (GR Jörg Neumayer, MA: Bitte? Das ist ja nicht wahr!) Und deswegen glaube ich, zusammenfassen zu können: Die erste Funktion einer guten, ausgewogenen Gedenkkultur ist es, sich in Demut immer selber zu hinterfragen, welchem Zeitgeist wir gerade hinterherlaufen. Ist es tatsächlich so, dass wir den Stein der Weisen gefunden haben und alles, was wir denken, alles, wie wir beurteilen und bewerten, korrekt ist? Oder kann es sein, dass auch wir eventuell irren, kann es sein, dass auch unser erhobener Zeigefinger - Kollegin Berner - von Fehlern und Irrtümern genauso behaftet ist, wie auch die Vorgängergenerationen Fehlern und Irrtümern anheimgefallen sind? (Beifall bei der ÖVP. - GR Jörg Neumayer, MA: Aus der Geschichte lernen heißt das!) Ich bringe ein aktuelles Beispiel dafür, nämlich die Frage, wie mit aktuellen antisemitischen Strömungen umgegangen oder auch nicht umgegangen wird. Wir hatten die Pro-Palästinenser-Demos, die ich bereits genannt habe, bei denen zur Auslöschung Israels aufgerufen wurde. Ja, wo war denn da der große Aufschrei? Wo war denn da die Kampagne dagegen, die absolut notwendig und angebracht gewesen wäre? Wo war denn der große Aufschrei, als dokumentiert herausgekommen ist, dass in Wien zutiefst antisemitische Literatur in türkischen Buchhandlungen vertrieben wird? Wo war die Kampagne dagegen? Wo war der Protest? Wo waren die Demonstrationen? - Da war das große Schweigen, da war keine Kampagnisierung. Ich meine, um genau diese Kurzsichtigkeit zu hinterfragen, brauchen wir eine gute Gedenkkultur, damit wir uns selber immer auf den Prüfstand stellen: Wo sind wir vielleicht auch selber zu feige, um aufzustehen? (Beifall bei der ÖVP sowie von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc und GRin Veronika Matiasek.) Die zweite Funktion - es schließt ein bisschen an meine Vorrednerin an -: Wie gehen wir mit der Frage historischer Haftung um, also der Zuschreibung von Verantwortung für die Spätfolgen des eigenen Handelns? (Zwischenruf von GRin Mag. Ursula Berner, MA.) - Für die unmittelbaren Folgen, absolut, Kollegin Berner, Sie haben es eine unmittelbare Folge genannt, ich vermische hier nichts. Aber wie gehen wir mit Spätfolgen um? Ich kann ein zweites historisches Beispiel dafür nennen, ja, ich habe den Karl-Marx-Hof erwähnt. Wie ist das eigentlich? Karl Marx, wäre der verantwortlich zu machen für die Opfer von Mao's Kulturrevolution, weil immerhin, Mao war Marxist? Gehört also auf den Karl-Marx-Hof nicht nur ein Kontextualisierungsschild wegen seines augenscheinlichen Antisemitismus, sondern auch ein Kontextualisierungsschild, weil er Millionen Todesopfer marxistischer und kommunistischer Regime zu verantworten hat? (GR Mag. Josef Taucher: Der Vergleich hinkt! Der Vergleich hinkt sehr!) Ist das tatsächlich ein korrekter Umgang mit Geschichte, meine Damen und Herren? Ich denke also, die zweite Funktion lautet: Abgrenzen und darüber diskutieren, was historische Verantwortung ist, ab wann man historische Fernverantwortung einschätzen kann, wie wir mit dieser Frage umgehen, welche Folgen das heute Fortschrittliche für morgen haben könnte. Die dritte Funktion, die mir besonders wichtig ist, ist die Trennung zwischen Geschichte und tagespolitischen Partikularinteressen. Es ist - und ich betone das - vielfach so, dass Geschichte kein politisches Kampagnenwerkzeug für heutige politische Interessen sein darf. Geschichte darf kein politisches Kampagnenwerkzeug sein. Hannah Arendt hat das messerscharf analysiert, die Umschreibung, "rewriting", Umschreibung von Geschichte ist das Zeichen eines totalitären Regimes, und so ist es tatsächlich auch. Die Darstellung des Gestern sollte objektiven Historikern überlassen bleiben und nicht einer ideologisierten Deutungshoheit. (Beifall bei der ÖVP.) Aus diesem Grund würde ich sagen, die dritte Funktion einer guten Kontextualisierung heißt, es herauszuarbeiten, die positiven und negativen Seiten einer Person und sie im richtigen Verhältnis darzustellen. Ich halte also drei Funktionen fest, die wir in einer guten Gedenkkultur zuschreiben würden, nämlich erstens Reflexion des eigenen Zeitgeists, zweitens geordneter Umgang mit dem Geflecht aus Ursache und Wirkung und drittens kein Missbrauch von Geschichte für aktuelle politische Interessen. Sie sehen also, meine Damen und Herren, warum wir so viel Wert darauf legen, dass über Lueger gesprochen wird, dass Lueger kontextualisiert wird, aber nicht, dass er gecancelt wird, warum es uns so wichtig ist, dass Geschichte nicht umgeschrieben wird, dass auch die Geschichte des Westens nicht pauschal als negativ geframed wird, dass das historische Narrativ nicht der Deutungshoheit von Aktivistengruppen obliegt. Die Entscheidungen im Umgang mit Gedenkkultur sollten von gewählten Politikern getroffen werden, sollten einer demokratischen Willensbildung obliegen, aber nicht dem Druck von Lobbyorganisationen, nicht einseitigen Kampagnen und nicht demjenigen, der am lautesten schreit. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Veronika Matiasek.) Ich denke, dass die aktuelle temporäre Installation, abgesehen von gewissen ästhetischen Gesichtspunkten - also über Ästhetik kann man diskutieren, aber die Funktion der temporären Installation scheint mir zu diesem Dialog einzuladen. Wir hoffen, dass auch die langfristige Lösung diese Funktion erfüllt, erstens, und wir hoffen, dass auch die Denkmäler anderer belasteter Personen aufgearbeitet werden, darüber diskutiert wird und dass es zu einer demokratischen Lösung in jedem Fall gekommen wird. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Anderle. Ich erteile es ihr. GRin Patricia Anderle (SPÖ): Danke. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Stadträtin! Ein Satz zu Kollegin Berner: Sie haben mehrmals das Gemeinsame angesprochen, und darum finden wir es besonders schade, dass die GRÜNEN einer Zuweisung dieses Antrags nicht zugestimmt haben. Wir sind immer für einen guten Austausch. Partizipation beginnt mit Dialogbereitschaft, und diesen Dialog hätten wir gerne gemeinsam geführt. Jetzt komme ich noch zum Poststück: Welchen Sinn und welchen Zweck haben Stadtteilkultur und Interkulturalität und warum sollte man sie fördern? - Die Antwort ist ganz einfach, weil es immens wichtig ist. Stadtteilkultur und Interkulturalität können nämlich etwas, das die Hochkultur nicht immer schafft, sie machen hochklassige Kunst und Kultur einem breiten Publikum zugänglich, und zwar in allen Bezirken, dort, wo die Leute zu Hause sind. Mit dieser Förderung werden neue innovative Kulturräume geschaffen, die einen niederschwelligen Zugang zu Kultur ermöglichen. Es geht hier um Diversität, es geht um Partizipation, es geht um weg von einer Kunst für ein ausgesuchtes Publikum, es geht um Kultur für alle Menschen in dieser Stadt. (Beifall bei der SPÖ.) Das Beste daran ist, dass diese relativ junge Förderschiene Kulturgeld genau dort verteilt, wo es gebraucht wird, an Projekte in der ganzen Stadt, zielgenau und unkompliziert. Und wenn jetzt von manchen eingeworfen wird, dass das hier nicht kontrollierbar ist, wie konkret vergeben wird, dann kann ich nur sagen: Wovon reden wird hier? Wir wollen eine schnelle, situationsbezogene und flexible Förderung ermöglichen. Kultur muss sich bewegen können und dürfen. Und die MA 7 wickelt das wunderbar und professionell ab. Das ist auch wichtig für Projekte wie zum Beispiel das Primavera-Festival mit seinem Rainbowpiano im Grätzl, das Utopia Theater, das durch die Gemeindebauten tingelt, oder das Romano Centro mit seinem Kulturprogramm, und so weiter. Da könnte ich jetzt noch viele aufzählen. Deshalb ersuche ich um Zustimmung zu diesem Poststück. Bauen wir gemeinsam Brücken zwischen den Kunstschaffenden und der Wiener Bevölkerung! Tanz, Theater, Konzerte, unterstützen wir kulturelle Vielfalt und stärken wir so unser Wien, genauso wie es ist: bunt, vielfältig und kreativ! Und zu der ÖVP kann ich nur sagen: Sie unterstellen Karl Marx Mord. Ich sage Ihnen, Dollfuß oder Karl Marx, besser gesagt, ein Diktator oder ein Schriftsteller, wer ist hier der Mörder? - Denken Sie darüber nach! - Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Margulies. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! In aller Kürze, aber ich gebe ehrlich zu, es reizt mich, Kollegin Hungerländer wirklich zu widersprechen. Überlassen wir die Geschichte den HistorikerInnen! - Ich halte diese Einschätzung für grundfalsch. Wer aus der Geschichte nicht lernt, lernt tatsächlich nicht für die Zukunft. Und ja, es gibt sie nicht, die absolute Objektivität in der Geschichtsschreibung. Das oft zitierte Zitat, von dem am Ende des Tages niemand weiß, wem es wirklich zugeordnet wird - die herrschende Geschichte ist die Geschichte der Herrschenden -, hat sehr viel und sagt auch sehr viel. Nichtsdestoweniger lohnt aus meiner Sicht natürlich die Auseinandersetzung über historisches Verhalten. Ich würde mir wünschen, dass es natürlich sozusagen auch in einer objektiven Darstellung so gewürdigt werden kann. Es ist vollkommen klar, dass es riesige Unterschiede gibt - nur als Beispiel - zwischen dem Wirken von Karl Marx und dem Wirken von Karl Lueger. Karl Lueger war ein Antisemit. Er war kein Nazi - natürlich war er kein Nazi, vollkommen richtig -, aber er war Antisemit (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, wie viele andere!) und hat mit seiner antisemitischen Propaganda Menschen aufgehetzt, aufgewiegelt und dazu beigetragen, dass neben den Erinnerungsstücken, die sozusagen in Wien noch überall zu sehen sind, in Wien Menschen verprügelt, verhaftet, umgebracht wurden. Das ist etwas, was man auch nicht verleugnen kann. Die Auseinandersetzung lohnt, sowie die um jede andere von Ihnen ins Spiel gebrachte Person. Ja, führen wir die Auseinandersetzung, aber führen wir sie nicht wertbefreit, führen wir sie angesichts dessen, dass wir für die Zukunft lernen wollen. Und wenn wir für ein humanistisches Österreich, für ein humanistisches Wien eintreten, ohne Vorurteile, ohne Antisemitismus, ohne jegliche anderen Rassismen, dann werden wir zu dem Schluss kommen, dass aus der heutigen Perspektive Karl Lueger kein Mensch ist, der, aus dem Blickwinkel der Stadt Wien, geehrt werden muss. (Beifall bei den GRÜNEN. - GRin Mag. Caroline Hungerländer: Karl Marx schon?) - Ich habe Sie nicht verstanden, Entschuldigung. (GR Ömer Öztas: Ist das ein Wiener? - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) - Wissen Sie, führen wir die Diskussion um die Che-Guevara-Gasse in Wien, gibt's die? - Nein, okay. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik. - Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich gebe Ihnen ja in einem Punkt recht, selbstverständlich ist Karl Marx in seiner ganzen Historie, so wie auch Karl Lueger, im gesellschaftlichen Umfeld zu betrachten: Wann hat Marx was und wieso bewirkt? Und dann muss man sich auch überlegen, was das für Verantwortlichkeiten nach sich zieht. Während zum Beispiel der Antisemitismus von Karl Lueger sich in Wien nahtlos fortgesetzt hat bis Adolf Hitler und in Wirklichkeit zum Teil noch eine Zeit danach - das wissen wir alle und wir müssen gemeinsam ganz massiv dagegen auftreten -, ist die Frage: Was hat Karl Marx tatsächlich gemacht? Karl Marx, Schriftsteller, ich weiß nicht, Philosoph, Wirtschaftswissenschaftler, hat versucht, in einer mehrjährigen Arbeit, gemeinsam mit vielen anderen, wirtschaftspolitische grundsätzliche Überlegungen dahin gehend anzustellen, wie man Gesellschaft anders organisieren kann. In den Schriften von Karl Marx, in seinem ganzen Leben war nicht von totalitären Regimen und der Umsetzung die Rede, wie sie später von Stalin und anderen gemacht wurde (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Das waren die Spätfolgen!), während der Antisemitismus des Karl Lueger - die Aufhetzung von Menschen, das Aufwiegeln von Menschen bis hin zum Erschlagen von Menschen - von den Nazis nahtlos fortgesetzt wurde. Das ist schon ein Unterschied! Und trotzdem: Nein, Karl Lueger war kein Nazi, Karl Lueger war ein Antisemit, dem wir nicht länger gedenken sollten. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Wie meine Kollegin Berner richtig gesagt hat: Nein, nicht verbannen, sondern anders kontextualisieren und sich damit auseinandersetzen! In diesem Sinne würde ich mir wünschen, dass wir alle miteinander begreifen, dass historische Auseinandersetzungen unabdingbar und wichtig sind, aber niemals wertbefreit geführt werden können. Überlassen wir sie nicht Historikern und Historikerinnen, nehmen wir ihre Expertise ernst, aber führen wir die historischen Auseinandersetzungen genauso intensiv gemeinsam wie die aktuellen. - Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Berner, zweite Wortmeldung, sieben Minuten Restredezeit. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Keine Angst, so lange wird es nicht dauern. Wir haben jetzt eh viel über die Helden von meinem Kollegen Martin Margulies gehört. Danke, Martin, für diese großen Einblicke. Ich halte es aber natürlich schon für wichtig, alle Heldenfiguren in Wien ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Welche waren das jetzt, die großen Einblicke, Frau Kollegin?) - Er hat ein paar große Einblicke gebracht. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Können Sie sie wiederholen?) Ich halte es für relevant, dass alle Heldenfiguren in dieser Stadt analysiert werden, natürlich, und dass wir auch alle zurechtrücken. Wir haben ziemlich viele von denen in der Stadt herumstehen, übrigens nur 11, nein, nur 14 sind von Frauen, die anderen symbolisieren nur Männer. Dennoch, wir könnten uns diesem Prozess einmal stellen und langsam überlegen, wen wir eigentlich erinnern wollen und warum wir ihn erinnern wollen, und was das einer demokratischen Stadt heute hilft, was das über die demokratische Stadt erzählt, welche Leute hier geehrt werden. Deshalb haben wir den Antrag eingebracht. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir einen geordneten Diskussionsprozess zu unserer Erinnerungskultur hier in dieser Stadt führen könnten. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was machen wir mit dem Russendenkmal, Frau Kollegin Berner?) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf ein Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 19. Wer diesem Poststück die Zustimmung geben kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der NEOS, der SPÖ und der GRÜNEN, gegen die Stimmen der FPÖ mehrheitlich angenommen. Wir kommen nun zur Abstimmung des Antrages der GRÜNEN zur Finanzierung eines Kulturvermittlungsprogramms zum Umgang mit dem Lueger-Denkmal in der Inneren Stadt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben kann, den ersuche ich ebenfalls um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der AntragstellerInnen alleine, womit der Antrag mehrheitlich abgelehnt ist. Es gelangt nunmehr die Postnummer 20 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an die Szene Wien KulturbetriebsgesmbH im Jahr 2023. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Anderle, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Patricia Anderle: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Es tut mir leid, ich sehe gerade, dass zu diesem Poststück niemand gemeldet ist. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 20. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS, der ÖVP, der GRÜNEN, gegen die Stimmen der FPÖ angenommen. Wir kommen nun zur Postnummer 24. Sie betrifft die Förderungen an die Wiener Festwochen Ges.m.b.H in den Jahren 2023 bis 2026. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Schmid, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Matiasek. Ich erteile es ihr. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor uns liegt der Förderantrag für vier Jahre, von 2023 bis 2026, wie schon von der Frau Vorsitzenden erwähnt, und über einen Gesamtbetrag von 42,8 Millionen EUR für die Förderung der Wiener Festwochen Ges.m.b.H. Es ist, glaube ich, von unserer Seite das erste Mal, dass wir der Förderung der Wiener Festwochen unsere Zustimmung nicht geben, und ich möchte gerne erklären, warum. In Zeiten wie diesen ist, glaube ich, eine Förderung in dieser Summe und über diesen Zeitraum nicht verantwortungsvoll. Wir wissen nicht, wie sich die Dinge entwickeln. Wir haben heute schon etwa auf Grund der Energiekosten in vielen Häusern Probleme, wir wissen nicht, wie sich die Spielmöglichkeit im Jahr 2025 oder 2026 entwickeln wird. Ich glaube daher, dass es nicht richtig ist, gleich vorab für vier Jahre diesen Betrag zu genehmigen, sondern man muss sich die Dinge in diesem Fall auch ein bissel im Einzelnen anschauen. Und wenn man immer damit argumentiert, dass die Planungssicherheit gewährleistet sein muss: Nun ja, wir haben heute in einem anderen Ressort, nämlich bei der Bildung, gehört, dass es Wiener Musikschulen durchaus zumutbar ist, mit einer Einjahresplanung auszukommen - die haben es wahrscheinlich viel schwerer als eine Institution wie die Wiener Festwochen. Sehr geehrte Damen und Herren, für uns ist vollkommen klar, die Wiener Festwochen als solches sind ein Höhepunkt im Wiener Kulturkalender, gar keine Frage, aber unter den derzeitigen Voraussetzungen, bei diesen Entwicklungen und weil in der nächsten Zeit sehr vieles eingeschränkt wird, können wir heute nicht sagen, wie viel in drei oder vier Jahren überhaupt in welchem Ausmaß bespielbar sein wird. Dass man dann stur sozusagen seinen Jahresbetrag hat, das, glaube ich, müsste man doch jeweils in Etappen beleuchten, zumindest in einem Zweijahresrhythmus. Es gibt jetzt - am 21. Oktober läuft sie ab - die Ausschreibung für die neue Intendanz ab 2025. Es ist natürlich auch die Frage, in welche Richtung die Festwochen gehen sollen. Wir sagen in erster Linie, die Wiener Festwochen sollen vor allem eine Freude und ein Anreiz für das Wiener Publikum sein, gar keine Frage, sie sollen natürlich auch international Aufmerksamkeit erregen, und sie sollen auch interessant und besuchbar sein für die vielen Gäste, die sich zum Zeitpunkt der Wiener Festwochen in Wien befinden. Ein bekannter Kulturkritiker hat ein bissel so resümiert - rückblickend auf die Festwochen 2022 -: Sie waren schon besser, aber sie waren auch schon schlechter. - Sie waren also schon besser, aber auch schon schlechter, wie immer man das auch bezeichnen will, es bleibt sich beim Gleichen. Er hat ein bisschen eine Mittelmäßigkeit hier diagnostiziert, das hat schon seine Berechtigung. Sie waren ganz gut ausgelastet, das kann man auch sagen, aber wir müssen uns schon auch fragen, in welche Richtung sie marschieren sollen. Ich weiß, Frau Stadträtin, Sie sagen, die Jury wird das befinden, wenn sie die vielen, oder vielleicht auch nicht vielen, wir wissen es ja nicht, Bewerbungen zur Intendanz ab 2025 bekommt. Ich glaube, ein bisschen Pepp könnte manchmal nicht fehlen. (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Corona!) Ich glaube, das, was wir erwartet haben, ist nicht eingetreten, und, wie gesagt, für uns ist es ganz wichtig, dass die Wiener Festwochen eine Wiener Institution sind. Auch wenn natürlich im Kulturbereich immer ein internationaler Einfluss besteht und auch immer bestanden hat, so soll doch gezeigt werden, dass diese Festwochen Höhepunkt des Wiener Kulturjahres oder einer der Höhepunkte des Wiener Kulturjahres sind. 42,8 Millionen EUR für 4 Jahre jetzt schon unter diesen Voraussetzungen zu genehmigen, ist aus unserer Sicht, wie gesagt, nicht verantwortungsvoll, und daher werden wir diesmal zum ersten Mal diese Förderung ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Eppinger. Ich erteile es ihm. GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Wer braucht noch die Wiener Festwochen? Liebe Wienerinnen! Liebe Wiener! Liebe Steuerzahler! Liebe Steuerzahlerinnen! Liebe Frau Stadträtin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Lieber Gerhard! Lieber Herr Vorsitzender! Einen schönen Nachmittag hier im Wiener Gemeinderat! Lieber Christoph! Lieber Ernst! Die zwei sind tatsächlich online dabei und interessieren sich dafür, was im Gemeinderat oder in Wien passiert. Ich freue mich, wenn dieser Onlinestream tatsächlich auch immer wieder außerhalb der Büros hier im Rathaus genutzt wird. Wer braucht noch die Wiener Festwochen? Die Stadtregierung agiert hier nach einem sehr bekannten Prinzip: Weitergehen, weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen! - Dabei gibt es hier echt viel zu sehen, nämlich eine traurige, einst sehr große Geschichte. Ich werde sie jetzt in den nächsten zehn Minuten hier darlegen, und zwar mit Zahlen, Daten und Fakten. Die Wiener Festwochen oder besser gesagt, die Wiener Fastenwochen, wie ich sie nenne, haben im Laufe der letzten Jahre derart abgespeckt, dass sie leider kaum mehr sichtbar sind. (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Corona!) Vom einstigen Schwergewicht sind sie zum Leichtgewicht geworden. Früher war das einmal das große Fest in Wien, unübersehbar, an vielen Ecken, an vielen Straßen, an vielen Plätzen. Kaum war das Programm da, musste man das haben, hat man sich die besten Acts, die besten Events, die besten Locations angestrichen. Rainhard Fendrich am Rathausplatz, Falco am Rathausplatz vor 50.000 Menschen, Jubel und unüberhörbares Gegröle, Mitgesinge bis weit hinaus nach Ottakring am Wilhelminenberg. Es war ein Auftakt wie bei einem Fünf-Gänge-Menü in einem Restaurant, wo man sich nach dem Gruß aus der Küche dann schon auf Weiteres gefreut hat, auch auf Unbekanntes, denn dafür sind die Wiener Festwochen ja auch da. Heute sind die großen Namen Mangelware, das Unbekannte ist Programm. Um Ihnen weiter ehrlich zu berichten: Die Band Bilderbuch, die der eine oder andere auch abseits der Ö3-Bubble vielleicht kennt, wurde heuer zur Eröffnung engagiert. Ein kleiner, heller leuchtender Funke für ein Lagerfeuer, doch offenbar hat niemand daran gedacht, dass man weiteres Holz braucht, um nachzulegen, um richtig großes Feuer zu entfachen. Das Gegenteil ist der Fall. Wir lassen jetzt einfach einmal die Zahlen sprechen: Knapp 35.000 Karten wurden aufgelegt, 10,7 Millionen EUR an Förderung der Stadt ausbezahlt. Diese Summe bekommen die Wiener Festwochen jedes Jahr, auch schon 2017, bei 41.500 aufgelegten Karten fast 11 Millionen EUR Förderung. Es gab auch schon 2015 bei 51.570 aufgelegten Karten fast 11 Millionen EUR Förderung. Es gab auch schon 2014 bei 53.070 Karten fast 11 Millionen EUR Förderung. Sie merken, auch schon viele Jahre vor der Pandemie wurde das Kartenangebot immer wieder deutlich zurückgefahren, aber gleichzeitig immer wieder die 11 Millionen EUR, logo, einfach überwiesen - gleich viel Geld für deutlich weniger Angebot. Um das nochmals in Klarheit zu verdeutlichen: 11 Millionen EUR Jahr für Jahr, alleine in 8 Jahren 20.000 Karten weniger im Angebot. Das alleine würde ja schon reichen, dass man vom Kopfschütteln ein Schleudertrauma bekommt. Liebe Wienerinnen und Wiener, die Geschichte geht weiter: 83 Prozent Auslastung - Kollegin Matiasek hat es angesprochen -, das ist die Zahl, die die Frau Stadträtin gerne in den Medien liest. Wir kommen zum Marktgleichgewicht, ich nehme Sie gerne mit auf die Reise. Im besten Fall stimmen also beim Marktgleichgewicht Angebot und Nachfrage überein. Frau Stadträtin macht, logo, eine einfache Rechnung: Wie viele Karten wurden aufgelegt? Gerechnet mit den ausgegebenen 29.000 ergibt das eine Auslastung von 83 Prozent. - Hurra! Wir feiern uns wieder. Die Frau Stadträtin ist logischerweise geschickt und kennt das politische Spiel, sie spricht bewusst von ausgegebenen Karten, nicht von verkauften. Da sieht die Rechnung anders aus. Ich lade Sie, liebe Wienerinnen und Wiener, für die ich hier hauptsächlich spreche, jetzt einmal ein, mit mir diese Rechnung zu machen. Wir haben alle Fragen für Sie, alle Daten, alle Zahlen im Rathaus erfragt, denn diese Zahlen bekommen die Wiener und Wienerinnen natürlich nur auf Nachfrage. Zur Erinnerung: 35.000 Karten wurden aufgelegt. Zum Vollpreis wurden 15.104 Karten verkauft, also weniger als die Hälfte der aufgelegten Karten. Freikarten gab es 3.663, das sind 12,5 Prozent. Damit wir uns richtig verstehen: Es ist gut, dass Menschen, die sich das nicht leisten können, natürlich auch Karten für ein Festival wie die Wiener Festwochen bekommen, zum Beispiel jene, die das Abo "Hunger auf Kunst und Kultur", den Kulturpass, den es da gibt, haben. Das geht völlig in Ordnung. 3.663: Sind die Inhaber tatsächlich all jene, die es sich nicht leisten können? Wie viele Karten haben da Polizei-, Behörden-, Medienvertreter bekommen? Ich weiß, wie strikt die Wiener Festwochen bei der Vergabe der Freikarten sind, da bekommt man als Medienvertreter höchstens eine, in ganz extremen Ausnahmen eine zweite dazu. Also wie viele waren es tatsächlich? - Wir tappen weiter im Dunkeln. Von welcher echten Auslastung sprechen wir? Es kommt aber gleich die nächste Zahl, auch diese ist bemerkenswert. Zur Erinnerung: 35.000 Karten wurden aufgelegt. Zum Vollpreis wurden 15.104 Karten verkauft, zu einem reduzierten Preis 10.458, etwa ein Drittel der Karten - dermaßen viele Karten. Warum haben es die Wiener Festwochen notwendig, so viele Karten - 10.458 - derart zu, nennen wir es einmal so, verschleudern? - Weil das Programm so gut ist, wie Sie ja immer hier sagen? Warum ist es noch notwendig? Diese traurige Geschichte der Wiener Festwochen füllt noch viele Kapitel. Die ersten habe ich Ihnen klar und transparent offengelegt. Wer nähere Details dazu haben möchte, kann mir gerne schreiben. Ich schicke Ihnen das auch gerne zu, das ist jetzt auch im Internet offen abrufbar: peter.eppinger@oevp.at - schreiben Sie mir, ich teile diese Zahlen gerne mit Ihnen! (Beifall bei der ÖVP.) So, jetzt kennen wir alle auch hier im Gemeinderat - es wird für die Kollegen der SPÖ und für die Kulturstadträtin keine Überraschung sein - all diese Zahlen. Was passiert jetzt, wo wir das hier im Gemeinderat offen ausgesprochen haben? Für gewöhnlich, das weiß ich jetzt auch nach zwei Jahren als Politiker hier, wird man uns im Haus, ähnlich wie beim Volkstheater, die so oft vor spärlich gefüllten Rängen spielen, von einer sensationellen Auslastung erzählen: "Ich bin nicht unzufrieden damit, ist Ihnen die Pandemie entgangen, Herr Eppinger?" (GR Jörg Neumayer, MA - erheitert -: Nein!) Oder auch: "Ich würde mir wünschen, dass wir alle die Anstrengungen würdigen!" - Alles schon so gehört, alles schon so gelesen. Es wird also persönlich. (Zwischenruf von GRin Dr. Claudia Laschan.) Man setzt sich lieber mit mir als Person auseinander als mit der Kritik, als mit den Fakten, die ich Ihnen, uns allen jetzt hier offen dargelegt habe. Die Aktie der Wiener Festwochen verliert schon seit Jahren massiv an Wert, zuletzt wie beim Bitcoin steil und schnell bergab, also: Wer braucht noch die Wiener Festwochen? Derzeit sind die nirgendwo im Irgendwo. Es ist wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. Ich weiß, Sie kennen sie sicher alle aus der Stadt, die Telefonzellen, die alle nur herumstehen. Es gibt sie noch, nur, wann haben Sie zuletzt jemanden drinnen gesehen? Man stellt sich da hinein, wenn es regnet. (Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Ja, und bald wird es sie nicht mehr geben, du hast recht, Markus. Ja, und dieses Schicksal wird vielleicht auch den Wiener Festwochen blühen. Man wird uns weiterhin erzählen, ähnlich wie beim Volkstheater, dass es alles nur der Pandemie geschuldet ist, und weiterhin die Fakten ignorieren. Liebe Wienerinnen und Wiener, weil Sie mit mir dieses Spiel durchschauen, sprechen wir das auch deutlich aus. Mit großer Anstrengung haben sich zum Beispiel die Salzburger Festspiele heuer 96 Prozent Auslastung erspielt, 31 Millionen EUR eingenommen, die sind wieder auf Vor-Corona-Niveau. Die Staatsoper freut sich, letzte bekannte Zahlen: über 94 Prozent Auslastung. Theater im Park, aus der Corona-Not gegründet, wird in diesem Sommer an die 150.000 Besucher gehabt haben. Neue mutige Wege, es geht! Ja, die Pandemie, bleiben wir weiterhin ehrlich, es war schon mal leichter, Säle zu füllen, Plätze zu füllen, aber das ist eine Aufgabe, vor der alle Kunstschaffenden in dieser Stadt stehen. Das ist eine Riesenherausforderung vor allem für jene, die solo spielen, die in kleinen Teams unterwegs sind, nur haben diese keine 11 Millionen EUR Jahr für Jahr im Rücken. Für ein Festival mit diesem finanziellen Polster von 11 Millionen EUR, der Jahr für Jahr ein herrlich gemachtes Bett bedeutet, muss mehr drinnen sein, das haben sich alle Wiener und Wienerinnen verdient! (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte nun noch einen Antrag einbringen, und zwar würde ich Sie gerne einladen, den Wienern und Wienerinnen kulturell mehr unter die Arme zu greifen. Wenn, wie wir wissen, alles teurer wird, sparen die Menschen ja auch gern - oder leider ungern, aber sie machen es dann - beim Theater-Ticket, beim Kabarett-Ticket, beim Musik- Ticket. Und ähnlich, wie Sie es beim Schnitzel-Gutschein versucht haben - das war ja der Versuch, die Wiener und Wienerinnen zurück in die Gastro zu bringen -, würden wir erneut vorschlagen, einen Kultur-Gutschein einzuführen, der die Menschen wieder zu den Bühnen unserer wunderschönen Stadt bringt. Ich bringe also mit meinen Kollegen Michael Gorlitzer, Bernadette Arnoldner und Laura Sachslehner, dem Team Kultur der Volkspartei Wien, hier den Antrag zum Kultur-Gutschein ein, und schlage vor, 100.000 EUR zumindest einmal bereitzustellen, um also so zirka 30 Prozent vom Kaufpreis eines Tickets zu erstehen. Ich stehe auch nicht hintan, so fair bin ich, Ihnen auch zu sagen, dass es einen Bezirk in Wien gibt, der SPÖ-geführt ist, wo sie so etwas machen. Die haben so einen Kultur-Gutschein, und ich halte das für eine wirklich lässige, vernünftige Idee, die die Stadt Wien vielleicht auch übernehmen könnte. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und dir, Ernst, alles Gute! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Neumayer. Ich erteile es ihm. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Auf was der Dinge jetzt eingehen? Kollegin Matiasek hat das schon zu Recht erwähnt, diese Wiener Festwochen sind ein kulturpolitisches Highlight, und darum ist es auch wichtig, dass wir uns hier als Hohes Haus in Wien damit auseinandersetzen. Ich verstehe nur die letzte Wortmeldung wie immer einfach gar nicht, aber anscheinend reiht sich das in die Tradition der Populisten der ÖVP ein, weil irgendwie komplett vergessen wird, dass wir Inflation haben. Es wird komplett vergessen, dass wir Teuerung haben, es wird komplett vergessen, dass wir seit 2007 durchgehend Krisen haben. Sie kritisieren korrekterweise, dass wir hier das Budget leider nur bei 10,7 Millionen EUR belassen haben. Wir würden gerne noch mehr in alle Bereiche der Wiener Kultur investieren, und eigentlich bin ich dankbar für das, was die Organisatoren und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiener Festwochen aus dem herausholen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Schauen wir uns an: Wann finden die Wiener Festwochen statt? Wann hat die Auftaktveranstaltung stattgefunden? - Im April. Im April hat es noch Corona-Bestimmungen gegeben. Wann sind die zwei Monate, wenn die Wiener Festwochen stattfinden? - Im Mai und im Juni. Anfang Mai hat es noch Corona-Bestimmungen gegeben. Sehr geehrte Damen und Herren, wann finden die Salzburger Festspiele statt? (GR Peter L. Eppinger: Ja, ja, wie schon erwähnt, es ist die Pandemie!) Probieren wir es! (Ruf: Im August!) - August, vielen herzlichen Dank! Im August gibt es keine Corona-Beschränkungen. Das sind alles Dinge, die Populisten einfach gerne zurückhalten und in ihrer Rede nicht erwähnen. Wir haben immer noch die Situation ... (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Nein, die Gefahr besteht nicht bei Ihnen!) - Sehr geehrter Herr Wölbitsch, Sie können auch gerne applaudieren, wenn Sie das wollen, aber Sie brauchen mir nicht in meine Rede hineinzureden. Während der Wiener Festwochen werden internationale Schlüsselfiguren aus der Theaterlandschaft hereingeholt, das wissen Sie. Es gibt die Möglichkeit, dass wir hier musikalisch auf höchstem Niveau Neuinszenierungen in Wien erleben und erfahren. Die Wiener Festwochen haben sich in den letzten Jahren vor allem dadurch ausgezeichnet, dass sie auch in die Breite gehen, in die Community- Bildung und auch mit dem Modus Festwochen on Tour einfach vermehrt in die Bezirke hineingegangen sind. Das sind alles Dinge, die hier keine Würdigung finden, und alles Dinge, die mir eigentlich leid tun. Da werden auch falsche Zahlen kolportiert: Gesamtbesucheranzahl 85.000 inklusive aller Freikarten, freien Eintritts und Sonstiges. Ja, weil wir hier fördern, ja, weil wir unterstützen, und ja, weil wir wollen, dass in gesamt Wien dieses Festival besucht werden kann, auch in schwierigen Situationen - etwas, das die ÖVP nicht nur ignoriert, sondern nicht dazusagt, und das tut mir im Herzen weh. Da mag ich noch lieber eine konstruktive Kritik - danke, Frau Matiasek -, damit kann man, glaube ich, gemeinsam in die Zukunft arbeiten. Die Auslastung von 83 Prozent, Herr Kollege, zumindest rechnen wäre fein, bei 83,52 müsste man aufrunden, so habe ich das in der Schule gelernt. Aber Sie haben vollkommen recht, wir verbringen schon wieder zu viel Zeit mit Ihnen, weil Populisten sich einfach immer wieder die Zeit nehmen, und wir müssen uns anschauen, wer von Ihnen wirklich ein Denkmal gesetzt bekommt. Das Programm ist von 33 Produktionen auf 37 Produktionen gesteigert worden, Herr Kollege, das ist in Ihren Unterlagen genauso wie in unseren Unterlagen. Warum? Weil wir nämlich geschaut und dazu animiert haben, dass Produktionen, die während Corona im ersten Jahr nicht stattfinden konnten, trotzdem aufgenommen werden konnten. Und, Frau Matiasek, ich habe mich für die konstruktive Kritik bedankt, und ich möchte noch kurz anknüpfen: Das Festival ist natürlich ein ganzjähriges Festival, das heißt, wenn wir jetzt hier einen Bruch herbeiführen, bedeutet das, dass wir natürlich nächstes, übernächstes Jahr und die Jahre danach darunter leiden werden. Das ist etwas, das wir hier nicht in Kauf nehmen wollen, ganz im Gegenteil, wir wollen ja für Kontinuität für das Kulturangebot der Wienerinnen und Wiener sorgen. In Summe geht es natürlich um mehr. Wie immer bei kulturpolitischen Diskussionen geht es darum: Was gefällt mir, was gefällt mir nicht? Was passt zu meiner Klientel, was passt nicht zu meiner Klientel? - Sie kennen die Haltung dieser Stadtregierung, es geht hier um Freiheit von Kunst und Kultur und das auf allen Ebenen, und das auch bei diesem Festival, und ich belasse es jetzt dabei. Wir reden über 10 Millionen EUR, die wir gerne investieren, und ich sage es jetzt noch einmal: Wären hier nicht zahlreiche Krisen, würden wir gerne eigentlich sogar noch mehr investieren. 9 Millionen EUR davon gehen direkt ins Festival, nur 1 Million EUR in den Betrieb und die Verwaltung dieses Festivals. Eigentlich, und darüber sollten wir diskutieren und davon habe ich noch nichts in dieser Debatte mitbekommen, sollten wir uns gemeinsam anstrengen, da die Häuser alle die gleichen Probleme haben. Wir haben in ganz Wien, in ganz Europa, in der gesamten EU das Problem, wie wir die Häuser befüllen. Wie schauen wir, dass der Kulturbetrieb aufrechterhalten bleibt? Es ist vollkommen egal, ob Sie in die Josefstadt schauen - und bitte sagen Sie mir jetzt nicht, dass das ein links- linkes Kulturtheater ist, ich glaube, es ist ein gutbürgerliches Theater im Herzen unserer Stadt - oder in die Staatsoper schauen - das ist auch keine freie Initiative, sondern ein Haus mit Tradition -, es ist überall schwierig. Und ja, seien wir froh, dass manche außerhalb der Corona-Regelungen ihren Spielplan haben und seien wir dankbar, dass wir die anderen weiterhin halten können und hier für Kontinuität und Sicherheit in unserer Stadt sorgen können! - Vielen herzlichen Dank. Ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf ein Schlusswort. Wer der Post 24 zustimmt, den bitte ich um Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Wer dem Antrag der ÖVP für einen Kultur-Gutschein zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei der ÖVP und bei den GRÜNEN gegen FPÖ, Klubunabhängigen, SPÖ und NEOS. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist daher abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 15 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Ermächtigung zur Ergänzung der Kooperationsvereinbarung betreffend Wiener Photovoltaik-Offensive mit der Wien Energie GmbH. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Holzmann, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Holzmann: Ich ersuche um Zustimmung zur Post 15. