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Gemeinderat, 30. Sitzung vom 24.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 109

 

machen weit über 90 Prozent aus. Das Gefährlichste für eine Frau in Bezug auf Gewalt ist die eigene Familie. Das muss man irgendwann zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei GRÜNEN und NEOS.)

 

Sage ich das gerne? - Nein, denn wir haben ja alle das Bild, die Familie ist das, wo du Halt hast, wo man sich gegenseitig hilft, wo man sich unterstützt. Das ist das Traurige. Es sind nicht alle, aber die, die am meisten von Gewalt betroffen sind. Ja, es gibt auch die Zahlen, wenn Sie von der Herkunft kommen: Glaubt irgendjemand in dem Raum - das sollte ich nicht sagen, das ist leider keine rhetorische Frage, es werden welche sein -, dass ein Kind, das in Afghanistan geboren ist und drei Wochen alt ist, das Gen zum irgendwie später Irrewerden in sich trägt, oder könnte es auch damit zu tun haben, dass jemand, wenn er in Tschetschenien aufwächst, ein bisschen näher am Krieg ist als wir, in anderen Verhältnissen aufwächst, in einem Land aufwächst, das im Durchschnitt nationalistischer als unseres ist? (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Die haben ein anderes Frauenbild!) - Ja, das Frauenbild auf der Welt ist unterschiedlich. Wir haben auch in Österreich unterschiedliche Frauenbilder, zum Beispiel in Parteien. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich würde einmal glauben, dass man unter anderem progressiv und konservativ damit beschreibt, dass die einen mehr für Gleichstellung kämpfen als die anderen, ganz einfach gesagt. Ich glaube, dass das Frauenbild und der Nationalismus bei manchen Zuwanderungsgruppen so stark ausgeprägt ist wie bei uns vielleicht bei der FPÖ. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Aber Konsens haben wir schon!) Das glaube ich schon. Ja, es müssen sich auch die Progressiven die Frage stellen - das ist auch ein Teil der Arbeit von uns -, wenn jemand zu uns kommt. Es stimmt schon, aus manchen Ländern kommen nicht lauter Alternative mit langen Haaren, junge Männer, die alle cool drauf sind und coole Musik hören und Männer und Frauen, alles ist gleich. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Die glauben an Frauenmord!) Nein, es wandern nicht nur solche Leute zu. Aber ganz ehrlich: In der FPÖ sind auch nicht viele coole junge Männer, die das so sehen. In der FPÖ sind viel coole junge Männer, die glauben, cool ist (GRin Veronika Matiasek: Wie können Sie so etwas behaupten?), sich aufzuschneiden und dann sagen, das ist super, die Frauen machen das natürlich nicht. Das Verständnis von Gewalt - ich weiß schon, dass es alle Gesellschaftsschichten trifft, aber nicht überall ist das gleich verherrlicht, nicht alle hängen dem Gleichen an. Ich behaupte einmal, wenn man zuhört, was gesagt wird, habe ich nicht den Eindruck, dass das F in FPÖ für feministisch stehen würde. (Beifall bei den GRÜNEN. - GRin Veronika Matiasek: So ein Blödsinn!)

 

Jetzt ist sehr viel Richtiges gesagt worden. Wie kann man den Überlebenden von Gewalt helfen, die jetzt nicht dem Allerbrutalsten, dem Femizid ausgesetzt waren? Wie geht man mit denen um? Warum brauchen wir Frauenhäuser? Warum haben wir mittlerweile fünf Frauenhäuser? Sehr viel gute Arbeit wird da in Wien geleistet, unter anderen von Martina Faymann.

 

Wir sollten aber auch darüber reden - das haben heute ja auch Männer vor mir versucht, darüber zu reden -: Okay, da sind die Opfer und die Überlebenden. Und was machen wir mit den Tätern? Jetzt ganz ehrlich: Wenn Sie einen Sohn haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der wegen Gewalt im Gefängnis landet, neun Mal so hoch, wie wenn Sie eine Tochter haben, weil die Ausübenden von Gewalt zu so einem hohen Teil Männer sind. Will das jemand? Ich habe drei Söhne, ich will das nicht. Was sollte man vielleicht machen? - Zeit reinstecken, um zu schauen, dass die Männer auch etwas lernen. Ich kenne diese Diskussion, Frauen sollen sich so und so anziehen. Vielleicht sollten wir den Männern beibringen, dass sie nicht deppert sind, wenn eine Frau nicht so angezogen ist, wie es sich die FPÖ oder sonst irgendjemand wünscht. (GRin Veronika Matiasek: So ein Blödsinn, was Sie da sagen!)

 

Tatsache ist, es ist schon viel darüber geredet worden: Wie viel bestrafen wir? Noch mehr Strafe. Viel, viel wichtiger ist die Prävention, denn das Schönste ist natürlich, wenn es nicht passiert. Man kann immer auch am Ende anfangen, leider muss man am Schluss Leuten helfen. Man muss Leute strafen, aber viel besser wäre, es passiert nicht. So, wo steht Präventionsarbeit? Wer unterstützt? Jedes Mal, wenn man sagt, ein Mädchencafé hilft etwas, weil das eigene Räume sind, dann wird das fast schon lächerlich gemacht. Wenn man umgekehrt sagt, wir müssen mehr Bubenarbeit machen, dann fällt das schon, glaube ich unter: Hu, die Genderwahnsinnigen! Jetzt machen sie auch noch Bubenarbeit und so etwas. Das ist aber dringend notwendig. (GRin Veronika Matiasek: Das hat ja keiner gesagt! Wer hat davon gesprochen?)

 

Alle Männer hier wissen, wie wir selbst aufwachsen. Ich habe eine Schwester und ich habe Brüder. Ich komm‘ nicht aus einem linksalternativen Haushalt, und da kriegst du andere Bilder mit. Ich bin viel weggegangen, und die kleinere Schwester hat halt weniger viel weggehen können und musste früher zu Hause sein und musste, und, und, und. Da sind auch tradierte Bilder drin, und wir kennen das alle. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis Frauen frage, die darüber reden, ganz ehrlich, fast keine sagt, ich kenne jemanden. Keine Frau hat mir jemals erzählt, dass sie Gewalt ausgesetzt war. Es kommt praktisch nicht vor. Wir sind nicht hier, um die eigenen Familiengeschichten zu erzählen, aber in meiner Familie gibt es nicht gar keine Gewalt. Ich stecke die Familie jetzt weiter ab, damit nicht gleich nachrecherchiert wird, wer es sein kann. Jetzt kommt es darauf an, was du damit machst und wer etwas sagt. Dafür gibt es zum Beispiel diese Kampagne „Mann spricht‘s an!“

 

Ich bin mittlerweile in einem Milieu zu Hause, in dem die blöden Witze nicht vorkommen, wo in dieser Hinsicht keine depperten Schmähs sind und wo in diesem Sinne nicht deppert geredet wird, aber von der Erfahrung her, wer Gewalt im eigenen Familien- oder Bekanntenkreis erlebt hat, sagt fast jede Person, natürlich kenne ich jemanden. Das geht nicht bis zum Femizid, aber bis zu sehr viel, sehr groben körperlichen Verletzungen. Das habe ich, glaube ich, schon einmal hier gesagt: Wenn jetzt alle sa

 

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