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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 23.02.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 64

 

Dominik Nepp, MA: 50! - GR Mag. Manfred Juraczka: Oder 70!) Das bedeutet, begrünen, aufbrechen von Asphalt und Abkühlung müssen oberste Priorität haben, und hier bietet der U-Bahn-Bau einfach eine doppelte Chance für den Klimaschutz, nicht nur unter der Erde, sondern auch ober der Erde. Zwei Spuren reichen, denn das schafft sehr viel Platz für Bäume und für Menschen. Das gilt es, jetzt zu planen, damit es nicht am Ende heißt, unten hui, oben pfui. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Zur Herangehensweise: Wir wollen, dass die Menschen und ihre Bedürfnisse, dass der Klimaschutz und die Klimawandelanpassung in den Mittelpunkt gestellt werden. So haben wir in unserem Vorschlag nicht geschaut, wie man die Bäume um die Fahrbahn positionieren kann, sondern tatsächlich, wie man die Fahrbahn so positionieren kann, dass möglichst viel Grün und möglichst viel Platz für Menschen entsteht. Ein paar Highlights aus den Vorschlägen, was wirklich alles möglich wäre: Plus 358 Bäume, 2 breite, gemütliche Radwege, auf denen man in beide Richtungen fahren kann, ein zusätzlicher Park und Aufenthaltsflächen, plus 8.000 m² an Grünflächen, also von einer Asphaltpiste wirklich zu einer Prachtstraße. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Wie geht das und wie ist das auch realistisch möglich? Zukünftig werden unter der Zweierlinie nicht nur eine, sondern zwei U-Bahn-Linien fahren. Das vervielfacht die Kapazität des Personenverkehrs. Heute sind in der Spitzenstunde auf der Zweierlinie ungefähr 2.800 Personen im Auto unterwegs, nicht bei der Baustelle, sondern an der Kreuzung Lerchenfelder Straße. (StR Dominik Nepp, MA: Lauter schlechte Menschen!) Das sind ungefähr dreieinhalb U-Bahn-Züge, so viele Leute fahren jetzt in einer Stunde auf der Zweierlinie. In der U-Bahn haben selbst auf den Sitzplätzen leicht sieben Mal so viele Personen Platz. (GR Anton Mahdalik: Wo sollen die alle hinfahren?) Schon heute ist seit der Pandemie der Verkehr fast um die Hälfte zurückgegangen, und unsere gemeinsamen und auch Ihre Ziele sagen, ja, Sie wollen minus 50 Prozent beim Verkehr. Das heißt auch, weniger Platz für den Autoverkehr. (StR Dominik Nepp, MA: Warum? Wenn ich dem einen etwas wegnehme, heißt das nicht, dass der andere was bekommt!)

 

Was wäre aus unserer Sicht für die Zweierlinie an Prioritäten wichtig? Erstens die Klimaanpassung, das heißt, große Bäume sollen gegen Hitzeinseln wirken. Wir wollen eine grüne Lunge für den 8. Bezirk erreichen. Wenn man wirklich ordentlich eingreift, ist es möglich, mehr Bäume, als heute in allen Straßen des 8. Bezirks stehen, zu pflanzen, mehr Bäume als im Rathauspark. Mit einer richtigen Verbindung des Rathausparks und der grünen Lunge Zweierlinie könnte man wirklich Hitzeinseln und Tropennächten im 8. Bezirk entgegenwirken. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Jetzt wird es oft heißen: Na, da ist ja die U-Bahn, da kann man keine Bäume pflanzen. Auch das ist nicht richtig. Bereits der Magistrat Wien hat in der Praterstraße schon Bäume auf der U-Bahn geplant, in der klimasensiblen Planung für die Praterstraße, die Sie leider zurückgestellt haben. Hier ist eine neue Chance, wir können auch auf einer U-Bahn Bäume pflanzen, und es wird auch notwendig sein, wenn wir der Klimakrise wirklich entgegentreten wollen. In der Studie finden Sie, wie das geht und internationale Bespiele, wo das schon passiert ist. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Im Verkehr - ich habe es schon angesprochen -: Minus 50 Prozent im Verkehr ist ja das Ziel für 2030. Jetzt haben wir gehört, die Baustelle wird 2027 übergeben, dann für die Oberfläche. Das heißt, das ist der ideale Zeitpunkt. Wenn das dann fertig ist, dann werden wir ja schon minus 50 Prozent im Verkehr haben. Das heißt, wir wollen diese Chance auch für eine massive Umverteilung der Flächen nutzen, von heute über die Hälfte des Platzes für den Autoverkehr auf danach ein Fünftel von heute. Wenn Sie hier aus dem Rathaus schauen, finden Sie vom Rathaus bis zur Fassade im 8. Bezirk 14 verschiedene Autospuren zum Fahren und Parken von Autos. Unser Ziel ist es: Zwei Spuren reichen, eine Spur in die eine Richtung, eine Spur in die andere Richtung, und wo es nötig ist, eine Abbiegespur. Das ermöglicht natürlich auch viel Platz für anderes, zum Flanieren, für Querungen, für breite Radwege, für barrierefreie Querungen.

 

Was kann man mit diesem vielen Platz noch machen? Kleine aufeinanderfolgende Zonen, die für Menschen von jung bis alt Platz bieten. Gerade im sehr dicht verbauten 8. Bezirk, der wenig Grünflächen hat, könnte man hier viele Möglichkeiten schaffen: kleine Parks, Spielräume, Gastronomie. Die Zweierlinie kann von einer Asphaltpiste, einem Ort, wo man sich heute eigentlich nicht aufhalten will, weil der Verkehrslärm so groß ist, wirklich zu einem urbanen Treffpunkt für die Bevölkerung werden.

 

Umverteilung: Heute haben wir für den Autoverkehr 54 Prozent, es wäre möglich, auf 19 Prozent zurückzukommen. Grünflächen haben wir heute 16 Prozent, die könnte man auf 27 Prozent, um fast ein Drittel vergrößern. Der Radverkehr hat heute diese schmalen hingepickten Radwege auf 3 Prozent, das kann man auf 7 Prozent erhöhen, und das Highlight, zum Gehen, zum Aufenthalt, für Spiel kann man fast auf die Hälfte des Platzes kommen.

 

Jetzt haben wir alle die mediale Debatte erlebt. Die SPÖ möchte natürlich ungern über diese Pläne reden, weil das ein Spaltpilz innerhalb der SPÖ ist. Manche wollen progressiv sein, manche wollen zurück in die Vergangenheit. Momentan regiert leider Gottes oftmals noch die Vergangenheit. Uns wird vorgeworfen, zuerst hat es geheißen, es gibt noch keine Pläne, und es ist viel zu früh. Dann hat man gesagt, warum habt ihr es nicht schon vor fünf Jahren gemacht. Ist es zu früh, ist es zu spät? - Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Es ist früh genug, die großen Weichen zu stellen, und man sieht auch jetzt, was alles möglich ist, man sieht, wie der Verkehr auch bei einer massiven Reduktion des Verkehrs, wie wir sie heute haben, abgewickelt werden kann. Wir wollen, dass die Stadt Wien diese Chance nicht verschläft, dass wir nicht Jahrzehnte später teuer sanieren. Deshalb noch einmal der Appell: Klimaschutz braucht Mut und Vision. Die Jahrhundertchance der Zweierlinie gilt es jetzt zu nutzen. Ich bin an der Debatte, die wir ja anstoßen wollen, sehr interessiert und bin schon auf Ihre Vorschläge gespannt. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

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