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Nach zwölf Jahren haben Sie es geschafft, über PV-Anlagen Initiativen zu starten. Den ersten Antrag habe ich im Jahr 2011 gestellt, und dann schafft es die SPÖ leider Gottes wieder, das so zu gestalten, dass es intransparent ist, dass es nicht nachvollziehbar ist und dass man nicht weiß, wie mit den Geldern umgegangen wird. Gerade das, was wir mit der Wien Energie in den letzten Wochen erlebt haben, hat uns gezeigt, dass es ganz wichtig ist, für Transparenz zu leben, und die NEOS sind aufgefordert, das hier in dieser Form zu tun. Wir haben im Ausschuss dafür gestimmt, wir vertrauen Ihnen aber leider Gottes nicht mehr und sehen heute keine Möglichkeit, hier in dieser Form eine Zustimmung zu bringen. Ich nütze dieses Poststück aber auch dafür, einige Anträge einzubringen, weil es, wie ich glaube, wichtig ist, immer wieder daran zu erinnern, was beim Klimaschutz in Wien so im Argen liegt. Wir wissen, im Gemeindebau haben wir das Thema, dass wir einen Investitionsrückstau haben, gerade, was die Klimaangelegenheiten betrifft. Und wir wissen ganz genau, die Fernwärme und die Fernkälte werden immer teurer, daher stellen wir einen Antrag, dass Außenrollos im Gemeindebau nachzurüsten sind, um jenen, die im Gemeindebau leben, auch die Möglichkeit zu geben, energiearm im Winter nicht im Sinne des Klimawandels in den heißen Wohnungen zu sitzen. Aber dafür hat die Wiener SPÖ offensichtlich kein Herz. Weiters haben wir von der Wiener SPÖ auch Studien dahin gehend bekommen - Kollege Taucher hat oft darüber geredet -, dass es so wichtig ist, den Lobau-Tunnel zu bauen, weil er ja auch CO2 reduzieren würde, weil man nicht so viel innerstädtischen Verkehr hat, nicht so viel "Stop and go"-Verkehr. Ich stelle hiermit den Antrag für die Errichtung des Lobau-Tunnels in dieser Stadt, um CO2 zu reduzieren, denn irgendwie muss es ja stimmen, was uns die Roten sagen. Ich gehe also davon aus, dass die SPÖ hier auch zustimmt. Wir reden auch oft über Initiativen zu privaten PV-Anlagen, und ich glaube, das ist schon ein großes Thema, dass jemand, wenn er eine private PV-Anlage hat, für die Einspeisung eigentlich relativ wenig Geld vom Energieanbieter kriegt und dann, wenn er Strom konsumiert, ein Vielfaches davon zahlen muss. Ich glaube, es wäre wichtig, hier Investitionsanreize zu setzen, Abschreibungszeiten der PV-Anlagen zu reduzieren und ich stelle hier den Antrag, dass die Stromeinspeisung von PV-Anlagen dem Strombenützungstarif angeglichen wird. Ich glaube, dann braucht die Stadt nicht in teure Initiativen zu investieren, sondern dann sind die Bürger selbst interessiert daran, weil es nämlich für sie dann auch Sinn macht. Und ich glaube, das würde auch zur CO2-Reduktion beitragen. Ich habe schon kurz über einen Investitionsstau im Gemeindebau gesprochen, als ich über die Außenrollos gesprochen habe. Wenn man durch die Gemeindebauten geht, ist es so, dass es unzumutbar ist, dass bei diesen Mieterhöhungen, bei diesen Strompreiserhöhungen die Gemeindebauten teilweise so ausgestattet sind, dass es bei den Fenstern zieht. Diese Menschen haben nicht einmal mehr die Möglichkeit, Energie zu sparen. Deswegen darf ich auch den Antrag stellen, dass die Fenster im Gemeindebau bis 2025 dem Stand der Technik entsprechen. Da können wir sparen, da können wir ganz intensiv sparen, da können wir Strom sparen, Energie sparen, und wir würden den Bürgern, die am Ende des Tages die Stromrechnungen begleichen müssen, auch etwas Gutes tun. Man muss ja bedenken, es geht ja nicht nur um die Stromrechnung - da sieht man das soziale Herz der SPÖ-Wien -: Dort wird ja meistens mit Fernwärme geheizt, und da hat die SPÖ-Wien die Kosten für die Fernwärme für diesen Winter immerhin um 85 Prozent erhöht. Wichtig ist auch - Kollege Czernohorszky sitzt ja da - das Thema Klimaschutzgesetz: Wir wissen ja noch nicht ganz genau, was da drinnen stehen wird, deswegen ist es schwierig, diesbezüglich Anträge zu stellen. (Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Das können wir ja dann machen, wenn es kommt!) - Ja, aber ich will Ihnen mehr oder weniger als Startpunkt etwas auf den Weg mitgeben, weil Sie ja 2011 schon dagegen gestimmt haben, nämlich dass wir Solaranlagen in Wien bauen. (Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Können wir dann ja machen, wenn es Gutachten gibt!) Ich glaube, Wiederholung kann schon dazu beitragen, dass wir auch jetzt, zwölf Jahre später, Anträge beschließen, die eigentlich von uns gekommen sind, und wenn man es Ihnen ein Stück vorher sagt, ist es gut. Die soziale Belastung der Bürger in Wien durch Klimaschutzmaßnahmen: Ich glaube, dass das schon das Thema ist, und das habe ich schon beim Klimafahrplan angesprochen, dass sehr viele gute Ideen drinnen sind, aber sie am Ende des Tages nicht im Sinne der sozialen Belastung ausformuliert sind. Jetzt haben wir es mit Strompreiserhöhungen durch Wien Energie, Fernwärmeerhöhung erleben dürfen. Letztes Jahr hat, wie wir ganz genau wissen, die Wien Energie 950 Millionen EUR Gewinn gemacht, vor 2 Jahren 450 Millionen EUR Gewinn. Die Bürger aber müssen jetzt das Zwei- bis Dreifache oder teilweise sogar das Vierfache für den Strom zahlen. Diese Gelder sind teilweise natürlich in Klimaschutzmaßnahmen geflossen, aber die Frage ist: Ist es uns das wert? Gestern habe ich in der Zeitung gelesen, dass sich jeder sechste Bürger in Wien oder in Österreich - an sich egal, es wird ähnlich sein - seine Betriebskosten nicht mehr leisten kann. Da muss ich schon darüber nachdenken, wenn ich jetzt Klimaschutzmaßnahmen habe, die nämlich nicht die Stadt zahlt, die nicht die Unternehmer zahlen, sondern die der Bürger, der in dieser Immobilie wohnt, selbst zu berappen hat, ob es wichtiger ist, jetzt eine Maßnahme zu setzen, nämlich auf Kosten jener Bürger, die es sich gar nicht mehr leisten können. Ich glaube, deswegen ist es auch wichtig, den Antrag, Klimaschutzmaßnahmen ohne finanzielle Mehrbelastung der Bürger zu machen, zu stellen. Da appelliere ich an Kollegen Czernohorszky und an das soziale Herz der SPÖ, dass Sie sich da ein Stück mehr Gedanken darüber machen und nicht einen Fahrplan machen, ohne darüber nachzudenken, wie das am Ende des Tages finanziert wird, und nicht sagen: Der Bürger wird es schon zahlen! - Wir sind jetzt wirklich an einem Punkt angelangt, wo es der Bürger nicht mehr zahlen kann. Wir wollen in Wien keine Armut produzieren, und ich hoffe, die SPÖ auch nicht. Ich glaube, das ist ganz wichtig, dass ich Ihnen das vor der Ausgestaltung dieses Gesetzes sage. Dann, auch ein alter FPÖ-Antrag aus dem Jahr 2011, verpflichtende Photovoltaikanlagen in Gemeindebauten: Ich verstehe nicht, warum es nicht umgesetzt ist. Und dann gibt es noch zwei Anträge zum Thema "Stop and go"-Verkehr: Kollege Juraczka hat irgendwann einmal eine Statistik vorgelegt, wo er Ihnen nachgewiesen hat, dass die Ampeloptimierung in Wien reduziert wird. Das ist sicherlich keine Klimaschutzmaßnahme, daher stellen wir auch den Antrag bezüglich der Optimierung für Ampeln und um den "Stop and go"-Verkehr zu minimieren, und einen weiteren Antrag zum Thema Radarstationen in Wien. - Danke sehr, auf Wiedersehen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich bitte um Abgabe der Anträge. Zu Wort gemeldet ist GR Dr. Mantl. Ich erteile es ihm. GR Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mobilität, erneuerbare Energie und Digitalisierung prägen unseren politischen Diskurs ungebrochen maßgeblich, dies aus gutem Grund, denn von der künftigen Entwicklung in diesen Themenfeldern hängen unsere Lebensqualität und unser Wohlstand ab. Darüber sind wir uns, glaube ich, einig. Als Politik haben wir - auch da sind wir uns, glaube ich, alle einig - den klaren Auftrag und die Pflicht, alles in unserer Kompetenz Stehende zu unternehmen und alle Kräfte zu mobilisieren, um den Bewohnerinnen und Bewohnern Wiens diese Lebensqualität zu sichern und auszubauen. In Zeiten der Energiekrise sehen wir als Wiener Volkspartei die große Notwendigkeit, Innovation und neue Konzepte für eine stabile und nachhaltige Energieversorgung anzuwenden. Innovativ zu sein, bedeutet aber auch, mutig zu sein. Dieser Mut scheint der Wiener Stadtregierung immer wieder zu fehlen. Ich habe ja schon öfter kritisiert und möchte es hier ganz bewusst wiederholen, dass nur wenige der Photovoltaikanlagen in ganz Wien auf öffentlichen Gebäuden installiert sind, wobei zwei Drittel der Dachflächen Wiens Potenzial für die Nutzung von Solarenergie hätten und 40 Prozent zur Stromproduktion beitragen könnten. Mit Photovoltaik und Solarthermie sollen und sollten alle öffentlichen Einrichtungen der Stadt Wien umgerüstet werden. Ich habe öfter auch schon München mit seinen 4.000 Photovoltaikanlagen als europäischen Vergleich gebracht, und dass wir gemeinsam diese Transformation bis 2030 auf 20 Prozent schaffen müssen. Dieses Bestreben - das muss man anerkennen - teilt mittlerweile auch begrüßenswerterweise die Wiener Stadtregierung. Es gibt ja bereits seit Anfang dieses Jahres eine Photovoltaikausbauoffensive, der wir als Wiener Volkspartei auch zugestimmt haben, um mit der höchstmöglichen Effizienz Photovoltaikanlagen auf allen Flächen der Wiener Magistratsabteilungen und städtischen Unternehmen zu betreiben. Um effizient zu sein, braucht es Expertise, gepaart mit Weitsicht, Absicherung und Unabhängigkeit. Leider - und das sehen wir schon sehr kritisch - besteht immer wieder die Gefahr, dass in sogenannten - so würde ich sie nennen - Wiener Abläufen stadteigene Echokammern entstehen, die einen objektiven Blick auf diverse Sachverhalte erschweren, teilweise zum Beispiel auch im Zusammenhang mit der Urban Innovation GmbH. Grundsätzlich schätze ich deren Arbeit, bedanke mich zum Beispiel auch beim Wiener Klimarat dafür, aber diese Agentur für Beratungs- und Gutachtertätigkeiten hat natürlich ein sehr enges Naheverhältnis mit der Stadt Wien. Es besteht die Gefahr der Vermischung der durch die eigenen ExpertInnen geschaffenen Gremien, der dadurch abgesegneten Konzepte, immer mit der optimalsten effizientesten und nachhaltigsten Lösung. Das Ganze wird kombiniert und wieder vermischt mit eigens kreierten Thinktanks oder Kontrollorganen. Das soll so nicht gelebte Praxis einer Regierung sein, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Erlauben Sie mir die ironische Anmerkung, das ist fast ein bisschen so wie ein Einheiraten in ein selbstgestricktes Netzwerk aus Kontrollinstanzen, Thinktanks und diversen Gremien, fast als hätte man das althabsburgische Expansionskonzept aus dem Grab geholt. Tu felix Vindobona nube, möchte ich fast sagen. Gerade in Zeiten, wo die Wien Energie, ja, die gesamten Wiener Stadtwerke auf Grund von wilden Spekulationsverdachten im Auge der Öffentlichkeit stehen, braucht es unabhängige Gremien, die anhand objektiver und objektiv festgesetzter Kriterien kontrollieren, beraten und begutachten. Nur so können sinnvolle, tatsächlich effiziente, transparente und nachhaltige Schritte für die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt gesetzt werden, meine sehr geehrten Damen und Herren. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Auer-Stüger. Ich erteile es ihm. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie mir, dass ich zum Akt spreche, also weder zu Anträgen aus dem Jahr 2011 noch zu irgendwelchen Netzwerken. Worum geht es heute? - Der Magistrat stellt einen Antrag, damit eine Ergänzung eines Vertrages ermöglicht wird. Was wird mit dem Antrag ermöglicht? - Die Wien Energie hat festgestellt, dass auf Grund der geänderten Situation auf den Energiemärkten - die Gründe dürften hier im Haus wohl bekannt sein -, die von uns letztes Jahr beziehungsweise im Frühjahr beschlossene Kooperationsvereinbarung beziehungsweise das Tarifmodell, das wir dieser Kooperationsvereinbarung dann unterlegt haben, jetzt nicht mehr den Energiemärkten entspricht. Das wäre nämlich zu teuer für den Magistrat. Also ist jetzt der Magistrat an die Wien Energie herangetreten, und es gibt ein drittes Tarifmodell. Ich finde, auf Grund der Vorgabe, dass der Magistrat wirtschaftlich, sparsam und zweckmäßig arbeiten soll - ich glaube, das wird hier auch von allen unterschrieben -, soll dieses Poststück heute von Ihnen auch unterstützt werden, weil es aus Sicht des Magistrats eben effizient und sparsam ist. Was bringt es aber weiters zum Ausdruck? - Erstens, dass unsere Ansage, wir legen als Stadt Wien vor, bei der Photovoltaikoffensive der Stadt Wien noch immer anhält. Wir prüfen alle Flächen und Gebäude dahin gehend, ob wir dort Photovoltaikanlagen realisieren können. Zweitens zeigt dieses Poststück eindeutig, wie wichtig die Wien Energie als Partnerin für die Energiewende ist und dass es gut ist, dass wir die Wien Energie in Zeiten wie diesen haben. Drittens zeigt es ganz eindeutig, dass es auch unter den gegebenen geänderten Rahmenbedingungen, auch unter den sehr schwierigen Verhältnissen, die wir gerade in Europa erleben, keine Alternative zum Plan dieser Stadt gibt, 2040 klimaneutral zu sein. Im Gegenteil, dieses Poststück zeigt eindeutig: Das ist die Antwort auf die aktuelle Krise, so schaffen wir mehr Unabhängigkeit und weniger Abhängigkeit von fossilen Energiestoffen. Daher, meine Damen und Herren, ersuche ich um Zustimmung zu diesem Poststück. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wenn Sie das so sehen, können Sie meinem Antrag zustimmen!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Damen und Herren! Werter Gemeinderat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte trotzdem noch ganz kurz auf den Punkt eingehen - Kollege Auer-Stüger hat es ja schon erklärt -, worum es bei diesen Kooperationsvereinbarungen geht, dass es auch um das neue Tarifmodell geht. Es ist mir schon ein wichtiger Punkt. Kollege Mantl erklärt hier immer, wie wichtig es ist, Mut zu zeigen. Daher fordere ich endlich die ÖVP auf, auch im Bund Mut zu beweisen und endlich das Erneuerbare-Wärme-Gesetz zu beschließen. (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ.) Ich fordere die ÖVP weiterhin auch auf, wieder Mut zu zeigen und endlich das Energieeffizienzgesetz in Bewegung zu bringen. (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ.) Ich fordere viele Bundesländer, die unter Regierung der ÖVP stehen, auch dazu auf, endlich ihren Verpflichtungen nachzukommen, jene Flächen für Photovoltaik, für Wind, et cetera auszuweisen. Das ist dringend notwendig, um unser Ziel für 2030, 100 Prozent erneuerbaren Strom, zu erreichen. Also wenn wir von Mut sprechen, bitte ich hier, dass die ÖVP endlich in Bewegung kommt. (Beifall bei NEOS, SPÖ, GRÜNEN und FPÖ. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Die GRÜNEN könnten auch etwas tun!) Um nur ein kleines Beispiel zu zeigen, was die Fortschrittskoalition auch im Zuge der PV-Initiativen bereits realisiert hat und realisiert: Das war ja auch ein ganz, ganz wichtiger Punkt für mich immer wieder in der Opposition. Sie können es sich direkt auf der Photovoltaikseite Wien anschauen, da gibt es auch einen aktuellen Monitor, der monatlich aktualisiert wird. Ein konkretes Beispiel: Die PV-Anlagen im Einflussbereich des Magistrats sind von 2020, damals 4 Megawatt Peak, jetzt auf 16 Megawatt Peak erhöht worden, also innerhalb des letzten Jahres vervierfacht. Ähnlich sieht es insgesamt bei den PV-Anlagen aus. Da sind wir ziemlich im Plan von dem, was wir uns als Fortschrittskoalition auch vereinbart haben. Das heißt, dieser Solarturbo Wien startet wirklich. Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Wir haben gesagt, alle Gebäude der Stadt werden bis Ende 2022 auf ihre Eignung geprüft. Es reicht halt nicht aus, zu sagen, zwei Drittel aller Dachflächen sind grundsätzlich geeignet. Man muss sich die Dinge ganz konkret anschauen. Was heißt das technisch? Was sind die Voraussetzungen, was das Netz betrifft, et cetera? Auch dazu wird bis Ende des Jahres der Plan vorliegen. Hier gibt es viele, viele Initiativen, viele Projekte, die starten. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ich habe schon 2011 einen Antrag gestellt! Da hätte man schon anfangen können!) Ich spreche nur von der Stadthalle, ich spreche von vielen Bereichen auf den ganzen Schulen, die entsprechend nachgerüstet werden. Da, muss ich sagen, kommen wir also unserer Verpflichtung absolut nach, und das, was wir im Regierungsübereinkommen versprochen haben, wird ganz konkret umgesetzt. Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Post 15 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ und NEOS gegen ÖVP, GRÜNE, FPÖ und Klubunabhängigen. (Zwischenruf bei den GRÜNEN.) - Dann darf ich den Grünen Klub bitten, noch einmal die Hand zu heben. Ja, jetzt ist es überraschenderweise sichtbar. - Zustimmung bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und Klubunabhängigem mehrstimmig angenommen. Es liegen einige Anträge vor. Von der FPÖ eingebracht betreffend Wiener Klimaschutzgesetz, Lobau-Tunnel. Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ gegen die Stimmen von SPÖ, NEOS und GRÜNEN. Antrag der FPÖ, Solarstromeinspeistarif gleich Strombezugstarif. Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag FPÖ, Wiener Klimaschutzgesetz, alte Holzfenster im Gemeindebau auswechseln. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag FPÖ, Wiener Klimaschutzgesetz, keine finanziellen Mehrbelastungen. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung ÖVP, FPÖ gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag FPÖ, Wiener Klimaschutzgesetz, Photovoltaik Wiener Gemeindebau. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag FPÖ, Grüne Welle gegen Feinstaubbelastung. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag FPÖ, Hinweisschilder Radarkontrollen. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag FPÖ, Außenrollos im Wiener Gemeindebau. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Ist nicht die erforderliche Mehrheit. Post 9 der Tagesordnung betrifft das Plandokument Nr. 8329 im 2. Bezirk, KatG Leopoldstadt. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Rompolt. GRin Ing. Astrid Rompolt, MA (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren via Livestream! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Es geht um eine Flächenwidmung in der Leopoldstadt, und zwar im nördlichsten Teil der Leopoldstadt. Mir ist es eine besondere Freude, dass diese Flächenwidmung zustande kommt, weil ich dieses Projekt eigentlich im Prinzip schon seit sieben Jahren verfolge. Vor sieben Jahren wurde das betroffene Grundstück oder vielmehr ein Teil des Widmungsgebietes von einem Immobilienentwickler erworben. Damals war klar, dass dieses Gebiet in diesem Teil, also an der Oberen Donaustraße - viele von Ihnen kennen sicherlich den Gaußplatz, der ist dort ganz in der Nähe -, entwickelt wird. Da war ganz klar, dass das die anliegenden Gebiete, eigentlich hauptsächlich Wohngebiete, massiv betreffen wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner der angrenzenden Gebiete haben sich dann auch sehr schnell auf die Hinterbeine gestellt und informiert und wollten sich dort einbringen, weil sie natürlich gesehen haben: Na ja, da könnte dann viel mehr Verkehr kommen, da könnten sehr viel mehr Fußgänger durch das eigene Viertel gehen. Außerdem ist der Spielplatz gleich angrenzend. Es ging darum: Was ist dort mit dem Spielplatz? Wird der dann rundherum komplett zugebaut? Was ist mit dem Baumbestand vor Ort? Wie soll das dort weitergehen? Es ist sogar so weit gekommen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner eine Bürgerinitiative gegründet haben. Was ist dort jetzt geplant? - In diesem speziellen Gebiet, das jetzt nur an die Obere Donaustraße grenzt, werden 150 City Apartments errichtet, 253 Eigentumswohnungen und 45 Büro- und Geschäftseinheiten werden dort entstehen. Es war ein sehr langer Weg dort hin und der wurde zum Glück - das war eigentlich nicht nur Glück, sondern von langer Hand geplant - von der Stadt, vom Bezirk, gemeinsam mit den Entwicklern und vor allem gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung gegangen. Das Schöne an dem Grätzl ist, dass es insgesamt jetzt schon eigentlich so etwas wie ein Superblock ist, weil er komplett verkehrsbefreit ist. Man kann also eigentlich mit den Kraftfahrzeugen nur rundherum fahren, Obere Donaustraße, über den Gaußplatz, Obere Augartenstraße und Rembrandtstraße. Umso wichtiger war uns als Bezirk - damals war ich in der Funktion der Stellvertretenden Bezirksvorsteherin involviert -, dass die fußläufigen Verbindungen durch das Grätzl möglich sind und so dieser Keil, der zwischen Donaukanal und dem Erholungsgebiet Augarten besteht, niederschwellig, einfach und ohne Kraftfahrzeugverkehr bewältigt werden kann. Das gelingt hier. Was mir ein ganz besonderes Anliegen ist, ist, dass dort wirklich sehr viel Partizipation gelebt wurde, und darüber möchte ich kurz sprechen. Es waren folgende Stufen: Es war ganz am Anfang ein offener Wettbewerb, der fürs Grätzl ausgeschrieben wurde, wo es mehr als 70 Einreichungen gab. Gleich nach der ersten Wettbewerbsstufe gab es die erste große Präsentation, wo die Bevölkerung vor Ort war, was wirklich massiv in Anspruch genommen wurde und wo die Menschen, die dort leben, auch wirklich deponieren konnten, was ihre Anliegen sind, was ihnen wichtig ist und worauf die Entwickler in weiterer Folge achten sollten. Bei der zweiten Wettbewerbsstufe war es dann sogar so, dass die Bevölkerung schon die Möglichkeit hatte, direkt mit den Planerinnen und Planern zu reden. Da gab es dann ja eben schon sehr konkrete Ideen, da ging es auch schon um Bauvolumina, und auf die Wünsche der Bevölkerung konnte da auch eigentlich sehr gut eingegangen werden. Ich möchte nur anhand von ein paar Beispielen erzählen, was da durchgesetzt wurde. Einerseits wurde vor allem rund um den Spielplatz eine sogenannte freie Mitte gebildet. Das heißt, die Planer haben den Freiraum aufgegriffen, haben ihn auf das eigene Gelände gespiegelt und haben auch dort Grundflächen integriert. Der Baumbestand rundherum soll erhalten bleiben, die Verteilung der Bauvolumina wurde ein bisschen mehr Richtung Obere Donaustraße gewidmet, sodass innen die Gebäude luftiger sind, etwas niedriger, damit die Lichteinfälle berücksichtigt werden. Auch die autofreie Zone wurde in das Neugebiet hineingespiegelt. Auch dort wird es nicht einmal Stellplätze geben, sondern lediglich Rad- und Fußwege. Im Vergleich zur alten Bestandswidmung wurden zu Gunsten der anrainenden Bevölkerung 10.000 m² Bruttogeschoßfläche eingespart. Ganz wichtig war der Bevölkerung auch der ökologische Aspekt. Der könnte den Menschen dort ja egal sein, denn der muss sie ja nicht unmittelbar betreffen, abgesehen von einem Punkt, der natürlich eine große Rolle gespielt hat, von der Begrünung und auch der Fassadenbegrünung. Auch die soll kommen. Mir ist sehr wichtig, zu betonen, dass der Bezirk damals und auch heute noch dort in engem Austausch mit der Bevölkerung ist. Auch der Entwickler ist nach wie vor in engem Austausch. Es gibt einen eigenen Ombudsmann. Das Thema der Kommunikation hat fast die ganzen sieben Jahre immer eine große Rolle gespielt und wird sie ganz sicherlich auch in Zukunft spielen, und das finde ich sehr gut. Die Menschen dort kennen den Bezirksvorsteher persönlich, haben ihn mehrmals getroffen, haben auch die Bezirksrätinnen und Bezirksräte persönlich mehrmals getroffen. Auch ich bin immer wieder im Austausch, das ist alles sehr niederschwellig, und ich finde, das ist wirklich sehr vorzeigbar und vor allem nachahmbar. Auch die Entwickler haben im Zuge von einerseits Pandemie und andererseits der sehr langen Phase der Flächenwidmung noch nachjustiert und haben insofern auch sehr viel Nachhaltigkeit ins Projekt implementiert. Einerseits soll das gesamte Viertel in Holzbauweise errichtet werden. Die Elemente werden nicht dort, sondern schon vorher industriell vorgefertigt. Dadurch soll die Bauzeit enorm verkürzt werden. Auch die Emissionen, die Lärmemissionen, die Staubbelastung werden dadurch reduziert. Dann sollen die Dachflächenwässer zu mehr als 50 Prozent vor Ort versickert werden. Das ist auch noch gar nicht so selbstverständlich und auch gar nicht so einfach. Selbst für Starkniederschlagsereignisse sollen eigene Retentionsbecken geschaffen werden. Ganz besonders wichtig in Zeiten wie diesen ist die Energiefrage. Die Energieversorgung soll über Geothermie erfolgen. Dazu hat es auch schon Vorarbeiten gegeben, und so sollen die gesamte Wärme und Kälte vor Ort erzeugt werden. Darüber hinaus soll es dann auch noch CO2-Messungen in den Bürogebäuden geben, sodass auch da die Energieeffizienz noch zusätzlich erhöht wird. Mehr als die Hälfte des Stroms wird mit Photovoltaikanlagen erzeugt. Man kann natürlich sagen, das ist noch nicht ausreichend, es muss besser werden. Das wissen wir, das Bessere ist der Feind des Guten, aber ich glaube, hier sind wir wirklich vorbildlich und auf einem sehr, sehr guten Weg unterwegs. Das würde ich mir für viele andere Entwicklungsgebiete in der Stadt auch wünschen. In dem Sinne kann ich nur sagen: Stimmen Sie dem Geschäftsstück zu! Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Stark. Ich erteile es ihm. GR Kilian Stark (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und zu Hause! Ich darf beginnen und an meine Vorrednerin anschließen, weil es mir fast leid tut. Es sind viele Dinge gelungen, und es tut mir sehr leid, dass auf den letzten Metern ein paar Dinge passiert sind, die wir nicht mittragen können. Die Vorrednerin hat es angesprochen, und ich möchte es auch sagen, dass das auch aus unserer Perspektive ein guter Beteiligungsprozess war - bis auf die letzten Meter, und genau auf diese möchte ich jetzt zu sprechen kommen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Bis die GRÜNEN nicht mehr dabei waren!) - Genau. Was wir gut finden, möchte ich jetzt gar nicht wiederholen. Einen Punkt vielleicht, er ist schon von der Örtlichkeit, die wir auch sehen: Hier wird ein bereits gut erschlossenes Gebiet entwickelt, wo die ganze Infrastruktur schon vorhanden ist, die schon mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auch mit anderen Verkehrsmitteln erschlossen ist. Da gibt es noch Luft nach oben, das sage ich dann eh noch, aber grundsätzlich ist es eine Verdichtung in der Stadt. Genau das wollen wir. Jetzt aber genau zu den Vorgängen, die wir leider Gottes nicht mittragen können: In einem Widmungsverfahren, Sie alle wissen das, gibt es vorgelagert natürlich das ganze Beteiligungsverfahren, in diesem Fall auch mit einem kooperativen Entwickler. Dann kommt es zu einer öffentlichen Auflage. Im Zuge dieses Ganzen, die Vorrednerin hat es auch gesagt, hat sich eine BürgerInneninitiative gebildet, es gab einen öffentlichen Diskurs, den wir ja wollen. Diese BürgerInneninitiative hat nicht pauschal gesagt, wir sind dagegen, das ist alles schlecht, sondern die haben sich sehr intensiv damit beschäftigt und konstruktive Vorschläge erarbeitet. Die haben auch einige Vorschläge zur Mobilität, und so weiter eingebracht, und da heißt es aus dem Erläuterungsbericht zum Stellplatzregulativ etwa: Jetzt soll durch das Stellplatzregulativ eine Reduktion der täglichen Fahrten erreicht werden, alternative Mobilitätsangebote wie Carsharing und Bikesharing. Das finden wir gut. Aus dem Erläuterungsbericht zur öffentlichen Auflage: Begrenzte zulässige Stellplatzzahl, diese soll den Verkehr im Viertel reduzieren und den nachhaltigen Verkehrsarten, den stadtverträglichen Verkehrsarten, Fußgeher, Radverkehr und den öffentlichen Nahverkehr fördern. Es wird auch auf die unmittelbar in der Nähe befindlichen U2 und U5 verwiesen. So weit sind wir noch d'accord. Jetzt gibt es in diesem Stellungnahmeverfahren nicht nur die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger und für Initiativen, eine Stellungnahme abzugeben, die machen das dann auch in diesem Wege, sondern auch für den Bezirk. Was waren denn da die Wünsche? - Die BürgerInnen haben sich neben vielen anderen Dingen bessere Maßnahmen zum Lärmschutz gewünscht, eine stärkere Höhenstaffelung Richtung Norden, mehr Begrünung etwa im öffentlichen Raum und auf Dächern. Und was war der Wunsch der Bezirks-SPÖ? - Mehr Parkplätze und damit entgegen dem Erläuterungsbericht, entgegen der Meinung der FachexpertInnen der Stadtplanung mehr Autoverkehr, teurere Wohnungen, denn diese Stellplätze müssen ja auch errichtet werden, oder mehr Versiegelungen. (GR Mag. Josef Taucher: Das ist das falsche Gremium!) Das war die Stellungnahme des Bezirks. Zuerst waren 50 Prozent vorgesehen, also pro 100 m² muss ein halber Stellplatz errichtet werden. Und der Bezirk wollte mit 2 Drittel, glaube ich, wenn ich mich richtig erinnere, 80 Prozent, also pro 100 m² 80 Prozent Stellplätze oder pro 1.000 halt 8 Stellplätze. Das entspricht weder den Zielen der Stadt Wien noch unseren Klimazielen auf Bundesebene. Jetzt wurden diese Stellungnahmen eingearbeitet, und dann kann man sich anschauen, was aufgenommen wurde. Ein paar kleine Änderungen von den Bürgerinnen und Bürgern wurden aufgenommen, allerdings nicht in einem Ausmaß, wo man sagen kann, okay, so sind die jetzt zufrieden. Das passiert immer wieder, das mag sein. Was ist stattdessen aber schon passiert? - Das Stellplatzregulativ wurde von 50 Prozent auf 65 Prozent angehoben. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Genau, und nicht auf 80 Prozent!) Man zwingt jetzt also den Bauträger gegen seine eigenen Aussagen, die wollen überhaupt keine Parkplätze bauen. Die machen ein Mobilitätsmanagement, die machen Carsharing, die machen Bikesharing, und so weiter, die wollen gar nicht so viel Autoverkehr haben, aber man zwingt den Bauträger, jetzt 65 Prozent Stellplätze zu bauen, von denen wir wissen, dass sie leerstehen werden, von denen wir wollen, dass sie leerstehen. Das sind nämlich die Klimaziele der Stadt Wien, Klimafahrplan, Smart City Rahmenstrategie. Der Motorisierungsgrad soll sinken, und Sie zwingen jetzt den Bauträger, leere Parkplätze zu bauen, die im Endeffekt auch die Wohnungskosten oder die Bürokosten, auf jeden Fall die Miete, erhöhen werden. Warum werden die leerstehen? - Weil sich das Mobilitätsverhalten ändern wird, weil wir hoffentlich die Alternativen ausbauen und weil auch Bauträger wie diese auf Alternativen setzen. Das Ziel, ihr Ziel, unser Ziel, nur noch 250 PKW im Privatbereich Wien-weit bis 2030, bedeutet für solche Gebiete, die besonders progressiv sind, natürlich viel weniger als diese 65 Prozent. Was Sie also jetzt im politischen Bereich geschafft haben, ist, mehr Autoverkehr festzuschreiben, weil die SPÖ das wollte. Was Sie nicht geschafft haben, ist, auf die Anliegen der BürgerInnen in einem Ausmaß einzugehen, dass diese zufrieden sind. Das können wir natürlich nicht mittragen. Ein Kommentar sei mir noch erlaubt, weil es ja auch in weiterer Folge sicher zu einer Neugestaltung der Oberen Donaustraße, also der Straße entlang des Donaukanals, kommen wird. Dort ist im Flächenwidmungsplan eine zusätzliche Baumreihe vorgesehen. Das finden wir natürlich gut. Was wir wollen und Ihnen gleich mitgeben wollen: Diese Baumreihe soll natürlich in hoher Qualität möglichst mit Schwammstadt realisiert werden, damit eine echte Klimawirksamkeit zustande kommt. Wir haben später noch den städtebaulichen Vertrag, dort wird der Bauträger verpflichtet, auch einen Beitrag dazuzuzahlen. Auch das finden wir gut, das wird aber wahrscheinlich nicht reichen, eine dichte Baumreihe zu schaffen, wie wir uns das vorstellen. Dementsprechend erwarten und erhoffen wir uns auch von der öffentlichen Hand die Bereitschaft, da auch mitzuzahlen. Darüber hinaus braucht es natürlich endlich einen Schluss dieser Radweglücke. Genau entlang dieses Leopoldquartiers fehlt noch ein Radweg an der Bebauungsseite. Ich habe auch bis jetzt noch niemand gehört, der das verneint, aber es ist mir wichtig, das zu betonen. Ein klimafreundliches Viertel braucht auch einen guten Radweg. Nicht zuletzt: Die Obere Donaustraße ist nur in diesem Bereich dreispurig. Da gibt es im Prinzip eine halbkilometerlange Abbiegespur ins Wohngebiet hinein. Diese Chance sollte man nicht verstreichen lassen, wenn das gemacht wird, gleich die Straße zurückzubauen, eine Spur weniger, Bäume, Radverkehr, breiterer Gehsteig. Dann würden wir uns auch freuen, beim nächsten Mal einem Akt zuzustimmen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. Ich erteile es ihm. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich hätte mich ja auch gewundert, würden wir nicht hier dieselbe Krankheit spielen, die wir bei jedem Akt haben. Ab dem Moment, wo die GRÜNEN nicht in der Situation gewesen sind, dass sie in der Bezirksvertretung die Vorsteherin haben, ist natürlich alles schlecht. (StR Peter Kraus, BSc: Es geht um die Stellplätze, Herr Kollege!) Jetzt bringen wir das Ganze auf die Realität zurück. Es hat eine Diskussion gegeben. Was Sie jetzt nicht gesagt haben: Die aktuelle Bauordnung sieht heute pro 100 m² einen Stellplatz vor. (StR Peter Kraus, BSc: Es gab 50 Prozent vorher!) Das heißt, es hat nicht einen fixen Plan gegeben, den die Bezirksvertretung, im Übrigen demokratisch legitimiert - ich weiß, da haben Sie ein Problem damit, mit demokratisch legitimierten Meinungsbildungen, das ist in Ordnung -, der festgeschrieben gewesen ist. Es hat eine Diskussion gegeben. Die Diskussion war ganz klar, man wollte von der Bauordnung wegkommen, die 1 Stellplatz pro 100 m² vorsieht. Punkt 1. Jetzt gibt es dieses Regulativ, und ich habe aus Ihrer Stellungnahme gehört, dass Sie der Meinung sind, dass an sich in solchen Verfahren die Bezirksvertretung nichts mitreden darf. Diejenigen, die dafür legitimiert sind, dürfen da offensichtlich nicht mitreden und sich in die Diskussion nicht einbringen. Wir haben jetzt ein Stellplatzregulativ. Das heißt, es wird die Bauordnung nicht ausgeschöpft, es wird ökologisch gehandelt, es werden weniger Stellplätze produziert, als es die Bauordnung vorsieht. Da hat auch eine Bezirksvertretung eine Aufgabe, meine Damen und Herren. Sie muss sich anschauen, wie die Quartiere rund um das neu zu schaffende Quartier aussehen, und es kann auch nicht so sein, dass man dann eine Situation schafft, dass dann auf Grund der bestehenden Quartiere Lösungen im Stellplatzregulativ gefunden werden, dass einfach die Überparkung in die Nachbarquartiere hinübergeschoben wird. Hier ist ein sehr sinnvoller Kompromiss gefunden worden, es ist ein Stellplatzregulativ gefunden worden. Ihnen ist es zu wenig, das ist in Ordnung, aber dann bleiben wir bei den Fakten. (StR Peter Kraus, BSc: Jetzt ist es zu viel, nicht zu wenig!) Es hat nicht gemeinerweise die Bezirksvertretung etwas geändert, sondern die Bezirksvertretung hat das Recht, weil sie demokratisch legitimiert ist und weil sie auch den Ausgleich zwischen den bestehenden Quartieren und dem neuen Quartier finden muss. Und das hat die Bezirksvertretung dort getan. Nichts anderes ist passiert. Das ist ein Prozess, der bei jeder Flächenwidmung stattfindet, der Ihnen gefällt, wenn es in Ihre Richtung geht, der Ihnen nicht gefällt, wo Sie ihn grundsätzlich ablehnen, wenn es nicht in Ihre Richtung geht. Das ist eine merkwürdig schräge Sicht von Demokratie. Das kann ich Ihnen nicht ersparen. Demokratie bedeutet auch, Entscheidungsfindungen, die mit der Mehrheit ausgestattet sind, wo die Menschen, die dazu ihr Mandat bekommen haben, entschieden haben, anzuerkennen. Das heißt nicht, dass etwas, was Ihnen nicht passt, dann undemokratisch und zu verurteilen ist. Hier hat eine ausgleichende Meinungsfindung in der Bezirksvertretung stattgefunden. Das ist das eine. Das Zweite, das ich Ihnen auch nicht ersparen kann, ist die Tatsache, dass hier ein Prozess war, der vorbildlich ist und war, ein Prozess, wo man sich auch bis zum Schluss sehr viele Gedanken gemacht hat, beispielsweise zur Frage Airbnb, wie man das verhindern kann, wie man den Druck, alternative Wohnformen auf Kosten des Steuerzahlers zu bevorzugen, einigermaßen in den Griff bekommt. Wir haben gemeinsam mit der Bezirksvertretung sehr, sehr innovative Lösungen gefunden. Ich darf Ihnen und auch dem Hohen Haus eines sagen: Das ist ein Beispiel dafür, wie wir uns eigentlich ein kommunikatives Verfahren vorstellen, wenn man mit denen redet, die dort wohnen werden, wie sie sich das vorstellen, aber gleichermaßen auch mit denen kommuniziert, die bereits im Bezirk wohnen und auch Interessen haben, die durch das neue Quartier natürlich auch verschoben, verändert, woanders hin fokussiert werden können. Das ist passiert, und nicht alles, was einem am ersten Blick nicht gefällt, ist undemokratisch, ganz besonders dann, wenn es mit hoher demokratischer, plebiszitärer Mehrheit ausgestatten ist. Das ist geschehen, und ich kann Ihnen nur eines sagen: Es ist auch eine Frage von demokratischer Reife, wenn man Dinge zur Kenntnis nimmt, die im eigenen Parteiprogramm vielleicht nicht so verankert sind, wenn aber die Mehrheit entschieden hat. Das gehört auch dazu, gehört übrigens auch zu der Transparenz, die Sie immer einfordern, gehört zu einem demokratischen Zugang, und genau das ist geschehen. Ich bin stolz darauf, dass wir bis zum Schluss im Ausschuss durch einen Abänderungsantrag den Wünschen des Bezirks und der Anrainerinnen und Anrainer und der späteren Nutzer gerecht geworden sind. Die Stadt hat sich da massiv bewegt, hat vorbildlich gezeigt, wie sie die Ideen einbeziehen kann. Ich kann Ihnen bei diesem wie auch bei anderen Verfahren mit sehr gutem Gewissen raten und empfehlen, diesem Geschäftsstück zuzustimmen. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich nun GR Stark gemeldet. Drei Minuten. GR Kilian Stark (GRÜNE): Ich melde mich zu einer tatsächlichen Berichtigung. Mein Vorredner GR Valentin hat behauptet, ich hätte hier in den Raum gestellt, dass bei dieser Flächenwidmung alles schlecht ist. Zitat: alles schlecht. Ich darf tatsächlich berichtigen: Das Gegenteil ist der Fall. Im Gegenteil, ich habe einige Punkte hervorgehoben, die meine Vorrednerin bereits gesagt hat, unter anderem auch den Beteiligungsprozess. Weiters hat mein Vorredner hier behauptet, dass in dem vorliegenden Flächenwidmungsplan ein geringeres Stellplatzregulativ als in der Bauordnung vorgesehen ist. Das wäre gesetzeswidrig. Selbstverständlich ist dieses Stellplatzregulativ von der Wiener Bauordnung rechtlich abgedeckt. Es ist nur mehr, als in der öffentlichen Auflage vorgesehen war. Dort waren es 50 Prozent, der Bezirk wollte 80 Prozent, jetzt sind es 65 Prozent. Wie in einem Basar wurde sich hier geeinigt. (GR Erich Valentin: Das ist Demokratie!) Weiters hat der Vorredner behauptet, dass ich in den Raum gestellt hätte, was uns inhaltlich nicht passte, sei undemokratisch. Mit keinem Wort und in keiner Sekunde habe ich das behauptet (GR Erich Valentin: Das haben Sie gerade gemacht!), sondern wir haben hier eine inhaltlich andere Meinung. Wir wollen weniger Autoverkehr, Sie wollen mehr Autoverkehr, und darum geht es, nicht um undemokratisch. Das ist Ihr demokratisches Recht, sich für mehr Autoverkehr einzusetzen. Ein Letztes: Ebenso hat er behauptet, ich hätte gesagt, es ist gemein. Auch das habe ich nicht getan, das hat ausschließlich mein Vorredner GR Valentin gemacht. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Postnummer 9 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen. - SPÖ, NEOS, ÖVP, FPÖ gegen die Stimmen der GRÜNEN, GR Kieslich ist gerade nicht anwesend. Es gelangt Postnummer 10 der Tagesordnung zur Verhandlung. Plandokument Nr. 8341 im 22. Bezirk, KatG Aspern. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ, NEOS, ÖVP, GRÜNE gegen die Stimmen der FPÖ und Abwesenheit von GR Kieslich. Postnummer 11 der Tagesordnung betrifft den Abschluss eines Vertrages mit der Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Sequenz. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrter Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen via Livestream! Überbackene Brote verschwinden heuer vom Wiener Christkindlmarkt. Ich wiederhole: Überbackene Brote verschwinden heuer vom Christkindlmarkt am Wiener Rathaus. Sie haben richtig gehört. Warum? - Sie widersprechen den Öko-Kriterien. Da könnte man jetzt annehmen: Bist du wahnsinnig, die SPÖ konzentriert sich jetzt wirklich bis ins letzte Detail auf eine entsprechende Umweltpolitik. Was haben wir aber hier liegen? - Wir haben hier ein Geschäftsstück liegen, über das wir jetzt abstimmen werden, wo weitere 1,2 Millionen Steuergelder in ein Projekt aus der fossilen Vorzeit hineingepumpt werden können. Zusätzlich - ich wiederhole, zusätzlich - zu den fast 500 Millionen, die wir Anfang 2020/21 hier ohne unsere Stimmen verabschiedet haben. Nach so kurzer Zeit braucht es schon wieder mehr Geld, um diese Straße errichten zu dürfen. Ich sage Ihnen, wir können hier Wetten annehmen, das Ding wird 1 Milliarde kosten. Wir reden von 3 km Straße, ich sage Ihnen, das Ding kostet 1 Milliarde. Was ist die offizielle Version der SPÖ, warum das durchgezogen werden muss? - Weil es schon so lange geplant ist, über 20 Jahre, sagte hier eine Abgeordnete der SPÖ. Seit über 20 Jahren, dann müssen wir das machen. Ich sage, Zwentendorf, Lobau, Stadtautobahn - die Lernkurve der SPÖ ist abnehmend, dramatisch abnehmend. Damals reagierte man noch darauf, dass man solche Projekte absagte, heute verbeißt man sich in ihnen. (GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Man hat aber Dürnrohr gebaut!) Wer von Ihnen hat noch so ein großes Handy und marschiert damit durchs Rathaus? Ich hätte so gerne ein Foto oder das wirkliche Ding mitgebracht, ich habe es nicht geschafft. Niemand, denn die Zeit ist nicht stehen geblieben, sie hat sich weiterentwickelt. Was haben wir noch in dieser Stadt? - Einen Klimarat, Klimaziele, einen Klimafahrplan, eine Smart City Strategie, und wir haben eine obszön große Baustelle, eine Wunde mitten in der Donaustadt. Wer sich das noch nicht angeschaut hat, soll sich das wirklich zu Gute führen. Dafür braucht es jetzt 1,2 Millionen, um dort einen Lärmschutz zu errichten. Ich sage Ihnen, so viel Geld und so einen Lärmschutz gibt es gar nicht, um die Bewohner von Hirschstetten vor dem Zudröhnen dieser Straße zu schützen. Nun zum Inhalt meines Antrages: Klimaministerin Leonore Gewessler präsentierte im September das Ergebnis einer Studie. Was sagt diese Studie? - Die Lobau-Autobahn ist für die Erreichung der Wiener Klimaziele schädlich. Ich wiederhole: Die Lobau-Autobahn ist für die Erreichung der Wiener Klimaziele schädlich und gleichzeitig für die verkehrstechnische Erschließung der Donaustadt nicht notwendig. Was war die Reaktion der SPÖ darauf, zumindest von der Frau Stadträtin? - Sie redet von Pseudoprüfung, das muss man sich einmal vorstellen, von Pseudoprüfung. Das hat ein Universitätsprofessor gemacht. Das ist wirklich eine erschütternde Wissenschaftsfeindlichkeit, die einfach einer SPÖ unwürdig ist, die wirklich einmal für die Bildung aller eingetreten ist. Klimaschutz ist keine Religion, wo ich sage, ich glaube an diesen Gott oder an den, Wissenschaft ist evidenzbasiert. Eine weitere Reaktion von StRin Sima war die, dass sie 230.000 PKWs beklagt, die derzeit über die Tangente donnern, wie sie sagt. Also wenn in Wien Autos irgendwie herumdonnern, dann wüsste ich, was zu tun ist. Viel entlarvender ist aber, sie tut so, als wäre diese Zahl in Stein gemeißelt. Dabei sagt der Wiener Klimafahrplan ganz etwas anderes. Die Zahl der die Stadtgrenze überquerenden Autos wird sich bis 2030 halbieren. Jetzt frage ich Sie: Wir bauen zusätzliche Straßen für einen Verkehr, den es 2030 nicht geben wird? Was wird das? Deswegen sage ich, jeder, der hier die Hand für weitere Millionen in dieses unselige Projekt hebt, stimmt einer unfassbaren Steuerverschwendung zu. Ich möchte Ihnen nur ganz kurz einige Kernaussagen dieser Studie erklären. Die Klimaziele der rot-pinken Stadtregierung sind inkompatibel mit weiteren Hochleistungsstraßen. Das sagt diese Studie, das sagen Wissenschaftler. Vier Gründe, warum: Allein der Bau führt schon zu einer immensen CO2-Emission, graue Energie. Es käme zu einer Absiedlung von Wirtschaftsbetrieben, das heißt, einer massiven Schwächung der Wiener Wirtschaft. Es entsteht induzierter Verkehr, wir wissen das. Das sagt Ihnen auch jeder Wissenschaftler, vor allem, wenn wir wissen, dass 94 Prozent des Verkehrs, der die Stadtgrenze überschreitet, nach Wien hinein will. Das sind einige Gründe, die dort angeführt werden, und es kommen auch einige Erklärungen dazu, die zu diesen Erkenntnissen geführt haben. Als 2011 die UVP für die Lobau-Autobahn eingeleitet wurde - ich wiederhole, 2011 -, gab es in Wien kein 365- EUR-Ticket, es gab kein Klima-Ticket, es gab keine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung, und die Annahme, dass der Motorisierungsgrad steigt, erwies sich als falsch, er sinkt. Und was gab es 2011 noch nicht? - Es gab keinen Klimafahrplan, es gab keine Klimaziele, die all das versprechen, was Sie kennen sollten, weil Sie hier dafür abgestimmt haben, nämlich dass sich der Individualverkehr massiv reduziert. Trotzdem pumpen wir weiter Geld in solche Projekte. Was es wirklich braucht, sind mehr Öffis, das sagt auch diese Studie, denn wenn es nach unserem Klimafahrplan geht, dann erhöht sich natürlich der Modal-Split in Richtung Umweltverbund, und zwar auf 85 Prozent, und diese Leute müssen ja irgendwie in diese Stadt kommen. Da handelt es sich vor allem um einen Verkehr, der die Stadtgrenze überquert, und das ist der Inhalt meines ersten Antrages. Ich werde hier zwei Anträge einbringen. Die Stadt Wien war jetzt, ich glaube, über ein Jahr vom Klimaministerium eingeladen, sich an einem Prozess zu beteiligen, um vernünftige Alternativen zu überlegen. Sie sind dieser Einladung leider nicht nachgekommen. Mit der strategischen Prüfung Verkehr wird jetzt ein Verfahren eingeleitet, das das Kapitel Lobau-Autobahn hoffentlich endgültig vom Tisch wischt. Wie gesagt, mein Antrag ist ein Aufruf an die SPÖ, sich jetzt an den Tisch zu setzen und gemeinsam Alternativen zu überlegen, die ihren eigenen Klimazielen entsprechen. In meinem zweiten Antrag geht es um die Einführung von 100 Schulstraßen in Wien bis zum Schulbeginn 2023. Wir alle kennen das gefährliche Chaos, das Elterntaxis vor Wiener Schulen verursachen. Eltern, die ihre Kinder aus einer Furcht, dass sie verunfallen könnten, mit dem Auto in die Schule bringen, nehmen ihnen auch ganz wichtige Lebenserfahrungen. Das sagt Ihnen jeder Erziehungswissenschaftler. Im Antrag der SPÖ steht, die Schulstraße Märzstraße scheiterte angeblich deswegen, weil die Anrainer nicht zufahren durften. Diese StVO, die jetzt am 1. Oktober in Kraft getreten ist, würde das ermöglichen. Geben Sie diesen zwei Anträgen eine Chance. Ich ersuche um Zustimmung. