«  1  »

 

Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 103

 

Wir haben das mittlerweile schon in mehreren Sitzungen immer wieder angesprochen. Leider Gottes scheint man hier irgendwie ein bisschen beratungsresistent oder auch resistent gegenüber Kritik zu sein. Es ist ja auch so, dass sehr, sehr viele Vorstellungen nicht mehr auf großer Bühne stattfinden, sondern irgendwo in der Roten Bar, in der Dunkelkammer und in irgendwelchen kleineren Nebenräumlichkeiten, wo ja gerade einmal eine Handvoll oder ein Dutzend Besucher Platz finden können.

 

Jetzt kann man bei jemandem, der nicht von öffentlichen Geldern abhängig ist oder das zu seinem Privatvergnügen macht, grundsätzlich sagen: Ja, es ist halt so. Das ist halt dessen beziehungsweise deren Schicksal. Dem ist aber nicht so, meine Damen und Herren. Ich darf hier vielleicht ein paar Zahlen anführen.

 

Vor rund drei Jahren hat das Volkstheater bei uns hier im Rathaus einen Förderantrag gestellt, nämlich mit dem Förderzweck „Modernes Theater schaffen“. Das steht da tatsächlich drinnen. Die bekommen allein von der Stadt Wien 27 Millionen EUR für 3 Jahre. Insgesamt mit dem Bund zusammen sind das rund 15,8 Millionen EUR pro Jahr. Da ist aber nicht das Volkstheater in den Bezirken dabei. Dafür gibt es zusätzlich seitens der Stadt Wien noch einmal 800.000 EUR.

 

Das Volkstheater hat seitens der Stadt Wien im Jahr 2016 einen Sanierungszuschuss von immerhin 12 Millionen EUR erhalten. Vielleicht kann mich die Frau Stadträtin da korrigieren, aber ich glaube, auch das haben wir uns mit dem Bund geteilt. Das heißt, das Volkstheater hat die doppelte Summe an sanierungsfinanziellen Mitteln erhalten. Zusätzlich zu diesen beschlossenen Sanierungsmitteln haben wir dann auf Grund der Preisentwicklung - sozusagen als Corona-Hilfe - seitens der Stadt Wien vor ein paar Monaten noch einmal 1 Million EUR zusätzlich zugeschossen. Auch der Bund hat hier noch einmal entsprechend zugeschossen. Im Jahr 2020 gab es auf Grund der finanziellen Schieflage seitens der Stadt Wien noch einmal eine zusätzliche Subvention von 2 Millionen EUR.

 

Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man schon aus betrieblichen Gründen offensichtlich nicht imstande ist, aus Kartenerlösen entsprechend zu leben, darf man sich für diese Fördersummen durchaus etwas erwarten. Da darf man sich durchaus erwarten, dass auch wirklich die große Bühne bespielt wird und nicht in irgendwelchen Neben- und Dunkelkammern operiert, herumgegaukelt oder gespielt wird. Ja, entsprechend dem Förderzweck darf man sich auch Theater erwarten.

 

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist leider Gottes auch etwas, wovon im Volkstheater nicht mehr allzu viel stattfindet. Ganz aktuell ist dieser Tage, dass ja auch einem verurteilten Kriminellen dort die Bühne geboten wird. Sie werden es alle wissen. Es ist der Herr Hessenthaler, und bevor dann irgendein Nachredner von der SPÖ herauskommt und glaubt, dass ich gegenüber dem Herrn auf Grund irgendwelcher Videoproduktionen irgendwelche Befindlichkeiten hätte: Nein, der Typ ist mir prinzipiell relativ wurscht, aber ich sehe nicht ein, dass hier aus öffentlichen Mitteln de facto vieles stattfindet, viel politische Spielwiese aufbereitet wird, aber das, was eigentlich als Förderzweck drinnensteht, nämlich wörtlich „Theater schaffen“, mittlerweile sehr, sehr wenig Platz findet, meine sehr geehrten Damen und Herren.

 

Das gegenüber den Betreibern beziehungsweise der Leitung festzustellen und festzuhalten, meine sehr geehrten Damen und Herren - vielleicht hat auch die Frau Stadträtin eine kurze Minute Zeit, mir zumindest eines ihrer beiden Ohren zu schenken -, erwarten wir uns zugegebenermaßen auch von Ihnen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wir sehen es nämlich nicht ein, dass hier offensichtlich mit öffentlichen Fördergeldern irgendeine Litigation-PR für - wie gesagt - irgendwelche verurteilten Häfenbrüder veranstaltet wird.

 

Wenn Sie uns schon nicht glauben, meine sehr geehrten Damen und Herren und insbesondere Frau Stadträtin - Sie sind doch sicher auch eine, die immer wieder Kultur- und Theaterkritiken liest - habe ich Ihnen etwas mitgebracht. Und zwar gibt es da einen sehr, sehr renommierten und anerkannten Kulturjournalisten in Österreich, einen Kulturkritiker, einen gewissen Herrn Sichrovsky, der auch nicht zwingend einer ist, der im Verdacht steht, den Freiheitlichen besonders nahezustehen. Er steht auch unserer Partei immer durchaus relativ kritisch gegenüber und hat seine ersten journalistischen Schritte bei der „Arbeiter-Zeitung“ gemacht, die bekanntlich auch nicht unbedingt das freiheitliche Zentralorgan war.

 

Aber selbst der hat aber in einem Artikel in der letzten Ausgabe des „News“ sehr, sehr klare Worte gefunden. Ich darf daraus ein paar Zeilen zitieren, meine sehr geehrten Damen und Herren und auch Frau Stadträtin. Ich gehe ohnehin davon aus, dass sie es gelesen haben. Er schreibt hier nämlich Bezug nehmend auf das Volkstheater: „Das Haus, dies ist hinzuzufügen, fasst nach jahrzehntelangem Rückbau aktuell etwa 700 Besucher. Eröffnet wurde es 1889 mit 1900 Plätzen. Neben dem zentralen Haupthaus betreibt das Volkstheater noch eine Bezirkstournee durch kleinere Säle,“ - und so weiter, und so fort „die hinsichtlich der Zuschauerzahl“ - wie ich bereits auch erwähnt habe - „zu vernachlässigen sind. Während nun die Staatsoper vor Besuchern birst, die Josefstadt wieder vorpandemischen Zulauf meldet und selbst das Burgtheater zögernde Erfolgstendenz zeigt, bleibt das Volkstheater, das große Haus im April an 14 von 30 Tagen geschlossen“, meine sehr geehrten Damen und Herren. „Die 16 verbleibenden Abende im großen Haus verteilen sich auf 2 Popkonzerte, 1 Gastspiel des Kabarettisten Josef Hader, 3 Auftritte der Choreografin Florentina Holzinger, die Verleihung der Amadeus Awards sowie ganze 9 Abende in Befolgung des Gesetzesauftrages, selbsthergestelltes Theater an das Publikum zu bringen. Bleiben 8von 30 Abenden, an denen das Volkstheater seine Subvention abdient.“

 

Weiter schreibt er: „Fast immer ist dabei der oberste Rang geschlossen, womit ein Drittel der Plätze gar nicht in den Verkauf gelangt.“ Dann führt er noch an, was sonst so dort stattfindet. Dort findet die „Fellner-Lesung“ statt, die „Schmid-Protokolle“ werden verlesen. Ja, er weist durchaus auch zu Recht - wie gesagt, ich habe gegenüber dem Herrn keine persönlichen Befindlichkeiten - auf den Auftritt oder die Vorlesung oder die Interviews und Gespräche des Herrn Hessenthaler hin und schreibt da:

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular