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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.01.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 102 von 106

 

endlich die Verantwortung übernommen, gemeinsam mit der Stadt Wien in dieser Sanierung zu unterstützen und zu helfen. Dazwischen sind natürlich auch die Baukosten gestiegen.

 

Gerade Sie als Wirtschaftspartei vergleichen ja immer Theater und Kunst- und Kultureinrichtungen mit Unternehmen, was meiner Meinung nach grob fahrlässig ist. Das ist aber scheinbar Ihre Sicht auf Kultur. Sie vergleichen ja auch immer, und auch ich möchte hier einen Vergleich bringen: Alle Parteien inklusive der ÖVP haben während der Corona-Jahre sehr intensiv versucht, Wirtschaftstreibende und Unternehmen zu retten und zu unterstützen.

 

Ich stelle hier einfach ganz konkret die Frage: Warum darf das nicht für ein Volkstheater gelten? Warum soll es nicht auch hier ganz klar sein, dass die Stadt Wien und der Bund hier gemeinsam eine der Kultureinrichtungen in schwierigen Zeiten unterstützen? (GR Mag. Manfred Juraczka: Ehrliche Frage: Wer hat Kultur mit einem Unternehmen verglichen?) Ehrliche Antwort: Wir haben schon über die Freiheit der Kunst gesprochen, und ich möchte es hier noch einmal wiederholen, weil sich die Debatte rund ums Volkstheater schon immer wieder darum dreht, wie unterschiedlich das Verständnis von Kunst und Kultur sein kann und meiner Ansicht nach auch sein soll.

 

Was hier aber vorweg gesagt werden muss: Kunst kann schön sein, muss aber nicht einmal schön sein. Kunst kann schiach sein. Kunst soll aber vor allem eines, nämlich zum Denken anregen. Gerade Theater sollen Raum zum Denken, zum Diskurs sein. In Krisenzeiten ändern sich natürlich auch die Spielpläne. Gerade in einem Volkstheater ist das gut und richtig. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Ja, eh! Und?)

 

Wir haben jetzt lange über die Zahlen und die Auslastung gesprochen. Wenn Sie mit Kunst- und Kulturschaffenden und mit Häusern reden, wissen Sie genau, dass die letzten Jahre wirklich enorm schwierig waren. Auch das Volkstheater ist einen Weg gegangen, bei dem der Pfeil nach oben zeigt, wo der Trend nach vorwärts geht.

 

Wir haben im Oktober veröffentlichte Zahlen von rund 70 bis 75 Prozent gehabt. Das war gar nicht so schlecht, und seitdem die Spielsaison so richtig angestiegen ist, haben wir einen permanenten Vorwärtstrend. Ich bitte Sie auch, in Ihre Berechnungen diese Zahlen der letzten Monate mit hineinzunehmen, und nicht nur die „Kurier“-Artikel aus dem Sommer. Insofern entwickelt sich das Volkstheater glücklicherweise analog zu anderen Einrichtungen: einmal ein paar Prozentpunkte davor, ein paar Prozentpunkte dahinter. Betrachten wir aber wirklich den gesamten Zeitraum und das Ganze und nicht nur Teile davon, die man sich aus einzelnen Artikeln herausnehmen möchte.

 

In Summe: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Genau aus dem Grund waren da auch eine Neuausschreibung, ein neuer Intendant und eine neue Ausrichtung gar nicht schlecht. Es ist gelungen, hier Publikumslieblinge wie Stoyanov oder Eilinghoff zu etablieren. Es ist gelungen, in den Corona-Jahren innerhalb von null Zeit beispielweise Kooperationen mit Wien Modern, mit der Viennale oder dem Tanzquartier anzugehen und umzusetzen. Auch das sind Dinge, die hier erwähnt werden müssen. Von den Klassikern, die aufgeführt werden und die ich auch empfehlen kann, habe ich schon eingangs gesprochen.

 

Abschließend bleibt eigentlich nicht mehr viel, als wirklich alle Beteiligten einzuladen, sich die Aufführungen selbst anzusehen und sich selbst ein Bild zu machen. Diesen Freitag ist die nächste Premiere. Ich hoffe, Sie haben schon Premierenkarten. Ich habe vorhin am Handy nachgeschaut: Es ist ziemlich ausverkauft. Genau das ist es, was das Volkstheater ausmacht: Eine Entwicklung, ein Vorwärtstrend und ausverkaufte Räume genau jetzt bei der nächsten Premiere. Vielen herzlichen Dank.

 

Dementsprechend bitte ich um die Unterstützung der Sanierung durch die Zustimmung aller Parteien und vor allem darum, hier Verantwortung im Interesse der Vielfalt der Kunst und Kultur unserer Stadt zu übernehmen. Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Berger. Ich erteile es ihm. (GR Mag. Thomas Reindl - erheitert in Richtung des ans Rednerpult tretenden GR Stefan Berger -: Nicht ordinär werden! Mach keinen Eppinger!)

 

20.23.47

GR Stefan Berger (FPÖ)|: Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich werde mich kürzer halten können als meine Frau Kollegin Matiasek, weil sie schon sehr, sehr viel Richtiges vorweggenommen hat.

 

Was ich schon festhalten möchte: Ich war bei der letzten Sitzung des Kulturausschusses zwar nicht mit dabei, aber die Schilderungen haben selbst mich überrascht. Bekanntermaßen ist es um die Transparenz bei sämtlichen Geschäftsstücken ja nicht allzu gut bestellt.

 

Es wird dann immer wieder auf Nachfragen verwiesen. Allerdings gestaltet sich das im Ausschuss mittlerweile durchaus auch sehr, sehr schwierig. Die Antworten sind eher pampig bis unfreundlich bis sehr wenig informativ. Wie es auch schon Frau Kollegin Matiasek angesprochen hat, wird einem gewissermaßen eigentlich seine demokratische Rolle aberkannt, meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere der Regierungsfraktionen.

 

Opposition bedeutet Kontrolle. Insofern verstehe ich auch die Dünnhäutigkeit nicht, insbesondere auch in der Rolle des Vorsitzenden. Es ist nun einmal so, dass man in einer Demokratie einen gewissen Diskurs führt. Dass man hier nicht immer derselben Meinung ist, liegt gewissermaßen in der Natur der Sache.

 

Ich möchte aber an dieser Stelle auch wieder insbesondere darauf hinweisen, hier von sich aus und auch gegenüber den politischen Entscheidungsträgern für volle Information zu sorgen.

 

Das, was wir in den vergangenen Jahren sehr wohl und vermehrt auch immer wieder beim Volkstheater gesehen haben, ist, dass hier offenbar - die gewissen Kennzahlen bringen es ja schwarz auf weiß - schon am Publikum vorbeiproduziert wurde. Auch den Spielplan habe ich immer wieder durchgesehen und durchgeforstet. Ein paar Beispiele wurden heute schon genannt. Wenn ich mich an gewissen Gruppen oder an gewissen Communities orientiere - im vorigen Jahr hat es beispielsweise so eine Trans Week gegeben -, dann brauch ich mich halt unterm Strich

 

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