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf um die Anträge bitten. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Holzmann. Ich erteile es ihm. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Wiener Gemeinderates! Wo fange ich an, beim Akt oder bei meiner Vorrednerin? Ich tue mir da ein bisschen schwer. Da es auch schon kurz vor 16 Uhr ist, möchte ich vielleicht mit meiner Vorrednerin beginnen, damit man das noch ein bisschen präsenter hat, wenn man aus meiner Sicht das Thema doch wesentlich verfehlt, wenn man erwähnt, dass es ein Aus für überbackene Brote am Wiener Christkindlmarkt gibt. Gut, wie weit das mit einer Lärmschutzwand in der Donaustadt zu tun hat, entzieht sich irgendwie meiner Vorstellungskraft, aber ich nehme zur Kenntnis, dass die GRÜNEN heute offensichtlich gegen Lärmschutz für die Donaustädter stimmen werden. (GRin Mag. Heidemarie Sequenz: Bitte, wenn es die Straße nicht gibt, braucht es keinen Lärmschutz!) Ich nehme zur Kenntnis, dass die GRÜNEN immer wieder nur sagen, entweder Klimaschutz oder Stadtstraße, entweder Stadtstraße oder Ausbau öffentlichen Verkehrs. In Wirklichkeit stehen wir für eine gemeinsame Lösung, dass beides sein muss und kann und wichtig für das Klima ist. Wenn man den Verkehr, der um die Stadt herumfahren kann, auch herumfahren soll, und nicht durch die Stadt durch, damit wir hier in Wien die A23, die Ortskerne in der Donaustadt entlasten, ist es natürlich für uns eine gute Gesamtlösung. (Beifall bei der SPÖ.) Das ändert auch jetzt nichts, dass man vielleicht sachlich eine Gesamtlösung anstreben sollte und nicht sagt, das Ding wird eine Milliarde kosten. Unter "das Ding" kann man sich viel darunter vorstellen. Ich habe mitbekommen, dass jetzt die Donaustadt eine Wunde hat. Schauen wir einmal, wie das Ding dann fertig ist, wenn die Wunde verbunden ist. Ich will das wirklich nicht zeitlich ausreizen, damit wir das vor 16 Uhr noch relativ gemütlich schaffen und aufs Wesentliche kommen. Fakt ist, dass es sich bei diesem Akt um einen eher unspektakulären Akt handelt, der die MA 28 ermächtigen soll, einen Vertrag mit der Asfinag abzuschließen, eben um diesen Bau der Lärmschutzwand zu ermöglichen, der aus der UVP gekommen ist und notwendig ist und auch die Anrainer schützen soll. Das Ganze, Sie haben es gesagt, sind 1,17 Millionen beziehungsweise 1,4 im Gesamten in 4 Bauraten, aufgeteilt auf die Jahre 2023, 24, 25 und 26. Das sind immer so Begriffe wie "das Ding", die überbackenen Brote oder damals die Aktion "Lobau bleibt". Ich habe schon einmal bei einer fraktionellen Besprechung gesagt, die Lobau bleibt eh. Ich meine, das war ja nie das Thema! Es war das Thema, was sich unter der Lobau abspielen soll, und ich bekenne mich nach wie vor zu einem Schluss des Autobahnrings rund um Wien, noch einmal, im Sinne des Klimaschutzes für Wien, für die Wiener Bürgerinnen und Bürger. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich möchte noch Anträge einbringen, einen zum gleichen Thema wie meine Vorrednerin, betreffend Beibehaltung des erfolgreichen Wiener Weges im Bereich der Schulstraßen und der Verkehrssicherheit. Das heißt, man muss dabei natürlich auch immer die Verkehrssicherheit in den Vordergrund rücken. Wenn es auch die 33. Novelle der Straßenverkehrsordnung zulässt, hier zuzufahren, muss man sich das auch immer im Detail genau anschauen. Das ist der eine Antrag. Der zweite Antrag, wo auch Wien wieder einmal federführend ist oder auch handelt, betrifft das Abbiegen bei Rot für Radfahrer. Hier gibt es bereits zehn Standorte in Wien und das soll hier auch weiter ausgebaut werden, aber immer unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit. Unser Antrag beim Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrende ist daher die Umsetzung nach dem Motto, Möglichkeiten bieten und Sicherheit gewährleisten. Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Stark. Ich erteile es ihm. (GR Kurt Wagner: Vielleicht geht es noch ein bisschen langsamer!) Herr Kollege Stark, es sind noch sechs Minuten bis 16 Uhr, und die stelle ich auch ein. Bitte schön. GR Kilian Stark (GRÜNE): Entschuldigung, ich habe es nicht gehört. Sehr geehrte Damen und Herren, ich beginne mit einer kurzen Replik auf meinen Vorredner, insbesondere was den sogenannten eingeschlagenen Wiener Weg bei den Schulstraßen angeht. Ich gebe ihnen insofern recht, dass Wien und insbesondere die grüne Stadträtin und die grüne Bezirksvorsteherin im 2. Bezirk Vorreiterinnen waren. Allerdings haben wir mit der neuen Straßenverkehrsordnung jetzt die Möglichkeit, die Schulstraße von der Nische zur Regel zu machen. Der kleine Pferdefuß der Geschichte ist, die Klimaschutzministerin kann das ermöglichen, umsetzen müssen es die Gemeinden, umsetzen muss es Wien. Jetzt sind wir, glaube ich, bei zwischen 10 und 20 Schulstraßen. In diesem Tempo erreichen Sie auch hier wieder Ihre eigenen Ziele, nämlich möglichst alle Schulvorplätze verkehrszuberuhigen, nicht. Zum Glück wurde dieser Impuls aufgenommen, die Schulstraßen nach ganz Österreich zu bringen und es wesentlich leichter zu machen. Deshalb unser Antrag: Es wäre jetzt ein Leichtes, bis zum nächsten Schulstart 100 Schulen zu ermöglichen, wenn wir bis jetzt 10 bis 20 geschaffen haben. (Zwischenruf von GR Ernst Holzmann.) - Der Zwischenruf war, Qualität geht vor Quantität. Ich glaube, wenn Sie die Kinder fragen, die in den Schulen zur Schule gehen, die keinen verkehrsberuhigten Schulvorplatz haben, dann würden die das anders sehen. Jetzt zum nächsten Punkt, der klimafreundlichen Mobilität. Diese Straßenverkehrsordnungsnovelle, die jetzt mit 1. Oktober in Kraft getreten ist, ist die erste klimafreundliche Straßenverkehrsnovelle, die Österreich je gehabt hat. Es ist das erste Mal, dass man sagt, okay, was können wir tun, um den Verkehr klimafreundlicher zu machen? Da liegt der Fokus vor allem auf der aktiven Mobilität, zu Fuß gehen, Rad fahren. Speziell in Wien gibt es ja hier noch das größte Potenzial. Das sehen nicht nur wir so, das sehen ja auch der Klimafahrplan und die Smart City Rahmenstrategie vor. Da gibt es mehrere Möglichkeiten, eine davon habe ich mitgebracht, das ist der sogenannte Grünpfeil. (Der Redner hält eine Tafel in die Höhe.) Was soll dieser Grünpfeil ermöglichen? - Er ermöglicht, dass man, wenn es rot ist, bei rechts trotzdem mit dem Rad abbiegt. Warum ist das gut und richtig und wichtig? - Weil wir ja den Radverkehr fördern wollen und weil ja ein Rad viel kleiner, langsamer und übersichtlicher als ein Auto ist, und deshalb kann man das gut und sicher an vielen Orten machen. (StR Dominik Nepp, MA: Aber das ist voll unlogisch, das Bild!) Jetzt haben wir gehört, Wien ist Vorreiter und hat zehn Tafeln aufgestellt. Ich möchte das jetzt ein bisschen in Kontext setzen. In Wien gibt es ungefähr 1.300 Ampeln, plus, minus, das steht auf der Web-Seite der Stadt Wien. Jetzt angenommen, jede dieser Ampeln hat nicht vier, sondern sagen wir großzügig, nur 3 Rechtsabbieger, dann sind das knapp 4.000 Rechtsabbiegerrelationen. Das heißt, wenn sie 400 Mal nach rechts abbiegen, ist 1 Mal ein Grünpfeil. Das ist also kein großer Schritt, sondern das ist eine Show-Politik. Was wir jetzt wollen: Wir wollen, dass Wien tatsächlich diesen Impuls der Bundesregierung aufgreift, klimafreundliche Mobilität attraktiver macht, gerade in Zeiten steigender Spritpreise, gerade in Zeiten, wo wir das CO2 runterbringen wollen, den Grünpfeil an so vielen Ampeln wie möglich anzubringen. Das war die Aussage der Stadträtin, aber in dem gleichen Medium hat man auch lesen können, wir haben zwei bis drei Dutzend Ampeln in nähere Auswahl genommen, am Ende wird wahrscheinlich eine Hand voll übrig bleiben. Gut, jetzt ist zehn schon zwei Hand voll, ein Fortschritt, aber damit wollen wir uns nicht begnügen. Wir wollen tatsächlich - natürlich wird das nicht mit einem Fingerschnippen passieren, sondern Schritt für Schritt -, dass Rechtsabbiegen auf ganz Wien ausgerollt wird, natürlich beginnend dort, wo es am dringendsten gebraucht wird, beim Hauptradverkehrsnetz. Wir wollen nicht, dass der Grünpfeil eine Attraktion bleibt, weil man ihn nur sehr selten in Wien sieht, sondern tatsächlich überall, wo es möglich ist, eingesetzt wird. Ein zweites Thema, das ich auch kurz anbringen muss, wenn man über die Straßenverkehrsordnungsnovelle spricht: Man darf wirklich nicht vergessen, Wien ist dafür verantwortlich, dass wir zwei wichtige Sicherheitsmaßnahmen nicht gesetzt haben. Das eine ist, generell Einbahnen zu öffnen, die über 4 m breit sind. Wien hat sich quergestellt, obwohl Sie sich selber beide in Ihr Wahlprogramm reingeschrieben haben, Sie wollen bis 2025 alle Einbahnen, 90 Prozent, in Wien öffnen. Das haben Sie beide, SPÖ und NEOS, in Ihrem Wahlprogramm stehen. Und wenn der Bund das jetzt leichter machen will, dann sagen Sie: Nein, Moment, wenn wir alle Einbahnen öffnen wollen, dann müssen wir ja etwas tun, aber wir können nicht so viel tun. Diesbezüglich sind Sie also leider Gottes wirklich unglaubwürdig. Obwohl Wien die Klimahauptstadt sein möchte, wird hier klimafreundliche Mobilität ausgebremst. Das ist wirklich ein Armutszeugnis! Wir werden in der Bundesregierung natürlich weiter dran bleiben, und Sie werden dann auch gefordert sein, diese Impulse umzusetzen, um Radfahren und Zufußgehen auch in Wien attraktiver zu machen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. - Ich werde noch die Abstimmung durchführen, und dann kommen wir zur Dringlichen. Wer der Postnummer 11 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt mit SPÖ, NEOS, ÖVP, FPÖ gegen die Stimmen der GRÜNEN. GR Kieslich ist nicht anwesend. - Jetzt schon, ein bisschen spät. Na ja. Es liegen Anträge vor. Antrag von den GRÜNEN: Lobau und Stadtautobahn nicht mit den Klimazielen vereinbar. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ, NEOS und SPÖ. Antrag ebenfalls von den GRÜNEN: Errichtung von 100 Schulstraßen. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ, NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag SPÖ und NEOS: Beibehaltung des erfolgreichen Weges Schulstraßen und Verkehrssicherheit. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei NEOS und SPÖ gegen ÖVP, FPÖ und die GRÜNEN. Ich muss leider eine Abstimmung wiederholen, weil ich übersehen habe, dass der Antrag der GRÜNEN wegen der 100 Schulstraßen auf Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Innovation und Stadtplanung war. Ich entschuldige mich recht demutsvoll dafür und wiederhole daher die Abstimmung des Antrags auf Zuweisung betreffend Errichtung von 100 Schulstraßen. Wer für die Zuweisung ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung unterstützen die GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ, NEOS und SPÖ, daher mehrheitlich abgelehnt. Ich komme zum Antrag von SPÖ und NEOS auf sofortige Abstimmung betreffend Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrer. Ich bitte diejenigen um ein Zeichen, die zustimmen. - Zustimmung bei SPÖ und NEOS gegen GRÜNE, ÖVP und FPÖ. Ist angenommen. Antrag der GRÜNEN betreffend klimafreundlichen Radverkehr fördern, Rechtsabbiegen erleichtern. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ, SPÖ und NEOS. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Somit kommen wir nun zur Dringlichen Anfrage. Es ist dies das Verlangen, dass die von den GemeinderätInnen Arsenovic, Kickert, Prack, Otero Garcia, Huemer, Kunrath eingebrachte und an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtete Dringliche Anfrage betreffend "Post Corona, Energiekrise, Teuerung - Gerade jetzt dringende finanzielle Unterstützung für alle Wiener Einkaufsstraßen durch die Stadt Wien" vom Fragesteller mündlich begründet wird und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet. Gemäß § 37 Abs. 5 der Geschäftsordnung hat auf Verlangen vor der mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen Anfrage zu erfolgen. Ich bitte daher den Herrn Schriftführer Kunrath um Verlesung dieser Dringlichen Anfrage. Schriftführer GR Nikolaus Kunrath: "Dringliche Anfrage der GemeinderätInnen Johann Arsenovic, Dr. Jennifer Kickert, Georg Prack, BA, Dipl.-Ing. Otero Garcia, Mag. Barbara Huemer und Nikolaus Kunrath an Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppen Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke KommR Peter Hanke für den Gemeinderat am 18.10.2022. Post Corona, Energiekrise, Teuerung - Gerade jetzt dringende finanzielle Unterstützung für alle Wiener Einkaufsstraßen durch die Stadt Wien. Die Stadt Wien stattet die Wirtschaftsagentur Wien ab 2023 mit zusätzlichen finanziellen Mitteln zur Förderung der Nahversorgung aus, gleichzeitig wurden aber die Förderrichtlinien dahin gehend geändert, dass nicht mehr alle, sondern nur noch einige wenige Einkaufsstraßen künftig unterstützt werden. Man wolle damit vor allem dort gezielt fördern, wo Unterstützung gebraucht wird. In der Realität heißt das, dass künftig von den bisher rund 70 geförderten Wiener Einkaufsstraßenvereinen der Großteil eine finanzielle Unterstützung der Stadt Wien verliert. Es sind aber insbesondere diese Wiener Einkaufsstraßenvereine, die einen wichtigen Beitrag für die städtische Nahversorgung und für lebendige Straßen und Grätzl leisten. Seit Jahrzehnten organisieren sich die Geschäftsleute in über 70 Einkaufsstraßenvereinen. Diese Vereine betreiben gemeinsam Öffentlichkeitsarbeit, veranstalten beliebte Straßenfeste, wie das Remasuri in der Wollzeile, das Straßenfest in der Währinger Straße oder die Flaniermeile in Neubau. Insgesamt leisten sie damit einen wichtigen Beitrag zur Nahversorgung, für einen lebenswerten attraktiven und auch sicheren öffentlichen Raum, aber vor allem auch für funktionierende lokale Netzwerke und ein gutes Miteinander im Stadtteil. Sie tragen damit zu einer krisenfesten, lokal fest verankerten Alltagsökonomie bei. Gerade in Pandemiezeiten hat sich gezeigt, wie wichtig lokale Netzwerke und eine Wirtschaft der kurzen Wege sein können. Evaluierungen und Reformen der Wiener Geschäftsstraßenförderung, um den zielgerichteten Einsatz der investierten Mittel zu optimieren, sind grundsätzlich begrüßenswert, ein ersatzloser Entfall der Geschäftsstraßenförderung für alle, auch die gut funktionierenden Einkaufsstraßenvereine, kann aber keinesfalls im Interesse der Stadt sein. Dies umso mehr, als viele Geschäftsinhaber derzeit unter besonders großem Druck stehen. Die Corona-Krise ist noch kaum überwunden, der Online-Handel wächst rasant, und Geschäftsinhaber müssen sich stark steigenden Kosten durch die Teuerung und Umsatzeinbußen durch die einbrechende Konjunktur stellen. Damit ist die Existenz vieler kleiner Händler bedroht. In Anbetracht dieser aktuell wirtschaftlich äußerst angespannten Situation ist es völlig unverständlich, warum die Stadt Wien die funktionierende Kooperation von GeschäftsinhaberInnen mit der Streichung der Mittel für die Einkaufsstraßenvereine aufs Spiel setzt, statt die krisengebeutelten Unternehmen aller Wiener Einkaufsstraßen bestmöglich zu unterstützen. Die unterzeichnenden GemeinderätInnen stellen daher gemäß § 16 WStV mit § 36 Geschäftsordnung Gemeinderat folgende Dringliche Anfrage: Erstens: Die bisher gültige Geschäftsstraßenförderung zielt unter anderem drauf ab, die Attraktivität der Geschäftsstraßen zu erhöhen. Wie verfolgt die Stadt Wien dieses Ziel in Bezug auf Geschäftsstraßen weiter, die nicht in eines der sechs neu definierten Geschäftsquartiere der kürzlich vorgestellten Nahversorgungsförderung fallen? Zweitens: Die bisher gültige Geschäftsstraßenförderung definiert positive Auswirkungen auf Vernetzung, Kooperation und Koordination zwischen den Gewerbebetreibenden als Ziel. Wie wird dieses Ziel in Bezug auf Geschäftsstraßen weiterverfolgt, die nicht in eines der sechs neu definierten Geschäftsquartiere fallen? Drittens: Die bisherige Geschäftsstraßenförderung konstatiert, dass die oben genannten und eine Reihe weiterer Ziele am besten erreicht werden, wenn die Aktivitäten in Geschäftsstraßengebieten nicht als singuläre oder punktuell individuelle Akzente gesetzt werden, sondern in Form eines zwischen den Vereinsmitgliedern abgestimmten Maßnahmenpaketes durchgeführt werden. Wie kann dieses Ansinnen in Bezug auf Geschäftsstraßen, die nicht in eines der sechs neu definierten Geschäftsquartiere fallen, weiterverfolgt werden? Viertens: Inwiefern waren Sie als zuständiger Stadtrat in die Reform der Nahversorgungsförderung eingebunden? Fünftens: Nach welchen Kriterien wurden die sechs Geschäftsquartiere ausgewählt, die jetzt ganz besonders gefördert werden? Sechstens: Warum wurden bei der Definition der Geschäftsquartiere die inneren Bezirke vernachlässigt? Siebentens: Welche StakeholderInnen auf Ebene der Stadt Wien wurden in die Neuausrichtung der Nahversorgungsförderung einbezogen? Achtens: Welcher Auftrag an die Wirtschaftsagentur war mit der aktuellen Erhöhung der Mittel für Nahversorgung verbunden? Neuntens: Was war die Entscheidungsgrundlage der Stadt Wien für den Auftrag an die Wirtschaftsagentur, die Nahversorgungsförderung auf neue Beine zu stellen? Zehntens: Nahversorgung der Bevölkerung ist überall wichtig, nicht nur in definierten Geschäftsquartieren. Was plant die Stadt Wien, um dem Wunsch der Bevölkerung nach einer gut funktionierenden Nahversorgung außerhalb der aktuell definierten Geschäftsquartiere nachzukommen? Mit der Neuausrichtung der Nahversorgungsförderung ist auch die neue Marke der WKW MeinKaufWien, Wirtschaftskammer Wien, verbunden, die auch Einkaufs-Center umfasst. Inwiefern ist angedacht, auch Einkaufs- Center aus den Mitteln der Nahversorgung zu fördern? Zwölftens: Was gedenkt die Stadt Wien zu tun, um funktionierende Einkaufsstraßen dabei zu unterstützen, auch künftig weiterhin einen wertvollen Beitrag zur Nahversorgung in der Stadt, insbesondere gegen zunehmenden Kaufkraftabfluss in Online-Handel leisten zu können? Gemäß § 37 der Geschäftsordnung des Gemeinderates wird beantragt, dass die Anfrage verlesen und mündlich begründet werden kann und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet." Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank für die Verlesung. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn GR Arsenovic das Wort. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuseherInnen vor den Schirmen! Sie können sich sicherlich alle noch daran erinnern, dass am Anfang der Pandemie die Schutzmasken auf einmal rar wurden, weil sie in Asien produziert wurden, und die Lieferungen ausblieben. Und die meisten von euch können sich sicherlich auch noch daran erinnern - ich habe es hier auch schon einmal erzählt -, dass das Frachtschiff "Ever Given" damals für sechs Tage den Suezkanal, eine wichtige Wasserstraße, blockiert hat. Damals stand auf Grund dieser Blockade die halbe Weltwirtschaft vor dem Kollaps, weil gerade viele Teile irgendwo in einem Frachtcontainer in einem Frachtschiff waren und das Frachtschiff halt irgendwo in einem Weltmeer im Stau gestanden ist. Und weil diese Teile fehlten, stand die Weltwirtschaft wirklich knapp vor einem Kollaps. Produktionen standen damals still, Lieferketten wurden unterbrochen. Die Conclusio von damals war: So können wir nicht mehr weitermachen. Und der gute Aspekt von damals war, dass es doch sehr breite Zustimmung - ich glaube, in diesem Haus eine einstimmige Zustimmung - gab, dass wir eine kleinteilige, nachhaltige und vor allem eine lokale Wirtschaft und auch eine lokale Produktion fördern müssen. Lokale Netzwerke und das Wirtschaften der kurzen Wege machen eine Stadt lebenswert, und was auch wichtig ist: Sie machen sie viel widerstandsfähiger. - Die positive Nachricht in diesem Zusammenhang: Die Stadt Wien hat diese notwendige Vielfalt, die Wiener Wirtschaft ist sehr kleinteilig. Sie wissen das: Die meisten Wiener Unternehmer sind Kleinstunternehmen, und dadurch wird die Stadt natürlich gegen Krisen, aber auch sonstige Herausforderungen viel widerstandsfähiger. Die Stadt ist eben viel resilienter gegen diese Herausforderungen. Wien hat noch etwas Besonderes, was es in dieser Form nur in ganz wenigen Städten gibt: In Wien gibt es eine Zusammenarbeit von vielen kleinen lokalen Unternehmungen im Grätzl. Diese UnternehmerInnen setzen sich am Abend zusammen, tauschen sich aus, erarbeiten im Grätzl gemeinsam Ideen und setzen diese Ideen um, und dafür gründen sie sogar eigene Vereine. Kurz: In Wien gibt es diese Wiener Einkaufsstraßenvereine, die Sie alle kennen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich glaube, seit den 50er oder 60er Jahren organisieren sich Geschäftsleute in allen 23 Bezirken in knapp 75 Einkaufsstraßenvereinen, und diese Vereine betreiben nicht nur gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit für das Grätzl, sondern sie veranstalten auch sehr beliebte Straßenfeste. Einige wurden schon in der Begründung erwähnt. Sie kennen sicherlich die "Remasuri" in der Wollzeile. Ich liebe dieses Wort "Remasuri", das ist ein aussterbendes Wiener Wort. Weiters gibt es das Straßenfest in der Währinger Straße und zum Beispiel auch den Flohmarkt in der Neubaugasse. Dadurch wird natürlich ein wichtiger Beitrag zur Nahversorgung geleistet. Darüber hinaus - und das ist ebenfalls ganz wichtig - spielen diese Veranstaltungen eine ganz wichtige Rolle für ein lebendiges Zusammenleben im Grätzl. Menschen, die zu einem Straßenfest kommen, lernen einander kennen, man tauscht sich aus, Kinder spielen miteinander, Freundschaften entstehen, kurz: Es entsteht quasi ein dörfliches Leben im Grätzl beziehungsweise im Stadtteil, und das ist eigentlich das, was wir alle uns für die Stadt wünschen. Darüber hinaus leisten Einkaufsstraßenvereine natürlich auch einen wichtigen Beitrag für einen lebenswerten und attraktiven öffentlichen Raum und, was auch ganz wichtig ist, für die Sicherheit des öffentlichen Raumes. Sie leisten einen Beitrag für viele lokale Netzwerke. Und ich betone immer wieder: Sie leisten einen Beitrag für ein gutes Miteinander im Stadtteil zwischen UnternehmerInnen und der Bevölkerung im Grätzl, was im Endeffekt wiederum ein gutes Leben für uns alle bedeutet. (Beifall bei den GRÜNEN.) Diese lokal fest verankerte Alltagsökonomie ist sehr krisenfest, und ich glaube, gerade in Pandemiezeiten hat sich gezeigt, wie wichtig solche lokalen Netzwerke sind und wie wichtig eine Wirtschaft der kurzen Wege ist. Vor wenigen Tagen haben wir jetzt erfahren, dass man nun sechs Grätzl besonders unterstützen möchte. Es handelt sich dabei um die Praterstraße, um die äußere Favoritenstraße, um die Simmeringer Hauptstraße, die Hernalser Hauptstraße, die Döblinger Hauptstraße und auch um das Zentrum Floridsdorf. - Es ist dies eine Initiative - das betone ich wirklich noch einmal -, die auch ich sehr begrüße. Ich finde es gut, dass wir bestimmte Grätzl besonders unterstützen. Ich möchte aber auch klar festhalten, weil dieses Thema sicherlich kommen wird, dass wir GRÜNEN auch immer gesagt haben, dass wir auch für eine Evaluierung, Verbesserung und Reform dieser Förderung sind. Das haben wir nie bestritten, und das gilt nach wie vor. Wir sind für diese Evaluierung, Evaluierung bedeutet aber sicherlich nicht, dass es zu einer kompletten Streichung der gesamten Geschäftsstraßenförderung für alle kommt. Alle 75 Vereine bekommen jetzt nämlich kein Geld mehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Gut funktionierenden Einkaufsstraßenvereinen die komplette Existenzbasis zu nehmen, kann ganz sicher nicht im Interesse der Stadt sein! Und nicht zu vergessen: Das würde auch den Tod - wobei ich das Wort nicht leichtfertig verwende, sondern das sage, weil es wirklich so ist - vieler Einkaufsstraßenvereine bedeuten, und ich denke, den Tod vieler Einkaufsstraßenvereine will hoffentlich niemand hier! (Beifall bei den GRÜNEN.) Das umso mehr, weil darüber hinaus natürlich noch einige ganz andere Herausforderungen dazukommen. Ich zähle jetzt nicht alle Krisen auf. Sie kennen das mittlerweile und haben es oft gehört. Neben den Krisen vergisst man aber auch stets, dass der Online-Handel zusätzlich noch wächst. Man vergisst die Transformation, die gerade im gesamten Handel stattfindet. Die UnternehmerInnen müssen also nicht nur die stark steigenden Kosten tragen, die jetzt vor allem im nächsten Jahr auf sie zukommen werden, sondern sie haben auf der anderen Seite natürlich auch die einbrechende Konjunktur und den Kaufkraftverlust der KonsumentInnen zu verkraften. Das bedeutet, dass es von beiden Seiten wirklich zu einer Verschärfung kommt, und ich denke, damit ist auch die Existenz vieler kleiner HändlerInnen und DienstleisterInnen in Wien bedroht. Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich bitte dich daher - und ich schaue dabei auch Herrn Kollegen Ornig an -, die komplette Streichung dieser Einkaufsstraßenförderung noch einmal zu überdenken. Reden wir über Evaluierung, reden wir über Verbesserung, reden wir darüber, was wir gescheiter machen können! Schaut euch das aber bitte noch einmal an: Eine komplette Streichung für alle wäre wirklich schrecklich und würde tatsächlich einen großen Schaden anrichten! (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir bringen dazu heute natürlich auch einen Antrag ein. Wir haben aber noch etwas. Wir haben Geschichten von lebendigen Grätzl-Initiativen gesammelt und in diesem Buch, das ich hier habe, zusammengefasst. Es ist dies ein Buch über das Wiener Grätzl, über Geschichten aus dem Grätzl, über Wirtschaft aus dem Grätzl, über anders Wirtschaften im Grätzl, über neue Ideen, neue Stimmen und über Menschen, die im Grätzl leben und wirtschaften. Dieses Buch möchte ich dir gerne überreichen, lieber Herr Stadtrat. (Geschieht.) Herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Herr Amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke zum Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich wünsche heute ein weiteres Mal einen schönen Nachmittag. Lieber Hans! Ich sehe das so wie du: Das Grätzl soll leben, und diese Initiative, die wir hier setzen, soll genau das bewirken: Das Grätzl beleben, und zwar in einer anderen, neuen Art und Weise. Ich werde klarerweise auf die zwölf Punkte eingehen, erlaube mir aber, vorab kurz einige wesentliche Themen zu dieser Förderung auch mit auf den Weg zu geben. - Mit dieser Förderung soll einen Schritt weg von der Gießkanne hin zu einer strukturierten neuen Förderschiene gemacht werden. Nach über 30 Jahren und in Anbetracht von 36 Millionen EUR, die investiert wurden und die auch gut investiert wurden, geht es nicht darum, ein Urteil zu finden, ob das gut oder schlecht war, sondern es geht einfach darum, dass eine Evaluierung Platz haben muss, dass man nachdenken muss und darf, wie man nach vielen Jahrzehnten durchaus einen neuen Weg geht. Und ich werde mir erlauben, auch ein paar Beispiele zu nennen, warum ich glaube, dass der Weg in der angeführten Form nicht der richtige ist. Ich darf ein Mal mehr sagen, dass wir für dieses Jahr 2023 rund 3,5 Millionen EUR, also so viel Geld wie noch nie, in genau diesen Bereich der Grätzl und genau in den Bereich dieser Unternehmen absenden werden. Es ist uns nämlich wichtig, dass die Geschäftsviertel in Wien leben, dass es dort eine Buntheit und eine Vielfalt gibt. Es ist uns wichtig, dass all die Themen, die uns derzeit bewegen, nämlich Maßnahmen rund um Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Mobilität zur Geschäftsbelebung, selbstverständlich im Mittelpunkt zu stehen haben. Daher steht allein für das Jahr 2023 ein Betrag von über 1,4 Millionen EUR mehr zur Verfügung als bisher. 1,4 Millionen sind in Prozenten ausgedrückt 67 Prozent mehr als bis dato. Darüber hinaus ist in Abstimmung mit der Wirtschaftskammer auch eine neue Kampagne mit dem Inhalt geplant: Weg von der Einkaufsstraße hin zu genau diesen Grätzln. Es geht in Richtung einer gesamtheitlichen Sichtweise, und mit "meinkaufstadt Wien" als neuem Slogan beziehungsweise neuer Headline versucht die Wirtschaftskammer, diesen gemeinsamen Weg zu gehen. Und es ist mir sehr wichtig, dass wir das gemeinsam mit der Wirtschaftskammer tun und keinen Alleingang starten. Wir gehen somit einen neuen Weg für die Wienerinnen und Wiener, die im Unternehmensbereich tätig sind. Ich darf jetzt ein Mal mehr sagen, und ich habe das ja schon heute in der Früh ausgeführt: Wir haben ein unglaublich umfangreiches Angebot an EPU-Förderungen und ein unglaublich großes Angebot für Gründerinnen und Gründer, die den ersten Schritt in die Selbstständigkeit gehen möchten, in einem meines Erachtens guten gemeinsamen Verständnis für die Wiener Wirtschaft gefunden. Deshalb glaube ich, es richtig zu sehen, dass wir jetzt zusätzlich noch einmal 500.000 EUR in die Hand nehmen, die in diese ersten 6 Gebiete fließen. Und das heißt nicht, dass wir alle anderen Gebiete in Wien außer Sichtweite lassen. Wir wollen das jetzt in den nächsten drei Jahren einmal genau positionieren und uns diese Gebiete anschauen, die nicht unbedingt im Innersten dieser Stadt liegen. Wir wachsen stark, und deshalb brauchen wir in diesen Wachstumsbereichen auch klare Impulse. Ich bitte, das auch mitzunehmen. Deshalb sprechen wir von der äußeren Favoritenstraße oder von der Simmeringer Hauptstraße, von der Hernalser Hauptstraße, von der Döblinger Hauptstraße, vom Zentrum Floridsdorf und vom Gebiet rund um den Praterstern. Wir sprechen in Wirklichkeit über sieben Gebiete, weil wir meinen, dass auch das Grätzl rund um Ottakring ein wesentlicher Bestandteil ist. Wir wissen, dass es schwierig ist, dort nur mit selektiven Maßnahmen auf den Punkt zu kommen. Vielmehr brauchen wir jemanden, der die Koordinierung zusätzlich zu all dem, was wir einzelnen Unternehmen anbieten, übernimmt. Für diese zusätzliche Koordination, die wir auch ausgeschrieben haben, suchen wir Agenturen, die das übernehmen, um die Koordination, aber auch die Abwicklung in diesen Vierteln bestmöglich zu generieren. Es geht darum, einen Mehrwert zu erlangen und über die ganz, ganz wesentliche Förderung für die Unternehmen hinaus für diese Quartiere einen Aufschwung zu bewirken. Nun noch eine interessante Information: Über diese 6 Quartiere, die wir jetzt neu benennen, haben wir die unglaubliche Zahl von 3.500 Unternehmen mit im Boot. Das ist eine gewaltige Ansage! Das ist viel mehr, als wenn wir uns selektiv nur eine Geschäftsstraße vornehmen. Dadurch, dass wir über größere Gesamtheiten sprechen, kommen jetzt 3.500 Unternehmen in den Genuss, mitgenommen zu werden. Wir wissen ja, dass sich die großen Marken an solchen Aktionen nie beteiligt haben. Es waren die Kleinen, die das eigentlich gemacht haben und die wirklich einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung in den letzten Jahrzehnten geleistet haben, was ich großartig finde. Die großen Ketten waren hingegen selten mit an Bord und haben uns bei dem in dem Vereinsthema kaum unterstützt. Für viele von diesen war es viel zu mühsam, sich hier einzuklinken. Im Hinblick darauf glaube ich, dass es wichtig ist, mit dieser Initiative der Wirtschaftsagentur mit der Wirtschaftskammer und auch mit der Stadtplanung, die klarerweise auch eine wesentliche Größe in diesem Bereich darstellt, einen guten gemeinsamen Nenner zu finden. Das bedeutet aber nicht, dass das schlecht war, was wir früher gemacht haben. Wir evaluieren, das haben wir angekündigt. Wir betrachten den jetzigen Schritt als vernünftig, und wir werden das in dieser Form, wie ich meine, auch sehr erfolgreich für den Wiener Wirtschaftsstandort in Umsetzung bringen. Ich möchte jetzt noch kurz drei Beispiele nennen, wie denn die Förderrealität im Jahr 2021 ausgesehen hat: Im 1. Bezirk haben wir von 121.000 möglichen Fördereuro, die beschlossen wurden und abzuholen waren, nur 51.000 wirklich an die Vereine weitergeben können, weil das Interesse nicht mehr da war. Das ist ein wesentliches Thema. Und im 8. Bezirk von den möglichen 13.350 EUR überhaupt nur 3.400 EUR. Dieses Verhältnis zeigt, dass da wirklich kein nachhaltiges Interesse von den Vereinen zu spüren ist. (Zwischenruf von GR Johann Arsenovic.) Ich bin schon bei dir: Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt immer gute Ausnahmen, dass etwas besser gemacht wird. Es zeigt sich nur, dass das Förderregime in dieser Form aus der Zeit gebrochen ist und dass wir neue Wege gehen sollten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Im 18. Bezirk haben von den bewilligten 45.000 EUR nur 4 Vereine mit einem Gesamtbetrag von rund 29.000 EUR Gebrauch gemacht. - Ich bitte also, hier zu sehen, dass sich die Realität verändert hat. Wir versuchen, gerade in Zeiten der Krise, ein Stück weit neue Wege zu gehen. Wir müssen unsere Systeme neu aufladen und zeigen, dass wir bereit sind, weiterzudenken und Neues zu machen. Ich darf jetzt zu den zwölf Antworten auf die zwölf Fragen kommen, die mir gestellt wurden. Ich denke aber, es ist schwierig, dass jeder von Ihnen, wenn ich die Antworten vorlese, auch weiß, wie die Frage gelautet hat. Daher werde ich versuchen, das in komprimierter Form zu machen, dass man noch einen Zusammenhang spürt, ohne dabei allzu lange zu sprechen. Frage 1: Wie schaut es mit der Erhöhung der Attraktivität der Geschäftsstraßen aus? Wie verfolgt die Stadt Wien dieses Ziel? - Dieses Ziel unterstützen wir natürlich bei den Nahversorgungs- und Gewerbebetrieben im Sinne unserer Förderungen, die wir der Geschäftsbelebung unterstellen. Diesbezüglich haben wir in diesem letzten Jahr sehr viel Erfahrung mitgenommen. Wir sind darauf bedacht, mit einer hohen Förderquote ein Partner der Wirtschaft zu sein und alles zu versuchen, um hier möglichst schnell weiterzukommen. Ein Mal mehr: Es handelt sich um 3,5 Millionen EUR in Summe, und das sind diese angesprochenen 67 Prozent Erhöhung, über die wir berichten können. Frage 2 betreffend die bisher gültige Geschäftsstraßenordnung: Wie wird diese weiterverfolgt? Wie schaut es um die sechs neu definierten Quartiere aus? - Kooperation und Vernetzung der Gewerbetreibenden bleibt selbstverständlich für uns wichtig. Dazu bedarf es aber nicht nur - das habe ich vorhin schon ausgeführt - monetärer Angebote der Stadt Wien, sondern eben auch nichtmonetärer Angebote der Wirtschaftskammer beziehungsweise der Wirtschaftsagentur. Es geht natürlich um eine Gebietsbetreuung, um einen stärkeren Fokus zu finden, um verwandte Themen zu ermitteln und Menschen mit guten Gewerbeideen in den Vierteln zusammenzubringen. Es geht darum, einen stärkeren Einfluss auf die Initiativen und auf das Grätzl beziehungsweise auf das Quartier zu haben. Und ich bin bei dir: Es gibt viele gute Beispiele, dass das in der Vergangenheit gelungen ist, und ich glaube, diese Tradition sollte man fortsetzen, aber in einem größeren Quartiersdenken. Frage 3 betreffend die bisherigen Geschäftsstraßenförderungen: Wie schaut es hier aus? Wie wollen wir das weiterverfolgen? - Antwort von meiner Seite: Bei allen Maßnahmen und Maßnahmenpaketen kommt es letztendlich auf den Impact an. Ich möchte, wie ich vorhin schon gesagt habe, jetzt nicht zu lange reden und Sie in der Diskussion nicht aufhalten. Es kommt aber jedenfalls darauf an, was wir inhaltlich hier hineinspiegeln können, und ich meine, dass wir mit diesem breiten gemeinsamen Ansinnen zwischen Wirtschaftsagentur und Kammer und mit den Erfahrungen, die wir in diesem Bereich jahrzehntelang gesammelt haben, weiterkommen werden. Es ist aber richtig: Die Vereinsstruktur wird in dieser Form doch als ein wenig überaltert angesehen, und daher der Versuch, hier neue Wege zu gehen. Frage 4: Inwiefern waren Sie als zuständiger Stadtrat in die Reform der Nahversorgungsförderung eingebunden? - Du weißt und Sie wissen, dass ich ein großer Verfechter der direkten Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsagentur bin. Natürlich war ich eingebunden. Ich habe auch den Auftrag gegeben, gemeinsam mit unserem Koalitionspartner darüber nachzudenken, wie wir neue Wege gehen können. Wir haben das evaluiert, und wir haben zwischen den Spitzenvertretern der Agentur, der Wirtschaftskammer und auch der Stadtplanung einen entsprechenden gemeinsamen Nenner gesucht und, wie ich meine, auch erfolgreich gefunden. Frage 5: Nach welchen Kriterien wurden die sechs Geschäftsquartiere ausgewählt, die jetzt ganz besonders gefördert werden? - Meine Antwort darauf: Die Weiterentwicklung orientiert sich an den Befunden und Empfehlungen des Fachkonzepts "Mittelpunkte des städtischen Lebens - Polyzentrales Wien". Dieses definiert im Sinne der Vielfalt, der Lebendigkeit und der Stadt der kurzen Wege jene Zentren, die für die Struktur der Stadt von großer Bedeutung sind und analysiert diese hinsichtlich notwendiger stadtplanerischer und wirtschaftspolitischer Interventionen. Auf Basis dieser Empfehlungen hat eine Expertengruppe, wie gesagt, aus der Wirtschaftsagentur, der Wirtschaftskammer und der Stadtplanung jetzt zunächst jene sechs Zentren ausgewählt. Diese werden aber nicht die letzten sein. So wird Ottakring als siebentes Zentrum eingerichtet und in weiterer Folge noch weitere. Der Fokus lag dabei - wie ich auch schon ausgeführt habe - auf den Außenbezirken und nicht auf den Innenbezirken, weil wir dort Problemlagen sehen, denen wir gegensteuern wollen. Frage 6: Warum wurden bei der Definition der Geschäftsquartiere die inneren Bezirke vernachlässigt? - Aufgabe der öffentlichen Hand ist es, dort zu unterstützen, wo wir strukturelle Schwächen sehen, und diese strukturellen Schwächen haben wir teilweise in den Außenbezirken. Und dagegen wollen wir arbeiten. Wir halten den Fördereuro dort für richtig eingesetzt. In diesem Bereich wollen wir den Schwerpunkt setzen und ein Stück weit von der Gießkanne weg in Richtung dieser strukturierten Förderthematik kommen. Frage 7: Welche StakeholderInnen auf Ebene der Stadt Wien wurden in die Neuausrichtung der Nahversorgungsförderung einbezogen? - Ein Mal mehr: Die drei Partner Stadtplanung, Wirtschaftsagentur, Wirtschaftskammer. Frage 8: Welcher Auftrag an die Wirtschaftsagentur war mit der aktuellen Erhöhung der Mittel für Nahversorgung verbunden? - Zielsetzung des vorgestellten Gesamtkonzeptes, für dessen Umsetzung die Wirtschaftsagentur Wien verantwortlich ist, ist eine noch bessere Unterstützung der Nahversorgung. Also: Nichts wegnehmen im Sinne von Reduzieren, sondern ausweiten, noch mehr Geld zur Verfügung stellen, noch mehr Zeichen setzen, dass man in schwierigen Zeiten Partner der Wirtschaft ist. Dass dies mit einer höheren Mittelzufuhr leichter gelingt, ist natürlich evident und richtig. Neuntens: Was war die Entscheidungsgrundlage der Stadt Wien für den Auftrag an die Wirtschaftsagentur, die Nahversorgungsförderung auf neue Beine zu stellen? - Ich glaube, ich habe die Beweggründe dafür in diesen letzten Minuten recht ausgiebig analysiert und dargestellt. Es ist selbstverständlich, dass wir diese Unterstützungsinstrumente nach so vielen Jahren auch einmal in Frage zu stellen haben beziehungsweise zu hinterfragen haben und überlegen müssen, wie denn auch wichtige übergeordnete städtische Ziele verfolgt werden können, nämlich Nachhaltigkeit, Digitalisierung und klimafreundliche Mobilität. Auch das sind große Themenbereiche, die wir mitzutransportieren haben, wenn wir darüber reden, wie diese Grätzl-Initiative der Zukunft auszusehen hat. Frage 10: Was plant die Stadt Wien, um dem Wunsch der Bevölkerung nach einer gut funktionierenden Nahversorgung außerhalb der aktuell definierten Geschäftsquartiere nachzukommen? - Meine Antwort lautet: Nahversorgung. Nahversorgung ist in der Tat überall wichtig, nicht nur in definierten Quartieren, nicht nur in definierten Straßen und nicht nur in den sechs Quartieren. Ich möchte nicht behaupten, dass das nur dort notwendig ist. Es muss jetzt allerdings eine Konzentration auf einen gewissen Bereich stattfinden, weil auch die Mittel, die zur Verfügung stehen, natürlich nicht in einer überhöhten Art und Weise vorhanden sind. Ein Mal mehr: Dieser Ansatz fokussiert nicht nur auf einzelne Straßen oder Straßenabschnitte, sondern auf Räume. Es wird also nicht nach Straßenschildern agiert, sondern das Ganze wird funktional betrachtet. Frage 11: Mit der Neuausrichtung der Nahversorgungsförderung ist auch die neue Marke der Wirtschaftskammer Wien "meinkaufstadt Wien" verbunden, die auch Einkaufs-Center umfasst. Inwiefern ist angedacht, auch Einkaufs- Center aus den Mitteln der Nahversorgung zu fördern? - Dazu gibt es eine ganz klare Ansage: Das kann wohl nicht sein. Nein! Das wollen wir nicht tun, denn Einkaufszentren haben eine eigene Logik, und wir sind natürlich offen genug, dem Rechnung zu tragen. Vielmehr sollen die Mittel natürlich jenen zukommen, die unsere Unterstützung in diesen schwierigen Zeiten brauchen. Die Förderung von Einkaufszentren kann ich also in der Form ausschließen. Frage 12 betreffend den Kaufkraftabfluss in den Online-Handel. - Ich glaube, es ist uns ganz, ganz wichtig, dass die Kaufkraft in Wien bleibt. In Anbetracht dessen ist diese Initiative, die wir hier gemeinsam setzen, meines Erachtens eine gute. Ich danke vorläufig einmal für Ihre Aufmerksamkeit und werde dieser Debatte sehr gerne Folge leisten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der Dringlichen Anfrage. