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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.01.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 106

 

und Baxter - die Dampfproduktion für ihre Arzneimittelproduktion ohne Erdgas macht. Auch die Firma Takeda hat gesagt: Wir steigen aus Erdgas aus. - Das sagt nicht nur die Stadt Wien, das sagen auch die Unternehmen. Ich finde das für einen ganz wichtigen Punkt, weil es zeigt, was Unternehmen brauchen. Sie brauchen Perspektiven und sie brauchen Planungssicherheit, und das ist das, was wir als Stadt, was wir auch mit unserem Plan „Raus aus Gas“ schaffen. Wir schaffen Möglichkeiten, dass diese Unternehmen ihre Innovationskraft entfalten, denn der Standortwettbewerb wird immer härter. Es ist ganz spannend, auch am Beispiel Takeda: Ein japanischer Konzern, der gesagt hat, okay, wir gehen nach Wien, auch für unsere neue Forschungszentrale, weil wir da die Voraussetzungen haben, dass wir unser Energiesystem auf Erneuerbaren aufbauen, ohne russische Abhängigkeit von Erdgas, ohne zukünftige massive Kostensteigerungen! - Das schafft Standortsicherheit. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Heuer vor 150 Jahren wurde die I. Wiener Hochquellenwasserleitung errichtet, wir feiern also heuer diese 150 Jahre. Ursprünglich war die Wasserversorgung in Wien durch Hausbrunnen gesichert, aber über die Zeit war das auf Grund von schlecht funktionierender Kanalisation und der Qualität des Grundwassers hygienisch immer problematisch. Also hat man überlegt, wie man das anders gestalten kann, nämlich eine andere Infrastruktur, die zukunftsfähig ist, die nachhaltig ist. So hat man vor 150 Jahren überlegt, wie man eine fast unmögliche Leistung schafft, nämlich aus dem fast 100 km entfernten Rax-Gebiet eine Hochquellenwasserleitung zu schaffen, die ohne Strom funktioniert, einfach durch dieses Gefälle. Das war eigentlich eine Leistung, die unglaublich schien. Damals war das ein extrem mutiger Schritt. Damals ging es um sauberes Wasser, heute geht es um saubere und leistbare Energie. Es ist ein vergleichbares Projekt, und ich würde sagen, dass das, was wir hier mit „Raus aus Gas“ verankern, der Plan mit „Raus aus Gas“ absolut vergleichbar ist mit dem, was damals für unser sauberes Wasser gemacht wurde, mit der Hochquellenwasserleitung. Daher ist das ein ganz wichtiger Schritt, den wir hier auch in der Regierungskoalition umsetzen.

 

„Raus aus Gas“ ist abgeleitet aus dem Wiener Klimafahrplan. Wir haben uns dazu bekannt, dass wir ganz klar sagen: Wir werden Stück für Stück das gesamte Energiesystem in Wien umbauen. Die größte Herausforderung ist tatsächlich die Wärmewende, und das betrifft vor allem die Gebäude. Im Neubau ist das ja noch relativ einfach, weil man von vornherein so planen kann, aber im Bestand ist das eine sehr große Herausforderung.

 

Wir müssen uns dem Schritt für Schritt nähern, und deswegen haben wir diesen unseren Plan „Raus aus Gas - Wiener Wärme Kälte 2040“ jetzt auch auf der Regierungsklausur präsentiert. Ja, da gibt es viele Skeptiker, aber es gibt auch sehr, sehr viele Befürworter. Sehr viele Energieexperten haben gesagt, dass Wien eigentlich als einziges Bundesland die Verantwortung wahrgenommen hat, einen so konkreten klaren Plan in Richtung Klimaneutralität zu gehen. Darauf bin ich stolz und darauf können wir wirklich alle stolz sein, dass dieser Schritt jetzt endlich kommt. Manche sagen, viel zu spät - das ist richtig, wir hätten schon 2008 angesichts der Ölkrise erkennen müssen, dass die fossilen Energieträger extrem preisabhängig sind, extrem volatil sind und die Leistbarkeit für viele natürlich ein Problem darstellt. Ja, wir starten jetzt beziehungsweise sind wir auch schon in den letzten Jahren die ersten Stufen gegangen, aber dieser klare Schritt „Raus aus Gas“, auch kein erneuerbares Gas in den Gebäuden in Zukunft, ist einzigartig, ist zukunftsweisend und der einzige Schritt, um tatsächlich von Klimaneutralität sprechen zu können (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Ich möchte betonen, dass wir das nicht erst seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine machen. Wir haben das bereits im Regierungsprogramm verankert. Ich würde schon sagen, dass wir da eigentlich sehr zukunftsweisend verantwortlich agiert haben und auch diese Entwicklungen mit diesen globalen Verwerfungen antizipiert haben. Daher beginnen wir eben nicht bei null, sondern haben schon in vielen Bereichen die Voraussetzungen geschaffen.

 

Viele fragen: Geht denn das überhaupt? - Dazu ein kleines Beispiel aus den 60er Jahren aus England: Die englischen Städte waren damals auf Stadtgas eingestellt, die Energieversorgung war Stadtgas. Dann hat man vor der Küste Englands Erdgas gefunden, und so mussten innerhalb von 10 Jahren 40 Millionen Endgeräte getauscht werden, damit sie für dieses Erdgas ausgerüstet sind. Wir hatten das also bereits in der Geschichte, das ist machbar, und genau so werden wir das auch in Wien umsetzen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Eines ist klar, diese Umstellung wird natürlich nur mit attraktiven Angeboten für alle Wienerinnen und Wiener funktionieren, denn die Anfangsinvestitionen sind teilweise sehr hoch. Wir werden aber entsprechende Angebote geben und bieten, und wir experimentieren respektive schauen uns auch konkret an, wie das funktioniert. Deswegen haben wir diese 100 Pilotprojekte - unterschiedliche Gebäudetypologien, wie das umgestellt werden kann, welche rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig sind, wie das mit Finanzierung und Förderung ausschaut. Wir lassen da die Wienerinnen und Wiener nicht im Stich. Was wir ihnen ermöglichen, und das ist das Wichtige bei dem Thema „Raus aus Gas“, ist langfristig, nachhaltig leistbare Energie. Dafür sind wir als Politik verantwortlich, dafür drehen wir an den großen Schrauben, und ich bin stolz darauf, dass wir das hier gemeinsam in der rot-pinken Fortschrittskoalition umsetzen werden. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass GRin Dipl.-Ing. Olischar ab 18 Uhr verhindert ist.

 

Für die weiteren Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner ist Herr GR Ing. Guggenbichler gemeldet.

 

10.20.24

GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

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