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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 31

 

weil es dort keinen Röntgenarzt mehr gibt und teuer zugekauft wird. Ein Lungenröntgen kostet im Spital ungefähr 4 bis 5 EUR, ausgelagert ungefähr 40 EUR. Durch diese Fehlplanungen kommt es auch immer wieder zur Zerschlagung wirklich bekannter und renommierter Abteilungen, wie zum Beispiel die Urologie im Krankenhaus Hietzing unter Prof. Pflüger, die praktisch vernichtet ist.

 

Herr StR Hacker sagt, wenn der Urologiechef im AKH Probleme hat, soll er den in Hietzing anrufen, aber da gibt es keinen mehr. Da ist niemand mehr, das ist verbrannte Erde. Die Spitze des Eisberges zeigt sich ja in den Gefährdungsanzeigen. StR Hacker hat gestern gesagt, eine Gefährdungsanzeige soll zum Ziel haben, eine gefährliche Situation zu verhindern und das Management darauf aufmerksam zu machen, dass es eben eine mögliche gefährliche Situation gibt.

 

Kollege Arsenovic hat uns gestern sehr wortreich über die Flugzeugindustrie oder Raumfahrtindustrie berichtet. Es gibt nämlich ein sogenanntes Critical Incident Reporting System, das CIRS. Das ist ein Berichtssystem, das normalerweise von Piloten benutzt wird, um kritische Ereignisse oder Beinahefehler zu melden.

 

Das hatten wir auch im Gesundheitsverbund implementiert, nur gibt es das nicht mehr. Die Monitore sind da nicht mehr dafür ausgestattet, man kann das nicht einmal mehr anklicken, das gibt es nicht mehr. So kam es zu diesen Gefährdungsanzeigen, weil man die über die Personalvertretung einreichen kann. Was passiert mit diesen Gefährdungsanzeigen? - Ein Abteilungsleiter in der Klinik Ottakring hat diese Gefährdungsanzeige gesehen, durchgelesen und in die erste Schublade wandern lassen. Eine sehr gute Idee, so macht man nämlich keine Fehlerkultur. Selbst von der Generaldirektion gibt es einen Maulkorberlass, und letzte Woche bekamen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wiener Gesundheitsverbunds eine Mail, wie sie mit Gefährdungsanzeigen umzugehen haben, mit einem Anhang dabei. Das ist ja an sich eine gute Idee, nur leider ließ sich dieser Anhang nicht öffnen. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.)

 

Über 50 Gefährdungsanzeigen, meine Damen und Herren, das ist mehr als eine pro Woche, und die können nicht von der Ärztekammer, wie immer behauptet wird, initiiert sein. Nein, das ist ein Hilfeschrei des Personals und es geht da auch um die Gefährdung der Patienten. Ich fordere Sie daher auf, diese Gefährdungsanzeigen ernst zu nehmen - wir bringen dazu auch einen entsprechenden Antrag ein - und diese Gefährdungsanzeigen müssen auch im Gesundheitsausschuss diskutiert werden. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich darf Ihnen von Empfehlungen berichten, die 2017 ausgesprochen worden sind. Das ist von einer internen Empfehlung des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Da wird von enormen und jahrelangen Investitionsstaus von Bauprojekten gesprochen und die externen Berater können das nicht kompensieren, sondern verzögern diese Bauprojekte teilweise. Diese externen Firmen, die Beraterfirmen, die viele, viele schöne Euros kassieren, viele, viele Millionen Euros kassieren, sammeln Daten, die sie auch teilweise von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenanstaltenverbundes bekommen, nur, diese Daten werden nicht statistisch ausgewertet und schon gar nicht kommuniziert. Da werden viele Stunden Arbeitszeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern investiert, und es wird nicht einmal das Ergebnis präsentiert. Es handelt sich da um eine inkomplette und unaufbereitete, unsystematische Datenanalyse, mit der man eigentlich am Ende nichts anfangen kann. Die neuen Standorte oder die neuen Pläne werden eigentlich ohne Mitnahme der vielen verschiedenen entscheidenden Leistungsträger gemacht und auch nicht an die wachsenden Anforderungen der Stadt angepasst.

 

Die Partnerspitäler, das habe ich schon angesprochen, sind fachlich inkompetent oder inkomplett ausgestattet, und dieses Partnerspitalswesen ist zwar vielleicht für die Zeitung ganz lustig, aber es funktioniert einfach nicht. Es funktioniert nicht. Ich habe dieses Beispiel schon genannt. Das ist natürlich eine Katastrophe und dass die Motivationsstruktur im Wiener Gesundheitsverbund so negativ ist, dass die Pläne regelmäßig und dauernd abgeändert werden. Das ist keine Planungssicherheit und man weiß eigentlich nicht, siehe jetzt forensische Psychiatrie, wo man morgen oder in einem Jahr oder in zwei Jahren arbeitet. Ist es jetzt das Wagner-Spital, Hietzing oder Favoriten, eine gewisse Planungssicherheit kann ja von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchaus verlangt werden. Im klinischen Alltag liegen die Probleme aber im Detail, und Frau Dr. Laschan kennt das, weil sie ja selber Ärztin ist. Beim Hanusch-Krankenhaus funktioniert das ein bisschen besser, das muss man schon sagen. (GRin Dr. Claudia Laschan: Ja!)

 

Wir haben zum Beispiel OP-Wartezeiten und jetzt nicht Wartezeiten auf der Warteliste, sondern im OP wartet man bis zu zwei Stunden, bis der Patient endlich da irgendwann einmal daherkommt. Das nennt man Umlagerungszeiten, bis der Nächste dran ist, braucht es zwei Stunden. Da passiert aber nichts, außer dass der OP gewaschen wird. Diese Umlagerungszeiten haben aber einen definitiven schweren Nachteil, denn irgendwann einmal ist der OP aus, irgendwann gehen die Leute nach Hause. Wenn du das nicht effektiv mit dem Zeitmanagement versorgst, bleiben halt immer wieder Patienten über, und es ist nicht so wahnsinnig witzig, dass man als Patient dauernd auf den nächsten Tag verschoben wird. Auch ein gutes Beispiel ist, dass es in vielen Häusern nicht mehr möglich ist, einen Ultraschall durchzuführen. Warum nicht? - Weil da keiner mehr ist. Da gibt es keinen Ultraschall mehr, da gibt es keinen Menschen, der einen Ultraschall machen kann.

 

Es gibt auch keine Schreibposten mehr. Die meisten Ärztinnen und Ärzte verbringen viele Stunden damit, in Zweifingertechnik ihre Patientenbriefe oder sonstigen Berichte zu schreiben, weil der Schreibmaschinenkurs leider kein Inhalt des Medizinstudiums ist. Die sind nicht trainiert darauf zu schreiben, aber die Schreibkräfte wurden ja minimiert oder total abgeschafft. Was auch arg ist, bei Positionen wie OP-Bereich oder Notaufnahmebereich fehlt es für das Personal, vor allem für das Pflegepersonal, sogar an Pausenräumen. Die können sich nicht einmal irgendwo hinsetzen und einmal einen Kaffee trinken.

 

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