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr GR Dipl.-Ing. Margulies zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich könnte jetzt die Rede auf zwei Ebenen zusammenfassen. Ich könnte mir entweder denken: Super! Die Dringliche hat das gebracht, was wir mit dieser erreichen wollten. Es gibt ein klares Bekenntnis der Stadtregierung, hinkünftig nicht nur 6 Regionen beziehungsweise Grätzl mit 3,5 Millionen EUR zu fördern, sondern selbstverständlich auch überall anders auf die Nahversorgung zu schauen, Mittel bereitzustellen und Wege zu ergründen, wie wir das künftig machen. - Wenn das so ist, könnten wir sagen: Ziel erreicht, wir sind damit fertig. Die gegenwärtige Situation erlaubt aber natürlich auch eine andere Interpretation, nämlich die Interpretation: Wir werden lediglich bald einmal 3,5 Millionen EUR beschließen, und das andere ist weg. - Das ist dann weniger gut, wie man zunächst ganz offen sagen muss, denn die Situation ist schwierig. Die Pandemie ist noch nicht gänzlich beendet. Wir alle hoffen, dass es bei Weitem nicht mehr so schlimm wird, wie es schon war, und dass das Ganze in absehbarer Zeit tatsächlich überwunden und endgültig vorbei sein wird. Aber natürlich ist die Situation schwierig, und so wie gerechtfertigterweise Unterstützungsmaßnahmen auf Bundesebene immer wieder eingefordert werden, ist es natürlich auch Aufgabe der Stadt, notwendige Investitionen nicht nur in einigen Regionen zu setzen. Selbst wenn man nämlich der Meinung ist, dass die Einkaufsstraßenförderung und Nahversorgungsförderung tatsächlich in vielerlei Hinsicht vielleicht nicht so gut funktioniert hat, wie sie funktionieren hätte können, muss man trotzdem gemeinsam evaluieren und nicht einfach einem Teil die gesamten bisherigen Unterstützungsmaßnahmen wegnehmen. Genau das passiert nämlich tatsächlich in der jetzigen Situation. Wobei ich aber klarlege: Wir halten es nicht für falsch, dass auf Regionen gesetzt wird und eine neue zusätzliche Förderung möglicherweise dazu führt, dass Grätzl wieder neu belebt werden. Darauf komme ich später zurück. Wir halten es aber für grundfalsch, wenn gleichzeitig damit allen Einkaufsstraßen die gesamten bisher zur Verfügung stehenden Mittel gestrichen werden, egal, ob es gut funktioniert oder schlecht funktioniert hat, ob die Vereine gemeinsam wirklich produktiv gearbeitet haben oder schlecht gearbeitet haben. Das ist in Zeiten wie diesen grundfalsch, und ich würde Sie wirklich ersuchen, Herr Stadtrat, sich hinkünftig noch einmal zu überlegen, ob wir da nicht gemeinsam irgendetwas unternehmen können. (Beifall bei den GRÜNEN.) Jetzt möchte ich auch diesen Vergleich mit dem Jahr 2021 zumindest ein bisschen relativieren, denn 2021 war wirklich das volle Corona-Jahr. Dass damals nicht alle Förderungen abgerufen wurden, liegt unter anderem auch daran, dass es gewisse Unplanbarkeiten für viele Einkaufsstraßenvereine gegeben hat. Sie wussten zum Teil nicht, ob sie überhaupt Veranstaltungen machen können oder ob sie Veranstaltungen oder gemeinsame Maßnahmen wieder widerrufen müssen, weil Geschäfte im Lockdown sind, et cetera. Es ist meines Erachtens tatsächlich ein Fehler, diese Situation 2021 herauszugreifen und damit zu argumentieren, dass Förderungen nicht abgerufen wurden. Nichtsdestoweniger geht es darum, gemeinsam zu schauen, wie wir hinkünftig ein intensives Grätzlleben und ein intensives Nahversorgungsleben ermöglichen. Dazu dient aber die Schaffung dieses Überbegriffs nicht. Das traue ich mich in diesem Rahmen hier schon sagen. Ich meine, es macht Sinn, sechs Regionen intensiv zu unterstützen. Es ist aber, glaube ich, unpassend, dafür den Überbegriff "meinkaufstadt Wien" zu nehmen, den meines Erachtens wirklich niemand gut finden kann, auch wenn er von Rudi Fußi und seiner Agentur stammt. Die Bezeichnung "meinkaufstadt Wien" ist einfach wirklich nicht gut! Wer soll im Hinblick darauf emotional irgendwie ein Gefühl entwickeln, dass man damit etwas machen kann? Das ist auch deshalb nicht hilfreich, weil dieser Ausdruck, ganz im Gegenteil zu dem, was auch der Herr Stadtrat zumindest teilweise gesagt hat, das Grätzl aufs Einkaufen reduziert. Und genau das ist es nicht. Ein Grätzl ist kein klar definierter Raum. Dieses wird er erst durch die Menschen, die in dieser Umgebung leben, arbeiten, nachdenken, gemeinsame Zeit verbringen. Und erst durch die Zeitgeschichte, die sich darin widerspiegelt, durch die Plätze, durch die Lebendigkeit, durch die kleineren und mittleren Unternehmen wird ein Gebiet zum Grätzl. Genau deshalb müssen wir dafür sorgen, dass es ein Straßenraum wird, der zum Verweilen einlädt, denn erst dann, wenn ein Straßenraum zum Verweilen einlädt, kann er überhaupt ein Grätzl werden, und dafür braucht es halt viel, viel, viel mehr als den Namen "meinkaufstadt Wien". Ich betrachte einmal das Beispiel Praterstern. Rund um den Praterstern wird momentan so viel gebaut wie in kaum einem anderen Teil Wiens. Und mittlerweile geht es im 2. Bezirk rund um die Praterstraße, den Karmelitermarkt und den Volkertmarkt - ich hoffe, ich verorte diesen jetzt richtig im 2. Bezirk - schon um so viel mehr. Dort geht es vor allem darum, den Verkehr zu reduzieren, die Bevölkerung mit einzubeziehen, um aus diesen Bereichen einen Platz zum Verweilen in einer richtig lebenswerten Stadt zu machen. Das ist genau in diesen Bereichen 100 Mal wichtiger, als zu schauen, wie man die Unternehmen und die Geschäfte unterstützt, die dort sind, denn diese profitieren ohnehin. Wenn ich mir anschaue, wie viele große Geschäfte in der Umgebung sind, dann weiß ich, dass es eh schon schwierig genug wird. Da gäbe es wahrscheinlich in Wien, selbst für einen Erstversuch, jede Menge andere Grätzl und Plätze, wo das sinnvoller wäre. Ich nenne jetzt als Beispiel die Simmeringer Hauptstraße, wobei ich nicht weiß, um welches Gebiet es geht, denn die Simmeringer Hauptstraße ist lang. Ist die gesamte Simmeringer Hauptstraße gemeint oder nur der äußere Teil oder das Zentrum? - Egal. Die Simmeringer Hauptstraße ist eines der Gebiete, die massiv darunter gelitten haben, dass man die Wettbüros beziehungsweise die Spiellokale - Wettbüros gibt es leider immer noch viel zu viele - verboten hat. Das haben wir gemeinsam geschafft, wobei natürlich der Ausdruck "gelitten" zu relativieren ist. Jedenfalls hat das aber dazu geführt, dass in der Simmeringer Hauptstraße kurzfristig einmal sehr viel einmal leergestanden ist. Jetzt beginnt sich die Simmeringer Hauptstraße langsam, aber sicher, wieder zu beleben. Wir haben beim Simmeringer Straßenfest, das jetzt unlängst war, und zum Teil auch im Bundespräsidenten-Wahlkampf gesehen, wie viele kleine Geschäfte es dort mittlerweile gibt. Und es gibt auch dort viel Neubau, und im Hinblick darauf geht es selbstverständlich darum, diesem sich verändernden Grätzl jetzt neue Impulse zu geben. Ich finde gut - das sage ich ganz offen -, dass dieser Bereich ausgesucht worden ist. Bei anderen Grätzln fehlt mir noch ein bisschen die Perspektive. Ich meine, dort geht es wirklich weniger um "meinkaufstadt Wien", sondern da geht es eher darum, sich damit auseinanderzusetzen, wie das Leben in der Stadt funktioniert. Die äußere Favoritenstraße ist ein super Beispiel. Ich habe lange im 10. Bezirk gewohnt, und ich nehme die Veränderungen wahr, die dort stattfinden, insbesondere im untersten Teil, wo Hauptbahnhof und Sonnwendviertel, et cetera an einen jetzt gewissermaßen als doch recht schwierig zu betrachtenden Bereich, beginnend vom Columbusplatz aufwärts bis zum Reumannplatz grenzen. Diese Veränderungen müssen bearbeitet werden. Diese Veränderungen, um aus diesem Teil wieder einen lebenswerten Teil für alle Wienerinnen und Wiener zu machen, bestehen aber weniger in Veränderungen für Geschäfte und Geschäftsstraßenförderung. Vielmehr bräuchten wir dort, wie ich glaube, wirklich einmal viel Sozialbetreuung, viel sozialarbeiterische Unterstützung und auch viel Unterstützung durch Vereine, die sich um das Zusammenleben der Menschen in diesem Teil Wiens gemeinsam kümmern und gemeinsam dafür arbeiten. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wenn all das tatsächlich geplant ist, warum geschieht das dann unter dem Begriff "meinkaufstadt Wien"?" - Noch einmal: Dieser Begriff emotionalisiert mich wirklich dermaßen, dass ich es kaum sagen kann! (Heiterkeit bei GR Markus Ornig, MBA.) Da muss sogar Kollege Ornig lachen! Ich glaube, das emotionalisiert ihn ganz genauso. Sie hören wahrscheinlich schon aus meiner gesamten bisherigen Rede, dass die gesamtgesellschaftliche Verortung eines Grätzls im Sinne von "small is beautiful" viel, viel, viel mehr bedeutet, als nur für Nahversorgung zu sorgen. Das ist der Punkt, den mein Kollege Arsenovic auch angesprochen hat, indem er in den Raum gestellt hat: Warum haben wir uns denn nicht gemeinsam hingesetzt und das evaluiert? - Ich gebe zu: Wir haben das in der Zeit, als wir noch mitregiert haben, gegen Ende der Periode, versucht. Dann hat uns allen miteinander Corona sozusagen mächtig in die Suppe gespuckt, um das ganz höflich zu formulieren. An dieser Stelle hätten wir aber weitermachen sollen. Dennoch bin ich zuversichtlich und hoffnungsvoll, dass wir, wenn wir es schon schaffen, für "meinkaufstadt Wien" 3,5 Millionen EUR zur Verfügung zu stellen, für die notwendige Begleitung in allen anderen Gebieten, wo wir uns in Wien auch Grätzl wünschen, ebenso viele finanzielle Mittel zur Verfügung stellen können. Auch dort sollen nämlich Nahversorgung und gemeinsames Leben sichergestellt werden, sodass für alle Wienerinnen und Wiener und auch für die jetzt in verschiedenen Einkaufsstraßen selbstorganisierten Unternehmerinnen und Unternehmer mit einer gewissen Zufriedenheit auch zukünftig die Wirtschaftsförderung der Stadt Wien in Anspruch genommen werden kann. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von Amtsf. StR KommR Peter Hanke.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich musste mich über diese heutige Dringliche Anfrage seitens der GRÜNEN wirklich ein bisschen wundern. Ich gebe in einem Punkt meinem Vorredner Margulies vollkommen recht: Auch ich finde diesen Begriff furchtbar sperrig. Heute sagt man so schön: Etwas holt mich ab oder nicht. - Ich glaube nicht, dass viele Menschen von dieser Bezeichnung "meinkaufstadt Wien" wirklich abgeholt werden. Da könnte man sich vielleicht doch noch etwas anderes überlegen! Ich glaube, man muss nicht immer originell sein. Manchmal geht es auch ganz normal und etwas klingt trotzdem gut und einladend. Sehr geehrte Damen und Herren von den GRÜNEN! Sie haben sie in den zehn Jahren Ihrer Regierungsbeteiligung natürlich gemeinsam mit dem großen Koalitionspartner wahrlich sehr viel Sorge dafür getragen, dass die Geschäftsstraßen beziehungsweise Einkaufsstraßen, wie sie heute im Speziellen im Titel angesprochen werden - oder wie immer man sie nennen möchte -, einen Abbau erfahren haben. Und das hat nicht mit Corona begonnen. Vielmehr war und ist das ein Problem im äußeren Bereich Wiens, und ich bin sehr froh, dass der Herr Stadtrat hier gesagt hat, dass darauf ein Augenmerk gelegt wird. Ich komme aus Hernals, ich kenne Ottakring, und ich kenne auch die Entwicklung vieler Einkaufsstraßen in der äußeren Region. Dort hat sich die Situation beileibe nicht verbessert, und zwar nicht erst seit der negativen Entwicklung durch Corona, die Sie heute angeführt haben. Und auch in diesem Zusammenhang haben Sie dazu beigetragen, dass es den Unternehmern schlechter gegangen ist. Denn was hat Sie denn davon abgehalten, neben den großen Supermarktketten ein viel besser kontrollierbares Einkaufen auch in den kleinen Geschäften dieser Stadt zu genehmigen? Dort hätte nämlich wirklich nur einer nach dem anderen einkaufen können, was ja dann, als die Öffnung erfolgt ist, auch in dieser Art und Weise gehandhabt wurde. Das hat man sich nichts überlegt. Da hat man genau die großen Ketten gefördert, wo dann die Leute wirklich von Wäsche über Staubsauger bis zum Taschenbuch und zur Wolle alles gekauft haben, während die anderen Geschäfte wochenlang geschlossen waren. Dafür haben Sie sehr wohl mit Ihrem damals ersten Gesundheitsminister Mitverantwortung zu tragen. Weiters ist es natürlich wichtig, dass auch das optische Rundherum stimmt. Man muss aber auch überlegen, wenn man die Unternehmen stützen will, dass es dann nicht nur darum geht, dass sich die Leute irgendwo auf einem Bankerl wohlfühlen, zusammensitzen, plaudern und dort ein intensives Grätzlleben ausleben. Die Unternehmer leben nämlich von Kunden. Und insofern gab es einen gewissen Widerspruch zwischen Ihren beiden Reden. Diese waren sehr unterschiedlich: Kollege Arsenovic hat sein Augenmerk doch irgendwie auf die Wirtschaft gerichtet, während Kollege Margulies eher nur die Grätzlszenen und das Wohlfühlen im Grätzl, und so weiter schwerpunktmäßig angesprochen hat. Okay. Allerdings wird ein Unternehmen ohne Kunden und ohne Umsatz untergehen. Das haben wir tausendfach in Wien erlebt. Schauen wir einmal zurück: 36 Millionen an Förderung sind vom Herrn Stadtrat angesprochen worden, der hier allerdings kein Urteil, ob gut oder schlecht, abgeben wollte. - Nun ja: Da muss man sich eben den Zustand anschauen. Vor 2020 war in vielen Bereichen nicht unbedingt eine positive Entwicklung zu sehen, sondern da hat ein Geschäft nach dem anderen zugesperrt. Ich erinnere etwa an die Hernalser Kalvarienberggasse, die einst eine blühende Geschäftsstraße war. Dort hat man zuerst einmal den Markt kaputt gemacht. Kollege Juraczka als Hernalser Abgeordneter nickt dazu. Man hat, wie gesagt, zuerst den Dorner-Markt kaputt gemacht, und dann ist nach und nach ein Geschäft nach dem anderen eingegangen. Auch hat man die Zufahrtsmöglichkeiten einigermaßen sperrig gestaltet. Weiters darf man auch einen Punkt nicht vergessen: Genau für diese Außenbezirke sind die Kunden aus dem näheren Umland wichtig. Die kaufkräftige Kundschaft in Ottakring, in Hernals, aber auch in Währing wohnt eben in den Randgebieten und kommt nicht unbedingt, wenn sie einkaufen will, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Zudem muss man auch die Möglichkeit für ältere Personen beziehungsweise gehbehinderte Personen, die einkaufen wollen, offen lassen. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Leute, gerade in diesen Außenbezirken, ihren Einkauf dort auch mit dem Auto erledigen können. Und es ist heute auch schon angesprochen worden: Sie haben die Kunden vielfach in eine andere Richtung getrieben. Bei den Einkaufs-Centern hat man halt einen Parkplatz zur Verfügung, und das Ganze ist natürlich komfortabel für Kunden. Man hat die Bringer weggenommen. Was meine ich damit? - Viele öffentliche und halböffentliche Einrichtungen, die man besuchen muss, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder wegen eines Behördenwegs wie etwa die Baupolizei, et cetera sind irgendwohin ausgelagert worden. Das heißt, solche Erledigungen, die die Menschen regelmäßig absolvieren müssen, haben nicht mehr in dieser Gegend stattgefunden, und das war letztlich auch zum Nachteil der ansässigen Unternehmer. Es hat also seit 2000 eine ganze Reihe von Faktoren gegeben, die zu Lasten der klassischen Wiener Einkaufsstraßen gingen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang auch sehr gut an die Thaliastraße in Ottakring. Der Kunde braucht einen Branchenmix, egal, ob er aus dem Grätzl oder von weiter draußen kommt, wo er wenige Einkaufsmöglichkeiten hat. Dann kann er gleich einiges erledigen, seine Einkäufe machen und sein Geld dort lassen, und so werden die Unternehmen am Leben erhalten. Der Branchenmix ist jedoch rapide zurückgegangen. Zum Beispiel in der Thaliastraße gibt es heute ein Konglomerat aus Billigläden, Telefonshops sowie Friseuren sonder Zahl. Gott sei Dank gibt es diese Spielhöhlen beziehungsweise Spielhöllen nicht mehr, das ist gut so. Es gibt aber jede Menge anderen Ramsch. Und es gibt unzählige Imbissbuden, was auch erstaunlich ist. Diese sind nämlich echte Klimakiller. Diese haben einen enormen Energiebedarf zum Kühlen, zum Kochen, zum Braten, und so weiter auf kleinstem Raum. Doch diesbezüglich geschieht überhaupt nichts, da habe ich noch nichts von Ihnen gehört, wie man das verbessern könnte. All das gibt es jetzt entlang dieser Einkaufsstraßen. Die - wie ich es jetzt einmal ausdrücke - guten mittelständischen Geschäfte sind jedoch abgesiedelt, nicht zuletzt, weil die Kunden dort nicht mehr hingefahren sind und weil die Kaufkraft in diesen Gebieten massiv gesunken ist. Man sieht es ja: Wo halten sich denn gute mittelständische Einkaufsstraßen? - Dort, wo die Kaufkraft der anrainenden Bevölkerung hoch ist. Klar: Es sind zum Beispiel der 2. Bezirk mit dem Karmeliterviertel angesprochen worden, die Josefstädter Straße im 8. Bezirk, das Servitenviertel. Ja. Dort ist es hübsch und schön, und dort halten sich auch die Geschäfte, weil sich die Menschen, die dort vor Ort wohnen, das in der Regel auch leisten können. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Also doch eher regional!) Einkaufsstraßen beziehungsweise Einkaufsgebiete der äußeren Bezirke, die aber auf entsprechende Impulse angewiesen sind, dass sie neben der Bevölkerung die dort wohnt, sehr wohl auch Kunden von außen bekommen, können mit diesem System nicht leben und nicht existieren. Das heißt, es ist eine Reihe Fehler gemacht worden, die wahrscheinlich mit Festen und Förderungen alleine nicht behoben werde können, sondern ich muss mich dazu entschließen, wo will ich die Kundschaft hinführen, wo kann die Kundschaft hingehen, und in welcher Art und Weise ist es möglich in diesen diversen - jetzt sind es plötzlich eher wieder so - Grätzln. Jetzt sollen es nicht mehr Einkaufsstraßen sein, dennoch kann ich die ja auch nicht verkommen lassen, das ist ganz klar. Da heißt, wir sind niemals gegen die Förderung von Einkaufsstraßen, das ist schon etwas Wichtiges, es muss halt nur sinnvoll sein. Ich glaube nicht, egal, wie dort gearbeitet wird, dass wir die Förderungen weiter ausschütten sollten. Das glaube ich nicht (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Evaluieren!), sondern man muss schon anschauen, was tatsächlich mit den Förderungen geschieht. Es gibt sicher nette Feste, die ein gewisses Niveau haben, aber es gibt auch Straßenfeste, die eine einzige Ansammlung an Ramsch und Fetzen sind, und die bringen die dortigen Unternehmer sicher nicht weiter. Das heißt also, man muss sich im Einzelnen sehr wohl anschauen, was man mit dem Fördergeld macht. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: So ist es. Evaluieren!) Das ist überhaupt keine Frage. Daher ist es vielleicht ein guter Ansatz, dass ich sage, ich schaue in bestimmter Art und Weise einmal bestimmte Schwerpunkte an, wie entwickelt sich dort etwas. Aber ich darf auf der anderen Seite natürlich, da bin ich bei Ihnen, nicht auf die Geschäftsstraßen vergessen. Ich glaube nur, man darf sich nicht der Illusion hingeben, dass konsumfreie Räume, Grätzl, Grätzlbetreuung alleine - Kollege Margulies hat das fast bis hin zur sozialen Grätzlbetreuung angesprochen (StR Peter Kraus, BSC: Allein nicht, sind aber ein positiver Teil!) - die Unternehmen als solche rettet. Das muss man sich schon im Einzelnen anschauen, was ist jetzt sozusagen die Betreuung des öffentlichen Raumes und wie schaut es auf der anderen Seite mit der Wirtschaft aus. Und ich glaube, hier muss man schon auf die ansässigen Unternehmer hören, denn wir müssen froh sein, dass sich viele Unternehmen trotz der wirklich für sie sehr unangenehmen Situation entschließen, vor Ort zu bleiben. Also ich bin über jedes Geschäft in meinem Umfeld froh, wenn es bleibt. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Wir auch!) Und ich habe viele Geschäfte in meinem Umfeld nicht mehr. Ich müsste - mache ich nicht - viele Dinge oder könnte viele Dinge maximal in einem Großsupermarkt einkaufen, was ich nicht möchte, denn ich gehe auch lieber ins kleine Geschäft, so wie ich lieber beim Bauern kaufe als in der Gemüseabteilung eines Supermarktes. Das ist einfach so und das machen Gott sei Dank viele Leute auch. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, was wirklich wichtig ist, was die Leute anzieht, dass man eben Magneten schafft, die Menschen in ein Grätzl - da es so gerne gesagt wird -, in ein Viertel oder in ein Zentrum führen, indem man sich nämlich überlegt, muss ich alles immer auslagern und irgendwo in einem Gebäude auf der grünen Wiese zusammenfassen. Ich finde, es ist wichtig, gerade öffentliche, halböffentliche Einrichtungen, medizinische Versorgungseinrichtungen zentral vor Ort zu haben, nicht nur, weil es für die Kunden und für den Parteienverkehr angenehm ist, sondern weil das auch für die Unternehmer eine günstige Situation darstellt, wenn eben hier gewisse kleine Magneten sind. Man hat sich vorgestellt, dass Leerstand durch Kulturinitiativen bespielt eine besonders gute Sache ist, was die Gestaltung, aber auch die Belebung von Einkaufsstraßen betrifft. Ich kenne so viele negative Beispiele, wo irgendwelche mir nicht nachvollziehbaren Initiativen ehemalige leerstehende Geschäftsräume bespielen, die aber dermaßen - und ich sage das jetzt - grindig ausschauen und alles andere als ein Magnet sind, sondern wirklich vom Umfeld mehr als skeptisch gesehen werden. Auch darauf muss man schauen. Wenn ich schon eine Kulturinitiative vor Ort machen möchte, dann soll die auch dem Bild der Umgebung entsprechen und dort nicht ein öffentlicher Mistkübel sein beziehungsweise beschmierte Auslagescheiben mit Fäkalausdrücken, die aber jetzt nicht jemand draufgeschmiert hat, sondern die sozusagen dort tatsächlich den kulturellen Inhalt bieten. Da muss man schon drauf schauen, es kommt auf das Rundherum an. Aber, wie gesagt, wenn Sie, und das haben Sie in Ihrem Titel ja so geschrieben, "Post Corona" - und wie gesagt, da ist viel Eigenschuld dabei -, "Energiekrise, Teuerung" - das ist ganz klar, das ist für die Unternehmer wirklich ein echtes Problem, natürlich für alle Menschen dieser Stadt und dieses Landes -, "Gerade jetzt dringende finanzielle Unterstützung für alle Wiener Einkaufsstraßen durch die Stadt Wien" fordern: Finanzielle Unterstützung ist gut und schön, aber wenn, dann gezielt und immer im Einklang mit dem, was die ansässigen Unternehmer und allfällige neu sich dort ansiedelnde Unternehmer auch wünschen und brauchen. Wenn wir mit Augenmaß agieren und, wie gesagt, auch abgezielt auf das Verhalten von Kunden, dann werden wir hoffentlich wieder einen Teil der Kunden zurückholen können. Ohne diese können Unternehmer nun einmal nicht existieren, so unangenehm das vielleicht für manche klingt, es ist nun einmal so, hier macht das Geld die Musik. Und nur so werden wir garantieren können, dass sich Unternehmer in den Einkaufsstraßen, aber auch in geplanten zentralen Grätzln, die es eigentlich eh schon gibt, auch weiterhin halten können beziehungsweise neu ansiedeln. (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies, sich auf die gelichteten Sitzreihen der FPÖ beziehend: Sind die anderen alle nicht da?! - GRin Veronika Matiasek: Die sind einkaufen! - Allgemeine Heiterkeit. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Der war gut!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Ornig zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Lieber Herr Stadtrat! Ja, das ist eine Dringliche, auf die ich sehr gerne eingehen möchte, da ich finde, dass das große Ganze, wie wir den Wiener Grätzln Leben einhauchen, wie wir den KMUs, den KleinunternehmerInnen in Wien helfen können, ein extrem spannendes ist, über das ich stundenlang diskutieren kann. Ich möchte aber zuerst vor allem auf meine Vorredner der GRÜNEN eingehen, denn Sie haben sich in ein paar Widersprüche verzettelt. Es ist so, dass Sie ja gesagt haben, jetzt nur die Zahlen von 2021 herzunehmen, ist Ihnen zu wenig, da Pandemie, und es ist nicht ideal, dass man das jetzt hernimmt, denn das bringt nicht die nötige Evidenz. Wenn Sie sich aber wiederum dazu äußern, dass Sie ja schon 2019 gesagt haben, man muss sich das Thema der Einkaufsstraßen genau anschauen, dann muss es ja vorher auch schon nicht perfekt gewesen sein. Und auf diesen Punkt möchte ich eingehen. Natürlich, das gibt es seit 30 Jahren, und (in Richtung GR Johann Arsenovic) lieber Hans, ich verstehe auch, dass du da durchaus emotional reingehst, denn über die 30 Jahre sind sehr, sehr viele schöne Dinge passiert. Es ist aber, glaube ich, in der derzeitigen Lage nicht Sinn und Zweck, zwingend auf Feste einzugehen, und wie diese Förderung benutzt wurde, muss man sich auch genau anschauen, ferner, wie sie abgeholt worden ist. Ich habe gerne ein Grätzlfest, aber ich glaube nicht, dass Grätzlfeste deshalb sterben, weil es diese Einkaufsstraßenförderung nicht mehr gibt. Fakt ist, die Einkaufsstraßenförderung ist nicht mehr zeitgemäß gewesen, war reformbedürftig, und da haben wir als Stadtregierung natürlich die Aufgabe, uns das genau anzuschauen. Wir haben uns das genau angeschaut und sind tatsächlich Hand in Hand mit der Wiener Wirtschaftskammer gegangen, die diese Initiative ja auch immer mitgetragen hat. Und Fakt war, dass dort sowohl die Signale klar waren, dass man etwas Neues probieren muss, und wir haben ja auch gesagt - wir haben es ja auch schon in das Fortschrittskoalitionsabkommen reingeschrieben -, dass wir vorhaben, das zu reformieren. Jetzt ist der Zeitpunkt, wo ich sage, wir versuchen das jetzt einmal. Und diese sechs Grätzl - beziehungsweise sind es sieben, wenn man jetzt Ottakring, wo wir ja noch wesentlich mehr Geld investieren, dazu reinnehmen - sind tatsächlich handverlesen. Jetzt zu sagen, in der Praterstraße oder rund um den Praterstern passiert so viel: Gerade deswegen muss man sich auch in diesem Gebiet ganz genau anschauen oder sollte sich diese Agentur ganz genau anschauen, wie wir diese Gegend noch besser beleben und wie wir mit den Unternehmerinnen und Unternehmern gerade in der Praterstraße, die ja jetzt auch die Herausforderungen des Umbaus haben - da kommen ja noch zusätzliche Faktoren dazu -, bestmöglich Konzepte entwickelt, dass hier weiterhin alles sehr gut belebt wird. Was wir uns natürlich auch angeschaut haben: Wir nehmen mehr Geld in die Hand, und dieses Geld soll eben zielgerecht sein. Das Geld, das in der Vergangenheit investiert wurde, war ein Mal mehr, ein Mal weniger zielgerecht. Aber ich glaube nicht, dass es jetzt zum Beispiel nötig ist, die Grätzl in der Inneren Stadt oder beispielsweise im 7. Bezirk, wo ja schon ein geschäftiges Treiben ist, anzugehen, sondern ich gehe natürlich dort hin, wo es am meisten brennt. Es ist mehrfach schon ganz klar beschreiben worden, wir haben halt Einkaufsstraßen, die tatsächlich wirklich aus dem letzten Loch pfeifen - Entschuldigung für die harte Ausdrucksweise, aber das ist so. Wenn man sich die Hernalser Hauptstraße anschaut, was da im Argen liegt, ich habe in dieser Gegend selbst mindestens zehn UnternehmerInnen besucht, das ist ein trauriges Bild. Dort gibt es Geschäfte, wo die Unternehmen drinnen leben, weil sie eigentlich schon in Pension sind, diese nur mehr so mehr oder weniger aufsperren, damit sie den ganzen Tag was zu tun haben, und die leben tatsächlich teilweise in prekären Verhältnissen. Dort muss man sich das ganz genau anschauen. Und das tun wir ja auch, nicht nur mit dieser neuen Förderung, sondern vor allem auch mit der Geschäftsbelebungsförderung, wo wir ja bis zu 25.000 EUR zuschießen, wenn jemand an seinem Portal was verändert, wenn er sich neu einrichtet, wenn er was Neues macht. Und das gilt ja für ganz Wien, das gilt nicht nur für diese sechs Grätzl. Und da bin ich schon der Meinung, dass wir hier - Status quo heute und für die nächsten drei Jahre - den richtigen Weg gehen. Und es ist ja nicht vorbei, man kann ja nach diesen drei Jahren anschauen, wie man weitere Gebiete entwickeln kann. Ich möchte jetzt hier auch - denn es wurde sehr oft die Hand gereicht -jedem Bezirksvorsteher die Hand reichen. Man kann ja jederzeit zur Wirtschaftsagentur gehen und sagen, Moment, ich hätte da in meinem Bezirk auch ein Grätzl, das ich gern belebt hätte. Das schaut man sich dort dann ganz genau an, und dann gehen wir Schritt für Schritt weiter. Aber das Geld, das wir jetzt in die Hand nehmen, ist gut, ist jetzt einmal in der Dimension so, dass man sich das gut anschauen kann, und ich glaube auch, dass wir damit hier einen Erfolg erzielen können. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Da jetzt sehr viele Werbeexperten über die Kampagne der Wirtschaftskammer gesprochen haben: Das muss man natürlich ganz klar trennen. Kollege Margulies, du hast auch gesagt, du verstehst nicht, dass jetzt Geld für diese "meinkaufstadt Wien"-Kampagne aus diesen 3,5 Millionen in die Hand genommen wird. Nur zur Aufklärung, diese Kampagne wird zu 100 Prozent von der Wirtschaftskammer gedeckt und wir haben de facto weder inhaltlich noch kreativ noch in irgendeiner Art und Weise etwas damit zu tun. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ihr habt das gemeinsam verkauft, da kann man nicht sagen, ihr habt nichts damit zu tun!) - Die läuft, wir haben sie gemeinsam präsentiert, es hat jeder - Sie können sich gern auch die Presseaussendung anschauen - seinen Part dafür, und das ist natürlich ein wichtiges Instrument zusätzlich zu dem, was wir hier machen. Aber finanziell, nur zur Information, und inhaltlich ist das eine Kampagne der Wirtschaftskammer. Und, lieber Hans, ich möchte dir auch die Hand reichen und dir eine Bitte mitgeben: Wenn du jetzt vorhast, das zu ändern und die Einkaufsstraßen in irgendeiner Art und Weise wieder mit Geld zu versorgen und diese Vereine zu erhalten, dann sitzt du, glaube ich, hier erste Reihe fußfrei. Ich glaube nicht, dass die Wirtschaftskammer Wien massive Geldsorgen hat. Ich glaube auch, dass man sich hier alternative Finanzierungsmodelle überlegen kann. Du als Vizepräsident hast ja, glaube ich, den direktesten Weg von uns allen, oder auch die anderen VizepräsidentInnen hier im Haus - ich möchte das natürlich nicht schmälern -, es sich hier genau anzuschauen. Wenn es hier tatsächlich Probleme in der Finanzierung gibt, dann klärt das in der Kammer. Wir haben mit der Kammer sehr eng zusammengearbeitet, dort sitzen die ExpertInnen in dem Bereich, und deswegen schaut diese neue Förderung jetzt so aus, wie sie ausschaut. Und ich freue mich sehr, das alles umzusetzen, ich freue mich auf viele neue Impulse in diesen Grätzln und denke einmal, dass wir diesen Weg hier sehr erfolgreich gehen. Man muss zum Schluss natürlich aber auch noch eines sagen. Es kommt ja oft auch: Krise, Pandemie, Energiekrise und gerade jetzt, wie kann man sowas tun? Die Einkaufsstraßenförderung wird den Unternehmerinnen und Unternehmern in Wien nicht helfen, diese schwierigste aller Krisen zu bewältigen, da braucht es ganz andere Hebel. Ich bin auch sehr offen hier in diesem Kreis und werde es auch in der Stadtregierung versuchen, aber ich möchte auch einen Appell an den Bund weitergeben: Wir haben natürlich die Möglichkeit, auch in den Weihnachtsfeiertagen Impulse zu setzen. Wir hatten ja in der Pandemiezeit die Einigung darauf, den einen oder anderen Einkaufssonntag die Geschäfte zu öffnen, und ich würde es für durchaus sinnvoll finden, wenn wir aus den Prognosen auch wissen, wie schlecht es dem Handel derzeit in Österreich geht, dass man hier vielleicht bundesweit eine Lösung findet, an den Adventsonntagen - sind es zwei, sind es drei, sind es vier, ich bin für alle Gespräche offen - hier auch für die Österreicherinnen und Österreicher zu öffnen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das wird teuer für die Unternehmen, die Leute kaufen ja nicht mehr!) Ich halte das für einen sehr wichtigen ... - Na ja, man verdient auch was, wenn man aufsperrt. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist für die Unternehmen teurer!) - Ist das so? Dann ist es tatsächlich ein sehr trauriges Bild, das Sie hier zeigen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Die Leute haben ja nicht mehr Geld!) Um im Handel Geld zu verdienen, muss ich etwas verkaufen, und wenn ich gewisse Tage gerade in einer Einkaufszeit wie Weihnachten offenhalte, dann hilft das Unternehmen extrem. Das ist Handel, ja natürlich. Der Sonntagshandel ist der Tag, schauen Sie sich einmal an, was passiert denn am 8.12., wenn an diesem Feiertag die Geschäfte offen haben? Es ist alles voll und die Leute kaufen ein. Natürlich ist das so. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Wenn am Sonntag offen ist, nicht am 8.12., wie sollen sie mehr ausgeben, wenn sie das Geld nicht haben?!) Ja, aber ich habe vielleicht mehrere Optionen, und nicht nur diesen einen Tag, es gibt genug Leute. Das finde ich jetzt extrem spannend, und wenn Sie sagen, Sie wollen sich gegen den Online-Handel stemmen, und so weiter, dann muss man doch die Rahmenbedingungen schaffen, dass ich vielleicht nicht in den Online-Handel gehen muss, sondern dass ich Möglichkeiten schaffe, in meiner Freizeit auch Dinge im Wiener Handel einzukaufen. Ich glaube, das wäre tatsächlich sehr spannend, aber ich sehe gerade, Sie sind da offensichtlich anderer Meinung, also habe ich keine großen Hoffnungen mit dem Bund. Vielleicht kann ja Ihr Koalitionspartner hier durchaus bessere Impulse leisten. (Rufe und Gegenrufe zwischen GRÜNEN und NEOS.) Aber ich hoffe halt, dass wir hier eine Lösung finden. Wir werden es natürlich auch diskutieren, was wir in Wien machen können, und ich freue mich auf die weitere Diskussion. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Kriz-Zwittkovits zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wir haben viel Emotionalität hier im Raum, aber auch viel Emotionalität bei den Betroffenen, nämlich bei den Obleuten und bei den Einkaufsstraßenvereinen. Das haben wir vor 14 Tagen gespürt. Ich schaue auf den Herrn Kollegen Arsenovic, er wurde angerufen, meine Kollegin Greco, der Herr Peter Sittler, ich glaube, auch Markus Grießler. Alle, die wir hier sitzen und im Wirtschaftskammer-Bereich tätig sind, haben das verspürt, und ich verstehe diese Sorge. Dennoch muss diese Debatte sachlich geführt werden, und ich möchte hier mit ein paar Missverständnissen aufräumen, die ich heute schon gehört habe. Denn einiges stimmt hier nicht. Nun zurückkommend: Wie ist es überhaupt dazu gekommen? Ihre Fraktion war nicht ganz unbeteiligt, denn bereits 2015 haben Sie in Ihrem Regierungsabkommen, SPÖ und GRÜNE, einen Grundstein für diese Veränderung gelegt, nämlich für diesen Umwandlungsprozess hin zu diesen Grätzlförderungen. Und der nächste Schritt war dann die Zukunftsvereinbarung zwischen der Stadt Wien und der Wirtschaftskammer Wien, wo eine Notwendigkeit erkannt wurde, eine Systematik zu ändern und eine Verbesserung des Einkaufsverhaltens, eine Attraktivierung zu erreichen. Ich selbst komme aus dem Handel und natürlich wissen wir alle, dass wir die letzten 20 Jahre verloren haben. Wir haben im stationären Handel schon einmal mit den großen Zentren verloren, da ist viel abgegangen, und wir haben jetzt pandemiebedingt auch viel an Potenzial verloren, wo wir die Leute ja selbst noch einmal auf diese Online- Situation und auf dieses Einkaufen im Internet und Zustellungen hingewiesen haben. Und das kommt nicht alles zurück. Diese Kaufkraft ist teils verloren gegangen, und wir müssen uns jetzt alle sehr anstrengen, um diese Kaufkraft wieder zurückbekommen. Es gibt immer wieder Kampagnen, ich sage zum Beispiel "Wer Wien liebt, kauft in Wien ein.", dieses Herz kennen Sie alle. Ich selbst bin auch Obfrau in einer Bezirksorganisation, in Döbling, habe hier natürlich auch viel mehr Kontakte mit den Unternehmerinnen und Unternehmern und weiß auch, was ist eine Kampagne wert, können wir das umsetzen, was interessiert die Leute überhaupt. Und da komme ich jetzt noch einmal auf ein paar Punkte zu sprechen und zu diesem Trend, dass wir die Leute wieder in diese Grätzl zurückbekommen. Warum wollen wir das? Weil wir eigentlich auch hier im Sinne der Energiebilanz Vorteile haben, wenn wir da nicht weiß ich, wo herumfahren, sondern wenn man einfach schön zu Fuß einkaufen geht, oder meinetwegen auch mit dem Auto, denn in Döbling können auch nicht alle zu Fuß kommen, wir haben älteres Publikum, wenn man also hier die Möglichkeiten bietet. Nun ein paar Punkte zu den Einkaufsstraßenvereinen. Seit 30 Jahren bestehen diese Vereine. Es ist, und das ist jetzt bitte für alle ein ganz wichtiger Punkt, eine Kombi-Förderung von Wirtschaftskammer Wien und Wirtschaftsagentur. Es sind zwei Teile, zwei sozusagen einzuspeisende Organisationen, die Gelder für die Bezirksorganisation zur Verfügung stellen. Das ist heute noch nicht erwähnt worden, ganz im Gegenteil, beide sind wir von der Kammer aufgefordert worden, was zu bezahlen, und das wird auch weitergehen. Und ich sage Ihnen eines: Diese Abrechnung ist nicht ganz einfach, es ist kompliziert, was kann man bei der einen Organisation abrechnen, was bei der anderen. Und jetzt ist ein zweiter wichtiger Punkt, der uns dann bei der nächsten Zahl Aufschluss gibt: Es werden immer nur 50 Prozent der Aufwendungen von der Wirtschaftsagentur bezahlt, die anderen 50 Prozent müssen bei Aktionen von den Organisationen gestemmt werden. Nun haben wir eben auch eine Zahl und ich sage Ihnen jetzt eine vor Corona, damit haben wir das vielleicht auch außer Streit gestellt: Durchschnittlich hat, und das ist jetzt etwas, was das Ganze ein bisschen relativiert, für 2019 jeder von 62 Vereinen, die für Förderungen eingereicht haben, 12.900 EUR von der Wirtschaftsagentur bekommen. Diese 12.900 EUR im Durchschnitt - da waren welche mit mehr, manche mit weniger dabei - wurden sozusagen mit den anderen 50 Prozent gestemmt, direkt von den Vereinen. Also die Summe ist jetzt nicht gar so überragend. Ich möchte auf einen Punkt hinkommen: Wie lösen wir es und wie können wir hier Transformation zu anderen Geldgebern und Investitionsmöglichkeiten erreichen? Ich sage Ihnen jetzt noch einen Punkt, den man ein bisschen berücksichtigen muss. Das Fördersystem war immer auf die Anzahl der Vereine ausgerichtet, das heißt, pro Verein hatte man Anspruch auf Förderungen. Dadurch ist es auch dazu gekommen, dass in manchen Bezirken sinnvollerweise - oder nicht sinnvollerweise - in Kooperation ja oder nein - da und dort ist es gelungen - natürlich mehrere Vereine entstanden sind. Im 1. Bezirk haben wir 15 Vereine, im 18. Bezirk 4 Vereine oder im 19. haben wir 3 Einkaufsstraßenvereine. Und die Fördermaßnahme war grundsätzlich pro Verein. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, damit wir auch sehen, wie wir diesen Hebel setzen können. Die Wirtschaftskammer Wien und die Leistungen, die von der Wirtschaftskammer kommen, waren ursprünglich ebenfalls pro Verein. Bereits vor fünf Jahren hat die Wirtschaftskammer von einer Vereinsförderung auf eine Bezirksförderung umgestellt, das heißt, jeder Bezirk bekommt nach gewissen Kriterien ein Budget zur Verfügung. Und dieses Budget bleibt erhalten, das ist also hier nicht von einer Streichung betroffen. Wir haben also die Gelder, die wir von der Wirtschaftskammer haben, sehr wohl zur Verfügung, und die werden dann, entsprechend zugeteilt, nach Anforderung der Vereine abrufbar dargestellt. Es werden hier Entstehungskosten von Flyern finanziert, Medienpakete finanziert, neu ist nun diese Dachmarke, die jetzt heute schon kritisch betrachtet wurde. Schauen wir uns einmal die Wortbildmarke an: Sie wurde von Experten entwickelt, ich war selbst auch nicht eingebunden. Es sind da eben die Fachleute, die also dann "meinkaufstadt Wien" zusammengestellt haben, und wir werden sehen, inwieweit das jetzt noch an Attraktivität ausbaubar ist. Wir haben also einerseits, die Förderung der Kammer bleibt, das halten wir bitte hier einmal fest. Zweitens wurde mir zugesichert - und ich glaube, der Herr Stadtrat hat das nicht nur für das Jahr 2022 gemacht -, es bleibt auch die Förderung der Weihnachtsbeleuchtung bestehen. Das ist immer ein kritischer Punkt, viele Vereine haben Flohmärkte gemacht, dies und das gemacht, damit sie das Geld für eine Weihnachtsbeleuchtung zusammenbringen. Nun, diese wird ebenfalls von der Wirtschaftsagentur weitergefördert. Das Ziel ist jetzt, eine Transformation durchzuführen, eine Transformation von einer Vereinsstruktur, die auch etwas - ich sage es aus der Praxis - an Attraktivität verloren hat. Wir nehmen nicht alle Kaufleute mit, die in einer Straße sind, da machen viele nicht mehr mit. Die Vereine werden auch etwas kleiner in der Anzahl, dennoch, sie sind da und bleiben bestehen. Ich habe hier wirklich vor 14 Tagen besorgte Anrufe gehabt, bei denen mich Obleute gefragt haben, ob sie jetzt die Vereine auflösen müssen und was sie machen sollen. Ich habe gesagt, bitte nein, der Verein bleibt natürlich bestehen, der Verein kann auch in weiterer Folge in eine Initiative eingebunden werden. Und das ist Sinn und Zweck, das heißt, ein Öffnen, ein Breitermachen, nicht nur möglicherweise jene Kaufleute, die in der Einkaufsstraße sind, sondern auch Kaufleute von oberen Stockwerken mitnehmen, von möglicherweise auch Medizinern, von anderen Branchen, die sagen, wir möchten hier im Grätzl was machen. Es ist natürlich ein Transformationsprozess, der uns sehr beschäftigt, es ist aber die positive Nachricht, die ich jetzt auch noch mitnehmen kann und die wir heute schon gehört haben: Es wird über die Nahversorgungsförderung generell mehr Geld und Förderung zur Verfügung gestellt, die einerseits die leerstehenden Lokale wieder einer Belebung zuführen, andererseits aber auch hier gewisse Aktionen unterstützen soll. Diese sechs Quartiere, sechs Zentren sind heute schon vorgestellt worden und zusätzlich gibt es also jetzt noch für den Bezirk, für die Unternehmer die Nahversorgungsförderung. Nun, wir können uns das hier alle erzählen und festhalten, aber wer macht das Ganze? Wie kommt das Geld jetzt zu den Betrieben, ins Grätzl, und so weiter? Da brauchen wir Leute, die das machen, und Organisationen, die das machen. Ich schaue meinen Kollegen Hans Arsenovic an und auch in die andere Richtung, es wird die Wirtschaftskammer mit den Bezirksorganisationen Wirtschaftskammer im Bezirk durchführen, wo wir natürlich nach wie vor in Verbindung mit den UnternehmerInnen, in Verbindung mit den Einkaufsstraßenvereinen stehen und hier mit voller Kraft versuchen, eine Transformation in ein anderes System zu bewerkstelligen. Ja, das Geld ist jetzt einmal weg von der Wirtschaftsagentur, 2023, und die Leute waren einigermaßen unter Schock. Ich war auch überrascht, denn es ist auch hier dann relativ zügig umgesetzt worden, aber ich bin überzeugt, wir werden eine Lösung finden, und für diese Abrufung der zahlreichen Förderungen, die ja jetzt hier schon genannt wurden, gibt es Beratungen bei der Wirtschaftsagentur, bei der Wirtschaftskammer, bei der Wirtschaftskammer im Bezirk. Das Ziel soll sein, dass wir attraktiver werden. Die Frau Kollegin Matiasek hat es schon gesagt - es ist auch ein Thema, das mir persönlich am Herzen liegt -, die Mobilität spielt hier schon auch eine Rolle. (Beifall bei der ÖVP.) Wir brauchen natürlich hier auch die Möglichkeiten, auch in Konkurrenz zu den großen Zentren, die Geschäfte auch einigermaßen anzufahren. Wir müssen jetzt nicht überall hinfahren, aber eine Einkaufsstraße ohne Mobilitätsstruktur, sprich, auch mit dem Auto hinfahren, kann man zusperren. Das können wir dort machen, wo wir große Ströme haben, wo aus U-Bahnen tausende Leute in der Stunde herausströmen. Da können wir das gerne machen, aber da, wovon wir sprechen, nämlich in den Außenbezirken, wo man von allen möglichen Gegenden herbeifährt und öffentlich nicht bis vor Ort ins Geschäft kommt, müssen wir uns das schon überlegen. Das eine geht mit dem anderen einher und das ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit im Grätzl: Schauen, dass wir nicht zu weit fahren, schauen, dass wir viel zu Fuß machen können, meinetwegen auch mit dem Fahrrad, mit einem Lastenfahrrad, wir können alle Mobilitätsmöglichkeiten benutzen, aber bitte in der Kombination. Lassen wir die Betriebe leben und unterstützen wir sie in ihrer Entwicklung, und die beste Unterstützung ist, indem wir dort einkaufen gehen. Damit möchte ich schließen und ich hoffe, dass wir gemeinsam diesen Umstellungsprozess, der einmal Schrecken verursacht hat, auch bewältigen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Prof. Kaske zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Geschätzte Damen und Herren Abgeordneten! Und möglicherweise die Damen und Herren, die noch via Livestream heute dabei sind. Die Fraktion der GRÜNEN hat heute eine Dringliche Anfrage gestellt, und ich möchte es gerne wiederholen, weil es ein so ein spannendes Thema ist: "Post-Corona, Energiekrise, Teuerung - Gerade jetzt dringende finanzielle Unterstützung für alle Wiener Einkaufsstraßen durch die Stadt Wien." Ich erlaube mir vorweg eine persönliche Bemerkung. Ich halte den Titel der Anfrage für eine wilde Mischung an Themen. Natürlich kann man alles verknüpfen, ob es passt oder nicht passt, aber das ist Ihre und, Gott sei Dank, nicht meine Sache. Ich verstehe auch ehrlich gesagt die künstliche Aufregung nicht - ich habe das ein bisschen gemerkt heute -, die Sie durch diese Dringliche Anfrage versuchen auch zu erzeugen. Natürlich stimmt es, dass jeder der 100 Abgeordneten ein Experte ist, weil Konsument, aber ich denke, es gibt doch auch noch andere Expertinnen und Experten, von denen wir uns beraten lassen sollen, und ich persönlich halte mich da lieber an die Fakten. Auf Grund der Informationen, die mir von der Wirtschaftsagentur Wien vorliegen, haben die Einkaufsstraßenvereine nur einen Teil der Förderungen - es wurde ja schon gesagt - in Anspruch genommen. Zuletzt, und ich glaube, es wurde heute schon erwähnt, wurden schlussendlich vom beschlossenen Gesamtförderbudget in Summe von 900.000 EUR bei der Wirtschaftsagentur Wien nur 560.000 EUR abgerufen. Deshalb ist auch eine Neukonzeptionierung gemeinsam mit der Wirtschaftskammer dementsprechend erfolgt. Ich darf nur ganz kurz die Beispiele, die der Herr Stadtrat schon gebracht hat, in Erinnerung rufen. Im 1. Bezirk wurde im letzten Jahr weniger als die Hälfte abgeholt, im 8. Bezirk war nur mehr ein Einkaufsstraßenverein aktiv und im 18. Bezirk haben es vier Vereine auf ein bisschen mehr als die Hälfte der Geschichte gebracht, dass sie den Budgetrahmen erfüllt haben. Was schließen wir daraus? Dass viele Vereine ihre Tätigkeit eingestellt haben. Da heute Corona angeschnitten worden ist: Ja, ist richtig, natürlich war Corona, aber ich glaube doch, dass die Mehrheit der Geschäfte offen gehabt hat und es hätte durchaus Aktivitäten geben können. Ich bin der Frau Abg. Kriz-Zwittkovits sehr dankbar, dass sie auch die Weihnachtsbeleuchtung erwähnt hat, denn ich glaube, das ist wichtig, das ist auch immer so ein Thema, das gerne in die Diskussion eingebracht wird, dass es hier eine eigene Förderung der Stadt Wien gemeinsam mit der Wirtschaftskammer gibt. Daher ist das, glaube ich, mehr als gesichert. Geschätzte Kollegen und Kolleginnen der Grünen Fraktion, ihr habt es eh schon selbst angeschnitten, aber ich muss es trotzdem nochmal in Erinnerung rufen. Ihr hättet ja die Möglichkeit gehabt, in den Jahren 2010 bis 2015 oder 2015 bis 2020 auch zu einer Attraktivierung der lebendigen Grätzl beizutragen. Ich glaube, es ist nachgedacht worden, aber außer über das Nachdenken hinaus ist hier nichts passiert. Und da muss man ganz offen sagen, ich sehe das als eine verpasste Chance (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist aber jetzt schon an die eigene Fraktion, ihr stellt den Wirtschafts- und Finanzstadtrat!), die ihr hier gehabt habt. Nur zur Erinnerung und zur nochmaligen Vertiefung: Insgesamt - und auch das hat der Herr Stadtrat schon gesagt - haben die Geschäftsstraßenvereine in den letzten 3 Jahrzehnten mehr als 36 Millionen EUR bekommen. Das heißt, sie wurden gefördert. Das war ein wichtiger Impuls, auf der einen Seite natürlich für die Einkaufsstraßen zur Positionierung, aber in den letzten Jahren, und das ist ja niemandem von uns verborgen geblieben, hat sich die Stadt weiterentwickelt. Und das kann man einfach nicht negieren, dass sich diese Stadt weiterentwickelt und das Einkaufsverhalten auch der Konsumentinnen und Konsumenten stark beeinflusst hat. Daher ist es, glaube ich, ein Gebot der Zeit, dass die neuen Grätzl eine Chance bekommen, die Chance bekommen, die Förderungen der Stadt und der Wirtschaftskammer natürlich auch dementsprechend zu nutzen. Und es gilt nicht, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, an überholten, alten Forderungen und Förderungen festzuhalten, die nicht zeitgemäß und auch an ihre Grenzen gestoßen sind. In Zeiten wie diesen gilt es auch hier, eine Konzentration auf professionelle, maßgeschneiderte Konzepte zu setzen, die von Experten erstellt wurden und die auch dementsprechend umzusetzen sind. Es wurde schon mehrfach erwähnt, aber ich glaube, es ist wichtig, das zu wiederholen, dass es in Summe auch mehr Geld für die Unternehmen und die Bezirke geben wird, ab 2023, wurde schon erwähnt, 3,5 Millionen EUR an Förderungen. Damit stehen den einzelnen Nahversorgungsbetrieben um 1,4 Millionen EUR mehr zur Verfügung als bisher. Und die Expertinnen, Experten der Wirtschaftsagentur schätzen, dass in den ersten 6 Quartieren, eigentlich 7, rund 3.500 Unternehmen ansässig sind, das sind deutlich mehr als in allen heutigen Geschäftsstraßen zusammen. Von einer Verkleinerung dieser adressierten Zielgruppe kann daher also aus meiner Sicht keine Rede sein. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, zum Schluss auch ein kleiner Hinweis an unsere Antragssteller, nämlich die Grüne Fraktion, und das möchte ich Ihnen ein bisschen für die Zukunft auf mitgeben. Ich weiß, das wird gleich wieder Emotionen auslösen, aber es gibt so ein schönes Sprichwort: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!" Und daher bedenken Sie dies auch, wenn es darum geht, neue Konzepte zu entwickeln, denn mit Retrokonzepten ist die Zukunft aus meiner Sicht nicht zu bewältigen. - In diesem Sinn, liebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Stadtrat, alles Gute und danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Arsenovic zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Herr Stadtrat, nochmal! Zunächst möchte ich mich bei all meinen VorrednerInnen bedanken, eigentlich bei allen Fraktionen. Es war eine sehr wertschätzende Debatte, danke, das ist bisher in dem Haus sehr selten gewesen. Deswegen hat es mich sehr gefreut und ich möchte ausdrücklich sagen, es geht doch. Machen wir bitte weiter so, auch in Zukunft bei anderen Debatten. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und ÖVP.) Es ist auch in dieser Debatte so, sehr oft kommt in einer politischen Auseinandersetzung immer das Wort Entweder-oder, entweder mache ich das oder ich mache das. Und in diesem Fall, Herr Stadtrat, war es ja so, dass die Diskussion war, das ist schlecht und das ist gut, oder es war dann die Diskussion, das ist zwar nicht schlecht, aber das Neue ist noch besser, und das ist weniger gut und das eine Spur besser. Und diese Diskussion Entweder-oder finde ich in diesem Fall nicht angebracht, sondern für mich wäre es eine Diskussion, die würde lauten sowohl-als- auch, denn es sind zwei Paar Schuhe, über die wir reden. Ich möchte dieses Thema vielleicht noch einmal kurz ausführen, da es bisher so noch nicht rübergekommen ist. Erstens, Herr Stadtrat, alle Maßnahmen, die ihr gesetzt habt, alle, und alle neuen Förderungen, die jetzt für diese sechs beziehungsweise sieben neuen Quartiere kommen, sind gut. Ich freue mich darüber, super, dass es die gibt, und super, dass auch in Zukunft zusätzliche Quartiere gefördert werden. Nur das, was da jetzt kommt, ist eine komplett neue Förderung, denn es ist eine "Top down"-Geschichte, das heißt, es gibt RegionalmanagerInnen, die von der Kammer bestellt werden. Es sind, so wie meine KollegInnen schon gesagt haben, die Menschen der Wirtschaftskammer im Bezirk, die jetzt quasi einen neuen Rayon bilden, und in diesem Rayon werden Kampagnen gemacht, werden Aktionen gemacht, von oben verordnet, von oben diskutiert, und dann werden diese Kampagnen gemacht und es wird Geld in diese Rayons gesteckt. Das finde ich gut, aber das, was bisher war, war etwas ganz anderes. Das, was bisher war, war in Wahrheit, wenn man so will, ein linkes Projekt, ein selbstorganisiertes Projekt. Das sind UnternehmerInnen aus einer Einkaufsstraße, ich nehme jetzt die Prager Straße her, da ist der Herr Müller zu Frau Moserin ins Nachbargeschäft gegangen und hat gesagt: Weißt was, ich habe eine Idee, wie wir mehr Umsatz machen könnten. Wir sammeln, gehen von Tür zu Tür, von Geschäft zu Geschäft, versuchen, die Leute einzubinden in unserem Grätzl, in unserem Rayon, in unserer Straße, wir machen das selbstorganisiert - und das ist jetzt der Unterschied zu den jetzigen Sachen -, selbstorganisiert setzen wir uns zusammen, wir schauen, damit wir alle ins Boot holen. Wir gehen von Geschäft zu Geschäft, setzen uns zusammen in ein Hinterzimmer von einem Gasthaus, diskutieren, wie es derzeit ausschaut in unserem Grätzl, und überlegen uns selber Vorschläge, wie man das besser und effizienter machen kann. Wir überlegen uns, welche Kampagnen wir in diesem Grätzl machen können. Wir überlegen uns, ob wir vielleicht eine Zeitung machen, und wir überlegen uns vielleicht, ob wir irgendwelche Feste in diesem Grätzl machen können. - Ja, und da gibt es einmal ein "Fang den Osterhasen und suche die Ostereier"- Grätzlfest, und die andere Einkaufsstraße macht halt ein anderes Fest. Diese Dinge, die bisher passiert sind, funktionieren selbstorganisiert, nämlich nicht top-down, sondern bottom-up, das heißt, die UnternehmerInnen setzen sich zusammen, gründen einen Verein, wählen sich selbst einen Vorstand - auch ganz wichtig -, diskutieren miteinander, stimmen ab, ob das so gescheit ist oder nicht, und machen das. Dann kommt noch was dazu, und die Kollegin hat es gesagt: Diese Aktionen, die dann geplant werden, müssen auch jetzt schon von den Geschäften zu 50 Prozent getragen werden, das heißt, die Mitglieder im Einkaufstraßenverein zahlen ein, monatlich, ein Mal im Jahr oder vor einer Aktion. Wenn man sagt, diesmal kostet diese Osterhasensuche Betrag X, sie zahlen ein und bekommen dann nur maximal 50 Prozent gefördert. 50 Prozent müssen sie selbst aufstellen. Das heißt, diese eine Geschichte, selbst organisiert, gegen die andere Geschichte, die jetzt von oben kommt, eine neue Förderung. Deswegen noch einmal meine Bitte: Sehen wir es bitte nicht als Entweder-oder. Ich freue mich, dass wir diese Förderung für diese Rayons, für diese Quartiere bekommen, super, super, aber das andere ist eine zusätzliche Geschichte, eine ganz eine andere Geschichte, selbstorganisiert von den UnternehmerInnen, eigene Ideen, und sie müssen sich nicht berieseln lassen, wie bei top-down. Ihr wisst, was passiert: Wenn ich von oben einen Vorschlag bekomme, dann habe ich nicht so diese Möglichkeit mitzudiskutieren, als wenn ich diese Idee in diesem Grätzl selbst erarbeite. Deswegen abschließend meine Bitte: kein Entweder-oder, ein Sowohl-als-auch. Ja, super, dass es die Förderung gibt. Sie haben es zu Recht gesagt, es ist nicht viel Geld, wir reden da von einer knappen Million, und was die Wirtschaftsagentur betrifft, zirka 500.000 EUR. Wir reden von 500.000 EUR Förderung, die bisher von der Stadt Wien ausbezahlt worden ist, die jetzt halt gestrichen wird und die diese Aufregung auslöst. Bitte schauen wir, ob wir diese 500.000 EUR nicht irgendwo herkriegen, schauen wir vielleicht, dass diese Vereine auch weiterhin selbstorganisierte Festln machen können, dass wir diesen kleinen Rahmen doch irgendwie unterstützen können. - Danke noch einmal. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Weninger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich weiß, dass Neues oft zu Irritation führt. Wenn man was Neues ausprobiert, weiß man halt nicht gleich, ob das so funktioniert, wie man sich das vorstellt, aber man geht natürlich davon aus, sonst würde man das Neue nicht ausprobieren. In Zeiten der Unsicherheit, also so, wie auch jetzt, verstärkt sich das Ganze natürlich noch einmal. Man hält noch stärker an alten und gewohnten Dingen fest, das ist auch ganz klar, weil sie einem Stabilität geben. Aber oft ist es gerade in diesen Zeiten wichtig, vielleicht sogar notwendig, altbewährte Dinge ein Stück weit zu überdenken und neue an die Zeit angepasste Sachen auszuprobieren. Besonders, wenn man merkt, dass die alten Sachen einfach nicht mehr so funktionieren, wie man es vielleicht gerne hätte. Kollege Arsenovic, du hast es ja wirklich richtig ausformuliert, was für tolle Sachen teilweise durch diese Vereine gefördert wurden. Aber man sieht einfach, dass es auch nicht mehr flächendeckend so ist, wie es vielleicht noch vor ein paar Jahren war. Wir haben ja auch damals, als die GRÜNEN mit der SPÖ noch in der Regierung waren, genau diese Art der Grätzlförderung auch schon im Regierungsprogramm gehabt. Ich glaube, es ist wirklich sinnvoll, dass wir es jetzt auch umsetzen. Corona hat kleine und mittlere Unternehmen wirklich extrem hart getroffen, besonders hart natürlich gerade die kleinen Geschäfte im Handel. Lockdown, Geschäftsentgang, Hilfeleistungen, die oft erst nach Wochen und Monaten, und manche bis heute nicht richtig geflossen sind. Die kleinen Geschäfte in den Wiener Einkaufsstraßen standen aber, und das haben wir heute ja schon gehört, schon davor unter Druck. Sich neben den Online-Riesen zu behaupten, ist unglaublich schwer heutzutage. Die Stadt Wien hat aber auch da geholfen und kleine Betriebe darin unterstützt, ihren Online-Auftritt zu verbessern, neben dem "Geschäft ums Eck" auch einen Onlineshop als zweites Standbein aufzubauen. Das ist das Ziel. Aber sind wir uns ehrlich, das kleine Buchgeschäft wird wahrscheinlich nie dieselbe Reichweite und Click-Rate und damit dasselbe Ranking in den Suchmaschinen generieren wie die allseits bekannten digitalen Großkonzerne. Der Trend zum Onlineshopping hat dazu geführt, dass leider die Einkaufsstraßen im Leben der Wienerinnen und Wiener immer weniger Bedeutung bekommen haben, vor allem, und das ist der springende Punkt, wenn es um das reine Einkaufen geht. Corona hat das Seine dazu beigetragen. Ja, warum soll ich zum Beispiel auf die Meidlinger Hauptstraße gehen, wenn ich mir zum Beispiel eine Nähseide kaufen möchte. Früher wäre es klar gewesen, wenn ich sowas brauche, gehe ich in die nächste Einkaufsstraße, dort gibt es das Nähzubehörgeschäft, da werde ich gut beraten und weiß, dass ich meine rote Nähseide bekomme. Mittlerweile haben Onlineshops den Einkaufsstraßen den Rang abgelaufen. Mit einem Nähseidegenerator finde ich die passende Nähseide für den Stoff, den ich mir ausgesucht habe, und bekomme die Nähseide nicht nur in Rot, sondern kann von Ampelrot über Nelkenrot bis zu Zunderrot aus fast 100 roten Farbnuancen auswählen. Es geht also offensichtlich nicht mehr darum, das Passende zu bekommen, um extra bei einer Einkaufsstraße auszusteigen. Da muss mehr sein, da muss es mehr geben. Damit ich zum Beispiel auf die Meidlinger gehe, um diese Nähseide zu kaufen, brauche ich ein Erlebnis, und das hat ja auch der Kollege Margulies schon ausgesprochen. Ich muss mit diesem Einkauf etwas verbinden, andere Sachen machen können, keine Ahnung, spazierengehen, meine Freunde treffen. Auf Einkaufsstraßen zu gehen nur wegen den Geschäften, das ist halt voll Neunziger, das ist nicht mehr up to date. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Einkaufen und gleichzeitig das eigene Grätzl erleben, neben Wohnen auch die Freizeit im eigenen Bezirk verbringen können, mit dem Radl g'schwind auf den Markt, am Weg zur U-Bahn die Uhr zum Batteriewechsel aufgeben und sich mit Freunden auf einen Kaffee auf der Einkaufsstraße treffen und danach noch g'schwind ums Eck, weil dort eben das Nähzubehörgeschäft ist, wo ich endlich meine rote Nähseide bekomme - so wollen die Wienerinnen und Wiener leben, und das macht die neue Förderung möglich. Denn, um noch einmal beim Beispiel Meidling zu bleiben, auch die Meidlinger Hauptstraße lebt nicht von sich allein. Sie lebt auch von den Geschäften und den Lokalen in den Seitenstraßen, vom Meidlinger Bahnhof am Ende und vom Meidlinger Markt eine Gasse weiter. Wenn man also will, dass die Meidlinger Hauptstraße ihre alteingesessenen Geschäfte behält und dass neue aufgesperrt werden, muss man das ganze Grätzl betrachten und weiterentwickeln. Dass ich das auf der Meidlinger Hauptstraße noch immer machen kann, ist jedoch nicht selbstverständlich, sondern ist zum Teil der großen Hartnäckigkeit der GeschäftsinhaberInnen zu verdanken. Die haben in den letzten zehn Jahren nämlich unglaublich viel mitgemacht. Nicht nur Corona und die Konkurrenz im Internet haben ihnen zu schaffen gemacht, sondern, und das muss ich leider zum Schluss auch noch sagen, auch die Regierungsbeteiligung der GRÜNEN. (GR Nikolaus Kunrath: Na geh!) Es tut mir leid, aber das hat mir leider auch gefehlt, es war nämlich wirklich so, dass die Einkaufsstraße in Meidling halt immer - und vielleicht war es deswegen, weil wir ein bisschen außerhalb sind und nicht mitten drin im Hot Spot - später zum Zug gekommen ist. Schon 2010 gab es den EU-weiten Wettbewerb zur Umgestaltung der Meidlinger Hauptstraße. Alles war klar, das Siegerprojekt wurde gewählt und die damals zuständige Vizebürgermeisterin Vassilakou gab die Mittel für den Baubeginn 2014 frei. Doch dann kam die Mariahilfer Straße. Die ist halt bekannter, die ist halt näher im grünen Zielgebiet. Dort sind die Mittel hingeflossen. Die doppelt so lange Mariahilfer Straße wurde in einem Jahr umgesetzt, Meidling musste jedes Jahr aufs Neue um die Mittel kämpfen und der Umbau zog sich über fünf Jahre. Fünf Jahre, in denen die Geschäfte ungeplant in einer Baustelle standen, und die eigentlich mitgeplanten Seitenstraßen wurden leider bis heute nur zum Teil umgesetzt. Ich bin froh, dass die neue Förderschiene für die Wiener Einkaufsstraßen auf Grätzl statt auf einzelne Straßenzüge fokussiert und die Außenbezirke im Blick hat, denn auch, wenn die großen Einkaufsstraßen schön und wichtig für unsere Stadt sind, zählen beim Thema Nahversorgung andere Plätze. Die Wienerinnen und Wiener wohnen nämlich ganz selten in der Kärntner Straße oder auf der Mariahilfer Straße, die meisten wohnen in der Nähe der Favoritenstraße, der Simmeringer Hauptstraße und natürlich im wunderschönen Meidling, in Meidling, mit seinen hervorragenden Malzubehör-, Haushaltswaren- und natürlich Nähzubehörgeschäften. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr StR Kraus gemeldet. Bitte, Herr Stadtrat. StR Peter Kraus, BSc: Ich möchte nur zu der Frage der wichtigen Geschäftsstraßen, wann diese umgebaut und renoviert wurden, etwas tatsächlich berichtigen. Die Vorrednerin hat mit Blick auf die Meidlinger Hauptstraße gesagt: "Und dann kam die Mariahilfer Straße und die sei wichtiger gewesen und dadurch hätte die Meidlinger Hauptstraße eine Verspätung gehabt." Ich kann es insofern tatsächlich berichtigen, weil damals wir und viele, die schon länger hier sind, sehr intensiv mit den Themen befasst waren. Ich kann tatsächlich berichtigen, dass es erstens zeitlich nicht stimmt, da die Mariahilfer Straße zu dem Zeitpunkt schon längst geplant und im Umbau war, und dass es zweitens natürlich nie eine Priorisierung von Straßen von Bezirksprojekten und Umbauprojekten gab, die jetzt irgendwo in diesem oder jenem Bezirk liegen. Ich möchte noch einmal betonen, vieles davon hängt auch von den Finanzmitteln ab, die beispielsweise bei den Budgetverhandlungen der Finanzstadtrat freigibt, vieles hängt auch davon ab, was Bezirke selbst bereit sind zu planen, und vieles kann ja die Stadt dann nur über eine Förderung finanzieren. Ich berichtige somit tatsächlich, dass die Meidlinger Hauptstraße genauso wie die Mariahilfer Straße und viele Projekte in der grünen Regierungszeit für die GRÜNEN immer oberste Priorität hatten. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, der Frau GRin Dr. Kickert, gebe ich für das Protokoll bekannt, dass Herr GR Kieslich seit 17.35 Uhr wieder anwesend und Frau GRin Hungerländer ab sofort entschuldigt ist. Bitte, Frau GRin Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Ich möchte nach dieser anregenden Debatte die in vielen, auch unterschiedlichen Wortbeiträgen angesprochenen Verbesserungspotenziale sozusagen unterstützen, indem wir einen Antrag einbringen, der die Nahversorgung unterstützen und die Finanzierung der Wiener Einkaufsstraßenvereine sichern soll. - Und ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Es ist ein Beschlussantrag der GRÜNEN eingebracht worden, betreffend Nahversorgung unterstützen, Finanzierung der Wiener Einkaufsstraßenvereine sichern. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesen Antrag unterstützt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Hat die Unterstützung von der FPÖ und den GRÜNEN gegen ÖVP, NEOS, SPÖ, und der GR Kieslich war nicht anwesend bei der Abstimmung. (Allgemeine Heiterkeit.) Somit hat der Antrag nicht die ausreichende Mehrheit. Wir gelangen nun zurück zur Tagesordnung. Es gelangt nunmehr die Postnummer 12 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung einer außerplanmäßigen Auszahlung für diverse Grunderwerbe. Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, wir können gleich zur Abstimmung kommen. Wer diesem Poststück die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Ich sehe hier die Zustimmung aller Fraktionen, außer dem GR Kieslich, der war nicht anwesend. (Heiterkeit und Zwischenrufe.) Entschuldigung, wäre es möglich, den Geräuschpegel wieder ein bisschen zu senken? Es gelangt nunmehr Postnummer 14 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Erweiterung der Sachkreditgenehmigung für das Vorhaben HB 1- Wien 13 und 14, Instandsetzung Westausfahrt Nikolaibrücke, Gesamtleistung. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Pipal-Leixner, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuhörerInnen im Saal und via Livestream! Das Poststück, das wir heute hier verhandeln, betrifft die Instandsetzung der bestehenden Wiener Westausfahrt, die sogenannte Nikolaibrücke. Es handelt sich um ein Brückenbauwerk, was einem gar nicht so auffällt, wenn man drüberfährt oder drübergeht. Ich erinnere an die ursprüngliche Planung unter früheren Planungsstadträtinnen, da war das Vorhaben, die Ausfahrt auf die Seite der Einfahrt zu setzen, auf die Seite des 13. Bezirks zu legen. Es hat sich dann eine BürgerInneninitiative dagegen formiert, weil eine extreme Lärmbelastung der Wohngebiete auf der Seite des 13. Bezirkes befürchtet wurde, und diese BürgerInneninitiative hat dann auch eine Petition eingebracht, die im Petitionsausschuss behandelt wurde. Richtigerweise hat dann die Frau Planungsstadträtin Ulli Sima diese Planungen abgesagt und stattdessen wird eben nun mit dem vorliegenden Poststück in die Wege geleitet, dass die Hangbrücke, die Nikolaibrücke im Bestand saniert wird. Damit haben wir eine weitere Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren. Das ist natürlich einerseits aus Gründen des Baumschutzes und im Sinne einer naturschonenden Verkehrsinfrastrukturplanung genau der richtige Schritt und bedeutet auch weniger Versiegelung, nämlich kein Zuasphaltieren von weiteren kilometerlangen Flächen. Und es ist natürlich auch im Sinne der Ressourcenschonung ganz am Puls der Zeit, weil wir Vorhandenes weiternutzen, statt mehr Beton und mehr Asphalt zu produzieren. Diese 15 bis 20 Jahre zusätzliche Restnutzungsdauer der sanierten Nikolaibrücke der Westausfahrt geben uns außerdem die Jahrhundertchance, diesen Bereich komplett umzugestalten. Es liegen schon sehr hoffnungmachende Pläne von Studierenden einer Landschaftsplanungsfakultät vor. Die Idee ist, diesen Bereich komplett umzugestalten, eine naturnahe Grün- und Erholungsoase zu schaffen, den Wienfluss einzubinden und so diesen Bereich für zukünftige Generationen zu einem neuen Erholungsraum zu machen. Am Ende meiner Rede werde ich dazu einen Antrag einbringen. Ich möchte aber jetzt auch die Gelegenheit hier nutzen, zur verkehrsberuhigten Inneren Stadt zu sprechen. Wir als Fortschrittskoalition nehmen bekanntermaßen Klimaschutz, Klimaanpassung der Stadt, des öffentlichen Raumes und den Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität in Wien sehr ernst. Das zeigen wir anhand zahlreicher Vorhaben im Großen - die Klimaneutralität 2040 haben wir uns vorgenommen, mit den Schritten dort hin, unter anderem zum Beispiel eine riesen Photovoltaikoffensive und die Initiative "Raus aus Gas" - bis zum Kleinen, wie den zig geförderten Bezirksprojekten für kühle, begrünte Grätzlplätze. Die verkehrsberuhigte Innere Stadt ist ein besonders bedeutsames Projekt auf diesem Weg, weil sie einerseits bedeutet, dass die Emissionen reduziert werden und andererseits, dass die Aufenthaltsqualität für die Menschen enorm gesteigert wird. Die Innere Stadt ist keine reine Touristenattraktion. Es ist ein lebendiger Bezirk, in dem gelebt und gearbeitet wird. Deshalb war uns und auch den Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertretern im 1. Bezirk eine praxisgerechte Umsetzung sehr wichtig. Im 1. Bezirk hat sich eine Arbeitsgruppe aus Vertretern und Vertreterinnen von ÖVP, SPÖ, GRÜNEN und NEOS formiert und ein sehr wohlüberlegtes Modell ausgearbeitet. Es liegt die Machbarkeitsstudie vor, die ein Drittel weniger Autofahrten vorhersieht und ein Ende des Parkplatzsuchverkehrs. Das reduziert Emissionen und Verkehr und macht die Aufenthaltsqualität und die Sicherheit für alle, die aktiv zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sind, wesentlich besser. Deutlich weniger Autos an der Oberfläche bedeuten aber auch mehr Platz, um kühlen, begrünten öffentlichen Raum zu schaffen. Bei der Planung sehen wir uns ganz klar als Garanten für eine datenschutzkonforme Umsetzung. Wir haben das grundsätzliche Go von Datenschutzexperten bekommen und werden selbstverständlich auch bei den weiteren Planungs- und Umsetzungsschritten ganz genau auf den Datenschutz achten. Ich möchte mich an dieser Stelle bei den BezirksvertreterInnen der Inneren Stadt aller Fraktionen bedanken, die da mitgearbeitet haben, und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Magistrates, die ihr Gehirnschmalz da hineingesteckt haben. Das war ein Haufen Arbeit, viele Sitzungen, viele Diskussionen, viele Überlegungen, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es ist ein praxisgerechtes Konzept, das alle Interessengruppen im Blick hat, vor allem BewohnerInnen, BesucherInnen und Geschäftsleute. Was uns nun noch fehlt, ist die gesetzliche Grundlage. Daher hier auch meine Bitte an Bundesministerin Gewessler, die notwendige Ergänzung der StVO möglichst rasch umzusetzen (Zwischenruf bei den GRÜNEN.), damit die Innere Stadt schon bald aufatmen kann und ein schöner, ruhiger, begrünter Ort wird, wo sich alle wohlfühlen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Mit dieser StVO-Reform gäbe es diese Möglichkeit für alle Innenstädte. Vielleicht wird ja dann unser Modell der verkehrsberuhigten Inneren Stadt auch zum Vorbild für andere Städte in Österreich, internationale Vorbilder gibt es bereits. Diese StVO-Reform gäbe allen Städten in Österreich diese Möglichkeit, weil die Verkehrsberuhigung von Ortskernen und Innenstädten Lebensqualität für BewohnerInnen und BesucherInnen bringt, neue Impulse für die lokale Wirtschaft gibt und zu Klimaschutz und Klimaanpassung beiträgt. Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stark. Sie sind am Wort. GR Kilian Stark (GRÜNE): Danke schön, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und via Livestream! Ein Satz zu meiner Vorrednerin: Ich glaube, wie ernst Sie die Sache nehmen, kann man daran ablesen, dass Sie nichts weniger fordern, als dass wir uns in die Zeitmaschine in den Juni setzen, weil die von Ihnen geforderte StVO- Novelle haben wir bereits heute diskutiert. Die ist seit 1. Oktober in Kraft. Weiteres wird meine Kollegin nachher sagen. Ich möchte zum Poststück sprechen. Anders als die meisten hier im Raum kenne ich die Wiener Westausfahrt besser von unten als von oben, weil ich aus dem 14. Bezirk komme und der Wienfluss-Radweg unter dieser Brücke durchgeht. Wir reden da über eine autobahnähnliche Brücke, die sogenannte Nikolaibrücke, die in den 60er Jahren gebaut und eröffnet wurde. Zu dieser Zeit war noch geplant, dass man die Autobahn in die Innenstadt führt, dass man die Autobahn auch über große Stelzen weiterführt, über den Ortskern von Hütteldorf, über die Linzer Straße, über den Flötzersteig nach Ottakring beziehungsweise bis zum Gürtel. Die sogenannte Stelzenstraße wurde von der BürgerInneninitiative Flötzersteig dann zum Glück verhindert. Dieses ganze Westausfahrt-Westeinfahrt-Gebilde ist ein Überbleibsel dieser autozentrierten Planung aus den 60er Jahren und Ausdruck der Verkehrspolitik dieser 60er Jahre, als man gedacht hat, man fährt mit dem Auto bis vor den Stephansdom - was man heute übrigens immer noch kann. Zeit, das zu verändern. Was damals nicht im Mittelpunkt stand, waren der öffentliche Verkehr und schon gar nicht die aktive Mobilität. Radfahren und Zufußgehen galt damals als rückschrittlich und es sollte jeder mit dem Auto fahren. Jetzt ist diese Straße hin, das wissen wir nicht erst seit heute, das wissen wir seit einigen Jahren. Daher hat es eine Variantenuntersuchung der Brückenbauabteilung der Stadt Wien, der MA 29, gegeben. Die ist zum Schluss gekommen, dann diese in der Vergangenheit diskutierte Umlegung zu machen, weil es das Billigste und Lärmschonendste war. Sie haben sich jetzt dazu entschlossen, das nicht mehr zu machen, sondern 45 Millionen EUR in 15 Jahre weiteres Leben dieser Straße zu stecken, eine teure Lebenserhaltung. Ich stehe aber nicht hintan, zu sagen, dass das auch positive Effekte haben kann, und diese möchte ich nutzen. Das Erste aber vorweg: Aus dem 14. Bezirk kommend - das Projekt wurde ja auch im 14. Bezirk vorgestellt und ich habe das auch im Ausschuss gefragt -, ist mir besonders ein Thema wichtig, das Thema Lärmschutz. Da war dann die Aussage: Lärmschutz, na ja, haben wir bis jetzt noch nicht vorgesehen. Ich glaube, der Vertreter der MA 29 im Bezirk war ein Stück weit ehrlicher als Sie im Ausschuss. Er hat nämlich gesagt, Lärmschutz haben wir nicht geplant. Darum geht es mir da wirklich, die Interessen der lärmgeplagten Bevölkerung vor allem im 14. Bezirk - Wolfersberg, Bierhäuselberg, Satzberg, Hüttelberg - auch in den Blick zu nehmen. Wenn man jetzt diese 45 Millionen in die Hand nimmt und das saniert, dann möchte ich, dass die Bevölkerung nicht weitere 15 Jahre auf den Lärmschutz warten muss, sondern dass man die gleich mitnimmt. Vielleicht gibt es da auch ein bisschen mehr zu investieren, das kann sein. Ich glaube aber, es kann nicht sein, dass man weiterer 15 Jahre eine nicht lärmgeschützte Hochstraße hat. Denn welchen Effekt hat das? Diese Straße ist über allen Gebäuden, über jedem Baum, über allen Barrieren, die einem Lärm im Weg sein können, und dieser breitet sich dementsprechend ungehemmt aus. Deshalb unser Antrag: Einen Lärmschutz für die Westausfahrt, und zwar jetzt gleich mit dem Sanierungsprojekt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der zweite Antrag soll Sie auch beim Wort nehmen, weil, wie gesagt, es kann ja durch diese Verzögerung auch etwas Positives herauskommen. Ich sage das ganz offen: Meine Befürchtung ist, dass da einfach weitere 15 Jahre Zeit gekauft werden, um viel Geld, um 3 Millionen EUR pro Jahr - 3 Millionen EUR pro Jahr -, nur damit diese Straße erhalten bleibt und die Verantwortung an den nächsten Stadtrat, an die nächste Stadträtin weitergeschoben wird. Ich möchte Sie aber gerne beim Wort nehmen und ich möchte, dass die Stadt Wien diese Chance ernst nimmt. Wenn wir jetzt diese weiteren 15 Jahre Lebensdauer kaufen, dann soll ja in 15 Jahren der Verkehr in Wien schon ganz anders ausschauen. Wenn es nach Ihren Plänen geht, wenn es nach den Klimaschutzzielen geht, zu denen wir uns in Paris verpflichtet haben, natürlich auch, wenn es nach uns geht. Bereits in 8 Jahren sollen dort an dieser Stelle nur noch halb so viele Autos fahren. Warum ist es genau an dieser Stelle besonders richtig? - Die Ziele der Stadt Wien sehen vor, dass der stadtgrenzenübergreifende Verkehr, und die Stadtgrenze ist dort unmittelbar, bis in 8 Jahren halbiert werden soll. Das heißt, in 15 Jahren sollten wir natürlich schon wesentlich weiter sein. Da reden wir wahrscheinlich eher von minus 60, minus 70 Prozent, und genau diese Hoffnung und diese Zuversicht sollten wir als Stadt Wien in die Neuplanungen mitnehmen. Am endgültigen Ende der Lebensdauer wird der Verkehr ganz anders ausschauen, und dementsprechend rufen wir Sie auf, nicht nur die mikroklimatische Situation in den Blick zu nehmen, sondern auch den Klimaschutz, dass dort weniger Autos fahren werden, das heißt, weniger Spuren für die Neuplanung. Zeigen Sie uns, dass Sie es wirklich ernst meinen mit der Neuplanung, und stimmen Sie dem Antrag zu. Ich würde mich sehr freuen, wenn diese Chance wirklich genutzt wird, für ein besseres Mikroklima, für ein besseres Stadtklima und vor allem für den Klimaschutz, weniger Verkehr in Wien. In diesem Sinne, bitte um Zustimmung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke schön. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Valentin. Sie sind am Wort. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Irgendwo habe ich einmal gelesen, gehört oder es ist Gemeingut, woher immer Sie es ableiten wollen: Gescheite Menschen machen einen Fehler nicht zwei Mal. Vielleicht ist das nicht nur auf Einzelindividuen anzuwenden, sondern auch von Gruppen zu erwarten, so sie gescheit sind natürlich. Wir haben hier heute ein Geschäftsstück liegen, wo nachweislich planerisch massiv Fehler gemacht worden sind. Vor Jahren bereits war die Lebensdauer der Brückenbauwerke der Straßenkonstruktion der Westeinfahrt klar ersichtlich und deshalb ist man in die Fachabteilungen, zu den PlanungsstadträtInnen gegangen und hat gesagt, da muss man etwas machen. Anstatt die Chance in die Hand zu nehmen und zu sagen, da machen wir etwas gänzlich Neues, da machen wir etwas, was die Menschen nicht zu sehr belastet, ist Folgendes passiert: Es ist ein Projekt herausgekommen, das dann kurz nach der Übernahme des Ressorts durch Frau StRin Sima gezeigt hat, dass die Ausfahrt aus Wien auf die Seite des 13. Bezirkes verlegt worden wäre, in einen Bereich, wo es zu einem Baummassaker gekommen wäre. Sie müssen sich das so vorstellen, dass dann eine Planungsstadträtin mit der Grünsense dort durch die Wälder hirscht und über 500 Bäume niedermäht (GRin Mag. Heidemarie Sequenz: Wie in Hirschstetten!), und gleichzeitig entlastet man eine Industriebrache auf der anderen Seite. Was wir jetzt haben, ist der Baustopp ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Darf ich Sie kurz unterbrechen, Herr Gemeinderat? - Der Geräuschpegel ist sehr hoch im Gemeinderatssitzungssaal, der Herr Gemeinderat ist schwer zu verstehen. Ich weiß, die Zeit ist schon fortgeschritten, aber ich würde Sie bitten, Ihre Gespräche entweder außerhalb des Sitzungssaales zu verlegen oder sie einzustellen. Vielen Dank. - Bitte, Herr Gemeinderat. GR Erich Valentin (fortsetzend): Danke, Frau Vorsitzende. Das gibt mir noch einmal die Chance, das Bild, das ich vor Augen hatte, noch einmal vor meinem geistigen Auge zu projizieren. Eine Planungsstadträtin oder PlanungsstadträtInnen, die mit der Grünsense durch den 13. Bezirk hirschen, zwischen 13. Bezirk und Wienufer, und einen Baum nach dem anderen niedermähen. (Heiterkeit bei und Beifall von GR Mag. Josef Taucher. - StR Peter Kraus, BSc: Das gefällt dem Joe, sonst niemandem! - GR Mag. Josef Taucher: Mir doppelt! - Heiterkeit bei der SPÖ und GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Herr Kollege, lassen Sie es (erheitert) einmal sickern, es freunden sich immer mehr mit dem Bild an. (Zwischenruf von GR Kilian Stark.) Nein, was wir jetzt als Chance haben, und deshalb finde ich Ihre Anmerkungen etwas verwegen, mit der Vergangenheit, mit dem Background. Wir sagen jetzt, wir ertüchtigen jetzt das alte Bauwerk, soweit das geht, das sind dann 12 bis 15 Jahre, es war auch zu kurzfristig, statt dem alten Projekt ein neues aufzusetzen, und um das geht es jetzt. (StR Peter Kraus, BSc: Genau!) Das diskutieren wir jetzt. Deshalb finde ich alles, was gesagt worden ist, sehr schön. Ich glaube, man kann kollektiv lernen. Nur, kollektiv lernen hätte auch Ihnen gar nicht so schlecht angestanden. Wenn Sie sagen, na, da haben wir halt von den tausenden Malen, die wir, die GRÜNEN, in der Regierung Richtiges gemacht haben, einmal daneben gehaut, denn Bäume niedermähen, ist nicht gerade das Gescheiteste. (GR Mag. Josef Taucher: Nein, das gibt es nicht! Bei den moralisch überheblichen GRÜNEN gibt es das nicht!) Okay, das ist aber gegessen, Ulli Sima hat erfreulicherweise die Notbremse gezogen. Die Menschen im 13. Bezirk, die Bürgerinitiative, alle, die ein Interesse an einer Wiental-Entwicklung haben, haben aufgeatmet, und das ist gut so, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Sehen Sie, Herr Stadtrat, es wird schon besser, wir steigern uns schon, es wird schon besser mit dem Applaus, wir steigern uns schon. (Zwischenruf von StR Peter Kraus, BSc.) Also haben Sie nicht aufgepasst. Warum fange ich jetzt an, über das zu sprechen, was Kollegin Pipal-Leixner gesagt hat? Wir stehen wieder vor so einer Entscheidung, eine Entscheidung, wo wir im 1. Bezirk das gemacht haben, das alle Parteien hier im Haus vor sich hertragen: Transparenz, Demokratie, Einbindung aller Stakeholder, 85 Prozent der Mitglieder der Bezirksvertretung haben sich für das Projekt ausgesprochen - auch Ihre Bezirks-GRÜNEN! -, und da hat mich jetzt ein bisschen verunsichert, was Kollege Stark Kollegin Pipal-Leixner gesagt hat. Er hat zu Kollegin Pipal-Leixner gesagt: Sie sind zu spät gekommen, das wäre schon in der 33. Novelle sinnvoll gewesen und das wird es offensichtlich nicht mehr spielen. Und da habe ich jetzt die große Angst, dass wieder eine Fehlentscheidung dazu führt, dass Wienerinnen und Wiener unter mangelnder Regierungskompetenz, diesmal Ihrer Umweltministerin, zu leiden haben werden, wenn das so stimmt. (Zwischenrufe von sowie Kopfschütteln und Heiterkeit bei GR Kilian Stark.) Frau Sequenz, ich höre dann auf zu reden und warte ab, was Sie über den 1. Bezirk sagen werden. Wenn Sie sagen, das ist eine gescheite Sache, nachdem die Stadt Wien und der Bezirk alle Hausaufgaben gemacht haben, Machbarkeitsstudie liegt auf, wird im November dem Bezirk übergeben, der Hauptbeauftragender ist, dann natürlich auch öffentlich gemacht in allen Details. Die Gutachter, die der Städtebund und Frau Gewessler nominiert haben ... (GRin Dr. Jennifer Kickert: Géwessler!) Ja, das habe ich gesagt. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Géwessler!) Ja, das habe ich gesagt. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Nein, du hast die zweite Silbe ...) Ich habe sie falsch betont? Kollegin Kickert, glaubst du, lohnt es sich noch, den Namen richtig aussprechen zu lernen? (Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Okay, gut, aber ich nehme zur Kenntnis, es heißt Gewéssler. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Géwessler!) Okay, wie auch immer, wir wissen, wovon wir reden. (Ruf bei den GRÜNEN: Ja, rede weiter!) Ich höre keinen Unterschied. Mag sein, wie's sei. Jedenfalls sagen wir so: Wenn Sie glauben, dass die Frau Bundesministerin die Novelle der Straßenverkehrsordnung auf den Weg schickt, so wie es sich auch Graz und Innsbruck und Wien wünschen, dann sind wir alle glücklich und zufrieden. Tatsache ist, dass dieses Projekt über 30 Prozent der Einfahrten wird reduzieren können. (GR Mag. Josef Taucher: Das ist ehrliche Politik!) Tatsache ist, dass, wie auch Traffix festgestellt hat, der Effekt noch wesentlich größer sein wird, weil der Parkplatzsuchverkehr nicht mehr eintreten wird. Und Tatsache ist, meine Damen und Herren, dass wir rund 20 Prozent der Flächen für die Bürgerinnen und Bürger des 1. Bezirkes für ihre Nutzung bekommen werden. So, und hier möchte ich aufhören, weil ich hoffe, dass Frau Sequenz, wenn sie jetzt herauskommt, nachdem Herr Stark dazu nicht gesprochen hat, sagen wird, dass wir natürlich damit rechnen können, dass die GRÜNEN Seite an Seite mit den anderen Fraktionen - so wie auch die Kolleginnen und Kollegen Ihrer Fraktion im Bezirk - dafür kämpfen werden, dass der 1. Bezirk schöner wird, klimafit wird und dass die Aufenthaltsqualität im 1. Bezirk eine bessere werden wird. Deshalb bringe ich den Antrag ein, mit dem wir darum ersuchen, was in der 33. Novelle nicht geschehen ist. Da hat die Frau Bundesministerin gesagt, dass sie noch auf das Gutachten wartet. Das Gutachten ist jetzt klar da, ein Gutachten, ich sage es noch einmal, das die Frau Bundesministerin selber in Auftrag gegeben hat. Sie hat den Gutachter mitausgesucht - Wien hat ihn sich nicht ausgesucht -, der Städtebund und die Frau Bundesministerin haben ihn ausgesucht. Das heißt, um nur ja nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, wir hätten irgendetwas beeinflussen können. Jetzt liegt das Gutachten vor, und wir sagen jetzt, springen Sie über Ihren Schatten und sagen Sie ein Okay zu einem Projekt, das den Bürgerinnen und Bürgern ein großes Anliegen ist. Sie werden es auch Ihren Kolleginnen und Kollegen im 1. Bezirk sagen müssen, die jetzt eineinhalb Jahre da mitgearbeitet haben. Es war wirklich eine aufrecht wertschätzende Arbeit, eine Arbeit, die ich begleiten durfte, bei der ich sehr, sehr viele hervorragende BezirksvertreterInnen von allen Fraktionen kennen gelernt habe, die sich redlich bemüht haben und die gemeinsam mit Fachleuten, die nicht von uns dominiert worden sind, sondern von außen gekommen sind, einen Modus gefunden haben, wie man tatsächlich im 1. Bezirk helfen kann, und etwas vorgeschlagen haben, wo Wien auch wegen der Größe Geschichte machen könnte, weil es wirklich ein hervorragendes Projekt ist. In diesem Sinne lade ich Sie ein, das meine ich jetzt wirklich ernst - Sie glauben es mir nicht, oder (StR Peter Kraus, BSc: Oh ja, das kommt!), Sie glauben es mir, gut, dann sind wir schon zwei dann, die daran glauben -, da mitzugehen und die Frau Bundesministerin zu überzeugen, dass wir jetzt alles erfüllt haben, was sie sich auch an Überprüfungen gewünscht hat. (StR Peter Kraus, BSc: Das liegt nicht an der Bundesministerin!) Vielleicht können wir die nächsten Tage und Wochen damit verbringen, dass wir sagen, die 33. Novelle ist vorbei, wie es Kollege Stark gesagt hat, die 34. Novelle ist ante portas, weil es einige andere Dinge auch zu machen gilt, lassen wir es jetzt in die 34. Novelle einfließen, und ich hoffe, dass wir mit Ihnen einen Partner haben, genauso wie im Bezirk, der an unserer Seite dafür kämpft. Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist GRin Sequenz gemeldet. Sie sind am Wort. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Werte ZuseherInnen via Livestream! Ich zerstöre hier sehr ungern Ihre Bilder einer sensenschwingenden Stadträtin, die im Westen von Wien ein Baummassaker verursacht. Ich weiß, wie man so etwas anrichtet, da ist schwereres Gerät notwendig. Ich habe das mit eigenen Augen in Hirschstetten mitverfolgen müssen, wo über 300 Bäume sozusagen hingerichtet wurden. Ich weiß, wovon ich spreche. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Die Vassilakou war das!) Gut, aber zu unserem Antrag: Ich werde hier nicht zur Westausfahrt sprechen (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Natürlich nicht!), sondern vor einigen Tagen präsentierten ein Mitglied der Wiener Stadtregierung und auch Mitglieder des Wiener Gemeinderates eine Machbarkeitsstudie über eine kameraunterstützte Einfahrtskontrolle in die Innere Stadt. Das passierte im Rahmen einer Pressekonferenz, es war bereits der zweite Anlauf. Wie Sie sich erinnern, war eine solche Pressekonferenz bereits im Juni geplant, diese wurde dann über Nacht abgesagt - das war schon ziemlich spooky -, nachdem Medien ein Zwischenergebnis dieser uns damals nicht bekannten Studie veröffentlichten. Unser Antrag wird die zuständige Stadträtin auffordern, die mit öffentlichen Geldern finanzierte Studie - und zwar die gesamte Studie - auf die Website der Stadt Wien zu stellen und diese auch im Ausschuss präsentieren zu lassen, im Sinne der Transparenz. Das wird besonders die NEOS freuen, nehme ich einmal an. Wir kennen ja leider nur eine Handvoll Folien aus den Medien. Leider ist so ein Antrag in Wien halt noch immer notwendig, weil solche Studien den Weg in die Öffentlichkeit oft nicht finden. Wir wissen auch nicht, was diese Studie gekostet hat. Es werden einige zig Tausend Euro kolportiert, aber das werden wir ja dann auch erfahren, wenn die Studie online gestellt wird. Ein weiterer Grund, warum wir uns diese Studie genauer anschauen und genau analysieren wollen, sind die Zahlen. Im Juni, in der in den Medien veröffentlichten Studie wurde von einer Reduktion der Einfahrten um 14 Prozent gesprochen, also eine Reduktion von 14 Prozent. 3 Monate später, in der jetzt veröffentlichten Studie sind das 30 Prozent, also mehr als eine Verdoppelung. Herr Valentin hat gerade von noch mehr gesprochen, mehr als 30 Prozent, also offensichtlich verbessern sich die Zahlen hier stündlich. Das würden wir uns ganz gerne genau anschauen. Das Zweite: Auch die Investitionskosten haben sich, ich würde einmal sagen, markant verändert. War in dieser Zwischenergebnisstudie im Sommer noch von 18 Millionen EUR Kosten die Rede, so reduzierte sich das jetzt um fast 5 Millionen auf 13 Millionen EUR. Diese sich so plötzlich geänderten Zahlen zur Verkehrsentlastung der Inneren Stadt und die Investitionskosten machen natürlich diese Studie besonders interessant. Die Stadtregierung fordert hier mit einem Antrag die Klimaministerin auf, in der 33. StVO-Novelle diese Änderungen einzuarbeiten. Die tritt am 1. Oktober in Kraft, das wissen wir alle. Wir alle, oder alle, die sich politisch interessieren, wissen, wenn es diese kameraunterstützte Einfahrtskontrolle geben soll, dann braucht es eine StVO-Novelle. Diese Message ist auch bei der Frau Ministerin angekommen und das wird auch sicher in die 34. StVO-Novelle miteingearbeitet und miteinbetrachtet und mitverhandelt. Ja, nochmals der Antrag, den wir hier einbringen: Diese Machbarkeitsstudie, die letzte Woche veröffentlicht wurde, bitte auf der Website der Stadt Wien zu veröffentlichen und sie im Ausschuss zu präsentieren. Es wäre wegen der Transparenz. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Bevor ich GR Valentin zum zweiten Mal das Wort erteile, gebe ich zu Protokoll, dass GRin Otero Garcia seit 18.10 Uhr wieder anwesend ist. Herr GR Valentin, Sie sind mit einer Restredezeit von zehn Minuten am Wort. GR Erich Valentin (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Ich habe meiner Landesparteisekretärin versprochen, nicht über drei Minuten zu sprechen, und vor meiner Landesparteisekretärin habe ich Respekt. Ich werde es einhalten. - Jetzt hört sie mir nicht zu! (StR Peter Kraus, BSc: Was passiert, wenn's mehr sind?) Das willst du gar nicht wissen, das willst du nicht wissen. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Nein, ganz ernsthaft, wir haben im Frühsommer keine Pressekonferenz angekündigt gehabt, die war auch nicht avisiert und hat auch deshalb nicht stattgefunden, weil Kollegin Sequenz das gesagt hat. (GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM: Richtig!) Es war keine Pressekonferenz angekündigt, Punkt 1. Punkt 2, die Studie wird endgültig fertig und den Auftraggebern übergeben, das ist der 1. Bezirk, und wir sind als Stadt Wien Minimitauftraggeber. Im November gibt es einen Termin und dann wird sie natürlich öffentlich gemacht. Es wird den Auftraggeber geben. Das Zweite ist, es hat offensichtlich irgendwo in einem Bereich eine Indiskretion gegeben und Teile einer halbfertigen Studie sind rausgegangen. Das ist unangenehm. Ich bin nicht der investigative Ermittlungschef, ich weiß nicht, wer es war. Tatsächlich waren es falsche Zahlen und auch Prof. Dr. Käfer, der Gutachtennehmer Traffix, hat mitgeteilt, welche Informationen zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung standen, auch noch nicht geliefert waren. Damit erklärt sich einiges. Was ich gemeint habe: Kollegin Sequenz hat ein bisschen lächelnd gemeint, beim Valentin werden beim Zuschauen schon die Zahlen größer, ich zitiere hoffentlich nicht ganz falsch. Ich habe davon gesprochen, dass die Studie sprechen wird und gesprochen hat von Einfahrten in den 1. Bezirk. Ich habe gesagt, es kann etwa nicht berechnet werden, auch von Käfer nicht, von Traffix nicht, was das an Suchverkehrserregungen dann weiter verursacht. Denn jemand, der in den 1. Bezirk eingefahren ist und Parkplatz gesucht hat, ist ja nicht nur ein Mal gefahren, sondern ist drei Mal, vier Mal um einen Häuserblock gefahren. Das kann man nicht berechnen, ist aber im Empfinden der Menschen natürlich da, und deshalb ist es um vieles besser noch als diese 30 Prozent. Also noch einmal, es hat keine Ankündigung gegeben, die Studie war zu dem Zeitpunkt, als sie in den Medien war, nicht einmal noch halbfertig. Deshalb ist sie auch mit November dieses Jahres terminisiert worden und nicht davor. Und ja, das ist unangenehm, aber es ist nachweislich, dass es anderes Datenmaterial war und vor allem das Datenmaterial nicht vorlag. In diesem Sinne, ich habe zwei Minuten gebraucht. Kollegin Novak, ich hoffe, ich habe deinen Erwartungen entsprochen. Noch einmal die Einladung, in dieser Frage endlich an einem Strang zu ziehen, im Sinne der Bevölkerung und tatsächlich: Wenn dann die Auftraggeber die Studie erhalten haben, steht natürlich nichts im Wege, sie auch zu diskutieren. Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 14. Alle, die der Postnummer 14 zustimmen, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen die Stimmen der GRÜNEN mehrheitlich angenommen. Es liegen eine Zahl von Beschlussanträgen vor. Beschlussantrag der SPÖ und NEOS betreffend Westausfahrt, klimafittes Wiental statt Baummassaker. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Ist mit Stimmen von ÖVP, NEOS und SPÖ mehrheitlich angenommen. Antrag der GRÜNEN betreffend Lärmschutz für die Westausfahrt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Ist mit Stimmen der ÖVP und GRÜNEN gegen FPÖ, GR Kieslich, SPÖ, NEOS, und somit abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend klimafitte Planung für die Westausfahrt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind die GRÜNEN alleine, hat nicht die ausreichende Mehrheit und ist somit abgelehnt. Antrag von SPÖ und NEOS betreffend umgehende Novellierung der StVO für das Zukunftsprojekt verkehrsberuhigte Innenstadt dringend notwendig. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, NEOS, SPÖ mehrheitlich gegen die Stimmen von FPÖ, GR Kieslich und der GRÜNEN angenommen. Antrag der GRÜNEN betreffend Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie zur kameraüberwachten Einfahrt in die Innenstadt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP und der GRÜNEN in der Minderheit und ist somit abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 7 der Tagesordnung. Sie betrifft den Abschluss des Vertrags gemäß § 1a der Bauordnung für Wien über die Errichtung von Infrastruktur sowie die Umsetzung von sonstigen Maßnahmen samt Leistung von Kostenbeiträgen sowie die Einräumung von Dienstbarkeiten zu Gunsten der Stadt Wien im Zusammenhang mit dem Projekt Wien 2., Obere Donaustraße 23-29. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler: Ich bitte um Zustimmung Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Herzlichen Dank. Bevor ich Herrn GR Prack das Wort erteile, gebe ich zu Protokoll, dass Herr GR Ornig ab sofort entschuldigt ist. Herr Gemeinderat, Sie haben das Wort. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Danke schön, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Mit dem vorliegenden Geschäftsstück beschließen wir einen städtebaulichen Vertrag zum sogenannten Leopoldquartier. Was ist der Inhalt dieses Vertrages? Mit den privaten ProjektbetreiberInnen wird vereinbart, dass ein Kindergarten mit mindestens 6 Gruppen errichtet wird, dass Qualitätsverbesserungen im Wert von 242.000 EUR für den Wilhelm-Kienzl-Park und den Wettsteinpark finanziert werden, dass Umbauarbeiten mit Fokus auf Baumpflanzungen im Wert von 470.000 EUR in der Oberen Donaustraße finanziert werden. Zudem wird vereinbart, dass das Ergebnis des städtebaulichen Vertrages Grundlage des Planungskonzepts wird, und vereinbart wird auch, dass öffentliche Durchgänge durch die Projektfläche, ein alternatives Mobilitätskonzept und grüne Infrastruktur auf der Projektfläche umgesetzt werden. Warum erwähne ich diese Details? Nun, es gibt zwei Gründe. Erstens, es ist nicht selbstverständlich, dass solche Vereinbarungen rechtlich verbindlich und für den Gemeinderat einsehbar getroffen werden. Zweitens werden die Vertragsinhalte durch die Veröffentlichung meiner Rede auf der Website der Stadt Wien auch zugänglich gemacht werden. Denn die städtebaulichen Verträge werden nicht automatisch auf der Website der Stadt Wien veröffentlicht, wie man das vielleicht meinen würde. Diese eingeschränkte Transparenz ist ein Makel am städtebaulichen Vertrag, sehr geehrte Damen und Herren. Dieser Makel sollte behoben werden, weil der städtebauliche Vertrag grundsätzlich ein Riesenfortschritt ist, und es sollte sich nicht an diesem kleinen Makel dauernd die Kritik entspinnen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der städtebauliche Vertrag ist mit der Bauordnungsnovelle von 2014 geschaffen worden, und er schafft eben die Möglichkeit, privatrechtliche Vereinbarungen über Leistungspflichten mit ProjektwerberInnen abzuschließen. Das ist aus mehreren Gründen positiv. Erstens wird durch diese Leistungsverpflichtungen ein Mehrwert für die Allgemeinheit geschaffen. Wir haben es gerade gehört, zum Beispiel die Errichtung eines Kindergartens. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, denn wenn für BetreiberInnen so eines Projektes Gewinne entstehen, dann sollen sie dafür auch etwas zu leisten haben. Es war aber nicht selbstverständlich, bis 2014 hatten wir in Wien kein solches Instrument. Gut, dass wir das jetzt haben, sehr geehrte Damen und Herren, gut, dass wir das umgesetzt haben. Zweitens ist der städtebauliche Vertrag ein Instrument gegen intransparente und unverbindliche Nebenabsprachen bei Bauprojekten. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das haben wir bei ... gesehen! Das hat super funktioniert!) Damit werden Vereinbarungen bei Bauprojekten in einen formellen, privatrechtlichen Vertragsprozess übergeführt. Es werden verbindliche Vereinbarungen vorgesehen, und diese Vereinbarungen werden dem Gemeinderat gegenüber veröffentlicht. Das schiebt Mauschelei, zwielichtigen Gegengeschäften und Korruption bei solchen Vereinbarungen einen Riegel vor und es schafft rechtliche Verbindlichkeit, die wir bisher nicht gehabt haben. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie glauben an das Christkind!) Bleibt der zweite Punkt, die Transparenz. Grundsätzlich sind auch städtebauliche Verträge öffentlich zugänglich, sie werden in öffentlicher Sitzung verhandelt und sie müssen deshalb nach der Beschlussfassung auch im Wiener Stadt- und Landesarchiv öffentlich zugänglich gemacht werden. Die bisherigen städtebaulichen Verträge wurden allerdings nur zum Teil auf der Website der Stadt veröffentlicht. Argumentiert wurde das immer damit, dass nicht alle VertragspartnerInnen einer Veröffentlichung zugestimmt hätten. Wir sind der Meinung, diese Verträge zwischen Stadt Wien und ProjektbetreiberInnen sind für die kritische Öffentlichkeit von hoher Relevanz. Transparenz ist das Gegengift zu Mauschelei und Freunderlwirtschaft, und diese Transparenz sollten wir sicherstellen, sehr geehrte Damen und Herren, und zwar so einfach wie möglich, das heißt, über die Website und nicht über den Gang ins Stadtarchiv. Deshalb bringe ich den folgenden Antrag ein: Die Veröffentlichung der städtebaulichen Verträge auf der Website der Stadt Wien möge zur standardmäßigen Vertragsklausel dieser Verträge gemacht werden. Das kann die Stadt selbst entscheiden, und deshalb sollte sie es auch machen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Daher kommen wir zur Abstimmung der Postnummer 7. Wer da zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der SPÖ, NEOS und GRÜNEN mehrstimmig gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich so angenommen. Es liegt ein Beschlussantrag der GRÜNEN betreffend Transparenz von städtebaulichen Verträgen vor. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN die Minderheit und ist damit abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 1 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Auslandsösterreicher- Fonds. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, GRin Ludwig-Faymann, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Sie sind am Wort, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Geschäftsstück liegen ja heute eine Reihe von Anträgen vor, und so bringen auch wir einige Anträge ein, die damit entfernt zu tun haben. Denn was wir im Moment an den österreichischen Grenzen wahrnehmen müssen, sind Situationen, die jeder Beschreibung spotten. Das sind Situationen, die das Horror- und Katastrophenjahr 2015 in den Schatten stellen. Und das sind Situationen, wo wir jetzt sehen, dass wieder hunderttausende Araber, Afrikaner, Menschen aus Ländern, die uns kulturell sehr fern sind, Menschen aus Ländern, in denen es keine Fluchtgründe gibt, Menschen, die in Wahrheit illegale Einwanderer sind, unter dem Deckmantel des Asyls unsere Grenzen überrennen. Wir haben wieder einen ÖVP-Innenminister, der dieses Treiben nicht nur duldet, der zusieht und auf der anderen Seite eine politische Linke, die es in Wien auch noch fördert, und da machen wir nicht mit, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wir bringen deswegen heute eine Reihe von Anträgen ein, die dieser illegalen Zuwanderung endlich einen Riegel vorschieben sollen. Wir bringen den Antrag ein, dass endlich Familienzusammenführung für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte beendet werden muss. Es ist ein absolut untragbarer Zustand, dass ein Asylant, der einen Aufenthaltstitel bekommt, in der nächsten Sekunde seine zehnköpfige Familie nachführen kann. Wir bringen einen Antrag ein zu einem Thema, das gestern ja auch von einer ÖVP-Mandatarin prominent in den Medien diskutiert wurde, nämlich ein Annahmeverbot bei Asylanträgen. Dieser Antrag ist deswegen so wichtig, weil es da darum geht, Glaubwürdigkeit zu zeigen, weil es da darum geht, klar Position zu bekennen. Will man, dass in Zukunft noch mehr Menschen um Asyl ansuchen können, oder möchte man dem Ganzen einen Riegel vorschieben, und möchte man ehrlich dafür sorgen, dass dieses Recht jetzt einmal ausgesetzt werden muss? Weil es so wichtig ist, da Glaubwürdigkeit zu zeigen, und weil es so wichtig ist, zu zeigen, ob man unsere Grenzen schützen möchte, ob man unsere nationale Identität erhalten möchte, oder ob man nur politisches Kleingeld schlagen möchte, was ja wirklich schade wäre, ersuche ich, bei diesem Antrag bezüglich Annahmeverbot bei Asylanträgen auch eine namentliche Abstimmung durchzuführen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es liegt auch ein Antrag von allen Fraktionen vor, der sich mit der schrecklichen Situation im Iran im Moment auseinandersetzt, wo wir die Situation haben, dass viele mutige Iranerinnen auf die Straße demonstrieren gehen, Proteste einleiten, um dort gegen die Diktatur der Mullahs, gegen die Islamisten und gegen das Diktat des radikalen Islams auf die Straße zu gehen. Ich sage, dieser Antrag ist gut, aber dieser Antrag geht natürlich nicht weit genug, denn wir müssen auch hier in Wien und hier in Österreich, wo wir zuständig sind, dafür sorgen, dass das Kopftuch als Symbol des politischen Islams im öffentlichen Raum in Österreich verboten wird, dort, wo es die Möglichkeit dazu gibt, denn dieses Symbol der Unterdrückung der Frauen, das brauchen wir nicht in unseren Schulen, das brauchen wir nicht in unseren öffentlichen Einrichtungen, und das müssen wir politisch verbieten, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Denn da darf es keine Lippenbekenntnisse geben, wo man sagt, ja, die Frauen im Iran sind mutig, aber in Österreich schauen wir bei dieser Islamisierung, die vonstattengeht, einfach nur zu. In Österreich, da machen wir nichts. Nein, wir bringen hier Anträge ein, die natürlich ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und sonstiges Personal öffentlicher und nichtöffentlicher Bildungseinrichtungen einfordern, weil es nicht sein kann, dass kleine Mädchen schon quasi vorgelebt bekommen in Schulen, dass es in Österreich normal wäre, ein Kopftuch zu tragen. Wir bringen einen Antrag ein, der ein Kopftuchverbot in allen elementaren Bildungseinrichtungen vorsieht, weil es ja selbstverständlich sein sollte, dass Frauen keinem Druck ausgesetzt sind und vielleicht gezwungen werden, ein Kopftuch in unseren Schulen zu tragen. (GR Nikolaus Kunrath: Das darf nicht der Fall sein!) Und wir bringen auch einen Antrag ein, der ein Kopftuchverbot für öffentliche Bedienstete mit Parteienverkehr fordert, weil es auch nicht sein kann, dass vielleicht Frauen, die aus dem Iran geflüchtet sind, dann in Österreich auf ein Amt kommen und einen Antrag stellen müssen, sich mit Frauen konfrontiert sehen, die auch wieder ein Kopftuch tragen und hier quasi dieses traumatische Element dann auch bei österreichischen Behörden wahrnehmen müssen. Das darf nicht der Fall sein. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es ist aber natürlich auch wichtig, dass es endlich ein Burkiniverbot in öffentlichen Bädern gibt. Ob es im Winter überhaupt noch Thermen geben wird, wissen wir nicht, denn Sie haben es ja mit Ihrer absurden Politik so weit geschafft, dass die meisten Schwimmbäder an der Pleite stehen und ihre Bäder nicht mehr beheizen können. Falls es aber im nächsten Jahr noch Schwimmbäder gibt, die aufsperren dürfen, dann ist es wichtig, dass es dort ein Burkiniverbot gibt, dass auch andere Badeteilnehmer nicht davon belästigt werden, dass da manche, die sich nicht anpassen wollen, mit ihren unhygienischen Kleidungsstücken für Unbehagen sorgen. Das ist ein wichtiger Antrag, und ich ersuche um Zustimmung, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) All diese Dinge sind natürlich im Integrationsbereich extrem wichtig. Wenn wir uns die Zahlen aus 2022 ansehen, wo es allein 56.000 Asylanträge bis dato gegeben hat, 56.000 Asylanträge von Menschen aus Afghanistan, aus Syrien, aus Indien, aus Pakistan, Menschen, die keine Fluchtgründe nach Österreich haben, Menschen, die da auch keine Kapazitäten vorfinden, wie wir sehen. Mittlerweile gibt es nicht einmal mehr genug Zelte. Da müssen wir natürlich klar einen Riegel vorschieben und sagen, nein, diese illegale Einwanderung unter dem Deckmantel des Asyls von Menschen, die laut Studien des OIF ja oftmals nicht einmal lesen und schreiben können, keine Ahnung von unserer Kultur haben, nicht integrationswillig sind, diese falsche, diese illegale Zuwanderung wollen wir in Wien nicht, wollen wir in Österreich nicht, und damit legen wir heute auch ein klares Bekenntnis ab. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich. - StR Peter Kraus, BSc: Es geht um Österreicher im Ausland, nicht um Ausländer in Österreich! - Ruf bei den GRÜNEN: Die Vorsitzende ist eh großzügig!) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos. Sie sind am Wort GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Danke, Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher und Zuseherinnen vor den Bildschirmen! Bevor ich auf das Poststück zu sprechen komme und vor allen Dingen auch zwei Anträge einbringe, möchte ich allerdings eines gleich vorweg sagen, und das in aller Deutlichkeit. Ich finde es wirklich mehr als nur stillos, und das ist wirklich nur diplomatisch ausgedrückt, wenn die FPÖ mit ihren zahlreichen Anträgen zum Kopftuchverbot die aktuellen Proteste im Iran für ihr eigenes politisches Kleingeld ausnützt. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN. - StR Dominik Nepp, MA: Ihnen sind die Frauen egal!) Nämlich indem sie etwas fordert, das von der Intention her exakt dasselbe ausdrückt, wogegen die Menschen im Iran gerade eben auch ankämpfen, ihr Leben riskieren, ihr Leben teilweise gelassen haben, weil man Frauen auftragen will, was sie zu tragen haben oder was sie nicht zu tragen haben. Das zeugt von einer schier unglaublichen Doppelbödigkeit, die nicht nur schäbig ist, sondern wiederum noch einmal ganz klar Zeugnis darüber ablegt, dass Sie alles Mögliche tun, aber dass sie ganz sicherlich keine ehrliche und vor allen Dingen keine seriöse Politik betreiben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich weiß, es ist schon einigermaßen spät, aber es ist mir ein großes Anliegen, und ich glaube, so geht es auch meinen Nachrednern und meinen Nachrednerinnen, hier auf jeden Fall auch noch einmal über die internationalen Geschehnisse, die sich derzeit in vielen Regionen dieser Erde zutragen, zu sprechen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Meinen Sie das ernst?) Zunächst aber zum Poststück: Der Auslandsösterreicher-Weltbund, der hier zur Abstimmung gelangt, soll den im Ausland lebenden Österreichern und Österreicherinnen vor allem die Erhaltung der Bindung zu Österreich im Ausland sowie die Pflege österreichischen Kulturgutsbewusstseins aufrechterhalten und fördern. Das Ausland, das ist auch mein Stichwort. Wir haben nicht nur die Verantwortung, Österreicherinnen und Österreicher im Ausland so gut es geht auf vielerlei Art zu unterstützen. Wir haben vor allen Dingen auch die Verantwortung, ganz klar Stellung zu beziehen und Haltung zu zeigen, wenn eben in diesem Ausland Menschenrechtsverletzungen, vielleicht sogar Kriegsverbrechen begangen werden. Ich möchte ganz klar auch Haltung beziehen, wenn es vor allem um drei Krisenherde geht. Erst vor wenigen Tagen haben wir den Internationalen Weltmädchentag begangen, einen Tag, der uns noch einmal bewusst macht, dass es vor allem Mädchen und junge Frauen sind, denen der Zugang zur Schule und der Zugang zur Bildung verwehrt wird. Ich habe an diesem Tag ganz besonders an Afghanistan denken müssen. Erst vor zwei Wochen, also wenige Tage vor diesem Internationalen Weltmädchentag, sind bei einem Anschlag auf eine private Bildungseinrichtung in Kabul 53 junge Menschen, vor allen Dingen junge Frauen, ermordet worden. Das war kein Zufall, und zwar in zweierlei Hinsicht. Es war kein Zufall, weil dieser Anschlag auf eine private Bildungseinrichtung geschehen ist, und zweitens, weil es in einem Viertel in Kabul passiert ist, wo vor allen Dingen die ethnische Minderheit der Hazara wohnt, eine ethnische Minderheit, die systematisch verfolgt und ermordet wird, eine ethnische Minderheit, die viel zu oft unter den Tisch fällt und die ich deshalb hier auf dieser Ebene auch noch einmal thematisieren und vor allen Dingen auch noch einmal ins Bewusstsein holen möchte. Genauso wenig abkühlen dürfen wir aber vor allen Dingen auch, wenn es um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine geht. Was uns aber, und davon bin ich wirklich zutiefst überzeugt, auf gar keinen Fall passieren darf, ist, den Fehler zu machen und uns in Europa spalten zu lassen und auf Putin's Propaganda hineinzufallen, wenn es um die Frage der Wirksamkeit von Sanktionen geht. Denn ja, die Sanktionen sind absolut wirksam. Durch die Sanktionen ist die Russische Föderation bereits jetzt unter ganz starken wirtschaftlichen Druck geraten und wird es vor allen Dingen langfristig auch tun. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Die Wirksamkeit der Sanktion spüren wir bei jeder Stromrechnung!) Kräfte, auch in diesem Land, vor allen Dingen jene, die schon zuvor den Hofknicks vor Putin gemacht haben und auch jetzt Putin's Propaganda schön brav bedienen und nachplappern, was in Putin's Trollfabriken so fabriziert wird, das möchte ich hier ganz klar und deutlich sagen, tun nichts anderes, als die Expansionspläne von Wladimir Putin zu bestärken. Deshalb bringen ich und meine KollegInnen Thomas Weber, Peter Florianschütz, Marina Hanke, Hannes Taborsky, Katarzyna Greco, Nikolaus Kunrath und Ursula Berner einen Antrag ein, der die Bundesregierung auffordert, den geeinten Weg der Sanktionen beizubehalten. Denn auf die völkerrechtswidrige Invasion der Ukraine durch Russland braucht es vor allen Dingen eines: eine geeinte und eine ganz klare und starke Antwort von der Europäischen Union. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Worauf es ebenso eine starke Antwort braucht, das sind die Geschehnisse im Iran. "Frau, Leben, Freiheit" das war und ist der zentrale Leitspruch der derzeit auf den Straßen, auf den Universitäten, überall im Iran demonstrierenden Menschen. Nach dem gewaltsamen Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini, nachdem sie zuvor von der "Sittenpolizei" festgenommen worden war, weil sie sich vermeintlich nicht ordnungsgemäß gekleidet hatte, das sage ich unter Anführungszeichen, schlossen und schließen sich immer mehr Frauen, aber auch Männer diesen Protestaktionen im ganzen Land an und setzen damit ein ganz, ganz mutiges Zeichen gegen ein repressives System. Dieser furchtbare Tod von Jina Mahsa Amini ist der Höhepunkt der jahrzehntelang andauernden Unterdrückung von Frauen und ihrer Rechte. Es waren am Anfang vor allen Dingen Frauen, jetzt sind es Frauen und Männer, die da Mut zeigen, für ihre langverwehrten Rechte auch einstehen, Mut haben, gegen dieses System aufzustehen, sich gegen dieses diktatorische Regime zu stellen und den Mut haben, diese nötigen Veränderungen einzuleiten, die es jetzt auch braucht. Das Vorgehen der sogenannten "Sittenpolizei" ist dabei aufs Schärfste zu verurteilen und die Frauen und auch Männer sind gleichermaßen in ihrer Revolution für Selbstbestimmung, für Freiheit und Rechte auch ganz klar zu stärken. Österreich, aber auch Europa müssen da ansetzen und Solidarität zeigen, wenn Frauenrechte, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten und missachtet werden. Ich bringe daher einen zweiten Antrag ein, gemeinsam mit KollegInnen aller Fraktionen, einen Antrag, der die Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte sowie die Diskriminierung von Frauen hinsichtlich der iranischen Bekleidungsvorschriften ganz klar verurteilt. Mit Blick auf die anhaltenden, groß angelegten Proteste fordert der Wiener Gemeinderat den österreichischen Außenminister auf, sich weiterhin für die Demokratie und Freiheitsbewegung im Iran sowie verstärkt vor allem für noch mehr Sanktionen gegenüber dem iranischen Regime stark zu machen und sich für die Rechte von Frauen im Iran einzusetzen. (StR Dominik Nepp, MA: Frauenrechte im Iran, aber Frauenrechte in Österreich sind Ihnen wurscht!) Ich freue mich sehr, und dafür möchte ich hier auch ein großes Dankeschön aussprechen, dass dieser Antrag tatsächlich auch von allen Fraktionen unterstützt wird und wir damit auch ein sehr klares und starkes Zeichen von Seiten des Wiener Gemeinderates setzen können. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Aslan. Sie sind am Wort, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Aygül Berivan Aslan (GRÜNE): Danke, Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Angesichts der globalen Krisen weltweit ist es mehr denn je wichtig, die Auslandsösterreicherinnen und - österreicher zu unterstützen und ihnen so rasch wie möglich Hilfe anzubieten. Aus diesem Grund freut es uns natürlich, dass hier der AuslandsösterreicherInnenfonds, ich gendere jetzt, für seine laufende Tätigkeit auch weiterhin gefördert wird. In den letzten Tagen musste ich aber ganz fest an zwei Auslandsösterreicher denken, ich musste sogar um sie zittern. Einer von ihnen ist Herr Massud Mossaheb, der zweite ist Herr Kamran Ghaderi. Beide sitzen seit Jahren zu Unrecht in Haft im Teheraner Evin-Gefängnis. Das Evin-Gefängnis ist nicht nur ein normales Gefängnis, so wie wir es kennen, sondern es ist eher eine politische Folterkammer. Herr Mossaheb ist 75 Jahre alt und hat gesundheitliche Probleme, Herr Ghaderi sitzt seit 2016 in Haft und hat einen Tumor am linken Bein. Ich war erfreut, als ich dann die Nachricht gelesen habe, dass beide den Brand im Gefängnis unbeschadet überstanden haben. Ich betreue seit Jahren sehr viele Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher, die in muslimischen Ländern verhaftet werden beziehungsweise festgenommen werden. Ich muss dazusagen, es ist sehr traurig, dass unser Außenministerium es bis jetzt - ich kann mich noch gut erinnern, als Karin Kneissl Außenministerin war, waren zur gleichen Zeit neun österreichische Staatsbürger in der Türkei verhaftet gewesen - nicht geschafft hat, dass man österreichische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen aus den Händen der Despoten wieder zurück nach Österreich holt Bis jetzt hat sich die Situation immer noch nicht geändert und deswegen wünsche ich mir, dass zumindest Herr Ghaderi und auch Herr Mossaheb wieder zu ihren Familien nach Österreich zurückkehren können. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Maximilian Krauss, MA: Ihr seid in der Regierung, dann macht halt was!) Als Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten kritisieren wir nicht umsonst seit Jahrzehnten die österreichischen Politikerinnen und Politiker, die genau diesen menschenverachtenden Köpfen rote Teppiche ausrollen. Wir kritisieren sie nicht umsonst, dass sie diesen eine Bühne geben, während gleichzeitig massive Menschenrechtsverletzungen in ihren Ländern stattfinden. Eine Akzeptanz dieser menschenrechtsfeindlichen Köpfe bedeutet eine Akzeptanz ihrer menschenverachtenden Gesinnung in ihren eigenen Ländern. Es ist ganz klar, es gibt nur zwei Seiten in diesen Ländern. Entweder stellt man sich auf die Seite der Despoten und der demokratiefeindlichen Köpfe oder man stellt sich dagegen. Also die Mitte gibt es nicht, das geht sich alles nicht aus. Man kann sich nicht am Vortag mit dem Despoten hinstellen und Fotos machen und am nächsten Tag sich dann für die LGBTIQ- und Frauenrechte in diesen Ländern aussprechen. Das geht sich alles nicht aus, wenn man Politiker und Politikerin eines demokratischen Landes ist. Punkt. (Beifall bei GRÜNEN und NEOS. - GR Maximilian Krauss, MA: Wie kann dann Frau Gewessler in Katar sein?) Und immer, wenn es in diesen Ländern zu Zwischenfällen kommt, hören wir ständig: Wir sind besorgt! Ich meine, sorry, nur besorgt zu sein, ist zu wenig. Es braucht da einfach politische Konsequenzen. Es braucht hier Mut aufzustehen, es braucht hier Mut, aufzustehen und sich für demokratische Werte einzusetzen. Das ist machbar in unserer politischen Landschaft. Wir leben in einer Demokratie und wenn wir das nicht können, dann sind wir in der österreichischen Politik fehl am Platz. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ja, und dazu gehört auch die politische Verantwortung, gegen diese Regime vorzugehen, und erst recht, Herr Kollege Krauss, wenn man gegen Fluchtursachen ist, erst recht, wenn man gegen Dschihadismus ist, erst recht, wenn man gegen antidemokratische Strukturen ist, und erst recht, wenn man der Meinung ist, dass politischer Islam bekämpft werden sollte, was auch immer das bedeuten sollte. Aber jetzt haben die FPÖ und auch viele, die meinen, radikale Islamisten sollte man sozusagen bekämpfen, die Chance, gegen das Mullahregime vorzugehen. Da bin ich gespannt, wie mutig Sie sich gegen das Mullahregime und alle anderen Regime sozusagen aufzwingen. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan MIM: Wie soll das aussehen?) - Da müssen Sie einen politischen Preis bezahlen. (GR Maximilian Krauss, MA: Welchen?) - Ja, wenn Sie das noch immer nicht können, dann müssen Sie sich schon sehr wohl mit der Frage auseinandersetzen: Wie bekämpfe ich politischen Islam? - Das, was Sie hier machen, ist nur reines Lippenbekenntnis. Kopftuchverbot: Das ist nur eine Instrumentalisierung. Sie nutzen die derzeitige Lage im Iran nur für Ihre eigenen politischen Zwecke und Hetze sozusagen aus. (GR Maximilian Krauss, MA: Sie machen das! Das ist schrecklich!) Und wenn wir uns das iranische Unrechtsregime anschauen, merken wir, dass sie tagtäglich die Dosis der Gewalt erhöhen. Was machen sie? Sie verprügeln Frauen, sie inhaftieren demokratische Kräfte, sie töten sie sogar. Sie töten Söhne, Mütter, Geschwister, weil sie Angst haben, dass ihre Thesen widerlegt werden. Aber was sie nicht schaffen, ist, ihren Widerstand zu brechen, und das werden sie nie schaffen. Das müssen sie früher oder später merken. Zuletzt möchte ich mich noch vor allen mutigen Menschen und Frauen im Iran verneigen, die heute nicht nur für ihre Freiheit und nicht nur für ihre Werte, sondern für all unsere gemeinsamen Werte mutig auf der Straße stehen - trotz Lebensgefahr. Ich verneige mich vor ihnen und ich hoffe, dass wir mit diesem Antrag ein Vorbild auch für andere Landtage und auch Gemeinderäte sein können. Ich hoffe, dass wir hier massiv unsere Unterstützung ankündigen können, und ich hoffe, dass nicht noch mehr sterben, weil jeder Tag, der vergeht, Menschenleben kostet. Das sollte uns allen bewusst sein. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde, das ist so wichtig wie Wasser und Luft für diese Menschen. Wenn demokratische Werte nicht gewährleistet sind, dann bleibt diesen Menschen nichts anderes übrig, als ihre Länder, ihre Heimatländer zu verlassen. Das sollte uns allen bewusst sein. Zuallerletzt: Danke, Dolores, für die Widerstandsparole der Frauenbewegung! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die ist leider nicht mehr da!) Ich unterstütze sie auch mit ... (Die Rednerin spricht einige Wörter in nichtdeutscher Sprache.) Und auch: Frau, Leben, Freiheit! - Danke für euren Mut! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic und GR Thomas Weber.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Keri. Für das Protokoll gebe ich bekannt, dass GR Eppinger seit zirka einer Viertelstunde entschuldigt ist. Bitte, Frau Gemeinderätin, Sie sind am Wort. GRin Sabine Keri (ÖVP): Vielen Dank. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher! Seit der islamischen Revolution 1979 müssen Frauen im Iran in der Öffentlichkeit Kopftücher und lange Jacken tragen, um die Haare und die Körperkonturen zu verbergen. 20 Jahre später, am 19. September 1999, wurde Mahsa Amini, ihr kurdischer Name war Jina Amini, geboren. Sie wurde von der iranischen "Sittenpolizei", auch bekannt als Mode- und Moralpolizei, verhaftet. Diese "Sittenpolizei" wurde 2005 gegründet, um Menschen festzunehmen, die sich nicht an die geltenden Kleidungsvorschriften halten, und am meisten waren natürlich Frauen davon betroffen. Die Frauen, besonders in den Städten, haben sich immer weniger an diese Kleidungsvorschriften gehalten und deswegen wurde heuer im Sommer ein Dekret beschlossen, dass die "Sittenpolizei" wieder strenger vorgehen sollte, besonders gegen Frauen, die sich eben gegen diese Kleidungsvorschriften stellen. Das traf im September Mahsa Amini auf die brutalste Art und Weise. Sie wurde verhaftet, zwei Stunden nach ihrer Verhaftung wurde sie ins Spital gebracht. Angeblich hatte sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Ein CT zeigt Blutungen und Hirnödeme im Kopf. Man kann davon ausgehen, dass sie aufs Heftigste verprügelt wurde. Der Tod dieser jungen Frau hat enorme Proteste ausgelöst, zuerst im Iran und dann auch weltweit. Männer und Frauen gehen nun gemeinsam auf die Straße und demonstrieren gegen dieses iranische Regime. Aber es hat auch politische Aktionen und Solidaritätskundgebungen gegeben. So hat zum Beispiel Herr Bundesminister Schallenberg den konkreten Fall schon am 23. September im Rahmen einer UNO-Generalversammlung mit dem iranischen Außenminister angesprochen und volle Klärung und Konsequenzen verlangt. Am 25. September wurde im Rahmen einer EU-Erklärung Kritik an der unverhältnismäßigen Reaktion der Sicherheitsbehörden und der Polizei gegenüber den Demonstranten geäußert und auch die Aufforderung, das Recht an einer friedlichen Demonstration müsse oder solle gewährleistet werden. Und es gab die Forderung nach einer unabhängigen und glaubwürdigen Untersuchung der Todesursache von Amini. Am 26. September wurde der iranische Botschafter in das Bundesministerium einbestellt. Dabei wurde die österreichische Sorge angesichts der Demonstrationen kundgetan und es wurde eingefordert, dass die iranischen Behörden sich menschenrechtskonform verhalten. Am 30. September gab es eine Unterstützung im UN- Menschenrechtsrat durch überregionale Statements zur Situation von Frauen und Mädchen. Am 4. Oktober wurde eine Reisewarnung der höchsten Stufe ausgesprochen, und gestern wurden beim Außenministerrat in Luxemburg Sanktionen gegen jene im Iran verhängt, die für die gewaltsame Niederschlagung der Proteste verantwortlich sind. Es gibt nun eine Liste von elf Personen, vier Entitäten, darunter die "Sittenpolizei" und die Cybereinheit der Revolutionsgarden, gegen all diese Betroffenen wurde ein Einreiseverbot in Europa verhängt, und zudem wurde ihr Vermögen in Europa eingefroren. Die Proteste im Iran gehen weiter. Mittlerweile sprechen wir von 144 Menschen, die während dieser Proteste getötet wurden. Das steht im Bericht von Amnesty International vom 13. Oktober. Erschreckend ist, dass zwischen dem 20. und dem 30. September auch mindestens 23 Kinder getötet wurden. 20 Burschen im Alter von 11 bis 17 Jahren wurden erschossen, teilweise kaltblütig, einfach in den Nacken, in die Brust, in den Kopf. 2 Mädchen im Alter von 16 Jahren, 1 Mädchen im Alter von 17 Jahren und 1 weiterer Bursche wurden zu Tode geprügelt. Ihnen wurden die Hände und die Arme gebrochen, sie wurden blutend liegen gelassen und sind verblutet. Die Familien dieser Kinder werden unter Druck gesetzt, ja nicht über den Tod ihrer Kinder zu sprechen. Das zeigt, was im Iran gerade versucht wird, nämlich Menschen mundtot zu machen. Ein zur Zeit ganz aktueller Fall, der gestern passiert ist: Die Kletterin Elnaz Rekabi hat beim Finale der asiatischen Klettermeisterschaften in Seoul ihr Kopftuch abgenommen, was verboten ist, weil man im Iran das Kopftuch auch als Sportlerin tragen muss. Danach ist sie verschwunden. Man erfährt verschiedenste Varianten. Die eine ist, dass gesagt wird, dass ihr das Kopftuch abgefallen oder unabsichtlich verrutscht ist. Es ist aber auch zu lesen, dass man ihr den Pass und alles abgenommen hat und fluchtartig das Hotel verlassen wurde. Dann gab es plötzlich wieder ein Instagramposting, das sie zeigen soll, dass sie bei dieser Veranstaltung gut aufgehoben ist. Wenn man genauer hinsieht, sieht man aber, dass es nicht von Seoul ist. Es gibt ein Posting von ihr, angeblich von ihr, von dem Experten sagen, dass sie nicht glauben, dass es von ihr geschrieben wurde. Und jetzt, um 18.49 Uhr, heißt es, sie ist verhaftet worden. Man weiß es nicht. Es ist einfach so, dass der Flughafen, wo sie heute angekommen ist, abgeriegelt ist. Das heißt, man weiß es nicht, und das ist ganz aktuell. Ich denke, dass es wirklich ein großes Zeichen von uns ist, dass wir über alle Fraktionen hinweg sagen: Frauenrechte sind Menschenrechte, das gilt überall, auch im Iran, und niemand sollte wegen Verletzung einer Bekleidungsvorschrift mit dem Leben büßen und schon gar nicht mit dem Leben büßen müssen. Ich danke allen, die den Mut haben, auf die Straße zu gehen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, GRÜNEN, NEOS und FPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Florianschütz. Sie sind am Wort. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Auslandsösterreicher-, eigentlich -österreicherInnenfonds hat eine wichtige Aufgabe, er stellt die Verbindung zwischen den im Ausland lebenden Österreicherinnen und Österreichern, sprich, Personen, die sich nach wie vor als Österreicherinnen und Österreicher fühlen und empfinden, und der Heimat, unserem Land her. Aber was bedeutet diese Beziehung, die dieser Fonds herstellen soll? Was ist das? Ist das Almdudler, Jodeln und Schilifte? Eher nicht. Na ja, auch, aber im Vordergrund steht ja etwas anderes: Die Frage von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, soziale Sicherheit, Menschenrechte, einer liberalen Demokratie, die im Großen und Ganzen - da bin ich optimistisch - zu sich gefunden hat. Das ist diese Beziehung zwischen den Österreichern und Österreicherinnen, die nicht in Österreich leben und den Österreichern und Österreicherinnen, die schon in Österreich leben. Dieser Fonds soll diese Verbindung herstellen, und das ist eine gute Sache und das ist auch der Grund, denke ich mir, warum dieses Geschäftsstück unstrittig oder weitgehend unstrittig ist. Das führt mich zu den Konsequenzen aus dieser Frage Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und dem, was wir als Österreicherinnen und Österreicher, als Republik Österreich in die Welt ausstrahlen wollen - das ist heute schon angesprochen worden. Lassen Sie mich Ihnen dazu zwei Gedankengänge näherbringen: Erstens, wenn wir für Demokratie und Freiheit sind, sind wir das im Wesen für eine liberale, freiheitliche Demokratie, eine freie Gesellschaft. Das ist der Grund, warum es die beiden Anträge, die heute von uns eingebracht worden sind, gibt - lieben Dank, liebe Dolores -, warum wir das eingebracht haben. Das ist ein Signal, das ist nicht nur Pflichterfüllung, das ist Überzeugung, warum wir das machen, weil wir halt gemeinsam für die Freiheit stehen. Ich finde es höchst erfreulich, dass bei einem Antrag fünf Parteien für die Freiheit stehen - und jetzt glaube ich Ihnen das, so optimistisch bin ich, jetzt glaube ich Ihnen das - und bei einem Antrag immerhin vier Parteien für die Freiheit stehen. Meine Damen und Herren, ich habe mir vorgenommen, heute nicht über die Anträge der FPÖ im Detail zu diskutieren, weil sie sich selbst richten. Sie sind zweckverwendet. Die Anträge sind trittbrettfahrend auf einem lauteren Anliegen und das entweiht, um das so altmodisch zu sagen, das entweiht das Bemühen. Man kann über alles diskutieren, aber so nicht. Wissen Sie, was man nicht machen kann, wenn man für die Freiheit ist? - Für die Freiheit des Nichtkopftuchtragens einzutreten und gleichzeitig gegen die Freiheit des Kopftuchtragens einzutreten, denn genauso, wie es das Recht eines über 14-jährigen Mädchens ist, kein Kopftuch zu tragen, ist es das Recht jedes über-14-jährigen Mädchens, ein Kopftuch zu tragen. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - StR Dominik Nepp, MA: Dann werden wir, wie Van der Bellen gesagt hat, alle Kopftücher tragen!) Das ist das Wesen der Freiheit. Und die Schwierigkeit liegt nicht darin, zu erkennen, dass das etwas ist, was wir verteidigen müssen, die Schwierigkeit liegt darin, wie wir das machen. Wie können wir diese Freiheit garantieren? Nämlich so und so. Und eines sage ich Ihnen schon: So, wie Sie das machen, können wir das nicht garantieren, und darum lehne ich Ihnen das auch ab, ehrlich gesagt. (Beifall bei der SPÖ.) Wenn wir von der iranischen Republik sprechen, dann sprechen wir von einem aggressiven, kriegerischen, antisemitischen Regime. Das zeigt sich unter anderem an der Art der Behandlung von Frauen und Mädchen inklusive dem Mord, der hier stattgefunden hat, an der Art der Behandlung der Opposition, an der Art der Behandlung religiöser Minderheiten, an der Art der Behandlung ethnischer Minderheiten und letztendlich an dem, was das Regime im Iran ist, ein totalitäres Regime, eine totalitäre Ideologie und, um das mit Hannah Arendt zu verbinden, eine totalitäre Ideologie wie der Stalinismus oder der Faschismus. Das sagt nichts aus über das Wesen des Islam an sich, es sagt viel aus über das Regime in Teheran und warum wir das nicht wollen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Das erklärte Ziel des Regimes in der iranischen Republik ist die Verbreitung einer bestimmten Hassideologie als Herrschaftsinstrument und Kontrollinstrument. Das führt dazu, dass sich alle Nachbarstaaten dieses Landes angegriffen und bedroht fühlen, dass es Allianzen gibt, von denen man vor einiger Zeit noch nicht geglaubt hätte, dass sie möglich sind - Beispiel Israel und einige arabische Staaten. Diesen ist ja die Freundschaft auch nicht in die Wiege gelegt, aber sie verbünden sich gegen einen aggressiven Staat. Meine Damen und Herren, der Antrag, den wir heute einbringen und den zu unterstützen ich Sie ersuche, ist wichtig. Worüber wir auch diskutieren müssen - nicht heute, das steht im Antrag nicht drinnen, aber nachdenken müssen wir darüber -, ist, wie wir prinzipiell mit dem Regime im Iran umgehen. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass ein Regime, das frauenunterdrückend, gewalthaft, totalitär, undemokratisch ist, ein guter Handelspartner ist. Ich weiß schon, pecunia non olet, aber in dem Fall halt schon. Und ich würde den Wegfall von Gaslieferungen aus einem Regime nicht mit der Lieferung von Gas aus einem anderen Regime ähnlicher Preisklasse tauschen wollen, meine Damen und Herren. (GR Maximilian Krauss, MA: Deswegen geht's ihr nach Katar!) Ich glaube, dass es notwendig ist, insgesamt unabhängig von Gas zu werden, um nicht aussuchen zu müssen, von welcher Diktatur man es einkauft. Das ist der Green Deal, den die Europäische Union anstrebt, für den ich stehe. Meine Damen und Herren, was ist die Verbindung? Es ist ja ganz offensichtlich, dass das iranische Regime eben ein totalitäres ist, und genau dieses totalitäre Regime liefert im großen Umfang Waffen an ein anderes totalitäres Regime, nämlich Drohnen an die Russische Föderation. Da ist eine Verbindung zwischen diesen beiden Regimen gegeben - man sollte es nicht glauben, aber die haben offensichtlich durchaus gemeinsame Interessen. Ich möchte jetzt gar nicht aufzählen, welche anderen Staaten es da noch gibt, weil ich mich jetzt nicht mit der ganzen Welt anlegen will, aber bei den zweien ist es ganz offensichtlich. Meine Damen und Herren, damit bin ich dann bei der Frage der Russischen Föderation. Die Russische Föderation hat in Europa einen Krieg begonnen, in diesem Krieg sind wir als Österreich militärisch neutral (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das stimmt doch nicht mehr! Das ist falsch, was Sie sagen!), von der Haltung und Weltanschauung her sind wir das nicht. Wir verteidigen die Freiheit aller Menschen, und wenn ein Land angegriffen wird, ist das ein Verbrechen des Krieges, es ist ein Kriegsverbrechen und Kriegsverbrechen können wir nicht unterstützen, diese müssen wir bekämpfen. Ich gebe zu, dass manche Leute sagen können, wir sind nicht in dem Maß neutral, wie wir das früher waren. Meine Damen und Herren, jetzt sage ich Ihnen etwas: Dazu stehe ich. Ich stehe dazu, dass wir nicht neutral sind gegen ein kriegerisches Regime, das zum Teil Massenmord begeht und unschuldige Menschen, Frauen, Kinder und Männer, umbringt, da können wir nicht neutral sein! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Damit wir da ganz sicher sind: Das ist kein Versuch, das Neutralitätsgesetz aufzuheben. Ich bin dagegen, dass österreichische Truppen eingreifen, ich bin dagegen, dass wir Waffen hinliefern, das alles ist einzuhalten und nicht wegzuschwurbeln. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wer A sagt, muss auch B sagen, Herr Kollege!) Von der Grundhaltung her gibt es aber keine Neutralität gegenüber der Unmenschlichkeit im Iran, gegenüber der Russischen Föderation, gegenüber der Unterdrückung von Uiguren, gegenüber Rassismus in Lateinamerika. Da gibt es keine Neutralität, da gibt es nur eines: Haltung. Und die fordere ich ein! (Beifall bei der SPÖ. - GR Maximilian Krauss, MA: Warum gibt's dann keine Sanktionen gegen China?) Wünschenswert wäre, dass der Krieg in der Ukraine, der von der Russischen Föderation ausgelöst und betrieben wird, endet. In diesem Antrag steht, nicht sehr verklausuliert, drin, wem unsere Sympathie gilt. Wichtig dabei ist jedenfalls, eines zu sagen - und das ist nicht Kriegstreiberei -: Aus prinzipiellen Gründen darf sich die Politik der Russischen Föderation nicht rechnen, weil sie sonst historisch zur Gefährdung des Weltfriedens an sich wird. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Das richtet sich nicht gegen das russische Volk - falsch verstanden -, das richtet sich gegen die Regierung der Russischen Föderation. Diese darf sich nicht durchsetzen, das ist eine entscheidende Frage für ganz Europa und für den ganzen Rechtsstaat. Letztlich ist das eine Frage des Weltfriedens. Wenn wir auf die andere Seite des Planeten schauen, zu einem Konflikt, der Gott sei Dank noch nicht ausgebrochen ist und hoffentlich nie ausbrechen wird, ist das eventuell die Blaupause für etwas, was sich in China und Taiwan abspielen könnte. Darum darf sich die Russische Föderation, die Regierung der Russischen Föderation nicht durchsetzen. Ich darf Ihnen berichten - ich war letzte Woche in Brüssel und fliege nächste Woche nach Straßburg -, wir sind uns mit unseren Freundinnen und Freunden in Europa in dieser Frage einig, so sehr wir auch in anderen Dingen unterschiedlich sind. Es gibt im Grunde keine entwickelte Demokratie in Europa, die das anders sieht, als wir das sehen. Es gibt ein Grüppchen rechter Parteien, das ist schade, damit muss man leben, aber die große Mehrheit, der Mainstream der europäischen Family in der Europäischen Union, im Europarat sieht das so wie wir, und das ist gut so. Wir sind nicht alleine, wir stehen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, wir stehen für die Völker und die Menschenrechte und wir stehen letztendlich für den Frieden. Darum sind diese beiden Anträge wichtig, weil sie das, was ist, benennen: Zwei terroristische, unmenschliche Regime, die wir ablehnen müssen, und darum ersuche ich Sie, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Taborsky. Sie sind am Wort. GR Hannes Taborsky (ÖVP): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf mich in vielen Punkten, die Situation zur Ukraine und zum Iran betreffend, meinem Vorredner anschließen, in einigen Details, auf die ich jetzt dann noch eingehen werde, aber nicht. Der Fonds für Auslandsösterreicher ist, wie auch er schon gesagt hat, ein wesentlicher Punkt, die Werte Österreichs, und das ist nun einmal Freiheit in Frieden, auch hinauszutragen. Ich glaube, das ist ganz wesentlich in Zeiten wie diesen, da wir ja immer auch in Verkürzungen leben. Eine dieser Verkürzungen hat dazu geführt, dass die FPÖ hier einen Antrag eingebracht hat, der doch etwas verwunderlich ist, denn Sie zitieren dabei eine Gemeinderätin von uns, die berechtigterweise auf etwas aufmerksam gemacht hat, nämlich dass das Grenzregime, das derzeit in der Europäischen Union existiert, eher einem Schweizer Käse als einer Grenzsicherung ähnelt. (GR Maximilian Krauss, MA: Warum schützt ihr dann nicht unsere Grenze?) Nur ist das eben eine europäische Sache und gerade in diesem europäischen Kontext muss man auch diese Sache sehen. Unser Bundeskanzler Nehammer (GR Maximilian Krauss, MA: Wenn der Satz mit Nehammer beginnt, kann nichts Gutes rauskommen!) macht genau deshalb die ÖVP-Politik, die ein Sebastian Kurz bereits 2016 begonnen hat, indem er damals als Staatssekretär im Außenministerium die Schließung der Westbalkanroute angeführt hat und das als Bundeskanzler dann auch umgesetzt und als europäische Initiative erreicht hat, meine sehr verehrten Damen und Herren - genau das ist passiert. Meine sehr verehrten Damen und Herren, unser Bundeskanzler hat vor wenigen Wochen Gespräche mit Serbien und Ungarn zur Visafreiheit und zum Polizeieinsatz in Ungarn geführt. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Märchenstunde!) Ich komme dann noch auf Ihre großartigen Sicherheitsthemen zurück, die Sie vorhin hier präsentiert haben, denn, meine sehr verehrten Damen und Herren, so weit her ist das mit der FPÖ und dem Thema Sicherheit nicht ganz. Mit Putin und Selenskyj wurden Gespräche geführt, und zwar mit dem richtigen Selenskyj, nicht mit dem falschen Klitschko in diesem Fall, zur Beendigung des Krieges. (GR Maximilian Krauss, MA: Das stimmt, aber Besseres herausgekommen ist auch nicht!) Es hat nichts gebracht, das stimmt schon, aber man hat es wenigstens versucht, man hat Gespräche geführt. Gleichzeitig hat Bundesminister Karner den Berlin-Prozess intensiviert. Da geht es darum, die Westbalkanstaaten einzubinden, um eben Sicherheitspolitik zu machen. Jetzt bin ich bei der Sicherheitspolitik, die die ÖVP dementsprechend macht: Schwerpunktaktionen gegen Schlepper in Ungarn - weil es Gespräche mit Ungarn gegeben hat, kann die österreichische Polizei auf ungarischem Staatsgebiet agieren -, Schleierfahndung und Grenzkontrollen in Österreich und eine Verstärkung des Assistenzeinsatzes des Bundesheeres. Das hat dazu geführt, dass im 1. Halbjahr bereits über 400 Schlepper verhaftet wurden, 15.000 Schnellverfahren alleine bis Juni (GR Maximilian Krauss MA: Das bringt überhaupt nichts, das weißt du selber!) und 6.500 Rückführungen in einem halben Jahr - merken Sie sich diese Zahl, denn sie wird noch wichtig sein -, weiters Maßnahmen in den Herkunftsländern, denn darauf kommt es an. Dabei ist es allerdings wenig hilfreich, wenn gleichzeitig in Wien von der SPÖ und von den NEOS über eine Staatsbürgerschaft light diskutiert wird, wie wir es vor wenigen Wochen erst zur Kenntnis nehmen mussten (Beifall bei der ÖVP. - GR Maximilian Krauss, MA: Am Ende setzt ihr es eh mit den GRÜNEN um!), denn, meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist eine Werbemaßnahme für Schlepper vom Westbalkan bis nach Indien. (StR Dominik Nepp, MA: Die Werbemaßnahme ist Ihr Klimabonus, den Sie auch an Asylwerber auszahlen!) Jetzt zu den Argumenten der FPÖ: Ich war da wirklich beeindruckt, meine sehr verehrten Damen und Herren, denn Sie haben ja zitiert, unter Ihrer Regierung hätte es ganz hervorragende Maßnahmen zu Asyl gegeben. Ich habe mir das jetzt wirklich angeschaut, denn ich habe mir gedacht, da muss ja etwas dahinterstehen. Sie können ja nur Ihre Regierungsbeteiligung unter einem Innenminister Kickl meinen, von Ende des Jahres 2017 bis 2019. Ich habe mir das jetzt angeschaut und habe versucht, die Leistungen des Herrn Innenminister Kickl in der Sicherheitspolitik dieser Republik und gleichzeitig in der Asylthematik zu finden. Das Erste, was ich zum Thema Sicherheitspolitik gefunden habe, war die Initiative Pferdestall. (GR Maximilian Krauss, MA: Wäre nicht schlecht gewesen, besser als Klimabonus für Asylanten! Herzliche Gratulation!) Wenn Sie das einmal auf Google anschauen, dann sehen Sie, dass Herr Bundesminister Kickl 2,3 Millionen EUR für die Hofreitschule des Innenministeriums ausgegeben hat, er hat also Fury statt Lassie eingeführt. Das war sozusagen die Initiative des Herrn Innenminister Kickl zur österreichischen Sicherheitspolitik. (Beifall bei der ÖVP.) Was er auch noch gemacht hat, und jetzt wird es schon ein bisschen kritischer, ist die Zerschlagung des Inlandsgeheimdienstes, nämlich des BVT. (StR Dominik Nepp, MA: Warten Sie ab, da sind noch einige dran!) Da hat es rechtswidrige Hausdurchsuchungen gegeben. Er hat nachher selber korrigieren müssen, dass er - die Anordnung zur Anzeige der WKStA - mehrfach die Unwahrheit gesagt hat, Suspendierung des BVT-Chefs illegal, und so weiter, und so fort. Das ist alles aktenkundig, meine sehr verehrten Damen und Herren (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Aktenkundig ist das, was Schmid ausgesagt hat, 12 Tage!), und als Konsequenz muss der Inlandsgeheimdienst bis heute aufgebaut werden. Jetzt komme ich zur Asylpolitik der FPÖ, ich habe mir auch das angeschaut. Ich habe mir gedacht, eineinhalb Jahre Innenminister Kickl, da muss ja etwas zur Asylpolitik zu finden sein. Ich habe wirklich recherchiert und wurde fündig. Sehr verehrte Damen und Herren, die größte Aktion des Herrn Innenminister Kickl war, dass er in Traiskirchen eine Tafel mit "Ausreisezentrum" auf das Asylzentrum draufgeschraubt hat. (GR Maximilian Krauss, MA: Und ihr habt sie gleich wieder abgehängt!) Der Herr Innenminister ist also vom Pferdeflüsterer zum Taferlklassler der Republik geworden und hat in Traiskirchen diese Aktion gesetzt, meine sehr verehrten Damen und Herren, da gratuliere ich Ihnen wirklich. (Beifall bei der ÖVP. - StR Dominik Nepp, MA: Ihr seid Schlepperassistenten!) Vielleicht jetzt noch zu den Abschiebungen - ich habe mir auch das angesehen -: Ich habe Ihnen gerade vorhin gesagt, Bundesminister Karner hat im ersten halben Jahr durch Schnellverfahren 6.500 Abschiebungen erreicht. Ich darf Ihnen hier die Zahl nennen, die Ihr Bundesminister Kickl geschafft hat, es waren 4.700 Abschiebungen 2018. (GR Mag. Manfred Juraczka: Uh, was für ein Schwächling!) Davon waren 60 Prozent Europäer, das heißt, Slowaken, Serben, Ungarn, Rumänen, die von Ihnen so großartig genannten Afghanen waren leider nicht dabei. - Das also zur Bilanz der FPÖ zum Thema Sicherheit. Wenn es das war, dann, muss ich sagen, bin ich froh, dass wir wieder einen ÖVP-Innenminister haben, der da entsprechend klare Linie vorgibt. (Beifall bei der ÖVP. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ihr seid Ausführungsgehilfen der Schlepperorganisationen!) Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir brauchen weder FPÖ-Taferlklassler noch die SPÖ- Willkommenskultur, wir sagen Ja zu Vertriebenen, aber Nein zu Wirtschaftsflüchtlingen ohne Skills. (GR Maximilian Krauss, MA: Nein, wir brauchen auch keine Vertriebenen, Punkt!) Es gibt eine reformierte Rot-Weiß-Rot-Karte - jetzt gerade eine Initiative -, und da beweist sich die Fähigkeit der Bundesregierung, auf schwierige Situationen einzugehen. Es gibt eine Kooperation mit Vietnam, um Pflegerinnen von dort auszubilden, die in Österreich die Pflege unterstützen werden. Das ist etwas, das diese Republik benötigt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir brauchen keine Twitter-Anträge der FPÖ, sondern handeln im Interesse der Österreicherinnen und Österreicher, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Jetzt komme ich zu den Sanktionen, denn dieser Antrag ist, glaube ich, wie mein Vorredner gesagt hat, ein ganz wesentlicher. Ich möchte jetzt kurz noch sagen, dass der Krieg nicht an allem schuld ist, denn bereits im Februar des heurigen Jahres war die Inflation bei knapp 6 Prozent - also vieles von dem, das man jetzt den Sanktionen umhängt, hat doch wenig damit zu tun. (GR Maximilian Krauss, MA: Das ist eure falsche Währungspolitik in der EU!) Man sollte sich aber einmal daran erinnern, warum es diese Sanktionen überhaupt gegeben hat. Da geht es eben, wie meine Vorredner schon gesagt haben, um einen Angriffskrieg des russischen Präsidenten. Das erste Mal wird in Europa ein unabhängiges Land angegriffen. Am 24. Februar des Jahres 2022 wurde das Völkerrecht gebrochen. Und warum ist das gerade wichtig, dass das im Interesse Österreichs nicht passiert? Weil die von Ihnen so oft zitierte Neutralität hier ins Spiel kommt, meine sehr verehrten Damen und Herren. Österreich hat sich 1945 dafür entschieden, dass uns die Freiheit nicht genug ist und wir haben zehn Jahre gebraucht, bis der Friede mit der Freiheit ergänzt wurde, das ist etwas ganz anderes. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ihr wollt ja nur zur NATO gehen, gebt es zu!) Deswegen ist es wichtig, dass wir all jene Kräfte unterstützen, die auch für die Freiheit eintreten und nicht nur für den Frieden. Der Friede alleine ist zu wenig, denn der Friede, der von Putin angeboten wird, ist der Friede des Gulags. Das könnten die Ukrainer sofort haben, das könnten auch die iranischen Demonstranten sofort haben, wenn sie aufhören würden zu demonstrieren, dann wäre alles friedlich. Nur, das ist nicht das, was diese Menschen wollen. Sie wollen Freiheit, und das ist etwas anderes, und dafür treten wir ein, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Die Eskalationsspirale Präsident Putin's mit Bomben auf die Zivilisten dreht sich weiter, und da er keinen Erfolg auf dem militärischen Schlachtfeld hat, versucht er jetzt, gegen Zivilisten vorzugehen. Die westliche Welt hat da eine ganz klare Nachricht gesendet, Sanktionen zur Sicherung von Freiheit und Wohlstand für künftige Generationen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, 6,5 Millionen Vertriebene, 72.000 davon in Österreich, 1 Million verschleppt, und ich glaube nicht, dass die Urlaub im Wellnesshotel des Herrn Putin in Russland machen, das ist das Faktum. (GR Maximilian Krauss, MA: Das machen nur die Asylanten in Österreich!) Die Österreichische Bundesregierung hat mit einer Teuerungsinitiative, die hervorragend ist, versucht, das entsprechend auch abzusichern. Im Vergleich zu Deutschland gibt es 4.000 EUR pro Kopf in Österreich, nur 2.400 EUR pro Kopf in Deutschland, und die Sanktionen wirken. Die Autoproduktion und die Zivilluftfahrt in Russland stehen kurz vor dem Aus, und es gibt einen Grund, warum Waffen plötzlich im Iran eingekauft werden, nämlich weil sie sie selber nicht mehr produzieren können. Also zu sagen, Sanktionen funktionieren nicht, ist ganz einfach der falsche Weg, aber, und da gebe ich recht, Sanktionen müssen überprüft werden auf die Wirksamkeit, auf die Treffsicherheit, und das permanent, damit man sich nicht in die falsche Richtung bewegt. Das ist ein ganz richtiger Punkt, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. - StR Dominik Nepp, MA: Das ist dieser komische ÖVP-Kurs, ihr schwurbelt nur herum!) Meine sehr verehrten Damen und Herren von der FPÖ, auch Sie werden sich einmal entscheiden müssen, auf wessen Seite Sie stehen. Herr Johann Gudenus, der bis 2019 Ihr geschäftsführender Herr Klubobmann war, war als Beobachter auf der Krim tätig und hat dann in einer Analyse festgestellt, dass die Abstimmungen dort korrekt waren und ohne Druck oder Einschüchterung über die Bühne gegangen sind. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Haben Sie es beobachtet oder er? Er wird es wohl besser wissen!) Der FPÖ-Bundesrat Johannes Hübner hat von einem freien Bürgerentscheid herumschwadroniert. - Ich frage Sie: Schauen Sie sich ab und zu TV-Bilder aus diesem Bereich an? Da gehen Menschen mit gläsernen Urnen spazieren und dahinter geht jemand mit einer Kalaschnikow, meine sehr verehrten Damen und Herren. Also wenn das ein freier Bürgerentscheid ist, dann wissen wir, welchen freien Bürgerentscheid die FPÖ hier meint. (StR Dominik Nepp, MA: In Frankreich genauso! Wir sollten es auch so haben, das gehört zu einer Demokratie dazu!) Meine sehr verehrten Damen und Herren, die FPÖ wird sich entscheiden müssen, ob sie auf der Seite des Aggressors Putin steht oder auf der Seite der westlichen Demokratien. Für Freiheit, für westliche demokratische Werte, dafür steht auf alle Fälle die ÖVP, und zwar nicht erst seit dem Staatsvertrag, meine sehr verehrten Damen und Herren. Nun zum Schluss noch zur Iran-Resolution: Meine Fraktion unterstützt das voll, wie meine Vorrednerin bereits gesagt hat. Es geht da um den Kampf für Freiheit, um den Kampf für Meinungsäußerung und politische Teilhabe. Ich habe vor wenigen Tagen mit Freunden von mir, die aus dem Iran sind und dort hin auch Kontakt haben, gesprochen, und sie haben mir Bilder zur Verfügung gestellt. Da werden Menschen verprügelt, eingesperrt, gefoltert und getötet, und es ist zynisch, dass für die Rückgabe der Leichen an dieses Regime sogar bezahlt werden muss. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das alles findet unter dem Deckmantel der Religion statt. Dieses Regime führt Krieg gegen Frauen, gegen Kinder. Es wurde heute schon davon gesprochen, dass mindestens 23 Kinder erschossen und zu Tode geprügelt wurden. Ich bin froh darüber, dass wir vom heutigen Gemeinderat in Form eines Antrages eine Botschaft senden, für diese mutigen Menschen, für ihre Freiheit in der Ukraine und im Iran weiterzukämpfen. - Ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Kowarik. Ich erteile es ihm. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ich werde mir die Mühe machen beziehungsweise werde ich mir erlauben, ein bisschen auf meine Vorredner einzugehen. Ich möchte die Sitzung nicht unnötig verlängern, aber ich glaube, es ist schon notwendig, dass man da auch ein bisschen etwas dazu sagt. Eine Vorrednerin, die Vorrednerin von den GRÜNEN, Frau Kollegin Aslan, hat hier Werbung dafür gemacht, Kante zu zeigen - so sage ich das jetzt einmal -, insbesondere auch gegenüber dem Iran und den Verantwortlichen im Iran. Sie hat auch die Verantwortung Österreichs herausgestrichen, da ganz klare, deutliche Worte zu sprechen - so habe ich es verstanden. Meine Damen und Herren, das kann man so stehen lassen, das ist ja auch ungefähr der Ausdruck des gemeinsamen Antrages, den wir jetzt tatsächlich als ganzes Haus beschließen werden. Ich darf Sie nur darauf hinweisen, dass der höchste Repräsentant unseres Staates das offensichtlich anders sieht, ein gewisser Herr Van der Bellen, der von Ihnen allen hier außer einer Fraktion mehr oder weniger unterstützt wurde, nicht nur bei der letzten Wahl, sondern auch bei dieser Präsidentenwahl. Ich lese Ihnen von der Botschaft der islamischen Republik Iran in Wien vor. Antwort vom Präsidenten der islamischen Republik Iran auf Gratulationsbotschaft des Bundespräsidenten der Republik Österreich. Seine Eminenz Dr. Raisi, Präsident der islamischen Republik Iran, hat in einem Brief an seine Eminenz Prof. Dr. Van der Bellen, Bundespräsident der Republik Österreich, mit Dank für seine Gratulation den Willen der neuen iranischen Regierung zur Fortführung, Erweiterung und Vertiefung der aktuellen Kooperation zwischen Iran und Österreich zur Öffnung neuer Türen für die Zusammenarbeit betont. Außerdem hat seine Eminenz Dr. Raisi für seine Eminenz Prof. Dr. Van der Bellen und auch für die Regierung und Nation Österreichs Gesundheit, Erfolg und Wohlergehen gewünscht. (GR Maximilian Krauss, MA: Hört, hört! Da wolltet's euch einschleimen!) Das ist also die offizielle Position des höchsten Repräsentanten unserer Republik namens Dr. Van der Bellen. Also wenn Sie hier appellieren, Kante zu zeigen, dann reden Sie einmal mit Ihrem eigenen Präsidenten, Frau Kollegin. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wenn Sie auch kritisieren, dass die Frau Ministerin außer Dienst Kneissl da versagt hat - die ist nicht mehr in der Regierung. Wer ist denn jetzt in der Regierung? (GRin Mag. Aygül Berivan Aslan: Das macht es nicht besser, Entschuldigung!) Das kostet Sie einen Lacher. Sie haben auch das, was Sie verlangt haben, in Ihrer eigenen Regierungszeit nicht zusammengebracht. Punkt. Also wenn Sie hier kritisieren - ich nehme es Ihnen auch ab, dass Ihnen das ein Anliegen ist, das glaube ich Ihnen, selbstverständlich -, dann kehren Sie einmal vor Ihrer eigenen Türe und schauen Sie wirklich, dass Sie selber auch etwas zusammenbringen, bevor Sie mit dem Finger auf alle anderen zeigen! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Sie haben auch - ich weiß nicht, ob Sie es waren oder eine andere Kollegin - Afghanistan angesprochen, die katastrophale Situation in Afghanistan. Ja, die ist katastrophal. Ich möchte jetzt nicht so salopp ausdrücken: Und wer ist schuld daran? Was ist dort passiert? - Die großartige westliche Wertegemeinschaft hat dort ein totales Chaos hinterlassen, ein totales Chaos hinterlassen! Nachdem die Amerikaner dort abgezogen sind, ist das durch das dort eingesetzte Regime innerhalb von Wochen kollabiert. Nachdem Afghanistan zuerst von den Russen drangsaliert wurde, wurde es dann von den Amerikanern besetzt, sage ich einmal. Der Westen hat geglaubt, dort groß Polizei spielen zu können - er hat versagt. Wer ist Leidtragender? - Natürlich die Leute vor Ort, aber es hat sich auch gezeigt, dass jetzt nicht die USA die Verantwortung für die Personen, die von dort flüchten, übernehmen, sondern: Wohin kommen die? - Nach Europa, insbesondere auch nach Österreich. Also auch das sollte man bei dieser Diskussion erwähnen. Natürlich ist auch die Situation in der Ukraine heute wieder ein Thema gewesen, und da sind alle Parteien, außer meiner offensichtlich, einer Meinung. Ich glaube es nicht ganz bei manchen hier im Saal. Meine Damen und Herren, keiner von uns - ich habe das schon oft gesagt und ich sage es wieder, auch wenn es die Frau Kollegin Bakos offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen will -, keiner von uns rechtfertigt die Politik Russlands, keiner! Keiner unterstützt diese Position oder diese Aktionen. Ich meine, das glauben Sie doch selber nicht! Das glauben Sie hoffentlich selber nicht, dass wir das unterstützen. Ich bin aber zum wiederholten Male für Ehrlichkeit in der Diskussion. An der Eskalationsspirale dreht die westliche Welt sehr wohl fleißig mit, auch ein Präsident der Ukraine, der uns immer wieder sagt, was wir alles zu tun haben und was nicht alles geschehen soll. Und ja, die Russen sind offensichtlich so in die Enge getrieben, dass sie zu allem bereit sind. (GR Maximilian Krauss, MA: Wollen Sie den Atomkrieg?) Diese Feststellung rechtfertigt in keinster Weise, was die Russen dort machen. Noch einmal: Keiner rechtfertigt das, nur ist Ehrlichkeit angesagt. Irgendwer hat von China gesprochen, ich glaube, Kollege Florianschütz war das: Wenn China dann Taiwan angreift, na, dann müssen wir auch Kante zeigen. - Was passiert denn in China schon die längste Zeit? Dort gibt es keine Völkerrechtsverbrechen bis jetzt? Und, haben wir Sanktionen gegen China? Wo sind sie, wenn Sie den Weltfrieden da so beschwören? Und wenn wir als westliche Welt der ganzen Welt aufoktroyieren wollen: Wir sind für den Weltfrieden, wir sind für das wahre System, alles andere ist abzulehnen! - Na, wo ist das? Wo war Ihre Reaktion bei Völkerrechtswidrigkeiten der USA? Wo ist Ihre Reaktion bei Völkerrechtswidrigkeiten der Türkei? Was machen die in Syrien? Ich habe es Ihnen auch schon gesagt, das vergessen Sie alles bei der Diskussion. Also wenn Sie Weltfrieden wollen, dann gescheit! Noch einmal: Keiner rechtfertigt das Ganze, nur muss schon gelten: Wer A sagt, muss auch B sagen. Und, Herr Kollege, wenn Sie sagen, na ja, militärisch sind wir neutral, aber sonst können wir nicht neutral sein, dann geht das nicht. Das nimmt Ihnen kein Staat der Welt ab. Wer A sagt, muss auch B sagen, meine Damen und Herren. Wir sehen ja, die EU, nicht nur die NATO, sondern auch die EU hat sich jetzt dazu bereit erklärt, in den Krieg mehr oder weniger einzugreifen. Wenn wir ukrainische Soldaten auf dem Gebiet der EU ausbilden, dann sind wir Kriegspartei, auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen, dann sind wir Kriegspartei. Und ich schaue mir an - ich weiß nicht, wer von Ihnen hat jemals eine Waffe in der Hand gehabt? Wenn man Freiheit so vor sich herträgt, und das tue ich auch, weil ich ein freiheitlicher Politiker bin, und mir ist das sehr ernst, auch der liberale Staat, also das ist mein politisches Selbstverständnis. Nur, wer Freiheit vor sich herträgt, der muss auch Verantwortung tragen. In einem Krieg kann man nicht sagen: Na ja, militärisch geht es uns nichts an, aber Sanktionen machen wir schon! - Herr Kollege, das funktioniert nicht, das wissen Sie genauso wie ich. Wer von Ihnen hat jemals den Wehrdienst hier abgeleistet? (Einige Gemeinderäte heben die Hand.) - Na, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, da der Kollege Reindl und dann wird es schon ziemlich düster. Ich auch im Übrigen, ja, weil ich ein Mensch bin, der glaubt: Freiheit ist auch Verantwortung, und Verantwortung muss in letzter Konsequenz auch bis zur Verteidigung mit der Waffe gehen. Sagen Sie das! Meine Damen und Herren, die Eskalationsspirale treiben wir weiter. Natürlich ist Putin schuld an dieser Situation, keine Frage, und natürlich schüttet er jetzt Öl ins Feuer, und er hat sich offensichtlich so verschätzt, dass ihm eben jetzt nur noch übrig bleibt, mit Atomwaffen, ja, mit Atomwaffen zu rasseln. Na, glauben Sie, dass der das nicht macht? Glauben Sie das wirklich, wenn der in die Enge getrieben ist? Wollen Sie dafür verantwortlich sein, meine Damen und Herren? Ich nicht, ich sage es Ihnen so, wie es ist. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Die Sanktionen tun Russland natürlich weh, ja, auch das ist klar, die Sanktionen kommen schon an in Russland. Wir merken es jetzt eh auch schon, keine Frage, nur, uns schaden sie halt auch massiv. Die Frage ist, ob wir das durchstehen, durchstehen wollen und ob das eine Mehrheit findet. Wenn jetzt Kollege Florianschütz gesagt hat: Ja, und ein paar rechte Sektierer in Europa, die gibt es leider auch! - Herr Kollege, diese rechten Politiker sind politisch in Wahlen gewählt worden, die sind in freien Wahlen gewählt worden, in Italien oder Ungarn. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Schweden!) Man kann natürlich sagen, die sind alle nicht demokratisch, aber die sind demokratisch legitimiert. Die sehen das vielleicht ein bisschen anders, aber wenn Sie immer die westliche Wertegemeinschaft beschwören, werden Sie auch diese Leute ins Boot holen müssen. Wenn die EU wirklich mit einer Stimme reden will, dann wird sie alle ins Boot holen und Rücksicht nehmen müssen, sonst wird das nicht funktionieren. Da können Sie dann zwar auf die rechten Parteien schimpfen, aber das ist nicht sehr gescheit. Auch der ÖVP, die sich ja da nahtlos in diese Diskussion eingereiht hat, sei gesagt: In Ihrer eigenen Partei wird das teilweise auch anders gesehen. Das haben wir auch schon gehört aus Oberösterreich oder von einem gewissen Herrn Mahrer - nicht unserem, sondern von einem gewissen Wirtschaftskammer-Präsidenten. Es gibt also schon ganz, ganz, ganz starke Stimmen, die diese Sanktionen auch hinterfragen. Die rechtfertigen auch nicht den Angriffskrieg Putin's, sondern die sind das, was Sie eigentlich sein sollten, nämlich österreichische Vertreter. Sie müssen einmal die österreichische Situation beurteilen und dafür einstehen. Also: Ehrlichkeit ist gefragt, wie so oft. Unsere Anträge: Was wollen wir? Ja, ich bin für den liberalen Staat. Ich möchte mir auch nicht sagen lassen, ob ich ein Kappl meiner Studentenverbindung aufsetzen darf oder nicht. Wenn ich lustig bin, setze ich mir auch ein Kopftuch auf, warum auch nicht, das geht niemanden etwas an. Ein Unterschied ist es aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, und da verstehe ich die SPÖ auch nicht ganz, aber das ist ja leider Gottes schon länger die Tatsache, dass Sie da die Augen verschließen. Klar ist, und darauf können wir uns hoffentlich alle hier einigen, die Trennung zwischen Kirche und Staat. Das ist nicht nur die Katholische Kirche, sondern das ist jede Kirche oder jede Religionsgemeinschaft. (GR Ömer Öztas: Ach so!) Das ist größter Inhalt unserer liberalen Demokratie, Selbstverständnis. Das funktioniert im Iran genau nicht, und das hat schon etwas mit dem Islam auch zu tun, Herr Kollege Florianschütz, das hat schon etwas mit dem Islam auch zu tun. Das kann man sich schönreden, aber es ist so. Wir wollen eben in öffentlichen Einrichtungen eine klare Trennung haben - das ist es. Jetzt können Sie sagen, das ist überschießend - kann man darüber diskutieren. Wir glauben, es ist wichtig, hier Kante zu zeigen, hier bei uns Verantwortung zu übernehmen. Die Verantwortung für die ganze Welt zu übernehmen, das wird uns nicht gelingen. Das will ich auch nicht, ehrlich gesagt, aber für meine Kommune, für die ich gewählt bin, und für meine Heimat, für die ich, ich weiß nicht, wie oft, Eide abgelegt habe, für die trage ich Verantwortung, und da gilt es, entsprechend aufzupassen. Und dass der Islamismus tatsächlich auch ein Thema in Österreich ist, das wissen Sie genauso wie wir. Ich fange jetzt nicht mit den islamischen Kindergärten, und so weiter, und so fort an, wir kennen die Diskussion. Also verschließen Sie die Augen nicht und machen Sie es nicht so wie der Herr Bundespräsident - da muss ich noch einmal auf ihn zurückkommen -, der dann glaubt, lustigerweise sagen zu müssen: Ja, dann werden wir alle Kopftuch tragen müssen! - Ich lasse das nur so sickern, auch im Hinblick auf die jetzige Diskussion, die wir geführt haben. Und, meine Damen und Herren, zuletzt: Ich meine, der Auftritt von Herrn Kollegen Taborsky - nehmen Sie zur Kenntnis, der türkise Politsprech funktioniert nicht mehr! Wir haben heute gesehen, Ihr ehemaliger Messias Kurz wird noch andere Probleme kriegen. Irgendwer plaudert da jetzt alles aus, sei ihm unbenommen. Wie das dann wirklich ausgeht, ist eine andere Instanz. Wir sind keine Behörde, die das zu verfolgen hat. Aber nehmen Sie zur Kenntnis: Das, was Sie da vorgetragen haben, ist fast schon lächerlich! Wenn Sie uns wieder die G'schichtln von der Balkanroute, die gesperrt wurde, erzählen - ja genau, das sehen wir eh. Oder als Ihr Innenminister oder auch die vormalige Innenministerin gesagt hat: Ja, 37.500 ist die Höchstgrenze, da möchten wir gar nicht andenken, dass es überhaupt so weit kommt! - Wie viele haben wir denn jetzt? Wissen Sie das, Herr Kollege? Schauen sie einmal nach! Also es ist doch lächerlich, was Sie da aufführen! Meine Damen und Herren, eines sei abschließend auch noch gesagt: Wir haben uns zur Aufnahme von Flüchtlingen verpflichtet, ja, das haben wir auch gemacht, und zwar haben wir das über alle Maßen gemacht. Das Völkerrecht verpflichtet aber keinen Staat, über seine eigenen Kräfte zu gehen, und das ist jetzt der Fall. Wir haben ukrainische Flüchtlinge aufgenommen - wir waren alle dafür, das war in Ordnung. Ich weiß nicht, wie viele haben wir zur Zeit in Bundesbetreuung - 90.000? Ich weiß jetzt die Zahlen nicht auswendig, aber wir haben keine Quartiere mehr. In Wien übererfüllen wir die Quote. Ich weiß nicht, um wie viel - 100-irgendwas Prozent. (GR Mag. Josef Taucher: 175 Prozent!) - 175 Prozent! Also uns ist nichts vorzuwerfen. Uns ist nichts vorzuwerfen, Österreich hat geliefert, hat geliefert bis zum Geht-nicht-mehr. Gezahlt haben es die Steuerzahler. Sie wurden nicht gefragt, es wurde einfach gemacht. Meine Damen und Herren, es muss auch einmal klar ausgesprochen werden: Es ist genug! Es ist genug, es geht nicht mehr, und wer das nicht sieht, ist blind. Dazu kommt noch, dass wir in einer Dauerkrise leben - Covid-Krise, jetzt haben wir die Ukraine-Krise, Inflationskrise, Krise, Krise, Krise. Und man sagt: Herein! Herein! Es darf keine Begrenzungen geben! Also, ÖVP, werdet eurer Verantwortung gerecht, tut nicht nur Schmäh führen! Reden Sie mit anderen Staaten, die vorzeigen, wie es geht. In Schweden haben wir eine andere Vorgehensweise - übrigens auch eine demokratisch legitimierte Regierung, würde ich einmal behaupten, Herr Kollege Florianschütz -, in Ungarn, in Dänemark - ich glaube, da gibt es sogar nicht nur Rechte, die das machen -, also es gibt Vorbilder. Es ist die verdammte Verantwortung der österreichischen Regierung und der österreichischen Politiker, hier aktiv zu werden und nicht, zu sagen, das ist europäisches Recht und da können wir leider gar nichts machen! - Das stimmt ja auch nur zum Teil, wie Sie hoffentlich wissen. Meine Damen und Herren, Ehrlichkeit in der Diskussion wäre angebracht. Und wir sind schon sehr neugierig, wie Sie abstimmen, Frau Kollegin Sachslehner. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf ein Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 1. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung aller Fraktionen. Hiermit ist der Antrag einstimmig angenommen. Ich möchte, bevor wir zur Abstimmung der Anträge kommen, bekannt geben, dass GR Gorlitzer seit 19 Uhr entschuldigt ist. Wir kommen hiermit zur Abstimmung der Anträge. Es kommt der Antrag Burkiniverbot in öffentlichen Bädern der FPÖ zur Abstimmung. Wer dem zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Bleibt mit der Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubunabhängigen Gemeinderats in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag ist betreffend Kopftuchverbot für öffentlich Bedienstete. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Das ist mit derselben Zustimmung der FPÖ, der ÖVP und des klubungebundenen Gemeinderats in der Minderheit und abgelehnt. Der nächste Antrag ist betreffend Kopftuchverbot in elementaren Bildungseinrichtungen. Wer kann dem zustimmen? - Es bleibt dasselbe Abstimmungsergebnis mit Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Mandatars in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag betrifft das Kopftuchverbot für Lehrerinnen und sonstiges Personal öffentlicher und nichtöffentlicher Bildungseinrichtungen. Wer da zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Bleibt diesmal mit der Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten in der Minderheit und ist abgelehnt. Hiermit kommen wir zum Antrag Annahmeverbot bei Asylanträgen, bei dem die Antragsteller die namentliche Abstimmung verlangt haben. Ich werde eine namentliche Abstimmung anordnen, unter anderem wegen der Interpretation der Frage, wie eine namentliche Abstimmung vorzunehmen ist. Ich zitiere wörtlich: Wenn diese von mindestens 25 Mitgliedern begehrt wird. Es gab eine Diskussion darüber, wie man das Begehren zu interpretieren hat, und ich ersuche, dass wir bei der nächsten Präsidiale definieren, wie in so einem Fall vorzugehen ist. Heute werde ich die namentliche Abstimmung anordnen. Ich ersuche die Schriftführerin Dolores Bakos, damit zu beginnen. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Abrahamczik. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Aichinger. GR Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Akcay. GRin Safak Akcay (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Al-Rawi. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Anderle. GRin Patricia Anderle (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Arapovic. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Arnoldner. GRin Mag. Bernadette Arnoldner (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Arsenovic. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Aslan. GRin Mag. Aygül Berivan Aslan (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Auer-Stüger. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Baxant. GR Petr Baxant, BA (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Berger. GR Stefan Berger (FPÖ): Ja. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Berner. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Bozatemur. GRin Aslihan Bozatemur (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Däger-Gregori. GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Deutsch. GR Christian Deutsch (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Fitzbauer. GRin Ilse Fitzbauer (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Florianschütz. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Greco. GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Gremel. GR Mag. Marcus Gremel, MBA (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Grießler. GR Markus Grießler (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Guggenbichler. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Ja. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Hanke. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Höferl. GR Dr. Andreas Höferl (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Holawatsch. GR Ing. Erol Holawatsch, MSc (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Holzmann. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Huemer. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Irschik. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Ja. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Janoch. GRin Silvia Janoch (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Karner-Kremser. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Kaske. GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Keri. GRin Sabine Keri (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Kieslich. GR Wolfgang Kieslich (Klubungebundener Mandatar): Ja. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Konrad. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Korosec. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Kowarik. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Ja. Schriftführerin GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Krauss. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Ja. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Bakos. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Kriz-Zwittkovits. GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Kunrath. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Laschan. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Ludwig-Faymann. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Malle. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Mantl. GR Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Margulies. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Matiasek. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Ja. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Mautz-Leopold. GRin Mag. Andrea Mautz-Leopold (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Meidlinger. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Mörk. GRin Gabriele Mörk (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Neumayer. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Ngosso. GRin Dr. Mireille Ngosso (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Niedermühlbichler. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Novak. GRin Barbara Novak, BA (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Olischar. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Otero Garcia. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia: Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Oxonitsch. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Öztas. GR Ömer Öztas (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Pipal-Leixner. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Prack. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Reindl. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Rompolt. GRin Ing. Astrid Rompolt, MA (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Rychly. GRin Yvonne Rychly (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Sachslehner. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Samel. GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Schmid. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Schober. Schober? (Ruf: Nicht da!) - Schulz. GR Benjamin Schulz (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Ja. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Sequenz. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Sittler. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Spitzer. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Stark. GR Kilian Stark (GRÜNE): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Stürzenbecher. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Taborsky. GR Hannes Taborsky (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Taucher. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Valentin. GR Erich Valentin (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Vasold. GRin Mag. Stefanie Vasold (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Wagner. GR Kurt Wagner (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Weber. GR Thomas Weber (NEOS): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Weninger. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Wieninger. GRin Mag. Mag. Pia Maria Wieninger (SPÖ): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Wölbitsch-Milan. GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM (ÖVP): Nein. Schriftführerin GRin Silvia Janoch: Zierfuß. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Nein. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Der Antrag ist mit 8 Ja-Stimmen zu 79 Nein-Stimmen abgelehnt. (GR Dipl.- Ing. Martin Margulies: Bah, das war knapp!) Wir kommen somit zum nächsten Antrag betreffend Familienzusammenführung für Asylberechtigte. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Mandatars. Damit bleibt der Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Wir kommen zum Antrag betreffend Beibehaltung der EU-Sanktionen gegen die Russische Föderation. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Mit den Stimmen der ÖVP, der NEOS, der SPÖ und der GRÜNEN gegen die Stimmen der Freiheitlichen und des Klubungebundenen ist dieser Antrag angenommen. Dann kommen wir zum Antrag betreffend Verurteilung der gewaltsamen Niederschlagung von Frauenrechten im Iran. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Hier sehe ich die einstimmige Zustimmung zum Antrag, womit er angenommen ist. Damit kommen wir zur Postnummer 3 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an die Fachgruppe Wien der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe, Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien als Rechtsträger des Praterforums. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Weninger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Juraczka. Ich erteile es ihm. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Angesichts der Uhrzeit hat mich meine Fraktion ersucht, jetzt einmal ganz grundsätzlich ein bisschen länger auf verschiedene Themen der Bezirksförderungen einzugehen. Nein, Spaß beiseite. Beim Poststück werden wir selbstverständlich zustimmen. Es gibt darüber hinaus auch einen Antrag der Regierungsfraktionen zur Bezirksförderung oder zur Neustrukturierung eben dieser. Ich muss gestehen, auch wenn wir mit der Landes- oder der Stadtregierung sehr oft unterschiedlicher Meinung sind, kann ich mich noch gut an Sondierungsgespräche zwischen den Fraktionen im Jahr 2020 erinnern, wobei ich Sie, Frau Kollegin Novak, jetzt ansehe. Wir waren uns bei vielem zwischen unseren Fraktionen nicht einig, bei einem, glaube ich, gab es auch damals schon Zustimmung zwischen uns beiden, nämlich dass wir im Sinne einer Dezentralisierung schauen sollten, dass wir die Bezirke finanziell stärken, aber in weiterer Folge möglicherweise auch hinsichtlich Kompetenzen. Das ist mir jetzt wirklich auch ein ganz wichtiger inhaltlicher Punkt. Es gibt politische Parteien in diesem Haus, die immer wieder damit Werbung gemacht oder immer wieder damit zu punkten versucht haben, dass sie Bezirke, Bezirksvertretungen völlig abschaffen wollen. Ich sage ganz offen, unsere Einschätzung ist das nicht. Wir glauben, dass das Prinzip der Subsidiarität gerade auch in einer Millionenstadt ganz, ganz wichtig ist. Ich glaube aber auch, dass wir, wenn wir 23 Bezirksvertretungen mit zwischen 40 und 60 Bezirksräten haben, überlegen sollten, welche Kompetenzen noch dort gut aufgehoben sein könnten. Das ist ein nächster Schritt, der, wie ich glaube, auch folgen soll. Jetzt gibt es einmal in einem ersten Schritt etwas, das auch ganz, ganz wichtig ist, nämlich mehr Budgetmittel, mehr Geld für die Bezirke. Wir wissen, dass alle Bezirke bis auf einen verschuldet sind, teilweise massiv und eklatant verschuldet. Hier gibt es jetzt im Jahre 2023 einmal einen einmaligen Zuschuss für die Bezirksmittel. Danach soll es weitere Verteilungsschlüssel geben und damit auch mehr Geld. Ich sage, da haben wir bis dato nur Vorhabensberichte gehört. Wir haben beispielsweise gehört, und das freut mich persönlich sehr, dass die Anzahl der Arbeitsplätze beziehungsweise die Anzahl der Arbeitsstätten mittlerweile auch sozusagen ein Parameter dafür sein sollen, wie viele Geldmittel die Bezirke bekommen. Wenn dem so ist, ist das jedenfalls sehr zu unterstützen. Auch die Grünraumpflege soll, glaube ich, stärker unterstützt werden. Jetzt haben wir in einem ersten Blick, und es gab bis dato nur das, doch relativ massive Unterschiede zwischen den Bezirken gesehen. Ich sage einmal, der 13. Bezirk hat mit unter 10 Prozent mehr an Budgetmitteln zu rechnen, andere Bezirke um 25 Prozent, was auch immer. Wir sind da sehr gespannt, und das wird ja dann auch noch durch den Finanzausschuss gehen, wie diese Töpfe genau verändert werden oder wie die Parameter genau eingestellt werden. Prinzipiell aber, dass die Bezirke finanziell aufgewertet werden und hoffentlich in einem nächsten Schritt auch inhaltlich aufgewertet werden, das findet jedenfalls unsere Zustimmung. - Ich hoffe, es war trotzdem in einem zeitlich angemessenen Rahmen. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Taucher. Ich erteile es ihm. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Danke sehr. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Ja, der Herr Juraczka hat schon zum Antrag gesprochen, den ich jetzt einbringen werde, sozusagen pro futuro - sehr schön. Warum schauen wir uns die Dezentralisierung immer wieder an? - Weil das uns demokratiepolitisch seit den 90er Jahren ein großes Anliegen ist, dass wir unsere Bezirke stärken, weil die Bezirke, die Bezirksvorsteher, die Bezirksvorsteherinnen, die Bezirksrätinnen und -räte natürlich viel näher an den Menschen im täglichen Tun, in ihren Verhandlungen in den Bezirksvertretungen sind, zum Teil näher auch als wir, die wir übergeordnete Themen zu bearbeiten haben. Das ist ein großes Plus, dass sie so nahe an den Menschen sind und dadurch auch wissen, welche Bedürfnisse entstehen. Ich habe das auch schon in der Diskussion eingebracht: Ich glaube, 2006 habe ich den 860. Park Wiens eröffnet. Es war damals der erste intergenerative Spielplatz in Kagran mit Bürgerbeteiligung und Fünfparteienantrag. Den haben damals die GRÜNEN in der Bezirksvertretung eingebracht, und heute haben wir über 1.000 Parks. Deswegen ist auch hier in unserem Antrag, dass ein Grünraumtopf eingeführt wird, weil natürlich die Bezirke ganz unterschiedliche Aufgaben im Grünraumbereich haben, einerseits bei der Klimawandelanpassung, aber auch bei der intensiven Pflege des Grünraums. Es ist einerseits quantitativ mehr geworden, die Stadt ist in den letzten 20 Jahren dichter geworden, es wohnen mehr Menschen hier. Das heißt, auch der Nutzungsdruck ist höher geworden, und die Bezirksvorstehungen, wenn sie in der Innenstadt sind, haben sozusagen mehr Reparaturarbeiten und Säuberungsarbeiten zu leisten, und die großen Bezirke haben halt mehr Parks. Deswegen braucht es da einen Topf, und wir haben einen Topf mit einer Dotierung von 15 Millionen EUR eingerichtet. Wir haben auch gesehen, Kollege Manfred Juraczka hat es schon gesagt, dass die meisten Bezirke bis auf einen verschuldet sind - der 3. Bezirk hat keine Vorgriffe und keine Schulden. Wir haben gesehen, dass gerade die kleineren Bezirke, wenn es um die Schulsanierung geht, SuSA-Programm, natürlich immer Vorgriffe machen müssen, um dann das refundiert zu kriegen. Und wenn sie schon viele Vorgriffe haben, können sie Schulsanierungen nicht machen. Deswegen ist es wichtig, dass wir die Bezirke entschulden und ihnen Geld geben, damit sie wieder flexibel werden, auch in ihrem Handeln, und Vorgriffe im Budget machen können. Wir haben uns darauf geeinigt, ob das jetzt gerecht ist oder nicht - große oder kleine Bezirke -, dass jeder Bezirk 1 Million EUR kriegt, also 23 Millionen EUR, für jeden Bezirk 1 Million EUR, damit sie wieder Handlungsspielraum erhalten. Dies unabhängig von Größe und Einwohnerzahl, weil es wichtig ist, dass die Bezirke mit den Menschen vor Ort gut funktionieren, weil das Leben ja nicht im Rathaus passiert. Das Leben passiert in den Parks, in den Gassen, in den Grätzln, wo wir leben und wo wir uns auch einbringen hinsichtlich dessen, was uns vor Ort wichtig ist. Ich weiß, ich werde schon beobachtet, ich bringe ganz kurz noch einen Punkt: Es ist auch wichtig, die Fördertöpfe Hauptstraße A und Stadtgestaltung mit dem Finanzwert 23 und der Rezentralisierung der Energiekosten ohne Finanzmittelabzug. Warum ist das so wichtig? - Die Energiekosten sind bei den Bezirken momentan mit zirka 20 Millionen EUR budgetiert. Jetzt explodieren die Energiekosten und das würde die Bezirke sofort wieder in eine Defensive bringen und weniger Handlungsspielraum geben. Das ist ein Durchläufer, wir müssen die Schulen heizen, wir müssen die Kindergärten heizen, da gibt es keinen Gestaltungsspielraum. Das heißt, wir zentralisieren es, weil es sowieso gleich ist, ob man es aus dem einem oder aus dem anderen Säckel zahlt, es ist sowieso unser städtisches Budget. Wir zentralisieren es, zahlen es zentral und lassen aber den Bezirken diese 20 Millionen EUR - auch dadurch entsteht mehr Spielraum. Also abschließend: Ich bin ein großer Fan der Dezentralisierung, ich bin ein großer Fan der Politik vor Ort in den Grätzln mit den Menschen. Wir sehen ja aus allen Evaluierungen der Dezentralisierung, dass sich die Mittel auch verschoben haben, weg vom Straßenbau hin zu mehr Jugendarbeit, zu mehr mobiler Arbeit in den Parks, zu mehr partizipativen Projekten. Das sieht man, wenn man sich die dezentralisierten Budgets anschaut, und das ist ein Mehr an Demokratie und deswegen unbedingt notwendig. In diesem Sinne bringen wir diesen gemeinsamen Antrag der Regierungsfraktionen ein und ersuchen Sie um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke. Als Nächster ist GR Margulies zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist eigentlich sehr schade, dass wir diesen wesentlichen und wichtigen Punkt, der sehr ausschlaggebend dafür ist, was die Bezirke aus den ihnen zugestandenen Kompetenzen auch machen können, nach vielen intensiven Debatten im Gemeinderat erst zu dieser Uhrzeit behandeln können. Nichtsdestoweniger muss ein Punkt halt immer der letzte Tagesordnungspunkt sein, und das soll auch keine Kritik sein. Ich kann es nur nicht ganz so kurz machen wie meine beiden Vorredner. Ich muss vor allem damit beginnen, dass Kollege Taucher mehrmals gesagt hat: "Wir haben uns geeinigt." - Ich will es aber gern präzisieren, denn "Wir haben uns geeinigt." heißt, die Regierung hat sich geeinigt. Das ist das legitime Recht einer Regierung (GR Mag. Josef Taucher: Das nennt man Demokratie!), aber sie sollen bitte nicht so tun, als hätten sie sich mit allen geeinigt. So gut der Prozess der Dezentralisierung und des Diskurses begonnen hat, so schlecht hat er geendet, und ich möchte jetzt in meinem ersten Teil versuchen, zusammenzufassen, was ich damit meine. Sie kennen meine Reden über viele Jahre, was die Bezirksmittel betrifft, dass es notwendig ist, diese aufzustocken. Und ja, es gab unter Beteiligung des KDZ, unter Beteiligung aller Fraktionen - ich war wirklich positiv überrascht - Treffen und den Versuch, einmal gemeinsam zu analysieren. Dazu gab es drei Sitzungen. In den drei Sitzungen wurden vom KDZ Analysen vorgestellt, dazu immer wieder auch zusätzliche Anmerkungen gemacht, und letztendlich haben wir uns bis Ende Juni, bis zur dritten Sitzung, als Ausgangsbasis auf ein paar Punkte geeinigt gehabt. Einer dieser Punkte war, dass die Inflation seit dem Jahr 2011 ungefähr mit Stand April - das muss man noch dazusagen - 32 Prozent beträgt, die Bezirksmittel nur um 20 Prozent gewachsen sind, das heißt, eine Lücke von knapp 12 Prozent entstanden ist, die etwas größer geworden ist noch bis Ende Juni, momentan ungefähr bei 15 Prozent. Das ist wirklich eine Lücke, die die Inflation in diesen Jahren gerissen hat, die den Bezirken nicht abgegolten wurde. Es wurde diskutiert, ob die Instandhaltung von Schulen und Kindergärten bei den Bezirken bleiben soll oder nicht (GR Mag. Josef Taucher: Wir haben uns nicht geeinigt!), und es wurde von allen die Mehrheit der Wünsche der Bezirke zur Kenntnis genommen, dass die Mehrheit der Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteherinnen gesagt haben, nein, das wollen sie nicht. Es wurde auch außer Zweifel gestellt, dass in Wirklichkeit die Schulsanierung mitverantwortlich ist, dass für die Bezirke im Großen und Ganzen die Schuldenbelastung in den letzten 10 Jahren erheblich explodiert ist, was einem strukturellen Defizit von knapp 10 Millionen EUR gleicht. Und dann hat man gesagt - vor allem von unserer Bezirksvorsteherin Silvia Nossek miteingebracht -, und darauf hat man sich geeinigt, dass die Betreuung von Grünflächen ob der immer intensiveren Nutzung auch abgegolten werden muss. So war der Stand der Einigung Ende Juni. Wir haben geglaubt, wir werden über die zukünftigen Bezirksmittel dann gemeinsam sprechen, welche Entwicklung sinnvoll ist, welche nicht, weil wir ja in einer schönen Zusammenarbeit eigentlich fast ein halbes Jahr lang gemeinsam Sachen entwickelt haben. So war es dann nicht. Ende September, Anfang Oktober hat uns die Sozialdemokratie damit überrascht, dass der Bürgermeister eine Entscheidung getroffen hat und Ergebnisse verkündet. Nicht gemeinsam entwickelt was ist sinnvoll, was ist gescheit, sondern Ergebnisse verkündet. Eines dieser Ergebnisse war: Es gibt allgemein einmal 5 Millionen EUR mehr und einen Grüntopf mit 15 Millionen EUR. Es wurde aber überhaupt nie darüber diskutiert, ob und in welcher Art und Weise das strukturelle Defizit, das durch die Schulsanierungen und auch durch die anstehenden Kindergartensanierungen entsteht, hinkünftig abgedeckt wird. Es wurde nicht darüber diskutiert, wie und in welcher Art und Weise Schulden entlastet werden, sondern es wurde einfach gesagt: Es gibt die Energiebezüge, es gibt die Schuldenentlastung. Ich will jetzt ein paar Punkte aufgreifen, warum ich glaube, dass diese Ideen zum Teil noch nicht ausgegoren sind. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Bezirke regelmäßig 40 bis 45 Millionen EUR mehr bekommen und einmal auch schuldenmäßig entlastet werden. Ich hoffe daher, dass diese Vorschläge, die ich jetzt noch bringe, auch mitberücksichtigt werden, wenn die Bezirksmittelverordnung dann voraussichtlich im Dezember tatsächlich vorliegt. Ich glaube aber, dass man über ein paar Punkte wirklich gemeinsam reden muss. Ich beginne tatsächlich mit den Schulsanierungen und Änderungen auch aus dem Jahr 2018, die bislang an so gut wie allen anderen Bezirken und BezirksvorsteherInnen, auch innerhalb der SPÖ, spurlos vorbeigegangen sind. Es gab im Jahr 2017 eine kleine Änderung. Damals wurde gesagt, die Posten 728, Sonstige Ausgaben, werden rezentralisiert. Was hat das bewirkt? Ich habe mir extra noch einmal angeschaut, was damals in der Begründung gestanden ist. Da ist gestanden: Es sind kleine Ausgaben, die in Wirklichkeit keine Rolle spielen, und wir wollen diese jetzt rezentralisiert haben. In Wirklichkeit wurden zum damaligen Zeitpunkt die Weichen gestellt, dass der Bezirk Donaustadt, der Bezirk von Josef Taucher, der Bezirk von Ernst Nevrivy, jährlich 5 Millionen EUR mehr erhält als alle anderen Bezirke (GR Mag. Josef Taucher: 4,6 Millionen!), obwohl es nicht auffällt, dass der 21. Bezirk deutlich mehr erhält, der 10. Bezirk deutlich mehr erhält und der 2. Bezirk deutlich mehr erhält. Darüber, warum man diese Ungleichbehandlung aufrechterhalten sollte, wollten wir gemeinsam diskutieren. Was ist da passiert? Während alle Bezirke für die Instandhaltung ihrer Schulen aufkommen müssen, gilt das nicht für Campusschulen. Obwohl in der Unterverteilung selbstverständlich alle Schülerinnen und Schüler, alle Kindergärten, von denen es im 22. sicher mehr gibt, im 21. mehr gibt, im 10. mehr gibt, hineingerechnet werden, zahlen die Bezirke für die Campusschulen keinen Cent. Das heißt, während der 1. Bezirk, der 3., der 4., der 5., der 6., der 7., der 8., und so weiter für jede einzelne Schule und jede einzelne Sanierung bezahlen, wird es dort, wo die Campusschulen errichtet werden, insbesondere beim Freund von Bürgermeister Ludwig, Bezirksvorsteher Nevrivy, immer günstiger, und die ersparen sich Millionenbeträge im Vergleich zu allen anderen. Deshalb ist der 22. Bezirk auch nicht so verschuldet. Und jetzt kommen wir zum nächsten Punkt, der gleichen Entlastung jeden Bezirks mit 1 Million EUR: Das heißt, die Bezirke, die schon profitieren, weil sie viele Campusschulen haben, die davon profitieren, dass Sie dann weniger Schulsanierungen haben, werden jetzt ebenfalls mit 1 Million EUR entlastet, während zum Beispiel ein 9. Bezirk - und ich nehme bewusst einen roten Bezirk -, der mit 12 Millionen EUR verschuldet ist, weil er eine Schulsanierung nach der anderen macht und jetzt noch eine beschließen muss, weil er keine Campusschulen hat, und der dann wahrscheinlich mit 14 Millionen EUR verschuldet ist, auch nur 1 Million EUR bekommt und keinen Handlungsspielraum hat. Diese Ungerechtigkeit, auch innerhalb der Bezirke, interessiert anscheinend manche Menschen in der SPÖ nicht. Nichtsdestoweniger ist es absurd, in dieser Art und Weise zu agieren. Und dann kommt noch die Befreiung von der Energie: Jetzt raten Sie einmal - rund 20 Millionen EUR -, wer am meisten von der Energiebefreiung profitiert! - Der 21. Bezirk und der 22. Bezirk, nämlich knapp 2,5 Millionen EUR gehen jeweils in diese Bezirke, während in viele andere viel weniger geht. Warum geht dort hin viel weniger? Weil dort, wo die öffentlichen Gebäude und die Schulen einer Generalsanierung unterzogen wurden und deshalb Schulden gemacht wurden, die Energiebelastung Gott sei Dank gesunken ist, und deswegen ist es billiger gewesen. Dort, wo manche Bezirke, im 21. und im 22. Bezirk, nichts gemacht haben, ist die energetische Belastung enorm hoch, und dort ist es so, dass es sich natürlich wieder voll niederschlägt. Das heißt, die Bezirke, die schon davon profitieren, dass sie Campusschulen bekommen, haben energetisch sehr wenig gemacht und sind jene Bezirke, die von der Energieentlastung am meisten profitieren. Liebe Freundinnen und Freunde hier im Gemeinderat, das kann es doch nicht sein, dass man über solche Punkte nicht diskutiert, dass sie einfach nur dekretiert werden und dass man nicht versucht, wirklich im Gemeinderat einmal eine Idee zu entwickeln, wie man allen Bezirken die Möglichkeit einräumen kann, hinkünftig politisch besser zu arbeiten! (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich muss ja über die ÖVP schmunzeln, weil Markus Figl sich ja in einem Punkt durchgesetzt hat, das hat er anscheinend bilateral verhandelt. Der Arbeitsstättenbonus in der Unterverteilung für Topf A wird erhöht. Dadurch kriegt der 1. Bezirk tatsächlich einiges mehr. Und wahrscheinlich wird der 1. Bezirk auch davon profitieren, dass Hauptstraßen A in Plätze umgewandelt werden. Aber dass der 13. Bezirk nach all diesen Geschichten, wobei da auch eine ÖVP-Bezirksvorsteherin ist, in Summe nicht einmal auch nur annähernd die Inflation, die in den letzten Jahren passiert ist, abgegolten bekommt, sondern wirklich bei in Summe 40 Millionen EUR plus real mit einem Minus aussteigt, das ist doch etwas, das man normalerweise erkennen und darüber diskutieren muss. (GR Mag. Josef Taucher: Willst jetzt 63 Millionen EUR für die Bezirke?) Ich verstehe es einfach nicht, warum manche Bezirke seitens der SPÖ entmündigt werden, wenn wir uns schon gemeinsam zu einem großen Wurf durchringen wollen. Ich würde Sie daher ersuchen: Überdenken wir gemeinsam noch einmal diese Frage der Energie! Überdenken wir gemeinsam, inwiefern es wirklich zu einem ausgewogenen Verhältnis kommt, wenn Campusschulen in irgendeiner Art und Weise berücksichtigt werden und der 22. Bezirk jährlich mit 5 Millionen EUR (GR Mag. Josef Taucher: 4,6 Millionen!) mehr profitiert als alle anderen Bezirke, nur, weil sie nicht miteingerechnet werden. Gleichzeitig wird das aber selbstverständlich in der Topf-A-Verteilung, wo ein großer Bereich auf die Anzahl der SchülerInnen abstellt, berücksichtigt. Schauen wir uns das bitte gemeinsam noch einmal an, ebenso die Entschuldung, ob es nicht viel sinnvoller ist, die Bezirke zu entschulden, die wirklich in den letzten Jahren etwas für die Generalsanierung der Schulen und Kindergärten gemacht haben und sich deshalb verschuldet haben! Warum müssen wir manchen Bezirken, die das nicht gemacht haben, Geld schenken? Und überlegen wir uns dann, wie wir tatsächlich sozusagen die Form der Grünflächen irgendwie sinnvoller und besser gestalten können! Ich will es jetzt nicht noch länger machen, es gäbe noch einige kleinere Punkte, die wir gemeinsam zu diesem Punkt wirklich ausführlich diskutieren könnten, aber wir haben den Punkt wahrscheinlich im Dezember noch einmal beim Bereich Beschluss der Bezirksmittelverordnung. Wir werden deshalb heute dem Antrag nicht zustimmen. Ich gebe ehrlich zu, ich bin wirklich enttäuscht gewesen über das Ende dieser Zusammenarbeit, die eigentlich recht gut funktioniert hat, aber dann, als es darum ging, dass man gemeinsam etwas entwickelt, plötzlich gebrochen wurde. Das ist schade. Ich habe es mir auch nicht so vorgestellt, aber selbstverständlich ist es das legitime Recht jeder Regierung, das kann sie machen. Ich würde Sie aber tatsächlich ersuchen, bitte berücksichtigen Sie die vorgebrachten Einwände bei der Vorlage der Bezirksmittelverordnung, und wir werden uns dann darüber weiter unterhalten. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf ein Schlusswort. Somit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 3. Wer dieser Post zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Einstimmigkeit. Wir kommen zum Antrag Anpassung der Bezirksbudgetmittel. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, des Klubungebundenen, der NEOS und der SPÖ. Das heißt, dieser Antrag ist mehrheitlich gegen die Stimmen der GRÜNEN angenommen. Damit sind wir am Schluss der Tagesordnung angelangt, und ich schließe die 29. Sitzung des Gemeinderates. (Schluss um 20.28 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 18. Oktober 2022 29. Sitzung / 2